Aktuelles vom Pflanzenschutz (Nr. 5 vom 25. April 2017)

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Aktuelles vom Pflanzenschutz
Nr. 5 vom 25. April 2016
Der Frost von vergangener Woche kam bei allen Kulturen sehr ungelegen. Sämtliche Pflanzenschutzmassnahmen mussten gestoppt und verschoben werden. Auch diese Woche wird nichts mehr gehen. Nächste Woche, mit den voraussichtlich wieder milderen Temperaturen, werden die
Spritzungen in Getreide, Rüben und evtl. noch Raps zum Thema. Im Folgenden wird näher auf die Frostschäden und die anstehen Behandlungen
eingegangen.
Rüben:
Die Rüben litten am stärksten unter der Kälte. Dabei spielte das Stadium während dem
Frost eine entscheidende Rolle. Ungekeimtes Saatgut war am wenigsten gefährdet. Der
Boden, der die Rübenpillen abdeckt, wirkt als Isolation. Gefährlicher ist die Situation bei
keimenden Rüben. In dieser Phase sind sie am empfindlichsten. Ob die Keimpflanze einen Schaden genommen hat, erkennt man an Einschnürungen ober -oder unterirdisch
am Spross. Im schlimmsten Fall kann ein Absterben der Zuckerrübenpflanze die Folge
sein. Ab dem 2-Blatt-Stadium reagiert die Rübe wieder weniger empfindlich auf Frost.
Die Bestände müssen jetzt kontrolliert werden. Typische Symptome, die sich einige
Frost an Rüben: Pflanze links überlebt, Pflanze rechts stirbt ab
Tage nach der Frostperiode zeigen, sind ein glasiges Pflanzengewebe und später das
Einschnüren des Hypokotyls (Teil der Pflanze zwischen Wurzelhals und Keimblätter) im
Bereich der Bodenoberfläche. Oberirdische Symptome können bei der schon weiter entwickelten Zuckerrübe das Abfrieren von Blattspitzen oder
ganzen Blättern sein. Einige Zeit nach der Frosteinwirkung werden geschädigte Pflanzenteile in diesem Fall schwarz (siehe Bild oben).
Wann sollen wir nun den nächsten Split planen? Diese Woche wird es nichts mehr. Auf das Wochenende wird nochmals ein leichter Frost gemeldet.
Nächste Behandlungen sind anfangs nächste Woche zu planen. Wichtig ist dann schnell zu reagieren, damit uns das Unkraut nach dem Regen nicht
davonwächst. Gegen Hundspetersilie und Klebern wirkt Debut, aber nur bei Temperaturen ab 15-20°C und ohne Bodenmittel. Nach stärkeren
Regenfällen (15 – 20 mm) sollte auf Telmion verzichtet werden. Bei gut entwickelten bzw. erholten Rüben kann beim 2. Split entweder 100 – 150
g Venzar oder 0.3 l Dual Gold beigemischt werden.
Raps:
Der Raps zeigt nach dem Frost verkümmerte Triebe, die sich aber nach kurzer
Zeit häufig wieder aufrichten (Bild
links). Frost um die Zeit der Blüte verursacht oft ein Aufplatzen der
Rapsstängel (Bilder Mitte), die bei
feuchter Witterung anfangen zu faulen.
Zudem sind solche Stängel Eintrittspforten für Pilze wie Phoma oder
Botrytis. Das Schadbild sieht ähnlich
aus, wie jenes vom Stängelrüssler. Bei
links und Mitte: Frostschäden an Raps, rechts: Sklerotinia nach der Ernte
trockenen Verhältnissen würde der
Raps die Einbussen kompensieren. Pilzkrankheiten sind dann nicht gefährlich. Zudem bildet der Raps viel mehr Blüten, als er Ertragsanlagen ausbilden kann. Ein relevanter Schaden hält sich bei idealen Bedingungen in Grenzen. Schwieriger wird es bei einer feuchtwarmen Witterung.
Wie sollen wir nun reagieren? Eine Entscheidungsgrundlage liefert die Situation nach der letztjährigen Rapsernte. Sind dabei viele graue, weisse
oder schwarze Stängel aufgefallen, war Sklerotinia vorhanden (siehe Bild rechts). Der optimale Zeitpunkt für die Bekämpfung dieser Krankheit ist
die Vollblüte. Das wird mancherorts nächste Woche der Fall sein. Rapskrebs wird durch folgende Bedingungen begünstigt: Ist der Boden feucht,
bilden sich Pilzsporen. Trifft nachfolgend warme, wechselfeuchte Witterung mit dem Abfallen der Blütenblätter zusammen, ist mit Sklerotinia zu
rechnen. Vor allem hohe Temperaturen in der Blühphase verstärken den Befallsdruck. Mit der Behandlung gegen Sklerotinia würden auch die oben
genannten Krankheiten, verursacht durch Frost, durch eine gute Teilwirkung miterfasst. Treten nächste Woche die beschriebenen Verhältnisse ein,
würde sich eine Behandlung lohnen. Empfehlung: 1 l Amistar pro ha, abends ausserhalb des Bienenfluges. Der Raps ist in den Abendstunden zudem
