TECHNISCHE UND WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE UNIVERSITÄT BUDAPEST FACHBEREICH ARCHITEKUR LEHRSTUHL FÜR BAUGESCHICHTE UND DENKMALSCHUTZ BUDAPESTI MŰSZAKI ÉS GAZDASÁGTUDOMÁNYI EGYETEM ÉPÍTÉSZMÉRNÖKI KAR ÉPÍTÉSZETTÖRTÉNETI ÉS MŰEMLÉKI TANSZÉK MARTIN PILSITZ DIPL.-ING./ARCHITEKT ARCHITEKTONISCHE ENTWICKLUNG HISTORISCHER FABRIKBAUTEN IM SIEDLUNGSGEBIET DES HEUTIGEN BUDAPEST ZWISCHEN 1815 UND 1915 UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER BRAUEREIEN INAUGURALDISSERTATION ZUR ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE (PhD) TEXTBAND APPENDIX ANHANG WISSENSCHAFTLICHE BETREUUNG: DR. KALMÁR MIKLÓS PHD BUDAPEST, FEBRUAR 2015 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Inhaltsverzeichnis I. Einführung I.1. Gegenstand der Dissertation I.2. Ausgangslage der Untersuchung I.3. Fragenkatalog I.4. Abgrenzungen I.4.1. Thematische Abgrenzung I.4.2. Zeitliche Abgrenzung 1.4.3. Geografische Abgrenzung I.4.4. Abgrenzung des Bautyps I.5. Aktualität und Nutzen der wissenschaftlichen Erkenntnisse I.5.1. Emissionsfreie Fabriken und naturverträgliche Industriegebiete I.5.2. Regionalplanung: Bp.-Kőbánya als Muster eines historischen Monoindustriegebietes 1.5.3. Industrielle Entwicklungsachsen entlang der Donau I.5.4. Industriegebäude als geistige Ressource I.5.5. Innovationsforschung: Verfahrensbionik I.5.6. Das Kellersystem in Bp.-Kőbánya: Kühllager mit nachhaltigem Energiehaushalt I.6. Forschungsstand I.6.1. Stand der Forschung zu historischen Industriebauten in Ungarn – eine Übersicht I.6.2. International I.7. Forschungsmethode I.7.1. Materialsammlung: Quellen und Typen von Quellen I.7.2. Forschungsaufenthalte an den Technischen Universitäten in Wien und Berlin I.7.3. Grundsätzliche Überlegungen zur Aufarbeitung der Quellen I.7.4. Aufarbeitung der Quellen I.8. Zielsetzungen I.8.1. Erklärungsmodell als Ziel I.9. Inhaltliche Gliederung der Dissertation 6 6 6 7 8 10 13 17 17 II. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) II.1. Bauliche Innovationsphasen 19 II.2. Anfänge 19 II.2.1. Hausbrauereien II.2.2. 15. und 16. Jahrhundert - Kommunaler Bauhäuser II.2.3. 17. und 18. Jahrhundert - Städtische Brauhäuser II.2.4. Ende 18. Jahrhundert - Technische Standards für den Bau von Brauhäusern 1 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz II.3. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) II.3.1. Einflussfaktoren, die eine architektonische Innovation auslösten II.3.2. Lage im Stadtraum II.3.3. Baukonstruktion II.3.4. Brauereibetriebe im Stadtgebiet Buda-Pest II.3.5. Fallstudien II.3.6. Zusammenfassung ……21 III. Frühindustrielle Brauereien (1845-1870) III.1. Die bauliche Entwicklung in der Übergangsphase mündet in einem Genotyp III.2. Innovationssprung von Innerstädtischem Brauhaus zur frühindustriellen Brauerei III.2.1. Rechtliche und gesellschaftliche Voraussetzungen als externe Einflussfaktoren III.2.2. Technisch- funktionale Voraussetzungen als interne Einflussfaktoren III.3. Fallstudien III.4. Zusammenfassung 28 28 33 34 IV. Industrielle Großbrauereien (1870-1915) IV.1. Bautypologische Entwicklung vom Kompaktbau zu Einzelbauten IV.2. Innovationssprung von der Frühindustriellen Brauerei zur Industriellen Großbrauerei IV.2.1. Rechtliche, gesellschaftliche und biologische Voraussetzungen (externe Einflussfaktoren) IV.2.2. Technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren) IV.3. Transformation des Gebäudeteilclusters in eine freie Anordnung IV.4. Urbane Strukturen auf dem Betriebsgeländ IV.5. Verbindung zwischen Industriebetrieb und Siedlungsraum IV.6. Bebauungsweisen der Grundstücke IV.6.1. Bauliche Nachverdichtung entlang von Längsachsen IV.6.2. Erhöhung der Nutzungsintensität durch ein Doppelkonzept IV.6.3. Grundstücksentwicklung vom Rand zum Zentrum IV.7. Neue Gebäudetypen entstehen: Bierhallen und Logistikzentren IV.7.1. Bierhallen - Nutzbauten zur Förderung ökonomischer Interessen IV.7.2. Logistikzentren - überregionaler Gebäudebestand der Brauereibetriebe IV.8. Fallstudien IV.9. Zusammenfassung 2 35 36 42 44 45 45 47 49 50 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz V. Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken V.1. Maschinenbaufabriken: unspezifische Produktionsräume mit einem vorwiegend horizontalen Herstellungsverlauf V.2. Maschinenbau in Budapest V.3. Unspezifische Produktionsräume in Maschinenbauhallen V.4. Aus Werkstätten werden Fabriken: auf dem Betriebsgelände entstehen additive bauliche Strukturen V.5. Die Produktionshalle der Maschinenbaufirma Pick Ede V.5.1. Anordnung der Fabrik auf dem Betriebsgelände V.6. Das Betriebsgelände der Ungarische Metallwarenfabrik AG V.7. Zusammenfassung 51 52 53 54 55 56 57 VI. Industrielle Stadtentwicklung VI.1. Industrielle Stadtentwicklung aus regionaler Perspektive VI.2. Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von Industriestandorten in Pest VI.3. Als Folge der Abwanderung der Gewerbebetriebe aus der Innenstadt an die Peripherie entstehen Industriestandorte VI.4. Bedeutung der historischen Brauhäuser für die industrielle Stadtentwicklung in Pest im 19. Jahrhundert VI.5. Erster Entwicklungsimpuls VI.6. Zweiter Entwicklungsimpuls VI.7. Dritter Entwicklungsimpuls VI.8. Die Verbindung zwischen Bauform und Standort bestimmt die Wirkung des Industriebaus im Außenraum VI.9. Einfluss der Verlagerung der Industriestandorte auf die Stadtentwicklung und Baugesetzgebung in Budapest VI.10. Auslösende Impulse für den Standortwechsel VI.10.1. Technische Innovation VI.10.2. Rohstoffe und Arbeitskräfte IV.10.3. Topographie VI.10.4. Grundstücke VI.11. Naturlandschaft-Kulturlandschaft-Industrielandschaft-renaturierte Landschaft: Köbánya VI.12. Kőbánya als Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes VI. 13. Zusammenfassung 3 58 58 60 61 61 62 63 64 64 65 68 69 69 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VII. Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG VII.1. Auslöser für die Bautätigkeit der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei VII.2. Neue Produktionstechniken veränderten die Anordnung der Brauereigebäude VII.3. Einführung des Eisenbetons in den Brauereibau VII.4. Architekturtransfer von Bayern nach Kőbánya VII.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG als Prototyp neobarocker Brauereien in Bayern VII.6. Projektabwicklung in Budapest durch Hültl, Puscher und Schimanek VII.7. Baubeschreibung Sudhaus Erste Ungarische Aktienbrauerei AG in Kőbánya VII.7.1. Anordnung auf dem Betriebsgelände nimmt Einfluss auf die Fassadengestaltung VII.7.2. Fassade Sudhaus VII.7.3. Fassade Wasserturm VII.7.4. Baukonstruktion VII.8. Das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising VII.9. Zusammenfassung 70 71 73 74 74 75 76 78 79 VIII. Denkmalschutz im Industriebau VIII.1. Die veränderte Wahrnehmung historischer Fabrikbauten VIII.2. Historische Industriebauten als Kulturgut VIII.3. Historische Industriebauten als Identifikationsträger VIII.4. Kriterien für den Erhalt von historischen Bauten der Industrie VIII.5. Die Fassade eines Fabrikbaus VIII.6. Definition zur Fabrikfasse als Denkmal VIII.7. Zusammenfassung 81 81 83 84 89 90 91 IX. Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne IX.1. Historischer Industriebau und die Architektur des 20. Jahrhunderts IX.2. Die Fabrik als bauliche Manifestation der Industrialisierung IX.3. Die Fabrik wird zum Industriegebäude IX.4. Begriffsbestimmungen für historische Industriebauten IX.5. Mögliche Begriffsbestimmungen für historische Produktionsstätten IX.6. Konflikt zwischen Funktion und Fassade IX.7. Industriebauten mit architektonischer Qualität IX.8. Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen IX.9. Korrelation zwischen der Entwicklung des Industriebaus und der Moderne 4 92 92 93 94 94 96 98 99 100 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz IX.10. Die Entwicklung der Industriearchitektur nach dem 1. Weltkrieg IX.11. Reflexion in der Kunst IX.11.1. Bruitismus IX.11.2. Bewegung verändert die Wahrnehmung IX.12. Zusammenfassung 101 102 Literaturverzeichnis (Stand 04.05.2015) 105 Abkürzungsverzeichnis 114 Bibliotheken und Archive 115 Zusammenfassung De, En, Hu 117 Dank 120 5 104 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz I. Einführung I.1. Gegenstand der Dissertation Die vorgelegte Arbeit ist ein Werk zur regionalen Industriebaugeschichte der Stadt Budapest, das aus Sicht des Architekturhistorikers die Entwicklung des historischen Fabrikbaus im heutigen Siedlungsgebiet unter besonderer Berücksichtigung der Genese von Brauereien und Mälzereien im Zeitraum zwischen 1815 und 1915 thematisiert. I.2. Ausgangslage der Untersuchung Während des Untersuchungszeitraumes durchlaufen die historischen Produktionsstätten in Budapest eine Entwicklung, die in den traditionellen Werkstätten ihren Anfang nimmt und in den modernen Industriebetrieben des frühen 20. Jahrhunderts mündet. Der Untersuchungszeitraum ist dabei lediglich ein zeitliches Intervall einer Gesamtentwicklung, die heute noch im Gange ist und in Zukunft in der emissionsfreien Fabrik münden wird. Dabei waren die historischen Fabrikbauten in Budapest bezüglich ihrer Architektur und Baugeschichte bisher keine Objekte systematischer wissenschaftlicher Untersuchungen. Auf europäischer Ebene sind der Schutz und die Erforschung des „industriellen Erbes“ (industrial heritage) seit Jahrzehnten offizieller Bestandteil der Kulturpolitik der Europäischen Union. Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat im Juni 2014 das Fabrikgebäude Van Nelle in Rotterdam (Niederlande, 1925-31) sowie die Seidenfabrik in Tomioka (Japan, 1871) zum Weltkulturerbe ernannt. Bezogen auf Budapest sind eine große Anzahl historischer Fabriken in die Kategorie der gebauten Identitätsträger einzuordnen, womit diese gleichrangig zu Kirchen und Palästen ebenfalls zum festen Bestandteil des kulturellen Erbes der Stadt gehören. Die vorgelegte Arbeit ist als wissenschaftlicher Beitrag zu verstehen, die historischen Fabrikbauten in Budapest umfassender verstehen und sachgerechter beurteilen zu können. Um ein Erklärungsmodell für die Genese dieser Gebäude zu erstellen, reicht eine rein visuelle Annährung nicht aus. Vielmehr ist eine große Anzahl von Faktoren zu benennen und in ihrer Funktion zu analysieren, die Einfluss auf die Raumentwicklung der Produktionsstätten genommen haben. I.3. Fragenkatalog Aus diesem Zusammenhang heraus leiten sich folgende Fragestellungen ab: Warum stehen gerade die historischen Brauereien und Mälzereien im Mittelpunkt einer Untersuchung über den historischen Fabrikbau in Budapest? Welche Faktoren haben die Gesamtentwicklung beeinflusst, welche die architektonische Formentwicklung? Welche Impulse sind dabei von einem Architekturtransfer aus dem Ausland ausgegangen? Welche Impulse gehen von der industriellen Stadtentwicklung auf die Gesamtbaugeschichte Budapests aus? Können historische Produktionsstätten einen Beitrag zur kulturellen 6 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Identifikation leisten? Welche Kriterien sind zu Grunde zu legen, damit ein Fabrikgebäude zum Baudenkmal wird? Reicht dabei eine visuelle Beurteilung aus? Welche Argumente sprechen dafür, dass die historischen Industriebauten die Wegbereiter der Architektur des 20. Jahrhunderts sind? Können die damals angewandten Planungs- und Bauprinzipien als geistige Ressourcen betrachtet werden, mit denen ein aktueller Bezug hergestellt werden kann, beispielsweise zu Themen des Energiemanagements oder der Biotechnologie? I.4. Abgrenzungen I.4.1. Thematische Abgrenzung Die Vielfältigkeit der offenen Fragen sowie die Notwendigkeit zur Einschränkung der großen Anzahl der vorliegenden Dokumente begründen die Notwendigkeit, Abgrenzungen vorzunehmen. Als Ergebnis eines diesbezüglichen Entscheidungsprozesses wurde die architektonische Entwicklung eines einzelnen Industriezweiges Gegenstand der Untersuchung.1 Die Begründung für diese Entscheidung liegt darin, dass die quantitative Dominanz der Agrarwirtschaft in Ungarn in Verbindung mit den Standortvorteilen von PestBuda zunächst zur Entstehung einer Nahrungs- und Genussmittelmittelindustrie geführt hat. Innerhalb dieser für die Stadt charakteristischen Industrie war das Brauwesen der erste Industriezweig, der von einer handwerklichen auf eine industrielle Produktionsweise umgestellt hat. Damit wurden die Brauereien (neben den Mühlen) die ersten Produktionsstätten, die als Industriegebäude bezeichnet werden können. Es ist zu vermuten, dass die Bauaufgabe, die ganz aus der Funktion heraus gelöst wurde, als Planungsprinzip erkannt wurde, und in der weiteren Entwicklung Einfluss auf die Baugestaltung von Fabriken anderer Industriezweige genommen hat. Damit übernehmen die Brauereien eine Vorbildfunktion für nachfolgende Fabrikbauten. I.4.2. Zeitliche Abgrenzung Der Untersuchungszeitraum wurde nicht willkürlich festgelegt. Der Beginn ist durch die Gründung Innerstädtischer Brauereibetriebe gekennzeichnet, die ab 1815 die architektonisch unspezifischen Gebäude der Hausbrauereien ablösen und einen fortlaufenden baulichen Wandel einleitet. Die dynamische architektonische Entwicklung mündet in den industriellen Großbrauereien, die nach Ausbruch des Esten Weltkrieges im Jahr 1915 zum Stillstand kommt. Der Beginn des Untersuchungszeitraums ist nicht mit dem Beginn der Geschichte von baulichen Produktionsstätten gleichzusetzen, ebenso wenig endet die Historie dieses Bautyps mit dem Ende des Untersuchungszeitraumes. Der untersuchte Zeitraum ist vielmehr Intervall einer sich noch im Gang befindlichen evolutionären Bauentwicklung, die vermutlich mit der Gründung von metallverarbeitenden 1 Eine Alternative hierzu wäre beispielsweise die Aufarbeitung der Entwicklung der Fabrikarchitektur eines geografisch definierten Gebietes, d.h. eines Stadtteils gewesen. 7 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Werkstätten in Mesopotamien2 ihren Anfang genommen hat und in Zukunft in der emissionsfreien Industrieanlage münden wird. 1.4.3. Geografische Abgrenzung Budapest war im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert der bedeutendste Industriestandort des Landes. Der Fabrikbau hat in dieser Zeit einen prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Stadt genommen, der heute noch nachwirkt (Industriebrachen/barna övezet). Wegen der spezifischen Gegebenheiten des Ortes (Flusslage, keine Bodenschätze, Bedeutung der Agrarwirtschaft) macht es Sinn, den historischen Fabrikbau in Budapest als regionales Phänomen aufzufassen. Dabei sind die Gebäude der Brauindustrie von besonderem Interesse. Zum einen gehen von diesem Industriezweig mehrere Impulse für die industrielle Stadtentwicklung aus. Zum anderen entstand durch die Konzentration von industriellen Großbrauereien in Kőbánya ein historisches Monoindustriegebiet, das geographisch klar definiert ist. Die Dimensionen und Produktivität machten es vermutlich zur größten zusammenhängenden Brauereizone in Europa. I.4.4. Abgrenzung des Bautyps Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Gebäude, in denen ein Produkt mit Hilfe von Maschinen und eines organisierten Arbeitsablaufes hergestellt oder umgewandelt wird. Zum Gesamtsystem Fabrik gehören eine Vielzahl technischer Nebengebäude, Laboratorien, Lager, Stallungen, Büroräume, Kleinwerkstätten sowie Sozialbauten, Gaststätten und Freizeitanlagen. In der Regel sind diese Bauten in ihren Dimensionen kleiner als das eigentliche Produktionsgebäude und in der Konstruktion und Ausführung einfacher gestaltet. Die Bedeutung dieser Bauten kommt vor allem im Zusammenhang mit der Bebauung des Betriebsgeländes zum Ausdruck. Technische Bauten, wie Gaswerke und Wassertürme (d.h. Versorgungsbauten) sowie Bauten der Infrastruktur, wie Bahnhöfe bilden aufgrund ihrer Funktion eigene Themenkreise und werden nur dann in die Betrachtung mit einbezogen, wenn dies zum besseren Verständnis der Architektur des Fabrikbaus beiträgt. I.5. Aktualität und Nutzen der wissenschaftlichen Erkenntnisse I.5.1. Emissionsfreie Fabriken und naturverträgliche Industriegebiete Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen historische Fabrikbauten. Der retrospektive Teil versteht sich als Beitrag zur Baugeschichte der Stadt Budapest. Gleichzeitig stellt die vorgelegte Arbeit einen Zeitabschnitt eines Prozesses dar, der noch im Gange ist. Die Entwicklung von der Werkstatt zum Industriekomplex wird in Zukunft von einem vorwiegend quantitativen in einen qualitativen Prozess übergehen und baulich in der emissionsfreien 2 Klein 1992. 231. 8 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz und energieautarken Fabrik münden.3 Zur Entwicklung umweltverträglicher Fabriken und menschenfreundlicher Industriegebiete können die gewonnen Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit über historische Fabriken einen Beitrag leisten. I.5.2. Regionalplanung: Bp.-Kőbánya als Muster eines historischen Monoindustriegebietes Der Budapester Stadtteil Köbánya mit seinen ehemaligen Brauereibetrieben ist ein Beispiel für ein Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes, das Gelegenheit für das Studium und der differenzierten Beschreibung eines regionalen Industrialisierungsmusters bietet. Aus den gewonnen Erkenntnissen können Zusammenhänge deutlich gemacht werden, die für eine zukünftige naturverträgliche Nutzbarmachung ähnlich genutzter Gebiete (beispielswiese in industriell aufstrebenden Gebieten wie China, Indien und Brasilien) Anwendung finden. Die Forschungsergebnisse könnten als Grundlage für eine weitsichtige regionalplanerische Steuerung künftiger Gewerbeansiedlungen im Hinblick auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Quantität und Qualität dienen.4 Umfassende konzeptionelle Arbeiten zum Thema Umweltschutz in der Stadt könnten Regelkreise langfristiger Folgelasten aufgrund gewerblicher Tätigkeit aufdecken und in Zukunft helfen, diese zu vermeiden.5 1.5.3. Industrielle Entwicklungsachsen entlang der Donau Ein weiteres Thema der Regionalplanung sind Fragestellungen in Zusammenhang mit der Industrieansiedlung entlang eines Flusses. Die industriellen Entwicklungsachsen entlang der Váci út und Soroksári út und damit parallel zur Donau sind als Folge der engen Verknüpfung zwischen natürlichen Gegebenheiten (Fluss als Quelle für Betriebswasser und Nutzung zur Abwasserableitung) und Produktion entstanden. I.5.4. Industriegebäude als geistige Ressource Dieser Gebäudetyp kann als Archiv von ehemals angewandten bautechnischen Konstruktions- und Funktionsweisen aufgefasst werden, womit deren Architektur zum Ausdruck einer bestimmten Denkweise und Methode der Problemlösung wird, die wissenschaftlich zu untersuchen und zu dokumentieren ist. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse könnten möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt, d.h. in einer Gesellschaft, in der fossile Energieträger nicht mehr jederzeit und in scheinbar unbegrenztem Umfang zur Verfügung stehen, als geistige Ressource dienen. 3 Energieautark 2014. Jockers 1991. 5 Pilsitz 2010b. 4 9 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz I.5.5. Innovationsforschung: Verfahrensbionik Zu diesem Themenkreis zählen die angewandten Biowissenschaften, bei denen auch der Zusammenhang zwischen artifizieller Bautechnik und belebter Natur untersucht wird. Die Forschungsergebnisse führen zu einer Vernetzung von Bio- und Ingenieurwissenschaften. Bei der Bionik werden biologische Prinzipien auf die (Bau)technik übertragen. Die konstruktive und bauphysikalische Gestaltung historischer Mälzereien sind ein frühes Beispiel für eine nachhaltige architektonische Bauplanung.6 Die vorrangige Planungsleistung besteht dabei in der Übertragung biologischer Prinzipien auf die Funktionsweise des Gebäudes. Die biomorphe Baukonstruktion kann als Hinweis auf eine epistemische Denkweise der an der Planung Beteiligten interpretiert werden, bei der das Gebäude selbst elementarer Teil der Verfahrenseinrichtung ist. Durch die Vernetzung von Architektur und Biowissenschaften wird aus der historischen Mälzerei ein zukunftsweisendes Gebäude, das durch eine Planung, die auf einer streng logisch-funktionalen Lösung der Bauaufgabe basiert, einen Denkanstoß auf eine mögliche Reaktion der Architekten auf derzeit bestehende Probleme in Zusammenhang mit der Energieversorgung und Umweltverschmutzung in sich trägt. I.5.6. Das Kellersystem in Bp.-Kőbánya: Kühllager mit nachhaltigem Energiehaushalt Diese low-tech Bauwerke können grundsätzlich als Archive aufgegebener Planungs- und Konstruktionsweisen aufgefasst werden, wodurch eine Schnittstelle zwischen Bau- und Technikgeschichte entsteht, die Gelegenheit bietet, deren Funktionsmechanismus zu studieren und zu dokumentieren. Durch das Verständnis und einer möglichen Einbeziehung der Denkweise, mit der der Energiehaushalt diese Bauwerke konzipiert und geplant wurde, könnten die Architekten und Ingenieure heute einen aktiven Beitrag leisten, um die aktuellen Umwelt- und Energieprobleme zu bekämpfen. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind diese historischen Bauwerke mit ihrer simplen technischen Ausstattung sehr zeitgemäße Gebäude. I.6. Forschungsstand I.6.1. Stand der Forschung zu historischen Industriebauten in Ungarn - eine Übersicht Stadtbaugeschichte Die Industrie- und Technikgeschichte der Stadt Budapest ist umfassend aufgearbeitet. Das gleiche gilt für die Geschichte vieler Industriebetriebe und Unternehmerfamilien.7 Die Forschungsergebnisse wurden in einer großen Anzahl von Publikationen dokumentiert 8 und 6 Nachtigall 2013. 85-87. Kozmáné 2004. 8 Baják-Bajnok 1972. 7 10 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz im Rahmen von Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.9 Judit Klement arbeitet in ihrem Buch Gőzmalmok a Duna partján10 das Thema aus Sicht des Wirtschaftshistorikers auf, wobei eine Vielzahl von Fotos einen Hinweis auf die Architektur dieses Bautyps gibt.11 Zur Stadtbaugeschichte Budapests ist auf das Werk von Gábor Preisich hinzuweisen, das insofern von Interesse ist, weil es die industrielle Stadtentwicklung im Kontext der Gesamtentwicklung darstellt.12 Die Autoren Berend und Ránki machen in dem Artikel A Budapest környéki ipari övezet kialakulásának és fejlődésene kérdéséhez13 detaillierte Angaben zur industriellen Entwicklung der Stadt und ihrer Agglomeration.14 Auch sind die detaillierten Statistiken und das umfangreiche Literaturverzeichnis hilfreich. Ein Werk, das eine Übersicht über die Betriebe eines einzelnen Industriegebietes gibt, ist das Buch von Géza Bencze:15 Váci út, a magyar gépipar főutcája.16 Denkmalschutz Zum Thema Denkmalschutz ist die Arbeit von Piroska Váczi von besonderem Interesse. Sie formuliert die kulturelle Bedeutung historischer Industriebauten und fordert den gleichen Schutz für diesen Gebäudetyp, wie für historische Gebäude im Allgemeinen.17 Rita Rebeka Kirády thematisiert die Möglichkeiten der Wiedereingliederung von stillgelegten Industriegebäuden in der DLA-Arbeit: Ipari Épületek Rehabilitációja – A Jövő házától a zanzáig- Ipari épületekben megvalósult projektek aus dem Jahr 2009.18 Eine weitere Dissertationsschrift zum Thema wurde von Lepel Adrienn im Jahr 2009 an der BME vorgelegt: Az ipari épületek masodik élete és újrahasznosításuk folyamata.19 Visuelle Dokumentation Der Bildband von József Hajdú mit Texten von Mihály Gera aus dem Jahr 1998 ist eine dokumentarische Arbeit, die die graphisch geprägte Ästhetik historischer Industriebauten in Budapest thematisiert.20 Éva Vámos und Katalin Kiss nutzen das Medium Film, um aus verschiedenen Perspektiven heraus einen visuellen Eindruck der architektonischen Vielfältigkeit der Fabriken und technischen Bauten in der Zeit um die Jahrhundertwende zu vermitteln.21 9 „Vízhordók és vízvezetők”, Ausstellung zu den Anfängen der Trinkwasserversorgung in Budapest, 01.05.2012 bis 30.09.2012, Stadtarchiv Budapest/Budapest Főváros Levéltára, Budapest, Teve utca 3-5. 10 „Dampfmühlen am Ufer der Donau” 11 Klement 2010. 12 Preisich 1964. 13 „Zur Frage der Entstehung und Entwicklung des industriellen Raumes um Budapest” 14 Berend-Ránki. 535-538.. 15 „Váci út, die Hauptstraße des ungarischen Maschinenbaus” 16 Bencze 2006. 17 Váczi 2001. 18 Kirády 2009. 19 „Das zweite Leben von Industriegebäuden und das Verfahren der Wiederingebrauchnahme” 20 Hajdú 1998. 21 Vámos-Kiss 2002. 11 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Einzelne Produktionsstätten als Gebäudetyp Was die historische Entwicklung der Budapester Produktionsstätten des 19. Jh. und des frühen 20. Jahrhunderts als Gebäudetyp betrifft, liegen noch keine endgültigen wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Der Grund hierfür ist, dass dieser Bautyp ausserhalb der als „akademisch anerkannten Architektur“ seinen Anfang genommen und eine Entwicklung ohne vorgefasste Beschränkungen genommen hat. Diese Gebäude entziehen sich weitgehend der schnellen Einordnung in ein von der Kunstgeschichte geprägtes allgemeingültiges Betrachtungsschema. Der Grund hierfür könnte darin liegen, dass diese Disziplin nicht über das notwendige Vokabular verfügt, die Einflussfaktoren, die die architektonische Entwicklung dieses Bautyps prägen, in seiner Vielschichtigkeit zu beschreiben. Um ein umfassendes Erklärungsmodell für die Entwicklung der Produktionsstätten mit seinen differenzierten Ausdrucksformen vorzulegen, reicht eine rein visuelle Annährung nicht aus. Im Folgenden sollen Einzelarbeiten genannt werden, die sich auf die Architektur von historischen Fabrikgebäuden oder –anlagen beziehen: László Csázsár thematisiert in seiner Publikation Industriegebäude aus Stahl in Ungarn in der Zeit des Historismus. Als Beispiel gebenden Neubau wird die Wagnerwerkstatt auf dem Gelände der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. (Bp.-Kőbánya) beschrieben.22 Katalin Berey geht in ihrem Artikel auf die Gebäude der Backindustrie ein, mit einem Hinweis auf die Konstruktion aus Stahlbeton (Tragwerksplanung: János Biehn, 1915) der Backfabrik in der Százados út.23 Endrei Walter’s Gegenüberstellung der Seidenmühle in Bp.-Óbuda mit der Filatorio di Piazza (Villa Lagarina, Italien) ist eine vergleichende Arbeit.24 In einem weiteren Artikel gibt László Császár einen Überblick über industrielle Gebäudetypen und führt die Erste Ungarischen Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. und die Bürgerliche Brauerei/Polgári Sörfőzde als Beispiele an.25 Miklós Kalmár und Zsuzsanna Emília Kiss geben in ihrer Analyse der Alkoholfabrik in Bp.-Óbuda eine Begründung für die Bebauungsweise des Betriebsgrundstückes, womit die Beziehung des Gebäudes zum Baugrundstück thematisiert wird.26 Historische Brauereien Die historischen Brauereien werden in der ungarischen Literatur in der Regel gemeinsam mit anderen Industriebauten behandelt. Eine abschließende Untersuchung als eigenständiger Bautyp liegt noch nicht vor. Péter Szabós Arbeit zur Baugeschichte der Brauerei in Sopron/Soproni sörgyár macht hierzu einen Anfang.27 Ottó Harcos geht in seinem Buch über die Pannónia Brauerei in Pécs/Pécsi Pannónia Sörgyár auf das Thema Architektur nicht ein, sondern widmet seine Arbeit der Firmengeschichte.28 22 Császár 1970. Berey 1975. 24 Endrei 1994. 25 Császár 1994. 26 Kalmár-Kiss 2009. 27 Szabó 1994. 28 Harcos 1973. 