Untersuchung zum Nachweis onkogener Papillomaviren im

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Aus der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
der Universität zu Köln
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. Dr. med. h. c. K.-B. Hüttenbrink
Untersuchung zum Nachweis
onkogener Papillomaviren im Oropharynx
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Julia Walkenhorst
aus Bonn
promoviert am 18.05.2011
Druck und Bindung:
Alpha Copy, Bonn
Inh.: Monika Murmann
Meckenheimer Allee 178; 53115 Bonn
Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät zu Köln
2011
Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. Th. Krieg
1. Berichterstatter: Privatdozent Dr. med. S. F. Preuss
2. Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. rer. nat. Dr. h. c. H. Pfister
Erklärung:
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Dissertationsschrift ohne
unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen
Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt
übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Erstellung des
Manuskriptes habe ich Unterstützungsleistungen von Herrn Privatdozent Dr.
med. S. Preuss erhalten.
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit
nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe einer Promotionsberaterin/
eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder
unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im
Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertationsschrift stehen.
Die Dissertationsschrift wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland
in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.
Freiburg, den 31.08.2010
Julia Walkenhorst
Die dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten der Polymerasekettenreaktion
(PCR) wurden von Herrn O. Siefer und nach entsprechender Anleitung durch
Herrn O. Siefer von mir selbst im Labor des Jean-Uhrmacher-Instituts in Köln
erhoben.
Die Tonsillektomie-Präparate sind nach operativer Entfernung der Tonsillen
durch den jeweiligen ärztlichen Mitarbeiter der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der
Universität zu Köln von mir selbst aus dem Frischgewebe gewonnen worden.
Die Virustypisierungen sind im Institut für Virologie der Universität zu Köln von
Herrn Dr. Sönke Weißenborn und seinen Mitarbeitern durchgeführt worden.
Die Fragebögen wurden von mir ausgewertet.
Die statistischen Ergebnisse dieser Arbeit sind von mir selbst mit Hilfe des
Statistikprogrammes SPSS erarbeitet worden.
Danksagung
Ich möchte mich bei allen bedanken, die zur Fertigstellung dieser Arbeit
beigetragen haben.
Mein ganz besonderer Dank geht an Herrn Universitätsprofessor Dr. med. J. P.
Klußmann, der die Idee zu dieser Arbeit hatte, mir das Thema überließ und der
den experimentellen Teil dieser Arbeit begleitet und unterstützt hat. Vielen Dank
für die zahlreichen Anregungen und die freundliche Überlassung von Literatur.
Herrn Privatdozent Dr. med. S. F. Preuss danke ich für die Übernahme der
Betreuung gegen Ende der Arbeit und für die Korrektur des Manuskriptes. Ich
danke ihm auch für all die Ratschläge, die zum Abschluss der Arbeit geführt
haben.
Herrn Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h.c. K. B. Hüttenbrink möchte ich dafür
danken, dass er mir als Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität zu
Köln den Abschluss der Dissertationsschrift ermöglichte, die unter seinem
Vorgänger Dr. med. em. E. Stennert begonnen wurde.
Herrn O. Siefer danke ich sehr für die ständige und geduldige Unterstützung
und Hilfe bei der Anfertigung der PCRs. Bei allen labortechnischen Fragen
stand er mir mit Rat und Tat zur Seite.
Herrn Dr. rer. nat. S. Weissenborn und seinem Team im Institut für Virologie der
Universität zu Köln danke ich für die Virustypisierungen.
Allen Mitarbeiter/Innen der Poliklinik der Hals-Nasen-Ohren-Universitätsklinik
Köln danke ich für die freundliche Unterstützung bei der Probengewinnung und
Rekrutierung der Probanden.
Meinem Mann Herrn Dr. med. M. Schricker danke ich von ganzem Herzen für
seine unermüdliche Geduld, für die fachliche sowie emotionale Unterstützung,
für die Hilfe bei der statistischen Auswertung und Formatierung und nicht zuletzt
dafür, dass er immer an mich und die Fertigstellung dieser Arbeit geglaubt hat,
auch als ich es manches Mal nicht mehr tat. Er ist maßgeblich daran beteiligt,
dass diese Arbeit nun endlich abgeschlossen werden konnte.
Meinen Eltern Herrn B. Walkenhorst und Frau G. Hampel danke ich herzlichst
für all ihre liebevolle Unterstützung während meines Studiums und dieser
Arbeit. Ohne sie wäre ich niemals soweit gekommen. Meinem Vater danke ich
für die grammatikalische und orthographische Korrektur.
für
Markus, Maximilian und meine Eltern
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Grundlagen ........................................................................................ 5 1.1 1.2 Humane Papillomaviren ................................................................ 5 1.1.1
Einteilung ................................................................................ 6 1.1.2 Epidemiologie und Prävalenz von HPV-Infektionen ................ 7 1.1.3 Virale Onkoproteine .............................................................. 10 1.1.4 Physikalischer Status der HPV-DNA..................................... 12 1.1.5 Nachweis von Papillomainfektionen...................................... 14 Plattenepithelkarzinome des Kopf-Hals-Bereichs ....................... 15 1.2.1 Inzidenz und Epidemiologie .................................................. 15 1.2.2 Karzinogenese und Klinik ..................................................... 16 1.2.3 Humane Papillomaviren in Tumoren des Kopf-HalsBereichs ................................................................................ 18 1.2.4 Therapie und Prognose ........................................................ 18 1.2.5 HPV- Infektion als prognostischer Faktor in OropharynxKarzinomen ........................................................................... 19 1.3 Cervixkarzinom und HPV ............................................................ 21 1.3.1 Prävalenz und Epidemiologie ............................................... 22 1.3.1.1 Prävalenz onkogener HPV bei Cervixkarzinomen ...... 25 1.3.1.2 Prävalenz onkogener HPV bei unauffälligem
Cervixabstrich ............................................................. 26 1.4 2 1.3.2 Klinik, Therapie und Prognose .............................................. 27 1.3.3 Prophylaxe durch Impfung .................................................... 31 Fragestellung .............................................................................. 32 Material und Methoden.................................................................... 33 2.1 Patienten / Klinische Daten ......................................................... 33 2.2 Probenbehandlung ...................................................................... 34 2.3 Materialien für die PCR ............................................................... 34 2.3.1 Chemikalien .......................................................................... 34 2.3.2 Enzyme und Proteine ............................................................ 34 2.3.3 Oligonukleotide ..................................................................... 35 2.3.3 Gebrauchsfertige Reagenziensysteme und Chemikalien ..... 35 2.3.5 Puffer und Lösungen............................................................. 36 2.3.6 Software und Laborgeräte .................................................... 36 1
Inhaltsverzeichnis
Die Polymerasekettenreaktion (PCR).......................................... 37 2.4 2.4.1 Methoden der PCR ............................................................... 37 2.4.2 Durchführung der PCR ......................................................... 38 2.4.2.1 ß-Globin-Gen-PCR ..................................................... 38 2.4.2.2 Nested-PCR mit A5/A10- und A6/A8-Primern ............. 40 2.4.2.3 GP5+/GP6+-PCR ....................................................... 42 2.4.3 DNA-Sequenzierung ............................................................. 43 2.4.4 Agarosegelelektrophorese .................................................... 44 2.5 3 Statistische Analyse .................................................................... 44 Ergebnisse ....................................................................................... 45 3.1
3.2 Deskriptive Statistik des Patientenkollektivs ......................... 45
Prävalenz onkogener HPV im Oropharynx bei Patienten
ohne Tumorerkrankung ............................................................. 46 3.2.1 Nachweis onkogener HPV aus Mundspülungen ................... 49 3.2.2 Nachweis onkogener HPV in Abstrichen aus der
Tonsillenloge ......................................................................... 50 3.2.2.1 Nachweis onkogener HPV aus Biopsien..................... 51 3.3 4 Untersuchungen zu Risikofaktoren für die HPV-Infektion............ 52 Diskussion ....................................................................................... 56 4.1 4.2 Methodenkritische Diskussion ..................................................... 56 4.1.1 Untersuchungsgut ................................................................. 56 4.1.2 Fragebogenerhebung ........................................................... 56 4.1.3 Nachweisverfahren ............................................................... 57 Prävalenz onkogener HPV im Oropharynx bei Patienten
mit und ohne Tumorerkrankung .................................................. 58 4.3 Diskussion der untersuchten Risikofaktoren …………..………….61 4.4 Vergleichbarkeit verschiedener Methoden zur Detektion
onkogener HPV .......................................................................... 64 5 Zusammenfassung .......................................................................... 66 6 Literatur ............................................................................................ 68 7
Tabellenverzeichnis ........................................................................ 77
8
Abbildungsverzeichnis ................................................................... 78
9 Anhang ............................................................................................. 79 10 Lebenslauf........................................................................................ 89
2
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
bp
Basenpaare
CIN
Cervikale intraepitheliale Neoplasie
CT
Computertomographie
DNA
Desoxyribonukleinsäure
EGF(R)
Epidermal Groth Factor (Receptor)
E-ORF
open reading frames
FIGO
Fédération Internationale de Gynécologie et d'
Obstétrique
(F)ISH
(Fluoreszenz-) in-situ-Hybridisierung
GADPH
Glyceraldehyd-3-Phosphat-Dehydrogenase
HIV
Human Immunodeficiency Virus
HPV
humane Papillomaviren
HR-HPV
High-Risiko-HPV
LCR
long control region
LR-HPV
Low-Risk-HPV
ml
Milliliter
mRNA
messenger-Ribonukleinsäure
MRT
Magnetresonanztomographie
PCR
Polymerase-Chain-Reaction
Rb
Retinoblastomprotein
RFLP
Restiktions-Fragment-Längen-Polymorphismus
rpm
rounds per minute
TMN
Klassifikation maligner Tumoren nach UICC
SIL
Squamous intraepithelial lesion
URR
Upper regulatory region
VLP
Virus Like Particles
Z.n.
Zustand nach
5-JÜR
5-Jahres-Überlebensrate
3
4
Grundlagen
1
Grundlagen
1.1
Humane Papillomaviren
Papillomaviren gehören der Familie der Papovaviren an, deren Proteinhülle
die Form eines Ikosaeders hat und aus 72 Kapsomeren besteht. Das
Fehlen einer lipidhaltigen Membran ist allen Humanen Papillomaviren
gemeinsam. Diese Tatsache erklärt die hohe Resistenz der Viren
gegenüber Fettlösungsmitteln wie z.B. Äther.
Im Kapsid der Viren findet man eine zirkuläre Doppelstrang-DNA, die aus
ca. 8000 Basenpaaren besteht (15). Das Genom kann in drei Einheiten
unterteilt werden, die E-ORFs (= open reading frames; offene Leseraster),
die L-ORFs und die LCR (= long control region). Jede ORF ist in der Lage,
spezifische mRNA (messenger RNA) zu bilden, die den genetischen Code
für die Bildung viraler Proteine enthält. Insgesamt existieren 8 frühe („early“,
„E“) ORFs und 2 späte („late“, „L“) ORFs. Sie werden mit E1-E8 und L1-L2
benannt. Die E-ORF E1-E8 codieren aktive virale Proteine, die in der
Wirtszelle zur Produktion neuer Virus-DNA zuständig sind. Das Protein E2
z.B. ist für die Regulation der viralen Transkription zuständig, E1 mit E2
zusammen steuert den viralen Replikationszyklus und E5-E7 induziert die
Zellproliferation der Wirtszellen.
Die
L-ORFs
L1-L2
codieren
virale
Kapsidproteine,
die
auch
als
Strukturproteine bezeichnet werden können.
In der Familie der Humanen Papillomaviren gibt es eine Vielzahl von
Genotypen.
Diese Genotypen unterscheiden sich in ihren stark ausgeprägten
Oberflächenantigen, die sich in der Sequenz der L1-Proteine befindet. Bis
zum heutigen Zeitpunkt sind bereits über 100 Subtypen bekannt.
Allen Papillomaviren gemeinsam ist jedoch die Antigen-Struktur, die sich im
Inneren des Virus befindet und durch das Aufbrechen der Virione entdeckt
werden konnte (17).
Die LCR- Einheiten steuern die Genexpression und die DNA-Replikation.
Sie liegen zwischen dem Ende der späten und dem erneuten Beginn der
frühen Leseraster (ORF).
5
Grundlagen
Abb.1: Genomorganisation von HPV-16
Die Heterogenität der Viren-Typen wurde mittels in-situ-Hybridisierung
(ISH) festgestellt, wobei hier die unterschiedlichen Sequenzen der L1Proteine bedeutsam sind. Als Definitionskriterium für einen neuen Genotyp
wurde festgelegt, das er weniger als 90% Sequenzhomologie zu anderen
Typen aufweisen darf, während sich Subtypen und Variationen von
Genotypen per definitionem in 90 bis 98% genetisch gleichen.
Wie bereits oben erwähnt, gibt es in der Familie der Humanen
Papillomaviren mehr als 100 unterschiedliche Genotypen. Die Nomenklatur
dieser Unterteilung besteht aus der fortlaufenden Nummerierung (z.B.
HPV5; HPV16, HPV 31, u.s.w).
1.1.1
Einteilung
Die diversen Genotypen der Humanen Papillomaviren lassen sich
untereinander durch ihre verschiedenen Eigenschaften unterscheiden. So
gelten unter anderem der Tropismus und die Affinität zu verschiedenen
Geweben als wichtiges Merkmal. Hier lassen sich drei Gruppen festhalten:
eine mukokutane Gruppe (HPV 1-4 u.a.), eine Epidermodysplasieassoziierte Gruppe (HPV 5, 8, 9 u.a.) und eine Schleimhaut-assoziierte
(anogenital, oral, obere Atemwege) Gruppe (HPV 6, 11, 16, 18, 31, 33 u.a.).
Außerdem werden HPV-Genotypen auf Grund des unterschiedlichen
malignen Potentials gruppiert.
6
Grundlagen
High-Risk-HPV (HR-HPV) stehen den niedrig malignen Papillomaviren
(Low-Risk, LR-HPV) gegenüber. Unter den HR-HPV-Typen spielen die
Genotypen HPV 16, 18 und 31 die größte Rolle, aber auch 35, 39, 45, 51,
52, 56, 58, 59, 68, 73 und 82 werden zu dieser Gruppe der Papillomaviren
gezählt (86). Diese HR-HPV-Typen werden auf Grund ihres malignen,
dysplastischen Potentials auch als onkogene HPV bezeichnet.
1.1.2
Epidemiologie und Prävalenz von HPV-Infektionen
Das Humane Papillomavirus ist ein ubiquitär vorkommendes Virus mit
einem hohen Durchseuchungsgrad in der Bevölkerung. Zielzelle der
Humanen
Papillomaviren
ist
die
Epithelzelle,
vor
allem
das
Schleimhautepithel. Allerdings können auch andere Körperregionen von
HPV infiziert werden. Der Umfang an klinischen Manifestationen ist sehr
vielgestaltig. Die meisten HPV-Infektionen verlaufen klinisch inapparent,
andere gehen mit der Entwicklung von benignen Warzen z.B. an den
Händen, Füßen oder im Gesicht, seltener mit einer Epidermodysplasia
verruciformis einher, wiederum andere HPVs sind mit malignen Karzinomen
unterschiedlichster Lokalisation assoziiert.
Viele Humane Papillomaviren infizieren die Zellen der Schleimhäute.
In den letzen Jahren wurde ein Hauptaugenmerk auf HPV-Infektionen der
genitalen Schleimhaut gelegt, führend war hier die Erforschung von HPVassoziierten Karzinomen der Cervix uteri.
Daneben sind jedoch auch andere Lokalisationen von Bedeutung, so z.B.
Mundschleimhaut, Ösophagus, Larynx, Trachea, Konjunktiven und die
Haut.
Der
Übertragungsweg
bei
der
genitalen
HPV-Infektion
ist
der
Geschlechtsverkehr, bei anderen Lokalisationen der HPV-Infektion ist der
Ansteckungsmechanismus weitaus manigfaltiger. So können die
sehr
umweltresistenten Viren durch Schmutz und Schmierinfektionen übertragen
werden, z.B. auf Fußböden in Schwimmbädern oder bei Handwarzen durch
die Berührung von Gegenständen. Auch besteht die Möglichkeit einer
direkten Ansteckung durch körperlichen Kontakt zu Virusinfizierten (40).
7
Grundlagen
Einen anderen Infektionsweg stellt die Übertragung der Papillomaviren aus
anogenitalen Läsionen auf die Schleimhäute des den Geburtskanal
passierenden Kindes dar. Die bei der Geburt übertragenen Papillomaviren
rufen beim Kind Larynx-Papillome hervor (25). Die spezifische Übertragung
von Humanen Papillomaviren ist bis heute in weiten Teilen unerforscht,
man kann aber davon ausgehen, dass Mikroläsionen an proliferierenden
Epithelien zu einer Infektion führen können. Zudem geht man davon aus,
dass der Ausbruch und das Ausmaß einer Infektion abhängig ist von der
Zahl der exponierten Zellen, deren Proliferationsstatus und der viralen
Dosis.
