Thüringer Kultusministerium Abiturprüfung 2000

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Thüringer Kultusministerium
Abiturprüfung 2000
Leistungsfach
Physik
(Haupttermin)
Arbeitszeit:
270 Minuten
Hilfsmittel:
Taschenrechner (nicht programmierbar, nicht grafikfähig)
Tafelwerk
Der Prüfungsteilnehmer wählt von den Aufgaben A1, A2 und A3 eine
und
von den Experimenten E1, E2 und E3 eines zur Bearbeitung aus.
Rechts neben jeder Teilaufgabe steht die für diese Teilaufgabe maximal
erreichbare Anzahl von Bewertungseinheiten (BE).
Öffnung am 05. Mai 2000
2
Aufgabe A1
1
In der Geschichte der Physik nehmen Atommodelle eine
bedeutende Rolle ein.
1.1
Beim rutherfordschen Atommodell nimmt man einen Kern an,
der Sitz der positiven Ladung und nahezu der gesamten
Atommasse ist.
1.1.1 Skizzieren Sie den prinzipiellen Versuchsaufbau des
rutherfordschen Streuversuches! Erläutern Sie, wie Rutherford
aus den Versuchsergebnissen auf sein Atommodell schloss!
6 BE
1.1.2 In großer Entfernung vom Kern haben α -Teilchen die kinetische
Energie Ekin = 8,0 MeV. Berechnen Sie, wie nahe diese α Teilchen einem Goldkern kommen, wenn sie von diesem unter
einem Winkel von γ =180° reflektiert werden!
3 BE
1.2
Ein weiteres Modell ist das bohrsche Atommodell.
1.2.1 Nennen Sie die Grundannahmen dieses Modells!
4 BE
1.2.2 Wie jedes Modell widerspiegelt das bohrsche Atommodell die
objektive Realität nur teilweise.
Nennen Sie je zwei Sachverhalte für die Anwendbarkeit und für
die Grenzen dieses Modells!
4 BE
1.3
Die Abbildung zeigt
einen Ausschnitt aus
dem
Energieniveauschema eines Wasserstoffatoms.
3
1.3.1 Geben Sie für diesen Ausschnitt die Anzahl der möglichen
Emissionslinien an!
2 BE
1.3.2 Berechnen Sie die Frequenz des Lichtes, das beim Übergang
vom zweiten zum ersten Energieniveau emittiert wird!
3 BE
1.4
Das bohrsche Atommodell lässt sich auch auf einfach ionisiertes
Helium (He+) anwenden. Für die Gesamtenergie auf der n-ten
Bahn gilt:
E n = −13,6 eV ⋅
Z2
n
2
(Z ... Kernladungszahl).
1.4.1 Berechnen Sie die Energie, die dem Heliumion mindestens
zuzuführen ist, um es aus dem Grundzustand vollständig zu
ionisieren!
2 BE
1.4.2 Um aus einem Heliumatom ein einfach ionisiertes Heliumion
He+ zu erzeugen, wird die Ionisierungsenergie EIon = 24,5 eV
benötigt. Erklären Sie qualitativ den Unterschied zwischen den
Ionisierungsenergien des Heliumions und des Heliumatoms!
2 BE
1.5
Myonen sind Elementarteilchen, die eine Elementarladung
tragen. Ihre Ruhemasse entspricht der Ruhemasse von 207
Elektronen. Wenn sie eine geringe kinetische Energie besitzen,
können sie von Atomkernen eingefangen werden. Für die
Gesamtenergie des Myons auf der n-ten Bahn gilt:
En = −
Z2 ⋅ e4 ⋅ mµ
8 ⋅ ε 02 ⋅ h 2
⋅
1
n
2
.
1.5.1 Berechnen Sie die Energien für die drei niedrigsten
Energieniveaus des Myons, wenn es von einem Berylliumkern
eingefangen wurde und stellen Sie diese in einem Energieniveauschema maßstäblich grafisch dar!
3 BE
4
1.5.2 Vergleichen Sie die Wellenlängen des Übergangs von n = 2 auf
n = 1 für das Wasserstoffatom und das Berylliumatom mit
eingefangenem Myon. Geben Sie für die Übergänge den
Spektralbereich an!
3 BE
2
Ein Pfennig mit einem Durchmesser von 17 mm liegt auf einem
Tisch und wird durch eine Lupe mit einer Brennweite von
+30 mm beobachtet. Das Bild ist dabei 51 mm groß.
2.1 Leiten Sie die Abbildungsgleichung für dünne Sammellinsen
her!
