Living Zu ch Marion Petric Besu bei … Nach 14 Umzügen ist die Kabarettistin endlich an­ gekommen – in einer duften(den) Altbauwohnung. Text: Johannes Stühlinger Fotos: Alfons Kowatsch „Es muss gut riechen! Es muss einfach immer gut riechen in meiner Wohnung!“ Steckbrief Marion Petric Ö3-Stimmenimitatorin und Kabarettistin Geboren: 18. 9. 1966 Sternzeichen: Jungfrau Aszendent: Steinbock Sagt: „Ein bisschen Kitsch muss sein.“ Liebt: Tee Ist: dreimal in Mathe durchgefallen Humor begegnet einem bei Marion Petric überall. Vor allem aber natürlich in ihrem Kabarett. Wo und wann man über ihr Programm „Die Froschkönigin“ am besten lachen kann, steht auf ihrer Website www. marionpetric.at. E s riecht nach Kerzenwachs. Auch der Duft von Räucherstäbchen hängt noch in der Luft, wird aber gerade von einem frischen Frühlingshauch verdrängt. Und mitten in der Zugluft zwischen Salon und Wohnzimmer steht mit ausgebreiteten Armen Marion Petric. „Es muss gut riechen in meiner Wohnung. Es muss einfach immer gut riechen“, ruft sie. Dann lacht die Ö3-Stimmenimitatorin fröhlich auf – und die Wohnungsführung kann beginnen. „Ich bin kein Hausmensch“, erklärt sie gleich einmal einleitend. Ein klassischer Wohnungstyp also. Allein um die richtige Bleibe zu finden, musste die Kabarettistin ganz schön lange suchen: Ganze 14-mal ist sie umgezogen, bis sie vor sechs Jahren endlich ihr jetziges Altbau-Juwel auf dem Grazer Hasnerplatz gefunden hat. „Eine tolle Gegend zum Leben. Hier hat man alles in der richtigen Dosis“, erklärt sie. Wobei das ja eine eher subjektive Sache ist. Denn die Kerzendosis etwa, die Marion Petric vorgibt, wäre vermutlich manch anderem ein bisserl zu hoch: In jedem Raum stehen sie. Klein. Groß. Dick. Dünn. In allen möglichen Farben, manche kommen sogar von weit her – wie die auf der ➤ seitenblicke 97 Living Der gute Ton Seit Marion Petric draufgekommen ist, dass ihr Kleiderschrank samt Paravent ein perfektes Tonstudio ergibt, kann sie ihre Promi-Parodien im eigenen Schlafzimmer aufnehmen. „Der Luster ist ein Herzstück von mir. Wenn ich heimkomme, schau ich ihn immer als Erstes an.“ Buchstabensalat Weil Marion Petric auf gute Sprüche steht, sammelt sie diese in kleinen Schüsserln. Und weil sie auch auf gute Musik steht, hat sie vor einem Jahr Notenlesen gelernt und spielt seither Querflöte. 98 seitenblicke jüdischen Menora am antiken Tischchen im in Violett getauchten Salon. „Das sind afrikanische Kerzen! Von Hand gemacht!“, jauchzt Petric stolz, zündet die kleinen Wachskunstwerke mit einer geübten Bewegung an und kramt in ihrer langjährigen Zündler-Erfahrung: „Nur Kerzen kaufen, die durchgängig die gleiche Farbe haben! Wenn sie innen weiß sind, dann brechen sie auf und rinnen.“ Jetzt ist die Künstlerin endgültig warmgelaufen und bringt uns in sympathischer Wirbelwind-Mentalität ihren Lebensmittel­ punkt näher: „Der Kasten, der Tisch, die Couch – die alten Möbel eben, das sind alles echte Antiquitäten. Vor allem der Luster ist ein Herzstück von mir!“ Eine Liebschaft war nämlich Antiquitätenhändler. Die ist zwar verflossen, die schönen Möbel sind jedoch geblieben. „Und die Weingläser hier, die sind sogar mundgeblasen“, sprudelt’s weiter aus der Steirerin heraus. „Dabei trink ich ganz selten Wein, nur fünfmal im Jahr. Ich hab überhaupt erst im 45. Lebensjahr mit dem Alkohol angefangen. Bis dahin hat es mir davor gegraust!“ Auf einmal wechselt die Stimme – und nun erklärt uns Maria Fekter, dass Farben ganz wichtig sind in ihrem Leben. „Ich bin bunt! Das Leben ist bunt!“, lautet einer ihrer Grundsätze. Und weil Petric das Stimmenimitieren beruflich macht, packt sie gleich die nächste Prominente aus – Fiona Swarovski: „Die drei schlimmsten Dinge im Leben? Routine, Alltag und Vorhänge.“ M üßig zu erwähnen, dass im Hause Petric keine derartigen Staubfänger den herrlichen Blick auf den erhabenen Schlossberg oder den blumigen Innenhof verhängen. Stattdessen zieren die unterschiedlichsten Symbole ihre Wände: Die Blume des Lebens findet sich hier genauso wie eine Rune, ein Victory-Zeichen und in fast jedem der drei großen Räume ein Symbol der Yogi – Om. Und das kommt freilich nicht von ungefähr „Ich praktiziere dreimal pro Woche Yoga. Das brauch ich, das zentriert mich“, erzählt die quirlige Person. Generell achtet sie auf den Fluss und den Austausch von Energie – in allen Lebenslagen und besonders natürlich in ihrem Lebensraum. ➤ seitenblicke 99 Living (PR)om(Is)! „Die drei schlimmsten Dinge im Leben sind Routine, Alltag und Vorhänge.“ „Die Schwingung muss passen, sonst geht es mir nicht gut.“ Wer jetzt aber denkt: Eso-Tante!, der irrt. Denn die Petric hat zwar eine gehörige Portion Wissen über Numerologie, Astrologie und dergleichen jederzeit abrufbereit, doch an Bodenhaftung fehlt es ihr genauso wenig wie an Realitätssinn. Die Künstlerin ist einfach für viele Gedankenwelten offen und generell lebenskreativ. Was sich nicht nur in ihrem Kabarettistinnendasein von Vorteil erweist, sondern auch wenn es darum geht, für das Hitradio Ö3 Promi-Parodien aufzunehmen. Da macht sie dann ihren Kleiderkasten auf, stellt einen Paravent davor und sich selbst samt Mikro 100 seitenblicke Das Om-Symbol der Yogi hängt in fast jedem ihrer Räume – natürlich auch im Schlafzimmer (unten rechts). Die Karikaturen aus der Feder von Andreas Maigl hingegen empfangen den Gast im Wohnzimmer. Sie zeigen ein paar jener Damen, deren Stimmen Marion Petric ­beherrscht: Verona Pooth, Anna Netrebko, Angela Merkel, Maria Fekter, Fiona Swarovski und Vera Russwurm. dazwischen hinein. „Ich bin draufgekommen, dass das so gut klingt wie in einem echten Studio“, strahlt sie. Dieses erspart sie sich seither also. E in schöner Klang ist der begeisterten Querflötenspielerin übrigens genauso wichtig wie guter Wohnungsduft. Deshalb jazzt die Stereoanlage rund um die Uhr. Und wenn sie doch einmal verstummt, dann nur, um den Lärm der Straße durch die offenen, vorhanglosen Fenster hereinzulassen. Um die Welt da draußen leben zu hören. ★ seitenblicke 101