architektonische entwicklung historischer fabrikbauten im

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TECHNISCHE UND WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE UNIVERSITÄT BUDAPEST
FACHBEREICH ARCHITEKUR
LEHRSTUHL FÜR BAUGESCHICHTE UND DENKMALSCHUTZ
BUDAPESTI MŰSZAKI ÉS GAZDASÁGTUDOMÁNYI EGYETEM
ÉPÍTÉSZMÉRNÖKI KAR
ÉPÍTÉSZETTÖRTÉNETI ÉS MŰEMLÉKI TANSZÉK
MARTIN PILSITZ
DIPL.-ING./ARCHITEKT
ARCHITEKTONISCHE ENTWICKLUNG HISTORISCHER FABRIKBAUTEN
IM SIEDLUNGSGEBIET DES HEUTIGEN BUDAPEST ZWISCHEN 1815
UND 1915 UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER
BRAUEREIEN
INAUGURALDISSERTATION ZUR ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE (PhD)
TEXTBAND
APPENDIX
ANHANG
WISSENSCHAFTLICHE BETREUUNG: DR. KALMÁR MIKLÓS PHD
BUDAPEST, FEBRUAR 2015
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung
I.1. Gegenstand der Dissertation
I.2. Ausgangslage der Untersuchung
I.3. Fragenkatalog
I.4. Abgrenzungen
I.4.1. Thematische Abgrenzung
I.4.2. Zeitliche Abgrenzung
1.4.3. Geografische Abgrenzung
I.4.4. Abgrenzung des Bautyps
I.5. Aktualität und Nutzen der wissenschaftlichen Erkenntnisse
I.5.1. Emissionsfreie Fabriken und naturverträgliche Industriegebiete
I.5.2. Regionalplanung: Bp.-Kőbánya als Muster eines historischen
Monoindustriegebietes
1.5.3. Industrielle Entwicklungsachsen entlang der Donau
I.5.4. Industriegebäude als geistige Ressource
I.5.5. Innovationsforschung: Verfahrensbionik
I.5.6. Das Kellersystem in Bp.-Kőbánya: Kühllager mit nachhaltigem
Energiehaushalt
I.6. Forschungsstand
I.6.1. Stand der Forschung zu historischen Industriebauten in Ungarn
– eine Übersicht
I.6.2. International
I.7. Forschungsmethode
I.7.1. Materialsammlung: Quellen und Typen von Quellen
I.7.2. Forschungsaufenthalte an den Technischen Universitäten in Wien
und Berlin
I.7.3. Grundsätzliche Überlegungen zur Aufarbeitung der Quellen
I.7.4. Aufarbeitung der Quellen
I.8. Zielsetzungen
I.8.1. Erklärungsmodell als Ziel
I.9. Inhaltliche Gliederung der Dissertation
6
6
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17
17
II. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845)
II.1. Bauliche Innovationsphasen
19
II.2. Anfänge
19
II.2.1. Hausbrauereien
II.2.2. 15. und 16. Jahrhundert - Kommunaler Bauhäuser
II.2.3. 17. und 18. Jahrhundert - Städtische Brauhäuser
II.2.4. Ende 18. Jahrhundert - Technische Standards für den Bau von Brauhäusern
1
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
II.3. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845)
II.3.1. Einflussfaktoren, die eine architektonische Innovation auslösten
II.3.2. Lage im Stadtraum
II.3.3. Baukonstruktion
II.3.4. Brauereibetriebe im Stadtgebiet Buda-Pest
II.3.5. Fallstudien
II.3.6. Zusammenfassung
……21
III. Frühindustrielle Brauereien (1845-1870)
III.1. Die bauliche Entwicklung in der Übergangsphase mündet in einem Genotyp
III.2. Innovationssprung von Innerstädtischem Brauhaus zur frühindustriellen
Brauerei
III.2.1. Rechtliche und gesellschaftliche Voraussetzungen als externe
Einflussfaktoren
III.2.2. Technisch- funktionale Voraussetzungen als interne Einflussfaktoren
III.3. Fallstudien
III.4. Zusammenfassung
28
28
33
34
IV. Industrielle Großbrauereien (1870-1915)
IV.1. Bautypologische Entwicklung vom Kompaktbau zu Einzelbauten
IV.2. Innovationssprung von der Frühindustriellen Brauerei zur Industriellen
Großbrauerei
IV.2.1. Rechtliche, gesellschaftliche und biologische Voraussetzungen
(externe Einflussfaktoren)
IV.2.2. Technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren)
IV.3. Transformation des Gebäudeteilclusters in eine freie Anordnung
IV.4. Urbane Strukturen auf dem Betriebsgeländ
IV.5. Verbindung zwischen Industriebetrieb und Siedlungsraum
IV.6. Bebauungsweisen der Grundstücke
IV.6.1. Bauliche Nachverdichtung entlang von Längsachsen
IV.6.2. Erhöhung der Nutzungsintensität durch ein Doppelkonzept
IV.6.3. Grundstücksentwicklung vom Rand zum Zentrum
IV.7. Neue Gebäudetypen entstehen: Bierhallen und Logistikzentren
IV.7.1. Bierhallen - Nutzbauten zur Förderung ökonomischer Interessen
IV.7.2. Logistikzentren - überregionaler Gebäudebestand der
Brauereibetriebe
IV.8. Fallstudien
IV.9. Zusammenfassung
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
V. Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken
V.1. Maschinenbaufabriken: unspezifische Produktionsräume mit einem
vorwiegend horizontalen Herstellungsverlauf
V.2. Maschinenbau in Budapest
V.3. Unspezifische Produktionsräume in Maschinenbauhallen
V.4. Aus Werkstätten werden Fabriken: auf dem Betriebsgelände entstehen
additive bauliche Strukturen
V.5. Die Produktionshalle der Maschinenbaufirma Pick Ede
V.5.1. Anordnung der Fabrik auf dem Betriebsgelände
V.6. Das Betriebsgelände der Ungarische Metallwarenfabrik AG
V.7. Zusammenfassung
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VI. Industrielle Stadtentwicklung
VI.1. Industrielle Stadtentwicklung aus regionaler Perspektive
VI.2. Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von
Industriestandorten in Pest
VI.3. Als Folge der Abwanderung der Gewerbebetriebe aus der Innenstadt an die
Peripherie entstehen Industriestandorte
VI.4. Bedeutung der historischen Brauhäuser für die industrielle Stadtentwicklung
in Pest im 19. Jahrhundert
VI.5. Erster Entwicklungsimpuls
VI.6. Zweiter Entwicklungsimpuls
VI.7. Dritter Entwicklungsimpuls
VI.8. Die Verbindung zwischen Bauform und Standort bestimmt die Wirkung des
Industriebaus im Außenraum
VI.9. Einfluss der Verlagerung der Industriestandorte auf die Stadtentwicklung und
Baugesetzgebung in Budapest
VI.10. Auslösende Impulse für den Standortwechsel
VI.10.1. Technische Innovation
VI.10.2. Rohstoffe und Arbeitskräfte
IV.10.3. Topographie
VI.10.4. Grundstücke
VI.11. Naturlandschaft-Kulturlandschaft-Industrielandschaft-renaturierte
Landschaft: Köbánya
VI.12. Kőbánya als Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes
VI. 13. Zusammenfassung
3
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
VII. Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes:
Das Sudhaus der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG
VII.1. Auslöser für die Bautätigkeit der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei
VII.2. Neue Produktionstechniken veränderten die Anordnung der Brauereigebäude
VII.3. Einführung des Eisenbetons in den Brauereibau
VII.4. Architekturtransfer von Bayern nach Kőbánya
VII.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG als Prototyp neobarocker Brauereien in
Bayern
VII.6. Projektabwicklung in Budapest durch Hültl, Puscher und Schimanek
VII.7. Baubeschreibung Sudhaus Erste Ungarische Aktienbrauerei AG in Kőbánya
VII.7.1. Anordnung auf dem Betriebsgelände nimmt Einfluss auf die
Fassadengestaltung
VII.7.2. Fassade Sudhaus
VII.7.3. Fassade Wasserturm
VII.7.4. Baukonstruktion
VII.8. Das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising
VII.9. Zusammenfassung
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VIII. Denkmalschutz im Industriebau
VIII.1. Die veränderte Wahrnehmung historischer Fabrikbauten
VIII.2. Historische Industriebauten als Kulturgut
VIII.3. Historische Industriebauten als Identifikationsträger
VIII.4. Kriterien für den Erhalt von historischen Bauten der Industrie
VIII.5. Die Fassade eines Fabrikbaus
VIII.6. Definition zur Fabrikfasse als Denkmal
VIII.7. Zusammenfassung
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IX. Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne
IX.1. Historischer Industriebau und die Architektur des 20. Jahrhunderts
IX.2. Die Fabrik als bauliche Manifestation der Industrialisierung
IX.3. Die Fabrik wird zum Industriegebäude
IX.4. Begriffsbestimmungen für historische Industriebauten
IX.5. Mögliche Begriffsbestimmungen für historische Produktionsstätten
IX.6. Konflikt zwischen Funktion und Fassade
IX.7. Industriebauten mit architektonischer Qualität
IX.8. Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen
IX.9. Korrelation zwischen der Entwicklung des Industriebaus und der Moderne
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
IX.10. Die Entwicklung der Industriearchitektur nach dem 1. Weltkrieg
IX.11. Reflexion in der Kunst
IX.11.1. Bruitismus
IX.11.2. Bewegung verändert die Wahrnehmung
IX.12. Zusammenfassung
101
102
Literaturverzeichnis (Stand 04.05.2015)
105
Abkürzungsverzeichnis
114
Bibliotheken und Archive
115
Zusammenfassung De, En, Hu
117
Dank
120
5
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
I. Einführung
I.1. Gegenstand der Dissertation
Die vorgelegte Arbeit ist ein Werk zur regionalen Industriebaugeschichte der Stadt Budapest,
das aus Sicht des Architekturhistorikers die Entwicklung des historischen Fabrikbaus im
heutigen Siedlungsgebiet unter besonderer Berücksichtigung der Genese von Brauereien
und Mälzereien im Zeitraum zwischen 1815 und 1915 thematisiert.
I.2. Ausgangslage der Untersuchung
Während des Untersuchungszeitraumes durchlaufen die historischen Produktionsstätten in
Budapest eine Entwicklung, die in den traditionellen Werkstätten ihren Anfang nimmt und in
den modernen Industriebetrieben des frühen 20. Jahrhunderts mündet. Der
Untersuchungszeitraum ist dabei lediglich ein zeitliches Intervall einer Gesamtentwicklung,
die heute noch im Gange ist und in Zukunft in der emissionsfreien Fabrik münden wird.
Dabei waren die historischen Fabrikbauten in Budapest bezüglich ihrer Architektur und
Baugeschichte bisher keine Objekte systematischer wissenschaftlicher Untersuchungen. Auf
europäischer Ebene sind der Schutz und die Erforschung des „industriellen Erbes“ (industrial
heritage) seit Jahrzehnten offizieller Bestandteil der Kulturpolitik der Europäischen Union.
Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat
im Juni 2014 das Fabrikgebäude Van Nelle in Rotterdam (Niederlande, 1925-31) sowie die
Seidenfabrik in Tomioka (Japan, 1871) zum Weltkulturerbe ernannt. Bezogen auf Budapest
sind eine große Anzahl historischer Fabriken in die Kategorie der gebauten Identitätsträger
einzuordnen, womit diese gleichrangig zu Kirchen und Palästen ebenfalls zum festen
Bestandteil des kulturellen Erbes der Stadt gehören. Die vorgelegte Arbeit ist als
wissenschaftlicher Beitrag zu verstehen, die historischen Fabrikbauten in Budapest
umfassender verstehen und sachgerechter beurteilen zu können. Um ein Erklärungsmodell
für die Genese dieser Gebäude zu erstellen, reicht eine rein visuelle Annährung nicht aus.
Vielmehr ist eine große Anzahl von Faktoren zu benennen und in ihrer Funktion zu
analysieren, die Einfluss auf die Raumentwicklung der Produktionsstätten genommen haben.
I.3. Fragenkatalog
Aus diesem Zusammenhang heraus leiten sich folgende Fragestellungen ab:
Warum stehen gerade die historischen Brauereien und Mälzereien im Mittelpunkt einer
Untersuchung über den historischen Fabrikbau in Budapest? Welche Faktoren haben die
Gesamtentwicklung beeinflusst, welche die architektonische Formentwicklung? Welche
Impulse sind dabei von einem Architekturtransfer aus dem Ausland ausgegangen? Welche
Impulse gehen von der industriellen Stadtentwicklung auf die Gesamtbaugeschichte
Budapests aus? Können historische Produktionsstätten einen Beitrag zur kulturellen
6
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Identifikation leisten? Welche Kriterien sind zu Grunde zu legen, damit ein Fabrikgebäude
zum Baudenkmal wird? Reicht dabei eine visuelle Beurteilung aus? Welche Argumente
sprechen dafür, dass die historischen Industriebauten die Wegbereiter der Architektur des
20. Jahrhunderts sind? Können die damals angewandten Planungs- und Bauprinzipien als
geistige Ressourcen betrachtet werden, mit denen ein aktueller Bezug hergestellt werden
kann, beispielsweise zu Themen des Energiemanagements oder der Biotechnologie?
I.4. Abgrenzungen
I.4.1. Thematische Abgrenzung
Die Vielfältigkeit der offenen Fragen sowie die Notwendigkeit zur Einschränkung der großen
Anzahl der vorliegenden Dokumente begründen die Notwendigkeit, Abgrenzungen
vorzunehmen. Als Ergebnis eines diesbezüglichen Entscheidungsprozesses wurde die
architektonische Entwicklung eines einzelnen Industriezweiges Gegenstand der
Untersuchung.1 Die Begründung für diese Entscheidung liegt darin, dass die quantitative
Dominanz der Agrarwirtschaft in Ungarn in Verbindung mit den Standortvorteilen von PestBuda zunächst zur Entstehung einer Nahrungs- und Genussmittelmittelindustrie geführt hat.
Innerhalb dieser für die Stadt charakteristischen Industrie war das Brauwesen der erste
Industriezweig, der von einer handwerklichen auf eine industrielle Produktionsweise
umgestellt hat. Damit wurden die Brauereien (neben den Mühlen) die ersten
Produktionsstätten, die als Industriegebäude bezeichnet werden können. Es ist zu vermuten,
dass die Bauaufgabe, die ganz aus der Funktion heraus gelöst wurde, als Planungsprinzip
erkannt wurde, und in der weiteren Entwicklung Einfluss auf die Baugestaltung von Fabriken
anderer Industriezweige genommen hat. Damit übernehmen die Brauereien eine
Vorbildfunktion für nachfolgende Fabrikbauten.
I.4.2. Zeitliche Abgrenzung
Der Untersuchungszeitraum wurde nicht willkürlich festgelegt. Der Beginn ist durch die
Gründung Innerstädtischer Brauereibetriebe gekennzeichnet, die ab 1815 die
architektonisch unspezifischen Gebäude der Hausbrauereien ablösen und einen
fortlaufenden baulichen Wandel einleitet. Die dynamische architektonische Entwicklung
mündet in den industriellen Großbrauereien, die nach Ausbruch des Esten Weltkrieges im
Jahr 1915 zum Stillstand kommt. Der Beginn des Untersuchungszeitraums ist nicht mit dem
Beginn der Geschichte von baulichen Produktionsstätten gleichzusetzen, ebenso wenig
endet die Historie dieses Bautyps mit dem Ende des Untersuchungszeitraumes. Der
untersuchte Zeitraum ist vielmehr Intervall einer sich noch im Gang befindlichen
evolutionären Bauentwicklung, die vermutlich mit der Gründung von metallverarbeitenden
1
Eine Alternative hierzu wäre beispielsweise die Aufarbeitung der Entwicklung der Fabrikarchitektur eines
geografisch definierten Gebietes, d.h. eines Stadtteils gewesen.
7
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Werkstätten in Mesopotamien2 ihren Anfang genommen hat und in Zukunft in der
emissionsfreien Industrieanlage münden wird.
1.4.3. Geografische Abgrenzung
Budapest war im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert der bedeutendste Industriestandort
des Landes. Der Fabrikbau hat in dieser Zeit einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung
der Stadt genommen, der heute noch nachwirkt (Industriebrachen/barna övezet). Wegen
der spezifischen Gegebenheiten des Ortes (Flusslage, keine Bodenschätze, Bedeutung der
Agrarwirtschaft) macht es Sinn, den historischen Fabrikbau in Budapest als regionales
Phänomen aufzufassen. Dabei sind die Gebäude der Brauindustrie von besonderem
Interesse. Zum einen gehen von diesem Industriezweig mehrere Impulse für die industrielle
Stadtentwicklung aus. Zum anderen entstand durch die Konzentration von industriellen
Großbrauereien in Kőbánya ein historisches Monoindustriegebiet, das geographisch klar
definiert ist. Die Dimensionen und Produktivität machten es vermutlich zur größten
zusammenhängenden Brauereizone in Europa.
I.4.4. Abgrenzung des Bautyps
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Gebäude, in denen ein Produkt mit Hilfe von
Maschinen und eines organisierten Arbeitsablaufes hergestellt oder umgewandelt wird. Zum
Gesamtsystem Fabrik gehören eine Vielzahl technischer Nebengebäude, Laboratorien, Lager,
Stallungen, Büroräume, Kleinwerkstätten sowie Sozialbauten, Gaststätten und
Freizeitanlagen. In der Regel sind diese Bauten in ihren Dimensionen kleiner als das
eigentliche Produktionsgebäude und in der Konstruktion und Ausführung einfacher
gestaltet. Die Bedeutung dieser Bauten kommt vor allem im Zusammenhang mit der
Bebauung des Betriebsgeländes zum Ausdruck. Technische Bauten, wie Gaswerke und
Wassertürme (d.h. Versorgungsbauten) sowie Bauten der Infrastruktur, wie Bahnhöfe bilden
aufgrund ihrer Funktion eigene Themenkreise und werden nur dann in die Betrachtung mit
einbezogen, wenn dies zum besseren Verständnis der Architektur des Fabrikbaus beiträgt.
I.5. Aktualität und Nutzen der wissenschaftlichen Erkenntnisse
I.5.1. Emissionsfreie Fabriken und naturverträgliche Industriegebiete
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen historische Fabrikbauten. Der retrospektive Teil
versteht sich als Beitrag zur Baugeschichte der Stadt Budapest. Gleichzeitig stellt die
vorgelegte Arbeit einen Zeitabschnitt eines Prozesses dar, der noch im Gange ist. Die
Entwicklung von der Werkstatt zum Industriekomplex wird in Zukunft von einem vorwiegend
quantitativen in einen qualitativen Prozess übergehen und baulich in der emissionsfreien
2
Klein 1992. 231.
8
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
und energieautarken Fabrik münden.3 Zur Entwicklung umweltverträglicher Fabriken und
menschenfreundlicher Industriegebiete können die gewonnen Erkenntnisse aus der
Forschungsarbeit über historische Fabriken einen Beitrag leisten.
I.5.2. Regionalplanung: Bp.-Kőbánya als Muster eines historischen Monoindustriegebietes
Der Budapester Stadtteil Köbánya mit seinen ehemaligen Brauereibetrieben ist ein Beispiel
für ein Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes, das Gelegenheit für das Studium
und der differenzierten Beschreibung eines regionalen Industrialisierungsmusters bietet. Aus
den gewonnen Erkenntnissen können Zusammenhänge deutlich gemacht werden, die für
eine zukünftige naturverträgliche Nutzbarmachung ähnlich genutzter Gebiete
(beispielswiese in industriell aufstrebenden Gebieten wie China, Indien und Brasilien)
Anwendung finden. Die Forschungsergebnisse könnten als Grundlage für eine weitsichtige
regionalplanerische Steuerung künftiger Gewerbeansiedlungen im Hinblick auf ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen Quantität und Qualität dienen.4 Umfassende
konzeptionelle Arbeiten zum Thema Umweltschutz in der Stadt könnten Regelkreise
langfristiger Folgelasten aufgrund gewerblicher Tätigkeit aufdecken und in Zukunft helfen,
diese zu vermeiden.5
1.5.3. Industrielle Entwicklungsachsen entlang der Donau
Ein weiteres Thema der Regionalplanung sind Fragestellungen in Zusammenhang mit der
Industrieansiedlung entlang eines Flusses. Die industriellen Entwicklungsachsen entlang der
Váci út und Soroksári út und damit parallel zur Donau sind als Folge der engen Verknüpfung
zwischen natürlichen Gegebenheiten (Fluss als Quelle für Betriebswasser und Nutzung zur
Abwasserableitung) und Produktion entstanden.
I.5.4. Industriegebäude als geistige Ressource
Dieser Gebäudetyp kann als Archiv von ehemals angewandten bautechnischen
Konstruktions- und Funktionsweisen aufgefasst werden, womit deren Architektur zum
Ausdruck einer bestimmten Denkweise und Methode der Problemlösung wird, die
wissenschaftlich zu untersuchen und zu dokumentieren ist. Die daraus gewonnenen
Erkenntnisse könnten möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt, d.h. in einer
Gesellschaft, in der fossile Energieträger nicht mehr jederzeit und in scheinbar
unbegrenztem Umfang zur Verfügung stehen, als geistige Ressource dienen.
3
Energieautark 2014.
Jockers 1991.
5
Pilsitz 2010b.
4
9
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
I.5.5. Innovationsforschung: Verfahrensbionik
Zu diesem Themenkreis zählen die angewandten Biowissenschaften, bei denen auch der
Zusammenhang zwischen artifizieller Bautechnik und belebter Natur untersucht wird. Die
Forschungsergebnisse führen zu einer Vernetzung von Bio- und Ingenieurwissenschaften. Bei
der Bionik werden biologische Prinzipien auf die (Bau)technik übertragen. Die konstruktive
und bauphysikalische Gestaltung historischer Mälzereien sind ein frühes Beispiel für eine
nachhaltige architektonische Bauplanung.6 Die vorrangige Planungsleistung besteht dabei in
der Übertragung biologischer Prinzipien auf die Funktionsweise des Gebäudes. Die
biomorphe Baukonstruktion kann als Hinweis auf eine epistemische Denkweise der an der
Planung Beteiligten interpretiert werden, bei der das Gebäude selbst elementarer Teil der
Verfahrenseinrichtung ist. Durch die Vernetzung von Architektur und Biowissenschaften wird
aus der historischen Mälzerei ein zukunftsweisendes Gebäude, das durch eine Planung, die
auf einer streng logisch-funktionalen Lösung der Bauaufgabe basiert, einen Denkanstoß auf
eine mögliche Reaktion der Architekten auf derzeit bestehende Probleme in Zusammenhang
mit der Energieversorgung und Umweltverschmutzung in sich trägt.
I.5.6. Das Kellersystem in Bp.-Kőbánya: Kühllager mit nachhaltigem Energiehaushalt
Diese low-tech Bauwerke können grundsätzlich als Archive aufgegebener Planungs- und
Konstruktionsweisen aufgefasst werden, wodurch eine Schnittstelle zwischen Bau- und
Technikgeschichte entsteht, die Gelegenheit bietet, deren Funktionsmechanismus zu
studieren und zu dokumentieren. Durch das Verständnis und einer möglichen Einbeziehung
der Denkweise, mit der der Energiehaushalt diese Bauwerke konzipiert und geplant wurde,
könnten die Architekten und Ingenieure heute einen aktiven Beitrag leisten, um die
aktuellen Umwelt- und Energieprobleme zu bekämpfen. Von diesem Standpunkt aus
betrachtet, sind diese historischen Bauwerke mit ihrer simplen technischen Ausstattung sehr
zeitgemäße Gebäude.
I.6. Forschungsstand
I.6.1. Stand der Forschung zu historischen Industriebauten in Ungarn - eine Übersicht
Stadtbaugeschichte
Die Industrie- und Technikgeschichte der Stadt Budapest ist umfassend aufgearbeitet. Das
gleiche gilt für die Geschichte vieler Industriebetriebe und Unternehmerfamilien.7 Die
Forschungsergebnisse wurden in einer großen Anzahl von Publikationen dokumentiert 8 und
6
Nachtigall 2013. 85-87.
Kozmáné 2004.
8
Baják-Bajnok 1972.
7
10
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
im Rahmen von Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.9 Judit
Klement arbeitet in ihrem Buch Gőzmalmok a Duna partján10 das Thema aus Sicht des
Wirtschaftshistorikers auf, wobei eine Vielzahl von Fotos einen Hinweis auf die Architektur
dieses Bautyps gibt.11 Zur Stadtbaugeschichte Budapests ist auf das Werk von Gábor Preisich
hinzuweisen, das insofern von Interesse ist, weil es die industrielle Stadtentwicklung im
Kontext der Gesamtentwicklung darstellt.12 Die Autoren Berend und Ránki machen in dem
Artikel A Budapest környéki ipari övezet kialakulásának és fejlődésene kérdéséhez13
detaillierte Angaben zur industriellen Entwicklung der Stadt und ihrer Agglomeration.14 Auch
sind die detaillierten Statistiken und das umfangreiche Literaturverzeichnis hilfreich. Ein
Werk, das eine Übersicht über die Betriebe eines einzelnen Industriegebietes gibt, ist das
Buch von Géza Bencze:15 Váci út, a magyar gépipar főutcája.16
Denkmalschutz
Zum Thema Denkmalschutz ist die Arbeit von Piroska Váczi von besonderem Interesse. Sie
formuliert die kulturelle Bedeutung historischer Industriebauten und fordert den gleichen
Schutz für diesen Gebäudetyp, wie für historische Gebäude im Allgemeinen.17 Rita Rebeka
Kirády thematisiert die Möglichkeiten der Wiedereingliederung von stillgelegten
Industriegebäuden in der DLA-Arbeit: Ipari Épületek Rehabilitációja – A Jövő házától a
zanzáig- Ipari épületekben megvalósult projektek aus dem Jahr 2009.18 Eine weitere
Dissertationsschrift zum Thema wurde von Lepel Adrienn im Jahr 2009 an der BME
vorgelegt: Az ipari épületek masodik élete és újrahasznosításuk folyamata.19
Visuelle Dokumentation
Der Bildband von József Hajdú mit Texten von Mihály Gera aus dem Jahr 1998 ist eine
dokumentarische Arbeit, die die graphisch geprägte Ästhetik historischer Industriebauten in
Budapest thematisiert.20 Éva Vámos und Katalin Kiss nutzen das Medium Film, um aus
verschiedenen Perspektiven heraus einen visuellen Eindruck der architektonischen
Vielfältigkeit der Fabriken und technischen Bauten in der Zeit um die Jahrhundertwende zu
vermitteln.21
9
„Vízhordók és vízvezetők”, Ausstellung zu den Anfängen der Trinkwasserversorgung in Budapest, 01.05.2012
bis 30.09.2012, Stadtarchiv Budapest/Budapest Főváros Levéltára, Budapest, Teve utca 3-5.
10
„Dampfmühlen am Ufer der Donau”
11
Klement 2010.
12
Preisich 1964.
13
„Zur Frage der Entstehung und Entwicklung des industriellen Raumes um Budapest”
14
Berend-Ránki. 535-538..
15
„Váci út, die Hauptstraße des ungarischen Maschinenbaus”
16
Bencze 2006.
17
Váczi 2001.
18
Kirády 2009.
19
„Das zweite Leben von Industriegebäuden und das Verfahren der Wiederingebrauchnahme”
20
Hajdú 1998.
21
Vámos-Kiss 2002.
11
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Einzelne Produktionsstätten als Gebäudetyp
Was die historische Entwicklung der Budapester Produktionsstätten des 19. Jh. und des
frühen 20. Jahrhunderts als Gebäudetyp betrifft, liegen noch keine endgültigen
wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Der Grund hierfür ist, dass dieser Bautyp ausserhalb
der als „akademisch anerkannten Architektur“ seinen Anfang genommen und eine
Entwicklung ohne vorgefasste Beschränkungen genommen hat. Diese Gebäude entziehen
sich weitgehend der schnellen Einordnung in ein von der Kunstgeschichte geprägtes
allgemeingültiges Betrachtungsschema. Der Grund hierfür könnte darin liegen, dass diese
Disziplin nicht über das notwendige Vokabular verfügt, die Einflussfaktoren, die die
architektonische Entwicklung dieses Bautyps prägen, in seiner Vielschichtigkeit zu
beschreiben. Um ein umfassendes Erklärungsmodell für die Entwicklung der
Produktionsstätten mit seinen differenzierten Ausdrucksformen vorzulegen, reicht eine rein
visuelle Annährung nicht aus. Im Folgenden sollen Einzelarbeiten genannt werden, die sich
auf die Architektur von historischen Fabrikgebäuden oder –anlagen beziehen: László Csázsár
thematisiert in seiner Publikation Industriegebäude aus Stahl in Ungarn in der Zeit des
Historismus. Als Beispiel gebenden Neubau wird die Wagnerwerkstatt auf dem Gelände der
Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. (Bp.-Kőbánya)
beschrieben.22 Katalin Berey geht in ihrem Artikel auf die Gebäude der Backindustrie ein, mit
einem Hinweis auf die Konstruktion aus Stahlbeton (Tragwerksplanung: János Biehn, 1915)
der Backfabrik in der Százados út.23 Endrei Walter’s Gegenüberstellung der Seidenmühle in
Bp.-Óbuda mit der Filatorio di Piazza (Villa Lagarina, Italien) ist eine vergleichende Arbeit.24
In einem weiteren Artikel gibt László Császár einen Überblick über industrielle Gebäudetypen
und führt die Erste Ungarischen Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. und
die Bürgerliche Brauerei/Polgári Sörfőzde als Beispiele an.25 Miklós Kalmár und Zsuzsanna
Emília Kiss geben in ihrer Analyse der Alkoholfabrik in Bp.-Óbuda eine Begründung für die
Bebauungsweise des Betriebsgrundstückes, womit die Beziehung des Gebäudes zum
Baugrundstück thematisiert wird.26
Historische Brauereien
Die historischen Brauereien werden in der ungarischen Literatur in der Regel gemeinsam mit
anderen Industriebauten behandelt. Eine abschließende Untersuchung als eigenständiger
Bautyp liegt noch nicht vor. Péter Szabós Arbeit zur Baugeschichte der Brauerei in
Sopron/Soproni sörgyár macht hierzu einen Anfang.27 Ottó Harcos geht in seinem Buch über
die Pannónia Brauerei in Pécs/Pécsi Pannónia Sörgyár auf das Thema Architektur nicht ein,
sondern widmet seine Arbeit der Firmengeschichte.28
22
Császár 1970.
Berey 1975.
24
Endrei 1994.
25
Császár 1994.
26
Kalmár-Kiss 2009.
27
Szabó 1994.
28
Harcos 1973.
23
12
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
I.6.2. International
Deutschland und Österreich
Die Erforschung historischer Industriebauten ist im deutschsprachigen Raum ein
eigenständiger akademischer Fachbereich, wobei die interdisziplinäre Vernetzung
systematisch ausgebaut wird. An der Technischen Universität Wien ist dem Institut für
Bauforschung und Denkmalpflege die Abteilung für Industriearchäologie angegliedert. Die
Universität Friedberg (Deutschland) hat einen eigenen Studiengang zur Erforschung
historischer Industriebauten eingerichtet. Die Forschungsergebnisse wurden in einer Reihe
von Publikationen zusammengefasst, die sich in der Regel auf die industrielle Entwicklung
einer Region oder Stadt konzentrieren. Beispielhaft ist das detaillierte Werk von Miron
Mislin, das die Entwicklung der Industriearchitektur der Stadt Berlin in den Jahren 1840-1910
thematisiert.29 Volker Rödel beschreibt die Fabrikarchitektur in Frankfurt am Main in den
Jahren 1774-1924, wobei das Buch auch auf die Besonderheiten der lokalen Brauereien
eingeht.30
USA
Die USA ist vermutlich das erste Land, in dem die historische Fabrikarchitektur systematisch
erforscht wurde.31 Die Periodika The journal of the society for industrial Archeology
(Erstausgabe 1975) und Journal of Urban history (Erstausgabe 1974) publizieren in
regelmäßigen Abständen Beiträge zum Thema.
I.7. Forschungsmethode
I.7.1. Materialsammlung: Quellen und Typen von Quellen
Fabrikgebäude als wichtigste Quelle der Untersuchung
Die meisten Gebäude historischer Fabriken, die als Quelle für die Forschung dienen könnten,
existieren nicht mehr.32 Durch den Abbruch dieser Industriegebäude ist ein Verlust an
historischer Bausubstanz mit ihren charakteristischen Details entstanden, der nicht wieder
herzustellen ist. Im Laufe meiner Dokumentationsarbeit habe ich festgestellt, dass für diese
Gebäude häufig nicht einmal mehr die Plandokumentationen oder anderweitige schriftliche
Unterlagen vorhanden oder zugänglich sind. Bei den Fabrikgebäuden, die noch vorhanden
und zugänglich sind, waren große Unterschiede im Erhaltungszustand der Bausubstanz
festzustellen.
29
Mislin 2002.
Rödel 1986.
31
Winkler 1981.
32
Winkler 1982.
30
13
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Planunterlagen
Nach den Gebäuden bilden die Planunterlagen die wichtigste Quelle der Untersuchung. Als
Voraussetzung für eine systematische Forschungsarbeit wurden auf Grundlage der bei der
Firma Dreher aufgearbeiteten und dem BFL vorliegenden Dokumente ein Plankatalog für die
historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest erstellt. Mit dieser Vorarbeit wurde die
Grundlage geschaffen, die baulichen Entwicklungen und architektonischen Tendenzen
unmittelbar aufzuzeigen. Das Planarchiv liegt auch als DVD vor und kann als Grundlage für
weitere Forschungen genutzt werden. (Siehe hierzu auch Anhang, Kapitel XVII: Aufbau eines
Planarchivs bei der Brauerei Dreher in Kőbánya sowie Kapitel XVIII: Planungs- und
Bauchronologie der Brauereien und Mälzereien).
Stempelaufdrucke
Einige Pläne sind mit Stempelaufdrucken versehen, die Auskunft über den Architekten,
Planungsort und –zeit geben. In einigen Fällen können auch Verbindungen zu Planungsbüros
anderer Fachgebiete (Haustechnik, Tragwerksplanung, Firmen) hergestellt werden. Dadurch
war Fallweise eine teilweise Rekonstruktion der am Projekt beteiligten Ingenieurbüros und
Firmen möglich.
Schriftliche Dokumente
Das Auftun von Quellen war nicht auf Plandokumentationen beschränkt. Schriftliche
Dokumente enthalten wertvolle Informationen zum Bauablauf. Diese bestehen aus
Verträgen, Preisangeboten, Bauaufmaßen, Schriftwechseln, Öffentliche Bekanntmachungen
in Zeitungen und Gesetzestexten. Um den Bestand an Dokumenten schrittweise zu
erweitern, habe ich fortlaufend in verschiedenen öffentlichen und institutionellen Archiven
sowie in Bibliotheken geforscht, die im Anhang aufgeführt sind. In der Bibliothek Szabó Ervin
(Budapest) liegt eine außergewöhnliche Sammlung von Schreiben Budapester Fabriken aus
der Zeit vor dem 1. Weltkrieg vor.33 Auf den Briefköpfen sind die Fabrikgebäude abgebildet.
Vermutlich sind diese Darstellungen idealisiert, aber gleichzeitig in vielen Fällen die einzige
Quelle, die einen Hinweis auf die Architektur der Fabrikgebäude gibt. Der Versuch, private
Sammlungen zu erschließen, war nur mäßig erfolgreich.
Literatur
Die verwendete Literatur besteht aus den ungarischen und internationalen Werken und
Artikeln, die in der Bibliographie aufgelistet sind.
33
Szabó Ervin Könyvtár
14
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Fotos
Die Fotos in den Museen und Archiven liegen in den meisten Fällen in nicht katalogisierter
Form vor. Daraus entstand das Problem der zeitlichen und örtlichen Zuordnung.
I.7.2. Forschungsaufenthalte an den Technischen Universitäten in Wien und Berlin
Die Forschungsarbeit in Budapest habe ich durch Studien an den Technischen Universitäten
in Wien und Berlin ergänzt.
1. Technische Universität Wien
Fakultät für Architektur
Institut für Bauforschung und Denkmalpflege
Abteilung Denkmalpflege und Industriearchäologie
Lehrstuhl: Prof. Dr. Gerhard A. Stadler
2. Technische Universität Berlin
Fakultät VI. Planen Bauen Umwelt
Institut für Architektur
Fachbereich Bau- und Stadtgeschichte
Lehrstuhl: Prof. Dr. Johannes Cramer
I.7.3. Grundsätzliche Überlegungen zur Aufarbeitung der Quellen
Die vorgelegte Arbeit sammelt, analysiert und interpretiert die Faktoren, die Einfluss auf die
bauliche Entwicklung genommen haben. Damit geht die Arbeit inhaltlich über eine
Monographie hinaus und ist eher als Analyse zu verstehen. Bei der Aufarbeitung der oben
genannten Quellen bin ich von folgenden grundsätzlichen Überlegungen ausgegangen:
1. Die vorgelegte Arbeit ist nicht ausschließlich retrospektiv, sondern es werden auch
Übergänge zur Architektur des 20. Jahrhunderts aufgezeigt.
2. Die vorgelegte Arbeit ist nicht ausschließlich deskriptiv, sondern es werden kausale
Zusammenhänge aufgedeckt. Ein Beispiel ist der Einfluss, den der Mangel an Kühltechnik auf
eine energiebewusste Bauweise ausgeübt hat.
3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Während der Untersuchung war ich grundsätzlich bemüht, eine Abgrenzung zu anderen
Forschungsgebieten (Technik-, Sozial, Wirtschaftsgeschichte) einzuhalten. Fallweise
bestanden jedoch Wechselwirkungen und Synergien zu angrenzenden Fachgebieten, wie
beispielsweiser zur Gebäude- und Produktionstechnik. Die sich daraus entwickelte
interdisziplinäre Zusammenarbeit führte immer für beide Seite zu Erkenntnisgewinnen und
war oft der Schlüssel für das Verständnis einer baulichen Entwicklung.
15
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
4. Architektonische Wahrnehmung
Aus dem oben Beschriebenen resultiert folgende Erkenntnis: Der Ausgangspunkt der
Wahrnehmung von Architektur ist nicht unbedingt und ausschließlich die Kunstgeschichte
(als unauflöslicher Teil der Architektur). Diese Aussage trifft insbesondere auf die Genese der
historischen Fabrikarchitektur zu. Kenneth Frampton geht in seinem Werk „Der Architektur
der Moderne“ auf diesen alternativen Standpunkt ein, wobei er Bezug auf Siegfried Giedion
nimmt: „Sein Verdienst war es weniger, auf stilistische Merkmale des 19. Jahrhunderts und
der klassischen Moderne einzugehen, als vielmehr neue Materialitäten und
gesellschaftsrelevante Motive herauszuarbeiten, Motive wie etwa „Moral in der Architektur“
oder von Grund auf veränderte „Raum-Zeit-Kompositionen“ in der Auffassung und
Wahrnehmung von Gebautem.“34 Eine weitere Form der Annährung an das Thema
Architektur ist bei Bruno Zevi auszumachen, der versucht, den Nachweis zu führen, dass die
abendländische Architektur von einem wechselseitigen Spiel geschlossener und organischer
Systeme geprägt sei, wobei sich das Organische im Sinne Frank lloyd Wrights letztlich
durchsetzen werde.35
I.7.4. Aufarbeitung der Quellen
Sammeln – Ordnen – Archivieren - Analysieren - Interpretieren
Aufgrund der Typen von Quellen ist folgende Methode der Aufarbseitung gewählt worden:36
Archivieren
1. Sammeln von Plandokumenten
2. Ordnen der Plandokumente
3. Archivieren der Plandokumente
Analysieren
Nach Abschluss der Archivierungsarbeiten wurden die Plandokumente hinsichtlich der
Baugeschichte und architektonisch relevanter Zusammenhängen analysiert. Dabei wurde die
Fachliteratur als Hilfsmittel hinzugezogen.
Interpretieren
Bei der Interpretation wurden die Erkenntnisse aus der Analyse einer Abstraktion
unterzogen, um daraus eine grundsätzliche Aussage für das architektonische Phänomen zu
formulieren. Damit soll ein Beitrag zur Theoriebildung geleistet werden.
34
Giedion 1976.
Frampton 1983.
36
Pilsitz 2010b.
35
16
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
I.8. Zielsetzungen
I.8.1. Erklärungsmodell als Ziel
Die vorgelegte Arbeit ist ein Werk der regionalen Industriebaugeschichte, das aus Sicht des
Architekturhistorikers als Beitrag zu verstehen ist, ein Erklärungsmodell für die Genese der
historischen Brauereien und Mälzereien und deren Einfluss auf die industrielle
Stadtentwicklung in Budapest vorzulegen. Die vielschichtige Entwicklung der historischen
Brauereien und Mälzereien bis zum Ersten Weltkrieg kann nicht auf einen einzigen Begriff
oder auf eine einzelne Ursache reduziert werden. Dies wäre eine unangemessene
Vereinfachung des Phänomens. Das Forschungsziel besteht darin, ein umfassendes
Erklärungsmodell für die Entwicklung dieser Produktionsstätten mit seinen differenzierten
Ausdrucksformen vorzulegen, bei dem die Einflussfaktoren in ihrer Gesamtheit
berücksichtigt werden.
I.9. Inhaltliche Gliederung der Dissertation
Die Dissertation besteht aus den schriftlichen Teilen
- Textband
- Appendix
- Anhang
- sowie einer CD mit den aufgenommenen Plandokumenten
Textband
Bauliche Innovationsphasen bei Brauereien und Mälzereien
Im Textband werden die verschiedenen Faktoren aufgedeckt, die einen direkten Einfluss auf
die Raumentwicklung der Brauereien und Mälzereien in Budapest genommen haben. Dabei
wird zwischen externen (z.B. gesetzliche Vorschriften) und internen (z.B. Baukonstruktion,
Materialwahl) Einflussfaktoren unterschieden. Die Gesamtentwicklung kann chronologisch in
folgende bauliche Innovationsphasen eingeteilt werden:
1. Hausbrauereien (Kapitel II)
2. Innerstädtische Braubetriebe (Kapitel II)
3. Frühindustrielle Brauereien (Kapitel III)
4. Industrielle Großbrauereien (Kapitel IV)
Die Gebäude der zeitlich definierten Einzelphasen werden auf folgende Kriterien hin
untersucht: Organisation des Grundrisses, Raumentwicklung (Innen- und Aussenraum),
Fassade, Konstruktion und angewandte Baumaterialien, Anordnung auf dem Gelände und
Einordnung in den Stadtraum. Das Ergebnis zeigt die architektonische Entwicklung der
Brauereien und Mälzereien in Budapest, die zeitlich mit den Phasen der Früh- und
17
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Hochindustrialisierung zusammenfällt. Durch den Vergleich der Raumentwicklung bei
Produktionsstätten anderer Industriezweige, wie beispielsweise dem Maschinenbau wird
eine Verbindung zur Gesamtentwicklung des historischen Fabrikbaus hergestellt. Gleichzeitig
werden die Prinzipien bei der Planung von Fabrikbauten im Allgemeinen aufgedeckt, obwohl
die baulichen Ergebnisse in den einzelnen Industriezweigen unterschiedlich bis gegensätzlich
ausfallen. (Siehe hierzu auch Kapitel V: Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken)
Darüber hinaus umfasst der Textband folgende Themenkreise:
- Industrielle Stadtentwicklung (Kapitel VI)
- Der Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes am Beispile des
Sudhauses der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG. (Kapitel VII)
- Denkmalschutz und Industriebau (Kapitel VIII)
- Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne (Kapitel IX)
Appendix
Zunächst wird auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
eingegangen, in denen die untersuchte bauliche Entwicklung stattgefunden hat (Kapitel X).
Um die spezifischen Funktionen in den Brauereien und Mälzereien offen zu legen, werden
die Grundzüge des Brauprozesses dargelegt (Kapitel XI). Die gewonnenen Erkenntnisse
werden dann auf die räumlichen Zuordnungen in den Produktionsstätten (Mälzerei/Darre,
Sudhaus, Kellerei) übertragen (Kapitel XII). Anschließend werden die theoretischen
Grundlagen, die im Textband erläutert wurden, an Fallbeispielen der einzelnen
Innovationsphasen überprüft:
Hausbrauereien und Innerstädtische Braubetriebe (Kapitel XIII), Frühindustrielle Brauereien
(Kapitel XIV), Industrielle Großbrauereien (Kapitel XV).
Anhang
Ergänzend wird mittels Definitionen zu Begriffen historischer Produktionsstätten eine
kommunikative Basis gelegt (Kapitel XVI). Dann folgen Erläuterungen zum Aufbau eines
Planarchives der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest (Kapitel XVII), dessen
Ergebnis als Planungs- und Bauchronologie vorliegt (Kapitel XVIII).
Abschließend sind folgende Verzeichnisse aufgeführt:
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Bibliotheken und Archive
- Abbildungen
CD
Die CD beinhaltet die Abbildungen der Planungs- und Bauchronologie der historischen
Brauereien und Mälzereien in Budapest.
18
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
II. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845)
II.1. Bauliche Innovationsphasen
Die dynamische architektonische Entwicklung der Brauereien und Mälzereien im Stadtgebiet
des heutigen Budapest nimmt mit den Hausbrauereien ihren Anfang und mündet in den
industriellen Großbrauereien. Dabei sind die einzelnen Innovationsphasen von einer
Transformation von architektonisch unspezifischen Herstellungsorten (Hausküchen) zu
architektonisch hochspezifischen Produktionsräumen (z.B. Darren) gekennzeichnet. Zur
Kenntlichmachung dieser Innovationsphasen schlägt der Autor auf Grundlage
unterscheidbarer Grundriss-, Raum- und Gebäudetypen folgende typologische Einteilung
vor:
1.
2.
3.
4.
bis 1815:
1815-1845:
1845-1870:
ab 1870:
Hausbrauereien
Innerstädtische Brauereibetriebe
frühindustrielle Brauereien
industrielle Großbrauereien
Im Folgenden soll die architektonische Entwicklung der einzelnen Phasen detailliert
dargestellt werden. Zunächst werden die internen und externen Faktoren genannt, die
Einfluss auf die Raumentwicklung genommen haben. Dann wird auf die Raumentwicklung
und die konstruktiven Voraussetzungen eingegangen. Schließlich sollen Fragen zur Bebauung
des Betriebsgeländes und der Einfluss auf die industrielle Stadtentwicklung behandelt
werden.
II.2. Anfänge
II.2.1. Hausbrauereien – Brauküchen in architektonisch unspezifischen Räumen
Bis ins 14. Jahrhundert wurde Bier im eigenen Haus hergestellt, wobei der einfache
Brauvorgang in der Küche durchgeführt wurde. Die hergestellte Menge war in erster Linie für
den Eigenverzehr vorgesehen. Mit der Christianisierung Ungarns entstanden im ganzen Land
Bischofssitze und Klöster, die die Klosterbrauereien gründeteten, deren Blütezeit zwischen
dem 12. und 14. Jahrhundert war. Die Mönche stammten zumeist aus dem
deutschsprachigen Raum und brachten von dort das Wissen und die Technik des Bierbrauens
mit. ABB.II.1.
II.2.2. 15. und 16. Jahrhundert - Kommunaler Bauhäuser
Das bürgerliche Recht zum Brauen von Bier wurde an den Besitz von Haus und Grund
geknüpft und sollte nicht mehr im eigenen Haus vorgenommen werden, weshalb ab dem
dem 14. Jahrhundert kommunale Brauhäuser eingerichtet wurden. Dort konnten hierzu
19
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
berechtigte Bürger in einer bestimmten Reihenfolge an zugewiesenen Tagen Bier brauen. Ab
der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das bürgerliche und städtische Bierbrauen unter die
Aufsicht der Zunft gestellt, wodurch die Grundlage für eine gewerbliche Entwicklung
geschaffen wurde.37 In Buda befand sich im Stadtteil Tabán, neben der heutigen römischkatholischen Kirche, ein solches Brauhaus. Selbst während der türkischen Besatzung (15411686) blieb das Brauhaus (Boza Khane) in Betrieb und wurde ab dem Jahr 1796 bis zu dessen
Schließung im Jahr 1815 von Ferenc Xaverius Mayerffy gepachtet.
II.2.3. 17. und 18. Jahrhundert - Städtische Brauhäuser
Unmittelbar nach der Rückeroberung des Gebietes um das heutige Budapest durch die
königlich-kaiserlichen Truppen setzte im Jahr 1687 der Bierbrauer Jakab Proberger (16571711) das Pester Brauhaus in der damaligen Leopold utca (heute Váci utca) in Betrieb. 38 Es
bestand eine große Nachfrage nach Bier und das Brauhaus Proberger hatte zu diesem
Zeitpunkt eine Monopolstellung. Am 23. Oktober 1703 erhalten die Städte Buda und Pest
vom Kaiser die Privileg Urkunde der beiden Städte/Két Város Privilégium levelét, womit auch
das ausschließliche Recht der beiden Städte zum Betreiben von Brauhäusern verbunden
war.39 Die von den Städten Pest und Buda gegründeten Brauhäuser wurden an Mitglieder
der Brauzunft höchstbietend verpachtet.
II.2.4. Ende 18. Jahrhundert - Technische Standards für den Bau von Brauhäusern
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatten sich bauliche Standards für den Neubau von
Brauhäusern herausgebildet. Eine erste Definition eines Brauhauses sowie detaillierte
Angaben zu Standort, Raumprogramm, Bautechnik und Materialwahl ist im Werk von
Christian Ludwig Stieglitz Encyklopädie der bürgerlichen Baukunst aus dem Jahr 1792 zu
finden: „Ein Brauhaus ist ein Gebäude, in dem alles, was zur Herstellung des Bieres
notwendig ist, vorhanden ist. Dieses Gebäude benötigt ein eigenes Grundstück und besteht,
wenn es vollkommen sein soll, aus einem Malzhaus, dem eigentlichen Brauhaus,
Pferdestallungen, Lager für Gefäße und Vorräte und einem guten Keller. Der beste Standort
ist, wenn seine Vorderseite gegen Mitternacht gebaut wird, damit es immer Schatten hat und
kühl bleibt. Der Bauplatz muss trocken sein, denn bei morastigem Boden, die starke
Ausdünstungen der Erde haben, kann die Gärung des Bieres Schaden nehmen. Es ist daher
gut, das Brauhaus auf einen etwas erhöhten Boden zu setzen, einen Unterbau von 5 bis 6
Ellen tiefen Keller zu machen, die mit guten Luftlöchern und Abluftlöchern versehen sind. … Es
ist das Beste, dieses Gebäude ganz von Steinen anzulegen. Sowohl das Brauhaus, als auch
das Malzhaus müssen genug Licht erhalten, und die Fensteröffnungen können zu gleicher Zeit
zur Abführung der vielen Dünste dienen. … Die Größe der Braustube wird durch die Größe des
Ofens und der Bottiche bestimmt. Neben der Braustube muss das Malzhaus liegen. Darüber
sind die Lager für Malz und Hopfen anzulegen. … Der Fußboden des Brauhauses muss mit …
37
Kozmáné 2004. 11-13.
1870 wurde das Brauhaus abgerissen und das Neue Rathaus (ung.: új városház) errichtet
39
Fügedi 1961. 17-107.
38
20
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Martin Pilsitz
Mauerziegeln oder Feldsteinen gepflastert sein. …Um die Feuchtigkeit abführen zu können
müssen sie mit Gefälle verlegt werden….“40
Das Werk setzt das empirische Wissen, das beim Bierbrauen gesammelt wurde, in praktische
Empfehlungen zum Bau von Brauhäusern um. Damit sind die bautechnischen Grundlagen für
die neuen Brauereien formuliert, die ab 1815 in der Innenstadt von Pest entstehen.
II.3. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845)
II.3.1. Einflussfaktoren, die eine architektonische Innovation auslösten
Die Zeit zwischen den Jahren 1815 und 1845 war in Pest-Buda eine Übergangsphase
zwischen dem mittelalterlichen System der Allodialisierung des Bierbrauens und einem
modernen freien Unternehmertum im Brauwesen.41 Baulich manifestiert sich diese
Innovationsphase durch innerstädtische Braubetriebe mit einem Standort nahe der Donau.
Die Architektur dieser Produktionsgebäude wird durch eine Reihe von externen und internen
Einflussfaktoren mit geprägt:
1.
2.
historisch-gesellschaftliche Voraussetzungen (externe Einflussfaktoren)
technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren)
Historisch-gesellschaftliche Voraussetzungen als externe Einflussfaktoren
Bauverordnung
Mit zunehmender Bedeutung als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes steigt
im Siedlungsgebiet von Pest-Buda ab Ende des 18. Jahrhunderts die Einwohnerzahl stetig
an.42 Die bestehenden Brauhäuser können die steigende Nachfrage nach Bier nicht mehr
decken. Gleichzeitig geht von den veralteten Hausbrauereien eine ständige Brandgefahr aus,
weil das Darren des Malzes und das Kochen des Suds über offenem Feuer durchgeführt wird.
Die Baukomission von Buda/Budai Baucommissio beschließt deshalb auf ihrer ersten Sitzung
am 22. November 1810 eine Bauverordnung, die vom Magistrat bereits am 10. Dezember
1810 in Kraft gesetzt wird. In den Punkten 4 bis 6 werden konkrete Regeln zum Brandschutz
festlegt:43 Brandschutzwände, Gebrauch von nicht brennbaren Baustoffen, technische
Regeln für Brandstellen und Kamine sowie Kontroll- und Abnahmepflicht durch die
Behörde.44 Der Stadtrat, erteilt im Jahr 1815 den Zunftmitgliedern Ferenc Xaverius Mayerffy
und János Petz die Genehmigung zur Errichtung von Brauhäusern, die den neuen
40
Stieglitz 1792. 307-331.
BFL Rel.a.m.7997
42
Budapest szatiszitikai évkönyve 1944-1946.
43
Als Konsequenz der Großfeuer in den Stadtteilen Tabán und Halászváros im Jahr 1810 wurden
Brandschutzvorschriften eingeführt.
44
Zakariás 1957.
41
21
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Martin Pilsitz
Anforderungen entsprechen.45 Die Genehmigungen sind an die Auflage gebunden, dass die
Brauhäuser nur auf Pachtgrundstücken errichtet werden, die im Eigentum der Stadt
verbleiben und nach Ablauf der Pachtzeit von 18 Jahren wieder in den Besitz der Stadt
übergehen.46 Neben der Baukomission von Buda/Budai Baucommisio übte auf der Pester
Seite die Verschönerungs-Commission zwischen den Jahren 1808 und 1857 mit einer Vielzahl
von Vorschriften und Anordnungen vor allen zur äusseren Gestaltung der Gebäude einen
direkten Einfluss auf die Architektur der innerstädtischen Brauhäuser aus, die im Fall des
Städtischen Brauhauses in Pest umfangreich dokumentiert sind.47
Zunftordnung: Kleindimensionierte Brauhäuser ohne Möglichkeit zur Erweiterung
Die bestehende Zunftordnung beschränkte die Menge des Bieres, die ein einzelner Betrieb
herstellen durfte und legte die maximale Anzahl der Beschäftigten fest. Damit waren auch
die baulich sinnvollen Dimensionen der Brauhäuser in Buda-Pest determiniert.48 Als direkte
Folge dieser Vorschriften wurden in Pest nach der Gründung der Brauhäuser Mayerffy und
Petz eine relativ große Anzahl kleinerer Betriebe errichtet. Neben der baulichen
Beschränkung auf eine Kleinbauform war aufgrund des innerstädtischen Standortes auch
eine zukünftige Expansion ausgeschlossen.49
Politische Stabilität in Europa als Faktor von überregionaler Bedeutung
Der dritte externe Einflussfaktor bezieht sich auf den zeitlichen Rahmen, der von
überregionaler Bedeutung ist. Erst nach der Napoleonischen Zeit beginnen sich die
grundlegenden technischen und organisatorischen Neuerungen von England aus in Europa
auszubreiten. Nach dem Wiener Kongress (1815) stabilisieren sich die politischen
Verhältnisse auf dem Kontinent, wodurch sich die allgemeine Wirtschaftslage in den
zwanziger Jahren so festigen kann, dass neben der technischen Erneuerung auch das
Unternehmertum Auftrieb erhält.50
Technisch-Funktionale Voraussetzungen als interne Einflussfaktor
Brauerei als Teil eines multifunktionalen Betriebes
Die Aufgabe der Brauereibetriebe bestand in der langfristigen Herstellung eines kurzlebigen
Produktes, wobei sich die handwerkliche Produktionsweise des obergärigen Bieres kaum von
jahrhundertealten Traditionen unterschied. Die Gebäude wurden auf unbestimmte Zeit
errichtet, wobei deren primäre Funktion in der Unterbringung der technischen Ausstattung
45
Die Stadt Pest hat aufgrund eines kaiserlichen Dekrets das Monopol, innerhalb der Stadtgrenzen Brauhäuser
zu betreiben und Bier zu verkaufen. Dieses Recht wurde an Mitglieder der Brauzunft höchstbietend verpachtet.
46
Bevilaqua 1993.
47
BFL IV. 1202.c. Im. am. 5541/I./II./III.8
48
Berlász 1967.
49
Dóka 1970.
50
Horváth 1840.
22
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Martin Pilsitz
(im allg. einfache Sudwerke und maximal zwei Kühlschiffe), der Lagerung sowie der
Durchführung des Herstellungsprozesses bestand. Dabei finden sich die einzelnen
Arbeitsschritte des Brauprozesses in der Aufteilung der Betriebsräume wider: Malzraum,
Darrraum, Raum mit den Behältern zum Einteigen der Maische und die Feuerstelle mit
Kesseln zum Kochen und Hopfen der Würze sowie ein Raum mit den Gärbottichen zum
Ausreifen des Bieres, der sich wegen der niederen Temperatur in der Regel im Keller
befand.51 ABB.II.1a. Da noch keine Kühltechnik zur Verfügung stand, beschränkte sich die
Brausaison auf das Winterhalbjahr. Bei entsprechender Wetterlage wurden Eisblöcke aus
der nahen Donau geschnitten und im Kühlkeller oder einer Eisgrube gelagert. ABB.II.2. Das
hergestellte Bier konnte wegen seiner kurzen Haltbarkeit nur in einem begrenzten
geografischen Radius ausgeliefert werden und war damit ein Produkt von lokaler Bedeutung.
Da keine Messgeräte zur Verfügung standen, um den Gärvorgang zu kontrollieren, ist zu
vermuten, dass der Geschmack und die Qualität des Bieres gewissen Schwankungen
ausgesetzt war. Um die Wirtschaftlichkeit des Betriebes auch während des
Sommerhalbjahres sicher zu stellen, waren den Brauereibetrieben in der Regel noch eine
Mühle, eine Schnapsbrennerei sowie eine Essigsiederei angegliedert. Diese
Produktionseinheiten mussten baulich ebenfalls in den Gebäudekomplex integriert werden.
Damit entstand ein multifunktionaler Betrieb, wodurch sich die Mindestabmessungen für ein
geeignetes Betriebsgelände vergrösserten. Trotz der relativ geringen Gesamtdimensionen
der Gebäude und ihrer einfachen technischen Ausstattung ist bereits in diesem Frühstadium
zu erkennen, dass die bauliche Gesamtkonzeption ganz auf die Bedürfnisse der Produktion
ausgerichtet ist und die Gebäude oder Gebäudeteile der einzelnen Produktionseinheiten
zueinander in einen funktionalen Bezug gesetzt wurden. In dieser Phase wird der
Brauereibetrieb von einem Neben- zu einem Haupterwerbsbetrieb umgestaltet. Gleichzeitig
bleibt die traditionelle Einheit von Brau- und Ausschankhaus der alten Hausbrauereien
weiter erhalten. Als Folge entsteht ein Grundrisstyp, der eine große räumliche Diversität
aufweist, bei gleichzeitig eindeutigen funktionalen Zuordnungen, ohne dabei die
handwerkliche Herstellungsweise zu überwinden. Die Abmessungen der Brauereigebäude
war auf Dimensionen begrenzt, für die die Anwendung traditioneller Bauweisen in
Mauerwerk und Holz (Deckenspannweiten max.: 4.50m) durchaus ausreichten. Gleichzeitig
lässt die Stützenreihen im Braubetrieb Mayerffy bereits eine Tendenz zur Vergrößerung der
freien Grundrissfläche erkennen.
II.3.2. Lage im Stadtraum - Brauereibetriebe Mayerffy und Petz bilden die diametralen
Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der Brauhäuser im Stadtgebiet von Pest
Die Standorte der Brauereien befanden sich inmitten der städtischen Wohnbebauung, wie
dies vor allem für Pest bis ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts auch für eine große Anzahl
anderer Handwerksbetriebe kennzeichnend ist. Diese Konzentration von Gewerbebetrieben
fördert in der ersten Phase der Industrialisierung die Verdichtung der Bebauung in der Pester
Innenstadt, bei einem gleichzeitig hohen Grad der Verflechtung mit der Wohnbebauung. Ab
etwa dem Jahr 1845 kehrt sich diese Entwicklung um und es findet eine Abwanderung der
Gewerbebetriebe an die Peripherie der Stadt statt. Zu Beginn der Entwicklung bilden die
Betriebe Mayerffy und Petz die diametralen Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der
51
F*z v. S**n 1806.
23
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Brauhäuser im Stadtgebiet von Pest.52 ABB.VI.1. Die Lage der Betriebsgelände in Donaunähe
ist dabei funktionsbedingt. Der Stand der Technik läßt noch keine Tiefenbohrungen zu,
weshalb Flusswasser zur Bierherstellung genutzt wurde. Zur Förderung des Brauwassers
wurden zunächst Brunnen genutzt. Eine Weiterentwicklung der Wassergewinnung war,
unmittelbar neben der Donau Hebeanlagen zu errichten, wobei das Wasser durch Kies, Sand
und Holzkohlestaub gefiltert und über Leitungen in die Brauerei geleitet wurde. Die
Bauweise und Technologie dieser Türme zur Wasserförderung geht auf mittelalterliche
Vorbilder zurück.53 ABB.II.3. Abwasser wurde über einen Kanal in die Donau abgeleitet.
Beispielsweise wurde das Städtischen Brauhaus/Városi Sörház in der Leopold utca (heute
Váci utca) mit einem Abstand zur Donau von ungefähr 250 Meter errichtet. Die Versorgung
mit Wasser erfolgte über die erwähnte Wasserhebeanlage mittels einer Druckleitung. Das
Schmutzwasser wurde über einen Kanal in die Donau abgeleitet. ABB.II.4. Damit gehörten
die Innerstädtischen Brauereien in Pest zu den ersten Gebäuden, die an ein
Wasserleitungssystem zur Ver- und Entsorgung angeschlossen waren. Darüber hinaus
können aufgrund der vorhandenen Grundrisse und Ansichten für ein Lager- und
Tennengebäude Rückschlüsse auf die Architektur des Ensembles gezogen werden. ABB.II.5.
Umfangreiche schriftliche Unterlagen belegen eine ständige Bau- und Umbautätigkeit.54
Aufgrund der vorliegenden Bauverträge, Kostenschätzungen (original: „Kostenüberflug“),
Arbeitsnachweise und Abrechnungen (Rechnung von Mathias Zitterbarth, Zimmerermeister
vom 12. Oktober 1800) kann vermutet werden, dass das Brauhaus als Mauerwerksbau mit
Satteldach und Ziegeleindeckung errichtet wurde. Die nachweisbare Korrespondenz mit dem
Magistrat (original: „Löblicher Magistrat ...“)55 für den Zeitraum zwischen 1794 bis 1848 ist
ein Beleg für die behördliche Aufsicht der Bautätigkeit sowie deren Dokumentation. 56
II.3.3. Baukonstruktion – Regelbücher für handwerkliches Bauen als Ausgangspunkt der
Planung
Bei der Lösung der Bauaufgabe wird auf traditionelle Methoden und Bautechniken
zurückgegriffen, weshalb für die Planer eine neuerliche theoretische Auseinandersetzung
mit den Grundsätzen des Baus von Produktionsstätten nicht notwendig wurde. Man kann
voraussetzen, dass als theoretischer Ausgangspunkt für den Entwurf Regelbücher für
handwerkliches Bauen von Werkstätten und theoretische Schriften für den Mühlenbau
herangezogen wurden, die Grundsätze und Regeln zur Grundriss- und Fassadengestaltung
von Werkstätten zum Inhalt hatten. Bauanweisungen für ein „Brau-Haus“ finden sich
beispielsweise im Werk Enzyklopädie der bürgerlichen Baukunst, von Christian Ludwig
Stieglitz aus dem Jahr 1792.57 Planungsanweisungen für andere technische Bauten, wie
Mühlen finden sich auch in den Schriften zum Mühlenbau, so beispielsweise in dem
mehrbändigen Buch XXI Kupferplatten zu dem ersten Band der landwirtschaftlichen Baukunst
von J. P. Joenbl aus dem Jahr 1826. In diesem Werk ist die Bauweise und technische
52
Bevilaqua 1931. 713-714.
Fényes 2007.
54
BFL IV. 1202.c. Im. am.5541/II.
55
Ab dem Jahr 1814 sind die Schreiben direkt an die Szépítő Bizottság (original: „Verschönerungs-Commission”)
gerichtet.
56
BFL IV. 1202.c. Im. am. 5541/I./II./III.
57
Stieglitz 1792.
53
24
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Ausstattung einfacher Mühlen beschrieben und mit Zeichnungen dargestellt. Hinweise zum
Bau von Brauereien finden sich im Werk von Friedrich Accum Abhandlung über die Kunst zu
Brauen oder Anweisung aus dem Jahr 1821. Das Buch ist an Fachleute gerichtet und
beschreibt den Arbeitsablauf und die technische Einrichtung einer Brauerei in London. Auf
einer der Illustrationen (IV. Tafel: „MASCHINERIE EINER BRAUEREI IN LONDON”) ist der
detaillierte Schnitt durch eine Brauerei dargestellt. Im Anhang sind zahlreiche Zeichnungen
zur Architektur und Herstellungstechnik beigefügt, wie beispielsweise Einrichtungen zur
Rauchableitung. ABB.II.6. In einem im Jahr 1809 in Ofen verfassten Buch zum Bierbrauen ist
zumindest die Abbildung eines Grundrisses mit der prinzipiellen Anordnung der Braugeräte
zu finden.58 ABB.II.1a.
II.3.4. Brauereibetriebe im Stadtgebiet Buda-Pest
Im Folgenden sollen die Brauereibetriebe im Stadtgebiet Buda-Pest genannt werden, die im
Untersuchungszeitraum neben Mayerffy und Petz betrieben oder neu gegründet wurden.
Die Betriebs- und Baugeschichte dieser Braubetriebe ist durch zukünftige wissenschaftliche
Forschungen zu untersuchen.
1. Brauhaus Óbuda
Der aus Bayern stammende Bierbrauer Franz Mayer (Vater von Mayerffy Ferenc) betrieb seit
dem Jahr 1786 eine Brauerei in Óbuda, das sogenannte Brauhaus Óbuda/Óbudai Serfőzőház.
Das zum Brauen benötigte Rohmaterial stellte er selbst her. Dafür pachtete Mayer neben
der Stadt Vác das „Csörögi“-Grundstück und baute Gersten und Hopfen an.
2. Brauhaus Tabán
Das Brauhaus lag in Buda, unweit der heutigen Elisabethenbrücke. Anfang der 1920-er Jahre
wurde das Gebäude abgerissen.
3. Städtisches Brauhaus Pest
Der Standort des Brauhauses befand sich in der ehemaligen Leopold utca (heute Váci utca).
Die Zeichnung für den Bau eines Schmutzwasserkanals im Jahr 1845 gibt einen Hinweis auf
den Standort.59 ABB II.5. Das Brauhaus war seit dem Mittelalter in Betrieb und wurde nach
der Befreiung der Stadt von der türkischen Besetzung im Jahr 1687 von Bierbrauer Jakab
Proberger wieder eröffnet.60 In den Jahren zwischen 1812 und 1815 wurde es gemeinsam
von Mayerffy und Petz von der Stadt gepachtet, im Jahr 1840 stillgelegt und im Jahr 1875
schließlich abgerissen.61 An seiner Stelle befindet sich heute das Neue Rathaus/Új Városháza.
Aufgrund der vorhandenen Grundrisse und Ansichten für ein Tennengebäude können
Rückschlüsse auf die Architektur des Ensembles gezogen werden.62 ABB II.6. Gleichzeitig
belegen umfangreiche schriftliche Unterlagen eine ständige Bau- und Umbautätigkeit.63
58
F*z vv. S**n. 1806.
BFL XV.17.b.314.PT 19
60
Lukács János, „A sörgyártás feljődése Kőbányán”, Schreibmaschinentext, Archiv der Brauerei Dreher. Dok.-Nr.
Sz.I.100, Seite 7 u.8
61
BFL IV.1202.c. Im.am.5541/II.
62
BFL XV.17.b.314.PT 18
63
BFL IV. 1202.c. Im. am. 5541/II.
59
25
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Aufgrund der vorliegenden Bauverträge, Kostenschätzungen (original: Kostenüberflug),
Arbeitsnachweise und Abrechnungen (Rechnung vom 12. Oktober 1800, ausgestellt von
Mathias Zitterbarth, Zimmerermeister) kann vermutet werde, dass das Brauhaus als
Mauerwerksbau mit Satteldach und Ziegeleindeckung errichtet wurde.
4. Brauhaus Ispotály
Während der Regentschaft des ungarischen Königs Ludwig I./Nagy Lajos (1326-1382) wurde
vom Orden der Johanniter in Pest ein Brauhaus betrieben. Das Brauhaus/Ispotályos Serház
mit angeschossender Geststätte war ein Ort der Gastfreundschaft auf Grundlage christlicher
Werte. Es war gleichzeitig Herberge für Pilger, die ins Heilige Land reisten, als auch
Krankenhaus, in dem arme Bürger medizinisch versorgt wurden. Angeschlossen war ein
Betrieb mit Braurecht. Das Brauhaus wurde nach der türkischen Besetzung der Stadt
geschlosssen. Im Jahr 1768 wurde in Pest erneut ein Brauhaus mit dem Namen Brauhaus
Ispotály/Ispotályos Serfőzőház gegründet. Da sich um das alte Brauhaus viele Mythen
rankten, sollte mit dieser Namensgebung an das alte Brauhaus erinnert werden.64
5. Brauhaus Jószefváros
Ignác Török baute im Jahr 1832 im Stadtteil Josefstadt/Józsefváros die Brauerei, dessen
Betriebsgelände (Ankauf bereits im Jahr 1807) von der Salémtrom utca und der Szent József
út begrenzt (heute József körút) war. Török förderte das benötigte Wasser mit Hilfe einer
Saugpumpte aus einem Brunnen.65 Die Brauerei ging 1838 Konkurs, vermutlich wegen
umfangreicher Schäden durch das historische Hochwasser. Das Gebäude selbst blieb
bestehen, was auf eine massive Bauweise schließen lässt. Der Stadtrat erwirbt die Immobilie
bei einer Versteigerung und verpachtete diese im Jahr 1839 als Városi Jószefvárosi
Serfőzőház, das bis 1855 unter verschiedenen Pächtern in Betrieb war. Der Abriss erfolgt im
Jahr 1855 als Folge der Baumaßnahme Nagykörút.
6. Brauhaus Viziváros
Zum Brauhaus Viziváros liegen keine verwertbaren Daten vor.
II.3.5. Fallstudien
An den Gebäuden der Pester Brauereibetriebe Mayerffy und Petz sollen die architektonische
Konzeption und Gestaltungsprinzipien dieses Typs von Produktionsstätte exemplarisch
dargestellt werden.
64
Magyar Katolikus Lexikon, LthK V: 491: Ispotály: lat. hospitale pietatis, refrigerium pauperum: eine Instution,
die seit der christlichen Antike für die Versorgung und Pflege von Fremden, Pilgern, Kranken, Armen und
Notleidenden auf Grundlage der Gastfreundschaft betrieben wurde. Orginaltext: Ispotály: lat. hospitale pietatis,
refrigerium pauperum: a keresztény ókortól kezdődően idegenek, zarándokok, betegek, szegények és rászorulók
gondozására a vendég iránti szeretet címen fönntartott intézmény.
65
Béa Zsigmondy entwickelt ab dem Jahr 1861 systematisch Techniken, um Tiefenbohrungen vorzunehemen.
und gründete eine Unternehmung. Im Jahr 1870 übernahm er die Leitung des von seinem Onkel gegründeten
Bauunternehmens für Tiefbohrungen. Dabei wurden zahlreiche technische Lösungen für die Nutzung der im
Pester Stadtwäldchen und auf der Marghareteninsel befindlichen Thermalquellen ausgearbeitet.
26
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Fallstudien:
- Appendix, Kapitel XIII. Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda
(1845-1870)
- Anhang, Kapitel XVIII. Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und Gebäudetypen
II.3.6. Zusammenfassung
Die Braubetriebe sind Vorläufer, aber keine Vorbilder für die nachfolgenden
mechanisierten Brauereien
Die bauliche Konzeption der Braubetriebe in der Innenstadt von Pest-Buda für den
Untersuchungszeitraum zwischen 1815 und 1845 waren auf die Bedürfnisse der Produktion
von obergärigem Bier auf handwerkliche Weise ausgerichtet, wobei die traditionelle
Bifunktionalität der historischen Hausbrauereien von Brauen und Ausschank weiter
aufrechterhalten blieb. Daneben sind im Gebäudekomplex Funktionen wie Essigsiederei,
Schnapsbrennerei und Mühlenbetrieb integriert. Die enge Verknüpfung von
Produktionsstätte und Wohnbereichen wird vom städtischen Brauhaus übernommen, wo
traditionell auch die Gesellen untergebracht waren. Als Konsequenz weisen die Gebäude
oder Gebäudeteile eine große räumliche Diversität auf, wobei die einzelnen
Produktionseinheiten auf Grundlage des Arbeitsablaufes funktional in Bezug zueinander
gesetzt wurden. Damit entstand im Vergleich zum alten Brauhaus ein neuer Grundrisstyp.
Die konstruktiv-bautechnischen Lösungen und die architektonische Fassadengestaltung
orientierten sich an traditionellen Vorbildern, weshalb als Konsequenz kein neuer Bautyp
entstand. Berücksichtigt man noch den innerstädtischen Standort, die geringen baulichen
Dimensionen und gestalterische Unterordnung in den umgebenden Stadtraum, ist
festzustellen, dass die Innerstädtischen Braubetriebe Vorläufer, aber keine Vorbilder für die
nachfolgenden, ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden mechanisierten Brauereien in
Kőbánya und Budafok sind.
27
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
III. Frühindustrielle Brauereien (1845-1870)
III.1. Die bauliche Entwicklung in der Übergangsphase mündet in einem Genotyp
In den 1840-er Jahren entwickelt sich Pest endgültig zum wirtschaftlichen und industriellen
Zentrum des Landes. Klára Dóra schreibt in ihrem Werk: Die Entwickung in Pest gelangte
auch vom Standpunkt des Landes zu immer größerer Bedeutung. Es gibt einige
Gewerbezweige, deren Meister auschließlich hier zu finden sind.66 Bei dieser Entwicklung sind
Synergieeffekte zwischen dem Entstehen wirtschaftsfördernder Einrichtungen und der
allgemeinen industriellen Entwicklung des Standortes von entscheidender Bedeutung. Im
Juni 1842 wurde der Industrieverein/Iparegyesület67 gegründet und im Jahr 1845 die
Fabrikgründungsgesellschaft/gyáralapitó társaság.68 Gleichzeitig wurden ab 1842
regelmässig Gewerbeaustellungen abgehalten.69 Voraussetzungen für diese Entwicklung sind
gesellschaftliche Veränderungen und technische Neuerungen. In diesem wirtschaftlichen
Umfeld erhalten die Brauereien in Pest-Buda Impulse für eine bauliche Weiterentwicklung,
wobei die Zeit zwischen 1845 und 1870 eine Übergangsphase zwischen Innerstädtischem
Brauereibetrieb und industrieller Großbrauerei darstellt. Funktionale Faktoren gewinnen bei
der Planung ständig an Bedeutung und nehmen auf die Architektur der Brauereien einen so
großen Einfluss, dass im Laufe der Entwicklung ein neuer Bautyp entsteht. Der Autor schlägt
für die Produktionsstätten dieses Zeitintervalls die Bezeichnung frühindustrielle Brauerei
vor.70 Auslöser dieser Transformation ist die Umstellung des Produktes von einem
obergärigen auf ein untergäriges Bier, die schrittweise Mechanisierung des
Herstellungsprozesses sowie die Organisation des Arbeitsablaufes nach rationalen
Gesichtspunkten.71 Dieses Innovationsintervall mündet in der Entstehung von Brauereien,
deren architektonischer Entwicklungsstand einen Genotyp darstellt, dessen bautypische
Eigenschaften auch bei den nachfolgend entstehenden industriellen Großbrauerei erhalten
bleiben und diese dadurch zu Phänotypen werden.
III.2. Innovationssprung von Innerstädtischem Brauhaus zur frühindustriellen Brauerei
Die architektonische Entwicklung vom Innerstädtischen Brauereibetrieb zu den
frühindustriellen Brauereien soll an den Übergangsbetrieben Tükőry und Schmidt sowie
folgender frühindustrieller Brauereien im Zeitraum zwischen 1845 und 1870 dargestellt
werden: Bierhausgesellschaft Kőbánya/Köbányai Serház Társaság, Rohrbacher, BarberKlusemann und Dreher. Die Architektur dieser Produktionsgebäude wird durch eine Reihe
von externen und internen Einflussfaktoren mit geprägt:
66
Dóra 1970. 9.
Gelléri 1892. 13-27.
68
BFL.Int.a.n.11078
69
Dóra 1970. 7.
70
Pilsitz 2011b. 37-48.
71
Kunze 1983.
67
28
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
1.
2.
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
rechtliche und gesellschaftliche Voraussetzungen (externe Einflussfaktoren)
technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren)
III.2.1. Rechtliche und gesellschaftliche Voraussetzungen als externe Einflussfaktoren
Im Folgenden soll auf die rechtlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen als externe
Faktoren eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche Gestaltung der
frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda genommen haben:
-
Zunftwesen
Technologietransfer
Biersteuer
Bevölkerungszuwachs und Verbesserung der Bierqualität
Zunftwesen
Die bauliche Produktionseinheit der Zünfte ist die Werkstatt - eine Weiterentwicklung zu
einem Industriegebäude ist nicht vorgesehen
Die Zünfte bildeten seit ihrer Gründung im Mittelalter den Rahmen für eine geordnete
Gewerbeentwicklung. Die starren Regeln und Vorschriften dieser Einrichtung wirkten sich in
der ersten Hälfte des 19. Jh. jedoch hemmend auf eine freie Gewerbe- und
Industrieentwicklung aus.72 Dabei ist den Zünften als bauliche Produktionseinheit die
Werkstatt zuzuordnen, die eine Weiterentwicklung zu einem Industriegebäude nicht
vorsieht. Die hemmende Wirkung der Zünfte auf die Gewerbeentwicklung und damit auf die
Entstehung einer eigenständigen Fabrikarchitektur wird von Siegfried Giedion drastisch
formuliert.73 Bezogen auf die Entwicklung in Pest-Buda war die Gründung einer Fabrik ab
1840 rechtlich geregelt.74 Die Tatsache, dass die alten Zunftrechte bis zu ihrer endgültigen
Abschaffung im Jahr 187275 ebenfalls ihre Gültigkeit behielten, schuf eine Situation, in der
das alte Zunftwesen der direkten Konkurrenz der entstehenden Industrie gegenüber stand.
Das im Jahr 1843 in Pest in Kraft gesetzte Brauverordnung löste den freien Wettbewerb
beim Bierbrauen aus: …Jeder Bürger von Pest hat das Recht nach Entrichtung der Biersteuer
Bier zu brauen. Die Brauverordnung war weit gefasst und forderte nicht einmal eine
entsprechende Ausbildung. Damit setzte die Stadt Pest das uralte ungarische Recht des
72
Szádeczky 1913.
Giedion 1928. 4. „Die Industrie, die Großindustrie ist eine Folge der französischen Revolution. Mit der
„Proclamation de la Liberté de Travail“ am 02. März 1791 gab die Assemblée nationale die Vorbedingungen zu
ihrer Entfaltung. Mit dieser Verkündigung wurde das Zunftwesen auf einmal beseitigt. Vor der französischen
Revolution wurden die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens ebenso beschränkt wie die Zahl der
Arbeiter oder Gehilfen, die jeder einstellen durfte, und die Art der Gegenstände, die jeder zu erzeugen hatte. Das
bedeutete ein Privileg zugunsten weniger und eine ausserordentliche Belastung (gêne onéreuse) für die
Verbraucher. Durch die Möglichkeit der freien Arbeitsteilung wurde das komplizierte Instrument Industrie
geschaffen.“
74
1840. évi XVIII.t.c.
75
1872. évi VIII.t.c.
73
29
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Bürgers zum Bierbrauen wieder in Kraft.76 Damit waren die Vorrechte der Bierbrauerzunft
aufgehoben, die bis dahin nur Kleinbetriebe zuließ.77 In Zukunft konnten Brauereien als freie
Unternehmungen geführt werden,78 ohne dass die Betriebsgröße auf eine bestimmte
Dimension begrenzt wurde. Mit dem neuen gesetzlichen Rahmen war die Grundlage für das
Entstehen von industriell betriebenen Großbetrieben geschaffen.79 Die direkte Folge war,
dass in den Budapester Brauereien die technische Modernisierung sehr früh einsetzte und
die baulichen Einrichtungen mit ihren Dimensionen und der streng funktionalen
Grundrissorganisation in der weiteren Entwicklung der allgemeinen Gewerbe- und
Industriearchitektur eine Vorbildfunktion für die Bauweise von industriellen
Produktionsstätten übernahmen.
Technologietransfer als Innovationsimpuls
Péter Schmidt - Import einer neuen Braumethode erfordern spezifische Räume
Die bauliche Entwicklung wurde durch die Einführung einer neuen Braumethode ausgelöst,
bei der von obergärigem auf untergäriges Bier umgestellt wurde. Die neue Brauweise
erforderte spezifische Räume, die entsprechend dem Arbeitsablauf einander zugeordnet
wurden. Untergäriges Bier wurde ursprünglich nur in Bayern gebraut. Neben dem Ausbau
der Infrastruktur (Eisenbahn) waren die Liberalisierung des Handels und die Gründung des
von Preußen vorangetriebenen Deutschen Zollvereins im Jahr 1833 (als Vorbereitung der
Einheit Deutschlands)80 die Voraussetzungen, dass das „bayrische Bier“ zunächst auch in
anderen deutschen Ländern81 gebraut wurde und in einer zweiten Phase Brauereien in ganz
Europa auf diese Brauweise umstellten. Der Technologietransfer für die „bayrische“
Braumethode nach Ungarn wurde im Jahr 1844 durch Schmidt Péter eingeleitet, der die
Methode zum Brauen eines untergärigen Bieres nach seinen Studienjahren in München nach
Budapest mitbrachte und ein eigenes Brauhaus gründete.82
Wissenstransfer als Innovationsimpuls
Anton Dreher - Studienreise nach England
Durch die frühe Industrialisierung erlangte England gegenüber dem Kontinent einen
technologischen Vorsprung, der auch in der Brauindustrie bestand.83 Das technologische
Wissen wurde teilweise über Literatur übertragen.84 Das Problem dabei war, dass der
76
Balatoni-Béke 1986. 511.
BFL Rel.a.n. 7997
78
Die vollständige Auflösung der Zünfte erfolgte im Jahr 1872 auf Grundlage einer kaiserlichen Anordnung
79
Anderen Handwerkszweigen und Berufen wurde diese Gewerbefreiheit erst mit dem Gesetz Nr. VII. aus dem
Jahr 1872 zugesichert (ung.: 1872 évi VIII. Törvénycikk).
80
Elze-Repgen 1974. 737.
81
Einführung der untergärigen Braumethode in Dresden: 1832, in Berlin: 1837, in Dortmund: 1845
82
Pilsitz 2014.
83
Heun 1777.
84
ab 1780: Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, Leipzig
ab 1791: Berichte über Fabriken im Habsburger Reich, Wien.
ab 1795: Zeitschrift über wirschaftliche Beziehen zwischen Deutschland und dem deutschsprachigen Raum
und Adressen von Londoner Fabriken, Berlin.
77
30
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Zeitraum zwischen einer Erfindung und ihrem Erscheinen in den Fachzeitschriften Jahre
dauerte, wobei nur patentierte Neuerungen publiziert wurden. Die beste Möglichkeit das
neueste technische Wissen zu erlangen, bestand in einer Reise nach England.85 Im Jahr 1832
unternahm Anton Dreher eine Studienreise nach England, um das technische Know-how der
dortigen Brauindustrie zu studieren.86 Die Erkenntnisse die er von dort mitbrachte, gaben
der baulichen Entwicklung von Brauereien in Budapest entscheidende Impulse.87
Die Biersteuer
Konzentration auf wenige großdimensionierte Brauereibetriebe
Mit der Aufhebung der Vorrechte der Bierbrauerzunft im Jahr 1843 wurden neue gesetzliche
Regelungen eingeführt, mit der Bier eine freie Handelsware wurde, die von jedermann
hergestellt und verkauft werden konnte.88 ÁBR XIV.1. Einen entscheidenden Einfluss auf die
bauliche Entwicklung der Brauereien in Kőbánya und Budafok hatte die Einführung einer
neuen Biersteuer im Jahr 1859. Im gleichen Jahr wurde auch das Thermometer und
Sacchometer als Messinstrumente eingeführt, mit dessen Hilfe der Alkoholgehalt und die
Qualität der Bierwürze bestimmt werden konnten.89 Das Steuersystem der Habsburger legte
die Abgaben für Bier nun nicht mehr ausschließlich nach der produzierten Menge fest,90
sondern wurde jetzt nach Menge und Qualität bemessen.91 Um die Mehrkosten für die
Steuer auszugleichen, entstand zwischen den Betrieben ein Preiskampf. Die Folge war ein
Brauereisterben unter den kleinen und ökonomisch schwächeren Betrieben, die in diesem
Wettbewerb nicht mehr bestehen konnten. Damit war eine Entwicklung zu einer
Konzentration auf wenige, aber große und leistungsfähige Betriebe eingeleitet, die am Ende
in die Entstehung von industriell arbeitenden Großbrauereien mündete. 92 Diese bauliche
Entwicklung ist in der Folgezeit direkt an den baulichen Dimensionen der Brauereigebäude
und deren funktionalen Zuordnung auf dem Betriebsgelände abzulesen, die so komplex
wurden, dass sie mit urbanen Strukturen zu vergleichen sind.
Anzahl der Brauereien und der produzierten Biermenge in Ungarn zwischen 1851 und 1913:
Jahr
Anzahl Brauerei
produzierte Menge in Hl
1851
773
384.oo8
1860
490
665.113
1880
142
427.152
1895
1o8
1.500.000
ab 1819: „Polytechnischen Jahrbücher”, Herausgeber: k.k. Polytechnische Institut, Wien
Roth 1976. 40-48.
86
Accum 1821.
87
Gallatz-Kozma 1986. 511.
88
Amts-Blatt Nr. 121 zur Oesterreichisch-kaiserl. priviligierten Wiener Zeitung vom 30. Januar 1843
89
Accum 1821. 61
90
Im Jahr 1544 wurde in Ungarn eine Biersteuer auf Grundlage der produzierten Menge eingeführt
91
Bei diesem Steuersystem wurden die leichteren Importbiere aus Österreich weniger stark besteuert, als die
alkoholhaltigeren ungarischen Biere.
92
Zum Vergleich: Die Entwicklung in Deutschland nimmt einen gegenteiligen Verlauf. Neben den
Großbetrieben sind die Mehrzahl der Brauereien kleine bis mittlere Betriebe
85
31
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
1907
1912/13
89
71
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
1.822.385
2.847.10093
Bevölkerungszuwachs und Qualitätsverbesserung
Größerer Umsatz führt zu stetiger baulicher Erweiterung der Brauereien
Der Siedlungsraum Pest-Buda als politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum übte
eine enorme Anziehungskraft auf die Landbevölkerung aus, was für den
Untersuchungszeitraum zu dem rasanten Anstieg der Einwohnerzahl beitrug.
Jahr
1848
1851
1869
1873
Bevölkerung Pest-Buda
110.516
178.016
280.349
296.86794
Mit dem Bevölkerungsanstieg zwischen den Jahren 1848 und 1869 um das 2,5-fache, stieg
die Anzahl der potenziellen Bierkonsumenten. Technische Fortschritte in der Produktionsund Messtechnik (Thermometer und Sacchometer) führten auch zu einer geschmacklichen
Verbesserung des Getränkes und zu einer konstant guten Qualität, was zu einem erhöhten
Konsum führte.
III.2.2. Technisch- funktionale Voraussetzungen als interne Einflussfaktoren
Im Folgenden soll auf die technisch-funktionalen Voraussetzungen als interne
Einflussfaktoren eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche
Gestaltung der frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda genommen haben:
-
Produktumstellung und Herstellungsverfahren
Energieerzeugung
Produktumstellung und Herstellungsverfahren führt zu industriellen Großbauformen
Aus architektonisch unspezifischen Produktionsräumen entwickeln sich hochspezifische
Räume und Gebäude
Der wesentliche Impuls für die Entstehung von frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda ab
dem Jahr 1840 geht ursächlich auf die Produktumstellung von obergärigem auf untergäriges
Bier zurück. Die Herstellung verschiedener Sorten obergäriger Biere wird in dem Werk
Kurzgefasster Praktischer Unterricht im Bierbrauen und Brandweinbrennen aus einem für ein
spezieles grosses Bräuhaus den Lokalumständen gemäß verfaßten Aufsatz, das im Jahr 1806
93
94
Lukács 1993
Statisztikai Évkönyv 1944-1946 (ungarisch und französisch), Zentrales Statistisches Büro. 12.
32
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
in Ofen verfasst wurde, detailliert beschrieben.95 Im Vergleich zum relativ einfach
herzustellenden obergärigen Bier ist die Produktion von untergärigem Bier zeitlich
langwieriger, mit einer Vielzahl von Teilproduktionsschritten verbunden und erfordert einen
höheren technischen Aufwand. Während das Bier in Budapest Anfang des 19. Jahrhunderts
noch handwerklich in architektonisch unspezifischen Räumen hergestellt wurde,96
entstanden jetzt parallel zum Einsatz von maschineller Bierbrautechnik architektonisch
hochspezifische Räume und Gebäude, die ausschließlich für den jeweiligen Einzelprozess
konzipiert waren.97 Die Umgestaltung dieser Räume auf die Herstellung anderer Produkte
war kaum möglich. Ein weiterer Einflussfaktor, der sich ebenfalls unmittelbar auf die
Bauweise auswirkte, waren die hohen Anforderungen an die Hygiene.98 Eine große Anzahl
von Einzelprozessen und technische Einrichtungen musste auf möglichst ökonomische Weise
in das Bauwerk integriert werden. Gleichzeitig waren die Prozessräume in den Gebäuden
entsprechend den einzelnen Herstellungsphasen vom Lagern der angelieferten Gerste bis
zum fertiggestellten Getränk von oben nach unten angeordnet, so dass die Gravitation zum
energiesparenden Transport genutzt werden konnte. Damit entstand ein vertikaler
Verfahrensablauf. Dabei gliederte sich die Herstellung in die aufeinander folgenden
Hauptprozesse Mälzen, Sudprozess und Gären/Lagern.99 Als Konsequenz waren die
baulichen Dimensionen dieser Brauereien im Vergleich zu den innerstädtischen
Braubetrieben bedeutend größer und es entstanden erste industrielle Großbauformen.100
III.3. Fallstudien
An den Gebäuden der folgenden Brauereien sollen die architektonische Konzeption und
Gestaltungsprinzipien dieses Typs von Produktionsstätte exemplarisch dargestellt werden.
A. Brauereien der Übergansphase zwischen Innerstädtischem Brauereibetrieb und
frühindustrieller Brauerei:
1. Brauhaus Tükőry
2. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya/Kőbányai serház társaság
B. Frühindustrielle Brauereien:
3. Brauhaus Schmidt
4. Barber Klusemann
5. Brauerei Dreher
siehe:
- Appendix, Kapitel XIV. Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870)
- Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und Gebäudetypen siehe Anhang Kapitel XVIII.
95
F*z vv. S**n. 1806.
Bevilaqua 1931.
97
Kozmáné 2004.
98
Rázga 1954.
99
Rödel 1986.228-229.
100
Accum 1821. Tafel IV.