3 BE
2.2
Konstruieren Sie die Abbildung mit Hilfe der drei Hauptstrahlen!
Beschreiben Sie Ihre Konstruktion!
Hinweis: Bei der Konstruktion werden nur gegebene Größen
verwendet.
4 BE
2.3
Berechnen Sie die Bildweite und die Gegenstandsweite!
3 BE
2.4
Nennen Sie die Eigenschaften des Bildes!
3 BE
5
Aufgabe A2
1
Eine Wärmekraftmaschine durchläuft den in der Abbildung
dargestellten Kreisprozess. Als Arbeitsmittel wird ein
einatomiges ideales Gas der Stoffmenge n = 0,10 mol verwendet.
Die Zustandsänderung von 1 nach 2 verläuft isotherm bei der
Temperatur T1 = 1600 K. Der Anfangsdruck ist p1 = 400 kPa.
Für V2 gilt: V2 = 2 ⋅ V1
1.1
Ermitteln Sie für die Zustände 1, 2 und 3 die Größen p, V und T!
Fassen Sie Ihre Ergebnisse in Form einer Tabelle zusammen!
4 BE
1.2
Berechnen Sie die während eines Umlaufs von der Maschine
abgegebene Nutzarbeit!
5 BE
1.3
Berechnen Sie die Wärme, die während eines Umlaufs dem
idealen Gas zugeführt wird.
Ergebnis: Q = 1921 J
4 BE
6
1.4
Berechnen Sie den thermischen Wirkungsgrad der
Wärmekraftmaschine!
2 BE
1.5
Die Wärmekraftmaschine wird mit einem Generator gekoppelt.
Berechnen Sie die Anzahl der Umdrehungen der Wärmekraftmaschine je Minute, wenn der Generator die Leistung P = 5,0
kW
3 BE
bei dem Wirkungsgrad η = 0,72 abgibt!
2
Kinetische Gastheorie
2.1
In einem Hohlwürfel mit dem Volumen V befindet sich eine
Mischung aus zwei idealen Gasen bei der Temperatur T. Jedes
Gas hat die Teilchenzahl N. Die relativen Atommassen der
beiden Gase sind Ar1 und Ar2 .
2.1.1 Begründen Sie, dass die durch beide Gase hervorgerufenen
Teildrücke gleich sind!
3 BE
2.1.2 Leiten Sie das Verhältnis der
Geschwindigkeiten der Teilchen
Abhängigkeit
von den relativen Atommassen her!
3 BE
mittleren quadratischen
der beiden Gase in
2.1.3 Berechnen Sie den Druck auf die Behälterwände, wenn folgende
Größen bekannt sind:
N = 1,50 . 1021
T = 288 K
V = 2,50 . 10-3 m3
3
Zur Bestimmung der Induktivität einer Spule gibt es
verschiedene Möglichkeiten.
3.1
Bei einer ersten Methode wird die Abhängigkeit der Stromstärke
von der Frequenz untersucht. Dazu werden eine Spule, ein
Kondensator bekannter Kapazität und ein Stromstärkemessgerät
in Reihe geschaltet. Als Spannungsquelle wird ein durchstimmbarer
Frequenzgenerator
mit
konstanter
Ausgangsspannung verwendet. Folgende Daten sind bekannt:
Kapazität des Kondensators:
C = 2,6 µF
ohmscher Widerstand der Spule: RSp. = 10 Ω
Spannung am Frequenzgenerator: U = 10 V
2 BE
7
Bei der Untersuchung der Abhängigkeit der Stromstärke von der
Frequenz wurden folgende Messwerte ermittelt:
f in Hz
100,0
350,0
450,0
490,0
493,5
497,0
550,0
600,0
800,0
I in mA
39,10
114,0
400,0
985,0
1000
985,0
348,0
89,90
62,60
3.1.1 Zeichnen Sie den Schaltplan für den Versuchsaufbau!
2 BE
3.1.2 Stellen Sie die Stromstärke in Abhängigkeit von der Frequenz
grafisch dar!
Interpretieren Sie dieses Diagramm!
5 BE
3.1.3 Bestimmen Sie die Induktivität der Spule!
3.2
Die nachfolgende zweite Methode basiert auf der
Spannungsmessung im Gleichstromkreis. Sie eignet sich zur
Bestimmung der Induktivität für Spulen mit sehr kleinem
ohmschen Widerstand.
Dabei wird folgende Schaltung verwendet:
4 BE
8
Hinweise:
Dioden haben in Durchlassrichtung einen verschwindend
kleinen ohmschen Widerstand, in Sperrrichtung einen sehr
großen.