23 12 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz I.6.2. International Deutschland und Österreich Die Erforschung historischer Industriebauten ist im deutschsprachigen Raum ein eigenständiger akademischer Fachbereich, wobei die interdisziplinäre Vernetzung systematisch ausgebaut wird. An der Technischen Universität Wien ist dem Institut für Bauforschung und Denkmalpflege die Abteilung für Industriearchäologie angegliedert. Die Universität Friedberg (Deutschland) hat einen eigenen Studiengang zur Erforschung historischer Industriebauten eingerichtet. Die Forschungsergebnisse wurden in einer Reihe von Publikationen zusammengefasst, die sich in der Regel auf die industrielle Entwicklung einer Region oder Stadt konzentrieren. Beispielhaft ist das detaillierte Werk von Miron Mislin, das die Entwicklung der Industriearchitektur der Stadt Berlin in den Jahren 1840-1910 thematisiert.29 Volker Rödel beschreibt die Fabrikarchitektur in Frankfurt am Main in den Jahren 1774-1924, wobei das Buch auch auf die Besonderheiten der lokalen Brauereien eingeht.30 USA Die USA ist vermutlich das erste Land, in dem die historische Fabrikarchitektur systematisch erforscht wurde.31 Die Periodika The journal of the society for industrial Archeology (Erstausgabe 1975) und Journal of Urban history (Erstausgabe 1974) publizieren in regelmäßigen Abständen Beiträge zum Thema. I.7. Forschungsmethode I.7.1. Materialsammlung: Quellen und Typen von Quellen Fabrikgebäude als wichtigste Quelle der Untersuchung Die meisten Gebäude historischer Fabriken, die als Quelle für die Forschung dienen könnten, existieren nicht mehr.32 Durch den Abbruch dieser Industriegebäude ist ein Verlust an historischer Bausubstanz mit ihren charakteristischen Details entstanden, der nicht wieder herzustellen ist. Im Laufe meiner Dokumentationsarbeit habe ich festgestellt, dass für diese Gebäude häufig nicht einmal mehr die Plandokumentationen oder anderweitige schriftliche Unterlagen vorhanden oder zugänglich sind. Bei den Fabrikgebäuden, die noch vorhanden und zugänglich sind, waren große Unterschiede im Erhaltungszustand der Bausubstanz festzustellen. 29 Mislin 2002. Rödel 1986. 31 Winkler 1981. 32 Winkler 1982. 30 13 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Planunterlagen Nach den Gebäuden bilden die Planunterlagen die wichtigste Quelle der Untersuchung. Als Voraussetzung für eine systematische Forschungsarbeit wurden auf Grundlage der bei der Firma Dreher aufgearbeiteten und dem BFL vorliegenden Dokumente ein Plankatalog für die historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest erstellt. Mit dieser Vorarbeit wurde die Grundlage geschaffen, die baulichen Entwicklungen und architektonischen Tendenzen unmittelbar aufzuzeigen. Das Planarchiv liegt auch als DVD vor und kann als Grundlage für weitere Forschungen genutzt werden. (Siehe hierzu auch Anhang, Kapitel XVII: Aufbau eines Planarchivs bei der Brauerei Dreher in Kőbánya sowie Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie der Brauereien und Mälzereien). Stempelaufdrucke Einige Pläne sind mit Stempelaufdrucken versehen, die Auskunft über den Architekten, Planungsort und –zeit geben. In einigen Fällen können auch Verbindungen zu Planungsbüros anderer Fachgebiete (Haustechnik, Tragwerksplanung, Firmen) hergestellt werden. Dadurch war Fallweise eine teilweise Rekonstruktion der am Projekt beteiligten Ingenieurbüros und Firmen möglich. Schriftliche Dokumente Das Auftun von Quellen war nicht auf Plandokumentationen beschränkt. Schriftliche Dokumente enthalten wertvolle Informationen zum Bauablauf. Diese bestehen aus Verträgen, Preisangeboten, Bauaufmaßen, Schriftwechseln, Öffentliche Bekanntmachungen in Zeitungen und Gesetzestexten. Um den Bestand an Dokumenten schrittweise zu erweitern, habe ich fortlaufend in verschiedenen öffentlichen und institutionellen Archiven sowie in Bibliotheken geforscht, die im Anhang aufgeführt sind. In der Bibliothek Szabó Ervin (Budapest) liegt eine außergewöhnliche Sammlung von Schreiben Budapester Fabriken aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg vor.33 Auf den Briefköpfen sind die Fabrikgebäude abgebildet. Vermutlich sind diese Darstellungen idealisiert, aber gleichzeitig in vielen Fällen die einzige Quelle, die einen Hinweis auf die Architektur der Fabrikgebäude gibt. Der Versuch, private Sammlungen zu erschließen, war nur mäßig erfolgreich. Literatur Die verwendete Literatur besteht aus den ungarischen und internationalen Werken und Artikeln, die in der Bibliographie aufgelistet sind. 33 Szabó Ervin Könyvtár 14 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Fotos Die Fotos in den Museen und Archiven liegen in den meisten Fällen in nicht katalogisierter Form vor. Daraus entstand das Problem der zeitlichen und örtlichen Zuordnung. I.7.2. Forschungsaufenthalte an den Technischen Universitäten in Wien und Berlin Die Forschungsarbeit in Budapest habe ich durch Studien an den Technischen Universitäten in Wien und Berlin ergänzt. 1. Technische Universität Wien Fakultät für Architektur Institut für Bauforschung und Denkmalpflege Abteilung Denkmalpflege und Industriearchäologie Lehrstuhl: Prof. Dr. Gerhard A. Stadler 2. Technische Universität Berlin Fakultät VI. Planen Bauen Umwelt Institut für Architektur Fachbereich Bau- und Stadtgeschichte Lehrstuhl: Prof. Dr. Johannes Cramer I.7.3. Grundsätzliche Überlegungen zur Aufarbeitung der Quellen Die vorgelegte Arbeit sammelt, analysiert und interpretiert die Faktoren, die Einfluss auf die bauliche Entwicklung genommen haben. Damit geht die Arbeit inhaltlich über eine Monographie hinaus und ist eher als Analyse zu verstehen. Bei der Aufarbeitung der oben genannten Quellen bin ich von folgenden grundsätzlichen Überlegungen ausgegangen: 1. Die vorgelegte Arbeit ist nicht ausschließlich retrospektiv, sondern es werden auch Übergänge zur Architektur des 20. Jahrhunderts aufgezeigt. 2. Die vorgelegte Arbeit ist nicht ausschließlich deskriptiv, sondern es werden kausale Zusammenhänge aufgedeckt. Ein Beispiel ist der Einfluss, den der Mangel an Kühltechnik auf eine energiebewusste Bauweise ausgeübt hat. 3. Interdisziplinäre Zusammenarbeit Während der Untersuchung war ich grundsätzlich bemüht, eine Abgrenzung zu anderen Forschungsgebieten (Technik-, Sozial, Wirtschaftsgeschichte) einzuhalten. Fallweise bestanden jedoch Wechselwirkungen und Synergien zu angrenzenden Fachgebieten, wie beispielsweiser zur Gebäude- und Produktionstechnik. Die sich daraus entwickelte interdisziplinäre Zusammenarbeit führte immer für beide Seite zu Erkenntnisgewinnen und war oft der Schlüssel für das Verständnis einer baulichen Entwicklung. 15 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz 4. Architektonische Wahrnehmung Aus dem oben Beschriebenen resultiert folgende Erkenntnis: Der Ausgangspunkt der Wahrnehmung von Architektur ist nicht unbedingt und ausschließlich die Kunstgeschichte (als unauflöslicher Teil der Architektur). Diese Aussage trifft insbesondere auf die Genese der historischen Fabrikarchitektur zu. Kenneth Frampton geht in seinem Werk „Der Architektur der Moderne“ auf diesen alternativen Standpunkt ein, wobei er Bezug auf Siegfried Giedion nimmt: „Sein Verdienst war es weniger, auf stilistische Merkmale des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne einzugehen, als vielmehr neue Materialitäten und gesellschaftsrelevante Motive herauszuarbeiten, Motive wie etwa „Moral in der Architektur“ oder von Grund auf veränderte „Raum-Zeit-Kompositionen“ in der Auffassung und Wahrnehmung von Gebautem.“34 Eine weitere Form der Annährung an das Thema Architektur ist bei Bruno Zevi auszumachen, der versucht, den Nachweis zu führen, dass die abendländische Architektur von einem wechselseitigen Spiel geschlossener und organischer Systeme geprägt sei, wobei sich das Organische im Sinne Frank lloyd Wrights letztlich durchsetzen werde.35 I.7.4. Aufarbeitung der Quellen Sammeln – Ordnen – Archivieren - Analysieren - Interpretieren Aufgrund der Typen von Quellen ist folgende Methode der Aufarbseitung gewählt worden:36 Archivieren 1. Sammeln von Plandokumenten 2. Ordnen der Plandokumente 3. Archivieren der Plandokumente Analysieren Nach Abschluss der Archivierungsarbeiten wurden die Plandokumente hinsichtlich der Baugeschichte und architektonisch relevanter Zusammenhängen analysiert. Dabei wurde die Fachliteratur als Hilfsmittel hinzugezogen. Interpretieren Bei der Interpretation wurden die Erkenntnisse aus der Analyse einer Abstraktion unterzogen, um daraus eine grundsätzliche Aussage für das architektonische Phänomen zu formulieren. Damit soll ein Beitrag zur Theoriebildung geleistet werden. 34 Giedion 1976. Frampton 1983. 36 Pilsitz 2010b. 35 16 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz I.8. Zielsetzungen I.8.1. Erklärungsmodell als Ziel Die vorgelegte Arbeit ist ein Werk der regionalen Industriebaugeschichte, das aus Sicht des Architekturhistorikers als Beitrag zu verstehen ist, ein Erklärungsmodell für die Genese der historischen Brauereien und Mälzereien und deren Einfluss auf die industrielle Stadtentwicklung in Budapest vorzulegen. Die vielschichtige Entwicklung der historischen Brauereien und Mälzereien bis zum Ersten Weltkrieg kann nicht auf einen einzigen Begriff oder auf eine einzelne Ursache reduziert werden. Dies wäre eine unangemessene Vereinfachung des Phänomens. Das Forschungsziel besteht darin, ein umfassendes Erklärungsmodell für die Entwicklung dieser Produktionsstätten mit seinen differenzierten Ausdrucksformen vorzulegen, bei dem die Einflussfaktoren in ihrer Gesamtheit berücksichtigt werden. I.9. Inhaltliche Gliederung der Dissertation Die Dissertation besteht aus den schriftlichen Teilen - Textband - Appendix - Anhang - sowie einer CD mit den aufgenommenen Plandokumenten Textband Bauliche Innovationsphasen bei Brauereien und Mälzereien Im Textband werden die verschiedenen Faktoren aufgedeckt, die einen direkten Einfluss auf die Raumentwicklung der Brauereien und Mälzereien in Budapest genommen haben. Dabei wird zwischen externen (z.B. gesetzliche Vorschriften) und internen (z.B. Baukonstruktion, Materialwahl) Einflussfaktoren unterschieden. Die Gesamtentwicklung kann chronologisch in folgende bauliche Innovationsphasen eingeteilt werden: 1. Hausbrauereien (Kapitel II) 2. Innerstädtische Braubetriebe (Kapitel II) 3. Frühindustrielle Brauereien (Kapitel III) 4. Industrielle Großbrauereien (Kapitel IV) Die Gebäude der zeitlich definierten Einzelphasen werden auf folgende Kriterien hin untersucht: Organisation des Grundrisses, Raumentwicklung (Innen- und Aussenraum), Fassade, Konstruktion und angewandte Baumaterialien, Anordnung auf dem Gelände und Einordnung in den Stadtraum. Das Ergebnis zeigt die architektonische Entwicklung der Brauereien und Mälzereien in Budapest, die zeitlich mit den Phasen der Früh- und 17 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Hochindustrialisierung zusammenfällt. Durch den Vergleich der Raumentwicklung bei Produktionsstätten anderer Industriezweige, wie beispielsweise dem Maschinenbau wird eine Verbindung zur Gesamtentwicklung des historischen Fabrikbaus hergestellt. Gleichzeitig werden die Prinzipien bei der Planung von Fabrikbauten im Allgemeinen aufgedeckt, obwohl die baulichen Ergebnisse in den einzelnen Industriezweigen unterschiedlich bis gegensätzlich ausfallen. (Siehe hierzu auch Kapitel V: Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken) Darüber hinaus umfasst der Textband folgende Themenkreise: - Industrielle Stadtentwicklung (Kapitel VI) - Der Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes am Beispile des Sudhauses der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG. (Kapitel VII) - Denkmalschutz und Industriebau (Kapitel VIII) - Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne (Kapitel IX) Appendix Zunächst wird auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingegangen, in denen die untersuchte bauliche Entwicklung stattgefunden hat (Kapitel X). Um die spezifischen Funktionen in den Brauereien und Mälzereien offen zu legen, werden die Grundzüge des Brauprozesses dargelegt (Kapitel XI). Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann auf die räumlichen Zuordnungen in den Produktionsstätten (Mälzerei/Darre, Sudhaus, Kellerei) übertragen (Kapitel XII). Anschließend werden die theoretischen Grundlagen, die im Textband erläutert wurden, an Fallbeispielen der einzelnen Innovationsphasen überprüft: Hausbrauereien und Innerstädtische Braubetriebe (Kapitel XIII), Frühindustrielle Brauereien (Kapitel XIV), Industrielle Großbrauereien (Kapitel XV). Anhang Ergänzend wird mittels Definitionen zu Begriffen historischer Produktionsstätten eine kommunikative Basis gelegt (Kapitel XVI). Dann folgen Erläuterungen zum Aufbau eines Planarchives der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest (Kapitel XVII), dessen Ergebnis als Planungs- und Bauchronologie vorliegt (Kapitel XVIII). Abschließend sind folgende Verzeichnisse aufgeführt: - Literaturverzeichnis - Abkürzungsverzeichnis - Bibliotheken und Archive - Abbildungen CD Die CD beinhaltet die Abbildungen der Planungs- und Bauchronologie der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest. 18 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz II. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) II.1. Bauliche Innovationsphasen Die dynamische architektonische Entwicklung der Brauereien und Mälzereien im Stadtgebiet des heutigen Budapest nimmt mit den Hausbrauereien ihren Anfang und mündet in den industriellen Großbrauereien. Dabei sind die einzelnen Innovationsphasen von einer Transformation von architektonisch unspezifischen Herstellungsorten (Hausküchen) zu architektonisch hochspezifischen Produktionsräumen (z.B. Darren) gekennzeichnet. Zur Kenntlichmachung dieser Innovationsphasen schlägt der Autor auf Grundlage unterscheidbarer Grundriss-, Raum- und Gebäudetypen folgende typologische Einteilung vor: 1. 2. 3. 4. bis 1815: 1815-1845: 1845-1870: ab 1870: Hausbrauereien Innerstädtische Brauereibetriebe frühindustrielle Brauereien industrielle Großbrauereien Im Folgenden soll die architektonische Entwicklung der einzelnen Phasen detailliert dargestellt werden. Zunächst werden die internen und externen Faktoren genannt, die Einfluss auf die Raumentwicklung genommen haben. Dann wird auf die Raumentwicklung und die konstruktiven Voraussetzungen eingegangen. Schließlich sollen Fragen zur Bebauung des Betriebsgeländes und der Einfluss auf die industrielle Stadtentwicklung behandelt werden. II.2. Anfänge II.2.1. Hausbrauereien – Brauküchen in architektonisch unspezifischen Räumen Bis ins 14. Jahrhundert wurde Bier im eigenen Haus hergestellt, wobei der einfache Brauvorgang in der Küche durchgeführt wurde. Die hergestellte Menge war in erster Linie für den Eigenverzehr vorgesehen. Mit der Christianisierung Ungarns entstanden im ganzen Land Bischofssitze und Klöster, die die Klosterbrauereien gründeteten, deren Blütezeit zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert war. Die Mönche stammten zumeist aus dem deutschsprachigen Raum und brachten von dort das Wissen und die Technik des Bierbrauens mit. ABB.II.1. II.2.2. 15. und 16. Jahrhundert - Kommunaler Bauhäuser Das bürgerliche Recht zum Brauen von Bier wurde an den Besitz von Haus und Grund geknüpft und sollte nicht mehr im eigenen Haus vorgenommen werden, weshalb ab dem dem 14. Jahrhundert kommunale Brauhäuser eingerichtet wurden. Dort konnten hierzu 19 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz berechtigte Bürger in einer bestimmten Reihenfolge an zugewiesenen Tagen Bier brauen. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde das bürgerliche und städtische Bierbrauen unter die Aufsicht der Zunft gestellt, wodurch die Grundlage für eine gewerbliche Entwicklung geschaffen wurde.37 In Buda befand sich im Stadtteil Tabán, neben der heutigen römischkatholischen Kirche, ein solches Brauhaus. Selbst während der türkischen Besatzung (15411686) blieb das Brauhaus (Boza Khane) in Betrieb und wurde ab dem Jahr 1796 bis zu dessen Schließung im Jahr 1815 von Ferenc Xaverius Mayerffy gepachtet. II.2.3. 17. und 18. Jahrhundert - Städtische Brauhäuser Unmittelbar nach der Rückeroberung des Gebietes um das heutige Budapest durch die königlich-kaiserlichen Truppen setzte im Jahr 1687 der Bierbrauer Jakab Proberger (16571711) das Pester Brauhaus in der damaligen Leopold utca (heute Váci utca) in Betrieb. 38 Es bestand eine große Nachfrage nach Bier und das Brauhaus Proberger hatte zu diesem Zeitpunkt eine Monopolstellung. Am 23. Oktober 1703 erhalten die Städte Buda und Pest vom Kaiser die Privileg Urkunde der beiden Städte/Két Város Privilégium levelét, womit auch das ausschließliche Recht der beiden Städte zum Betreiben von Brauhäusern verbunden war.39 Die von den Städten Pest und Buda gegründeten Brauhäuser wurden an Mitglieder der Brauzunft höchstbietend verpachtet. II.2.4. Ende 18. Jahrhundert - Technische Standards für den Bau von Brauhäusern Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatten sich bauliche Standards für den Neubau von Brauhäusern herausgebildet. Eine erste Definition eines Brauhauses sowie detaillierte Angaben zu Standort, Raumprogramm, Bautechnik und Materialwahl ist im Werk von Christian Ludwig Stieglitz Encyklopädie der bürgerlichen Baukunst aus dem Jahr 1792 zu finden: „Ein Brauhaus ist ein Gebäude, in dem alles, was zur Herstellung des Bieres notwendig ist, vorhanden ist. Dieses Gebäude benötigt ein eigenes Grundstück und besteht, wenn es vollkommen sein soll, aus einem Malzhaus, dem eigentlichen Brauhaus, Pferdestallungen, Lager für Gefäße und Vorräte und einem guten Keller. Der beste Standort ist, wenn seine Vorderseite gegen Mitternacht gebaut wird, damit es immer Schatten hat und kühl bleibt. Der Bauplatz muss trocken sein, denn bei morastigem Boden, die starke Ausdünstungen der Erde haben, kann die Gärung des Bieres Schaden nehmen. Es ist daher gut, das Brauhaus auf einen etwas erhöhten Boden zu setzen, einen Unterbau von 5 bis 6 Ellen tiefen Keller zu machen, die mit guten Luftlöchern und Abluftlöchern versehen sind. … Es ist das Beste, dieses Gebäude ganz von Steinen anzulegen. Sowohl das Brauhaus, als auch das Malzhaus müssen genug Licht erhalten, und die Fensteröffnungen können zu gleicher Zeit zur Abführung der vielen Dünste dienen. … Die Größe der Braustube wird durch die Größe des Ofens und der Bottiche bestimmt. Neben der Braustube muss das Malzhaus liegen. Darüber sind die Lager für Malz und Hopfen anzulegen. … Der Fußboden des Brauhauses muss mit … 37 Kozmáné 2004. 11-13. 1870 wurde das Brauhaus abgerissen und das Neue Rathaus (ung.: új városház) errichtet 39 Fügedi 1961. 17-107. 38 20 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Mauerziegeln oder Feldsteinen gepflastert sein. …Um die Feuchtigkeit abführen zu können müssen sie mit Gefälle verlegt werden….“40 Das Werk setzt das empirische Wissen, das beim Bierbrauen gesammelt wurde, in praktische Empfehlungen zum Bau von Brauhäusern um. Damit sind die bautechnischen Grundlagen für die neuen Brauereien formuliert, die ab 1815 in der Innenstadt von Pest entstehen. II.3. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) II.3.1. Einflussfaktoren, die eine architektonische Innovation auslösten Die Zeit zwischen den Jahren 1815 und 1845 war in Pest-Buda eine Übergangsphase zwischen dem mittelalterlichen System der Allodialisierung des Bierbrauens und einem modernen freien Unternehmertum im Brauwesen.41 Baulich manifestiert sich diese Innovationsphase durch innerstädtische Braubetriebe mit einem Standort nahe der Donau. Die Architektur dieser Produktionsgebäude wird durch eine Reihe von externen und internen Einflussfaktoren mit geprägt: 1. 2. historisch-gesellschaftliche Voraussetzungen (externe Einflussfaktoren) technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren) Historisch-gesellschaftliche Voraussetzungen als externe Einflussfaktoren Bauverordnung Mit zunehmender Bedeutung als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes steigt im Siedlungsgebiet von Pest-Buda ab Ende des 18. Jahrhunderts die Einwohnerzahl stetig an.42 Die bestehenden Brauhäuser können die steigende Nachfrage nach Bier nicht mehr decken. Gleichzeitig geht von den veralteten Hausbrauereien eine ständige Brandgefahr aus, weil das Darren des Malzes und das Kochen des Suds über offenem Feuer durchgeführt wird. Die Baukomission von Buda/Budai Baucommissio beschließt deshalb auf ihrer ersten Sitzung am 22. November 1810 eine Bauverordnung, die vom Magistrat bereits am 10. Dezember 1810 in Kraft gesetzt wird. In den Punkten 4 bis 6 werden konkrete Regeln zum Brandschutz festlegt:43 Brandschutzwände, Gebrauch von nicht brennbaren Baustoffen, technische Regeln für Brandstellen und Kamine sowie Kontroll- und Abnahmepflicht durch die Behörde.44 Der Stadtrat, erteilt im Jahr 1815 den Zunftmitgliedern Ferenc Xaverius Mayerffy und János Petz die Genehmigung zur Errichtung von Brauhäusern, die den neuen 40 Stieglitz 1792. 307-331. BFL Rel.a.m.7997 42 Budapest szatiszitikai évkönyve 1944-1946. 43 Als Konsequenz der Großfeuer in den Stadtteilen Tabán und Halászváros im Jahr 1810 wurden Brandschutzvorschriften eingeführt. 44 Zakariás 1957. 41 21 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Anforderungen entsprechen.45 Die Genehmigungen sind an die Auflage gebunden, dass die Brauhäuser nur auf Pachtgrundstücken errichtet werden, die im Eigentum der Stadt verbleiben und nach Ablauf der Pachtzeit von 18 Jahren wieder in den Besitz der Stadt übergehen.46 Neben der Baukomission von Buda/Budai Baucommisio übte auf der Pester Seite die Verschönerungs-Commission zwischen den Jahren 1808 und 1857 mit einer Vielzahl von Vorschriften und Anordnungen vor allen zur äusseren Gestaltung der Gebäude einen direkten Einfluss auf die Architektur der innerstädtischen Brauhäuser aus, die im Fall des Städtischen Brauhauses in Pest umfangreich dokumentiert sind.47 Zunftordnung: Kleindimensionierte Brauhäuser ohne Möglichkeit zur Erweiterung Die bestehende Zunftordnung beschränkte die Menge des Bieres, die ein einzelner Betrieb herstellen durfte und legte die maximale Anzahl der Beschäftigten fest. Damit waren auch die baulich sinnvollen Dimensionen der Brauhäuser in Buda-Pest determiniert.48 Als direkte Folge dieser Vorschriften wurden in Pest nach der Gründung der Brauhäuser Mayerffy und Petz eine relativ große Anzahl kleinerer Betriebe errichtet. Neben der baulichen Beschränkung auf eine Kleinbauform war aufgrund des innerstädtischen Standortes auch eine zukünftige Expansion ausgeschlossen.49 Politische Stabilität in Europa als Faktor von überregionaler Bedeutung Der dritte externe Einflussfaktor bezieht sich auf den zeitlichen Rahmen, der von überregionaler Bedeutung ist. Erst nach der Napoleonischen Zeit beginnen sich die grundlegenden technischen und organisatorischen Neuerungen von England aus in Europa auszubreiten. Nach dem Wiener Kongress (1815) stabilisieren sich die politischen Verhältnisse auf dem Kontinent, wodurch sich die allgemeine Wirtschaftslage in den zwanziger Jahren so festigen kann, dass neben der technischen Erneuerung auch das Unternehmertum Auftrieb erhält.50 Technisch-Funktionale Voraussetzungen als interne Einflussfaktor Brauerei als Teil eines multifunktionalen Betriebes Die Aufgabe der Brauereibetriebe bestand in der langfristigen Herstellung eines kurzlebigen Produktes, wobei sich die handwerkliche Produktionsweise des obergärigen Bieres kaum von jahrhundertealten Traditionen unterschied. Die Gebäude wurden auf unbestimmte Zeit errichtet, wobei deren primäre Funktion in der Unterbringung der technischen Ausstattung 45 Die Stadt Pest hat aufgrund eines kaiserlichen Dekrets das Monopol, innerhalb der Stadtgrenzen Brauhäuser zu betreiben und Bier zu verkaufen. Dieses Recht wurde an Mitglieder der Brauzunft höchstbietend verpachtet. 46 Bevilaqua 1993. 47 BFL IV. 1202.c. Im. am. 5541/I./II./III.8 48 Berlász 1967. 49 Dóka 1970. 50 Horváth 1840. 22 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz (im allg. einfache Sudwerke und maximal zwei Kühlschiffe), der Lagerung sowie der Durchführung des Herstellungsprozesses bestand. Dabei finden sich die einzelnen Arbeitsschritte des Brauprozesses in der Aufteilung der Betriebsräume wider: Malzraum, Darrraum, Raum mit den Behältern zum Einteigen der Maische und die Feuerstelle mit Kesseln zum Kochen und Hopfen der Würze sowie ein Raum mit den Gärbottichen zum Ausreifen des Bieres, der sich wegen der niederen Temperatur in der Regel im Keller befand.51 ABB.II.1a. Da noch keine Kühltechnik zur Verfügung stand, beschränkte sich die Brausaison auf das Winterhalbjahr. Bei entsprechender Wetterlage wurden Eisblöcke aus der nahen Donau geschnitten und im Kühlkeller oder einer Eisgrube gelagert. ABB.II.2. Das hergestellte Bier konnte wegen seiner kurzen Haltbarkeit nur in einem begrenzten geografischen Radius ausgeliefert werden und war damit ein Produkt von lokaler Bedeutung. Da keine Messgeräte zur Verfügung standen, um den Gärvorgang zu kontrollieren, ist zu vermuten, dass der Geschmack und die Qualität des Bieres gewissen Schwankungen ausgesetzt war. Um die Wirtschaftlichkeit des Betriebes auch während des Sommerhalbjahres sicher zu stellen, waren den Brauereibetrieben in der Regel noch eine Mühle, eine Schnapsbrennerei sowie eine Essigsiederei angegliedert. Diese Produktionseinheiten mussten baulich ebenfalls in den Gebäudekomplex integriert werden. Damit entstand ein multifunktionaler Betrieb, wodurch sich die Mindestabmessungen für ein geeignetes Betriebsgelände vergrösserten. Trotz der relativ geringen Gesamtdimensionen der Gebäude und ihrer einfachen technischen Ausstattung ist bereits in diesem Frühstadium zu erkennen, dass die bauliche Gesamtkonzeption ganz auf die Bedürfnisse der Produktion ausgerichtet ist und die Gebäude oder Gebäudeteile der einzelnen Produktionseinheiten zueinander in einen funktionalen Bezug gesetzt wurden. In dieser Phase wird der Brauereibetrieb von einem Neben- zu einem Haupterwerbsbetrieb umgestaltet. Gleichzeitig bleibt die traditionelle Einheit von Brau- und Ausschankhaus der alten Hausbrauereien weiter erhalten. Als Folge entsteht ein Grundrisstyp, der eine große räumliche Diversität aufweist, bei gleichzeitig eindeutigen funktionalen Zuordnungen, ohne dabei die handwerkliche Herstellungsweise zu überwinden. Die Abmessungen der Brauereigebäude war auf Dimensionen begrenzt, für die die Anwendung traditioneller Bauweisen in Mauerwerk und Holz (Deckenspannweiten max.: 4.50m) durchaus ausreichten. Gleichzeitig lässt die Stützenreihen im Braubetrieb Mayerffy bereits eine Tendenz zur Vergrößerung der freien Grundrissfläche erkennen. II.3.2. Lage im Stadtraum - Brauereibetriebe Mayerffy und Petz bilden die diametralen Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der Brauhäuser im Stadtgebiet von Pest Die Standorte der Brauereien befanden sich inmitten der städtischen Wohnbebauung, wie dies vor allem für Pest bis ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts auch für eine große Anzahl anderer Handwerksbetriebe kennzeichnend ist. Diese Konzentration von Gewerbebetrieben fördert in der ersten Phase der Industrialisierung die Verdichtung der Bebauung in der Pester Innenstadt, bei einem gleichzeitig hohen Grad der Verflechtung mit der Wohnbebauung. Ab etwa dem Jahr 1845 kehrt sich diese Entwicklung um und es findet eine Abwanderung der Gewerbebetriebe an die Peripherie der Stadt statt. Zu Beginn der Entwicklung bilden die Betriebe Mayerffy und Petz die diametralen Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der 51 F*z v. S**n 1806. 23 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Brauhäuser im Stadtgebiet von Pest.52 ABB.VI.1. Die Lage der Betriebsgelände in Donaunähe ist dabei funktionsbedingt. Der Stand der Technik läßt noch keine Tiefenbohrungen zu, weshalb Flusswasser zur Bierherstellung genutzt wurde. Zur Förderung des Brauwassers wurden zunächst Brunnen genutzt. Eine Weiterentwicklung der Wassergewinnung war, unmittelbar neben der Donau Hebeanlagen zu errichten, wobei das Wasser durch Kies, Sand und Holzkohlestaub gefiltert und über Leitungen in die Brauerei geleitet wurde. Die Bauweise und Technologie dieser Türme zur Wasserförderung geht auf mittelalterliche Vorbilder zurück.53 ABB.II.3. Abwasser wurde über einen Kanal in die Donau abgeleitet. Beispielsweise wurde das Städtischen Brauhaus/Városi Sörház in der Leopold utca (heute Váci utca) mit einem Abstand zur Donau von ungefähr 250 Meter errichtet. Die Versorgung mit Wasser erfolgte über die erwähnte Wasserhebeanlage mittels einer Druckleitung. Das Schmutzwasser wurde über einen Kanal in die Donau abgeleitet. ABB.II.4. Damit gehörten die Innerstädtischen Brauereien in Pest zu den ersten Gebäuden, die an ein Wasserleitungssystem zur Ver- und Entsorgung angeschlossen waren. Darüber hinaus können aufgrund der vorhandenen Grundrisse und Ansichten für ein Lager- und Tennengebäude Rückschlüsse auf die Architektur des Ensembles gezogen werden. ABB.II.5. Umfangreiche schriftliche Unterlagen belegen eine ständige Bau- und Umbautätigkeit.54 Aufgrund der vorliegenden Bauverträge, Kostenschätzungen (original: „Kostenüberflug“), Arbeitsnachweise und Abrechnungen (Rechnung von Mathias Zitterbarth, Zimmerermeister vom 12. Oktober 1800) kann vermutet werden, dass das Brauhaus als Mauerwerksbau mit Satteldach und Ziegeleindeckung errichtet wurde. Die nachweisbare Korrespondenz mit dem Magistrat (original: „Löblicher Magistrat ...