Fest
steht,
dass
im
Rahmen
einer
HPV-Infektion
verschiedene
Risikogruppen bestehen. Dazu zählen vor allem immunsupprimierte
Patienten und Schwangere. Zudem kann laut einer von Gonclaves et al.
geführten Studie angenommen werden, dass auf Grund einer bei Rauchern
verminderten IgA-Konzentration im Speichel sich die Rate der HPVInfektion erhöht (23); (5).
Die Voraussetzung für den viralen Lebenszyklus und für die Replikation ist
die Differenzierung der Wirtszelle. Aus diesem Grund war eine Anzüchtung
von HPV im Labor lange Zeit nicht möglich. Die Vermehrung der Viren
findet dann gekoppelt an den regulären Differenzierungsmechanismus der
Zelle statt.
Die HPV-Infektion kann sich in ihrer Art und ihrem Verlauf unterscheiden.
Man spricht hier von einer permissiven und einer persistierenden Form.
Die permissive Infektion ist durch einen vollständigen viralen Lebenszyklus
gekennzeichnet, bei dem es nach Erreichen der Zielzelle zu einer
Produktion viraler Proteine kommt, bei der die Infektion aber durch die
körpereigene Abwehr des Wirtsorganismus nach einiger Zeit zum Erliegen
kommt.
Die persistierende Infektion ist in der Regel durch eine sehr lange
Verweildauer der Viren im Wirtsorganismus charakterisiert, es kann sich
hierbei um Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte handeln. Das Ausmaß an
Produktivität solcher langfristigen viralen Infektionen konnte bis dato nicht
eindeutig definiert werden.
8
Grundlagen
Als sicher gilt allerdings, dass länger dauernde Persistenz Humaner
Papillomaviren im Wirtsorganismus das Risiko für maligne Tumoren
signifikant erhöht, da das Humane Papillomavirus – wie auch einige andere
DNA-Viren – die Regulationsmechanismen des Zellorganismus aufbrechen,
sich in den Proliferationszyklus der Zelle eingliedern und sich so ausbreiten
und vermehren können.
Histologisch kommt es bei Infektion sehr häufig zum zytopathogenen Effekt,
welcher lichtmikroskopisch durch aufgehelltes Zytoplasma und einen
pyknotischen Kern zu erkennen ist. Diese Zellen nennt man Koilozyten.
Was unter dem Mikroskop deutlich und rasch erkennbar ist, wird vom
Immunsystem
des
befallenen
Organismus
selbst
jedoch
wahrgenommen, so dass eine immunologische Abwehrreaktion
nicht
mit
Zellnekrosen und Entzündungsvorgängen ausbleibt. In einigen Fällen
kommt es nach der Infektion mit Humanen Papillomaviren zu gutartigen
Tumoren des Plattenepithels (z.B. Condylome, Warzen, Papillome), welche
jedoch größtenteils nach Jahren spontan ausheilen. Nur extrem selten
entarten diese Tumoren zu bösartigen Geschwüren.
Trotz - oder vielleicht auch auf Grund - der umfassenden Möglichkeiten zur
Detektion Humaner Papillomaviren ist die Beurteilung der Prävalenz von
HPV-Infektionen bis zum heutigen Zeitpunkt sehr schwierig, da sie extrem
abhängig vom untersuchten Kollektiv (Alter, Lebensgewohnheiten, etc.),
von der Art der Proben, von der Methode der Probengewinnung, von den
verwendeten Geräten und vom Protokoll, mit dem das Probenmaterial
weiterverarbeitet wurde, ist.
So stellten sich beispielsweise signifikant unterschiedliche Ergebnisse
heraus, wenn sich die Proben und die verwendeten Primer gleichen, sich
die Protokolle aber unterschieden. Auf Grund dieser Tatsache ist es nur
allzu verständlich, warum ein direkter Vergleich von Prävalenzen und
Studien schwierig ist.
Eine weitere Schwierigkeit in der Einschätzung von HPV-Infektionen stellt
die Studienplanung dar. Punktuntersuchungen machen die Differenzierung
zwischen transienten und persistierenden Infektionen und die Beurteilung
von Risikofaktoren für die Infektion schwierig.
9
Grundlagen
1.1.3
Virale Onkoproteine
Die Entstehung maligner Tumoren durch virusinduzierte Transformation
konnte durch die molekularbiologische Analyse der ablaufenden Prozesse
vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend aufgeklärt und
verstanden werden.
Wird eine körpereigene Zelle von einem Virus mit karzinogenem Potential
infiziert, so greifen virale Proteine (so genannte Onkoproteine) in den
zellulär geregelten Wachstumsmechanismus der Zelle ein und verändern
diesen. Hierzu gehören beispielsweise viral induzierte unkontrollierte
Zellteilungen, Blockade des Apoptose - Prozesses und der antiviralen
Erkennungs- und Schutzmechanismen.
Diese neuen Erkenntnisse auf molekularbiologischer Ebene ermöglichen
nicht nur ein profundes Verständnis für den Wachstumszyklus von Zellen,
sondern bieten zudem auch neue Perspektiven für molekularbiologische
Formen der Krebstherapie (42); (52); (60).
Bei der Expression der Papillomavirusgene spielen sowohl die viralen
Onkoproteine E6 und E7 als auch zelleigene Regulationsproteine wie das
Retinoblastomprotein (Rb) und p53-Protein, die zwei Hauptregulatoren des
zelleigenen Wachstumszyklus, eine große Rolle. Durch das komplexe
Zusammenspiel dieser Mechanismen wird die Expression karzinogener
Virusgene überhaupt erst ermöglicht.
Im gesunden Zellzyklus wird das Tumorsuppressorprotein p53-Protein
durch potentiell zellschädigende Ereignisse aktiviert, induziert daraufhin
Proteine (p21), die die Phosphorylierung des Retinoblastomproteins
inhibieren. Das Retinoblastomprotein ist in seiner unphosphorylierten Form
in der Lage, den Zellzyklus am Übergang der G1- in die S-Phase zu
arretieren, indem es Faktoren (E2F) bindet, die für die Einleitung der SPhase entscheidend sind. Somit kommt es zu einem Stillstand des
Teilungszyklus, bis eventuelle DNA-Schäden behoben sind.
Zudem verfügt das p53-Protein über die Fähigkeit, die Apoptose der Zelle
einzuleiten.
Die von HPV16 und HPV18 über das Onkoprotein E6 induzierte p53Degeneration führt zu Verlusten dieses zelleigenen Schutzmechanismus
und zur genetischen Instabilität der Zelle. Durch diese Instabilität kommt es
10
Grundlagen
gehäuft zu DNA-Mutationen, die den Grundstein für eine maligne Entartung
legen (51).
Darüber hinaus haben Untersuchungen ergeben, dass HPV-infizierte Zellen
eine
erhöhte
Aktivität
des
Enzyms
Telomerase
aufweisen.
Diese
Aktivitätserhöhung wird p53-unabhängig über E6 vermittelt und wirkt der
natürlichen,
altersabhängigen
Verkürzung
der
Telomere
im
Zellteilungszyklus entgegen, die zu einer eingeschränkten Teilungsfähigkeit
älterer Zellen führt (39).
Das Onkoprotein E7 inaktiviert das Retinoblastomprotein, indem es sich an
das Protein bindet und seine Halbwertszeit halbiert. Die arretierende
Funktion des Retinoblastomproteins im Zellteilungszyklus fällt weg und die
Synthese viraler DNA wird damit ermöglicht. Außerdem bindet E7 an ZyklinKinase-Inhibitoren, z.B. p21, dadurch kommt es zur Synthese von inaktivem
Retinoblastomprotein (20); (34).
Die Hauptfunktion des epidermalen Wachstumsfaktors (EGF) ist die
Förderung von Zellwachstum und -teilung, die Reparatur von Zellschäden,
die Kontrolle von Zellwanderungen innerhalb des umliegenden Gewebes
und
die
Angiogenese.
Überexpression
Überexpression
dieses
gilt
als
Bei
Krebszellen
jedoch
Wachstumsfaktors
zusätzliches
wird
häufig
beobachtet.
Malignitätskriterium
eine
Diese
gegenüber
Tumorzellen ohne EGFR-Überexprimierung. Bei dem HPV16-E5 Protein
konnte eine EGFR-Überexpression nachgewiesen werden (90); (9).
Das Vorkommen der beiden viralen Onkogene E6 und E7 führt zu einer
Störung der Choromsomenverteilung in einer Zelle während der Mitose, da
beide Onkogene in den geregelten Aufbau des Zentromerapparates
eingreifen. Hieraus resultieren Chromosomenbrüche und numerische
Chromosomenaberrationen, die wiederum zu genomischen Schäden und
zur Transformation der betroffenen Zellen beitragen können.
In der Folge kommt es gehäuft zur Integration des normalerweise episomal
gelegenen HPV-Genoms in die DNA der Wirtszelle (87).
11
Grundlagen
1.1.4
Physikalischer Status der HPV-DNA
Nach Regezi und Sciubba folgt die virale Infektion einer klassischen
Reihenfolge (63):
1.
Anhaftung des Virus an die Plasma-Membran der Zelle
2.
Eindringen in des Cytoplasma, entweder durch Pinozytose oder
durch Verschmelzung mit der Membran
3.
Das Virus befindet sich nun unbehüllt im Cytoplasma der Wirtszelle
4.
Replikation oder Synthese der HPV-DNA durch Stimulation der
zellulären DNA-Synthese
5.
Interaktion zwischen den produzierten viralen und den zelleigenen
Proteinen
6.
Abgeschlossene Synthese der viralen DNA mit oder ohne Tod
der Wirtszelle
Die virale DNA kann in der Zelle episomal oder in die DNA integriert
vorliegen. Es wurde festgestellt, dass die virale DNA meistens dann
episomal in der Zelle vorliegt, wenn es sich um gutartige Läsionen oder
Veränderungen handelt, eine Integration in die DNA der Wirtszelle jedoch
für eine maligne Entartung spricht. Als Beispiel kann man hier die zervikale
Dysplasie nennen, bei der mit zunehmendem Dysplasiegrad auch gehäuft
eine Integration der HPV-DNA nachweisbar ist (35).
Eine Studie von Das et al. untersuchte, ob die HPV-16 DNA in
präneoplastischen und neoplastischen Veränderungen der Cervix uteri in
das Wirtsgenom integriert ist oder nicht. Die Unterscheidung zwischen
episomaler und integrierter DNA erfolgte durch Nachweis eines E2spezifischen Fragmentes, fehlender Nachweis des E2-Genabschnittes ist
mit Integration der Virus- DNA gleichzusetzen (11).
Neben den Proteinen E6 und E7 werden von dem HPV auch die Proteine
E1 und E2 exprimiert, welche im Gegensatz zu den transformierend
wirkenden Proteinen E6 und E7 die DNA-Replikation und Genexpression
regulieren (88). Die Expression von E6 und E7 wird über einen Promotor,
den URR-Abschnitt von E2 reguliert, jedoch kommt es bei der Integration
der viralen DNA in die humane DNA in vielen Fällen zu einem Bruch des
E2-Leserahmens bei erhaltener URR-Einheit. Die Folge hiervon ist eine
12
Grundlagen
Überexpression der Onkoproteine E6 und E7 (33). Neben dieser
Überexpression kann es durch die chromosomale Instabilität der Zelle
jedoch auch zu einer Unterbrechung des p53-Tumorsuppressorgens
kommen (86).
Abb. 2: FISH mit einer HPV16-spezifischen Sonde weist HPV16-DNA in jedem Zellkern
als punktförmiges Fluoreszenzsignal nach, typisches Muster für integrierte HPVDNA
Abb. 3: Dysplastische Zellen in einem HPV16-positiven Karzinom sind p16-positiv und
grenzen sich deutlich von nicht dysplastischen Zellen ab
13
Grundlagen
1.1.5
Die
Nachweis von Papillomainfektionen
meisten
kutanen
Infektionen
Humaner
Papillomaviren
(z.B.
Vulgärwarzen, Condyloma acuminata, u.s.w.) können durch ihre äußere
klinische Erscheinung diagnostiziert werden. Über viele Jahre hinweg
inapparent verlaufende, sogenannte persistente Schleimhautinfektionen
hingegen können überwiegend nur durch spezielle Labormethoden
nachgewiesen werden.
Die Möglichkeiten zur laborchemischen Detektion Humaner Papillomaviren
erlebte vor allem in den letzten 25 Jahren eine massive Weiterentwicklung.
Als Methoden zur Untersuchung von HPV-Infektionen stehen unter
anderem
Hybridisation
(z.B.
Southern
Blot,
in-situ-Hybridisation,
Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung), oder die Polymerase Chain Reaction
(PCR) zur Verfügung. Bei der PCR erfolgt der virale Nachweis nach der
DNA-Amplifikation, bei Hybridisierungs-Tests erfolgt der HPV-Nachweis
ohne vorherige DNA-Amplifikation.
Der Virusnachweis mittels PCR gelingt aus geringsten Mengen von
Ausgangsmaterial. Die PCR wird als eine semiquantitative Methode
bezeichnet, bei der sich in jedem PCR-Zyklus die Kopienzahl verdoppelt,
und diese Kopien wiederum im nächsten Zyklus erneut als Matrize
(„template“) dienen. Ein weiterer Vorteil der PCR gegenüber den
Hybridisierungsverfahren liegt in der Unabhängigkeit des physikalischen
DNA-Status. Die nachzuweisende Erreger-DNA kann hier also sowohl
episomal als auch integriert vorliegen. Dem Breitspektrum-HPV-Nachweis
steht die typenspezifische Testung gegenüber.
Die optische Darstellung der Virus-DNA nach PCR-Amplifikation kann
entweder durch Färbung der Agarosegele mit Ethidiumbromid oder durch
Markierung mit Biotin, Fluoreszin, Digoxigenin, sowie radioaktiven Sonden
erfolgen (32).
Die HPV-Typsierung kann auf verschiedene Arten erfolgen. Entweder
werden direkt typusspezifische Primer verwendet oder nach BreitspektrumPCR werden die HPV-Typen durch Hybridisierung mit typusspezifischen
Sonden analysiert (32). Alternativ können die Breitspektrum-PCR-Produkte
mittels
Restiktions-Fragment-Längen-Polymorphismus
oder Sequenzanalyse typisiert werden.
14
Analyse
(RFLP)
Grundlagen
Das Prinzip der PCR basiert auf der Amplifikation viraler DNA und dem
anschließenden Sichtbarmachen. Voraussetzung für den Ablauf der
Amplifikation ist die Anwesenheit sequenzspezifischer Primer, hitzestabiler
DNA-Polymerase sowie der Nukleosidtriphosphate von Adenin, Guanin
Thymin und Cytosin. Jeder PCR-Zyklus gliedert sich aus Denaturierung,
Primer-Anlagerung und DNA-Synthese. Es werden zwischen 33 und 45
Zyklen durchlaufen (65); (24).
1.2
Plattenepithelkarzinome des Kopf-Hals-Bereichs
Abb. 4: Anatomische Strukturen des Halses und der Nackenregion
1.2.1
Inzidenz und Epidemiologie
Bei Karzinomen im Bereich des Oro- und Larnygopharynx handelt es sich
fast ausschließlich um Plattenepithelkarzinome (95%), andere epitheliale
und
mesenchymale
Neoplasien
Chondrosarkome)
in
dieser
Kehlkopfkarzinom
ist
der
(z.B.
Adenokarzinome,
Lokalisation
häufigste
sind
bösartige
sehr
Tumor
Fibro-
und
selten.
Das
des
oberen
Aerodigestivtraktes. Es handelt sich um eine Erkrankung mit jährlich
15
Grundlagen
500.000 Erstdiagnosen, 77.000 davon allein in Europa. Prozentual machen
sie 5% aller neu auftretenden Malignome aus (57). Der Altersgipfel der
Erkrankung liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Männer sind
weitaus häufiger betroffen als Frauen, das Verhältnis liegt bei etwa 9:1. Aus
einem im Jahr 2000 veröffentlichten Artikel der Deutschen Gesellschaft für
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde geht hervor, dass bösartige Erkrankungen
der Kopf-Hals-Region die 6. Stelle der Häufigkeiten aller durch Malignome
verursachten Todesfälle darstellen (4). Die Morbidität dieser Karzinome
liegt etwa doppelt so hoch wie deren Mortalität. Bei Patienten unter 40
Jahren ist das Oropharynxkarzinom selten und geht mit einer schlechteren
Prognose einher. Frauen erkranken häufiger in jungen Jahren und haben
eine bessere Prognose (77). Bezogen auf die Entstehung dieser Karzinome
zeigen
neue
Studien
und
umfangreiche
Metaanalysen,
dass
es
verschiedene Entitäten gibt: einige Tumoren mit HPV-Ätiologie und einen
weitaus größeren Teil, der mit den klassischen Risikofaktoren und weiteren
zellulären Veränderungen assoziiert ist (86). Als klassische Risikofaktoren
für
die
Entstehung
von
Kopf-Hals-Karzinomen
gelten
heute
Zigarettenrauchen und Alkoholabusus, sowie der Konsum von Kautabak als
gesichert.