Der Innenwiderstand des verwendeten Spannungsmessgerätes ist
sehr groß.
3.2.1 Nach dem Schließen des Schalters fließt der Strom I = 450 mA.
Begründen Sie, dass der Kondensator noch nicht geladen wird!
2 BE
3.2.2 Einige Zeit nach dem Öffnen des Schalters S zeigt das
Spannungsmessgerät eine konstante Spannung an.
Erklären Sie unter Beachtung der Polarität, warum der
Kondensator aufgeladen wird!
3 BE
3.2.3 Berechnen Sie die Induktivität der Spule unter Vernachlässigung
des ohmschen Widerstandes der Spule, wenn das
Spannungsmessgerät die Spannung Uc = 8,20 V anzeigt!
Der Kondensator hat eine Kapazität von C = 250 µF.
3 BE
9
Aufgabe A3
1
Im homogenen Feld eines Plattenkondensators befindet sich ein
Fadenpendel (siehe Abbildung). Der Pendelkörper wird als
Massepunkt mit der Masse m, der die Probeladung +q trägt,
angenommen. Der Faden ist masselos. Die Aufhängung des
Pendels befindet sich genau im Schnittpunkt der
Raumdiagonalen des Kondensatorinnenraumes.
Die Pendellänge l genügt der
d
Bedingung l < .
2
Die Probeladung befindet sich
in jeder möglichen Stellung im
homogenen elektrischen Feld
des Kondensators. Die Pendelanordnung hat keinen Einfluß
auf die Homogenität des
Kondensatorfeldes.
Die
Reibung wird vernachlässigt.
1.1
Zeigen Sie, dass der Pendelkörper nach einer Auslenkung aus
dieser Ruhelage von α ≤ 4° im Allgemeinen auch bei angelegter
Spannung am Kondensator harmonisch schwingt!
5 BE
1.2
Leiten Sie für diesen Fall eine Gleichung zur Berechnung der
Schwingungsdauer her!
l
Ergebnis: z. B. T = 2 ⋅ π ⋅
g − aE
3 BE
1.3
1.4
Interpretieren Sie die in 1.2 hergeleitete Gleichung!
Führen Sie eine Fallunterscheidung durch!
Folgende Größen beschreiben näherungsweise einen Spezialfall,
der näher untersucht werden soll.
Pendelmasse
m = 1,00 g
Probeladung
Plattenabstand
Kondensatorspannung
Pendellänge
+ q = 5,89 ⋅ 10 − 4 C
d = 6,00 cm
U = 1,00 V
l = 2,50 cm
4 BE
10
1.4.1 Der Pendelkörper wird um α = 90° aus der Ruhelage ausgelenkt
m
und mit der Anfangsgeschwindigkeit v o = 0,10 senkrecht nach
s
unten geworfen.
Beschreiben Sie die Bewegung des Körpers für diesen
Spezialfall!
Begründen Sie Ihre Aussagen!
4 BE
1.4.2 Berechnen Sie für diesen Spezialfall die Zeit, in der der
Pendelkörper erstmals seine Ausgangslage wieder erreicht!
2 BE
2
Röntgenstrahlung mit der Wellenlänge λ0 trifft auf einen
Streukörper aus Graphit. Mit einem um den Streukörper
schwenkbaren Detektor wird die Intensität der gestreuten
Röntgenquanten in Abhängigkeit von der Wellenlänge λ
registriert (siehe Abbildung).
Unter dem Winkel ϕ = 0° beobachtet man nur die Wellenlänge
λ0 des einfallenden Quants.
Wird der Winkel ϕ größer als Null, beobachtet man außerdem
Quanten mit der größeren Wellenlänge λ' .
λ´, λ0
Streukörper
Das Auftreten von Quanten der Wellenlänge λ0 nach der
Wechselwirkung mit dem Streukörper wird nicht weiter
betrachtet.
2.1
Erläutern Sie das Zustandekommen der Quanten mit der
Wellenlänge λ' !
4 BE
11
2.2
Die Berechnung der Wellenlänge λ' erfolgt nach der Gleichung
λ′ = λ 0 + ∆λ .
h
⋅ (1 − cos ϕ) .
Für die Änderung der Wellenlänge gilt: ∆λ =
m 0e ⋅ c
Interpretieren Sie die Gleichung für ∆λ !
4 BE
2.3
Begründen Sie, warum der Effekt bei der Verwendung von
sichtbarem Licht nur sehr schwer nachweisbar ist!