96
33
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
III.4. Zusammenfassung
Die handwerklichen Braubetriebe werden zu mechanisierten Brauereien
Die bauliche Entwicklung vom handwerklich betriebenen Brauereibetrieb zur
frühindustriellen Brauerei wird vor allem durch die Einführung einer neuen Braumethode
ausgelöst, die spezifische Räume erforderte und entsprechend dem Arbeitsablauf einander
zuzuordnen waren. Gleichzeitig erhöhte sich schrittweise der Mechanisierungsgrad des
Produktionsprozesses und technische Nebengebäude zur Energieherstellung (Maschinenund Kesselhaus) mussten in das Gesamtensemble integriert werden. Die Umwandlung von
einem Mischbetrieb (mit Essigsiederei und Mühle) in einen Spezialbetrieb (Brauerei)
bedeutete eine grundlegende Änderung der Funktionen und des Raumprogrammes. Die
Entwicklung erreicht mit der im Jahr 1854 erstellten Brauerei Barber-Klusemann seinen
Höhepunkt. Mit dem hohen Grad an Mechanisierung des Herstellungsprozesses, der
Einführung der Dampfmaschine zur Krafterzeugung sowie einer baulichen Konzeption mit
hochspezialisierten Produktionsräumen und einem funktionalen äußeren Baugefüge erreicht
die Brauerei einen architektonischen Entwicklungsstand, mit dem sie zur ersten industriellen
Brauerei in Budapest wird. Die bauliche Konzeption bleibt bei den nachfolgenden
Brauereigebäuden bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes grundsätzlich erhalten,
womit Barber-Klusemann der Ausgangspunkt der Transformation der frühindustriellen
Brauerei zur industriellen Großbrauerei in Pest-Buda wird. Damit ist die Brauerei BarberKlusemann ein Genotyp. Die im Jahr 1860 fertiggestellte Brauerei Dreher ist für die weitere
bauliche Entwicklung ebenfalls von Bedeutung. Die Gebäudeteile (Mälzerei und
Sudhaus/Kühlhaus) werden von Anton Diescher in einer T-Stellung angeordnet. Diese
Lockerung des baulichen Gefüges kann als erster Schritt zur endgültige Herauslösung der
Mälzerei aus der Gesamtanlage gewertet werden, wie dies für die Produktionsgebäude der
industriellen Großbrauereien nach 1870 allgemein üblich werden sollte. Bei der von Frigyes
Feszl gestalteten Fassade gewinnen die funktionalen Komponenten gegenüber früheren
Brauereien weiter an Bedeutung, die durch Feszls Gestaltung allerdings ästhetisch
aufgewertet werden. Mit dieser Kombination aus technisch notwendigen Elementen (als
Universalelemente) und dem individualisierenden Einfluss, den Frigyes Feszl auf deren
äußere Gestaltung nimmt, entsteht eine authentische Fabrikfassade mit regionalem
Bezug.101 Berücksichtigt man noch die Standorte an der Peripherie der Stadt, die
Dimensionen der Produktionsstätten und Gestaltung der Fassaden, ist für Pest-Buda
festzustellen, dass die bauliche Entwicklung der Frühindustriellen Brauereien ab dem Jahr
1870 in die Architektur der Industriellen Großbrauereien mündete.
101
Gerle 2004. 129.
34
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
IV. Industrielle Großbrauereien (1870-1915)
IV.1. Bautypologische Entwicklung vom Kompaktbau zu Einzelbauten
Nach dem Ausgleich von 1867 und der dadurch errungenen geringeren Abhängigkeit von
Österreich102 wurde die Industrialisierung Ungarns mit staatlicher Unterstützung und
gleichzeitiger starker Konzentration auf Budapest vorangetrieben.103 Eine weitere wichtige
Voraussetzung für eine erfolgreiche Industrieentwicklung in Ungarn war die ungarische
Gesetzgebung.104 Damit wurde unter anderem die rechtliche Grundlage für das Aufbrechen
gesellschaftlich hochentwickelter Gewerbetraditionen (Zünfte) geschaffen und der
verwaltungstechnische Rahmen für neue Konzepte einer Industrialisierung geschaffen. Die
einsetzende industrielle Entwicklung wurde durch den Börsenkrach von 1873 in eine
zeitweilige Depressionsphase überführt, die auch die Kreditvergabe der Banken an die
kapitalintensiven Industriebetriebe, wie Brauereien und Maschinenbaufabriken negativ
beeinflusste.105 Erst mit dem Wiedereinsetzen der Konjunktur in den neunziger Jahren
begannen die Banken wieder mit Kreditvergaben an Industriebetriebe in benötigtem
Umfang.106 In diese Phase ist in den Brauereien sowohl die Umstellung von handwerklicher
auf mechanische Produktherstellung vollständig vollzogen, als auch die Organisation der
einzelnen Herstellungsbereiche in voneinander unabhängige bauliche Einheiten. Wie bei den
Frühindustriellen Brauereien gliedert sich die Herstellung von untergärigem Bier in drei
aufeinanderfolgende Hauptprozesse, die sich jeweils wieder in weitere Einzelprozesse
aufteilen. Gleichzeitig versuchte man, die Organisation des Betriebes weiter zu verbessern.
Dabei wurden die Funktionsabläufe innerhalb der Produktionsstätte von der
Herstellungstechnologie in Kombination mit der betrieblichen Organisation determiniert.
Diese verlaufen unter Ausnutzung der Gravitation vorwiegend vertikal, d.h. von oben nach
unten. Insgesamt entstanden durch diese Entwicklung architektonisch hochspezifische
Räume und Gebäude, die ausschließlich für den jeweiligen Teilprozess konzipiert waren. Die
bautypologische Entwicklung ging vom Kompaktbau aus und mündete in architektonisch
spezifischen Einzelbauten, deren Räume für die Herstellung anderer Produkte kaum zu
nutzen waren. Im Vergleich zu einer Maschinenbaufabrik war in einer Brauerei nur eine
geringe Anzahl von Arbeitern tätig, die oft in Wohnhäusern auf dem Betriebsgelände
untergebracht waren. Damit war auch der Standort der Brauerei von der Anbindung an ein
öffentliches Massentransportmittel relativ unabhängig.
102
Eckard-Morawietz. 35.
Berend-Ránki 1961. 533.
104
1872: Industriegesetz VIII. tc.: Garantie der uneingeschränkten Industriefreiheit
1881: Gesetz XLIV.tc.: Neu gegründete Fabriken und Betreibe, die erweitert werden erhalten staatliche
Vergünstigungen.
1884: Modifizierung der Gesetzesverordnung XVII. tc.: das Betreiben eines Industriebetriebes wird an eine
entsprechende Qualifikation geknüpft.
105
Lukács 1998.
106
März 1963. 274.
103
35
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
IV.2. Innovationssprung von der Frühindustriellen Brauerei zur Industriellen Großbrauerei
Der bauliche Innovationssprung von der frühindustriellen Brauerei zur industriellen
Großbrauerei wird durch folgende Einflussfaktoren mit beeinflusst:
1.
2.
Rechtliche, gesellschaftliche und biologische Voraussetzungen
(externe Einflussfaktoren)
Technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren)
IV.2.1. Rechtliche,107 gesellschaftliche und biologische Voraussetzungen (externe
Einflussfaktoren)
Im Folgenden soll auf die rechtlichen, gesellschaftlichen und biologischen Voraussetzungen
als externe Faktoren eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche
Gestaltung der industriellen Großbrauereien in Pest-Buda (ab 1873 Budapest) genommen
haben:
- Aktiengellschaften als Bauherr
- Filoxera (viteus vitifoliae)
- Techniktransfer
- Naturwissenschaft
- Industrieausstellungen
Aktiengesellschaften als Bauherr
Anonyme Aktiengesellschaften als Faktor der Versachlichung der Industriearchitektur
Für die Gründung einer Brauerei war von Anfang an ein großer Kapitaleinsatz notwendig, da
die Gebäude für die einzelnen industriellen Herstellungsphasen bedeutende Dimensionen
aufwiesen sowie die zu installierende Produktionstechnologie zum größten Teil aus dem
Ausland importiert wurde und ausgesprochen kostenintensiv war. Ein Beispiel hierfür ist der
Einbau von 2 Dampfsudwerken bei der Aktienbrauerei Dreher im Jahr 1911 durch die Firma
Metallwerk J. Goeggl u. Sohn (München).108 ABB.IV.1. Der überwiegende Teil der Brauereien
wurde deshalb in Form einer (meist geschlossenen) Aktiengesellschaft gegründet
(Bürgerliche Brauerei Kőbánya/Kőbányai Polgári Serföző Rt., 1892) oder in eine solche
umgewandelt (Brauereien Antal Dreher/Dreher Antal Serfőzdei Rt., 1905).109 Diese Form der
Betriebsfinanzierung setzt das Vorhandensein eines funktionierenden Bankensystems
innerhalb entsprechender rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen voraus.110
Die Aktionäre waren in der Regel Finanzinvestoren und am Herstellungsprozess nicht
beteiligt. Die Bedeutung der anonymen Aktiengesellschaften für die Architektur von
Industriebauten um die Jahrhundertwende formuliert Miron Mislin wie folgt: Die langsam
107
Wieacker 1968.
DMT A 1000. 210a.
109
mit direkter Beteiligung der Banken
110
Kövér 1993. 89-127.
108
36
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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voranschreitende Versachlichung der Fabrikbauten hing mit dem Kultur- und
Kunstverständnis der Bauherren zusammen. Mit dem Auftreten anonymer
Aktiengesellschaften als Bauherren, bildete sich das … Interesse an der Ausgestaltung von
Bauten … und Stilarchitektur bei Industrieanlagen allmählich zurück.111 Im Fall der
industriellen Großbrauereien in Budapest zeigt sich diese Tendenz an der Neubauplanung
einer Mälzerei der Brauerei Haggenmacher im Jahr 1914, d.h. am Ende des
Untersuchungszeitraumes.112
Filoxera (viteus vitifoliae)
Der weitere wirtschaftliche Aufschwung der Brauereien in Budapest in den 1890-er Jahren
war nicht zuletzt auf den Ausbruch einer Insektenplage, der Filoxera Seuche zurückzuführen,
die nahezu die Hälfte des Bestandes an Weinreben im Land vernichtete.113 Die Seuche
wütete ab 1885 und zerstörte die Lebensgrundlage einer großen Anzahl von Winzern.114
Neue Pflanzungen anzulegen und Erträge zu erwirtschaften nahm Jahre in Anspruch. Als
Folge der Verknappung der Angebotsmenge stiegen die Preise für Wein um ein vielfaches,
weshalb die Konsumenten auf Bier als kostengünstige Alternative wechselten, was durch die
Produktionsmengen der Jahre 1880-1912/13 belegt wird.115
Jahr
188o
1895
19o7
1912/13
Anzahl der Brauereien
142
1o8
89
71
produzierte Menge in Hl
427.152
1.5oo.ooo
1.822.385
2.847.1oo116
Diese Entwicklung löste bei den bestehenden Brauereien eine ständige Bau- und
Umbautätigkeit aus und führte in Kőbánya auch zu Neugründungen, wie der Bürgerlichen
Brauerei Kőbánya/Kőbányai Polgári Serföző Rt. (1892) und der Hauptstädtischen Brauerei
AG./A Fővárosi Serfőzde Rt. (1912).
Architektur- und Techniktransfer
Der Architektur- und Techniktransfer für Brauereien und -technologie nach Budapest im
Untersuchungszeitraum ist ein bisher wenig untersuchter Einflussfaktor auf die Entwicklung
der historischen Industriearchitektur in Budapest. (Siehe Textband, Kapitel VIII.: Der
Mechanismus von Architekturtransfer eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Első Magyar
Részvény Serfőzde Rt.)
111
Mislin 2002.248-249.
DMT A 6000.100.; DMT A 6000.1500.; DMT A 6000.1600; DMT A 6000.1700.; DMT A 6000.2500.
113
Magyar néprajzi lexikon 1979. 163-164.
114
Tétény-Promontor története 1988. 179-180.
115
Statisztikai Hivatal 1967. 47.
116
Lukács 1993.
112
37
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
Naturwissenschaften
Die Produktion in den industriellen Großbrauereien wird ab 1870 nachhaltig von
Erkenntnissen der Naturwissenschaften geprägt. Beispielsweise veränderten neue
Hefezüchtungen (E. Chr. Hansen, 1883) den Gärungsprozess. Durch die Arbeit von Louis
Pasteurs (1822-1895) konnte eine längere Haltbarkeit des Bieres erreicht werden, wodurch
es auch weite Strecken transportiert werden konnte. Damit wurde Bier von einem lokalen zu
einem überregionalen Produkt. Als bauliche Konsequenz wurden auf dem Betriebsgelände
der Brauerei eine Reihe neuer Gebäude errichtet: Laboratorien und Einrichtungen der
Infrastruktur (Industriegleise, Laderampen, Gebäudebrücken). Damit erweiterte sich der
Gebäudebestand des Unternehmens erheblich, wie dies ein Fachgutachten zum
Immobilienbestand der Erste Ungarische Aktienbrauerei/Első Magyar Részvény Sörfőzde
belegt, das im Jahr 1917 von der Architektin Weimess Marian erstellt wurde.117 Gleichzeitig
wurden im ganzen Land Logistikzentren gebaut, von wo aus die Ware an die Händler weiter
verteilt wurde. (Siehe auch Abschnitt IV.7.2.: Logistikzentren - überregionaler
Gebäudebestand der Brauereibetriebe)
Industrieaustellungen
Parallel zur fortschreitenden Industrialisierung entwickelte sich ein allgemeines Interesse der
Öffentlichkeit an technischen Neuerungen. Gleichzeitig suchten die Firmen nach
Möglichkeiten, die hergestellten Produkte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Deshalb gründete fast jeder Gewerbezweig eine eigene Fachzeitschrift und in den Zeitungen
erschienen regenmäßig Aufsätze über Fabrikbauten und Firmengründungen (Vásarnapi
Újság). Eine andere Form der Präsentation von Technik waren Veranstaltungen im
öffentlichen Raum, auf denen dem Publikum die neuesten Errungenschaften zugänglich
gemacht wurden. Im Jahr 1842 fand in Pest die erste ungarische Gewerbeausstellung statt,
die 4 Wochen dauerte und wegen ihres Erfolges in den folgenden Jahren regelmäßig
wiederholt wurde.118 Eine bedeutende Ausstellung in Budapest war die Allgemeine
Landesausstellung/Országos
Általános
Kiállitás
im
Jahr
1885,
die
im
119
Stadtwäldchen/Városliget stattfand. Als zentraler Ausstellungsort wurde eine sogenannte
Industriehalle (Architekt: Ulrich Keresztély), mit einer Grundfläche von 14.000 m 2 errichtet,
die architektonisch aufwendig gestaltet wurde: „Ein rechteckiger Grundriss“ (wie ein
Ziegelstein), an den 4 Ecken mit je einem Pavillon und zwischen den Pavillons mit je einem,
d.h. insgesamt 4 Triumphbögen, die mit Motiven aus der Kaiserzeit verziert sind. Die Tore und
Eckpavillons mit einer Höhe von 22,00m wurden aus Ziegel- und Naturstein, die verbindenden
Flügel aus einer Eisen-Glas-Konstruktion errichtet. An der Schnittstelle der beiden mittleren,
sich kreuzenden Hallen befand sich ein achteckiger Tambour mit einer Kuppel von 48,50m
Höhe, das dem Gebäude einen Charakter im „abgeklärten Neo-Renessaince-Stil“verlieh.“ 120
117
DMT A 5000_3100 - DMT A 5000_4600
Nyárády 1962.
119
Prakfalvi 2001.
120
Balogh-Toldy-Gelléry 1885. 12-13.: „Épszögény“ (téglány) alaprajzú, 4 sarkán egy-egy pavilon, a pavilonok
között egy-egy összesen 4 császár-kori motívumokkal díszített diadalkapu emelkedett. A 22,00m magasságú
118
38
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Die Ausstellung in Budapest zur Tausendjahrfeier im Jahr 1896 war zwar keine reine
Gewerbe- oder Industrieausstellung, zeigt aber alleine mit einer Fläche von 520.000m 2 die
damalige Bedeutung solcher Veranstaltungen als Mittel der Repräsentation in der
Öffentlichkeit. Das Ausstellungsgelände war zum größten Teil achsensymmetrisch
organisiert, wobei 234 Gebäude unterschiedlicher Größe errichtet wurden. Vorbilder waren
die Gewerbeausstellung in London im Jahr 1764 und Paris 1798, gefolgt von Ausstellungen in
Berlin und Wien. Schließlich gehen aus den Gewerbeausstellungen die Weltausstellungen
(Paris 1867, Wien 1873, Paris 1889 und 1900, Chicago 1893, …) hervor.
Raum- und Gestaltungskonzepte der Ausstellungen und Pavillons
Mit der Gewerbeausstellung wurde ein Ort geschaffen, an dem neben der Eigendarstellung
der Firmen auch ein direkter Vergleich ihrer Leistungsfähigkeit stattfand. Größere Firmen
stellten in eigenen Pavillons aus, kleinere Betriebe belegten Teile davon. Mit diesen in der
Regel eingeschossigen und meist frei stehenden Baukörpern gliederte sich die
Gesamtausstellung funktional und räumlich in eine Vielzahl von Einzelausstellungen. Zur
architektonischen Gestaltung der Landesausstellung und Messe in Pécs/Pécsi Országos
Kiállitás és Vásár im Jahr 1907 schreibt Horváth Csilla: Vom Planungskomitte wurde
kontrolliert, ob die Pavillons in einem einheitlichen Stil errichtet wurden. … Gemäß der
Gestaltungsvorgaben sollten die Gebäude im modischen, ungarischen Sezessionsstil der Zeit
geplant werden. Als weiterer Aspekt galt, dass das externe Erscheinungsbild auch Hinweise
auf die im Gebäude ausgestellten Gegenstände zu geben hat.121 Als Reaktion auf den
enormen Konkurrenzdruck versuchten die Firmen, sich von den Mitbewerbern abzugrenzen
und das eigene Produkt in besonders spektakulärer Weise darzustellen. Dem Raum- und
Gestaltungskonzept des Ausstellungspavillons kam dabei eine besondere Bedeutung zu,
wobei die Wirkung der Exponate mittels einer inszinierten Architekturkulisse gesteigert
wurde. Dabei entwickelten sich Gestaltungsweisen, die, vom heutigen Standpunkt
betrachtet, theatralisch wirken. Neben Neuentwicklungen wurden auch ältere Maschinen
ausgestellt, womit der Eindruck der Tradition und Beständigkeit (Kontinuität) der Firma
vermittelt werden sollte. Der Ausstellungspavillon wurde damit zu einem Ort, an dem
Technik zelebriert wurde. Die Bedeutung der Ausstellung insgesamt geht jedoch über das
Präsentieren von Exponaten hinaus. Auf dem Ausstellungsgelände waren auch
Musikpavillons, Springbrunnen und Flanierbereiche vorgesehen. Damit erhielt die
Ausstellung für das Publikum den Charakter eines events und wird zum Spiegelbild
gesellschaftlicher und geistiger Strukturen.122
kapuk és sarokpavilonok tégla és kőanyagból, az összekötő szárnyak vas-üveg szerkezetekből épültek. A két
középső egymást keresztező csarnok metszéspontjában a nyolcszögű tambur fölött 48 és fél m magas a kupola,
az épületnek „tiszta, új-reneszánsz styl“ jelleget adva.“
121
Horváth 2001. 72.
122
Distel 1929.
39
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Fotografie erweitert den Ausstellungshorizont
Medien beginnen, gestalterischen Einfluss auf die Architektur zu nehmen
Mit Einführung der Fotografie erweiterte sich der Ausstellungshorizont um ein Vielfaches.123
Die Fotografie wurde zur Dokumentation und umfassenden Darstellung von Fabrikanlagen
und Produktionsmaschinen eingesetzt, die sich geografisch an einem anderen Ort befanden
und der Öffentlichkeit nicht jeder Zeit zugänglich waren.124 Dabei machte man sich die
Tatsache zunutze, dass die fotografische Wiedergabe eines Raumes oder eines Gebäudes die
Übertragung von Volumen und Raum in Fläche ist. Diese Differenz bedeutet einen Spielraum
für subtile Interpretationen, Aussagen und subjektive Botschaften, d.h es ging dabei um weit
mehr, als um die sachliche Abbildung der Realität.125 Ziel war es, der Allgemeinheit durch
diesen kontrollierten Einblick in die Produktionsstätte die Leistungsfähigkeit und
Vertrauenswürdigkeit der Firma zu vermitteln. Die Folge war, dass die Fabrik und einzelne
Herstellungsräume mit ihren technischen Einrichtungen repräsentativ ausgestaltet
wurden.126 Damit beginnen Medien, gestalterischen Einfluss auf die Architektur von
Industriebauten zu nehmen. Dies zeigt sich beispielsweise in der sorgfältigen und
aufwendigen Ausstattung der Maschinen- und Sudhäuser einzelner Brauereien. Ein Beispiel
ist das Maschinenhaus der Ersten Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény
Sörfőzde Rt., in welchem dem Besucher der Ursprung der neuen künstlichen Kraft, die
kostbare Dampfmaschine, vorgeführt wurde.127 Die Gestaltung des Innenraumes übertrifft
bei weitem das technisch Notwendige und erweckt mit seiner Dekoration den Eindruck der
Inszinierung. Mit Wandverkleidungen aus hochwertigen Fliesen, dekorativ gestalteten
Schaltpulten und auf hoch glanz polierten Maschinen wird dieser Technikraum geradezu
veredelt.128 ABB.IV.2.; ABB.IV.2a.; ABB.IV.2b.; ABB.IV.2c.; ABB.IV.2d. Das Maschinenhaus
wurde während der Zeit der Ausstellung mittels der Fotografie der breiten Öffentlichkeit
zumindest visuell zugänglich gemacht und damit zum erweiterten Teil einer permanenten
Ausstellung. Dem Betrachter wurde dadurch einen kontrollierten Einblick in eine
Produktionsstätte gewährt, der allerdings von der Arbeitswirklichkeit abgekoppelt war.
Wechselwirkung zwischen Gewerbeausstellungs- und Fabrikarchitektur
Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Gewerbeausstellungen eine
Ausstellungsarchitektur entsteht, die mit der Fabrikarchitektur in eine direkte
Wechselwirkung tritt und diese in der weiteren Entwicklung beeinflusst. Als frühes Beispiel
ist neben dem Palais d’Industrie von F. Cendrier und A. Barrault (Entwurf 1852) auch der
Kristall-Palast in London von J. Paxton (1851) zu nennen, der als Ausstellungs- und
Mehrzweckhalle diente. Entscheidende Grundlagen der Planung aller Bauten zuvor waren
die Bindungen an architektonische Stile. Beim Kristallpalast entstand ein Bau nach Zeitplan,
Modul, Achsen- und Rasterelementen. Gleichzeitig wurden die Bauelemente vorfabriziert
123
Plank 2001. 123-130.
Föhl 1981. 107-122.
125
Borström 1989. 1614-1618.
126
Pieper 1994. 104-115.
127
Hassler-Kierdorf 2000. 15.
128
Firma Dreher Archiv
124
40
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Dissertation_Textband
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und alle Details genormt. Die Baustoffe waren durchweg Industrieprodukte: Gusseisen,
Schmiedeeisen und Glas.129 Damit geht von den Ausstellungsgebäuden ein Impuls für die
Architektur aus, der über die sogenannte Zweck- oder Industriebauten schließlich auf die
allgemeine Entwicklung in der Baukultur Einfluss nimmt.
IV.2.2. Technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren)
Im Folgenden soll auf die technisch-funktionalen Faktoren als interne Einflussfaktoren
eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche Gestaltung der
frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda genommen haben:
-
Verdichtung der technischen Einrichtung
Baumaterial Stahlbeton
Verdichtung der technischen Einrichtung
Parallel zur Expansion der baulichen Anlage auf das gesamte Betriebsgelände, findet
innerhalb der Produktionsgebäude eine fortlaufende Verdichtung der technischen
Einrichtung statt, die auf das Raumprogramm und die Konstruktion einen ständig größeren
Einfluss nehmen. Die von Cal von Linde im Jahr 1873 erfundene KompressionsKältemaschine, die ab 1877 für den Gebrauch in der Industrie eingesetzt wurde, nimmt
dabei Einfluss auf die funktionelle Konzeption der Kühl- und Lagerräume.
1. Einführung industriell nutzbarer Kompressions-Kältemaschinen (ab 1877):130
1.1. Bauerei Dreher, Kőbánya, Gebäude für einen Eisgenerator, 1910, Planung:
Maschinenfabrik Ringhoffer, Smichow (Prag).131 ABB.IV.3.
1.2. EMRS, 1910, Kühlung der Gärkeller mit einem Rohrkühlsystem ABB.IV.4.
2. Einführung der Kraft-Wärme-Kopplung mit der Dampfmaschine zur Beheizung der
Braupfannen (ab 1903):132
2.1. Brauerei EMRS, Kőbánya, Neues Brauhaus, 1908, Planung: Theodor Ganzenmüller,
Weihenstephan (D).133 ABB.IV.5.
3. Einsatz von Tennenwendemaschinen in den Mälzereien, für die eigene Aufzüge
installiert wurden:
3.1. Mälzerei Haggenmacher, Kőbánya, 1909, Planung: Zimmermann, Freiburg (D)134
ABB.IV.6.; ABB.IV.6.a.135
129
Kammerer 1985. 8-11.
Beierl 2012.
131
DMT A 1000.140., DMT A 1000.290., DMT A 1000.290a-j.
132
Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern)
133
DMT A 5000.100., DMT A 5000.700., DMT 5000.1500., BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
134
DMT A 6000.300c.
135
Archiv Firma Dreher
130
41
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
4. Einführung von Leitungssysteme für den Transport von Flüssigkeiten und
Pumpeinrichtungen:
4.1. Brauerei Haggenmacher, Budafok, 1911, Maschinen und Kesselhaus, Planung u.
Ausführung: Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn136 ABB.IV.7.
Baumaterial Stahlbeton
Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Bauformen
Mit der Einführung des Stahlbetons in den Brauerei- und Mälzereibau verändert sich die
Konstruktion und Gestalt dieser Produktionsstätten. Als Folge der neuen technischen
Möglichkeiten (höhere Spannweiten der Decken und Verbesserung der Belastbarkeit
lastabtragender Elemente, Silobau) findet eine Neubewertung von Funktion und
Konstruktion statt, die als Konsequenz zu neuen Bauformen führt. Ein Beispiel ist die Planung
für das Mälzereigebäude der Brauerei Haggenmacher in Kőbánya im Jahr 1909 (Planung:
Zimmermann, Freiburg/Deutschland)137 ABB.IV.8. Ein weiteres Beispiel für Konstrukionen in
Stahlbeton für den Brauereibau vor dem Ersten Weltkrieg ist das 5-geschossige
Getreidelager auf dem Betriebsgelände I (ehemaliges Gelände der Brauerei Anton Dreher),
das von der Baufirma Porr im Jahr 1914 konstruiert und errichtet wurde. Das Gebäude steht
unter Denkmalschutz. ABB.IV.8a.; ABB.IV.8b. (Siehe auch Textband, Kapitel VII: Der
Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Ersten
Ungarischen Aktienbrauerei AG.)
IV.3. Transformation des Gebäudeteilclusters in eine freie Anordnung
Die funktionalen Verknüpfungen der Innenräume wird auf
Verknüpfungen von Gebäuden übertragen
die
funktionalen
Als Folge der genannten Einflussfaktoren vollziehen die Brauereien in Pest-Buda (ab 1873
Budapest) eine bautypologische Transformation vom Kompaktgebäude zu Einzelbauten. In
den frühindustriellen Brauereien (1845-1870) erfolgte die endgültige Umstellung von einem
handwerklichen auf einen weitgehend mechanisierten Herstellungsprozess. Parallel zum
Einsatz von maschineller Bierbrautechnik entstanden architektonisch hochspezifische Räume
und Gebäude, die in Gruppen zusammengefasst und entsprechend des Arbeitsablaufes
miteinander verknüpft wurden. Das daraus resultierende Blocksystem war in einem großen
Gebäude zusammengefasst. Als Konsequenz entstanden kompakte Brauereigebäude mit
einer hohen räumlichen und baulichen Dichte. Hinsichtlich der funktionellen Konzeption und
der daraus resultierenden Gebäudegestaltung nahmen ökonomische Überlegungen zur
Rationalisierung des Herstellungsprozesses einen ständig größeren Raum ein.138 Zum einen
wurde der Betriebsablauf fortlaufend straffer organisiert, zum anderen konnte die ständig
umfassender werdende Mechanisierung des Brauprozesses und der Einsatz von
kapitalintensiven Maschinen nur dann wirtschaftlich optimal genutzt werden, wenn die
136
DMT A 6000.5100
DMT A 6000.1600
138
Georgeacopol 1998. 21.
137
42
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
Betriebe entsprechend große Dimensionen aufwiesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das
Produktionsgebäude die Aufgabe überwunden, lediglich ein Schutz vor Wettereinflüssen zu
sein, sondern sollte in erster Linie Betriebsvorgänge miteinander verbinden.139 Bei dieser
Entwicklung stellte sich die Bauweise des Blocksystems mit seiner streng linearen Anordnung
als nicht ausreichend anpassungsfähig heraus. Die einzelnen Produktionsbereiche hatten
bauliche Dimensionen erreicht, die eine sinnvolle funktionale Verknüpfung der
verschiedenen Gebäudeteile in einem einzigen kompakten Gebäude nicht mehr sinnvoll
machten.140 Neben Aspekten der Funktion, waren Fragen der Standsicherheit ein weiterer
Auslöser für einen Wechsel der baulichen Konzeption. Mit der Vergrößerung der
Produktionsgebäude erhöhten sich die Gebäudemassen, deren Lasten in einen Baugrund
abgeleitet wurden, der in Kőbánya durch die Unterhöhlungen des weitläufigen Kellersystems
in seiner Tragfähigkeit zumindest geschwächt war. Dieses Problem kann am Beispiel eines
Produktionsgebäudes der EMRS aus dem Jahr 1883 aufgezeigt werden. Bei dem Gebäude
bestand wegen dem Standort über dem Kellersystem die Gefahr einer Absenkung der
Aussenwände. Als Lösung wurde die Untermauerung des gefährdeten Bereiches auf Ebene
des Kellergeschosses gewählt (Planung: Baumeister Károly Holstalek).141 ABB.IV.9. Als
Konsequenz wurde bei den industriellen Brauereien das Prinzip des verdichteten Clusters
von Gebäudeteilen (Produktionseinheiten) aufgelöst und in eine freie Anordnung von
Gebäuden überführt. Diese Transformation war möglich, weil die bisherige funktionelle
Anordnung (Mälzerei-Darre-Sudhaus-Kellerei) zwar additiv, aber baulich nicht zwingend
war.142 Damit geht die Brauereianlage endgültig von einem baulich streng geschlossenem
Gesamtsystem in ein offenes System über. Mit der Überführung des statisch-kubischen
Raumsystems in ein dynamisches Gebäudesystem, wird aus dem Industriebau eine
Industrieanlage. Der Beginn dieser Entwicklung in Kőbánya wird durch die Planung einer
neuen Brauerei der Firma Dreher im Jahr 1870 gekennzeichnet.143 ABB.IV.10.a.-ABB.IV.10.f.
Die Architekten Lajos Frey und Lipót Kauser sehen keine Erweiterung des bestehenden
Produktionsgebäudes vor, sondern planen unter Auflösung des Kompaktgebäudes
Einzelbauten, die in Nachbarschaft zum Altbau errichtet werden. Damit entsteht eine
komplett neue Brauerei, die über alle baulichen Einzelkomponenten (Mälzerei, Darre,
Malzlager, Sudhaus, Kühlhaus, Gärkeller) verfügt, um selbständig arbeiten zu können. In
dieser Frühphase des Konzeptwechsels bestehen weiterhin bauliche Verbindungen zwischen
den einzelnen Gebäuden. Die Firma Dreher verfügt damit auf ihrem Betriebsgelände über
zwei eigenständig arbeitende Brauereien. Insgesamt setzt sich diese Entwicklung bei der
Planung von Brauereien in den 1880-er Jahren mit der Ablösung der Mälzerei-(Darre) aus
dem Gesamtkomplex fort und findet seinen Höhepunkt in der Gründung eigenständiger
Betriebe,144 wie der Mälzerei Deutsch/Deutsch Maláta Gyár im Jahr 1900.145 Damit folgt der
baulichen Ablösung aus einem Gesamtkomplex auch die betriebliche. Im Laufe dieser
Umwandlung stellt sich als Grundsatz heraus, dass die funktionalen Verknüpfungen, die
räumlich innerhalb des Kompaktgebäudes bestanden, auf die Anordnung der Einzelgebäude
auf dem Betriebsgelände übertragen werden. Damit werden die funktionalen
139
Pilsitz 2011b.
Rödel 1986, 236.
141
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
142
Rödel 1986, 236.
143
BFL XV.17.b.312.499/1870a,b,c,d,e,f
144
Frühauf 1991. 21.
145
DMT A 11000.100.
140
43
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Verknüpfungen der Innenräume auf die funktionalen Verknüpfungen von Gebäuden
übertragen.
IV.4. Urbane Strukturen auf dem Betriebsgelände
Im Fall der Brauereien in Bp.-Kőbánya und Budafok verbleiben die Standorte der einzelnen
Produktionsbereiche auch nach Auflösung des Gebäudeclusters in der Regel auf dem
Betriebsgelände, treten aber als Einzelgebäude architektonisch stärker in Erscheinung. Im
weiteren zeitlichen Verlauf entwickeln sich daraus selbständige Gebäudetypen mit
spezifischen Bauformen, wie beispielsweise der kubische Baukörper der Mälzerei
Haggenmacher (1909)146 ABB.IV.11. oder das zentrale Kessel- und Maschinenhaus der
Brauerei Dreher (1911).147 ABB.IV.12. Den heutigen Zustand des Gebäudes zeigt ABB.IV.12a.
Das frühere Konzept der Raumabfolge auf Grundlage des Arbeitsverlaufes wird jetzt auf die
Gebäudeanordnung übertragen. Die funktionalen Zuordnungen bleiben damit im Grundsatz
erhalten, werden aber auf einen größeren Maßstab projiziert. Die Bauchronologien der
Braufirmen zeigen, dass auf den Betriebsgeländen eine ständige Bau- und Umbautätigkeit
stattgefunden hat, die so vielseitig und komplex wurde, dass daraus urbane Strukturen
entstanden:
- Infrastruktur auf den Betriebsgeländen (Industriegleisanschluss, Anschluss an das
öffentliche Straßensystem und sonstige Wege)
- Technische Nebengebäude wie Werkstätten (Sattlerei, Schlosserei, Schmiede, Küferei,
Pilcherei und Schwankhalle) ABB.IV.12b.
- Abfüllhallen. Beispiel einer architektonisch ansspruchsvollen Gestaltung der
Gebäudemassen: Brauerei A. Dreher. Hexagonaler Zentralbau mit Tambour ABB.IV.12c.
- Pferdeställe
- Eisgruben- und –fabriken
- Laboratorien und Bierhallen
- Einrichtungen zur autarken Energieerzeugung (Maschinen- und Kesselhaus)148
- Gaststätte
- Büro- und Verwaltungsgebäude
- Soziale Einrichtungen (Kantine, Umkleide, Damfpbäder und sonstige nicht technischen
Nebenräume) ABB.XII.42c.
- Wohngebäude ABB.XV.23c.
- Freizeiteinrichtungen (z.B. Kegelbahnen und Kleingärten)
Die Vorteile des Standortes Kőbánya förderten diese Entwicklung. Aufgrund der niedrigen
Grundstückspreise in städtischer Randlage entstanden Betriebsgelände mit entsprechender
Größe und Flächenreserven. Gleichzeitig hatten die Gelände eine günstige Topografie und
146
DMT A 6000.2500.
DMT A 7000.100b.
148
Als Technische Nebengebäude werden vom Verfasser bauliche Anlagen oder Werkstätten bezeichnet, die
nicht unmittelbar in den Herstellungsprozess eingebunden sind, in denen aber Tätigkeiten durchgeführt
werden, die diesen unterstützen.
147
44
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waren in keinen festen Stadtgrundriss eingebunden. Dadurch war die Möglichkeit einer
funktionsgerechten Gebäudeanordnung ohne Bindung durch umliegende Bebauung
gegeben.149
IV.5. Verbindung zwischen Industriebetrieb und Siedlungsraum
Die vergrößerten Kapazitäten des Betriebes konnten sich allerdings erst mit dem Anschluss
an die öffentliche Verkehrsinfrastruktur durch Industriegleise voll entfalten. Zum einen
konnte die Menge und Frequenz der Rohstoffanlieferung der Produktionsleistung flexibler
angepasst werden, zum anderen wurde die Auslieferungsgeschwindigkeit erhöht, was dazu
beitrug, dass aus dem lokalen Produkt Bier ein überregionales Produkt wurde. Der Vertrag
zum Betrieb eines Industriegleises aus dem Jahr 1909 zwischen der Brauerei Haggenmacher
und der Elektrischen Eisenbahn der Stadt Budapest AG (budapesti villamos városi vasut rt.)
dokumentiert die Schnittstelle der gegenseitigen Einflussnahme zwischen Industriebetrieb
und umgebendem Siedlungsraum.150
IV.6. Bebauungsweisen der Grundstücke
Aus der Gesamtheit der oben genannten Einflussfaktoren entstehen Bebauungsweisen, die
in Abhängigkeit von Größe und Zuschnitt des Betriebsgeländes individuelle Muster der
Gebäudeanordnung ergeben:
1. flächig, entlang von Längsachsen
2. Doppelkonzept: Blockrandbebauung und Bebauung vom Zentrum zur Peripherie
3. Blockrandbebauung, mit Baulandreserven im Zentrum
Insgesamt ist diese Entwicklung als Erhöhung der baulichen Flexibilität der industriellen
Großbrauereien gegenüber den frühindustriellen Brauereien zu werten.
IV.6.1. Bauliche Nachverdichtung entlang von Längsachsen
Beispiel: Bürgerliche Brauerei Kőbánya AG/Kőbányai Polgári Serföző Rt., Kőbánya, IV.
Betriebsgelände, gegründet 1892
Der Lageplan der Bürgerlichen Brauerei Kőbánya AG zeigt die Gebäudeanordnung auf dem
Betriebsgelände im Jahr 1900.151 ABB.IV.13. Das Sudhaus ist von der Mälzerei völlig
abgekoppelt und befindet sich zentral auf dem Betriebsgelände, womit eine direkte
Verbindung zum nachfolgenden Produktionsbereich, der Kellerei geschaffen ist. Hierzu ist
die Mälzerei mit Darre im rechten Winkel in einem Abstand von ungefähr 15.00 Meter
entlang der Grundstücksgrenze angeordnet. Die Standorte der Nebengebäude orientieren
149
Ackermann 1987. 15.
DMT A 6000.7100.
151
DMT A 3000.200.
150
45
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
sich an Längsachsen, wodurch diese in Bezug zu den beiden Hauptproduktionsgebäuden
gesetzt werden. Die Maglódi út. als Hauptzugangsstraße nimmt bei der
Gebäudepositionierung eine untergeordnete Rolle ein. Insgesamt entsteht unter Ausnutzung
des gesamten Betriebsgeländes eine offene, aber gleichzeitig geordnete Bebauung mit
geringer Dichte. Eine Nachverdichtung durch zukünftige Erweiterungsbauten war vermutlich
in der Ausgangsplanung bereits vorgesehen, was als Hinweis auf einen vorausschauenden
und damit ökonomischen Umgang mit Baulandreserven interpretiert werden kann.
IV.6.2. Erhöhung der Nutzungsintensität durch ein Doppelkonzept
Beispiel: Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/EMRS, II. Betriebsgelände, gegründet 1867152
Im Fall der EMRS zeigt die Chronologie der Bebauung des Betriebsgrundstückes im Zeitraum
zwischen 1893 und 1908 mit einer gleichzeitigen Rand- und Zentralbebauung ein
Doppelkonzept.153 ABB.IV.14.
1893
1896
1897
1900
1907
1908
1908
1908
Neubau einer Doppeldarre
Neubau eines Werkzeuglagers
Neubau eines Fasslagers
Anbau
Erweiterungsbau
Umbau eines Silos
Erweiterungsbau
Neubau eines Sudhauses
Ausgangspunkt der weiteren Standortentwicklung sind die beiden langgestreckten
Hauptproduktionsgebäude, die parallel zueinander und rechtwinklig zur Külső Jászberényi út
(heute Jászberényi út und Maglódi út) angeordnet sind. Dazwischen verläuft ein
Industriegleis als zentrale Achse. Entlang der Straße entsteht eine Blockrandbebauung von 2geschossigen Nebengebäuden, die den Betrieb vom öffentlichen Raum trennt. Die weitere
Organisation des Standortes sieht die parallele Anordnung von Baukörpern auf beiden
Längsseiten der Mälzerei und des Sudhauses vor. Als Ergebnis der kontinuierlichen Erhöhung
der Nutzungsintensität des Betriebsgeländes ergibt sich ein komplexes Bebauungsmuster
aus kubischen Baukörpern.
IV.6.3. Grundstücksentwicklung vom Rand zum Zentrum
Beispiel: Brauerei König Kőbánya AG/Kőbányai Király serföző Rt., III. Betriebsgelände,
gegründet 1894
Bei der Brauerei König in Kőbánya sind die Mälzerei und das Sudhaus entlang der Sörgyár
utca direkt auf die Grundstücksgrenze errichtet, wobei die gesamte Grundstücksbreite in
Anspruch genommen wird.154 ABB.IV.15. Der Abstand der beiden Gebäude bildet den
Zugang zum Betriebsgelände. Ein in Grundstücksmitte angeordnetes längliches
152
153
DMT A 7000.400
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
46
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Nebengebäude teilt das Grundstück in zwei Teile. Weitere Bauten sind entlang den
Grundstücksgrenzen angeordnet, wodurch Reserveflächen im Zentrum des Betriebsgeländes
entstehen. Damit war vermutlich eine Grundstücksentwicklung vom Rand zur Mitte hin
vorgesehen. Im Jahr 1900 wird der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen in eine Malzfabrik
(Malzfabrik Deutsch/Deutsch Malátagyár) umgewandelt, womit auch die Historie der
Grundstücksentwicklung als Brauerei endet.
IV.7. Neue Gebäudetypen entstehen: Bierhallen und Logistikzentren
Durch die Verbindung von Neuerungen bei der Herstellungstechnik und Anwendung der
neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse konnten die negativen Eigenheiten des
Bieres (geringe Haltbarkeit und schwankende Qualität im Geschmack) überwunden werden
und es wurde zu einem beliebten Getränk. Damit waren die Voraussetzungen zur Erhöhung
der Produktionsmenge gegeben.155 Um das ökonomische Optimum zu realisieren, wurde der
Bierabsatz weiter gefördert. Hierzu tätigten die Brauereien umfangreiche bauliche
Investitionen:
- Bierhallen
- Logistikzentren
IV.7.1. Bierhallen - Nutzbauten zur Förderung ökonomischer Interessen
Zur Förderung des Umsatzes wurden in unmittelbarer Nachbarschaft der Produktionsstätten
Bierhallen errichtet. Als Gebäude sind sie eine Sonderform der Gaststätte, die heute in
Ungarn in der ursprünglichen Form nicht mehr existiert. Der Unterschied zu den im 19. Jh.
üblichen städtischen Gaststätten ist erheblich, sowohl hinsichtlich der baulichen
Dimensionen und Ausstattung, als auch auf den bevorzugten Standort in einem Garten.
Beispielsweise errichtete die Brauerei Tüköry um das Jahr 1855 neben dem Betrieb eine
eigene Bierhalle.156 Der Standort befand sich in der heutigen Szt. István Körút, vermutlich auf
dem Gelände des heutigen Víg Színház. In unmittelbarer Nachbarschaft waren die Standorte
der Dampfmühlen Haggenmacher und Árpád. Damals befand sich dieser Teil der Stadt in
einer Phase der Umgestaltung vom Gewerbe- in ein Wohngebiet. Die Bierhalle war in einen
großzügig angelegten Park eingebunden, in dem vermutlich verschiedene Kleinbauten
(Brunnen und Pavillons) angeordnet waren. Gleichzeitig konnte der Freiflächenbereich
unmittelbar um die Bierhalle im Sommer als Biergarten genutzt werden. Mit dieser
Gesamtanlage wurde in der Stadt auf Initiative eines Unternehmens ein Ausflugsziel
geschaffen, das der Förderung ökonomischer Interessen diente. ABB.IV.15a. Im Fall der
Brauerei Nagykanizsa wurde direkt vor der Produktionsstätte und in zentraler Lage neben
dem Hauptzugang ein als barocker Garten gestalteter Bereich separiert. ABB.IV.16. Die darin
errichtete Bierhalle wurde als ein um mehrere Stufen erhöhter Pavillon mit Terrasse
154
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
Statisztikai Hivatal 1967. 47.
156
BFL ÉB jelzet 516_1865
155
47
Historische Industriearchitektur in Budapest
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konzipiert und dekorativ in einem historisierenden Stil geplant. Die Gesamtanlage vermittelt
den Eindruck eines bürgerlichen Ausflugsziels mit erhöhtem Komfort. Konstruktiv handelt es
sich vermutlich um einen Holzbau mit Stützen und Balken, die hinter einer massiven
Hauptfassade errichtet wurde. Mittels dieser Leichtkonstruktion wurde ein Gastraum ohne
Zwischenwände geschaffen, der eine größere Anzahl von Gästen (= Konsumenten)
aufnehmen konnte. Großdimensionierte Fenster- und Türöffnungen ermöglichen eine
optische und funktionale Verbindung zur Terrasse und zum Garten. Mit diesem
Raumangebot konnten auch größere Veranstaltungen durchgeführt werden. 157
IV.7.2. Logistikzentren - überregionaler Gebäudebestand der Brauereibetriebe
Neben lokalen Investitionen der Brauereien in Bierhallen wurde ein landesweites
Vertriebsnetz eingerichtet. An den Knotenpunkten des Vertriebsnetzes, die sich zumeist in
den mittleren und größeren Städten mit Eisenbahnanschluss befanden, wurden
Logistikzentren errichtet. Diese Anlagen gehören in die Baugruppe der Lager zur
mittelfristigen Vorratshaltung, wobei die verderbliche Ware Bier in Kühlräumen frisch
gehalten wurde. Die Distribution bildete eine weitere Funktion, was durch den Abfüllraum
seinen baulichen Ausdruck findet. Das Bier wurde in Fässern (große Einheit) angeliefert und
vor der Auslieferung in Flaschen (kleine Einheit) abgefüllt. Damit wurde die bauliche Anlage
zum flexiblen Puffer zwischen Brauerei und Kunden, womit die Warenlieferung planbar
wurde und Engpässe besser überbrückt werden konnten.
Logistikzentrum der Ersten Ungarische Aktienbrauerei (EMRS) in Kecskemét
Kecskemét, Kisfaludy utca 17.
Architekt: nicht bekannt
Baujahr: vermutlich um 1895
Die dreiflügliche Anlage (38,00m x 35,00m) ist um einen Innenhof angeordnet, wobei in den
eingeschossigen und teilweise unterkellerten Gebäuden eine Vielzahl von Funktionen
untergebracht wurden: Bierlager, Eiskeller, Abfüllraum, Glaslager, Stallungen, Garage,
Wohnbereich. An der traditionellen Bauweise in Mauerwerk ist konstruktiv auffallend, dass
die massiven Aussenwände des Bierlagers und des Eiskellers auf 0,95 m verstärkt wurden,
um die Kältedämmung zu erhöhen. 158 ABB.IV.17.
Logistikzentrum Brauerei Anton Dreher in Zombor
Zombor, Széchenyi Körút 22.
Planung: Antal Sorg (Büroadresse: Bp.-Kőbánya, Gergely utca 8)159
157
Walter 1992. 15-16.
DMT A 12000.800.Jéggyár Raktár
159
Sorg Antal (1868-1948), Planer und Bauunternehmer
Bauvorhaben in Zusammenhang mit Brauereien:
- A. Haggenmacher, Bp.-Köbánya, Sudhaus Anbau (1912); (DMT A 6000_3500)
- A. Haggenmacher, Köbánya, Malzfabrik (1912); (DMT A 6000_3900)
- Első Magyar Részvény sörfőzde, Kühlhaus des alten Eiskellers, Umgestaltung (1913), (DMT A 5000_5700)
158
48
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Baujahr: 1910
Diese Anlage zeigt eine ähnliche funktionale Konzeption wie das Logistikzentrum in
Kecskemét. Die Fassade wirkt mit seinem strengen Rhythmus versachlicht, was als Hinweis
des Planers auf die Funktion als „Nutzgebäude“ gedeutet werden kann. Mit dem Ziel die
Kältedämmung zu verbessern, wurde die massive Ausführung der Aussenwände des
Bierlagers und des Eiskellers in fünf Schichten aufgelöst: zwischen 3 massiven
Mauerwerksstegen sind 2 Luftschichten. Dadurch entsteht eine Gesamtwandstärke von
1,05m. Der obere Abschluss dieses Gebäudebereiches besteht aus einem Flachdach mit
einer Auffüllung von etwa 1,00m, vermutlich aus einer Lehm-Stroh-Mischung. Als
Niederschlagsschutz wurde eine Blechabdeckung angebracht.160 ABB.IV.18.
Mit Errichtung der Logistikzentren bleibt das Gebäudesystem einer industriellen Brauerei
nicht mehr auf das eigentliche Betriebsgelände beschränkt, sondern schließt landesweit
auch externe Liegenschaften mit ein. Neben den bereits erwähnten Voraussetzungen zur
Entstehung dieses Anlagentyps, ist auch eine entsprechende Infrastruktur in Form eines
Eisenbahnnetzes notwendig.
IV.8. Fallstudien
An den Gebäuden der folgenden Brauereien sollen die architektonische Konzeption und
Gestaltungsprinzipien der Industriellen Grossbrauereien exemplarisch dargestellt werden:
1. Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde
2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Rézsvény Serfőzde Rt.
3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt.
4. Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt.
5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és
Budafoki Sörgyárak Rt.
6. Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.
Fallstudien:
- Appendix, Kapitel XV: Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915)
- Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und Gebäudetypen
160
DMT A 12000.1000. (Eisfabrik, Lager)
49
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IV.9. Zusammenfassung
Bei der Planung der industriellen Großbrauereien in Kőbánya für den
Untersuchungszeitraum zwischen 1870 bis 1915 ist man mit einer Vielzahl von Faktoren
konfrontiert, die aus der Logik der Zweckmäßigkeit heraus entstanden sind und auf den
verschiedenen Ebenen der Planungs- und Bauphase Einfluss auf das innere Baugefüge und
das äussere Erscheinungsbild nehmen. Eine unverrückbare Konstante bei der Entwicklung
dieses Bautyps sind sachliche Erfordernisse wie das spezifische Herstellungsverfahren, der
vorwiegend vertikale Produktionsverlauf und die Dimensionen der Verfahrenseinrichtungen.
Die Einführung neuer Baustoffe und Konstruktionsweisen beeinflusste ebenso die
Architektur der Brauereien, wie eine straffe Betriebsorganisation. Als Ergebnis entstehen
hochspezifische Produktionsstätten, deren Räume kaum einer anderen Funktion zugeführt
werden können. Ein weiterer Katalysator bei der Gestaltung des Gebäudes ist der Wille der
Unternehmer zur Repräsentation. Insgesamt werden nach dem Jahr 1870 in Kőbánya eine
Reihe von Brauereien errichtet, die im inneren Baugefüge (Grundrissorganisation,
Baumaterial, Konstruktionsweise, Herstellungstechnik) miteinander vergleichbar sind, aber
bei der äusseren Gestaltung eine individuelle Formensprache zur Anwendung kommt. Dabei
kommen auch Zitate aus der mittelalterlichen Architektursprache zur Anwendung
(Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Sörfőző Rt.; Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde
Rt.), wobei diese Stilvorliebe für die Zeit um die Jahrhundertwende auch in der deutschen
Brauereiarchitektur zu finden sind (Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden). Die Planung für
den Brauereineubau Dreher (Ganzenmüller, 1908) mit einem hoch verdichteten technischen
Ausbau im Innern und einem neobarocken Äusseren, belegt in dieser Übergangsphase, dass
die Gebäude von Innen nach Aussen geplant wurden sowie die Austauschbarkeit der
Fassadengestaltung. Die Gesamtentwicklung mündet am in einer Versachlichung des
Gebäudeäusseren (Mälzereigebäude Haggenmacher, 1914). Diese kann von einer
Neubewertung von Funktion, Konstruktion und äussere Gestaltung abgeleitet werden und
führt schließlich zu einer neuen Formensprache, die über den Industriebau hinaus auf die
allgemeine Architekturentwicklung im 20. Jh. Einfluss nimmt. Ein weiterer bedeutender
Faktor für diese architektonische Entwicklungsphase ist die Transformation des
Gebäudeteilclusters in eine freie Anordnung, womit die Überführung des Industriebaus in
eine Industrieanlage vollzogen wird.
50
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
V. Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken
V.1. Maschinenbaufabriken: unspezifische Produktionsräume mit einem vorwiegend
horizontalen Herstellungsverlauf
Während der Raumentwicklungsprozess bei Brauereien und Mälzereien in Budapest im
Zeitraum zwischen 1815 und 1915 in hochspezifischen Produktionsräumen mit einem
vorwiegend vertikalen Herstellungsablauf mündete, verlief diese Entwicklung bei den
Maschinenbaufabriken gegenteilig. Im Folgenden soll auf den Raumentwicklungsprozess für
Produktionshallen im Maschinenbau eingegangen und exemplarisch den Brauereibetrieben
gegenübergestellt werden. Dabei werden folgende Erkenntnisse gewonnen:
1.
Die Gegenüberstellung verdeutlicht exemplarisch den individuellen und teilweise
gegensätzlichen Raumbildungsprozess in den einzelnen Industriezweigen.
2.
Mittels einer Gegenüberstellung wird ein Beitrag zur Einordnung von historischen
Industriebauten in den architektonischen Gesamtentwicklungsprozess geleistet. Nach einer
Analyse der Produktionsgebäude sämtlicher Industriezweige kann daraus ein umfassendes
Erklärungsmodell der Entwicklung historischer Fabrikbauten in Budapest für die Zeit bis zum
1. Weltkrieg erstellt werden.
Als Voraussetzung für das Verständnis der Entwicklung der Produktionsstätten einzelner
Industriezweige mit ihren differenzierten architektonischen Ausdrucksformen sind die
spezifischen Einflussfaktoren zu benennen und diese in Beziehung zu einander zu setzen.
Bestimmende Faktoren bei der Planung von Fabrikgebäuden sind das Herstellungsverfahren
und die spezifische Technologie, die dabei zur Anwendung kommt. Diese beiden Faktoren in
Kombination mit der betrieblichen Organisation definieren die Funktionsabläufe innerhalb
der Produktionsstätte, die durchaus auch dreidimensional sein können. Untersucht man die
Produktionsstätten der einzelnen Industriezweige hinsichtlich dieser Aussage im konkreten
Fall, ergeben sich dabei Ergebnisse mit einer Skala von differenziert bis gegensätzlich. Dabei
ist zu berücksichtigen, dass auf die Gestaltung der Produktionsstätten auch die Art und
Weise der Firmengründung, die Baugeschichte der Gebäude sowie das Baurecht (z.B.
Brandschutz) Einfluss nehmen. Im konkreten Fall der Produktionshallen des Maschinenbaus
in Budapest sind es die folgenden Faktoren, die diese Entwicklung beeinflusst haben:
o
o
o
o
Firmengeschichte: aus kleinen Werkstätten entwickeln sich Maschinenbaufabriken
kürzeres Austauschintervall der Maschinen als der Produktionshalle
Entwicklung des Gebäudebestandes auf dem Betriebsgelände: additive bauliche
Strukturen
Grundrissform als Ergebnis des Arbeitsablaufes
51
Historische Industriearchitektur in Budapest
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V.2. Maschinenbau in Budapest
Ab 1870 war in Budapest neben der Lebensmittelindustrie vor allem der Maschinenbau der
prägende Industriezweig.161 Eine der wichtigsten Ursachen für die Entstehung der
Maschinenfabriken in Budapest war der seit Entwicklung und dem Ausbau der Eisenbahnen
ständig steigende Bedarf an hochwertigen Maschinen und -bauteilen.162 Im Jahr 1846 wurde
die erste Eisenbahnstrecke zwischen Pest und Vác gebaut und 1851 über Bratislava nach
Wien erweitert, womit der Ausbau eines landesweiten Eisenbahnnetzes eingeleitet wurde.
Durch den Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz wurde eine dynamische
Wechselwirkung zwischen Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen und dem Zugang zu
europäischen Märkten in Gang gesetzt.163 Der Transport der Rohstoffe und Fertigprodukte
wurde immer mehr über die Eisenbahn abgewickelt, während die Standortnähe zur Donau
als Bezugsquelle für Brauchwasser von Bedeutung war. Die Gründe hierfür liegen unter
anderem in der höheren Transportgeschwindigkeit der Eisenbahn gegenüber der
Flussschiffahrt. Gleichzeitig gab der Eisenbahnbau durch die Vergabe von Aufträgen
wiederum entscheidende Impulse für die Entwicklung neuer Industriezweige im Land. Als
Beispiel für Firmen, die als direkte Folge des Booms im Eisenbahnbau gegründet wurden,
sind die Firmen Ungarisch- Schweizerische Waggonbaufabrik/Magyar-Svájci Vagongyár164
und die Ungarisch-Belgische Maschinen- und Schiffbau Gesellschafft/Magyar-Belga Gép- és
Hajóépítő Társaság165 zu nennen. Die beiden Firmen gingen kurz nach ihrer Gründung in den
1870-er Jahren in der Maschinen- und Waggonbaufabrik der Ungarischen
Staatsbahnen/Magyar Államvasutak Gép- és Kocsigyár auf.166 Zuerst lag der Schwerpunkt in
der Herstellung von Dampfkesseln, Dampfmaschinen und einer Vielzahl von
Maschinenteilen.167 In einem nächsten Schritt baute man komplette Dampflokomotiven auf
Lizenz. Schließlich wurde auf der Wiener Weltausstellung im Jahr 1872 die erste in Ungarn
entwickelte Dampflokomotive vorgestellt. Bis zum Jahr 1880 wurden bereits 38
Dampflokomotiven hergestellt, was eine Serienproduktion darstellt. Dass man in der Lage
war, ein solches Hightech-Produkt herzustellen, belegt die schnelle Aneignung des
technisches Know-how’s in direkter Verbindung mit modernen Herstellungs- und
Organisationsprozessen auf hohem Niveau.
(Siehe hierzu auch Textband Kapitel VI: Industrielle Stadtentwicklung, Absatz VI.2.
Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von Industriestandorten
in Pest)
161
Gelléri 1912.
Pilsitz 2011a.
163
Statisztikai Évkönyve 1894. 154-156.
164
Ungarisch-Schweizer Waggonfabrik
165
Ungarisch-Belgische Gesellschaft für Maschinen- und Schiffsbau
166
Maschinen- und Wagonnfabrik der ungarischen Staatsbahnen
167
Mislin 2002. 105.
162
52
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Martin Pilsitz
V.3. Unspezifische Produktionsräume in Maschinenbauhallen
Die erforderlichen Genauigkeiten und geringen Toleranzen der Bauteile im Lokomotiv- und
Maschinenbau konnten durch eine handwerksmäßige Herstellung, auch wenn diese bereits
mechanisiert war, nicht sichergestellt werden. Bei der Herstellung einer Serie, wie zum
Beispiel den oben erwähnten 38 baugleichen Dampfloks mussten auch Ersatzteile in
ausreichender Anzahl und gleichbleibender Qualität im Lager bereitgehalten werden, was
sowohl den Herstellungsprozess, als auch die Lagerhaltung entscheidend beeinflusste.168
Begriffe wie Normung, gleichbleibende Qualität, Serienherstellung und Lagerhaltung wurden
eingeführt und deuten darauf hin, dass eine neue Form der Betriebsorganisation
einzuführen war, um die Herstellung hochwertiger technischer Produkte möglich zu machen
und den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmung sicher zu stellen.169 Die Spezialisierung
auf die Produktion von Lokomotiven war nicht nur bahnbrechend für den Einsatz des
Gussstahls und für den Kesselbau, sondern auch für die Errichtung großer Montagehallen.170
Weil die Lokomotiven in eigenen Montaghallen selbst hergestellt und gewartet wurden, ist
die Unternehmung zum Maschinenbau zu zählen. Ein Beispiel ist die Dreherwerkstatt der
Königlich ungarischen Staatsbahenen/Eszertga műhely der Magyar kir. államvasutak am
Westbahnhof in Budapest (1901).171 ABB.V.1. Bezüglich der Architektur der
Produktionsstätten des Maschinenbaus ist eine Tendenz zu eingeschossigen Hallen
festzustellen, bei gleichzeitiger ständiger Erweiterung des Stützenabstandes und damit der
Spannweiten der Dächer.172 Die Folge ist eine kontinuierliche Entwicklung zu unspezifischen
Produktionsräumen, die sich in Längs- und Querrichtung leicht erweitern liessen.173 In diesen
„allgemeinen“ eingeschossigen Räumen ist damit größtmögliche räumliche Flexibilität
gegeben. Für den Maschinenbau ist der Faktor der Flexibilität des Produktionsraumes von
grundlegender Bedeutung, da das Entwicklungs- und Austauschintervall (d.h. der
Gebrauchszyklus) der Produktionsmaschinen viel kürzer ist, als der des umhüllenden
Gebäudes. Gleichzeitig kann der Maschinenpark leicht ausgetauscht werden, und
problemlos auf die Herstellung eines anderen Produktes umgestellt werden. Das Nördliche
Fahrzeugausbesserungswerk der Königlich Ungarischen Staatsbahnen/Északi járműjavitó
műhelyek der Magyar. kir. államvasutak174 in Budapest zeigt ein System aus weitgespannten
Hallen mit einem Optimum an räumlicher Flexibilität.175 ABB.V.2. Unabhängig vom Produkt,
erfolgt die Herstellung in einer horizontalen Prozessabfolge. Hinsichtlich der Belichtung ist
168
Bencze 1986.
Mislin 2002. 229-232.
170
Mislin 2002.106-116.
171
MÁV archivuma: Bp. Nyugati pu. műhelyek ép.6021 1.rajz
172
Bei mehrgeschossigen Gebäuden hätten statische Probleme wegen des Gewichtes und der Resonanz der
Maschinen nur durch aufwendigere Konstruktionen gelöst werden können, die mit erheblichen Baukosten
verbunden gewesen wären.
173
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Form des Maschinenantriebs. Nach Umstellung von zentral angetriebener
Transmissionswelle auf elektrischen Einzelantrieb entfallen konstruktive Elemente wie Konsolen und
lastabtragende Stützen für die Auflager der Transmission. Dies bedeutetes eine weitere Vergrösserung des
Freiheitsgrades des Raumes.
174
zum Vergleich: Mislin 2002. 100. Abb. 116.
175
MÁV archivuma: scan399.
169
53
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
der Produktionsort gleichmäßig und ohne starke Kontraste zu erhellen. Die Lösung bestand
in einer natürlichen Belichtung von oben über Sheddächer mit Ausrichtung nach Norden.176
Ein Beispiel zeigt die Erste Ungarische Schraubenfabrik/Első Magyar Csavargyár in der Váci
utca (1894).177 ABB.V.3. Eine Variante der natürlichen Belichtung über Dach zeigt das
Wagenmontagewerk der Königlich Ungarischen Staatsbahnen/Kocsi szerelő műhely der
Magy.kir. államvasutak in Budapest (1901). In diesem Fall ist der obere Abschnitt des
Satteldaches beidseitig aus Glas.178 ABB.V.4. Bei der Ersten Ungarischen Maschinenbaufabrik
in Pest (Váci út, 1869) wurden die Montagehallen parallel zueinander und mit einem
entsprechenden Abstand errichtet, um eine ausreichende seitliche Belichtung sicher zu
stellen. Mit dieser Gebäudeanordnung war gleichzeitig der notwendige Brand- und
Exposionsschutz gegeben.179 Gleichzeitig war die bauliche Gesamtanlage, wie auch im Fall
der Erste Ungarische Schraubenfabrik/Első Magyar Csavargyár, von Planungsbeginn an auf
die Váci út ausgerichtet. Als Übergansbereiche zwischen öffentlichem Raum und
Betriebsgelände wurden Grünflächen angelegt. ABB.V.4a. Die Ungarische Metallwarenfabrik
AG/Magyar Acéláru gyár Rt. in der Váci út 65. zeigt im Gegensatz hierzu eine zu einem
zentralen Betriebshof ausgerichtete Anordnung der Gebäude ABB.V.7. Weitere Beispiele für
den oben beschriebenen Fabriktyp sind die Maschinenbaufabrik Podvinecz und Heisler (XIII.
Bezirk, Váci út 141-143, gegründet 1891, Maschinen für die Mühlenindustrie), die Firma
Hirsch und Frank (VII. Bezirk, Szabolcz utcza 34., Werkzeugmaschinen und Stahlgießerei) und
die Landmaschinenfabrik Hofherr und Schrantz in Budapest.180 ABB.V.5.
V.4. Aus Werkstätten werden Fabriken: auf dem Betriebsgelände entstehen additive
bauliche Strukturen
In Budapest gehen Maschinenbaubetriebe oft aus kleinen Werkstätten des
metallverarbeitenden Gewerbes hervor, in denen der Firmengründer selbst gearbeitet und
durch Einsatz von privatem Kapital den Betrieb und seine Gebäude über einen längeren
Zeitraum schrittweise erweitert hat. Diese betriebliche Entwicklung lässt sich an einer
additiven baulichen Struktur von Neubauten, Anbauten und Erweiterungen von Gebäuden
auf dem Betriebsgelände ablesen. Gleichzeitig zeigt das Beispiel einer Anzahl
metallverarbeitender Betriebe, dass Firmenerweiterungen zur Abwanderung aus der
Innenstadt an die Peripherie der Stadt geführt haben. Die Historie der
Stadtrandwanderungen von gewerblichen Betrieben in Budapest gehört bisher nicht zu den
vorrangigen Forschungsgebieten der Urbanisierungsgeschichte. Mit dieser Anmerkung soll
auf die Bedeutung dieses Prozesses für die Stadtentwicklung hingewiesen werden. Beispiele
für diesen Fabriktyp sind die Betriebe József Eisele Kesselbaufabrik/Eisele József Kazángyára
(1893) und die Maschinenbaufirma Pick Ede (1890) in die Külső Váci út 40, Budapest.181
176
Im Werkzeugmaschinenbau erhöht sich die benötigte Lichtintensität in Abhängigkeit von Bauteildimension
und Komplexität. Je kleiner und komplizierter die hergestellten Bauteile werden, desto mehr Licht wurde
benötigt.
177
Bencze 2006. 72.
178
MÁV archivuma: Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3. rajz
179
BFL XV.16.b.224.034
180
Sevin 1944. 156.
181
Szabó Ervin Könyvtár
54
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ABB.V.6. Die baulichen Dimensionen beider Fabriken sind zwar bedeutend kleiner als der
oben genannten Firmen, aber die Gestaltung des Betriebsgeländes und der Gebäude lassen
erkennen, dass auch diese Anlagen ganz aus ihrer Funktion als metallverarbeitender Betrieb
heraus geplant wurden. An den Gebäuden der Maschinenbaufirma Pick Ede soll dies im
Folgenden dargestellt werden.
V.5. Die Produktionshalle der Maschinenbaufirma Pick Ede
Der rechteckige Hallenbau mit Mittelschiff und Seitenschiffen entwickelt sich aus dem
Arbeitsablauf heraus
Im Jahr 1879 gründete Pick Ede im VI. Budapester Bezirk, Podmaniczky utca 71 eine
Schlosserwerkstatt. Die Firma ist vermutlich um das Jahr 1890 in die Külső Váci út 40
übergesiedelt,182 wo im Jahr 1898 bereits 100 Arbeiter Maschinen und Werkzeuge für die
Holzverarbeitung herstellten.183 Als Grund für die Abwanderung an die Peripherie der Stadt
kann die Möglichkeit zur Firmenexpansion angenommen werden.184 Mit dem Umzug waren
auch die Probleme, die sich aus einer benachbarten Wohnbebauung ergeben, gelöst. Die
Abbildung ist eine Momentaufnahme des Fabrikgebäudes aus dem Jahr 1898, wobei die
Größe des Betriebsgeländes und die Abmessungen der Werkhalle auf eine Fabrik mittlerer
Größe schließen lassen, wie sie für eine große Anzahl metallverarbeitender Betriebe in
Budapest jener Zeit typisch ist.185
V.5.1. Anordnung der Fabrik auf dem Betriebsgelände
Die Werkhalle, Lager und Büros sind um einen rechteckigen Betriebshof angeordnet, der als
Bereich zum Be- und Entladen von Roh- und Fertigprodukten genutzt wurde und so
dimensioniert war, dass dieser auch als flexibles Zwischenlager oder Abstellplatz für
Transportfahrzeuge genutzt werden konnte. Die Erschließung des Betriebshofes erfolgte
über eine Wirtschaftseinfahrt, die sich zu einer Seitenstraße der Váci út öffnete. Mit dieser
Anordnung waren kurze Transportwege zu den Lagern und der Fabrik gegeben. Der
Bürobereich war direkt von der Váci út zugänglich, wobei die auffallende gebogene
Gebäudeform nicht auf den Zuschnitt des Grundstückes oder der betrieblichen Abläufe
zurückgeführt werden kann. Vermutlich handelt es sich um den Versuch einer
repräsentativen Gestaltung mit ökonomisch eingesetzten Mitteln. Das Fabrikgebäude wurde
nach rein funktionalen Gesichtspunkten organisiert. Die Fabrik wurde freistehend
angeordnet, was auf eine Erhöhung des Brandschutzes zurückzuführen ist. Das Gebäude ist
mehrgeschossig, wodurch die Baukosten für das Dach und die Fundamente niedrig gehalten
wurden. Gleichzeitig reichte der Ankauf eines kleineren Baugrundstückes aus. Das Gebäude
182
Bencze Géza gibt in seinem Buch „Váci út, a magyar gépipar főutcája“ für die Firmenadresse die
Hausnummer 34 an, während er für die Hausnummer 40 die Maschinenfabrik Brogle und Müller angibt.
183
Bencze 2006. 30.
184
Pick Ede gehört zu den Firmen, die sich von einem Handwerksbetrieb zu einem mittleren Industriebetrieb
mit eigenständiger Produktpalette entwickelte und war nicht nur ein Zulieferer von Großunternehmen.
185
Preisich 1968. 54-56.
55
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
wurde konventionell in Mauerwerk errichtet, was ebenfalls auf eine ökonomische Baulösung
hinweist. Die Organisation des Grundrisses wurde durch die Einführung von Laufkränen für
das Heben von schweren Lasten entscheidend beeinflusst. Das rechteckige Gebäude besteht
aus einem hohen Mittelschiff mit seitlichen niedrigeren Seitenschiffen. Im Mittelschiff war
der Laufkran aufgestellt und fand die Endmontage der Maschinen statt.186 In den beiden
niederen Seitenschiffen waren die Werkstätten untergebracht, die jeweils einzelne Teile der
Maschine herstellten. Der funktionalen Abfolge folgend waren dabei im Erdgeschoss die
schweren Maschinen und im Obergeschoss die leichteren Maschinen aufgestellt. Im
Obergeschoss entstand durch diese Anordnung eine Galerie zum Innern des Mittelschiffs.
Die relativ geringe seitliche Raumtiefe ermöglichte dabei eine effektive Belichtung, sowie Beund Entlüftung über seitliche Fenster.187 Die beiden Kamine weisen darauf hin, dass der
Betrieb über eine eigene Schmiede und Gießerei mit Kupolofen verfügte. Dort wurde das
angelieferte Eisen noch einmal geschmolzen und zu Gussteilen weiterverarbeitet, was
damals für metallverarbeitende Fabriken eine gängige Technologie war.188 Die
Haupterschließung der Werkhalle erfolgte über ein seitliches Tor zum Betriebshof, durch den
Transportfahrzeuge einfahren konnten und die fertigen Maschinen mit Hilfe des Laufkrans
aufgeladen werden konnte. Durch diese Anordnung war auch ein möglichst kurzer
Transportweg zu den Lagern gegeben. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Betrieb
zumindest in die Abteilungen Produktion (Werkhalle), Technische Abteilung (Technisches
Büro und Zeichenraum), Lagerbereich (Rohstoffe und fertiggestellte Produkte) sowie in eine
kaufmännische Abteilung eingeteilt war. Insgesamt betrachtet, sind die Anordnung der
Gebäude auf dem Betriebsgelände und die innerer Organisation entsprechend ihrer
Funktion gestaltet. Entsprechend dem Entwicklungsstand ist bei der Maschinenbaufirma Pick
Ede von einer eher starren Organisation der Betriebsabläufe auszugehen, die nur einen
geringen Spielraum für Flexibilität zugelassen hat. Gleichzeitig ist keine Absicht für eine
geplante Erweiterung der Produktionsstätte oder Veränderung der Transportwege zu
erkennen, wie dies für die Ungarische Metallwarenfabrik AG festzustellen ist.
V.6. Das Betriebsgelände der Ungarische Metallwarenfabrik AG/Magyar Acéláru gyár Rt.
Die freistehende Bebauung entwickelt sich als Folge einer additiven Erweiterung
Ein Beispiel für einen metallverarbeitenden Betrieb, der seine Fabrikationsgebäude additiv
als Einzelbauten auf dem Betriebsgelände anordnete, ist die Ungarische Metallwarenfabrik
AG/Magyar Acéláru gyár Rt. in Budapest, VI. Bezirk, Váci út 65. (damaliger Lageplannummer.
1608). Im Jahr 1896 errichtete die Firma auf diesem Betriebsgelände eine Produktionshalle,
die im Laufe der Jahre durch weitere Werkstattgebäude erweitert wurde. Der Lageplan zeigt
den Stand der Bebauung im Jahr 1908.189 ABB.V.7.
1889
1908
Neubau von Werkstätten in der Váci út 65
Bau einer neuen Schmiede
186
Mislin 2002. 96.
Mislin 2002. 97-104.
188
Caspers 2008. 122-124.
189
BFL XV.17.d.329.277.86
187
56
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
1915
1915
1915
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Erweiterung des Betriebsgeländes
August: Erweiterung der bestehenden Schmiede
Dezember: Neubau einer Fabrik für Flugzeugteile
Aus dieser Anordnung freistehender Fabrikgebäude resultiert eine klare Arbeitsteilung, bei
gleichzeitiger Erhöhung der Feuersicherheit. In jedem Fabrikgebäude wurde eine
selbständige Fabrikationsaufgabe erfüllt. Die Vorteile von frei stehenden Produktionsstätten
liegen grundsätzlich in den baulichen und betriebswirtschaftlich selbständigen
Fabrikabteilungen, der geringen Feuergefahr, den verbesserten Lichtverhältnissen und der
besseren Übersicht über die tatsächlich anfallenden Betriebskosten.
(Zum Vergleich: siehe Textband, Kapitel IV, Industrielle Großbrauereien, Abschnitt IV.6.
Bebauungsweisen der Grundstücke)
V.7. Zusammenfassung
Der Raumbildungsprozess der Maschinenbauhallen mündet in unspezifischen
Produktionsräumen mit einem vorwiegend horizontalen Herstellungsverlauf. Damit ist
gegenüber den industriellen Großbrauereien eine entgegengesetzte Entwicklung
festzustellen. Maßgebende Einflussfaktoren sind das Herstellungsverfahren und die
spezifische Technologie sowie die betriebliche Organisation. Die additive Bebauungsweise
der Betriebsgelände und die Zuordnung der einzelnen Gebäude zueinander stehen dabei in
direktem Bezug zur Gründungs- und Firmengeschichte des Unternehmens. Häufig sind die
Firmen aus kleinen metallverarbeitenden Gewerbebetrieben hervorgegangen, die ihren Sitz
in der Innenstadt hatten und in die Váci út oder Soroksári út abgewandert sind. Bezüglich
der Anordnung der Maschinenbauhallen auf dem Betriebsgelände sind noch weitere
vertiefende Untersuchungen durchzuführen. Das Beispiel der Ersten Ungarischen
Schraubenfabrik ABB.V.3. und der Ersten Ungarischen Maschinenbaufabrik ABB.V.4a. lassen
vermuten, dass die Anordnung einem Muster folgt, und damit einen eigenen Bebauungstyp
bildet. In beiden Fällen sind die Baukörper der Produktionshallen auf dem Betriebsgelände
zurückversetzt angeordnet, während zur öffentlichen Straße hin Grünanlagen angelegt sowie
Verwaltungs- und Bürogebäude errichtet wurden.
(Zum Vergleich siehe Textband, Absatz IV.6. Bebauungsweisen der Grundstücke bei
Brauereien)
57
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
VI. Industrielle Stadtentwicklung
VI.1. Industrielle Stadtentwicklung aus regionaler Perspektive
Als Ausgangspunkt der Industrialisierung und deren Einfluss auf die Stadtentwicklung wird
die Industrielle Revolution zum alles erklärenden Begriff, deren sukzessive Ausbreitung von
Großbritannien
auf
den
Kontinent
unter
dem
epochalen
Schlagwort
„Industrialisierungsprozess“ zu erfassen versucht wird. Diese Auffassung aus
gesamteuropäischer Perspektive ist nicht falsch, aber gleichzeitig auch nicht vollständig.190
Da es in den einzelnen Industriezentren keine gleichmäßigen und einförmigen industrielle
Stadtentwicklungen gegeben hat, bedarf es im Sinne einer unverzerrten Darstellung der
industriellen Stadtentwicklung in Budapest einer regionalen Perspektive als Korrektur, was
im Grunde eine Änderung des Betrachtungsmaßstabes darstellt.191 Im Folgenden werden die
regionalen Aspekte der industriellen Stadtentwicklung in Pest unter besonderer
Berücksichtigung der Brauindustrie thematisiert. Dabei soll kein umfassendes
Erklärungsmodell vorgelegt werden, sondern einzelne Bereiche beleuchtet werden, die
bisher nicht zu den vorrangigen Themen der Urbanisierungsforschung gehört haben.
VI.2. Raumstrukturelle Voraussetzungen
Industriestandorten in Pest
als
Grundlage
der
Entwicklung
von
Die Eignung eines Standortes für eine Landwirtschaftliche Tätigkeit ist primär von
natürlichen Voraussetzungen, wie dem Vorhandensein von einer ausreichenden Menge
Wasser und der Qualität des Bodens, abhängig. Dagegen sind für die Standortwahl für das
Gewerbe und die Industrie vor allem die Infrastruktur ausschlaggebend, d.h.
Voraussetzungen, die durch Planung und Arbeit geschaffen werden. In den überwiegenden
Fällen ist nicht genug Kapital vorhanden, um Infrastruktur gleichmäßig auf das ganze Land zu
verteilen. Deshalb kommt es innerhalb eines Landes zur Konzentration hochproduktiver
wirtschaftlicher Aktivitäten an städtischen Standorten. Durch die räumliche Konzentration
von Infrastruktur entstehen zusätzliche kumulative Effekte, die diese Entwicklung weiter
verstärken. Um diesen Zusammenhang auf Budapest zu übertragen, ist festzuhalten, dass
sich die Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden
Industriestandort entwickelte, obwohl es in seinem Umland keine Bodenschätze oder fossile
Energieträger gibt, auf die man eine industrielle Produktion hätte aufbauen können. Dieser
Standortnachteil wird aber von einer Anzahl von Vorteilen ausgeglichen, die für eine
Industrieansiedlung in Budapest entscheidend waren.192 Eine dieser Voraussetzungen war
durch die zentrale Verkehrslage im Wirtschaftsraum der Monarchie sowie die Nutzung der
Donau gegeben. Die Stadt war über diese Wasserstraße mit den landwirtschaftlichen
Produktionszentren im Süden und den europäischen Metropolen, wie Wien verbunden. Die
Funktion der Donau als Verkehrsweg wird durch Gebäude, wie Lagerhäuser,
190
Neuhofer 1989. 1.
Fremlinger-Tilly 1979. 9.
192
Banik-Schweitzer 1983. 5-7.
191
58
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Hebeanlagen/Elevator (1884), Zollstationen und Markthallen, die entlang des Pester
Flussufers entstanden sind, belegt. Durch den ab dem Jahr 1846 einsetzenden Eisenbahnbau
entsteht bis zur Jahrhundertwende ein überregionales Verkehrssystem, dass den
Anforderungen der Industrie entsprach. Eine solche positive Entwicklung der
Verkehrssituation war eine Voraussetzung für das Entstehen von Großbetrieben und die
Ausbildung einer Konzentration der Industrie. Weitere Faktoren sind der günstige
Arbeitskräftemarkt und die Funktion der Stadt als politisches und kulturelles Zentrum. Die
quantitative Dominanz der Agrarwirtschaft in Ungarn in Kombination mit den genannten
Standortbedingungen von Pest-Buda führte zunächst zur Entstehung einer
Nahrungsmittelindustrie, was beispielsweise durch die große Anzahl leistungsfähiger
Dampfmühlen und großdimensionierter Schlachthöfe belegt wird.193 Ab dem Jahr 1860 löste
der Eisenbahnbau Folgewirkungen in den Industriebereichen Maschinen- und
Werkzeugmaschinenbau aus. Damit setzte eine Entwicklung ein, in deren dynamischen
Verlauf der Maschinenbau der wichtigste Industriezweig des Standortes wurde. Bedeutende
Fabriken, die im Eisenbahnbau tätig waren:194
-
Maschinenbaufabrik László Láng/Láng László Gépgyár, Gründungsjahr: 1868
Maschinenbaufabrik MÁV/MÁV Gépgyár, 1873
Maschinenbaufabrik und Eisengießerei/Oetl Gépgyár és Vasöntőde, 1876
Tarnóczy AG/Tarnóczy Rt., 1889
Maschinenbaufabrik Langenfelder/Langfelder Gépgyár, késöbb Herkules, 1890
Maschinenbaufabrik Zoltán Győző/Zoltán Győző Gépgyár, 1891
Maschinenbaufabrik Rothschild/Rothschild Gépgyár, 1892
Maschinenbaufabrik Dr. Födessy/Dr. Födessy, később Unio Gépgyár, 1895
Im Gegensatz zur Textilindustrie,195 wo ungelernte Arbeiter eingesetzt werden konnten,
waren im Maschinenbau und besonders im Werkzeugmaschinenbau geschulte Facharbeiter
tätig, die nach technischen Zeichnungen komplizierte Werkstücke anfertigen und Maschinen
montieren konnten.196 Dies setzte die Vermittlung des entsprechenden technischen Wissens
voraus. Deshalb entstanden neben den technischen Hochschulen auch Einrichtungen des
gewerblichen Schulwesens, wo Facharbeiter und Techniker ausgebildet wurden. Damit
waren auf dem Arbeitsmarkt eine große Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte vorhanden. Im
späten 19. Jahrhundert entstand als Folge der dynamischen Entwicklung im Maschinenbau
eine eigenständige Elektroindustrie. Ab dem Jahr 1880 wurde die chemische Industrie immer
wichtiger. Als Ergebnis dieser Entwicklung wurde Budapest um die Jahrhundertwende das
Industriezentrum des Landes. Die beschriebenen Industrien waren arbeits- und
Beschäftigungsintensiv. Der Siedlungsraum Pest-Buda als politisches, kulturelles und
wirtschaftliches Zentrum übte eine enorme Anziehungskraft auf die Bevölkerung aus, was
für den Untersuchungszeitraum zu einem rasanten Anstieg der Einwohnerzahl beitrug.
193
Klement 2010.
Baják-Bajnok 1972. 34.
195
Die Textilindustrie nahm in der industriellen Gesamtentwicklung Budapests eine untergeordnete Rolle ein.
196
Németh 1999.
194
59
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Jahr
1848
1851
1869
1873
1880
1900
1910
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Bevölkerung Pest-Buda (ab 1873 Budapest)197
110516
178.016
280.349
296.867
509.384
733.358
880.371
VI.3. Als Folge der Abwanderung der Gewerbebetriebe aus der Innenstadt an die
Peripherie entstehen Industriestandorte
Mitte des 19. Jahrhunderts bestand innerhalb der Stadt eine enge Verflechtung zwischen
Wohnen und Arbeiten. Produktionsbedingt schädigten die Betriebe des produzierenden
Gewerbes ihre Umgebung mit umweltbelastenden Einflüssen, wie Lärm und Emissionen.
Standortbedingt konnten diese überwiegend kleinen Betriebe nicht zu Industriebetrieben
erweitert werden. Mit dem Bau eines Nahverkehrssystems war die Möglichkeit gegeben,
Wohnort und Arbeitsplatz örtlich voneinander zu trennen und es entstanden, an der
damaligen Peripherie der Stadt Konzentrationen von Industriestandorten, vor allem der
Metallverarbeitung und des Maschinenbaus.198 Die Standorte der Industriegebiete (vor
allem entlang der Entwicklungsachsen Váci út und Soroksári út) stehen dabei in direktem
Zusammenhang
mit
der
Entwicklung
der
Massenverkehrsmittel.
Verkehrsmittelgeschwindigkeit und Mobilitätskosten (Tempo und Tarif, d.h. Zeit und Geld)
sind die beiden Hauptdeterminanten der Verkehrsmittelwahl und damit der
Raumausdehnung und des Siedlungssystems.199 Um die Raumüberwindungszeit für An- und
Ablieferung von Energieträgern,200 Rohstoffen und fertiggestelltem Produkt zu minimieren,
wurde in Budapest ein Industriegleissystem eingerichtet. Insgesamt betrachtet, bedeutet die
Auslagerung von Produktionsstätten aus der Innenstadt und die Einrichtung von
Industriegebieten eine weitere Erhöhung der Konzentration von Infrastruktur innerhalb der
Stadt. Dabei werden fast zwangsläufig weitere kumulative Effekte ausgelöst. Solche
Synergien verstärken die Industrieentwicklung um ein Vielfaches. Als Konsequenz sind
Fabrikanlagen entstanden, die mit ihren bedeutenden baulichen Dimensionen und
charakteristischen Fassadengestaltungen einen nachhaltigen Einfluss auf den Stadtraum
ausübten.201 Die Abbildung202 ABB VI.1. zeigt die Ausdehnung der Stadt Pest im Jahr 1868.
197
Sztatiszitikai évkönyve 1944. 12.
Frisnák 2005.
199
Krappweis 2014.
200
Die Erzeugung von Energie für die Produktion wurde dezentral gelöst, das heißt, jede Fabrik erzeugte die
benötigte Energie im eigenen Maschinenhaus selbst. Der Energieträger war hauptsächlich Kohle, der in ständig
in großen Mengen bereit stehen musste. Die Industriegleise wurden zum Transport des Energieträgers Kohle,
sämtlicher Rohstoffe und Fertigprodukte genutzt.
201
Vámossy 1964.
202
BFL XV.16.b.221.010a.
198
60
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
ABB VI.1a.203 bildet die Stadt Budapest im Jahr 1914 ab. Die Abbildung204 ABB VI.1b. zeigt
den Budapester Stadtteil Kőbánya im Jahr 1914.
VI.4. Bedeutung der historischen Brauhäuser für die industrielle Stadtentwicklung in Pest
im 19. Jahrhundert
Nach dieser übergreifenden Annährung an das Thema soll im Folgenden auf die Bedeutung
der historischen Brauhäuser in Pest für die industrielle Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert
eingegangen werden. Ausgangspunkt der Überlegung ist, dass von diesem Gewerbezweig
bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachhaltige Impulse für die Entstehung von
regionalen Industriegebieten ausgegangen sind. Gleichzeitig soll auf die Folgewirkungen auf
andere Industriezweige, wie der metallverarbeitenden Industrie, hingewiesen werden.
VI.5. Erster Entwicklungsimpuls - Die diametralen Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der
Brauhäuser im Stadtgebiet von Pest werden zu Ausgangspunkten der weiteren
industriellen Stadtentwicklung
Im Jahr 1815 bildeten die Standorte der beiden neu gegründeten Brauhäuser Mayerffy und
Petz die diametralen Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der Brauhäuser im Stadtgebiet
von Pest.205 ABB.VI.2. Die Gründe für den Neubau der Betriebe und die Standortwahl
außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer war die Brandgefahr, die von den alten
Gewerbebetrieben ausging (Brand 1810 in den Stadtteilen Tabán und Víziváros).206 In der
weiteren Entwicklung werden diese beiden Standorte die geographischen Ausgangspunkte
für die zukünftigen Industriestandorte entlang der Váci út und der Soroksári út.207 ABB.VI.3.
Der Grund hierfür ist, dass beide Straßen parallel zur Donau verlaufen und als Landwege die
südliche und nördliche Hauptversorgungsachsen zwischen Budapest und dem Land bilden.
Damit war ein schneller Zugang zu den Anbaugebieten von Hopfen und Malz gegeben.
Geometrisch betrachtet handelt es sich um Entwicklungen entlang von Achsen, mit einer
Bewegungsrichtung der Industrie von der Innenstadt heraus nach außen, an die Peripherie.
Auslöser für diese Wanderbewegung war der Eisenbahnbau. Nach Eröffnung der ersten
Eisenbahnstrecke im Jahr 1846 wurde eine dynamische Wechselwirkung zwischen
Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen und dem Zugang zu europäischen Märkten in Gang
gesetzt.208 Davon profitierte besonders der Maschinenbau, der, wie oben beschrieben,
entlang dieser beiden Entwicklungsachsen eine große Anzahl von Fabriken gründete.209
203
BFL XV.16.e.251.042.
BFL XV.16.e.251.042.
205
Pilsitz 2013b.
206
Zakariás 1957. 281.
207
Bevilaqua 1931. 713.
208
Pilsitz 2011a.
209
Bencze 1963
204
61
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
VI.6. Zweiter Entwicklungsimpuls - Abwanderung der Industrie an die Peripherie
Um das Jahr 1850 verlagern die frühindustriellen Brauereien ihren Standort aus der Pester
Innenstadt nach Köbánya, und damit an die damalige Peripherie des Siedlungsgebietes.
ABB.VI.4. Geometrisch betrachtet handelt es sich dabei um Entwicklungen auf einer Fläche.
Dabei ist die Bewegungsrichtung die gleiche wie beim Maschinenbau vom Zentrum heraus
nach außen, an die Peripherie. Mit dieser Abwanderungsbewegung geht von diesem
Industriezweig zum zweiten Mal ein Impuls für die nachfolgende industrielle
Stadtentwicklung aus.210 Im Vergleich mit den Brauereien setzt bei anderen wichtigen
Industriezweigen, wie dem metallverarbeitenden Gewerbe, die Abwanderung der Industrie
aus der Innenstadt an den Stadtrand erst ab dem Jahr 1870 und damit zeitlich später ein.
Ursache für die Abwanderung dieser Betriebe aus der Innenstadt sind die Probleme, die aus
der engen Verflechtung der Werkstätten mit der Wohnbebauung resultieren und die in den
meisten Fällen eine Erweiterung des Betriebes ausschloss. Dagegen löste die Abwanderung
bei einigen Metallbetrieben eine Weiterentwicklung zu Maschinenbaufabriken aus. Die
zentrumsnahen Randzonen hatten als Betriebsstandort folgende Vorteile:
-
frei von dichter Wohnbebauung
keine Einbindung in einen festgelegten Stadtgrundriss
Grundstücke zu niedrigen Preisen
Flächenausdehnung: Flächenerweiterung und –reserven
Emissionsintensive Produktion war möglich (Beispiel Eisengießerei)
Eisenbahnanschluss
Donau dient als Bezugsquelle für Betriebswasser und stellt eine natürliche
Begrenzung und Isolierung des Industriegebietes dar
Voraussetzung für die Abwanderung der Maschinenbaubetriebe mit ihrer großen
Mitarbeiterzahl211 war die Entwicklung eines öffentlichen Nahverkehrsnetzes, womit die
Gebiete im Norden entlang der Váci út und im Süden entlang der Soroksári út für die
Industrie gut erschlossen wurden.212 Beide Entwicklungsachsen verlaufen verkehrsgünstig
entlang der Donau als Wasserstraße und sind durch Eisenbahnlinien gut erschlossen. 213 Die
Firma Weiss nimmt innerhalb der Entwicklung der südlichen Achse entlang der Soroksári út
eine Sonderrolle ein. Die ursprünglich als Konservenfabrik konzipierte Fabrik stellte ab 1886
auch Munition her. Wegen der Produktumstellung und der damit verbundenen
Explosionsgefahr siedelte die Firma im Jahr 1892 auf die nahezu unbebaute Donauinsel
Csepel um. Diese räumliche Verlagerung war der Auslöser für die Entstehung eines
210
Die Auslöser und Gründe für die Abwanderung an den Stadtrand werden im Absatz VI.10. Auslösende
Impulse für den Standortwechsel erläutert.