“)55 für den Zeitraum zwischen 1794 bis 1848 ist ein Beleg für die behördliche Aufsicht der Bautätigkeit sowie deren Dokumentation. 56 II.3.3. Baukonstruktion – Regelbücher für handwerkliches Bauen als Ausgangspunkt der Planung Bei der Lösung der Bauaufgabe wird auf traditionelle Methoden und Bautechniken zurückgegriffen, weshalb für die Planer eine neuerliche theoretische Auseinandersetzung mit den Grundsätzen des Baus von Produktionsstätten nicht notwendig wurde. Man kann voraussetzen, dass als theoretischer Ausgangspunkt für den Entwurf Regelbücher für handwerkliches Bauen von Werkstätten und theoretische Schriften für den Mühlenbau herangezogen wurden, die Grundsätze und Regeln zur Grundriss- und Fassadengestaltung von Werkstätten zum Inhalt hatten. Bauanweisungen für ein „Brau-Haus“ finden sich beispielsweise im Werk Enzyklopädie der bürgerlichen Baukunst, von Christian Ludwig Stieglitz aus dem Jahr 1792.57 Planungsanweisungen für andere technische Bauten, wie Mühlen finden sich auch in den Schriften zum Mühlenbau, so beispielsweise in dem mehrbändigen Buch XXI Kupferplatten zu dem ersten Band der landwirtschaftlichen Baukunst von J. P. Joenbl aus dem Jahr 1826. In diesem Werk ist die Bauweise und technische 52 Bevilaqua 1931. 713-714. Fényes 2007. 54 BFL IV. 1202.c. Im. am.5541/II. 55 Ab dem Jahr 1814 sind die Schreiben direkt an die Szépítő Bizottság (original: „Verschönerungs-Commission”) gerichtet. 56 BFL IV. 1202.c. Im. am. 5541/I./II./III. 57 Stieglitz 1792. 53 24 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Ausstattung einfacher Mühlen beschrieben und mit Zeichnungen dargestellt. Hinweise zum Bau von Brauereien finden sich im Werk von Friedrich Accum Abhandlung über die Kunst zu Brauen oder Anweisung aus dem Jahr 1821. Das Buch ist an Fachleute gerichtet und beschreibt den Arbeitsablauf und die technische Einrichtung einer Brauerei in London. Auf einer der Illustrationen (IV. Tafel: „MASCHINERIE EINER BRAUEREI IN LONDON”) ist der detaillierte Schnitt durch eine Brauerei dargestellt. Im Anhang sind zahlreiche Zeichnungen zur Architektur und Herstellungstechnik beigefügt, wie beispielsweise Einrichtungen zur Rauchableitung. ABB.II.6. In einem im Jahr 1809 in Ofen verfassten Buch zum Bierbrauen ist zumindest die Abbildung eines Grundrisses mit der prinzipiellen Anordnung der Braugeräte zu finden.58 ABB.II.1a. II.3.4. Brauereibetriebe im Stadtgebiet Buda-Pest Im Folgenden sollen die Brauereibetriebe im Stadtgebiet Buda-Pest genannt werden, die im Untersuchungszeitraum neben Mayerffy und Petz betrieben oder neu gegründet wurden. Die Betriebs- und Baugeschichte dieser Braubetriebe ist durch zukünftige wissenschaftliche Forschungen zu untersuchen. 1. Brauhaus Óbuda Der aus Bayern stammende Bierbrauer Franz Mayer (Vater von Mayerffy Ferenc) betrieb seit dem Jahr 1786 eine Brauerei in Óbuda, das sogenannte Brauhaus Óbuda/Óbudai Serfőzőház. Das zum Brauen benötigte Rohmaterial stellte er selbst her. Dafür pachtete Mayer neben der Stadt Vác das „Csörögi“-Grundstück und baute Gersten und Hopfen an. 2. Brauhaus Tabán Das Brauhaus lag in Buda, unweit der heutigen Elisabethenbrücke. Anfang der 1920-er Jahre wurde das Gebäude abgerissen. 3. Städtisches Brauhaus Pest Der Standort des Brauhauses befand sich in der ehemaligen Leopold utca (heute Váci utca). Die Zeichnung für den Bau eines Schmutzwasserkanals im Jahr 1845 gibt einen Hinweis auf den Standort.59 ABB II.5. Das Brauhaus war seit dem Mittelalter in Betrieb und wurde nach der Befreiung der Stadt von der türkischen Besetzung im Jahr 1687 von Bierbrauer Jakab Proberger wieder eröffnet.60 In den Jahren zwischen 1812 und 1815 wurde es gemeinsam von Mayerffy und Petz von der Stadt gepachtet, im Jahr 1840 stillgelegt und im Jahr 1875 schließlich abgerissen.61 An seiner Stelle befindet sich heute das Neue Rathaus/Új Városháza. Aufgrund der vorhandenen Grundrisse und Ansichten für ein Tennengebäude können Rückschlüsse auf die Architektur des Ensembles gezogen werden.62 ABB II.6. Gleichzeitig belegen umfangreiche schriftliche Unterlagen eine ständige Bau- und Umbautätigkeit.63 58 F*z vv. S**n. 1806. BFL XV.17.b.314.PT 19 60 Lukács János, „A sörgyártás feljődése Kőbányán”, Schreibmaschinentext, Archiv der Brauerei Dreher. Dok.-Nr. Sz.I.100, Seite 7 u.8 61 BFL IV.1202.c. Im.am.5541/II. 62 BFL XV.17.b.314.PT 18 63 BFL IV. 1202.c. Im. am. 5541/II. 59 25 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Aufgrund der vorliegenden Bauverträge, Kostenschätzungen (original: Kostenüberflug), Arbeitsnachweise und Abrechnungen (Rechnung vom 12. Oktober 1800, ausgestellt von Mathias Zitterbarth, Zimmerermeister) kann vermutet werde, dass das Brauhaus als Mauerwerksbau mit Satteldach und Ziegeleindeckung errichtet wurde. 4. Brauhaus Ispotály Während der Regentschaft des ungarischen Königs Ludwig I./Nagy Lajos (1326-1382) wurde vom Orden der Johanniter in Pest ein Brauhaus betrieben. Das Brauhaus/Ispotályos Serház mit angeschossender Geststätte war ein Ort der Gastfreundschaft auf Grundlage christlicher Werte. Es war gleichzeitig Herberge für Pilger, die ins Heilige Land reisten, als auch Krankenhaus, in dem arme Bürger medizinisch versorgt wurden. Angeschlossen war ein Betrieb mit Braurecht. Das Brauhaus wurde nach der türkischen Besetzung der Stadt geschlosssen. Im Jahr 1768 wurde in Pest erneut ein Brauhaus mit dem Namen Brauhaus Ispotály/Ispotályos Serfőzőház gegründet. Da sich um das alte Brauhaus viele Mythen rankten, sollte mit dieser Namensgebung an das alte Brauhaus erinnert werden.64 5. Brauhaus Jószefváros Ignác Török baute im Jahr 1832 im Stadtteil Josefstadt/Józsefváros die Brauerei, dessen Betriebsgelände (Ankauf bereits im Jahr 1807) von der Salémtrom utca und der Szent József út begrenzt (heute József körút) war. Török förderte das benötigte Wasser mit Hilfe einer Saugpumpte aus einem Brunnen.65 Die Brauerei ging 1838 Konkurs, vermutlich wegen umfangreicher Schäden durch das historische Hochwasser. Das Gebäude selbst blieb bestehen, was auf eine massive Bauweise schließen lässt. Der Stadtrat erwirbt die Immobilie bei einer Versteigerung und verpachtete diese im Jahr 1839 als Városi Jószefvárosi Serfőzőház, das bis 1855 unter verschiedenen Pächtern in Betrieb war. Der Abriss erfolgt im Jahr 1855 als Folge der Baumaßnahme Nagykörút. 6. Brauhaus Viziváros Zum Brauhaus Viziváros liegen keine verwertbaren Daten vor. II.3.5. Fallstudien An den Gebäuden der Pester Brauereibetriebe Mayerffy und Petz sollen die architektonische Konzeption und Gestaltungsprinzipien dieses Typs von Produktionsstätte exemplarisch dargestellt werden. 64 Magyar Katolikus Lexikon, LthK V: 491: Ispotály: lat. hospitale pietatis, refrigerium pauperum: eine Instution, die seit der christlichen Antike für die Versorgung und Pflege von Fremden, Pilgern, Kranken, Armen und Notleidenden auf Grundlage der Gastfreundschaft betrieben wurde. Orginaltext: Ispotály: lat. hospitale pietatis, refrigerium pauperum: a keresztény ókortól kezdődően idegenek, zarándokok, betegek, szegények és rászorulók gondozására a vendég iránti szeretet címen fönntartott intézmény. 65 Béa Zsigmondy entwickelt ab dem Jahr 1861 systematisch Techniken, um Tiefenbohrungen vorzunehemen. und gründete eine Unternehmung. Im Jahr 1870 übernahm er die Leitung des von seinem Onkel gegründeten Bauunternehmens für Tiefbohrungen. Dabei wurden zahlreiche technische Lösungen für die Nutzung der im Pester Stadtwäldchen und auf der Marghareteninsel befindlichen Thermalquellen ausgearbeitet. 26 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Fallstudien: - Appendix, Kapitel XIII. Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1845-1870) - Anhang, Kapitel XVIII. Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und Gebäudetypen II.3.6. Zusammenfassung Die Braubetriebe sind Vorläufer, aber keine Vorbilder für die nachfolgenden mechanisierten Brauereien Die bauliche Konzeption der Braubetriebe in der Innenstadt von Pest-Buda für den Untersuchungszeitraum zwischen 1815 und 1845 waren auf die Bedürfnisse der Produktion von obergärigem Bier auf handwerkliche Weise ausgerichtet, wobei die traditionelle Bifunktionalität der historischen Hausbrauereien von Brauen und Ausschank weiter aufrechterhalten blieb. Daneben sind im Gebäudekomplex Funktionen wie Essigsiederei, Schnapsbrennerei und Mühlenbetrieb integriert. Die enge Verknüpfung von Produktionsstätte und Wohnbereichen wird vom städtischen Brauhaus übernommen, wo traditionell auch die Gesellen untergebracht waren. Als Konsequenz weisen die Gebäude oder Gebäudeteile eine große räumliche Diversität auf, wobei die einzelnen Produktionseinheiten auf Grundlage des Arbeitsablaufes funktional in Bezug zueinander gesetzt wurden. Damit entstand im Vergleich zum alten Brauhaus ein neuer Grundrisstyp. Die konstruktiv-bautechnischen Lösungen und die architektonische Fassadengestaltung orientierten sich an traditionellen Vorbildern, weshalb als Konsequenz kein neuer Bautyp entstand. Berücksichtigt man noch den innerstädtischen Standort, die geringen baulichen Dimensionen und gestalterische Unterordnung in den umgebenden Stadtraum, ist festzustellen, dass die Innerstädtischen Braubetriebe Vorläufer, aber keine Vorbilder für die nachfolgenden, ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstehenden mechanisierten Brauereien in Kőbánya und Budafok sind. 27 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz III. Frühindustrielle Brauereien (1845-1870) III.1. Die bauliche Entwicklung in der Übergangsphase mündet in einem Genotyp In den 1840-er Jahren entwickelt sich Pest endgültig zum wirtschaftlichen und industriellen Zentrum des Landes. Klára Dóra schreibt in ihrem Werk: Die Entwickung in Pest gelangte auch vom Standpunkt des Landes zu immer größerer Bedeutung. Es gibt einige Gewerbezweige, deren Meister auschließlich hier zu finden sind.66 Bei dieser Entwicklung sind Synergieeffekte zwischen dem Entstehen wirtschaftsfördernder Einrichtungen und der allgemeinen industriellen Entwicklung des Standortes von entscheidender Bedeutung. Im Juni 1842 wurde der Industrieverein/Iparegyesület67 gegründet und im Jahr 1845 die Fabrikgründungsgesellschaft/gyáralapitó társaság.68 Gleichzeitig wurden ab 1842 regelmässig Gewerbeaustellungen abgehalten.69 Voraussetzungen für diese Entwicklung sind gesellschaftliche Veränderungen und technische Neuerungen. In diesem wirtschaftlichen Umfeld erhalten die Brauereien in Pest-Buda Impulse für eine bauliche Weiterentwicklung, wobei die Zeit zwischen 1845 und 1870 eine Übergangsphase zwischen Innerstädtischem Brauereibetrieb und industrieller Großbrauerei darstellt. Funktionale Faktoren gewinnen bei der Planung ständig an Bedeutung und nehmen auf die Architektur der Brauereien einen so großen Einfluss, dass im Laufe der Entwicklung ein neuer Bautyp entsteht. Der Autor schlägt für die Produktionsstätten dieses Zeitintervalls die Bezeichnung frühindustrielle Brauerei vor.70 Auslöser dieser Transformation ist die Umstellung des Produktes von einem obergärigen auf ein untergäriges Bier, die schrittweise Mechanisierung des Herstellungsprozesses sowie die Organisation des Arbeitsablaufes nach rationalen Gesichtspunkten.71 Dieses Innovationsintervall mündet in der Entstehung von Brauereien, deren architektonischer Entwicklungsstand einen Genotyp darstellt, dessen bautypische Eigenschaften auch bei den nachfolgend entstehenden industriellen Großbrauerei erhalten bleiben und diese dadurch zu Phänotypen werden. III.2. Innovationssprung von Innerstädtischem Brauhaus zur frühindustriellen Brauerei Die architektonische Entwicklung vom Innerstädtischen Brauereibetrieb zu den frühindustriellen Brauereien soll an den Übergangsbetrieben Tükőry und Schmidt sowie folgender frühindustrieller Brauereien im Zeitraum zwischen 1845 und 1870 dargestellt werden: Bierhausgesellschaft Kőbánya/Köbányai Serház Társaság, Rohrbacher, BarberKlusemann und Dreher. Die Architektur dieser Produktionsgebäude wird durch eine Reihe von externen und internen Einflussfaktoren mit geprägt: 66 Dóra 1970. 9. Gelléri 1892. 13-27. 68 BFL.Int.a.n.11078 69 Dóra 1970. 7. 70 Pilsitz 2011b. 37-48. 71 Kunze 1983. 67 28 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 1. 2. Dissertation_Textband Martin Pilsitz rechtliche und gesellschaftliche Voraussetzungen (externe Einflussfaktoren) technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren) III.2.1. Rechtliche und gesellschaftliche Voraussetzungen als externe Einflussfaktoren Im Folgenden soll auf die rechtlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen als externe Faktoren eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche Gestaltung der frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda genommen haben: - Zunftwesen Technologietransfer Biersteuer Bevölkerungszuwachs und Verbesserung der Bierqualität Zunftwesen Die bauliche Produktionseinheit der Zünfte ist die Werkstatt - eine Weiterentwicklung zu einem Industriegebäude ist nicht vorgesehen Die Zünfte bildeten seit ihrer Gründung im Mittelalter den Rahmen für eine geordnete Gewerbeentwicklung. Die starren Regeln und Vorschriften dieser Einrichtung wirkten sich in der ersten Hälfte des 19. Jh. jedoch hemmend auf eine freie Gewerbe- und Industrieentwicklung aus.72 Dabei ist den Zünften als bauliche Produktionseinheit die Werkstatt zuzuordnen, die eine Weiterentwicklung zu einem Industriegebäude nicht vorsieht. Die hemmende Wirkung der Zünfte auf die Gewerbeentwicklung und damit auf die Entstehung einer eigenständigen Fabrikarchitektur wird von Siegfried Giedion drastisch formuliert.73 Bezogen auf die Entwicklung in Pest-Buda war die Gründung einer Fabrik ab 1840 rechtlich geregelt.74 Die Tatsache, dass die alten Zunftrechte bis zu ihrer endgültigen Abschaffung im Jahr 187275 ebenfalls ihre Gültigkeit behielten, schuf eine Situation, in der das alte Zunftwesen der direkten Konkurrenz der entstehenden Industrie gegenüber stand. Das im Jahr 1843 in Pest in Kraft gesetzte Brauverordnung löste den freien Wettbewerb beim Bierbrauen aus: …Jeder Bürger von Pest hat das Recht nach Entrichtung der Biersteuer Bier zu brauen. Die Brauverordnung war weit gefasst und forderte nicht einmal eine entsprechende Ausbildung. Damit setzte die Stadt Pest das uralte ungarische Recht des 72 Szádeczky 1913. Giedion 1928. 4. „Die Industrie, die Großindustrie ist eine Folge der französischen Revolution. Mit der „Proclamation de la Liberté de Travail“ am 02. März 1791 gab die Assemblée nationale die Vorbedingungen zu ihrer Entfaltung. Mit dieser Verkündigung wurde das Zunftwesen auf einmal beseitigt. Vor der französischen Revolution wurden die Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens ebenso beschränkt wie die Zahl der Arbeiter oder Gehilfen, die jeder einstellen durfte, und die Art der Gegenstände, die jeder zu erzeugen hatte. Das bedeutete ein Privileg zugunsten weniger und eine ausserordentliche Belastung (gêne onéreuse) für die Verbraucher. Durch die Möglichkeit der freien Arbeitsteilung wurde das komplizierte Instrument Industrie geschaffen.“ 74 1840. évi XVIII.t.c. 75 1872. évi VIII.t.c. 73 29 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Bürgers zum Bierbrauen wieder in Kraft.76 Damit waren die Vorrechte der Bierbrauerzunft aufgehoben, die bis dahin nur Kleinbetriebe zuließ.77 In Zukunft konnten Brauereien als freie Unternehmungen geführt werden,78 ohne dass die Betriebsgröße auf eine bestimmte Dimension begrenzt wurde. Mit dem neuen gesetzlichen Rahmen war die Grundlage für das Entstehen von industriell betriebenen Großbetrieben geschaffen.79 Die direkte Folge war, dass in den Budapester Brauereien die technische Modernisierung sehr früh einsetzte und die baulichen Einrichtungen mit ihren Dimensionen und der streng funktionalen Grundrissorganisation in der weiteren Entwicklung der allgemeinen Gewerbe- und Industriearchitektur eine Vorbildfunktion für die Bauweise von industriellen Produktionsstätten übernahmen. Technologietransfer als Innovationsimpuls Péter Schmidt - Import einer neuen Braumethode erfordern spezifische Räume Die bauliche Entwicklung wurde durch die Einführung einer neuen Braumethode ausgelöst, bei der von obergärigem auf untergäriges Bier umgestellt wurde. Die neue Brauweise erforderte spezifische Räume, die entsprechend dem Arbeitsablauf einander zugeordnet wurden. Untergäriges Bier wurde ursprünglich nur in Bayern gebraut. Neben dem Ausbau der Infrastruktur (Eisenbahn) waren die Liberalisierung des Handels und die Gründung des von Preußen vorangetriebenen Deutschen Zollvereins im Jahr 1833 (als Vorbereitung der Einheit Deutschlands)80 die Voraussetzungen, dass das „bayrische Bier“ zunächst auch in anderen deutschen Ländern81 gebraut wurde und in einer zweiten Phase Brauereien in ganz Europa auf diese Brauweise umstellten. Der Technologietransfer für die „bayrische“ Braumethode nach Ungarn wurde im Jahr 1844 durch Schmidt Péter eingeleitet, der die Methode zum Brauen eines untergärigen Bieres nach seinen Studienjahren in München nach Budapest mitbrachte und ein eigenes Brauhaus gründete.82 Wissenstransfer als Innovationsimpuls Anton Dreher - Studienreise nach England Durch die frühe Industrialisierung erlangte England gegenüber dem Kontinent einen technologischen Vorsprung, der auch in der Brauindustrie bestand.83 Das technologische Wissen wurde teilweise über Literatur übertragen.84 Das Problem dabei war, dass der 76 Balatoni-Béke 1986. 511. BFL Rel.a.n. 7997 78 Die vollständige Auflösung der Zünfte erfolgte im Jahr 1872 auf Grundlage einer kaiserlichen Anordnung 79 Anderen Handwerkszweigen und Berufen wurde diese Gewerbefreiheit erst mit dem Gesetz Nr. VII. aus dem Jahr 1872 zugesichert (ung.: 1872 évi VIII. Törvénycikk). 80 Elze-Repgen 1974. 737. 81 Einführung der untergärigen Braumethode in Dresden: 1832, in Berlin: 1837, in Dortmund: 1845 82 Pilsitz 2014. 83 Heun 1777. 84 ab 1780: Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung und Mode, Leipzig ab 1791: Berichte über Fabriken im Habsburger Reich, Wien. ab 1795: Zeitschrift über wirschaftliche Beziehen zwischen Deutschland und dem deutschsprachigen Raum und Adressen von Londoner Fabriken, Berlin. 77 30 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Zeitraum zwischen einer Erfindung und ihrem Erscheinen in den Fachzeitschriften Jahre dauerte, wobei nur patentierte Neuerungen publiziert wurden. Die beste Möglichkeit das neueste technische Wissen zu erlangen, bestand in einer Reise nach England.85 Im Jahr 1832 unternahm Anton Dreher eine Studienreise nach England, um das technische Know-how der dortigen Brauindustrie zu studieren.86 Die Erkenntnisse die er von dort mitbrachte, gaben der baulichen Entwicklung von Brauereien in Budapest entscheidende Impulse.87 Die Biersteuer Konzentration auf wenige großdimensionierte Brauereibetriebe Mit der Aufhebung der Vorrechte der Bierbrauerzunft im Jahr 1843 wurden neue gesetzliche Regelungen eingeführt, mit der Bier eine freie Handelsware wurde, die von jedermann hergestellt und verkauft werden konnte.88 ÁBR XIV.1. Einen entscheidenden Einfluss auf die bauliche Entwicklung der Brauereien in Kőbánya und Budafok hatte die Einführung einer neuen Biersteuer im Jahr 1859. Im gleichen Jahr wurde auch das Thermometer und Sacchometer als Messinstrumente eingeführt, mit dessen Hilfe der Alkoholgehalt und die Qualität der Bierwürze bestimmt werden konnten.89 Das Steuersystem der Habsburger legte die Abgaben für Bier nun nicht mehr ausschließlich nach der produzierten Menge fest,90 sondern wurde jetzt nach Menge und Qualität bemessen.91 Um die Mehrkosten für die Steuer auszugleichen, entstand zwischen den Betrieben ein Preiskampf. Die Folge war ein Brauereisterben unter den kleinen und ökonomisch schwächeren Betrieben, die in diesem Wettbewerb nicht mehr bestehen konnten. Damit war eine Entwicklung zu einer Konzentration auf wenige, aber große und leistungsfähige Betriebe eingeleitet, die am Ende in die Entstehung von industriell arbeitenden Großbrauereien mündete. 92 Diese bauliche Entwicklung ist in der Folgezeit direkt an den baulichen Dimensionen der Brauereigebäude und deren funktionalen Zuordnung auf dem Betriebsgelände abzulesen, die so komplex wurden, dass sie mit urbanen Strukturen zu vergleichen sind. Anzahl der Brauereien und der produzierten Biermenge in Ungarn zwischen 1851 und 1913: Jahr Anzahl Brauerei produzierte Menge in Hl 1851 773 384.oo8 1860 490 665.113 1880 142 427.152 1895 1o8 1.500.000 ab 1819: „Polytechnischen Jahrbücher”, Herausgeber: k.k. Polytechnische Institut, Wien Roth 1976. 40-48. 86 Accum 1821. 87 Gallatz-Kozma 1986. 511. 88 Amts-Blatt Nr. 121 zur Oesterreichisch-kaiserl. priviligierten Wiener Zeitung vom 30. Januar 1843 89 Accum 1821. 61 90 Im Jahr 1544 wurde in Ungarn eine Biersteuer auf Grundlage der produzierten Menge eingeführt 91 Bei diesem Steuersystem wurden die leichteren Importbiere aus Österreich weniger stark besteuert, als die alkoholhaltigeren ungarischen Biere. 92 Zum Vergleich: Die Entwicklung in Deutschland nimmt einen gegenteiligen Verlauf. Neben den Großbetrieben sind die Mehrzahl der Brauereien kleine bis mittlere Betriebe 85 31 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 1907 1912/13 89 71 Dissertation_Textband Martin Pilsitz 1.822.385 2.847.10093 Bevölkerungszuwachs und Qualitätsverbesserung Größerer Umsatz führt zu stetiger baulicher Erweiterung der Brauereien Der Siedlungsraum Pest-Buda als politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum übte eine enorme Anziehungskraft auf die Landbevölkerung aus, was für den Untersuchungszeitraum zu dem rasanten Anstieg der Einwohnerzahl beitrug. Jahr 1848 1851 1869 1873 Bevölkerung Pest-Buda 110.516 178.016 280.349 296.86794 Mit dem Bevölkerungsanstieg zwischen den Jahren 1848 und 1869 um das 2,5-fache, stieg die Anzahl der potenziellen Bierkonsumenten. Technische Fortschritte in der Produktionsund Messtechnik (Thermometer und Sacchometer) führten auch zu einer geschmacklichen Verbesserung des Getränkes und zu einer konstant guten Qualität, was zu einem erhöhten Konsum führte. III.2.2. Technisch- funktionale Voraussetzungen als interne Einflussfaktoren Im Folgenden soll auf die technisch-funktionalen Voraussetzungen als interne Einflussfaktoren eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche Gestaltung der frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda genommen haben: - Produktumstellung und Herstellungsverfahren Energieerzeugung Produktumstellung und Herstellungsverfahren führt zu industriellen Großbauformen Aus architektonisch unspezifischen Produktionsräumen entwickeln sich hochspezifische Räume und Gebäude Der wesentliche Impuls für die Entstehung von frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda ab dem Jahr 1840 geht ursächlich auf die Produktumstellung von obergärigem auf untergäriges Bier zurück. Die Herstellung verschiedener Sorten obergäriger Biere wird in dem Werk Kurzgefasster Praktischer Unterricht im Bierbrauen und Brandweinbrennen aus einem für ein spezieles grosses Bräuhaus den Lokalumständen gemäß verfaßten Aufsatz, das im Jahr 1806 93 94 Lukács 1993 Statisztikai Évkönyv 1944-1946 (ungarisch und französisch), Zentrales Statistisches Büro. 12. 32 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz in Ofen verfasst wurde, detailliert beschrieben.95 Im Vergleich zum relativ einfach herzustellenden obergärigen Bier ist die Produktion von untergärigem Bier zeitlich langwieriger, mit einer Vielzahl von Teilproduktionsschritten verbunden und erfordert einen höheren technischen Aufwand. Während das Bier in Budapest Anfang des 19. Jahrhunderts noch handwerklich in architektonisch unspezifischen Räumen hergestellt wurde,96 entstanden jetzt parallel zum Einsatz von maschineller Bierbrautechnik architektonisch hochspezifische Räume und Gebäude, die ausschließlich für den jeweiligen Einzelprozess konzipiert waren.97 Die Umgestaltung dieser Räume auf die Herstellung anderer Produkte war kaum möglich. Ein weiterer Einflussfaktor, der sich ebenfalls unmittelbar auf die Bauweise auswirkte, waren die hohen Anforderungen an die Hygiene.98 Eine große Anzahl von Einzelprozessen und technische Einrichtungen musste auf möglichst ökonomische Weise in das Bauwerk integriert werden. Gleichzeitig waren die Prozessräume in den Gebäuden entsprechend den einzelnen Herstellungsphasen vom Lagern der angelieferten Gerste bis zum fertiggestellten Getränk von oben nach unten angeordnet, so dass die Gravitation zum energiesparenden Transport genutzt werden konnte. Damit entstand ein vertikaler Verfahrensablauf. Dabei gliederte sich die Herstellung in die aufeinander folgenden Hauptprozesse Mälzen, Sudprozess und Gären/Lagern.99 Als Konsequenz waren die baulichen Dimensionen dieser Brauereien im Vergleich zu den innerstädtischen Braubetrieben bedeutend größer und es entstanden erste industrielle Großbauformen.100 III.3. Fallstudien An den Gebäuden der folgenden Brauereien sollen die architektonische Konzeption und Gestaltungsprinzipien dieses Typs von Produktionsstätte exemplarisch dargestellt werden. A. Brauereien der Übergansphase zwischen Innerstädtischem Brauereibetrieb und frühindustrieller Brauerei: 1. Brauhaus Tükőry 2. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya/Kőbányai serház társaság B. Frühindustrielle Brauereien: 3. Brauhaus Schmidt 4. Barber Klusemann 5. Brauerei Dreher siehe: - Appendix, Kapitel XIV. Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870) - Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und Gebäudetypen siehe Anhang Kapitel XVIII. 95 F*z vv. S**n. 1806. Bevilaqua 1931. 97 Kozmáné 2004. 98 Rázga 1954. 99 Rödel 1986.228-229. 100 Accum 1821. Tafel IV. 96 33 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz III.4. Zusammenfassung Die handwerklichen Braubetriebe werden zu mechanisierten Brauereien Die bauliche Entwicklung vom handwerklich betriebenen Brauereibetrieb zur frühindustriellen Brauerei wird vor allem durch die Einführung einer neuen Braumethode ausgelöst, die spezifische Räume erforderte und entsprechend dem Arbeitsablauf einander zuzuordnen waren. Gleichzeitig erhöhte sich schrittweise der Mechanisierungsgrad des Produktionsprozesses und technische Nebengebäude zur Energieherstellung (Maschinenund Kesselhaus) mussten in das Gesamtensemble integriert werden. Die Umwandlung von einem Mischbetrieb (mit Essigsiederei und Mühle) in einen Spezialbetrieb (Brauerei) bedeutete eine grundlegende Änderung der Funktionen und des Raumprogrammes. Die Entwicklung erreicht mit der im Jahr 1854 erstellten Brauerei Barber-Klusemann seinen Höhepunkt. Mit dem hohen Grad an Mechanisierung des Herstellungsprozesses, der Einführung der Dampfmaschine zur Krafterzeugung sowie einer baulichen Konzeption mit hochspezialisierten Produktionsräumen und einem funktionalen äußeren Baugefüge erreicht die Brauerei einen architektonischen Entwicklungsstand, mit dem sie zur ersten industriellen Brauerei in Budapest wird. Die bauliche Konzeption bleibt bei den nachfolgenden Brauereigebäuden bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes grundsätzlich erhalten, womit Barber-Klusemann der Ausgangspunkt der Transformation der frühindustriellen Brauerei zur industriellen Großbrauerei in Pest-Buda wird. Damit ist die Brauerei BarberKlusemann ein Genotyp. Die im Jahr 1860 fertiggestellte Brauerei Dreher ist für die weitere bauliche Entwicklung ebenfalls von Bedeutung. Die Gebäudeteile (Mälzerei und Sudhaus/Kühlhaus) werden von Anton Diescher in einer T-Stellung angeordnet. Diese Lockerung des baulichen Gefüges kann als erster Schritt zur endgültige Herauslösung der Mälzerei aus der Gesamtanlage gewertet werden, wie dies für die Produktionsgebäude der industriellen Großbrauereien nach 1870 allgemein üblich werden sollte. Bei der von Frigyes Feszl gestalteten Fassade gewinnen die funktionalen Komponenten gegenüber früheren Brauereien weiter an Bedeutung, die durch Feszls Gestaltung allerdings ästhetisch aufgewertet werden. Mit dieser Kombination aus technisch notwendigen Elementen (als Universalelemente) und dem individualisierenden Einfluss, den Frigyes Feszl auf deren äußere Gestaltung nimmt, entsteht eine authentische Fabrikfassade mit regionalem Bezug.101 Berücksichtigt man noch die Standorte an der Peripherie der Stadt, die Dimensionen der Produktionsstätten und Gestaltung der Fassaden, ist für Pest-Buda festzustellen, dass die bauliche Entwicklung der Frühindustriellen Brauereien ab dem Jahr 1870 in die Architektur der Industriellen Großbrauereien mündete. 