elastischer und in den Fahrgassen wird weniger Schaden angerichtet. Wichtig ist, dass die Spritze 50 cm über dem Bestand geführt werden kann.
Wurde Amistar bereits mit der letzten Glanzkäferbehandlung gespritzt, kann durch die teilsystemische Wirkung des Produktes ebenfalls von einer
befriedigenden Wirkung ausgegangen werden.
Getreide:
Getreide war weniger stark vom Frost betroffen. Die Ähren haben noch nicht geschoben, sie waren geschützt. Auf den Blättern sieht man oft
braune bis violette Verfärbungen. Dies sind die Symptome des Frostes. Das wichtigste Blatt ist das Fahnenblatt. Bleibt dieses gesund, kann mit den
üblichen Erträgen gerechnet werden.
Gerste:
Die Gerste befindet sich meist zwischen Stadium 37-39. Wie wird das Stadium bestimmt? Die Gerste hat 57 Blätter. Wird das oberste Blatt auseinandergerollt und die Grannen kommen zum Vorschein, handelt es
sich um das Fahnenblatt. Dieses gilt es zu schützen, weil das Fahnenblatt für die Assimilation am wichtigsten ist. Wegen seiner exponierten Stellung ist das oberste Blatt am meisten gefährdet für Sprenkelnekrosen.
1.5 l / ha Chlorothalonil beugt diesen am besten vor. Gegen Rost, Rynchosporium und Netzflecken wirkt 1
l / ha Casac. Zur Verstärkung der Ährenbasis wird 1 l / ha Cerone empfohlen. Bei üppigen Beständen kann
1.5 l / ha Cerone gespritzt werden.
Die Abschussbehandlung wird in den meisten Fällen nächste Woche erfolgen. Falls schon eine erste Behandlung mit Moddus, Cerone und Allegro durchgeführt wurde, sollte zugwartet werden bis das Fahnenblatt voll entwickelt ist. Jedoch muss vor dem Erscheinen der Ähre gespritzt werden, damit Cerone richtig
wirken kann. Ab voll geschobenes Fahnenblatt bis zum Sichtbarwerden der Grannen ist der ideale Zeitpunkt
für den Einsatz von Cerone. Nach starken Niederschlägen oder Frost macht es aus Verträglichkeits- und
Wirkungsgründen Sinn, mit der Behandlung einen Tag zu warten, bis sich die Wachsschicht regeneriert und
die Pflanze erholt hat. Die Wachstumsregler wirken am besten und schonendsten bei sonnigem, warmem
Wetter. Die Pflanzen müssen abgetrocknet und gut ernährt sein.
Als Abschlussdüngung ins Fahnenblatt eignet sich 1 – 1.5 kg Ammonsalpeter. Dieser erhöht im jetzigen
Stadium das Hektolitergewicht und den Proteingehalt.
Gerste im Stadium 37-39
Weizen
Der Weizen ist im Schossen und wird demnächst mit 1
l Allegro behandelt, wenn 2 Fungizide geplant sind. Bei
langstrohigen Sorten (Arina, Ludwig oder Winnetou)
bzw. dichten Beständen kann als Nachverkürzung noch
etwas Moddus (0.2 – 0.3 l / ha) und Cerone (0.3 - 0.4 l /
ha) beigemischt werden. Moddus sollte nur bis Stadium
32 (2. Knoten eingesetzt werden. Der Entwicklungsabschnitt vom 2-Knoten-Stadium bis Beginn Fahnenblattschieben sollte für die Kürzung tabu sein. Die Ähre befindet sich in der grossen Periode, dem überproportionalen Längenwachstum. Sie ist jetzt gegen hormonelle
Störungen besonders empfindlich. In dieser Phase
sollte man nur kürzen, wenn die Absicherung der
Standfestigkeit mehr Nutzen als Schaden bringt. Versuche zeigen bei ungünstigen Anwendungskonstellationen Ertragseinbussen von bis zu 15%. Eine Verkürzung während der grossen Periode ist nur angebracht, wenn bis dahin
nicht verkürzt werden konnte und der Bestand so elastisch ist, dass die Halme sich nicht mehr aufrecht hinstellen,
wenn man mit der Hand durch den Bestand streift. Der „Bürsteneffekt“ fehlt dann. Es würde sich also um eine
Notmassnahme handeln. Die Standfestigkeit würde sowieso nicht vollständig gesichert. Denn gekürzt und stabilisiert wird zu diesem Zeitpunkt überwiegend das 2. und 3. Internodium. Das unterste Internodium wird nur noch
wenig gestärkt.
Jetzt ist auch Zeit, um die Schossergabe zu verabreichen. Entweder wird noch 2 x gefahren mit Ammon oder man
schliesst gleich ab mit Entec. Hier nochmals die Vorteile von Entec im Überblick:
- Einmalgabe möglich bei arbeitssparender, extensiver Bewirtschaftung
- Sichern der Stickstoffwirkung bei Frühjahrs- oder Frühsommertrockenheit
- Ausschalten des Witterungsrisikos
- An die Pflanzenentwicklung angepasste Stickstoffversorgung ohne Gefahr des Überwachens der Bestände.
Weizen im Stadium 31-32
Quellen:

Top Agrar

KWS

Volker H. Paul, Raps
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