211
Bencze 2006.63 és 92.: Maschinenbaufabrik Láng/Láng Gépgyár, Váci út 152-158, 1898: 430 Arbeiter; Erste
Ungarische Wirtschaftsmaschinen Fabrik/Első Magyar Gazdasági Gépgyár, Váci út 19., 1896: 900 Arbeiter;
Waffen- und Maschinenbaufabrik/Fegyver és Gépgyár, Soroksári út 100., 450 Arbeiter
212
ab 1866: Pferdebahnen, ab 1887: Ausbau eines Straßenbahnnetzes
213
Ein beispielhafter Betrieb ist die Maschinenfarbrik Ede Pick. Der Eignetümer Ede Pick hatte im Jahr 1879 in
Budapest, VI. Bezirk, Podmaniczky Straße 71 eine Schlosserwerkstatt gegründet. Es ist zu vermuten, dass die
Firma gegen 1890 in die Külső Váci út 40 übergesiedelt ist. Die Firma nimmt nach dem Standortwechsel eine
dynamische Entwicklung. Im Jahr 1898 wurden bereits von 100 Arbeitern Maschinen und Werkzeuge für die
Holzverarbeitungsindustrie hergestellt.
62
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
bedeutenden Industriegebietes mit eigener Geschichte, das nicht lediglich als Appendix der
Entwicklungen in der Soroksári út zu verstehen ist. Nach Ablauf dieser Randabwanderung
kam die räumliche Bewegung der Industrie zum Stillstand. In der Folgezeit wurden die
neubezogenen Standorte weiter ausgebaut und erweitert, aber nicht mehr grundsätzlich
verändert. Eine eigene Gruppe von Maschinenbaufabriken bilden die Neugründungen, die
von Anfang an mit entsprechenden baulichen Dimensionen errichtet wurden. Ein Beispiel ist
die Erste Ungarische Maschinenbaufabrik/Az Első Magyar Gépgyár in der Váci út, die im Jahr
1869 geplant wurde.214 ABB.V.4a.
VI.7. Dritter Entwicklungsimpuls – Technische Bauwerke zum Kühlen als Voraussetzung für
den Urbanisierungsprozess
Neben Infrastrukturmaßnahmen wie Kanalisation und öffentlicher Beleuchtung sind es die
Technischen Bauwerke zum Kühlen, ohne die in Budapest weder eine allgemeine urbane
Entwicklung, noch die Industrialisierung der Stadt möglich gewesen wäre. Zum einen konnte
die Lebensmittelversorgung der dynamisch wachsenden Bevölkerung nicht mehr allein von
Kleinhändlern individuell sichergestellt werden, sondern musste in einem größeren Maßstab
und unter den notwendigen hygienischen Voraussetzungen organisiert werden. Zum
anderen war Ungarn ein Agrarland, weshalb sich in der Metropole Budapest die
Lebensmittelbranche zu einer der ersten Schlüsselindustrien entwickelte.215 Für beide
Bereiche mussten die baulichen Voraussetzungen einer Vorratshaltung geschaffen werden,
um Engpässe bei der Lebensmittelversorgung zu vermeiden und Überschussproduktionen
der leicht verderblichen Ware für kürzere oder längere Zeit einzulagern. Dabei mussten die
Lebensmittel entsprechend ihrer spezifischen Eigenschaften bei unterschiedlichen
Temperaturen frisch gehalten werden. Kühlmaschinen, die auf dem Prinzip der Abkühlung
von Gas beruhten und auch für industriell hergestellte Mengen eingesetzt werden konnten,
standen praktisch erst ab 1877 zur Verfügung.216 Davor übernahmen Bauwerke diese
Aufgabe, bei denen unter Ausnutzung der Dämmwirkung der zur Verfügung stehenden
Baumaterialien in Kombination mit dem eingesetzten Kühlmittel Natureis ein
entsprechendes Raumklima geschaffen wurde. Beispielsweise war der von den Architekten
Julius Hennicke und von der Hude geplante und im Jahr 1872 eröffnete Hauptstädtische
Schlachthof und Rindermarkt/Főváros Közvágóhídja és Marha Vásárja in Budapest zu Beginn
mit einer isolierten Kühlkammer nach dem sogenannten „amerikanischem System“
ausgestattet, d.h. einer Kühlkammer, deren Decke aus Eisenblech bestand und eine bis zu
vier Meter dicke Eispackung für die notwendige Kühlung sorgte.217 Damit war der
Budapester Schlachthof mit der modernsten Kühleinrichtung seiner Zeit ausgestattet.218 Eine
Alternative zu den gebauten Kühlhäusern war die Nutzung des bestehenden Kellersystems in
Köbánya, das im Untertagebau in den Kalkstein getrieben wurde. Die tunnelartigen
Aushöhlungen boten ideale klimatische Verhältnisse und konnten mit einem Minimum an
214
BFL XV.16.b.224/034
Síki J.- Tóth-Zsiga 1997.
216
Beierl 2012.
217
Hausszmann 1875. 84.
218
Hennicke-Hude 1875. 312-314.
215
63
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Bauzeit und Kosten auf die Bedürfnisse der Nahrungsmittelindustrie (vor allem größerer
Brauereien) umgestaltet werden. Die Keller waren weitläufig und erstreckten sich im
Erdreich über weite Teile des Brauereigeländes. Erschlossen wurden die Lagerkeller am
Anfang von einem Kellerhof aus über Treppen, in der weiteren Entwicklung wurden dann
Aufzüge installiert.
VI.8. Die Verbindung zwischen Bauform und Standort bestimmt die Wirkung des
Industriebaus im Außenraum
Die Abwanderung der Industriebetriebe aus der Innenstadt an die städtische Peripherie
bedeutet eine Herauslösung der Produktionsstätte aus der geschlossenen Bebauung der
Innenstadt und Transplantation in die unbebaute Landschaft. Durch diesen Wechsel des
Ortes tritt das einzelne Bauwerk zwangsläufig stärker in Erscheinung. Als freistehendes
Gebäude wird damit im Außenraum eine im Vergleich mit dem Innerstädtischen Ensemble
gegensätzliche visuelle Wirkung erzielt. Der augenfällige Kontrast zwischen künstlich
errichtetem Gebäude und umgebender Landschaft wird durch die Dimensionen der
Industriebauten weiter verstärkt, die im weiteren zeitlichen Verlauf immer größer wurden
und damit in der Außenwirkung noch dominanter wurden. Bezüglich der Gestaltung der
Fabrikgebäude kommen einfache geometrische Körper zur Anwendung, die eine
Versachlichung der Fassade zur Folge hat. Gleichzeitig wird die Außenwirkung der
Produktionsstätten immer umfassender von technischen Bauteilen bestimmt, die an der
Fassade weithin sichtbar sind. Industriekamine und großdimensionierte Lüftungsauslässe
erfordern neue Konzeptionen: durch ihre enorme Höhe können sie nicht in das Gebäude
eingebunden werden, sondern stehen frei daneben. Allein durch ihre Dimensionen sind sie
kein untergeordnetes architektonisches Bauteil mehr und benötigen einen aufwendigen
konstruktiven Aufwand sowie eine sorgfältige Bauausführung, um die Stabilität sicher zu
stellen. Indirekt weisen die Industriekamine auf die Anwendung einer hochentwickelten
Feuerungstechnologie und Einsatz von Dampfmaschinen zur Energiegewinnung hin. Diese
Verbindung des Ortes mit der Bauform ist der Ausgangspunkt für eine technizistische
Architektur, die im weiteren Verlauf der Entwicklung für den Bau von Industriebauten, aber
auch für Zweckbauten wie Kasernen und Bahnhöfe typisch werden soll.
VI.9. Einfluss der Verlagerung der Industriestandorte auf die Stadtentwicklung und
Baugesetzgebung in Budapest219
Die als Voraussetzung für die künftige Stadtentwicklung Budapests so bedeutsame
Industrieansiedlung an den damaligen Randzonen wurde bis 1870 durch keine städtische
Planung gesteuert.220 Die Konzentration der Industrieansiedlungen und die dadurch
219
Vadas 2005. 21-33.
Palóczi 1894.: „Die Planunterlagen zum Städtebau hatten in den überwiegenden Fällen den Charakter eines
Regulierungsplanes, und hatten kaum mehr Details enthalten, als Angaben zur Trassenführung und Breite des
Straßennetzes. Gleichzeitig enthalten die Dokumente keinerlei Auskunft über die Art und Weise der Bebauung
220
64
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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innerhalb der Stadt entstehende Bewegung von Arbeitermassen zwischen Wohn- und
Arbeitsort erzwang aber im letzten Drittel des 19. Jh. eine gesetzliche Regelung für das bis
dahin nicht bekannte Problem „Arbeiten und Wohnen an getrennten Orten“. Daraufhin
wurden Baugesetze erlassen und Erschließungsfragen geregelt. Das Gesetz 1870. évi X.t.c.
„wies die Ausarbeitung eines „Vorschlags zur Regulierung des Bauwesens“ dem
Aufgabenbereich des Rates für öffentlichen Arbeiten der Hauptstadt zu.221 Das Gesetz war
für die Stadtteile Pest und Buda wirsam (§§ 11, 14 18). Die Wechselwirkung zwischen
Stadtentwicklung und Industrialisierung, die in Budapest bis heute ihre Wirkung zeigt, findet
hier ihren Ausgangspunkt.222 Auch Straßennamen beziehen sich auf ehemalige
Industriezweige oder Betriebe, z.B. im IX. Bezirk: Fegyvergyár utca, im XIII. Bezirk: Csavargyár
utca und im X. Bezirk: Sörgyár utca.
VI.10. Auslösende Impulse für den Standortwechsel
Als Hauptstandort der frühindustriellen Brauereien in Kőbánya kann ein fast
quadratförmiges Bebauungsgebiet ausgemacht werden:223 Das Gebiet lag im Nordwesten an
der Peripherie des Siedlungsgebietes, das im Norden von der Eisenbahnlinie (Anschluss an
das Industriegleis und den Bahnhof Köbánya Felső) und im Westen durch Wohnbebauung
begrenzt wird. Der Süden, entlang der heutigen Máglodi út und die im Osten gelegenen
Grundstücke waren nicht bebaut und wurden in der weiteren Entwicklung für Erweiterungen
und Neugründungen von Brauereien genutzt. Ab dem Jahr 1844 haben sich an diesem
Standort folgende Brauereien angesiedelt:
1844
Schmidt Péter
1845
Tüköry
1850(?)
1854
1855
1860
1859
1862
Brauhaus Carl Rohrbacher
Barber és Klusemann
Kőbányai Serház Társaság
1867
1892
Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.
Polgár Sörfőzde Rt.
Dreher
Dreher
Brauereistandort: heutige Üllői út 31.
Nutzung des Kellersystems als Reife- und
Lagerkeller
Brauereistandort: heutige Szt. István krt.
Gelände begrenzt von der Katona Jószef utca,
Hollán utca und Pozsonyi utca
Nutzung des Kellersystems als Reife- und
Lagerkeller
Brauhaus
Brauhaus
Brauhaus
Bau eines neuen Brauhauses
Ankauf von Grundstücken
Übernahme des neuen Brauhauses der Kőbányai
Serház Társaság
Barber és Klusemann wird in Rt. umgewandelt
Gründung der Brauerei, Ankauf von Grundstücke
oder der Flächennutzung./A rendekezésre álló városrendezési tervek általában szabályozási terv jellegűek
voltak, alig tartalmaztak mást, mint az úthálózat nyomvonalának és szélességének megjelölését. Nem terjedtek
ki sem a beépítés, sem a területfelhasználás módjára.“
221
Preisich 1968. 54.
222
Bencze 1963. 101-130.
223
Die Industiegebiete entlang der Váci út und Soroksári út. bildeten dagegen häufig langgestreckte Rechtecke
65
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
1893
1894/95 Király Serfőzde
1908 Haggenmacher
1913 Fővárosi Serfőzde Rt.
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Brauerei und Mälzerei
Brauerei
Brauerei
Brauerei und Mälzerei
Auslöser für die Abwanderung des Brauwesens aus der Innenstadt von Pest nach Köbánya
(später auch nach Budafok) waren dabei folgende Einzelfaktoren (gegliedert nach
Abhängigkeitsgrad vom Standort):
1.
keine Abhängigkeit:
Technische Innovation
2.
mittlere Abhängigkeit:
Rohstoffe
Arbeitskräfte
3.
hohe Abhängigkeit:
Topografie und Geologie
Grundstück
VI.10.1. Technische Innovation
Tiefenbohrungen ermöglicht das Fördern von Brauwasser
Seit 1840 war es technisch möglich, mittels Tiefenbohrungen artesische Brunnen 224
anzulegen und damit Brauwasser zu fördern.225 Damit wurde der Standort einer Brauerei in
Pest-Buda von der Donau unabhängig und die Vorteile von Standorten konnten genutzt
werden, die weit ab vom Fluss waren.226 In Köbánya war entsprechendes Wasser in
ausreichender Menge und Qualität vorhanden.
VI.10.2. Rohstoffe und Arbeitskräfte
Im Umland von Kőbánya lagen bedeutende Hopfenanbaugebiete: Doppelwiese/Duplamező,
Stadtwiese/Város-rétje, Aufzuchtslandflächen/Nevelő földek területek, wodurch die
Transportwege für diesen Ausgangsstoff und die damit verbundenen Kosten minimiert
wurden. Damit folgt die Standortwahl der Brauereien dem klassischen Muster der
Industrieansiedlung, sich dort niederzulassen, wo Rohstoffe und/oder Energiequellen
vorhanden sind. Ein Arbeitsmarkt mit Arbeitskräften, die von der Zunft für die
hochspezifische Arbeit in einer Brauerei gut ausgebildet waren, ist ein weiterer
Standortvorteil. In der Brauindustrie konnten mit wenigen Facharbeitern große
224
Zsigmondy Vilmos, Pionier für Tiefenbohrungen in Ungarn, hat eine Reihe von technischen Lösungen zur
Nutzung der Thermalquellen auf der Margareteninsel und im Stentwäldchen entwickelt.
225
Um 185o verfügte in London jede Brauerei über einen eigenen Artesischen Brunnen.
226
Die Entwicklung der Industrie ist eng mit einer geordneten Siedlungswasserwirtschaft verbunden. Sowohl
bezüglich der Menge, als auch der Qualität wurden die Anforderungen ständig höher. Dies trifft besonders für
die Lebensmittel- und Genussmittelindustrie und innerhalb dieser wiederum besonders für die Brauereien zu.
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Produktionsmengen hergestellt werden. Die Arbeiter waren in der Regel auf dem
Betriebsgelände untergebracht. Deshalb war im Gegensatz zum Maschinenbau die
Entwicklung der Brauereien nicht an die Entwicklung eines öffentlichen Verkehrsnetzes
gebunden, was sich günstig für eine zeitlich frühe Industrialisierung der Brauindustrie
auswirkte.
VI.10.3. Topographie
Der Herstellungsprozess von untergärigem Bier erforderte Lagerräume, in denen das Bier für
6 Monate bei niedriger Temperatur und konstanter Luftfeuchte reifte. Technisch konnten
solche großdimensionierten Lagerräume als Kellerbauten nur mit großem baulichem und
finanziellem Aufwand in Mauerwerksbauweise erstellt werden. Als Alternative konnte das
vorhandene Kellersystem in Köbánya genutzt werden, das im Untertagebau in den Kalkstein
getrieben wurde. Die tunnelartigen Aushöhlungen boten ideale klimatische Verhältnisse und
konnten mit einem Minimum an Bauzeit und Kosten auf die Bedürfnisse der Brauerei
umgestaltet werden. Über die Entstehung des Kellersystems schreibt Bevilaqua: Zunächst
wurde in Kőbánya Wein angebaut und die Keller als Lagerkeller genutzt. Hierzu wurden die
Naturkeller seitlich abgemauert und so parzelliert. Die gleichmässige Temperatur und
Luftfeuchtigkeit wirkte sich günstig auf die Reifung des Weines aus. Um die Mitte des 19.
Jahrhunderts bewohnten einige materiell weniger gut gestellte Familien die Keller.227 Zum
gleichen Thema schreibt János Lukács: Im Jahr 1244 schenkte Béla IV. Kőbánya der Stadt
Pest. In den Schenkungsurkunden sind für dieses Gebiet Namen wie Kewerfelde, Kuerfelde,
Küer, Kőér zu finden. Das damalige Kőérfölde hat sich mit seinem weichen Sandstein als
geeignet für den Abbau herausgestellt. Der Abbau fand nicht in offenen Gruben statt,
sondern es wurden untertage lange Gänge angelegt, aus denen große Blocke gefördert
wurden. So entstand über einen Zeitraum von Jahrhunderten das für das Kellersystem in
Köbánya das typische Muster von langen Gängen. Der weiche Sandstein konnte nicht nur
behauen, sondern auch gesägt werden. Während der Tatarenüberfälle wurden die
Holzhäuser der Bevölkerung in Brand gesetzt. Danach wurden Hauser aus Stein gebaut. Der
direkte Nutzen des Abbaus ist:
1.
2.
Das geförderte Material stellte einen Wert an sich dar.
die entstandenen Hohlräume wurden als Weinkeller genutzt. Die Hohlräume waren
trocken, weshalb sich dort ärmere Familien Wohnungen einrichteten.
Das hügelige Gelände eignete sich für den Weinanbau und stelle deshalb einen Wert an sich
dar, weshalb das Material Untertage abgebaut wurde. Damit war die Verbindung zwischen
der Herstellung eines Genussmittels und einer künstlich hergestellten geologischen
Formation grundsätzlich hergestellt.228
227
228
Bevilaqua 1993. 130.
Lukács 1993. 11-13.
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VI.10.4. Grundstücke
Anfang des 19. Jahrhunderts befanden sich die Grundstücke, auf denen später die großen
Brauereien entstanden im Besitz von Privatpersonen. Damit unterscheiden sich die Besitzund Eigentumsverhältnisse der Grundstücke in Köbánya grundsätzlich von denen der
Innenstadt, bei denen die Brauhäuser Grundstücke auf Zeit von der Stadt pachten mussten.
Bevilaqua erwähnt folgende Eigentümer:
-
Mihály Rumpellesz: Eigentümer des heutigen V. Betriebsgeländes, IV.
Betriebsgeländes, später auch des VII. Betriebsgeländes.
Frigyes Feszl (Architekt): Eigentümer einer umfangreichen Anzahl grosser Grundstücke.
Hoffhauser und Feszl: gemeinsame Eigentümer des Geländes der Ziegelbrennerei.
Orbán Lechner (Braumeister): Pächter der „Doppel Wiese” und des Ackerlands der
Brauhaus-Wiesen/Serházi Rétek Szántói. 229
VI.11. Naturlandschaft-Kulturlandschaft-Industrielandschaft-renaturierte Landschaft
Köbánya: Umwandlung einer Agrarlandschaft in eine Industrielandschaft
Bei der oben beschriebenen Stadtrandwanderung handelt es sich um einen Prozess der
Aneignung einer Landschaft durch die Industrie. Die Praxis im Umgang mit einer stadtnahen
Landschaft spiegelt im Grundsatz die damalige Vorstellung von Landschaft und damit im
erweiterten Sinne der Welt wider. Von diesem Zusammenhang lassen sich grundsätzliche
Überlegungen zur Bedeutung der Stadtrandwanderung der Industrie ableiten. Mit der
Stadtrandwanderung nach Köbánya dringt das Brauwesen in ein Weinanbaugebiet ein,
womit die Umwandlung einer agrarischen Kulturlandschaft in eine Industrielandschaft
ausgelöst wird. Damit überführt der Mensch extensiv genutztes Land in intensiv genutztes,
wodurch der wahrnehmbare Teil der Industrialisierung (Fabrikgebäude und Infrastruktur)
zum gestaltendenden Faktor von Landschaft wird. Gleichzeitig ist dieses Phänomen
exemplarisch für die Praxis der Umnutzung von Land für industrielle Zwecke im Zeitraum
zwischen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des Industriezeitalters. Erst
die Industrialisierung bringt den Begriff Landschaft hervor, der von einem mechanischen
Landschafts-, und im erweiterten Sinne auch von einem solchen Weltbild geprägt ist. Bereits
in der ersten Hälfte des 17. Jh. hatte René Descartes den Grundgedanken formuliert: Wir
stellen Uhren, künstliche Brunnen, Mühlen und ähnliche Maschinen her, die, obwohl nur von
Menschenhand gemacht, doch fähig sind, sich von selbst zu bewegen … Ich sehe keinen
Unterschied zwischen Maschinen, die von Handwerkern hergestellt wurden, und den Köpern,
die allein die Natur zusammengesetzt hat.230 Das ist ein radikaler Bruch mit den an
organischen und spirituellen Modellen orientierten Denkweise des Mittelalters: Für
Descartes war das materielle Universum eine Maschine und nichts als eine Maschine. In der
Materie gab es weder einen Sinn noch Leben noch Spiritualität. Die Natur funktionierte nach
mechanischen Gesetzen, und alles in der Welt der Materie konnte in Begriffen der Anordnung
und Bewegung seiner Teile erklärt werden. Dieses mechanische Bild der Natur wurde zum
dominierenden Paradigma der Naturwissenschaften in der auf Descartes folgenden Periode.
229
230
Bevilaqua 1993. 132.
Descartes 1637.
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Es bestimmte alle … Theorien über Naturerscheinungen… .231 Dieses mechanische Weltbild
bestimmt bis in unsere Zeit die Wahrnehmung von Landschaft. Aus der Inanspruchnahme
der Industrie von Landschaft in tausenden Städten und Regionen unserer Welt in den letzten
200 Jahren resultieren Konsequenzen, die bereits zu einer existentiellen Frage geworden
sind. Die Veränderung der Umwelt stellt dabei nicht lediglich ein nationales Problem der
einzelnen Staaten dar, was sich darin zeigt, dass die Auswirkung bereits
Friedensimplikationen einschließen. Während des Deutschen Vorsitzes des UNO
Sicherheitsrates im Juli 2011 wurden deshalb der Anstieg des Meeresspiegels, die damit
verbundene Veränderung von Seegrenzen bis hin zur Gefahr des völligen Verschwindens
kleiner Inselstaaten, sowie die zunehmende Wüstenbildung, verbunden mit Migration und
Nahrungsmittelknappheit als Gefahr für die internationale Sicherheit thematisiert.232 Nach
Bewusstmachen dieses globalen Maßstabes, lautet die Forderung zum Handeln auf
regionaler Ebene.
VI.12. Kőbánya als Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes
Köbánya ist mit seinen ehemaligen Brauereibetrieben ein Beispiel für ein Archiv eines
aufgegebenen Monoindustriegebietes, das Gelegenheit für das Studium und Dokumentation
der differenzierten Beschreibung eines regionalen Industrialisierungsmusters bietet. Aus den
gewonnen Erkenntnissen können Zusammenhänge deutlich gemacht werden, die für eine
zukünftige naturverträgliche Nutzbarmachung ähnlich genutzter Gebiete (beispielswiese in
industriell aufstrebenden Gebieten wie China, Indien und Brasilien) für den Menschen
Anwendung finden. Dabei besteht die Mindestaufgabe darin, kontaminierte
Industrielandschaften zu entgiften und die kulturellen Zeugnisse des Industriezeitalters in die
Zukunftsgestaltung der Stadt oder Region zu integrieren.233 Die Forschungsergebnisse
könnten darüber hinaus als Grundlage für eine weitsichtige regionalplanerische Steuerung
künftiger Gewerbeansiedlungen im Hinblick auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen
Quantität und Qualität dienen.234 Umfassende konzeptionelle Arbeiten zum Thema
Umweltschutz in der Stadt könnten Regelkreise langfristiger Folgelasten aufgrund
gewerblicher Tätigkeit aufdecken und in Zukunft helfen, diese zu vermeiden. Die Lösung
dieser Aufgabe wird allerdings dadurch erschwert, dass kein gesichertes Vokabular für den
Umbau von Landschaft existiert. Durch das Fehlen einer sprachlichen Grundlage wird das
Vermitteln und die Akzeptanz von nachhaltigen Konzepten in der Gesellschaft und im
interdisziplinären Austausch erschwert.
VI. 13. Zusammenfassung
Von den Brauereien gehen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wichtige Impulse für die
industrielle Stadtentwicklung in Pest-Buda aus. Der Standort in einer unbebauten Landschaft
in Verbindung von funktional geprägten Bauformen ist der Ausgangspunkt für eine
231
Capra 2004. 17.
www.auswaertiges-amt.de (2013.03.07)
233
Pilsitz 2012.
234
Jockers 1991
232
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technizistische Architektur, die im weiteren Verlauf der architektonischen Entwicklung auch
für Gebäude anderer Industriezweige typisch werden soll. Köbánya ist mit seinen
ehemaligen Brauereibetrieben vermutlich die größte zusammenhängende Brauereizone
Europas und damit ein Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes, das Gelegenheit
für Studium, Dokumentation und der differenzierten Beschreibung eines regionalen
Industrialisierungsmusters bietet. Die Ergebnisse könnten auf die für eine zukünftige
naturverträgliche Nutzbarmachung ähnlich genutzter Gebiete (beispielswiese in industriell
aufstrebenden Gebieten wie China, Indien und Brasilien) Anwendung finden.
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
VII. Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes:
Das Sudhaus der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG235
In den vorangegangenen Kapiteln ist mehrmals auf den Architekturtransfer als Einflussfaktor
bei der Baugestaltung von historischen Brauereien in Budapest hingewiesen worden
(Dreher, Schmidt, Ganzenmüller). Im Folgenden soll am Fallbeispiel eines Brauereineubaus
für die Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG in Kőbánya auf den Transfer von Architektur
für Industriegebäude zwischen Deutschland und Ungarn für die Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg detailliert eingegangen werden. Dabei soll der Mechanismus dieses Austausches
dargestellt werden, der im Ergebnis eine kulturelle Wechselwirkung auf beide Länder
ausübte.236
VII.1. Auslöser für die Bautätigkeit der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei
Die Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. (im Folgenden
EMRS genannt) in Kőbánya ging aus der 1854 gegründeten Brauerei Barber-Klusemann
hervor und wurde im Jahr 1867 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.237 Nach der
Jahrhundertwende machte es der ökonomische Erfolg der Brauerei notwendig, den Betrieb
baulich zu vergrößern. Das angestrebte Unternehmensziel, die Produktion quantitativ zu
erhöhen und qualitativ weiter zu verbessern, war nur unter Einsatz der damals modernsten
Brautechnik zu realisieren. Dafür mussten Gebäude errichtet werden, die die Anforderungen
der aufwendigen Produktionstechnik erfüllten und teilweise sogar deren unauflöslicher Teil
wurden (Darre, Mälzerei).238 Gleichzeitig sollten die Produktionsstätten mit ihrem Äußeren
auch Aufgaben der Repräsentation übernehmen. Aus dieser Konstellation heraus resultierte
eine vielschichtige Planungsaufgabe, die detaillierte Kenntnisse bezüglich des spezifischen
Herstellungsverfahrens und der Architektur von Industriebauten erforderte. Als Folge dieses
sehr spezifischen Anspruchsprofils spezialisierten sich um die Jahrhundertwende in
Deutschland eine Anzahl von Ingenieurbüros auf die Planung von Brauereien und
Mälzereien. Für die angebotenen Dienstleistungen bestand in ganz Europa Nachfrage.
VII.2. Neue Produktionstechniken veränderten die Anordnung der Brauereigebäude
Im Jahr 1908 beauftragte die EMRS das Ingenieurbüro für Brauerei- und Mälzereibau
Theodor Ganzenmüller in Weihenstephan (Bayern) mit der Planung einer neuen Brauerei.239
Die Gesamtanlage umfasste ein Sudhaus und Gärkeller sowie eine Abfüllhalle. Ganzenmüller
(1864-1937) war kein Architekt, sondern Maschinenbauingenieur und arbeitete zunächst
235
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.
Pilsitz 2015. 79-94.
237
Kozmáné 2004. 34-38.
238
Pilsitz 2013a.
239
Zangrando 2006. 749-753.
236
71
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
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beim Kälteanlagenhersteller Linde, wo er sich auf Brautechnologie spezialisierte. Ab 1892
hielt Ganzenmüller Vorlesungen zu brauereibezogenem Maschinenbau an der Akademie für
Agrarwirtschaft in Weihenstephan und gründete im Jahr 1906 ein Technisches Büro für
Brauerei- und Mälzereibau. Neben technischen Abnahmen von industriellen Brauereien und
der Erstellung von Fachgutachten übernahm das Büro bald auch Planungen von
Brauereianlagen, einschließlich der Produktionsgebäude.240 Damit war Ganzenmüller neben
seiner Lehrtätigkeit auch umfassend mit den praktischen Problemen in den Braubetrieben
konfrontiert, wobei Synergieeffekte zwischen Theorie und Praxis zur Entwicklung neuer
Technologien führte. Beispielsweise handelte es sich bei der Entwicklung der
dampfbeheizten Braupfanne um eine Kraft-Wärme Kopplung, bei der der heiße Abdampf der
Dampfmaschine zur Beheizung der Braupfanne genutzt wurde, die bis dahin direkt mit Feuer
beheizt wurde. Diese Technologie kam bei den Brauhäusern in Budapest unmittelbar nach
deren Einführung zur Anwendung, was ein Beleg für den hohen technischen Standard in
diesen Unternehmen ist:
- Erste Ungarische Aktienbrauerei AG, 1908/09241
- Haggenmacher, 1908242
- Haggenmacher, 1916243
- Dreher, 1911244
Mit der neuen Produktionstechnik veränderte sich die Anordnung der einzelnen
Produktionsgebäude zueinander. Um Verluste beim Wärmetransport zu vermeiden, wurde
das Kessel- und Maschinenhaus näher am Sudhaus angeordnet. Mit dieser Veränderung
wurde auch dem Industriekamin eine grundsätzlich neue Position zugewiesen, was für die
visuelle Wirkung des Gesamtensembles von Bedeutung war. Das Maschinen- und Kesselhaus
der Hauptstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. in Kőbánya, das im Jahr 1912 vom
deutschen Architekten A. Zimmermann geplant wurde, zeigt diese Entwicklung
exemplarisch.245 ABB.VII.1. Eine weitere Neuerung war die Optimierung der AmmoniakKompressionskältemaschinen des Systems Linde für Brauereien, die durch ein
umfangreiches Leitungssystem in die Baukonstruktion eingriff. Die bauliche Konsequenz war
eine Vielzahl von horizontalen Wand- und vertikalen Deckendurchbrüchen sowie Konsolen
und Deckenabhängungen. Die Planung der Kühlleitungen für den Gärkeller der Brauerei
Haggenmacher aus dem Jahr 1909, die vom Metallwerk J. Goeggl u. Sohn in München
angefertigt wurde, zeigt die enge Verflechtung zwischen Produktionstechnik und
Gebäude.246
240
Ganzenmüller 1909.
BFL 41014.5083.doboz
242
DMT A 6000.3100
243
DMT A 6000.3500
244
DMT A 1000.210, DMT A 1000.210a-h, DMT A 1000.390, DMT A 1000.390a,b, DMT A 1000.400,
DMT A 1000.400a-q
245
DMT A 8000.2300
246
DMT A 6000. 5600
241
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VII.3. Einführung des Eisenbetons in den Brauereibau
Mit der Planung der Brauereigebäude beauftragte Ganzenmüller den Münchner Architekten
Franz Rank (1870-1949). Rank realisiert seine Entwürfe teilweise mit dem eigenen
Bauunternehmen. Die Firma Rank erhielt im Jahr 1901 von François Hennebique247 (18421921) die Konzession,248 als eine der ersten süddeutschen Bauunternehmer Bauten in
Eisenbeton (System Hennebique) zu errichten.249 Das Architekturbüro Rank setzte den
neuen Baustoff in Deutschland bei der Realisierung folgender Industriebauten ein:250
1908-1909 Waggonfabrik Josef Rathgeber AG, München
1912-1915: Gaswerk, Augsburg
1915-1916 Doppelwasserturm, Duisburg
Erst mit der Einführung des neuen Baumaterials und der entsprechenden
Konstruktionsweise in den Brauereibau konnten die produktionstechnischen Neuerungen
eingesetzt werden. Neben dem erhöhten Brandschutz war die größere statische
Belastbarkeit von Decken, Wänden und Stützen hinsichtlich der Lastabtragung und gegen
Vibrationen entscheidend.251 Beispielsweise konnten jetzt Braugefäße mit großem
Fassungsvermögen installiert werden, die Konstruktionshöhen über mehrere Geschosse
erreichen konnten. Ein Beispiel ist das Sudhaus der Brauerei Haggenmacher aus dem Jahr
1909, dessen Technische Einrichtung vom Metallwerk J. Goeggl u. Sohn in München geplant
wurde.252 ABB.XII.29. Die Produktion konnte jetzt in über einander liegenenden Räumen
angeordnet werden, wodurch unter Nutzung der Gravitation ein vertikaler Arbeitsablauf von
oben nach unten entstand. Hinsichtlich der Raumentwicklung in Brauereien bildeten sich
damit vertikale Durchdringungen über mehrere Geschosse, zwischen denen die technischen
Einbauten die verbindenden Elemente waren. Als unterstes tragendes Bauteil wurden bei
den Fundamenten die armierte Bodenplatte eingeführt (EMRS, 1908).253 Unmittelbar nach
Einführung des Eisenbetons in den Brauereibau kommt diese Konstruktionsweise auch im
Bau von Mälzereien zur Anwendung, wobei die größeren Deckenspannweiten ein
entscheidender Vorteil war. Die Mälzerei der Brauerei Haggenmacher aus dem Jahr 1914 ist
hierfür ein Beispiel (Architekt: A. Zimmermann (vermutlich), Freiburg (D), Technische
Einrichtung: Miller und Hetzel, München (D).254 Insgesamt konnten die Brauereien jetzt mit
einem relativ geringen konstruktiven Aufwand die baulichen Voraussetzungen für die
Installation der modernsten Produktionstechnik schaffen. Damit war auch die bis dahin
übliche Bauweise zur Lastabtragung mit preußischem Kappengewölbe und engstehenden
247
Ricken 1994. 220.
Das System Hennebique wurde auch von der Baufirma E. Züblin übernommen
249
Rank 1962. 13-14.
250
Klein 1987. 88-89.
251
Ganzenmüller 1913.
252
DMT A 6000.5400
253
DMT A 5000. 1900
254
Pilsitz 2013a. 341-345.
DMT A 6000.100, DMT A 6000.200, DMT A 6000.300, DMT A 6000.400, DMT A 6000.500, DMT A 6000.600,
DMT A 6000.700, DMT A 6000.800, DMT A 6000.900, DMT A 6000.1000, DMT A 6000.1100, DMT A 6000.1200,
DMT A 6000.1300, DMT A 6000.1400, DMT A 6000.1500
248
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Stützenabständen überwunden.255 Dabei wurde auf handwerkliche Weise mit den
Materialien gebaut, die vor Ort verfügbar waren. Die traditionelle Bauweise entsprach nicht
mehr den Anforderungen einer sich immer weiter entwickelnden Herstellungstechnologie.
Mit dem Eisenbeton und dessen konstruktiven Möglichkeiten wurde ein Material eingeführt,
das traditionelle Baumethoden überwunden hatte und gleichrangig mit der modernen
Brauereitechnik war.
VII.4. Architekturtransfer von Bayern nach Kőbánya
Ab dem Jahr 1900 ist die Architektur Ranks von der Suche nach einem bayrischen
„Heimatstil“ geprägt. Dabei ordnet er seine Architektur der gebauten Umgebung unter und
zitiert bei der Fassadengestaltung vorzugsweise aus dem barocken Formenschatz.256 Unter
Bezugnahme auf die historische Kontinuität versucht er eine authentische Architektur zu
schaffen, deren Wurzeln letztendlich in der deutschen Romantik liegen, wobei der Deutsche
Idealismus die philosophische Grundlage bildete.257 Dieser architektonische Ansatz kommt
auch in Ranks Industriebauten, wie dem Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising
(Deutschland, 1911/12) deutlich zum Ausdruck.258 Mittels der Außengestaltung werden die
Gebäude der Brauerei zu einem organischen Teil der umgebenden fürstbischöflich-barocken
Bebauung der Stadt Freising.259 ABB.VII.2. Dabei ist die Betonung des Regionalen in Ranks
Architektur, als Ausdruck der Suche nach Identität und kultureller Differenz, nicht mit der
Ablehnung des Fremden gleichzusetzen, sondern vielmehr als Aufforderung zur sinnvollen
Einordnung eines Gebäudes in den originären Kontext, im Sinne des genius loci (Landschaft,
Geschichte, Klima, Mentalität der Bewohner) zu verstehen.260 ABB.VII.3. Mit dem Transfer
der Architektur für das Brauereigebäude der EMRS von Bayern nach Kőbánya erfährt dieses
Prinzip im konkreten Fall jedoch seine Umkehrung.
VII.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG als Prototyp neobarocker Brauereien in Bayern
Bisher war die Baugeschichte der EMRS in Zusammenhang mit der Arbeit Ranks und
Ganzenmüllers in der Fachliteratur kein Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Harald
Schieder schreibt in seinem Werk über die Zusammenarbeit zwischen Ganzenmüller und
Rank, dass die im Stil neobarocker Schlossarchitektur errichtete Gräflich Ernst von Moy’sche
Hofbräuhaus in Freising der Prototyp der Architektur des Büros Ganzenmüller darstellt.261
Diese Aussage stimmt mit den Ergebnissen der Industriebauforschung in Budapest nicht
überein. Nach einem Vergleich der Planunterlagen (Hauptstädtisches Archiv
Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár und Archiv des Museums der Brauerei Dreher/Dreher
255
Mihailich-Haviár 1966.
Hirsch 2000. 22-23.
257
Gamm 1997.
258
Vereinigung 2008. 163-169.
259
Foto Pilsitz: Stadt Freising
260
Foto Pilsitz: Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus Freising
261
Schieder 2004.
256
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Sörgyárak Zrt. Múzeumának Archivuma in Budapest einerseits und dem Archiv des
Hofbräuhauses Freising andererseits) ist diese Aussage zu korrigieren. Sowohl die EMRS in
Kőbánya, als auch das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising wurden von den
Büros Ganzenmüller und Rank geplant, was durch Stempelaufdrucke und Signaturen auf den
Planunterlagen belegt wird.262 Beide Brauereien wurden in der gleichen Formensprache und
einer vergleichbaren Farbgebung gestaltet. Darüber hinaus kommen identische
baukonstruktive Lösungen zur Anwendung. Die Bauchronologie belegt jedoch, dass die
EMRS in Kőbánya bereits in den Jahren 1908/09 geplant und im Jahr 1910 in Betrieb
genommen wurde, während die Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising erst in
den Jahren 1911/12 geplant wurde. 263 ABB.VII.4.; ABB.VII.4a.; ABB.VII.4b.; ABB.VII.4c.
Damit ist die EMRS der Prototyp von Brauereien im Stil neobarocker Schlossarchitektur der
Planergemeinschaft Ganzenmüller/Rank, wie sie danach in Bayern errichtet wurden.264
ABB.VII.5.
VII.6. Projektabwicklung in Budapest durch Hültl, Puscher und Schimanek
Die Büros Ganzenmüller und Rank waren mit der Planung für Produktionstechnik und die
Gebäude beauftragt, die Projektabwicklung in Kőbánya wurde jedoch von Budapester
Architekten und Ingenieuren durchgeführt.265 Die Oberaufsicht hatte der Architekt und
Hochschullehrer Desző Hültl (1870-1946) inne.266 Mit der Bauleitung wurde der Architekt
und Baumeister István Puscher beauftragt, der auch die Pläne unterzeichnete.267 Der
Maschinenbauingenieur und Universitätsdozent Emil Schimanek (1872-1956) war mit der
technischen Kontrolle der Maschineneinbauten betraut.268 Die Planergruppe in Budapest
war damit gleichrangig zusammengesetzt, wie die Büros Ganzenmüller und Rank:
Hochqualifizierte Ingenieure und Architekten, die als Dozenten der Technischen Universität
Budapest mit den neuesten Forschungsergebnissen vertraut waren und gleichzeitig über
große praktische Erfahrung verfügten. Diese Kombination führte bei Schimanek zu
Erfindungen im Bereich Maschinenbau (Gasturbine, Erste Serienherstellung von ungarischen
Kleinmotoren), und bei Hültl zu einer großen Anzahl von bedeutenden Bauplanungen in
Budapest.269 Diese Art der Zusammenarbeit zwischen den deutschen und ungarischen
Kollegen gibt einen Hinweis auf die grundsätzlichen Voraussetzungen für diesen Architekturund Techniktransfer: Ausgangs- und Zielort (Region-Stadt, hier Bayern-Budapest) verfügen
über entwickelte Strukturen in Gewerbe und Industrie zur praktischen Umsetzung der
Planung. Ein weiterer Faktor für eine vernetzte und qualitative Bau- und Prozessplanung ist
ein vergleichbarer Ausbildungsstand der Ingenieure und Architekten auf Hochschul- und der
Facharbeiter auf gewerbetechnischer Ebene in beiden Ländern.
262
DMT A 5000.100: „Prof. Th. Ganzenmüller, Akademie Weihenstephan”
DMT 5000.1800: Datum 1908 Oktober, gezeichnet „Ganzenmüller”
264
Archiv der Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising: 1-1 Ausschnitt-Gesamtansicht-30%
265
Kozmáné 2004. 55.
266
Hültl war als Architekt dem Neobarock verbunden
267
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
268
Schimanek wurde im Jahr 1902 Dekan der Fakultät für Maschinenbaukonstruktion und Ingenieurwesen
269
Gebäude der Versicherungsgenossenschaft der Ungarischen Agrarwirte/Magyar Gazdák Biztosító
Szövetkezetének épülete, 1911 (Budapest, IX., Kálvin tér 1)
263
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VII.7. Baubeschreibung Sudhaus Erste Ungarische Aktienbrauerei AG in Kőbánya
Budapest, X. Bezirk, Kőbánya, II. Betriebsgelände“, Jászberényi út.
aktuelle Lageplannummer: 41446-41449
VII.7.1. Anordnung auf dem Betriebsgelände nimmt Einfluss auf die Fassadengestaltung
Das Sudhaus ist im rückwärtigen Bereich des Betriebsgeländes angeordnet.270 ABB.VII.6.
Dies könnte auch die Begründung dafür sein, dass die Fassadengestaltung in Kőbánya
gegenüber dem Hofbräuhaus in Freising ökonomischer gestaltet wurde, das direkt an der
Hauptstraße angeordnet und mit einer auf eine repräsentative Wirkung abzielenden
Schauseite errichtet wurde.
Der Baukörper besteht aus 3 Teilen: ABB.VII.7.
- das 4-geschossige Sudhaus auf quadratischem Grundriss als Kerngebäude271
- das Treppenhaus
- der „Wasserturm“
Sudhaus (Grundfläche: 31.50m x 31.50m = 992,25m2) 272 ABB.VII.8.
In den einzelnen Geschossen waren folgende Funktionen untergebracht:
-
Erdgeschoss: Antriebsmaschinen für die Sudbecken.
1. Obergeschoss: Sudhaus (Innenhöhe: 6,40m)
2. Obergeschoss: Zwischengeschoss(Innenhöhe: 5,40m)
3. Obergeschoss: Raum der Malzmühle/ (Innenhöhe: 4,20m)
Von dieser Ebene war der Dachraum (Innenhöhe: 3,80m u. 6,00m) über eine
Holztreppe erschlossen
Treppenhaus (Grundfläche: 7,00m x 9,00m = 63,00m2)
Das Treppenhaus dient der vertikalen Erschließung des Wasserturms und als verbindender
Baukörper zwischen Sudhaus und Wasserturm. Darüber hinaus waren in diesem Gebäudeteil
folgende Funktionen untergebracht:
- 1. Obergeschoss: Raum für den Hopfenfilter
- 2. Obergeschoss: Raum für Bierausschank
Wasserturm (Grundfläche 9,90m x 9,90m = 98,00 m2)
H= 22,90m (Wandhöhe) und 13,20m (Dach)
Funktionen:
- 1. Untergeschoss: Zugang zum Gär- und Lagerkeller
- Erdgeschoss: Vestibül, Durchfahrt für Wagen
- 1. -3. Obergeschoss: Räume für die Bierbrauer
- 4. Obergeschoss: Tankraum mit kaltem Brauwasser
270
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz, DMT A 5000.5200
DMT A5000.200, DMT A5000.300, DMT A5000.400, DMT A5000.500, DMT A5000.600,
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
272
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
271
76
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
VII.7.2. Fassade Sudhaus
Die drei Gebäudeteile sind von Aussen leicht unterscheidbar. Die freie Gruppierung der
Massen macht das Sudhaus zum massivsten Gebäudeteil und ist durch eine klare
Formensprache geprägt, die sich am barocken Schlossbau orientiert. Die vertikale
Gliederung der Hauptfassade erfolgt im Erdgeschoss über 4 Achsen großformatiger Fenster
mit Rundbogen. Dadurch entsteht eine Axialsymmetrie, deren Wirkung durch die
zwischengeschalteten Lisenen weiter betont wird. Die Lisenen sind als oberer Abschluss
mittels einer schmalen Wandvorlage horizontal miteinander verbunden, wodurch diese wie
Rahmen für scheinbar zurückgesetzte Wandflächen wirken. Auffallend ist die Abweichung
der Dimensionen des linken Sudhausfensters. Es ist in seinen Maßen kleiner, was als Hinweis
auf den Einfluss der Gebäudefunktion auf die Fassadengestaltung gedeutet werden kann.
Gleichzeitig wird durch diese gestalterische Abweichung die Wirkung der
symmetriebildenden Elemente weiter betont. Mit einer polychromen Farbgebung in Weiß
und Kaisergelb werden die Gliederungselemente hervorgehoben und Plastizität erzeugt. Der
symmetrische Aufbau setzt sich im Dachgeschoss fort. Der obere Gebäudeabschluss bildet
ein Zeltdach mit roter Ziegeleindeckung, dass durch einen turmartigen Aufbau durchbrochen
wird, auf den wiederum ein Mansardenwalmdach aufgesetzt ist. Die stehenden Dachgauben
sind mit Bezug auf die vertikale Zentralachse angeordnet. Vermittelnde Elemente zwischen
Fassade und Dach bilden die über die Dachtraufe hinaus gezogenen Lisenen.273 Durch diese
Komposition wird das Hauptgebäude hervorgehoben und erhält gleichzeitig einen leicht
theatralischen Akzent.
VII.7.3. Fassade Wasserturm
Hinsichtlich der Geometrie und Masse bildet der Wasserturm einen Kontrapunkt zum
Sudhaus. Neben der plastisch gestalteten Fassade des Sudhauses macht die Putzfassade des
Turmes einen zweidimensionalen, flächigen Eindruck. Das nach oben strebende Gebäude ist
in seiner Fassadengestaltung in drei Bereiche gegliedert:
1.
2.
3.
Eingangsbereich
mittlerer Fassadenabschnitt
Dach
Horizontale Gliederungselemente sind ein Gesims über dem Erdgeschoss und ein schmaler
Wandvorsprung im Bereich der Dachtraufe. Vertikale Gliederungselemente sind rechteckige
Fenster, die durch eine individuelle Dimensionierung auf unterschiedliche Funktionen der
Innenräume hinweisen. Der obere Abschluss bildet ein Zeltdach, das mit einer Höhe von
13,20 m mehr als ein Drittel der Gesamthöhe des Gebäudes ausmacht und mit stehenden
Gauben versehen ist. Die sonst zurückhaltend gestaltete Fassade wird durch das aufwendig
gestaltete Portal aus Sandstein akzentuiert.274 ABB.VII.9.; ABB.VII.9a.
273
Die Kamine sind Lüftungsschächte der Gärkeller, die über die giebelseitig über die Dachtraufe des Sudhauses
hinaus ragten.
274
DMT 5000.100b.
77
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VII.7.4. Baukonstruktion
Bodenplatte in Eisenbeton
Das Fundament wurde als Bodenplatte ausgeführt, was als Reaktion auf die unsicheren
Verhältnisse im Erdreich, dessen Tragfähigkeit durch das Kellersystem geschwächt war, zu
werten ist. Die Oberkante der Bodenplatte befand sich gegenüber Oberkante Erdreich auf
einem Niveau von -1,90m, war aus Beton hergestellt und hatte eine Stärke von 0,50m. Die
Armierung bestand aus flachen Rundeisen mit den Durchmessern 12mm und 16mm, die mit
Bindedraht verbunden wurden. Verlegt wurde das Eisen einlagig, in Abhängigkeit des
Lastfalles oben oder unten.275 ABB.VII.10.
Kellerwände
Die umfassenden Aussenwände bestanden aus Mauerwerk mit einer Stärke von 0,90m. Die
Innenwände waren mit Entlastungsbögen (Radius 4,00m) versehen, um die darunter
angeordneten Kellergewölbe zu entlasten.276
Gebäudeaussenwände277
Die Aussenwände des Gebäudes wurden durchgehend in Mauerwerk ausgeführt, wobei sich
deren Stärke nach oben verjüngt, was ein Hinweis auf einen ökonomischen Materialeinsatz
ist:
- Kellergeschoss 0,95m
- Erdgeschoss: 0,75m
- Obergeschoss 0,45m
- Dachgeschoss: 0,30m
Decken
Die Decken bestehen aus I-Stahlträgern, wobei die Zwischenfelder ausbetoniert wurden.278
Dach
Der obere Abschluss bildet eine tradionelle Zimmermannskonstrukion als Pfettendachstuhl,
mit Ziegeleindeckung.
VII.8. Das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising
Das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising279 ABB.VII.11. weist in seiner
architektonischen Formensprache und dem baukonstrukiven Aufbau das gleiche Konzept
auf, wie das Sudhaus der EMRS in Kőbánya. Beide Gebäude sind über einem quadratischen
275
DMT A 5000.1900
DMT A 5000.2000
276
DMT A 5000.1900
277
DMT A 5000.700
278
DMT A 5000.700
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
279
Archiv der Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising: 2-0-Ansichten-30%
78
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Grundriss aufgebaut und in ihrer Komposition auf eine Mittelachse ausgerichtet. Als weitere
Gemeinsamkeit ist ein freier Umgang mit Proportionen und barocken Stilelementen
festzustellen. Harald Schiefer nimmt in seinem Werk eine detaillierte Analyse der Architektur
des Brauhauses in Freising vor.280 Ein wesentlicher funktioneller Untereschied besteht in der
Anordnung des Lagerkellers. In Kőbánya befindet sich dieser ausserhalb des Gebäudes, im
Kellersystem. In Freising dagegen ist der Lagerkeller im Gebäude angeordnet.281 ABB.VII.12.
Unterschiede bestehen auch bezüglich der Anordnung des Gebäudes auf dem Grundstück
und dem Aufwand der Fassadengestaltung. Das Hofbräuhaus in Freising ist Teil der
geschlossenen Bebauung der barocken Innenstadt, wobei „… eine mögliche Verbindung zur
adeligen Abstammung des Bauherrn Graf Ernst von Moy durch die Anlehnung an
repräsentative Vorbilder nachvollziehbar erscheint…“.282 Das Sudhaus ist direkt an der
Hauptstraße angeordnet, mit einer auf eine repräsentative Wirkung abzielende
Schauseite.283 ABB.VII.6.
VII.9. Zusammenfassung
Die Erkenntnisse zum Mechanismus des Architekturtransfers am Beispiel des Sudhauses der
Ersten Ungarischne Aktienbrauerei AG in Kőbánya können wie folgt zusammengefasst
werden:
1.
Der Architekturtransfer von Deutschland nach Ungarn in der Zeit bis zum Ersten
Weltkrieg ist ein bedeutender Einflussfaktor der baulichen Gestaltung von Brauereien und
Mälzereien in Bp.-Kőbánya.
2.
Das Büro Theodor Ganzenmüller (Weihenstephan, Bayern) wurde im Jahr 1908/1909
mit der Gesamtplanung des Neubaus einer Brauerei für die Erste Ungarische Aktienbrauerei
AG beauftragt. Tatsächlich wurde von Ganzenmüller lediglich die Planung der
Produktionstechnik angefertigt. Den Auftrag für die Gebäudeplanung übertrug Ganzenmüller
dem Münchner Architekten Franz Rank als Subunternehmer.
3.
Rank verwendete bei der baulichen Gestaltung der Brauerei in Kőbánya eine
neobarocke Formensprache. Dabei löste er seine Architektur, die er für eine definierte
geografische Region (Bayern) vorgesehen hatte, aus dem situativen Kontext und
transportierte diese nach Budapest, in den Stadteil Kőbánya. Hinsichtlich der beiden
Standorte bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Im Gegensatz zum Gräflich Ernst von
Moy’sche Hofbräuhaus in Freising ist das Sudhaus der EMRS kein Teil der geschlossenen
städtischen Textur, sondern befindet sich relativ isoliert an der Peripherie der Stadt.
Gleichzeitig wird das Gebäude im Gegensatz zum Brauhaus in Freising an einer weniger
exponierten Stelle, im rückwärtigen Bereich des Betriebsgeländes angeordnet.
280
Schieder 2004. 30-39.
Archiv der Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising: 4-D-Schnitt D
282
Schieder 2004.36.
283
Industriebau 1916. 145-160.
281
79
Historische Industriearchitektur in Budapest
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4.
Rank führt den Eisenbeton als konstruktives Material in den Brauereibau in Budapest
ein. Erst dadurch wird es möglich, produktionstechnische Neuerungen einzuführen und
großvolumige Gefäße im Gebäude zu installieren.
5.
Der Planungszeitraum für den Brauereineubau der EMRS in Kőbánya umfasste die
Jahre 1908/09, wobei im Jahr 1910 mit den Bauarbeiten begonnen wurde. In der deutschen
Literatur ist vermerkt, dass das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising das
erste gemeinsame Neubauprojekt der Planergruppe Ganzenmüller/Rank ist. Tatsächlich
wurde es erst nach Kőbánya, in den Jahren 1911/12 projektiert. Damit ist die EMRS der
Prototyp für die Brauereiarchitektur Ganzenmüller/Rank und nicht, wie vorausgesetzt, das
Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising. Daraus ergibt sich für neu errichtete
neobarocke Brauereien der Planergruppe Theodor Ganzenmüller und Franz Rank im
Untersuchungszeitraum folgende Chronologie:
1908/09
1911/12
1912/13
1912/13
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG in Bp.- Kőbánya
Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising
Brauhaus in Schweinfurt
Schlossbrauerei Hacklberg in Passau
6.
Bei der baulichen Realisierung des Projektes in Budapest beeinflussen Dezső Hültl,
István Puscher und Emil Schimanek mit ihren fachlichen Kenntnissen die endgültige Bauform
und Funktionsweise. Es ist zu vermuten, dass die aus dem Industrieprojekt gewonnenen
praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse auch in die nachfolgenden Brauereibauten in
Bayern eingegangen sind. Damit ist der Architekturtransfer im Fall der EMRS keine
Einbahnstraße, sondern vielmehr ein wechselseitiger Wissens- und Erfahrungsaustausch
zwischen Deutschland und Ungarn.
80
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
VIII. Denkmalschutz im Industriebau
VIII.1. Die veränderte Wahrnehmung historischer Fabrikbauten
Zurzeit werden historische Industriegebäude häufig übereilt als Altlast eingestuft, weshalb
die meisten durch Abriss verloren gehen.284 Ein solcher Umgang mit diesem Gebäudetyp
kommt praktisch einer Wertung gleich, die wiederum gesellschaftlich erklärbar ist. Die Art
und Weise des Umgangs mit diesen Gebäuden liegt in den verwandelten Lebens- und
Arbeitsbedingungen begründet. Während sich die Gesellschaft im Übergang von der
Industrie- zur Wissensgesellschaft befindet, findet gleichzeitig eine beschleunigte Ablösung
der Arbeitsprozesse vom konkreten Raum statt. Diese Transformation geht sowohl auf einer
geistig-intellektuellen, als auch auf einer räumlich-ästhetischen Ebene vor sich. Ausdruck
dieser Konversion manifestiert sich im Verhältnis zu den historischen Arbeitsstätten der
Industrie. Weil sich die alten Fabriken scheinbar nicht schnell genug und mit einfachen und
ökonomischen Mitteln an die veränderten Produktionsabläufe und Arbeitsbedingungen
anpassen lassen, sind sie nicht mehr rentabel und man lässt sie verschwinden. Damit sind
diese Bauten unwiederbringlich verloren gegangen.285 Eine Alternative zum übereilten Abriss
wäre das systematische Erforschen der vorhandenen Industriebauten mit wissenschaftlichen
Methoden. Eine solche Vorgehensweise nach festgelegten Kriterien wäre die einzige
Voraussetzung für eine sachliche Bewertung dieses Gebäudetyps. Wenn bei der Wertung
dann für ein konkretes Industriegebäude festgestellt wird, dass ein kultureller Wert
vorhanden ist, kann es sich bei dem Objekt um ein schützenswertes Denkmal handeln.
VIII.2. Historische Industriebauten als Kulturgut
Die zentrale Frage ist deshalb, welche Kriterien bei der Wertung von stillgelegten Bauten der
Industrie anzulegen sind. Soll beim Umgang mit einem stillgelegten Industriegebäude der
Denkmalschutz eingreifen, sind zunächst Begriffe wie Geschichte und Kultur zu klären. Der
Ausgangspunkt der Überlegungen dabei ist, dass die Aufgabe und der Sinn des
Denkmalschutzes in der Bewahrung der kulturellen Identifikation begründet ist. Eine
kulturelle Identifikation kann sich in diesem Zusammenhang auf eine Gruppe von Menschen
beziehen, aber genauso gut auf einen geografischen Ort. Um die kulturelle Bedeutung des
Themas noch einmal zu verdeutlichen, kann auch wie folgt argumentiert werden:
Angenommen es wird nun tatsächlich festgestellt, dass ein Teil der Fabriken aus der Zeit vor
dem Esten Weltkrieg als kulturelles Erbe einzustufen gewesen wären, diese aber aus dem
Stadtbild von Budapest verschwunden sind und man der Argumentation der Internationalen
Haager Konvention folgt, ... ist eine Beschädigung des Kulturgutes eines Volkes [eingetreten],
[was] eine Beschädigung des kulturellen Erbes der ganzen Menschheit [bedeutet]. Der Schutz
und die Erforschung des „industriellen Erbes“ (industrial heritage) ist bereits seit
Jahrzehnten offizieller Bestandteil der Kulturpolitik der Europäischen Union. Die
284
285
Váczi 2001. 379.
Pilsitz 2010b. 387-392.
81
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat im
Juni 2014 das Fabrikgebäude Van Nelle (Rotterdam, Niederlande, 1925-31) sowie die
Seidenfabrik in Tomioka (Japan, 1871) zum Weltkulturerbe ernannt. Damit Bauhistoriker und
Ingenieure die Entwicklungen in der historischen Industriearchitektur umfassend verstehen
und sachgerecht beurteilen können, sind die Forschungsergebnisse weiterer Disziplinen wie
Sozial-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte mit einzubeziehen. Auf internationaler Ebene ist
die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Industriebauforschung bereits
Wirklichkeit. Beispielweise organisierte die Technische Universität Wien im Jahr 2011 bereits
das 20. Internationale Industriebauseminar, auf dem auch die Forschung um stillgelegte
Fabrikbauten im Mittelpunkt stand . Dabei geht es nicht um einen Aufruf zum Musealisieren,
das heißt zur reinen Bewahrung oder Konservierung der noch bestehenden Fabrikgebäude,
sondern vielmehr darum, diese mit einer neuen aktiven Aufgabe in die Stadt zu integrieren.
Strategien zur Erhaltung umfassen dabei verschiedene Bereiche:286
- das klassische Museum
- das „begehbare Denkmal Fabrik“
- Nutzung der Fabrik oder zumindest Gebäudeteile für eine neue Nutzung287
- Anpassung des Baubestandes an eine Nachnutzung
- Industrielle Gebäude als „archäologische Reservate“
- Verfall ohne Abriss (die Ruine)
-Steinbruch für andere Verwendung, Erhaltung auf Zeit (das Kulturobjekt wird Ressource)
In einem ersten Schritt ist eine Veränderung des Bewusstseins und der visuellen
Wahrnehmung bezüglich dieser Gebäude zu erreichen. In der praktischen Umsetzung kann
ein solcher Bewusstseinswandel durch eine Auseinandersetzung mit diesen alten
Produktionsstätten durch eine systematische Dokumentation in Gang gesetzt werden.288 Die
Ergebnisse sind durch Publikationen zugänglich zu machen.289 Damit würde sich die
Gemeinschaft zu diesem Teil der Geschichte bekennen und signalisieren, dass man ihn nicht
in Vergessenheit geraten lassen möchte. Mit dem Wissen über die eigene
industriegeschichtliche Vergangenheit kann ein Indentifikationsprozess in der Bevölkerung in
Gang gesetzt werden. Das Hauptargument der Überlegungen ist jedoch, dass einzelne
Fabrikgebäude für eine Stadt oder einen Stadtteil Zeichen darstellen können, die der
Orientierung dienen. Damit ist nicht lediglich eine Orientierung im geographischen Sinne
gemeint, sondern kann sich auch auf historische und soziale Zusammenhänge beziehen.
Damit würden diese historischen Bauten bereits eine aktive Rolle übernehmen.
...ebenso schlimm wie die zukunftslose Herkunft ist die herkunftslose Zukunft. Vielmehr gilt:
Herkunft braucht Zukunft; Zukunft braucht Herkunft. Die weitere Konsequenz dieser These
ist: In der modernen Welt ist es die Aufgabe der ästhetischen Kunst, des historischen Sinns
286
Hassler-Kierdorf 2000. 6-7.
Beispiele für eine Umnutzung einer Fabrik in ein Kultur- und Veranstaltungszentrum: Millenáris in Budapest
und Zsolnay Kulturális Negyed in Pécs
288
Winkler 1982.
289
Urbán-Vukoszávlyev 2014.
287
82
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
und
der
Geisteswissenschaften
und
schließlich
der
Philosophie,
unter
Diskontinuitätsbedingungen Kontinuitätserfahrungen zu machen und zu artikulieren. 290
VIII.3. Historische Industriebauten als Identifikationsträger
Historische Fabrikgebäude können die Aufgabe übernehmen, eine Verbindung zwischen der
Vergangenheit und der Gegenwart zu schaffen. Sie werden dadurch historische Landmarken.
Mit dieser Verbindung zur Vergangenheit wird die Erfahrung der geschichtlichen Kontinuität
geschaffen, aus der ein wesentlicher Teil der kulturellen Identifikation besteht. Dadurch
würden stillgelegte Fabriken die Aufgabe von Bedeutungsträgern werden. Im Kontext der
Stadtplanung können Fabrikgebäude einen Beitrag zur Unterscheidung von einzelnen
Stadtteilen leisten, womit eine Steigerung der Individualisierung des Lebensraumes erreicht
wird. Bei den Überlegungen zu diesem Thema sind auch die Probleme bei der Erhaltung von
stillgelegten Produktionsstätten zu erörtern, selbst wenn diese nach der oben gegebenen
Definition höchstens kulturellen Wert besitzen. Erhaltungsmaßnahmen haben ein Spektrum,
das bei minimalen Notmaßnahmen zum Erhalt der Bausubstanz beginnt und bei der
denkmalgerechten Luxussanierung endet. Im ersten Moment scheint es für Konzepte für
eine Umnutzung von alten Fabrikgebäuden eine große Anzahl von Ideen und Möglichkeiten
zu geben. Bei einer konkreten Erarbeitung von Möglichkeiten zur Erhaltung alter Fabriken
tauchen aber sehr bald auch die damit verbundenen Schwierigkeiten auf. Die augenfälligste
Schwierigkeit bei der Umnutzung ist sehr oft die Gebäudegröße und die damit direkt in
Verbindung stehenden Kosten. In den meisten Fällen ist auch der Erhaltungszustand sehr
schlecht, was in Verbindung mit der Gebäudegröße zu einem enormen Kostenvolumen führt.
Ein weiteres Problem, das oft übersehen wird und erst bei der intensiven
Auseinandersetzung mit einem konkrete Objekt auffällt, sind die Umweltbelastungen in der
Bausubstanz oder des Erdreiches. Eine weitere Frage bezieht sich auf einen möglichen
Investor. Eine sinnvolle Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes würde eine Sanierung
unter fachlicher Begleitung bedeuten, die einen Investor von vornherein abschrecken.
Bezüglich der Funktion ist zu bemerken, dass nicht aus jeder alten Fabrik ein Kulturzentrum
oder Museum gemacht werden kann, da auch die Kosten für den Unterhalt aufwendig sind.
Schwierigkeiten bei der Umnutzung von alten Fabriken zu Wohnraum bereiten oft die
enorme Tiefe des Gebäudes. Gleichzeitig machen schlechte Bausubstanz und
Bauvorschriften, die sich an Neubauten orientieren in vielen Fällen eine vollständige
Entkernung des Innenbereiches notwendig. Mit der Darstellung der Schwierigkeiten im
Umgang mit den historischen Produktionsstätten soll noch einmal betont werden, dass eine
individuelle Betrachtung jedes einzelnen in Frage kommenden Objektes notwendig ist, um
eine sachliche Wertung vornehmen zu können. Nur dann können sinnvolle Konzepte zur
Erhaltung und Reaktivierung entwickelt werden.
290
Marquard 2000. 66-78.
83
Historische Industriearchitektur in Budapest
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VIII.4. Kriterien für den Erhalt von historischen Bauten der Industrie
Die nachfolgend aufgeführte Auflistung bezüglich möglicher Kriterien, wann der Erhalt von
historischen Bauten der Industrie sinnvoll sein kann, folgt teilweise der Argumentation von
Anne Frühauf.291 Die beispielhaft angeführten Gebäude stammen aus verschiedenen
Ländern und sollen unter anderem die Vielschichtigkeit der technischen Bauten und
Produktionsstätten verdeutlichen. Es werden auch unterschiedliche Lösungsansätze bei der
Nutzung oder Nachnutzung alter Industriegebäude aufgezeigt und diese, wenn möglich, in
Bezug zum Erhaltungskriterium gesetzt.
Fabrikbauten, die mit innovativen Baumaterialien errichtet wurden
Die folgend aufgelisteten Baustoffe wurden im 19. Jahrhundert als Massenprodukte
hergestellt, wodurch es überhaupt erst möglich wurde, dass Eisen, Stahl und Glas eine
bestimmende Rolle in der Architektur übernehmen. Die Massenproduktion von Zement im
Drehrohrofen im späten 19. Jahrhundert war die Grundlage für die Erfindung des Betonbaus.
Die Dachpappe ermöglichte es, große Dachflächen mit geringer Neigung einzudecken,
wodurch der Hallenbau technisch lösbar wurde.292
1778/1779: Erste Gußeisenbrücke in England
Mit der Errichtung der Coalbrookdale-Bridge (Spannweite 30,00m) war der Nachweis
erbracht, dass Bauwerke ganz aus Eisen erstellt werden können. Die Einzelteile wurden 1778
in der örtlichen Gießerei in Coalbrookdale gegossen und 1779 auf der Baustelle montiert. Die
erfolgreiche Anwendung des Eisens im Brückenbau war Ausgangspunkt für den Einsatz des
neuen Materials im Hochbau. Der Dachstuhl des Théâtre Français (1786, Victor Louis) und
die Kuppel über der Getreidehalle in Paris (1811, Belanger und Brunet) wurden nach
Zerstörung der ursprünglichen Holzkonstruktionen durch Brände in Gußeisen wieder
errichtet.
1780 Stützen in Gusseisen
Aufgrund praktischer Erfahrungen erkannte man, dass Gusseisen eine geringe Zugfestigkeit
aufweist. Deshalb wurden hauptsächlich Bauteile hergestellt, die auf Druck beansprucht
werden: Stützen und Säulen.
1783
Walzstahl mittels Walzwerk in England (Deutschland um 1840)
Mit diesem Verfahren wurde es möglich, aus einem massiven Stahlblock Platten und Bleche
zu walzen. Später wurden mit dieser Methode Stabstähle für die Betonbewehrung
hergestellt.
1784
Stahl (mittels Puddelverfahren)
Der Engländer Henry Cort produzierte ein Eisen von hoher Qualität, mit dem
schmiedeeiserne Konstruktionsteile hergestellt wurden, die auf Zug beanspucht werden
konnten. Mittels Härten konnte daraus Stahl hergestellt werden. Mit diesem Material wurde
291
292
Frühauf 1991.
Wagenbreth 1995. 138-139.
84
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in England das Dachsystem „King-and-Queen-Post Roofs” entwickelt, das die Prinzipien des
Fachwerks vorwegnahm. Bahnsteighallen mit großen Spannweiten konnten nun realisiert
werden, wie beispielsweise im Jahr 1835 die Euston Station in London. Eine konstruktive
Weiterentwicklung ist die Kombination aus guseisernen Biegeträgern, die mit
schmiedeeisernen Zugbändern unterspannt werden. Diese Idee der Armierung wird bei der
Entwicklung des Stahlbetons wieder aufgegriffen.
1785
Romanzement
Der Romanzement wurde zwischen 1790 und 1850 das in ganz Europa vorwiegend
angewendete Bindemittel.
1824/1844 Portlandzement
Im Jahr 1824 erhielt der Engländer Joseph Aspdin ein Patent für Portland cement, dessen
Qualität ab dem jahr 1844 mittels Sintern weiter verbessert werden konnte. Mit dem
Portlandcement wurde es möglich, Mauersteine aus kalk- oder zemtentgebundenen Massen
herzustellen.
1849
Profilstahl: U-Träger, I-Träger
Mit der Einführung von Nietverbindungen konnten einzelne Profilstähle so mit einander
Verbunden werden, dass die entstehende Eisenkonstruktion als Einheit wirkt. Voraussetzung
für diese Konstruktionsweise war die Einführung von wissenschaftlich fundierten
Berechnungs- und Bemessungsmethoden
1853
Drehrohrofen
Mit diesem Industrieofen wurde die Herstellung von Zement in einem kontinuierlich
ablaufenden Prozess ermöglicht.
1854
Bessemer-Stahl
Das Bessemerverfahren mechanisiert die Herstellung von Stahl: Pressluft (hergestellt von
Dampfmaschinen) wird in die Stahlschmelze eingeblasen, wodurch unbrauchbare Stoffe vom
Eisen getrennt werden. Neben der Qualität wird auch die Produktionsmenge gesteigert: Im
Jahr 1850 produziert ein Arbeiter ungefähr acht Tonnen Roheisen im Jahr, während es 1870
bereits achzig Tonnen sind.
1855
Ziegelpresse von Schlickeysen
Nach der Erfindung von Formpressen für den Ton und Kammeröfen wurde der Ziegel zu
einem Industrieprodukt. Innovationsphasen in der Verfahrenstechnik zur Ziegelherstellung:
1819: Ziegelmaschine Doolitle
1824 : Ziegelmaschine Delamoiriere
1855: Ziegelpresse von Schlickeysen
1857/58
Hofmannscher Ziegel-Ringofen
Der Hofmannscher Ziegel-Ringofen liefert mit einem kontinuierlichen Brand zum ersten Mal
eine gleichbleibende Qulität der Ziegel. Gleichzeitig war der Ringofen ohne Unterbrechung in
85
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Betrieb, was eine weitere Steigerung der Produktionszahlen und Senkung der
Materialkosten zur Folge hatte.
1858
Backenbrecher zur Herstellung von Schotter und Split
Mit dieser Zerkleinerungsmaschine wurde es möglich, große Mengen von Splitt und Schotter
herzustellen
1860
Dachpappe293
1867
bewehrter Beton (Deutschland 1884)294
1867/68
Glaswanne zur Glasproduktion
Mit dieser Methode wurde die Herstellung von Fensterglas mechanisiert und von einem
handwerklichen zu einem industriellen Verfahren
1877
Thomas-Stahl
Die Stahlherstellung nach dem thomas Verfahren ist eine Weiterentwicklung des Bessemer
Verfahrens
1894
Walzenziehmaschine mit Tafelglas
Mit diesem Verfahren können großflächige Flachglasscheiben in großer Stückzahl hergestellt
werden. (Weiterentwicklung: Fourcault, 1904)
um 1900
monolithischer Betonbau, Betonfertigteile295
Fabrikbauten, die Entwicklungsstufen der Bautechnik aufzeigen
Ein richtungsweisendes Beispiel für die Anwendung des neuen Baustoffs Eisenbeton zeigt
das geplante Sudhaus der Brauerei Haggenmacher aus dem Jahr 1909.296 Das Material wird
nach ökonomischen Gesichtspunkten eingesetzt. Neben dem erhöhten Brandschutz war die
größere statische Belastbarkeit von Decken, Wänden und Stützen hinsichtlich der
Lastabtragung und gegen Vibrationen entscheidend.297 Beispielsweise konnten jetzt
Braugefäße mit großem Fassungsvermögen installiert werden, die Konstruktionshöhen über
mehrere Geschosse erreichen konnten.
Fabrikbauten, die für eine Branche eine eigenständige Architektur aufweisen
Das Industrieensemble der Firma Dreher in Budapest zeigt eine Architektur, deren Gebäude
und Anordnung auf dem Grundstück spezifisch auf die Bedürfnisse einer Großbrauerei
293
Sobó 1898. 643-647.
Magyar 2011. 353-410.
295
Vámossy 2002. 209-222.
296
DMT A 6000.5400
297
Ganzenmüller 1913.
294
86
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ausgerichtet ist. Dabei ist die Anordnung und Dimensionierung der Bauten wie der Mälzerei,
das Sudhaus sowie die Gär- und Lagerkeller vom produktionstechnischen Ablauf
abgeleitet.298
Objekte, an denen der Fortschritt bezüglich der Arbeitsbedingungen abzulesen sind
Hierzu zählen Fabriken mit einer besseren Belichtung oder Belüftung, wie beispielsweise bei
der Ölgasfabrik der Königlich Ungarischen Staatsbahenen in Budapest aus dem Jahr 1895.299
ABB.VIII.1.
Industrielle Bauten, die das Werk eines bestimmten Architekten darstellen
Der Architekt József Hild hat ab dem Jahr 1839 die Planung der Seidenmanufaktur Valero in
Budapest, Honvéd utca 24 -30 übernommen. Bei dieser Produktionsstätte handelt es sich als
Manufaktur um eine Frühform eines Industriebetriebes, mit einer sich bereits beginnenden
Aufteilung der Arbeitsprozesse. Dabei hatte man für diese Frühform einer Fabrik noch keine
eigene Bauform gefunden. Die Produktionsstätte wurde deshalb in einem Gebäude
untergebracht, das sich an klassizistischen Vorbildern orientiert.300 ABB.VIII.2.
Objekte, die den verschiedenen Entwicklungslinien angehören
Dazu zählen die Produktionsstätten von Firmen, die aus der Innenstadt von Budapest an den
Stadtrand abgewandert sind, um größere Firmengebäude zu errichten. 301 Ein Beispiel ist die
Maschinenbaufabrik Ede Pick in der Kűlső Váci út 40., die aus einer Schlosserwerkstatt im VI.
Bezirk, Podmaniczky u. 71. hervorgegangen ist.302 ABB.VIII.3.
Objekte, die für einen bestimmten Stadtteil charakteristische Branche repräsentieren
Eine Entwicklungsachse der ungarischen Maschinenbauindustrie war die Külső Váci út in
Budapest. Géza Bencze bezeichnet diese Straße im Titel seines Buches als „Hauptstrasse des
ungarischen Maschinenebauindustrie/Váci út, a magyar gépipar főutája.“ Entlang dieser
Achse konnten größere Gewerbegrundstücke zugeteilt werden, auf denen Fabriken errichtet
werden konnten, die ganz nach betriebstechnischen Erfordernissen konzipiert waren und
weiten Raum für eine mögliche Erweiterung boten. Mit dieser Entwicklung wurde der
Maschinenbau die charakteristische Branche der Stadtteile Angyalföld und Újpest. Eine der
Firmen, die hier ihren Sitz hatte, war die Eisengießerei und Maschinenbaufabrik Ignáz Schlick
298
DMT A 1000.210, DMT A 1000.210a-h, DMT A 1000.390, DMT A 1000.390a,b, DMT A 1000.400, DMT A
1000.400a-q
299
MÁV archivuma MÁV Olajgázgyár és P.ház 6022 2. rajz
300
Rados 1958.
301
Pilsitz 2013a.
302
Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár, Budapest Gyűjtemény
87
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
in der Külső Váci út 29 -37.303 ABB.VIII.4. Die Brauindustrie in Budapest konzentrierte sich im
Stadtteil Kőbánya und prägt mit seinen großdimensionierten Produktionsgebäuden noch
heute weit sichtbar das urbane Umfeld. Gemeinsam mit anderen stadtbildprägenden
Gebäuden gehören die Kirche Szent László (Ödön Lechner, Bauzeit 1894-1899, UNESCO
Weltkulturerbe) und die Mälzerei als zwei gleichberechtigte Punkte zu einem
weitgespannten visuellen und identitäsbildenden Orientierungsnetz. ABB.VIII.4a.
Objekte mit wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung
Gebäude zum Lagern der hergestellten Güter entstanden parallel zur Entwicklung der
Produktionsstätten und sind eng mit der Industriegeschichte verbunden. Dabei mussten
neue Lösungen für die Lagerung und dem Versand der hergestellten Güter entwickelt
werden. Diese Bauten waren oft an Flüssen oder in Häfen platziert. Die Lager und Silos
stellten hohe Anforderungen an Stabilität, Deckenbelastbarkeit, Belüftung und
Zugänglichkeit. Ein interessantes Beispiel sind die von Thomas Telford im Jahr 1824
entworfenen St. Catherine’s Docks in London. Die Lagergebäude waren Teil des Hafens von
London, nahe dem Stadtzentrum. Nachdem die Hafenindustrie flussabwärts umgezogen war,
wurden die leerstehenden Docks zu einem Geschäftsviertel mit Wohnungen umgewandelt.
Die Umwandlung der Docklands hatte nicht nur positive Aspekte, sondern war auch mit den
Folgeproblemen der Gentrifizierung konfrontiert. Ein steiler Anstieg der Immobilienpreise
führte zu Spannungen zwischen den Neuerwerbern und der alteingesessenen DockarbeiterBevölkerung, die sich immer mehr an den Rand gedrängt fühlt. An vielen Ecken ist ein
scharfer Kontrast festzustellen, teure Luxus-Appartements stehen gleich neben
heruntergekommenen Sozialwohnungen. An diesem Beispiel ist festzustellen, dass die
Nachnutzung von historischen Produktionsstätten keine rein architektonische oder
technische Aufgabe darstellt. Ein Gesamtkonzept hat auch soziale und wirtschaftliche
Belange zu berücksichtigen, womit die Interdisziplinarität der Aufgabenlösung unterstrichen
wird.304 ABB.VIII.5.
Objekte, die produktions- und industriegeschichtliche Entwicklungsstufen aufweisen
Als Ford im Jahr 1903 seine Ford Motor Company in Detroit gründete, war der Automobilbau
noch ein Handwerk. Das Grundproblem der handwerklichen Herstellung war aber nicht zu
überwinden: Die Herstellungskosten blieben immer hoch, auch wenn größere Stückzahlen
hergestellt wurden. Fords Lösung des Problems dokumentiert noch heute den Durchbruch in
der Massenproduktion. Im Jahr 1913 eröffnete Ford die erste Fließbandfabrik, ein Vorbild für
alle, die noch folgen sollten. 305 ABB.VIII.6.
303
Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár, Budapest Gyűjtemény
www.docklands.com (2011-05-10)
305
www.forddetroit.com (2011-05-10)
304
88
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Objekte mit starkem Repräsentationscharakter
Das deutsche Parlament, der Bundestag hat in den 1980-Jahren vorübergehend in einem
stillgelegten und umgebauten Wasserwerk aus dem 19. Jahrhundert in Bonn getagt. Der
Grund war der Bau eines neuen Plenarsaales für das Deutsche Parlament. Während der
Bauzeit wurde das Pumpenhaus eines Wasserwerkes als vorübergehender Plenarsaal
umgestaltet.306 ABB.VIII.7. Dieses Beispiel zeigt eine mögliche Nachnutzung von ehemaligen
Produktionsstätten zur Unterbringung von Verwaltungseinrichtungen. Eine Möglichkeit wäre
es, Einrichtungen der Stadtverwaltung oder Werkstätten und Lager (Stadtgärtnerei) in
diesen Gebäuden unterzubringen.
Fabrikanlagen von Firmen, die für die industrielle Entwicklung der Stadt oder einer Region
eine bestimmte Rolle gespielt haben
Im Jahr 2010 wurde in Deutschland, im Bundesland Brandenburg eine Internationale
Bauausstellung (IBA) organisiert, die die Gestaltung einer zerstörten postindustriellen
Landschaft zum Thema hatte. Die Ausgangsituation war dabei Folgende: Ende des 20.
Jahrhunderts waren in dieser Industrielandschaft zwischen Berlin und Dresden 1260
Quadratkilometer Erde aufgerissen. Aus 17 Tagebauten wurden 600.000 Tonnen Kohle
gefördert und drei Millionen Tonnen Abraum aus Sand, Erde und Steinen bewegt – pro Tag,
nicht im Jahr. 130 Dörfer und Siedlungen mussten weichen, dafür waren fast 400
Quadratkilometer Landschaft mit abgelagerter Asche bedeckt und an 600 Stellen die Böden
mit Altlasten verseucht. Die Landschaft mit ihren verlassenen Tagebauten, mit ruinösen
Kraftwerken, Kokereien und Brikettfabriken gehörte zu den zerstörtesten in Deutschland.307
Eine aufwendige, rein ingenieurtechnische Sanierung hätte einen Landstrich mit
wassergefüllten Tagebaulöchern produziert, aber keine Gegend, die die Potentiale der
Landschaft freigesetzt hätte. Die IBA 2010 zeigt exemplarisch, dass mit den Elementen
„neugestaltete Landschaft“ und „historische Industriekultur“ als strukturelle und
wirtschaftsfördernde Möglichkeit zu begreifen sind, mit denen die Entwicklung einer ganzen
Region aktiviert werden können. Dabei werden die Relikte der Industriegeschichte in
gleicher Weise zum kulturellen Erbe eines Landes gezählt, wie Schlösser und Gärten, Klöster
und Herrensitze oder historische Stadtstrukturen. Dabei wurden 30 Einzelobjekte der
Industrie (darunter auch Dörfer und Anlagen) mittels eines Verbindungsnetzes aus Wegen
und Straßen zu neuartigen Landschaftsbildern einer nachindustriellen Kulturlandschaft
verknüpft. Das Ergebnis ist eine Umwandlung einer ehemaligen Industrielandschaft in eine
Kulturlandschaft.308 ABB.VIII.8.
VIII.5. Die Fassade eines Fabrikbaus
Beim Umgang mit historischen Fabrikbauten ist es gängige Praxis, das Gebäude komplett zu
entkernen und die Fassade oder Teile davon zu erhalten, um dahinter ein neues Gebäude
306
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/KW36
Pilsitz 2010b. 387-392.
308
Deutsches Architektenblatt 2010. Nr. 05.
307
89
Historische Industriearchitektur in Budapest
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mit neuer Funktion zu erstellen. Die Gründe und Argumente für diese Praxis sind hinlänglich
bekannt. Bei der Frage des Erhaltes oder gar des Denkmalschutzes bezüglich der
Gebäudehülle ist ein umfassenderes Erklärungsmodell vorzulegen. Die Fassade ist das
eigentliche visuelle Element des Gebäudes und in ständiger Kommunikation mit der
Außenwelt. Die Faktoren, die die Gestalt der Fassade determinieren, sind: das Material, die
Formgebung (d.h. der Stil) und die Massenstruktur. Dabei kann jeder dieser Faktoren für sich
oder in Kombination mit den anderen Sinnträger sein, der von den Benutzern des Gebäudes,
aber auch von Passanten visuell erlebbar ist. Das Industriegebäude Träger visueller
Botschaften sind, deren Zeichensystem von den Menschen gelesen und verstanden werden,
wurde im Industriebau früh erkannt und entsprechend eingesetzt. Die ehemalige
Tabakfabrik Yenidze in Dresden aus dem Jahr 1908/09 wurde in einem orientalisierenden Stil
errichtet und der Industrieschornstein als Minarett gestaltet. Die Fassaden wurde dabei als
Ganzes zum Übermittler von Botschaften, die in der Genussmittelindustrie vordergründig ein
Lebensgefühl vermittelt, aber im Grunde dem Ziel diente, den ökonomischen Gewinn des
Unternehmens zu erhöhen. Heute wird die unter Denkmalschutz stehende Fabrik als
Bürogebäude genutzt. Unter der Glaskuppel ist ein Veranstaltungsbereich untergebracht.309
ABB.VIII.9.
VIII.6. Definition zur Fabrikfasse als Denkmal
Es ist anzunehmen, dass die Fassade von Industriebauten grundsätzlich Träger visueller
Botschaften sein könnten, die über die oben beschriebene Funktion als Werbeträger
hinausgeht. Fassaden bieten eine Projektionsfläche zur Vermittlung unterschiedlichster
Botschaften. Günther Brandmann benutzt in seinem Werk Ikonologie der Architektur den
Ausdruck Kontemplationswert310. Damit ist das Postulat formuliert, dass über die Gestaltung
der äußeren Hülle der Fabrik der ikonologische Gestus der Architektur dieses Gebäudetyps
vermittelt wird, da von ihr eine programmatische Dimension abzulesen ist. Damit kann
einem Industriegebäude ein eigener ästhetischer Wert zugesprochen werden. Aus diesen
Zusammenhängen heraus kann folgende Definition formuliert werden, wann einer Fassade
eines Industriegebäudes eine Denkmalfunktion zu zusprechen ist:
Wenn über die Aufgabe der Fassade eines Industriegebäudes als reine Hülle hinaus, die aus
dem Grundriss bekannten Prinzipien (Typisierung, Reihung, Zentrierung) in eine ästhetische
Wirkung zu transformieren, durch einen Kontemplationswert erweitert ist, dem Gebäude
eine Bedeutung verliehen wird, die über seine zeitgenössische Entstehung hinaus geht, ist
einer historischen Produktionsstätte eine Denkmalfunktion zuzusprechen.311
309
www.yenidze.com (20011-05-10)
Brandmann 1969. 77-79.
311
Pilsitz 2012. 97-112.
310
90
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VIII.7. Zusammenfassung
Historische Industriegebäude sind nicht automatisch Altlasten. Leer stehende Fabrikgebäude
können einer neuen sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Diese Zeugen der industriellen
Vergangenheit markieren den Weg in die Gesellschaft, in der wir heute leben. Sie stellen
somit neben ihrem materiellen, auch einen kulturellen und historischen Wert dar, der zu
bewahren gilt. Dieses Bewusstsein ist in den USA und Europa längst erwacht. 312 Um diese
Gebäude vor der vollständigen Vertilgung zu bewahren, ist die Voraussetzung ein
systematisches Erforschen der noch vorhandenen Industriebauten mit wissenschaftlichen
Methoden sowie eine koordinierte Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen.
312
Winkler 1981
91
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IX. Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der
Moderne
IX.1. Historischer Industriebau und die Architektur des 20. Jahrhunderts
Der Einfluss, den der historische Industriebau auf die Architektur des 20. Jahrhunderts
ausgeübt hat, ist vielschichtig und kann nicht auf einen einzigen Faktor reduziert werden.
Um die Jahrhundertwende ist es dem Industriebau gelungen, aus den Faktoren Funktion,
Konstruktion und Form eine Einheit zu schaffen, aus der sich eine architektonische
Ausdrucksform entwickelte, die so überzeugend war, dass sie auch auf andere Baubereiche
übertragen wurde. Die unreflektierte und kritiklose Übernahme architektonischer
Erscheinungsformen des Industriebaus auf andere Baubereiche, wie dem Wohnungsbau
führten jedoch zu Fehlentwicklungen, mit deren Folgen wir heute zu kämpfen haben.
IX.2. Die Fabrik als bauliche Manifestation der Industrialisierung
Die Industrialisierung gewinnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Dynamik und
verändert die Gesellschaft tiefgreifend und unumkehrbar.313 Das wesentliche Merkmal, das
zu einer gesellschaftlichen Neustrukturierung führte, ist, dass das Einkommen nicht aus
Landbesitz, sondern aus industrieller Tätigkeit entsteht. Die Grundvoraussetzungen für das
Entstehen einer industriellen Tätigkeit sind: 314
1.
2.
3.
4.
Die Herstellung von Produkten, die sich verkaufen lassen
Ein Markt, der diese Produkte kauft
Ein leistungsfähiges Transportsystem für Roh- und Fertigwaren
Arbeitskräfte und Kapital am Produktionsort
Die große Anzahl von Einflussfaktoren sind über vielschichtige Strukturen mit einander
verknüpft, und lassen zunächst eine Kultur der Industrie entstehen, aus der im weiteren
historischen Verlauf schließlich eine umfassende Industriekultur hervorgeht.315 Die
Sozialgeschichte der Arbeit, die industrielle Massenproduktion und die urbanen Entwicklung
sind dabei einzelne Elemente dieser komplexen gesamthistorischen Entwicklung, die ihre
bauliche Manifestation in den neu entstehenden Fabriken findet. Gábor Winkler geht in
seinem Artikel Die Haupttendenzen des Historismus in der europäischen Architektur des 19.
Jahrhunderts/A historizmus főbb irányzatai a XIX. század európai építézetében auf diesen
Zusammenhang ein.316 Wie die Industrialisierung selbst, ist auch die Fabrik als räumliche
Institution ein Phänomen, das auf keine historischen Vorbilder zurückgreifen kann. Dies
könnte eine weitere Erklärung dafür sein, warum es so schwierig ist, die Entwicklung der
313
Susman 1985.
Howcroft 1998.
315
Osterhammel 2009. 909.
316
Winkler 1975. 358.
314
92
Historische Industriearchitektur in Budapest
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historischen Fabrikbauten in die allgemeine Baugeschichte einzuordnen.317 (Siehe hierzu
auch Anhang, Kapitel XVI: Begriffsbestimmungen im historischen Industriebau in Budapest,
Absatz XVI.1.) Gleichzeitig ist dieser neue Bautyp eine internationale Erscheinung.
Maschinen zur Herstellung eines bestimmten Produktes sehen in der ganzen Welt gleich aus
und produzieren auf die gleiche Weise. Deshalb kann voraus gesetzt werden, dass sich auch
die Produktionsstätten unabhängig von ihrem Standort ähneln.318 Dabei können Faktoren,
wie beispielsweise das Klima oder lokale stilistische Abweichungen in der baulichen
Gestaltung des Fabrikgebäudes einen gewissen Einfluss ausüben, der aber am eigentlichen
Wesen der Produktionsstätte nichts ändert. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum es
bis heute so schwierig ist, bezüglich der Architektur von Industrieprojekten einen regionalen
Bezug herzustellen. Von weitaus größerer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang jedoch
die grundsätzliche Aufgabe des Fabrik-, später dann des Industriebaus, Herstellungsprozesse
in dreidimensionale Baustrukturen zu transferieren. Dabei entwickeln die einzelnen
Industriezweige in Abhängigkeit ihrer spezifischen Herstellungsverfahren und
Betriebsorganisation Bautypen, die zwar nach dem gleichen Planungsprinzip der
Optimierung gestaltet wurden, aber im räumlichen Ausdruck oft gegensätzliche Ergebnisse
zeigen. Während beispielsweise bei den Produktionsstätten des Maschinenbaus eine
Tendenz zu eingeschossigen Hallen festzustellen ist, bei denen der Stützabstand und die
Spannweiten der Dächer kontinuierlich größer wurden und damit „allgemeine“, und damit
unspezifische Räume entstanden sind, ist bei den Großbrauereien die Tendenz zu einer
gegenteiligen Raumkonzeption festzustellen. Die Räume, für die einzelnen
Herstellungsphasen einer Brauerei, nämlich Mälzerei, Darre und Sudhaus, bzw. ganze
Raumgruppen, die additiv nach einander angeordnet sind, wie die Einrichtungen zum
Kühlen, Reifen und Lagern sind hochspezifisch und können kaum mit anderen Funktionen
belegt werden. Gleichzeitig findet auf dem Betriebsgelände durch das Integrieren von
Infrastruktur (Eisenbahnanschlüsse, Straße, Wege) und sozialen Einrichtungen (Kantine,
Sanitäreinrichtungen) sowie der Energieherstellung (Kessel- und Maschinenhaus) eine
Überlagerung von Funktionen statt, die an urbane Strukturen erinnert. (Siehe hierzu auch
Textband, Kapitel V, Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken) Insgesamt findet ab der
Mitte des 19. Jahrhunderts innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Jahrzehnten eine
Entwicklung statt, die ausgehend von kleinen Werkstätten, über Manufakturen und Fabriken
zu Industriebetrieben führt, die in der Regel komplexe bauliche Gesamtanlagen bilden. Mit
ihren technischen Einrichtungen, Werkstätten, Zeichensälen, Büros und Lagern wird die
Fabrik eine eigene, von Menschen gebaute Welt, deren Ziel es ist, alles dem Prozess der
Herstellung unterzuordnen.