101 Gerle 2004. 129. 34 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz IV. Industrielle Großbrauereien (1870-1915) IV.1. Bautypologische Entwicklung vom Kompaktbau zu Einzelbauten Nach dem Ausgleich von 1867 und der dadurch errungenen geringeren Abhängigkeit von Österreich102 wurde die Industrialisierung Ungarns mit staatlicher Unterstützung und gleichzeitiger starker Konzentration auf Budapest vorangetrieben.103 Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Industrieentwicklung in Ungarn war die ungarische Gesetzgebung.104 Damit wurde unter anderem die rechtliche Grundlage für das Aufbrechen gesellschaftlich hochentwickelter Gewerbetraditionen (Zünfte) geschaffen und der verwaltungstechnische Rahmen für neue Konzepte einer Industrialisierung geschaffen. Die einsetzende industrielle Entwicklung wurde durch den Börsenkrach von 1873 in eine zeitweilige Depressionsphase überführt, die auch die Kreditvergabe der Banken an die kapitalintensiven Industriebetriebe, wie Brauereien und Maschinenbaufabriken negativ beeinflusste.105 Erst mit dem Wiedereinsetzen der Konjunktur in den neunziger Jahren begannen die Banken wieder mit Kreditvergaben an Industriebetriebe in benötigtem Umfang.106 In diese Phase ist in den Brauereien sowohl die Umstellung von handwerklicher auf mechanische Produktherstellung vollständig vollzogen, als auch die Organisation der einzelnen Herstellungsbereiche in voneinander unabhängige bauliche Einheiten. Wie bei den Frühindustriellen Brauereien gliedert sich die Herstellung von untergärigem Bier in drei aufeinanderfolgende Hauptprozesse, die sich jeweils wieder in weitere Einzelprozesse aufteilen. Gleichzeitig versuchte man, die Organisation des Betriebes weiter zu verbessern. Dabei wurden die Funktionsabläufe innerhalb der Produktionsstätte von der Herstellungstechnologie in Kombination mit der betrieblichen Organisation determiniert. Diese verlaufen unter Ausnutzung der Gravitation vorwiegend vertikal, d.h. von oben nach unten. Insgesamt entstanden durch diese Entwicklung architektonisch hochspezifische Räume und Gebäude, die ausschließlich für den jeweiligen Teilprozess konzipiert waren. Die bautypologische Entwicklung ging vom Kompaktbau aus und mündete in architektonisch spezifischen Einzelbauten, deren Räume für die Herstellung anderer Produkte kaum zu nutzen waren. Im Vergleich zu einer Maschinenbaufabrik war in einer Brauerei nur eine geringe Anzahl von Arbeitern tätig, die oft in Wohnhäusern auf dem Betriebsgelände untergebracht waren. Damit war auch der Standort der Brauerei von der Anbindung an ein öffentliches Massentransportmittel relativ unabhängig. 102 Eckard-Morawietz. 35. Berend-Ránki 1961. 533. 104 1872: Industriegesetz VIII. tc.: Garantie der uneingeschränkten Industriefreiheit 1881: Gesetz XLIV.tc.: Neu gegründete Fabriken und Betreibe, die erweitert werden erhalten staatliche Vergünstigungen. 1884: Modifizierung der Gesetzesverordnung XVII. tc.: das Betreiben eines Industriebetriebes wird an eine entsprechende Qualifikation geknüpft. 105 Lukács 1998. 106 März 1963. 274. 103 35 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz IV.2. Innovationssprung von der Frühindustriellen Brauerei zur Industriellen Großbrauerei Der bauliche Innovationssprung von der frühindustriellen Brauerei zur industriellen Großbrauerei wird durch folgende Einflussfaktoren mit beeinflusst: 1. 2. Rechtliche, gesellschaftliche und biologische Voraussetzungen (externe Einflussfaktoren) Technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren) IV.2.1. Rechtliche,107 gesellschaftliche und biologische Voraussetzungen (externe Einflussfaktoren) Im Folgenden soll auf die rechtlichen, gesellschaftlichen und biologischen Voraussetzungen als externe Faktoren eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche Gestaltung der industriellen Großbrauereien in Pest-Buda (ab 1873 Budapest) genommen haben: - Aktiengellschaften als Bauherr - Filoxera (viteus vitifoliae) - Techniktransfer - Naturwissenschaft - Industrieausstellungen Aktiengesellschaften als Bauherr Anonyme Aktiengesellschaften als Faktor der Versachlichung der Industriearchitektur Für die Gründung einer Brauerei war von Anfang an ein großer Kapitaleinsatz notwendig, da die Gebäude für die einzelnen industriellen Herstellungsphasen bedeutende Dimensionen aufwiesen sowie die zu installierende Produktionstechnologie zum größten Teil aus dem Ausland importiert wurde und ausgesprochen kostenintensiv war. Ein Beispiel hierfür ist der Einbau von 2 Dampfsudwerken bei der Aktienbrauerei Dreher im Jahr 1911 durch die Firma Metallwerk J. Goeggl u. Sohn (München).108 ABB.IV.1. Der überwiegende Teil der Brauereien wurde deshalb in Form einer (meist geschlossenen) Aktiengesellschaft gegründet (Bürgerliche Brauerei Kőbánya/Kőbányai Polgári Serföző Rt., 1892) oder in eine solche umgewandelt (Brauereien Antal Dreher/Dreher Antal Serfőzdei Rt., 1905).109 Diese Form der Betriebsfinanzierung setzt das Vorhandensein eines funktionierenden Bankensystems innerhalb entsprechender rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen voraus.110 Die Aktionäre waren in der Regel Finanzinvestoren und am Herstellungsprozess nicht beteiligt. Die Bedeutung der anonymen Aktiengesellschaften für die Architektur von Industriebauten um die Jahrhundertwende formuliert Miron Mislin wie folgt: Die langsam 107 Wieacker 1968. DMT A 1000. 210a. 109 mit direkter Beteiligung der Banken 110 Kövér 1993. 89-127. 108 36 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz voranschreitende Versachlichung der Fabrikbauten hing mit dem Kultur- und Kunstverständnis der Bauherren zusammen. Mit dem Auftreten anonymer Aktiengesellschaften als Bauherren, bildete sich das … Interesse an der Ausgestaltung von Bauten … und Stilarchitektur bei Industrieanlagen allmählich zurück.111 Im Fall der industriellen Großbrauereien in Budapest zeigt sich diese Tendenz an der Neubauplanung einer Mälzerei der Brauerei Haggenmacher im Jahr 1914, d.h. am Ende des Untersuchungszeitraumes.112 Filoxera (viteus vitifoliae) Der weitere wirtschaftliche Aufschwung der Brauereien in Budapest in den 1890-er Jahren war nicht zuletzt auf den Ausbruch einer Insektenplage, der Filoxera Seuche zurückzuführen, die nahezu die Hälfte des Bestandes an Weinreben im Land vernichtete.113 Die Seuche wütete ab 1885 und zerstörte die Lebensgrundlage einer großen Anzahl von Winzern.114 Neue Pflanzungen anzulegen und Erträge zu erwirtschaften nahm Jahre in Anspruch. Als Folge der Verknappung der Angebotsmenge stiegen die Preise für Wein um ein vielfaches, weshalb die Konsumenten auf Bier als kostengünstige Alternative wechselten, was durch die Produktionsmengen der Jahre 1880-1912/13 belegt wird.115 Jahr 188o 1895 19o7 1912/13 Anzahl der Brauereien 142 1o8 89 71 produzierte Menge in Hl 427.152 1.5oo.ooo 1.822.385 2.847.1oo116 Diese Entwicklung löste bei den bestehenden Brauereien eine ständige Bau- und Umbautätigkeit aus und führte in Kőbánya auch zu Neugründungen, wie der Bürgerlichen Brauerei Kőbánya/Kőbányai Polgári Serföző Rt. (1892) und der Hauptstädtischen Brauerei AG./A Fővárosi Serfőzde Rt. (1912). Architektur- und Techniktransfer Der Architektur- und Techniktransfer für Brauereien und -technologie nach Budapest im Untersuchungszeitraum ist ein bisher wenig untersuchter Einflussfaktor auf die Entwicklung der historischen Industriearchitektur in Budapest. (Siehe Textband, Kapitel VIII.: Der Mechanismus von Architekturtransfer eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.) 111 Mislin 2002.248-249. DMT A 6000.100.; DMT A 6000.1500.; DMT A 6000.1600; DMT A 6000.1700.; DMT A 6000.2500. 113 Magyar néprajzi lexikon 1979. 163-164. 114 Tétény-Promontor története 1988. 179-180. 115 Statisztikai Hivatal 1967. 47. 116 Lukács 1993. 112 37 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Naturwissenschaften Die Produktion in den industriellen Großbrauereien wird ab 1870 nachhaltig von Erkenntnissen der Naturwissenschaften geprägt. Beispielsweise veränderten neue Hefezüchtungen (E. Chr. Hansen, 1883) den Gärungsprozess. Durch die Arbeit von Louis Pasteurs (1822-1895) konnte eine längere Haltbarkeit des Bieres erreicht werden, wodurch es auch weite Strecken transportiert werden konnte. Damit wurde Bier von einem lokalen zu einem überregionalen Produkt. Als bauliche Konsequenz wurden auf dem Betriebsgelände der Brauerei eine Reihe neuer Gebäude errichtet: Laboratorien und Einrichtungen der Infrastruktur (Industriegleise, Laderampen, Gebäudebrücken). Damit erweiterte sich der Gebäudebestand des Unternehmens erheblich, wie dies ein Fachgutachten zum Immobilienbestand der Erste Ungarische Aktienbrauerei/Első Magyar Részvény Sörfőzde belegt, das im Jahr 1917 von der Architektin Weimess Marian erstellt wurde.117 Gleichzeitig wurden im ganzen Land Logistikzentren gebaut, von wo aus die Ware an die Händler weiter verteilt wurde. (Siehe auch Abschnitt IV.7.2.: Logistikzentren - überregionaler Gebäudebestand der Brauereibetriebe) Industrieaustellungen Parallel zur fortschreitenden Industrialisierung entwickelte sich ein allgemeines Interesse der Öffentlichkeit an technischen Neuerungen. Gleichzeitig suchten die Firmen nach Möglichkeiten, die hergestellten Produkte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Deshalb gründete fast jeder Gewerbezweig eine eigene Fachzeitschrift und in den Zeitungen erschienen regenmäßig Aufsätze über Fabrikbauten und Firmengründungen (Vásarnapi Újság). Eine andere Form der Präsentation von Technik waren Veranstaltungen im öffentlichen Raum, auf denen dem Publikum die neuesten Errungenschaften zugänglich gemacht wurden. Im Jahr 1842 fand in Pest die erste ungarische Gewerbeausstellung statt, die 4 Wochen dauerte und wegen ihres Erfolges in den folgenden Jahren regelmäßig wiederholt wurde.118 Eine bedeutende Ausstellung in Budapest war die Allgemeine Landesausstellung/Országos Általános Kiállitás im Jahr 1885, die im 119 Stadtwäldchen/Városliget stattfand. Als zentraler Ausstellungsort wurde eine sogenannte Industriehalle (Architekt: Ulrich Keresztély), mit einer Grundfläche von 14.000 m 2 errichtet, die architektonisch aufwendig gestaltet wurde: „Ein rechteckiger Grundriss“ (wie ein Ziegelstein), an den 4 Ecken mit je einem Pavillon und zwischen den Pavillons mit je einem, d.h. insgesamt 4 Triumphbögen, die mit Motiven aus der Kaiserzeit verziert sind. Die Tore und Eckpavillons mit einer Höhe von 22,00m wurden aus Ziegel- und Naturstein, die verbindenden Flügel aus einer Eisen-Glas-Konstruktion errichtet. An der Schnittstelle der beiden mittleren, sich kreuzenden Hallen befand sich ein achteckiger Tambour mit einer Kuppel von 48,50m Höhe, das dem Gebäude einen Charakter im „abgeklärten Neo-Renessaince-Stil“verlieh.“ 120 117 DMT A 5000_3100 - DMT A 5000_4600 Nyárády 1962. 119 Prakfalvi 2001. 120 Balogh-Toldy-Gelléry 1885. 12-13.: „Épszögény“ (téglány) alaprajzú, 4 sarkán egy-egy pavilon, a pavilonok között egy-egy összesen 4 császár-kori motívumokkal díszített diadalkapu emelkedett. A 22,00m magasságú 118 38 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Die Ausstellung in Budapest zur Tausendjahrfeier im Jahr 1896 war zwar keine reine Gewerbe- oder Industrieausstellung, zeigt aber alleine mit einer Fläche von 520.000m 2 die damalige Bedeutung solcher Veranstaltungen als Mittel der Repräsentation in der Öffentlichkeit. Das Ausstellungsgelände war zum größten Teil achsensymmetrisch organisiert, wobei 234 Gebäude unterschiedlicher Größe errichtet wurden. Vorbilder waren die Gewerbeausstellung in London im Jahr 1764 und Paris 1798, gefolgt von Ausstellungen in Berlin und Wien. Schließlich gehen aus den Gewerbeausstellungen die Weltausstellungen (Paris 1867, Wien 1873, Paris 1889 und 1900, Chicago 1893, …) hervor. Raum- und Gestaltungskonzepte der Ausstellungen und Pavillons Mit der Gewerbeausstellung wurde ein Ort geschaffen, an dem neben der Eigendarstellung der Firmen auch ein direkter Vergleich ihrer Leistungsfähigkeit stattfand. Größere Firmen stellten in eigenen Pavillons aus, kleinere Betriebe belegten Teile davon. Mit diesen in der Regel eingeschossigen und meist frei stehenden Baukörpern gliederte sich die Gesamtausstellung funktional und räumlich in eine Vielzahl von Einzelausstellungen. Zur architektonischen Gestaltung der Landesausstellung und Messe in Pécs/Pécsi Országos Kiállitás és Vásár im Jahr 1907 schreibt Horváth Csilla: Vom Planungskomitte wurde kontrolliert, ob die Pavillons in einem einheitlichen Stil errichtet wurden. … Gemäß der Gestaltungsvorgaben sollten die Gebäude im modischen, ungarischen Sezessionsstil der Zeit geplant werden. Als weiterer Aspekt galt, dass das externe Erscheinungsbild auch Hinweise auf die im Gebäude ausgestellten Gegenstände zu geben hat.121 Als Reaktion auf den enormen Konkurrenzdruck versuchten die Firmen, sich von den Mitbewerbern abzugrenzen und das eigene Produkt in besonders spektakulärer Weise darzustellen. Dem Raum- und Gestaltungskonzept des Ausstellungspavillons kam dabei eine besondere Bedeutung zu, wobei die Wirkung der Exponate mittels einer inszinierten Architekturkulisse gesteigert wurde. Dabei entwickelten sich Gestaltungsweisen, die, vom heutigen Standpunkt betrachtet, theatralisch wirken. Neben Neuentwicklungen wurden auch ältere Maschinen ausgestellt, womit der Eindruck der Tradition und Beständigkeit (Kontinuität) der Firma vermittelt werden sollte. Der Ausstellungspavillon wurde damit zu einem Ort, an dem Technik zelebriert wurde. Die Bedeutung der Ausstellung insgesamt geht jedoch über das Präsentieren von Exponaten hinaus. Auf dem Ausstellungsgelände waren auch Musikpavillons, Springbrunnen und Flanierbereiche vorgesehen. Damit erhielt die Ausstellung für das Publikum den Charakter eines events und wird zum Spiegelbild gesellschaftlicher und geistiger Strukturen.122 kapuk és sarokpavilonok tégla és kőanyagból, az összekötő szárnyak vas-üveg szerkezetekből épültek. A két középső egymást keresztező csarnok metszéspontjában a nyolcszögű tambur fölött 48 és fél m magas a kupola, az épületnek „tiszta, új-reneszánsz styl“ jelleget adva.“ 121 Horváth 2001. 72. 122 Distel 1929. 39 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Fotografie erweitert den Ausstellungshorizont Medien beginnen, gestalterischen Einfluss auf die Architektur zu nehmen Mit Einführung der Fotografie erweiterte sich der Ausstellungshorizont um ein Vielfaches.123 Die Fotografie wurde zur Dokumentation und umfassenden Darstellung von Fabrikanlagen und Produktionsmaschinen eingesetzt, die sich geografisch an einem anderen Ort befanden und der Öffentlichkeit nicht jeder Zeit zugänglich waren.124 Dabei machte man sich die Tatsache zunutze, dass die fotografische Wiedergabe eines Raumes oder eines Gebäudes die Übertragung von Volumen und Raum in Fläche ist. Diese Differenz bedeutet einen Spielraum für subtile Interpretationen, Aussagen und subjektive Botschaften, d.h es ging dabei um weit mehr, als um die sachliche Abbildung der Realität.125 Ziel war es, der Allgemeinheit durch diesen kontrollierten Einblick in die Produktionsstätte die Leistungsfähigkeit und Vertrauenswürdigkeit der Firma zu vermitteln. Die Folge war, dass die Fabrik und einzelne Herstellungsräume mit ihren technischen Einrichtungen repräsentativ ausgestaltet wurden.126 Damit beginnen Medien, gestalterischen Einfluss auf die Architektur von Industriebauten zu nehmen. Dies zeigt sich beispielsweise in der sorgfältigen und aufwendigen Ausstattung der Maschinen- und Sudhäuser einzelner Brauereien. Ein Beispiel ist das Maschinenhaus der Ersten Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Sörfőzde Rt., in welchem dem Besucher der Ursprung der neuen künstlichen Kraft, die kostbare Dampfmaschine, vorgeführt wurde.127 Die Gestaltung des Innenraumes übertrifft bei weitem das technisch Notwendige und erweckt mit seiner Dekoration den Eindruck der Inszinierung. Mit Wandverkleidungen aus hochwertigen Fliesen, dekorativ gestalteten Schaltpulten und auf hoch glanz polierten Maschinen wird dieser Technikraum geradezu veredelt.128 ABB.IV.2.; ABB.IV.2a.; ABB.IV.2b.; ABB.IV.2c.; ABB.IV.2d. Das Maschinenhaus wurde während der Zeit der Ausstellung mittels der Fotografie der breiten Öffentlichkeit zumindest visuell zugänglich gemacht und damit zum erweiterten Teil einer permanenten Ausstellung. Dem Betrachter wurde dadurch einen kontrollierten Einblick in eine Produktionsstätte gewährt, der allerdings von der Arbeitswirklichkeit abgekoppelt war. Wechselwirkung zwischen Gewerbeausstellungs- und Fabrikarchitektur Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die Gewerbeausstellungen eine Ausstellungsarchitektur entsteht, die mit der Fabrikarchitektur in eine direkte Wechselwirkung tritt und diese in der weiteren Entwicklung beeinflusst. Als frühes Beispiel ist neben dem Palais d’Industrie von F. Cendrier und A. Barrault (Entwurf 1852) auch der Kristall-Palast in London von J. Paxton (1851) zu nennen, der als Ausstellungs- und Mehrzweckhalle diente. Entscheidende Grundlagen der Planung aller Bauten zuvor waren die Bindungen an architektonische Stile. Beim Kristallpalast entstand ein Bau nach Zeitplan, Modul, Achsen- und Rasterelementen. Gleichzeitig wurden die Bauelemente vorfabriziert 123 Plank 2001. 123-130. Föhl 1981. 107-122. 125 Borström 1989. 1614-1618. 126 Pieper 1994. 104-115. 127 Hassler-Kierdorf 2000. 15. 128 Firma Dreher Archiv 124 40 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz und alle Details genormt. Die Baustoffe waren durchweg Industrieprodukte: Gusseisen, Schmiedeeisen und Glas.129 Damit geht von den Ausstellungsgebäuden ein Impuls für die Architektur aus, der über die sogenannte Zweck- oder Industriebauten schließlich auf die allgemeine Entwicklung in der Baukultur Einfluss nimmt. IV.2.2. Technisch-funktionale Voraussetzungen (interne Einflussfaktoren) Im Folgenden soll auf die technisch-funktionalen Faktoren als interne Einflussfaktoren eingegangen werden, die einen direkten Einfluss auf die bauliche Gestaltung der frühindustriellen Brauereien in Pest-Buda genommen haben: - Verdichtung der technischen Einrichtung Baumaterial Stahlbeton Verdichtung der technischen Einrichtung Parallel zur Expansion der baulichen Anlage auf das gesamte Betriebsgelände, findet innerhalb der Produktionsgebäude eine fortlaufende Verdichtung der technischen Einrichtung statt, die auf das Raumprogramm und die Konstruktion einen ständig größeren Einfluss nehmen. Die von Cal von Linde im Jahr 1873 erfundene KompressionsKältemaschine, die ab 1877 für den Gebrauch in der Industrie eingesetzt wurde, nimmt dabei Einfluss auf die funktionelle Konzeption der Kühl- und Lagerräume. 1. Einführung industriell nutzbarer Kompressions-Kältemaschinen (ab 1877):130 1.1. Bauerei Dreher, Kőbánya, Gebäude für einen Eisgenerator, 1910, Planung: Maschinenfabrik Ringhoffer, Smichow (Prag).131 ABB.IV.3. 1.2. EMRS, 1910, Kühlung der Gärkeller mit einem Rohrkühlsystem ABB.IV.4. 2. Einführung der Kraft-Wärme-Kopplung mit der Dampfmaschine zur Beheizung der Braupfannen (ab 1903):132 2.1. Brauerei EMRS, Kőbánya, Neues Brauhaus, 1908, Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (D).133 ABB.IV.5. 3. Einsatz von Tennenwendemaschinen in den Mälzereien, für die eigene Aufzüge installiert wurden: 3.1. Mälzerei Haggenmacher, Kőbánya, 1909, Planung: Zimmermann, Freiburg (D)134 ABB.IV.6.; ABB.IV.6.a.135 129 Kammerer 1985. 8-11. Beierl 2012. 131 DMT A 1000.140., DMT A 1000.290., DMT A 1000.290a-j. 132 Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern) 133 DMT A 5000.100., DMT A 5000.700., DMT 5000.1500., BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 134 DMT A 6000.300c. 135 Archiv Firma Dreher 130 41 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz 4. Einführung von Leitungssysteme für den Transport von Flüssigkeiten und Pumpeinrichtungen: 4.1. Brauerei Haggenmacher, Budafok, 1911, Maschinen und Kesselhaus, Planung u. Ausführung: Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn136 ABB.IV.7. Baumaterial Stahlbeton Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Bauformen Mit der Einführung des Stahlbetons in den Brauerei- und Mälzereibau verändert sich die Konstruktion und Gestalt dieser Produktionsstätten. Als Folge der neuen technischen Möglichkeiten (höhere Spannweiten der Decken und Verbesserung der Belastbarkeit lastabtragender Elemente, Silobau) findet eine Neubewertung von Funktion und Konstruktion statt, die als Konsequenz zu neuen Bauformen führt. Ein Beispiel ist die Planung für das Mälzereigebäude der Brauerei Haggenmacher in Kőbánya im Jahr 1909 (Planung: Zimmermann, Freiburg/Deutschland)137 ABB.IV.8. Ein weiteres Beispiel für Konstrukionen in Stahlbeton für den Brauereibau vor dem Ersten Weltkrieg ist das 5-geschossige Getreidelager auf dem Betriebsgelände I (ehemaliges Gelände der Brauerei Anton Dreher), das von der Baufirma Porr im Jahr 1914 konstruiert und errichtet wurde. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. ABB.IV.8a.; ABB.IV.8b. (Siehe auch Textband, Kapitel VII: Der Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG.) IV.3. Transformation des Gebäudeteilclusters in eine freie Anordnung Die funktionalen Verknüpfungen der Innenräume wird auf Verknüpfungen von Gebäuden übertragen die funktionalen Als Folge der genannten Einflussfaktoren vollziehen die Brauereien in Pest-Buda (ab 1873 Budapest) eine bautypologische Transformation vom Kompaktgebäude zu Einzelbauten. In den frühindustriellen Brauereien (1845-1870) erfolgte die endgültige Umstellung von einem handwerklichen auf einen weitgehend mechanisierten Herstellungsprozess. Parallel zum Einsatz von maschineller Bierbrautechnik entstanden architektonisch hochspezifische Räume und Gebäude, die in Gruppen zusammengefasst und entsprechend des Arbeitsablaufes miteinander verknüpft wurden. Das daraus resultierende Blocksystem war in einem großen Gebäude zusammengefasst. Als Konsequenz entstanden kompakte Brauereigebäude mit einer hohen räumlichen und baulichen Dichte. Hinsichtlich der funktionellen Konzeption und der daraus resultierenden Gebäudegestaltung nahmen ökonomische Überlegungen zur Rationalisierung des Herstellungsprozesses einen ständig größeren Raum ein.138 Zum einen wurde der Betriebsablauf fortlaufend straffer organisiert, zum anderen konnte die ständig umfassender werdende Mechanisierung des Brauprozesses und der Einsatz von kapitalintensiven Maschinen nur dann wirtschaftlich optimal genutzt werden, wenn die 136 DMT A 6000.5100 DMT A 6000.1600 138 Georgeacopol 1998. 21. 137 42 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Betriebe entsprechend große Dimensionen aufwiesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Produktionsgebäude die Aufgabe überwunden, lediglich ein Schutz vor Wettereinflüssen zu sein, sondern sollte in erster Linie Betriebsvorgänge miteinander verbinden.139 Bei dieser Entwicklung stellte sich die Bauweise des Blocksystems mit seiner streng linearen Anordnung als nicht ausreichend anpassungsfähig heraus. Die einzelnen Produktionsbereiche hatten bauliche Dimensionen erreicht, die eine sinnvolle funktionale Verknüpfung der verschiedenen Gebäudeteile in einem einzigen kompakten Gebäude nicht mehr sinnvoll machten.140 Neben Aspekten der Funktion, waren Fragen der Standsicherheit ein weiterer Auslöser für einen Wechsel der baulichen Konzeption. Mit der Vergrößerung der Produktionsgebäude erhöhten sich die Gebäudemassen, deren Lasten in einen Baugrund abgeleitet wurden, der in Kőbánya durch die Unterhöhlungen des weitläufigen Kellersystems in seiner Tragfähigkeit zumindest geschwächt war. Dieses Problem kann am Beispiel eines Produktionsgebäudes der EMRS aus dem Jahr 1883 aufgezeigt werden. Bei dem Gebäude bestand wegen dem Standort über dem Kellersystem die Gefahr einer Absenkung der Aussenwände. Als Lösung wurde die Untermauerung des gefährdeten Bereiches auf Ebene des Kellergeschosses gewählt (Planung: Baumeister Károly Holstalek).141 ABB.IV.9. Als Konsequenz wurde bei den industriellen Brauereien das Prinzip des verdichteten Clusters von Gebäudeteilen (Produktionseinheiten) aufgelöst und in eine freie Anordnung von Gebäuden überführt. Diese Transformation war möglich, weil die bisherige funktionelle Anordnung (Mälzerei-Darre-Sudhaus-Kellerei) zwar additiv, aber baulich nicht zwingend war.142 Damit geht die Brauereianlage endgültig von einem baulich streng geschlossenem Gesamtsystem in ein offenes System über. Mit der Überführung des statisch-kubischen Raumsystems in ein dynamisches Gebäudesystem, wird aus dem Industriebau eine Industrieanlage. Der Beginn dieser Entwicklung in Kőbánya wird durch die Planung einer neuen Brauerei der Firma Dreher im Jahr 1870 gekennzeichnet.143 ABB.IV.10.a.-ABB.IV.10.f. Die Architekten Lajos Frey und Lipót Kauser sehen keine Erweiterung des bestehenden Produktionsgebäudes vor, sondern planen unter Auflösung des Kompaktgebäudes Einzelbauten, die in Nachbarschaft zum Altbau errichtet werden. Damit entsteht eine komplett neue Brauerei, die über alle baulichen Einzelkomponenten (Mälzerei, Darre, Malzlager, Sudhaus, Kühlhaus, Gärkeller) verfügt, um selbständig arbeiten zu können. In dieser Frühphase des Konzeptwechsels bestehen weiterhin bauliche Verbindungen zwischen den einzelnen Gebäuden. Die Firma Dreher verfügt damit auf ihrem Betriebsgelände über zwei eigenständig arbeitende Brauereien. Insgesamt setzt sich diese Entwicklung bei der Planung von Brauereien in den 1880-er Jahren mit der Ablösung der Mälzerei-(Darre) aus dem Gesamtkomplex fort und findet seinen Höhepunkt in der Gründung eigenständiger Betriebe,144 wie der Mälzerei Deutsch/Deutsch Maláta Gyár im Jahr 1900.145 Damit folgt der baulichen Ablösung aus einem Gesamtkomplex auch die betriebliche. Im Laufe dieser Umwandlung stellt sich als Grundsatz heraus, dass die funktionalen Verknüpfungen, die räumlich innerhalb des Kompaktgebäudes bestanden, auf die Anordnung der Einzelgebäude auf dem Betriebsgelände übertragen werden. Damit werden die funktionalen 139 Pilsitz 2011b. Rödel 1986, 236. 141 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 142 Rödel 1986, 236. 143 BFL XV.17.b.312.499/1870a,b,c,d,e,f 144 Frühauf 1991. 21. 145 DMT A 11000.100. 140 43 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Verknüpfungen der Innenräume auf die funktionalen Verknüpfungen von Gebäuden übertragen. IV.4. Urbane Strukturen auf dem Betriebsgelände Im Fall der Brauereien in Bp.