Die Region des Oropharynx umschließt die unteren Seitenwände
(Gaumentonsillen und -bögen, Glossotonsillarfurche) der Vorderwand
(Zungengrund einschließlich Valleculae und linguale Epiglottisfläche), der
Hinterwand (Rachenhinterwand) sowie der oberen Wand (Vorderfläche des
weichen Gaumens einschließlich Uvula), nach dorsal reicht die Region vom
Niveau des Gaumensegels nach kaudal bis zum Zungenbein (21).
1.2.2
Karzinogenese und Klinik
Bei der Entstehung des Oropharynxkarzinoms kann ein multifaktorieller
Prozess angenommen werden. Familiäre Disposition, hormonelle Einflüsse
und Vitaminmangel
als endogene Geschehen genauso wie exogene
Faktoren wie Tabakrauchen, Alkoholkonsum und eine Vielzahl gewerblicher
Noxen (Ruß, Teer, Nickel, Hitze, Asbest) können als wichtige Risiken
angenommen werden (84). Dennoch gibt es eine Gruppe von Patienten,
bei denen diese Risikofaktoren nicht vorliegen. In Karzinomen dieser
16
Grundlagen
Patientengruppe
wurden
überdurchschnittlich
häufig
Humane
Papillomaviren – vor allem HR-HPV 16 oder 18 – nachgewiesen.
Die Symptome des Oropharynxkarzinoms sind in Abhängigkeit der genauen
Lokalisation unterschiedlich ausgeprägt.
Betroffene
Patienten
Schluckbeschwerden
oder
klagen
häufig
Halsschmerzen,
über
die
zum
Globusgefühl,
Teil
ins
Ohr
ausstrahlen, im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Foetor ex ore, Blut im
Speichel oder Rhinolalie kommen (77).
Diagnostiziert werden Oropharynxkarzinome durch gründliche Inspektion
und Palpation, kombiniert mit einer Probeexzision. Bildgebende Verfahren
wie die Sonographie, das CT und das MRT spielen vor allem in der
präoperativen Ausbreitungsdiagnostik eine wichtige Rolle.
Die empfohlene Probeexzision mit histologischer Untersuchung erlaubt
neben der Sicherung des Befundes zusätzlich auch eine Therapieplanung
(38).
Abb. 5: Plattenepithelkarzinom des Oropharynx, HE-Färbung, 200-fache
Vergrößerung
17
Grundlagen
1.2.3
Als
Humane Papillomaviren in Tumoren des Kopf-Hals-Bereichs
gesicherte
Auslöser
von
Kopf-Hals-Tumoren
gelten
Humane
Papillomaviren bei der Entstehung von juvelinen Papillomatosen, hierfür
sind die HPV Typen 6 und 11 verantwortlich, die zu den Niedrig-RisikoTypen gezählt werden. Auch bei der Entstehung von invertierten
Papillomen der Nasenhaupthöhle oder von benignen Epithelhyperplasien
der Mundhöhle spielen Humane Papillomaviren eine entscheidende Rolle.
(40). Bei der Suche nach HPV, die an der Entstehung maligner Tumoren
des
Kopf-Hals-Bereiches
unterschiedliche
beteiligt
Ergebnisse.
sind,
Ein
ergaben
Grund
Studien
hierfür
zunächst
scheinen
die
unterschiedlichen Nachweismethoden zu sein. Nach Metaanalyse von
diversen PCR-basierten Studien fand sich eine Prävalenz von 53 % für
High-risk-HPV-Typen in Tonsillenkarzinomen, durch eine hochsensitive InSitu-Hybridisierungstechnik
(FISH)
konnte
sogar
bei
56
%
der
Oropharynxkarzinome HPV-16-DNA nachgewiesen werden (41).
Es handelt sich in den meisten Fällen um HPV-Typ 16 (90 %), seltener um
HPV 18 oder HPV 33 (22); (43).
1.2.4
Therapie und Prognose
Die wirksamste Behandlungsmöglichkeit des Oropharynxkarzinoms ist die
radikale Operation möglicherweise in Kombination mit Strahlentherapie. Der
Funktionserhalt umliegender Organe kann bei ausgedehnten Tumoren oft
nicht mehr gewährleistet werden. Auf Grund der frühen lymphogenen
Metastasierung der Oropharynxkarzinome wird die Indikation zur NeckDissektion in aller Regel großzügig gestellt. Meistens erfolgt primär die
Operation mit anschließender postoperativer Bestrahlung (21).
Trotz multimodaler verbesserter Therapiemethoden hat sich die Prognose
der Kopf-Hals-Karzinome in den letzen 30 Jahren leider nicht wesentlich
verbessert (16). Entscheidend für den Erfolg der Behandlung ist neben
radikaler Entfernung des Primärtumors die Mitbehandlung der regionären
Lymphabflußgebiete. Bei ca. der Hälfte aller betroffenen Patienten liegt
bereits
eine
lokoregionäre
Metastasierung
vor
(67).
Mit
der
Induktionschemotherapie werden hohe Remissionsraten von 70-90%
erreicht. Verbesserte Überlebenszeiten konnten auch nach folgender
18
Grundlagen
radiochirurgischer Therapie bisher nicht belegt werden (21). Die günstigste
Prognose haben Tonsillenkarzinome im Stadium T1 mit einer 5-JÜR um die
90%, weitaus ungünstiger liegen die Zungengrundkarzinome. Sie haben mit
einer 5-JÜR von 60% bereits im T1-Stadium die schlechteste Prognose. Bei
ca. der Hälfte aller Fälle liegen bereits bei der Diagnosestellung
Lymphknotenmetastasen vor, die die 5-JÜR drastisch senken. Ungünstig
auf die Überlebensrate wirkt sich auch die Tatsache aus, dass bei einem
Großteil der Patienten der Tumor zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits
weit fortgeschritten ist und das umliegende Gewebe infiltriert.
Wie Tabelle 3 zeigt, wird die 5-JÜR vor allem anhand des Stadiums
abgeschätzt, welches mit Hilfe der TNM-Klassifikation in die Stadien I-IV
unterteilt wird.
Stadium 0
Tis
N0
M0
TNM-Stadium
5-JÜR in %
Stadium I
T1
N0
M0
Stadium I
75-90
Stadium II
T2
N0
M0
Stadium III
T1
N1
M0
Stadium II
40-70
T2
N1
M0
Stadium III
20-50
T3
N0/N1
M0
Stadium IV
10-30
T4
N0/N1
M0
jedes T
N2
M0
jedes T
N3
M0
jedes T
jedes N
M1
Stadium
IVa
Stadium
IVb
Stadium
IVc
Tab. 3: 5-JÜR bei Kopf-Halstumoren
nach UICC-Stadium (91)
Tab. 2: UICC-Stadiengruppierungen
des Oropharynxkarzinoms (91)
1.2.5
HPV- Infektion als prognostischer Faktor in Oropharynx-Karzinomen
Einen besonderen Stellenwert in der molekularbiologischen, klinischen und
prognostischen Abschätzung nehmen Oropharynx-Karzinome ein, denen
eine Infektion mit onkogenen humanen Papillomaviren zugrunde liegt (44).
Generell ist die Prognose von Oropharynx-Karzinomen als eher ungünstig
zu betrachten und hat sich trotz Fortschritten in Chirurgie, Chemotherapie
19
Grundlagen
und Bestrahlung in den letzten 25 Jahren kaum verbessert. Dennoch
konnte festgestellt werden, dass HPV-positive Karzinome mit einem
signifikant besseren Überleben vergesellschaftet sind als HPV-negative
Karzinome (64); (69); (71).
Es fällt auf, dass HPV-assoziierte Karzinome des Hals-Kopf-Bereichs
häufiger bei Patienten auftreten, die nicht rauchen und keine übermäßige
Alkoholexposition
aufweisen
als
bei
Patienten
mit
HPV-negativen
Karzinomen (64); (72).
Lindel begründet die Annahme für eine günstigere Prognose und bessere
5-Jahresüberlebensrate bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen unter
anderem
mit
einer
besseren
Strahlensensitivität
Karzinome (50).
Abb. 6: typisches Bild eines HPV-positiven Tonsillenkarzinoms
20
als
HPV-negative
Grundlagen
Abb. 7: Krankheitsfreies Überleben von Patienten mit HPV-positiven und HPVnegativen Oropharynxkarzinomen
1.3
Cervixkarzinom und HPV
Das Cervixkarzinom stellt eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen des
weiblichen Genitale dar, die Inzidenzen variieren weltweit zwischen 5
(Spanien) und 45 (Kolumbien) pro 100.000 Frauen pro Jahr. Durch eine
massive Verbesserung der Früherkennung ist die Inzidenz dieses
Karzinoms jedoch in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen.
Insgesamt liegt die Inzidenz des invasiven Cervixkarzinoms bei ca. 15
Fällen pro Jahr, bezogen auf 100.000 Frauen in Deutschland. Die Mortalität
ist im Laufe der Jahre von 7,8 % auf 6,1 % gesunken (3). 90% der
Cervixkarzinome sind Plattenepithelkarzinome, nur 5 % Adenokarzinome,
die restlichen 5% umfassen Mischtumore (61). Ätiologisch ist für die
Krebsentstehung eine Infektion mit High-risk-HPV (hauptsächlich die HPVTypen 16, 18, 31, 33, 45, 51, 52 und 56) unabdingbar. Kofaktoren wie
Langzeiteinnahme von oralen Kontrazeptiva und Zahl der Geburten wie
auch
beispielsweise
genetische
Veränderungen
oder
erworbene
Immunschwäche sind für die Tumorentstehung notwendig. Weitere
Risikofaktoren für die Entstehung des Cervixkarzinoms sind schlechte
21
Grundlagen
Genitalhygiene (auch des Sexualpartners), Multiparität, Immunsuppression
(z.B. HIV, Z.n. Transplantation), andere genitale Infektion, z.B. mit
Chlamydien oder Herpes simplex Typ 2, Mangel an Antioxidanzien und
Folsäure und das Zigarettenrauchen.
1.3.1
Prävalenz und Epidemiologie
Wie bereits oben erwähnt, ist die Einschätzung der Prävalenz von
zervikalen HPV-Infektionen sehr schwierig.
Fest steht jedoch, dass es einen Zusammenhang zwischen genitalen
Warzen, beziehungsweise einer Cervikalen intraepitheliale Neoplasie (CIN)
und dem Sexualverhalten, der Zahl der Geschlechtspartner, dem Alter beim
ersten Geschlechtsverkehrs und diversen anderen Faktoren gibt. Dieser
Zusammenhang ist auf die Infektion mit humanpathogenen Papillomaviren
zurückzuführen (36). Die genitale Infektion mit Humanen Papillomaviren
zählt weltweit zu den häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten, so
machen im Laufe des Lebens 70 % aller Menschen mindestens eine HPVInfektion durch. Der Altersgipfel für der Infektion liegt zwischen 20 und 30
Jahren (45). Ein wichtiger Kofaktor ist das Zigarettenrauchen (2). Auch
Drogen
wie
z.B.
Cannabis
und
Kokain,
sowie
immunsuppressive
Medikamente spielen eine Rolle. Der mögliche Zusammenhang zwischen
einer HPV-Infektion und der Einnahme oraler Kontrazeptiva ist nicht
eindeutig festzulegen, da mit der Einnahme oraler Kontrazeptiva häufig
auch die Zahl der Geschlechtspartner steigt. Einige Studien zeigen eine
Assoziation zwischen Hormoneinnahme und HPV-Infektion (54); (49),
andere schließen diese Assoziation aus (36); (75). Die Prävalenz für eine
solche Infektion variiert neben den oben genannten Faktoren auch mit dem
Alter, der Lebenssituation und dem kulturellen Hintergrund der untersuchten
Gruppe.
Die Prävalenz erlebt eine signifikante Zunahme bei Eintritt in die sexuelle
Aktivität und mit Zunahme der Anzahl der Sexualpartner. So wurden bei
Frauen mit einem normalen zytologischen Gebärmutterhalsbefund in 1,5%
der sexuell nicht aktiven Frauen und in 45% der sexuell aktiven Frauen
22
Grundlagen
Humane Papillomaviren entdeckt (82).
Ähnliche Ergebnisse lieferten
Aguilar/Lazcano-Ponce et al. auf männlicher Seite. Hier wurden bei
Männern ohne Geschlechtsverkehr keine Viren auf dem Penisepithel
entdeckt, wohingegen bei durchschnittlich 43% der sexuell aktiven Männer
HPV gefunden werden konnten (1). Der Gebrauch von Kondomen zeigte
eine hier keine signifikante Senkung der HPV Infektionsrate.
Es wird geschätzt, dass sich 80% aller Frauen und Männer während ihres
Lebens mit genitalen HPV infizieren. Die Infektion ist am häufigsten in den
Jahren nach Aufnahme sexueller Aktivität, die Prävalenz jedoch immer
noch 14,5% bei Frauen zwischen 30 und 34 Jahren und 3,8% in der
Altersgruppe von 55–60 Jahren (10); (92). Woodman et al. beobachteten
1075 15- bis 19-jährige Teenager 3 Jahre lang und lieferten mit dieser
longitudinalen Studie interessante Erkenntnisse über den Verlauf von HPV,
vor allem auch bei Teenagern. Von den untersuchten Mädchen infizierten
sich 44% mit Papillomaviren. Diese Ergebnisse lassen sich auch auf die
männliche Bevölkerung übertragen. 10% der Teenager infizierten sich mit
dem HR-HPV Typ 16 (92).
In einer anderen Studie von Elfgren et al.
wurden HPV-negative Frauen mit unauffälligem Krebsabstrich nach 5
Jahren erneut untersucht. Das Ergebnis zeigte, dass 67% der Frauen mit
einer HPV16-Infektion im Laufe dieser 5 Jahre HPV-negativ wurden,
hingegen 92% der mit anderen HPV-Typen infizierten Frauen keinen
erneuten HPV-Nachweis hatten (14).
Eine Vielzahl von weiteren Studien belegt die Annahme der sexuell
übertragenen HPV-Infektion. So hat z.B. eine von Oriel geführte Studie
ergeben, dass 64% der Geschlechtspartner von Menschen mit genitalen
Warzen ebenfalls solche entwickelten. Schneider fand bei 87% seiner
männlichen Probanden spezifische HPV-Typen oder -Subtypen, die auch
bei
deren
Partnerinnen
zu
finden
waren
(55).
Xi
und
Koutsky
veröffentlichten 1997 eine Studie, die zeigte, dass innerhalb eines Paares
spezifische Varianten von HPV16 gefunden werden konnten (93).
Unklarheit bei all diesen Untersuchungen herrscht jedoch darüber, welcher
der beiden Partner zuerst Träger des Virus war. Es kann davon
ausgegangen werden, dass die Prävalenz von HPV-Infektionen bei
23
Grundlagen
Männern ähnlich ist wie die der weiblichen Bevölkerung, jedoch ist die
Studienlage hier sehr begrenzt.
Betrachtet man das Auftreten des Cervixkarzinoms in der Gesellschaft, so
lässt sich - in Korrelation mit den oben genannten Faktoren - eine Häufung
in den unteren sozioökonomischen Schichten feststellen (37).
Die meisten HPV-Infektionen heilen nach 10-14 Monaten wieder aus und
bewirken keine Veränderung des Cervixepithels, nur eine über einen
längeren Zeitraum fortbestehende Infektion birgt das Risiko für prämaligne
oder gar maligne Veränderung von Cervix, Vagina oder Vulva (31). Die
spontane Remission der Effloreszenzen in Abhängigkeit vom Immunstatus
(z.B. nach Ende einer Schwangerschaft, nach dem Absetzen einer
immunsuppressiven Therapie o. ä.) zeigt den engen Zusammenhang
zwischen dem zellulären Immunsystem und dem klinischen Verlauf einer
HPV-Infektion.
Vorstufen des Cervixkarzinoms sind zunächst auf das Epithel begrenzt und
weisen noch keine Infiltration des darunterliegenden Stromas auf. Eine
Entdifferenzierung dieses Epithels wird dann als cervikale intraepitheliale
Neoplasie (CIN) oder Squamous intraepithelial lesion (SIL) bezeichnet und
in verschiedene Stadien eingeteilt. Alle Dysplasien können in ein invasives
Karzinom übergehen, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Grad der
Dysplasie steigt.