IX.3. Die Fabrik wird zum Industriegebäude
In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts überschreitet die Entwicklung eine weitere Linie.
Zum einen haben die Produktionsstätten den baulichen Übergang von der Fabrik zum
Industriegebäude vollzogen. Auslöser für diesen evolutionären Schritt ist die Einführung
einer wissenschaftlich begründeten Betriebsorganisation in Kombination mit einer ständig
317
318
Pilsitz 2012.
Vámossy 1964.
93
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
weiter entwickelten Herstellungstechnik.319 Als direkte Folge dieser technischen
Weiterentwicklungen verkürzt sich kontinuierlich das Austauschintervall der
Produktionsmaschinen, während gleichzeitig der Gebrauchszeitraum für Fabrikgebäude auf
unverändert hohem Niveau bleibt.320 Als Konsequenz wurden die Industriebauten so
konzipiert, dass diese in ihrer räumlichen Gestaltung eine maximale Flexibilität erreichten
und eine Anpassung an die technischen und betriebsorganisatorischen Entwicklungen
ermöglicht wurde.321 Am Beispiel der Maschinenfabriken wurde dieser Zusammenhang
bereits erläutert. Voraussetzung für die bauliche Umsetzung dieser Forderungen war die
Erfindung und Einführung neuer Bautechniken und –materialien als Massenprodukte. Im
Folgenden soll auf die Begriffsbestimmungen für historische Industriebauten eingegangen
werden.
IX.4. Begriffsbestimmungen für historische Industriebauten
Im Untersuchungszeitraum waren die Begriffe für Gebäudetypen der Industrie keineswegs
eindeutig definiert. Dabei ist festzustellen, dass diese parallel zur technischen Entwicklung in
Theorie und Praxis in Abhängigkeit der jeweiligen Situation entsprechend angepasst wurden.
(Siehe Anhang, Kapitel XVI: Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in
Budapest)
IX.5. Mögliche Begriffsbestimmungen für historische Produktionsstätten
Für die Begriffsbestimmungen im Fabrikbau für den Untersuchungszeitraum zwischen 1850
und 1914 werden vom Autor folgende Festlegungen vorgeschlagen. Bei der Auswahl der
Beispiele war weniger die Dimension der Fabrik entscheidend, sondern inwieweit diese das
Erscheinungsbild eines Budapester Betriebes widerspiegelt:
Fabrik
gekennzeichnet durch:
 Hochgradige Mechanisierung
 motorisiert
 hochgradige Arbeitsteilung
 spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum
Das entscheidende Merkmal für die Entstehung der Fabrik war die Zerlegung des
Arbeitsprozesses in einzelne Teilprozesse, bei gleichzeitig konsequentem Einsatz von
319
Taylor 1911. 30-48. 57-60.
Wegeleben 1924. 3-9.
321
Pawlowsky 1989. 46-49.
320
94
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Maschinen. Diese Verbindung schuf die Voraussetzung für eine industrielle
Massenproduktion, mit der sich die Fabrik eindeutig von einer handwerklich beeinflussten
Produktion in einem Handwerksbetrieb oder einer Manufaktur abgrenzte.322 Aus der
Organisationsform des Arbeitsablaufes ließen sich die Bedingungen der Organisation des
Gebäudes ableiten. Somit können solche Bauwerke als Fabrikbauten bezeichnet werden, die
sich zur Aufnahme einer industriellen Fertigung eignen und in Abhängigkeit von den
Erfordernissen des Produktionsprozesses entwickelt wurden. Es ist zu bemerken, dass diese
Entwicklung mit einer Vielzahl von Zwischenstufen erfolgt ist, die sich aus dem
Entwicklungsgrad von Mechanisierung und Organisation und deren Kombination ergibt. Bei
einer solchen differenzierteren Betrachtungsweise ergibt sich die Notwendigkeit, zwischen
der Manufaktur und der Fabrik die Entwicklungsstufe der Proto-Fabrik einzufügen.
Besonders im Maschinenbau wird das grundsätzliche Prinzip, was eine Fabrik letztendlich
ausmacht, überaus deutlich. Im Kern ist es die Kombination zwischen Mechanisierung und
Organisation zur seriellen Herstellung von Maschinen, deren Einzelteile wiederum von
Werkzeugmaschinen hergestellt werden, die selbst wiederum von Dampfmaschinen über
Transmissionsriemen angetrieben wurden. Die Anordnung der Betriebs- und
Fabrikationsräume wurde parallel zur Mechanisierung fortlaufend straffer organisiert und
folgte dann Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend dem Herstellungsgang des Produktes, so
dass die Fabrikanlage entsprechend der Arbeitsorganisation und dem Herstellungsverlauf
gegliedert war.323 Der Begriff Fabrik, wie er in der vorgelegten Arbeit gebraucht wird, bezieht
sich im Untersuchungszeitraum allgemein auf die Erstellung von Produktionsstätten
entsprechend der oben gegebenen Definition. Die Farbenfabrik Strobentz in der Üllői út 89 –
91 zählt mit 80 Mitarbeitern (im Jahr 1890) zu den Fabriken mittlerer Größe, entspricht aber
weitgehend der obigen Festlegung.
Industriebau
gekennzeichnet durch:
 Weiterentwicklung der Fabrik zur Großindustrie
Bis zur Jahrhundertwende wird in der Fachliteratur der Begriff „Industriebau“ nirgendwo
gebraucht, wobei auch der Begriff „Industrie“ nicht eindeutig geklärt ist. Erst im Jahr 1910
erhält eine deutschsprachige Bauzeitschrift den Titel Der Industriebau.324 Erst mit der
einsetzenden Entwicklung der modernen Fabrikindustrie ab der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zur Großindustrie, ist um die Jahrhundertwende der Begriff „Industriebau“ im
heutigen Sinn für Gebäude und Anlagen entstanden. Der Industrieplaner Bruno Bauer
definiert den Industriebau und sein Planungsprogramm wie folgt: „Ein Industriebau ist ein
Gebäude, in dem die Waren, die darin erzeugt werden sollen, am rationellsten hergestellt
werden können.“325 Damit hat das Fabrikgebäude nicht nur die Aufgabe, vor Wind und
Wetter zu schützen, sondern Betriebsvorgänge untereinander zu verbinden. Darüber hinaus
definiert Bruno Bauer einen Industriebau wie folgt: „Der Industriebau ist Stein und Eisen
322
Müller-Wiener 1973.
Mislin 2002.174.
324
Industriebau 1910.
325
Bauer 1916.
323
95
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gewordenes Betriebsdiagramm“. Der US-Amerikaner F.W. Taylor hat gegen Ende des 19.
Jahrhunderts mit seinen Untersuchungen zur Steuerung von Produktionsprozessen die
theoretischen und betriebsorganisatorischen Grundlagen für die Weiterentwicklung der
Fabrik zur Großindustrie geschaffen. Taylor war davon überzeugt, dass Management, Arbeit
und Unternehmen mit einer rein wissenschaftlichen Herangehensweise optimieren werden
können. Taylors Ideen wurden auch im nichtamerikanischen Ausland rasch aufgegriffen.
Bereits im Jahr 1907 erschien sein Standardwerk „Shop Management“ in Frankreich und
man machte sich bei Michelin und Renault daran, nach den Vorgaben zu arbeiten.
Gleichzeitig werden auch deutsche und niederländische Ausgaben von Shop Management
veröffentlicht.326 Beispielsweise gehört die Maschinenbaufirma Láng in der Váci út zu den
Betrieben, die sich von einer kleinen Fabrik zu einem größeren Industriebetrieb des
beschriebenen Musters entwickelte.
IX.6. Konflikt zwischen Funktion und Fassade
Gleichzeitig wird die Gestaltung von Produktionsstätten von den Architekten als Aufgabe
angenommen. Die Gründe hierfür und die Bedeutung dieser Feststellung für die Architektur
im Allgemeinen sollen im Folgenden beschrieben werden. Um aus der zeitlichen Distanz
heraus das Verhältnis der allgemeinen Baugeschichte zur Entwicklung der Fabrik-, bzw.
Industriebauten deutlich zu machen, sollen aber zunächst die grundsätzlichen
Rahmenbedingungen der Architektur im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts skizziert
werden. Das grundsätzliche Problem der Architektur bestand darin, dass trotz der
Bemühungen einzelner kein zukunftsweisender Weg gefunden wurde, um den in die
Vergangenheit gerichteten Historismus mit seinem Pathos zu überwinden. Die Forderung
nach konsequenter Durchführung materialgerechten Bauens und entsprechender
Formgebung wurde ab den 1870-er Jahren in einer Artikelserie in der „Deutschen
Bauzeitung“ debattiert.327 In der Einführung neuer, durch die Industrialisierung entstandener
Gebäudetypen in urbane Strukturen zeigt sich die Problematik deutlich. Die großen
Baumassen, die räumlichen Dimensionen und die technischen Anforderungen machten
einen Kompromiss zwischen Bautechnik und der architektonischen Gestaltung notwendig.
Diese Feststellung gilt nicht nur für historische Fabriken, sondern für historische technische
Bauten im Allgemeinen, wie dies von Mihály Kubinszky exemplarisch für den technischenund kulturhistorischen Wert der historischen Bahnhofsgebäude thematisiert wird. Dieser
Zusammenhang ist deshalb von Bedeutung, weil sich gerade in der Einführung dieser neuen,
durch die Industrialisierung entstandenen Gebäudetypen in urbane Strukturen die
Problematik zeigt, in der sich die Architektur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
befand. Damit die Bahnhöfe ihre Funktion als technische Bauten erfüllen konnten, wurden
leistungsfähige Konstruktionen benötigt. Dafür wurden weitgespannte Hallen entwickelt,
deren Konstruktionsprinzipien später auch bei Bauten für die Produktion angewendet
wurden. Die Forderung lautete nach fortschrittlicher Technik, die aber nach außen hin als
solche nicht zu erkennen sein sollte. Ein richtungsweisendes Beispiel hierfür ist die
Bahnhofshalle von St. Pancras in London (Architekt George Gilbert Scott, Baubeginn
326
327
Taylor 1911.
Deutsche Bauzeitung 1870. 215.
96
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1864),328 ABB.IX.1; ABB.IX.2; die mit einer Spannweite von 74,00m und einer Länge von
200,00m das damals größte Dach der Welt hatte. Die innovative Stahl- und Glaskonstruktion
wurde zum Vorbild für unzählige Bahnhofshallen in der ganzen Welt.329 Die Konstruktion des
Ingenieurs Barlow wurde von den Entscheidungsträgern der Stadt akzeptiert, das davor
liegende Empfangsgebäude dagegen wurde in einer neogotischen, das heißt in einer
sogenannten „angemessenen“ Architektur gebaut. In den folgenden Jahren erhielt die
überwiegende Mehrzahl von rational konstruierten Hallen der Bahnhöfe (als technische
Bauten) und Fabriken historisierend gestaltete Kopfbauten.330. Das Beispiel der ab dem Jahr
1894 errichteten Werkhallen der Ersten Ungarischen Schraubenfabrik/Első Magyar
Csavargyár (EMCS) in Budapest, zeigt, das dieser architektonische Konflikt selbst 25 Jahre
nach St. Pancras nicht gelöst war.331 Die Werkhallen der EMCS gehörten zu den modernsten
Produktionsstätten für Werkzeugmaschinenbau in Ungarn. Die Sheddachhallen wurden in
einer kompromisslosen Konstruktion aus Stahl und Glas errichtet. Aber auch bei dieser Halle
wurde nicht der Versuch gemacht, die moderne Bautechnik nach aussen gestaltbestimmend
einzusetzen. Stattdessen wurde der Halleneingang an der Stirnseite zur Váci út hin in einer
massiven Backsteinkonstruktion gestaltet, der mit seinen beiden Türmen an ein
mittelalterliches Stadttor erinnert.332 Die in die Vergangenheit gerichtete Gestaltung und
Materialwahl dieses repräsentativen Gebäudeteiles lassen Raum für eine Vielzahl von
Erklärungsmodellen und Theorien. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass damals die
konservative Fassadengestaltung noch immer ein Widerspruch zu den darin produzierten
modernen Produkten und deren Herstellungstechnik darstellte. Sigfried Giedion formuliert
das Problem in Worten seiner Zeit: Die Konstruktion hat im 19. Jahrhundert die Rolle des
Unterbewusstseins. Nach aussen führt es, auftrumpfend, das alte Pathos weiter, unterirdisch,
hinter Fassaden verborgen, bildet sich die Basis unseres heutigen Seins.333 Ein weiterer
entscheidender Faktor, der zu dieser Gesamtentwicklung führte, war, dass die Architektur
hierarchisch unterteilt war, in eine sogenannte „große Architektur“, zu der Paläste, Kirchen,
Museen und Theater gehörten und in „andere Bauten“, zu denen unter anderem der
Wohnbau gezählt wurde. Neue Bauaufgaben wie Kaufhäuser und Verwaltungsgebäude
waren irgendwo zwischen diesen beiden Kategorien angesiedelt. Ein typisches Beispiel ist
das erste ungarische Kaufhaus Párisi Nagy Áruház in Budapest, das zwischen 1910 und 1911
errichtet wurde. Siklay Zsigmund verwendet eine moderne Skelettkonstruktion in
Eisenbeton, die er in abgewandelter Form auch für seine Industriebauten einsetzte. 334
Dagegen wurden Produktionsstätten zu Beginn der Entwicklung grundsätzlich nicht als
Aufgabe für Architekten angesehen. Es handelte sich bei Fabriken lediglich um sogenannte
„Zweckbauten“ und somit um untergeordnete Bauaufgaben. Die Planung wurde deshalb
nicht selten von Ingenieuren erledigt, die mit den technischen und betrieblichen Abläufen
der Firma bestens vertraut waren und die Produktionsstätte möglichst wirtschaftlich zu
errichten hatten. Gleichzeitig wurde die Interdependenz zwischen Produktionsstätte und
Arbeitsplatz, d.h. die ergonomischen, physiologischen und sozialen Rahmenbedingungen in
den meisten Fällen einfach ignoriert. Aus diesem Zusammenhang heraus wurde der
328
Foto Martin Pilsitz
Császár 1978.
330
Kubinszky 1961. 109-165.
331
Bencze 2006.
332
Panofsky 1994. 207-225.
333
Giedion 1928. 3.
334
Magyar 2011. 387.
329
97
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allgemeine Schluss gezogen, dass Fabrikbauten bereits von ihrem Ansatz her keine
Architektur sei, sondern lediglich Gehäuse, die neue Technologien und wertvolle Maschinen
vor Wettereinflüssen zu schützen hatten.
IX.7. Industriebauten mit architektonischer Qualität
Aber gerade die Tatsache, dass es sich beim Fabrikbau nach allgemeiner Auffassung um
einen architektonischen Nebenschauplatz handelte und keine Beziehung zu anderen
traditionellen Bauaufgaben hatte, erwies sich als Ausgangspunkt für die Entfaltung
innovativer Gestaltung. Das Fabrikgebäude war architektonisch Terra incognita und von den
bis dahin gültigen Architekturtheorien völlig unbelastet. Ohne Vorbildern aus der
Vergangenheit verhaftet zu sein, konnten mit den drei Elementen Funktion, Konstruktion
und Form neue Konzepte entstehen. Erfindungen in der Bautechnik und neue
Baumaterialien mit einer hohen Leistungsfähigkeit förderten diese Entwicklung.335 Der
industrielle Gesamtherstellungsprozess, der teilweise in eine große Anzahl von Teilprozessen
unterteilt war, bildete oft komplexe Strukturen, die betrieblich organisiert und in einen
optimierten Raumplan baulich umgesetzt werden mussten. Damit bestand die Funktion des
Industriegebäudes in erster Linie nicht im Schutz vor Wettereinflüssen, sondern in der
Verknüpfung von Betriebsvorgängen.336 Der österreichische Architekt Bruno Bauer (18801938) hatte ein umfassendes Verständnis für die Funktion des Industriebaus und formulierte
im Jahr 1916 die komplexe Bauaufgabe wie folgt: Der Industriebau ist ein in Stein und Eisen
gewordenes Betriebsdiagramm.337 Herstellungstechnische und betriebsorganisatorische
Abläufe effizient zu organisieren und in einem Gebäude optimal anzuordnen war eine bis
dahin nicht bekannte Bauaufgabe, die in ihrer Folge direkt zu neuen Bauformen führte.
Förderlich war, dass sich die Ingenieure auf die Lösung des eigentlichen Problems
konzentrierten und ausgehend von der Funktion nach einer effizienten, d.h. ökonomisch
sinnvollen Konstruktion strebten. Diese Annährung führte zwangsläufig zu Bauformen ohne
falsche Kompromisse. Ohne sich mit den Formproblemen des Historismus zu beschäftigen,
eröffnete der Industriebau einen anscheinend grenzenlosen gestalterischen Freiraum. Diese
neuen, innerhalb eines kurzen Zeitraumes entstandenen neuen Formen waren radikal und
provokativ, was sich als wichtiger Ausgangspunkt für die Architektur des 20. Jahrhunderts
erweisen sollte. Es überrascht deshalb nicht, dass sich die kreativsten Architekten von der
Aufgabe angezogen fühlten. Peter Behrens (AEG Turbinenhalle in Berlin, 1909), Walter
Gropius (Fagus-Werke in Alfeld, 1911) und Hans Poelzig (Chemische Fabrik in Luban, 1911)
sind die bekanntesten (aber bei weitem nicht die einzigen) Architekten, die den Bau von
Produktionsstätten als Architekturaufgabe annehmen und mit ihren Beiträgen die Grenzen
des gestalterischen Freiraumes ausloteten. Befreit von überkommenen Vorstellungen und
Traditionen bot der Industriebau die Möglichkeit richtungsweisende Experimente zu wagen.
Dabei sind die unterschiedlichen Architekturauffassungen dieser Persönlichkeiten
hinreichend bekannt, die wiederum zu einem breiten Ansatz bei den Interpretationen und
Lösungen führten. Im Grundsatz herrschte jedoch darüber Einigkeit, dass Industriegebäude
335
Bannister 1950. 231-246.
Georgeacopol 1998. 21.
337
Bauer 1916
336
98
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Martin Pilsitz
in Zukunft ohne falsche gestalterische Kompromisse nach Außen zeigen sollten, welche
Funktionen sie in ihrem Innern erfüllen. Mit diesem Lösungsansatz war die seit Langem
bestehende Forderung, dass das Äußere des Gebäudes, d.h. die Fassade mit dem Grundriss
in Harmonie zu bringen ist, erfüllt.338 Die Fabrikbauten der Zukunft sollten nicht mehr nur
durch ihre große Anzahl und die enormen baulichen Dimensionen beeindrucken, mit denen
sie ganze Städte und Landstriche veränderten, sondern auch durch ihre architektonische
Qualität. Das Ziel war es, neben den funktionalen, auch die architektonischen
Qualitätsmerkmale dieses Bautyps weiter zu entwickeln. Hans Poelzig argumentierte in
diesem Zusammenhang über den modernen Fabrikbau im Jahr 1911 wie folgt: Der Architekt
aber, der zur ästhetischen Durcharbeitung eines Fabrikbaus oder Ingenieurbaus überhaupt
herangezogen wird, oder aber ihn mit der ohne Hilfe von Spezialingenieuren selbst gestalten
soll, muss sein größtes Verdienst im Verzicht auf alle Zufälligkeiten, auf alle dekorativen
Bizzarereien erblicken. Unsere Zeit findet in den großen wirtschaftlichen Nutzbauten den
vollkommensten Ausdruck, sie sind die eigentlichen Monumentalaufgaben der heutigen
Architektur. Wenden wir die technisch vollkommenste und wirtschaftlich vorteilhafteste
Bauart an, und hüten wir uns, ihr Formen aufzunötigen, die einer veralteten
Konstruktionsweise entlehnt sind.339 Diese Konzeption übte auf die Entwicklung der
Architektur im Allgemeinen einen nachhaltigen Einfluss aus. In der Retrospektive zeigt sich,
das der Industriebau der „Moderne” nicht ausgewichen ist, sondern vielmehr deren
eigentlicher Wegbereiter war. Aus diesem Zusammenhang heraus wird die Bedeutung der
Industriearchitektur am Anfang des 20. Jahrhundert für die Gesamtentwicklung deutlich.
IX.8. Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen
Am Beispiel des Neubaus einer Malzfabrik der Brauerei Haggenmacher in Budapest soll der
Entwicklungsstand im Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg dargestellt werden. Das
Ingenieurbüro Miller und Hetzel in München wurde im Jahr 1909 von der Brauerei
Haggenmacher mit der Planung für den Neubau einer Mälzerei beauftragt. Die Mälzerei mit
angeschlossener Darre war als komplexe Anlage konzipiert, in der die funktionale Abfolge
(von der Anlieferung der Gerste bis zum Abtransport des Braumalzes) streng den
aufeinander folgenden Arbeitsschritten folgte. Mit einem Gesamtaußenmaß des Gebäudes
von 90,23m x 41,02m und vier übereinander liegenden Malztennen gilt diese Anlage als
größerer Betrieb. Über den Malztennen waren vier weitere Geschosse Gerstenlager und ein
Wassertank (1,50 Millionen Liter) angeordnet. Für eine mögliche spätere Erhöhung der
Produktion war von Anfang an die Möglichkeit für eine Erweiterung vorgesehen. Die Anlage
verfügte über moderne technische Einrichtungen, wie beispielsweise Vakuumpumpen. Die
Grundrissform des Tennengebäudes war ein langes Rechteck, was für Mälzereien
grundsätzlich als Regel gilt. Im Falle der Mälzerei Haggenmacher war das Tennengeschoss in
Längsrichtung in 4 Felder mit einer Spannweite von je 7,00m aufgeteilt. Ein Feld hatte eine
Länge von fast 55,0m. Daraus ergibt sich für ein Tennengeschoss eine Grundrissfläche von
1.540m2. Die Lastabtragung wurde mit einer Skelettkonstruktion aus Stützen und
Balkenkonstruktion in Stahlbeton sichergestellt. Der Entwurf ist aus der Gebäudefunktion als
338
339
Boulée 1985. 178-180.
Poelzig 1911. 100-106.
99
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Mälzerei heraus gestaltet. Der Lösungsansatz der Bauaufgabe, der auf einer Synthese von
Funktion, Konstruktion und Form beruht, spiegelt sich im äußeren Erscheinungsbild wider,
die mit dem Begriff funktionale Ästhetik beschrieben werden kann. Die Fassade ist klar
gegliedert und setzt sich aus einfachen geometrischen Grundelementen zusammen, wobei
das dominierende Wandmaterial Klinker ist, der vor Ort hergestellt wurde und als
Massenartikel günstig war. Der obere Abschluss bildet ein zusammengesetzes Satteldach,
das im mittleren Gebäudeteil giebelseitig angeordnet ist. Durch den ökonomischen Umgang
mit Material und Form strahlt das Gebäude eine Sachlichkeit aus, die von großer
Überzeugungskraft ist. Am Beispiel dieses Gebäudes wird die für den Industriebau kurz vor
dem 1. Weltkrieg allgemein gültige Ästhetik des Funktionalismus deutlich, die anscheinend
völlig befreit ist von ideologischen oder willkürlichen Gestaltungsparadigmen. Der Gedanke
der Teilung der Funktionen findet sich sowohl in der Trennung von Tragstruktur und Fassade,
als auch in Bezug auf die Geschosshöhe der einzelnen Bereiche wider. Diese Neubewertung
von Funktion und Konstruktion, die zu einer Formensprache führte, die bis dahin nicht
bekannt war, ist der Ausgangspunkt für den Einfluss, den der Industriebau auf die
Gesamtentwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert ausübte.
IX.9. Korrelation zwischen der Entwicklung des Industriebaus und der Moderne
Im Folgenden soll die Korrelation zwischen der Entwicklung des Industriebaus und der
Moderne dargestellt werden, wobei der Rahmen der vorgelegten Arbeit lediglich eine
fragmentarische Annährung zulässt. Bereits vor dem 1. Weltkrieg untersuchten
avantgardistische Architekten die Möglichkeit, die Rationalisierungsprinzipien des
Industriebaus auf die Architektur im Allgemeinen zu übertragen. Die Vorfertigung im
Bauwesen sollte eine neue Architektur ermöglichen. Die Prinzipien der Rationalisierung des
Raumes und der kurzen Wege, die in der Fabrik zur Anwendung kamen, wurde auf den
Wohnungsbau übertragen.340 Als sich beispielsweise Walter Gropius nach seiner Tätigkeit bei
Behrens im Jahr 1910 selbständig machte, legte er dem Vorstand der Firma AEG ein
Memorandum mit seinen Gedanken zur Massenproduktion von Häusern und Einrichtungen
vor. Ein Jahr später baute er die Fagus-Werke in Alfeld. Für die Ausstellung des Deutschen
Werkbundes in Köln im Jahr 1914 errichtete Gropius gemeinsam mit Adolf Meyer eine
Musterfabrik samt Bürogebäude, das die neuen Prinzipien in der gleichen Weise betonte,
wie die Faguswerke.341 An diesen Fabriken, die bereits vor dem 1. Weltkrieg errichtet
wurden lässt sich die Wechselwirkung zwischen der Konstruktion und einer eigenständigen
Architektur für Industriegebäude im wesentlich wie folgt zusammenfassen:
1.
2.
3.
4.
Volle Sichtbarkeit einer vor allem auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Konstruktion
besonderer konstruktiver Aufwand zur natürlichen Belichtung großer Flächen
große Spannweiten von Dach- und Deckenkonstruktionen
Die Bauten erhalten mit offen sichtbaren Installations- und Gerätetechnik einen
340
Fehl 1995.
Gropius hatte bereits mehrere richtungsweisende Industriegebäude realisiert, bevor er 1919 das Bauhaus
gründete. Es kann vorausgesetzt werden, dass die Erkenntnisse aus dem Industriebau das Bauhaus wesentlich
mitgeprägt haben und auch auf diesem Weg Einfluss auf die Moderne in der Architektur genommen hat.
341
100
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5.
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Maschinencharakter.
Zweckmäßigkeit und Ökonomie als Prinzip: unverdecktes Nebeneinander der
Konstruktion, des Materials und des Baukörpers
Le Corbusier, ist, wie Gropius während seiner Tätigkeit bei Behrens in Berlin, mit dem
Industriebau in Berührung gekommen, was vermutlich einen starken Einfluss auf seine
Denkweise und späteren Projekte ausübte. Corbusier erhielt 1914 ein Patent auf das
zusammen mit dem Ingenieur Max du –bois entwickelte Bausystem Domino zur industriellen
Serienfertigung von Häusern in Stahlbeton- Skelettbaueise in vorgefertigten Teilen. Eine
Weiterentwicklung dieser Idee für eine neue Architektur ist das Typenhaus Citrohan in der
Weißenhofsiedlung, Stuttgart, 1927. Die Idee war, ein Haus wie ein Auto zu entwerfen eine
Wohnmaschine:342 Wir werfen bewusst hergebrachte Konventionen in Lebenshaltung und
Wohnen ab. Es zeigt sich ein neuer Lebenswille, welcher Ausdruck sucht in Wohnung, Staat
und Kunst. Ohne diesen Kollektivwillen wäre die hinweisende Arbeit großer Männer und
Architekten zwecklos. Ihre Aufgabe besteht darin, die pulsierenden Kräfte breiter Massen
zusammenzufassen und ihnen eine Richtung zu geben. Diese Richtung heißt einmal Stil
unserer Zeit. Uns interessiert das Motorische unserer Zeit und nicht die Philosophie ihres Stils.
Das Spiel mit ästhetischen Auffassungen historischer Zeiten befriedigt uns nicht mehr. Wir
bilden uns eine eigene Formensprache und eine eigene Ästhetik. Wir schulen unser
Formgefühl an den reinen Zweckformen der Technik und Industrie. Das sind die Kinder
unseres Geistes. Anerkennen wir sie, so eröffnen sich uns neue Schönheiten. Schönheiten
adeln.343
IX.10. Die Entwicklung der Industriearchitektur nach dem 1. Weltkrieg
Die Industrieentwicklung nach dem 1. Weltkrieg ist durch eine weitere Steigerung der
Produktivität in den Fabriken gekennzeichnet, die auf maximale Stückzahlen zu minimalen
Herstellungskosten ausgelegt war. Dabei war die Massenproduktion der Schlüsselfaktor für
den wirtschaftlichen Erfolg.344 Durch Anwendung einer wissenschaftlich begründeten
Betriebsführung, die ständig weiterentwickelt wurde, wird die Produktion weiter
rationalisiert.345 Die Forderungen an einen optimierten, das heißt einen möglichst kurzen
und effizienten Herstellungsprozess wurden auch auf die Errichtung von Fabrikgebäude
übertragen. Die Räume wurden mit dem Ziel durchrationalisiert, dem Produktionsprozess
optimal zu entsprechen. Im Grunde wurden die optimierten Produktionsmethoden aus der
Serienherstellung auf die Errichtung von Industriebauten übertragen. Mittels Vorfertigung
von Bauelementen sollte die Errichtungszeit minimiert werden. Als Konsequenz werden im
Industriebau Normung, Vorfertigung und Montagebau eingeführt. Damit war das
industrialisierte Bauen erfunden, allerdings mit dem primären Ziel, Industriebauten zu
erstellen. Dabei stellt die Vorfabrizierung und die Normung von Bauelementen zunächst eine
technische Entwicklung dar, die kurze Bauzeit dagegen eine organisatorische und
342
Corbusier1928.
Roth 1977. 25.
344
Mendner 1975.
345
Tayler, Frederick Winslow (1856-1915): Taylorismus, Ford, Henry (1863-1947): Fordismus
343
101
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ökonomische. In der weiteren Entwicklung bis Ende der 1920-er Jahre führte zuerst in den
USA die Forderung nach Konzentration von Industrie zu einer Zentralisierung von
Industriestandorten. Um einer vorwiegend horizontalen Herstellungsabfolge auch baulich zu
entsprechen, wurden großdimensionierte Flachbauten errichtet.346 Dies war in
Flächenstaaten, wie den USA relativ einfach zu verwirklichen, weil dort Grundstücke mit
entsprechender Größe und günstigen Preisen zur Verfügung standen.347 Diese Entwicklung
schwappte nach Europa über. Ohne sich über die Grenzen des Sinnvollen Gedanken zu
machen, wurden in der weiteren Entwicklung Elemente der Industrieherstellung und des
Industriebaus, wie kurze Wege, optimierte Abläufe sowie die Vorfertigung von
Bauelementen in Serie, großdimensionierte Bauten und das Flachdach kritiklos auf andere
Bereiche des Bauens, wie den Wohnbau, übertragen.348 In diesem Zusammenhang ist ein
Artikel von Ernst May in der Zeitschrift DAS NEUE FRANKFURT aus dem Jahr 1930 sehr
aufschlussreich, in dem er ausführlich über die Wohnungsbautätigkeit in Frankfurt zwischen
1924 und 1929 berichtet.349 Mays Überzeugung, dass die Normierung am Bau und die
Plattenbauweise für den Wohnungsbau die Lösung überhaupt ist, spiegelt den damaligen
Zeitgeist wider.350 Eine ähnliche Auffassung vertrat zur etwa gleichen Zeit H. Craemer
(Berater beim Hochbauamt Frankfurt und Dozent an der Kunsthochschule): Es muss zu
denken geben, dass der Industriebau, und zwar nicht nur der Eisenbau, sondern auch der nur
wenige Jahrzehnte alte Eisenbetonbau, seit langem seine endgültige Erscheinungsform
gefunden hat. …Die Konstruktion dieser Bauwerke benötigt zu viel exakte Wissenschaft, als
dass die Modeströmungen unterworfen sein könnte….Auch die Werke es Architekten sind
heute überwiegend Zweckbauten; besonders der Wohnungsbau, der heute die Erfüllung
höchster Zweckmäßigkeit bei allergeringsten Mitteln erfordert, kommt diese Eigenschaft in
noch höherem Maße als dem Industriebau zu… .351 Die bekannten negativen Folgen, wie
beispielsweise Monotonie durch Einsatz von vorgefertigten Bauelementen gleicher
Dimension in großer Stückzahl, sind aber ursächlich nicht im Industriebau selbst begründet
und stehen auch nicht in Verbindung mit der erläuterten avantgardistischen Architektur,
sondern in der Tatsache, dass die architektonische Ausdrucksform des in der Zeit um den 1.
Weltkrieges revolutionär erscheinenden Industriebaus unreflektiert und ohne jede Kritik auf
andere Bereiche des Bauens übernommen wurde. Diese Negativentwicklung verstärkte sich
nach dem 2. Weltkrieg durch große Bauvolumen im Wohnungsbau weiter und führte an
vielen Orten zu trostlosen Wohnbezirken.352
IX.11. Reflexion in der Kunst
Die avandgardistischen Kunstrichtungen reagieren mit Reflexion auf diese Entwicklungen.
Die gegenseitige visuelle Einflussnahme zwischen der Industriearchitektur vor allem mit dem
346
Trambauer 1928. 192.
Carstensen 1988. 31-39
348
Körner 2004.
349
Kahnweiler 1920.
350
May 1930. 21-70.
351
Craemer 1929. 1-5.
352
Körner 2006.
347
102
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Kubismus und Konstruktivismus ist hinreichend bekannt.353 Selbst das Layout der Zeitschrift
DAS NEUE FRANFURT lässt diesen Einfluss erkennen. Im Folgenden soll auf die weniger
bekannten Wechselwirkungen mit der Musik eingegangen werden.
IX.11.1. Bruitismus
Die Bewegung der Maschinen und Fahrzeuge verursacht eine ständige künstliche
Lärmkulisse, die es in der Menschheitsgeschichte so nie gegeben hat. Der Bruitismus als
Musikrichtung reagiert auf dieses neue Phänomen und versucht durch Einbeziehen von
Maschinengeräuschen in die Kompositionen die technische Welt abzubilden. 354 Im Jahr 1923
komponiert Arthur Honegger sein Musikstück Pacific 231. Dieser Titel verweist auf eine
Lokomotive vom Typ Pacific mit der Bezeichnung 231. Honeggers eigene programmatische
Erläuterung zu seinem Musikstück lautet: Was ich in „Pacific 231“ suche ist ... die
Wiedergabe eines optischen Eindrucks ... durch ein musikalisches Werk: ... die stillstehende
Maschine, die Anstrengung der Abfahrt, ... die Zunahme der Geschwindigkeit ... . Honnegers
Werk ist als Interpretation des abstrakten Prinzips Bewegung zu verstehen.
Ein Beispiel für diese Wechselwirkung in die entgegengesetzte Richtung, nämlich die
Umsetzung einer sinnlichen Wahrnehmung in einen industriellen Vorgang wird durch die
Große Symphonie der Fabriksirenen belegt. Während der Große Symphonie der Fabriksirenen
am 20. August 1920 in Leningrad355 stanzte eine Maschine im Takt der Fabriksirenen
Notenlettern aus einer 18 mm starken Stahlplatte und übertrug damit die Musik von außen
nach innen.356
IX.11.2. Bewegung verändert die Wahrnehmung
Der italienisch-schweizerische Futurist Alberto Sartoris gehört mit seiner Architekturtheorie
zwar nicht zu den Persönlichkeiten, die im Untersuchungszeitraum Einfluss auf die bauliche
Entwicklung von Fabriken ausgeübt hat, aber das von ihm beschriebene Phänomen der
Bewegung in der Architektur ist von grundsätzlicher Bedeutung für diese Zeit. 357 Das in der
Industrialisierung aufkommende physikalische Phänomen der Bewegung verändert
grundsätzlich die Wahrnehmung des Raumes. Beispielshaft hierfür ist die Einfahrt eines
Zuges in einen überdachten Bahnhof, bei dem sich die perspektivische Wahrnehmung des
Reisenden fortlaufend verändert. 358
353
Kahnweiler 1920.
Um das Jahr 1910 innerhalb des Futurismus entstandene Richtung der Musik, die zur künstlerischen
Abbildung der technischen Welt Geräusche in Kompositionen einbezieht. http://www.enzyklo.de/lokal/42134
(2012.12.17)
355
heute Sankt Petersburg
356
http://www.museumderunterhoertendinge/dinge_1999/noten/noten.htm (2012.12.15)
357
Sartoris 1932.
358
Die Bewegung in der Architektur als ästhetische Erfahrung war bereits in der Gotik Anlass zahlreicher
Überlegungen, wonach sich im 19. Jahrhundert Viollet-le-Duc erneut mit theoretischen Ideen zum Thema
befasste. Die theoretische und praktische Auseinandersetzng zu Bewegung und Architektur lassen sich
schliesslich bis hin zu den Verkehrsbauwerken des spanischen Architekts Calatrava nachweisen.
354
103
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IX.12. Zusammenfassung
Seit 1850 ist im Fabrikbau eine kontinuierliche Entwicklung festzustellen, die Anfang des 20.
Jahrhunderts in den Industriebau übergegangen ist und in Zukunft in der emissionsfreien
Fabrik ihren vorläufigen Abschluss finden wird.359 Der Industriebau hat zu Beginn seiner
Entwicklung durch die Neubewertung der Faktoren Funktion und Konstruktion den
Historismus überwunden und eine neue Formensprache hervorgebracht, die so
überzeugend war, dass sie von Architekten der Avantgarde aufgenommen und zum
Wegbereiter der Moderne wurde. Die unreflektierte und kritiklose Übernahme
architektonischer Erscheinungsformen des Industriebaus auf andere Baubereiche, wie dem
Wohnungsbau führten jedoch zu Fehlentwicklungen, mit deren Folgen wir heute zu kämpfen
haben.360
Ω
359
360
www.fabrikderzukunft.at/fdz_pdf/broschuere_projektbeispiele.pdf (2012.08.30)
Ferkai 2005.
104
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Bauer 1916
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Behrend 1900
Beierl 2012
Beluszky 2005
Bencze 1963
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Bender-Hensel-Schüttpelz 2007
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Berend-Ránki 1961
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Harcos 1973
Hassler-Kierdorf 2000
Hausszmann 1875
Hennicke-Hude 1875
Heun 1777
Hirsch 2000
Hoffmann 2004
Horváth 1840
Horváth 2001
Howcroft 1998
Huber 1901
Industriebau 1910
Industriebau 1916
Jockers 1991
Jung 2005
Kahn 1889
Kahnweiler 1920
Kalmár-Kiss 2009
Kammerer 1985
Kaufmann 1952
Kiállitási Kalauz 1885
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Komárik 1993
Korányi-Szeles 2005
Kovács 2006
Kozmáné 2004
Körner 2004
Kövér 1993
Krappweis 2014
Kubinszky 1961
Kubinszky 1998
Kunze 1983
Kunze 2007
Kunz-Schneller 1992
Leyser 1900
Lukács 1998
Lukács 1993
Magyar néprajzi lexikon 1979
Magyar Pályázatok 1907
Magyar 2011
Marquard 2000
Maschinen-Construkteur 1880
May 1930
März 1963
Mendner 1975
Meyers 1926.
Michailich-Haviár 1966
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Mislin 2002
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Németh 1999
Neuhofer 1989
Nöthling 1896
Nyárády 1962
Palóczi 1894
Panofsky 1994
Pawlowsky 1989
Pevsner-Honour-Fleming 1987
Possaner 1893
Prakfalvi 2001
Penn 1981
Pieper 1994
Pilsitz 2010a
Pilsitz 2010b
Pilsitz 2011a
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Pilsitz 2013b
Pilsitz 2014
Pilsitz 2015
Plank 2001
Poelzig 1911
Roth 1977
Pounds 1990
Preisich 1968
Rank 1962
Rauschenbichler 1976
Rados 1958
Rázga 1954
Rázga 1942
Roth 1976
Révai 1913
Ricken 1994
Rödel 1986
Ruppert 1983
Sartoris 1932
Scheffler 1867
Sevin 1944
Schieder 2004
Siki-Tóth-Zsiga 1997.
Stieglitz 1792
Sobó 1898
Sobó 1899
Statisztikai Évkönyve 1894
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Otto Wagner: Die Baukunst unserer Zeit. Wien. 1914. (Reprint Metroverlag
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
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Gábor Winkler: Metodikai útmutató az elmúlt 100 év építészeti emlékeinek
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Zelovich 1922
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felső oktatás története. Budapest. 1922.
113
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Abkürzungsverzeichnis
ABB
AG
allg.
Aufl.
Ausst.
Bd.
BFL
BME
Bp.
DAB
DAM
d.h.
DMT
Diss.
dtsch.
EMCS
EMRS
Fa.
Jg.
MW
Rt.
TH
TU
ung.
usw.
z.B.
Vol.
ZÖIAV
Abbildung
Aktiengesellschaft
allgemein
Auflage
Ausstellung
Band
Budapest Főváros Levéltára/Hauptstädtisches Archiv Budapest
Budapest Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem/Technische und
wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest
Budapest
Deutsches Architektenblatt
Deutsches Architekturmuseum
das heisst
Dreher Museum Planarchiv
Dissertation
deutsch
Első Magyar Csavargyár/Erste Ungarischen Schraubenfabrik
Első Magyar Részvény Serfőzde Rt./Erste Ungarische Aktienbrauerei
AG
Firma
Jahrgang
Mauerwerk
Részvény társaság/Aktiengesellschaft
Technische Hochschule
Technische Universität
ungarisch
und so weiter
zum Beispiel
Volume
Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins
114
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Bibliotheken und Archive
Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár
Szabó Ervin tér 1
1088 Budapest
Országos Széchényi Könyvtár
Szent György tér 4-5-6
1014 Budapest
Budapesti Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem
Országos Műszaki Információs Központ és Könyvtár
Budafoki út 4-6
1111 Budapest
Budapest Főváros Levéltára
Teve utca 3-5
1139 Budapest
Dreher Sörgyárak Zrt.
Dreher Magyarország Kft.
Dreher Museum, Archiv
Jászberényi út 7-11
1106 Budapest
MÁV Szolgáltató Központ ZRT. Archivum
MÁV Központi Irattár
Nyugati pu.
Budapest XIII. ker.
Újpesti Helytörténeti Gyűtemény
Berda József u. 48.
1043 Budapest
Kőbányai Helytörténeti Gyűtemény
Halom utca 37
1105 Budapest
115
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Gräfliches Hofbrauhaus Freising GmbH
Planarchiv
Mainburger Straße 26
D- 85356 Freising
Technische Universität Wien
Fakultät für Architektur
Institut für Bauforschung und Denkmalpflege
Abteilung Denkmalpflege und Industriearchäologie
Abteilungsbibliothek
Technische Universität Berlin
Fakultät VI. Planen Bauen Umwelt
Institut für Architektur
Fachbereich Bau- und Stadtgeschichte
Fachbereichsbibliothek
116
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Architektonische Entwicklung historischer Fabrikbauten im Siedlungsgebiet
des heutigen Budapest zwischen 1815 und 1915 unter besonderer
Berücksichtigung der Brauereien
Die vorgelegte Arbeit ist ein Werk zur regionalen Industriebaugeschichte der Stadt Budapest,
das aus Sicht des Architekturhistorikers die Entwicklung des historischen Fabrikbaus im
heutigen Siedlungsgebiet unter besonderer Berücksichtigung der Genese von Brauereien
und Mälzereien im Zeitraum zwischen 1815 und 1915 thematisiert.
Am Beispiel der historischen Brauereien in Budapest soll modellhaft die Entwicklung der
Produktionsstätten eines Industriezweiges aufgezeigt werden. Der Grund für diese
Entscheidung ist, dass es der große Umfang der Gesamtaufgabe erforderlich machte,
schwerpunkmäßig einen einzelnen Industriezweig systematisch zu untersuchen. Die Wahl für
die historischen Brauereien in Budapest liegt darin begründet, dass dieser Industriezweig der
erste war, der von einer handwerklichen auf eine industrielle Produktionsweise umgestellt
hat. Der Raumbildungsprozess von der architektonisch unspezifischen Werkstatt zu
hochspezifischen Produktionsräumen beginnt deshalb zeitlich früh und übt eine
Vorbildfunktion auf andere Industriezweige aus. Dieser Ansatz bietet die Möglichkeit zum
Vergleich von Raumbildungsprozessen anderer Industriezweige, beispielsweise dem
Maschinenbau.
Die städtischen Produktionsstätten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bilden innerhalb der
architektonischen Gesamtentwicklung ein Segment, das hinsichtlich seiner Baugeschichte
und Bedeutung für die weitere Bauentwicklung wissenschaftlich noch nicht systematisch
erforscht ist. Die vorgelegte Arbeit versteht sich als Beitrag zu dieser Aufgabe. Um ein
fundiertes Erklärungsmodell aufzustellen, reicht eine rein visuelle Annährung nicht aus.
Vielmehr sind die externen und internen Faktoren zu erfassen, die Einfluss auf die
Raumbildungsprozesse in den Fabriken genommen haben sowie Impulsgeber für die
industrielle Stadtentwicklung waren. Diese Faktoren erschließen sich nicht immer
unmittelbar, weshalb sich die Arbeit inhaltlich als Analyse versteht. Grundlage für die
Untersuchung bildet ein vom Autor aufgebautes Planarchiv mit mehreren Hundert originalen
Bauzeichnungen historischer Brauereien bei der Firma Dreher in Kőbánya, die durch
Planunterlagen weiterer Archive vervollständigt wurde und auch als DVD vorliegt.
Als Ergebnis der Forschungsarbeit werden Erkenntnisse zu folgenden Einzelthemen
vorgelegt: Spezifische architektonische Entwicklung der Brauereibetriebe in Budapest in
chronologischer Abfolge (Hausbrauereien - Innerstädtische Brauereibetriebe –
Frühindustrielle Brauereien – Industrielle Großbrauereien); Identifikation neuer
Gebäudetypen;
Bebauungsmuster
der
Betriebsgelände;
Vergleich
der
Raumentwicklungsprozesse von Brauereien und Maschinenbaufabriken; Industrielle
Stadtentwicklung in Budapest; wechselseitiger Architekturtransfer zwischen Deutschland
und Ungarn; Denkmalschutz im Industriebau; Einfluss des historischen Industriebaus auf die
allgemeine Architekturentwicklung; aktuelle Bezüge: Nachhaltiges Bauen, Verfahrensbionik,
low-tech Gebäude.
Der Autor hofft, dass die vorgelegte Arbeit als Katalysator für weitere Forschungsarbeiten
zur historischen Fabrikarchitektur in Budapest verstanden wird.
117
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
The architectural development of historical factory buildings – specifically
breweries – in the area of present-day Budapest between 1815 and 1915
The dissertation examines, from a regional perspective, the history of industrial buildings in
Budapest, whereby the chosen topic is the development of historical factory buildings with
specific reference to the establishment of breweries and malt houses between 1815 and
1915.
The example of the historical breweries may serve as a model for the development of
production facilities in a given branch of industry. The reason for this approach is that the
very broad nature of the task required the author to focus on a systematic investigation of a
single branch of industry. The topic of historical breweries in Budapest was chosen because
this was the first industrial sector to undergo the transformation from artisan production to
industrial production. The process of spatial change from architecturally non-specific
workshops to highly specific production halls began rather early on and it functioned in an
exemplary fashion for other industrial sectors. This approach enables comparisons to be
made with spatial formation processes in other industries, for instance mechanical
engineering.
The municipal production facilities of the 19th and early 20th centuries constitute a segment
of general architectural development which has still to be systematically researched in terms
of its history and its significance for subsequent developments in construction. The
dissertation seeks to contribute to this task. In order to establish a reliable explanatory
model, it does not suffice to approach the topic solely from a visual perspective. Rather,
there is need to gain insights into the external and internal factors influencing the process of
spatial formation in the factories and serving as impulses for the development of modern
industrial urban centres. These factors are not always immediately apparent, and so the
dissertation is analytical in terms of its content. The basis for the investigation is an archive
of construction plans that the author has compiled and which contains several hundred
original drawings of historical breweries originating from the company Dreher in Kőbánya,
which were supplemented by plans and drawings of other archives and are also available in
DVD format.
As the result of the research work, findings concerning the following topics are presented:
the specific architectural development of breweries in Budapest in chronological order
(household breweries – inner-city brewery plants – early industrial breweries – large
industrial breweries); the identification of new building types; development patterns for
production premises; a comparison of the spatial development processes in the brewery and
mechanical engineering industries; industrial municipal development in Budapest; the
mutual transfer of architectural forms between Germany and Hungary; the conservation of
historic industrial buildings; the influence of historical industrial buildings on general
architectural development; contemporary perspectives: sustainable construction methods,
bionics and low-tech buildings.
The author’s hope is that the dissertation will serve as a catalyst for further research on
historical factory architecture in Budapest.
118
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
A mai Budapest területének ipari építészete 1815 és 1915 között,
különös tekintettel a sörfőzdékre
A disszertáció Budapest regionális ipari fejlődését az építészettörténész szemszögéből
dolgozza fel, és a város jelenlegi területén található történeti gyárak építészeti fejlődését a
sörfőzdék és a malátázók 1815 és 1915 közötti genézise tükrében vizsgálja.
A mai Budapest területén létesített történeti sörfőzdék példájával az iparág fejlődésén
keresztül mutatom be az iparosodás folyamatának ipari objektumok építészetére gyakorolt
hatását. Döntésemet arra alapoztam, hogy a vizsgált terület terjedelme egy iparág
szisztematikus vizsgálatát tette szükségessé. Hogy miért esett a választásom a történeti
sörfőzdékre? Ennek oka abban keresendő, hogy ez volt az első iparág, amely átállt a
kézműves elállításról az ipari gyártási módszerre. Az építészetileg még messzemenően
specifikálatlan műhelytől a magasan specifikált gyártó létesítményekig vezető térképzési
folyamat itt már időben viszonylag korán kezdetét veszi, így példaképként hatást gyakorol
más korabeli iparágakra is. Ez a megközelítés lehetőséget kínál más iparágak, pl. a gépgyártás
térkialakítási folyamataival való összehasonlításra is.
A 19. századi és korai 20. századi városi gyártólétesítmények ezen az építészeti fejlődésen
belül képviselt szegmense, építészettörténeti és későbbi építészeti fejlődésre gyakorolt
jelentősége tekintetében eddig nem képezte tárgyát szisztematikus kutatásnak. Az értekezés
ennek a kérdésnek a tudományos feldolgozását szolgálja. A megalapozott magyarázati
modell felállításához a puszta vizuális megközelítés nem elegendő, hiszen a gyárépületek
térkialakítási folyamataira befolyást gyakorló és az ipari fejlődés által generált
városfejlesztésnek lendülettel szolgáló számos külső és belső tényezőt kell megvizsgálni. Ezek
a tényezők nem minden esetben közvetlenül fejtették ki hatásukat, ezért az értekezés
tartalmát tekintve elemzésnek tekinthető. A vizsgálat alapját a kutatás keretében felépített
tervarchívum alkotja, mely kőbányai Dreher cég történeti sörfőzdeépületeinek több száz
eredeti építészeti tervrajzát tartalmazza, melyet számos más archívumokban felkutatott
tervdokumentációkkal egészítettem ki. A tervarchívum DVD-n digitálisan is rendelkezésre áll.
A kutatómunka az alábbi területeken vezetett új felismerésekhez: A budapesti sörfőzde
üzemek speciális építészeti fejlődése kronológiai sorrendben (házi sörfőzdék – belvárosi
sörfőző üzemek – korai ipari sörfőzdék – ipari nagysörfőzdék); új épülettípusok
beazonosítása; a korabeli üzemtelepek beépítési mintái; a sörfőzdék és a gépgyárak
térfejlesztési folyamatainak összehasonlítása; Budapest ipari városfejlődése; a Németország
és Magyarország között zajló kölcsönös építészeti transzfer; műemlékvédelem az ipari
építészetben; a történeti ipari építészet befolyása az általános építészeti fejlődésre; aktuális
vonatkozások: a fenntartható építészet, az eljárásbionika és a low-tech épületek
témakörében.
Szándékom szerint az értekezés katalizátorként szolgálhat a budapesti történeti
gyárépítészet témakörében folytatott további kutatásokhoz.
119
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Textband
Martin Pilsitz
Dank
Meiner Frau Éva, die mir immer wieder Mut gemacht und mit viel Geduld und großem
zeitlichen Einsatz unzählige Schriftstücke übersetzt hat. Ohne sie wäre meine
Forschungsarbeit nicht möglich gewesen.
Míklós Kalmár PhD, der bereit war, mich als Doktorand zu betreuen und mit seinem
umfassenden fachlichen Wissen wesentlich zur Entwicklung der vorgelegten Arbeit
beigetragen hat.
János Krähling PhD, ein hoch geschätzter Gesprächspartner, der mich als erster ermuntert
hat, wissenschaftliche Studien aufzunehmen.
Tamás Mezős PhD, für seine wertvollen Ratschläge und seine Hilfsbereitschaft sowie den
großen persönlichen Einsatz, mit dem er als Gutachter der vorliegenden Dissertation tätig
war.
Gábor Winkler PhD, der meine Arbeit von Anfang an fachlich begleitet hat und mit
praktischen Hinweisen einen nachhaltigen Einfluss auf die Entstehung meiner Dissertation
genommen hat.
Den Kollegen vom Lehrstuhl für Baugeschichte und Denkmalschutz an der Technischen
Universität Budapest (BME), die mich freundlich aufgenommen und vorbildlich unterstützt
haben. Besonders hervorheben möchte ich Zsuzsanna-Emilia Kiss, Vera Vizoli und Eszter
Baku sowie Ági Balogh PhD, die eine Anzahl meiner Publikationen redaktionell betreut hat
und als Gutachterin der vorliegenden Dissertation tätig war.
Den vielen Menschen, die meine Forschungsarbeit auf unterschiedlichste Weise unterstützt
haben.
120
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Inhaltsverzeichnis
X. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Entwicklung Budapests
als Industriestandort
X.1. Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von
Industrie
X.2. Gesellschaftliche Verhältnisse im 19. Jahrhundert und die Entwicklung der
Industrie
X.2.1. Dominanz der Agrarwirtschaft
X.2.2. Bürgerliches Unternehmertum
X.3. Budapest als Industriestandort
3
3
5
XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien
XI.1. Übersicht zum Herstellungsprozess
XI.2. Einzelkomponenten
XI.3. Hauptherstellungsprozesse im Überblick
XI.3.1. Malzherstellung
XI.3.2. Darren
XI.3.3. Schroten
XI.3.4. Sudprozess
XI.3.5. Maischen
XI.3.6. Läutern und Kochen der Würze
XI.3.7. Abkühlen
XI.3.8. Gären und Lagern
XI.4. Gärung mittels Zugabe von Hefe
XI.4.1. Obergärige und untergärige Hefe
XI.4.2. Nachgärung im Lagerkeller
7
7
8
12
XII. Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest
XII.1. Mälzerei
XII.2. Darre
XII.3. Sudhaus
XII.4. Kellerei
XII.5. Technische Nebengebäude zur Energieerzeugung
XII.6. Zusammenfassung
1
13
19
23
26
30
31
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
XIII. Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda
(1815-1845)
XIII.1. Das Brauhaus Mayerffy
XIII.2. Braubetrieb Petz
XIII.3. Zusammenfassung
32
36
37
XIV. Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870)
XIV.1. Brauhaus Spiegel
XIV.2. Vergleich mit der Brauerei der Gebrüder Kosler in Laibach
XIV.3. Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya/Köbányai Serház Társaság
XIV.4. Umgestaltung einer Stärkefabrik in eine Brauerei
XIV.5. Brauhaus Schmidt
XIV.6. Brauerei Barber und Klusemann
XIV.6.1. Das Brauhaus Carl Rohrbacher
XIV.6.2. Die Brauerei Barber-Klusemann - ein Genotyp
XIV.6.3. Technische Bauwerke
XIV.6.4. Weitere Baumaßnahmen
XIV.6.5. Zusammenfassung
XIV.7. Brauerei Dreher
XIV.7.1. Fassade
XIV.7.2. Frigyes Feszl- Gestaltung der Fabrikfassade mit regionalem Bezug
XIV.7.3. Urbanes Umfeld
XIV.7.4. Zusammenfassung
38
43
43
45
45
47
57
XV. Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915)
XV.1. Brauerei Dreher
XV.2. Erste Ungarische Aktiengesellschaft AG
XV.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt
XV.4. Brauerei König Kőbánya AG (ab 1900: Malzfabrik Kőbánya AG)
XV.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG
XV.6. Hauptstädtische Brauerei AG
2
63
68
72
77
80
84
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
X. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Entwicklung Budapests
als Industriestandort
X.1. Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von Industrie
Während die Eignung eines Standortes für Landwirtschaftliche Tätigkeit primär von
natürlichen Voraussetzungen, wie dem Vorhandensein von einer ausreichenden Menge
Wasser und der Qualität des Bodens abhängt, sind für die Standortwahl für das Gewerbe
und die Industrie durch Planung und Arbeit geschaffene Voraussetzungen ausschlaggebend,
nämlich die Infrastruktur. Eine Ausnahme bei dieser allgemeinen Aussage bildet die
Grundstoffindustrie, die an Rohstofflagerstätten oder lokale Energiequellen gebunden ist.1
Da in den meisten Fällen nicht genug Kapital vorhanden ist, um Infrastruktur gleichmäßig im
Land zu verteilen, kommt es im Rahmen der Arbeitsteilung zu einer Differenzierung des zur
Verfügung stehenden Raumes bei gleichzeitiger Konzentration hochproduktiver
wirtschaftlicher Aktivitäten an städtischen Standorten.2 Durch die räumliche Konzentration
von Infrastruktur entstehen zusätzliche kumulative Effekte, die diese Entwicklung weiter
verstärken. Dieser Prozess kann durch wirtschaftspolitische Steuerung und technologische
Entwicklungen verstärkt oder abgemildert werden.3 Um diesen Prozess auf Ungarn zu
übertragen, ist festzuhalten, dass in der ersten Phase der Industrialisierung die Erhöhung der
Rationalisierung, Spezialisierung und Marktorientierung in der Landwirtschaft sowie
gesellschaftliche Veränderungen, wie z.B. verrstärkte wirtschaftliche Aktivitäten des
Bürgertums, grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung der Industrie und das
Wachstum der Stadt Budapest waren.
X.2. Gesellschaftliche Verhältnisse im 19. Jahrhundert und die Entwicklung der Industrie
X.2.1. Dominanz der Agrarwirtschaft
Die quantitative Dominanz der Agrarwirtschaft in Ungarn war gleichzeitig Voraussetzung und
Folge der herrschenden politischen Kräfteverhältnisse. Die Revolution von 1848 hatte weder
in Ungarn, noch in anderen für das Land wirtschaftlich wichtigen Staaten wie Österreich oder
Preußen einen entscheidenden Durchbruch des Bürgertums gebracht. Am Beispiel der Firma
Ganz ist die aktive Teilnahme am Freiheitskampf auf Seiten des bürgerlichen Lagers unter
Einsatz industrieller Mittel gut dokumentiert.4 Nach der Rückeroberung Budas wurden bei
1
Banik-Schweitzer 1983. 5-6.
Pounds 1990.
3
Fremdling-Tilly 1979. .9
4
Kovács 2006. 15.: Während der Revolution und des Freiheitskampfes in den Jahren 1848–1849 wurden von
Ganz Kanonenrohre und –kugeln hergestellt. In einem Brief an seine Eltern aus dem Jahr 1849 berichtet Henrik
Ganz detailliert über die Ereignisse in Buda und Pest, wobei er folgendes festhält: ‚Im November des letzen
Jahres haben die Ungarn angeordnet, dass wir für sie Kanonen zu gießen haben. Vier Stück haben wir in einen
Zustand gebracht, um damit Schüsse abgeben zu können, und wir haben noch sechs Stück gegossen, welche
aber dann von den kaiserlichen Truppen, als diese einmarschiert waren, mitgenommen wurden, ohne dass diese
2
3
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Ganz weiter Kanonenrohre gegossen, worüber allerdings keine detaillierten Informationen
vorliegen. In der Folgezeit des Freiheitskampfes bildete zunächst der Großgrundbesitz und
die davon geprägte Wirtschafts- und Gesellschaftsform weiterhin die Basis einer vom Adel
dominierten Ökonomie.5 Die Wirtschaftsform war hauptsächlich durch die Erzeugung von
land- und forstwirtschaftlichen Produkten bestimmt, was die Unterstützung des städtischen
Kleingewerbes erklärt, vor allem im Bereich der Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen
Erzeugnissen. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass die Einkommenssituation
des ungarischen Adels so günstig war, dass ein Engagement in „bürgerlichen“
Wirtschaftsbereichen wie dem Maschinenbau nicht erforderlich war. Man investierte sein
Kapital in die Modernisierung der Agrarproduktion, in die landwirtschaftliche Industrie und
zur Absatzsicherung seiner Produkte, so auch in die Entwicklung des Verkehrswesens. 6 Die
Beteiligung des Adels am Ausbau der Verkehrsstruktur fügt sich gut in den beschriebenen
Erklärungsrahmen ein.7 Das Hauptmotiv könnte die Erschließung der von den Zentren weit
abgelegenen Besitzungen sein. Ausgehend von Budapest löste ab den 1860-er Jahren aber
gerade der Eisenbahnbau entsprechende Folgewirkungen in den Industriebereichen
Maschinen- und Werkzeugmaschinenbau aus.8 Nachdem die technische Entwicklung einmal
eingesetzt hatte, ging sie so schnell voran, dass bereits auf der Weltausstellung in Wien im
Jahr 1873 die erste in Ungarn entwickelte Dampflok gezeigt werden konnte. Bis zum 1880
wurden von diesem Typ bereits 38 Dampfloks hergestellt, was bereits eine Serienpoduktion
darstellt einzustufen ist und als Beleg für die innovative Dynamik des Maschinenbaus
angeführt werden kann.
X.2.2. Bürgerliches Unternehmertum
Parallel zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Adels beginnt im Laufe des 19. Jahrhunderts
das städtische Bürgertum verstärkt Investitionen in Gewerbebetriebe zu tätigen. Daraus
entwickelt sich ein städtisches Unternehmertum, das durch die Einschränkung der
Zunftrechte ständig an wirtschaftlicher Bedeutung gewann.9 Bereits im Jahr 1841 wurde der
Landesindustrieverein/Országos Iparegyesület gegründet, womit die Industrieentwicklung in
Ungarn aktiv unterstützt werden sollte. Nach dem Ausgleich von 1867 und der dadurch
errungenen geringeren Abhängigkeit von Österreich wurde die Industrialisierung Ungarns
mit staatlicher Unterstützung und Konzentration auf Budapest vorangetrieben. 10 Das
Selbstbewusstsein, das die bürgerlichen Unternehmer in der Zeit des Aufschwungs
die geringeste Neigung gezeigt hätten, deren Preis zu bezahlen./Az 1848–1849-es forradalom és szabadságharc
alatt Ganz ágyúcsöveket és –golyókat öntött. Henrik 1849-ben szüleinek küldött levelében – amely részletesen
beszámol a Budán és Pesten történt eseményekről- azt írta: ‚Múlt év november havában a magyarok
elrendelték, hogy ágyúkat öntsünk részükre. Négy darabot lövésre kész állapotba hoztuk, és még hat darabot
öntöttünk, ezeket a császári csapatok, amikor bevonultak, elvitték anélkül, hogy az áruk megfizetésére a
legkisebb hajlandóságot mutattak volna.
5
Beluszky 2005.
6
Erdősi 1986. 56-133.
7
Banik-Schweitze. 5-7.
8
Fenyő 1930.
9
Dóra 1970. 7.
10
1872: Industriegesetz VIII. T.cz.: staatliche Begünstigungen für neu gegründete oder Industriezweige, die
erweitert werden. 1884: Modifizierung der Gesetzesverordnung XVII. t.-cz.: das Betreiben eines
Industriebetriebes ist an eine entsprechende Qualifikation geknüpft.
4
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
entwickelten, kommt in den Fabrikfassaden der Gründerzeit zum Ausdruck. Als Folge der
einsetzenden Spezialisierung entstehen eine große Anzahl neuer Berufe (beispielsweise der
des Fotografen), wodurch unter anderem auch der Tertiärbereich gestärkt wird. Das
Medienorgan der Unternehmer waren Zeitungen, wie beispielsweise der MAGYAR
IPAR/UNGARISCHE INDUSTRIE, die im Jahr 1880 in Budapest gegründet und als Periodika
halbmonatlich veröffentlicht wurde. Die einsetzende Entwicklung der Industrie wurde durch
den Börsenkrach von 1873 in eine zeitweilige Depressionsphase überführt, die auch die
Kreditvergabe der Banken an die kapitalintensiven Industriebetriebe negativ beeinflusste.
Erst mit dem Wiedereinsetzen der Konjunktur in den neunziger Jahren begannen die Banken
wieder mit Kreditvergaben an Industriebetriebe in benötigtem Umfang.11 Dieses
Engagement entwickelte sich bei den Banken weiter zu eigenen Beteiligungen an besonders
kapitalintensiven Industrieunternehmungen, vor allem in der Eisen- und
Maschinenbauindustrie,12 aber auch bei Brauereibetrieben.13 Der wirtschaftliche
Aufschwung in der sogenannten „zweiten Gründerzeit“ zwischen 1904 und 1912 ist auf den
Maschinenbau, und nicht zuletzt auch auf den Ausbau der Waffen- und Rüstungsindustrie
zurückzuführen.14 Für den Maschinenexport waren für Ungarn vor allem die Länder auf dem
Balkan von Bedeutung. Etwa 40% der gesamten Maschinenexporte, der hauptsächlich aus
Landmaschinen bestand, gingen ab 1890 in diese Länder. Gleichzeitig blieb die
Massenkaufkraft trotz eines industriellen Aufholprozesses in Ungarn mit
überdurchschnittlichen industriellen Wachstumsraten bis zum Ersten Weltkrieg auf
niedrigem Niveau, weshalb die Möglichkeit zur Entwicklung einer Konsumgüterindustrie
nicht voll ausgeschöpft werden konnten.15
X.3. Budapest als Industriestandort
Die Entwicklung der Region Budapest als Industriestandort im Untersuchungszeitraum wird
von folgenden spezifischen Ausgangsfaktoren geprägt: Die Stadt und ihre unmittelbare
Umgebung weisen weder Rohstoffvorkommen (z.B. Eisenerz), die für eine industrielle
Produktion verwertbar sind, noch fossile Energieträger (z.B. Kohle) auf. Dies stellt einen
Standortnachteil dar, der erst mit dem Ausbau der Eisenbahnlinien (ab 1846) ausgeglichen
werden konnte. Diesem Standortnachteil stehen jedoch einige Standortvorteile gegenüber,
die für eine Industrieentwicklung mit entscheidend sind. Diese sind die zentrale geografische
Lage der Stadt innerhalb des Landes, die günstige Verkehrslage an der Donau und sich
schnell entwickelnde Bildungseinrichtungen für technische Berufe.16 Mit der Ansiedlung von
11
März 1963. 274. Anmerkung 19: „....darunter folgende Betriebe: ... Maschinenfabrik Ganz & Comp.
(Budapest), ...“
12
Im Jahr 1913 übt die Pesti Magyar Kereskedelmi Bank (Ungarische Handelsbank in Pest) aufgrund
wirtschaftlicher Verbindungen bei 59 Industriebetrieben und die Magyar Általános Hitelbank (Allgemeine
Kreditbank Unganr) bei 63 Betrieben eine mehr oder weniger große Einflussnahme aus
13
Pesti Magyar Ipar és Kereskedelmi Bank (Ungarische Industrie- u. Handelsbank in Pest) war Anteilseigner bei
der Bürgerlichen Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt. (1892)
14
Futó 1944.
15
Berend-Ránki 1973. 467-469.
16
Zelovich 1922.
5
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Banken und der Gründung einer Börse (1864),17 wird die Stadt auch zum Zentrum der
Kapitalbeschaffung, was weitere Synergieeffekte auslöste.18 Durch eine aktive staatliche
Industriepolitik gewinnt diese Entwicklung weiter an Dynamik. Insgesamt übte der
Siedlungsraum Pest-Buda als industrielles, politisches, kulturelles und wirtschaftliches
Zentrum eine enorme Anziehungskraft auf die Bevölkerung des Landes aus, was einen
rasanten Anstieg der Einwohnerzahl zur Folge hatte:
Jahr
1848
1851
1869
1873
1880
1900
1910
Bevölkerung Pest-Buda (ab 1873 Budapest) 19
110516
178.016
280.349
296.867
509.384
733.358
880.371
Wenn man auf Grundlage des oben Aufgeführten versucht, die Position Budapests als
Industriestadt im Vergleich mit Städten wie beispielsweise Berlin und Wien zu bestimmen,
ist zunächst festzustellen, dass sich die Städte Wien und Berlin bezüglich der industriellen
Struktur ähnelten. Berlin war Ende des 19. Jahrhunderts die in Europa am weitesten
entwickelte industrielle Großstadt. Die Gründe hierfür sind zum einen, dass die industrielle
Entwicklung relativ früh einsetzte (Maschinenbaufabrik Egells: 1822; Borsig: 1836) und zum
anderen, dass diese Entwicklung durch staatliche Investitionen, die durch französische
Reparationszahlungen aus dem Krieg 1870/71 finanziert wurden, weiter gefördert wurden.20
Budapest startete dagegen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. voll durch. Der Vorteil der
zeitlich verzögerten Industrieentwicklung war, dass die modernen industriellen
Wachstumsbranchen (neben dem Maschinenbau auch die aufkommende Elektroindustrie) in
Budapest auf hohem Niveau in die Entwicklung eingestiegen sind, und damit mehrere
produktionstechnische Zwischenphasen übersprungen wurden, die Industriestädte jener
Zeit, wie Wien oder Berlin erst überwinden mussten. Hierzu zählt beispielsweise die Phase
der handwerklich-manufakturellen Güterproduktion. Eine Besonderheit des Standortes
Budapest war die Stärke der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, die ihre Basis in der
überragenden Bedeutung der ungarischen Agrarproduktion hatte.21 Diese Branche, allen
voran die Mühlen und Brauereien stellte zeitlich früh von einer handwerklichen auf eine
industrielle Herstellungsweise um, was sich unter anderem an der Architektur dieser
Produktionsstätten manifestiert. Die prozentualen Beschäftigungsanteile in der Nahrungsund Genussmittelindustrie lag in Budapest auch deutlich höher als beispielsweise in Berlin
oder Wien. Zwischen 1870 und 1890 stieg der Beschäftigungsanteil, was vermutlich auf die
schnelle Mechanisierung (Dampfmühlen) und der Konzentration der Betriebe auf Budapest
zurückzuführen ist, stark an, verlor aber dann, vermutlich wegen der Expansion anderer
Branchen des Produktionssektors (Maschinenbau und Elektro), an Bedeutung.
17
Korányi-Szeles 2005.
Kövér 1993. 89-127.
19
Statisztikai Évkönyve 1944. 12.
20
Huber 1901.
21
Banik-Schweitzer 1983. 5-7.
18
6
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XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien
XI.1. Übersicht zum Herstellungsprozess
Die bauliche Gestaltung der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest steht im
engen Zusammenhang mit dem Herstellungsprozess des Produktes. Um diese
Wechselwirkung zu verdeutlichen, wird im Folgenden eine Übersicht des Bierbrauprozesses
gegeben, die keine Fachliteratur ersetzen soll. Ausführlichere Beschreibungen der
Bierherstellung hinsichtlich der Verfahrenstechnik und der chemisch-biologischen Prozesse
sind in den Fachbüchern von Zoltán Rázga22 und Wolfgang Kunze23 zu finden. Die beiden
Werke sind nicht im Untersuchungszeitraum entstanden, weshalb auch auf das Fachbuch
von Emil Leyser24 aus dem Jahr 1900 hingewiesen wird. Die von Emil Leyser beschriebene
Herstellungsweise von Bier entspricht hinsichtlich dem betrieblichen Ablauf und der
eingesetzte Produktionstechnik dem modernen technischen Standard seiner Zeit und ist bei
der Planung und dem Bau der Bierbrauereien in Kőbánya und Budafok zur Anwendung
gekommen. Gleichzeitig wird auch auf das Standardwerk von Benno Freiherr von Possaner
aus dem Jahr 1893 aufmerksam gemacht.25
XI.2. Einzelkomponenten
Beim Bierbrauen werden Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser miteinander vermischt, wobei
durch einen biochemischen Umwandlungsprozess ein alkoholhaltiges Getränk hergestellt
wird.26 Dabei werden Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser miteinander vermischt. Während die
anderen Grundstoffe angeliefert werden (Vertrag zwischen der Brauerei Haggenmacher und
der Elektrischen Stadtbahn Budapest AG/budapesti villamos városi vasút Rt. über einen
Industriegleisanschluss, 1909),27 wäre dies bei den großen Mengen von benötigtem Wasser
für die Bierherstellung kaum möglich. Erst der Zugang von Wasser vor Ort in ausreichender
Menge und entsprechender Qualität ermöglicht das Entstehen einer Brauerei. Zum einen
besteht das Endprodukt aus mehr als 90% Wasser, zum anderen beeinflusst seine chemische
Zusammensetzung den Geschmack und Charakter des Bieres.28 Gleichzeitig wird Wasser im
Laufe des Herstellungsprozesses in verschiedenen Einzelschritten, beispielsweise beim
Mälzen, benötigt.
22
Rázga 1954.
Kunze 1983.
24
Leyser 1900.
25
Possaner 1893.
26
Kunze 2007.
27
DMT A 6000.7100.
28
Kunze 1983. 7.
23
7
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XI.3. Hauptherstellungsprozesse im Überblick
Nachdem in der Mälzerei aus Gerste Malz hergestellt wurde, wird dieser geschrotet
(zerkleinert). Daraufhin erfolgt der eigentliche Brauprozess. Dabei wird Wasser auf etwa 60
Grad erhitzt und das geschrotete Malz hinzugefügt (Maischen). Die Maische wird unter
laufendem Umrühren weiter erhitzt. Dabei setzen Enzyme die Stärke aus dem Malz in
Malzzucker um. Wenn dieser Umwandlungsprozess beendet ist, wird der Malztreber von der
Würze (d.h. der flüssige vergärbare Teil der Maische) getrennt (Läutern). Danach wird die
Würze in der Würzpfanne mit Hopfen gekocht. Bei dem darauf folgenden Vorgang wird der
Sud aus der Würzpfanne durch einen Filter abgelassen, um Schwebstoffe und das geronnene
Eiweiß abzutrennen. Zuletzt wird die als Anstellwürze bezeichnete Flüssigkeit in einem
Kühler auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt und die Hefekultur zugegeben. Obergärige
Hefesorten vergären bei Temperaturen zwischen 18°C und 24°C, untergärige Sorten bei 8°C
bis 14°C. Bei der jetzt einsetzenden alkoholischen Gärung setzt die Hefe den in der Würze
gelösten Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid um. Dieser Gärungsprozess dauert etwa eine
Woche, worauf sich ein vier bis sechs wöchiger Nachgärprozess sowie die Lagerung
anschliesst.29
Im Folgenden sollen die Einzelprozesse zur Herstellung von Bier dargestellt werden:
XI.3.1. Malzherstellung
Funktion: Herstellung von Grünmalz
Ort: Mälzerei
In seiner ausgeprägten Form besteht das Mälzen aus folgenden Einzelprozessen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Anlieferung der Gerste
Reinigung der Gerste in der Reinigungsmaschine
Zwischenlagerung
Wasserzuführung im Quellbottich (60 … 90 Stunden)
Keimen in der Malztenne (Dauer: 8 … 10 Tage, Bedingungen: konstante Temperatur
(10 … 15°C), konstante Luftfeuchtigkeit, mäßige Belichtung, Produkt: Grünmalz)
Trocknen in der Malzdarre (Produkt: Darrmalz)
Reinigen und Entfernen von überschüssigen Keimen
Zwischenlagern
Malzquetschen
Beim eigentlichen Malzvorgang wird die Gerste unter Zugabe von Wasser zum Keimen
gebracht. Bei diesem Prozess werden im Korn die zur Stärkeaufspaltung notwendigen
Enzyme gebildet bzw. angereichert. Diesem Schritt folgt eine sechs- bis achtwöchige
Keimruhe, bei der das Keimgut seine volle Keimfähigkeit ausbildet. Danach wird es in
Weichgefäßen für ungefähr zwei Tage eingeweicht, wobei sich der Wassergehalt auf ca. 45°C
erhöht und leere Schalen und tote Körner ausgeschwemmt werden. Nach dem Weichen
29
www.Bierbrauen.com (2012.03.10)
8
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kommt das Korn in den Keimkasten, wo die Keimung bei festgelegter Temperatur und
Frischluftzufuhr beginnt. Das Ergebnis des Keimprozesses ist Grünmalz.
XI.3.2. Darren
Funktion: Herstellung von Braumalz
Ort: Darre
In seiner ausgeprägten Form besteht das Herstellen von Braumalz aus folgenden
Einzelprozessen:
1.
2.
3.
In der Malzdarre wird dem Grünmalz Feuchtigkeit entzogen, der dadurch haltbar wird
und seine Farbigkeit erhält
Reinigen und Entfernen von überschüssigen Keimen
Lagerung im Malzsilo
Der Grünmalz wird zum Feuchtigkeitsentzug entweder direkt zum Trocknen in die Malzdarre
transportiert oder zunächst auf dem Schwelchboden vorgetrocknet und kommt mit einer
Zeitverzögerung in die Darre.30 Der Schwelchboden ist in der Regel ein luftiger Raum der sich
unter dem Dach der Brauerei befindet. Das Grünmalz wurde von der Malztenne dorthin mit
Hilfe
einer
Grünmalztransportanlage
geleitet.
Das
Ingenieurbüro
Wagner
(Böblingen/Deutschland) plante im Jahr 1912 eine solche Anlage für die Malzfabrik Sigmund
Deutsch in Kőbánya.31 ABB.XI.1. An den Längsseiten des Schwelchbodens befinden sich in
Bodennähe Öffnungen mit Jalousien, mit denen eine kontrollierte Lufttrocknung des
Grünmalzes sichergestellt werden konnte.
Der eigentliche Darrprozess begann nach dem Aufbringen des Grünmalzes auf dem oberen
Drahtboden der Darre. Zunächst wurde die in der Feuerungsanlage erzeugte Wärme mit
Frischluft vermischt.32 Die Warmluft durchströmte das Malz bei einer Temperatur von etwa
50°C, wobei das Malz zu keinem Zeitpunkt mit offenem Rauch in Berührung kam.33 Um ein
gleichmäßiges Durchtrocknen zu gewährleisten, wurde es stündlich gewendet.34 Nach etwa
6 Stunden wurde das Malz durch Bodenöffnungen auf den unteren Darrboden abgelassen,
wo es dann für 6 bis 8 Stunden Temperaturen zwischen 70°C und 100°C ausgesetzt wurde.
Dabei wurde der Keimvorgang endgültig unterbrochen und das Malz getrocknet. Als
Ergebnis des Gesamtprozesses Darren erhält man das Darrmalz. Dessen Eigenschaften
beeinflussen den Geschmack des später gebrauten Bieres bereits wesentlich: In
Abhängigkeit der verarbeiteten Getreidesorte, Dauer und Temperatur der Keimung, des
Wassergehalts vor dem Abdarren sowie Dauer und Temperatur des Abdarrens entstehen
unterschiedliche Malzsorten. Unmittelbar nach dem Darrprozess wurde das Malz von
überschüssigen Keimen befreit. Bei der industriellen Bierherstellung setzten die
Großbrauereien dafür bereits um die Jahrhundertwende spezielle Entkeimungsmaschinen
ein.
30
Durch das Vortrocknen wurde beim späteren Darren mit warmer Luft Energie eingespart
DMT A 11000.100a-k
32
Rázga 1942. 49 und 47.
33
WagneR 1884.
34
Ab 1870: Einführung voll automatisch arbeitender Malzdarren
31
9
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XI.3.3. Schroten
Funktion: Zerkleinern des Darrmalzes
Ort: Sudhaus
Das hergestellte Darrmalz wurde in der Schrotmühle zerkleinert, um die spätere Lösung der
darin enthaltenen Stoffe im Brauwasser zu ermöglichen. Die Schrotmühle befand sich im
Geschoss über dem Sudhaus und war direkt über dem Maischbottich angeordnet, damit
dieser über einen Trichter mit einer festgelegten Menge Malz direkt befüllt werden konnte.
XI.3.4. Sudprozess
Brauprozess
Ort: Sudhaus
Im Untersuchungszeitraum bestand der Sudprozess aus vier Teilprozessen:
1.
2.
3.
4.
Maischen (Darrmalz, Wasser, Wärmezufuhr, ständige Bewegung. Dem Malz wird
Zucker entzogen) Ergebnis: Bierwürze
Läutern (Kochen) der Würze35 im Läuterbottig (Kochen der Bierwürze. Treber wird
von der Würze getrennt)
Kochen der Würze in der Würzpfanne (Kochen der Würze mit Hopfen)
Abkühlen in den Kühlschiffen (schnelles Abkühlen auf 5-7°C zur Vermeidung
unerwünschter chemischer Verbindungen) im Kühlhaus
XI.3.5. Maischen
Brauprozess
Ort: Sudhaus
Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem Vermischen des geschroteten Malzes mit etwa
45°C warmen Wassers in einem Maischbottich. Dabei lösen sich die Inhaltsstoffe des Malzes
(Stärke, verschiedenen Proteine, Zellwandsubstanzen) durch enzymatische, physikalische
und chemische Lösungsvorgänge. Die Maische wird ständig umgerührt, wobei sich die Stärke
aus dem Malz im Wasser auflöst. Danach erfolgt eine Temperaturerhöhung auf 70°C. Dabei
wird aus der Getreidestärke vergärbarer Malzzucker. Das Eiweiß wird beim Maischen in
Aminosäuren zerlegt. Die Qualität des zugegebenen Brauwassers beeiflusst den Mineralienund Salzgehalt des Bieres. Die Bottiche und Pfannen wurden mittels Höhendifferenzierung
so angeordnet, dass die Gravitation genutzt werden konnte.36 Dadurch wurden oft Pumpen
eingespart und damit Investitions- und Betriebskosten einzusparen.
35
Die Würze ist der zuckerhaltige Auszug, der während des Sudprozesses aus Malz, Hopfen und Wasser
entsteht und aus dem durch die nachfolgende Gärung Bier entsteht
36
Zum Beispiel wurde der Maischbottich auf gusseiserne Füsse aufgeständert und befand sich damit mit dem
Maischkessel und dem Läuterbottich auf gleicher Ebene.
10
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XI.3.6. Läutern und Kochen der Würze
Brauprozess
Ort: Sudhaus
Wenn der Maischvorgang abgeschlossen ist, wird die Flüssigkeit langsam nach unten in
einen weiteren Behälter abgelassen. Feststoffe, die sich am Behälterboden abgelagert
haben, wirken dabei wie ein Filter und die Brauwürze wird vom Malz getrennt.
Die geläuterte Brauwürze wird in der Sudpfanne bis zum Sieden erhitzt. Dabei wird Hopfen
zugegeben, wobei Geschmack und Haltbarkeit des Bieres von Sorte und Menge abhängig ist.
Beim Kochen entstehen Temperaturen von über 80°C, wobei durch das Verdampfen des
Wassers die für jede Biersorte typische Stammwürze eingestellt wird (Meßgerät:
Sacchometer).
XI.3.7. Abkühlen
Abkühlprozess
Ort: Sudhaus
Nachdem der Sudprozess im Sudhaus abgeschlossen war, wurde die hochtemperierte
Bierwürze in einem ersten Schritt von ungefähr 80°C auf 12 bis 15°C, dann in einem weiteren
Schritt auf 5 bis 7°C herunter gekühlt. Zum einen wurden mit dieser Maßnahme weitere
chemische Veränderungen unterbunden, die sich negativ auf den Geschmack ausgewirkt
hätten. Zum anderen war das Abkühlen die Voraussetzung für den darauf folgenden
Gärprozess, der im Gärkeller stattfand. In den historischen Brauereien wurde die Würze
hierzu in gusseiserne oder mit Eisenblech ausgekleidete Holzwannen geleitet, die
sogenannten Kühlschiffe.37 Die Kühlschiffe waren rechteckige oben offene Wannen. Da die
Abkühlung vorwiegend über Verdunstung vor sich ging, mussten die Räume, in denen die
Kühlschiffe untergebracht waren, über eine kurze Luftwechselzeit verfügen. Die Kühlschiffe
waren direkt über den Gärkellern angeordnet.
XI.3.8. Gären und Lagern
Ort: Kellerei (Gär- und Lagerkeller)
1. Gären im Bottich (Hauptgärprozess durch Zugabe von Hefe) im Gärkeller
2. Nachgärung im Lagerkeller bei einer Raumlufttemperatur von max. 5°C
37
Der Begriff Kühlschiff kann sich je nach Anwendung auf die Abkühlwanne, aber auch auf den gesamten
Raum, in denen mehrere Abkühlwannen untergebracht sind, beziehen.
11
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XI.4. Gärung mittels Zugabe von Hefe
Nach Abschluss des Abkühlens wurde die Bierwürze unter Ausnutzung der Gravitation in den
Gärkeller (dunkel und kühl) abgelassen, der sich wiederum unter dem Kühlhaus befand. Im
Gärkeller waren die oben nicht geschlossenen Gärbottiche aufgestellt. Die Zugabe von Hefe
erfolgt, nachdem die Würze die für die jeweilige Hefesorte notwendige Temperatur erreicht
hatte. Dabei setzte die Hefe den Gärprozess in Gang, wobei der Zucker innerhalb von fünf bis
acht Tagen zu Alkohol und Kohlensäure umgewandelt wird. Dieser chemische Prozess
konnte bis zu drei Wochen andauern.
XI.4.1. Obergärige und untergärige Hefe
Grundsätzlich wird zwischen ober- und untergäriger Hefe unterschieden. Obergärige Hefe
schwimmt nach dem Brauvorgang auf dem Sud und kann abgeschöpft werden. Untergärige
Hefe setzt sich dagegen nach dem Brauen am Boden des Sudkessels ab. Die Unterschiede
der beiden Hefesorten sind in Zusammenhang mit der Braumethode und –technologie von
Bedeutung. Obergärige Hefe (Saccharomyces cerevisiae) arbeitet bei Temperaturen
zwischen 15 und 20°C, das heißt bei Zimmertemperatur. Die Vergärung verläuft wesentlich
schneller als mit untergäriger Hefe und war schon möglich, bevor Kühltechnik eingesetzt
wurde. Allerding ist sie anfälliger für Verunreinigungen, wie Fremdpilze und Bakterien.
Untergärige Hefe benötigt Temperaturen von 4°C bis 9°C (Gärkeller, Probleme mit der
Kühlung) und ist bis zur vollen Reife kühl zu Lagern. Insgesamt resultierte daraus eine
weitaus kompliziertere Herstellungstechnologie und aufwendige Maßnahmen zum Kühlen
und Nachreifen des Bieres.
XI.4.2. Nachgärung im Lagerkeller
Das sogenannte Jungbier wurde bis zu einem halben Jahr in großvolumigen Lagerfässern bei
einer Temperatur von maximal 3°C zum Nachgären eingelagert. Durch die Lagerung erhält
das Bier seine Reife und den endgültigen Geschmack. Gleichzeitig setzten sich bei der
Lagerung Trübbestanteile ab, die bei der darauf folgenden Filtration isoliert werden. Die
Bierbrauereien in Kőbánya nutzten das Kellersystem als Gär- und Lagerkeller.
12
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XII. Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest
Die historischen Brauereien in Budapest bestehen in der ausgeprägtesten Form aus einem
System von vier unterscheidbaren Gebäude- und Bauwerkstypen, die aus der Aufteilung des
Gesamtherstellungsprozesses in Einzelphasen entstanden sind.38 Im Folgenden soll die
Funktion, Konstruktionsweise und architektonische Entwicklung der folgenden
Produktionsgebäude und technischen Bauwerke in den einzelnen Innovationsphasen
dargestellt werden:
1. Mälzerei
2. Darre (mit Malzspeicher als Zwischenlager)
3. Sudhaus
4. Kellerei
Ab dem Jahr 1860 üben auch technische Nebengebäude zur Energieherstellung Einfluss auf
die Architektur der Brauereien aus, der wegen seiner Bedeutung auf das bauliche
Gesamtensemble gesondert beschrieben wird.
XII.1. Mälzerei
Funktion
Das Gebäude als elementarer Teil der Verfahrenseinrichtung
Epistemische Lösung der Bauaufgabe – Verfahrensbionik – biomorphe Baukonstruktion
Die Mälzerei umfasst die funktionalen Einheiten Malztenne und Darre. Auf den Malztennen
sollte die feuchte Gerste zum Keimen gebracht werden, weshalb das Gebäude über Attribute
verfügen musste, die die Verhältnisse im natürlichen Erdboden simulierten. Das Keimen ist
ein komplexer biochemischer Umformungsprozess, in dessen Verlauf in der Gerste Enzyme
gebildet werden. Dieser Prozess läuft jedoch nicht im natürlichen Medium des Erdreiches ab,
sondern in der künstlichen Umgebung der Malztenne, die damit zur „Keimungsanlage“ wird.
Dabei wurden Erkenntnisse aus den Biowissenschaften baulich in die künstliche Umbebung
der Mälzerei übertragen. Damit nutze man bereits um die Jahrhundertwende in diesen
Gebäuden Synergien zwischen Naturwissenschaft und Bauechnik. Dieser Grundsatz wurde
erst ein halbes Jahundert später, in den 1960-Jahren als Verfahrensbionik bezeichnet. Die
vorrangige Planungsleistung bestand dabei in der Übertragung biologischer Prinzipien auf
die Funktionsweise des Gebäudes. Die biomorphe Baukonstruktion kann als Hinweis auf eine
epistemische Denkweise der an der Planung Beteiligten interpretiert werden, bei der das
Gebäude selbst elementarer Teil der Verfahrenseinrichtung wurde. Durch die Vernetzung
von Architektur und Biowissenschaften wird aus der historischen Mälzerei ein
zukunftsweisendes Gebäude, das durch eine Planung, die auf einer streng logischfunktionalen Lösung der Bauaufgabe basiert, einen Denkanstoß auf eine mögliche Reaktion
der Architekten auf derzeit bestehende Probleme in Zusammenhang mit der
38
Brauprozess siehe: Appendix, Kapitel XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien
13
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Energieversorgung und Umweltverschmutzung in sich trägt. Das Haus als naturanaloges
System ist dabei ein Synonym für intelligente Architektur.
Raumanordnung als dreidimensionales System
Die Einzelprozesse des Bierbrauens werden in ihren Grundzügen im Kapitel XI:
Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien dargestellt.39 Dabei waren die Räume
für die einzelnen Arbeitsschritte innerhalb der Produktionsstätte in ihren Dimensionen so zu
Planen und einander zuzuordnen, dass diese zu einem Gesamtfunktionsablauf verknüpft
wurden. Aufgrund der horizontalen und vertikalen Verbindungen resultierte daraus in der
Mälzerei ein dreidimensionales System.
Die Mälzerei als Gebäude
Das Mälzereigebäude war baulich in folgende Hauptbereiche gegliedert:
-
Gersten- und Malzlager (Grundrissform: Rund oder rechteckig)
Malztennen (Grundrissform: langgestrecktes Rechteck)
Darrhaus (Grundrissform: Quadrat)
Für die Anordnung der Malztenne können zwei Typen identifiziert werden:
-
Malztenne im Kellersystem
Malztenne im Mälzereigebäude (Unter- und Erdgeschoss)
Tennen im Kellersystem
In Kőbanya wurde das bestehende Kellersystem als Malztennen genutzt, während die
Gebäude für das Gerstenlager oberirdisch angeordnet waren. Obwohl das Kellersystem in
Untertagebauweise als Stollensystem im natürlichen Kalkstein angelegt war, wurde der
Boden mit Kalksteinplatten aus Solnhofen (Bayern) belegt und die Fugen mit hydraulischem
Kalkmörtel verfugt. ABB.XII.1. Dieses Material kommt auch noch 1912 beim Bau der
Malzfabrik Haggenmacher in Budafok als Bodenbelag für die Malztennen zum Einsatz.40
ABB.XII.2. Der Grund für die Verwendung der Solnhofener Kalksteinplatten liegt in den
Materialeigenschaften (höhere Dichte, geringere Wasseraufnahme). Ein Beispiel für eine
Kellertenne ist die Malzfabrik Deutsch in Kőbánya (Planung: Rudolf Wiedemann).41
ABB.XII.3.
39
Appendix, Kapitel XI, Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien
DMT A 6000.1600.
41
DMT A 11000.200.
40
14
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Malzenne im Mälzereigebäude
Im weiteren Verlauf der Entwicklung wurden die Malztennen im gemauerten Unter- und
Erdgeschoss der Mälzerei angeordnet. Im Fall der Hauptstädtischen Brauerei AG./Fővárosi
Sörföző Rt. in Kőbánya (Planung: Architekt Zimmermann, 1912) hatte der Malzkeller mit
einem Grundriss von 37,10m x 60,75m = 2.253,0m2 bedeutende Ausmaße.42 ABB.XII.4.