-Kőbánya und Budafok verbleiben die Standorte der einzelnen Produktionsbereiche auch nach Auflösung des Gebäudeclusters in der Regel auf dem Betriebsgelände, treten aber als Einzelgebäude architektonisch stärker in Erscheinung. Im weiteren zeitlichen Verlauf entwickeln sich daraus selbständige Gebäudetypen mit spezifischen Bauformen, wie beispielsweise der kubische Baukörper der Mälzerei Haggenmacher (1909)146 ABB.IV.11. oder das zentrale Kessel- und Maschinenhaus der Brauerei Dreher (1911).147 ABB.IV.12. Den heutigen Zustand des Gebäudes zeigt ABB.IV.12a. Das frühere Konzept der Raumabfolge auf Grundlage des Arbeitsverlaufes wird jetzt auf die Gebäudeanordnung übertragen. Die funktionalen Zuordnungen bleiben damit im Grundsatz erhalten, werden aber auf einen größeren Maßstab projiziert. Die Bauchronologien der Braufirmen zeigen, dass auf den Betriebsgeländen eine ständige Bau- und Umbautätigkeit stattgefunden hat, die so vielseitig und komplex wurde, dass daraus urbane Strukturen entstanden: - Infrastruktur auf den Betriebsgeländen (Industriegleisanschluss, Anschluss an das öffentliche Straßensystem und sonstige Wege) - Technische Nebengebäude wie Werkstätten (Sattlerei, Schlosserei, Schmiede, Küferei, Pilcherei und Schwankhalle) ABB.IV.12b. - Abfüllhallen. Beispiel einer architektonisch ansspruchsvollen Gestaltung der Gebäudemassen: Brauerei A. Dreher. Hexagonaler Zentralbau mit Tambour ABB.IV.12c. - Pferdeställe - Eisgruben- und –fabriken - Laboratorien und Bierhallen - Einrichtungen zur autarken Energieerzeugung (Maschinen- und Kesselhaus)148 - Gaststätte - Büro- und Verwaltungsgebäude - Soziale Einrichtungen (Kantine, Umkleide, Damfpbäder und sonstige nicht technischen Nebenräume) ABB.XII.42c. - Wohngebäude ABB.XV.23c. - Freizeiteinrichtungen (z.B. Kegelbahnen und Kleingärten) Die Vorteile des Standortes Kőbánya förderten diese Entwicklung. Aufgrund der niedrigen Grundstückspreise in städtischer Randlage entstanden Betriebsgelände mit entsprechender Größe und Flächenreserven. Gleichzeitig hatten die Gelände eine günstige Topografie und 146 DMT A 6000.2500. DMT A 7000.100b. 148 Als Technische Nebengebäude werden vom Verfasser bauliche Anlagen oder Werkstätten bezeichnet, die nicht unmittelbar in den Herstellungsprozess eingebunden sind, in denen aber Tätigkeiten durchgeführt werden, die diesen unterstützen. 147 44 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz waren in keinen festen Stadtgrundriss eingebunden. Dadurch war die Möglichkeit einer funktionsgerechten Gebäudeanordnung ohne Bindung durch umliegende Bebauung gegeben.149 IV.5. Verbindung zwischen Industriebetrieb und Siedlungsraum Die vergrößerten Kapazitäten des Betriebes konnten sich allerdings erst mit dem Anschluss an die öffentliche Verkehrsinfrastruktur durch Industriegleise voll entfalten. Zum einen konnte die Menge und Frequenz der Rohstoffanlieferung der Produktionsleistung flexibler angepasst werden, zum anderen wurde die Auslieferungsgeschwindigkeit erhöht, was dazu beitrug, dass aus dem lokalen Produkt Bier ein überregionales Produkt wurde. Der Vertrag zum Betrieb eines Industriegleises aus dem Jahr 1909 zwischen der Brauerei Haggenmacher und der Elektrischen Eisenbahn der Stadt Budapest AG (budapesti villamos városi vasut rt.) dokumentiert die Schnittstelle der gegenseitigen Einflussnahme zwischen Industriebetrieb und umgebendem Siedlungsraum.150 IV.6. Bebauungsweisen der Grundstücke Aus der Gesamtheit der oben genannten Einflussfaktoren entstehen Bebauungsweisen, die in Abhängigkeit von Größe und Zuschnitt des Betriebsgeländes individuelle Muster der Gebäudeanordnung ergeben: 1. flächig, entlang von Längsachsen 2. Doppelkonzept: Blockrandbebauung und Bebauung vom Zentrum zur Peripherie 3. Blockrandbebauung, mit Baulandreserven im Zentrum Insgesamt ist diese Entwicklung als Erhöhung der baulichen Flexibilität der industriellen Großbrauereien gegenüber den frühindustriellen Brauereien zu werten. IV.6.1. Bauliche Nachverdichtung entlang von Längsachsen Beispiel: Bürgerliche Brauerei Kőbánya AG/Kőbányai Polgári Serföző Rt., Kőbánya, IV. Betriebsgelände, gegründet 1892 Der Lageplan der Bürgerlichen Brauerei Kőbánya AG zeigt die Gebäudeanordnung auf dem Betriebsgelände im Jahr 1900.151 ABB.IV.13. Das Sudhaus ist von der Mälzerei völlig abgekoppelt und befindet sich zentral auf dem Betriebsgelände, womit eine direkte Verbindung zum nachfolgenden Produktionsbereich, der Kellerei geschaffen ist. Hierzu ist die Mälzerei mit Darre im rechten Winkel in einem Abstand von ungefähr 15.00 Meter entlang der Grundstücksgrenze angeordnet. Die Standorte der Nebengebäude orientieren 149 Ackermann 1987. 15. DMT A 6000.7100. 151 DMT A 3000.200. 150 45 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz sich an Längsachsen, wodurch diese in Bezug zu den beiden Hauptproduktionsgebäuden gesetzt werden. Die Maglódi út. als Hauptzugangsstraße nimmt bei der Gebäudepositionierung eine untergeordnete Rolle ein. Insgesamt entsteht unter Ausnutzung des gesamten Betriebsgeländes eine offene, aber gleichzeitig geordnete Bebauung mit geringer Dichte. Eine Nachverdichtung durch zukünftige Erweiterungsbauten war vermutlich in der Ausgangsplanung bereits vorgesehen, was als Hinweis auf einen vorausschauenden und damit ökonomischen Umgang mit Baulandreserven interpretiert werden kann. IV.6.2. Erhöhung der Nutzungsintensität durch ein Doppelkonzept Beispiel: Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/EMRS, II. Betriebsgelände, gegründet 1867152 Im Fall der EMRS zeigt die Chronologie der Bebauung des Betriebsgrundstückes im Zeitraum zwischen 1893 und 1908 mit einer gleichzeitigen Rand- und Zentralbebauung ein Doppelkonzept.153 ABB.IV.14. 1893 1896 1897 1900 1907 1908 1908 1908 Neubau einer Doppeldarre Neubau eines Werkzeuglagers Neubau eines Fasslagers Anbau Erweiterungsbau Umbau eines Silos Erweiterungsbau Neubau eines Sudhauses Ausgangspunkt der weiteren Standortentwicklung sind die beiden langgestreckten Hauptproduktionsgebäude, die parallel zueinander und rechtwinklig zur Külső Jászberényi út (heute Jászberényi út und Maglódi út) angeordnet sind. Dazwischen verläuft ein Industriegleis als zentrale Achse. Entlang der Straße entsteht eine Blockrandbebauung von 2geschossigen Nebengebäuden, die den Betrieb vom öffentlichen Raum trennt. Die weitere Organisation des Standortes sieht die parallele Anordnung von Baukörpern auf beiden Längsseiten der Mälzerei und des Sudhauses vor. Als Ergebnis der kontinuierlichen Erhöhung der Nutzungsintensität des Betriebsgeländes ergibt sich ein komplexes Bebauungsmuster aus kubischen Baukörpern. IV.6.3. Grundstücksentwicklung vom Rand zum Zentrum Beispiel: Brauerei König Kőbánya AG/Kőbányai Király serföző Rt., III. Betriebsgelände, gegründet 1894 Bei der Brauerei König in Kőbánya sind die Mälzerei und das Sudhaus entlang der Sörgyár utca direkt auf die Grundstücksgrenze errichtet, wobei die gesamte Grundstücksbreite in Anspruch genommen wird.154 ABB.IV.15. Der Abstand der beiden Gebäude bildet den Zugang zum Betriebsgelände. Ein in Grundstücksmitte angeordnetes längliches 152 153 DMT A 7000.400 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 46 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Nebengebäude teilt das Grundstück in zwei Teile. Weitere Bauten sind entlang den Grundstücksgrenzen angeordnet, wodurch Reserveflächen im Zentrum des Betriebsgeländes entstehen. Damit war vermutlich eine Grundstücksentwicklung vom Rand zur Mitte hin vorgesehen. Im Jahr 1900 wird der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen in eine Malzfabrik (Malzfabrik Deutsch/Deutsch Malátagyár) umgewandelt, womit auch die Historie der Grundstücksentwicklung als Brauerei endet. IV.7. Neue Gebäudetypen entstehen: Bierhallen und Logistikzentren Durch die Verbindung von Neuerungen bei der Herstellungstechnik und Anwendung der neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse konnten die negativen Eigenheiten des Bieres (geringe Haltbarkeit und schwankende Qualität im Geschmack) überwunden werden und es wurde zu einem beliebten Getränk. Damit waren die Voraussetzungen zur Erhöhung der Produktionsmenge gegeben.155 Um das ökonomische Optimum zu realisieren, wurde der Bierabsatz weiter gefördert. Hierzu tätigten die Brauereien umfangreiche bauliche Investitionen: - Bierhallen - Logistikzentren IV.7.1. Bierhallen - Nutzbauten zur Förderung ökonomischer Interessen Zur Förderung des Umsatzes wurden in unmittelbarer Nachbarschaft der Produktionsstätten Bierhallen errichtet. Als Gebäude sind sie eine Sonderform der Gaststätte, die heute in Ungarn in der ursprünglichen Form nicht mehr existiert. Der Unterschied zu den im 19. Jh. üblichen städtischen Gaststätten ist erheblich, sowohl hinsichtlich der baulichen Dimensionen und Ausstattung, als auch auf den bevorzugten Standort in einem Garten. Beispielsweise errichtete die Brauerei Tüköry um das Jahr 1855 neben dem Betrieb eine eigene Bierhalle.156 Der Standort befand sich in der heutigen Szt. István Körút, vermutlich auf dem Gelände des heutigen Víg Színház. In unmittelbarer Nachbarschaft waren die Standorte der Dampfmühlen Haggenmacher und Árpád. Damals befand sich dieser Teil der Stadt in einer Phase der Umgestaltung vom Gewerbe- in ein Wohngebiet. Die Bierhalle war in einen großzügig angelegten Park eingebunden, in dem vermutlich verschiedene Kleinbauten (Brunnen und Pavillons) angeordnet waren. Gleichzeitig konnte der Freiflächenbereich unmittelbar um die Bierhalle im Sommer als Biergarten genutzt werden. Mit dieser Gesamtanlage wurde in der Stadt auf Initiative eines Unternehmens ein Ausflugsziel geschaffen, das der Förderung ökonomischer Interessen diente. ABB.IV.15a. Im Fall der Brauerei Nagykanizsa wurde direkt vor der Produktionsstätte und in zentraler Lage neben dem Hauptzugang ein als barocker Garten gestalteter Bereich separiert. ABB.IV.16. Die darin errichtete Bierhalle wurde als ein um mehrere Stufen erhöhter Pavillon mit Terrasse 154 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz Statisztikai Hivatal 1967. 47. 156 BFL ÉB jelzet 516_1865 155 47 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz konzipiert und dekorativ in einem historisierenden Stil geplant. Die Gesamtanlage vermittelt den Eindruck eines bürgerlichen Ausflugsziels mit erhöhtem Komfort. Konstruktiv handelt es sich vermutlich um einen Holzbau mit Stützen und Balken, die hinter einer massiven Hauptfassade errichtet wurde. Mittels dieser Leichtkonstruktion wurde ein Gastraum ohne Zwischenwände geschaffen, der eine größere Anzahl von Gästen (= Konsumenten) aufnehmen konnte. Großdimensionierte Fenster- und Türöffnungen ermöglichen eine optische und funktionale Verbindung zur Terrasse und zum Garten. Mit diesem Raumangebot konnten auch größere Veranstaltungen durchgeführt werden. 157 IV.7.2. Logistikzentren - überregionaler Gebäudebestand der Brauereibetriebe Neben lokalen Investitionen der Brauereien in Bierhallen wurde ein landesweites Vertriebsnetz eingerichtet. An den Knotenpunkten des Vertriebsnetzes, die sich zumeist in den mittleren und größeren Städten mit Eisenbahnanschluss befanden, wurden Logistikzentren errichtet. Diese Anlagen gehören in die Baugruppe der Lager zur mittelfristigen Vorratshaltung, wobei die verderbliche Ware Bier in Kühlräumen frisch gehalten wurde. Die Distribution bildete eine weitere Funktion, was durch den Abfüllraum seinen baulichen Ausdruck findet. Das Bier wurde in Fässern (große Einheit) angeliefert und vor der Auslieferung in Flaschen (kleine Einheit) abgefüllt. Damit wurde die bauliche Anlage zum flexiblen Puffer zwischen Brauerei und Kunden, womit die Warenlieferung planbar wurde und Engpässe besser überbrückt werden konnten. Logistikzentrum der Ersten Ungarische Aktienbrauerei (EMRS) in Kecskemét Kecskemét, Kisfaludy utca 17. Architekt: nicht bekannt Baujahr: vermutlich um 1895 Die dreiflügliche Anlage (38,00m x 35,00m) ist um einen Innenhof angeordnet, wobei in den eingeschossigen und teilweise unterkellerten Gebäuden eine Vielzahl von Funktionen untergebracht wurden: Bierlager, Eiskeller, Abfüllraum, Glaslager, Stallungen, Garage, Wohnbereich. An der traditionellen Bauweise in Mauerwerk ist konstruktiv auffallend, dass die massiven Aussenwände des Bierlagers und des Eiskellers auf 0,95 m verstärkt wurden, um die Kältedämmung zu erhöhen. 158 ABB.IV.17. Logistikzentrum Brauerei Anton Dreher in Zombor Zombor, Széchenyi Körút 22. Planung: Antal Sorg (Büroadresse: Bp.-Kőbánya, Gergely utca 8)159 157 Walter 1992. 15-16. DMT A 12000.800.Jéggyár Raktár 159 Sorg Antal (1868-1948), Planer und Bauunternehmer Bauvorhaben in Zusammenhang mit Brauereien: - A. Haggenmacher, Bp.-Köbánya, Sudhaus Anbau (1912); (DMT A 6000_3500) - A. Haggenmacher, Köbánya, Malzfabrik (1912); (DMT A 6000_3900) - Első Magyar Részvény sörfőzde, Kühlhaus des alten Eiskellers, Umgestaltung (1913), (DMT A 5000_5700) 158 48 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Baujahr: 1910 Diese Anlage zeigt eine ähnliche funktionale Konzeption wie das Logistikzentrum in Kecskemét. Die Fassade wirkt mit seinem strengen Rhythmus versachlicht, was als Hinweis des Planers auf die Funktion als „Nutzgebäude“ gedeutet werden kann. Mit dem Ziel die Kältedämmung zu verbessern, wurde die massive Ausführung der Aussenwände des Bierlagers und des Eiskellers in fünf Schichten aufgelöst: zwischen 3 massiven Mauerwerksstegen sind 2 Luftschichten. Dadurch entsteht eine Gesamtwandstärke von 1,05m. Der obere Abschluss dieses Gebäudebereiches besteht aus einem Flachdach mit einer Auffüllung von etwa 1,00m, vermutlich aus einer Lehm-Stroh-Mischung. Als Niederschlagsschutz wurde eine Blechabdeckung angebracht.160 ABB.IV.18. Mit Errichtung der Logistikzentren bleibt das Gebäudesystem einer industriellen Brauerei nicht mehr auf das eigentliche Betriebsgelände beschränkt, sondern schließt landesweit auch externe Liegenschaften mit ein. Neben den bereits erwähnten Voraussetzungen zur Entstehung dieses Anlagentyps, ist auch eine entsprechende Infrastruktur in Form eines Eisenbahnnetzes notwendig. IV.8. Fallstudien An den Gebäuden der folgenden Brauereien sollen die architektonische Konzeption und Gestaltungsprinzipien der Industriellen Grossbrauereien exemplarisch dargestellt werden: 1. Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde 2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Rézsvény Serfőzde Rt. 3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt. 4. Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt. 5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. 6. Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. Fallstudien: - Appendix, Kapitel XV: Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915) - Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und Gebäudetypen 160 DMT A 12000.1000. (Eisfabrik, Lager) 49 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz IV.9. Zusammenfassung Bei der Planung der industriellen Großbrauereien in Kőbánya für den Untersuchungszeitraum zwischen 1870 bis 1915 ist man mit einer Vielzahl von Faktoren konfrontiert, die aus der Logik der Zweckmäßigkeit heraus entstanden sind und auf den verschiedenen Ebenen der Planungs- und Bauphase Einfluss auf das innere Baugefüge und das äussere Erscheinungsbild nehmen. Eine unverrückbare Konstante bei der Entwicklung dieses Bautyps sind sachliche Erfordernisse wie das spezifische Herstellungsverfahren, der vorwiegend vertikale Produktionsverlauf und die Dimensionen der Verfahrenseinrichtungen. Die Einführung neuer Baustoffe und Konstruktionsweisen beeinflusste ebenso die Architektur der Brauereien, wie eine straffe Betriebsorganisation. Als Ergebnis entstehen hochspezifische Produktionsstätten, deren Räume kaum einer anderen Funktion zugeführt werden können. Ein weiterer Katalysator bei der Gestaltung des Gebäudes ist der Wille der Unternehmer zur Repräsentation. Insgesamt werden nach dem Jahr 1870 in Kőbánya eine Reihe von Brauereien errichtet, die im inneren Baugefüge (Grundrissorganisation, Baumaterial, Konstruktionsweise, Herstellungstechnik) miteinander vergleichbar sind, aber bei der äusseren Gestaltung eine individuelle Formensprache zur Anwendung kommt. Dabei kommen auch Zitate aus der mittelalterlichen Architektursprache zur Anwendung (Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Sörfőző Rt.; Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt.), wobei diese Stilvorliebe für die Zeit um die Jahrhundertwende auch in der deutschen Brauereiarchitektur zu finden sind (Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden). Die Planung für den Brauereineubau Dreher (Ganzenmüller, 1908) mit einem hoch verdichteten technischen Ausbau im Innern und einem neobarocken Äusseren, belegt in dieser Übergangsphase, dass die Gebäude von Innen nach Aussen geplant wurden sowie die Austauschbarkeit der Fassadengestaltung. Die Gesamtentwicklung mündet am in einer Versachlichung des Gebäudeäusseren (Mälzereigebäude Haggenmacher, 1914). Diese kann von einer Neubewertung von Funktion, Konstruktion und äussere Gestaltung abgeleitet werden und führt schließlich zu einer neuen Formensprache, die über den Industriebau hinaus auf die allgemeine Architekturentwicklung im 20. Jh. Einfluss nimmt. Ein weiterer bedeutender Faktor für diese architektonische Entwicklungsphase ist die Transformation des Gebäudeteilclusters in eine freie Anordnung, womit die Überführung des Industriebaus in eine Industrieanlage vollzogen wird. 50 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz V. Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken V.1. Maschinenbaufabriken: unspezifische Produktionsräume mit einem vorwiegend horizontalen Herstellungsverlauf Während der Raumentwicklungsprozess bei Brauereien und Mälzereien in Budapest im Zeitraum zwischen 1815 und 1915 in hochspezifischen Produktionsräumen mit einem vorwiegend vertikalen Herstellungsablauf mündete, verlief diese Entwicklung bei den Maschinenbaufabriken gegenteilig. Im Folgenden soll auf den Raumentwicklungsprozess für Produktionshallen im Maschinenbau eingegangen und exemplarisch den Brauereibetrieben gegenübergestellt werden. Dabei werden folgende Erkenntnisse gewonnen: 1. Die Gegenüberstellung verdeutlicht exemplarisch den individuellen und teilweise gegensätzlichen Raumbildungsprozess in den einzelnen Industriezweigen. 2. Mittels einer Gegenüberstellung wird ein Beitrag zur Einordnung von historischen Industriebauten in den architektonischen Gesamtentwicklungsprozess geleistet. Nach einer Analyse der Produktionsgebäude sämtlicher Industriezweige kann daraus ein umfassendes Erklärungsmodell der Entwicklung historischer Fabrikbauten in Budapest für die Zeit bis zum 1. Weltkrieg erstellt werden. Als Voraussetzung für das Verständnis der Entwicklung der Produktionsstätten einzelner Industriezweige mit ihren differenzierten architektonischen Ausdrucksformen sind die spezifischen Einflussfaktoren zu benennen und diese in Beziehung zu einander zu setzen. Bestimmende Faktoren bei der Planung von Fabrikgebäuden sind das Herstellungsverfahren und die spezifische Technologie, die dabei zur Anwendung kommt. Diese beiden Faktoren in Kombination mit der betrieblichen Organisation definieren die Funktionsabläufe innerhalb der Produktionsstätte, die durchaus auch dreidimensional sein können. Untersucht man die Produktionsstätten der einzelnen Industriezweige hinsichtlich dieser Aussage im konkreten Fall, ergeben sich dabei Ergebnisse mit einer Skala von differenziert bis gegensätzlich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auf die Gestaltung der Produktionsstätten auch die Art und Weise der Firmengründung, die Baugeschichte der Gebäude sowie das Baurecht (z.B. Brandschutz) Einfluss nehmen. Im konkreten Fall der Produktionshallen des Maschinenbaus in Budapest sind es die folgenden Faktoren, die diese Entwicklung beeinflusst haben: o o o o Firmengeschichte: aus kleinen Werkstätten entwickeln sich Maschinenbaufabriken kürzeres Austauschintervall der Maschinen als der Produktionshalle Entwicklung des Gebäudebestandes auf dem Betriebsgelände: additive bauliche Strukturen Grundrissform als Ergebnis des Arbeitsablaufes 51 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz V.2. Maschinenbau in Budapest Ab 1870 war in Budapest neben der Lebensmittelindustrie vor allem der Maschinenbau der prägende Industriezweig.161 Eine der wichtigsten Ursachen für die Entstehung der Maschinenfabriken in Budapest war der seit Entwicklung und dem Ausbau der Eisenbahnen ständig steigende Bedarf an hochwertigen Maschinen und -bauteilen.162 Im Jahr 1846 wurde die erste Eisenbahnstrecke zwischen Pest und Vác gebaut und 1851 über Bratislava nach Wien erweitert, womit der Ausbau eines landesweiten Eisenbahnnetzes eingeleitet wurde. Durch den Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz wurde eine dynamische Wechselwirkung zwischen Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen und dem Zugang zu europäischen Märkten in Gang gesetzt.163 Der Transport der Rohstoffe und Fertigprodukte wurde immer mehr über die Eisenbahn abgewickelt, während die Standortnähe zur Donau als Bezugsquelle für Brauchwasser von Bedeutung war. Die Gründe hierfür liegen unter anderem in der höheren Transportgeschwindigkeit der Eisenbahn gegenüber der Flussschiffahrt. Gleichzeitig gab der Eisenbahnbau durch die Vergabe von Aufträgen wiederum entscheidende Impulse für die Entwicklung neuer Industriezweige im Land. Als Beispiel für Firmen, die als direkte Folge des Booms im Eisenbahnbau gegründet wurden, sind die Firmen Ungarisch- Schweizerische Waggonbaufabrik/Magyar-Svájci Vagongyár164 und die Ungarisch-Belgische Maschinen- und Schiffbau Gesellschafft/Magyar-Belga Gép- és Hajóépítő Társaság165 zu nennen. Die beiden Firmen gingen kurz nach ihrer Gründung in den 1870-er Jahren in der Maschinen- und Waggonbaufabrik der Ungarischen Staatsbahnen/Magyar Államvasutak Gép- és Kocsigyár auf.166 Zuerst lag der Schwerpunkt in der Herstellung von Dampfkesseln, Dampfmaschinen und einer Vielzahl von Maschinenteilen.167 In einem nächsten Schritt baute man komplette Dampflokomotiven auf Lizenz. Schließlich wurde auf der Wiener Weltausstellung im Jahr 1872 die erste in Ungarn entwickelte Dampflokomotive vorgestellt. Bis zum Jahr 1880 wurden bereits 38 Dampflokomotiven hergestellt, was eine Serienproduktion darstellt. Dass man in der Lage war, ein solches Hightech-Produkt herzustellen, belegt die schnelle Aneignung des technisches Know-how’s in direkter Verbindung mit modernen Herstellungs- und Organisationsprozessen auf hohem Niveau. (Siehe hierzu auch Textband Kapitel VI: Industrielle Stadtentwicklung, Absatz VI.2. Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von Industriestandorten in Pest) 161 Gelléri 1912. Pilsitz 2011a. 163 Statisztikai Évkönyve 1894. 154-156. 164 Ungarisch-Schweizer Waggonfabrik 165 Ungarisch-Belgische Gesellschaft für Maschinen- und Schiffsbau 166 Maschinen- und Wagonnfabrik der ungarischen Staatsbahnen 167 Mislin 2002. 105. 162 52 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz V.3. Unspezifische Produktionsräume in Maschinenbauhallen Die erforderlichen Genauigkeiten und geringen Toleranzen der Bauteile im Lokomotiv- und Maschinenbau konnten durch eine handwerksmäßige Herstellung, auch wenn diese bereits mechanisiert war, nicht sichergestellt werden. Bei der Herstellung einer Serie, wie zum Beispiel den oben erwähnten 38 baugleichen Dampfloks mussten auch Ersatzteile in ausreichender Anzahl und gleichbleibender Qualität im Lager bereitgehalten werden, was sowohl den Herstellungsprozess, als auch die Lagerhaltung entscheidend beeinflusste.168 Begriffe wie Normung, gleichbleibende Qualität, Serienherstellung und Lagerhaltung wurden eingeführt und deuten darauf hin, dass eine neue Form der Betriebsorganisation einzuführen war, um die Herstellung hochwertiger technischer Produkte möglich zu machen und den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmung sicher zu stellen.169 Die Spezialisierung auf die Produktion von Lokomotiven war nicht nur bahnbrechend für den Einsatz des Gussstahls und für den Kesselbau, sondern auch für die Errichtung großer Montagehallen.170 Weil die Lokomotiven in eigenen Montaghallen selbst hergestellt und gewartet wurden, ist die Unternehmung zum Maschinenbau zu zählen. Ein Beispiel ist die Dreherwerkstatt der Königlich ungarischen Staatsbahenen/Eszertga műhely der Magyar kir. államvasutak am Westbahnhof in Budapest (1901).171 ABB.V.1. Bezüglich der Architektur der Produktionsstätten des Maschinenbaus ist eine Tendenz zu eingeschossigen Hallen festzustellen, bei gleichzeitiger ständiger Erweiterung des Stützenabstandes und damit der Spannweiten der Dächer.172 Die Folge ist eine kontinuierliche Entwicklung zu unspezifischen Produktionsräumen, die sich in Längs- und Querrichtung leicht erweitern liessen.173 In diesen „allgemeinen“ eingeschossigen Räumen ist damit größtmögliche räumliche Flexibilität gegeben. Für den Maschinenbau ist der Faktor der Flexibilität des Produktionsraumes von grundlegender Bedeutung, da das Entwicklungs- und Austauschintervall (d.h. der Gebrauchszyklus) der Produktionsmaschinen viel kürzer ist, als der des umhüllenden Gebäudes. Gleichzeitig kann der Maschinenpark leicht ausgetauscht werden, und problemlos auf die Herstellung eines anderen Produktes umgestellt werden. Das Nördliche Fahrzeugausbesserungswerk der Königlich Ungarischen Staatsbahnen/Északi járműjavitó műhelyek der Magyar. kir. államvasutak174 in Budapest zeigt ein System aus weitgespannten Hallen mit einem Optimum an räumlicher Flexibilität.175 ABB.V.2. Unabhängig vom Produkt, erfolgt die Herstellung in einer horizontalen Prozessabfolge. Hinsichtlich der Belichtung ist 168 Bencze 1986. Mislin 2002. 229-232. 170 Mislin 2002.106-116. 171 MÁV archivuma: Bp. Nyugati pu. műhelyek ép.6021 1.rajz 172 Bei mehrgeschossigen Gebäuden hätten statische Probleme wegen des Gewichtes und der Resonanz der Maschinen nur durch aufwendigere Konstruktionen gelöst werden können, die mit erheblichen Baukosten verbunden gewesen wären. 173 Ein weiterer Einflussfaktor ist die Form des Maschinenantriebs. Nach Umstellung von zentral angetriebener Transmissionswelle auf elektrischen Einzelantrieb entfallen konstruktive Elemente wie Konsolen und lastabtragende Stützen für die Auflager der Transmission. Dies bedeutetes eine weitere Vergrösserung des Freiheitsgrades des Raumes. 174 zum Vergleich: Mislin 2002. 100. Abb. 116. 175 MÁV archivuma: scan399. 169 53 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz der Produktionsort gleichmäßig und ohne starke Kontraste zu erhellen. Die Lösung bestand in einer natürlichen Belichtung von oben über Sheddächer mit Ausrichtung nach Norden.176 Ein Beispiel zeigt die Erste Ungarische Schraubenfabrik/Első Magyar Csavargyár in der Váci utca (1894).177 ABB.V.3. Eine Variante der natürlichen Belichtung über Dach zeigt das Wagenmontagewerk der Königlich Ungarischen Staatsbahnen/Kocsi szerelő műhely der Magy.kir. államvasutak in Budapest (1901). In diesem Fall ist der obere Abschnitt des Satteldaches beidseitig aus Glas.178 ABB.V.4. Bei der Ersten Ungarischen Maschinenbaufabrik in Pest (Váci út, 1869) wurden die Montagehallen parallel zueinander und mit einem entsprechenden Abstand errichtet, um eine ausreichende seitliche Belichtung sicher zu stellen. Mit dieser Gebäudeanordnung war gleichzeitig der notwendige Brand- und Exposionsschutz gegeben.179 Gleichzeitig war die bauliche Gesamtanlage, wie auch im Fall der Erste Ungarische Schraubenfabrik/Első Magyar Csavargyár, von Planungsbeginn an auf die Váci út ausgerichtet. Als Übergansbereiche zwischen öffentlichem Raum und Betriebsgelände wurden Grünflächen angelegt. ABB.V.4a. Die Ungarische Metallwarenfabrik AG/Magyar Acéláru gyár Rt. in der Váci út 65. zeigt im Gegensatz hierzu eine zu einem zentralen Betriebshof ausgerichtete Anordnung der Gebäude ABB.V.7. Weitere Beispiele für den oben beschriebenen Fabriktyp sind die Maschinenbaufabrik Podvinecz und Heisler (XIII. Bezirk, Váci út 141-143, gegründet 1891, Maschinen für die Mühlenindustrie), die Firma Hirsch und Frank (VII. Bezirk, Szabolcz utcza 34., Werkzeugmaschinen und Stahlgießerei) und die Landmaschinenfabrik Hofherr und Schrantz in Budapest.180 ABB.V.5. V.4. Aus Werkstätten werden Fabriken: auf dem Betriebsgelände entstehen additive bauliche Strukturen In Budapest gehen Maschinenbaubetriebe oft aus kleinen Werkstätten des metallverarbeitenden Gewerbes hervor, in denen der Firmengründer selbst gearbeitet und durch Einsatz von privatem Kapital den Betrieb und seine Gebäude über einen längeren Zeitraum schrittweise erweitert hat. Diese betriebliche Entwicklung lässt sich an einer additiven baulichen Struktur von Neubauten, Anbauten und Erweiterungen von Gebäuden auf dem Betriebsgelände ablesen. Gleichzeitig zeigt das Beispiel einer Anzahl metallverarbeitender Betriebe, dass Firmenerweiterungen zur Abwanderung aus der Innenstadt an die Peripherie der Stadt geführt haben. Die Historie der Stadtrandwanderungen von gewerblichen Betrieben in Budapest gehört bisher nicht zu den vorrangigen Forschungsgebieten der Urbanisierungsgeschichte. Mit dieser Anmerkung soll auf die Bedeutung dieses Prozesses für die Stadtentwicklung hingewiesen werden. Beispiele für diesen Fabriktyp sind die Betriebe József Eisele Kesselbaufabrik/Eisele József Kazángyára (1893) und die Maschinenbaufirma Pick Ede (1890) in die Külső Váci út 40, Budapest.181 176 Im Werkzeugmaschinenbau erhöht sich die benötigte Lichtintensität in Abhängigkeit von Bauteildimension und Komplexität. Je kleiner und komplizierter die hergestellten Bauteile werden, desto mehr Licht wurde benötigt. 