CIN I
leichte Dyplasie
mittelschwere Dysplasie
CIN II
Atypische Zellen reichen bis in höhere Schichten
Es treten vermehrt Zell- und Kernatypien sowie atypische Mukosaschichten
auf
schwere Dysplasie/ Carcinoma in situ
Atypische Veränderungen des gesamten Epithels. Seine Schichtung ist
CIN III
jedoch noch angedeutet erkennbar. Beim Karzinoma in situ ist jedoch die
Schichtung aufgehoben; es ist ein Karzinom, das die Basalmembran noch
nicht durchbrochen hat (obligate Präkanzerose)
Tab. 4: Klassifikation der Vorstadien des Cervixkarzinoms (74)
24
Grundlagen
1.3.1.1
Prävalenz onkogener HPV bei Cervixkarzinomen
Umfangreiche
Untersuchungen
über
den
Zusammenhang
zwischen
Cervixkarzinomen und der Infektion mit Papillomaviren haben ergeben,
dass vor allem die mukotropen HPV-Typen 16, 18, 31, 33, 45 und 56 nicht
nur maßgeblich an der Entstehung des Gebärmutterkrebses beteiligt sind,
sondern eine Infektion als eine notwendige Ursache bei der Entstehung
eines Cervixkarzinoms angesehen werden muss (59); (96). HPV-16,
beispielsweise, erhöht das Risiko für ein Cervix-Ca auf das 130-fache (53).
Es kann als gesichert gelten, dass eine persistierende Infektion mit
humanen Papillomviren eine Voraussetzung für die Entwicklung eines
Cervixkarzinoms
ist.
So
konnte
in
99,7%
von
924
invasiven
Cervixkarzinomen mittels PCR HPV-Genom nachgewiesen werden (85).
Dabei wird vermutet, dass in allen Fällen HPV an der Genese von
Karzinomen der Cervix beteiligt sind, die Untersuchungsergebnisse jedoch
bei einigen wenigen falsch negativ ausfallen. Dabei fanden sich HPV-16 in
ca. 60% und HPV-18 in ca. 10% der Cervixkarzinome. HPV-16 findet sich
insbesondere bei Plattenepithelkarzinomen der Cervix, während HPV-18
vor allem beim Adenokarzinom nachgewiesen werden kann (95).
Die
meisten
Cervixkarzinome
Transformationszone.
entstehen
Zytopathologisch
lassen
im
Bereich
der
sich
während
der
Entstehung dieser Karzinome schon bei deren Vorstufen typische
Veränderungen der Epithelzellen in Form von Koilozyten beobachten. Die
Koilozytose gilt als pathognomisch für eine Infektion mit humanen
Papillomaviren und bezeichnet eine morphologisch veränderte Zelle mit
perinukleärer Hofbildung und Kernheterochromasie.
25
Grundlagen
Abb. 8: Koilozyten in Papanicolaou-Abstrichen der Cervix uteri
Deutliche Verschiebung der Kern-Plasma-Relation zu Gunsten der Zellkerne,
im linken Bild sind zum Vergleich am oberen Rand normale Zellen sichtbar.
1.3.1.2
Prävalenz onkogener HPV bei unauffälligem Cervixabstrich
In Abhängigkeit von Faktoren wie Alter, Sozialschicht und Kulturkreis
variiert die Prävalenz einer genitalen HPV-Infektion zwischen 3 und 50 %.
Mit 70 % Gesamtlebenszeitprävalenz zählt die HPV-Infektion zu den
häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Der Altersgipfel liegt in der 3.
Lebensdekade (31) .
Die meisten HPV-Infektionen heilen spontan wieder aus (50-56 %). Das
Risiko der prämalignen oder malignen Entartung (CIN III, Carcinoma in situ)
entsteht bei einer Persistenz der Virusinfektion und tritt bei etwa 14 - 22%
auf. In diesen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Progression
bis hin zum invasiven Karzinom hoch (31).
In Deutschland liegt die Prävalenz einer HPV-Infektion bei etwa 6,5 - 8 %,
die Prävalenz einer HPV-assoziierten Erkrankung der Cervix uteri (CIN III
oder Cervixkarzinom) bei 2 - 3 % (31).
26
Grundlagen
Dysplasie
Definition
Prognose
(CIN= Cervikale
Intraepitheliale Neoplasie)
CIN I
Leichte Dyplasie
Spontane
= Pap III D
CIN II
Ausheilung
Mäßige Dysplasie
möglich
=Pap III D
CIN III
Schwere Dysplasie,
Therapiebedürftig
Carcinoma in situ
= Pap IV A
Tab. 5: Übersicht über CIN-Stadien (37)
1.3.2
Klinik, Therapie und Prognose
Sowohl die Therapie des Cervixkarzinoms und zervikaler Dysplasien als
auch ihre Prognose hängt vom jeweiligen Zeitpunkt der Diagnosestellung
ab.
Asymptomatische Frühfälle führen bei fortschreitendem Verlauf zu einer
drastischen Verschlechterung der Prognose.
Frühe Symptome eines Cervixkarzinoms können Kontaktblutungen, z.B.
postkoital oder abnorme azyklische Blutungen sowie veränderter Ausfluss
sein. Im weiteren Verlauf treten oftmals allgemeine Symptome einer
malignen Erkrankung wie Anämie oder Gewichtsverlust, Ödeme oder aber
Urämie, Ileussymptomatik, Stauung der Ureteren oder Neuralgien der
unteren Extremität auf (37); (74).
Die Therapie maligner oder prämaligner Läsionen der Cervix uteri muss
individuell angepasst, geplant und durchgeführt werden. Operative
Maßnahmen,
bei
fortgeschrittenen
Bestrahlung,
stehen
im
Befunden
Vordergrund,
kombiniert
möglicherweise
mit
einer
kann
eine
Chemotherapie die Erfolgschancen verbessern.
Zur
Behandlung
von
Präkanzerosen
stehen
destruktive
(z.B.
Laservaporisation oder Elektrokauterisierung) und exzidierende Verfahren
zur Verfügung. Der Verdacht einer Mikroinvasion oder Invasion schließt die
27
Grundlagen
destruierenden Verfahren aus, da hier eine histologische Sicherung nicht
möglich ist. Zur histologischen Abklärung oder bei bestehendem Verdacht
auf
Invasion,
makroskopisch
oder
kolposkopisch
nicht
komplett
einsehbaren Befunden, Ausdehnung der Dysplasie in den Cervixkanal,
durch Kürettage gesicherte Dysplasie der Endocervix oder Adenokarzinoma
in situ sollten exziedierende Verfahren zur Anwendung kommen. Hierzu
zählen die Konisation (mittels Laser, Messer oder elektrischer Schlinge), die
endocervicale Kürettage oder die Hysterektomie (31).
Die
therapeutische
Herangehensweise
bei
malignen,
invasiven
Cervixkarzinomen schließt die Ergebnisse des Stagings sowie die
individuelle Situation der Patientin ein (z.B. Fertilitätserhaltung), Unter- oder
Übertherapien gilt es zu vermeiden, ebenso Komorbiditäten.
Operative Therapie:
Im FIGO-Stadium IA1 wird die Konisation (fertilitätserhaltend) oder aber die
abdominale oder vaginale Hysterektomie ggfs. mit Entfernung der pelvinen
Lymphknoten empfohlen. In den Stadien FIGO IA2-IIb sollte eine radikale
Hysterektomie
mit
obligatorischer
pelviner
und
paraaortaler
Lymphnodektomie erfolgen (nach Wertheim-Meigs). Diese Operation kann
offen-chirurgisch
oder
aber
laparoskopisch-assistiert
erfolgen,
zur
Fertilitätserhaltung gibt es bei Tumoren, die kleiner als 2 cm sind die
Möglichkeit der radikalen vaginalen Trachelektomie. Hier wird nur ein Teil
der Cervix und der Parametrien entfernt, der Uterus selber und damit die
Fertilität bleiben erhalten. Große Studien zum onkologischen Risiko fehlen
bislang bei dieser Methode.
Im Stadium IVA nach FIGO sollte eine nach Ausschluss einer hämatogenen
Metastasierung die Becken-Exenteration diskutiert werden. Die Patientin
muss über eine hohe postoperative Mortalität, sowie schwere körperliche
und psychische Belastungen (Anus praeter, künstliche Harnableitung)
aufgeklärt werden (37); (74); (81).
Strahlentherapie:
Bei nicht-operablen Patientinnen kann die Strahlentherapie primär in sehr
frühen Stadien eingesetzt werden. Eine generelle Empfehlung für eine
28
Grundlagen
postoperative Nachbestrahlung existiert nicht, findet jedoch Anwendung,
wenn der Tumor durch die OP nicht vollständig entfernt werden konnte oder
bei inadäquater Lymphnodektomie. Bei fehlenden Kontraindikationen
verbessert eine Kombination aus Radiatio mit einer Cisplatin-haltigen
Chemotherapie die Heilungsergebnisse (26); (58).
Chemotherapie:
Um Cervixkarzinome bei fortgeschrittenem Stadium in einen operablen
Zustand zu bringen, kann eine neoadjuvante Chemotherapie versucht
werden, die intervallverkürzt (weniger als 14 Tage), dosisintensiviert und
platinhaltig sein sollte.
Die alleinige Chemotherapie ohne gleichzeitige Bestrahlung weist nach
aktueller Studienlage keinen klinischen Benefit auf (81).
Die Prognose des Cervixkarzinoms zeigt je nach herangezogener Studie
eine erhebliche Schwankungsbreite. Die mittlere 5-Jahresüberlebensrate
liegt im FIGO-Stadium I bei 80 %, im Stadium II bei 70%, im Stadium III bei
45 % und im Stadium IV bei 15 %.
Eine erste grobe Abschätzung der Prognose lässt die Tumorgröße zu. Die
Prognose verschlechtert sich, wenn sich der Tumor über die Grenzen der
Cervix uteri ausbreitet. Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit der
Metastasierung
mit
zunehmender
Tumorgröße,
wobei
prognostisch
zwischen lymphogener und hämatogener Metastasierung unterschieden
werden muss. Mit Einbruch in die Lymph-, vor allem aber der Blutgefäße
nimmt die 5-JÜR drastisch ab. Ohne Lymphgefäßeinbruch liegt sie mitunter
bei
85
%,
nach
lymphogenem
Befall
fällt
sie
auf
50
%.
Bei
Blutgefäßeinbruch beträgt sie sogar nur 30%, bei Nichtbefall hingegen ca.
80 % (74).
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über FIGO und TNMStadien, Häufigkeit der Diagnose und damit assoziierter ungefährer 5-JÜR.
29
Grundlagen
TNM
Häufigkeit
FIGO
TX
Primärtumor kann nicht beurteilt werden.
T0
Kein Anhalt für Primärtumor
Tis
0
Carcinoma in situ
T1
I
Karzinom ist streng auf die Cervix uteri begrenzt (die
Ausdehnung
auf
das
Corpus
uteri
bleibt
unberücksichtigt)
T1a
IA
Invasives Karzinom, das lediglich mikroskopisch
identifiziert wird. Die Invasion ist begrenzt auf eine
gemessene Stroma-Invasion mit einer Tiefe von < 5 mm
und einer Oberflächenausdehnung von < 7 mm.
T1a1
IA1
Gemessene Stroma-Invasion von < 3 mm in der Tiefe
und einer Oberflächenausdehnung von < 7 mm.
T1a2
IA2
Gemessene Stroma-Invasionstiefe > 3 mm und < 5 mm
bei einer Oberflächenausdehnung von < 7 mm.
T1b
IB
Klinisch erkennbare Läsionen, begrenzt auf die Cervix
uteri oder subklinische Läsionen mit größeren Maßen
als Stadium IA.
T1b1
IB1
Klinisch erkennbare Läsionen, < 4 cm.
T1b2
IB2
Klinisch erkennbare Läsionen > 4 cm.
T2
II
Cervixkarzinom infiltriert jenseits des Uterus, aber nicht
bis zur Beckenwand und nicht bis zum unteren Drittel
der Vagina
T2a
IIA
Ohne Infiltration des Parametriums. Infiltration der
oberen 2/3 der Vagina.
T2b
IIB
Mit Infiltration des Parametriums aber keine Ausbreitung
zur Beckenwand.
T3
III
Cervixkarzinom breitet sich bis zur Beckenwand aus
und befällt das untere Drittel der Vagina und verursacht
Hydronephrose oder stumme Niere.
T3a
IIIA
Tumor befällt unteres Drittel
Ausbreitung zur Beckenwand.
T3b
IIIB
Tumor breitet sich bis zur Beckenwand aus oder
verursacht Hydronephrose oder stumme Niere.
T4
IV
Tumor infiltriert Schleimhaut von Blase oder Rektum
und/oder überschreitet die Grenzen des kleinen
Beckens.
T4
IA
Ausbreitung auf angrenzende Organe des Beckens.
T4
IVB
Ausbreitung auf entfernte Organe (Fernmetastasen).
5-JÜR
100 %
Tab. 6: Stadieneinteilung des Cervixkarzinoms (37)
30
der
Vagina,
28 %
80-76%
37 %
70-55 %
30 %
45- 30 %
5%
15-7%
keine
Grundlagen
1.3.3
Prophylaxe durch Impfung
Durch sexuelle Abstinenz und das Verwenden von Kondomen lässt sich die
Infektion mit high-risk-HPV-Typen an der Cervix uteri verhindern. Neben
diesen Maßnahmen existiert nun auch erstmals die Möglichkeit einer
Impfung. Die Immunisierung schützt vor einer Infektion mit den High-riskTypen 16 und 18 und kann potentiell mindestens 70% der Cervixkarzinome
verhindern.
Durch das Fehlen von Tiermodellen gestaltete sich die Entwicklung eines
prophylaktischen
Impfstoffes
zunächst
schwierig.
Hinzu
kam
die
Schwierigkeit der In-vitro-Anzüchtung Humaner Papillomaviren.
Nach und nach wurden vergleichbare Tiermodelle sowie nicht-infektiöse
Virushüllen, sogenannte „virus like particles“ (VLP) hergestellt, die auf dem
HPV-Kapsidprotein L1 basieren. Es lagert sich zu leeren Viruspartikeln
zusammen und unterscheidet sich in Größe und Immunogenität nicht von
echten HPV-Viren, jedoch fehlt ihnen die onkogene Virus-DNA.
Es stellte sich heraus, dass es nach der Injektion solcher VLP zu einer
vermehrten Bildung von Antikörpern kommt, die eine manifeste HPVInfektion verhindern. Die L1-VLP-basierten Impfstoffe sind typenspezifisch,
somit besteht nach der Vakzination keine generelle Kreuzimmunität für die
diversen HPV-Typen (79).
In weiteren Studien wurde nun zunächst das Augenmerk auf einen HPV-16L1-VLP-Impfstoff gelegt. Es stellte sich heraus, dass dieser Impfstoff hoch
immunogen ist, die Titer der spezifischen HPV-16-Antikörper lagen um ca.
40mal höher als nach einer natürlich abgelaufenen Infektion mit HPV 16.
Nebenwirkungen nach der Impfung blieben aus. Nach 17,4 Monaten wurde
bei 41 von 2392 Frauen eine persistierende HPV-16-Infektion, bei 9 Frauen
eine HPV16-assoziierte CIN festgestellt, jedoch gehörten alle diese Frauen
ausschließlich der Placebogruppe an (28); (31).
Es folgte die Entwicklung eines bivalenten Impfstoffs („Cervarix“) gegen
HPV-16 und -18, der in einer doppelblinden, placebokontrollierten Phase-IIStudie an 1113 Frauen getestet wurde. Als Einschlusskriterien galten ein
HPV-negativer Status und eine unauffällige Cervixzytologie. Zu den
Zeitpunkten 0,1 und 6 Monaten wurden einer Gruppe 20 µg HPV-16 und 18-VLP sowie ein Adjuvans verabreicht, der Placebogruppe hingegen
31
Grundlagen
lediglich das Adjuvans. Nach Abschluss der Beobachtungszeit von maximal
27 Monaten konnte ein 91,6 %-iger Schutz gegen eine Erstinfektion mit
HPV-16 und -18 erreicht werden (27).
Die Firma Merck brachte den tetravalenten Impfstoff Gardasil gegen die
HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 auf den Markt. Dieser Impfstoff verspricht eine
Immunisierung gegen 70% aller Cervix-Karzinome und rund 90 % aller
Genitalwarzen. Das Impfschema war Tag 1, nach 2 und nach 6 Monaten,
der Beobachtungszeitraum betrug 2,5 Jahre. Insgesamt wurden 552 HPVnegative Frauen rekrutiert, von denen jeweils eine Gruppe Impfstoff oder
Placebo erhielt. Es konnte nachgewiesen werden, dass persistierende
Infektionen oder damit verbundene Erkrankungen um 90 % zurückgingen.
Obwohl nicht als primäres Studienziel definiert, zeigte sich, dass der
Impfstoff zu 100 % cervikale Präkanzerosen verhindert, die durch die HPVStämme 6, 11, 16 und 18 hervorgerufen werden (83).
1.4
Fragestellung
In der hier vorliegenden Arbeit soll das Auftreten einer klinisch inapparenten
HPV-Infektion im Mund-Rachen-Raum untersucht werden. Das hierbei
untersuchte
Kollektiv
ist
uneinheitlich,
es
besteht
aus
freiwilligen
Teilnehmern, die sich auf Grund unterschiedlicher Leiden oder als
Begleitpersonen in der Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der
Universität zu Köln eingefunden haben. Einziges Ausschlusskriterium für
die Teilnahme an der Studie ist ein maligner Befund im Mund-RachenRaum.