2 BE
2.4
Ein Röntgenquant mit der Wellenlänge λ0 trifft auf ein ruhendes
Elektron und wird unter dem Winkel ϕ = 60° gestreut. Die
Wellenlänge des gestreuten Quants beträgt λ′ = 3,0 ⋅ 10 −12 m .
2.4.1 Leiten Sie die Gleichung für den Impuls eines Photons in
Abhängigkeit von dessen Wellenlänge aus p = m ⋅ v her!
3 BE
2.4.2 Berechnen Sie den Impuls des gestreuten Quants!
3 BE
2.4.3 Ermitteln Sie die Wellenlänge λ0 des Röntgenquants und seinen
Impuls vor der Wechselwirkung!
5 BE
2.4.4 Stellen Sie die Impulse der Quanten maßstabsgerecht in einem
Impulsdiagramm dar!
Entnehmen Sie dem Diagramm den Betrag des Impulses des
gestreuten Elektrons und den Winkel, unter dem sich das
Elektron nach der Wechselwirkung in Bezug auf die
Einfallsrichtung des Röntgenquants bewegt!
6 BE
12
Experiment E1
Bestimmen Sie mit Hilfe der gegebenen Apparatur die unbekannte
Masse mx !
Folgende Geräte und Hilfsmittel stehen zur Verfügung:
- Feste Rolle
- Faden
- Stativmaterial
- Lineal
- Stoppuhr
- Massenstück mit m = 100 g
Das Protokoll soll enthalten:
-
Vorbetrachtungen und Beschreibung der Versuchsdurchführung
Messprotokoll
Auswertung
Fehlerbetrachtung
15 BE
13
Experiment E2
Bestimmen Sie die Wärmekapazität des vorgegebenen Kalorimeters!
Folgende Geräte und Hilfsmittel stehen zur Verfügung:
- Kalorimeter
- Thermometer
- Messzylinder
- kaltes und heißes Wasser
- Rührer
Das Protokoll soll enthalten:
-
Vorbetrachtungen und Beschreibung der Versuchsdurchführung
Messprotokoll
Auswertung
Fehlerbetrachtung
15 BE
Experiment E3
Bestimmen Sie, welche Bauelemente sich in den beiden vorgegebenen
“black boxes” befinden!
Bestimmen Sie die jeweilige charakteristische Größe!
In jeder der beiden “black boxes” können sich entweder ein ohmsches
Bauelement, ein Kondensator oder eine Spule befinden.
Folgende Geräte und Hilfsmittel stehen zur Verfügung:
- zwei “black boxes”
- zwei Schülervielfachmessgeräte
- ein Schülerstromversorgungsgerät mit Gleich- und
Wechselspannungsausgang
- Verbindungsleiter
Das Protokoll soll enthalten:
-
Vorbetrachtungen und Beschreibung der Versuchsdurchführung
Messprotokoll
Auswertung
Fehlerbetrachtung
15 BE
14
Thüringer Kultusministerium
Abiturprüfung 2000
Physik
als Leistungsfach
(Haupttermin)
Hinweise zur Vorbereitung der Experimente
Alle Experimente sind vom Lehrer vor der Prüfung auszuprobieren.
15
Von den folgenden Experimenten E1, E2 und E3 wählt der
Prüfungsteilnehmer eines zur Bearbeitung aus:
E1 Bestimmen Sie mit Hilfe
gegebenen
Apparatur
unbekannte Masse mx!
der
die
E2
Bestimmen Sie die Wärmekapazität des vorgegebenen Kalorimeters!
E3
Bestimmen Sie, welche Bauelemente sich in den beiden vorgegebenen
“black boxes” befinden!
Bestimmen Sie die jeweilige charakteristische Größe!
In jeder der beiden “black boxes” können sich entweder ein ohmsches
Bauelement, ein Kondensator oder eine Spule befinden.
Folgende Geräte und Hifsmittel sind bereit zu stellen:
Aufgabe
E1
-
Geräte und Hilfsmittel
Feste Rolle, die möglichst reibungsarm und leicht ist
stabiler Faden
Stativmaterial
Hakenkörper mit der Masse 100 g
Körper, für den die Masse zu bestimmen ist,
z.B.
E2
E3
Kreuzmuffe mit nur einer Schraube
- Lineal
- Stoppuhr
- Kalorimeter
- Thermometer
- Messzylinder
- kaltes und heißes Wasser
- Rührer
- zwei “black boxes”
- zwei Schülervielfachmessgeräte
- ein Schülerstromversorgungsgerät mit Gleich- und
Wechselspannungsausgang
- Verbindungsleiter
- Bauelemente: ohmsches Bauelement, Kondensator
z. B.: R = 100 Ω ; C = 4 µF
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