177 Bencze 2006. 72. 178 MÁV archivuma: Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3. rajz 179 BFL XV.16.b.224.034 180 Sevin 1944. 156. 181 Szabó Ervin Könyvtár 54 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz ABB.V.6. Die baulichen Dimensionen beider Fabriken sind zwar bedeutend kleiner als der oben genannten Firmen, aber die Gestaltung des Betriebsgeländes und der Gebäude lassen erkennen, dass auch diese Anlagen ganz aus ihrer Funktion als metallverarbeitender Betrieb heraus geplant wurden. An den Gebäuden der Maschinenbaufirma Pick Ede soll dies im Folgenden dargestellt werden. V.5. Die Produktionshalle der Maschinenbaufirma Pick Ede Der rechteckige Hallenbau mit Mittelschiff und Seitenschiffen entwickelt sich aus dem Arbeitsablauf heraus Im Jahr 1879 gründete Pick Ede im VI. Budapester Bezirk, Podmaniczky utca 71 eine Schlosserwerkstatt. Die Firma ist vermutlich um das Jahr 1890 in die Külső Váci út 40 übergesiedelt,182 wo im Jahr 1898 bereits 100 Arbeiter Maschinen und Werkzeuge für die Holzverarbeitung herstellten.183 Als Grund für die Abwanderung an die Peripherie der Stadt kann die Möglichkeit zur Firmenexpansion angenommen werden.184 Mit dem Umzug waren auch die Probleme, die sich aus einer benachbarten Wohnbebauung ergeben, gelöst. Die Abbildung ist eine Momentaufnahme des Fabrikgebäudes aus dem Jahr 1898, wobei die Größe des Betriebsgeländes und die Abmessungen der Werkhalle auf eine Fabrik mittlerer Größe schließen lassen, wie sie für eine große Anzahl metallverarbeitender Betriebe in Budapest jener Zeit typisch ist.185 V.5.1. Anordnung der Fabrik auf dem Betriebsgelände Die Werkhalle, Lager und Büros sind um einen rechteckigen Betriebshof angeordnet, der als Bereich zum Be- und Entladen von Roh- und Fertigprodukten genutzt wurde und so dimensioniert war, dass dieser auch als flexibles Zwischenlager oder Abstellplatz für Transportfahrzeuge genutzt werden konnte. Die Erschließung des Betriebshofes erfolgte über eine Wirtschaftseinfahrt, die sich zu einer Seitenstraße der Váci út öffnete. Mit dieser Anordnung waren kurze Transportwege zu den Lagern und der Fabrik gegeben. Der Bürobereich war direkt von der Váci út zugänglich, wobei die auffallende gebogene Gebäudeform nicht auf den Zuschnitt des Grundstückes oder der betrieblichen Abläufe zurückgeführt werden kann. Vermutlich handelt es sich um den Versuch einer repräsentativen Gestaltung mit ökonomisch eingesetzten Mitteln. Das Fabrikgebäude wurde nach rein funktionalen Gesichtspunkten organisiert. Die Fabrik wurde freistehend angeordnet, was auf eine Erhöhung des Brandschutzes zurückzuführen ist. Das Gebäude ist mehrgeschossig, wodurch die Baukosten für das Dach und die Fundamente niedrig gehalten wurden. Gleichzeitig reichte der Ankauf eines kleineren Baugrundstückes aus. Das Gebäude 182 Bencze Géza gibt in seinem Buch „Váci út, a magyar gépipar főutcája“ für die Firmenadresse die Hausnummer 34 an, während er für die Hausnummer 40 die Maschinenfabrik Brogle und Müller angibt. 183 Bencze 2006. 30. 184 Pick Ede gehört zu den Firmen, die sich von einem Handwerksbetrieb zu einem mittleren Industriebetrieb mit eigenständiger Produktpalette entwickelte und war nicht nur ein Zulieferer von Großunternehmen. 185 Preisich 1968. 54-56. 55 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz wurde konventionell in Mauerwerk errichtet, was ebenfalls auf eine ökonomische Baulösung hinweist. Die Organisation des Grundrisses wurde durch die Einführung von Laufkränen für das Heben von schweren Lasten entscheidend beeinflusst. Das rechteckige Gebäude besteht aus einem hohen Mittelschiff mit seitlichen niedrigeren Seitenschiffen. Im Mittelschiff war der Laufkran aufgestellt und fand die Endmontage der Maschinen statt.186 In den beiden niederen Seitenschiffen waren die Werkstätten untergebracht, die jeweils einzelne Teile der Maschine herstellten. Der funktionalen Abfolge folgend waren dabei im Erdgeschoss die schweren Maschinen und im Obergeschoss die leichteren Maschinen aufgestellt. Im Obergeschoss entstand durch diese Anordnung eine Galerie zum Innern des Mittelschiffs. Die relativ geringe seitliche Raumtiefe ermöglichte dabei eine effektive Belichtung, sowie Beund Entlüftung über seitliche Fenster.187 Die beiden Kamine weisen darauf hin, dass der Betrieb über eine eigene Schmiede und Gießerei mit Kupolofen verfügte. Dort wurde das angelieferte Eisen noch einmal geschmolzen und zu Gussteilen weiterverarbeitet, was damals für metallverarbeitende Fabriken eine gängige Technologie war.188 Die Haupterschließung der Werkhalle erfolgte über ein seitliches Tor zum Betriebshof, durch den Transportfahrzeuge einfahren konnten und die fertigen Maschinen mit Hilfe des Laufkrans aufgeladen werden konnte. Durch diese Anordnung war auch ein möglichst kurzer Transportweg zu den Lagern gegeben. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Betrieb zumindest in die Abteilungen Produktion (Werkhalle), Technische Abteilung (Technisches Büro und Zeichenraum), Lagerbereich (Rohstoffe und fertiggestellte Produkte) sowie in eine kaufmännische Abteilung eingeteilt war. Insgesamt betrachtet, sind die Anordnung der Gebäude auf dem Betriebsgelände und die innerer Organisation entsprechend ihrer Funktion gestaltet. Entsprechend dem Entwicklungsstand ist bei der Maschinenbaufirma Pick Ede von einer eher starren Organisation der Betriebsabläufe auszugehen, die nur einen geringen Spielraum für Flexibilität zugelassen hat. Gleichzeitig ist keine Absicht für eine geplante Erweiterung der Produktionsstätte oder Veränderung der Transportwege zu erkennen, wie dies für die Ungarische Metallwarenfabrik AG festzustellen ist. V.6. Das Betriebsgelände der Ungarische Metallwarenfabrik AG/Magyar Acéláru gyár Rt. Die freistehende Bebauung entwickelt sich als Folge einer additiven Erweiterung Ein Beispiel für einen metallverarbeitenden Betrieb, der seine Fabrikationsgebäude additiv als Einzelbauten auf dem Betriebsgelände anordnete, ist die Ungarische Metallwarenfabrik AG/Magyar Acéláru gyár Rt. in Budapest, VI. Bezirk, Váci út 65. (damaliger Lageplannummer. 1608). Im Jahr 1896 errichtete die Firma auf diesem Betriebsgelände eine Produktionshalle, die im Laufe der Jahre durch weitere Werkstattgebäude erweitert wurde. Der Lageplan zeigt den Stand der Bebauung im Jahr 1908.189 ABB.V.7. 1889 1908 Neubau von Werkstätten in der Váci út 65 Bau einer neuen Schmiede 186 Mislin 2002. 96. Mislin 2002. 97-104. 188 Caspers 2008. 122-124. 189 BFL XV.17.d.329.277.86 187 56 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 1915 1915 1915 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Erweiterung des Betriebsgeländes August: Erweiterung der bestehenden Schmiede Dezember: Neubau einer Fabrik für Flugzeugteile Aus dieser Anordnung freistehender Fabrikgebäude resultiert eine klare Arbeitsteilung, bei gleichzeitiger Erhöhung der Feuersicherheit. In jedem Fabrikgebäude wurde eine selbständige Fabrikationsaufgabe erfüllt. Die Vorteile von frei stehenden Produktionsstätten liegen grundsätzlich in den baulichen und betriebswirtschaftlich selbständigen Fabrikabteilungen, der geringen Feuergefahr, den verbesserten Lichtverhältnissen und der besseren Übersicht über die tatsächlich anfallenden Betriebskosten. (Zum Vergleich: siehe Textband, Kapitel IV, Industrielle Großbrauereien, Abschnitt IV.6. Bebauungsweisen der Grundstücke) V.7. Zusammenfassung Der Raumbildungsprozess der Maschinenbauhallen mündet in unspezifischen Produktionsräumen mit einem vorwiegend horizontalen Herstellungsverlauf. Damit ist gegenüber den industriellen Großbrauereien eine entgegengesetzte Entwicklung festzustellen. Maßgebende Einflussfaktoren sind das Herstellungsverfahren und die spezifische Technologie sowie die betriebliche Organisation. Die additive Bebauungsweise der Betriebsgelände und die Zuordnung der einzelnen Gebäude zueinander stehen dabei in direktem Bezug zur Gründungs- und Firmengeschichte des Unternehmens. Häufig sind die Firmen aus kleinen metallverarbeitenden Gewerbebetrieben hervorgegangen, die ihren Sitz in der Innenstadt hatten und in die Váci út oder Soroksári út abgewandert sind. Bezüglich der Anordnung der Maschinenbauhallen auf dem Betriebsgelände sind noch weitere vertiefende Untersuchungen durchzuführen. Das Beispiel der Ersten Ungarischen Schraubenfabrik ABB.V.3. und der Ersten Ungarischen Maschinenbaufabrik ABB.V.4a. lassen vermuten, dass die Anordnung einem Muster folgt, und damit einen eigenen Bebauungstyp bildet. In beiden Fällen sind die Baukörper der Produktionshallen auf dem Betriebsgelände zurückversetzt angeordnet, während zur öffentlichen Straße hin Grünanlagen angelegt sowie Verwaltungs- und Bürogebäude errichtet wurden. (Zum Vergleich siehe Textband, Absatz IV.6. Bebauungsweisen der Grundstücke bei Brauereien) 57 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VI. Industrielle Stadtentwicklung VI.1. Industrielle Stadtentwicklung aus regionaler Perspektive Als Ausgangspunkt der Industrialisierung und deren Einfluss auf die Stadtentwicklung wird die Industrielle Revolution zum alles erklärenden Begriff, deren sukzessive Ausbreitung von Großbritannien auf den Kontinent unter dem epochalen Schlagwort „Industrialisierungsprozess“ zu erfassen versucht wird. Diese Auffassung aus gesamteuropäischer Perspektive ist nicht falsch, aber gleichzeitig auch nicht vollständig.190 Da es in den einzelnen Industriezentren keine gleichmäßigen und einförmigen industrielle Stadtentwicklungen gegeben hat, bedarf es im Sinne einer unverzerrten Darstellung der industriellen Stadtentwicklung in Budapest einer regionalen Perspektive als Korrektur, was im Grunde eine Änderung des Betrachtungsmaßstabes darstellt.191 Im Folgenden werden die regionalen Aspekte der industriellen Stadtentwicklung in Pest unter besonderer Berücksichtigung der Brauindustrie thematisiert. Dabei soll kein umfassendes Erklärungsmodell vorgelegt werden, sondern einzelne Bereiche beleuchtet werden, die bisher nicht zu den vorrangigen Themen der Urbanisierungsforschung gehört haben. VI.2. Raumstrukturelle Voraussetzungen Industriestandorten in Pest als Grundlage der Entwicklung von Die Eignung eines Standortes für eine Landwirtschaftliche Tätigkeit ist primär von natürlichen Voraussetzungen, wie dem Vorhandensein von einer ausreichenden Menge Wasser und der Qualität des Bodens, abhängig. Dagegen sind für die Standortwahl für das Gewerbe und die Industrie vor allem die Infrastruktur ausschlaggebend, d.h. Voraussetzungen, die durch Planung und Arbeit geschaffen werden. In den überwiegenden Fällen ist nicht genug Kapital vorhanden, um Infrastruktur gleichmäßig auf das ganze Land zu verteilen. Deshalb kommt es innerhalb eines Landes zur Konzentration hochproduktiver wirtschaftlicher Aktivitäten an städtischen Standorten. Durch die räumliche Konzentration von Infrastruktur entstehen zusätzliche kumulative Effekte, die diese Entwicklung weiter verstärken. Um diesen Zusammenhang auf Budapest zu übertragen, ist festzuhalten, dass sich die Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Industriestandort entwickelte, obwohl es in seinem Umland keine Bodenschätze oder fossile Energieträger gibt, auf die man eine industrielle Produktion hätte aufbauen können. Dieser Standortnachteil wird aber von einer Anzahl von Vorteilen ausgeglichen, die für eine Industrieansiedlung in Budapest entscheidend waren.192 Eine dieser Voraussetzungen war durch die zentrale Verkehrslage im Wirtschaftsraum der Monarchie sowie die Nutzung der Donau gegeben. Die Stadt war über diese Wasserstraße mit den landwirtschaftlichen Produktionszentren im Süden und den europäischen Metropolen, wie Wien verbunden. Die Funktion der Donau als Verkehrsweg wird durch Gebäude, wie Lagerhäuser, 190 Neuhofer 1989. 1. Fremlinger-Tilly 1979. 9. 192 Banik-Schweitzer 1983. 5-7. 191 58 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Hebeanlagen/Elevator (1884), Zollstationen und Markthallen, die entlang des Pester Flussufers entstanden sind, belegt. Durch den ab dem Jahr 1846 einsetzenden Eisenbahnbau entsteht bis zur Jahrhundertwende ein überregionales Verkehrssystem, dass den Anforderungen der Industrie entsprach. Eine solche positive Entwicklung der Verkehrssituation war eine Voraussetzung für das Entstehen von Großbetrieben und die Ausbildung einer Konzentration der Industrie. Weitere Faktoren sind der günstige Arbeitskräftemarkt und die Funktion der Stadt als politisches und kulturelles Zentrum. Die quantitative Dominanz der Agrarwirtschaft in Ungarn in Kombination mit den genannten Standortbedingungen von Pest-Buda führte zunächst zur Entstehung einer Nahrungsmittelindustrie, was beispielsweise durch die große Anzahl leistungsfähiger Dampfmühlen und großdimensionierter Schlachthöfe belegt wird.193 Ab dem Jahr 1860 löste der Eisenbahnbau Folgewirkungen in den Industriebereichen Maschinen- und Werkzeugmaschinenbau aus. Damit setzte eine Entwicklung ein, in deren dynamischen Verlauf der Maschinenbau der wichtigste Industriezweig des Standortes wurde. Bedeutende Fabriken, die im Eisenbahnbau tätig waren:194 - Maschinenbaufabrik László Láng/Láng László Gépgyár, Gründungsjahr: 1868 Maschinenbaufabrik MÁV/MÁV Gépgyár, 1873 Maschinenbaufabrik und Eisengießerei/Oetl Gépgyár és Vasöntőde, 1876 Tarnóczy AG/Tarnóczy Rt., 1889 Maschinenbaufabrik Langenfelder/Langfelder Gépgyár, késöbb Herkules, 1890 Maschinenbaufabrik Zoltán Győző/Zoltán Győző Gépgyár, 1891 Maschinenbaufabrik Rothschild/Rothschild Gépgyár, 1892 Maschinenbaufabrik Dr. Födessy/Dr. Födessy, később Unio Gépgyár, 1895 Im Gegensatz zur Textilindustrie,195 wo ungelernte Arbeiter eingesetzt werden konnten, waren im Maschinenbau und besonders im Werkzeugmaschinenbau geschulte Facharbeiter tätig, die nach technischen Zeichnungen komplizierte Werkstücke anfertigen und Maschinen montieren konnten.196 Dies setzte die Vermittlung des entsprechenden technischen Wissens voraus. Deshalb entstanden neben den technischen Hochschulen auch Einrichtungen des gewerblichen Schulwesens, wo Facharbeiter und Techniker ausgebildet wurden. Damit waren auf dem Arbeitsmarkt eine große Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte vorhanden. Im späten 19. Jahrhundert entstand als Folge der dynamischen Entwicklung im Maschinenbau eine eigenständige Elektroindustrie. Ab dem Jahr 1880 wurde die chemische Industrie immer wichtiger. Als Ergebnis dieser Entwicklung wurde Budapest um die Jahrhundertwende das Industriezentrum des Landes. Die beschriebenen Industrien waren arbeits- und Beschäftigungsintensiv. Der Siedlungsraum Pest-Buda als politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum übte eine enorme Anziehungskraft auf die Bevölkerung aus, was für den Untersuchungszeitraum zu einem rasanten Anstieg der Einwohnerzahl beitrug. 193 Klement 2010. Baják-Bajnok 1972. 34. 195 Die Textilindustrie nahm in der industriellen Gesamtentwicklung Budapests eine untergeordnete Rolle ein. 196 Németh 1999. 194 59 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Jahr 1848 1851 1869 1873 1880 1900 1910 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Bevölkerung Pest-Buda (ab 1873 Budapest)197 110516 178.016 280.349 296.867 509.384 733.358 880.371 VI.3. Als Folge der Abwanderung der Gewerbebetriebe aus der Innenstadt an die Peripherie entstehen Industriestandorte Mitte des 19. Jahrhunderts bestand innerhalb der Stadt eine enge Verflechtung zwischen Wohnen und Arbeiten. Produktionsbedingt schädigten die Betriebe des produzierenden Gewerbes ihre Umgebung mit umweltbelastenden Einflüssen, wie Lärm und Emissionen. Standortbedingt konnten diese überwiegend kleinen Betriebe nicht zu Industriebetrieben erweitert werden. Mit dem Bau eines Nahverkehrssystems war die Möglichkeit gegeben, Wohnort und Arbeitsplatz örtlich voneinander zu trennen und es entstanden, an der damaligen Peripherie der Stadt Konzentrationen von Industriestandorten, vor allem der Metallverarbeitung und des Maschinenbaus.198 Die Standorte der Industriegebiete (vor allem entlang der Entwicklungsachsen Váci út und Soroksári út) stehen dabei in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung der Massenverkehrsmittel. Verkehrsmittelgeschwindigkeit und Mobilitätskosten (Tempo und Tarif, d.h. Zeit und Geld) sind die beiden Hauptdeterminanten der Verkehrsmittelwahl und damit der Raumausdehnung und des Siedlungssystems.199 Um die Raumüberwindungszeit für An- und Ablieferung von Energieträgern,200 Rohstoffen und fertiggestelltem Produkt zu minimieren, wurde in Budapest ein Industriegleissystem eingerichtet. Insgesamt betrachtet, bedeutet die Auslagerung von Produktionsstätten aus der Innenstadt und die Einrichtung von Industriegebieten eine weitere Erhöhung der Konzentration von Infrastruktur innerhalb der Stadt. Dabei werden fast zwangsläufig weitere kumulative Effekte ausgelöst. Solche Synergien verstärken die Industrieentwicklung um ein Vielfaches. Als Konsequenz sind Fabrikanlagen entstanden, die mit ihren bedeutenden baulichen Dimensionen und charakteristischen Fassadengestaltungen einen nachhaltigen Einfluss auf den Stadtraum ausübten.201 Die Abbildung202 ABB VI.1. zeigt die Ausdehnung der Stadt Pest im Jahr 1868. 197 Sztatiszitikai évkönyve 1944. 12. Frisnák 2005. 199 Krappweis 2014. 200 Die Erzeugung von Energie für die Produktion wurde dezentral gelöst, das heißt, jede Fabrik erzeugte die benötigte Energie im eigenen Maschinenhaus selbst. Der Energieträger war hauptsächlich Kohle, der in ständig in großen Mengen bereit stehen musste. Die Industriegleise wurden zum Transport des Energieträgers Kohle, sämtlicher Rohstoffe und Fertigprodukte genutzt. 201 Vámossy 1964. 202 BFL XV.16.b.221.010a. 198 60 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz ABB VI.1a.203 bildet die Stadt Budapest im Jahr 1914 ab. Die Abbildung204 ABB VI.1b. zeigt den Budapester Stadtteil Kőbánya im Jahr 1914. VI.4. Bedeutung der historischen Brauhäuser für die industrielle Stadtentwicklung in Pest im 19. Jahrhundert Nach dieser übergreifenden Annährung an das Thema soll im Folgenden auf die Bedeutung der historischen Brauhäuser in Pest für die industrielle Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert eingegangen werden. Ausgangspunkt der Überlegung ist, dass von diesem Gewerbezweig bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachhaltige Impulse für die Entstehung von regionalen Industriegebieten ausgegangen sind. Gleichzeitig soll auf die Folgewirkungen auf andere Industriezweige, wie der metallverarbeitenden Industrie, hingewiesen werden. VI.5. Erster Entwicklungsimpuls - Die diametralen Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der Brauhäuser im Stadtgebiet von Pest werden zu Ausgangspunkten der weiteren industriellen Stadtentwicklung Im Jahr 1815 bildeten die Standorte der beiden neu gegründeten Brauhäuser Mayerffy und Petz die diametralen Endpunkte des Ausbreitungsgebietes der Brauhäuser im Stadtgebiet von Pest.205 ABB.VI.2. Die Gründe für den Neubau der Betriebe und die Standortwahl außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer war die Brandgefahr, die von den alten Gewerbebetrieben ausging (Brand 1810 in den Stadtteilen Tabán und Víziváros).206 In der weiteren Entwicklung werden diese beiden Standorte die geographischen Ausgangspunkte für die zukünftigen Industriestandorte entlang der Váci út und der Soroksári út.207 ABB.VI.3. Der Grund hierfür ist, dass beide Straßen parallel zur Donau verlaufen und als Landwege die südliche und nördliche Hauptversorgungsachsen zwischen Budapest und dem Land bilden. Damit war ein schneller Zugang zu den Anbaugebieten von Hopfen und Malz gegeben. Geometrisch betrachtet handelt es sich um Entwicklungen entlang von Achsen, mit einer Bewegungsrichtung der Industrie von der Innenstadt heraus nach außen, an die Peripherie. Auslöser für diese Wanderbewegung war der Eisenbahnbau. Nach Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke im Jahr 1846 wurde eine dynamische Wechselwirkung zwischen Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen und dem Zugang zu europäischen Märkten in Gang gesetzt.208 Davon profitierte besonders der Maschinenbau, der, wie oben beschrieben, entlang dieser beiden Entwicklungsachsen eine große Anzahl von Fabriken gründete.209 203 BFL XV.16.e.251.042. BFL XV.16.e.251.042. 205 Pilsitz 2013b. 206 Zakariás 1957. 281. 207 Bevilaqua 1931. 713. 208 Pilsitz 2011a. 209 Bencze 1963 204 61 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VI.6. Zweiter Entwicklungsimpuls - Abwanderung der Industrie an die Peripherie Um das Jahr 1850 verlagern die frühindustriellen Brauereien ihren Standort aus der Pester Innenstadt nach Köbánya, und damit an die damalige Peripherie des Siedlungsgebietes. ABB.VI.4. Geometrisch betrachtet handelt es sich dabei um Entwicklungen auf einer Fläche. Dabei ist die Bewegungsrichtung die gleiche wie beim Maschinenbau vom Zentrum heraus nach außen, an die Peripherie. Mit dieser Abwanderungsbewegung geht von diesem Industriezweig zum zweiten Mal ein Impuls für die nachfolgende industrielle Stadtentwicklung aus.210 Im Vergleich mit den Brauereien setzt bei anderen wichtigen Industriezweigen, wie dem metallverarbeitenden Gewerbe, die Abwanderung der Industrie aus der Innenstadt an den Stadtrand erst ab dem Jahr 1870 und damit zeitlich später ein. Ursache für die Abwanderung dieser Betriebe aus der Innenstadt sind die Probleme, die aus der engen Verflechtung der Werkstätten mit der Wohnbebauung resultieren und die in den meisten Fällen eine Erweiterung des Betriebes ausschloss. Dagegen löste die Abwanderung bei einigen Metallbetrieben eine Weiterentwicklung zu Maschinenbaufabriken aus. Die zentrumsnahen Randzonen hatten als Betriebsstandort folgende Vorteile: - frei von dichter Wohnbebauung keine Einbindung in einen festgelegten Stadtgrundriss Grundstücke zu niedrigen Preisen Flächenausdehnung: Flächenerweiterung und –reserven Emissionsintensive Produktion war möglich (Beispiel Eisengießerei) Eisenbahnanschluss Donau dient als Bezugsquelle für Betriebswasser und stellt eine natürliche Begrenzung und Isolierung des Industriegebietes dar Voraussetzung für die Abwanderung der Maschinenbaubetriebe mit ihrer großen Mitarbeiterzahl211 war die Entwicklung eines öffentlichen Nahverkehrsnetzes, womit die Gebiete im Norden entlang der Váci út und im Süden entlang der Soroksári út für die Industrie gut erschlossen wurden.212 Beide Entwicklungsachsen verlaufen verkehrsgünstig entlang der Donau als Wasserstraße und sind durch Eisenbahnlinien gut erschlossen. 213 Die Firma Weiss nimmt innerhalb der Entwicklung der südlichen Achse entlang der Soroksári út eine Sonderrolle ein. Die ursprünglich als Konservenfabrik konzipierte Fabrik stellte ab 1886 auch Munition her. Wegen der Produktumstellung und der damit verbundenen Explosionsgefahr siedelte die Firma im Jahr 1892 auf die nahezu unbebaute Donauinsel Csepel um. Diese räumliche Verlagerung war der Auslöser für die Entstehung eines 210 Die Auslöser und Gründe für die Abwanderung an den Stadtrand werden im Absatz VI.10. Auslösende Impulse für den Standortwechsel erläutert. 211 Bencze 2006.63 és 92.: Maschinenbaufabrik Láng/Láng Gépgyár, Váci út 152-158, 1898: 430 Arbeiter; Erste Ungarische Wirtschaftsmaschinen Fabrik/Első Magyar Gazdasági Gépgyár, Váci út 19., 1896: 900 Arbeiter; Waffen- und Maschinenbaufabrik/Fegyver és Gépgyár, Soroksári út 100., 450 Arbeiter 212 ab 1866: Pferdebahnen, ab 1887: Ausbau eines Straßenbahnnetzes 213 Ein beispielhafter Betrieb ist die Maschinenfarbrik Ede Pick. Der Eignetümer Ede Pick hatte im Jahr 1879 in Budapest, VI. Bezirk, Podmaniczky Straße 71 eine Schlosserwerkstatt gegründet. Es ist zu vermuten, dass die Firma gegen 1890 in die Külső Váci út 40 übergesiedelt ist. Die Firma nimmt nach dem Standortwechsel eine dynamische Entwicklung. Im Jahr 1898 wurden bereits von 100 Arbeitern Maschinen und Werkzeuge für die Holzverarbeitungsindustrie hergestellt. 62 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz bedeutenden Industriegebietes mit eigener Geschichte, das nicht lediglich als Appendix der Entwicklungen in der Soroksári út zu verstehen ist. Nach Ablauf dieser Randabwanderung kam die räumliche Bewegung der Industrie zum Stillstand. In der Folgezeit wurden die neubezogenen Standorte weiter ausgebaut und erweitert, aber nicht mehr grundsätzlich verändert. Eine eigene Gruppe von Maschinenbaufabriken bilden die Neugründungen, die von Anfang an mit entsprechenden baulichen Dimensionen errichtet wurden. Ein Beispiel ist die Erste Ungarische Maschinenbaufabrik/Az Első Magyar Gépgyár in der Váci út, die im Jahr 1869 geplant wurde.214 ABB.V.4a. VI.7. Dritter Entwicklungsimpuls – Technische Bauwerke zum Kühlen als Voraussetzung für den Urbanisierungsprozess Neben Infrastrukturmaßnahmen wie Kanalisation und öffentlicher Beleuchtung sind es die Technischen Bauwerke zum Kühlen, ohne die in Budapest weder eine allgemeine urbane Entwicklung, noch die Industrialisierung der Stadt möglich gewesen wäre. Zum einen konnte die Lebensmittelversorgung der dynamisch wachsenden Bevölkerung nicht mehr allein von Kleinhändlern individuell sichergestellt werden, sondern musste in einem größeren Maßstab und unter den notwendigen hygienischen Voraussetzungen organisiert werden. Zum anderen war Ungarn ein Agrarland, weshalb sich in der Metropole Budapest die Lebensmittelbranche zu einer der ersten Schlüsselindustrien entwickelte.215 Für beide Bereiche mussten die baulichen Voraussetzungen einer Vorratshaltung geschaffen werden, um Engpässe bei der Lebensmittelversorgung zu vermeiden und Überschussproduktionen der leicht verderblichen Ware für kürzere oder längere Zeit einzulagern. Dabei mussten die Lebensmittel entsprechend ihrer spezifischen Eigenschaften bei unterschiedlichen Temperaturen frisch gehalten werden. Kühlmaschinen, die auf dem Prinzip der Abkühlung von Gas beruhten und auch für industriell hergestellte Mengen eingesetzt werden konnten, standen praktisch erst ab 1877 zur Verfügung.216 Davor übernahmen Bauwerke diese Aufgabe, bei denen unter Ausnutzung der Dämmwirkung der zur Verfügung stehenden Baumaterialien in Kombination mit dem eingesetzten Kühlmittel Natureis ein entsprechendes Raumklima geschaffen wurde. Beispielsweise war der von den Architekten Julius Hennicke und von der Hude geplante und im Jahr 1872 eröffnete Hauptstädtische Schlachthof und Rindermarkt/Főváros Közvágóhídja és Marha Vásárja in Budapest zu Beginn mit einer isolierten Kühlkammer nach dem sogenannten „amerikanischem System“ ausgestattet, d.h. einer Kühlkammer, deren Decke aus Eisenblech bestand und eine bis zu vier Meter dicke Eispackung für die notwendige Kühlung sorgte.217 Damit war der Budapester Schlachthof mit der modernsten Kühleinrichtung seiner Zeit ausgestattet.218 Eine Alternative zu den gebauten Kühlhäusern war die Nutzung des bestehenden Kellersystems in Köbánya, das im Untertagebau in den Kalkstein getrieben wurde. Die tunnelartigen Aushöhlungen boten ideale klimatische Verhältnisse und konnten mit einem Minimum an 214 BFL XV.16.b.224/034 Síki J.- Tóth-Zsiga 1997. 216 Beierl 2012. 217 Hausszmann 1875. 84. 218 Hennicke-Hude 1875. 312-314. 