Anhand eines Fragebogens über Lebensgewohnheiten und Risikofaktoren
soll bei dieser Arbeit eine Analyse über Risikofaktoren im Zusammenhang
mit einer HPV-Infektion erhoben werden.
Gängige Verfahren zur Detektion onkogener HPV-Infektionen sollen
miteinander verglichen werden. Neben dem Abstrich aus der Tonsillenloge
wird bei allen Teilnehmern eine Mundspülung auf onkogene HPV
untersucht. Bei einigen Probanden kann Frischgewebe der Tonsillen
gewonnen und untersucht werden.
Allen
drei
Methoden
liegt
eine
32
HPV-Spezifische
PCR
zugrunde.
Material und Methoden
2
Material und Methoden
2.1
Patienten / Klinische Daten
In die Studie wurden Patienten und zum Teil deren Angehörige
eingeschlossen, die auf Grund unterschiedlichster Leiden die Poliklinik für
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Universität zu Köln aufsuchten.
Das wichtigste Ausschlusskriterium für die Teilnahme an der Studie waren
Tumorerkrankungen im Naso- und Oropharynx. Eine weitere Bedingung
war die Volljährigkeit. Vor Probenentnahme wurden alle Teilnehmer
aufgeklärt und um ihre schriftliche Einwilligung gebeten.
Die Abstriche wurden mit Hilfe von Cytobrush aus der linken und aus der
rechten Tonsillenloge gewonnen. Für die Mundspülung erhielten die
Teilnehmer ein 50 ml Röhrchen mit jeweils 10 ml isotonischer
Natriumchlorid-Lösung, mit der sie 60 Sekunden lang kräftig spülen sollten.
Die Biopsien wurden von Patienten der Klinik und Poliklinik für Hals-NasenOhren-Heilkunde gewonnen, die zu einer geplanten Tonsillektomie in die
Klinik aufgenommen waren. Sie wurden am Vortag der Operation aufgeklärt
und unterschrieben die Einverständniserklärung. Es wurden ebenfalls
Abstriche beider Tonsillen und eine Mundspülung genommen. Von den
entfernten Tonsillen wurde die PE entnommen.
Zur
Datenerhebung
Sexualverhalten
von
und
-
Risikofaktoren,
bei
weiblichen
Lebensgewohnheiten,
Teilnehmerinnen
-
Empfängnisverhütung und Cervix uteri-Status wurde den Teilnehmern ein
standardisierter Fragebogen vorgelegt. Dieser bestand aus insgesamt 65
Fragen,
wobei
sich
11
Fragen
ausschließlich
an
die
weiblichen
Studienteilnehmerinnen richteten.
Das Kollektiv beinhaltete 28 (36,4%) Männer und 49 (63,6%) Frauen.
Das Alter lag zwischen 18 und 85 Jahren bei durchschnittlich 43,69 Jahren.
Geschlecht
Patienten
%
gesamt
77
100
männlich
28
36,4
weiblich
49
63,6
Tab. 7: Geschlechterverteilung der Probanden
33
Material und Methoden
2.2
Probenbehandlung
Nach der Entnahme wurden die Abstriche 2 Stunden an der Luft getrocknet,
danach wurden zu dem Cytobrush-Bürstchen 1 ml PBS-Puffer zugegeben.
Nach gründlichem Vortexen wurde die Cytobrush-Bürste aus dem
Röhrchen entfernt und die verbleibende Menge PBS bei 6000 rpm 15 min
zentrifugiert.
Der Überstand wurde verworfen, das Pellet wurde zusammen mit 200 µl
PBS-Puffer in ein 1,5 ml Eppendorf Reaktionsgefäß überführt.
Die Aufbewahrung erfolgte bei -80°C.
Bei den Mundspülungen wurde ohne Zugabe von PBS-Puffer eine 15minütige Zentrifugation bei 600 rpm durchgeführt. Der Überstand wurde
verworfen und das Pellet mit 200 µl PBS Puffer versetzt und in einem 1,5 ml
Eppendorf-Reaktionsgefäß überführt. Auch hier erfolgte die Aufbewahrung
bei -80 °C.
Das
entnommene
Tonsillengewebe
wurde
zunächst
ohne
weitere
Behandlung bei -80° C aufbewahrt.
2.3
Materialien für die PCR
2.3.1
Chemikalien
Ampuwa
Fresenius Heidelberg
dATP, dCTP, dGTP, dTTP
Roche Molecular Biochemicals, Mannheim
di-Natriumhydrogenphosphat
Merck, Darmstadt
DNA Typing Grade Agarose
Invitrogen, Karlsruhe
Ethanol (99,8%)
Carl Roth GmbH, Karlsruhe
Ethidiumbromid
Serva, Heidelberg
Natriumdihydrogenphosphat
Merck, Darmstadt
NuSieve 3:1 Agarose
FMC Bio Products Biozym, Hameln
2.3.2
Enzyme und Proteine
Platinum Taq DNA-Polymerase
Invitrogen, Karlsruhe
Ampli-Taq DNA-Polymerase
Perkin Elmer, USA
Taq DNA-Polymerase
Pharmacia Biotech, Freiburg
Proteinase K mit 10x Puffer
Qiagen, Hilden
RNase A mit Puffer
50mM Tris/HCl (pH 8.0)
10 mM EDTA 5% Tween 20
34
i
Material und Methoden
2.3.3 Oligonukleotide
Oligonukleotide wie PCR-Primer oder Sequenzierprimer wurden von
Invitrogen (Karlsruhe) oder Eurogentec (Seraing, Belgien) bezogen oder
entstammten Reagenzien-Kits. Als Sonden verwendete Oligonukleotide
wurden von TIB MolBiol (Berlin) bezogen, entstammten Reagenzien-Kits
oder wurden von den kooperierenden Laboren zur Verfügung gestellt.
PCR-Primer für den qualitativen HPV-Nachweis (General Primer)
Name
Oligonukleotidsequenz
ß-glob.1
CAA-CTT-CAT-CCA-CGT-TCA-CC
ß-glob.2
GAA-GAG-CCA-AGG-ACA-GGT-AC
A5-fw
TAT-TYT-SCT-WCT-CCY-AGT-GG
A6-fw
GCM-CAG-GGM-CAY-AAY-AAT-GG
A8-bw
CAA-ART-TCC-ART-CYT-CAA-A
A10-bw
CKT-CCC-AAR-GGA-WAY-TGR-TC
GP5+
TTT-GTT-ACT-GTG-GTA-GAT-ACT-AC
GP6+
GAA-AAA-TAA-ACT-GTA-AAT-CAT-AAT
(40)
(A/C=M; A/G=R; A/T=W; C/G=S; C/T=Y; G/T=K)
2.3.4 Gebrauchsfertige Reagenziensysteme und Chemikalien
Für
einige
Standardreaktionen/-verwendungen
der
Molekularbiologie
werden Reagenziensätze angeboten.
Um standardisierte und optimale Reaktionen zu ermöglichen, wurden diese
gebrauchsfertigen
Reagenziensysteme
für
bestimmte
Schritte
Polymerasekettenreaktion verwendet.
Quiamp DNA mini kit
Qiagen, Hilden
QIAamp Tissue Kit
Qiagen, Hilden
QIAquick Gel Extraction Kit
Qiagen, Hilden
QIAquick PCR Purification Kit
Qiagen, Hilden
Gel loading solution Type
Sigma
d NTP Mix with dTTP 10 mM
Applied Biosystems (2, 5 mM each)
AmpliTaq DNA polymerase
Applied Biosystems
with GeneAmp/ 10x PCR Buffer
Aqua B. Braun – Spüllösung
Ecotainer
35
der
Material und Methoden
2.3.5
Puffer und Lösungen
50x TAE
Invitrogen, Karlsruhe
2 M TRis-Acetat, 0,05 M EDTA
Probenpuffer 10x / Farbmarker
50 ml Glycerin, 3 ml 5%ige BromphenolBlaulsg., 3 ml 5%ige Xylen-Cyanol-Lösung, 0,2
ml 50x TAE, 1,3 ml H2O
Ethidiumbromidstammlösung
10 mg/ml Aqua bidest.
Phosphatpuffer (PBS) Stammlösung
Dinatriumhydrogen-Phosphat-Dihydrat 28,8 g/dl
Na-Hydrogen-Phosphat-Monohydrat 5,2 g/l
Natriumchlorid 17,53 g/l
2.3.6
Software und Laborgeräte
Software
SPSS 17.0
SPSS Inc., II USA
Microsoft Office
Microsoft
Blast-Search
NCBI
Easy Image Plus
Herolab, Wiesloch
EndNote 7.0.0 (Bld. 98)
Thomson Isi Reseachsoft
Laborgeräte
Biometra Trio Thermocycler
Biometra, Göttingen
Elektrophorese-Kammern
Biometra, Göttingen
Eppendorf Thermomixer 5436
Eppendorf, Hamburg
Heizplatte OMNILAB PST 100
Jürgens, Darmstadt
Inkubator B5061 EC CO2
Heraeus, Hanau
Magnetrührer Ikamag RCT
IKA-Labortechnek, Satfen i. Brsg.
Pipettierhilfen:
Eppendorf Reference Pipetten
Eppendorf, Hamburg
Multipette 4780
Eppendorf, Hamburg
Vortexer REAX2000
Heidolph Elektro GmbH, Kehlheim
GFL Wasserbad
GFL, Burgwedel
Julabo 12 B
Julabo, Seelbach
Tischzentrifugen:
Eppendorf Zentrifuge 5415 C
Pico Fuge
Eppendorf, Hamburg
Stratagene, La Jolla, CA, USA
Kühlzentrifuge Sigma-Zentrifuge 2K15 Sigma, Deisenhofen
36
Material und Methoden
2.4
Die Polymerasekettenreaktion (PCR)
Die
Polymerasekettenreaktion
ermöglicht
das
Vervielfältigen
(polymerase
von
chain
reaction,
Nukleinsäuresequenzen
PCR)
genau
definierter Länge und Basenfolgen. Die Amplifikation erfolgt in vitro unter
Zugabe von spezifischen Primern.
Es werden zur Vervielfältigung der Ausgangs-DNA drei Zyklen wiederholt
durchlaufen. Mit jedem Zyklus verdoppelt sich die Anzahl an DNA
Doppelsträngen.
1. Denaturierung:
Durch Erhitzen des zu vervielfältigenden Genoms auf 95 °C wird die DNA
denaturiert und der DNA-Doppelstrang wandelt sich in zwei voneinander
getrennte Einzelstränge um, so dass die Anlagerung von Primern
ermöglicht wird.
2. Primerhybridisierung:
Die Temperatur wird auf 50-65°C gesenkt, sodass sich die Primer anlagern
können.
3. Elongation:
Mit Hilfe der thermostabilen DNA Polymerase werden Nukleotide, am
Primer beginnend, bei 72 °C an den jeweiligen Einzelstrang komplementär
angelagert. Die Synthese erfolgt in 5'3' Richtung.
2.4.1
Methoden der PCR
DNA-Extraktion
Für die DNA-Extraktion aus den Mundspülungen, Abstrichen und dem
Tonsillengewebe
wurden
Standardmethoden
der
Molekularbiologie
angewendet.
Hierzu wurde das „Qiaquick Gel Extraktion Kit“ (Qiagen) verwendet, alle
Arbeitsschritte wurden nach Herstellerprotokoll durchgeführt.
37
Material und Methoden
Photometrische DNA-Konzentrationsmessung
Die Konzentration von DNA und RNA wurde photometrisch bestimmt. Dazu
wurde die DNA-Präparation in TE-Puffer verdünnt und ihre Absorption im
UV-Spektrometer bei einer Wellenlänge von 260nm gemessen.
Als Kriterium für die Verunreinigung der Präparation mit Proteinen oder
RNA wurde der Quotient der Absorptionen bei 260 nm (DNA) und bei 280
nm (Proteine) bestimmt. Dabei wurde angenommen, dass bei einem A260:
A280- Verhältnis zwischen 1,8 und 1,95 reine DNA vorliegt und dass bei
Werten kleiner als 1,8 mit Proteinverunreinigungen und bei Werten größer
als 1,95 DNA mit RNA-Verunreinigungen gerechnet werden muss (66).
2.4.2
Durchführung der PCR
2.4.2.1
ß-Globin-Gen-PCR
Den Nachweis über vorhandene DNA aus den unterschiedlichen Proben
liefert die ß-Globin-PCR. Grundlage hierfür liefert die Tatsache, dass in
jeder Zelle ein 269 bp langer DNA-Abschnitt vorliegt, der amplifiziert wird
und bei Vorhandensein intakter DNA ein positives Ergebnis liefert. In
einigen Proben konnte keine DNA nachgewiesen werden.
Das Gesamt-Reaktionsvolumen von 50 μl für die beta-Globin-PCR setzte
sich folgendermaßen zusammen:
10 μl aufgereinigte DNA
5 μl dNTP-Mix, 2 mM
5 μl 10x Perkin Elmer Puffer
1 μl beta-Globin 1-Primer, 25 μM
1 μl beta-Globin 2-Primer, 25 μM
0,5 μl Ampli Taq (1U)
27.5 μl destilliertes Wasser
Die Endkonzentration der Primer betrug 0,5 μM, die der dNTPs betrug 200
μM.
38
Material und Methoden
K+= Positivkontrolle; K- = Negativkontrolle; Nr. = Probanden-Nr.
A. re = Abstrich rechts; A. li = Abstrich links; MS = Mundspülung
Abb. 9: ß-Globin-PCR nach Agarosegelelektrophorese
Abb. 10: ß-Globin-PCR nach Agarosegelelektrophorese von Tonsillengewebe
39
Material und Methoden
2.4.2.2
Nested-PCR mit A5/A10- und A6/A8-Primern
Die nested-PCR stellt einen hochsensiblen qualitativen Nachweis über
vorhandenes HPV-Genom dar. Sie weist ca. 90 % aller HPV-Typen nach
und besteht aus zwei hintereinander durchgeführten PCRs. Das Amplikon
des ersten Reaktionsansatzes wird als Templet im zweiten Reaktionsansatz
eingesetzt. Die inneren Primer hybridisieren innerhalb der Sequenz, die
durch die äußeren Primer flankiert ist. Durch diese zwei aufeinander
aufbauenden PCRs können wesentlich geringere Mengen der AusgangsDNA vervielfältigt und nachgewiesen werden. Außerdem erhöht sich die
HPV-Spezifität dadurch, dass unspezifische Genom-Kopien in der zweiten
PCR nicht weiter repliziert werden können. Die unspezifischen Amplikons
der ersten PCR bieten den inneren Primern der zweiten PCR nicht
genügend komplementäre Sequenzen zur Anlagerung und liefern somit
keine
Matrize.
Bei
jedem
PCR-Ansatz
wurden
außer
den
zu
untersuchenden Proben jeweils eine Positiv- und eine Negativ-Kontrolle mit
untersucht.
Als Positiv-Kontrolle diente dabei ein HPV-16 Plasmid, bei den NegativKontrollen wurde reines destilliertes Wasser eingesetzt.
Das Gesamt-Reaktionsvolumen von 50 μl für die PCR I der ß-Globin-PCR
setzte sich folgendermaßen zusammen:
5 μl aufgearbeitete DNA
5 μl 10x PCR-Puffer
5 μl dNTP-Mix, 2 mM
5 μl A5-fw, 10 μM
5 μl A10-bw, 10 μM
0,5 μl AmpliTaq DNA Polymerase (2,5 U)
24,5 μl destilliertes Wasser
Die Endkonzentration der Primer betrug 0,5 µM, die der dNTPs 200 µM.
40
Material und Methoden
Die Reaktionszyklen der ersten PCR wurden wie folgt durchgeführt:
Zyklen
Denaturierung
Annealing
Synthese (72°C)
(95 °C)
1x
3 min.
5x
45 sec
45 sec (50°C)
90 sec
30x
45 sec
45 sec (56°C)
90 sec
Das Produkt der ersten PCR mit den Primern A5/10 ist 526 bp groß.
3µl des PCR-Produktes aus der ersten PCR wurde zur weiteren
Amplifikation wie folgt mit den inneren Primern versetzt:
3 μl externes PCR-Produkt
5 μl 10x PCR-Puffer
5 μl dNTP-Mix, 2 mM
5 μl A6-fw, 10 μM
5 μl A8-bw, 10 μM
0,5 μl AmpliTaq DNA Polymerase (2,5 U)
26,5 μl destilliertes Wasser
Nun folgte der Reaktionszyklus der zweiten PCR nach dem Schema:
Zyklen
Denaturierung
Annealing (56°C)
Synthese (72°C)
45 sec
90 sec
(95 °C)
1x
3 min.
35x
45 sec
Das Produkt der zweiten PCR mit den Primern 6/8 ist 271 bp groß.
41
Material und Methoden
Abb. 11: Agarosegelelektrophorese des ersten (links) und des zweiten (rechts)
Reaktionsansatzes. Die K+Stammlösung mit HPV-Plasmid wurde immer weiter
verdünnt (V.1-V.9). Diese Verdünnungsreihe veranschaulicht die hohe Sensitivität
dieser PCR, bei der auch sehr geringe Mengen an DNA detektiert werden
können.