Weitere Nebenräume waren direkt angegliedert. Tennen, die im Untergeschoss angeordnet
waren, hatten den Vorteil, dass diese weniger den Schwankungen der Außentemperatur und
dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt waren. Die beim Keimvorgang entstehende
kohlensäurehaltige Abluft wurde über Öffnungen in Deckenhöhe oder Kanäle in der
Außenwand über die Dachtraufe abgeführt. Die oberen Öffnungen hatten die Form von
kleinen Kaminköpfen und wurden, wie im Fall der Ersten Ungarischen Aktien Brauerei
AG./Első Magyar Részvény sörfőzde in Kőbánya (Planung: Ganzenmüller-Rank, 1908), zu
Elementen der Fassadengestaltung.43 ABB.XII.5.
Die Mälzerei als Gebäude
Neben Tennengebäuden, die als Erweiterungsbauten errichtet wurden (Brauerei Dreher,
1903)44 ABB.XII.6. bildete sich als endgültige Form für das Mälzereigebäude ein kompakter
Baukörper heraus, der über einem großflächigen Grundriss mehrere Geschosse aufragte und
als oberer Abschluss üblicherweise ein Satteldach aufwies. Zunächst bildete die Mälzerei
gemeinsam mit dem Sudhaus eine bauliche Einheit, was im Falle der Brauerei Dreher
(Planung: Diescher/Feszl, 1863) nach außen als geschlossener und großflächiger Baukörper
in Erscheinung trat.45 ABB.XII.7. Die Abbildungen ABB.XII.7a. und ABB.XII.7b. zeigen den
Mälzereitrakt in den 1990-er Jahren kurz vor dem Rückbau. Deutlich zu erkennen sind
Wandscheiben aus Stahlbeton, die in den 1950-er Jahre als konsruktive Elemente zur
Aussteifung der Fassade hinzugefügt wurden. ABB.XII.7c. zeigt den Standort nach dem
Rückbau. Als Folge der baulichen Dimensionen, die die einzelnen Bereiche der Brauerei
inzwischen erreichten, wurde diese Einheit aufgelöst und es entstanden für die Mälzerei und
das Sudhaus separate Gebäude. Gleichzeitig mit dieser baulichen Segregation erhöhten sich
der Grad der Spezialisierung sowie die quantitative Leistungsfähigkeit der beiden
Produktionseinheiten. Aufgrund der Betriebsgröße und -organisation entwickelte sich aus
der Mälzerei (als untergeordneter Teil des Brauereibetriebes) eine Malzfabrik als
eigenständiger Betrieb, der durchaus in der Lage war, mehrere Brauereien mit Malz zu
versorgen. Als Konsequenz bildete sich eine eigene Bauform heraus, die in der äußeren
Ausgestaltung stark von einer technischen Ausprägung beeinflusst ist. Ein Beispiel sind die
beiden Darrenabluftschlote der Mälzerei Dreher,46 ABB.XII.8.; ABB.XII.8a.47 die als
dominante Bauteile eine weithin sichtbare visuelle Wirkung hatten oder der
Darrenabluftschlot der Mälzerei Haggenmacher in Kőbánya (1914).48 ABB.XII.9. Diese
42
DMT A 8000.150.
DMT A 5000.1800.
44
DMT A 1000.410.
45
BFL 15.17.b.311.szb.19667b.
46
Firma Dreher Archiv
47
Firma Dreher Archiv: Aufnahme während des Brandes im Jahr 1961
48
DMT A 6000.1800a.
43
15
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bauliche Entwicklung kommt auch in den neuen Betriebsbezeichnungen wie „Malzfabrik
Deutsch“49 (1900) oder „Malzfabrik für Haggenmacher, Steinbrucher und Budafoker
Brauereien A:G. Budafok“ (1908) zum Ausdruck.50 In Kőbánya waren die Mälzereien in der
Regel auf dem Betriebsgelände der Brauereien angeordnet. Die Gebäude der Mälzereien mit
ihren großen Grundflächen ergaben sich als Konsequenz des oben beschriebenen Verfahrens
sowie der Erfordernisse zur Lagerung der Gerste und des Malzes. Aufgrund des geringen
Gewichtes der Gerste konnten die Tennen mehrgeschossig ausgeführt werden. Mit dieser
mehrgeschossigen Bauweise waren Vorteile verbunden. Die aufzuwendenden Kosten für die
Gründungsarbeiten und die Dachkonstruktion fielen geringer aus. Gleichzeitig wurde auf
dem Betriebsgelände Baugrund eingespart und die Schwerkraft konnte zu einem vertikalen
Verfahrensablauf von oben nach unten genutzt werden. Um eine schnelle und gut geregelte
Be- und Entlüftung zu gewährleisten, wurden eine große Anzahl kleinformatiger Fenster
vorgesehen. Um auch den letzten Rest von Tageslicht abzuhalten, erhielten die Fenster von
innen Jalousien. Der Grund hierfür ist der Schutz des Produktes vor direkter und intensiver
Sonneneinstrahlung, da der Keimprozess sowie die Lagerung bei gleichmäßigen und kühlen
Temperaturen erfolgen musste.51 Von Aussen waren Gitter angebracht, um zu verhindern,
dass Vögel in den Raum einfliegen.
Baukonstruktion
Die Außenwände der Mälzereien bestanden in der Regel aus massivem Mauerwerk, das
Fassadenseitig verputzt oder mit Backsteinen verblendet war. Das Beispiel der EMRS aus
dem Jahr 1912 zeigt, dass die unteren Geschosse, in denen die Tennen angeordnet waren,
stärker dimensionierte Außenwände hatten, als die darüber liegenden Lagerräume und in
der Regel doppelschalig mit Zwischenraum ausgeführt waren, der mit einer bituminierten
Korkschicht zur Wärmedämmung ausgefüllt war.52 Das Dach als oberer Abschluss (Satteloder Mansarddach) bestand entweder aus einer zimmermannsmäßigen Holzkonstruktion
oder aus Eisenfachwerkbindern, mit denen man den gesamten Dachraum stützenfrei
überspannen konnte, womit der Dachraum als Lager nutzbar wurde. Aufgrund der Funktion
(ähnliche Ausgangsstoffe wurden gelagert und verarbeitet) und der daraus abgeleiteten
Konstruktion aus massiven Außenwänden und Stützen im Innenbereich kann davon
ausgegangen werden, dass die Mälzereien vom Mühlenbau abgeleitete Gebäude sind.
Zunächst war die Standardkonstruktion der Geschossdecken ein preußisches
Kappengewölbe, das wegen der großen Spannweiten auf werksteinverkleideten
Eisenstützen, bzw. Unterzügen aus Eisen aufgelegt waren. Beispielsweise zeigen die Schnitte
für die Deckenkonstruktion der Hauptstädtischen Brauerei AG.,53 dass für die Mälzerei, das
Lager und Sudhaus Preußische Kappengewölben in verschieden Dimensionen errichtet
wurden.54 ABB.XII.9a. Die lichten Geschosshöhen waren im Verhältnis zur Grundfläche
relativ gering, konnten in ihren absoluten Maßen jedoch stark voneinander abweichen. Die
49
„Deutsch Maláta Gyár“
DMT A 11000.100. – 900.
51
Klasen 1896.2052.
52
DMT A 5000.1200b., DMT A 5000.1000c. (Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény
Serfőzde Rt.)
53
Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Sörfőzde Rt
54
DMT A 8000. 3200.
50
16
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Tennengeschosse bei der Mälzerei Dreher in Kőbánya (Baujahr 1900) weisen eine Innenhöhe
von 2,00m auf55 und beim Malzgebäude Haggenmacher in Budafok sind es 3,25m.56 Ab dem
Jahr 1900 wurde die traditionelle Bauweise durch Stahlbeton abgelöst, was vermuten lässt,
dass für diesen Bautyp jeweils die technisch zeitgemäße Konstruktion gewählt wurde.
Im Folgenden sollen exemplarisch das Tennengebäude der Firma Dreher (1903) und die
Mälzerei Haggenmacher (1914) beschrieben werden.
Dreher 1903 - Tennengebäude als Erweiterungsbau57
Ein Beispiel für ein Tennengebäude ist der Neubau der Brauerei Dreher in Kőbánya aus dem
Jahr 1903. Planbeschriftung auf Deutsch: Projekt III. mit Transportband und neuer
Malzputzerei im neuen Malzmagazin. Entsprechend der Arbeitsfolge wurde der Neubau
neben den bestehenden Gerstensilos errichtet und mit diesen über ein Transportband
verbunden war. Das Gebäude (Außenmaße: 13,40m x 25,00m = 335,00m2) zeigt die typische
Konstruktion für diesen Bautyp zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem hohen
Mechanisierungsgrad der technischen Einbauten. Über dem Erdgeschoss waren 4 weitere
Tennegeschosse sowie eine Malzputzerei vorgesehen. Die Räume waren mit gusseisernen
Stützen in ein Raster von 3,40m x 3,86m aufgeteilt. Die Innenhöhe betrug 2,00m. Die
umfassenden Aussenwände hatten eine Stärke von 0,60m, wobei die Fassade als
Backsteinrohbau ausgeführt wurde. Als Decke war ein preußisches Kappengewölbe
vorgesehen. In der Fassade werden durch Rücknahme der Wandfläche Fenster
angedeuteten. Diese dienten jedoch nicht als Wandöffnungen, sondern der
Fassadengestaltung. Die Räume wurden durch rechteckige kanalartige Röhren be- und
entlüftet, die im Bereich der Fenster in der Wand schräg nach oben geführt wurden. Die
technische Einrichtung wurde von der Firma ERSTE UNGARISCHE LANDWIRTSCHAFTS
MASCHINEN FABRIK ACTIENGESELLSCHAFT geplant und geliefert.58 ABB.XV.4.
Haggenmacher 191459
Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen60
Am Beispiel des Neubaus einer Malzfabrik der Brauerei Haggenmacher in Budapest soll
dargestellt werden, wie in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg ein Industriebau völlig aus
der Funktion heraus gestaltet wurde. Die Brauerei Haggenmacher beauftragte im Jahr 1914
das Ingenieurbüro Miller und Hetzel in München mit der Planung einer Mälzerei. 61 Das
Raumprogramm umfasste neben den Malztennen auch eine seitlich angeordnete
Doppeldarre. Die funktionalen Zuodnungen (von der Anlieferung der Gerste bis zum
55
DMT A 11000.700.
DMT A 6000.1200.
57
DMT A 1000.410.
58
DMT A 1000.410.
59
DMT A 6000.100 – 1700., DMT A 6000.2500.
60
Pilsitz 2013a.
61
Mehrere Planunterlagen sind mit folgendem Stempelaufdruck versehen: Miller und Hetzel, Ingenieurbüro,
München sowie mit dem Datum: 08.12.1914.
56
17
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Abtransport des Braumalzes) folgten dabei streng den aufeinanderfolgenden
Produktionsschritten. Mit einer Grundfläche von 90,23m x 41,02m = 3,700m2 und vier
übereinander angeordneten Malztennen gehörte die Mälzerei zu den größeren Betrieben. 62
Über den Malztennen waren über die gesamte Grundfläche 4 weitere Geschosse
angeordnet, die als Gerstenlager dienten. Auf gleicher Ebene war ein Wassertank mit 1,50
Millionen Liter angeordnet. Die Möglichkeit für eine spätere bauliche Erweiterung war von
Anfang an in der Planung vorgesehen. Entsprechend der zeitgemäßen Bauweise, war der
Betrieb mit den modernsten technischen Einrichtungen ausgestattet, wie beispielsweise
Vakuumpumpen, Tennenwendemaschinen
und
großräumige
Industrieaufzüge.63
ABB.XII.10.; ABB.XII.11. Die Grundrissform des Tennengebäudes war ein langes Rechteck,
was für Mälzereien grundsätzlich als Regel gilt. Im Falle der Mälzerei Haggenmacher in
Budafok war das Tennengeschoss in Längsrichtung in 4 Felder mit einer Spannweite von je
7,00m aufgeteilt.64 Ein Feld hatte eine Länge von fast 55,0m. Daraus ergibt sich für ein
Tennengeschoss eine Grundrissfläche von 1.540m2. Die Lastabtragung wurde mit einer
Skelettkonstruktion aus Stützen und Balkenkonstruktion in Stahlbeton sichergestellt.65 Der
Entwurf ist aus der Gebäudefunktion als Mälzerei heraus gestaltet. Der Lösungsansatz der
Bauaufgabe, der auf einer Synthese von Funktion, Konstruktion und Form beruht, spiegelt
sich im äußeren Erscheinungsbild wider, die mit dem Begriff funktionale Ästhetik
beschrieben werden kann. Die Fassade ist klar gegliedert und setzt sich aus einfachen
geometrischen Grundelementen zusammen, wobei das dominierende Wandmaterial Klinker
ist, der vor Ort hergestellt wurde und als Massenartikel günstig war. Der obere Abschluss
bilden Satteldächer, die im mittleren Gebäudeteil giebelseitig angeordnet sind. Durch den
ökonomischen Umgang mit Material und Form strahlt das Gebäude eine Sachlichkeit aus, die
von großer Überzeugungskraft ist.
Am Beispiel dieses Gebäudes wird die für den Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg
allgemein gültige Ästhetik des Funktionalismus deutlich, die anscheinend völlig befreit ist
von ideologischen oder willkürlichen Gestaltungsparadigmen. Der Gedanke der Teilung der
Funktionen findet sich sowohl in der Trennung von Tragstruktur und Fassade, als auch in
Bezug auf die Geschosshöhe der einzelnen Bereiche wider. Diese Neubewertung von
Funktion und Konstruktion, die zu einer Formensprache führte, die bis dahin nicht bekannt
war, ist der Ausgangspunkt für den Einfluss, den der Industriebau auf die Gesamtentwicklung
der Architektur im 20. Jahrhundert ausübte.
62
Aufgrund der Dimensionen der Mälzerei kann vermutet werden, dass der Betrieb nicht nur die Firma
Haggenmacher versorgte, sondern auch weitere Brauereien beliefert wurden.
63
DMT A 6000.500.
64
Die mechanische Tennenwendmaschine hatte eine Breite von ca. 6,50m, womit diese ohne Probleme auch
zwischen den Stützen eingesetzt werden konnte.
65
Zum Vergleich: In Berlin war die erste mehrgeschossige industrielle Produktionsstätte aus Stahlbeton die
Schokoladenfabrik Sarotti, die erst im Jahr 1912 fertig gestellt wurde. Bernhard 1922.
18
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
XII.2. Darre
Funktion
Die Darre ist funktional Teil der Mälzerei und baulich der Bereich, in dem der Keimprozess
der Gerste durch Feuchtigkeitsentzug unterbrochen wird. Der hergestellte Grünmalz wird
dadurch lagerfähig und das später daraus hergestellte Bier erhält sein typisch malziges
Aroma und seine Farbe.66
Rauchdarre als Ofenkonstruktion
Bei den vorindustriellen Brauereien (Mayerffy, 1815 und Petz, 1815) war die Darre ein
einfacher gemauerter Ofen mit geringen Dimensionen und damit lediglich ein technischer
Einbau, der in einem Raum ohne spezifische Anforderungen aufgestellt werden konnte. Der
Schornstein war entsprechend der Ofenleistung eher gering dimensioniert und hatte damit
kaum Einfluss auf die Fassadengestaltung. Üblich war eine offene Befeuerung mit Holz, bei
dem der Rauch durch das Grünmalz strömte. Da eine Steuerung der Temperatur und
Rauchmenge kaum vorgenommen werden konnte, war das Ergebnis oft von
unterschiedlicher Qualität.67 Rauchdarren werden heute noch für Whiskydestillerien
errichtet, die in den Dimensionen allerdings bedeutend grösser sind, als die
Ofenkonstruktionen und mit Torf als fossilem Brennstoff befeuert werden.68
Englische Darre: Die Darre wird zum Gebäude
Ab Mitte der 1820-er Jahre verbreitete sich auf dem Kontinent ein in England neu
entwickeltes Heizsystem für Darren mit indirekter Befeuerung. Dabei durchströmte nicht
Rauch, sondern erwärmte Luft den Grünmalz, der nun frei von Fehlaromen der fossilen
Brennstoffe blieb. Gleichzeitig war das System einfacher in der Steuerung und
kostengünstiger. Die Darre der Brauerei Dreher aus dem Jahr 1870 zeigt eine Doppeldarre,
die teilweise in das Erdreich abgesenkt wurde, um die Gesamtbauhöhe zu begrenzen.69
ABB.XII.12. Die Heizzentrale war im unteren Bereich der Darre angeordnet und erzeugte den
zur Trocknung notwendigen gleichmäßigen Warmluftstrom. Die im Jahr 1912 von dem
Freiburger Architekten Zimmermann für die Mälzerei Haggenmacher geplante Heizzentrale
zeigt ein Beispiel für eine solche Anlage, die in dieser Art allgemein zur Anwendung
gekommen ist.70 ABB.XII.13. Eine weitere Heizanlage zeigt die Modernisierung der Darre Nr.
1371 im Jahr 1910 und der Darre Nr. 272 im Jahr 1907 bei der Brauerei Dreher.73 Über dem
66
Appendix, Kapitel XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien
F*z v. S**n 1806.
68
Hoffmann 2004. 28-29.
69
DMT A 1000.170a.
70
DMT A 6000.1200d.
71
DMT A 11000.800.
72
DMT A 11000.300.
73
Stempel: „Rudolf Wiedemann. Architekt und Ingenieur für Bau u. Einrichtung von Mälzereien und
Brauereien”
67
19
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Heizsystem waren in der Regel zwei oder drei Drahtböden (Horden) übereinander
angeordnet, auf denen das Malz zum Darren ausgebreitet wurde.74 Darüber folgte das
Darrgewölbe und als oberer Abschluss der Darrschlot. Das Rauchrohr der Feuerungsanlage
mündete in den Darrschlot, um mittels der Abwärme den Luftzug nach oben zu verstärken. 75
ABB.XII.14. Mit der Umstellung der Heiztechnik wird die Darre zum eigenen Gebäude oder
zumindest Gebäudeteil, das in die Mälzerei integriert wurde, wobei das Prinzip der
indirekten Befeuerung in der weiteren Entwicklung erhalten bleibt und die Dimensionen der
Abluftkamine entsprechend der Leistungserhöhung der Darren stetig zunahmen.
ABB.XII.14a.; ABB.XII.14b.
Die Maschine wird zum Gebäude und das Gebäude wird zur Maschine76
Im Laufe der Entwicklung wurde die Darre zu einem turmartigen Baukörper auf
quadratischem Grundriss.77 Dabei übte die fortschreitende Produktionstechnik einen ständig
größeren Einfluss auf die Bauform aus, bis schließlich die Funktion des Gebäudes von Aussen
mühelos abzulesen war. Die Dächer der Darren waren weithin sichtbar und dienten auch der
Repräsentation. Verstärkt wurde dieser Ausdruck durch die auf den Darrschloten
angebrachten Metallabdeckungen.78 ABB.XII.15.; ABB.XII.15a.; ABB.XII.15b. Um die
Jahrhundertwende wurden die so genannten Darrfaxe eingeführt. Diese metallenen
Schutzhauben aus Blechsegmenten konnten sich in Windrichtung drehen. Mit den über die
Dächer ragenden Darrschloten wurden die Darrfaxe zu den weithin sichtbaren
Erkennungszeichen einer Mälzerei. Bei der Brauerei Dreher in Kőbánya und der Mälzerei
Haggenmacher in Budafok sind die charakteristischen Schlote das weithin sichtbare Merkmal
der Darren.79 ABB.XII.8. Gleichzeitig verdeckten sie die außen nicht sichtbaren konstruktiven
Teile der Darrschlote. Die Last der schweren Darrgewölbe und des darauf aufsitzenden
Darrschlotes musste von Mauerwerk, das von Pfeilern und Eisenankern verstärkt wurde,
abgeleitet werden.
Friedrich Accum beschreibt in seinem Werk die Bauform einer Darre wie folgt: Die MalzDarre ist ein Gebäude in Gestalt einer … Pyramide, in dessen vertex ein Rost angebracht ist.
Die Basis dieser Pyramide ist mit einem Boden belegt, worauf das Malz ungefähr vier Zoll
hoch ausgebreitet wird, um der Einwirkung des darunter befindlichen Feuers ausgesetzt zu
sein, dessen Wärme durch den Boden dringt. In den alten Malz-Darren besteht dieser Boden
aus rechtwinkligen horizontal liegenden glatten Ziegelsteinen, welche auf eisernen Stäben
ruhen; um die Hitze durch das Malz zu leiten, sind die Ziegel mit trichterförmigen Löchern
versehen, die dem Ganzen ein siebähnliches Ansehen geben. Der größte Durchmesser der
trichterförmigen Löcher des Bodens ist gegen den Feuerplatz des Ofens gekehrt. In den
neueren Malz-Darren besteht der Boden aus fein durchlöcherten eisernen Platten, wodurch
die erwärmte Luft auf das Malz gleichförmig wirken kann, indem es die darin enthaltene
Feuchtigkeit verflüchtigt und das Malz gleichmäßig trocknet, ohne die Außenseite desselben
74
DMT A 5000.5800.
DMT A 6000.1300c.
76
Pilsitz 2013a.
77
Rödel 1986. 228.
78
DMT A 6000.4100c.
79
Mälzerei Dreher, Firma Dreher Archiv
75
20
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
zu verkohlen.80 Bei der Darre war die geschaffene Einheit zwischen gebauter Hülle und
installierter Produktionstechnik kaum aufzulösen. Dabei ist nicht eindeutig festzustellen,
welcher Teil das Gebäude ist, und welcher die Maschine. Damit wird die Darre zur gebauten
Maschine, oder zum maschinellen Gebäude. Es entsteht ein unauflösbares System von
Gebäude und Maschine. Der Gebrauchszyklus der Einzelkomponenten erreichte dabei etwa
den gleichen zeitlichen Wert.81 Die folgenden Beispiele zeigen die bauliche Entwicklung der
Darre als Gebäude zwischen 1869 und 1935:
1869
1870
1873
1914
1935
Brauerei Dreher, X., Kőbánya, heute Halom utca 40-42, Architekten: Lajos
Frey, Lipót Kauser.82 ABB.XII.16.
Brauerei Dreher, Sörfőző, X., Kőbánya, heute Halom utca 40-42, Architekten:
Lajos Frey, Lipót Kauser.83 ABB.XII.17.
Brauhaus Krausz Mayer in Angyalföld, Anbau, Váci út, Rákoson 398b-422b
Lageplan, Architekt: Welser.84 ABB.XII.18.
Brauerei Haggenmacher Budafok, Zwillingsdarre, Architekt: Zimmermann,
Ingenieure: Miller und Hetzel (München).85 ABB.XII.14.
Brauerei Dreher, Erweiterung und Umbau der bestehenden Darre.86
ABB.XII.19.
Anordnung der Darre im Gebäude
Auch an der Anordnung der Darre innerhalb des Gesamtgebäudekomplexes ist die
Entwicklung des Gebäudetyps Großbrauerei nachzuvollziehen. Bei den frühindustriellen
Brauereien befand sich die Darre zunächst zwischen Mälzerei, Gerstenlager und Sudhaus
und war völlig im Gesamtbaukörper integriert. Diese Anordnung resultiert aus dem Ablauf
des Herstellungsprozesses. An der Planung für einen Braubetrieb für die Erste Ungarische
Aktienbrauerei AG.87 im Jahr 1888 wird dieses Prinzip deutlich. In dem länglichen Gebäude
war die Darre am Gebäudeende neben dem Gerstenlager angeordnet. Darauf folgten das
Sudhaus und das Kühlhaus.88 ABB.XII.20. Das Bauvorhaben wurde nicht realisiert, weil die
Planung zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dem Stand der Bau- und Brautechnik einer
industriellen Großbrauerei entsprach. Es verdeutlicht aber die prinzipielle Anordnung der
Produktionseinheiten. Eine zeitgemässere Anordnung zeigt die Firma Haggenmacher in
Budafok mit der Planung eines eigenständigen Mälzereibetriebes auf dem Gelände der
Brauerei im Jahr Jahr 1914.89 ABB.XII.21. Die Darren wurden bei der Mälzerei an der
Seitenfront des Tennenbodentrakts als Zwillingsdarre angeordnet.90 ABB.XII.22. Die Darre
80
Accum 1821. 22.
Pilsitz 2013a.
82
BFL XV.17.b.312.553.1869b
83
BFL XV.17.b.312.499.1870f
84
BFL XV.17.b.312.2362.1873a
85
DMT A 6000.1300c
86
DMT A 1000.360.
87
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Sörfőzde Rt.
88
DMT A 7000.300.
89
DMT A 6000.1600b.
90
DMT A 6000.500a.
81
21
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
als Baukörper nimmt innerhalb des Brauereikomplexes ab dem Jahr 1880 an Bedeutung zu,
nachdem die Mälzerei und das Sudhaus in der Regel voneinander getrennt waren. Wenn die
Darre am Ende der Mälzerei als additiver Bauköper angeordnet war, wurde als gestalterische
Konsequenz häufig eine turmartige Wirkung angestrebt.91 Bei der Planung für die Malzfabrik
Haggenmacher in Budafok (1914) ist eine Position an der Längsseite festgelegt, wobei der
Baukörper durch Hervortreten vor die Gebäudeflucht betont wird.92
Baukonstruktion
Für die Darre bestand die lastabtragende Konstruktion aus Mauerwerk, wobei der Darrschlot
in Form eines Konus aus Gründen des Feuerschutzes ebenfalls aus Mauerziegeln bestand.
Die Dächer der Darren waren handwerksmäßige Konstruktionen mit Dachziegeleindeckung.
Bei der Brauerei Anton Dreher (Diescher/Feszl, 1873) besteht die Dachkonstruktion der
Darre aus einem Sparrendach mit abgestrebtem stehendem Dachstuhl.93. Die Darre der
Firma Dreher stellt eine Sonderbauform dar, da ein Großteil der Darre unter der
Erdoberfläche angeordnet wurde, vermutlich um die Gesamthöhe des aufragenden
Gebäudes zu reduzieren. Je größer und aufwendiger die Darren wurden, desto aufwendiger
wurden die Konstruktionen, um die Lasten der schweren Darrgewölbe und des darauf
aufsitzenden Darrschlotes abzuleiten. Das Beispiel der Hautstädtischen Brauerei94 zeigt, dass
zur Lastabtragung auf das Mauerwerk Profilträger aus Stahl aufgelegt wurden.95 ABB.XII.23.;
ABB.XII.24. Mit der Mälzerei Haggenmacher (1914) fand die Entwicklung der Konstruktion
von Darren für den Untersuchungszeitraum in Budapest seinen Abschluss. Vorgesehen war
eine Zwillingsdarre mit je 3 Horden, die baulich im Gesamtkomplex Mälzerei integriert war.
Der Innenraum hatte mit Seitenlängen von 9,45m x 9,45m eine Grundfläche von 89,00m 2.
Bei insgesamt 6 Horden ergibt sich eine Gesamtgrundfläche der Horden von 534,00m2.
Dabei hatte die Darre eine Gebäudehöhe von 34,00m über Erdgleiche. Mit diesen baulichen
Dimensionen war die Darre der Mälzerei Haggenmacher der größte Betrieb seiner Art in
Budapest vor dem 1. Weltkrieg. Während die Konstruktion der Mälzerei aus einem StützenTräger System aus Stahlbeton bestand, das mit Mauerwerk ausgefacht wurde, bestand die
lastabtragende Konstruktion der Darre aus einer Umfassungswand aus Mauerwerk, die im
unteren Bereich eine Stärke von 1,05m hatte und sich nach oben verjüngte. In jedem
Geschoss war in Deckenhöhe ein Ringanker aus Eisenbeton vorgesehen.96 ABB.XII.14.
Der Malzspeicher - Hierarchie der Konstruktion
Bis zur Weiterverwendung im Sudhaus wurde das gereinigte Darrmalz so eingelagert, dass
eine erneute Aufnahme von Feuchte unterbunden wurde. In der Frühphase wurden hierzu
eigene Lagergebäude errichtet, die sogenannten Malzspeicher. Der Malzspeicher der
91
DMT A 6000.4100.
DMT A 6000.1100a.
93
DMT A 1000.170a.
94
Hauptstädtische Braucher AG/Fővárosi Sörfőzde Rt.
95
DMT A 8000. 3000a; DMT A 8000.3100.
96
DMT A 6000.1300c.
92
22
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Brauerei Dreher wurde im Jahr 1869 von den Architekten Lajos Frey und Lipót Kauser
geplant.97 ABB.XII.25. Die Konzeption des Lagergebäudes besteht aus einem Haus im Haus.
Die äußere Hülle hatte Aussenmaße von 13,25m x 5,75m = 76.20m2. Die Aussenwände
bildete mit dem lastabtragenden Mauerwerk, das nach oben hin stufenweise dünner wurde,
die Primärkonstruktion. Der obere Abschluss bildete ein zimmermannsmäßig abgebundenes
Pfettendach mit Drempel. In dieser Hülle wurde mit Abstand zu den umgebenden
Aussenwänden eine Sekundärkonstruktion aus Holz mit den Maßen (L) 10,0m x (B) 4,60m x
(H) 6,80m = (V) 313,0m3 integriert und in fünf Kammern unterteilt. Diese Behälter dienten
zum Lagern des Braumalzes. Die Spannweite wurde über einen Mittelbalken und Stützen aus
Gusseisen halbiert. Die Konstruktion „schwebte“ über dem Erdgeschoss und sicherte
dadurch die Durchlüftung des Behälterbodens. Ein weiteres Beispiel für diese Bauweise ist
das Malzkastenhaus der Brauerei Dreher aus dem Jahr 1870 (Planung: Franz Kraus).98
ABB.XII.26. Als Konsequenz dieser Konstruktion entsteht eine archetype99 Raumbeziehung:
Der Raum im Raum. Bei diesem architektonischen Konzept ist der innere Raum in
vollständiger Abhängigkeit von dem ihm umgebenden Volumen und hat keine direkte
Verbindung zum Außenbereich. Gleichzeitig bildet der Innenbereich des größeren Raumes
das Umfeld des kleineren. Diese Raumorganisation findet sich in der griechischen und
römischen Baukunst sowie … in der christlichen Sakralarchitektur, wenn der Altar mit einem
Baldachin überdacht wurde, so dass ein kleiner Raum aus dem großen Kirchenraum
herausgeschnitten wurde und damit der besondere Ort des Altars betont wurde. 100 Oswald
Mathias Ungers übernimmt diese Konstellation im Jahr 1984 in Form einer postmodernen
Gestaltung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main.
In der weiteren baulichen Entwicklung wurden Silos zunächst aus Stahlblech genutzt, wie die
Planung eines Malzsilos für die EMRS aus dem Jahr 1909 belegt (Planung: Ingenieur
Ganzenmüller, Weihenstephan, Bayern).101 Schließlich werden die Silos als
Stahlbetonkonstruktion errichtet.
XII.3. Sudhaus
Funktion
Während im Gebäude der Mälzerei (Malztenne und Darre) die vorbereitenden
Herstellungsphasen angesiedelt sind, findet im Sudhaus der eigentliche Brauprozess statt.
97
BFL XV.17.b.312 553.1869c
BFL XV.17.b.312 499.1870c
99
Jung 2005. 45.
100
Grütter 1987. 109-110.
101
DMT A 5000.1700.
98
23
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Das Sudhaus als Ort der Produktion
Für den Brauprozess wurden im Sudhaus für ein Doppelsudwerk102 folgende Einrichtungen
installiert:103
- Maischbottich mit Vormischer
- Maischpfanne (Kessel) mit Rührwerk
- Läuterbottich
- Würzpfanne
Die Anordnung der einzelnen Braueinrichtungen und –geräte folgten dem internen
Betriebsablauf.104 Dabei wurden die Bottiche und Pfannen mittels Höhendifferenzierung so
angeordnet, dass die Gravitation genutzt werden konnte, wodurch oft Pumpen eingespart
und damit Investitions- und Betriebskosten einzusparen wurden (Beispiel: Brauerei Dreher,
Entwurf für eine kleinere Brauerei (Schnitt Sudhaus, 1907).105 ABB.XII.27. So standen das
Doppelsudwerk, das heißt die Maisch- und Läuterbehälter auf einer Galerie, wohingegen die
Würzpfanne tiefer angeordnet war (Beispiel: Sudhaus Brauerei Dreher, 1911, Technische
Ausstattung: Metallwerk Goeggl und Sohn, München).106 ABB.XII.28. Beim Umleiten der
Bierwürze konnte so die Schwerkraft genutzt werden. Charakteristisch für diesen Raum
waren die Abzugshauben und –rohre, die über den Bottichen und Pfannen installiert waren
und mit denen der heiße Dampf aus dem Raum geleitet und vertikal nach oben über Dach
geführt wurde.107 Im Untergeschoss, waren die Antriebe für die Sudapparate untergebracht.
Über dem Sudraum befanden sich die Lager für die Rohstoffe Malz und Hopfen sowie die
Schrotmühle.
Das Sudhaus als Gebäude - Ästhetisierung des Arbeits- und Produktionsumfeldes
Das Sudhaus war in der Regel zwischen Mälzerei und Gärkeller angeordnet. Damit folgt die
Anordnung des Gebäudes der Anordnung des Verfahrens. Gleichzeitig blieben die
Transportwege kurz, wodurch Energie eingespart wurde. Das Sudhaus ist kleiner als die
Mälzerei, hatte einen quadratischen oder rechteckeigen Grundriss und war in verschiedene
vertikal angeordnete Funktionsbereiche organisiert. Der eigentliche Sudraum befindet sich
im Erdgeschoss oder Hochparterre. Das Sudhaus der Brauerei Haggenmacher (Planung 1909)
weist mit einem lichten Innenmaß von 23,97m x 22,90m (= 549,00m 2) einen fast
quadratischen Grundriss auf. Mit diesen Grundrissmaßen und einer Innenhöhe von 7,00
Metern entsteht großvolumiger Raum mit einem optisch stehenden Format. Damit
102
Das Doppelsudwerk war eine Weiterentwicklung der industriellen Bierbrauerei aus dem einfachen Sudwerk,
das beim handwerklichen Brauen eingesetzt wurde. Dabei wurde das Einteigen, Kochen und Läutern in einem
Bottich vorgenommen.
103
Ludwig 1896. 2059.
104
Maschinen-Constructeur 1880. 1.
105
DMT A 7000.900.
106
DMT A 1000.210.
107
Aus technischen Gründen waren diese Rohre zur Dampfableitung kleiner dimensioniert, als die Darrschlote
der Mälzerei mit ihren imposanten Hauben und damit für den architektonischen Gesamteindruck von
geringerer Bedeutung.
24
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entwickelt sich eine gegensätzliche Raumwirkung zu den Malztennen, die mit großflächigen
Grundrissen und geringen Innenhöhen ein liegendes Format aufweisen.108 ABB.XII.29. Wie
bereits im Abschnitt über die Mälzerei beschrieben wurde, war die anfängliche Einheit von
Mälzerei und Sudhaus nicht unbedingt zwingend und löste sich ab dem Jahr 1880 endgültig
auf. Gleichzeitig verkleinerten sich auch die Lager, da der Rohstoff Braumalz nach Bedarf
kurzfristig bei der Malzfabrik bestellt wurde. Daraus ergab sich die bauliche Konsequenz,
dass das Sudhaus als Solitär in Erscheinung trat. Der Grundriss des Sudhauses Dreher
(Planung 1911) hatte lichte Innenmaße von 12,00m x 29,00m (Grundfläche 348,00m2).109 In
der Regel waren die Außenwandöffnungen der Sudhäuser mit ihren Fenstern nach Norden
ausgerichtet und großzügig dimensioniert. Damit konnte der Sudraum einerseits
ausreichend und gleichmäßiges mit Tageslicht erhellt werden, war aber gleichzeitig vor
direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Dies stellte allerdings von Seiten des
Herstellungsprozesses kein Problem dar, weil Temperaturschwankungen im Unterschied zur
Mälzerei keinen bedeutenden Einfluss hatten. Die großen Fenster ermöglichten von Aussen
einen freien Blick in den Sudraum, mit seinen blanken Pfannen und Bottichen aus Kupfer.
Der Bodenbelag wurde wasserdicht ausgeführt, wofür Fliesen oder Natursteinplatten mit
Zementfugen zur Anwendung kamen. Die Wände waren aus feuchtebeständigem
Verkleidungsmateriel wie Kacheln großflächig verkleidet. Die Decken waren, wie in der
Mälzerei mit preußischem Kappengewölbe überspannt und glatt verputzt. Waren die
Spannweiten zu groß, lagen diese auf Eisenstützen auf, die mit Fliesen verkleidet waren. Der
Gesamteindruck des Sudhauses war das Ergebnis aus technischer und hygienischer
Notwendigkeit und dem Bedürfnis der Eigendarstellung nach außen. Mit diesem visuellen
Eindruck von Sauberkeit wurde ein direkter Bezug zum Endprodukt hergestellt. Durch die
geradezu bühnenhafte Darstellung des Sudhauses wird eine Ästhetisierung des Arbeits- und
Produktionsumfeldes vorgenommen, die besonders für die Produktionsstätten der
Nahrungs- und Genussmittelindustrie charakteristisch werden sollte.110 ABB.XII.30.
Baukonstruktion
Eine mögliche Erhöhung der Produktion war ohne Erweiterungsbau möglich
Die Sudhäuser weisen für die Außenwände durchgehend eine traditionelle Baukonstruktion
aus Mauerwerk in den Stärken zwischen 0,74m und 0,85m auf. Aus Gründen des
Brandschutzes wurden für die Decken in der Regel preußische Kappengewölbe eingebaut.
Für die Fassadengestaltung sind keine eindeutigen Regeln festzustellen. Backsteinrohbauten
kamen genauso zur Anwendung, wie Putz- respektive Mischfassaden. Als Folge der massiven
Bauweise und der geometrischen Form war es im Fall einer Produktionserhöhung schwierig,
den Sudraum zu erweitern. Bei der Planung wurde deshalb bereits von Anfang an ein
überdimensionierter Sudraum vorgesehen, der bei Bedarf nachgerüstet werden konnte. Ein
Beispiel ist das Sudhaus der Brauerei Dreher, das im Jahr 1870 von den Architekten Lajos
Frey und Lipót Kauser als dreischiffige Anlage konzipiert wurde.111 ABB.XII.31.; ABB.XII.32.;
ABB.XII.33. An das freistehende Gebäude war das eingeschossige Maschinen- und
108
DMT A 6000.5400e.
DMT A 1000.400
110
Firma Dreher Archiv
111
BFL XV.17.b.312.499/1870a,b,d.
109
25
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Kesselhaus angebaut, um den Weg für den Energietransport in das Sudhaus möglichst kurz
zu halten. Die Dimensionen des aufwendig konstruierten Industriekamins zeigen, dass die
Feuerungsanlage über eine entsprechende Leistung verfügte. Im Mitteltrakt, dessen
Innenhöhe bis zur Dachkonstruktion reichte, war das eigentliche Sudhaus untergebracht. Der
obere Abschluss bildete ein Satteldach mit Polonceau- Trägern. Diese Leichtkonstruktion aus
Flach- und Winkelstahl kamen vor allem bei Maschinenbaufabriken zur Anwendung, wie das
Beispiel der Werkstatt für Waggonmontage der Königl. ungarischen Staatsbahnen112 in
Budapest (1901) zeigt.113 ABB.XII.34. Dagegen waren über den beiden Seitenflügeln
Pultdächer in traditioneller zimmermannsmäßiger Konstruktion vorgesehen. Die
Fassadengestaltung ist streng formal und orientiert sich am Formenkatalog der
Architektursprache jener Zeit. Zur vertikalen Gliederung kommen rustizierte Lisenen zur
Anwendung, die in Verbindung mit den großzügig dimensionierten Erdgeschossfenstern den
Charakter des hallenartigen Innenraumes nach Aussen wieder geben. Als horizontales
Gliederungselement wird die Erdgeschosszone in ganzer Höhe rustiziert. In Verbindung mit
den Gesimsen ist die Fassade in drei horizontale Hauptzonen gegliedert.
XII.4. Kellerei
Funktion
Mit dem Gärprozess ist das Brauen im eigentlichen Sinne abgeschlossen. Die darauf
folgenden Räume waren:
1. Abkühlraum
2.Gärkeller
3.Lagerkeller
Abkühlraum
Der Abkühlraum hatte in der Regel einen rechteckigen Grundriss und war direkt neben dem
Sudhaus angeordnet. Da die Abkühlung vorwiegend über Verdunstung vor sich ging, musste
der Abkühlraum, in denen die Kühlschiffe untergebracht waren, über eine kurze
Luftwechselzeit verfügen, was über eine entsprechende Innenhöhe und große
Fensterflächen geregelt wurden. Unter dem Abkühlraum war der Gärkellern angeordnet. Ein
Beispiel ist das Abkühlhaus (96,0m x 12,0m= 1.152m2) der Brauerei Dreher aus dem Jahr
1870.114 ABB.XII.35.
112
Wagenmontagewerkstatt der Königlich Ungarischen Staatsbahenen/Kocsizerelő műhely der Magyar kir.
államvasutak
113
MÁV archivuma Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3rajz.
114
BFL XV.17.b.312.499.1870e
26
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Gärkeller
Nach Abschluss des Abkühlens wurde die Bierwürze unter Ausnutzung der Gravitation
energiesparend in den Gärkeller abgelassen. Im Allgemeinen waren diese Gärkeller im
Kellergeschoss angeordnet, wobei die Innenhöhen recht unterschiedlich sein konnten. Das
Raumklima des Gärkellers war durch eine Temperatur von ungefähr 5° Celsius und einer
hohen Luftfeuchte bestimmt. Um die kohlesäurehaltige Luft sicher abführen zu können,
waren Be- und Entlüftungsschächte vorgesehen, die über das Dach geführt wurden.
Beispiele für Gärkeller im Untersuchungszeitraum:
1. Brauerei Haggenmacher (1909): Zweigeschossiger Gärkeller mit einem System aus
Kühlrohren. (Planung: Metallwerk Goeggl und Sohn, München).115 ABB.XII.36.
2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG.116 (1909): Grundriss und Schnitt
großdimensionierten Gärkellers (Planung: Büro Ganzenmüller-Rank).117 ABB.XII.37.
des
3. Hauptstädtische Brauerei AG.118 (1912): Schnitt durch den Gärkeller (Planung:
Zimmermann, Freiburg)119 ABB.XII.38.
Lagerkeller in natürlichem Kalkstein
Verbindung zwischen Produktion und geologischer Formation
Nach dem Gärprozess folgte eine monatelange Lagerung des Jungbieres in Räumen, an die
bezüglich Temperatur und Luftfeuchte besondere Anforderungen gestellt wurden. Das
Jungbier wurde bis zu einem halben Jahr in großvolumigen Lagerfässern bei einer
Temperatur von maximal 3° Celsius gelagert. Die Bierbrauereien in Kőbánya nutzten für
diesen Zweck lange unterirdische Gänge im Kalkstein.120 ABB.XII.38a. Wegen der langen
Lagerzeit waren die Lagerkeller noch weitläufiger als die Gärkeller und erstreckten sich im
Erdreich über weite Teile des Brauereigeländes (Kellersystem der Brauerei Dreher, Lageplan
1903, erstellt vom Bergbauingenieur Ottó Machan).121 ABB.XII.39. Die tunnelartigen
Aushöhlungen boten ideale klimatische Verhältnisse und konnten mit einem Minimum an
Bauzeit und Kosten auf die Bedürfnisse auch größerer Brauereien umgestaltet werden. Über
die Entstehung des Kellersystems schreibt Bevillaqua: Zunächst wurde in Kőbánya Wein
angebaut und die Keller als Lagerkeller genutzt. Hierzu wurden die Naturkeller seitlich
zugemauert und so parzelliert. Die gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit wirkte sich
günstig auf die Reifung des Weines aus. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnten einige
materiell weniger gut gestellte Familien122 die Keller.”123 Zum gleichen Thema schreibt János
Lukács: „Im Jahr 1244 schenkte Béla IV. Kőbánya der Stadt Pest. In den Dokumenten sind für
115
DMT A 6000.5700c.
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény sörfőzde Rt.
117
DMT A 5000.1200a., DMT A 5000.1000a
118
Hauptstädtische Braucherei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.
119
DMT A 8000. 1600.
120
BFL XV.16.e.261.003.0001
121
DMT A 2000.100d.
122
BFL XV.17.b.311.szb.04887b
123
Bevillaqua 1993. 130.
116
27
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
dieses Gebiet Namen wie Kewerfelde, Kuerfelde, Küer, Kőér zu finden. Das damalige
Kőérfölde hat sich mit seinem weichen Sandstein als geeignet für den Abbau herausgestellt.
So entstand über einen Zeitraum von Jahrhunderten das für das Kellersystem in Köbánya
typische System von langen Gängen. Der direkte Nutzen des Abbaus war:
1.
2.
Das geförderte Material wurde zum Bau öffentlicher Gebäude genutzt: Ungarische
Akademie de Wissenschaften, Basilika, die Fassade der Einfahrt zur Unterführung
unter der Burg und die oberen Teile der Pfosten sowie der vier Löwen der
Kettenbrücke.
Die entstandenen Hohlräume wurden (zunächst) als Weinkeller und Wohnraum
genutzt.
Das hügelige Gelände in Kőbánya eignete sich für den Weinanbau und stellte deshalb einen
Wert an sich dar, weshalb der Kalkstein Untertage abgebaut wurde. Damit war die
Verbindung zwischen der Herstellung eines Genussmittels und einer künstlich hergestellten
geologischen Formation grundsätzlich hergestellt.124 Von der Maglódi Straße aus sind noch
eine Anzahl historischer Zugänge zu den Abbauschächten vorhanden, die gleichzeitig einen
Hinweis auf die Topografie des Geländes geben. ABB.XII.39a. Ergänzend zum oben
angeführten Zitat ist zu bemerken, dass der geförderte Sandstein auch für den Bau der
Brauereigebäude vor Ort genutzt wurde, was als ökonomischer Materialeinsatz zu werten
ist. Ein Beispiel ist das Mauerwerk einer Mälzerei auf dem Betriebsgelände I in Kőbánya.
ABB.XII.39b.
Stirneissystem, Mitteleissystem, Seiteneissystem
Die Brauereien in Kőbánya nutzten die idealen klimatischen Bedingungen in den langen
unterirdischen Kalksteingängen für den Reifeprozess des Jungbieres. Damit wurde die
Standortwahl der Brauindustrie in Budapest durch die geografische Lage des Kellersystems
mitbestimmt. Das Kellersystem der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei125 war eine
weitläufige Anlage und erstreckte sich im Erdreich über weite Teile des Brauereigeländes.126
ABB.XII.40. Erschlossen wurden die Lagerkeller am Anfang von einem Vorbau aus über
Treppen, in der weiteren Entwicklung wurden dann Aufzüge installiert. Entlang tunnelartiger
Erschließungsflure reihten sich die langgestreckten Kühlgänge, in denen die Lagerfässer
aufgestellt waren. Die Enden dieser Kühlgänge waren auf halber Höhe abgemauert.127
ABB.XII.41. Die so entstandenen Kammern wurden mit Natureis aufgefüllt. Um in den
ausgedehnten Lagerräumen eine gleichmäßige Kühlung sicher zu stellen, war eine effektive
Luftzirkulation erforderlich. Dazu wurde in einzelnen Fällen das Bodenniveau der Eiskammer
höher gelegt, als das Bodenniveau des zu kühlenden Raumes. Die kühlere und damit
schwerere Luft aus der Eiskammer sank auf den tiefer liegenden Boden und verdrängte die
warme Luft nach oben. Wegen der Lage der Eiskammer am Ende des Kühlganges wurde das
System als Stirneissystem bezeichnet. Ein System von Öffnungen sorgte für eine
124
Lukács 1993. 11-13.
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény sörfőzde Rt.
126
DMT A 4000.100d.
127
Foto Martin Pilsitz
125
28
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
gleichmäßige Verteilung der kühlenden Luft im gesamten Lagerkeller. Im Allgemeinen
nahmen die Eiskammern bis zu einem Viertel der Gesamtkellerfläche ein. Zur Berechnung
der benötigten Kühleismenge wurde ein Verbrauch von 1.250to Eis pro 10.000 Hektoliter
jährlicher Produktion angesetzt.128 Beispielsweise betrug im Jahr 1877 die Produktion der
Ersten Ungarsichen Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Sörfőzde 91.500 Hektoliter
Bier, womit ein Bedarf von 1.250to x 9,15 = 11.500to Kühleis bestand (ohne Reserven).
Neben dem Stirneissystem gab es weitere Bauweisen für Kühlkeller: 129
-
Mitteleissystem
Bei diesem System befindet sich die Eiskammer in der Mitte des Lagerraumes
-
Seiteneissystem
Bei diesem System befindet sich die Eiskammer zwischen zwei Lagerräumen
-
Kombinationssystem
Bei diesem System wird das Stirneissystem mit dem Seiteneissystem kombiniert
Wenn die Produktion rückläufig war, wurde der Lagerkeller durch Abmauern des hinteren
Bereiches auf das notwendige Maß verkleinert. Damit entstand ein flexibles Raumsystem,
mit dem die Menge des benötigten Eises gesteuert und damit ein ökonomischer Betrieb der
Anlage sicher gestellt werden konnte. Das Schmelzwasser wurde über ein System von
Bodenrinnen in ein Sammelbecken geleitet, aus dem es abgepumpt wurde. Gleichzeitig
erhöhte das geschmolzene Wasser die Luftfeuchtigkeit im Lagerkeller, das an den Wänden
und Decken kondensieren konnte. Um ein Abtropfen zu vermeiden, wurde das
Kondenswasser über Tropfrinnen kontrolliert abgeleitet. Damit wurde zum einen verhindert,
dass der Schmelzprozess des Kühlmediums Eis weiter beschleunigt wurde und zum anderen,
dass sich über das nicht sterile Natureiswasser schädliche Keime und Schimmelpilze im Keller
ausbreiteten, was das Bier möglicherweise ungenießbar machte. Gleichzeitig wurden nach
strikten Vorschriften Lüftungsmaßnahmen durchgeführt, bei der im Winter die relativ
warme Luft über einen Lüftungsschacht nach außen abgeleitet wurde.
1. Lüftung im Winter (Ableitung der Warmluft)
Bei winterlichen Temperaturen wurde in die Lagerkeller kalte Frischluft eingelassen, der zum
Boden absank. Die wärmere Luft stieg nach oben und wurde über einen Lüftungsschacht
abgeleitet.130 ABB.XII.42.
2. Kühlung im Sommer (geschlossener Kreislauf)
Der Eiskeller lag höher als der Lagerkeller. Die vom Eis abgekühlte Luft sinkt auf Bodenebene
ab. Die relativ warme Luft wurde unter der Decke zurück zum Eis geleitet und abgekühlt.
Dabei war der Lüftungskamin geschlossen. Es entstand ein geschlossener Kreislauf. Den
Zusammenhang zwischen dem künstlich geschaffen Raum, seiner Form und dem
128
Rázga 1954.
Nöthling 1896.
130
Foto Martin Pilsitz
129
29
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
physikalischen Funktionsmechanismus (Strömungsdynamik der Luft und Kühlmechanismus)
im Kellersystem, das in den natürlichen Kalkstein getrieben wurde, haben Zsuzsanna NádasiAntal und der Autor der vorgelten Arbeit in einer interdisziplinären Studie thematisiert.131 Da
im Kellersystem eine konstante Temperatur von 12° Celsius gemessen wurde, sollte mittels
einer Berechnung zur Energibilanz die Grundlage für die Beantwortung der Frage nach einer
möglichen zukünftigen Nutzung dieses historischen Bauwerkes gelegt werden. ABB.XII.42a.;
ABB.XII.42b.; ABB.XII.42c.
XII.5. Technische Nebengebäude zur Energieerzeugung
Das Brauwesen war eine der ersten Industriezweige in Budapest, in denen Dampfmaschinen
zur stationären Erzeugung und Bereitstellung von Energie zum Einsatz gekommen sind.
Dampf ersetzte die Beheizung der Sudkessel mit offenem Feuer. Diese technische Neuerung
beeinflusste neben der Produktionsmethode die Baugestaltung der Brauereien nachhaltig.
Dabei mussten das Kessel- und Maschinenhaus, die Lager für den Brennstoff Kohle und der
aufwendig konstruierte Industriekamin baulich in den Gesamtkomplex integriert werden. In
den 1890-er Jahre waren die technischen Anlagen zur Energieherstellung so leistungsstark,
dass im Einzelfall ein Wärmeüberschuss produziert wurde, mit dem auf dem Betriebsgelände
beispielsweise Dampfbäder betrieben wurden. Ein Beispiel ist das Dampfbad der Firma
Dreher auf dem Betriebsgelände I aus dem Jahr 1898. ABB.XII.42d.
Maschinenhaus
Die Brauereien stellten die benötigte Energie im Kessel- und Maschinenhaus selbst her, wo
neben der Dampfmaschine auch die Dampfkessel aufgestellt waren. Das Maschinenhaus war
in unmittelbarer Nähe zum Sudhaus angeordnet (Haggenmacher, Maschinenhaus, 1909).132
ABB.XII.43. Die Feuerungsanlage erforderte einen aufwendig konstruierten
Industrieschonstein, der weithin sichtbar war, und für die Planer ebenfalls eine neue
Bauaufgabe darstellte (Beispiel: Hauptstädtische Brauerei AG,133 Maschinenhaus. Planung:
Zimmermann, 1912).134 ABB.XII.44. Das bevorzugte Brennmaterial war Kohle, die
üblicherweise in großen Kohlenbunkern bis zum Verbrauch gelagert wurde. Der Dampf zum
Antrieb der Dampfmaschine wurde in Kesseln erzeugt. Die Dampfmaschinen wurden
fortlaufend weiterentwickelt und deren Leistung gesteigert. Allerdings mussten dafür auch
die Dampfmenge und der Dampfdruck erhöht werden, womit die Häufigkeit und Schwere
von Dampfkesselexplosionen verbunden war.135 Als bauliche Konsequenz wurde bei
frühindustriellen Brauereien das Maschinenhaus nicht im Brauereigebäude selbst, sondern
in einem angrenzenden Gebäude untergebracht, dessen Dach und Außenwand bei einer
Explosion weggesprengt werden konnte, ohne Schaden am Hauptgebäude zu erzeugen. Ein
131
Nádasi-Pilsitz 2015.
DMT A 6000.3100.
133
Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.
134
DMT A 8000.2300.
135
Scheffler 1867.
132
30
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
typisches Beispiel zeigt die Bürgerliche Brauerei AG.136 aus dem Jahr 1892: Das
Maschinenhaus ist direkt neben dem Sudhaus angeordnet, wobei das Dach aus einer
Leichtkonstruktion besteht.137 ABB.XII.45. Durch diese Gebäudeteile und aufwendigen
technischen Bauelemente wurde die Massenverteilung und das äußere Erscheinungsbild der
Brauereigebäude entscheidend mitgeprägt. Die Fassade des Maschinen- und Kesselhauses
der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei (heute: Brauerei Dreher) ist zum Stand der
Umbaumaßnahmen im Jahr 1912 weitgehend erhalten geblieben. ABB.XII.46.
XII.6. Zusammenfassung
Die historischen Brauereien in Budapest entwickelten sich aus einem kompakten Baukörper
heraus zu einem System von hochspezialisierten Einzelgebäuden. Im weiteren zeitlichen
Verlauf wurde die Gesamtanlage entsprechend dem Stand der Wissenschaft und Technik
durch Technische Nebengebäude, Laboratorien und Verwaltungsgebäude erweitert. Dazu
kamen Einrichtungen der Infrastruktur (Industriegleise, Straßen, offene Abstellbereiche) und
soziale Bauten (Wohnhäuser, Kantinen und Freizeiteinrichtungen), wodurch auf dem
Betriebsgelände der Brauereien in Kőbánya stadtähnliche Strukturen entstanden.
136
137
Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt.
DMT A 9000.900.
31
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
XIII. Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda
(1815-1845)
Im Folgenden soll an den Pester Brauhäusern Mayerffy und Petz die architektonische
Konzeption und Gestaltungsprinzipien der Innerstädtischen Brauereibetriebe exemplarisch
dargestellt werden.
XIII.1. Das Brauhaus Mayerffy
Firmengeschichte
Im Jahr 1805 reichte Ferenc Xaverius Mayerffy beim Städtischen Rat/Városi Tanács von Pest
den Antrag zum Bau eines neuen Brauhauses ein. Der Stadt sollte lediglich eine symbolische
Pacht bezahlt werden.138 Im Jahr 1815 wurde die Genehmigung für den Bau des Brauhauses
erteilt, die an die Auflage gebunden war, dass das Brauhaus auf einem Pachtgrundstück zu
errichten war, das im Eigentum der Stadt verbleibt und nach einer Pachtzeit von 18 Jahren
wieder in den Besitz der Stadt übergeht. Das Brauhaus wurde im Jahr 1896 während des
Baus des Parlaments abgerissen.139
Architektonische Konzeption: Der Grundriss ist auf Funktionalität ausgerichtet – die
Fassade auf Ästhetik
Das Brauhaus befand sich nördlich der mittelalterlichen Stadtmauer von Pest, zwischen dem
damaligen Neuen Gebäude/Új Épület (heute Szabadság tér) und der Donau. ABB.XIII.1. Das
Betriebsgelände wurde damals von der Szél utca und der Géza utca (heute
Garibaldi/Akadémia utca) begrenzt. Mit einer Blockrandbebauung war das Grundstück von
Anfang an einer maximalen Nutzung zugeführt. Eine Erweiterung in der Horizontalen war
deshalb nicht möglich, weshalb die überbaute Fläche durch Ausführung als Geschossbau
vergrößert wurde. Der Betrieb hat eine Nord-Süd Ausrichtung, wodurch der linke
Seitenflügel quer zur Hauptwindrichtung ausgerichtet war und bei Öffnen der Fenster eine
schnelle Querlüftung der Räume sichergestellt wurde, was für die Abkühlphase nach dem
Brauvorgang genutzt wurde. Die Gesamtkonzeption des Brauhauses war auf die
handwerkliche Herstellung eines obergärigen Bieres ausgerichtet. Das die einfache
Produktionstechnik direkten Einfluss auf die Architektur des Gebäudes nimmt, ist zunächst
am inneren Baugefüge, und hier wiederum vor allem an der Konzeption des Grundrisses
festzumachen. So berücksichtigt die Gestaltung des Grundrisses die Dimensionen der
einfachen Sudwerke und deren Zugänglichkeit. Auch die Zuordnung der Arbeitsräume lässt
bereits einen ersten Ansatz zur Arbeitsteilung erkennen. Hinsichtlich der Baukonstruktion
und Materialwahl kann von einer traditionellen, ortsüblichen Massivbauweise in Mauerwerk
ausgegangen werden. Bei der Entscheidung gegen eine Holzkonstruktion, war vermutlich der
138
139
BFL Rel.an.7997
Kozmáné.20-21
32
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Brandschutz der entscheidende Faktor. Mit dieser inneren Konzeption einer auf
Funktionalität ausgerichteten Produktionsstätte, ist die Abkehr von der Hausbrauerei
vollzogen. Die Fassade bildet hierzu einen Kontrapunkt. An der Hauptfassade zur Szél utca
hin ist kein offensichtlicher Hinweis, beispielsweise durch technische Aufbauten, auf die
Zweckbestimmung des Gebäudes zu erkennen. Vielmehr orientiert sich die Fassade
ausschließlich an ästhetischen Gestaltungsprinzipien.
Ensemble: Kleinbauform, die sich um eine mittlere Achse entwickelt
Das im Jahr 1805 von János Zitterbarth geplante Brauhaus weist Abmessungen von 58,00m x
15,00m für den Haupttrakt und 34,00m x 11,00m für die Seitenflügel auf. Mit diesen
Dimensionen ist eine bedeutende Vergrößerung der Produktionsfläche gegenüber den bis
dahin errichteten Brauhäusern erreicht. Im Vergleich zu den später entstehenden
industriellen Großbrauereien ist das Gebäude aber immer noch eine Kleinbauform. Es
besteht aus einem höher gelegten Erd-, einem Ober- und einem Untergeschoss, wobei sich
der Grundriss nahezu um eine Mittelachse entwickelt, aus der ein dreiflügeliges
Gebäudeensemble entsteht. Dabei schließen sich die beiden langgestreckten Seitenflügel am
Haupttrakt an, woraus sich eine Gesamtanlage in U-Form entwickelt. Die Breite der Anlage
wird durch die Parzellengrenze definiert, woraus eine Blockrandbebauung mit innerem
Betriebshof entsteht. Die Erschließung des Betriebshofes erfolgt über zwei Tore, die durch
das Hauptgebäude auf die Szél utca führen und durch ihre Anordnung Teil der Axialität
werden. Als Abschluss des Betriebshofes ist mittig der rechteckige Baukörper der
betriebseigenen Mühle als Solitär angeordnet, wodurch die Axialität der Gesamtanlage
weiter betont wird. ABB.XIII.2.; ABB.XIII.3.
Grundriss: System nach Zonen und Bereiche
Die traditionelle Aufteilung des Gebäudes in einen Arbeits- und Wohnbereich ist nicht völlig
aufgehoben, wobei der weitaus überwiegende Teil der Grundrissfläche der gewerblichen
Nutzung zugeführt ist. Der Gebäudekomplex folgt einem System, das auf einer strikten
Einteilung in Zonen und Bereiche aufgebaut ist. Im Erdgeschoss befindet sich die
Produktions- und Vertriebszone, die klar voneinander getrennt sind. Die Produktionszone
fasst die Brauerei, die Schnapsbrennerei und die Essigsiederei zusammen. In der
Vertriebszone zur Straße hin befinden sich ein Schank- und ein Verkaufsraum für die
hergestellten Produkte. Im Obergeschoss des Haupttraktes ist ein Wohnbereich angeordnet.
Hinsichtlich der Einrichtung einer Wohnung für die Meister und Gesellen erteilte die Zunft
genaue Vorschriften.140 Die rückwärtigen Seitenflügel waren wiederum Produktionszone. Im
Gegensatz zu der strengen Anordnung des Ensembles um eine symmetrische Achse, ist
hinsichtlich der Raumorganisation kein symmetrisches Zuordnungsschema zu erkennen,
sondern eine Gestaltung auf Grundlage der Funktionalität. Die Anordnung und
Dimensionierung der Produktionsräume ist individuell gestaltet, wobei die
Teilarbeitsprozesse räumlich voneinander getrennt und in einer logischen Beziehung zu
einander angeordnet sind. Dabei folgt der Grundriss einem Schema, an dem die
140
BFL.Test.a.n.4079.a szoba.
33
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Einzelprozesse der Bierherstellung abzulesen ist: Gerstenlager, Mühle, Mälzerei und
Sudhaus. Konstruktiv auffallend sind die Stützenreihen in den Seitenflügeln, wodurch die
Deckenspannweiten weiterhin kurz bleiben, aber Räume mit großen Grundrissflächen
geschaffen werden. Diese sind durchgehend im Erdgeschoss angeordnet, werden aber im
linken Seitenflügel abschnittsweise auch in das Obergeschoss weitergeführt. Es ist zu
vermuten, dass diese konstruktive Maßnahme eine Reaktion auf Lasten im Dachgeschoss ist,
wo sich möglicherweise das Gerstenlager befand.141 Im Gegensatz dazu ist das Obergeschoss
im rechten Seitenflügel mit seinen großzügigen Räumen frei überspannt, was auf eine
differenzierte Nutzung und eine daran angepasste Konzeption zur Lastabtragung und
Grundrissorganisation schließen lässt. Die innere Erschließung erfolgt über Flure und die
Verbindung zwischen den Geschossen über zentral angeordnete Treppen. In gleicher Weise
dienen die Fensteröffnungen als funktionale Elemente, deren Anordnung und Dimensionen
den speziellen Anforderungen der Teilarbeitsschritte angepasst sind. In den
Produktionsräumen sind sie einander gegenüber angeordnet und ermöglichten einen
schnellen Luftaustausch. Die natürliche Belichtung mittels der Fenster nimmt beim
Bierbrauen eine eher untergeordnete Rolle ein. Insgesamt betrachtet zeigt der Grundriss ein
Ordnungsschema auf Grundlage funktional organisierter Produktionsabläufe.
Der Innenhof: offener Kommunikationsraum in einem geschlossenen Raumsystem
Die Blockrandbebauung lässt einen zentralen rechteckigen Innenhof entstehen, auf den sich
sämtliche Bauten der Anlage beziehen und als Konsequenz einen direkten Einfluss auf die
Raumstruktur des Baukörpers ausübt. Der Innenhof war nicht nur Mittelpunkt der
Gebäudegruppierung, sondern diente auch der zentralen Erschließung. Gleichzeitig wird
dem Gebäude- und Raumsystem eine innere Abgeschlossenheit verliehen. Diese kann den
Mitarbeitern das Gefühl der Umschlossenheit in einem festen Bezugssystem vermitteln und
zugleich als offener Kommunikationsraum ihre Zusammengehörigkeit als Mitglieder einer
Firma unterstreichen.142 Diese Zentrierung der Gesamtanlage durch die Gruppierung der
Gebäude rund um den Hof wird zum Strukturmerkmal dieses Typus einer Fabrik.
Fassade: Unterordnung unter das Konzept der Symmetrie
Bei der Gestaltung der Hauptfassade ist eine symmetrische Gesamtkonzeption festzustellen.
ABB.XIII.4.. Obwohl es sich bei der Brauerei um eine Produktionsstätte handelt, deren
Grundrissdisposition ein Ordnungsschema auf Grundlage funktional organisierter
Arbeitsabläufe erkennen lässt, orientiert sich die äußere Gestaltung an einem streng
formalen Gestaltungskonzept repräsentativer Gebäude, bei dem der Formenkatalog der
Architektursprache jener Zeit zur Anwendung kommt. Neben der strengen symmetrischen
Konzeption der Fassade ist ein horizontales Gliederungsschema zu erkennen. Damit wird ein
141
3
Lastannahme für Braugerste: 8,0 kN/m
Treiber 1980.: Treiber macht in seinem Werk einen Vergleich von Betriebsstätten dieser Art mit
Klosteranlagen, als Arbeits- und Sozialgemeinsachft auf. Es ist eine Architektur, bei der es auf Disziplin bei der
Arbeit und Ordnung ankam. Auch für die Wohnsiedlungen der Arbeiter wurden ähnliche
Grundrissanordnungen empfohlen.
142
34
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Bezug zur Fassadenstruktur der umgebenden Stadthäuser hergestellt und eine Funktion in
Zusammenhang mit der Stadtgestaltung übernommen. Die Fassade eines benachbarten
Vergleichobjektes macht dies deutlich. ABB.XIII.5. Die Fassade des Brauhauses ist bis auf die
halbe Höhe rustiziert, wodurch die Erdgeschosszone optisch überhöht wird. Als weiteres
Gliederungsmittel befindet sich darüber ein breites Gurtgesims. Die Wandfläche des
Obergeschosses besteht aus einem glatten hellen Putz. Ein Walmdach bildet den oberen
Abschluss, dessen Höhe etwa ein Drittel der Gesamtgebäudehöhe entspricht. Die Anordnung
der drei sichtbaren Kaminköpfe zeigt, dass sich die strenge Symmetrie der Fassade im Dach
fortsetzt. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass die Einhaltung des strengen
symmetrischen Gestaltungsprinzips nur deshalb möglich ist, weil die Feuerungsanlagen klein
waren und keine aufwendig konstruierten Kaminsysteme erforderten, die auf der Fassade
ein dominierendes Element dargestellt hätten. Die Wandöffnungen ordnen sich ebenfalls
dem Konzept der Symmetrie unter. Die Hauptfassade des Gebäudes ist 16 Fensterachsen
breit, wobei die Fenster im Obergeschoss eine gerade Fensterverdachung erhalten. Eine
weitere Ausbildung von Dekor, wie beispielsweise allegorische Figuren, ist nicht vorhanden.
Mittels der Gliederungsmittel Symmetrie und der besonderen Betonung der Horizontalen
vermittelt das Gebäude eine Grundstimmung von Strenge und Stabilität. Allerdings wirkt die
an historische Vorbilder angelehnte Fassade im Vergleich zu den repräsentativen
Wohngebäuden, einfacher gestaltet, was eine ästhetische Abweichung von der
ursprünglichen Form bedeutet. Diese Reduzierung führt zu einer Versachlichung der
Fassadenarchitektur, was als unterschwelliger Hinweis auf die technische Funktion des
Gebäudes interpretiert werden kann. Von einer Absicht des Planers zu einem Versuch der
Abstraktion kann bei dieser engen Bezugnahme auf barocke Stadtpalais allerdings nicht
ausgegangen werden.143
Urbanes Umfeld: Unterordnung unter das umgebende Stadtbild
Die Standortwahl ist zum einen durch die Nähe zur Donau bestimmt, aus der das Wasser
zum Brauen gefördert wurde und zum anderen durch die Lage nördlich der mittelalterlichen
Stadtmauer, mit einer guten Anbindung über die Váci út zu den Gersten- und
Hopfenanbaugebieten, die vor der Stadt liegen. Die Brauerei ordnet sich mit ihrer Baumasse
und deren Anordnung auf dem Betriebsgelände, den Dimensionen und der
Höhenentwicklung sowie der Fassadengestaltung dem umgebenden Stadtbild unter. Die
Silhouette der Stadt wird durch keine technischen Bauteile an der Fassade gestört. Mit
dieser Präsentation nach außen ist der Brauereibetrieb Mayerffy die bauliche Ausdrucksform
einer handwerklichen Produktionsweise zu Beginn der Übergangsphase zur industriellen
Produktionsweise.
143
Früchtel 2001.
35
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XIII.2. Braubetrieb Petz
Firmengeschichte
Das Brauhaus wurde im Jahr 1815 südlich des mittelalterlichen Stadtkerns im heutigen
Bezirk Ferencváros in der damaligen Soroksárer Landstraße/Soroksári Országút, Ecke Tehénutca/Két Nyulak utca (heute Ecke Ráday utca/Kinizsi utca) von János Petz mit den gleichen
vertraglichen Bedingungen wie im Falle Mayerffy gegründet.144 Im Jahr 1905 wurde das
Gebäude abgerissen.
Grundriss und Fassade: Ausdruck einer funktionalen Zweckarchitektur
Die Anordnung der Gebäudeteile zeigt ein streng axial-symmetrisches Konzept: Der
Haupttrakt (40,00m x 11,00m) und zwei Seitenflügel (34,00m x 9,50m) bilden eine
Dreiflügelanlage, die einen Betriebshof umschließen, der über ein auf der Zentralachse
angeordnetes Tor durch das Hauptgebäude mit der Straße verbunden ist. Ein Brunnen
kennzeichnet die Mitte dieses weitläufigen offenen Bereichs, dessen rückwärtige
Abgrenzung durch einen Zaun gebildet wird. Ein Zugang besteht zu einem Lager für
Brennholz. Das Brauhaus ist eingeschossig, was im Vergleich zu Mayerffy zu einer
entsprechenden Anpassung der Grundrisskonzeption führt. Insgesamt ist die schlichte
Grundrissform mit einer leicht verständlichen räumlichen Disposition Ausdruck einer
funktionalen Zweckarchitektur. Dabei wurde der Ausschankraum im Haupttrakt, nahe zur
Straße platziert. Die Produktionsräume befanden sich in den Seitenflügeln. Im rechten
Seitenflügel war die Schnapsbrennerei untergebracht, im linken die Brauerei. Die Funktionen
Lager (Malzkammer), Kühlschiff, Darre und Sudraum sind in einem langgestreckten
Gebäudeteil angeordnet und somit unter einem gemeinsamen Dach untergebracht. Die
Mühle bildet einen eigenständigen Baukörper, der direkt am Kopfende anschließt. Mit dieser
Grundrissvariation zeichnet sich der Brauprozess als lineare Abfolge der einzelnen
Betriebsräume ab. Die Fassade ist einfach, ohne Dekor oder Ornament gestaltet. Über dem
eingeschossigen Haupttrakt mit glatter Putzfassade bildet ein traufständiges Satteldach den
oberen Abschluss. Im Vergleich zu Mayerffy ist die Ausgestaltung der Fassade des
Brauereibetriebes Petz weniger von ästhetischen Überlegungen geprägt. Dagegen folgt das
additive und strikt horizontale Grundrissschema im Brauereitrakt einer streng funktionalen
Planung. Damit wird dieses Grundrisskonzept ein möglicher Vorläufer (aber kein Vorgänger)
der frühindustriellen Brauereigebäude, die ab dem Jahr 1845 in Kőbánya entstehen.
ABB.XIII.6.
144
Bevilaqua 1931. 715-717
36
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XIII.3. Zusammenfassung
Bei der Gesamtkonzeption des Brauhauses Mayerffy sind die ästhetischen Aspekte in erster
Linie an der streng formalen Fassadenarchitektur festgemacht. Die funktionalen
Komponenten beeinflussen dagegen vor allem das innere Baugefüge. Da diese im
Untersuchungszeitraum noch aus einfachen Einrichtungen bestand, mussten bei der Planung
die funktionalen Aspekte nur in geringerem Umfang und eher für die Organisation (im Sinne
von Planung) des Gebäudeinneren berücksichtigt werden. Die Folge ist, dass die Entwicklung
einer grundlegend neuen baulichen Konzeption nicht notwendig wurde. Im Falle des
Brauereibetriebes Mayerffy kann die Fassadengestaltung von repräsentativen
historisierenden Stadtpalais abgeleitet werden, wie sie damals im Stadtgebiet von Pest-Buda
üblich waren. Erkennbar sind diese Gebäude in erster Linie an dem massiv ausgeführten,
gefälligen Baukubus mit Walmdach sowie den von der Symmetrie beherrschten Grundrissen
und Fassaden, wobei letztere teilweise ein beachtliches Dekor aufwiesen. Damit steht im Fall
der Architektur der Brauereigebäude Mayerffy die ästhetische Komponente im Vordergrund,
während die funktionale Komponente sich am Stand der einfachen Herstellungstechnik und
Betriebsablaufes orientiert. Im weiteren Verlauf der baulichen Entwicklung der Brauereien
ist eine Veränderung hinsichtlich der ästhetischen Aspekte bei der Konzeption der
Bauformen festzustellen, während funktionale Komponenten, parallel zur technischen
Entwicklung, an Bedeutung gewinnen. Beim Brauhaus Petz folgt das additive und strikt
horizontale Grundrissschema im Brauereitrakt ebenfalls einer streng funktionalen Planung,
allerdings in Verbindung mit einem eingeschossigen Produktionsgebäude. Die Ausgestaltung
der Fassade ist weniger von ästhetischen Überlegungen geprägt, sondern scheint eher auf
ökonomischen Überlegungen zu beruhen. Insgesamt ist festzustellen, dass die
Innerstädtischen Brauhäuser in Pest mit dem beschriebenen Grundriss- und
Gestaltungskonzept der Fassade zeitliche Vorläufer, aber keine Vorgänger der
Frühindustriellen Brauereigebäude sind, die ab dem Jahr 1845 in Kőbánya entstehen.
37
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XIV. Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870)
Im Folgenden soll die architektonische Entwicklung der Frühindustiellen Brauereien in PestBuda an folgenden Brauereien dargestellt werden:
A. Brauereien der Übergansphase zwischen Innerstädtischem Brauereibetrieb und
Frühindustrieller Brauerei:
1. Brauhaus Tükőry
2. Brauhaus der Brauhaus Gesellschaft Kőbánya/Kőbányai serház társaság
B. Frühindustrielle Brauereien:
3. Brauhaus Schmidt
4. Barber Klusemann
5. Brauerei Dreher
XIV.1. Brauhaus Spiegel/Tüköry Serháza
Brauhaus als axialsymmetrische Dreiflügelanlage
Firmengeschichte
Der Betriebsgründer József Tüköry war kein Bierbrauer, sondern einer der ersten
bürgerlichen Investoren in Pest, der versuchte, mit dem Bau einer Brauerei sein Vermögen
gewinnbringend anzulegen.145 Um die starren Zunftregeln zu umgehen, wurde der Betrieb
von seinem Sohn geleitet, der Bierbrauer und Zunftmitglied war. Ab 1845 nutzte Tüköry das
Kellersystem in Kőbánya als Reife- und Lagerkeller, was darauf hinweist, dass sein Betrieb die
Produktion auf untergäriges Bier umgestellt hatte. Wegen der hohen Qualität der Biere aus
Köbánya hatte der Standort bald einen hervorragenden Ruf, weshalb Tüköry versuchte, auf
einem Werbeplakat den Eindruck zu vermitteln, dass die Brauerei dort angesiedelt sei.146
ABB.XIV.2. János Lukács schreibt in seinem Werk, dass der Braubetrieb aufgrund
wirtschaftlicher Probleme im Jahr 1860 eingestellt wurde.147 Diese Aussage steht im
Widerspruch zu der Tatsache, dass die Brauerei Tüköry später den Bau der oben erwähnten
Bierhalle148 und einer Darre zumindest geplant hat.149 ABB.XIV.3.
145
BFL XV.17.b.311.szbk.230b.verso.: Auf der Rückseite der Genehmigungspläne ist der Bauherr noch mit
seinem deutschen Namen „Spiegel” aufgeführt
146
Dreher Archiv
147
Lukács 1992. 92.
148
BFL XV.16.b.224/46
149
BFL XV.17.b.311.szb.19148
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Standort
Das Betriebsgelände befand sich in Pest (XIII. Bezirk, Stadtteil Ujlipotváros), begrenzt von der
heutigen Pozsonyi, Katona József, und Sallai Staße sowie von der Szent István Ringstraße.150
Die Wahl des Betriebsgeländes erfolgte aufgrund von funktionalen Überlegungen. Außerhalb
des mittelalterlichen Stadtkerns hatte der Betrieb mit seiner verkehrsgünstigen Lage
zwischen der Watzer Landsraße/Váci Országút und der Nähe zur Donau eine gute Anbindung
an die Transportwege für Hopfen und Gerste. Gleichzeitig sicherte die Donau die
Wasserversorgung des Brauhauses.
Bauliche Konzeption
Mihály Pollack: Planung einer Dreiflügelanlage auf Symmetrieachse
Das Brauhaus wurde von Mihály Pollack geplant.151 ABB.XIV.4. Die „Verschönerungs
Comissio“ (A Szépítő Bizottmány) erteilte am 05. August 1832 die Baugenehmigung mit
folgender Anmerkung:152 Die derzeitige Planung, für dessen Ausführung Herr Baumeister
Mihály Pollák verantwortlich ist, erhält mit der Vorgabe eine Genehmigung, dass diese mit
den darauf sichtbaren Ziegeln durchgeführt wird und dass der unterirdischer bis zur Donau
geführte Abwasserkanal ausgeführt wird.153 Die Anordnung der Gebäudeteile zeigt ein axialsymmetrisches Konzept: Der zurückgesetzte Mitteltrakt (13,00m x 13,00m) und zwei
Seitenflügel (10,00m x 90,00m, bzw. 10,00m x 70,00m) bilden eine Dreiflügelanlage, die zwei
Betriebshöfe umschließen. Durch dieses Gesamtkonzept werden die Gebäudemassen in
einer Weise angeordnet, dass ein geschlossenes Ensemble entsteht, bei dem der Mitteltrakt
optisch betont wird. Ein grundsätzlicher Vorteil dieser Konzeption besteht in der Möglichkeit
zur Erweiterung der Seitenflügel. Die Organisation des Grundrisses sowie die im
Genehmigungsplan aus dem Jahr 1832 dargestellte Anordnung der einfachen
Arbeitseinrichtungen zeigen eine Produktionsstätte für obergäriges Bier. Eine Erweiterung
der baulichen Anlage durch den Neubau einer industriellen Darre in den 1850-er Jahre und
die Nutzung der Reife- und Lagerkeller in Köbánya sind ein baulicher Hinweis dafür, dass der
Betrieb im Laufe seines Bestehens die Produktion von obergärigem auf untergäriges Bier
umgestellt hat.154
150
BFL XV. 16.b.224/44
BFL.XV.17.B.311.szbk.230b
152
BFL. Szép. Biz. Iratai 5524
153
Original ungarischer Text: „A jelen építési tervezet, melynek kiviteléért Pollák Mihály Baumeister úr felelős,
azzal hagyatik jóvá, hogy az azon mostan látható cseréppel történjék és hogy légyen annak földalatti, a Dunáig
vezető vízlevezető csatornája.”
154
Auf dem Plan von 1832 wird der deutsche Begriff „Welke” verwendet. Dort wurde das Malz lediglich passiv
mit Luft getrocknet, was ein Hinweis auf die Herstellung eines obergärigen Bieres ist. Dagegen ist bei der
Herstellung eines untergärigen Bieres der Bau eines eigenen Gebäudes, der Darre, notwendig, wo das Malz mit
einem heissen Luftstrom in einem geschlossenen System aktiv erhitzt wird.
151
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Funktionen
Im Brauereigebäude ist eine Reihe von Funktionen untergebracht, wobei eine eindeutige
Einteilung in zusammenfassende Zonen (siehe Mayerffy) nicht zu erkennen ist. Funktional
wurde die Gesamtanlage in Produktions- und Wohnbereiche gegliedert, die einander
durchdringen. Gleichzeitig mussten die Produktionseinheiten Mühle (Malz- und
Schrotmühle) und Schnapsbrennerei, die mit dem Prozess des Bierbrauens nicht in direktem
Zusammenhang standen, baulich integriert werden, was eine Vergrößerung der
Mindestabmessungen des Betriebsgebäudes zur Konsequenz hatte. Die traditionelle
Verbindung zwischen Brauerei und Essigsiederei ist im Fall der Brauerei Tüköry endgültig
überwunden.155
Insgesamt sind folgende Funktionsbereiche zu unterscheiden:
1. Produktion
- Brauerei
- Brandweinbrennerei
- Mühle
2. Vertrieb
-Gasthaus
3. Wohnen
Im Brauereigebäude ist die Einheit zwischen Arbeiten und Wohnen nicht aufgehoben.
4. Nebenräume
Pferdställe
Lager
Produktionsfläche
Gesamte Fläche: 960,00m2 = 100%, davon:
Gerstenboden (136,00m2 = 14%), Darre (26,00m2 = 3%), Wohnen (123,00m2 = 13%),
Nebenräume (85,00m2 = 9%), Welke (168,00m2 = 13%), Brauhaus (72,00m2 = 7.5%),
Brandweinhaus (43,00m2 = 4.5%), Hopfenlager (9,00m2 = 1.0%), Gasthaus (57,00m2 = 6.0%),
Malztenne (150,00m2 = 16%), Mühle (128,00m2 = 13%)
Hieraus ergibt sich ein Verhältnis von 55% Produktionsfläche zu 45% Nebenfläche
155
Da noch keine Kühltechnik zur Verfügung stand, beschränkt sich die Brausaison auf das Winterhalbjahr. Um
die Wirtschaftlichkeit des Betriebes auch während des Sommerhalbjahres sicher zu stellen, waren den
Brauereibetrieben in der Regel noch eine Mühle, eine Schnapsbrennerei sowie eine Essigsiederei angegliedert.
40
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Grundriss und Innenhöhen
Im Mitteltrakt, der als Zentralbau auf quadratischem Grundriss konzipiert wurde, ist eine
Mühle angeordnet, die über kurze Zwischentrakte mit den quer stehenden länglichen
Seitenflügeln verbunden ist. In der Mühle werden die Gebäudeabmessungen durch den
Zwang zur Integration der technischen Ausstattung bestimmt. Die Tiefe und Höhe des 3geschossigen Gebäudes wird entscheidend durch die Dimension des Antriebsrades
(Durchmesser: 11,50m) bestimmt, dass die Malz- und Schrotmühle bewegt. Um die
Gebäudehöhe zu reduzieren, wurde dieses mechanische Element in einem Schacht um 3,00
Meter abgesenkt. Die Planunterlagen enthalten keine Angaben zur Antriebsform und deren
Energiequelle. Die in den Seitenflügeln angeordneten Produktions- und Lagerräume weisen
durchgehend rechteckige Formate auf. Deren Anordnung und Dimensionierung ist
individuell gestaltet, wobei die Teilarbeitsprozesse räumlich voneinander getrennt sind.
Gleichzeitig ist die Anordnung der Produktionsräume weniger auf Grundlage der
Arbeitsabläufe organisiert, sondern in Abhängigkeit der Gebäudeform. Als Folge entwickeln
sich nur bedingt logische und funktionale Raumzuordnungen. Die Funktionen Mälzerei,
Darre, Sudhaus sind im Erdgeschoss der beiden langgestreckten Gebäudeteile angeordnet.
Damit ist der gesamte Brauprozess zwar unter einem gemeinsamen Dach untergebracht,
aber der Arbeitsablauf zeichnet sich nicht als konsequent lineare Abfolge der einzelnen
Betriebsräume ab. Ein System für eine durchgehende innere Erschließung ist nicht gegeben.
Die Arbeitsräume im Erdgeschoss sind über den Betriebshof zugänglich, wodurch dieser eine
funktionale Aufwertung erfährt. Die Arbeitsräume zeigen Innenraumhöhen, die in
Abhängigkeit des Teilarbeitsprozesses gestaltet sind. Der Mühlentrakt besteht aus einem
Erdgeschoss für die Malzmühle (Innenraumhöhe: 3,80m), mit einem Fußbodenniveau auf
der Ebene des Betriebshofes. Im Obergeschoss (Innenraumhöhe: 2,60m) ist die Schrotmühle
angeordnete und darüber befindet sich der Dachraum als Kornlager (Innenraumhöhe:
2,60m). Die Seitenflügel sind zumindest teilweise unterkellert (Innenraumhöhe: 2,80m),
wobei die sich darüber befindlichen Geschosse (Innenraumhöhe: 2,60m) um 1,60m
gegenüber dem Betriebshof höher gelegt wurden. Der Höhenunterschied wird mit Treppen
überwunden. Darüber befindet sich ein Obergeschoss (Innenraumhöhe: 2,60m), das
vermutlich als Kornlager genutzt wurde.
Fassade
Die Fassade vermittelt nicht unmittelbar die Zweckbestimmung des Gebäudes
Die Fassade ordnet sich ebenfalls dem Konzept der Symmetrie unter und orientiert sich in
seiner Gestaltung mit dem als Zentralbau konzipierten Mitteltrakt und den beiden
Seitenflügeln an Palaisbauten (vergleiche Brauhaus Mayerffy). Als Gliederungselement der
Seitenflügel werden stereotyp gereite Fensterbänder angeordnet. Damit realisiert Pollack
eine an der Ästhetik angelehnte Fassadengestaltung, bei der funktionale Aspekte weniger
betont werden. Die Einhaltung dieses Gestaltungsprinzips ist möglich, weil noch keine
großdimensionierten technischen Betriebsräume vorgesehen sind, wie beispielsweise
Maschinen- und Kesselräume, deren technische Bauteile das Gebäudeäussere beeinflusst
hätten. Auch die Feuerungsanlagen sind noch kleinformatig, weshalb auch keine aufwendig
konstruierten Kaminsysteme erforderlich sind, die auf der Fassade ein dominierendes
41
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Element dargestellt hätten. Mihály Pollack gibt mit einer gesteigerten Zurückhaltung bei der
Fassadengestaltung möglicherweise einen subtilen Hinweis auf die gewerbliche Nutzung des
Gebäudes, die nicht unmittelbar abzulesen ist. ABB.XIV.4.
Baukonstruktion
Die Gebäude wurden in traditionell handwerklicher Weise errichtet
Die Baukonstruktion wird durch Lösungen des lokalen Maurer- und Zimmererhandwerks
bestimmt und entspricht der damals üblichen Bautradition. Das Gebäude wurde als
Massivbau errichtet, wobei die Kellerdecken als Gewölbe und die Geschossdecken als
Holzkonstruktion ausgeführt werden, deren Spannweiten 4,50m nicht überschreiten. Die
Spannweiten sind durchgehend auf Maße begrenzt, die mit handwerklichen Lösungen zu
überbrücken sind, beispielsweise durch Stützenreihen im Gerstenlager. Die Dächer der
Seitenflügel wurden als klassische Sparrendächer mit liegendem Stuhl in einem Winkel von
47 Grad ausgeführt. Damit greift die Dachkonstruktion auf historische Vorbilder zurück und
zeigt weder hinsichtlich des angewendeten Materials, noch der Bautechnik innovative
Neuerungen auf. Technischen Einrichtungen zur Energieerzeugung wie Dampfmaschinen
oder aufwendige Konstruktionen wie Industriekamine waren nicht vorhanden, weshalb die
Entwicklung innovativer Lösungen hinsichtlich der Baukonstruktion nicht notwendig war.
Damit entspricht die angewandte Baukonstruktion der technischen und funktionalen
Zweckbestimmung des Gebäudes.
Zusammenfassung Brauerei Spiegel/Tüköry Serháza
Im Jahr 1832 wird in der Brauerei Tüköry Bier auf handwerkliche Weise Bier gebraut, bei
dessen Herstellung weitgehend die menschliche Arbeitskraft bestimmend ist. Eine teilweise
Mechanisierung bezieht sich lediglich auf die Mühle. Räume für Antriebsmaschinen, d.h.
Kessel- und Maschinenhaus sind nicht vorhanden und auch andere technische Bauten, wie
beispielsweise Industriekamine fehlen. Friedrich Accum beschreibt bereits im Jahr 1821 in
seinem Werk den Einsatz von Dampfmaschinen zu Energieerzeugung in einer mechanisierten
Brauerei in London.156 Damit ist die Brauerei technisch nicht auf dem neuesten Stand und
baulich nicht als innovatives Industriegebäude einzustufen. Gleichzeitig stimmt der Grad der
eingesetzten Produktionstechnik mit der eingesetzten Bautechnik überein, die von lokal
üblichen Lösungen des Handwerks bestimmt ist. Insgesamt spiegelt die Gesamtgestaltung
der Anlage Mihály Pollack’s Architekturauffassung wider, bei der dekorativer Schmuck auf
ein Minimum beschränkt bleibt und Nachdruck auf die Klarheit der Form gelegt wird.157 Im
Fall der Brauerei Tükőry macht die schlichte Gestalt der Anlage einen fast kubischen
Eindruck, der durch das Fehlen jedweden Fassadenschmuckes weiter verstärkt wird. Die
Fenster sind gleichförmig in Form und Anordnung, wodurch sie keinen Hinweis auf die
Funktion der dahinter liegenden Räume geben.
156
157
Accum 1821. Tafel IV.
Zádor 1960.
42
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XIV.2. Vergleich mit der Brauerei der Gebrüder Kosler in Laibach
Das das Konzept einer axial-symmetrischen Dreiflügelanlage, wie sie von Polláck für das
Brauhaus Tüköry konzipiert wurde, als Grundprinzip für ein Brauereigebäude sinnvoll ist,
zeigt sich am Beispiel der Brauerei der Gebrüder Kosler, die 1866/67 in Laibach (Österreich)
errichtet wurde. Der Architekt Karl Tietz plante allerdings eine Brauerei zur Herstellung von
untergärigem Bier, auf Grundlage eines linearen Arbeitsablaufes und unter Berücksichtigung
einer seiner Zeit entsprechenden Produktionstechnik. Das Ergebnis war eine klare
Organisation des Grundrisses, den Tietz in einer von ihm verfassten Publikation detailliert
beschreibt.158 ABB.XIV.5, ABB.XIV.6. ABB.XIV.7. Im Gegensatz zur Brauerei Tüköry
signalisiert die in zeittypisch historisierender Weise Fassadengestaltung eindeutig, dass es
sich um einen Nutzbau handelt.159 Volker Rödel schreibt in seinem Werk, dass die
axialsymmetrische Dreiflügelanlage für Brauereien zu einer Architekturdiskussion führte. Der
Architekt der 1863-64 errichteten Actien-Brauerei in Bergedorf bei Hamburg, “…. J.A.
Rombach, lehnte diese Großform als zu monumental für eine Brauerei ab.“ 160
XIV.3. Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya/Köbányai Serház Társaság
Standort heutige Adresse: Budapest, X., Halom utca 42.
Firmengeschichte
185o
1855
1859
1862
Gründung der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya durch eine Gruppe von
Budapester Geschäftsleuten als Investitionsobjekt.161
Fertigstellung des Brauhauses in Köbánya
Die Gesellschaft löst sich auf, Perlmutter Jakab wird alleiniger Inhaber und
erweitert die Brauerei durch einen Neubau
Dreher Antal erwirbt die Brauerei
Die Gründungsmitglieder waren Unternehmer wie der Pester Maschinenproduzent
Ferdinánd Dolainsky, die Pester Baumeister Károly Gerster und Lipót Kauser, der aus Arad
stammende Großgrundbesitzer Hermann Antal und der Pester József Zimmerermeister
Zitterbarth.162
158
Tietz 1867.
Rödel 1986. 230.
160
Rödel 1986. 231.
161
Kozmáné 2004. 24.