215 63 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Bauzeit und Kosten auf die Bedürfnisse der Nahrungsmittelindustrie (vor allem größerer Brauereien) umgestaltet werden. Die Keller waren weitläufig und erstreckten sich im Erdreich über weite Teile des Brauereigeländes. Erschlossen wurden die Lagerkeller am Anfang von einem Kellerhof aus über Treppen, in der weiteren Entwicklung wurden dann Aufzüge installiert. VI.8. Die Verbindung zwischen Bauform und Standort bestimmt die Wirkung des Industriebaus im Außenraum Die Abwanderung der Industriebetriebe aus der Innenstadt an die städtische Peripherie bedeutet eine Herauslösung der Produktionsstätte aus der geschlossenen Bebauung der Innenstadt und Transplantation in die unbebaute Landschaft. Durch diesen Wechsel des Ortes tritt das einzelne Bauwerk zwangsläufig stärker in Erscheinung. Als freistehendes Gebäude wird damit im Außenraum eine im Vergleich mit dem Innerstädtischen Ensemble gegensätzliche visuelle Wirkung erzielt. Der augenfällige Kontrast zwischen künstlich errichtetem Gebäude und umgebender Landschaft wird durch die Dimensionen der Industriebauten weiter verstärkt, die im weiteren zeitlichen Verlauf immer größer wurden und damit in der Außenwirkung noch dominanter wurden. Bezüglich der Gestaltung der Fabrikgebäude kommen einfache geometrische Körper zur Anwendung, die eine Versachlichung der Fassade zur Folge hat. Gleichzeitig wird die Außenwirkung der Produktionsstätten immer umfassender von technischen Bauteilen bestimmt, die an der Fassade weithin sichtbar sind. Industriekamine und großdimensionierte Lüftungsauslässe erfordern neue Konzeptionen: durch ihre enorme Höhe können sie nicht in das Gebäude eingebunden werden, sondern stehen frei daneben. Allein durch ihre Dimensionen sind sie kein untergeordnetes architektonisches Bauteil mehr und benötigen einen aufwendigen konstruktiven Aufwand sowie eine sorgfältige Bauausführung, um die Stabilität sicher zu stellen. Indirekt weisen die Industriekamine auf die Anwendung einer hochentwickelten Feuerungstechnologie und Einsatz von Dampfmaschinen zur Energiegewinnung hin. Diese Verbindung des Ortes mit der Bauform ist der Ausgangspunkt für eine technizistische Architektur, die im weiteren Verlauf der Entwicklung für den Bau von Industriebauten, aber auch für Zweckbauten wie Kasernen und Bahnhöfe typisch werden soll. VI.9. Einfluss der Verlagerung der Industriestandorte auf die Stadtentwicklung und Baugesetzgebung in Budapest219 Die als Voraussetzung für die künftige Stadtentwicklung Budapests so bedeutsame Industrieansiedlung an den damaligen Randzonen wurde bis 1870 durch keine städtische Planung gesteuert.220 Die Konzentration der Industrieansiedlungen und die dadurch 219 Vadas 2005. 21-33. Palóczi 1894.: „Die Planunterlagen zum Städtebau hatten in den überwiegenden Fällen den Charakter eines Regulierungsplanes, und hatten kaum mehr Details enthalten, als Angaben zur Trassenführung und Breite des Straßennetzes. Gleichzeitig enthalten die Dokumente keinerlei Auskunft über die Art und Weise der Bebauung 220 64 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz innerhalb der Stadt entstehende Bewegung von Arbeitermassen zwischen Wohn- und Arbeitsort erzwang aber im letzten Drittel des 19. Jh. eine gesetzliche Regelung für das bis dahin nicht bekannte Problem „Arbeiten und Wohnen an getrennten Orten“. Daraufhin wurden Baugesetze erlassen und Erschließungsfragen geregelt. Das Gesetz 1870. évi X.t.c. „wies die Ausarbeitung eines „Vorschlags zur Regulierung des Bauwesens“ dem Aufgabenbereich des Rates für öffentlichen Arbeiten der Hauptstadt zu.221 Das Gesetz war für die Stadtteile Pest und Buda wirsam (§§ 11, 14 18). Die Wechselwirkung zwischen Stadtentwicklung und Industrialisierung, die in Budapest bis heute ihre Wirkung zeigt, findet hier ihren Ausgangspunkt.222 Auch Straßennamen beziehen sich auf ehemalige Industriezweige oder Betriebe, z.B. im IX. Bezirk: Fegyvergyár utca, im XIII. Bezirk: Csavargyár utca und im X. Bezirk: Sörgyár utca. VI.10. Auslösende Impulse für den Standortwechsel Als Hauptstandort der frühindustriellen Brauereien in Kőbánya kann ein fast quadratförmiges Bebauungsgebiet ausgemacht werden:223 Das Gebiet lag im Nordwesten an der Peripherie des Siedlungsgebietes, das im Norden von der Eisenbahnlinie (Anschluss an das Industriegleis und den Bahnhof Köbánya Felső) und im Westen durch Wohnbebauung begrenzt wird. Der Süden, entlang der heutigen Máglodi út und die im Osten gelegenen Grundstücke waren nicht bebaut und wurden in der weiteren Entwicklung für Erweiterungen und Neugründungen von Brauereien genutzt. Ab dem Jahr 1844 haben sich an diesem Standort folgende Brauereien angesiedelt: 1844 Schmidt Péter 1845 Tüköry 1850(?) 1854 1855 1860 1859 1862 Brauhaus Carl Rohrbacher Barber és Klusemann Kőbányai Serház Társaság 1867 1892 Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. Polgár Sörfőzde Rt. Dreher Dreher Brauereistandort: heutige Üllői út 31. Nutzung des Kellersystems als Reife- und Lagerkeller Brauereistandort: heutige Szt. István krt. Gelände begrenzt von der Katona Jószef utca, Hollán utca und Pozsonyi utca Nutzung des Kellersystems als Reife- und Lagerkeller Brauhaus Brauhaus Brauhaus Bau eines neuen Brauhauses Ankauf von Grundstücken Übernahme des neuen Brauhauses der Kőbányai Serház Társaság Barber és Klusemann wird in Rt. umgewandelt Gründung der Brauerei, Ankauf von Grundstücke oder der Flächennutzung./A rendekezésre álló városrendezési tervek általában szabályozási terv jellegűek voltak, alig tartalmaztak mást, mint az úthálózat nyomvonalának és szélességének megjelölését. Nem terjedtek ki sem a beépítés, sem a területfelhasználás módjára.“ 221 Preisich 1968. 54. 222 Bencze 1963. 101-130. 223 Die Industiegebiete entlang der Váci út und Soroksári út. bildeten dagegen häufig langgestreckte Rechtecke 65 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 1893 1894/95 Király Serfőzde 1908 Haggenmacher 1913 Fővárosi Serfőzde Rt. Dissertation_Textband Martin Pilsitz Brauerei und Mälzerei Brauerei Brauerei Brauerei und Mälzerei Auslöser für die Abwanderung des Brauwesens aus der Innenstadt von Pest nach Köbánya (später auch nach Budafok) waren dabei folgende Einzelfaktoren (gegliedert nach Abhängigkeitsgrad vom Standort): 1. keine Abhängigkeit: Technische Innovation 2. mittlere Abhängigkeit: Rohstoffe Arbeitskräfte 3. hohe Abhängigkeit: Topografie und Geologie Grundstück VI.10.1. Technische Innovation Tiefenbohrungen ermöglicht das Fördern von Brauwasser Seit 1840 war es technisch möglich, mittels Tiefenbohrungen artesische Brunnen 224 anzulegen und damit Brauwasser zu fördern.225 Damit wurde der Standort einer Brauerei in Pest-Buda von der Donau unabhängig und die Vorteile von Standorten konnten genutzt werden, die weit ab vom Fluss waren.226 In Köbánya war entsprechendes Wasser in ausreichender Menge und Qualität vorhanden. VI.10.2. Rohstoffe und Arbeitskräfte Im Umland von Kőbánya lagen bedeutende Hopfenanbaugebiete: Doppelwiese/Duplamező, Stadtwiese/Város-rétje, Aufzuchtslandflächen/Nevelő földek területek, wodurch die Transportwege für diesen Ausgangsstoff und die damit verbundenen Kosten minimiert wurden. Damit folgt die Standortwahl der Brauereien dem klassischen Muster der Industrieansiedlung, sich dort niederzulassen, wo Rohstoffe und/oder Energiequellen vorhanden sind. Ein Arbeitsmarkt mit Arbeitskräften, die von der Zunft für die hochspezifische Arbeit in einer Brauerei gut ausgebildet waren, ist ein weiterer Standortvorteil. In der Brauindustrie konnten mit wenigen Facharbeitern große 224 Zsigmondy Vilmos, Pionier für Tiefenbohrungen in Ungarn, hat eine Reihe von technischen Lösungen zur Nutzung der Thermalquellen auf der Margareteninsel und im Stentwäldchen entwickelt. 225 Um 185o verfügte in London jede Brauerei über einen eigenen Artesischen Brunnen. 226 Die Entwicklung der Industrie ist eng mit einer geordneten Siedlungswasserwirtschaft verbunden. Sowohl bezüglich der Menge, als auch der Qualität wurden die Anforderungen ständig höher. Dies trifft besonders für die Lebensmittel- und Genussmittelindustrie und innerhalb dieser wiederum besonders für die Brauereien zu. 66 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Produktionsmengen hergestellt werden. Die Arbeiter waren in der Regel auf dem Betriebsgelände untergebracht. Deshalb war im Gegensatz zum Maschinenbau die Entwicklung der Brauereien nicht an die Entwicklung eines öffentlichen Verkehrsnetzes gebunden, was sich günstig für eine zeitlich frühe Industrialisierung der Brauindustrie auswirkte. VI.10.3. Topographie Der Herstellungsprozess von untergärigem Bier erforderte Lagerräume, in denen das Bier für 6 Monate bei niedriger Temperatur und konstanter Luftfeuchte reifte. Technisch konnten solche großdimensionierten Lagerräume als Kellerbauten nur mit großem baulichem und finanziellem Aufwand in Mauerwerksbauweise erstellt werden. Als Alternative konnte das vorhandene Kellersystem in Köbánya genutzt werden, das im Untertagebau in den Kalkstein getrieben wurde. Die tunnelartigen Aushöhlungen boten ideale klimatische Verhältnisse und konnten mit einem Minimum an Bauzeit und Kosten auf die Bedürfnisse der Brauerei umgestaltet werden. Über die Entstehung des Kellersystems schreibt Bevilaqua: Zunächst wurde in Kőbánya Wein angebaut und die Keller als Lagerkeller genutzt. Hierzu wurden die Naturkeller seitlich abgemauert und so parzelliert. Die gleichmässige Temperatur und Luftfeuchtigkeit wirkte sich günstig auf die Reifung des Weines aus. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnten einige materiell weniger gut gestellte Familien die Keller.227 Zum gleichen Thema schreibt János Lukács: Im Jahr 1244 schenkte Béla IV. Kőbánya der Stadt Pest. In den Schenkungsurkunden sind für dieses Gebiet Namen wie Kewerfelde, Kuerfelde, Küer, Kőér zu finden. Das damalige Kőérfölde hat sich mit seinem weichen Sandstein als geeignet für den Abbau herausgestellt. Der Abbau fand nicht in offenen Gruben statt, sondern es wurden untertage lange Gänge angelegt, aus denen große Blocke gefördert wurden. So entstand über einen Zeitraum von Jahrhunderten das für das Kellersystem in Köbánya das typische Muster von langen Gängen. Der weiche Sandstein konnte nicht nur behauen, sondern auch gesägt werden. Während der Tatarenüberfälle wurden die Holzhäuser der Bevölkerung in Brand gesetzt. Danach wurden Hauser aus Stein gebaut. Der direkte Nutzen des Abbaus ist: 1. 2. Das geförderte Material stellte einen Wert an sich dar. die entstandenen Hohlräume wurden als Weinkeller genutzt. Die Hohlräume waren trocken, weshalb sich dort ärmere Familien Wohnungen einrichteten. Das hügelige Gelände eignete sich für den Weinanbau und stelle deshalb einen Wert an sich dar, weshalb das Material Untertage abgebaut wurde. Damit war die Verbindung zwischen der Herstellung eines Genussmittels und einer künstlich hergestellten geologischen Formation grundsätzlich hergestellt.228 227 228 Bevilaqua 1993. 130. Lukács 1993. 11-13. 67 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VI.10.4. Grundstücke Anfang des 19. Jahrhunderts befanden sich die Grundstücke, auf denen später die großen Brauereien entstanden im Besitz von Privatpersonen. Damit unterscheiden sich die Besitzund Eigentumsverhältnisse der Grundstücke in Köbánya grundsätzlich von denen der Innenstadt, bei denen die Brauhäuser Grundstücke auf Zeit von der Stadt pachten mussten. Bevilaqua erwähnt folgende Eigentümer: - Mihály Rumpellesz: Eigentümer des heutigen V. Betriebsgeländes, IV. Betriebsgeländes, später auch des VII. Betriebsgeländes. Frigyes Feszl (Architekt): Eigentümer einer umfangreichen Anzahl grosser Grundstücke. Hoffhauser und Feszl: gemeinsame Eigentümer des Geländes der Ziegelbrennerei. Orbán Lechner (Braumeister): Pächter der „Doppel Wiese” und des Ackerlands der Brauhaus-Wiesen/Serházi Rétek Szántói. 229 VI.11. Naturlandschaft-Kulturlandschaft-Industrielandschaft-renaturierte Landschaft Köbánya: Umwandlung einer Agrarlandschaft in eine Industrielandschaft Bei der oben beschriebenen Stadtrandwanderung handelt es sich um einen Prozess der Aneignung einer Landschaft durch die Industrie. Die Praxis im Umgang mit einer stadtnahen Landschaft spiegelt im Grundsatz die damalige Vorstellung von Landschaft und damit im erweiterten Sinne der Welt wider. Von diesem Zusammenhang lassen sich grundsätzliche Überlegungen zur Bedeutung der Stadtrandwanderung der Industrie ableiten. Mit der Stadtrandwanderung nach Köbánya dringt das Brauwesen in ein Weinanbaugebiet ein, womit die Umwandlung einer agrarischen Kulturlandschaft in eine Industrielandschaft ausgelöst wird. Damit überführt der Mensch extensiv genutztes Land in intensiv genutztes, wodurch der wahrnehmbare Teil der Industrialisierung (Fabrikgebäude und Infrastruktur) zum gestaltendenden Faktor von Landschaft wird. Gleichzeitig ist dieses Phänomen exemplarisch für die Praxis der Umnutzung von Land für industrielle Zwecke im Zeitraum zwischen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des Industriezeitalters. Erst die Industrialisierung bringt den Begriff Landschaft hervor, der von einem mechanischen Landschafts-, und im erweiterten Sinne auch von einem solchen Weltbild geprägt ist. Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jh. hatte René Descartes den Grundgedanken formuliert: Wir stellen Uhren, künstliche Brunnen, Mühlen und ähnliche Maschinen her, die, obwohl nur von Menschenhand gemacht, doch fähig sind, sich von selbst zu bewegen … Ich sehe keinen Unterschied zwischen Maschinen, die von Handwerkern hergestellt wurden, und den Köpern, die allein die Natur zusammengesetzt hat.230 Das ist ein radikaler Bruch mit den an organischen und spirituellen Modellen orientierten Denkweise des Mittelalters: Für Descartes war das materielle Universum eine Maschine und nichts als eine Maschine. In der Materie gab es weder einen Sinn noch Leben noch Spiritualität. Die Natur funktionierte nach mechanischen Gesetzen, und alles in der Welt der Materie konnte in Begriffen der Anordnung und Bewegung seiner Teile erklärt werden. Dieses mechanische Bild der Natur wurde zum dominierenden Paradigma der Naturwissenschaften in der auf Descartes folgenden Periode. 229 230 Bevilaqua 1993. 132. Descartes 1637. 68 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Es bestimmte alle … Theorien über Naturerscheinungen… .231 Dieses mechanische Weltbild bestimmt bis in unsere Zeit die Wahrnehmung von Landschaft. Aus der Inanspruchnahme der Industrie von Landschaft in tausenden Städten und Regionen unserer Welt in den letzten 200 Jahren resultieren Konsequenzen, die bereits zu einer existentiellen Frage geworden sind. Die Veränderung der Umwelt stellt dabei nicht lediglich ein nationales Problem der einzelnen Staaten dar, was sich darin zeigt, dass die Auswirkung bereits Friedensimplikationen einschließen. Während des Deutschen Vorsitzes des UNO Sicherheitsrates im Juli 2011 wurden deshalb der Anstieg des Meeresspiegels, die damit verbundene Veränderung von Seegrenzen bis hin zur Gefahr des völligen Verschwindens kleiner Inselstaaten, sowie die zunehmende Wüstenbildung, verbunden mit Migration und Nahrungsmittelknappheit als Gefahr für die internationale Sicherheit thematisiert.232 Nach Bewusstmachen dieses globalen Maßstabes, lautet die Forderung zum Handeln auf regionaler Ebene. VI.12. Kőbánya als Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes Köbánya ist mit seinen ehemaligen Brauereibetrieben ein Beispiel für ein Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes, das Gelegenheit für das Studium und Dokumentation der differenzierten Beschreibung eines regionalen Industrialisierungsmusters bietet. Aus den gewonnen Erkenntnissen können Zusammenhänge deutlich gemacht werden, die für eine zukünftige naturverträgliche Nutzbarmachung ähnlich genutzter Gebiete (beispielswiese in industriell aufstrebenden Gebieten wie China, Indien und Brasilien) für den Menschen Anwendung finden. Dabei besteht die Mindestaufgabe darin, kontaminierte Industrielandschaften zu entgiften und die kulturellen Zeugnisse des Industriezeitalters in die Zukunftsgestaltung der Stadt oder Region zu integrieren.233 Die Forschungsergebnisse könnten darüber hinaus als Grundlage für eine weitsichtige regionalplanerische Steuerung künftiger Gewerbeansiedlungen im Hinblick auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Quantität und Qualität dienen.234 Umfassende konzeptionelle Arbeiten zum Thema Umweltschutz in der Stadt könnten Regelkreise langfristiger Folgelasten aufgrund gewerblicher Tätigkeit aufdecken und in Zukunft helfen, diese zu vermeiden. Die Lösung dieser Aufgabe wird allerdings dadurch erschwert, dass kein gesichertes Vokabular für den Umbau von Landschaft existiert. Durch das Fehlen einer sprachlichen Grundlage wird das Vermitteln und die Akzeptanz von nachhaltigen Konzepten in der Gesellschaft und im interdisziplinären Austausch erschwert. VI. 13. Zusammenfassung Von den Brauereien gehen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wichtige Impulse für die industrielle Stadtentwicklung in Pest-Buda aus. Der Standort in einer unbebauten Landschaft in Verbindung von funktional geprägten Bauformen ist der Ausgangspunkt für eine 231 Capra 2004. 17. www.auswaertiges-amt.de (2013.03.07) 233 Pilsitz 2012. 234 Jockers 1991 232 69 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz technizistische Architektur, die im weiteren Verlauf der architektonischen Entwicklung auch für Gebäude anderer Industriezweige typisch werden soll. Köbánya ist mit seinen ehemaligen Brauereibetrieben vermutlich die größte zusammenhängende Brauereizone Europas und damit ein Archiv eines aufgegebenen Monoindustriegebietes, das Gelegenheit für Studium, Dokumentation und der differenzierten Beschreibung eines regionalen Industrialisierungsmusters bietet. Die Ergebnisse könnten auf die für eine zukünftige naturverträgliche Nutzbarmachung ähnlich genutzter Gebiete (beispielswiese in industriell aufstrebenden Gebieten wie China, Indien und Brasilien) Anwendung finden. 70 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VII. Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG235 In den vorangegangenen Kapiteln ist mehrmals auf den Architekturtransfer als Einflussfaktor bei der Baugestaltung von historischen Brauereien in Budapest hingewiesen worden (Dreher, Schmidt, Ganzenmüller). Im Folgenden soll am Fallbeispiel eines Brauereineubaus für die Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG in Kőbánya auf den Transfer von Architektur für Industriegebäude zwischen Deutschland und Ungarn für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg detailliert eingegangen werden. Dabei soll der Mechanismus dieses Austausches dargestellt werden, der im Ergebnis eine kulturelle Wechselwirkung auf beide Länder ausübte.236 VII.1. Auslöser für die Bautätigkeit der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei Die Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. (im Folgenden EMRS genannt) in Kőbánya ging aus der 1854 gegründeten Brauerei Barber-Klusemann hervor und wurde im Jahr 1867 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.237 Nach der Jahrhundertwende machte es der ökonomische Erfolg der Brauerei notwendig, den Betrieb baulich zu vergrößern. Das angestrebte Unternehmensziel, die Produktion quantitativ zu erhöhen und qualitativ weiter zu verbessern, war nur unter Einsatz der damals modernsten Brautechnik zu realisieren. Dafür mussten Gebäude errichtet werden, die die Anforderungen der aufwendigen Produktionstechnik erfüllten und teilweise sogar deren unauflöslicher Teil wurden (Darre, Mälzerei).238 Gleichzeitig sollten die Produktionsstätten mit ihrem Äußeren auch Aufgaben der Repräsentation übernehmen. Aus dieser Konstellation heraus resultierte eine vielschichtige Planungsaufgabe, die detaillierte Kenntnisse bezüglich des spezifischen Herstellungsverfahrens und der Architektur von Industriebauten erforderte. Als Folge dieses sehr spezifischen Anspruchsprofils spezialisierten sich um die Jahrhundertwende in Deutschland eine Anzahl von Ingenieurbüros auf die Planung von Brauereien und Mälzereien. Für die angebotenen Dienstleistungen bestand in ganz Europa Nachfrage. VII.2. Neue Produktionstechniken veränderten die Anordnung der Brauereigebäude Im Jahr 1908 beauftragte die EMRS das Ingenieurbüro für Brauerei- und Mälzereibau Theodor Ganzenmüller in Weihenstephan (Bayern) mit der Planung einer neuen Brauerei.239 Die Gesamtanlage umfasste ein Sudhaus und Gärkeller sowie eine Abfüllhalle. Ganzenmüller (1864-1937) war kein Architekt, sondern Maschinenbauingenieur und arbeitete zunächst 235 Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. Pilsitz 2015. 79-94. 237 Kozmáné 2004. 34-38. 238 Pilsitz 2013a. 239 Zangrando 2006. 749-753. 236 71 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz beim Kälteanlagenhersteller Linde, wo er sich auf Brautechnologie spezialisierte. Ab 1892 hielt Ganzenmüller Vorlesungen zu brauereibezogenem Maschinenbau an der Akademie für Agrarwirtschaft in Weihenstephan und gründete im Jahr 1906 ein Technisches Büro für Brauerei- und Mälzereibau. Neben technischen Abnahmen von industriellen Brauereien und der Erstellung von Fachgutachten übernahm das Büro bald auch Planungen von Brauereianlagen, einschließlich der Produktionsgebäude.240 Damit war Ganzenmüller neben seiner Lehrtätigkeit auch umfassend mit den praktischen Problemen in den Braubetrieben konfrontiert, wobei Synergieeffekte zwischen Theorie und Praxis zur Entwicklung neuer Technologien führte. Beispielsweise handelte es sich bei der Entwicklung der dampfbeheizten Braupfanne um eine Kraft-Wärme Kopplung, bei der der heiße Abdampf der Dampfmaschine zur Beheizung der Braupfanne genutzt wurde, die bis dahin direkt mit Feuer beheizt wurde. Diese Technologie kam bei den Brauhäusern in Budapest unmittelbar nach deren Einführung zur Anwendung, was ein Beleg für den hohen technischen Standard in diesen Unternehmen ist: - Erste Ungarische Aktienbrauerei AG, 1908/09241 - Haggenmacher, 1908242 - Haggenmacher, 1916243 - Dreher, 1911244 Mit der neuen Produktionstechnik veränderte sich die Anordnung der einzelnen Produktionsgebäude zueinander. Um Verluste beim Wärmetransport zu vermeiden, wurde das Kessel- und Maschinenhaus näher am Sudhaus angeordnet. Mit dieser Veränderung wurde auch dem Industriekamin eine grundsätzlich neue Position zugewiesen, was für die visuelle Wirkung des Gesamtensembles von Bedeutung war. Das Maschinen- und Kesselhaus der Hauptstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. in Kőbánya, das im Jahr 1912 vom deutschen Architekten A. Zimmermann geplant wurde, zeigt diese Entwicklung exemplarisch.245 ABB.VII.1. Eine weitere Neuerung war die Optimierung der AmmoniakKompressionskältemaschinen des Systems Linde für Brauereien, die durch ein umfangreiches Leitungssystem in die Baukonstruktion eingriff. Die bauliche Konsequenz war eine Vielzahl von horizontalen Wand- und vertikalen Deckendurchbrüchen sowie Konsolen und Deckenabhängungen. Die Planung der Kühlleitungen für den Gärkeller der Brauerei Haggenmacher aus dem Jahr 1909, die vom Metallwerk J. Goeggl u. Sohn in München angefertigt wurde, zeigt die enge Verflechtung zwischen Produktionstechnik und Gebäude.246 240 Ganzenmüller 1909. BFL 41014.5083.doboz 242 DMT A 6000.3100 243 DMT A 6000.3500 244 DMT A 1000.210, DMT A 1000.210a-h, DMT A 1000.390, DMT A 1000.390a,b, DMT A 1000.400, DMT A 1000.400a-q 245 DMT A 8000.2300 246 DMT A 6000. 5600 241 72 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VII.3. Einführung des Eisenbetons in den Brauereibau Mit der Planung der Brauereigebäude beauftragte Ganzenmüller den Münchner Architekten Franz Rank (1870-1949). Rank realisiert seine Entwürfe teilweise mit dem eigenen Bauunternehmen. Die Firma Rank erhielt im Jahr 1901 von François Hennebique247 (18421921) die Konzession,248 als eine der ersten süddeutschen Bauunternehmer Bauten in Eisenbeton (System Hennebique) zu errichten.249 Das Architekturbüro Rank setzte den neuen Baustoff in Deutschland bei der Realisierung folgender Industriebauten ein:250 1908-1909 Waggonfabrik Josef Rathgeber AG, München 1912-1915: Gaswerk, Augsburg 1915-1916 Doppelwasserturm, Duisburg Erst mit der Einführung des neuen Baumaterials und der entsprechenden Konstruktionsweise in den Brauereibau konnten die produktionstechnischen Neuerungen eingesetzt werden. Neben dem erhöhten Brandschutz war die größere statische Belastbarkeit von Decken, Wänden und Stützen hinsichtlich der Lastabtragung und gegen Vibrationen entscheidend.251 Beispielsweise konnten jetzt Braugefäße mit großem Fassungsvermögen installiert werden, die Konstruktionshöhen über mehrere Geschosse erreichen konnten. Ein Beispiel ist das Sudhaus der Brauerei Haggenmacher aus dem Jahr 1909, dessen Technische Einrichtung vom Metallwerk J. Goeggl u. Sohn in München geplant wurde.252 ABB.XII.29. Die Produktion konnte jetzt in über einander liegenenden Räumen angeordnet werden, wodurch unter Nutzung der Gravitation ein vertikaler Arbeitsablauf von oben nach unten entstand. Hinsichtlich der Raumentwicklung in Brauereien bildeten sich damit vertikale Durchdringungen über mehrere Geschosse, zwischen denen die technischen Einbauten die verbindenden Elemente waren. Als unterstes tragendes Bauteil wurden bei den Fundamenten die armierte Bodenplatte eingeführt (EMRS, 1908).253 Unmittelbar nach Einführung des Eisenbetons in den Brauereibau kommt diese Konstruktionsweise auch im Bau von Mälzereien zur Anwendung, wobei die größeren Deckenspannweiten ein entscheidender Vorteil war. Die Mälzerei der Brauerei Haggenmacher aus dem Jahr 1914 ist hierfür ein Beispiel (Architekt: A. Zimmermann (vermutlich), Freiburg (D), Technische Einrichtung: Miller und Hetzel, München (D).254 Insgesamt konnten die Brauereien jetzt mit einem relativ geringen konstruktiven Aufwand die baulichen Voraussetzungen für die Installation der modernsten Produktionstechnik schaffen. Damit war auch die bis dahin übliche Bauweise zur Lastabtragung mit preußischem Kappengewölbe und engstehenden 247 Ricken 1994. 220. Das System Hennebique wurde auch von der Baufirma E. Züblin übernommen 249 Rank 1962. 13-14. 250 Klein 1987. 88-89. 251 Ganzenmüller 1913. 252 DMT A 6000.5400 253 DMT A 5000. 1900 254 Pilsitz 2013a. 341-345. DMT A 6000.100, DMT A 6000.200, DMT A 6000.300, DMT A 6000.400, DMT A 6000.500, DMT A 6000.600, DMT A 6000.700, DMT A 6000.800, DMT A 6000.900, DMT A 6000.1000, DMT A 6000.1100, DMT A 6000.1200, DMT A 6000.1300, DMT A 6000.1400, DMT A 6000.1500 248 73 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Stützenabständen überwunden.255 Dabei wurde auf handwerkliche Weise mit den Materialien gebaut, die vor Ort verfügbar waren. Die traditionelle Bauweise entsprach nicht mehr den Anforderungen einer sich immer weiter entwickelnden Herstellungstechnologie. Mit dem Eisenbeton und dessen konstruktiven Möglichkeiten wurde ein Material eingeführt, das traditionelle Baumethoden überwunden hatte und gleichrangig mit der modernen Brauereitechnik war. VII.4. Architekturtransfer von Bayern nach Kőbánya Ab dem Jahr 1900 ist die Architektur Ranks von der Suche nach einem bayrischen „Heimatstil“ geprägt. Dabei ordnet er seine Architektur der gebauten Umgebung unter und zitiert bei der Fassadengestaltung vorzugsweise aus dem barocken Formenschatz.256 Unter Bezugnahme auf die historische Kontinuität versucht er eine authentische Architektur zu schaffen, deren Wurzeln letztendlich in der deutschen Romantik liegen, wobei der Deutsche Idealismus die philosophische Grundlage bildete.257 Dieser architektonische Ansatz kommt auch in Ranks Industriebauten, wie dem Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising (Deutschland, 1911/12) deutlich zum Ausdruck.258 Mittels der Außengestaltung werden die Gebäude der Brauerei zu einem organischen Teil der umgebenden fürstbischöflich-barocken Bebauung der Stadt Freising.259 ABB.VII.2. Dabei ist die Betonung des Regionalen in Ranks Architektur, als Ausdruck der Suche nach Identität und kultureller Differenz, nicht mit der Ablehnung des Fremden gleichzusetzen, sondern vielmehr als Aufforderung zur sinnvollen Einordnung eines Gebäudes in den originären Kontext, im Sinne des genius loci (Landschaft, Geschichte, Klima, Mentalität der Bewohner) zu verstehen.260 ABB.VII.3. Mit dem Transfer der Architektur für das Brauereigebäude der EMRS von Bayern nach Kőbánya erfährt dieses Prinzip im konkreten Fall jedoch seine Umkehrung. VII.