2.4.2.3
GP5+/GP6+-PCR
Bei fraglichem Ergebnis der nested-PCR wurde zusätzlich noch eine
weitere HPV-spezifische PCR durchgeführt. Das Produkt der GP5+/GP6+PCR ist nur 109 bp groß und schließt falsch-negative Ergebnisse aus, wenn
die ausgangs DNA fragmentiert vorlag. Zur Erhöhung der Sensitivität und
Spezifität wurde die PCR unter „hot-start“-Bedingungen durchgeführt. Hier
wird dem Mastermix ein Antikörper gegen DNA-Polymerase hinzugefügt,
der erst bei der Prädenaturierung inaktiviert wird. Dadurch wird verhindert,
dass sich Primer während des Pipettierens der Proben unspezifisch
anlagern.
42
Material und Methoden
Der 50µl Ansatz enthielt:
DNA-Matrize
7,5 µl des Eluats
Primer I
25 pmol
Primer II
25 pmol
dNTPs
je 200µM
TaqStart antibody (Clontech)
56 pM
Paq-Polymerase
2U
10xPCR Puffer (+1,5mM MgCl2) 5µl
Wasser (bidest.)
Die
Taq-Polymerase
ad 50µl
wird
mit
dem
Taq-Antikörper
5
min
bei
Raumtemperatur inkubiert.
Die Reaktionszyklen der GP5+/GP6+-PCR wurden wie folgt durchgeführt:
Zyklen
Denaturierung (95
Annealing (45°C)
Synthese (72°C)
30 sec
1 min
°C)
1x
3 min.
40x
30 sec
1x
3 min
Das Produkt der GP5+/GP6+-PCR 109 bp groß.
2.4.3
Zur
DNA-Sequenzierung
Typisierung
der
nachgewiesenen
HPV-Typen
wurden
DNA-
Sequenzierungen durchgeführt. Diese erfolgten im Servicelabor des
Zentrums für Molekulare Medizin Köln (ZMMK)/ Virologie Universität Köln.
Dabei wurde nach der Taq FS BigDye-Terminator Cycle Sequencing
Methode gearbeitet und auf einem ABI PrismTM 377 DNA Sequenzer der
Firma Applied Biosystems gemessen. Die erhaltenen Sequenzen wurden
mit der Software McVector 6.5 bzw. BLAST identifiziert.
43
Material und Methoden
2.4.4
Agarosegelelektrophorese
Um die Länge sowie die Sauberkeit des in der PCR amplifizierten DNAStranges
zu
überprüfen,
wurde
eine
Agarosegelelektrophorese
durchgeführt. Die Gele wurden folgendermaßen vorbereitet: 2 %ige
Agarosegele wurden mit TAE Puffer aufgekocht, bis die Agarose völlig klar
war. Nun wurde 0,1 μg/ml Ethidiumbromid zugegeben. In einen Gelschlitten
wurde die abgekühlte Agarose ca. acht Millimeter hoch gegossen. Die
Geltaschen waren jeweils 1,5 mm breit. Jetzt konnten jeweils 10 μl PCRProdukt und 0,7 μl Probenpuffer aufgetragen werden. In einer Geltasche lief
eine 100 bp Leiter als Referenz mit. Die Elektrophorese wurde mit TAE
Puffer bei einer Laufzeit von einer Stunde, einer Spannung von 110 Volt
sowie einer Stromstärke von 125 Ampere durchgeführt. Anschließend
wurde das Gel gefärbt, unter UV Licht mit einer Wellenlänge von 312 nm
betrachtet und zur Dokumentation fotografiert.
2.5
Statistische Analyse
Die statistischen Auswertungen wurden mit Hilfe von SPSS 17.0 für
Windows (Chicago, Inc., II USA) durchgeführt.
Unterschiede in Häufigkeiten wurden mit dem Chi-Quadrat-Test nach und
dem Exakten Test nach Fisher detektiert.
Die Durchschnittswerte der Variablen wurden mit dem Student t-Tests für
ausgewertet. Ein p-Wert unter 0,05 wurde als signifikant gewertet.
44
Ergebnisse
3
Ergebnisse
3.1
Deskriptive Statistik des Patientenkollektivs
Das Kollektiv beinhaltete 28 (36,4%) Männer und 49 (63,6%) Frauen.
Geschlecht
Patienten
%
Total
77
100
männlich
28
36,4
weiblich
49
63,6
Tab.8: Geschlechterverteilung des Kollektivs
Das Alter lag zwischen 18 und 85 Jahren bei durchschnittlich 43,69 Jahren.
Histogramm
Durchschnitt: 43,69 J.
Std-Abw.: 16,652
Häufigkeit
N= 77
Alter der Probanden zum Untersuchungszeitpunkt (Jahre)
Abb. 12: Altersverteilung des untersuchten Kollektivs
Von dem untersuchten Kollektiv kamen 15 Patienten zur Tonsillektomie in
die HNO-Klinik. Jeweils wurde von der rechten und der linken Tonsille eine
PE entnommen und nach beschriebenen Methoden bearbeitet. Das
entspricht prozentual 19,5 % des Kollektivs, wohingegen 80,5 % der
Studienteilnehmer ohne Tonsillektomie in die Studie eingeschlossen
wurden.
45
Ergebnisse
Häufigkeit
%
Ja
15
19,5
Nein
62
80,5
Total
77
100,0
Tab. 9: Patienten mit Tonsillektomie
Bei 26 Studienteilnehmern (33,8 %) war in mindestens einer untersuchten
Probe die ß-Globin-PCR negativ, d. h. aus diesen Proben konnte keinerlei
DNA nachgewiesen werden. Bei keinem der Teilnehmer waren alle drei
bzw. fünf Proben (falls Tonsillengewebe vorlag) in der ß-Globin-PCR
negativ. Die Proben mit negativer ß-Globin-PCR wurden nicht weiter auf
HPV-Genom untersucht.
Häufigkeit
%
negativ
26
33,8
positiv
51
66,2
Total
77
100,0
Tab. 10: ß-Globin-PCR negativ
3.2
Prävalenz onkogener HPV im Oropharynx bei Patienten ohne
Tumorerkrankung
Im untersuchten Kollektiv konnte bei drei von den insgesamt 77
untersuchten Probanden onkogene HPV nachgewiesen werden, was 3,9 %
entspricht. Die HPV-Typisierung ergab, dass alle drei Probanden Träger
von HPV 16 waren, somit von High-risk-HPV. Bei einem weiteren
Probanden wies die nested-PCR zwar HPV nach, jedoch ergab eine
genauere Typisierung den HPV Typ 11. Dieser HPV-Typ zählt im
Allgemeinen nicht zu den Papillomaviren mit onkogenem Potential und wird
hier in der weiteren Auswertung daher nicht näher berücksichtigt. Auffallend
ist, dass alle Nachweise von onkogenen HPV aus Abstrichen aus der
Tonsillenloge gelangen. Obwohl von den HPV-positiven Probanden ebenso
die Mundspülung untersucht wurde, war hier zwar die ß-Globin-PCR positiv,
jedoch konnte kein HPV-Genom nachgewiesen werden.
46
Ergebnisse
Häufigkeit
%
HPV positiv
3
3,9
HPV negativ
74
96,1
Total
77
100,0
Tab. 11: onkogene HPV positiv
Zwei der Studienteilnehmer mit HPV-16-Nachweis sind männlichen, eine
weiblichen Geschlechts. Das durchschnittliche Alter dieser drei Probanden
zum Untersuchungszeitpunkt betrug mit 59,67 Jahre etwas mehr als das
Durchschnittsalter
der
HPV-negativen
Gruppe,
bei
der
der
Altersdurchschnitt bei 43,04 Jahren lag. Der jüngste HPV-positive Patient
war zum Untersuchungszeitpunkt 40, der älteste 85 Jahre alt (Abb. 13).
Beim Vergleich des Durchschnittsalters beträgt die Standardabweichung
der HPV-positiven Studienteilnehmer 23,03, die der HPV-negativen 16,23.
Der durchschnittliche Altersunterschied zeigt mit einem p-Wert von 0,90
einen Trend, jedoch keine Signifikanz (Tab. 12).
Abb. 13: Altersverteilung der HPV-16-positiven Patienten im Vergleich zum
Gesamtkollektiv
47
Ergebnisse
Auch beim Vergleich der durchschnittlich angegebenen Jahre, die sich die
Studienteilnehmer in der Schule oder Ausbildung befanden, fällt ein
Unterschied zwischen HPV-positiven und den HPV-negativen Teilnehmern
auf. Während sich die HPV-negativen Studienteilnehmer 13,20 Jahre mit
einer Standardabweichung von 4,51 in der Ausbildung befanden, gaben
HPV-positive Teilnehmer eine durchschnittliche Ausbildungszeit von 15,33
Jahren an. Hier betrug die Standardabweichung 4,27. Die Angaben
rangieren zwischen 11 und 20 Jahren.
Der Unterschied zwischen den Gruppen gilt mit einem p-Wert von 0,401 als
nicht signifikant (Tab. 12; Abb. 14).
HPV-Status
negativ
Merkmal
positiv
Std.-Abw.
p
(Student t-Test)
Std.-Abw.
Durchschnittsalter
(Jahre)
59,67
23,03
43,04
16,23
0,90
Durchschnittliche Dauer
der Ausbildung (Jahre)
13,20
4,51
15,33
4,27
0,40
Tab. 12: Alter und Ausbildungsdauer der HPV-16-positiven und -negativen Probanden
Abb. 14: Ausbildungsdauer der HPV-16-positiven Patienten im Vergleich zum
Gesamtkollektiv
48
Ergebnisse
Die Angaben zum Bruttojahreseinkommen erfolgten in einer ordinal
angeordneten Reihenfolge von unter 40.000 € bis über 120.000 € im Jahr,
die in vier Gruppierungen erfolgen sollte. Studienteilnehmer, die diese
Frage nicht beantworten wollten oder konnten, wurden einer fünften Gruppe
zugeordnet, in der sich insgesamt 21 Teilnehmer (27 %) befanden.
Insgesamt drei (4,1 %) der befragten Personen machte keinerlei Angabe zu
dieser Frage.
Mit 41,9 % der HPV-negativen Teilnehmer befindet sich der größte Anteil
dieser Kollektivgruppe in der niedrigsten Einkommensstufe, wohingegen
HPV-positive Studienteilnehmer nur in der Einkommensgruppe 40.000 bis
80.000 € zu finden waren (Tab. 13).
HPV-Status
Merkmal
negativ
positiv
< 40.000
31 / 74 (41,9%)
0/3
40.000-80.000
12 / 74 (16,2 %)
2/3 (66,7 %)
80.000-120.000
2 / 74 (2,7 %)
0/3
>120.000
6 / /74 (8,1 %)
0/3
möchte ich nicht beantworten
20 / 74 (27 %)
1/3 (33,3 %)
fehlende Angabe
3 / 74 ( 4,1%)
0/3
Einkommen (€)
Tab. 13: Einkommensverteilung
3.2.1
Nachweis onkogener HPV aus Mundspülungen
Obwohl lediglich bei drei der insgesamt untersuchten Mundspülungen die
ß-Globin-PCR
negativ
war,
d.h.
nur
bei
drei
der
untersuchten
Mundspülungen grundsätzlich kein DNA-Nachweis erbracht werden konnte,
war keine der auf HPV untersuchten Mundspülungen (96,1%) HPV-positiv,
obwohl im Vergleich zu den Mundspülungen bei Abstrichen HPV-Genom
nachgewiesen werden konnte.
49
Ergebnisse
3.2.2
Nachweis onkogener HPV in Abstrichen aus der Tonsillenloge
Wie bereits oben erwähnt, gelang der Nachweis onkogener HPV aus
Abstrichen, die den Probanden beidseits aus der Tonsillenloge entnommen
wurden, bei drei der 77 Studienteilnehmern (3,9 %).
Zwei Nachweise gelangen aus der linken Tonsillenloge, einer aus der
rechten Tonsillenloge, jedoch bei keinem der Probanden war die HPVspezifische PCR auf beiden Seiten positiv.
Abb. 15: Nested-PCR von Abstrichen und Mundspülungen mit HPV-Nachweis
50
Ergebnisse
Abb. 16: Nested-PCR von Abstrichen und Mundspülungen mit HPV-Nachweis
3.2.2.1
Nachweis onkogener HPV aus Biopsien der Tonsillen
Von 15 Probanden (19,5 %) wurde Tonsillengewebe beider Tonsillen auf
HPV untersucht. Zunächst wurde ein DNA-Nachweis jeder einzelnen
Gewebeprobe durch eine ß-Globin-PCR gesichert. Die im Folgenden
durchgeführte HPV-spezifische nested-PCR erbrachte bei keiner der
untersuchten Gewebeprobe einen positiven HPV-Befund. Auch die
Mundspülungen und die beidseits abgenommenen Abstriche dieser 15
Patienten enthielten keine HPV-DNA. Damit besteht keine Möglichkeit, die
verschiedenen gewonnenen Proben untereinander zu vergleichen.
51
Ergebnisse
Abb. 17: Nested-PCR nach Agarosegelelektrophorese von Tonsillengewebe,
kein Nachweis von HPV-Genom
3.3
Untersuchungen zu Risikofaktoren für die HPV-Infektion
Bei der Befragung der Lebensgewohnheiten gaben 53 (71,6 %) der HPVnegativen Probanden an, aktuell oder zuvor in ihrem Leben einmal
verheiratet gewesen zu sein, bei den HPV-positiven Probanden traf das auf
alle (100 %) zu. Der exakte Test nach Fischer ergab einen p-Wert von 0,38,
womit der Unterschied in diesem Vergleich als nicht signifikant gilt.
Nur insgesamt vier Studienteilnehmer (5,6 %) gaben an, jemals in ihrem
Leben kortisonhaltige Präparate benutzt zu haben (Tabletten mehr als 3
Monate oder kortisonhaltiges Nasenspray über längere Zeit). Alle dieser
Probanden waren HPV-negativ.
Die Frage, ob jemals im Leben regelmäßig geraucht wurde, bejahten 46
HPV-negative Personen des Kollektivs (74 %), und zwei der drei Personen
(66,7 %), bei denen HPV nachgewiesen werden konnte. Der p-Wert beträgt
0,68 und weist damit keine Signifikanz auf.
Regelmäßigen Alkoholkonsum von einem oder mehreren alkoholischen
Getränken pro Woche über mindestens ein Jahr gaben 38 HPV-negative
Probanden (52,8 %) an und keiner der HPV-positiven Probanden (0 %). Der
52
Ergebnisse
p-Wert liegt bei diesem Vergleich bei 0,12 und lässt allenfalls eine Tendenz
erkennen, weist jedoch keinen signifikanten Unterschied auf.
Bei positiver Antwort auf eine generelle Warzen- oder Kondylomanamnese
wurden typische Lokalisationen wie Hände, Füße, Gesicht, Genitalregion
oder andere Körperregionen abgefragt, die jedoch bei der Auswertung
alternativ in „vorhanden“ oder „nicht vorhanden“ zusammengefasst wurden.
Auch hier sind die Ergebnisse nicht signifikant. 56,8 %, d.h. 42 HPVnegative Probanden hatten eine positive Warzenanamnese. Gleiches galt
für einen (33,3 %) der HPV-positiven Probanden. Der errechnete p-Wert
liegt bei 0,41 und somit ist der Unterschied zwischen den verglichenen
Gruppen auch hier als nicht signifikant anzusehen (Tab. 14).
HPV-Status
Merkmal
negativ
positiv
53 / 74
3/3
71,6 %
100 %
4 / 71
0/3
5,6 %
0%
46 / 74
2/3
62,2 %
66,7%
38 / 72
0/3
52,8 %
0%
42 / 74
1/3
56,8 %
33,3 %
Jemals verheiratet gewesen
(exakter Test
nach Fischer)
0,38
Jemals Kortison eingenommen
0,89
Jemals geraucht
Jemals
regelmäßig
konsumiert
p
0,68
Alkohol
0,12
Jemals Warzen gehabt
0,41
Tab. 14: Risikofaktoren 1
53
Ergebnisse
Die weiblichen Studienteilnehmerinnen wurden zusätzlich noch über
Einnahmemodalitäten von Hormonen befragt. Dazu zählen die Einnahme
der Antibabypille und die jeweilige Dauer in Monaten, anderweitige
hormonelle
Kontrazeptiva
sowie
eine
eventuelle
postmenopausale
hormonelle Substitution.
Von den insgesamt 49 weiblichen Probandinnen beantworteten drei diese
Frage nicht, 38 (82,6 %) gaben an, jemals einmal Hormone angewendet zu
haben oder auch aktuell anzuwenden. Die Dauer dieser Anwendung betrug
im Mittel 101,08 Monate, sie rangiert zwischen zwei und 360 Monaten. 8
Frauen (17,4 %) verneinten die Frage.