162
BFL Sz. F. L. Pesti Tan. Ir. 18579-1855
159
43
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Funktion und architektonische Konzeption
Die Produktionsstätte der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya ensteht durch einen
reziproken Raumbildungsprozess
Die Verschönerungs Comission/Szépító Bizottmány berät im Jahr 1850 über die Planung zum
Bau eines Brauhauses der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya, die der Baumeister Laurent
Zofáhl/Lőrinc Zofáhl angefertigt hatte. 163 ABB.XIV.8. Eine Notiz zur Architektur des
Brauhauses findet sich im Buch Geschichte des Ungarischen Bierbrauens: Der Schornstein
des Brauhauses und sein aus Ziegelstein angelegtes Kranzgesims erinnert an das im
englischen Stil errichtete modische „Windsor castle”: mit romantischen Burgzinnen und
Schießscharten. Zeichen für die aristokratische Neigung „im Zeichen der guten alten Zeiten“,
ist, dass im Jahr 1850 selbst der Schornstein eines Brauhauses stilvoll gestaltet wird.164 Die
bauliche Konzeption umfasst einen konventionellen zweigeschossigen Hochbau, in dem das
Maschinen- und Sudhaus165 untergebracht waren sowie den Ausbau des Kellersystems in
dem die Mälzerei sowie die Lager- und Gärkeller untergebracht waren.166 ABB.XIV.9. Die
Bauarbeiten waren mit umfangreichen Erdarbeiten verbunden, die mit der damaligen
technischen Ausrüstung nur mit einem hohen Zeitaufwand durchgeführt werden konnten.
Damit kann auch die relativ lange Zeitspanne von 5 Jahren zwischen Planerstellung und
Fertigstellung dieser relativ kleinen Brauerei erklärt werden. Die Innovation bei dieser
Brauerei besteht in der baulichen Integration der geologischen Gegebenheiten und
Topographie in die Gesamtanlage, die mit einer Einsparung von Bauland verbunden war. Bis
dahin wurden die vorhandenen Keller als Gär- und Lagerkeller genutzt. Lőrinc Zofáhl erkennt
das Potential des vorhandenen natürlichen Raumes und modelliert an der Schnittstelle
zwischen Außenraum und Berginnern ein System von Produktionsräumen, deren Grundrisse
und Innenhöhen in Abhängigkeit ihrer Funktion individuell gestaltet sind. Dabei entstehen
die Räume in erster Linie nicht durch Mauern von künstlichen Wänden, sondern durch
Abtragen natürlichen Gesteins. Durch diesen reziproken Raumbildungsprozess entstehen im
Naturstein bei Innenhöhen von bis zu 7,50m hallenartige Räume mit einem oberen
Abschluss aus massiven Steingewölben. Mit dieser architektonischen Ausdrucksform wird
über die technischen und ökonomischen Überlegungen hinaus der Eindruck von Solidität
und Dauerhaftigkeit vermittelt. Die Grundfläche des ausgebauten Kellerbereiches beträgt
450,00m2. Technische Einbauten, wie Kamine, Lüftungsschächte, Wasserabläufe im
Fussboden und Heizanalgen wurden in die Anlage integriert. Eine unterirdische Anordnung
einer Malztenne hat den Vorteil, dass diese weniger den Schwankungen der
Außentemperatur und der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Zur Durchlüftung
wurden Luftschächte eingebaut und die verbrauchte kohlensäurehaltige Abluft wurde über
Öffnungen, die sich in Deckenhöhe befinden oder Kamine nach aussen geführt. Der
Lagerkeller befand sich im rückwärtigen und nicht ausgebauten Teil des Pincerendszer, der
über mehrere Türen zugänglich gemacht wurde. Die kältedämmenden Eigenschaften des
umgebenden Kalksteins und des aufgeschütteten Erdreiches sowie die natürlich hohe
Luftfeuchtigkeit schaffen ohne zusätzliche Energiezufuhr ein Innenraumklima, das den
Reifeprozess begünstigte. Mittel des aktiven Ausbaus des Pincerendszer ist Mauerwerk
163
BFL Sz. F. L. P. Szép. Biz. Ir. 12940.
Bevilaqua 1931. 773.:
165
Abbildung: Brauereimuseum Fa. Dreher Bp.-Köbánya
166
BFL XV.17.b.314.PT 21 Int.am.5541
164
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(Wandstärke: 0,52m, bzw. 0,36m), die mit ihren glatten Oberflächen einen Kontrast zur
Natursteinoberfläche des Kellers bildeten. Die Geschossdecken wurden als
Holzbalkenkonstruktion ausgeführt, da das zu lagernde Rohmaterial, Gerste und Hopfen, ein
relativ geringes Gewicht aufweist. Durch Fenster, die in Abhängigkeit des
Produktionsbereiches dimensioniert waren, konnte Tageslicht eingelassen und ein
Luftaustausch nach Bedarf durchgeführt werden.167 ABB.XIV.10.
XIV.4. Umgestaltung einer Stärkefabrik in eine Brauerei
Lőrinc Zoháhl stellt am 18. Juni 1850 die Planung einer weiteren Brauerei fertig:168
ABB.XIV.11. Eine Stärkefabrik im Stadteil Engelfeld/Angyalföld wird in eine Brauerei
umgestaltet. Dieses Bauprojekt zeigt eine grundsätzlich andere Konzeption als das Brauhaus
der Brauhaus Gesellschaft Kőbánya/Kőbányai serház Társaság. Die Malztenne befindet sich
im Erdgeschoss in einem massiven MW-Anbau mit Tonnengewölbe. Das Sudhaus wurde im
Altbau, direkt über dem Gärkeller angeordnet. In einem bedeutend größeren Keller mit einer
Innenhöhe von 4,00m und einer abdeckenden Erdschicht von 2,00m befindet sich der
Lagerkeller, in dem das Bier für mehrere Monate in Fässern aufbewahrt wird. Die obere
Abdeckung bildet ein Tonnengewölbe. Entstehendes Kohlendioxid wird über
Lüftungsschächte im Deckenscheitel abgeführt. Die Planung belegt, dass um das Jahr 1850 in
Pest auch außerhalb von Köbánya Brauereien geplant wurden. Besonders der aufwendig
konstruierte (und damit kostenintensive) Keller (22,0m x 8,00m = 176,0m2) zeigt, dass ein
großer baulicher Aufwand notwendig war, um vergleichbare Klimabedingungen zu schaffen,
wie sie im Kellersystem in Köbánya von vornherein vorzufinden waren. Vermutlich wurde die
Planung jedoch nicht realisiert.
XIV.5. Brauhaus Schmidt
Das Brauhaus Schmidt wurde im Jahr 1844 gegründet und war der erste Betrieb, der
aufgrund der neuen Rechtslage nicht mehr an die Regeln der Zunft gebunden war. Da
Planunterlagen zur Brauerei nicht vorliegen, kann nur aufgrund der Grösse des
Betriebsgeländes Rückschlüsse auf die Gebäudedimensionen gezogen werden. Der Standort
war von der heutigen Üllői út, Bokréta utca und Tűzoltó utca begrenzt, was vermuten lässt,
dass die Abmessungen und Baukonstruktion vergleichbar sind mit denen der Brauhäuser
Mayerffy und Petz. Einen Hinweis zur Baukonstruktion enthält auch die Baugenehmigung,
die am 27. September 1844 vom Stadtrat erteilt wurde: … ob sein verfallenes Gebäude sich in
einem solchen Zustand befindet, dass darin ohne Brandgefahr Bier gebraut werden kann … 169
Am 14. Februar 1845 erhält Schmidt vom Stadtrat ein weiteres Dokument: …Das Brauhaus
ist ohne Brand zu sein. Die Malzdarre hat zwar kein Gewölbe aus Steinmauerwerk, dennoch
werden die Flammen und der Raum über Eisenrohre direkt in das Rauchrohr des Schornsteins
geführt, wobei die Flamme die Malzdarrplatte nicht direkt erreicht, weshalb das gesamte
167
BFL XV.17.B.314 PT 18
BFL XV.17.b.311.SZB.12870
169
Bevilaqua 1993. 96.: Orginaltext: „…esedező épületje oly állapotban vagyon-e, hogy abban tüszveszély nélkül
a serfőzés űzhető lehessen…”
168
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Darrwerk nicht mit direkten Flamme, sondern mit heißer Luft geheizt wird.170 Aufgrund
dieser Dokumente können folgende Schlüsse gezogen werden:
1. Die Brauerei war ein Neubau in Massivbauweise
2. Die Baugenehmigung war an die Einhaltung von Brandschutzvorschriften geknüpft, die
bestimmte Baumaterialien vorschrieb171
3. Die Bauvorschrift beeinflusst die Produktionstechnik und Rauchgasableitung. Für die
Beheizung der Darre wurde ein geschlossenes System (Englische Darre) zur indirekten
Erhitzung des Grünmalzes vorgeschrieben. Damit war das veraltete und feuergefährliche
System der direkten Erhitzung über einer offenen Flamme abgeschafft
Auslagerung eines Teiles der Produktion nach Kőbánya (Outsourcing)
Das Brauhaus Schmidt führte in Budapest die Produktion von untergärigem Bier ein,172 das in
der letzten Herstellungsphase für mehrere Monate bei geringer Temperatur und
gleichmäßiger Luftfeuchte gelagert werden musste, um die letzte geschmackliche Reife zu
erhalten.173 Um diese Klimaverhältnisse herzustellen, ist der Bau eines Lagerkellers
notwendig, was für den Investor einen erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand
bedeutet. Schmidt verlagerte diesen Herstellungsschritt vom eigentlichen Betriebsgelände in
das bereits vorhandene Kellersystem in Kőbánya, das sich in einer Entfernung von etwa 8 km
von seinem Betrieb in der Üllői út befand. Mit diesem Outsourcing eines Teiles der
Produktion an einen Ort mit speziellen Eigenschaften wird eine Übergangsphase eingeleitet,
bei der die Herstellung an verschiedenen geografischen Standorten durchgeführt wurde.
Nach dieser Phase folgt die vollständige Abwanderung des gesamten Brauereibetriebes an
die Peripherie der Stadt. Die Voraussetzung für die Stadtrandwanderung war die
Entwicklung einer Tiefbohrtechnik, wodurch man vom Wasser der Donau unabhängig wurde
und in der Nähe der vorhandenen Naturkeller in Kőbánya Brauwasser fördern konnte. 174 Die
Verbindung aus Naturkellern und Tiefenwasser war die Grundlage für die Entstehung des
Brauereistandortes Kőbánya. Die Brauerei Schmidt stellte seine Produktion im Jahr 1867 ein.
170
Bevilaqua 1993. 97.; Orginaltext: „…Serfőzőház tűztől mentes lészen. A malátaszáritónak ugyan nincsen
kőböl rakott bolthajtása, de a tűz lángja és a füst vascsöveken közvetlen a kémény kürtőjébe vezettetik, a láng
nem éri a malétaaszaló lapot, az egész aszaló művet nem közvetlen tűzláng, hanem meleg levegő fűti.”
171
Grund für die Bedeutung des Brandschutzes in der Baugenehmigung sind vermutlich die Erfahrungen aus
der Feuersbrunst in Tabán und Halászváros im Jahr 1810
172
siehe Absatz: Technologietransfer als Innovationsimpuls für die bauliche Entwicklung von Brauereien
173
Die Qualität des Bieres war hervorragend und der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens gesichert
174
Technischen Entwicklungen zum Tiefenbohren ab 1840: siehe Takáts Sándor
46
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
XIV.6. Brauerei Barber und Klusemann
Erste industriell betriebene Brauerei in Budapest
Firmengeschichte
Standort, heutige Adresse: X., Jászberényi út 7-11, heutiges II. Betriebsgelände.
1854 - Die Investoren Barber und Klusemann erwerben das Brauhaus Carl
Rohrbacher in Köbánya/Altgebirg, erweitern es durch einen Neubau und gründen
einen Brauereibetrieb unter eigenem Namen.175 Zur gleichen Zeit gründet die Firma
die Dampfmühle Barber.176 Beide Gewerbezweige verwenden das Rohmaterial
Getreide, wodurch Synergieeffekte entstehen.
1867 - Die Brauerei wird zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt. NeueFirmenbezeichnung:
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.
Zunächst soll auf das Brauhaus Carl Rohrbacher eingegangen werden, das später in die
Gesamtanlage Barber- Klusemann integriert wird und damit einen Teil der Bauchronologie
des Ensembles darstellt.
XIV.6.1. Das Brauhaus Carl Rohrbacher
Anton Diescher als Planer einer Brauerei
Rohrbacher war nach Schmidt und Spiegel/Tüköry die dritte Gründung einer Brauerei für
Lagerbier in Pest. Daraus kann abgeleitet werden, dass das „bayrische“ Bier den Geschmack
der Verbraucher getroffen hat und ein wirtschaftlicher Erfolg war. Gleichzeitig war
Rohrbacher die erste Brauerei, die ihren Standort direkt über dem Kellersystem in
Köbánya/Altgebirg hatte und damit sowohl den Brau-, als auch den Lagerprozess am
gleichen Ort durchführte. Dies war eine Innovation, denn Schmidt und Tüköry nutzten das
Kellersystem ab 1844 lediglich als Gär- und Lagerort, um den kostspieligen Bau von
Lagerkellern an den Brauereistandorten in der Pester Innenstadt zu vermeiden. Rohrbacher
beauftragte den Baumeister Anton Diescher177 (1817-1863) mit der Planung der Brauerei,
die irgendwann zwischen 1845 und 1850 den Betrieb aufnahm.178 ÁRB.VII.12. Anton
Diescher sollte sich später auch an den Planungen der Brauereien Barber-Klusemann
(1854)179 und Dreher (1860)180 beteiligen. Gleichzeitig fertigte er auch Pläne für kleinere
Brauereigebäude181 und technische Anlagen, wie Eisgruben182 an. ÁRB.VII.13. Die von
Diescher angefertigten Planunterlagen lassen auf eine ökonomische Annährung an die
175
Lukács 1993
Klement 2010. 143.
177
Bruder von József Diescher
178
BFL VX.17.b.311.SZB.18094a
179
BFL VX.17.b.311.SZB.19622
180
BFL VX.17.b.311.SZB.19667a
181
BFL VX.17.b.311.SZB.19183
182
BFL VX.17.b.311.SZB. 09767
176
47
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Bauaufgabe schließen, was gute Kenntnisse des Brauverfahrens und der Dimensionen der
technischen Einrichtungen voraussetzt. Bei der Konstruktion kommen vorwiegend
traditionelle handwerkliche Lösungen zur Anwendung, wie beispielsweise der zweifach
stehende abgestrebte Pfettendachstuhl über dem Malzlager und dem Sudhaus der Brauerei
Barber-Klusemann. Dieser Dachstuhl gilt heute als historische Konstruktion und kommt nur
noch bei Restaurierungsarbeiten von denkmalgeschützten Gebäuden zur Anwendung.
Daneben setzt Diescher beim Dach für größere Spannweiten aber auch bautechnische
Neuerungen, wie Mischkonstruktionen aus Holz und Eisen ein, um Stützen zu vermeiden.183
Die Außenwände bestehen aus Mauerwerk mit einer Stärke von 0,56m. Die Spannweiten der
Holzbalkendecken erreichen durch Einbau von Balkenunterzügen und Stützen unprätentiöse
4,00m.
Der Grundriss
Das von Diescher geplante langgestreckte Gebäude hatte eine L-Form von 14,00m x 60,00m
und 10,00m x 6,00m und damit eine Grundfläche von 900,00m2. Die Wandhöhe beträgt 6,50
Meter. Über dem Erdgeschoss befand sich ein Ober- und ein Dachgeschoss in denen die
Gersten- und Malzlager untergebracht waren, was von außen an der großen Anzahl klein
dimensionierter Fenster zu erkennen war. Zum Raumprogamm gehörten im Erdgeschoss
eine Darre und ein Sudhaus. Ein Kellergeschoss war nicht vorgesehen, da das natürliche
Kellersystem als Gär- und Lagerkeller genutzt wurde. Die Dimensionen des Gebäudes, die
Anordnung der Räume und die technischen Einrichtungen zeigen, dass der
Herstellungsprozess weitgehend handwerklich durchgeführt wurde und der
Produktionsablauf vorwiegend vertikal von oben nach unten verlief:
- Obergeschosse: Kornlager
- Erdgeschoss: Darren und Brauen
- Keller: Gären- und Lagern
Die Dimensionen des Rauchschlots zeigen, dass die Darre eher klein war, woraus
Rückschlüsse auf die produzierte Menge gezogen werden können. Die Feuerstellen zur
Energieerzeugung waren ebenfalls von geringer Leistung, weshalb kein aufwendiger
Industriekamin sichtbar und auch kein Maschinenhaus eingeplant ist.
Die Fassade
Die Klinkerfassade der Brauerei Rohrbach nimmt die äußere Gestaltung der Fabrikbauten
in Budapest der 1880-er und 90-er Jahre vorweg
Die Giebelseite der Brauerei ist zur Straße hin ausgerichtet und als Rohbacksteinfassade
ausgeführt, mit den für das Material typischen Kleinformen. Dabei sind die Ecken mit
fialartigen Türmchen verstärkt und die Fassade mit Lisenen in drei Felder gegliedert. In den
Feldern befinden sich hoch-formatige Rundbogenfenster, darüber kleinteilige
Gestaltungselemente. Die Fassade zur Schauseite wurde aufwendig gestaltet und vermittelt
183
BFL VX.17.b.311.SZB.19662
48
Historische Industriearchitektur in Budapest
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mit seiner Rohbacksteinfassade und dem Treppengiebel den Eindruck einer soliden Burg.184
ABB.XIV.14. Bei der Planung für einen Anbau der Brauerei Tüköry in der Palatingasse 53
findet sich eine vergleichbare Fassadengestaltung, bei der ebenfalls Elemente einer
vermeintlich mittelalterlichen Architektur zitiert werden.185 ABB.XIV.15. Mit der
historisierenden Gestaltung wurde eine Schaufassade errichtet, die einen Bezug zum Bier als
traditionelles Getränk herstellen sollte.186 Damit Kommuniziert die Fassade eine Botschaft an
den Betrachter und übernimmt als seitlicher Gebäudeabschluss hinaus eine ikonologische
Funktion.187 Hinsichtlich der Ziegelfassaden und deren Deutung findet sich ein weites
Spektrum an Interpretationen.188 Das dieses Konzept das Ergebnis eines bewussten
Planungsprozesses ist, zeigt der Vergleich mit einem Gebäude, für das Diescher eine der
Bauaufgabe entsprechende Lösung vorlegt: das zweigeschossige spätklassizistische
Wohnhaus in Budapest, V. Bezirk, Ecke Vámház 6./Veres Pálné 41, das heute unter
Denkmalschutz steht. Die Ziegelfassade der Brauerei Rohrbach nimmt die äußere Gestaltung
der Fabrikbauten in Pest- Buda der 1880-er und 90-er Jahre vorweg. Eine große Anzahl von
Brauereien und Mälzereien in Ungarn und Deutschland wurden nach vergleichbaren
Prinzipien gestaltet:
- Mälzerei Haggenmacher, Kőbánya
- Brauerei Nagykanizsa
- Brauerei Pécs
- Brauerei Rostock
- Brauerei Sünner, Köln
- Brauerei Bayreuth
Die Materialwahl wurde nicht zuletzt von ökonomischen Gesichtspunkten beeinflusst. Die
Fassadenziegel wurden vermutlich von der benachbarten Ziegelei Miesbach zu einem
günstigen Preis geliefert.
XIV.6.2. Die Brauerei Barber-Klusemann – ein Genotyp
Im Jahr 1854 erwerben die Investoren Barber und Klusemannerwerben das Brauhaus Carl
Rohrbacher und erweitern es durch einen Neubau. Der Baumeister Anton Diescher wurde
mit der Planung beauftragt. Damit war er gezwungen, sich mit Problemen der damals
modernsten Brautechnik und Konstruktion sowie dem Verhältnis von Form und Material zu
befassen. Seine architektonische Idee entsprach den konstruktiven, funktionalen und
räumlichen Anforderungen der Bauaufgabe.189 ABB.XIV.16.
184
BFL VX.17.b.311.SZB.18094b
BFL XV.17.b.311. szb.19466
186
Bevilaqua 1931
187
Pilsitz 2012. 97-112.
188
Brandmann 1969.
189
BFL. XV.16.B.228.14
185
49
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Architektonisches Konzept/Funktionen
Ausgangspunkt der baulichen Konzeption war, dass Barber-Klusemann die erste Brauerei in
Pest-Buda war, die den Brauprozess von einer handwerklichen auf eine mechanische
Brauweise umstellte. Die Ablösung menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen erforderte
eine völlig neue Organisation des Herstellungsprozesses und als dessen Folge auch eine
Neuausrichtung der Gesamtkonzeption des Bauwerks. Mit der Mechanisierung der
Produktion, die dem damaligen Stand der Technik entsprach, wurden im Gebäude eine
Vielzahl von Maschinen und Geräte eingesetzt, die die Dimensionen und das Gefüge der
Arbeitsräume determinierten. Eine weitere Technische Neuerung im Brauereiwesen, war die
Einführung der Dampfmaschine zur Energieerzeugung, mit der man von den Kräften der
Natur, wie Wind und Wasser, unabhängig wurde. Bezüglich der infrastrukturellen Anbindung
des Industriebetriebes bedeutete dies:
1.
2.
eine individuelle Energieversorgung des Industriebetriebes
Der Transport des Energieträgers (meist minderwertige Kohle) war zu organisieren
Mit dem Einsatz der neuen Technik war ein größerer Freiheitsgrad bei der Wahl des
Betriebsstandortes verbunden, gleichzeitig aber erweiterte sich das Raumprogramm der
Fabrik:
- Maschinen- und Kesselraum
- Lagerräume für den Brennstoff (meist minderwertige Kohle)
- Industriekamine
Die Dampfmaschinen waren zu diesem Zeitpunkt technisch noch nicht ausgereift und es
bestand eine permanente Explosionsgefahr. Bei Barber-Klusemann bestand der obere
Abschluss der Maschinen- und Kesselräume deshalb aus einer leichten Dachkonstruktion.
Mit Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Dampfmaschinen wurden für diese Räume seitliche
Anbauten errichtet (Dreher, 1862) und am Ende der Entwicklung freistehende Gebäude als
Kraftzentralen, mit einem Sicherheitsabstand zur Fabrik. Die planerische Aufgabe bestand
darin, diese neuen Einheiten formal mit einander zu verknüpfen und baulich in die
Gesamtanlage zu integrieren. Damit wurde eine architektonische Entwicklung in Gang
gesetzt, bei der, parallel zum technischen Fortschritt, hinsichtlich der Konzeption der
Bauformen, die funktionalen Komponenten an Bedeutung gewinnen. Die kompakte
Bauweise der bestehenden Brauerei Rohrbacher war weder für eine Neuorganisation des
Betriebes, noch für die Umstellung auf eine mechanische Brauweise geeignet. Das sich
Barber-Klusemann trotzdem für eine Übernahme des Betriebes entschieden hat, ist
vermutlich auf folgende Gründe zurückzuführen:
1. Standort
Unter dem Betriebsgelände befindet sich ein Kellersystem, das als unterirdische Malztennen
und Lagerkeller genutzt werden konnte. Die Brauerei stand freistehend ohne direkte
Nachbarbebauung auf einem großzügigen Grundstück. Damit standen genügend
Baulandreserven für eine Betriebserweiterung zur Verfügung.
50
Historische Industriearchitektur in Budapest
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2. Das bestehende Brauereigebäude
Das bestehende Brauereigebäude konnte durch einen geringfügigen Umbau zur Mälzerei um
genutzt (in diesem Bereich werden keine Maschinen eingesetzt) und als eigenständiger
Teilbetrieb in den Gesamtbaukomplex integrieren werden.
Die funktionale Differenzierung des Brauereibetriebes wird durch die bauliche Trennung
zwischen Neu- und Altbau visualisiert
Die Erweiterung erfolgte durch einen langgestreckten Neubau, der parallel zur südlichen
Längsseite der bestehenden Brauerei errichtet wurde. Dabei wurden die Funktionen auf die
beiden Gebäudeteile so aufgeteilt, dass im Altbau die Gerstenlager und Mälzerei (mit
möglicherweise unterirdischer Malztenne) und Darre untergebracht waren, im Neubau das
Sudhaus und Kühlhaus, mit Anbindung an die Gär- und Lagerkeller sowie ein Maschinenhaus
mit Dampfmaschine. Damit spiegelt die bauliche Aufteilung die Aufteilung des Brauprozesses
in einzelne Herstellungsschritte wider. Die Verbindung zwischen Alt- und Neubau erfolgte
über einen überdeckten Gang, in dem ein mechanisches Transportband (deutschsprachige
Originalbezeichnung auf dem Plan: Transport Schnecke) zur Beförderung des Malzes
vorgesehen war.
Der Neubau
Der langgestreckte Neubau hatte eine NO-SW Ausrichtung und bestand aus zwei additiv
aneinander gereihten Gebäudeteilen, mit rechteckigen Grundflächen von 22,00m x 89,00m
Meter (1.958,00m2) und 19,50m x 38,00m (742,00m2). Die Außenwandhöhen waren 10,00m
und 5,50m.190 ABB.XIV.17. Die bauliche Konzeption der Brauerei ist auf das Brauen eines
untergärigen Bieres abgestimmt. Die produktionstechnische Umstellung von einer
handwerklichen auf eine mechanische Produktherstellung führte zwangsläufig zu einer von
Funktionalität geprägten Organisation des Grundrisses, die vom Ablauf des
Herstellungsprozesses abgeleitet ist. Die innere Konzeption fasst zunächst das differenzierte
Gefüge von hochspezialisierten Produktionsräumen, die entsprechend den
Teilherstellungsprozessen an einander gereiht sind, in Bereiche zusammen. Die einzelnen
Bereiche werden dann zueinander in einen klaren Funktionszusammenhang gesetzt. Dabei
blieben die drei Hauptbereiche in veränderter baulicher Form bestehen:
- Mälzerei
- Sudhaus
- Kellerei (Kühlhaus sowie Gär- und Lagerkeller)
190
BFL 15.17.b.311.szb.19622.
51
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Martin Pilsitz
Blocksystem
Übergang der Produktionsbereiche von einer streng linearen in eine freie Anordnung
Bei der Brauerei Barber–Klusemann wird die strikte funktionale Differenzierung der
Produktionsbereiche durch die bauliche Trennung zwischen Neu- und Altbau besonders
deutlich. Der Abstand der beiden Gebäude beträgt 11,00m. Durch die additive Anordnung
der einzelnen Herstellungsprozesse entsteht eine lineare Abfolge der Produktionsräume und
als dessen Konsequenz ein in seiner Form langgestrecktes Gebäude. Die einzelnen
Produktionsbeiche (Mälzerei, Sudhaus, Kellerei) können als Blöcke aufgefasst werden, die
gemeinsam ein System bilden. Dieses Blocksystem geht in der weiteren architektonischen
Entwicklung von einer streng linearen in eine freie Anordnung über. Diese Transformation
war möglich, weil diese Ordnung zwar additiv war, aber nicht unbedingt zwingend oder
unauflöslich. Dies zeigt sich in der weiteren Entwicklung des Brauereigewerbes mit der
Ablösung einzelner Produktionsbereiche aus dem Gesamtkomplex, wie dem Outsourcing der
Mälzereien ab den 1880-er Jahren (Beispiel: Mälzerei Deutsch).191 Die Voraussetzungen für
diese Entwicklung bilden das Herstellungsverfahren und der Betriebsstandort.
Baukonstruktion
Mauerwerk als bevorzugtes Baumaterial bei Brauereien
Trotz der Einführung technischer Neuerungen und der Mechanisierung des Brauprozesses
wird das neue Brauereigebäude als traditioneller Mauerwerksbau mit einem Satteldach als
oberen Abschluss ausgeführt. Der Grund liegt in den günstigen Materialeigenschaften des
MW-Ziegels, der bei einer Außenwandstärke von 0,65m für den Herstellungsprozess
nachteilige Temperaturentwicklungen in den Innenräumen verhindern konnte. Eine weitere
Begründung ist die Wandhöhe im Bereich des Sudhauses, die eine Höhe von 9,00m erreicht
und bei dieser Wandstärke bis zu einer Länge von 13,00m ohne aussteifende Querwände
errichtet wurde. Diese Wandstärken wurden bewusst gewählt, was sich im Bereich des
Maschinen- und Sudhauses zeigt, wo sich die Wandstärken auf ungefähr 0,40m verjüngen.
Dachkonstruktion
Auf die Dachkonstruktion ist bereits eingegangen worden. Die Dachlandschaft besteht aus
einfachen Satteldächern. Über dem Kühlhaus sind auf dem Dach Lüftungsbänder
angebracht, die in Zusammenhang mit den großformatigen Fenstern der Fassade eine
Kaminwirkung erzeugten und damit den Abkühlungseffekt erhöhten. Dieses Lüftungs- und
Belichtungselement wird später von den Maschinenbaufabriken als technischer Dachaufbau
übernommen.192
191
192
Rödel 1986. 231.
Waggonnmonagewerkstatt, Budapest 1901 (MÁV Archivuma: BP. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021.3. rajz.)
52
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Fassade
Die dominierenden technischen Elemente der Längsfassade vermitteln weit in den
öffentlichen Raum hinein die gewerbliche Funktion des Gebäudes
Aufgrund des relativ umfangreichen Bauvolumens entstehen große Fassadenflächen, die an
ihrer einfachen gestalterischen Durchbildung erkennen lassen, dass sie auf Grundlage
ökonomischer
und
produktionstechnischer
Vorgaben
geplant
wurden.
Die
Hauptgliederungselemente der zurückhaltend gestalteten Fassade sind Fensteröffnungen,
die in Abhängigkeit des Arbeitsbereiches individuell dimensioniert wurden. So hat das
Kühlhaus großflächige Fenster für eine schnelle Durchlüftung, die Malzlager dagegen eine
große Anzahl kleinerer Fenster, um einen steuerbaren Luftaustausch zu ermöglichen.
Daneben wird der hochaufragende Industriekamin zu einem dominanten Element und das
Lüftungsband auf dem Dach des Sudhauses zur interessanten Abwechslung. Klassische
Gliederungselemente wie Gesimse, Pilaster und Lisenen sind nicht vorhanden. Mit dieser
Komposition tritt in Pest-Buda zum ersten Mal die Technik als bestimmendes Element bei
der Fassadengestaltung einer Brauerei in Erscheinung. Für diesen Bereich wird das
ästhetisierende Gestaltungsprinzip, wie es bei der Fassade der Brauerei Rohrbacher zur
Anwendung gekommen ist, durch visuell dominierende technische Elemente abgelöst. Damit
wird dem Betrachter unmissverständlich die gewerbliche Funktion des Gebäudes vermittelt.
Insgesamt kennzeichnet die Fassade der Brauerei Barber-Klusemann den Beginn der
Entwicklung zu einer eigenständigen Brauereiarchietektur.
Die Giebelfassade als Zitat des Altbaus
Die Giebelfassade des Neubaus orientiert sich in der Gestaltung dagegen noch an der
Schaufassade der Brauerei Rohrbacher. Der vorliegende Grundriss und die Ansicht zeigen,
dass lediglich die Ecken des Neubaus zur Straße hin mit ähnlichen fialartigen Türmchen
verstärkt wurden.193 Die rückwärtigen Gebäudeecken zum Maschinenhaus hin wurden weit
weniger aufwendig gestaltet. Der im Jahr 1859 errichtete Erweiterungsbau des Kühlhauses
zitiert mit seiner Materialwahl und vereinfachten Formgebung ebenfalls die
Fassadengestaltung des Altbaus, wobei auf einen Treppengiebel und durchgehende Lisenen
zur Fassadengliederung verzichtet wurde.194
XIV.6.3. Technische Bauwerke
Neben dem Brauereigebäude gehörten noch eine Anzahl weiterer technischer Bauwerke
zum Betrieb, der dadurch zur komplexen Gesamtanlage wird:
- Eisteich
- Eisgrube
- Abwasserkanal
193
194
XV.17.b.311.SZB.19622
BFL XV.17.b.311.SZB.19183
53
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Eisteich
Durch den industriellen Herstellungsprozess wurde Bier zu einem Massenprodukt, die eine
großzügige Vorratshaltung notwendig machte. Gleichzeitig handelt es sich bei Bier um eine
verderbliche Ware, die durch Kühlung haltbar gemacht wurde. Deshalb wurde die
Temperatur während der Reife immer weiter gesenkt. Die Kühlung des Jungbieres im
Gärkeller ist dabei noch Teil des Herstellungsprozesses. Danach wurde das Bier für Monate
im Lagerkeller bei ähnlich niedrigen Temperaturen eingelagert. Das Raumklima der Gärkeller
war durch eine Temperatur von ca. 3° Celsius und einer hohen Luftfeuchte bestimmt. Zur
Kühlung der Keller wurde Natureis genutzt.195 Die Gewinnung erfolgte in den
Wintermonaten durch Schneiden von Natureis auf der Donau, wodurch die Abhängigkeit von
den natürlichen Klimabedingungen determiniert war. Zum Schneiden des Eises erteilte der
Stadtrat eine Genehmigung für einen bestimmten Abschnitt der Donau.196 Das Problem
dieser Methode war der Transportweg von größeren Mengen Natureis nach Köbánya.
Barber-Klusemann legt deshalb bereits im Jahr 1856 unweit der Brauerei einen künstlichen
Eisteich an, um in eigener Regie das Kühlmaterial herstellen zu können.197 ABB.XIV.18. Das
komplexe Ingenieurbauwerk besteht aus zwei Becken, die mittig von einem quer
verlaufenden Kanal getrennt werden, aus dem Wasser eingeleitet werden kann. Durch die
Zweiteilung der Anlage konnte flexibel auf den Eisbedarf reagiert werden. Ein System von
Dämmen und festgelegten Höchstwasserpegeln soll die Umgebung vor Überflutung
schützen. Von der Masse des hergestellten Eises können Rückschlüsse auf die maximalen
Produktionsmengen in hl der Brauerei gezogen werde.
Berechnung der hergestellten Menge des Eises in m3
L= 120,00m
B= 60,00m
Wassertiefe H (angenommen): 0,50m
Anzahl der Becken: 2
LxBxHx2
120,00m x 60,00m x 0,50m x 2
= 7.200m3
Dies entspricht einer Masse von etwa 7.000to Eis. Damit konnte Barber-Klusemann pro Jahr
bis zu 50.000hl Bier produzieren und kühlen. Bei dieser Berechnung sind keine Reserven
eingerechnet, wodurch sich die tatsächliche Produktionsmenge um etwa 30% verringern
würde.198 Um wärmere Winter überbrücken zu können, wurde in einer Saison die Eismenge
für zwei Jahre produziert und in Eisgruben eingelagert.
195
Kühlagregäte für die indurstrielle Anwendung wurden im Jahr 1873 von Linde erfunden.
BFL V.54/1864: Antrag der Fa. Dreher für das Recht zur Eisgewinnung aus der Donau, Abschnitt Soroksár
197
BFL XV.17.b.316.941/1963a
BFL XV.17.b.316.941/1963b
BFL XV.17.b.316.941/1963c
198
Behrend 1900.
196
54
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Martin Pilsitz
Eisgrube
Für die Einlagerung des Natureises wurden im Erdreich Eisgruben angelegt. Die seitlichen
Wände bestanden aus Mauerwerk und der obere Abschluss aus einem einfachen Satteldach,
an dessen Giebelseite der Zugang angeordnet war. Zum Schutz vor Sonneneinstrahlung
wurde die Grube auf der Nordseite eines benachbarten Gebäudes angelegt.199 Die von
Diescher projektierte Eisgrube besteht aus zwei Behältern von je 100m3, deren Wandstärke
sich nach oben hin verjüngt.200 ÁRB.VII.13 Die Form eines Zylinders schafft ein günstiges
Verhältnis von Oberfläche zum Inhalt und einen besseren Widerstand gegen den seitlichen
Erddruck. Um mögliches Schmelzwasser abzuleiten, wurde im Boden eine Sickergrube
vorgesehen, die über eine Drainageschicht aus Kies ins Erdreich entwässert wurde.201
Abwasserkanal
Umweltverschmutzung und Infrastruktur: Zukünftige Probleme der Industrie zeichnen sich
ab
Kurz nach Inbetriebnahme der Brauereien Barber-Klusemann und Jakab Perlmutter (später
Dreher), tritt das Problem der Ableitung des Abwassers auf. Aus Mangel eines
Abwasserkanals, leiten die Brauereien das anfallende Abwasser zum Versickern auf einen
abgelegenen Teil des eigenen Grundstückes. Durch die anfallenden Mengen werden auch
die Nachbargrundstücke geflutet, was ab 1860 einen Rechtsstreit zur Folge hat. Als Ergebnis
der Sitzungen des Stadtrates vom 22. Juni 1864 und 22. September 1866 werden die
Brauereien verpflichtet, auf eigene Kosten einen Abwasserkanal zur Donau am Abschnitt
Soroksár zu errichten.202 ÁRB.VII.19. Als erster Schritt wurde von der Stadt eine Planung mit
Kostenkalkulation in Auftrag gegeben.203 Mit dieser Baumaßnahme leisteten die Brauereien
einen Beitrag zur Entwicklung eines Kanalnetzes in Pest.204
Gleichzeitig wurden weitere Faktoren für einen Industriestandort determiniert:
- Infrastruktur
Bei Gründung der Brauereien in Köbánya bestand kein Anschluß an das Eisenbahnnetz und
die Donau.205 Mit dem Bau des Abwasserkanals entstand nach den Straßen eine zweite
infrastrukturelle Einbindung der Brauereien in Köbánya in das Stadtgefüge.
- Umweltverträglichkeit
Betriebsstandort in der Westwindzone. Um die Emissionsbelastung für die Innenstadt zu
reduzieren, sollte bei der Standortwahl der Fabriken die Hauptwindrichtung berücksichtigt
werden. Im Fall der Brauereien in Kőbánya war dies gegeben.
199
Nöthling 1896.
BFL XV.17.b.311.SZB.09767
201
Sobó 1899. 451-462.
202
BFL VI. 381/1860
203
BFL IV. 1303.f
204
Farkas. 66-74.
205
Pilsitz 2011a. 43–58.
200
55
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Martin Pilsitz
- Schmutzwasser
Die Ableitung des anfallenden Schmutzwassers war durch den Bau eines Kanals zur Donau
mit hohen Kosten verbunden.
XIV.6.4. Weitere Baumaßnahmen
Darüber hinaus gehören zur Bauchronologie der Brauerei folgende Maßnahmen:
- 1854: Ankauf des benachbarten Grundstückes sowie die Verlegung der angrenzenden
öffentlichen Straße 206
- 1859: Bau eines Ökonomiegebäudes207
- 1866: Erweiterung des Kühlhauses208 ÁRB.VII.20.
XIV.6.5. Zusammenfassung
Brauerei Barber-Klusemann als Genotyp
Die im Jahr 1854 errichtete Brauerei Barber-Klusemann erreicht mit ihrem Stand an
Mechanisierung des Herstellungsprozesses, der Einführung der Dampfmaschine zur
Krafterzeugung
sowie
einer
baulichen
Konzeption
mit
hochspezialisierten
Produktionsräumen und einem funktionalen äußeren Baugefüge einen architektonischen
Entwicklungsstand, mit dem sie zur ersten industriellen Brauerei in Budapest wird. Die
bauliche Konzeption bleibt bei den nachfolgenden Brauereigebäuden bis zum Ende des
Untersuchungszeitraumes grundsätzlich erhalten, womit Barber-Klusemann der
Ausgangspunkt der Transformation der frühindustriellen Brauerei zur industriellen
Großbrauerei in Pest-Buda wird. Damit ist die Brauerei Barber-Klusemann ein Genotyp.
206
BFL XV.16.b.228.14
BFL XV.17.b.311.SZB.19183
208
BFL 522/1866
207
56
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XIV.7. Brauerei Dreher
Firmengeschichte
Der österreichische Braufachmann Antal Dreher hatte sich mit den modernsten Brauereien
Europas und deren Herstellungsverfahren vertraut gemacht und war nach Budapest
gekommen, um eine Brauerei zu gründen.209 Er erkennt die Möglichkeiten, die der Standort
Kőbánya bietet und erwirbt dort im Jahr 1859 ein Gelände mit Felskeller.210 Anstatt jedoch
selbst zu bauen, kauft er 1862 das im Jahr 1860 fertiggestellte Braugebäude der
Brauhausgesellschaft Kőbánya/Kőbányai Serház Társaság.211 Perlmutter Jakab ist zu dieser
Zeit Alleinbesitzer der Gesellschaft und auf den Plänen auch als Bauherr angegeben.212 Der
Kauf kennzeichnet den Anfang einer fortlaufenden Planungs- und Bautätigkeit der Brauerei
Dreher, die bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes im Jahr 1915 und darüber hinaus
anhält (Bau einer Kognak- und Likörfabrik im Jahr 1920).
Im Folgenden soll die architektonische Konzeption und die Gestaltungsprinzipien des ersten
Brauhauses der Firma Dreher dargestellt und interpretiert werden. Die Planunterlagen sind
von Baumeister Anton Diescher gegengezeichnet, wobei er vermutlich für die funktionalkonstruktiven Bereiche verantwortlich war, während Frigyes Feszl an der architektonischen
Konzeption und Fassadengestaltung arbeitete.
Architektonische Konzeption/Funktion
Hierarchie der Gebäudeteile innerhalb der Baugruppe aufgrund der additiven Anordnung
der Produktionsbereiche
Die Produktionsstätte ist auf das ganzjährige Brauen eines untergärigen Bieres mittels eines
weitgehend mechanisierten Herstellungsverfahrens spezialisiert. Bereiche des traditionellen
Nebenerwerbs, wie die Essigsiederei und Schnapsbrennerei, sind aus dem Betrieb eliminiert.
Aus der Abfolge der einzelnen Produktionsphasen des Gesamtbrauprozesses resultierte eine
additive Anordnung der Arbeitsräume und -bereiche. Dieses Prinzip einer linearen
Raumanordnung findet sich auch in der Ansicht des Brauereigebäudes in Form einer
Höhenabstufung von der Mälzerei zur Kellerei wieder. Durch die Differenzierung der
Dachhöhen entsteht innerhalb der Braugruppe eine Hierarchie der Gebäudeteile. Das
Konzept eines strengen axialsymmetrischen Achsensystems, wie bei Mayerffy (1815) und
Tüköry (1832), wurde nicht mehr streng eingehalten. Die Planung orientierte sich allerdings
weiter an einem geometrischen Ordnungssystem, das aus zwei Achsen besteht und im
Grundriss als T-Form zu erkennen ist. Zwischen Mälzerei und Kühlhaus angeordnet, kommt
dem Sudhaus die Aufgabe eines verbindenden Gebäudeteils zu. Während das Sudhaus mit
dem Kühlhaus eine Achse bildet, ist die Mälzerei hierzu quer angeordnet. Diese Flexibilität in
der Stellung der Baukörper zueinander ist bereits ein Hinweis auf später einsetzende
209
Technologietransfer
Lukács 1993. 70-71.
211
Kozmáné 2004. 27.
212
BFL 15.17.b.szb.1966.7a.verso
210
57
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Ablösungstendenzen einzelner Produktionsbereiche. In der weiteren baulichen Entwicklung
kommt es zur völligen Ablösung einzelner Produktionsbereiche (z.B. Mälzerei) aus dem
Gesamtkomplex.213 Die vertikale Erschließung der mehrgeschossigen Mälzerei erfolgt durch
zwei punktförmige Treppenhäuser. Die Einheit zwischen Arbeiten und Wohnen, wie sie für
die Innerstädtische Brauereien nachgewiesen werden kann, bleibt auch beim
Brauereigebäude Dreher erhalten. Im Erdgeschoss des Querflügels ist eine Wohnung für den
Braumeister eingerichtet sowie einen eigenen Wohnbereich für die Gesellen
(deutschsprachige Originalbezeichnung: Burschen-Zimmer). ABB.XIV.21.; ABB.XIV.22.
Grundriss und Raumdimensionen
Das Gebäude mit Abmessungen von 13,00m x 57,00m für die Mälzerei und 19,00m x 61,00m
für das Sud- und Kühlhaus, d.h. einer Gesamtgrundfläche von 1.900m2, weist für einen
Profanbau beachtliche Dimensionen auf. Der Grundriss zeigt ein additives Konzept, das in
direkter Korrelation mit der Produktionsmenge steht. Während das Bierbrauen bei den
Innerstädtischen Brauereien noch eine Tätigkeit war, die auf die Wintermonate beschränkt
blieb, konnte aufgrund der technischen und baulichen Voraussetzungen jetzt ganzjährig
produziert werden. Diese Produktionssteigerung führte zu Darranlagen und Sudhäusern mit
größeren Dimensionen, die damit auch schwerer wurden. Deshalb konnten sie nicht mehr
übereinander, sondern nur noch horizontal additiv, d.h. nebeneinander angeordnet werden.
Die logische Weiterentwicklung war die völlige bauliche Trennung der Produktionsbereiche,
die teilweise bereits in der Anfangsphase des industriellen Brauens zu Beginn der 187o-er
Jahre realisiert wurde. Von hier aus setzte sich die Gebäudedifferenzierung bei industriellen
Großbrauereien fort und es entstanden schließlich Komplexe, die sich aus einer Vielzahl von
haupt- und nebenbetrieblichen Bauten zusammensetzen. Die Dimensionierung der
Produktionsräume wird grundsätzlich durch die Technischen Anlagen, wie beispielsweise
Kühl- und Sudbecken, determiniert. Die Innenhöhen werden in Abhängigkeit der Funktion
festgelegt (Sudhaus: bis 11,00m, Tenne: 2,30m), wodurch insgesamt ein hoher Grad der
Raumspezialisierung erreicht wird. Im Sudhaus wird die Raumdimensionierung durch die
technische Ausstattung bedingt, in der Mälzerei von den räumlichen Voraussetzungen, die
einen bio-chemischen Umformungsprozess in Gang setzen und im Kühlhaus von der
Notwendigkeit zur optimalen Raumbelüftung. Bezüglich der Funktion ist das Sudhaus der
zentrale Raum des Gebäudes, das baulich sowohl im streng quadratischen Grundriss
(14,00m x 14,00m = 196,00m2), als auch in der Anordnung zwischen Mälzerei und Kühlhaus
zum Ausdruck kommt.214 Die Gestaltung des Innenraumes des Sudhauses geht meist weit
über das technisch notwendige hinaus. Die bedeutende Innenhöhe und groß
dimensionierten Fenstern lassen die Sudeinrichtungen aus blankem Kupfer wie
raumgreifende Installationen erscheinen.
213
Rödel 1986. 231.
Die Anordnung des Sudhauses zwischen Mälzerei und Kühlhaus ist nicht organisch, was sich darin zeigt, dass
sich im Laufe der weiteren Entwicklung sich diese Verbindung vollständig auflöst
214
58
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Das Kellerreigebäude
Als Kellereigebäude plant Anton Diescher unter Nutzung des Gefälles im Gelände einen
zweigeschossigen Bau (80,00m x 10,00m = 800,00m2) mit direkten Zugängen zum
Kellersystem.215 ABB.XIV.23. Das Gebäude ist ein klar abgegrenzter Vorbau, bei dem der
Übergang zwischen künstlich errichtetem Gebäude und natürlich bestehendem
Pincerendszer deutlich wahrzunehmen ist. Das Ineinandergreifen von Gebautem und
Bestehendem, wie bei Zofahls Hybridgebäude istfür die Brauhausesellschaft in Kőbánya
damit nicht gegeben.
Baukonstruktion
Das Gebäude wurde aus Mauerwerk errichtet, was auf herstellungstechnische Gründe
zurückzuführen ist. Die Masse des Steins dient dem Ausgleich von
Temperaturunterschieden, was die zielgerichtete Steuerung der Temperatur und
Luftfeuchtigkeit über Fensteröffnungen erleichtert. Diese Anforderungen an die
Konstruktion bleiben auch in der weiteren Entwicklung dieses Bautyps bestehen, weshalb
MW das charakteristische Baumaterial für Brauereien bleibt. Die Stärke der Außenwände
variiert in den einzelnen Gebäudeteilen und ist den vermuteten statischen Bedingungen
angepasst. Die Dimensionierung der Umfassungswände erfolgt individuell. So erhält die auf
einem quadratischen Grundriss ruhende turmartige Darre bedeutend stärker dimensionierte
Außenwände als die anderen Bereiche Gebäudes. Der stärkere Wanddurchmesser wird nach
innen wirksam und ist an der Außenfassade nicht sichtbar. Es ist zu vermuten, dass aufgrund
der Grundkonzeption und Bauform mit mehreren Geschossen bei der Mälzerei die
Grundsätze von technischen Zweckbauten, wie Speicherbauten eingeflossen sind. Aufgrund
des geringen Gewichtes der Gerste konnten die Tennen mehrgeschossig ausgeführt werden.
Mit dieser mehrgeschossigen Bauweise waren Vorteile verbunden. Die aufzuwendenden
Kosten für die Gründungsarbeiten und die Dachkonstruktion fielen geringer aus. Gleichzeitig
wurde auf dem Betriebsgelände Baugrund eingespart und die Schwerkraft konnte zu einem
vertikalen Verfahrensablauf von oben nach unten genutzt werden. Aufgrund ihrer Funktion
als Lager von Korn und Getreide waren die Grundrisse dieser Bauten ohne Zwischenräume
gestaltet, was dem Bedürfnis der Mälzereien nach großdimensionierten freien Räumen
entspricht.
Die Geschossdecken in der Mälzerei bestehen aus Holzbalken mit Beplankung. Eine
raummittige Stützenreihe mit Holzunterzug beschränkt die Spannweite auf 5,50m. Der obere
Gebäudeabschluss bildet ein zusammengesetztes Satteldach. Die Spannweiten wurden so
festgelegt, dass es (über Mälzerei: zweifach liegender Drempeldachstuhl) ohne
unterstützende
Konstruktion
mit
Pfeilern
oder
Zwischenwänden
als
Zimmermannskonstruktion ausgeführt werden konnte. Damit war die Möglichkeit zu hohen
Innenhöhen gegeben.
Für Brauereigebäude ist die stereotype Reihung von Fenstern, deren Dimension und Anzahl
nach funktionalen Gesichtspunkten festgelegt wurden, bereits typisch. Im Kühlraum waren
eine geringe Anzahl von großdimensionierten Fenstern vorgesehen, um einen schnellen
Luftaustausch durchführen zu können, in der Mälzerei waren dagegen eine große Anzahl
215
BFL 15.17.b.311.szb.19678
59
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kleindimensionierter Fensteröffnungen vorgesehen, um die Durchlüftung mit einer besseren
Feineinstellung regulieren zu können.
XIV.7.1. Fassade
Bereits der erste Blick auf das Gebäude macht dem Betrachter die technische
Zweckbestimmung des Gebäudes unmissverständlich klar. Die Fassade ist vom
Mauerwerksbau geprägt und macht mit den technischen Bauelementen, wie Lüftungsfirsten,
Industriekamin und dem großdimensionierten Lüftungskamin der Darre das konstruktivfunktionale Gefüge des Gebäudes wahrnehmbar. Mittels Vorsprüngen und Abstufungen
wird das Gebäude in unterscheidbare Baumassen gegliedert. Innerhalb der einzelnen
Gebäudeteile sind es die Fenster, die durch ihre individuelle Dimensionierung und
Anordnung die Raumfunktionen auf die Fassade projektieren und damit ablesbar werden.
Das Gebäude ist von innen nach außen geplant, wodurch ein organischer Übergang entsteht,
der die Brauereifassade zur Projektionsfläche werden lässt. Im Vergleich mit den Fassaden
der Innerstädtischen Braubetriebe (Mayerffy und Petz), die sich in ihrer Gestaltung,
Höhenentwicklung und Proportion dem umgebenden Stadtraum unterordnen und dabei
keine vermittelnde Rolle zwischen Gebäudefunktion und Außenwelt übernehmen, wird bei
Dreher eine entgegengesetzte Konzeption verfolgt. An den Ecken der Außenfassade sind
Lisenen angebracht, die entgegen der realen Statik nicht erforderlich sind. Vielmehr dienen
sie als vertikale Gliederungselemente und werden mit dem nach oben strebenden Kamin
zum Kontrapunkt der horizontalen Grundausrichtung des Gesamtbaukörpers. Die
technischen Bauteile werden mittels Verzierungen gestaltet, wodurch die Fassade ästhetisch
aufgewertet wird. Das Mittel der Abstufung wiederholt sich beim Dach. Die einzelnen
Gebäudeteile sind nach oben jeweils mit einem eigenen Satteldach abgeschlossen, die in der
Firsthöhe gegeneinander versetzt sind. Damit werden die einzelnen Funktionsbereiche
weiter individualisiert und der vertikale Produktionsablauf visualisiert. Das Gebäude ruht auf
einem Sockel von 1,00m Höhe, der in Kombination mit den Lisenen der Anlage den Eindruck
von Stabilität und Wehrhaftigkeit verleihen, womit die Firma seiner Umgebung die
semantische Botschaft der Vertrauenswürdigkeit und Solidität vermittelt.
XIV.7.2. Frigyes Feszl
Gestaltung der Fabrikfassade mit regionalem Bezug
Frigyes Feszl wurde mit der Gestaltung der Fassade beauftragt. Die Brauerei entsteht etwa
zeitgleich mit der Planung für das Vigadó in Pest (1859-1865). Bei seinen Planungen sucht
Feszl nach einer eigenen ungarisch-nationalen Ausdrucksform. Nach dem Scheitern der
bürgerlichen Revolution im Jahr 1848 ist dieser Ausdruck einer subjektiven Nationalromantik
eine legitime Reaktion zur Förderung des nationalen Gedankens und damit der
Identitätsfindung der Nation.216 In Deutschland wären beispielsweise der Ausbau der
unvollendet gebliebenen Dome und die Kölner Dombaufeste als nationale Repräsentation
ohne die Romantik und die Wiederentdeckung des Mittelalters nicht möglich gewesen.217
216
217
Im Gegensatz zum Klassizismus, der Werke von universeller Geltung anstrebt.
Elze-Repgen 1974. 769-770.
60
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Die frühen Fabrikbauten sind für dieses Streben eine geeignete Plattform, da die
Unternehmensgründungen im weitaus überwiegenden Teil auf bürgerliche Initiativen
zurückgehen, deren Energien nach 1848 von politischen auf unternehmerische Aktivitäten
eine neue Ausrichtung annehmen.218 ABB.XIV.24. Bezüglich der stilistischen Mittel, die Feszl
einsetzt, schreibt Komárik Dénes in einem apodiktischen Duktus: In seiner romantischen
Architektur können drei Richtungen beobachtet werden, und zwar die Gotisierende, den
östlich geformten „Rundbogenstil“219 und die der ungarischen Formgestaltungsabsicht.220 Mit
diesen ästhetischen Überhöhungen individualisiert Feszl seine Gebäude im Sinne der
Romantik.221 Bei der gestalterischen Ausarbeitung des Brauereigebäudes bleibt Feszl nur ein
relativ kleiner Spielraum für eine gestalterische Ausarbeitung. Die Formensprache der
Brauerei Dreher ist insgesamt sachlich, im Vergleich mit dem Vigadó geradezu ökonomisch.
Diese Vorgabe ermöglicht es Feszl nicht, die Fassade im plastischen Sinne zu gestalten. Was
bleibt, ist die Oberfläche im Sinne einer Leinwand. Auf einer Darstellung romantisiert Frigyes
die Gesamtanlage der Brauerei, die typischerweise in einer harmonischen Landschaft
dargestellt wird. Im Vordergrund lässt er sogar eine Lokomotive vorbeifahren (die in der
Realität auf diese Weise nie existiert hat), was von einer hoffnungsvollen Zukunft künden
soll. Mit der idealisierten Darstellung erzeugt Frigyes Feszl eine schwärmerische Stimmung,
mit der er seine persönlichen Werte in die Fabrikarchitektur überführt. Gleichzeitig ist damit
die Einordnung der Brauerei Dreher in Feszl’s Gesamtwerk geschaffen. Im Gegensatz zur
Brauerei Carl Rohrbacher entsteht keine Schaufassade, bei der mittels einer historisierenden
Gestaltung ein Bezug zum Bier als traditionelles Getränk hergestellt werden soll. Bei der
Fassade der Brauerei Dreher gewinnen vielmehr die funktionalen Komponenten an
Bedeutung, die durch Feszl‘s Gestaltung ästhetisch aufgewertet werden. Mit dieser
Kombination aus technisch notwendigen Elementen (als Universalelemente) und dem
individualisierenden Einfluss, den Frigyes Feszl auf deren äußere Gestaltung nimmt, entsteht
eine authentische Fabrikfassade mit regionalem Bezug.222
XIV.7.3. Urbanes Umfeld
Die bauliche Anlage fügt sich keinem vorgegebenen städtebaulichen Schema unter,
sondern ist selbst Faktor der städtebaulichen Ordnung
Das Fabrikgebäude ist nicht in den Kontext einer zusammenhängenden städtischen
Bebauung eingebunden, sondern steht als Solitär an exponierter Stelle. Die bauliche Anlage
fügt sich somit keinem vorgegebenen städtebaulichen Schema unter, sondern wird selbst
zum Faktor der städtebaulichen Ordnung. Bereits durch seine Dimensionen nimmt die
Anlage Einfluss auf die Umgebung, was durch die Gestaltung des äußeren Baugefüges weiter
gesteigert wird. Vom öffentlichen Verkehrsraum aus ist das Gebäude und dessen technischer
Charakter bereits von weitem erkennbar, wodurch die Brauerei die Funktion eines
Orientierungspunktes übernimmt.223 ABB.XIV.25.
218
Dreher Museum
Karl Friedrich Schinkel verknüpft in seinem Werk romantische und klassizistische Elemente
220
Komárik 1993. 119. Orginaltext: „Romantikus architektúrájában három vonulatot figyelhetünk meg, a
gótizáló, a keleties formálású „Rundbogenstil“ és a magyaros formaszándékú alakításét.”
221
siehe hierzu Rationalismuskritik Jean-Jacque Rousseau
222
Gerle 2004. 129.
223
BFL XV.17.B.311.szb.524.1863
219
61
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Das Betriebsgelände
Der Standort der Unternehmung befand sich auf einem freien und großzügig bemessenen
Betriebsgelände in Kőbánya, in zentraler Lage über dem Kellersystem. Damit stand für eine
mögliche horizontale Erweiterung Baulandreserve zur Verfügung. Daneben waren
Nebengebäude, wie ein Waaghaus224 und Stallungen225 vorgesehen (Planung: M. Zitterbarth,
1863). Die Topographie des Geländes mit seinem Gefälle wurde genutzt, um bei den
einzelnen Arbeitsschritten die Gravitation für einen vertikalen Transport von oben nach
unten zu nutzen. Dehalb wurde die Mälzerei mit dem Gerstenlager im oberen Bereich des
Betriebsgeländes und das Kühlhaus im unteren Bereich angeordnet. Die Ansiedlung der
Brauerei Dreher als eine der frühen industriellen Anlagen außerhalb der Innenstadt wurde
dadurch begünstigt, dass nur eine geringe Anzahl von Mitarbeiter nötig war, um die
Produktion aufrecht zu erhalten. Die Beschäftigten waren oft direkt in der Brauerei oder in
Arbeiterhäusern untergebracht, die auf dem Betriebsgelände errichtet wurden. Damit war
die Brauerei, im Gegensatz zu Maschinenbaubetrieben mit großen Belegschaften, von der
Entwicklung eines öffentlichen Nahverkehrsnetzes zum Transport zwischen Wohn- und
Arbeitsort unabhängig.
XIV.7.4. Zusammenfassung
Bei der Brauerei Dreher resultiert aus der Abfolge der einzelnen Produktionsphasen des
Gesamtbrauprozesses eine additive Anordnung der Arbeitsräume und -bereiche. Die
Anordnung der Baukörper zueinander zeigt eine Lösung, bei der die Mälzerei quer zum Sudund Kühlhaus steht. Dies kann als Hinweis auf die in der weiteren Entwicklung einsetzende
Ablösungstendenzen einzelner Produktionsbereiche gedeutet werden. Bereits der erste Blick
auf das Gebäude macht die technische Zweckbestimmung des Gebäudes unmissverständlich
deutlich. Die bauliche Anlage fügt sich keinem vorgegebenen städtebaulichen Schema unter,
sondern wird mit seinen Dimensionen und dem exponierten Standort selbst zum Faktor
städtebaulicher Ordnung. Mit der Kombination aus technisch notwendigen Elementen und
dem individualisierenden Einfluss, den Frigyes Feszl auf die Fassadengestaltung nimmt,
entsteht eine Fabrikfassade mit regionalem Bezug.
224
225
BFL XV.17.B.311.szb.469.1863a, b
BFL XV.17.B.311.szb.469.1863c
62
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XV. Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915)
Im Folgenden soll die architektonische Entwicklung der industriellen Großbrauereien in
Kőbánya dargestellt werden. Hierzu werden innovative Produktionsgebäude dargestellt, die
für die architektonische Entwicklung kennzeichnend sind oder die Planungsziele in
besonderer Weise hervorheben (Anwendung neuer Baumaterialien, Funktionsabläufe,
Wirtschaftlichkeit, gestrafter Betriebsablauf).






Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt.
Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt.
Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt.
Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai
és Budafoki Sörgyárak Rt.
Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.
(siehe auch Anhang, Kapitel XVIII.: Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und
Gebäudetypen)
XV.1. Brauerei Dreher
Standort
Budapest, X., Kőbánya, I.Betriebsgelände, Halom utca 40-42
aktuelle Lageplannummer: 41446-41449
Lageplan 1871:BFL ÉB 1205.1871b; Lageplan 1912: DMT A 7000.600a ABB.XV.1.
Planung:
Anton Diescher226; Lajos Frey; Lipót Kauser;
Frigyes Feszl; István Pucher; János Lindauer (Lageplan, 1903);
Gyula Klösz und Sohn/Klössz Gyula és Fia (Lageplan, 1923); József Hubert; János Lindauer
(Lageplan, 1903)
Technische Ausstattung:
Vereinigte Maschinenfabriken AG (ehemalige Maschinenbaufabrik Ringhoffer, Prag) Erste
Ungarische Landwirtschafts Maschinen Fabrik Actiengesellschaft, 1903; Maschinen-FabriksActien-Gesellschaft, Wien 1907; Sangenhauseni Maschinenbaufabrik und Eisengießerei
AG/Gépgyár és vasöntőde Rt, 1908; Miller u. Hetzel, München, 1910; Metallwerk J. Goeggl u.
Sohn, München, 1911
Beginn der Bautätigkeit: 1860
226
BFL VX.17.b.311.SZB.19667a.
63
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Firmengeschichte
1850 Gründung der Brauhaus Gesellschaft Kőbánya/Kőbányai Serház Társaság
1855 Beginn der Brautätigkeit
1859 Auflösung der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya, Perlmutter Jakab wird alleiniger
Eigentümer des Brauhauses
1862 Antal Dreher Senior erwirbt das Brauhaus und betreibt es als Filiale seiner Brauerei in
Schwechat (Österreich)
1870 Antal Dreher Junior übernimmt die Leitung des Betriebes
1900 Die Firma Dreher wird einer der Hauptaktionäre der neu gegründeten Malzfabrik
Kőbánya AG (Kőbányai Malátagyár Rt.)
1905 Umwandlung der Firma in die Antal Dreher Brauereien Aktiengesellschaft. Schwechat
bleibt Firmensitz, wobei der Betrieb in Kőbány als Filiale weiter betrieben wird.
Betriebsleiter ist Jenő Dreher. 227
1907 Die Brauerei in Kőbánya löst sich von der Muttergesellschaft und wird als
unabhängiger ungarischer Betrieb mit der Firmenbzeichnung Dreher Antal
Brauereien AG. in Budapest-Kőbánya weiter geführt. 228
1910 Die Brauerei wird baulich durch ein neues Brauhaus und weitere Gebäude erweitert
1920 Neubau einer einer Konyak- und Likörfabrik229
1922 Erwerb von 90% der Aktien an den Haggenmacher Brauereien Kőbánya und Budafok
AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt.
Gemeinsamer Kauf der Brauerei Nagvárad/Nagyváradi Sörgyárat.
1923 Erwerb von 2/3 der Aktien an der Ersten Ungarischen Aktienbrauerein/Első Magyar
Részvényserfőzde Rt. (EMRS). Als Mehrheitseigner verlegt Dreher die Bierherstellung
in diesen Betrieb. Die ursprüngliche Brauerei wird zur Mälzerei umgestaltet und auf
dem Betriebsgelände eine Schokoladenfabrik gegründet (Dreher-Maul). 230
1928 Erwerb von Aktien der Brauerei König Nagykanizsa AG/Nagykanizsai Király Serfőzde
Rt.
1931 Ankauf des Liebig Aktienpakets an dem Haggenmacher-Liebig Spinnereibetrieb,
wodurch Dreher fast 100%-iger Eigentümer wird: Dreher-Haggenmacher Textilwerke.
1933 In der Brauerei Antal Dreher Brauereien AG/Dreher Antal Serfőzdéi Rt. gehen
folgende Brauereibetriebe auf:
-
Haggenmacher Brauereien Kőbánya und Budafok AG/A Haggenamcher Kőbányai és
Budafoki Sörgyárak Rt.
Dreher-Haggenmacher Textilwerke AG/A Dreher-Haggenmacher Textilművek Rt.
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvényserfőzde Rt., durch Ankauf
der Aktien in Fremdbesitz. Neue Firmenbezeichnung: Dreher-Haggenmacher
Aktienbrauerei AG/Dreher-Haggenmacher-Részvényserfőzde Rt.
1935 Durch Ankauf 95%-iger Aktienbesitz an der Hauptstätischen Brauerei AG/Fővárosi
Serfőzde Rt.
227
Kozmáné 2004. 52-54.
Grundregeln der Dreher Antal Bierbrauereien AG, Grafikai Intézet Rt.. Budapest 1907.
229
Gonda 1939.
230
Kozmáné 2004. 64.
228
64
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1948 Verstaatlichung
1949 Gründung des Nationalen Unternehmens der Bierfabriken in Kőbánya/Kőbányai
Sörgyárak Nemzeti Vállalat. Firmensitz in der Jázsberényi út. 7-11.
(I. Betriebsgelände)
Baubeschreibung
Lage und Bebauung des Grundstücks
Budapest, X., I.Betriebsgelände; Kőbánya, Halom utca 40-42; aktuelle Lageplannummer:
41446-41449
Der Betrieb wurde ab 1862 auf einem Gelände nördlich des Kápolna tér und in südlicher
Nachbarschaft
des
Betriebsgeländes
der
ehemaligen
Brauhausgesellschaft
Kőbánya/Kőbányai Sérház Társaság („Altes Brauhaus/Régi Sérház”) errichtet. Das Grundstück
war durch die heutigen Straßen Halom utca, Ijász utca, Előd utca und Ászok utca eingefasst.
Die maximale Grundstücksgröße wird mit 77451.02 Quadratöl angegeben. Unter dem
flachen Grundstück ist über weite Teile ein umfangreiches Kellersystem angelegt. Einen
Überblick über die bauliche Gesamtentwicklung zwischen 1890 und 1923 geben die
Lagepläne.231
Planungs- und Bauchronologie
Ausgangspunkt der Planungs- und Bauchronologie ist das im Jahr 1860 fertiggestellte und im
Jahr 1862 von Antal Dreher senior erworbene Braugebäude (siehe Textband, Kapitel III:
Frühindustrielle Brauereien), das bis 1923 Firmensitz bleibt. Die Übernahme der
Betriebsleitung durch Antal Dreher junior im Jahr 1870 kennzeichnet den Beginn einer
fortlaufenden und umfangreichen Planungs- und Bautätigkeit, die weit bis ins 20.
Jahrhundert anhält. Am Beispiel der Brauerei Dreher kann die bautypologische
Transformation eines räumlich hoch verdichteten Produktionsgebäudes zu Einzelbauten mit
freier Anordnung auf dem Betriebsgelände weitgehend durchgängig dargestellt werden.
Nachfolgend gegründete Betriebe, wie die Bürgerliche Brauerei Kőbánya AG/Kőbányai
Polgári Serfőzde Rt. (1893) oder die Hautpstädtische Brauerei/Fővárosi Serfőzde Rt. (1912)
durchlaufen keine Transformation, sondern werden als Anlage von Anfang an als neu
errichtete Einzelgebäude gebaut. Die Analyse der Dokumente und deren Chronologie zeigt
eine fallweise Abweichung zwischen den Planungen und den tatsächlich realisierten
Bauvorhaben. Beispiele hierfür sind die Planung eines neuen Braukomplexes von Lajos Frey
und Lipót Kauser im Jahr 1869,232 ABB.IV.10.a. - ABB.IV.10.f. der nie vollständig realisiert
wurde sowie der Entwurf für einen großdimensionierten Neubau von Stallungen von Frigyes
Feszl aus dem Jahr 1873.233 ABB.XV.2a. – ABB.XV.2c. Die Lagepläne sind dabei eine wichtige
Informationsquelle, die den tatsächlichen Bautenstand und die Gebäudeanordnung auf dem
231
Lagepläne: 1890: DMT A 7000.200.; 1903: DMT A 2000.100.; 1912: DMT A 7000.600a.;
1923: DMT A 2000.200.
232
BFL XV.17.b.312 553/1869b, c, d, e, f
233
BFL XV.17.b.312.3160/1873a,b,c
65
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Grundstück zu einem bestimmten Zeitpunkt wider geben. Die Abbildungen ABB.XV.2d. und
ABB.XV.2e zeigen den Bautenstand der baulichen Anlage im Jahr 2015. Die umfassende
bauliche Entwicklung des Betriebes wird im Folgenden mittels einer Planungs- und
Bauchronologie dargestellt, die auf Grundlage der vorliegenden Dokumente erstellt wurde.
Für Gebäude oder Gebäudeteile, die für die bauliche Entwicklung des Brauereikomplexes als
Produktionsstätte kennzeichnend sind, wurde eine detaillierte Baubeschreibung erstellt.
Architektonische Gestaltung wird durch konstruktive Notwendigkeiten und dem Willen zur
Repräsentation bestimmt
In der Bauphase ab 1870 ist bei den Produktionsgebäuden ein starker Wille zur Gestaltung
festzustellen, der sich an konstruktiven Notwendigkeiten orientiert. Die Fassadengestaltung
ist in den meisten Fällen ein Backsteinrohbau. Dabei kommen bei größeren Wandflächen zur
vertikalen Gliederung Lisenen und Fensterachsen zur Anwendung, zur horizontalen
Gliederung Gurtgesimse. Ein weiteres architektonisches Element sind Rundbogenöffnungen.
Diese Gestaltungsprinzipien wurden im Jahr 1870 von Lajos Frey und Lipót Kauser für die
Planung eines Maschinen- und Sudhauses in Kőbánya, Halom utca 40-42. zur Anwendung.234
Durch die Dimensionen des Gebäudes, der Materialwahl und der daraus abgeleiteten
Konstruktion erhalten die Gebäude einen zurückhaltenden repräsentativen Charakter.
Gleichzeitig wird der Versuch unternommen, mit einer vereinzelt eingesetzten Ornamentik,
die Strenge und Masse der Backsteinfassade etwas abzumildern.
Baukonstuktion
Als primäres Baumaterial kommt künstlicher Stein (Backstein, Ziegel) und Holz zur
Anwendung, als sekundäres Baumaterial Glas und Eisen. Ab dem Jahr 1895 werden mit der
Verwendung von Profilstahl und Stahlbeton konstruktive Neuerungen eingeführt.
Exemplarische Einzelbauten
Lagergebäude für Malz und Gerste (1869)
Architekten: Lajos Frey, Lipót Kauser
Als Konsequenz des Neubaus einer Darre im Jahr 1869 musste für das produzierte Malz ein
Gebäude zur Zwischenlagerung errichtet werden. Das rechteckige Gebäude wies
Außenmaße von 13,00m x 29,00m (Grundfläche = 377,00m2) auf und hatte
Umfassungswänden mit einer Höhe von 15,00m, die sich nach oben verjüngten. Über einem
massiven Erdgeschoss mit Gewölbedecken erhob sich ein hallenartiger Raum, in den eine
Holzkonstruktion so integriert wurde, dass ein Abstand zu den umgebenden Bauteilen
entstand (Konzept: Raum im Raum). Dadurch entstand ein stetiger Luftstrom, der mittels
einer großen Anzahl kleinformatiger Fenster in der Außenwand sowohl hinsichtlich der
Intensität, als auch der Richtung gesteuert werden konnte. Insgesamt entstand ein Gebäude,
234
BFL XV.17.b.312 499/1870a, b, d.
66
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in dem das Malz trocken zwischengelagert werden konnte. Die Ausführung besteht aus
traditionellen handwerklichen Maurer- und Zimmermannslösungen. Der obere
Gebäudeabschluss wurde als liegender Kehlbalkendachstuhl ausgeführt, um den Dachraum
Stützenfrei zu halten und einer Nutzung zuführen zu können. Die Konstruktion nimmt
bestehende Kornlager der Budapester Dampfmühlen, wie beispielsweise der Ersten
Dampfmühle Pest/Első Pesti Gőzmalom, zum Vorbild.235 ABB.XV.3.
Kühlhaus (1870)
Architekten: Lajos Frey, Lipót Kauser
Das freistehende Kühlhaus (92,00m x 12,00m = 1.104m2) ist als Leichtkonstruktion
konzipiert. Mittels Stahlplatten sind auf einer Unterkonstruktion geschwungene MetallProfilstützen angebracht, die Zwischenfelder sind raumhoch verglast. Der obere Abschluss
bildet ein Sparrendach. Die Gebäudeecken wurden zur Aussteifung massiv in Mauerwerk
ausgeführt. Der Lageplan zeigt die Anordnung der oben beschriebenen Gebäude auf dem
Betriebsgelände. Gemeinsam mit den Plänen zu den Einzelgebäuden zeigt sich, dass neben
der bestehenden Brauerei eine neue Produktionsstätte geplant war. Dabei handelte es sich
nicht lediglich um eine Erweiterung des Bestandsbaus, sondern der Neubau verfügte über
alle baulichen Einzelkomponenten (Mälzerei, Darre, Malzlager, Sudhaus, Kühlhaus,
Gärkeller), um als eigenständige Produktionsstätte arbeiten zu können. Der Betrieb Dreher
sollte in dieser Bauphase somit aus zwei vollständigen Brauereianlagen bestehen. Die
Anordnung des neuen Betriebes zeigt eine erste Tendenz zur Auflösung des alten Prinzips
des Kompaktgebäudes, hin zu Einzelbauten.236 ABB.IV.10.e.
Malztenne (1900)
Neben der bestehenden Siloanlage sollte in einem Abstand von 5,50m eine neue Malztenne
(13,40m x 25,00m = 335,00m2) entstehen. Der entstehende Raum zwischen den Gebäuden
diente als Verkehrsweg (Durchfahrt). Über dem Erdgeschoss waren vier Malztennen
(Innenhöhe 2,00m/2,24m) vorgesehen, die über eine Wendeltreppe vertikal erschlossen
waren. Konstruktiv besteht das Gebäude aus massiven Außenwänden (0.90m), und
Stahlstützen und –balken (Raster 3,40m x 3,87m), auf die die massiven Geschossdecken
aufgelegt sind. Die Fassade ist in Sichtmauerwerk ausgeführt, die vertikale Gliederung erfolgt
über sieben Fensterachsen und Lisenen, die vertikale Gliederung über einem Gurtgesims auf
Höhe der Fenster im 1. Obergeschoss. Im Jahr 1903 erfolgt eine Umplanung des Projekts.237
ABB.XV.4.
235
BFL XV.17.b.312 158/1868, BFL XV.17.b.312 553/1869c
BFL XV.17.b.312 499/1870e
237
DMT A 11000.700; DMT A 11000.700a,b,c,d,e,f,g; DMT A 1000.410
236
67
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
XV.2. Erste Ungarische Aktiengesellschaft AG/Az Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.
Standort
Budapest, X. Kőbánya, II. Betriebsgelände, Jászberényi út.
aktuelle Lageplannummer: 41446-41449
Lageplan: DMT A 5000.5200 ABB.XV.5.
Planung: Károly Hostalek; Dezső Hültl; Theodor Ganzenmüller; István Pucher; Marian
Weimess (Immobilien-Wertgutachten)
Bauleitung der Technischen Ausstattung: Emil Schimanek
Technische Ausstattung:
Schlick-Nicholson, Budapest; Maschinenbaufabrik Ringhoffer, Smichow (Prag); Firma Johann
Bründel, Budapest; C.A. Neubecker, Maschinenbaufabrik, Offenbach a.M. (D);
Maschinenbaufabrik Steinecker, Freising.
Firmengeschichte
1854 – Gründung der Brauerei Barber-Klusemann238 in Kőbánya, Külső Jászberényi út 7-11239
1867 – Die Brauerei wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, neue Firmenbezeichnung:
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Az Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. 240
1900 – Die Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Az Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. ist
eine der Hauptaktionäre der neu gegründeten Malzfabrik Kőbánya AG/Kőbányai
Malátagyár Rt.
1910 – Umfangreiche Baumaßnahmen: Erweiterungen, neues Sudhaus, Gärkeller,
Fassfüllbetrieb
1922 – Einstieg ins Hotelgeschäft durch Kauf von Aktien
1923 – Ausgabe von Aktien im geschlossenen Kreis, die die Antal Dreher Brauerei AG/Dreher
Antal Serfőzde Rt. ankauft, womit 2/3 der Aktien in deren Besitz gerät. Von der
Brauereikonzentration in Kőbánya das einzige Betriebsgelände, auf dem Bier gebraut
wird.
1933 – 100 % der Aktien gelangen in den Besitz der Antal Dreher Brauerei AG/Dreher Antal
Serfőzde Rt. und der Betrieb geht in der Firma Dreher auf. Die Firmenbezeichnung
bleibt im Firmennamen erhalten: Dreher-Haggenmacher-Erste Ungarische
Aktienbrauerei AG/Dreher-Haggenmacher-Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.
1949 – Auf dem Betriebsgelände (II. Betriebsgelände) wird der Betrieb unter der
Bezeichnung Nationales Unternehmen der Bierfabriken in Kőbánya/Kőbányai
Sörgyárak Nemzeti Vállalat weiter betrieben.
238
Klement 2010. 143-146.
Lukács 1993
240
Kozmáné 2004.34-38.
239
68
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Baubeschreibung
Lage und Bebauung des Grundstücks
Budapest, X. Kőbánya, II. Betriebsgelände, Jászberényi út.
aktuelle Lageplannummer: 41446-41449
Lageplan: DMT A 5000.5200; BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Das Grundstück war durch die heutigen Straßen Jászberényi út, Maglódi út, Gitár út und
Maláta út eingefasst. Das Immobilien-Wertgutachten, das im Jahr 1907 von der Budapester
Architektin Marian Weimess angefertigt wurde, enthält detaillierte Angaben zur Lage und
Dimensionen des Grundstückes.241 Unter dem ebenen Grundstück ist über weite Teile ein
umfangreiches Kellersystem angelegt. Die Bebauung des Standortes entwickelt sich aus den
beiden langgestreckten Hauptproduktionsgebäuden heraus, die parallel zueinander und
rechtwinklig zur Külső Jászberényi út (heute Jászberényi út und Maglódi út) angeordnet sind.
Dazwischen verläuft ein Industriegleis als zentrale Achse. Entlang der Straße entsteht eine
Blockrandbebauung mit 2-geschossigen Nebengebäuden, die den Betrieb vom öffentlichen
Raum trennt. Die weitere Organisation des Standortes sieht die parallele Anordnung von
Baukörpern auf beiden Längsseiten der Mälzerei und des Sudhauses vor.
Planungs- und Bauchronologie
Ausgangspunkt der Planungs- und Bauchronologie der EMRS ist das Brauhaus Carl
Rohrbacher (Planung: Baumeister Anton Diescher, 1845/50), das im Jahr 1854 von Barber
und Klusemann gekauft wird. Unmittelbar nach der Betriebsübernahme wird neben dem
bestehenden Gebäude eine neue Brauerei errichtet (siehe Textband, Kapitel III:
Frühindustrielle Brauere (1845-1870), Absatz Brauerei Barber-Klusemann). Die weitere
bauliche Entwicklung des Betriebes wird im Folgenden mittels einer Planungs- und
Bauchronologie dargestellt, die auf Grundlage der vorliegenden Dokumente erstellt wurde.
Für Gebäude oder Gebäudeteile, die für die bauliche Entwicklung des Brauereikomplexes als
Produktionsstätte kennzeichnend sind, wurde eine Baubeschreibung erstellt.
Exemplarische Einzelbauten
Mälzerei mit Darre (1884)
Das Raumprogramm der oberirdischen Mälzerei (39,63m x 17,21m = 682,00m 2) bestand aus
einer 4-geschossigen Malztenne (Innenhöhen 2,75m), einer Anlage mit Doppeldarre
(Innenraumhöhe 13,00m) und technischen Nebenräumen für die Dampfmaschine und
Dampfkessel sowie einer Werkstatt. Zur vertikalen Erschließung war eine zentrale
Treppenanlage zwischen Tenne und Darre vorgesehen.242 ABB.XV.6.; ABB.XV.7.
241
242
DMT A 5000.2900. - DMT A 5000.4600.
BFL XV.17.d.329.41014.5083. doboz
69
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
Baukonstruktion
Die Aussenwände wurden aus Mauerwerk in einer Stärke zwischen 0,64m (Bereich Tenne)
und 0,80m (Bereich Darre) hergestellt. Die Decken der Malztennen wurden als
Holzkonstruktion mit Doppelstützen (2x25/25) auf der Mittellängsachse und Balken (25/30)
als handwerkliche Zimmermannskonstruktion errichtet. Der Dachstuhl bestand aus einem
zweifach stehenden abgestrebten Pfettendachstuhl. Im Bereich der Darre wurde als
Erdgeschossdecke ein Kappengewölbe eingebaut. Die Streifenfundamente (Breite 0,48m –
0,84m) wurden auf den Kalkfelsen aufgesetzt.
Fassade
Die Gebäudemasse gliedert sich entsprechend seinen Hauptfunktionen in zwei Bereiche. Zur
Fassadengestaltung werden einfache Schmuckformen, wie Formsteine, Gesimse und
Segmentöffnungen verwendet. Die Kamine erhalten als Abschluss aufwendig gestaltete
Blechhauben. Die längliche Fassade der Mälzerei erhält durch 9 Fensterachsen und Lisenen
eine vertikale Gliederung, die der horizontalen Gebäudeform entgegenwirkt. Im Gegensatz
zur Mälzerei strebt die Darre dagegen mit einem schlanken hohen Baukörper, der Dachform
und dem Kamin geradezu turmartig nach oben, womit ein Kontrapunkt entsteht. Das einzige
sichtbare technische Bauelement, dass das Gebäude als Industriebau ausweist, ist der
Darrenkamin (Aussendurchmesser 1,70m). Die Darrenkamine werden axialsymmetrisch
angeordnet, wodurch diese zu einem weiteren Gliederungselement werden.243 ABB.XV.8.
Brauereineubau mit Nebengebäuden (1888)
Die Planung gibt mit der parallelen Anordnung der beiden Hauptproduktionsgebäude und
den umliegenden Nebengengebäude die charakteristische bauliche und funktionale
Zuordnung der EMRS wider. Das zwischen den Hauptgebäuden verlegte Industriegleis bildet
eine zentrale Achse und stellt über den „Oberen Bahnhof“ in Kőbánya die Verbindung zur
öffentlichen Infrastruktur her. Das planerische Gesamtkonzept aus Gebäudeanordnung,
Raumzuordnung und Anbindung an die öffentliche Infrastruktur betont kurze Wege des
Materialflusses. Daneben sind auf dem Betriebsgelände kleinere Brauhäuser vorhanden, die
vermutlich ältere Bestandsbauten sind. Neben den Produktionsgebäuden und Werkstätten
sind auch Bauten für soziale Zwecke vorgesehen (Wohnungen für Brauarbeiter,
Büroangestellte, Direktor; Gärten und Lauben; Hühnerhof; Gewächshäuser; Kegelbahn).
Auffallend ist die Schottenbauweise in Mauerwerk, die dem Brauereigebäude seine massive
Erscheinung verleiht und in einem auffallenden Gegensatz zu den skelettartigen Bauten des
Maschinenbaus aus der gleichen Zeit steht.244 ABB.XV.9.
243
244
BFL XV.17.d.329.41014.5083. doboz
DMT A 7000.300
70
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
Sudhaus (1908)245
(Siehe hierzu Ausführungen im Textband, Kapitel VII. Architekturtransfer und Anhang, Kapitel
XVIII.: Planungs- und Bauchronologie, Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.)
245
DMT A 5000. 1800.
71
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Martin Pilsitz
XV.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt.
Standort
Budapest, X. Kőbánya, IV. Betriebsgelände, begrenzt von den Straßen Maglódi utca, Gitár
utca, Sörgyár utca und Téglavető utca
Lageplan: BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
Planung: Győző Czigler (1850-1905)246
Technische Ausstattung: Maschinenbaufabrik F. Ringhoffer (Smichow/Prag)
Beginn der Bautätigkeit: 1893
Firmengeschichte
1892 Gründung der Aktiengesellschaft, Grundstückskauf
1893 Baubeginn der Brauerei und Mälzerei. November: Die Mälzerei nimmt die Produktion
auf247
1894 Die Brauerei nimmt den Betrieb auf
1900 Aktionär bei der gegründeten Kőbányai Malátagyár Rt.
1923 Kauf der Nahrungsmittelwerke zum Heiligen Stephan /Szent István Tápszerműveket.
Neue Firmenbezeichnung: Bürgerliches Brauhaus Kőbánya und Polgári
Nahrungsmittelwerke zum Heiligen Stephan/Kőbányai Polgári Serfőző és Szent István
Tápszerművek.
1948 Verstaatlichung
1949 Die Nahrungsmittelwerke zum Heiligen Stephan/Szent István Tápszerművek werden
aus der Firma herausgelöst, und die Brauerei wird in die Nationalen Unternehmen
der Bierfabriken in Kőbánya /Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat integriert (IV.
Betriebsgelände).248
Der wirtschaftliche Erfolg der beiden Brauereien Dreher und EMRS versprachen Ende des 19.
Jh.s auch für die Zukunft gute Gewinne in der Braubranche, weshalb im Jahr 1892 eine
Investorengruppe um Freund Vilmos Tózseghy die Bürgerliche Brauerei Kőbánya
AG/Kőbányai Polgári Serfőző Rt. gründete. Einer der Anteilseigner war die finanzstarke
Industrie- und Handelsbank Pest/Pesti Magyar Ipar és Kereskedelmi Bank. Als Folge der
Insektenseuche Filoxeria wurden in Kőbánya Weingärten mit Lagerkeller aufgegeben, die
nun günstig erworben werden konnten und zum Betriebsgelände der Brauerei umgestaltet
wurden.
246
Gozsdu-udvar (1900-1901), BME- Gebäude der Fakultät für Chemie (CH-Gebäude), 1905
Kozmáné 2004. 42-45.
248
Firmeninformation Brauerei Dreher
247
72
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Baubeschreibung
Lage und Bebauung des Grundstücks
Budapest, X. Kőbánya, IV. Betriebsgelände, Jászberényi út 13.
Lageplän: DMT A 3000.200; BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
Das Sudhaus ist zentral auf dem Betriebsgelände angeordnet und von der Mälzerei völlig
abgekoppelt. Die Mälzerei mit Darre ist zum Sudhaus im rechten Winkel in einem Abstand
von ungefähr 15,00m entlang der Grundstücksgrenze angeordnet. Die Standorte der
Nebengebäude orientieren sich an Längsachsen, wodurch diese in Bezug zu den beiden
Hauptproduktionsgebäuden gesetzt werden. Die Maglódi Straße als Hauptzugang nimmt bei
der Gebäudepositionierung eine untergeordnete Rolle ein. Insgesamt entsteht unter
Ausnutzung des gesamten Betriebsgeländes eine offene, aber gleichzeitig geordnete
Bebauung mit geringer Dichte. Eine Nachverdichtung durch zukünftige Erweiterungsbauten
war vermutlich Bestandteil der ursprünglichen Planung, was als Hinweis auf einen
vorausschauenden und damit ökonomischen Umgang mit Baulandreserven interpretiert
werden kann.249 ABB.XV.10.
Planungskonzept
Die Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt. konnte nur dann im Wettbewerb mit den
anderen Brauereien bestehen, wenn sie in der Lage war, das Produkt Bier in großen Mengen
und von hervorragender Qualität herzustellen. Dazu waren Brauereigebäude mit
bedeutenden Dimensionen notwendig, die mit der modernsten Produktionstechnologie
ausgestattet waren, die zum größten Teil aus dem Ausland importiert wurde. Beide Faktoren
erforderten einen großen Kapitaleinsatz, weshalb die Firma als geschlossene
Aktiengesellschaft gegründet wurde. Das Sudhaus ist von der Mälzerei völlig abgekoppelt
und befindet sich zentral auf dem Betriebsgelände, womit eine direkte Verbindung zum
nachfolgenden Produktionsbereich, der Kellerei geschaffen ist. Hierzu ist die Mälzerei mit
Darre im rechten Winkel in einem Abstand von ungefähr 15,00m entlang der
Grundstücksgrenze angeordnet.250 ABB.XV.11. Bei der Planung sind die Erkenntnisse
früherer Brauereiprojekte zur Anwendung gekommen, wobei beispielsweise das Sudhaus
baulich bereits eine künftige Produktionserhöhung vorweg nimmt: die Hälfte der
Grundfläche besteht aus Reserveflächen, die zum Aufstellen von Sudpfannen zu einem
späteren Zeitpunkt vorgesehen waren. Auffallend sind mit 950,00m2 die großen baulichen
Dimensionen der Energiezentrale und der Bereich für die Kühleisherstellung, was ein
Hinweis auf den hohen Mechanisierungsgrad des Betriebes ist.
Exemplarische Einzelbauten
Mälzerei mit Darre (1892)
Planung Gebäude: Győző Czigler
Planung Produktionstechnik: Ringhoffer, Smichow (Prag)
249
250
DMT A 3000.400.
DMT A 9000.200.
73
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Das großdimensionierte Gebäude (40,00m x 90,00m = 3.600m2) besteht funktional aus der
Malztenne und der Darre. (zur Funktion siehe Appendix, Kapitel XII: Gebäudetypen
historischer Brauereien in Budapest). Das 4-geschossige Gebäude der Malztenne wurde
maximal genutzt und verfügte auch im Untergeschoss über Tennen. Auffallend ist die
aufwendige Lüftung, die aus einer Kombination aus Schächten für eine natürliche Be- und
Entlüftung und einer lufttechnische Anlage mit mechanischer Ventilation besteht. Die
turmartige Doppeldarre wurde am seitlichen Ende des Gebäudes angeordnet.251 ABB.XV.12.;
ABB.XV.13.; ABB.XV.14.; ABB.XV.15.
Sudhaus (1892)
Der Sudraum (25,92m x 20,45m = 530,00m2) mit einer Innenhöhe von 5,86m ist von
massiven Aussenwänden (0,60m) eingefasst und wird mittels großdimensionierter
Rundbogenfenster (Fensterhöhe: 3,80m, Brüstungshöhe: 1,98m) belichtet. Der Raum ist mit
Reserveflächen ausgestattet, so dass bei einer Produktionserweiterung zusätzliche
Sudbecken installiert werden können. Damit ist eine zukünftige Betriebserweiterung
möglich, ohne bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Die Dachkonstruktion des
Sudhauses besteht aus einem Stahlfachwerkträger mit geknicktem Untergurt (Spannweite:
21,00m). Auf die oberen Knotenpunkte sind Pfetten und Sparren aufgelegt. Die
Dacheindeckung besteht aus Schindeln.252 ABB.XV.16.; ABB.XV.17.
Energiezentrale (1892)
Direkt neben dem Sudhaus befindet sich die Energiezentrale mit einer Grundfläche von
950m2 und einer Innenhöhe von 5,50m. Die Einzelbereiche: Kesselhaus (18,50m x19,30m=
356,00m2), Maschinenhaus (19,28m x 16,00m= 308,00m2), Raum für den Eisgenarator (8,00
x 15,00m= 120,00m2) und der Pumpenraum (8,00 x 16,00m2= 128,00m2). Die baulichen
Dimensionen und die technische Ausstattung belegen die Bedeutung dieses Bereiches.253
ABB.XV.34.
Kellerei (1892)
Das rechteckige Gebäude ist dreigeschossig: Erdgeschoss: Erjesztőpince (Innenhöhe: 4,50m),
1. Obergeschoss: Hopfenlager (Innenhöhe: 3,50m), 2. Obergeschoss: Kühlhalle
(Innenhöhe:3,65m + Dachraum). Die Lastabtragung erfolgt über massive Aussenwände und
einem Stützensystem (Raster 3,96m x 5,35m). Die Decken bilden gemauerte Rundbögen.254
ABB.XV.18.
251
BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz
253
BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz
254
BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz
252
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Fassadengestaltung - Freie Verwendung historischer Stile
Győző Czigler übernimmt bei der Gestaltung der Brauereifassade Stilelemente aus dem
wehrhaften Burgen- und Kastellbau: Stufengiebel, Zinnen, erkerartige Türmchen und
fialartige Gebäudeecken. Symmetrische Anordnungen lassen vereinzelt auch Einflüsse aus
der barocken Schlossarchitektur erkennen. Als Material kommt Backstein zur Anwendung.255
ABB.XV.19. Die Zitate einer mittelalterlichen Formensprache kommen durchaus Cziglers
konservativer Architekturauffassung entgegen. Da er kein ausgesprochener Fabrik- oder
Brauereiplaner war, ist zu vermuten, dass er sich bei der Planung an Stilvorlieben in der
deutschen Brauereiarchitektur orientierte, die um die Jahrhundertwende häufig
burgenartige Formen gebrauchte. Zu dieser Zeit liegt in Deutschland für den Bau von
Brauereien und Mälzereien die Backsteingotik im Trend.256 Ein Beispiel für eine Brauerei im
Burgenstil ist die Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden (Schweiz).257 ABB.XV.20.258 Die
historisierende Architektur sollte Tradition suggerieren und als Markenzeichen für die
Qualität des hier gebrauten Biers stehen. Die äussere Gestalt der Bürgerlichen
Brauerei/Polgári Sörfőző ist damit eine Variante der insgesamt freien Verwendung
historischer Stile ohne regionaltypischen Charakter, die beim Bau der industriellen
Großbrauereien in Kőbánya zur Anwendung gekommen sind.259 ABB.XV.21.
Baukonstruktion
Aussenwand
Die Aussenwände (Mauerstärke bis 1,12m) wurden mit Backsteinen gemauert und aussen
mit gebrannten Ziegeln verkleidet. „Die Ausführung von Gebäuden in Backsteinbauweise
verursache wegen der Verwendung von hochwertigen Blend- oder … mit glatten Oberflächen
und Kanten höhere Baukosten, die aber durch niedrigere Kosten für Reparaturen, die bei
verputzten Gebäude anfallen, ausgeglichen wurden.“260 In Kombination mit der oben
beschriebenen Formensprache erhält das Gebäude dadurch den typischen Charakter eines
Industriebaus, der um die Jahrhundertwende auch für Produktionsstätten des
Maschinenbaus zur Anwendung gekommen ist.
Dach
Im Innern steht die Baukonstruktion im Einzelfall in Kontrast zur konservativen
Fassadengestaltung. Beispielweise wurde der Dachstuhl des Sudhauses als PolonceauKonstruktion ausgeführt, womit das Dachgeschoss (Spannweite= 24,00m) stützenfrei
255
BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz
Malzfabrik Mühlheim (1896), Mühlheim an der Ruhr, Hingbergstraße 103, ebenfalls: Brauereien in
Dortmund, Bamberg und Kulmbach
257
Kunz-Schneller 1992.
258
www.fricktal24.CH (2014.06.23)
259
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
260
Mislin 2002. 179.
256
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
überspannt wurde. Damit ist der Übergang von der traditionellen Zimmermannskonstruktion
zum eisernen Fachwerk im Brauereibau endgültig vollzogen.261 ABB.XV.22.
Decken
Die Decken bestehen auf I-Profil Stahlträgern, die im Abstand von 1,20 m auf einen StahlUnterzug (Doppel I-Träger, 2x340 mm) aufgelegt wurden. Die Felder wurden mit Ziegeln als
preußisches Kappengewölbe ausgeführt. Die Konstruktion wurde auf Rundstützen
(Durchmesser: 37 cm) aus Gusseisen aufgelegt.262 ABB.XV.23.
(Siehe auch Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie, Polgári Serfőző Rt.)
Heutiger Bautenstand
Das Ensemble der Produktionsgebäude wurde abgerissen. Vom ehemaligen
Gebäudebestand sind noch vorhanden: Büro- und Verwaltungsgebäude (heute Gebäude
„B“), ABB.XV.23a. Flaschenabfüllhalle (heute Gebäude „C“) ABB.XV.23b. und ein
Wohngebäude. ABB.XV.23c. Von der Sögyár utca ist die Direktorenvilla erschlossen.
ABB.XV.23d.; ABB.XV.23e. Die beiden Industriekamine waren Teil eines Kessel- und
Maschinenhauses, das mit seiner großen Kapazität auch die benachbarten Brauereien mit
Energie versorgen konnte. ABB.XV.23f.
261
262
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
76
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
XV.4. Brauerei König Kőbánya AG/Kőbányai Király Serfőzde Rt. (ab 1900: Malzfabrik
Kőbánya AG/Kőbányai Malátagyár Rt.)
Standort
Budapest, X. Kőbánya, III. Betriebsgelände, Maglódi út 1-3.,
Lageplan: BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Planung: István Pucher
Baubeginn: 1894
Firmengeschichte
1867 Eine Investorengruppe von Kaufleuten aus Pest übernehmen das Brauhaus Tükőry
mit sämtlichen Liegenschaften und gründen in Kőbánya die Brauerei König und
Dampfmühlen AG/Király Serföző és Gőzmalom Rt.
1894 Übernahme der Brauerei König und Dampfmühlen AG/Király Serföző és Gőzmalom
Rt. von einer anderen Investorengruppe und Baubeginn der Brauerei 263
1896 Produktionsbeginn der Brauerei
1900 Die Brauerei geht in Konkurs und wird abgewickelt. Die Brauereien aus Kőbánya und
Budafok (Antal Dreher Brauerei/Dreher Antal serfőzdéje; EMRS; Bürglerliche Brauerei
Kőbánya/Kőbányai Polgár Serfőzde Rt.; Haggenmacher junior Budafok Offene
Handelsgesellschaft/ifj. Haggenmacher Henkrik közkereseti társaság Budafok)
erwerben die Mälzerei und gründen gemeinsam die Malzfabrik Kőbánya/Kőbányai
Malátagyár Rt mit einer Laufzeit von 10 Jahren.
1901 Artúr Deutsch und sein Sohn Béla pachten die Mälzerei.
1911 Artúr Deutsch und sein Sohn Béla kaufen die Mälzerei.
1921 Die Firmenbezeichnung wird in Malzfabrik Deutsch in Kőbánya AG/Deutsch féle
Kőbányai Malátagyár Rt. geändert
1941 Die Firmenbezeichnung wird in Ungarische Export Malzfabrik AG/Export-MagyarMalátagyár Rt. geändert
1948 Verstaatlichung
1949 Als Rechtsnachfolger wird das Nationale Unternehmen der Bierfabriken in Kőbánya/
Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat gegründet (III. Betriebsgelände)
Planungskonzept
Die Mälzerei und das Sudhaus wurden entlang des historischen Verlaufes der Sörgyár utca
direkt auf der Grundstücksgrenze errichtet. Der Abstand der beiden Gebäude bildet den
Zugang zum Betriebsgelände. Verbunden sind die beiden Gebäude durch eine filigrane
Stahlbrücke im 4. Obergeschoss.264 ABB.XV.24.
263
264
Kozmáné 2004. 45-48.
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
Baukonstruktion
Die Baukonstruktion weist ähnliche Prinzipien auf, wie die Gebäude der Bürgerlichen
Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt.: Massive Außenwände aus Mauerwerk, die Decken aus
Kappengewölbe, die innere lastabtragende Skelettstruktur aus gusseisernen Stützen und
Satteldächer mit Ziegeleindeckung.
Exemplarische Einzelgebäude
Mälzerei (1894)
Das langgetreckte 5- geschossige Gebäude (115,00m x 26,00m) hat eine überbaute Flächen
von 3064,00m2 und war mittels eines Mittelrisaliten (in dem an zentraler Stelle der
Maschinenraum untergebracht ist) in drei Bereiche gegliedert. Die vertikale Gliederung
erfolgt vor allem mittels einer Reihung hervortretender Pilaster und 24 Fensterachsen. Die
Fassade wurde als Backsteinrohbau mit den typischen Detaillösungen ausgeführt, wie sie im
Abschnitt über die Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt. bereits beschrieben wurde.
Der doppelte Rauchschornstein der Darre ist ein dominierendes Element, das mit seiner
Größe einen Hinweis auf die Kapazität der Feuerungsanlage gibt und damit zeigt, dass es sich
um einen Industriebau handelt. Durch die seitliche versetzte Anordnung der Rauchkamine
wird die strenge Symmetrie des Gebäudes gebrochen, wodurch die funktionale Komponente
betont wird.265 ABB.XV.25.; ABB.XV.26.; ABB.XV.27.; ABB.XV.28. In den Jahren 1896 und
1899 wird die Darre baulich verändert.266 ABB.XV.29. Die Bedeutung des Mälzereibetriebes
ist an dem großdimensionierten Gerstenlager abzulesen, das zentral auf dem
Betriebsgelände angeordnet war (siehe Lageplan ABB.XV.24.). Gleichzeitig ist es das einzige
noch bestehende Gebäude des ehemaligen Ensembles. ABB.XV.29a.; ABB.XV.29b.;
ABB.XV.29c.
„Stallungsgebäude mit Wohnung für Kutscher, Knechte und Diener“ (1894)
Das langgestrekcte dreiflügliche Gebäude ist ein technisches Nebengebäude. Im
Zentralgebäude sind die Stallungen untergebrachte, in den Seitenflügeln Unterkünfte für die
Mitarbeiter. Planung: Lajos Payi.267 ABB.XV.30.
Gebäude mit Kantine und Nasszellen für die Arbeiter (1895)
Bemerkenswert bei dem eingeschossigen achsensymmetrischen Gebäude ist die Trennung
zwischen der Kantine für die Brauer (mit eigener Küche) und der Kantine für die Mälzer (mit
eigener Küche). Planung: Lajos Payi.268 ABB.XV.31.
265
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
267
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
268
BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz
266
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(siehe auch Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie, Brauerei König Kőbánya
AG/Kőbányai Király Serfőzde Rt.)
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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XV.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és
Budafoki Sörgyárak Rt.
Standort
Budapest, X., Kőbánya, Maglódi út 25., II. Betriebsgelände (später Betriebsgelände der
Textilwerke Kőbánya/Kőbányai Textilmüvek)
Lageplan: DMT A 6000.2700.a.
Planung:
Antal Sorg, Budapest; A. Zimmermann, Freiburg i. Breisgau (D)
Erstellung Bodenprofil:
Kalamaznik és Társa, Budapest269
Technische Ausstattung:
Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn; Nordböhmische
Aktiengesellschaft, Aussig; Ingenieurbüro Miller u. Hetzel, München
Wasserbau-
Kalkulation Bauvorhaben: Frigyes Kovács, Architekt, Budapest270
Firmengeschichte
1867 Henrik Haggenmacher senior kauft von der der Hoteliersfamilie Frohner die Brauerei
in Budafok 271
1880 Firmengründung Henrik Haggenmacher junior
1899 Oszkár Haggenmacher wird stiller Teilhaber
1900 Mit dem Mitgesellschafter Oszkár Haggenmacher gründet Henrik Haggenmacher
junior die Bierbrau Handelsgesellschaft. Die Gesellschaft wird Aktionär bei der
Malzfabrik Kőbánya AG/Kőbányai Malátagyár Rt.
1907 Gründung der Haggenmacher Brauereien Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher
Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Grundstückskauf inKőbánya
1908 Baubeginn der Brauerei in Kőbánya
1912 Der Brauereibetrieb in Kőbánya nimmt seinen Betrieb auf
1918 Die beiden Brauereien in Kőbánya und Budafok stellen den Betrieb ein
1921 Demontage der Brauereieinrichtung im Betrieb in Kőbánya. Das Gebäude wird von
der deutschen Textilspinnerei Liebieg genutzt. Firmenbezeichnung: Textilwerke
Haggenmacher-Liebieg AG/ Haggenmacher-Liebieg Textilművek Rt.
1922 Die Antal Dreher Brauereien AG/Dreher Antal Serfőzdéi Rt. übernimmt 90% der
Haggenmacher Aktien. Gemeinsamer Kauf der Brauerei Nagyvárad/Nagyváradi
Sörgyár, die ihren Betrieb mit den demontierten Betriebseeinrichtungen aus der
Brauerei Haggenmacher ihre Produktion aufnimmt.
1923 Produktionsbeginn der Haggenmacher-Liebieg Textilwerke AG. und der Dreher269
DMT A 4000.700.
DMT A 6000.4200.
271
Kozmáné 2004. 50-51.
270
80
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
1931
1933
1941
1948
1949
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Haggenmacher Brauerei Nagyvárad AG/Dreher-Haggenmacher Nagyváradi Sörgyár
Rt.
Die Antal Dreher Brauereien AG/Dreher Antal Serfőzdéi Rt. erwirbt von Liebieg die
Aktien an den Textilwerken undwird damit alleiniger Eigentümer.
Sämtliche Haggenmacherfirmen gehen in den Anton Dreher Brauereien AG/Dreher
Antal Serfőzdéi Rt. auf.
Die Produktionsanlagen werden aus Budafok nach Kőbánya gebracht und in Betrieb
gesetzt
Die vereinigte Dreher-Haggenmacher-Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/DreherHaggenmacher-Első Magyar Részvényserfőzde Rt. wird verstaatlicht
Die Liegenschaften und Gebäude in Budafok werden auf die Kőbányai Sörgyárak
Nemzeti Vállalat übertragen
Baubeschreibung
Lage und Bebauung des Grundstückes
Budapest, X. Kőbánya, Maglódi út 25. II. Betriebsgelände (später Betriebsgelände der
Textilwerke Kőbánya/Kőbányai Textilmüvek)
Lageplan (1913): DMT A 6000.2700 ABB.XV.32.
Das rechtwinklige Baugrundstück wird auf seiner östlichen kurzen Seite von der Maglódi út
begrenzt. Entsprechend der Grundstücksform wurden die Gebäude in zwei parallelen Zeilen
angeordnet, die von der Grundstücksgrenze etwa 20 Meter zurückversetzt wurden. Weitere
Produktionsbauten werden später additiv an den Bestand angebaut. Nebengebäude
(Hopfenlager, Fasslager, Werkstätten) wurden an der Grundstücksgrenze angeordnet, die
bei einer Weiterentwicklung dieses Bebauungssystems eine dritte Zeile gebildet hätten. Der
Raum zwischen den Gebäudezeilen wurde als Verkehrs- und Lagerfläche genutzt
(Industriegleise).
Quellen:
Lageplan (1910): DMT A 6000.7000
Vertrag Anschluss Industriegleise: DMT A 6000.7100
Lageplan Industriegleise: DMT A 6000.7800
Planungs- und Bauchronologie
Die Planungs- und Bauchronologie der Brauerei in Kőbánya beginnt mit dem
Grundstückskauf im Jahr 1907. Der Brauereikomplex ist mit einer historisierenden Fassade
als Backsteinrohbau konzipiert. Das im Jahr 1914 geplante Mälzereigebäude bricht mit
diesen Gestaltungsprinzipen und weist durch eine Neuinterpretation der Faktoren Funktion
und Konstruktion auf die Architektur des 20. Jahrhunderts.272
272
Mislin 1988. 50-54.
81
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Exemplarische Einzelbauten
Mälzerei (1914)
Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen
Am Beispiel des Neubaus einer Malzfabrik der Brauerei Haggenmacher in Budapest soll der
Entwicklungsstand im Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg dargestellt werden. Das
Ingenieurbüro Miller und Hetzel in München wurde im Jahr 1909 mit der Planung für den
Neubau Budafok in Kőbánya beauftragt. Die Mälzerei mit angeschlossener Darre war als
komplexe Anlage konzipiert, in der die funktionale Abfolge (von der Anlieferung der Gerste
bis zum Abtransport des Braumalzes) streng den aufeinander folgenden Arbeitsschritten
folgte. .273 ABB.XV.33.; ABB.XV.34.; ABB.XV.35.; Mit einem Gesamtaußenmaß des Gebäudes
von 90,23m x 41,02m und vier übereinander liegenden Malztennen gilt diese Anlage als
größerer Betrieb. Über den Malztennen waren vier weitere Geschosse Gerstenlager und ein
Wassertank (1,50 Millionen Liter) angeordnet. Für eine mögliche spätere Erhöhung der
Produktion war von Anfang an die Möglichkeit für eine Erweiterung vorgesehen. Die Anlage
verfügte über moderne technische Einrichtungen, wie beispielsweise Vakuumpumpen. Die
Grundrissform des Tennengebäudes war ein langes Rechteck, was für Mälzereien
grundsätzlich als Regel gilt. Im Falle der Mälzerei Haggenmacher in Budafok war das
Tennengeschoss in Längsrichtung in 4 Felder mit einer Spannweite von je 7,00 m aufgeteilt.
Ein Feld hatte eine Länge von fast 55,00m. Daraus ergibt sich für ein Tennengeschoss eine
Grundrissfläche von 1.540,00m2. Die Lastabtragung wurde mit einer Skelettkonstruktion aus
Stützen und Balkenkonstruktion in Stahlbeton sichergestellt. Der Entwurf ist aus der
Gebäudefunktion als Mälzerei heraus gestaltet. Der Lösungsansatz der Bauaufgabe, der auf
einer Synthese von Funktion, Konstruktion und Form beruht, spiegelt sich im äußeren
Erscheinungsbild wider, die mit dem Begriff funktionale Ästhetik beschrieben werden kann.
Die Fassade ist klar gegliedert und setzt sich aus einfachen geometrischen Grundelementen
zusammen, wobei das dominierende Wandmaterial Klinker ist, der vor Ort hergestellt wurde
und als Massenartikel günstig war. Der obere Abschluss bildet ein zusammengesetztes
Satteldach, das im mittleren Gebäudeteil giebelseitig angeordnet ist. Durch den
ökonomischen Umgang mit Material und Form strahlt das Gebäude eine Sachlichkeit aus, die
von großer Überzeugungskraft ist. ABB.XV.36.; ABB.XV.37.; ABB.XV.38. Am Beispiel dieses
Gebäudes wird die für den Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg allgemein gültige Ästhetik
des Funktionalismus deutlich, die anscheinend völlig befreit ist von ideologischen oder
willkürlichen Gestaltungsparadigmen. Der Gedanke der Teilung der Funktionen findet sich
sowohl in der Trennung von Tragstruktur und Fassade, als auch in Bezug auf die
Geschosshöhe der einzelnen Bereiche wider. Diese Neubewertung von Funktion und
Konstruktion, die zu einer Formensprache führte, die bis dahin nicht bekannt war, ist der
Ausgangspunkt für den Einfluss, den der Industriebau auf die Gesamtentwicklung der
Architektur im 20. Jahrhundert ausübte. (siehe hierzu auch Textband, Kapitel IV. Industrielle
Großbrauerei 1870-1915 sowie Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie,
Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki
Sörgyárak Rt.)
273
Mälzerei mit Darre: DMT A 6000.100 - DMT A 6000.1500; DMT A 6000.1600 (mit Lageplan); DMT A
6000.1700 (Ansicht); DMT A 6000.2500 (Ansicht)
Darre: DMT A 6000.500; DMT A 6000.1200; DMT A 6000.1300
82
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Heutiger Bautenstand
Kőbánya
An der Grundstücksgrenze zur Maglódi Straße befinden sich zwei ehemalige Wohn- sowie
ein Büro- und Verwaltungsgebäude der Firma. ABB.XV.38a. Als Produktionsgebäude ist im
Innern des Betriebsgeländes ein Teil der ehemaligen Mälzerei ABB.XV.38b.; ABB.XV.38c.
und der Flaschenabfüllhalle vorhanden. ABB.XV.38d. Beide Gebäude werden ab dem Jahr
1921 von der Textilfabrik Liebig als Produktionsstätten genutzt.
Budafok
Das ausgedehnte Betriebsgelände der ehemalige Brauerei Haggenmacher in Budafok wird
durch die Nagytétényi út. und die Sörház út begrenzt. Von dem ehemaligen umfangreichen
Industrieensemble existierten lediglich noch Einzelgebäude. Direkt auf der
Grundstücksgrenze zur Nagytétényi út. befindet sich ein Sudhaus mit Industriekamin, dass
einer gewerblichen Nutzung zugeführt wurde. ABB.XV.38e. In unmittelbarer Nachbarschaft
sind neben einander zwei mehrgeschossige Getreidelager angeordent. ABB.XV.38f. Eines
der beiden Gebäude wurde (wenig aufwendig) renoviert, wobei die Räumlichkeiten Zurzeit
als Künsterateliers genutzt werden. Vom derzeitigen Privateigentümer ist die Installation
einer kleinen Brauanlage geplant. ABB.XV.38g. Im rückwertigen Teil des Geländes wurden
Keller angelegt, die als Lagerkeller genutzt wurden.
83
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
XV.6. Hauptstädtische Brauerei AG/A Fővárosi Serfőzde Rt.
Standort:
Budapest, X. Kőbánya, Maglódi út 47, V. Betriebsgelände
Lageplang (1930): DMT A 8000.300. ABB.XV.39.
Planung:
A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien,
Freiburg (Deutschland)274
Das Planungsbüro für Brauereibau Zimmermann (Freiburg, heute Baden-Württemberg, D)
wendete bei der Projektierung der Hauptstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. die
gleichen Gestaltungsprinzipien einer wehrhaften Burganlage an, wie bei der Brauerei
Feldschlösschen in Rheinfelden (Schweiz). ABB.XV.40. Dabei kommt eine Backsteinfassade
mit Rustikasockel zur Anwendung.275 ABB.XV.41. Aus der Materialwahl ergeben sich
Gliederungselemente und Details aus der Formensprache des Backsteins: Stufengiebel und
Flachbögen über Öffnungen.276 ABB.XV.42. Auffallend ist die Ähnlichkeit der Gestaltung des
Kaminkopfes mit dem Projekt in der Schweiz.277 ABB.XV.43.
Bauleitung:
Bertalan Gál;278 Antal Lorge
Ausführende Firma:
Antal Sorg Épitőipari Rt.
Technische Ausstattung: keine Angaben
Firmengeschichte
1912
1913
1914
1935
1938
1941
1948
1949
Gemeinsam mit der Hazai Bank gründet Ignác Deutsch Sohn die Brauerei
Baubeginn der Brauerei und Mälzerei
Beginn der Bierherstellung
Die Dreher-Haggenmacher-Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/DreherHaggenmacher-Első
Magyar
Részvényserfőzde
Rt.
kaufen
95%
Brauereiaktien und stellen die Produktion ein
Produktionsbeginn der Malzfabrik
Beginn der Bierherstellung
Verstaatlichung
Die Brauerei wird Teil des Nationalen Unternehmens der Bierfabriken in
Kőbánya/Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat,
274
Brauerei Feldschlösschen Rheinfelden. Schweiz 1896.
DMTA 8000.200a.
276
Firma Dreher Archiv; DMT 8000.1900.
277
DMT A 8000.2300
278
Magyar Pályázatok 1907.
275
84
der
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Baubeschreibung
Lage und Bebauung des Grundstückes
Budapest, X., Kőbánya, Maglódi út 47. V. Betriebsgelände
Die Bebauung des Grundstücks folgt mit der Zweizeilenlösung und der Erschließung durch
das Industriegleis dem Konzept der Brauerei Haggenmacher. Die Nebengebäude sind im Fall
der Hautpstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. allerdings entlang der rückwärtigen
Grundstücksgrenze angeordnet. Damit entsteht ein weitläufiger Zwischenraum, der für eine
künftige Betriebserweiterung genutzt werden kann. Auffallend ist die zentrale Anordnung
des Maschinengebäudes, wodurch die Transportwege für Energie in die einzelnen
Produktionseinheiten möglichst kurz waren.279 Diese ökonomische Denkweise zeigt sich
auch durch die direkte Anbindung an das Industriegleis, wodurch die Möglichkeit gegeben
war, den Energieträger Kohle direkt vom Wagon in den Kohlekeller entleeren zu können.280
Exemplarische Einzelbauten
Mälzerei (1912)
Die Mälzerei281 bestand aus einem Baukörper mit langgestrecktem rechteckigen Grundriss
von 27,10m x 52,95m (=1.435,00m2). Die Innenhöhen des 5-geschossigen Gebäudes (2
Untergeschosse, 1 Erdgeschoss, 2 Obergeschosse) betrugen 3,50m. Die lastabtragende
Konstruktion bestand aus massiven Aussenwänden, die sich nach oben verjüngten (1,050,90-0,75m). Im Inneren war eine Stützen/Balken Konstruktion aus Stahl vorgesehen: Im
Raster von 6,32m x 6,32m waren Rundstützen angeordnet, auf die in Deckenhöhe Profilstahl
(Bezeichnungen: IN 40, IN 50, IN 12) aufgelegt waren. Als Decke wurde ein Holzdielenboden
aufgelegt, auf den eine ungefähr 0.40m starke Lehmschicht aufgebracht war. Die
Fundamente bestanden unter der Aussenwand aus Streifenfundamenten (1,35m x 0,75m)
und unter den Rundstützen aus Einzelfundamenten (1,80m x 2,40m). Der obere
Gebäudeabschluss bestand aus einem flachen Satteldach.282 ABB.XV.44.; ABB.XV.45.
Turm (1912)
Neben der Mälzerei war der „Wasserturm” angeordnet.283 ABB.XV.46. Im 6. Obergeschoss
waren die Tanks mit dem Wasser für die Produktion untergebracht. Das Gebäude hatte
einen quadratischen Grundriss (10,10m x 10,10m = 100,00m2) und war über eine
umlaufende Treppe erschlossen. Die Aussenwände bestanden aus massivem Mauerwerk
279
DMT A 8000.2300
DMT A 8000.3300
281
Grundriss unterer Lagerkeller: DMT A 8000.1400
Grundriss Untergeschoss: DMT A 8000.1400; Grundriss Kellergeschoss: DMT A 8000.1500; Grundriss oberer
Keller: DMT A 8000.4200; Schnitt: DMT A 8000.800; Fassadenschnitt: DMT A 8000.900; Rampe: DMT A
8000.3500
282
DMT A 8000.700.; DMT A 8000.800.
283
DMT A 8000.1200
280
85
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
(0,90m) und die Decken aus Profilstahlträgern und Beton. Der obere Gebäudeabschluss
bildet ein Zeltdach in Holzkonstruktion. Aufgrund seiner nach oben strebenden Geometrie
bildete dieses Gebäude einen Kontrapunkt zur Nachbarbebauung und (neben der Darre) das
charakteristischste Gebäude des Gesamtensembles.284 ABB.XV.47.
Gebäudebrücke (1912)
Die Gebäudebrücke der Hauptstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. ist ein
funktionales Bauelement und stellte auf der Ebene des 2. Obergeschosses eine direkte und
kreuzungsfreie Verbindung zwischen Sudhaus und Kellereigebäude her.285 ABB.XV.48
Gleichzeitg diente der Übergang dem Betriebsgelände als repräsentativ gestaltete Ein- und
Ausfahrt, die sich in der massiven Ausführung und mit den beiden Rundbögen dem
burgenhaften Stil der Gesamtanlage anpasst.286 ABB.XV.49.; ABB.XV.49a. Zum Vergleich: Die
Gebäudebrücke der Bürgerlichen Brauerei AG wurde als freitragende Stahlkonstruktion
errichtet (1895), die einen geradezu leichten visuellen Eindruck vermittelt. ABB.XV.14. Eine
ähnliche Konstruktion zeigt die Gebäudebrücke der Firma Zwack (1910), die das
Maschinenhaus mit dem Produktionsbereich verbindet.287 ABB.XV.50.
Sudhaus (1912)
Das Sudhaus (17,14m x 17,14m = 294,00m2) war Teil eines Gebäudes (52,04m x 17,14m =
892,00m2), das mit mehreren Funktionen belegt war.288 ABB.XV.51.
Kellergeschoss: Maschinenraum, „Öl-Keller”, Vorratskeller, Kellerraum mit Silos,
Treppenraum
Erdgeschoss: Sudhaus (17,00m x 17,00m, Innenhöhe: 7,40m), Räume für Silos, Treppenraum
Obergeschoss: Speicher, Vorratsraum, Laboratorium, Räume für Silos
Konstruktive Details
Bei der funktionalen und konstruktiven Gestaltung der Produktionsstätte ist auf jeder
Planungsebene ein Lösungsansatz nach ökonomischen Gesichtspunkten zur Anwendung
gekommen. Bei den Konstruktiven Details kommt diese Denkweise durch einen optimierten
Materialeinsatz und entsprechender Formgebung zum Ausdruck.
Deckenkonstrukion (Beispiel für einen optimierten Materialeinsatz)
Die Decken in der Mälzerei, im Silobau und im Sudhaus bestanden aus I-Stahlträgern, deren
Felder in Kuppenform ausbetoniert wurden. Darauf wurde eine weitere, etwa 10cm starke
284
DMT A 8000.600
DMT A 8000.1600a
286
DMT A 8000.2500.
287
Foto: Martin Pilsitz
288
DMT A 8000.500.
285
86
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Appendix
Martin Pilsitz
Betonschicht in Verbundweise betoniert. In Abhängigkeit der Belastung entstanden in den
verschiedenen Gebäuden Deckenstärken zwischen 20 und 40cm.289 ABB.XV.52.
Kesselhaus: Kellereinwurfschacht (Beispiel für eine optimierte Bauteilform)
Die Abdeckung des Gersten- und Malz-Annahmeschachtes sowie der Einwurfschaft an der
Mälzerei zeigen ergonomisch optimierte Formen. Bei der Planung wurde besonderen Wert
auf Fensterachsen, Winkel des Einwurfschachtes und die Materialwahl gelegt, um den
Arbeitsablauf behinderungsfrei und damit zeitsparend durchführen zu können.290
ABB.XV.53.; ABB.XV.54.
Kegelgewölbe in der Darre (Beispiel für eine optimierte Bauteilform)
Das Kegelgewölbe in der Darre291 dient dem Sammeln und der Ableitung der warmen Luft
über einen Kamin nach aussen. Die Strömung der abzuleitenden Luft ist dabei zu optimieren,
um Wirbel zu vermeiden, der unerwünschte Effekte auslösen würde. Zu diesem Zweck wird
ein Stahlkegel (Bezeichnung I No. 18, Durchmesser 9,45m) mit einer oberen Öffnung
zwischen Darre und Abluftkamin installiert.292 ABB.XV.55.; ABB.XV.56.
(siehe auch Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie, Hauptstädtische Brauerei
AG/A Fővárosi Serfőzde Rt.)
Heutiger Bautenstand
Das Industrieensemble ist hinsichtlich seiner Dimensionen und materialgerechten
Konstruktion ein beeindruckendes Beispiel Budapester Industriearchitektur vor dem Ersten
Weltkrieg. Die Produktionsgebäude sind weitgehend erhalten und werden teilweise als Lager
genutzt. ABB.XV.57.; ABB.XV.58.; ABB.XV.59.
289
DMT A 8000.3200
DMT A 8000.340.; DMT A 8000.3300
291
DMTA 8000.3000
DMT A 8000.600
292
DMT A 8000.3000a.; DMT A 8000.3100a
290
87
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
Inhaltsverzeichnis
XVI. Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in Budapest
XVI.1. Keine eindeutigen Begriffsbestimmungen für historische Fabrikbauten
XVI.2. Begriffsbestimmungen
XVI.2.1. Begriffsbestimmung im Ungarischen
XVI.2.2. Begriffsbestimmung im Deutschen
XVI.2.3. Begriffsbestimmung im Englischen
XVI.3. Festlegungen
XVI.3.1. Handwerksbetrieb
XVI.3.2. Manufaktur
XVI.3.3. Fabrik
XVI.3.4. Industriebau
XVI.3.5. Protofabrik
XVI.4. Zusammenfassung
3
3
6
9
XVII. Aufbau eines Planarchivs bei der Brauerei Dreher in Bp.-Kőbánya
XVII.1. Historische Pläne als Quelle der Forschung
XVII.2. Archivieren
XVII.3. Erstellen eines Plankataloges der historischen Brauereien in Budapest
XVII.4. Analyse
XVII.5. Ergebnisse
XVII.6. Zusammenfassung
10
10
11
12
12
14
XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der historischen Brauereien
und Mälzereien
XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der Brauereien
XVIII.1.1. Brauerei Dreher
XVIII.1.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG
XVIII.1.3. Bürgerliche Brauerei AG
XVIII.1.4. Brauerei König Kőbánya AG
XVIII.1.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG
XVIII.1.6. Hauptstätische Brauerei AG
1
15
16
31
43
48
52
60
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp
XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp
XVIII.2.1. Brauerei Dreher
XVIII.2.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG
XVIII.2.3. Bürgerliche Brauerei AG
XVIII.2.4. Brauerei König Kőbánya AG
XVIII.2.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG
XVIII.2.6. Hauptstätische Brauerei AG
65
66
70
73
75
77
81
Literaturverzeichnis
83
Abkürzungsverzeichnis
92
Bibliotheken und Archive
93
Abbildungen
95
2
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVI. Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in
Budapest
XVI.1. Keine eindeutigen Begriffsbestimmungen für historische Fabrikbauten
Das Aufkommen des Fabrikbaus als Bauaufgabe im Laufe des 19. Jahrhunderts war ein
Phänomen, das die Silhouette der Stadt Budapest und der umgebenden Landschaft
tiefgreifend umgestaltete.1 Die Art, wie Menschen arbeiteten und lebten veränderte sich so
grundsätzlich, dass die Auswirkungen bis heute nachwirken. Aber nicht nur die Menschen,
die in den Fabriken arbeiteten, sondern die Gesellschaft als Ganzes und nicht zuletzt auch
die Kultur wurde von diesen Bauten nachhaltig geprägt. Trotz ihrer Bedeutung, ist es nicht
einfach, diesen Bautyp in die klassische Baugeschichte einzuordnen. Ein Grund hierfür ist,
dass es für die unterschiedlichen Raum- und Gebäudetypen der historischen
Produktionsstätten keine eindeutige sprachliche Begriffsbestimmung gibt. Weder im
Ungarischen, noch im Deutschen oder Englischen sind grundlegende Architekturbegriffe zu
diesem Bautyp umfassend geklärt oder eindeutig definiert. Eine unmissverständliche
sprachliche Definition von Architekturbegriffen ist jedoch eine Voraussetzung für die
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den historischen Fabrikbauten in Budapest für
den Untersuchungszeitraum. Im Folgenden soll auf diesen Sachverhalt eingegangen werden.
XVI.2. Begriffsbestimmungen
Wie im Textteil der vorgelegten Arbeit umfassend dargelegt und am Beispiel der Brauereien
in Budapest exemplarisch nachgewiesen wurde, ist der Industriebau des 20. Jahrhunderts
das Ergebnis einer historischen Entwicklung, deren einzelne Einflussfaktoren unter
bestimmten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, zu einer bestimmten Zeit und unter
bestimmten ökonomischen Verhältnissen ihre Ausformung erhalten hat. Diese Entwicklung
spiegelt sich auch bezüglich der Sprache und der Bedeutung der Fachbegriffe wider. Der
Ausdruck Industriebau hat erst im 20. Jahrhundert seine heutige Bedeutung erhalten und
würde von einem Architekten in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem anderen Inhalt
belegt werden. Eine Begriffsklärung ist deshalb in Zusammenhang mit der Entwicklung des
Industriebaus für den Untersuchungszeitraum zwischen 1815 und 1915 unumgänglich.
Grundbegriffe wie Werkstatt, Manufaktur, Fabrik und Industrie waren während den
verschiedenen Entwicklungsphasen einem Bedeutungswandel unterworfen. Gleichzeitig sind
neue Begriffe, wie beispielsweise Protofabrik hinzugekommen. Auch die Vielfalt der
Theorien zur Definition des Begriffes Industrialisierung, die seit Adam Smith im Jahr 1776
vorgelegt wurde, spiegelt die Komplexität des Themas auf umfassenderer Ebene wider. Eine
endgültige und umfassende Definition des Begriffes Industrialisierung im Sinne der
Ökonomie liegt bis heute nicht vor. In diesem Zusammenhang soll auf die bedeutensten
Theoretiker verwiesen werden:
1
Szalay-Kahn 1889.
3
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
seit 1867: Karl Marx und die Marxisten
1925: Nikolaj Kondrat’ev
1944: Karl Polányi
1960: Walt W. Rostow
1962: Alexander Gerschenkron
1963: Paul Bairoch
1969: David S. Landes
1973: Douglass C. North und Robert Paul Thomas
XVI.2.1. Begriffsbestimmung im Ungarischen
Im ungarischen Révai Nagy Lexikona aus dem Jahr 1913 ist unter dem Begriff Fabrik folgende
Erklärung zu finden: Die Definition des Begriffs Fabrik is äußerst schwierig. In manchen Fällen
wird die Art und Weise der Fertigung, aber auch die dabei verwendeten Werkzeuge, und die
Anzahl der Arbeiter, das praktizierte Verkaufssystem, die Höhe des eingesetzten Kapitals als
Definitionsgrundlage betrachtet. .... Als wichtigste Elemente hinsichtlich des Fabrikbetriebs
kann zusammenfassend festgestellt werden, dass eine Fabrik für einen größeren und
expandierten Markt mit Hilfe von mehreren Arbeitern und Maschinen in einem
entsprechenden größeren Raum (dass heißt nicht zu Hause) Industrieprodukte herstellt,
wobei sie über Produktionsmittel verfügt, die für eine Unternehmung erforderlich sind,
während sich der Unternehmer selbst auf die Firmenleitung beschränkt. In Ungarn sind
gemäß der Durchführungsanweisung zum Gesetzesartikel III aus dem Jahr 1907, §1 all die
Industrie-Betriebsgelände als Fabrik anzusehen, die in der Regel in geschlossenen Räumen
mit der ständigen Beschäftigung von mindestens 20 Arbeitern und der Hilfe von Maschinen
oder Anlagen, mit einer Arbeitsaufteilung, die sich zur Massenproduktion eignet,
Industrieartikel herstellen … .2
Das Lexikon Révai Nagy Lexikona gibt in seinem X. Band aus dem Jahr 1914 zum Begriff
Indudstrie folgende Erklärung: Bei der Industrie,....... Bei der Farbrik-Indsutrie kann die
Arbeitsaufteilung am ehesten angewendet werden, da sie über die praktizierte
Massenproduktion, für die Erfüllung von einzelnen kleineren Fertigungen Maschinen
verwendet. Die neuzeitige Entwicklung führt unausweichlich zur Entwicklung der FabrikIndustrie, die vor allem über Großunterehmungen vor sich geht ... .3
2
Révai 1913. 128-129.: A gyár fogalmának meghatározása igen nagy nehézséggel jár. Majd a termelés módját,
a használt eszközöket, majd a munkások számát, az eladás rendszerét, a tőke nagyságát tekintik a
meghatározásnál. .... Összefoglalva a gyári üzemre nézve legfontosabb elemeket, az mondható, hogy a gyár
nagyobbszámú munkásoknak egy megfelelő nagyobb helyiségben (tehát nem otthon) iparcikkeknek gépek
segítségével nagyban és kiterjedtebb pia számára való előállítása céljára szolgáló egyesítése oly vállalathoz
szükséges termelési eszközökkel rendelkezik, maga a vezetésre szorítkozik inkább. Magyarországon az 1907. III.
t.-c. végrehajtási utasitásának 1. §- a szerint gyárnak tekintendők mindazok az iparBetriebsgeländeek,
melyeken rendszerint zárt helyiségekben, legalább 20 munkás állandó foglalkoztatása mellett, gépek vagy
készülékek segitségével és tömeges gyártásra alkalmas munkamegosztással iparcikkeket állitannak elő …
3
Révai 1914. 607-608.:„Ipar (industria),... A gyár-I(par)-nál alkalmazható leginkább a munkamegosztás, mert az
tömegtermeléssel foglalkozván, az egyes apróbb kész munkák teljesítésére gépeket használ. Az újabbkori
haladás ellenállhatatlanul a gyár-I(par) fejlődésére vezet, mely leginkább nagy vállalatok útján megy végbe ...
4
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XVI.2.2. Begriffsbestimmung im Deutschen
Deutschland zählte gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu den Ländern mit dem größten
Industrialisierungsgrad, weshalb man eigentlich voraussetzen könnte, dass eine präzise
Sprachregelung gefunden wurde. Der Großraum Berlin gehörte um das Jahr 1900 zu den
größten Industriezentren der Welt. In diesem Zusammenhang ist ein Vergleich mit den
Problemen der Begriffsbestimmungen im deutschsprachigen Raum aufschlussreich.4 „Die
Begriffsbestimmung Fabrik ist so schwierig, dass die Novelle zur deutschen Gewerbeordnung
vom 28. Dezember 1908 das Wort Fabrik gar nicht gebraucht, sondern nur von ‚Betrieben mit
in der Regel mindestens 10 Arbeitern’ spricht.“5 Diese Aussage zeigt die Schwierigkeit bei der
Definition des Begriffs Fabrik. Nicht einmal im allgemeinen Sprachgebrauch der Lexika
konnte der Begriff vollständig geklärt werden. Das es sich um ein Problem handelt, dass bis
in die jüngste Vergangenheit noch nicht gelöst werden konnte, belegt die Passage aus dem
Brockhaus aus dem Jahr 1978: „Die Abgrenzung der Fabrik vom Handwerksbetrieb ist nicht
eindeutig“6 Der Versuch einer Definition des Begriffes Fabrik oder Industrie bezieht sich bei
den angeführten Textstellen auf die Organisation einer Produktionsstätte, wobei auf die
Räumlichkeiten oder gar auf eine mögliche Bauform nicht eingegangen wird. In Wasmuths
Lexikon der Baukunst wird versucht, die räumliche Beschaffenheit einer Fabrik wie folgt zu
beschreiben: „...eine gewerbliche Anlage, die sich durch die Größe und Organisation ihres
Betriebes, die Ausdehnung ihrer Räumlichkeiten und die Zahl der Arbeiter vom
handwerksmäßigen Betrieb unterscheidet“. Darüber hinaus wird die Fabrik beschrieben, als
„die unter einem Dach oder in mehreren Gebäuden zusammengefassten Werkstätten für
Veredelung von Rohstoffen und Fertigung von Geräten, Apparaten, Maschinen und vielen
anderen Gebrauchsgegenständen des täglichen Bedarfs; eingeschlossen in diesen Begriff sind
auch die Räume und die Gebäude für die Lagerung von Werkstoffen und Erzeugnissen, für die
Betriebsleitung und Wohlfahrtseinrichtungen sowie sehr verschiedene andere
Nebenanlagen.“7 Auch bei dieser Definition zeigt sich die Schwierigkeit bei der Definition des
Begriffes Fabrik. Nikolaus Pevsner wiederum macht im Jahr 1987 im Lexikon der
Weltarchitektur gar nicht erst den Versuch einer Erklärung, sondern versucht unter dem
Stichwort Industriebau anhand von Beispielen dem Wesen dieses Bautyps näher zu
kommen.8
XVI.2.3. Begriffsbestimmung im Englischen
Gleiches gilt für den englischen Sprachgebrauch, wo für den Untersuchungszeitraum eine
eindeutige Begriffsbestimmung nicht nachweisbar ist. Dies ist umso bemerkenswerter, weil
ab dem Jahr 1770 die Industrielle Revolution von Großbritannien ausgegangen ist. In der
Encyclopaedia Britannica, Ausgabe 1911 findet man unter dem Begriff factory folgende
Erklärung: The term „factory” itself being short for manufactory, a building or collection of
buildings in which men or women are employed in industry. Die genannten Beispiele zeigen
4
Brunner-Conze-Koselleck 1982.
Meyers 1926.
6
Brockhaus 1978. 613.
7
Wasmuth 1929.
8
Pevsner-Honour-Fleming 1987. 294-299.
5
5
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deutlich, dass der heute allgemein und meist unreflektierte Gebrauch des Sammelbegriffes
Industriebau für Produktionsstätten erst um das Jahr 1910 eingeführt wurde und damit
bedeutend jünger ist, als allgemein angenommen. Die Begriffe Industrie und Fabrik werden
bis zum Jahr 1910 nicht einheitlich und eindeutig angewendet.
XVI.3. Festlegungen
Als Konsequenz der obigen Ausführungen werden vom Autor für die Begriffsbestimmungen
im historischen Fabrikbau folgende Festlegungen vorgeschlagen, wobei bei der Auswahl der
Beispiele weniger die Dimension der Fabrik entscheidend war, sondern vielmehr, inwieweit
diese das Erscheinungsbild eines Budapester Betriebes widerspiegelt:
XVI.3.1. Handwerksbetrieb
Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch:
 hoher Anteil an Handarbeit
 geringe Mechanisierung
 keine Arbeitsteilung
 geringe oder keine spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum
Die wenigen technischen Geräte, die zur Verfügung standen, bestanden aus Holz, und
wurden von Tischlereien hergestellt. Mit dem Eindringen des Eisens als Werkstoff verlor
dieser Berufszweig jedoch an Bedeutung. Viele Handwerksbetriebe arbeiteten als Zulieferer
größerer Betriebe und spezialisierten sich im Laufe der Entwicklung zunehmend auf die
Produktion von Maschinen. Dazu gehörten vor allem Schlosser, Tischler und Schmiede. Aber
auch die Porzellanwerkstätten gehörten zu diesen Handwerksbetrieben. Ein typischer
Vertreter in Budapest ist die in den 1860-er Jahren gegründete „Porczellan és MajolikaGyár“ im VII. Bezirk, Külső Dob utca 17.9 ABR.XVI.1. Wie auf dem Firmenbriefkopf vermerkt,
war der Eigentümer József Fischer im Jahr 1878 auf der Internationalen Weltausstellung in
Paris Mitglied des Preiskommitees.10 ABR.XVI.2.
XVI.3.2. Manufaktur
Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch:
 Mechanisierung
 teilweise Motorisierung
 geringe Arbeitsteilung
 spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum
9
Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény
Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény
10
6
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Die Manufaktur ist eine Frühform eines Industriebetriebes, mit einer sich bereits
beginnenden Aufteilung der Arbeitsprozesse. Der aus dem lateinischen „manu factum“, das
heißt mit der Hand gemacht, abgeleitete Begriff Manufaktur bezeichnet im ursprünglichen
Sinn jedes Erzeugnis menschlicher Handarbeit.11 Im Laufe der Entwicklung hat der Begriff
eine neue Bedeutung angenommen. Er bezeichnete Produkte, die mit Hilfe von Maschinen
ohne oder unter geringer Beteiligung von Handarbeit hergestellt wird. Bei Diderot ist die
manufacture ein Ort, an dem für einen Unternehmer mehrere Arbeiter mit derselben Arbeit
beschäftigt sind.12 Manufakturen sind Werkstätten mit einem hohen Anteil mechanisierter
Produktion und damit Vorläufer der Fabriken. Der Herstellungsprozess wurde mit Hilfe von
Maschinen mechanisiert, wobei die Arbeitsteilung eher von untergeordneter Bedeutung
war. Das Vorhandensein einer Werkbank oder Drehmaschine macht aus einer Manufaktur
noch keine Fabrik. Erst wenn die Maschinen in Verbindung mit der Herstellungsorganisation
den Produktionsprozess bestimmen, kann von einer Fabrik gesprochen werden. Ein Beispiel
ist die Seidenmanufaktur Valero in Budapest, Honvéd utca 24–30, die alle typischen
Merkmale einer Manufaktur aufzeigt. Die Planung übernimmt ab dem Jahr 1839 Hild
József.13 ABR.XVI.3.
XVI.3.3. Fabrik
Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch:
 hochgradige Mechanisierung
 Motorisierung
 hochgradige Arbeitsteilung
 spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum
Das entscheidende Merkmal für die Entstehung der Fabrik war die Zerlegung des
Arbeitsprozesses in einzelne Teilprozesse, bei gleichzeitig konsequentem Einsatz von
Maschinen. Diese Verbindung schuf die Voraussetzung für eine industrielle
Massenproduktion, mit der sich die Fabrik eindeutig von einer handwerklich beeinflussten
Produktion in einem Handwerksbetrieb oder einer Manufaktur abgrenzte.14 Aus der
Organisationsform des Arbeitsablaufes ließen sich die Bedingungen der Organisation des
Gebäudes ableiten. Somit können solche Bauwerke als Fabrikbauten bezeichnet werden, die
sich zur Aufnahme einer industriellen Fertigung eignen und in Abhängigkeit von den
Erfordernissen des Produktionsprozesses entwickelt wurden. Es ist zu bemerken, dass diese
Entwicklung mit einer Vielzahl von Zwischenstufen erfolgt ist, die sich aus dem
Entwicklungsgrad von Mechanisierung und Organisation und deren Kombination ergibt. Bei
einer solchen differenzierteren Betrachtungsweise ergibt sich daraus die Notwendigkeit,
zwischen der Manufaktur und der Fabrik eine weitere Entwicklungsstufe einzufügen: die
Proto-Fabrik. Besonders im Maschinenbau wird das grundsätzliche Prinzip, was eine Fabrik
letztendlich ausmacht, überaus deutlich. Im Kern ist es die Kombination zwischen
Mechanisierung und Organisation zur seriellen Herstellung von Maschinen, deren Einzelteile
11
Georgeacopol 1998.
Diderot 1779. 626.
13
Rados 1958. 131.
14
Müller-Wiener 1973.
12
7
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wiederum von Werkzeugmaschinen hergestellt werden. Die Produktionsstätte hatte auf
diese Wesenszüge baulich zu reagieren. In der Frühphase erfolgte dabei der Antrieb mittels
Dampfmaschinen über Transmissionsriemen, später über elektrische Einzelantriebe. Als
bauliche Konsequenz resultierte daraus, dass eine Reihe von Bauteilen, wie Konsolen und
Stützen wegfielen und damit eine größerer Freiheitsgrad der Räume entstand. Die
Anordnung der Betriebs- und Fabrikationsräume wurde fortlaufend straffer organisiert und
folgte dann Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend dem Herstellungsgang des Produktes, so
dass die Fabrikanlage entsprechend der Arbeitsorganisation und dem Herstellungsverlauf
gegliedert war. Der Begriff Fabrik, wie er in der vorgelegten Arbeit gebraucht wird, bezieht
sich im Untersuchungszeitraum allgemein auf die Erstellung von Produktionsstätten
entsprechend der oben gegebenen Definition. Ein Beispiel für eine Fabrik mittlerer Größe,
die ihren Standort in der Innenstadt hatte (VI. Bezirk, Rottenbiller utca 6.) ist die Fabrik
Walser, die als erste in Ungarn Ausrüstungsgegenstände für die Feuerwehr herstellte.15
ABR.XVI.4. Eine wichtige Voraussetzung zur Entstehung dieses Gebäudetyps waren die
Entwicklung neuer Bautechniken und Konstruktionsverfahren sowie Berechnungsmethoden
für Tragwerke. Im Textband, Kapitel VIII, Denkmalschutz im Industriebau, Absatz VIII.4.1.
werden innovative Baustoffe genannt, die in der Architektur des 19. Jahrhunderts eine
bestimmende Rolle übernommen haben. Ein wichtiger Faktor für deren allgemeine
Anwendung war, dass diese als Massenprodukte zu relativ niedrigen Preisen hergestellt
wurden.
XVI.3.4. Industriebau
Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch:
 Weiterentwicklung der Fabrik zur Großindustrie
Bis zur Jahrhundertwende wird in der Fachliteratur der Begriff „Industriebau“ nirgendwo
gebraucht, wobei auch der Begriff „Industrie“ nicht eindeutig geklärt ist. Erst im Jahr 1910
erhält eine deutschsprachige Bauzeitschrift den Titel „Der Industriebau“.16 Erst mit der
einsetzenden Entwicklung der modernen Fabrikindustrie ab der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zur Großindustrie, ist um die Jahrhundertwende der Begriff „Industriebau“ im
heutigen Sinn für Gebäude und Anlagen entstanden. Der Industrieplaner Bruno Bauer
definiert den Industriebau und sein Planungsprogramm wie folgt: Ein Industriebau ist ein
Gebäude, in dem die Waren, die darin erzeugt werden sollen, am rationellsten hergestellt
werden können. Damit hat das Fabrikgebäude nicht nur die Aufgabe, vor Wind und Wetter
zu schützen, sondern Betriebsvorgänge untereinander zu verbinden.17 Darüber hinaus
definiert Bruno Bauer einen Industriebau wie folgt: … Der Industriebau ist Stein und Eisen
gewordenes Betriebsdiagramm… .
Der US-Amerikaner F.W. Taylor hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen
Untersuchungen zur Steuerung von Produktionsprozessen die theoretischen und
betriebsorganisatorischen Grundlagen für die Weiterentwicklung der Fabrik zur
15
Edvi 1896a.
Industriebau 1910.
17
Bauer 1936.
16
8
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Großindustrie geschaffen.18 Taylor war davon überzeugt, dass Management, Arbeit und
Unternehmen mit einer rein wissenschaftlichen Herangehensweise optimieren werden
können. Taylors Ideen wurden auch im nichtamerikanischen Ausland rasch aufgegriffen.
Bereits im Jahr 1907 erschien sein Standardwerk Shop Management in Frankreich und man
machte sich bei Michelin und Renault daran, nach den Vorgaben zu arbeiten. Gleichzeitig
werden auch deutsche und niederländische Ausgaben von Shop Management
veröffentlicht.19 Die Maschinenbaufirma Schlick in der Váci út gehört zu den Betrieben, die
sich von einer kleinen Fabrik zu einem größeren Industriebetrieb des beschriebenen Musters
entwickelte.20 ABR.XVI.5.
XVI.3.5. Protofabrik
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass in Budapest während des Untersuchungszeitraumes
sämtliche Formen der erwähnten Produktionsstätten (Handwerksbetrieb, Manufaktur,
Fabrik und Industrieanlage) zeitlich parallel existierten. Wenn man dann zur Unterscheidung
zwischen einer Manufaktur und einer Fabrik den Grad der Mechanisierung und der
Arbeitsorganisation zugrunde legt, ergibt sich ein oftmals zu großer Entwicklungsschritt
zwischen diesen beiden Produktionsstätten, was eine eindeutige Zuordnung nicht immer
möglich macht. Der Grund hierfür ist, dass die Mechanisierung mit der Arbeitsorganisation
nicht automatisch synchron verlaufen ist. Eine hochmechanisierte Produktionsstätte muss
nicht unbedingt auch gleichzeitig die Arbeitsorganisation auf dem gleichen Niveau erreicht
haben. Es ist deshalb sinnvoll, in der Entwicklung der Produktionsstätten zwischen der
Manufaktur und der Fabrik eine Zwischenstufe vorzusehen, der mit dem Begriff Protofabrik
bezeichnet werden kann. Diese Zwischenstufe bezieht sich weniger auf die Bautechnik,
sondern ergibt sich vielmehr aus Überlegungen zur Verbindung von Funktionalität und
technischer Ausstattung.
XVI.4. Zusammenfassung
Für die Entwicklung des Bautyps Fabrik im Untersuchungszeitraum zwischen den Jahren
1815 und 1915 gibt es keine einheitliche Sprachregelung. Um eine grundlegende Einteilung
vorzunehmen, wird eine begriffliche Unterscheidung zwischen Handwerksbetrieb,
Manufaktur, Fabrik und Industriebetrieb gemäß dem vorgelegten Erklärungsmodell
vorgeschlagen. Gleichzeitig wird für das Entwicklungsintervall zwischen Manufaktur und
Fabrik eine Zwischenstufe mit der Bezeichnung Protofabrik eingeführt, um die
wechselseitige Wirkung zwischen Mechanisierung und Arbeitsorganisation auf den Bautyp
eindeutiger zu Definieren.
(Siehe auch Textband Kapitel V: Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken und Kapitel VI:
Industrielle Stadtentwicklung)
18
Mislin 2002. 175.
Taylor 1911.
20
Kahn 1893. 108.
19
9
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XVII. Aufbau eines Planarchivs bei der Brauerei Dreher in Bp.Kőbánya
XVII.1. Historische Pläne als Quelle der Forschung
Die wichtigste Quelle der wissenschaftlichen Aufarbeitung historischer Brauereien in
Budapest sind die Produktionsstätten selbst. Während meiner Forschungsarbeit musste ich
jedoch feststellen, dass die meisten historischen Industriebauten, die als authentische
Quelle dienen könnten, nicht mehr existieren und damit auch nichts mehr über ihre Ästhetik
und Konstruktion berichten können.21 Der Abriss von historischen Industriebauten bedeutet
einen unwiederbringlichen Verlust im Bestand historischer Gebäude in Ungarn. Im Laufe der
Zeit habe ich festgestellt, dass für diese Bauten oft nicht einmal mehr die Planunterlagen
oder schriftliche Dokumente vorhanden oder diese nicht zugänglich sind.22 Aus diesem
Grund ist es ein außergewöhnlicher Glücksfall, dass die historischen Planunterlagen in der
Brauerei Dreher in Budapest- Kőbánya erhalten geblieben sind.23 Die mehreren hundert
originalen Planunterlagen zu Brauereien und Mälzereien in Kőbánya und Budafok, die
zwischen 1865 und 1920 geplant und gebaut wurden, sind sowohl hinsichtlich ihres Umfangs
und Inhalts, als auch bezüglich ihrer baugeschichtlichen Aussagekraft von großer Bedeutung
für die Erforschung historischer Industriebauten. Diese Unterlagen bilden eine wesentliche
Grundlage für die Forschungsarbeiten über die historischen Brauereien in Budapest und
schließlich für die vorgelegte Arbeit. Im Folgenden wird über die Dokumentationsarbeit und
deren Ergebnisse berichtet. Das Ziel der Forschungen war, mittels der historischen
Brauereien und Mälzereien die im Untersuchungszeitraum im Industriebau angewandten
Planungsprinzipien und Entwicklungen in der Raumbildung aufzudecken, um dann mittels
Fallstudien ein Modell zur architektonischen Entwicklung dieses Bautyps zu erstellen. Dabei
wird beispielhaft die enge Wechselwirkung zwischen Herstellungsverlauf und baulicher
Gestaltung der Produktionsgebäude aufgedeckt.
XVII.2. Archivieren
Die Ausgangssituation der Forschungsarbeit bei der Brauerei Dreher war Folgende:
In verschiedenen Gebäuden der Brauerei Dreher habe ich eine Anzahl von etwa 400 Pläne zu
Bauvorhaben für den Zeitraum zwischen 1865 und 1920 vorgefunden:
- Brauereien
- Mälzereien
- Kellersystem in Kőbánya
- Technische Nebengebäude (Maschinen- und Kesselhäuser, Abfüllhallen, Kühlräume,
Lagerhallen)
21
Pilsitz 2012. 97-112.
Pilsitz 2010. 387-392.
23
1106 Budapest, Jászberényi út 7-11.
22
10
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- Lagepläne
- Logistigzentren in Kecsekemét und Zombor
- Bierhallen (z.B. in Nagykanizsa)
- Planunterlagen zu weiteren Bautypen (z.B. Wohnhäuser, Villen, Gaststätten)
- Infrastruktur (Anschluss Industriegleis, Abwasserkanal zur Donau)
- Technische Einbauten (z.B. Aufzüge, Verlegepläne für Rohrleitungen)
- Baukonstruktive Details (z.B. Deckenkonstruktionen)
Zu Beginn der Arbeit waren die Originaldokumente in einem ungeordneten, nicht
archivierten Zustand, wobei die Lagerung nur im Einzelfall als befriedigend zu bezeichnen ist.
Aufgrund einer teilweisen offenen Lagerung auf dem Betonboden erlitten einige
Plandokumente Feuchteschäden. In einem ersten Schritt mussten deshalb zunächst die
Voraussetzungen für die wissenschaftliche Aufarbeitung geschaffen werden. In einem
zeitaufwendigen Verfahren habe ich hierzu die Pläne von Schmutz und Staub befreit und
materialgerecht eingelagert. Dabei wurden allerdings keine Restaurierungsarbeiten am
beschädigten Papier durchgeführt. Danach wurden die Pläne nach Brauerei- und
Mälzereibetrieb sortiert, worauf eine chronologische Zuordnung folgte. Dann habe ich von
den Unterlagen digitale Fotoaufnahmen angefertigt. Dabei wurde eine Gesamtaufnahme
gemacht, sowie im Einzelfall ein oder mehrere Detailfotos angefertigt. Parallel zu diesen
Arbeiten habe ich schrittweise ein Planarchiv aufgebaut, wobei die Unterlagen
materialgerecht in Rollen, Kisten und Mappen eingeordnet wurden. Diese Arbeit war
zeitaufwendig, kann aber als abgeschlossen bezeichnet werden.
XVII.3. Erstellen eines Plankataloges der historischen Brauereien in Budapest
In einem weiteren Schritt wurde das erstellte Archiv mit den Planunterlagen des
Hauptstädtischen Archivs Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár ergänzt und zu einem
digitalen Plankatalog der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest
zusammengestellt. Der Plankatalog ist im Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie in
schriftlicher Form zusammengefasst, wobei die Abbildungen auf der CD zu finden sind.
Der Katalog gliedert sich in zwei Verzeichnisse:
Verzeichnis 1:
Chronologisches Verzeichnung der Planungs- und Bautätigkeit folgender Brauereien:






Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt./Első Magyar
Rézsvény Serfőzde Rt.
Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt.
Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt.
Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai
és Budafoki Sörgyárak Rt.
Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.
11
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Verzeichnis 2:
Chronologisches Verzeichnis nach Brauerei und Gebäudetyp:







Mälzerei/Darre
Sudhaus
Gär- und Lagerkeller
Maschinen- und Kesselhaus
Kühlhaus
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
Lagepläne
XVII.4. Analyse
Nach Beendigung der Archivarbeit habe ich begonnen, die Planunterlagen hinsichtlich
Baugeschichte, Baukonstruktion und Architektur zu gruppieren und zu analysieren. Die
Hauptproduktionseinheiten der Großbrauereien gliedern sich dabei wie folgt: Mälzerei (mit
Darre), Sudhaus mit Kühlhaus sowie Bauten für Gärung und Lagerung.24 Darüber hinaus
liegen Planunterlagen folgender technischer Bauten vor: Maschinenhäuser, Laboratorien,
Werkstätten, verschiedene Lager, Abfülleinrichtungen sowie Büros und soziale
Einrichtungen. Auch Unterlagen zur Infrastruktur konnten sichergestellt werden. Mittels
Industriegleise wurden Rohmaterialien angeliefert und das fertige Produkt abtransportiert.
Aus der Gesamtheit der Gebäude und technischen Bauwerke entsteht auf dem
Betriebsgelände eine komplexe bauliche Struktur.25 Insgesamt folgte die Analyse einer
fortlaufenden Änderung des Betrachtungsmaßstabes:

Funktionsbeschreibung der einzelnen Produktionseinheiten und Eingliederung in den
Kontext des Gesamtgebäudes
 Darlegung des funktionellen und architektonischen Beziehungssystems der
Produktionsgebäude (Mälzerei, Darre, Sudhaus) innerhalb des Betriebsstandorts
 städtebauliche Beziehung und Verbindung des Bierbrauereikomplexes zum urbanen
Umfeld
 Darüber hinaus wurde untersucht, welche Änderungen an den Gebäuden nach
Einführung neuartiger Baumaterialien und Bautechnologien festzustellen sind.
XVII.5. Ergebnisse
1. Die aufgearbeiteten Plandokumente werden im Archiv des Bierbraumuseums der Firma
Dreher (1106 Budapest, Jászberényi út 7–11.) in einem geordneten System materialgerecht
aufbebahrt und sind für weitere wissenschaftliche Forschungen zugänglich. Gleichzeitig
24
25
Rázga 1954.
Beninghoven 1900.
12
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wurde ein digitaler Katalog erstellt, der mit dem Archivsystem und den vorgenommenen
Bezeichnungen übereinstimmt. Damit können die Pläne eingesehen und studiert werden,
ohne dass die Originalunterlagen in Anspruch genommen werden müssen.
Das Archivierungssystem DMT:
A 1000 B Dreher Anton
A 2000 R Dreher Anton
A 3000 R Lagepläne
A 4000 B Kellersystem in Kőbánya
A 5000 B Első Magyar Részvény Serfőzde
A 6000 Haggenmacher Sörgyár
A 7000 Zeichnungen
A 8000 Fővárosi Sörfőzde
A 9000 Polgári Sörfőzde
A 10000 Nagykanizsa
A 11000 Dreher/Deutsch Malátázó
A 12000 Eisfabriken, Lagerbauten
A 13000 Budafok
A 14000 Villa Dreher
A 15000 Fachliteratur
2. Im Rahmen der Plananalyse konnten bisher folgende neue Gebäude- und Bauwerkstypen
identifiziert werden:
1. Bierhallen
2. Eislager
3. Eisfabriken
4. Eisteich
Darüber hinaus wurden auch Baupläne für Gaststätten aus den Jahren zwischen 1930 und
1940 vorgefunden.
3. Die Planunterlagen sind ein Beleg für den Architekturtransfer zwischen Deutschland und
Ungarn. (Siehe Textband, Kapitel VII: Der Mechanismus von Architekturtransfer eines
Industriegebäudes: Das Sudhaus der Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.) 26
4. Ein bestimmender Einflussfaktor für die Baugestaltung von Großbrauereien und
Mälzereien in Budapest im Untersuchungszeitraum zwischen 1870 und 1915 war der
industrielle Herstellungsprozess. (Siehe Appendix, Kapitel XI: Herstellungsprozess von Bier in
historischen Brauereien)
5. Die Brauereien gehören neben den Mühlen zu den Produktionsstätten in Budapest, die als
erste von einer handwerklichen auf ein industrielles Herstellungsverfahren umstellten. Als
26
Ganzenmüller 1894. 239–242.
13
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bauliche Konsequenz hatten sich bereits bis Mitte des 19. Jahrhunderts aus kleineren
Betriebseinheiten industrielle Baustrukturen entwickelt. (Siehe Textband, Kapitel III:
Frühindustrielle Brauereien)
6. Im Laufe der architektonischen Entwicklung haben sich in den Produktionsstätten der
Brauereien bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hoch spezialisierte Räume herausgebildet, die
heute nur schwer einer neuen Funktion zugeführt werden können. (Siehe Appendix, Kapitel
IV: Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest)
7. Die Produktionsgebäude der im Jahr 1854 gegründete Brauerei Barber und Klusemann
verfügen als erste über sämtliche baulichen Eigenschaften eines industriellen Betriebes,
weshalb er als Genotyp zu bezeichnen ist. Brauereien, die danach errichtet wurden, sind
Fenotypen. (Siehe Textband Kapitel III: Frühindustrielle Brauereien, Brauerei Barber und
Klusemann)
XVII.6. Zusammenfassung
Der Aufbau eines Planarchives bei der Firma Dreher in Bp.-Kőbánya war die Grundlage für
eine systematische Analyse der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest für den
Zeitraum zwischen 1845 und 1915. Ergänzt wurden diese Unterlagen durch die Pläne der
BFL, wodurch der Untersuchungszeitraum bis auf das Jahr 1915 erweitert werden konnte.
Darüber hinaus beinhaltet der bei der BFL archivierte originale Schriftverkehrs zwischen
Bauherren und Magistrat (Bauanträge, Baugenehmigungen) sowie zwischen Bauherren und
Handwerksbetrieben (Kostenschätzungen, Rechnungen, Aufmaße) weitere detaillierte
Informationen zu Baukosten, Bautechnik und der Beziehung zwischen den am Bau
beteiligten Personen.27 Als Ergebnis wurde ein digitales Planarchiv sowie ein schriftliches
Planungsverzeichnis der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest erstellt. Es ist
zu hoffen, dass dieses Archiv in Zukunft durch die Erschließung weiterer Planunterlagen noch
erweitert wird.
27
Amtssprachen: bis 1830: Deutsch und Latein, ab 1830: ungarisch
14
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XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der historischen Brauereien
und Mälzereien
Die Planungs- und Bauchronologie der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest
besteht aus den Unterkapiteln
- XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der Brauereien
- XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp
XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der Brauereien28
Der Katalog enthält die chronologische Planungs- und Bauchronologie folgender Brauereien:






Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt./Első Magyar
Rézsvény Serfőzde Rt.
Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt.
Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt.
Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai
és Budafoki Sörgyárak Rt.
Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.
XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp
Der Katalog enthält die chronologiesche Planungs- und Bauchronologie der oben
angeführten Brauereien nach folgenen Gebäudetypen:29
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Mälzerei/Darre
Sudhaus
Gär- und Lagerkeller
Maschinen- und Kesselhaus
Kühlhaus
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
Lageplan
28
Quelle: Hauptstädtisches Archiv Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár (BFL) und Dreher Múzeum
Planarchiv/Dreher Muzeum tervtár (DMT)
29
Quelle: Hauptstädtisches Archiv Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár (BFL) und Dreher Múzeum
Planarchiv/Dreher Muzeum tervtár (DMT)
15
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XVIII.1.1. Brauerei Dreher/Dreher Sörgyár
Lage des Betriebsgeländes
Budapest, X. Kőbánya, I. Betriebsgelände, Halom utca 40-42
aktuelle Lageplannummer: 41446-41449
Der Betrieb wurde ab 1862 auf einem Gelände nördlich des Kápolna tér und in südlicher
Nachbarschaft
des
Betriebsgeländes
der
ehemaligen
Brauhausgesellschaft
Kőbánya/Kőbányai Sérház Társaság („Altes Brauhaus“/Régi Sérház”) errichtet. Das
Grundstück war durch die heutigen Straßen Halom utca, Ijász utca, Előd utca und Ászok utca
eingefasst. Die maximale Grundstücksgröße wird mit 77451.02 Quadratöl angegeben. Unter
dem flachen Grundstück ist über weite Teile ein umfangreiches Kellersystem angelegt.
Lageplan 1890
DMT A 7000.200
Lageplan 1903
DMT A 2000.100
Lageplan 1912
DMT A 7000.600
Lageplan 1923
DMT A 2000.200
1869
1. Aufstockung eines bestehenden Wirtschaftsgebäudes mit Wohnbereich
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Die Baumaßnahme bestand in der Aufstockung eines bestehenden Wirtschaftsgebäudes mit
Wohnbereich von 2 x 36,00m2.
BFL XV.17.b.312 553/1869a
2 Malzdarre, Neubau
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
An das bestehende Brauereigebäude sollte eine neue Malzdarre mit 2 Horden und einer
Grundfläche von 176,0m2 (16,00m x 11,00m) angebaut werden. Die Aussenwände
bestanden aus traditionellem Mauerwerk in einer Stärke von etwa 1,00m. Ein Walmdach
bildete den oberen Abschluss. Mit dem Bau der neuen Darre sollte die Malzproduktion
gesteigert werden, was die Planung eine Reihe von Folgegebäude auslöste:
16
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- Malzlager
- Gärkeller
- Kühlhaus über Gärkeller
BFL XV.17.b.312 553/1869b
3. Lagergebäude für Malz und Gerste
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Als Konsequenz des Neubaus einer Darre, musste für das produzierte Malz ein Gebäude zur
Zwischenlagerung errichtet werden. Das rechteckige Gebäude wies Außenmaße von 13,00m
x 29,00m auf und hatte Umfassungswänden mit einer Höhe von 15,00m, die sich nach oben
verjüngten. Über einem massiven Erdgeschoss mit Gewölbedecken erhob sich ein
hallenartiger Raum, in den eine Holzkonstruktion so integriert wurde, dass ein Abstand zu
den umgebenden Bauteilen entstand (Konzept: Raum im Raum). Dadurch entstand ein
stetiger Luftstrom, der mittels einer großen Anzahl kleinformatiger Fenster in der
Außenwand sowohl in Intensität und Richtung gesteuert werden konnte. Insgesamt entstand
ein Gebäude, in dem das Malz trocken zwischengelagert werden konnte. Die Ausführung
besteht aus traditionellen handwerklichen Maurer- und Zimmermannslösungen. Der obere
Gebäudeabschluss wurde als liegender Kehlbalkendachstuhl ausgeführt, um den Dachraum
Stützenfrei zu halten und einer Nutzung zuführen zu können. Die Konstruktion nimmt
bestehende Kornlager der Budapester Gőzmalmok, wie beispielsweise der Ersten
Dampfmühle Pest/Első Pesti Gőzmalom (BFL XV.17.b.312 158/1868), zum Vorbild.
BFL XV.17.b.312 553/1869c
4. Gärkeller
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Neubau eines Gärkellers mit einer Grundfläche von 400,00m2 und Innenraumhöhe von
10,00m. Konstruktiv besteht die lastabtragende Konstruktion aus Mauerwerkspfeilern mit
Gewölben als oberer Raumabschluss. Das Bauwerk wurde zwischen den natürlichen Felsen
errichtet, womit das Gesamtbauwerk ein Hybrid wird.
BFL XV.17.b.312 553/1869d
5. Neubau Kühlhaus über Gärkeller
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Nach Abschluss des Brauvorganges wird der noch heiße Biersud in das Kühlhaus geleitet, wo
er in großen Sudbecken abgekühlt. Der längliche Anbau (14,00m x 32,00m) weist zum
bestehenden Kühlhaus einen Wechsel in der Konstruktion der seitlichen Außenwände auf.
Die massiven Außenwände mit Fensteröffnungen (Lochfassade) lösen sich in ein
17
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Pfostensystem mit wandhoher Verglasung auf. In Zusammenhang mit Dachlüftern wird
damit der Kühlvorgang zeitlich verkürzt. Eine Verbindung zwischen Alt- und Neubau entsteht
durch Abtrag der ehemaligen Außenwand, deren Fassadengestaltung durch Übernahme der
Achsen- und Fensteraufteilung in der neuen Stirnseite übernommen wird. Die Anordnung
des Kühlhauses direkt über dem Gärkeller resultiert aus dem funktionalen Zusammenhang.
Nach Abschluss des Kühlvorganges wird das Bier unter Nutzung der Gravitation zur nächsten
Herstellungsphase in den Gärkeller weitergeleitet.
BFL XV.17.b.312 553/1869e
6. Wagenremise
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Neubau eines Nebengebäudes in einfacher Ausführung: Wagenremise mit Stall und
Geschirrkammer
BFL XV.17.b.312 553/1869f
1870
1. Malzdarre, Neubau eines Zugangsgebäudes mit Treppe
Quelle
DMT A 1000. 170a-e
2. Kessel-, Maschinen- und Sudhauses, Neubau
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Die funktionale Beziehung zwischen Energieherstellung (Kessel- und Maschinenhaus) und
dem Engergieverbrauch (Sudhaus) entsteht aus der Absicht den Transportweg für den
erzeugten Dampf kurz zu halten und damit den Energieverlust möglichst gering. Baulich
entsteht eine additive Anordnung dreier Baukörper, deren Dimensionen auf die jeweilige
Teilleistung abgestimmt wurde. Das 4-geschossige Sudhaus (36,00m x 12,00m) ist ein
dreischiffiges Gebäude, dessen Mittelschiff mit einer Innenhöhe von 18,00 m einen
hallenartigen Charakter aufweist. Die Fassade orientiert sich an sparsamen ästhetischen
Gestaltungsprinzipien. Durch die Rustizierung erhält die Erdgeschosszone einen optischen
Sockel. Als weiteres horizontales Gliederungsmittel ist ein breites Gurtgesims über der 3.
Fensterreihe vorgesehen. Die vertikale Gliederung erfolgt mit Lisenen und Fensterachsen.
Die Arkaden werden durch die Rundbogenbänder und Pfeiler klar gegliedert. Das
angrenzende Maschinenhaus (18,00m x 13,00m = 234,00m2) ist wie das Kesselhaus (28,00m
x 7,00m = 196,00m2) eingeschossig ausgeführt. Zwischen beiden Gebäudeteilen wirkt der
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vertikal aufragende Industriekamin wie ein Kontrapunkt zu den horizontal ausgerichteten
Bauten. Bei allen drei Baukörpern besteht das Dach aus einer Leichtkonstruktion mit
Polonceauträgern (Explosionsschutz).
BFL XV.17.b.312 499/1870a,b, d
3. Malzkastengebäude
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Das Malzkastengebäude (66,00m x 13,00m) wurde funktionsbedingt neben der Malzdarre
errichtet. Konstruktiv orientiert sich der Bau am oben beschriebenen Malzlager aus dem Jahr
1869 (BFL XV.17.b.312 553/1869c). Die Fassaden werden durch drei über einander
angeordneten Reihen Blindfenster gegliedert.
BFL XV.17.b.312 499/1870c
4. Kühlhaus, Neubau
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Das freistehende Kühlhaus (92,00m x 12,00m = 1.104m2) ist als Leichtkonstruktion
konzipiert. Mittels Stahlplatten sind auf einer Unterkonstruktion geschwungene MetallProfilstützen angebracht, die Zwischenfelder sind raumhoch verglast. Der obere Abschluss
bildet ein Sparrendach. Die Gebäudeecken wurden zur Aussteifung massiv in Mauerwerk
ausgeführt. Der Lageplan zeigt die Anordnung der oben beschriebenen Gebäude auf dem
Betriebsgelände. Gemeinsam mit den Plänen zu den Einzelgebäuden zeigt sich, dass neben
der bestehenden Brauerei eine neue Produktionsstätte geplant war. Dabei handelte es sich
nicht lediglich um eine Erweiterung des Bestandsbaus, sondern der Neubau verfügte über
alle baulichen Einzelkomponenten (Mälzerei, Darre, Malzlager, Sudhaus, Kühlhaus,
Gärkeller), um als eigenständige Produktionsstätte arbeiten zu können. Der Betrieb Dreher
sollte in dieser Bauphase somit aus zwei vollständigen Brauereianlagen bestehen. Die
Anordnung des neuen Betriebes zeigt eine erste Tendenz zur Auflösung des alten Prinzips
des Kompaktgebäudes, hin zu Einzelbauten.
BFL XV.17.b.312 499/1870e
5. Malzdarre, Neubau
Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser
Die Malzdarre (12,0m x 12,0m = 144,00m2) mit zwei Horden war Teil der oben
beschriebenen neuen Brauerei. Am Ende des Gebäudes wurde die Darre als Eckrisalit
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ausgebildet, die mit ihrem weithin sichtbaren Abluftkamin zum charakteristischen Gebäude
einer Brauerei wurde. Das Malzkastengebäude ist funktionsbedingt neben der Malzdarre
angeordnet.
BFL XV.17.b.312 499/1870f
1871
Kühlhaus, Neubau
Faßwagnerei, Neubau
Sudhaus, Umbau
Das Bauvorhaben einer neuen Brauerei aus dem Jahr 1871 wurde nicht vollständig realisiert.
Lediglich die neue Malzdarre und das Malzkastengebäude sind im Lageplan verzeichnet. Als
Bauvorhaben sind die Erweiterung des bestehenden Kühlhauses als Leichtbau vorgesehen
sowie der Neubau einer Fasswagnerei und der Umbau des Sudhauses. Beim Umbau des
Sudhauses ist eine Umgestaltung des Innenraumes vorgesehen.
BFL XV.17.b.312 1205/1871a,b
1872
1. Villa Havas: Erweiterung des Wohnhauses der Familie Dreher
Architekt: Frigyes Feszl
Die im Jahr 1856 errichtete klassizistische Villa (Planung: vermutlich Károly Hild) wurde im
Jahr 1862 von Anton Dreher zusammen mit der Brauerei von Jakab Perlmutter erworben
und als Wohnhaus genutzt. Im Jahr 1872 wurde das Gebäude durch Anbau der beiden
Seitenflügel erweitert.
BFL XV.17.b.312 227/1872a,b
www.műemlékem.hu/havasvilla (2014.01.10)
1873
1. Pferdeställe mit Arbeiterwohnungen in den Eckrisaliten, Neubau
Planung: Frigyes Feszl
Ausführung: Mátyás Zitterbarth
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Das Gebäude ist trotz seiner Dimensionen (Seitenlänge: 140,00m) ein Nebengebäuden. Die
Planung weist ein streng funktionales Konzept auf, wobei die Gestaltung der Anlage der
Architektursprache seiner Zeit entspricht. Konstruktiv kommen traditionelle Maurer- und
Zimmermannskonstruktionen zur Anwendung. Die ursprüngliche Planung bestand aus einem
Komplex von kubischen Bauten, die als Randbebauung in quadratischer Form angeordnet
sind, wodurch im Zentrum ein geschlossener Platz entsteht. Der Baukomplex besteht aus
eingeschossigen länglichen Baukörpern auf rechteckigem Grundriss, die durch Mittel- und
Eckrisaliten gegliedert werden. Die Fassade wird durch Lisenen aus Sichtmauerwerk
gegliedert. Die dazwischen liegenden Felder sind durch Fenster und verputzte Wandflächen
gefüllt. Der obere Abschluss bilden Sattel- und Walmdächer. Im Erdgeschoss der
Zwischentrakte sind Stallungen für Pferde und Ochsen als Zugtiere für die Brauwagen
untergebracht, das Obergeschoss diente als Lager für das Viehfutter. Die Mittel- und
Eckrisalite, die die Zwischentrakte überragen, wurden als Wohntrakte für das Personal
genutzt.
BFL XV.17.b.312.3160/1873a,b,c
www.műemlékem.hu/Dreher sörgyár (2014.01.10)
1890
1. Lageplan
Der Lageplan zeigt eine Mischbebauung des Betriebsgeländes. Auf dem Gelände wurde eine
große Anzahl von Einzelgebäuden errichtet, während entlang der Ijász utca und Előd utca
eine Blockrandbebauung realisiert, bzw. geplant war. Von der Planung einer
großdimensionierten Stallanlage aus dem Jahr 1873 wurde bis zu diesem Zeitpunkt lediglich
ein Flügel realisiert. Das ursprüngliche Brauhaus (Frigyes Feszl, 1854) ist noch vorhanden,
wird aber bis zum Jahr 1912 abgerissen. Gleichzeitig sind Teichanlagen verzeichnet, die der
Gewinnung von natürlichem Kühleis dienen.
DMT A 7000. 200a-f.
1895 (?)
1. Kühlhaus (Malzlager)
Budapest, X. Kőbánya, I. Betriebsgelände, Gebäude Nr. 17
Das technische Bauwerk war für die spezifischen Anforderungen der kurz- bis mittelfristigen
Lagerung einer verderblichen Ware konzipiert. Konstruktiv kam eine Mischkonstruktion aus
Mauerwerk, Eisen und Holz zur Anwendung. Damit ergibt sich auch bei der Erstellung ein
Mischverfahren. Es kommen sowohl vorfabrizierte Bauteile (Stützen aus Gusseisen und
Profilträger aus Stahl), als auch handwerkliche Leistungen, die in situ erbracht werden
(handwerklich hergestellte Dachkonstruktion aus Holz) zur Anwendung. Das Untergeschoss
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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wurde als Kühlraum konstruiert: Die Außenwände hatten einen mehrschichtigen Aufbau zur
Dämmung gegen Erdreich, im Fussboden waren Abflussrinnen für das Schmelzwasser
vorgesehen. Die Außenwände bestanden bis zum horizontalen Gurtgesims im Obergeschoss
aus massivem Mauerwerk, worauf eine Holz-Eisen Konstruktion als oberer Abschluss
aufgesetzt wurde. Die lastabtragende Innenkonstruktion bestand aus zwei Reihen Stützen
aus Gusseisen, auf denen horizontale Stahlträger als Deckenunterkonstruktion aufgelegt
waren. Der obere Gebäudeabschluss ist ein abgestrebter Sparrendachstuhl.
DMT A 1000.150a,b, verso
2. Stallanbau an Eislager
Bauort: in Zombor (heute Serbien)
DMT A 1000.280a, b, verso, verso1
1897
1. Villa Dreher
Entwurf für den Innenausbau der Villa Dreher (Bleistiftzeichnungen)
Kredenz (Plan-Nr. 461/1897)
Wandverkleidung und Türrahmen im Empfangszimmer (Plan-Nr. 291/1897)
Holzdecke im Empfangszimmer (Plan-Nr. 292/1897)
DMT A 14000.500
DMT A 14000.600
DMT A 14000.700
1898
1. Villa Dreher, Erweiterung
DMT A 14000.400
DMT A 14000.400a,b,c,d
1899
1. „Amerikanische Eisgrube“
Bauort: Abrudbánya (Gross-Schlatten, Siebenbürgen)
Architekt: József Hubert
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Das längliche Gebäude diente als Zwischenlager und zur örtlichen Distribution. Das
Raumprogramm umfassen drei Kühlräume, ein Abfüllraum und ein Büro. Die Kühlräume
(Innenraumhöhe 5,50m) sind über einen Vorraum erschlossen, der als Temperaturschleuse
diente. Die Außenwände wurden zum erhöhten „Kälteschutz“ mehrschichtig ausgeführt. Im
Fußboden waren Abflussrinnen für das Schmelzwasser vorgesehen. Über
kleindimensionierte Fenster konnte bei Bedarf eine Querlüftung hergestellt werden. Der
obere Raumabschluss bildet eine mehrschichtige Konstruktion, vermutlich aus einer
stehenden Luftschicht und zusätzlicher organischer Dämmung (gepresstes Stroh).
DMT A 1000.120
DMT A 1000.370
DMT A 1000.370a, b, c, verso
2. Eislager
Bauort: Abrudbánya (Gross-Schlatten, Siebenbürgen)
Architekt: József Hubert
Das Lager (Kühlraum: 338,0m3) wurde in Holz als mehrschalige Pfosten-Riegel Konstruktion
errichtet, wobei die zwischengelagerte stehende Luftschicht als Dämmung dienen soll. Die
Wände wurden vermutlich mit einer Lehm-Strohmischung ausgefacht. Der Fußboden wurde
als Gitterkonstruktion aus Holz ausgeführt, wodurch das Schmelzwasser direkt in eine
Ablaufrinne (Breite: 1,50m) abgeleitet wird. Vermutlich wurde das Bauwerk als
Übergangslösung konzipiert.
DMT A 1000.380
DMT A 1000.380a, b, c, d
1900
1. Brauerei, Entwurf für Neubau
Planung der technischen Einrichtung: Ringhoffer, Smichow b. Prag (heute Tschechien)
Neubau einer Brauerei mit einer Jahreskapazität von 5.000 Hl/Jahr. Das Planungskonzept
sieht wegen der geringen Produktionsmenge ein Kompaktgebäude vor. Die Baukonstruktion
zeigt traditionellen Lösungen mit massivem Mauerwerk und Dächern mit handwerklich
ausgeführten Holzkonstruktionen. Als Geschossdecken waren preußische Kappengewölbe
vorgesehen. Die Anlage kann nicht in die Bauchronologie der Brauereianlage in Kőbánya
eingeordnet werden, weshalb es sich vermutlich um ein Planungsprojekt für einen anderen
Standort handelt.
DMT A 7000.900; DMT A 7000.900a,b,c,d,e,f
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2. Malztenne, Entwurf
Neben der bestehenden Siloanlage sollte in einem Abstand von 5,50m eine neue Malztenne
(13,40m x 25,00m = 335,00m2) entstehen. Der entstehende Raum zwischen den Gebäuden
diente als Verkehrsweg (Durchfahrt). Über dem Erdgeschoss waren vier Malztennen
(Innenhöhe 2,00m/2,24m) vorgesehen, die über eine Wendeltreppe vertikal erschlossen
waren. Konstruktiv besteht das Gebäude aus massiven Außenwänden (0.90m), und Innen
aus einem Raster (3,40m x 3,87m) aus Stahlstützen und –balken, auf die die massiven
Geschossdecken aufgelegt sind. Die Fassade ist in Sichtmauerwerk ausgeführt, die vertikale
Gliederung erfolgt über sieben Fensterachsen und Lisenen, die vertikale Gliederung über
einem Gurtgesims auf Höhe der Fenster im 1. Obergeschoss.
Im Jahr 1903 erfolgt eine Umplanung des Projekts.
DMT A 11000.700
DMT A 11000.700a, b, c, d, e, f, g
DMT A 1000.410
1902
1. Villa Dreher
Architekt K.N.
DMT A 14000.300
DMT A 14000.300a
1903
1. Malztenne: Umplaung und technische Einrichtung
Als Folge der Projektierung der technischen Einrichtung für das im Jahr 1900 geplante
Malzlager erfolgt im Jahr 1903 eine Änderung des Raumprogrammes. Die ursprünglichen
Lagerflächen wurden verkleinert und ein separater Raum für die Malzputzerei sowie ein
Dynamoraum eingerichtet. Der Arbeitsablauf und Transport des Malzes war weitgehend
mechanisiert und erfolgte sowohl in horizontaler, als auch vertikaler Richtung. Eine
Verbindung zwischen dem bestehenden Silogebäude und dem neuen Malzlager wurde über
ein Transportband sichergestellt.
Die bauliche Konsequenz war eine große Anzahl von Durchbrüchen verschiedener Größe und
Formen in Wänden und Decken. Gleichzeitig entstand ein System aus Schächten im Dachund Erdgeschoss.
DMT A 1000.410
DMT A 1000.410a, b, c, d, e, f, g, h ,i ,j, k
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DMT A 11000.700
DMT A 11000.700a, b, c, d, e, f, g
DMT A 2000.100
2. Lageplan Brauerei
Vermessung: János Lindauer, Ingenieur
Der Lageplan zeigt die Anordnung der Gebäude auf dem Grundstück (I. Betriebsgelände).
Das oben beschriebene Malzlager ist zentral neben den Malzsilos angeordnet (Hszrsz.
8443/8444). Gleichzeitig ist die Lage des Kellersystem verzeichnet und Flächenangaben
gemacht (77451.02 Quadratöl)
DMT A 2000.100
DMT A 2000.100a-k
1905
1. Brauerei mit additiver Gebäudeanordnung, Technische Einrichtung
Der Entwurf zeigt die hohe Dichte der technischen Einrichtung.
DMT A 1000.130
DMT A 1000.200
DMT A 1000.200a-e
2. Gärkeller
Der gemauerte Gärkeller (28,59m x 45,75m) ist direkt unter dem Kühlhaus plaziert. Die
Decken bestehen aus Tonnengewölben mit einer Scheitelhöhe von 5,86m.
Vergleiche BFL XV.17.b.312.553.1869e
DMT A 1000.180
DMT A 1000.180a-e, verso
3. Abkühlraum Bierwürze
Ort: LAGEPLANNUMMER. 8446 a (siehe Lageplan 1900)
Quelle
DMT A 1000.190
DMT A 1000.190a-d
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4. Umbau Malzlager
DMT A 1000.300; DMT A 1000.300a-h
5. Villa Dreher
DMT A 14000.200
DMT A 14000.200a, b
1907
1. Bierleitungsystem, Erweiterung
Planung und Ausführung
Maschinen-Fabriks-Aktien-Gesellschaft
vormals Tanner, Laetsch u. Co.
Wien, XIII./2, Linzerstrasse Nr. 150-156
Wie die Planung für das neue Malzlager im Jahr 1903 belegt der Einbau der Bierleitung die
ständig fortschreitende Mechanisierung der Brauereien.
DMT A 1000.300
DMT A 1000.300a-g
1908
1. Kompressoranlage, Fundamentplan
Planung
Sangenhauseni Maschinenfabrik und Eisengießerei
DMT A 7000.800
DMT A 7000.800a-j
1910
1. Gebäude für Eisgenerator
Planung: Maschinenfabrik Ringhoffer, Smichow (Prag)
Das Gebäude (10,00m x 22,00m = 220,00m2) besteht aus einer einfachen Halle, bei dem die
Anordnung und Dimensionen der Wanne zur Eisherstellung sowie der Laufkran als
Transportmittel das Raumprogramm weitgehend bestimmen. Auffallend sind Analogien zu
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Hallen des Maschinenbaus. Die Laufschiene des Krans liegt auf Betonkonsolen auf, die in die
Außenwand integriert sind. Eine Reihe Mittelstützen verkürzt die Spannweite und teilt den
Raum. Die Belichtung erfolgt über großdimensionierte Fenster. Der obere Raumabschluss
bildet eine Decke aus Preußischem Kappengewölbe, darüber ein Satteldach mit PolonceauTrägern. Der Fußboden bestand aus einem einfachen festen Belag auf Erdreich. Zum
Bauablauf: Wegen der Dimensionen der technischen Einrichtungen wurden die
Wandöffnungen des Eingangs erst nach Aufstellen der Maschinen auf ihre endgültige Größe
zugemauert.