Die Patientin mit einem positiven HPV-16- Nachweis befand sich ebenfalls
unter den Frauen, die schon einmal die Antibabypille eingenommen hatten,
und gab einen Gesamtzeitraum von 120 Monaten an, was etwas mehr als
dem Durchschnittswert entspricht.
Von den 49 befragten Frauen beantworteten 6 Frauen (12,5 %) die Frage,
ob jemals ein auffälliger Befund des Cervixabstriches vorlag, mit „ja“. 42
Frauen (87,5 %) verneinten diese Frage, eine Antwort fehlt. Die Probandin
mit dem positiven HPV-16-Abstrich gab an, niemals einen auffälligen
Gebärmutterhalsabstrich gehabt zu haben.
Beim
weiteren
Vergleich
der
Risikofaktoren
zwischen
der
Probandengruppe, die einen negativen und einen positiven HPV-16Nachweis hatten, fällt auf, dass das mittlere Alter, mit dem eine sexuelle
Aktivität aufgenommen wurde, bei der HPV-16-negativen Gruppe bei 17,54
Jahren, das der HPV-16-positiven Gruppe bei 17 Jahren lag. Der mit dem
Student-t-Test berechnete p-Wert beträgt 0,7. Der Unterschied gilt damit als
nicht signifikant.
Ebenso
fällt
auf,
dass
bei
der
Frage
nach
der
Anzahl
der
Geschlechtspartner die Angaben zwischen den unterschiedlichen Gruppen
leicht
variieren.
Die
HPV-negativen
Probanden
gaben
an,
mit
durchschnittlich 7,03 Partnern Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, der
Mittelwert
der
HPV-positiven
Probandengruppe
lag
mit
8,67
Geschlechtspartnern etwas darüber. Die Standardabweichung betrug 10,31
bei der HPV-16-negativen Gruppe und 8,15 bei der HPV-positiven Gruppe.
54
Ergebnisse
Auf Grund der niedrigen Fallzahlen kann man mit dieser Aussage
allerhöchstens einen Hinweis, jedoch keine signifikanten Unterschiede
erkennen. Der p-Wert ist 0,79 (Tab. 15).
HPV-Status
Merkmal
negativ
p
positiv
Std.-Abw.
(Student t-Test)
Std.-Abw.
Durchnittliches Alter bei der
Kohabitarche
17,54
2,36
17,0
1,73
0,69
Durchschnittliche Anzahl der
Sexualpartner
7,03
10,31
8,67
8,15
0,79
Tab.15: Vergleich der Durchschnittswerte der Risikofaktoren
55
Diskussion
4
Diskussion
4.1
Methodenkritische Diskussion
4.1.1
Untersuchungsgut
Bei den Studienteilnehmern handelt es sich um ein relativ unselektiertes
Normalkollektiv aus erwachsenen Männern und Frauen, die sich auf Grund
unterschiedlicher Beschwerden zum Zeitpunkt der Untersuchungen in der
Poliklinik
für
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
befanden.
Die
einzigen
Selektionskriterien lagen beim Ausschluss maligner Tumorerkrankungen
des Oropharynx und der Voraussetzung der Volljährigkeit (>18 Jahre).
Der Altersdurchschnitt der teilnehmenden Probanden lag in dieser Arbeit
bei 43,69 Jahren. Dieser Durchschnitt entspricht annähernd dem aktuellen
Altersdurchschnitt in der Bundesrepublik Deutschland. Laut Angaben des
statistischen Bundesamtes lag der Altersdurchschnitt der in Deutschland
lebenden Männer und Frauen im Jahr 2007 bei 43,43 Jahren, 2008 bei
43,67 Jahren.
4.1.2
Fragebogenerhebung
Eine hohe Rücklaufquote und ein annähernd lückenloses Ausfüllen der
Fragebögen wurden dadurch erreicht, dass die Fragebögen größtenteils
von der Autorin persönlich an die Probanden verteilt und wieder
entgegengenommen wurden. Während der Bearbeitung der Fragebögen
durch die Probanden stand die Autorin für Rückfragen zur Verfügung. Bei
einigen
Patienten
bestanden
Schwierigkeiten
beim
eigenständigen
Ausfüllen der Fragebögen, sodass in diesen Fällen die Befragung in Form
eines Interviews durchgeführt wurde. Diese Schwierigkeiten wurden vor
allen Dingen bei älteren Patienten beobachtet, während die jüngeren
Probanden alle Fragen selbstständig und problemlos beantworten konnten.
Daher ist anzunehmen, dass die Schwierigkeiten nicht auf Grund von
unverständlich gestellten Fragen zustande kamen, sondern mehr auf ein
nachlassendes Auffassungsvermögen im Alter beruhten. Insbesondere die
Fragen, die das Sexualverhalten und die Anzahl der Geschlechtspartner
betrafen, blieben in einigen Fällen unbeantwortet.
56
Diskussion
4.1.3
Nachweisverfahren
In vielen Studien, die sich mit dem Nachweis von Humanen Papillomaviren
beschäftigt haben, wurden unterschiedliche Nachweisverfahren miteinander
verglichen.
Als Methoden zur Untersuchung von HPV-Infektionen stehen unter
anderem
Hybridisation
(z.B.
Southern
Blot,
in-situ-Hybridisation,
Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung) oder die Polymerase Chain Reaction
(PCR) zur Verfügung. Bei Hybridisierungstest erfolgt der Nachweis von
DNA ohne vorherige Amplifikation der Ziel-DNA. Da insbesondere bei den
untersuchten Mundspülungen sowie den Abstrichen davon ausgegangen
werden musste, dass möglicherweise nur wenig DNA für einen Nachweis
zur Verfügung stand, erfolgten alle Nachweise in dieser Arbeit mittels PCR
(13). Fukushima stellte in seiner Studie, in der er die Hybridisation der PCR
gegenüberstellte, eine deutliche Überlegenheit der PCR fest (18). Bei der
Benutzung entsprechend sensitiver PCR-Protokolle können bereits 1 bis 10
virale Genom-Kopien nachgewiesen werden (89).
Zur Detektion von HPV-DNA stehen verschiedene PCR-Protokolle mit
hochsensitiven Primern zur Verfügung. Neben der hier zur Anwendung
gekommenen nested-PCR mit den Primern A5/A10-A6/A8 haben sich im
Laufe der letzten Jahre die miteinander vergleichbaren PCR-Protokolle mit
den Primern MY09/MY11 oder den Primern GP5+/GP6+ durchgesetzt (7);
(8);
(13);
(18);
(62);
(76).
Sie
eignen
sich
insbesondere
bei
paraffineingebetteten oder formalinfixierten Proben, da sie ein Produkt
liefern, das aus weniger Basenpaaren besteht als das der nested-PCR mit
den Primern A5/A10-A6/A8 und somit auch stark beschädigte und
fragmentierte DNA nachweisen können (40). Da das zu untersuchende
Material in der vorliegenden Arbeit ausschließlich aus Frischgewebe
bestand, wurden zunächst alle Proben mit der nested-PCR mit den Primern
A5/A10-A6/A8 auf HPV-Genom untersucht. Es ist sicherlich von großer
Bedeutung, auch aus kleinsten Mengen an DNA-Kopien einen möglichen
HPV-Nachweis zu erlangen.
57
Diskussion
4.2
Prävalenz onkogener HPV im Oropharynx bei Patienten mit und
ohne Tumorerkrankung
Die Angaben in der Literatur über die Prävalenz onkogener HPV im Mundund Rachenraum von Patienten mit und ohne Tumorerkrankung schwanken
stark. Die meisten vorliegenden Studien untersuchten das Vorkommen von
High-risk-HPV in Karzinomgewebe des Oropharynx oder der Tonsillen. Eine
Aussage über die Prävalenz dieser Viren in tumorfreiem Gewebe erfolgte
über
die
jeweilige
Kontrollgruppe,
in
der
sich
Probanden
ohne
Tumorerkrankung befanden (7); (8); (18); (46); (57); (76).
Anders als beim Karzinom der Cervix uteri, wo bei fast allen malignen
Tumoren eine persistierende HPV-Infektion angenommen wird, wird das
Virus nur bei ca. einem Drittel der Karzinome in der Kopf- und Hals-Region
für die maligne Entartung verantwortlich gemacht. Zahlreiche Studien
haben sich mit dem Nachweis onkogener HPV in Kopf-Hals-Karzinomen
beschäftigt und die Angaben über vorhandene HPV-DNA in diesen
Tumoren schwanken zwischen 15% und 60%. Der Grund für diese
Unterschiedlichkeit der Ergebnisse sind verschiedene Methoden zur
Detektion, die Abhängigkeit der genauen Lokalisation des virusbefallenen
Areals und die Abhängigkeit von den untersuchten Fallzahlen (7).
Eine Studie von Klussmann et al. beschreibt im Mittel bei 25 % aller KopfHals-Plattenepithelkarzinome
eine
Assoziation
mit
dem
Humanen
Papillomavirus. Im Detail wurde in 18 % der Mundhöhlenkarzinome, in 45
% der Oropharynxkarzinome, in 25 % der hypopharyngeal lokalisierten
Karzinome, in 8 % der Nasopharynxkarzinome und bei 7 % der
Larynxkarzinome das Humane Papillomavirus gefunden. Mit 58 %
positivem HPV-Nachweis waren die untersuchten Tonsillenkarzinome
auffallend häufig HPV-assoziiert (44). Erklärbar erscheint dieses Ergebnis
mit einer erhöhten Vulnerabilität des einschichtigen Kryptenepithels, das die
Tonsillen charakterisiert. Im Vergleich zum mehrschichtigen Plattenepithel
der
oben
aufgeführten
Kopf-Hals-Regionen
können
onkogene
Papillomaviren am Tonsillengewebe einfacher eindringen, dort persistieren
und eine Infektion auslösen. Gillison et al. liefert in einer 253 Patienten
umfassenden Studie ähnliche Ergebnisse. Hier wurden bei 26 % der
untersuchten Kopf-Hals-Karzinome Humane Papillomaviren nachgewiesen.
58
Diskussion
Eine von Kreimer et al. geführte weltweite Metaanalyse stellte gravierende
Unterschiede in der Prävalenz HPV-positiver Tumoren in Abhängigkeit zur
geographischen Lage, sowie der anatomischen Region dar (48). Während
der Anteil HPV-positiver Mundhöhlenkarzinome in Nordamerika und Europa
mit ca. 16 % annähernd gleich war, so war dieser in asiatischen Ländern
mit 33 % weitaus höher. Beim Oropharynxkarzinom hingegen lag der Anteil
der HPV-positiven Tumoren in Europa bei 28,2%, in Nordamerika mit 47 %
jedoch signifikant höher.
Herrero et al. beschreibt in seiner 10 Länder umfassenden MulticenterStudie bei 18,3% der Oropharynxkarzinome eine Assoziation mit HPV,
konnte jedoch nur bei 3,9 % der untersuchten Mundhöhlenkarzinome
Humanes Papillomavirus nachweisen. Diese aus Biopsien der Tumoren
gewonnenen Ergebnisse verglich er mit zuvor entnommenen Abstrichen der
gleichen
Regionen
und
fand
heraus,
dass
nur
bei
8,9
%
der
oropharyngealen Karzinomabstriche und bei 3,9 % der Abstriche von
Mundhöhlentumoren HPV-DNA nachzuweisen war. Die Ergebnisse der
Abstriche
wurden
wiederum
mit
Abstrichen
von
tumorfreien
Kontrollpatienten verglichen und hier lag die Prävalenz für HPV im MundRachenraum bei 6,9 %. Nicht unterschieden wurde bei dieser Studie
zwischen den unterschiedlichen HPV-Typen (30).
Wie bereits erwähnt, lassen sich zur Prävalenz orophayryngealer HPVInfektion bei Patienten ohne Tumorerkrankung nur wenige Studien finden
(7); (8); (18); (76).
Strome et al. fand in einer Studie bei einer 48 Personen umfassenden
Kontrollgruppe in 3 Fällen HPV-16- DNA, was prozentual 6,3 % entspricht.
Die Kontrollpatienten wurden auf Grund einer benignen Hyperplasie der
Tonsillen tonsillektomiert (76). Ähnliche Ergebnisse liefert Chen et al. in
zwei seiner Studien. In einer 2005 veröffentlichten Studie wurden
Tonsillektomiepräparate von 212 zuvor wegen chronischer Tonsillitis oder
Tonsillenhypertophie operierten Patienten mittels PCR auf HPV-DNA
untersucht. Bei 13 dieser 212 Patienten (6,1 %) wurde HPV-DNA
nachgewiesen, wobei es sich in allen Fällen um HPV 16 handelte (7). Eine
zweite Studie des Autors verglich den HPV-16-Nachweis bei diesen 212
Patienten, die in der Klinik wegen einer Tonsillitis oder einer benignen
59
Diskussion
Tonsillenhypertrophie operiert wurden, mit 189 Kontroll-Patienten, von
denen Abstriche aus einer unauffälligen Tonsillenloge entnommen wurden.
Bei 6,3 % der operierten Patienten wurde HPV-16-DNA detektiert,
wohingegen nur bei 2,4 % der Kontrollpatienten dieses Virusgenom
nachweisbar war (8). In einer älteren Studie, die 1993 von Fukushima
veröffentlicht wurde, konnte man bei 9 von 103 tumorfreien Proben des
Nasen-Rachenraumes HPV-16 DNA nachweisen, was 8,7 % entspricht
(18). Kreimer untersuchte die Prävalenz für eine orale HPV-Infektion in
Abhängigkeit zum Lebensalter und wies bei nur 2,9 % einer 210 Probanden
umfassenden Gruppe junger Männer (durchschnittliches Alter 19 Jahre)
HPV-DNA nach; in einer Gruppe älterer Männer (Durchschnittsalter 57
Jahre) waren es bereits 16 von 332 untersuchten Männern (4,8 %), bei
denen sich eine orale HPV-Infektion nachweisen ließ (46).
Eine große 1235 Teilnehmer umfassende Studie von Smith et al.
untersuchte die Prävalenz von HPV in der Mundhöhle von Kindern und
Jugendlichen. Dabei wurden Patienten zwischen 4 Monaten und 20 Jahren
rekrutiert, die wegen jeglicher gesundheitlicher Probleme die pädiatrische
Ambulanz aufsuchten. Sie wurden mittels Abstrich aus der Mundhöhle oder
mittels einer Mundspülung auf HPV untersucht. Abgesehen von den
Probanden, die unter einem Jahr alt waren, stieg die Rate an oralen HPVInfektion mit zunehmendem Lebensalter an und erreichte bei der Gruppe
der 16 bis 20-Jährigen eine Rate von 3,3 % (73).
Insgesamt entsprechen die Ergebnisse aller aufgeführten Studien in etwa
den Ergebnissen, die die vorliegende Arbeit liefert. In dem untersuchten
Kollektiv waren es vier von 77 Probanden, bei denen sich das Humane
Papillomavirus im Oropharynx nachweisen ließ, das entspricht 5,2 %. Bei
einem Probanden ergab die Typisierung eine Infektion mit dem Low-riskHPV Typ 11, bei drei Probanden konnte High-risk-HPV vom Typ 16
detektiert werden. Die Verteilung zwischen LR-HPV und onkogenen HRHPV entspricht mit 25 % zu 75 % in etwa den Ergebnissen vorheriger
Studien (73); (80).
60
Diskussion
4.3
Diskussion der untersuchten Risikofaktoren für eine orale HPVInfektion
Verschiedene Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen dem
Lebensalter und einer HPV-Infektion. Bei dem untersuchten Kollektiv war
festzustellen,
dass
der
Altersdurchschnitt
bei
der
HPV-positiven
Probandengruppe mit 59,67 Jahren höher lag als der Altersdurchschnitt bei
der HPV-negativen Probandengruppe, die im Durchschnitt 43,03 Jahre alt
war. Auf Grund eines sehr kleinen untersuchten Kollektivs weist dieses
Ergebnis zwar keine statistische Signifikanz auf, dennoch gibt es einen
Trend an, der auch in anderen Studien aufgezeigt wird.
So ergab eine von Chen et al. durchgeführte Studie mit 189 KontrollPatienten, bei denen aus Abstrichen völlig unauffälliger Tonsillen nach HPV
gefahndet wurde, dass in der Altersgruppe der im Durchschnitt 53,4jährigen Kontroll-Patienten die höchste Rate an HPV-Infektionen zu finden
war (2,4%).(8)
D’Souza
et
al.
verglich
männliche
Probanden
im
Studentenalter
(durchschnittlich 19 Jahre) mit einer Gruppe von Kontroll-Patienten, deren
Alter bei durchschnittlich 57 Jahren lag.
Bei den Studenten zeigte sich auch hier ein Anstieg der Rate an HPVInfizierten von 0,9 % bei den 18 bis 19-Jährigen und einer Rate von 5,0 %
bei den 20 bis 23-Jährigen. Bei der Gruppe der weitaus älteren KontrollPatienten zeigte sich die höchste Rate der HPV-positiven Probanden bei
denjenigen, deren Alter zwischen 40 und 56 Jahren lag, danach fiel die
Infektionsrate ab bis auf 2,3 % bei über 65-jährigen (13). Diese Ergebnisse
sind zunächst durch eine Zunahme der Sexualpartner mit steigendem
Lebensalter erklärbar. Ab einem gewissen Alter kommt es möglicherweise
seltener zu häufigem Partnerwechsel und damit bei vielen Probanden zu
einem Ausheilen der viralen Infektion. Betrachtet man die in verschiedenen
Studien ausgewerteten Fragebögen, so fällt tatsächlich auf, dass mit
steigender Rate an HPV-Infektionen auch die Anzahl der Sexualpartner
zunahm und Sexualpraktiken wie Oralverkehr häufiger angegeben wurden
(13); (19). Außerdem fällt in der Studie von D’Souza auf, dass in beiden
Gruppen unabhängig vom Alter die Rate der HPV-Nachweise bei
61
Diskussion
Homosexuellen (8,1%) weitaus höher war als bei Heterosexuellen (3,6%)
(13).
Auch Smith et al. zeigte in einer Studie einen Zusammenhang zwischen
steigender Anzahl an Sexualpartnern und dem Risiko einer HPV-Infektion.
Bei der Untersuchung in einem Kollektiv aus Kindern und Jungendlichen
(bis 20 Jahre) verglich die Arbeit den Anstieg der HPV-Nachweise aus der
Mundhöhle mit dem Alter und mit den Lebensgewohnheiten. Dabei stellte
sich heraus, dass bei der Gruppe der Teilnehmer, die im Alter zwischen 16
und 20 Jahren waren, mit 3,3% die höchste Rate der HPV-Infektionen
nachgewiesen werden konnte. Diejenigen, die zum Untersuchungszeitpunkt
niemals sexuellen Kontakt hatten, waren zu 1,9% HPV-positiv, jene, welche
bereits sexuell aktiv waren, zu 3,9%. Ebenso fällt auf, dass Probanden, die
angaben, mit maximal zwei Partnern bisher sexuellen Kontakt gehabt zu
haben, in 2,5% Träger des HPV-Virus waren, die Probanden, die mit drei
oder mehr Partnern sexuellen Kontakt hatten, in 5,5% HPV-positiv waren
(73).
Andere Studien belegen diese Beobachtung mit dem Nachweis einer
genitalen HPV-Infektion bei steigender Zahl der Sexualpartner und im
Zusammenhang mit dem Alter bei der Kohabitarche. Je jünger die
Patienten beim ersten Geschlechtsverkehr waren, desto höher lag die Rate
des HPV-Nachweises. Auch hier wird deutlich, dass eine HPV-Infektion als
sexuell übertragene Infektion angesehen werden muss, prädisponiert durch
zusätzliche Risikofaktoren (82).
Eine ähnliche Tendenz lässt sich auch in den Ergebnissen der vorliegenden
Arbeit erkennen. Auch wenn die statistische Signifikanz auf Grund eines
sehr kleinen Kollektivs nicht gegeben ist, kann man beobachten, dass bei
der HPV-16-positiven Gruppe die sexuelle Aktivität geringfügig früher
aufgenommen
wurde
(17
Jahre)
als
bei
der
HPV-negativen
Probandengruppe (17,54 Jahre). Bei der angegebenen Anzahl der
Sexualpartner gaben HPV-16-positive Studienteilnehmer durchschnittlich
8,67 Sexualpartner an, Studienteilnehmer, die keinen Nachweis von HPV16 hatten, gaben an, mit durchschnittlich 7,03 Partnern sexuellen Kontakt
gehabt zu haben.
62
Diskussion
Auch andere Faktoren erhöhen das Risiko einer Infektion mit Humanen
Papillomaviren. Dazu zählen vor allen Dingen Faktoren, die durch ihre
immunsupprimierende
systemische
Wirkung
eine
transiente
oder
persistierende Infektion begünstigen. So wurde bei HIV-seropositiven
Menschen eine höhere Rate oraler oder genitaler HPV-Infektionen
festgestellt (6); (12); (47).
Im Hinblick auf eine allgemeine Warzenanamnese und dem erhöhten Risiko
für eine orale Infektion durch onkogene HPV zeigen einige Studien einen
Zusammenhang (68); (73). Die Ergebnisse dieser Arbeit konnten eine
solche Verbindung nicht darstellen. Nur einer der Patienten, bei dem eine
orale Infektion mit onkogenen HPV nachgewiesen werden konnte, gab eine
positive Warzenanamnese an.
Bei der Analyse der Lebensgewohnheiten von HPV-positiven im Vergleich
zu HPV-negativen Patienten ohne oropharyngeale Tumorerkrankung gibt
es Hinweise, dass Tabakkonsum als prädisponierender Faktor für eine
Infektion mit Humanen Papillomaviren angesehen werden kann. D’Souza et
al. beschreibt in einer ihrer Studien einen Anstieg der Rate an oraler HPVInfektion bei Rauchern. Patienten, die die Frage nach aktuellem
Tabakkonsum bejahten, hatten in 13,6% der untersuchten Fälle einen
positiven HPV-Nachweis in der Mundhöhle. Nichtraucher hingegen wiesen
nur in 4,9% eine HPV-Infektion auf.
Ebenso stellte D’Souza fest, dass auch eine höhere Anzahl der täglich
gerauchten Zigaretten einen Risikofaktor für eine Infektion darstellten. Je
mehr Zigaretten täglich geraucht wurden, umso höher war die Rate der
HPV-Infektionen (13). Auch eine Studie von Smith unter Jugendlichen zeigt
eine deutliche Zunahme der Rate papillomavirusinfizierter Mundhöhlen,
wenn aktueller Tabakkonsum angegeben wurde. 1,3% der Nichtraucher
und 8,2% der rauchenden Jugendlichen hatten einen positiven Nachweis
von HPV aus dem Oropharynx (73). Dieser Unterschied konnte in dem hier
untersuchten Kollektiv nicht festgestellt werden. Teilnehmer, die einen
positiven HPV-Nachweis
hatten, gaben annähernd genauso häufig
Tabakkonsum an wie auch HPV-negative Probanden.
63
Diskussion
Der regelmäßige Konsum von Alkohol als genereller Risikofaktor für das
Entstehen eines malignen Tumors im Mund- und Rachenraum gilt als
gesichert (19); (29); (43); (64). Darüber, ob regelmäßiger Alkoholkonsum
auch das Risiko einer HPV-Infektion erhöht, liegen auch in Studien über die
Prävalenz
onkogener
Papillomaviren
bei
Patienten
ohne
maligne
Tumorerkrankung des Oropharynx keine eindeutigen Ergebnisse vor (13).
Auch in der hier vorliegenden Arbeit kann ein Zusammenhang zwischen
Alkoholkonsum
und
oraler
Infektion
mit
onkogenen
Humanen
Papillomaviren nicht festgestellt werden.
Alle weiteren Merkmale und Lebensgewohnheiten, die in dieser Arbeit mit
Hilfe des Fragebogens untersucht wurden, wie beispielsweise das
Bruttojahreseinkommen, der Familienstand, oder ob über einen längeren
Zeitraum kortisonhaltige Präparate angewendet wurden, zeigen keinen
signifikanten Zusammenhang mit einer bestehenden HPV-Infektion.
4.4
Vergleichbarkeit verschiedener Methoden zur Detektion onkogener
HPV
Eine Fragestellung dieser Arbeit sollte sich mit den unterschiedlichen
Methoden zur Detektion einer latenten, klinisch inapparenten oralen
Infektion mit onkogenen Humanen Papillomaviren beschäftigen. Welches
Verfahren könnte möglicherweise auch als Screening-Methode angesehen
werden, so wie es in der Gynäkologie zur Risikoabschätzung für CervixKarzinome praktiziert wird?
Dazu wurden drei verschiedene Methoden miteinander verglichen, die
bereits zuvor von Autoren anderer Studien beschrieben wurden. Die
Detektion erfolgte durch eine Mundspülung, durch einen Abstrich aus der
Tonsillenloge
beidseits
und
bei
einigen
Patienten
durch
Tonsillenfrischgewebe (44) (56); (70); (78); (94).
Die Ergebnisse aus den Mundspülungen und den Abstrichproben sind in
dieser Arbeit unmittelbar miteinander vergleichbar, denn diese Art der
Probeentnahme wurde bei allen Probanden durchgeführt. Die Gewinnung
von Frischgewebe aus den Tonsillen wurde nur bei einigen Probanden
durchgeführt, da es sich um einen operativen und mit Risiken behafteten
Eingriff handelt. Es wurde versucht, all jene Patienten zu rekrutieren, die in
64
Diskussion
dem Zeitraum, in dem die Arbeit durchgeführt wurde, aus medizinischen
Indikationen eine Tonsillektomie erhielten, nicht aber eine maligne
Erkrankung in dieser Region aufwiesen. Die Tonsillektomie wird mehr und
mehr als ein Standardeingriff der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde angesehen
und die Durchführung erfolgt immer häufiger als ambulanter Eingriff in
medizinischen
Versorgungszentren
oder
Praxen,
weniger
in
Universitätskliniken, wo die Probengewinnung und -aufarbeitung bei dieser
Arbeit vorgenommen wurde. Keiner der 15 rekrutierten Patienten dieses
Kollektivs
wies
im
Oropharynx
HPV-DNA
auf,
obwohl
aus
allen
Gewebeproben generell der Nachweis von DNA gelang. Obwohl ein HPVNachweis aus frischem Gewebe als sehr sensitive Methode zur Detektion
angesehen werden kann, rechtfertigt eine Probeentnahme bei Patienten
ohne Erkrankung der Tonsillen eine solche Gewebeentnahme nicht.
In 33,8% aller entnommenen Proben konnte keinerlei DNA nachgewiesen
werden, was in den meisten dieser Fälle auf Abstriche aus der
Tonsillenloge zutraf. Als Grund hierfür wird ein stark ausgeprägter
Würgereflex verantwortlich gemacht, so dass die Probanden ein sehr
intensives Abstreichen nicht tolerierten. Dennoch kann festgestellt werden,
dass alle Nachweise von HPV-DNA aus Abstrichen und nicht aus den
ebenfalls vorliegenden Mundspülungen gelangen. Der Grund dafür könnte
darin liegen, dass ein Großteil klinisch apparent oder inapparent
verlaufender HPV-Infektionen in den Tonsillen lokalisiert sind (44). Unklar
ist, aus welchem Grund der HPV-16-Nachweis aus Mundspülungen von
HPV-positiven Probanden in dieser Arbeit nicht gelungen ist, obwohl bei
allen drei Mundspülungen bei der ß-Globin-PCR ein DNA-Nachweis gelang.
Anhand dieser Arbeit fällt ein Vergleich der drei verschiedenen Methoden
zur Detektion onkogener HPV-DNA schwer, da es sich um ein sehr kleines
Kollektiv
handelte
und
nur
bei
nachzuweisen war.
65
drei
Probanden
onkogene
HPV
Zusammenfassung
5
Zusammenfassung
Die
vorliegende
Arbeit
beschäftigt
sich
mit
onkogenen
Humanen
Papillomaviren im Oropharynx. Es wurde ein Kollektiv von 77 Patienten
untersucht, bei denen eine Mundspülung, ein Abstrich aus der Tonsillenloge
und bei einigen Studienteilnehmern Tonsillenfrischgewebe entnommen
wurde und dieses Material mittels PCR auf Papillomaviren untersucht
wurde. Anschließend wurden die Ergebnisse miteinander verglichen.
Außerdem lag von jedem Studienteilnehmer ein ausgefüllter Fragebogen
über Lebensgewohnheiten und Risikofaktoren zu Auswertung vor.
Die Häufigkeit nachgewiesener HPV deckte sich in der vorliegenden Arbeit
annähernd mit der Prävalenz für HPV anderer Studien. Auch konnte HPVTyp 16 als häufigster onkogener HPV-Typ detektiert werden, ein Ergebnis
das andere Studien ebenso lieferten. Es konnte in dieser Arbeit gezeigt
werden, dass der Abstrich aus der Tonsillenloge als Verfahren zum
Nachweis von Humanen Papillomaviren der Mundspülung überlegen war.
Obwohl bei den Abstrichen HPV-PCR nachgewiesen werden konnte,
zeigten die Mundspülungen der jeweiligen Probanden ein negatives
Resultat. Der Vergleich mit dem HPV-Nachweis im Frischgewebe kann in
dieser Arbeit nicht geliefert werden, da nicht von jedem Probanden
Frischgewebe vorlag und keinem der Probanden, die sich einer elektiven
Tonsillektomie unterzogen haben, ein positiver HPV-Nachweis aus dem
Frischgewebe gelang.
Bei der Betrachtung der Risikofaktoren und der Lebensgewohnheiten kann
in dieser Arbeit nur schwer eine Aussage über den Zusammenhang mit
einer HPV-Infektion getroffen werden. Der Hauptgrund dafür ist, dass das
untersuchte
Kollektiv
mit
77
Studienteilnehmern
keine
statistisch
signifikante Aussage zulässt. Dennoch lassen sich bei genauerer
Beleuchtung der Lebensgewohnheiten, insbesondere des Sexualverhaltens
Tendenzen erkennen, die auch in vergleichbaren Studien angegeben
werden. So kann in dieser Arbeit gezeigt werden, dass das Alter der
Kohabitarche bei der Gruppe der HPV-positiven Teilnehmer im Durchschnitt
unter dem der HPV-negativen Teilnehmer lag. Die Zahl der Sexualpartner
hingegen war zum untersuchten Zeitpunkt in der Gruppe der HPV-positiven
Probanden höher als die der HPV-negativen Studienteilnehmer. Diese
66
Zusammenfassung
Daten weisen hier, wie auch in vorangegangenen Studien darauf hin, dass
das Humane Papillomavirus auch als Faktor für die Entstehung von
Karzinomen im Hals-Rachenraum sexuell übertragbar ist, wie es beim
Cervix-Karzinom heute als gesichert gilt. In Diskussionen um die Impfung
gegen Humane Papillomaviren kann diese Tatsache Beachtung finden.
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Tabellenverzeichnis
7
Tabellenverzeichnis
Tab. 1:
UICC-Klassifikation des Larynxkarzinoms: T-Klassifikation.
Tab. 2:
UICC-Stadiengruppierungen des Larynxkarzinoms
Tab. 3:
5-JÜR bei Kopf-Halstumoren nach UICC-Stadium
Tab. 4:
Klassifikation der Vorstadien des Cervixkarzinoms
Tab. 5:
Übersicht über CIN-Stadien
Tab. 6:
Stadieneinteilung des Cervixkarzinoms
Tab. 7:
Geschlechterverteilung der Probanden
Tab.8:
Geschlechterverteilung des Kollektivs
Tab. 9:
Patienten mit Tonsillektomie
Tab. 10: ß-Globin-PCR negativ
Tab. 11: onkogene HPV positiv
Tab. 12: Alter und Ausbildungsdauer der HPV-16-positiven und -negativen
Probanden
Tab. 13: Einkommensverteilung
Tab. 14: Risikofaktoren
Tab.15: Vergleich der Durchschnittswerte der Risikofaktoren
77
Abbildungsverzeichnis
8
Abbildungsverzeichnis
Abb.1:
Genomorganisation von HPV-16
Abb. 2: FISH mit einer HPV16-spezifischen Sonde, Nachweis von HPV-16
Abb. 3: Dysplastische Zellen in einem HPV16-positiven Karzinom
Abb. 4: Anatomische Strukturen des Halses und der Nackenregion
Abb. 5: Plattenepithelkarzinom des Oropharynx,
Abb. 6: typisches Bild eines HPV-positiven Tonsillenkarzinoms
Abb. 7: Krankheitsfreies Überleben von Patienten mit HPV-positiven und
HPV-negativen Oropharynxkarzinomen
Abb. 8: ß-Globin-PCR nach Agarosegelelektrophorese
Abb. 9: ß-Globin-PCR nach Agarosegelelektrophorese von
Tonsillengewebe
Abb. 10: Verdünnungsreihe HPV-Plasmid nach Agarosegelelektrophorese
Abb. 12: Altersverteilung des untersuchten Kollektivs
Abb. 12: Altersverteilung der HPV-16-positiven Patienten im Vergleich zum
Gesamtkollektiv
Abb. 13: Ausbildungsdauer der HPV-16-positiven Patienten im Vergleich
zum Gesamtkollektiv
Abb. 14: nested-PCR von Abstrichen und Mundspülungen
Abb. 15: nested-PCR von Abstrichen und Mundspülungen
Abb. 16: nested-PCR nach Agarosegelelektrophorese von Tonsillengewebe
78
Anhang
9
Anhang
Patientenfragebogen
79
Anhang
80
Anhang
81
Anhang
82
Anhang
83
Anhang
84
Anhang
85
Anhang
86
Anhang
87
Anhang
Einverständniserklärung
88
10
Lebenslauf
Mein
Lebenslauf
wird
aus
Gründen
des
Datenschutzes
elektronischen Fassung meiner Arbeit nicht veröffentlicht.
89
in
der
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