DMT A 1000.140
DMT A 1000.290
DMT A 1000.290a-j
2. Darre Nr. 13, Umbau
Planung:
Miller und Hetzel, München
DMT A 11000.800
DMT A 11000.800a-e
DMT A 11000.900
DMT A 11000.900a,b
1911
1. Maschinenhaus
Budapest, X. Kőbánya, Halom utca 42
DMT A 1000.100
DMT A 1000.220
DMT A 1000.220a-h, verso, verso 1
DMT A 1000.230
DMT A 1000.230a-h, verso, verso 1
DMT A 1000.240
DMT A 1000.240a-g, verso
DMT A 7000.100
DMT A 7000.100a-d
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2. Sudhaus mit Dampfsudwerk
Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern)
Ausführung Metallwerk J. Goeggl u. Sohn, München
DMT A 1000.210
DMT A 1000.210a-h
DMT A 1000.390
DMT A 1000.390a,b
DMT A 1000.400
DMT A 1000.400a-q
1912
1. Maschinenhaus
DMT A 1000.260
DMT A 1000.260a-g
2. 4 Fassaufzüge, Fundamentplan
DMT A 1000.270
DMT A 1000.270a-d, verso
3. Lageplan
DMT A 7000.600
DMT A 7000.600a-l
1914
1. Lageplan
Erstellt: Ernő Porzsolt
DMT A 1000.320
DMT A 1000.320a-c
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2. Malz- und Gerstensilo in Eisenbeton
DMT A 1000.420
DMT A 1000.420a-g, verso
DMT A 1000.430
DMT A 1000.430a-c, verso
DMT A 1000.440a-f, verso, verso 1
DMT A 1000.450
DMT A 1000.450a-c
1915
1. Villa Dreher
Lageplan aus dem Jahr 1896 (wird für die Gartenplanung genutzt)
DMT A 14000.100
DMT A 14000.100a-e, verso
1917
1. Kühllager für Gefrierfleisch
Planung: Vereingte Maschinenfabriken AG (vormals Skoka, Ruston, Bromovsky u, Ringhoffer)
Smichow b. Prag
Die Anlage (15,00m x 52,00m) zeigt ein kombiniertes System aus Luft- und
Flüssigkeitskühlung (Sole), wie sie nach der Jahrhundertwende auch bei Mälzereien zur
Anwendung gekommen ist.
DMT A 1000.250
DMT A 1000.250a-l
1923
1. Lageplan
Erstellt:
Klösz György és Fia, Térképészeti Könyvnomdai, Budapest, VII., Város liget fasor 49.
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Die Firma Klösz druckt ab 1921 Lagepläne und Landkarten im Offset Verfahren. Der Lageplan
zeigt das alte Dreher Firmengelände und das Betriebsgelände der Ersten Ungarischen
Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvényserfőzde Rt.. Im Jahr 1923 erlangt Dreher mit dem
Erwerb von 2/3 der Aktien bei der EMRS die Mehrheit. Als Mehrheitseigner führt er die
Bierproduktion in diesem Werk fort. In der ursprünglichen Brauerei Dreher wird die
Produktion auf die Malzherstellung umgestellt und es kommt zur Gründung einer
Schokoladenfabrik (Dreher-Maul).
DMT A 2000.200
DMT A 2000.200a-f
1935
1. Darre, Umbau
Die Darren werden durch Aufstockung von 2-Horden Darren zu 3- Horden Darren
umgestaltet.
DMT A 1000.360
DMT A 1000.360a-d
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XVIII.1.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvényserfőzde Rt.
Ausgangspunkt der Planungs- und Bauchronologie der EMRS ist das Brauhaus Carl
Rohrbacher (Planung: Baumeister Anton Diescher, 1845/50), das im Jahr 1854 von Barber
und Klusemann gekauft wird. Unmittelbar nach der Betriebsübernahme wird neben dem
bestehenden Gebäude eine neue Brauerei errichtet.
1. Lage des Betriebsgeländes
Budapest, X. Kőbánya, II.Betriebsgelände, Jászberényi út.
aktuelle Lageplannummer: 41446-41449
Das Grundstück war durch die heutigen Straßen Jászberényi út, Maglódi út, Gitár út und
Maláta út eingefasst. Die maximale Grundstücksgröße wird mit Quadratöl angegeben.30
Unter dem flachen Grundstück ist über weite Teile ein umfangreiches Kellersystem angelegt.
Lageplan 1883
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Lageplan 1891
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Lageplan 1896
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Lageplan 1897
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Lageplan 1900
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Lageplan 1908
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Sudhaus Ganzenmüller
Lageplan 1910
DMT A 5000.5200
Lageplan 1914
DMT A 5000.5000
Lageplan 1917
DMT A 5000.4200
30
Wertgutachten aus dem Jahr 1917 (DMT A 5000.3100 - DMT A 5000.4600
31
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Lageplan 1930
DMT A 5000.5300
1883
1. Doppeldarre, Neubau
Planung: Károly Hostalek, Baumeister, Budapest, VIII.
An die bestehende Darre wird eine Doppeldarre mit einer Grundfläche von 2x 5,00m x
5,60m, angebaut. Die Mauerwerkskonstruktion besteht aus 0,95m, bzw 1,00m starken
Aussenwänden.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
2. Unterfangung einer Gebäudeaussenwand
Planung: Károly Hostalek, Baumeister, Budapest, VIII.
Um die Absenkung oder den Zusammenbruch der Aussenwand eines Produktionsgebäudes
zu vermeiden, erfolgt eine Untermauerung des gefährdeten Bereiches im Kellersystem.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1884
1. Mälzerei, Neubaus
Budapest, X., Kőbánya, Indóház utca. Lageplannummer. 8438
Planung: Károly Hostalek, Baumeister
Standort
Die neue Mälzerei sollte auf dem Gelände der ehemaligen Brauhaus Gesellschaft
Kőbánya/Kőbányai Serház Társaság errichtet werden. Die zweiteilige Anlage bestand aus
einer unterirdischen Malztenne und -lager im Kellersystem und einer oberirdischen
Malztenne. Beide Tennen verfügten über eigene Darren. Die vertikale Verbindung wurde
über Aufzüge sichergestellt.
Raumprogramm
Das Raumprogramm der oberirdischen Mälzerei (39,63m x 17,21m = 682,00m2) bestand aus
einer 4-geschossigen Malztennen (Innenhöhe 2,75m), einer Anlage mit Doppeldarre
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(Innenraumhöhe 13,00m) und technischen Nebenräumen für die Dampfmaschine und
Dampfkessel sowie einer Werkstatt. Zur vertikalen Erschließung war eine zentrale
Treppenanlage zwischen der Tenne und der Darre vorgesehen.
Konstruktion
Die Aussenwände bestanden aus Mauerwerk in einer Stärke zwischen 0,64m (Bereich
Tenne) und 0,80m (Bereich Darre). Die Decken der Malztennen wurden als Holzkonstruktion
mit Doppelstützen (2x25/25) auf der Längsmittelachse und Balken (25/30) in einer
handwerklichen Zimmermannskonstruktion errichtet. Der Dachstuhl bestand aus einem
zweifach stehenden abgestrebten Pfettendachstuhl. Im Bereich der Darre wurde als
Erdgeschossdecke ein Kappengewölbe eingebaut. Die Streifenfundamente (Breite 0,48–
0,84m) wurden auf den Kalkfelsen aufgesetzt.
Fassade
Die Gebäudemasse gliedert sich entsprechend seinen Hauptfunktionen in zwei Bereiche. Zur
Fassadengestaltung werden einfache Schmuckformen, wie Formsteine, Gesimse und
Segmentöffnungen verwendet. Die Kamine erhalten als Abschluss aufwendig gestaltete
Blechhauben.
Die längliche Fassade der Mälzerei erhält durch 9 Fensterachsen und Lisenen eine vertikale
Gliederung, die der horizontalen Gebäudeform entgegenwirkt. Die Darre strebt dagegen
durch den schlanken hohen Baukörper, die Dachform und den Kamin geradezu turmartig
nach oben, womit ein Kontrapunkt entsteht. Das einzige sichtbare technische Bauelement,
dass das Gebäude als Industriebau ausweist, ist der Darrenkamin (Aussendurchmesser
1,70m). Die Darrenkamine werden axialsymmetrisch angeordnet, wodurch diese zu einem
weiteren Gliederungselemt der Architektur werden.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
2. Mälzerei, Neubau (Variante)
Budapest, X. Kőbánya, Indóház utca., Lageplannummer: 8438
Planung: Károly Hostalek, Baumeister
Der Grundriss zeigt eine Variation der oben beschriebenen Planung 1884.1, bei der die
oberirdische Malztenne eine Abknickung im Grundriss erhält. Grund für die Umplanung ist
die Anpassung an eine geplante Straße.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1888
Brauerei mit Nebengebäuden
Lage: heutige Jászberényi út, Maglódi út; damalige Lageplannummer: 8393
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Die Planung gibt mit der parallelen Anordnung der beiden Hauptproduktionsgebäude und
den umliegenden Nebengengebäude die charakteristische bauliche und funktionale
Zuordnung der EMRS wider. Das zwischen den Hauptgebäuden verlegte Industriegleis bildet
eine zentrale Achse und stellt über den Oberen Bahnhof Kőbánya/Kőbánya felső pu. die
Verbindung zur öffentlichen Infrastruktur her. Das planerische Gesamtkonzept aus
Gebäudeanordnung, Raumzuordnung und Anbindung an die öffentliche Infrastruktur betont
kurze Wege des Materialflusses. Daneben sind auf dem Betriebsgelände kleinere Brauhäuser
vorhanden, die vermutlich ältere Bestandsbauten sind. Neben den Produktionsgebäuden
und Werkstätten sind auch Bauten für soziale Zwecke vorgesehen:
- Wohnungen für Brauarbeiter, Büroangestellte, Direktor
- Geflügelhof
- Gärten und Lauben
- Gewächshäuser
- Kegelbahn
Auffallend ist die Schottenbauweise in Mauerwerk, die dem Brauereigebäude seine massive
Erscheinung verleiht und in einem auffallenden Gegensatz zu den skelettartigen Bauten des
Maschinenbaus aus der gleichen Zeit steht.
DMT A 7000.300
1890
Kühlhaus und Eislager
Nyiregyháza
Das Kühlhaus hat einen rechteckigen Grundriss (Breite: 10,90m, Länge: 21,0m) und ist
ungefähr auf ein Niveau von -1,00m in das Erdreich eingelassen, wobei der Erdaushub als
„Kältedämmung“ auf die Aussenwände(0,45m) aufgeschüttet wurde. Auf dem Dachstuhl aus
einer traditionellen Zimmermannskonstruktion wurde ein Reeddach als oberer Abschluss
aufgebracht. Insgesamt ist ein low-bugdet Gebäude in der lokalen Architektursprache
entstanden.
DMT A 5000.5400
1891
Lagergebäude, Umbau
Budapest,X. Kőbánya
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In das bestehende 5-geschossige Lagergebäude (23,55m x 13,40m = 315,57m2) wird eine
Treppe zur vertikalen Erschließung des Gebäudes eingebaut. Der beigefügte Lageplan zeigt
eine relativ dichte Bebauung des Betriebsgeländes.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1892
Gärkeller, Neubau
Neubau eines 2-geschossigen Gärkellers in den felsigen Untergrund. Die Grundfläche beträgt
ungefähr 1.000m2, die Innenhöhe: 6,00m, bzw. 4,80m. Die Erschließung erfolgt über
Treppen und einen Aufzug. Bei der Planung wurde der Belüftung besondere Beachtung
geschenkt.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1894
Abfüllgebäude
Standort: Gelände Altes Brauhaus/Régi Sörház
Das Abfüllgebäude wurde unter Ausnutzung eines Höhenunterschiedes im Gelände direkt an
die Kalkfelsen gebaut, die über einen Zugang den rückwärtigen Teil des Gebäudes bilden und
vermutlich als Zwischenlager gedient haben. Die rechteckige Abfüllhalle konnte mit einer
Grundfläche von 160,00m2 eine Abfüllanlage mit eher geringer Kapazität aufnehmen.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1896
1. Werkzeugkammer
Planung: József Pucher, Baumeister
ehemalige Sörgyár utca
Grundfläche: 12,90mx 5,90m = 76,11m2
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
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2. Feuerwehrstation
Planung: József Pucher, Baumeister
ehemalige Sörgyár utca
Grundfläche: 17,30m x 13,00m = 225,00m2
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1897
Fasslager
Planung: József Pucher, Baumeister
Jászberényi út
Grundfläche: 22,00m x 16,00m = 352,00m2
Das Fasslager wurde in einer Baulücke an der Jászberényi út errichtet, womit die
Blockrandbebauung weiter geführt wurde.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1899
1. Reifekeller
Die Architektur und Funktion der Reifekeller wird im Abschnitt Eiskeller detailliert
beschrieben.
Vergleiche Abschnitt Eiskeller
Vergleiche Abschnitt Gär- und Lagerkeller
DMT 4000.100
DMT 4000.400
2. Technische Einrichtung für das Abfüllgebäude 1894
DMT A 5000.2700
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
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1900
1. Lageplan Malzfabrik und Abfüllabteilung auf dem Betriebsgelände des alten Brauhauses
Lageplan mit Funktionsbezeichnung der Gebäude
DMT A 5000.4800
2. Lageplan EMRS
Lageplan mit neuer Straßenführung der Külső Jászberényi út.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
3. Lageplan der EMRS mit Rohrleitungen
Verlegeplan für
-
Dampfleitungen
Abwasserleitungen
Brandwasserleitungen
Trinkwasserleitungen
Kondenswasserleitungen
DMT A 7000.400
4. Malzfabrik
DMT A 7000.600
1903
Malzfabrik: Umbau des Malzlagers
Umbau des Malzlagers (Gebäude Nr. 5 auf Lageplan DMT A 5000.4800)
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
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1905
Lastenaufzug, Neubau
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1907
1. Darre Nr. 6, neuer Hordenrost
DMT A 5000.5800
2. Anbau: überarbeiteter Plan
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1908
1. Malztenne als Stahlbetonkonstruktion
DMT 5000.6800
2. Sudhaus, Neubau
Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern)
Die Planung wird im Jahr 1909 weiter geführt
Grundfläche : 33,30m x 49,75m = 1.657,00m2
DMT 5000.100 - DMT 5000.700
DMT 5000.1500
DMT 5000.1800
DMT 5000.2100
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
3. Abfüllgebäude, Anbau
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
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1909
1. Gärkeller, Neubau
Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern)
DMT 5000.800
DMT 5000.900
DMT 5000.1000
DMT 5000.1100
DMT 5000.1200
DMT 5000.2200
2. Lagerkeller, Neubau
Neubau eines Lagerkellers mit einer überbauten Grundfläche von ungefähr 2.800m 2
(Innenhöhe: 9,95m) als Erweiterung des bestehenden Kellers, der vormals als Weinkeller
genutzt wurde. Der Lagerkeller ist direkt neben dem neuen Sudhaus angeordnet.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
3. Wohnhaus, Anbau
Anordnung auf dem Gelände des alten Brauhauses (Régi Sörház)
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
4. Neues Sudhaus
Beginn der Planung im Jahr 1908
Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern)
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1910
1. Lageplan
Gebäude, Keller, Industriegleise
DMT 500.5100
DMT 500.5200
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2. Rohrleitungen, Verlegeplan
Planung: Schlick-Nicholson, Budapest
DMT 5000.5500
2. Rohrleitungen, Verlegeplan und Anordnung Pumpen
DMT 5000.2500
1911
Abkühlapparate, Anordnung
Planung: Ringhoffer, Smichow (Prag)
DMT A 5000.6500
1912
1. Maschinenraum: Verlegeplan Leitungen
Unternehmer: Johann Bründel, Budapest, VII. Bezirk
DMT A 5000.6700
2. Sanitäranlagen
Aussenmaße: 3,90m x 6,70m
DMT A 5000.6100
3. Maschinenhaus, technische Einrichtungen
Planung: C.A. Neubecker, Maschinenfabrik, Offenbach a.M. (D)
Im Maschinenhaus waren folgende technischen Einrichtungen untergebracht:
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Niederdruck- und Salzwasserpumpen, Gebläse, 2 Luftkompressoren, 4 Presspumpen und
Turbinenpumpen. Die Geräte wurden über Transmissionswellen und Riemen angetrieben.
Die Energie wurde von einer Dampfmaschine erzeugt, die im Maschinenhaus aufgestellt war.
DMT A 5000.2800
4. Gebäude zur Reinigung der Gerste, Umbau
Planung: István Pucher
Das mehrgeschossige Gebäude wird mit einem erkerförmigen Anbau (Grundfläche: 11,00m x
5,00m = 55,00m2) vergrössert.
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1914
1. Lageplan
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG (EMRS) und Malzfabrik Kőbánya
DMT A 5000.5000
2. Lageplan
Wasserver- und Entsorgungsleitungen
Industriegleise
DMT A 5000.5100
DMT A 5000.1600
1917
1. Wertgutachten mit Lagepläne der Gebäude und Keller
Erstellt von: Weimess Marian, Architektin, Budapest
DMT A 5000.3100 … DMT A 5000.4.600
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2. Wohnhaus
Budapest, Újpest, Váci út
DMT A 5000.5.600
1920
1. Sudhaus: Neues Gebläse im Dachraum
Planung: Maschinenbaufabrik Steinecker, Freising (Bayern)
DMT A 5000.2300
2. Kühlhaus
Kecskemét, Kisfaludy utca 17.
DMT A 5000.2300
1930
1. Lageplan
DMT A 5000.5300
2. Mälzerei
DMT A 5000.4700
1938
Gerstenlager, Maschinelle Einrichtung zur Reinigung
DMT A 5000.2600
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XVIII.1.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt.
1. Lage des Betriebsgeländes
Budapest, X. Kőbánya, IV.Betriebsgelände
Planung: Győző Czigler
1892
1.Lagerkeller, Zugangsbebäude
Zur Erschließung des bestehenden Kellers (-15,00m) wurde ein 4-geschossiges
Zugangsgebäude mit einer Treppenanlage, 2 Aufzügen und Schächten für den Transport der
Fässer errichtet.
DMT 9000.800
DMT 9000.1000
DMT 9000.1100
DMT 9000.1200
2. Sudhaus mit Technikzentrum und Gärkeller
Der Gebbäudekomlex (50,0m x 80,0m = 4.000m2) besteht aus den drei Gebäudebereichen
Sudhaus, Energiezentrale und Gärkeller.
2.1. Das Sudhaus
Der Sudraum (25,92m x 20,45m = 530m2) mit einer Innenhöhe von 5,86m ist von massiven
Aussenwänden (0,60m) eingefasst und wird mittels großdimensionierter Rundbögenfenster
(Fensterhöhe: 3,80m, Brüstungshöhe: 1,98m) belichtet. Der Raum so dimensioniert, dass zu
einem späteren Zeitpunkt weitere Sudbecken installiert werden können. Damit ist eine
zukünftige Produktionserhöhung möglich, ohne bauliche Veränderungen vornehmen zu
müssen. Die Dachkonstruktion des Sudhauses besteht aus einem Stahlfachwerkträger mit
geknicktem Untergurt (Spannweite: 21,00m). Auf die oberen Knotenpunkte sind Pfetten und
Sparren aufgelegt. Die Dacheindeckung besteht aus Schindeln.
DMT 9000.900
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
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2.2. Energiezentrale
Direkt neben dem Sudhaus befindet sich die Energiezentrale mit einer Grundfläche von
950m2 und einer Innenhöhe von 5,50m. Die baulichen Dimensionen und die technische
Ausstattung belegen die Bedeutung dieses Bereiches. Die Einzelbereiche sind: Heizzentrale
(18,50m x 19,30m=356,00 m2), Maschinenhaus (19,28 x 16,00m=308,00 m2), Raum für den
Eisgenerator (8,00m x 15,00m=120,00m2) und der Pumpenraum (8,00m x 16,00m= 128 m2).
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
2.3. Gärkeller
Das rechteckige Gebäude ist dreigeschossig: Erdgeschoss: Reifekeller (Innenhöhe: 4,50m), 1.
Obergeschoss: Hopfenlager (Innenhöhe: 3,50m), 2. Obergeschoss: Kühlhalle (Innenhöhe:
3,65m + Dachraum). Die Lastabtragung erfolgt über massive Aussenwände und einem
Stützensystem (Raster 3,96m x 5,35m). Die Decken bilden gemauerte Rundbögen.
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
3. Mälzerei mit Darre
Planung Gebäude: Győző Czigler
Planung Produktionstechnik: Ringhoffer, Smichow (Prag)
Das großdimensionierte Gebäude (40,00m x 90,00m = 3.600 m2) besteht aus zwei Bereichen,
der Malztenne und der Darre.
Malztenne
Das 4-geschossige Malztennegebäude wurde maximal genutzt und verfügte auch im
Untergeschoss über Tennen. Auffallend ist die aufwendige Lüftung der Malztennen, die aus
einer Kombination aus Schächten für eine natürliche Be- und Entlüftung und einer
lufttechnische Anlage mit mechanischer Ventilation besteht.
Darre
Die turmartige Doppeldarre wurde am seitlichen Ende des Gebäudes angeordnet.
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
4. Fassade
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
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1893
1. Industriekamin
Kamin des Technikzentrums
H= 32,00m
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
2. Lagerkeller: Zugangsbebäude
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
3. Sudhaus mit Technikzentrum und Gärkeller
Planung: Sándor Kaufmann
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
4. Dachstuhl aus Stahlprofilen
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
1900
1. Lageplan
DMT A 3000.200
2. Lageplan
DMT A 3000.300
1901
1. Lageplan
DMT A 9000.100
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1905
1. Lageplan
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
1908
1. Aufzug, Umbau Eingang Kellersystem
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
1911
1. Sudhaus, Umbau
Detail Stahlstütze
Planung u. Ausführung:
Antal Oetl, Eisengießerei, Fabrik für Maschinen- und Eisenkonsturkionen
Bp., X., Asztalos Sáncor út. 18.
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
1914
1. Eiskeller
Maglódi út 17
DMT A 9000.700
2. Pförtnerhaus, Details
DMT A 9000.1300
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1923
1. Lageplan
DMT 9000.200
2. Mälzerei
Erweiterung der Mälzerei
DMT 9000.500
DMT 9000.900
3. Bürgerliche Brauerei Kőbánya und St. Stephan Futtermittelwerke AG/Kőbányai Polgári
Serfőzde és Szent István Tápszerművek Rt.
Seifen-, Öl- und Futtermittelbetriebe
1. Lageplan
DMT A 9000.200
1925
1. Lageplan Brauerei
DMT A 9000.300
DMT A 3000.400
2. Lageplan Bürgerliche Brauerei Kőbánya und St. Stephan Futtermittelwerke AG/Kőbányai
Polgári Serfőzde és Szent István Tápszerművek Rt.
DMT A 9000.400
1938
1. Lageplan
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
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XVIII.1.4. Brauerei König Kőbánya AG/Kőbányai Király Sörföző Rt.
1894
1. Lageplan
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
2. Industriekamin
Höhe des technischen Bauwerks= 50,00m
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
3. Sudhaus
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
4. Malztenne
Erdgeschoss:
1. Obergeschoss:
2. Obergeschoss:
Summe:
3.064,00m2
3.067,00m2
3.067,00m2
9.198,00m2
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
5. Darre
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
5. Fassade
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
6. Nebengebäude: Schmiede, Wagnerei, Schreinerwerkstatt und Garage, Böttcherei,
Gebäude für Fassreinigung und -binden, Stallungen, Kantine und Duschräume,
Wohnbauten
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BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
7. Aufzuganlage für das Kühleislager im Kellersystem
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
8. Lageplan mit Industriegleisen
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1895
1. Gebäude für Fassreinigung und -binden
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
2. Gasthaus
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
3. Pferdestallungen
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
4. Gärkeller
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1899
1. Darre
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
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2. Raum zur Fassbefüllung
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1900
1. Mälzerei
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
2. Lageplan
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
3. Sudhaus, Neuer Dachstuhl
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1912
1. Grünmalztransportanlage
DMT A 11000.100
2. Kellertennen
Architekt: Wiedemann Rudolf
DMT A11000.200
3. Darre Nr. 2, Umbau in eine Dreihordendarre
Architekt: Rudolf Wiedemann
DMT A11000.300
4. Mälzerei, Einbau einer Malztransportanlage
Architekt: Rudolf Wiedemann
50
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DMT A11000.400
DMT A11000.500
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XVIII.1.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és
Budafoki Sörgyárak Rt.
1883
1. Lageplan Budafok
Vermessung: Ingenieur Kutscherer
Der Lageplan zeigt den Grundriss des Kellersystems sowie unterirdische Malztennen und
Gärkeller. Ähnlich zur Entwicklung in Kőbánya war das Kellersystem ursprünglich als
Weinkeller angelegt und wurde erst danach von der Brauerei genutzt. Es ist zu vermuten,
dass im Jahr 1883 der Kellersystem einer gemischten Nutzung zugeführt war, d.h. sowohl als
Weinkeller, als auch von der Brauerei genutzt wurde.
DMT A 6000.2600
1900
1. Bierlanger in Székesfehérvár
Das Bierlager befindet sich in Székesfehérvár in der damaligen Fazekas utca. Die
eingeschossigen Gebäude (Büro, Eislager, verschiedene Lager) sind entlang der
Grundstücksgrenze angeordnet und bilden einen Innehof.
DMT A 12000.500
DMT A 12000.600
DMT A 12000.700
2. Eislager in Székesfehérvár
Das Eislager (8,40m x 21,60m = 181,50m2) besteht aus einem Zweikammersystem mit je 70,0
m2 Grundfläche und einer Innenraumhöhe von 3,00m plus Dachkonsruktion. Das Bauwerk
hat Umfassungswände in einer Stärke von 0,60m und ist 1,40m in das Erdreich abgesenkt.
Der obere Gebäudeabschluss bildet ein Satteldach, das vermutlich mit einer Strohabdeckung
eingedeckt wurde.
DMT A 12000.1200
DMT A 7000.1000
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3. Brauerei Budafok, Gebäudeverzeichnis mit Systemzeichnungen
DMT A 13000.100
DMT A 13000.200
DMT A 13000.300
DMT A 13000.400
DMT A 13000.500
1908
1. Brauerei Kőbánya, Sudhaus und Kellereigebäude
DMT A 6000.2800
DMT A 6000.3200
DMT A 6000.3300
DMT A 6000.3400
DMT A 6000.3500
2. Brauerei Kőbánya, Fassade
DMT A 6000.2900
DMT A 6000.3000
DMT A 6000.3050
3. Brauerei Kőbánya, Sud- und Maschinenhaus
DMT A 6000.3100
DMT A 6000.3600
3. Malzfabrik Kőbánya (ab 1923 Textilwerk)
Planung: Antal Sorg
DMT A 6000.3700
DMT A 6000.3800
DMT A 6000.3900
DMT A 6000.4000
DMT A 6000.4100
53
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
4. Malzfabrik Kőbánya, Darre
DMT A 6000.4100
1909
1. Brauerei Budafok, Kellergebäude
Planung: Architekt A. Zimmermann, Freiburg im Breisgau (D)
Das Kellergebäude besteht im Grundriss aus zwei zusammengesetzten Rechtecken (23,50m x
50,10m und 34,50m x 52,85m) mit einer Bruttogrundrissfläche von 3.000 m2.
DMT A 6000.4300
DMT A 6000.4400
DMT A 6000.4500
DMT A 6000.4600
2. Brauerei Budafok, Lagplan
DMT A 6000.5200
3. Brauerei Budafok, Lagplan
Planung: Architekt A. Zimmermann, Freiburg i. Breisgau (D)
4. Brauerei Kőbánya, Sudhaus, Sudhauseinrichtung
Planung: Metallwerk J. Goeggl u. Sohn, München
DMT A 6000.5400
DMT A 6000.5500
5. Brauerei Kőbánya Maschinenhaus und Kellereigebäude
DMT A 6000.5600
DMT A 6000.5700
6. Vertrag über Anschluss Industriegleis
DMT A 6000.7100
DMT A 6000.7200
54
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
DMT A 6000.7300
DMT A 6000.7400
DMT A 6000.7500
DMT A 6000.7600
DMT A 6000.7700
DMT A 6000.7800
1910
1. Brauerei Kőbánya, Gärkeller
Architekt: A. Zimmermann, Freiburg (D)
Planung der Lüftungsanlage: Goeggl u. Sohn, München
Lüftungs- und Kühlanlage im Gärkeller
DMT A 6000.5800
2. Kellereigebäude
Architekt: A. Zimmermann, Freiburg (D)
Untergeschoss: „Bierkeller” mit Flaschen- und Palettenlager, Werkzeugkammer
Erdgeschoss: Flaschenabfüllraum, Gärraum
Obergeschoss: Kühlraum, Hopfenlager, Eisgenerator
DMT A 6000.5900
DMT A 6000.6000
DMT A 6000.6100
DMT A 6000.6300 (Schnitt)
DMT A 6000.6400 (Ansicht)
DMT A 6000.6500 (Druck: Klösz Gy. és Fia, Budapest)
DMT A 6000.6600
DMT A 6000.6900
DMT A 6000.4700
2. Einmauerungsplan für 3 Stück Wellrohrkessel
Planung: Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn
DMT A 6000.4300
DMT A 6000.4400
55
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
3. Sudhaus und Silogebäude
Architekt: A. Zimmermann, Freiburg (D)
Grundfläche: 27,55m x 15,55m = 428,40 m2
DMT A 6000.6200
DMT A 6000.6700
DMT A 6000.6800
4. Lagplan
Aufgenommen: Lajos Langer, Technisches Büro und Unternehmung
DMT A 6000.7000
1911
1. Rohrleitungsplan
Planung: Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn
Rohrleitungsplan mit
- Hauptdampf- und Überlaufleitungen
- Rücklaufleitungen
- Druckleitungen
- Zentrifugalpumpen
- Kondensleitungen der Hochdruckautomaten
- Kondensleitungen der Niederdruckautomaten
- Absaugleitungen
- Heizleitungen
DMT A 6000.5100
1913
1. Weinkeller und Eislager in Tátátóváros
Planung: Antal Sorg
DMT A 12000.1100
56
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
2. Lageplan für die Installation einer Nutzwasserleitung
Planung: Nordböhmische Wasserbau-Aktiengesellschaft in Aussig
Im Lageplan sind die alten und neuen Brunnen zur Gewinnung von Brauwasser verzeichnet.
DMT A 6000.2700
1914
1. Lager mit Kühlraum in Nagyvárad
DMT A 12000.900
2. Mälzerei mit Darre, Neubau
Kőbánya, Sörgyár utca / Szlávy utca (heute Kocka utca)
Planung: Ingenieurbüro Miller u. Hetzel, München
41,025m x 74,15m = 3.042,00 m2
DMT A 6000.100
DMT A 6000.200
DMT A 6000.300
DMT A 6000.400
DMT A 6000.500
DMT A 6000.600
DMT A 6000.700
DMT A 6000.800
DMT A 6000.900
DMT A 6000.1000
DMT A 6000.1100
DMT A 6000.1200
DMT A 6000.1300
DMT A 6000.1400
DMT A 6000.1500
DMT A 6000.1600 (mit Lageplan)
DMT A 6000.1700 Ansicht
DMT A 6000.2500 Ansicht
57
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
Darre
DMT A 6000.500
DMT A 6000.1200
DMT A 6000.1300
1916
1. Sudhaus, Umbau
Planung: Antal Sorg, Baumeister
DMT A 6000.3700
1917
2. Mälzerei mit Darre
Kőbánya, Sörgyár utca/Szlávy utca (heute Kocka utca)
Planuung: Ingenieurbüro Miller u. Hetzel, München
DMT A 6000.1800 Ansicht/Schnitt
DMT A 6000.1900 Darre: Schnitt
DMT A 6000.2000 Schnitt
DMT A 6000.2100 Schnitt
DMT A 6000.2200 Ansicht
DMT A 6000.2300 Ansicht
DMT A 6000.2400 Ansicht
DMT A 6000.2500 Ansicht
1918
1. Kalkulation Bauvorhaben
Erstellt: Frigyes Kovács, Architekt
DMT A 6000.4200
58
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Martin Pilsitz
1932
1. Bodenprofil
Erstellt: Kalamaznik és Társa, Budapest
DMT A 4000.700
2. Lageplan Kellersystem Budafok
DMT A 4000.900
59
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XVIII.1.6. Hauptstätische Brauerei AG/Főrvárosi Serfőző Rt.
1912
1. Sudhaus Hauptfassade
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
DMT A 8000.200
DMT A 8000.1700
2. Sudhaus und Siloräume
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
Grundfläche: 52,04m x 7,14m = 372,00m2
Kellergeschoss: Maschinenraum, „Öl-Keller”, Vorratskeller, Kellerraum mit Silos,
Treppenraum
Erdgeschoss: Sudhaus (17,00m x 17,00m, Innenhöhe: 7,40m), Räume für Silos, Treppenraum
Obergeschoss: Speicher, Vorratsraum, Laboratorium, Räume für Silos
DMT A 8000.500 Grundrisse
DMT A 8000.2900 Annahmesilo für Malz u. Gerste
DMT A 8000.3400 Annahmeschacht für Malz und Gerste
3. Schnitte
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
a-a: Turm
b-b: Durchfahrt
c-c: Darre
d-d: Silos
e-e: Treppenhaus
f-f: Sudhaus
DMT A 8000.500
DMT A 8000.1300
DMT A 8000.1600
DMT A 8000.1600c
DMT A 8000.2400
60
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Martin Pilsitz
DMT A 8000.4100
3. Mälzerei
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
Grundfläche: 27,10m x 52,95m = 1.435 m2
DMT A 8000.1400
DMT A 8000.1400
DMT A 8000.1500
DMT A 8000.4200
DMT A 8000.700
DMT A 8000.900
DMT A 8000.3500
4. Darre
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
DMT A 8000.1000
DMT A 8000.3000
DMT A 8000.3100
4. Turm
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
Grundfläche: 10,10m x 10,10m = 102,00 m2
Funktion: Standort der Wassertanks im 4. Obergeschoss
Grundrisse und Schnitt durch den Turm
DMT A 8000.1200
5. Kellereigebäude
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
61
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
DMT A 8000.1800
DMT A 8000.4500
6. Kessel- u. Maschinenhaus
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
DMT A 8000.1900
DMT A 8000.2000
DMT A 8000.2100
DMT A 8000.2200
DMT A 8000.2300
DMT A 8000.2600
DMT A 8000.2700
DMT A 8000.2800
DMT A 8000.3300
7. Verbindungsbrücke
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
Grundriss, Schnitt und Ansicht
DMT A 8000.2500
7. Deckenkonstruktionen in Mälzerei, Silogebäude und Sudhaus
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
Die Konstruktion besteht aus I-Stahlträgern mit Betonausfachung in Kappenform
DMT A 8000.3200
DMT A 8000.2500
8. Bierabfüllerei
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
DMT A 8000.3600
62
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
DMT A 8000.3700
DMT A 8000.3800
DMT A 8000.4000
9. Grundstückseinfriedung (Zaun)
Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u.
Mälzereien
DMT A 8000.3900
1914
1. Lageplan
Bp., X. Kőbánya, Maglódi út, Lageplannummer: 8341-8358
mit Grundrissen der Produktionsgebäude, 1. Obergeschoss:
Darre, Mälzerei, Sudhaus, Gärkeller, Flaschenabfüllerei, Pichlerei, Maschinenhaus,
Gerstenlager, Silogebäude
DMT A 8000.100
2. Lageplan
Bp., X. Kőbánya, Maglódi út, Lageplannummer: 8341-8358
mit den Grundrissen der Nebengebäude
DMT A 8000.400
3. Maschinen- und Kesselhaus
Antal Sorg, Baumeister
Kohlesilo, Umbau
DMT A 8000.4300
63
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
4. Gärkeller
Planung Hochbau: Antal Sorg, Baumeister
Planung Technik: Bertalan Gáal
Installation eines Kühlsystems: Eisgenerator und technische Einbauten
DMT A 8000.4400
1930
1. Lageplan
DMT A 8000.300
64
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp
Der Katalog enthält die Planungs- und Bauchronologie folgender Brauereien nach
Gebäudetyp:31


Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde
Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt./Első Magyar
Rézsvény Serfőzde Rt.
Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt.
Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt.
Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai
és Budafoki Sörgyárak Rt.
Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.




Die Einteilung erfolgt nach folgenden Gebäudtypen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
31
Mälzerei/Darre
Sudhaus
Gär- und Lagerkeller
Maschinen- und Kesselhaus
Kühlhaus
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
Lageplan
Quelle: Budapest Fővárosi Levéltár (BFL) és Dreher Museum Tervtár (DMT)
65
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Martin Pilsitz
XVIII.2.1. Brauerei Dreher
Mälzerei/Darre
1869
1870
1870
1900
Darre, Neubau
Darre, Treppenhaus
Malzdarre, Neubau
Malztenne, Neubau
BFL XV.17.b.312 553/1869b
DMT A 1000. 170a-e
BFL XV.17.b.312 499/1870f
DMT A 11000.700
DMT A 11000.700a,b,c,d,e,f,g
DMT A 1000.410
DMT A 1000.410
DMT A 1000.410a,b,c,d,e,f,g,h,i,j,k
DMT A 11000.700
DMT A 11000.700a,b,c,d,e,f,g
DMT A 2000.100
DMT A 11000.800
DMT A 11000.800a-e
DMT A 11000.900
DMT A 11000.900a,b
DMT A 1000.360
DMT A 1000.360a-d
1903 Malztenne, Umplanung
1910 Umbau Darre Nr.13
1935 Darre, Umbau
Sudhaus
1900 Neubau Brauerei
DMT A 7000.900
DMT A 7000.900a,b,c,d,e,f
1905 Technische Einrichtung
DMT A 1000.130
DMT A 1000.200
DMT A 1000.200a-e
DMT A 1000.210
DMT A 1000.210a-h
DMT A 1000.390
DMT A 1000.390a,b
DMT A 1000.400
DMT A 1000.400a-q
1911 Sudhaus mit Dampfsudwerk
Gär- und Lagerkeller
1869 Gärkeller
1905 Gärkeller
BFL XV.17.b.312 553/1869d
DMT A 1000.180
66
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
DMT A 1000.180a-e, verso
Maschinen- und Kesselhaus
1870 Kessel-, Maschinen- und Sudhaus
1911 Maschinenhaus
BFL XV.17.b.312 499/1870a,b, d
DMT A 1000.100
DMT A 1000.220
DMT A 1000.220a-h, verso, verso 1
DMT A 1000.230
DMT A 1000.230a-h, verso, verso 1
DMT A 1000.240
DMT A 1000.240a-g, verso
DMT A 7000.100
DMT A 7000.100a-d
DMT A 1000.260
DMT A 1000.260a-g
1912 Maschinenhaus
Kühlhaus
1869
1870
1871
1895?
1895
1899
Kühlhaus
Kühlhaus
Kühlhaus Erweiterung
Kühlhaus (Keim- u. Gerstenlager)
Kühlhaus in Zombor
„Amerikanische Eisgrube”
BFL XV.17.b.312 553/1869e
BFL XV.17.b.312 499/1870e
BFL XV.17.b.312 1205/1871a,b
DMT A 1000.150a,b, verso
DMT A 1000.280a, b, verso, verso1
DMT A 1000.120
DMT A 1000.370
DMT A 1000.370a,b,c,verso
DMT A 1000.380
DMT A 1000.380a,b,c,d
DMT A 1000.190
DMT A 1000.190a-d
DMT A 1000.140
DMT A 1000.290
DMT A 1000.290a-j
DMT A 1000.250
DMT A 1000.250a-l
1899 Eislager in Abrudbánya
1905 Kühlraum Bierwürze
1910 Gebäude Eisgenerator
1917 Kühlhaus Gefrierfleisch
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
1869 Wirtschaftsgebäude
BFL XV.17.b.312 553/1869a
67
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
1869
1869
1870
1872
Lagergebäude Malz Gerste
Wagenremise
Malzkastengebäude
Villa Havas, Erweiterung
1873 Pferdestallungen
1895 Stallbau in Zombor
1897 Villa Dreher, Innenausbau
1898 Villa Dreher Erweiterung
1902 Villa Dreher
1905 Gerstenlager, Umbau
1905 Villa Dreher
1907 Bierleitungssystem
1908 Fundamentplan Kompressor
1912 Fundamentplan Aufzug
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
BFL XV.17.b.312 553/1869c
BFL XV.17.b.312 553/1869f
BFL XV.17.b.312 499/1870c
BFL XV.17.b.312 227/1872a,b
www.műemlékem.hu/havasvilla (2014.01.10)
BFL XV.17.b.312.3160/1873a,b,c
www.műemlékem.hu/Dreher sörgyár 014.01.10)
DMT A 1000.280a, b, verso, verso1
DMT A 14000.500
DMT A 14000.600
DMT A 14000.700
DMT A 14000.400
DMT A 14000.400a,b,c,d
DMT A 14000.300
DMT A 14000.300a
DMT A 1000.300
DMT A 1000.300a-h
DMT A 14000.200
DMT A 14000.200a,b
DMT A 1000.300
DMT A 1000.300a-g
DMT A 7000.800
DMT A 7000.800a-j
DMT A 1000.270
DMT A 1000.270a-d, verso
1914 Malz-, Gerstensilo
DMT A 1000.420
DMT A 1000.420a-g, verso
DMT A 1000.430
DMT A 1000.430a-c, verso
DMT A 1000.440a-f, verso, verso 1
DMT A 1000.450
DMT A 1000.450a-c
Lagepläne
1890
1903
DMT A 7000. 200a-f.
DMT A 2000.100
DMT A 2000.100a-k
DMT A 7000.600
DMT A 7000.600a-l
DMT A 1000.320
DMT A 1000.320a-c
DMT A 14000.100
1912
1914
1915
68
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
DMT A 14000.100a-e, verso
DMT A 2000.200
DMT A 2000.200a-f
1923
69
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XVIII.2.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.
Mälzerei/Darre
1883
1884
1884
1888
1900
1903
Darre, Neubau
Mälzerei, Neubau
Mälzerei, Neubau (Variante)
Bauereianlage
Malfabrik
Malzfabrik, Umbau
1907
1908
1902
1930
Darre Nr. 6, neuer Hordenrost
Malztenne
Gebäude Gerstenreinigung, Umbau
Mälzerei
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 7000.300
DMT A 7000.600
DMT A.5000.4800
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 5000.5800
DMT A 5000.6800
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 5000.4700
Sudhaus
1908 Sudhaus, Neubau
DMT A 5000.100
DMT A 5000.200
DMT A 5000.300
DMT A 5000.400
DMT A 5000.500
DMT A 5000.600
DMT A 5000.700
DMT A 5000.1500
DMT A 5000.1800
DMT A 5000.1800
DMT A 5000.2100
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1909 Sudhaus, Neubau
Gär- und Lagerkeller
1892 Gärkeller, Neubau
1899 Reifekeller
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 4000.100
DMT A 4000.400
DMT A 5000.800
DMT A 5000.900
DMT A 5000.1000
DMT A 5000.1100
1909 Gärkeller, Neubau
70
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Martin Pilsitz
DMT A 5000.1200
DMT A 5000.2200
1909 Lagerkeller, Neubau
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Maschinen- und Kesselhaus
1912 Maschinenraum: Leitungen
1912 Maschinenhaus, Einrichtung
DMT A 5000.6700
DMT A 5000.2800
Kühlhaus
1890 Kühlhaus, Nyiregyháza
1917 Kühlhaus, Újpest
1920 Kühlhaus, Kecskemét
DMT A 5000.5400
DMT A 5000.5.600
DMT A 5000.2300
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
1893
1891
1894
1896
1897
1899
1900
1905
1907
1908
1909
1910
1910
1911
1912
1920
1938
Unterfangung einer Gebäudeaussenwand
Lagergebäude, Umbau
Abfüllgebäude
Werkzeugkammer
Fasslager
Techn. Einricht. Abfüllgebäude (1894)
Rohrleitungsplan/Lageplan
Lastenaufzug, Neubau
Gebäudeanbau, modifizierter Plan
Abfüllgebäude, Anbau
Wohnhaus, Anbau
Rohrleitungen, Verlegeplan
Rohrleitungen, Anordnung Pumpen
Abkühlapparate, Anordnung
Sanitäranlagen
Sudhaus: neues Gebläse
Gerstenlager, masch. Reinigungseinr.
71
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 7000.400
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 5000.5500
DMT A 5000.2500
DMT A 5000.6500
DMT A 5000.6100
DMT A 5000.2300
DMT A 5000.2600
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
Lageplan
1883
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
1891
1896
1897
1900
1900
1908
1910
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 5000.4800
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 5000.5200
DMT A 500.5100
DMT A 5000.5000
DMT A 5000.4200
DMT A 5000.3100 … DMT A 5000.4.600
DMT A 5000.5300
1914
1917
1917 Immobilien-Wertgutachten
1930
72
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVIII.2.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári serfőzde Rt.
Mälzerei/Darre
1892 Mälzerei/Darre
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
DMT A 9000.500
DMT A 9000.900
1923 Mälzerei, Erweiterung
Sudhaus
1892 Sudhaus
DMT A 9000.900
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
1893 Sudhaus
1911 Sudhaus, Umbau
Gär- und Lagerkeller
1892 Lagerkeller, Zugangsgebäude
DMT A 9000.800
DMT A 9000.1000
DMT A 9000.1100
DMT A 9000.1200
DMT A 9000.900
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
DMT A 9000.700
1892 Gärkeller
1893 Gärkeller
1914 Eiskeller
Maschinen- und Kesselhaus
1892 Kessel- und Maschinenhaus
1893 Kessel- und Maschinenhaus
DMT A 9000.900
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
Kühlhaus
keine Plandokumente
73
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2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
1893
1893
1893
1908
1914
Industriekamin
Lagerkeller: Zugangsgebäude
Dachstuhl aus Stahlprofilen
Aufzug, Umbau
Pförtnerhaus, Details
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
DMT A 9000.1300
Lageplan
1900
DMT A 3000.200
DMT A 3000.300
DMT A 9000.100
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
DMT A 9000.200
DMT A 9000.300
DMT A 3000.400
DMT A 9000.400
BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz
1901
1905
1923
1925
1923
1938
74
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVIII.2.4. Brauerei König Kőbánya/Kőbányai Király Sörföző Rt.
Mälzerei/Darre
1894
1894
1899
1900
1912
1912
Malztenne
Darre
Darre
Mälzerei
Kellertenne
Darre Nr. 2, Umbau
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 11000.200
DMT A 11000.300
Sudhaus
1894 Sudhaus
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Gär- und Lagerkeller
1895 Gärkeller
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
Maschinen- und Kesselhaus
keine Plandokumente
XVI.2.4.5. Kühlhaus
keine Plandokumente
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
1894
1894
1894
1895
1895
1895
1899
1900
1912
Industriekamin
Werkstätten
Aufzugsanlage
Fassreinigung
Gasthaus
Pferdestallungen
Raum für Fassabfüllung
Sudhaus: Dachstuhl
Anlage Malztransport
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
DMT A 11000.100
DMT A 11000.400
75
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
DMT A 11000.100
Lageplan
1894
1894 Lageplan mit Industriegleisen
1900
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVIII.2.5. Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG Haggenmacher Kőbányai
és Budafoki Sörgyárak Rt.
Mälzerei/Darre
1900 Brauerei Budafok
DMT A 13000.100
DMT A 13000.200
DMT A 13000.300
DMT A 13000.400
DMT A 13000.500
DMT A 6000.3700
DMT A 6000.3800
DMT A 6000.3900
DMT A 6000.4000
DMT A 6000.4100
DMT A 6000.100
DMT A 6000.200
DMT A 6000.300
DMT A 6000.400
DMT A 6000.500
DMT A 6000.600
DMT A 6000.700
DMT A 6000.800
DMT A 6000.900
DMT A 6000.1000
DMT A 6000.1100
DMT A 6000.1200
DMT A 6000.1300
DMT A 6000.1400
DMT A 6000.1500
DMT A 6000.1600 (mit Lageplan)
DMT A 6000.1700 Ansicht
DMT A 6000.2500 Ansicht
DMT A 6000.500
DMT A 6000.1200
DMT A 6000.1300
DMT A 6000.1800 Ansicht/Schnitt
DMT A 6000.1900 Darre: Schnitt
DMT A 6000.2000 Schnitt
DMT A 6000.2100 Schnitt
DMT A 6000.2200
DMT A 6000.2300
DMT A 6000.2400
DMT A 6000.2500
1908 Malzfabrik (ab 1923 Textilwerk)
1908 Darre, Kőbánya
1914 Mälzerei mit Darre, Kőbánya
Mälzerei:
Darre:
1917 Mälzerei mit Darre
77
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
Sudhaus
1908 Sudhaus, Kőbánya
DMT A 6000.2800
DMT A 6000.3200
DMT A 6000.3300
DMT A 6000.3400
DMT A 6000.3500
DMT A 6000.2900
DMT A 6000.3000
DMT A 6000.3050
DMT A 6000.5400
DMT A 6000.5500
DMT A 6000.6200
DMT A 6000.6700
DMT A 6000.6800
DMT A 6000.3700
1909 Sudhaus, Kőbánya
1910 Sudhaus, Kőbánya
1916 Sudhaus, Umbau
Gär- und Lagerkeller
1908 Gärkeller, Kőbanya
DMT A 6000.2800
DMT A 6000.3200
DMT A 6000.3300
DMT A 6000.3400
DMT A 6000.3500
DMT A 6000.2900
DMT A 6000.3000
DMT A 6000.3050
DMT A 6000.3100
DMT A 6000.3600
DMT A 6000.4300
DMT A 6000.4400
DMT A 6000.4500
DMT A 6000.4600
DMT A 6000.5600
DMT A 6000.5700
DMT A 6000.5800
DMT A 6000.5900
DMT A 6000.6000
DMT A 6000.6100
DMT A 6000.6300
DMT A 6000.6400
DMT A 6000.6500
DMT A 6000.6600
DMT A 6000.6900
1909 Kellerei, Budafok
1909 Kellerei, Kőbánya
1910 Gärkeller, Kőbánya
1910 Kellereigebäude, Kőbánya
78
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
DMT A 6000.4700
DMT A 4000.900
1932 Kellersystem, Budafok
Maschinen- und Kesselhaus
1908 Maschinenhaus
DMT A 6000.3100
DMT A 6000.3600
DMT A 6000.5600
DMT A 6000.5700
1909 Maschinenhaus
Kühlhaus
1900 Eiskeller, Székesfehérvár
DMT A 12000.1200
DMT A 7000.1000
DMT A 12000.1100
DMT A 12000.900
1913 Eishaus und Weinkeller, Tátáóváros
1914 Kühlraum, Nagyvárad
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
1900 Bierlager, Székesfehérvár
DMT A 12000.500
DMT A 12000.600
DMT A 12000.700
1909 Vertrag Industriegleisanschluss, Kőbánya
DMT A 6000.7100
DMT A 6000.7200
DMT A 6000.7300
DMT A 6000.7400
DMT A 6000.7500
DMT A 6000.7600
DMT A 6000.7700
DMT A 6000.7800
DMT A 6000.4300
DMT A 6000.4400
DMT A 6000.5100
DMT A 6000.2700
DMT A 6000.4200
DMT A 4000.700
1910 Einmauerungsplan Wellrohrkessel
1911
1913
1918
1982
Rohrleitungsplan
Nutzwasserleitung, Kőbánya
Kalkulation Bauvorhaben
Bodenprofil
79
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
Lageplan
1883
1909
1910
1913
1932
Budafok
Budafok
Kőbánya
Kőbánya
Budafok
DMT A 6000.2600
DMT A 6000.5200
DMT A 6000.7000
DMT A 6000.2700
DMT A 4000.900
80
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVIII.2.6. Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőző Rt.
Mälzerei/Darre
1912 Mälzerei u. Darre
1912 Mälzerei
DMT A 8000.1300
DMT A 8000.1400
DMT A 8000.1400
DMT A 8000.1500
DMT A 8000.4200
DMT A 8000.700
DMT A 8000.900
DMT A 8000.3500
1912 Darre
DMT A 8000.1000
DMT A 8000.3000
DMT A 8000.3100
Sudhaus
1912 Sudhaus
DMT A 8000.200
DMT A 8000.1700
DMT A 8000.500
DMT A 8000.2400
Gär- und Lagerkeller
1912 Gärkeller
1912 Kellereigebäude
DMT A 8000.4100
DMT A 8000.1800
DMT A 8000.4500
DMT A 8000.4400
1914 Gärkeller
Maschinen- und Kesselhaus
1912 Maschinen- u. Kesselhaus
DMT A 8000.1900
DMT A 8000.2000
DMT A 8000.2100
DMT A 8000.2200
DMT A 8000.2300
DMT A 8000.2600
81
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
1914 Maschinen- u. Kesselhaus
DMT A 8000.2700
DMT A 8000.2800
DMT A 8000.3300
DMT A 8000.4300
Kühlhaus
keine Plandokumente
Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten
1912 Silo: Gerste u. Malz
1912
1912
1912
1912
1912
DMT A 8000.2900
DMT A 8000.3400
DMT A 8000.1600c
DMT A 8000.4100
DMT A 8000.1100
DMT A 8000.1200
DMT A 8000.2500
DMT A 8000.2500
DMT A 8000.3200
DMT A 8000.3600
DMT A 8000.3700
DMT A 8000.3800
DMT A 8000.4000
DMT A 8000.3900
Generatorraum
Durchfahrt
Turm
Verbindungsbrücke
Deckenkonstruktionen
1912 Bierabfüllerei
1912 Industrieaufzug für Eis
1912 Zaun Betriebsgelände
Lageplan
1914
1914
1930
DMT A 8000.100
DMT A 8000.400
DMT A 8000.400
82
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
Literaturverzeichnis (Stand 04.05.2015)
Accum 1821
Ackermann 1987
Ackermann 1994
Architektenblatt 2010
Balatoni-Béke 1986
Baják-Bajnok 1972
Balogh-Toldy-Gelléri 1885
Banik-Schweitzer 1983
Bannister 1950
Bauer 1916
Bauer 1936
Behne 1926
Behrend 1900
Beierl 2012
Beluszky 2005
Bencze 1963
Bencze 1986
Bencze 2006
Bender-Hensel-Schüttpelz 2007
Beninghoven 1900
Berend-Ránki 1961
Berend-Ránki 1973
Bernhard 1922
Berlász Jenő 1967
Berey 1975
Bevilaqua 1931
Accum Friedrich: Abhandlung über die Kunst zu Brauen oder Anweisung.
Hamm. 1821.
Kurt Ackermann: Geschossbauten für Gewerbe und Industrie. Deutsche
Verlagsanstalt. Stuttgart. 1987.
Kurt Ackermann: Industriebau. Deutsche Verlags Anstalt. Stuttgart. 1994.
Deutsches Architektenblatt Baden Württemberg. 41. Jg. (2010). Nr. 05/10.
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Mezőgazdasági Kiadó. Budapest. 1986.
István Baják, Lajos Bajnok: Százéves a magyar szerszámgépgyártás. Gépipari
tudományos egyesülete. Budapest. 1972.
Kiállitási Kalauz. Hivatalos adatok alapján szerkeztették: Balogh Vilmos,
Toldy Ferenc, Gelléri Mór. Budapest. 1885.
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Turpin Bannister: The first iron-framed buildings. In: Architectural Review.
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Bruno Bauer: Das Problem des Industriebaus. In: ZÖIAV. 68. Jg. Wien. 1916.
Bruno Bauer: Die Erfindung der Bauweise europäischer Fabriken und
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Iván Berend–György Ránki: Ungarns wirtschaftliche Entwicklung 1849-1818.
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Karl Bernhard: Der Brand der Sarottifabrik in Berlin-Tempelhof. ZVDI
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
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Grundbegriffe. Vol. 2. 3. Auflage (1992). Stuttgart 1975. 229-252; Vol. 3.
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2015
Endrei 1994
Farkas 1944
Fehl 1995
Fenyő 1930
Ferkai 2005
Fényes 2007
F*z v. S**n 1806
Föhl 1981
Frampton 1983
Fremling-Tilly 1979
Frisnyák 2005.
Frühauf 1991
Früchtel 2001
Futó 1944
Fügedi 1961
Gallatz-Kozma 1986
Gamm 1997
Ganzenmüller 1909.
Ganzenmüller 1913
Gelléri 1892
Gelléri 1912
Georgeacopol 1998
Gerle 2004
Giedion 1928
Giedion 1976
Gonda 1939
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Hajdú 1998
Hanák 1964
Harcos 1973
Hassler-Kierdorf 2000
Hausszmann 1875
Hennicke-Hude 1875
Heun 1777
Hirsch 2000
Hoffmann 2004
Horváth 1840
Horváth 2001
Howcroft 1998
Huber 1901
Industriebau 1910
Industriebau 1916
Jockers 1991
Jung 2005
Kahn 1889
Kahnweiler 1920
Kalmár-Kiss 2009
Kammerer 1985
Kaufmann 1952
Kiállitási Kalauz 1885
Kirády 2009.
Klasen 1896
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Martin Pilsitz
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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Klein 1992
Klement 2010
Komárik 1993
Korányi-Szeles 2005
Kovács 2006
Kozmáné 2004
Körner 2004
Kövér 1993
Krappweis 2014
Kubinszky 1961
Kubinszky 1998
Kunze 1983
Kunze 2007
Kunz-Schneller 1992
Leyser 1900
Lukács 1998
Lukács 1993
Magyar néprajzi lexikon 1979
Magyar Pályázatok 1907
Magyar 2011
Marquard 2000
Maschinen-Construkteur 1880
May 1930
März 1963
Mendner 1975
Meyers 1926.
Michailich-Haviár 1966
Mislin 1988
Mislin 2002
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Moravánszky 1988
Nachtigall 2013
Nádasi-Pilsitz 2015.
Németh 1999
Neuhofer 1989
Nöthling 1896
Nyárády 1962
Palóczi 1894
Panofsky 1994
Pawlowsky 1989
Pevsner-Honour-Fleming 1987
Possaner 1893
Prakfalvi 2001
Penn 1981
Pieper 1994
Pilsitz 2010a
Pilsitz 2010b
Pilsitz 2011a
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Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Pilsitz 2013b
Pilsitz 2014
Pilsitz 2015
Plank 2001
Poelzig 1911
Roth 1977
Pounds 1990
Preisich 1968
Rank 1962
Rauschenbichler 1976
Rados 1958
Rázga 1954
Rázga 1942
Roth 1976
Révai 1913
Ricken 1994
Rödel 1986
Ruppert 1983
Sartoris 1932
Scheffler 1867
Sevin 1944
Schieder 2004
Siki-Tóth-Zsiga 1997.
Stieglitz 1792
Sobó 1898
Sobó 1899
Statisztikai Évkönyve 1894
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Statisztikai Hivatal 1967
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Martin Pilsitz
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89
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Abkürzungsverzeichnis
ABB
AG
allg.
Aufl.
Ausst.
Bd.
BFL
BME
Bp.
DAB
DAM
d.h.
DMT
Diss.
dtsch.
EMCS
EMRS
Fa.
Jg.
MW
Rt.
TH
TU
ung.
usw.
z.B.
Vol.
ZÖIAV
Abbildung
Aktiengesellschaft
allgemein
Auflage
Ausstellung
Band
Budapest Főváros Levéltára/Hauptstädtisches Archiv Budapest
Budapest Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem/Technische und
wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest
Budapest
Deutsches Architektenblatt
Deutsches Architekturmuseum
das heisst
Dreher Museum Planarchiv
Dissertation
deutsch
Első Magyar Csavargyár/Erste Ungarischen Schraubenfabrik
Első Magyar Részvény Serfőzde Rt./Erste Ungarische Aktienbrauerei
AG
Firma
Jahrgang
Mauerwerk
Részvény társaság/Aktiengesellschaft
Technische Hochschule
Technische Universität
ungarisch
und so weiter
zum Beispiel
Volume
Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins
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Bibliotheken und Archive
Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár
Szabó Ervin tér 1
1088 Budapest
Országos Széchényi Könyvtár
Szent György tér 4-5-6
1014 Budapest
Budapesti Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem
Országos Műszaki Információs Központ és Könyvtár
Budafoki út 4-6
1111 Budapest
Budapest Főváros Levéltára
Teve utca 3-5
1139 Budapest
Dreher Sörgyárak Zrt.
Dreher Magyarország Kft.
Dreher Museum, Archiv
Jászberényi út 7-11
1106 Budapest
MÁV Szolgáltató Központ ZRT. Archivum
MÁV Központi Irattár
Nyugati pu.
Budapest XIII. ker.
Újpesti Helytörténeti Gyűtemény
Berda József u. 48.
1043 Budapest
Kőbányai Helytörténeti Gyűtemény
Halom utca 37
1105 Budapest
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Gräfliches Hofbrauhaus Freising GmbH
Planarchiv
Mainburger Straße 26
85356 Freising
Technische Universität Wien
Fakultät für Architektur
Institut für Bauforschung und Denkmalpflege
Abteilung Denkmalpflege und Industriearchäologie
Abteilungsbibliothek
Technische Universität Berlin
Fakultät VI. Planen Bauen Umwelt
Institut für Architektur
Fachbereich Bau- und Stadtgeschichte
Fachbereichsbibliothek
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Abbildungen
II.
Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845)
ABB.II.1. 15./16. Jh. Brauhaus in Ungarn. Innenraum.
(Firma Dreher)
ABB.II.1a. Ausstattung einer Brauerei. 1806.
(F*z v. S**n 1806. Tafel 1)
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ABB.II.2. Eisgrube
(BFL XV.17.b.311.szb.09767 1.)
ABB.II.3. Budapest. Turm zur Wasserförderung aus der Donau
(BFL XV.17.b.314.PT 17)
96
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ABB.II.4. Städtisches Brauhaus. Schmutzwasserkanal. 1845.
(BFL XV.17.b.314.PT 19)
ABB.II.5. Städtisches Brauhaus. Tennengebäude. 1845.
(BFL XV.17.b.314.PT 18)
97
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ABB.II.6. Brauerei in London. 1821.
(Accum 1821. Tafel 4)
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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IV.
Industrielle Großbrauereien (1870-1915)
ABB.IV.1. Brauerei Dreher. Dampfsudwerk. 1911.
(DMT A 1000.210)
ABB.IV.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Maschinenhaus. Innenraum. um 1912.
(Foto: Firma Dreher Archiv)
ABB.IV.2a. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher. Maschinenhaus.
Schaltpult
(Foto: Martin Pilsitz)
99
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ABB.IV.2b. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher. Maschinenhaus.
Deckenansicht
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.IV.2c. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher. Maschinenhaus.
Bodenfliesen und Gelände
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.IV.2d. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher.
Maschinenhaus. Wandfliesen
(Foto: Martin Pilsitz)
100
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ABB.IV.3. Brauerei Dreher. Eisgenerator. 1910.
(DMT A 1000.140)
ABB.IV.4. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Gärkeller mit Rohrkühlsystem. 1910.
(DMT A 5000.210)
ABB.IV.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Neubau Brauhaus. Grundriss. 1909.
(DMT A 5000.500)
101
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ABB.IV.6. Mälzerei Haggenmacher. Industrieaufzug für Tennenwendemaschinen. 1909.
(DMT A 6000.300c)
ABB.IV.6a. Tennenwendemaschine. 1909.
(Foto: Firma Dreher Archiv)
ABB.IV.7. Brauerei Haggenmacher. Budafok.
Leitungssysteme zum Transport von Flüssigkeiten. 1911.
(DMT A 6000.5100)
102
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ABB.IV.8. Brauerei Haggenmacher
(DMT A 6000.1600)
ABB.IV.8a. Getreidelager. Kőbánya. Betriebsgelände I.
Stahlbetonkonstrukion. Baufirma Porr. 1914.
(Foto: Martin Pilsitz)
103
Historische Industriearchitektur in Budapest
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Martin Pilsitz
ABB.IV.8b. Getreidelager. Kőbánya. Betriebsgelände I.
Stahlbetonkonsturktion. Baufirma Porr. 1914.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.IV.9. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Untermauerung der Aussenwände. 1883.
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
ABB.IV.10a. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Sudhaus und
Maschinenhaus. Grundriss und Schnitt. 1870.
(BFL XV.17.b.312.499.1870a)
104
Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.IV.10b Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Sudhaus und Maschinenhaus.
Ansicht. 1870.
(BFL XV.17.b.312.499.1870b)
ABB.IV.10c. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Malzlager. Grundriss und
Schnitt.1870.
(BFL XV.17.b.312.499.1870c)
105
Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.IV.10d. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei.
Sudhaus. Schnitt und Ansicht. 1870.
(BFL XV.17.b.312.499.1870d)
ABB.IV.10e. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei.
Kühlhaus und Lageplan. 1870.
(BFL XV.17.b.312.499.1870e)
106
Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.IV.10f. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Darre. Grundriss und Schnitt.
1870. (BFL XV.17.b.312.499.1870f)
ABB.IV.11. Mälzerei Haggenmacher. Ansicht. 1909.
(DMT A 2500.6000)
107
Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.IV.12. Brauerei Dreher. Zentrales Kessel- u. Maschinenhaus Ansicht. 1911.
(DMT A 7000.100b)
ABB.IV.12a. Brauerei Dreher. Zentrales Kessel- u. Maschinenhaus Ansicht. 1911.
Heutiger Bautenstand
(Foto: Martin Pilsitz)
108
Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.IV.12b. Brauerei Dreher. Werkstätten. Ansicht.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.IV.12c. Brauerei Dreher. Betriebsgelände 1. Abfüllhalle.
Hexagonaler Zentralbau mit Tambour.
(Foto: Martin Pilsitz)
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ABB.IV.13. Bürgerliche Brauerei AG. Kőbánya. Lageplan. 1900.
(DMT A 3000.200)
ABB.IV.14. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Lageplan. 1908.
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.IV.15. Brauerei König Kőbánya AG. Lageplan 1896.
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
ABB.IV.15a. Lageplan Bierhalle Tükőry mit Park. Heute: Szt. István körút.
(BFL XV.16.b.224.058)
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ABB.IV.16. Brauerei in Nagykanizsa. Bierhalle mit Garten. um 1900
(Abbildung Firma Dreher Archiv)
ABB.IV.17. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG.
Logistikzentrum in Kecskemétmit. „Eisfabrik” und Lager. um 1895.
(DMT A 12000.800)
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ABB.IV.18. Braurei Dreher. Logistikzentrum in Zombor. Grundriss. 1910.
Mehrschichtiger Wandaufbau mit stehender Luftschicht.
(DMT A 12000.1000a)
113
Historische Industriearchitektur in Budapest
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V.
Raumentwicklung bei Brauereien und Maschinenbaufabriken im Vergleich
ABB.V.1. Dreherwerkstatt der Königlich Ungarischen Staatsbahnen am Westbahnhof.
Budapest. 1901.
(MÁV Archiv Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 1rajz)
ABB.V.2. Werkstatt des Fahrzeugausbesserungswerks Nord der Königlich Ungarischen
Staatsbahenen. Budapest
(MÁV Archiv Scan399)
114
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ABB.V.3. Erste Ungarische Schraubenfabrik. Budapest. Váci utca. 1894.
(Bencze 2006. 72.)
ABB.V.4. Waggonmontagewerkstatt der Königlich Ungarischen Staatsbahenen.
Budapest. 1901
(MÁV Archiv Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3rajz)
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ABB.V.4a. Erste Ungarische Maschinenbaufabrik. Váci út. 1869.
(BFL XV.16.b.224.034)
ABB.V.5. Landmaschinenfabrik Hofherr und Schrantz. BP-Kispest. 1908.
(Sevin 1944. 156.)
116
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ABB.V.6. Maschinenbaufabrik Pick Ede. Váci út 40. Budapest. 1895.
(Bencze 2006. 30.)
ABB.V.7. Ungarische Metallwarenfabrik AG. Váci út 65. Budapest. 1908
(BFL XV.17.d.329.277.86)
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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VI.
Industrielle Stadtentwicklung
ABB.VI.1. Stadt Pest im Jahr 1868.
(BFL XV.16.b.221.010a.)
ABB.VI.1a. Budapest. 1914.
(BFL XV.16.e.251.042.)
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.VI.1b. Kőbánya.1914.
(BFL XV.16.e.251.042.)
ABB.VI.2. Ausbreitungsgebiet der Brauhäuser in Pest. um 1845.
(Grafik: Martin Pilsitz)
119
Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.VI.3. Industrielle Entwicklungsachsen parallel zur Donau
(Grafik: Martin Pilsitz)
ABB.VI.4. Schrittweise Standortverlegung der Brauereien an die Peripherie, ab 1845
(Grafik: Martin Pilsitz)
120
Historische Industriearchitektur in Budapest
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VII.
Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes: Das Sudhaus
der Erste Ungarische Aktienbrauerei AG.
ABB.VII.1. Hauptstädtische Brauerei. Maschinenhaus. Ansicht. 1912.
(DMT A 8000.2300a)
ABB.VII.2. Stadt Freising (Bayern)
(Foto: Martin Pilsitz)
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ABB.VII.3. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Freising (Bayern). Straßenfassade
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.VII.4. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. BP-Kőbánya. 1908/09.
(DMT A 5000. 1900)
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Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.VII.4a. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. BP-Kőbánya. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.VII.4b. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. BP-Kőbánya.
Eingangsbereich
(Foto: Martin Pilsitz)
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ABB.VII.4c. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. BP-Kőbánya.
Detail Laibung
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.VII.5. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Staßenfassade. Freising (Bayern). 1912.
(Hofbräuhaus Archiv. 1-1 Ausschnitt-Gesamtansicht-30%)
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ABB.VII.6. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Lageplan. BP-Kőbánya 1908/09.
(DMT A 5000.5200)
ABB.VII.7. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Grundriss. BP-Kőbánya. 1908/09.
(DMT A5000.200)
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ABB.VII.8. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus.
Wasserturm. Schnitt. BP-Kőbánya. 1908/09.
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
ABB.VII.9. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus.
Wasserturm. Teilansicht Fassade. Bp.-Kőbánya. 1908/09.
(DMT A 5000.100b)
126
Historische Industriearchitektur in Budapest
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ABB.VII.9a. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.VII.10. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Fundamentplatte.
Bp.-Kőbánya. 1908/09.
(DMT A 5000.2000)
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Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.VII.11. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Ansichten. Freising (Bayern). 1912.
(Hofbräuhaus Archiv. 2-0-Ansichten-30%)
ABB.VII.12. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Schnitt. Freising (Bayern). 1912.
(Hofbräuhaus Archiv. Schnitt D4-D-Schnitt D)
128
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
VIII.
Denkmalschutz im Industriebau
ABB.VIII.1. Ölgasfabrik der Königlich Ungarischen Staatsbahnen. Budapest. 1895.
(MÁV Archiv Olajgázgyár és P.ház 6022 2. rajz)
ABB.VIII.2. Seidenmanufaktur Valero. Budapest.
(Rados 1958. 131.)
ABB.VIII.3. Maschinenbaufabrik Pick Ede. Budapest. Kűlső Váci út 40
(Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény)
129
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.VIII.4. Maschinenbaufabrik Schlick. Budapest. Külső Váci út. 29-37. 1902.
(Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár, Budapest Gyűjtemény)
ABB.VIII.4a. Historische Brauerei und die Kirche Szent László in Kőbánya:
Gebäude als Identitätsträger. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.VIII.5. St. Catherine’s Docks. London. 1824.
(www.docklands.com, 2011-05-10)
130
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.VIII.6. Autofabrik Ford. Detroit. Fließband und Fabrikgebäude
(www.forddetroit.com, 2011-05-10)
ABB.VIII.7. Pumpstation dient als Plenarsaal des dt. Bundestages. Bonn
(www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/KW36)
ABB.VIII.8. Internationale Bauaustellung (IBA) in Deutschland. 2010
(Deutsches Architektenblatt 2010. Nr. 05.)
ABB.VIII.9. Tabakfabrik Yenidze. Dresden. 19008/09.
(www.yenidze.com, 20011-05-10)
131
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
IX.
Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne
ÁBRA IX.1. Bahnhof St. Pancras. London. Innenansicht. 1864.
(Foto: Martin Pilsitz)
ÁBRA IX.2. Bahnhof St. Pancras. London. Hauptfassade. 1864.
(Foto: Martin Pilsitz)
132
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
XI.
Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien
ABB.XI.1. Malzfabrik Sigmund Deutsch. Kőbánya. 1912. Malztransportanlage.
(DMT A 11000.100)
133
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
XII.
Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest
ABB.XII.1. Lagerkeller. Kőbánya. Bodenbelag: Kalksteinplatten aus Solnhofen (Bayern)
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XII.2. Mälzerei Haggenmacher. Bodenbelag: Kalksteinplatten aus Solnhofen (Bayern)
(DMT A 6000.1600)
134
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB. XII.3. Mälzerei Deutsch. Kőbánya. Kellertenne
(DMT A 11000.200)
ABB. XII..4. Hauptstädtische Brauerei AG. Kőbánya. 1912.
(DMT A 8000.150)
ABB. XII.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. Kőbánya.1912
Abluftöffnungen über Dach.
(Foto: Martin Pilsitz)
135
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB. XII.6 Brauerei Dreher. Tennengebäude. 1903.
(DMT A 1000.410)
ABB.XII.7. Brauerei Dreher. Kőbánya. 1863.
(BFL XV.17.b.szb.19667b)
136
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.7a. Brauerei Dreher. Mälzereitrakt. 1863.
Bautenstand in den 1990-er Jahren mit Aussteifungselementen aus StB.
(Quelle: Privatsammlung Nagy Imre)
ABB.XII.7b. Brauerei Dreher. Mälzereitrakt. 1863.
Bautenstand in den 1990-er Jahren mit Verbindungsbrücke zu den
Darren Nr. 3 bis Nr. 8. und Teilansicht Maschinenhaus
(Quelle: Privatsammlung Nagy Imre)
137
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.7c. Standort der ehemaligen Brauerei Dreher. 1863.
Zustand Februar 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XII.8. Mälzerei Dreher, vermutlich um 1910.
(Foto: Fa. Dreher)
138
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.8a. Mälzerei Dreher, Brand 1961
(Foto: Fa. Dreher)
ABB.XII.9. Mälzerei Haggenmacher. Kőbánya. 1914.
(DMT A 6000.1800a)
139
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB XII.9a. Hauptstädtische Brauerei AG. Deckenkonstruktionen.
(DMT A 8000.3200)
ABB.XII.10. Mälzerei Haggenmacher. Budafok. 1914.
(DMT A 6000.500)
140
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB. XII.11. Mälzerei Haggenmacher. Budafok. Schnitt. 1914.
(DMT A 6000.1400)
ABB.XII.12. Brauerei Dreher. Doppeldarre. 1870.
(DMT A 1000.170a)
141
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.13. Mälzerei Haggenmacher. Darre. Heizzentrale. 1912.
(DMT A 6000.1200)
ABB. XII.14. Mälzerei Haggenmacher. Doppeldarre. Schnitt. 1912
(DMT A 6000.1300c)
142
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB. XII.14a. Kőbánya. Darre auf dem Betriebsgelände 1. Ansicht.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB. XII.14b. Kőbánya. Darre auf dem Betriebsgelände 1. Ansicht.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XII.15. Mälzerei Haggenmacher. Darrfaxe. Schnitt. 1912
(DMT A 6000.4100c)
143
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.15a. Darrfaxe. Ansicht. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XII.15b. Kőbánya. Darrfaxen. Darre auf dem 1. Betriebsgelände. Ansicht. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
144
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.16. Brauerei Dreher. Kőbánya. Darre. 1869.
(BFL XV.17.b.312 553.1869b)
ABB.XII.17. Brauerei Dreher. Kőbánya. Darre. 1870.
(BFL XV.17.b.312 499.1870f.)
145
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.18. Brauhaus Krausz-Mayer. Bp.-Angyalföld. Darre. 1873.
(BFL XV.17.b.312 2362.1873a.)
ABB.XII.19. Brauerein Dreher. Umbau der bestehenden Darre. 1935.
(DMT A 1000.360b)
146
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.20. EMRS. Planung eines Brauereibetriebes. 1888.
(DMT A 7000.300)
ABB.XII.21. Mälzerei Haggenmacher. Budafok. 1914.
(DMT A 7000.1600b)
147
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.22. Mälzerei Haggenmacher. Darre. Budafok. 1914.
(DMT A 6000.500a)
ABB.XII.23. Hauptstädtische Brauerei. Konstruktion Darre
(DMT A 8000.3000a)
ABB.XII.24. Hauptstädtische Brauerei. Konstruktion Darre
(DMT A 8000.3100)
148
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.25. Brauerei Dreher. Malzspeicher. 1869.
(BFL XV.17.b.312 533.1869c)
ABB.XII.26. Brauerei Dreher. Malzkastenhaus. 1870.
(BFL XV.17.b.312 499.1870c)
149
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.27. Brauerei Dreher. Planung einer Brauerei. Schnitt. 1907.
(DMT A 7000.900)
ABB.XII.28. Brauerei Dreher. Sudhaus. Grundriss. 1911.
(DMT A 1000.210)
150
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.29. Brauerei Haggenmacher. Sudhaus. Schnitt. 1909.
(DMT A 6000.5400)
ABB.XII.30. Brauerei Dreher. Sudraum. 1911.
(Foto: Firma Dreher)
151
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.31. Brauerei Dreher. Sudhaus. Grundriss/Schnitt. 1870.
(BFL XV.17.b.312 499.1870a)
ABB.XII.32. Brauerei Dreher. Sudhaus. Fassade. 1870.
(BFL XV.17.b.312 499.1870b)
152
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XII.33. Brauerei Dreher. Sudhaus. Grundriss/Schnitt. 1870.
(BFL XV.17.b.312 499.1870d)
ABB.XII.34. Waggonmontagewerkstatt. Königlich Ungarischen Staatsbahnen.
Budapest. 1901.
(MÁV archivuma. Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3rajz.)
153
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XII.35. Brauerei Dreher. Abkühlgebäude. 1870.
(BFL XV.17.b.312 499.1870e)
ABB.XII.36. Brauerei Haggenmacher. Gärkeller. 1909.
(DMT A 6000.5700c)
154
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.37. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Grundriss und Schnitt des Gärkellers. 1909.
(DMT A 5000.1200a)
ABB.XII.38. Hauptstädtische Brauerei AG. Gärkeller. Schnitt. 1912.
(DMT A 8000.1600)
155
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XII.38a. Kellersystem unter den Brauereien in Köbánya. Gesamtübersicht.
(BFL XV.16.e.261.003.0001)
ABB.XII.39. Brauerei Dreher. Kőbánya. Kellersystem. 1903.
(DMT A 2000.100)
156
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XII.39a. Kőbánya. Eingang zu einem Kalksandsteinbergwerk. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XII.39b. Kőbánya. Betriebsgelände I. Mälzerei. Mischmauerwerk der Aussenwand.
Kalksandstein vor Ort gefördert. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
157
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XII.40. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Kellersystem.
(DMT A 4000.100d)
ABB XII.41. Kőbánya. Lagerkeller. Abmauerung einer Eiskammer. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
158
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XII.42. Kőbánya. Lagerkeller. Lüftungsschacht. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XII.42a. EMRS. Kőbánya. Kellersystem. Digitalisierter 3D-Plan des Kellersytems
(Nádasi-Pilsitz 2015.)
ABB.XII.42b. EMRS. Kőbánya. Kellersystem. Temperaturverteilung im Raum
(Nádasi-Pilsitz 2015.)
159
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.42c. EMRS. Kellersystem. Kőbánya. Geschwindigkeit der Luftbewegung im Raum
(Nádasi-Pilsitz 2015.)
ABB.XII.42d. Brauerei Dreher. Kőbánya. Dampfbad
mit Abwärme der Dampfmaschine betrieben. 1898. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XII.43. Brauerei Haggenmacher. Maschinenhaus. Grundriss. 1909.
(DMT A 6000.3100)
160
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.44. Hauptstädtische Brauerei AG. Maschinenhaus. Ansicht. 1912.
(DMT A 8000.2300)
ABB.XII.45. Bürgerliche Brauerei AG.
Anordnung des Maschinenhauses direkt neben dem Sudhaus. 1892.
(DMT A 9000.900)
161
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XII.46. Erste Ungarische Aktienbrauerei. Heute: Brauerei Dreher.
Fassade nach Umbau im Jahr 1912. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
162
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
XIII.
Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda
(1815-1845)
ABB.XIII.1. Brauhaus Mayerffy. Standort. Pest. 1815.
(BFL XV.17.b.311.szb.01256b)
ABB.XIII.2. Brauhaus Mayerffy. Grundriss Erdgeschoss. Pest. 1815.
(BFL XV.17.b.311.szb.01393a)
163
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XIII.3. Brauhaus Mayerffy. Grundriss Obergeschoss. Pest. 1815.
(BFL XV.17.b.311.szb.01393b)
ABB.XIII.4. Brauhaus Mayerffy. Ansicht. Pest. 1815.
(BFL XV.17.b.311.szb.01393c)
164
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XIII.5. Vergleichsobjekt. Wohnhaus. Pest. 1815.
(BFL XV.17.b.311.szb.02168b)
ABB.XIII.6. Brauhaus Petz. Grundriss. 1815.
(BFL XV.17.b.311.szb.01256a)
165
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XIV.
Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870)
ABB.XIV.1. Ausschnitt Amtsblatt. 1843.
(Amts-Blatt Nr. 121 zur Oesterreichisch-kaiserl.-priviligierten Wiener Zeitung vom 30. Januar 1843)
ABB.XIV.2. Brauhaus Tükőry. Werbeplakat.
(Firma Dreher Archiv)
ABB.XIV.3. Brauhaus Tüköry. Darre. 1865.
(BFL XV.17.b.311.szb.19148)
166
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XIV.4. Brauhaus Tüköry. 1832.
(BFL XV.17.b.311.szb.230b)
ABB.XIV.5. Brauerei Gebrüder Kosler. Grundriss. Laibach (A). 1866.
(Tietz 1867.)
167
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XIV.6. Brauerei Gebrüder Kosler. Längsschnitt. Laibach (A). 1866.
(Tietz 1867.)
ABB.XIV.7. Brauerei Gebrüder Kosler. Ansichten. Laibach (A). 1866.
(Tietz 1867.)
ABB.XIV.8. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya
(BFL Sz. F. L. P. Szép. Biz. Ir. 12940.)
168
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XIV.9. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya
(BFL XV.17.b.314 PT 21 Int. am. 5541)
ABB.XIV.10. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya
(BFL XV.17.b.314 PT 18 Int. am. 5541)
169
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XIV.11. Brauerei in Bp.-Angyalföld. 1850
(BFL XV.17.b.311.szb.2870)
ABB.XIV.12. Brauhaus Carl Rohrbacher. Kőbánya. 1850.
(BFL XV.17.b.311.szb 18094a)
170
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XIV.13. Eisgrube
(BFL XV.17.b.311.szb.09767)
ABB.XIV.14.
(BFL XV.17.b.311.szb.18094b)
171
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XIV.15.
(BFL XV.17.b.311.szb.19466)
ABB.XIV.16. Brauerei Barber-Klusemann. Kőbánya. Lageplan. 1854.
(BFL XV.16.b.228.14)
172
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XIV.17. Brauerei Barber-Klusemann. Grundriss-Schnitt-Ansicht. 1854.
(BFL XV.17.b.311.szb.19622)
ABB.XIV.18. Brauerei Barber-Klusemann. Künstlicher Eisteich. 1856.
(BFL XV.17.b.311.szb.941.1863a)
173
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XIV.19. Planung Abwasserkanal Kőbánya-Donau. 1864.
(BFL XV.17.b.311.szb.381.860)
ABB.XIV.20. Brauerei Barber-Klusemann. Erweiterung Kühlhaus. 1866.
(BFL XV.17.b.311.szb.522.1866)
174
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XIV.21. Brauerei Dreher. Grundrisse. 1860.
(BFL XV.17.b.311.szb 19667a)
ABB.XIV.22. Brauerei Dreher. Schnitte-Ansichten. 1860.
(BFL XV.17.b.311.szb.19667b)
175
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XIV.23. Brauerei Dreher. Kellereigebäude.
(BFL XV.17.b.311.szb.19678)
ABB.XIV.24. Brauerei Dreher. Ansicht. 1860.
(Firma Dreher Archiv)
176
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XIV.25. Brauerei Dreher. Lageplan. 1863.
(BFL XV.17.b.311.szb.524.1863)
177
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
XV.
Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915)
ABB.XV.1. Brauerei Dreher. Lageplan. 1912.
(DMT A 7000.600a)
ABB.XV.2a. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. 1873.
(BFL XV.17.b.312.3160/1873a)
178
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.2b. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Wohntrakt. 1873.
(BFL XV.17.b.312.3160/1873b)
ABB.XV.2c. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Lageplan. 1873.
(BFL XV.17.b.312.3160/1873c)
179
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XV.2d. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Bautenstand im Jahr 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.2e. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Bautenstand im Jahr 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
180
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XV.3. Lagergebäude für Malz und Gerste. 1869.
(BFL XV.17.b.312 553.1869c)
ABB.XV.4. Brauerei Dreher. Malztenne. 1900.
(DMT A 11000.700)
181
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Lageplan.
(DMT A 5000.5200)
ABB.XV.6. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Mälzerei mit Darre. Grundriss. 1884.
(BFL 15.17.d.329.41014.5083 doboz)
182
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XV.7. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Mälzerei mit Darre. Schnitt. 1884.
(BFL 15.17.d.329.41014.5083 doboz)
ABB.XV.8. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Mälzerei mit Darre. Ansichten
(BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz)
183
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XV.9. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Planung einer Brauerei. 1888.
(DMT A 7000.300)
ABB.XV.10. Bürgerliche Brauerei AG. Lageplan. um 1900.
(DMT A 3000.400)
184
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XV.11. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei. Grundriss. um 1900.
(DMT A 9000.200)
ABB.IX.12. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei. Grundriss.
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
ABB.XV.13. Bürgerliche Brauerei AG. Darre
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
185
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XV.14. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei mit Darre. Ansichten
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
ABB.XV.15. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei mit Darre. Ansicht Darre
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
186
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
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Martin Pilsitz
ABB.XV.16. Bürgerliche Brauerei AG. Sudhaus. Grundriss
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
ABB.XV.17. Bürgerliche Brauerei AG. Sudhaus. Schnitt
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
187
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.18. Bürgerliche Brauerei AG. Sudhaus. Kellerei. Schnitt
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
ABB.XV.19. Bürgerliche Brauerei AG. Ansicht Fassade
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
188
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.20. Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden (Schweiz)
(www.fricktal24.CH, 2014.06.23)
ABB.XV.21. Bürgerliche Brauerei AG. Gesamtansicht
(Foto: Firma Dreher Archiv)
ABB.XV.22. Konstruktion Dach. Schnitt
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
189
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.23. Konstruktion Decken. Schnitt
(BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz)
ABB.XV.23a. Bürgerliche Brauerei AG. Ehemaliges Büro- und Verwaltungsgebäude.
Maglódi utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.23b. Bürgerliche Brauerei AG. Ehemalige Flaschenabfüllhalle.
Maglódi utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
190
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.23c. Bürgerliche Brauerei AG. Ehemaliges Wohngebäude.
Ansicht von Gitár utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.23d. Bürgerliche Brauerei AG. Direktorenvilla.
Ansicht von Sörgyár utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.23f. Bürgerliche Brauerei AG. Direktorenvilla. Eingang.
Ansicht von Sörgyár utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
191
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.23f. Bürgerliche Brauerei AG. Kamine des Kessel- u. Maschinenhauses.
Ansicht von Sörgyár utca. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.24. Brauerei König Kőbánya AG. Lageplan. 1896
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
192
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.25. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Schnitt
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
ABB.XV.26. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Ansicht
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
193
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.27. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Teilansicht
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
ABB.XV.28. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Teilansicht
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
194
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.29. Brauerei König Kőbánya AG. Darre. Umbau. 1896/1897.
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
ABB.XV.29a. Brauerei König Kőbánya AG. Gerstenlager. 1896.
Ansicht von Maglódi utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
195
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.29b. Brauerei König Kőbánya AG. Gerstenlager. 1896.
Ansicht von der ehemaligen Sörgyár utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.29c. Brauerei König Kőbánya AG. Gerstenlager.
Teilansicht.1896. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
196
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.30. Brauerei König Kőbánya AG.
Stallgebäude mit Wohnräumen für Kutscher und Diener.32 1894.
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
ABB.XV.31. Brauerei König Kőbánya AG. Gebäude für Arbeiterkantinen und –duschräume.33
1895.
(BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz)
32
33
„Istalóélület Kocsis, szolga és inas lakás“.
„Munkások éttermei- és fürdőinek épülete“.
197
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.32. Brauerei Haggenmacher. Lageplan. 1913.
(DMT A 6000.2700a)
ABB.XV.33. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Grundriss. 1914.
(DMT A 6000.500)
198
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.34. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Schnitt. 1914.
(DMT A 6000.1400)
ABB.XV.35. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Schnitt Silo. Lageplan. 1914.
(DMT A 6000.1600)
199
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.36. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Ansicht Fassade. 1914.
(DMT A 6000.1700)
ABB.XV.37. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Teilansicht Fassade. 1914.
(DMT A 6000.1700c)
200
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.38. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Teilansicht Fassade. 1914.
(DMT A 6000.1700d)
ABB.XV.38a. Brauerei Haggenmacher. Wohn- u. Verwaltungsgebäude.
Ansicht von der Maglódi Straße. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.38b. Brauerei Haggenmacher.
Teilansicht der Mälzerei. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
201
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.38c. Brauerei Haggenmacher.
Teilansicht der Mälzerei. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.38d. Brauerei Haggenmacher.
Flaschenabfüllhalle. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.38e. Brauerei Haggenmacher. Budafok. Sudhaus. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
202
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.38f. Brauerei Haggenmacher. Budafok. Getreidelager.
Nicht renovierter Gebäudeteil. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.38g. Brauerei Haggenmacher. Budafok. Getreidelager.
Renovierter Gebäudeteil. 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.39. Hauptstädtische Brauerei AG. Lageplan. 1930.
(DMT A 8000.300)
203
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.40. Hauptstädtische Brauerei AG. Fassadenausschnitt
(DMT A 8000.200a)
ABB.XV.41. Hauptstädtische Brauerei AG. Gesamtansicht Maglódi utca. 1912.
(Firma Dreher Archiv)
204
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.42. Hauptstädtische Brauerei AG. Fassadenausschnitt
(DMT A 8000.1900)
ABB.XV.43. Hauptstädtische Brauerei AG. Gestaltung Kaminkopf
(DMT A 8000.2300f)
205
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.44. Hauptstädtische Brauerei AG. Mälzerei. Grundriss. 1912.
(DMT A 8000.700)
ABB.XV.45. Hauptstädtische Brauerei AG. Mälzerei. Schnitt. 1912
(DMT A 8000.800)
206
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.46. Hauptstädtische Brauerei AG. Wasserturm. 1912.
(DMT A 8000.1200)
ABB.XV.47. Hauptstädtische Brauerei AG. Schnitte. 1912.
(DMT A 8000.600)
207
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.48. Hauptstädtische Brauerei AG. Gebäudebrücke. 1912.
(DMT A 8000.1600a)
ABB.XV.49. Hauptstädtische Brauerei AG. Gebäudebrücke. 1912.
(DMT A 8000.2500)
208
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.49a. Hauptstädtische Brauerei AG. Gebäudebrücke. 1912.
Maglódi utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.50. Likörfabrik Zwack. Gebäudebrücke. 1910. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
209
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.51. Hauptstädtische Brauerei AG. Sudhaus. 1912.
(DMT A 8000.500)
ABB.XV.52. Hauptstädtische Brauerei AG. Deckenkonstruktionen
(DMT A 8000.3200)
210
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.53. Hauptstädtische Brauerei AG. Konstruktives Detail. Kellereinwurfschacht
(DMT A 8000.3400)
ABB.XV.54. Hauptstädtische Brauerei AG. Konstruktives Detail. Kellereinwurfschacht
(DMT A 8000.3300)
211
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.55. Hauptstädtische Brauerei AG. Kegelgewölbe in der Darre
(DMT A 8000.3000a)
ABB.XV.56. Hauptstädtische Brauerei AG. Kegelgewölbe in der Darre
(DMT A 8000.3100a)
212
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XV.57. Hauptstädtische Brauerei AG. 1912. Maglódi utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.58. Hauptstädtische Brauerei AG. 1912. Maglódi utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
ABB.XV.59. Hauptstädtische Brauerei AG. 1912. Maglódi utca. Bautenstand 2015.
(Foto: Martin Pilsitz)
213
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
XVI.
Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in Budapest
ABB.XVI.1. Porczellan és Majolika Gyár. Budapest. VII. Bezirk, Külső Dob utca 17. 1860
(Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény)
ABB.XVI.2. Porczellan és Majolika Gyár. Budapest.
Briefkopf mit (idealisierter) Abbildung der Fabrik
(Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény)
ABB.XVI.3. Seidenmanufaktur Valero. Budapest. Honvéd utca 24 –30. 1839.
(Rados 1958. 131.)
214
Historische Industriearchitektur in Budapest
2015
Dissertation_Anhang
Martin Pilsitz
ABB.XVI.4. Fabrik für Feuerwehrausrüstung Walser. Budapest. VI. Bezirk.
Rottenbiller utca 6. um 1890
(Edvi 1896a.)
ABB.XVI.5. Maschinenbaufirma Schlick. Budapest. Külső Váci útca. um 1890
(Kahn 1893. 108.)
215
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