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG als Prototyp neobarocker Brauereien in Bayern Bisher war die Baugeschichte der EMRS in Zusammenhang mit der Arbeit Ranks und Ganzenmüllers in der Fachliteratur kein Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Harald Schieder schreibt in seinem Werk über die Zusammenarbeit zwischen Ganzenmüller und Rank, dass die im Stil neobarocker Schlossarchitektur errichtete Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising der Prototyp der Architektur des Büros Ganzenmüller darstellt.261 Diese Aussage stimmt mit den Ergebnissen der Industriebauforschung in Budapest nicht überein. Nach einem Vergleich der Planunterlagen (Hauptstädtisches Archiv Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár und Archiv des Museums der Brauerei Dreher/Dreher 255 Mihailich-Haviár 1966. Hirsch 2000. 22-23. 257 Gamm 1997. 258 Vereinigung 2008. 163-169. 259 Foto Pilsitz: Stadt Freising 260 Foto Pilsitz: Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus Freising 261 Schieder 2004. 256 74 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Sörgyárak Zrt. Múzeumának Archivuma in Budapest einerseits und dem Archiv des Hofbräuhauses Freising andererseits) ist diese Aussage zu korrigieren. Sowohl die EMRS in Kőbánya, als auch das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising wurden von den Büros Ganzenmüller und Rank geplant, was durch Stempelaufdrucke und Signaturen auf den Planunterlagen belegt wird.262 Beide Brauereien wurden in der gleichen Formensprache und einer vergleichbaren Farbgebung gestaltet. Darüber hinaus kommen identische baukonstruktive Lösungen zur Anwendung. Die Bauchronologie belegt jedoch, dass die EMRS in Kőbánya bereits in den Jahren 1908/09 geplant und im Jahr 1910 in Betrieb genommen wurde, während die Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising erst in den Jahren 1911/12 geplant wurde. 263 ABB.VII.4.; ABB.VII.4a.; ABB.VII.4b.; ABB.VII.4c. Damit ist die EMRS der Prototyp von Brauereien im Stil neobarocker Schlossarchitektur der Planergemeinschaft Ganzenmüller/Rank, wie sie danach in Bayern errichtet wurden.264 ABB.VII.5. VII.6. Projektabwicklung in Budapest durch Hültl, Puscher und Schimanek Die Büros Ganzenmüller und Rank waren mit der Planung für Produktionstechnik und die Gebäude beauftragt, die Projektabwicklung in Kőbánya wurde jedoch von Budapester Architekten und Ingenieuren durchgeführt.265 Die Oberaufsicht hatte der Architekt und Hochschullehrer Desző Hültl (1870-1946) inne.266 Mit der Bauleitung wurde der Architekt und Baumeister István Puscher beauftragt, der auch die Pläne unterzeichnete.267 Der Maschinenbauingenieur und Universitätsdozent Emil Schimanek (1872-1956) war mit der technischen Kontrolle der Maschineneinbauten betraut.268 Die Planergruppe in Budapest war damit gleichrangig zusammengesetzt, wie die Büros Ganzenmüller und Rank: Hochqualifizierte Ingenieure und Architekten, die als Dozenten der Technischen Universität Budapest mit den neuesten Forschungsergebnissen vertraut waren und gleichzeitig über große praktische Erfahrung verfügten. Diese Kombination führte bei Schimanek zu Erfindungen im Bereich Maschinenbau (Gasturbine, Erste Serienherstellung von ungarischen Kleinmotoren), und bei Hültl zu einer großen Anzahl von bedeutenden Bauplanungen in Budapest.269 Diese Art der Zusammenarbeit zwischen den deutschen und ungarischen Kollegen gibt einen Hinweis auf die grundsätzlichen Voraussetzungen für diesen Architekturund Techniktransfer: Ausgangs- und Zielort (Region-Stadt, hier Bayern-Budapest) verfügen über entwickelte Strukturen in Gewerbe und Industrie zur praktischen Umsetzung der Planung. Ein weiterer Faktor für eine vernetzte und qualitative Bau- und Prozessplanung ist ein vergleichbarer Ausbildungsstand der Ingenieure und Architekten auf Hochschul- und der Facharbeiter auf gewerbetechnischer Ebene in beiden Ländern. 262 DMT A 5000.100: „Prof. Th. Ganzenmüller, Akademie Weihenstephan” DMT 5000.1800: Datum 1908 Oktober, gezeichnet „Ganzenmüller” 264 Archiv der Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising: 1-1 Ausschnitt-Gesamtansicht-30% 265 Kozmáné 2004. 55. 266 Hültl war als Architekt dem Neobarock verbunden 267 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 268 Schimanek wurde im Jahr 1902 Dekan der Fakultät für Maschinenbaukonstruktion und Ingenieurwesen 269 Gebäude der Versicherungsgenossenschaft der Ungarischen Agrarwirte/Magyar Gazdák Biztosító Szövetkezetének épülete, 1911 (Budapest, IX., Kálvin tér 1) 263 75 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VII.7. Baubeschreibung Sudhaus Erste Ungarische Aktienbrauerei AG in Kőbánya Budapest, X. Bezirk, Kőbánya, II. Betriebsgelände“, Jászberényi út. aktuelle Lageplannummer: 41446-41449 VII.7.1. Anordnung auf dem Betriebsgelände nimmt Einfluss auf die Fassadengestaltung Das Sudhaus ist im rückwärtigen Bereich des Betriebsgeländes angeordnet.270 ABB.VII.6. Dies könnte auch die Begründung dafür sein, dass die Fassadengestaltung in Kőbánya gegenüber dem Hofbräuhaus in Freising ökonomischer gestaltet wurde, das direkt an der Hauptstraße angeordnet und mit einer auf eine repräsentative Wirkung abzielenden Schauseite errichtet wurde. Der Baukörper besteht aus 3 Teilen: ABB.VII.7. - das 4-geschossige Sudhaus auf quadratischem Grundriss als Kerngebäude271 - das Treppenhaus - der „Wasserturm“ Sudhaus (Grundfläche: 31.50m x 31.50m = 992,25m2) 272 ABB.VII.8. In den einzelnen Geschossen waren folgende Funktionen untergebracht: - Erdgeschoss: Antriebsmaschinen für die Sudbecken. 1. Obergeschoss: Sudhaus (Innenhöhe: 6,40m) 2. Obergeschoss: Zwischengeschoss(Innenhöhe: 5,40m) 3. Obergeschoss: Raum der Malzmühle/ (Innenhöhe: 4,20m) Von dieser Ebene war der Dachraum (Innenhöhe: 3,80m u. 6,00m) über eine Holztreppe erschlossen Treppenhaus (Grundfläche: 7,00m x 9,00m = 63,00m2) Das Treppenhaus dient der vertikalen Erschließung des Wasserturms und als verbindender Baukörper zwischen Sudhaus und Wasserturm. Darüber hinaus waren in diesem Gebäudeteil folgende Funktionen untergebracht: - 1. Obergeschoss: Raum für den Hopfenfilter - 2. Obergeschoss: Raum für Bierausschank Wasserturm (Grundfläche 9,90m x 9,90m = 98,00 m2) H= 22,90m (Wandhöhe) und 13,20m (Dach) Funktionen: - 1. Untergeschoss: Zugang zum Gär- und Lagerkeller - Erdgeschoss: Vestibül, Durchfahrt für Wagen - 1. -3. Obergeschoss: Räume für die Bierbrauer - 4. Obergeschoss: Tankraum mit kaltem Brauwasser 270 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz, DMT A 5000.5200 DMT A5000.200, DMT A5000.300, DMT A5000.400, DMT A5000.500, DMT A5000.600, BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 272 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 271 76 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VII.7.2. Fassade Sudhaus Die drei Gebäudeteile sind von Aussen leicht unterscheidbar. Die freie Gruppierung der Massen macht das Sudhaus zum massivsten Gebäudeteil und ist durch eine klare Formensprache geprägt, die sich am barocken Schlossbau orientiert. Die vertikale Gliederung der Hauptfassade erfolgt im Erdgeschoss über 4 Achsen großformatiger Fenster mit Rundbogen. Dadurch entsteht eine Axialsymmetrie, deren Wirkung durch die zwischengeschalteten Lisenen weiter betont wird. Die Lisenen sind als oberer Abschluss mittels einer schmalen Wandvorlage horizontal miteinander verbunden, wodurch diese wie Rahmen für scheinbar zurückgesetzte Wandflächen wirken. Auffallend ist die Abweichung der Dimensionen des linken Sudhausfensters. Es ist in seinen Maßen kleiner, was als Hinweis auf den Einfluss der Gebäudefunktion auf die Fassadengestaltung gedeutet werden kann. Gleichzeitig wird durch diese gestalterische Abweichung die Wirkung der symmetriebildenden Elemente weiter betont. Mit einer polychromen Farbgebung in Weiß und Kaisergelb werden die Gliederungselemente hervorgehoben und Plastizität erzeugt. Der symmetrische Aufbau setzt sich im Dachgeschoss fort. Der obere Gebäudeabschluss bildet ein Zeltdach mit roter Ziegeleindeckung, dass durch einen turmartigen Aufbau durchbrochen wird, auf den wiederum ein Mansardenwalmdach aufgesetzt ist. Die stehenden Dachgauben sind mit Bezug auf die vertikale Zentralachse angeordnet. Vermittelnde Elemente zwischen Fassade und Dach bilden die über die Dachtraufe hinaus gezogenen Lisenen.273 Durch diese Komposition wird das Hauptgebäude hervorgehoben und erhält gleichzeitig einen leicht theatralischen Akzent. VII.7.3. Fassade Wasserturm Hinsichtlich der Geometrie und Masse bildet der Wasserturm einen Kontrapunkt zum Sudhaus. Neben der plastisch gestalteten Fassade des Sudhauses macht die Putzfassade des Turmes einen zweidimensionalen, flächigen Eindruck. Das nach oben strebende Gebäude ist in seiner Fassadengestaltung in drei Bereiche gegliedert: 1. 2. 3. Eingangsbereich mittlerer Fassadenabschnitt Dach Horizontale Gliederungselemente sind ein Gesims über dem Erdgeschoss und ein schmaler Wandvorsprung im Bereich der Dachtraufe. Vertikale Gliederungselemente sind rechteckige Fenster, die durch eine individuelle Dimensionierung auf unterschiedliche Funktionen der Innenräume hinweisen. Der obere Abschluss bildet ein Zeltdach, das mit einer Höhe von 13,20 m mehr als ein Drittel der Gesamthöhe des Gebäudes ausmacht und mit stehenden Gauben versehen ist. Die sonst zurückhaltend gestaltete Fassade wird durch das aufwendig gestaltete Portal aus Sandstein akzentuiert.274 ABB.VII.9.; ABB.VII.9a. 273 Die Kamine sind Lüftungsschächte der Gärkeller, die über die giebelseitig über die Dachtraufe des Sudhauses hinaus ragten. 274 DMT 5000.100b. 77 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VII.7.4. Baukonstruktion Bodenplatte in Eisenbeton Das Fundament wurde als Bodenplatte ausgeführt, was als Reaktion auf die unsicheren Verhältnisse im Erdreich, dessen Tragfähigkeit durch das Kellersystem geschwächt war, zu werten ist. Die Oberkante der Bodenplatte befand sich gegenüber Oberkante Erdreich auf einem Niveau von -1,90m, war aus Beton hergestellt und hatte eine Stärke von 0,50m. Die Armierung bestand aus flachen Rundeisen mit den Durchmessern 12mm und 16mm, die mit Bindedraht verbunden wurden. Verlegt wurde das Eisen einlagig, in Abhängigkeit des Lastfalles oben oder unten.275 ABB.VII.10. Kellerwände Die umfassenden Aussenwände bestanden aus Mauerwerk mit einer Stärke von 0,90m. Die Innenwände waren mit Entlastungsbögen (Radius 4,00m) versehen, um die darunter angeordneten Kellergewölbe zu entlasten.276 Gebäudeaussenwände277 Die Aussenwände des Gebäudes wurden durchgehend in Mauerwerk ausgeführt, wobei sich deren Stärke nach oben verjüngt, was ein Hinweis auf einen ökonomischen Materialeinsatz ist: - Kellergeschoss 0,95m - Erdgeschoss: 0,75m - Obergeschoss 0,45m - Dachgeschoss: 0,30m Decken Die Decken bestehen aus I-Stahlträgern, wobei die Zwischenfelder ausbetoniert wurden.278 Dach Der obere Abschluss bildet eine tradionelle Zimmermannskonstrukion als Pfettendachstuhl, mit Ziegeleindeckung. VII.8. Das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising Das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising279 ABB.VII.11. weist in seiner architektonischen Formensprache und dem baukonstrukiven Aufbau das gleiche Konzept auf, wie das Sudhaus der EMRS in Kőbánya. Beide Gebäude sind über einem quadratischen 275 DMT A 5000.1900 DMT A 5000.2000 276 DMT A 5000.1900 277 DMT A 5000.700 278 DMT A 5000.700 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 279 Archiv der Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising: 2-0-Ansichten-30% 78 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Grundriss aufgebaut und in ihrer Komposition auf eine Mittelachse ausgerichtet. Als weitere Gemeinsamkeit ist ein freier Umgang mit Proportionen und barocken Stilelementen festzustellen. Harald Schiefer nimmt in seinem Werk eine detaillierte Analyse der Architektur des Brauhauses in Freising vor.280 Ein wesentlicher funktioneller Untereschied besteht in der Anordnung des Lagerkellers. In Kőbánya befindet sich dieser ausserhalb des Gebäudes, im Kellersystem. In Freising dagegen ist der Lagerkeller im Gebäude angeordnet.281 ABB.VII.12. Unterschiede bestehen auch bezüglich der Anordnung des Gebäudes auf dem Grundstück und dem Aufwand der Fassadengestaltung. Das Hofbräuhaus in Freising ist Teil der geschlossenen Bebauung der barocken Innenstadt, wobei „… eine mögliche Verbindung zur adeligen Abstammung des Bauherrn Graf Ernst von Moy durch die Anlehnung an repräsentative Vorbilder nachvollziehbar erscheint…“.282 Das Sudhaus ist direkt an der Hauptstraße angeordnet, mit einer auf eine repräsentative Wirkung abzielende Schauseite.283 ABB.VII.6. VII.9. Zusammenfassung Die Erkenntnisse zum Mechanismus des Architekturtransfers am Beispiel des Sudhauses der Ersten Ungarischne Aktienbrauerei AG in Kőbánya können wie folgt zusammengefasst werden: 1. Der Architekturtransfer von Deutschland nach Ungarn in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg ist ein bedeutender Einflussfaktor der baulichen Gestaltung von Brauereien und Mälzereien in Bp.-Kőbánya. 2. Das Büro Theodor Ganzenmüller (Weihenstephan, Bayern) wurde im Jahr 1908/1909 mit der Gesamtplanung des Neubaus einer Brauerei für die Erste Ungarische Aktienbrauerei AG beauftragt. Tatsächlich wurde von Ganzenmüller lediglich die Planung der Produktionstechnik angefertigt. Den Auftrag für die Gebäudeplanung übertrug Ganzenmüller dem Münchner Architekten Franz Rank als Subunternehmer. 3. Rank verwendete bei der baulichen Gestaltung der Brauerei in Kőbánya eine neobarocke Formensprache. Dabei löste er seine Architektur, die er für eine definierte geografische Region (Bayern) vorgesehen hatte, aus dem situativen Kontext und transportierte diese nach Budapest, in den Stadteil Kőbánya. Hinsichtlich der beiden Standorte bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Im Gegensatz zum Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising ist das Sudhaus der EMRS kein Teil der geschlossenen städtischen Textur, sondern befindet sich relativ isoliert an der Peripherie der Stadt. Gleichzeitig wird das Gebäude im Gegensatz zum Brauhaus in Freising an einer weniger exponierten Stelle, im rückwärtigen Bereich des Betriebsgeländes angeordnet. 280 Schieder 2004. 30-39. Archiv der Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising: 4-D-Schnitt D 282 Schieder 2004.36. 283 Industriebau 1916. 145-160. 281 79 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz 4. Rank führt den Eisenbeton als konstruktives Material in den Brauereibau in Budapest ein. Erst dadurch wird es möglich, produktionstechnische Neuerungen einzuführen und großvolumige Gefäße im Gebäude zu installieren. 5. Der Planungszeitraum für den Brauereineubau der EMRS in Kőbánya umfasste die Jahre 1908/09, wobei im Jahr 1910 mit den Bauarbeiten begonnen wurde. In der deutschen Literatur ist vermerkt, dass das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising das erste gemeinsame Neubauprojekt der Planergruppe Ganzenmüller/Rank ist. Tatsächlich wurde es erst nach Kőbánya, in den Jahren 1911/12 projektiert. Damit ist die EMRS der Prototyp für die Brauereiarchitektur Ganzenmüller/Rank und nicht, wie vorausgesetzt, das Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising. Daraus ergibt sich für neu errichtete neobarocke Brauereien der Planergruppe Theodor Ganzenmüller und Franz Rank im Untersuchungszeitraum folgende Chronologie: 1908/09 1911/12 1912/13 1912/13 Erste Ungarische Aktienbrauerei AG in Bp.- Kőbánya Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus in Freising Brauhaus in Schweinfurt Schlossbrauerei Hacklberg in Passau 6. Bei der baulichen Realisierung des Projektes in Budapest beeinflussen Dezső Hültl, István Puscher und Emil Schimanek mit ihren fachlichen Kenntnissen die endgültige Bauform und Funktionsweise. Es ist zu vermuten, dass die aus dem Industrieprojekt gewonnenen praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse auch in die nachfolgenden Brauereibauten in Bayern eingegangen sind. Damit ist der Architekturtransfer im Fall der EMRS keine Einbahnstraße, sondern vielmehr ein wechselseitiger Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Deutschland und Ungarn. 80 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VIII. Denkmalschutz im Industriebau VIII.1. Die veränderte Wahrnehmung historischer Fabrikbauten Zurzeit werden historische Industriegebäude häufig übereilt als Altlast eingestuft, weshalb die meisten durch Abriss verloren gehen.284 Ein solcher Umgang mit diesem Gebäudetyp kommt praktisch einer Wertung gleich, die wiederum gesellschaftlich erklärbar ist. Die Art und Weise des Umgangs mit diesen Gebäuden liegt in den verwandelten Lebens- und Arbeitsbedingungen begründet. Während sich die Gesellschaft im Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft befindet, findet gleichzeitig eine beschleunigte Ablösung der Arbeitsprozesse vom konkreten Raum statt. Diese Transformation geht sowohl auf einer geistig-intellektuellen, als auch auf einer räumlich-ästhetischen Ebene vor sich. Ausdruck dieser Konversion manifestiert sich im Verhältnis zu den historischen Arbeitsstätten der Industrie. Weil sich die alten Fabriken scheinbar nicht schnell genug und mit einfachen und ökonomischen Mitteln an die veränderten Produktionsabläufe und Arbeitsbedingungen anpassen lassen, sind sie nicht mehr rentabel und man lässt sie verschwinden. Damit sind diese Bauten unwiederbringlich verloren gegangen.285 Eine Alternative zum übereilten Abriss wäre das systematische Erforschen der vorhandenen Industriebauten mit wissenschaftlichen Methoden. Eine solche Vorgehensweise nach festgelegten Kriterien wäre die einzige Voraussetzung für eine sachliche Bewertung dieses Gebäudetyps. Wenn bei der Wertung dann für ein konkretes Industriegebäude festgestellt wird, dass ein kultureller Wert vorhanden ist, kann es sich bei dem Objekt um ein schützenswertes Denkmal handeln. VIII.2. Historische Industriebauten als Kulturgut Die zentrale Frage ist deshalb, welche Kriterien bei der Wertung von stillgelegten Bauten der Industrie anzulegen sind. Soll beim Umgang mit einem stillgelegten Industriegebäude der Denkmalschutz eingreifen, sind zunächst Begriffe wie Geschichte und Kultur zu klären. Der Ausgangspunkt der Überlegungen dabei ist, dass die Aufgabe und der Sinn des Denkmalschutzes in der Bewahrung der kulturellen Identifikation begründet ist. Eine kulturelle Identifikation kann sich in diesem Zusammenhang auf eine Gruppe von Menschen beziehen, aber genauso gut auf einen geografischen Ort. Um die kulturelle Bedeutung des Themas noch einmal zu verdeutlichen, kann auch wie folgt argumentiert werden: Angenommen es wird nun tatsächlich festgestellt, dass ein Teil der Fabriken aus der Zeit vor dem Esten Weltkrieg als kulturelles Erbe einzustufen gewesen wären, diese aber aus dem Stadtbild von Budapest verschwunden sind und man der Argumentation der Internationalen Haager Konvention folgt, ... ist eine Beschädigung des Kulturgutes eines Volkes [eingetreten], [was] eine Beschädigung des kulturellen Erbes der ganzen Menschheit [bedeutet]. Der Schutz und die Erforschung des „industriellen Erbes“ (industrial heritage) ist bereits seit Jahrzehnten offizieller Bestandteil der Kulturpolitik der Europäischen Union. Die 284 285 Váczi 2001. 379. Pilsitz 2010b. 387-392. 81 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat im Juni 2014 das Fabrikgebäude Van Nelle (Rotterdam, Niederlande, 1925-31) sowie die Seidenfabrik in Tomioka (Japan, 1871) zum Weltkulturerbe ernannt. Damit Bauhistoriker und Ingenieure die Entwicklungen in der historischen Industriearchitektur umfassend verstehen und sachgerecht beurteilen können, sind die Forschungsergebnisse weiterer Disziplinen wie Sozial-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte mit einzubeziehen. Auf internationaler Ebene ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Industriebauforschung bereits Wirklichkeit. Beispielweise organisierte die Technische Universität Wien im Jahr 2011 bereits das 20. Internationale Industriebauseminar, auf dem auch die Forschung um stillgelegte Fabrikbauten im Mittelpunkt stand . Dabei geht es nicht um einen Aufruf zum Musealisieren, das heißt zur reinen Bewahrung oder Konservierung der noch bestehenden Fabrikgebäude, sondern vielmehr darum, diese mit einer neuen aktiven Aufgabe in die Stadt zu integrieren. Strategien zur Erhaltung umfassen dabei verschiedene Bereiche:286 - das klassische Museum - das „begehbare Denkmal Fabrik“ - Nutzung der Fabrik oder zumindest Gebäudeteile für eine neue Nutzung287 - Anpassung des Baubestandes an eine Nachnutzung - Industrielle Gebäude als „archäologische Reservate“ - Verfall ohne Abriss (die Ruine) -Steinbruch für andere Verwendung, Erhaltung auf Zeit (das Kulturobjekt wird Ressource) In einem ersten Schritt ist eine Veränderung des Bewusstseins und der visuellen Wahrnehmung bezüglich dieser Gebäude zu erreichen. In der praktischen Umsetzung kann ein solcher Bewusstseinswandel durch eine Auseinandersetzung mit diesen alten Produktionsstätten durch eine systematische Dokumentation in Gang gesetzt werden.288 Die Ergebnisse sind durch Publikationen zugänglich zu machen.289 Damit würde sich die Gemeinschaft zu diesem Teil der Geschichte bekennen und signalisieren, dass man ihn nicht in Vergessenheit geraten lassen möchte. Mit dem Wissen über die eigene industriegeschichtliche Vergangenheit kann ein Indentifikationsprozess in der Bevölkerung in Gang gesetzt werden. Das Hauptargument der Überlegungen ist jedoch, dass einzelne Fabrikgebäude für eine Stadt oder einen Stadtteil Zeichen darstellen können, die der Orientierung dienen. Damit ist nicht lediglich eine Orientierung im geographischen Sinne gemeint, sondern kann sich auch auf historische und soziale Zusammenhänge beziehen. Damit würden diese historischen Bauten bereits eine aktive Rolle übernehmen. ...ebenso schlimm wie die zukunftslose Herkunft ist die herkunftslose Zukunft. Vielmehr gilt: Herkunft braucht Zukunft; Zukunft braucht Herkunft. Die weitere Konsequenz dieser These ist: In der modernen Welt ist es die Aufgabe der ästhetischen Kunst, des historischen Sinns 286 Hassler-Kierdorf 2000. 6-7. Beispiele für eine Umnutzung einer Fabrik in ein Kultur- und Veranstaltungszentrum: Millenáris in Budapest und Zsolnay Kulturális Negyed in Pécs 288 Winkler 1982. 289 Urbán-Vukoszávlyev 2014. 287 82 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz und der Geisteswissenschaften und schließlich der Philosophie, unter Diskontinuitätsbedingungen Kontinuitätserfahrungen zu machen und zu artikulieren. 290 VIII.3. Historische Industriebauten als Identifikationsträger Historische Fabrikgebäude können die Aufgabe übernehmen, eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schaffen. Sie werden dadurch historische Landmarken. Mit dieser Verbindung zur Vergangenheit wird die Erfahrung der geschichtlichen Kontinuität geschaffen, aus der ein wesentlicher Teil der kulturellen Identifikation besteht. Dadurch würden stillgelegte Fabriken die Aufgabe von Bedeutungsträgern werden. Im Kontext der Stadtplanung können Fabrikgebäude einen Beitrag zur Unterscheidung von einzelnen Stadtteilen leisten, womit eine Steigerung der Individualisierung des Lebensraumes erreicht wird. Bei den Überlegungen zu diesem Thema sind auch die Probleme bei der Erhaltung von stillgelegten Produktionsstätten zu erörtern, selbst wenn diese nach der oben gegebenen Definition höchstens kulturellen Wert besitzen. Erhaltungsmaßnahmen haben ein Spektrum, das bei minimalen Notmaßnahmen zum Erhalt der Bausubstanz beginnt und bei der denkmalgerechten Luxussanierung endet. Im ersten Moment scheint es für Konzepte für eine Umnutzung von alten Fabrikgebäuden eine große Anzahl von Ideen und Möglichkeiten zu geben. Bei einer konkreten Erarbeitung von Möglichkeiten zur Erhaltung alter Fabriken tauchen aber sehr bald auch die damit verbundenen Schwierigkeiten auf. Die augenfälligste Schwierigkeit bei der Umnutzung ist sehr oft die Gebäudegröße und die damit direkt in Verbindung stehenden Kosten. In den meisten Fällen ist auch der Erhaltungszustand sehr schlecht, was in Verbindung mit der Gebäudegröße zu einem enormen Kostenvolumen führt. Ein weiteres Problem, das oft übersehen wird und erst bei der intensiven Auseinandersetzung mit einem konkrete Objekt auffällt, sind die Umweltbelastungen in der Bausubstanz oder des Erdreiches. Eine weitere Frage bezieht sich auf einen möglichen Investor. Eine sinnvolle Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes würde eine Sanierung unter fachlicher Begleitung bedeuten, die einen Investor von vornherein abschrecken. Bezüglich der Funktion ist zu bemerken, dass nicht aus jeder alten Fabrik ein Kulturzentrum oder Museum gemacht werden kann, da auch die Kosten für den Unterhalt aufwendig sind. Schwierigkeiten bei der Umnutzung von alten Fabriken zu Wohnraum bereiten oft die enorme Tiefe des Gebäudes. Gleichzeitig machen schlechte Bausubstanz und Bauvorschriften, die sich an Neubauten orientieren in vielen Fällen eine vollständige Entkernung des Innenbereiches notwendig. Mit der Darstellung der Schwierigkeiten im Umgang mit den historischen Produktionsstätten soll noch einmal betont werden, dass eine individuelle Betrachtung jedes einzelnen in Frage kommenden Objektes notwendig ist, um eine sachliche Wertung vornehmen zu können. Nur dann können sinnvolle Konzepte zur Erhaltung und Reaktivierung entwickelt werden. 290 Marquard 2000. 66-78. 83 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VIII.4. Kriterien für den Erhalt von historischen Bauten der Industrie Die nachfolgend aufgeführte Auflistung bezüglich möglicher Kriterien, wann der Erhalt von historischen Bauten der Industrie sinnvoll sein kann, folgt teilweise der Argumentation von Anne Frühauf.291 Die beispielhaft angeführten Gebäude stammen aus verschiedenen Ländern und sollen unter anderem die Vielschichtigkeit der technischen Bauten und Produktionsstätten verdeutlichen. Es werden auch unterschiedliche Lösungsansätze bei der Nutzung oder Nachnutzung alter Industriegebäude aufgezeigt und diese, wenn möglich, in Bezug zum Erhaltungskriterium gesetzt. Fabrikbauten, die mit innovativen Baumaterialien errichtet wurden Die folgend aufgelisteten Baustoffe wurden im 19. Jahrhundert als Massenprodukte hergestellt, wodurch es überhaupt erst möglich wurde, dass Eisen, Stahl und Glas eine bestimmende Rolle in der Architektur übernehmen. Die Massenproduktion von Zement im Drehrohrofen im späten 19. Jahrhundert war die Grundlage für die Erfindung des Betonbaus. Die Dachpappe ermöglichte es, große Dachflächen mit geringer Neigung einzudecken, wodurch der Hallenbau technisch lösbar wurde.292 1778/1779: Erste Gußeisenbrücke in England Mit der Errichtung der Coalbrookdale-Bridge (Spannweite 30,00m) war der Nachweis erbracht, dass Bauwerke ganz aus Eisen erstellt werden können. Die Einzelteile wurden 1778 in der örtlichen Gießerei in Coalbrookdale gegossen und 1779 auf der Baustelle montiert. Die erfolgreiche Anwendung des Eisens im Brückenbau war Ausgangspunkt für den Einsatz des neuen Materials im Hochbau. Der Dachstuhl des Théâtre Français (1786, Victor Louis) und die Kuppel über der Getreidehalle in Paris (1811, Belanger und Brunet) wurden nach Zerstörung der ursprünglichen Holzkonstruktionen durch Brände in Gußeisen wieder errichtet. 1780 Stützen in Gusseisen Aufgrund praktischer Erfahrungen erkannte man, dass Gusseisen eine geringe Zugfestigkeit aufweist. Deshalb wurden hauptsächlich Bauteile hergestellt, die auf Druck beansprucht werden: Stützen und Säulen. 1783 Walzstahl mittels Walzwerk in England (Deutschland um 1840) Mit diesem Verfahren wurde es möglich, aus einem massiven Stahlblock Platten und Bleche zu walzen. Später wurden mit dieser Methode Stabstähle für die Betonbewehrung hergestellt. 1784 Stahl (mittels Puddelverfahren) Der Engländer Henry Cort produzierte ein Eisen von hoher Qualität, mit dem schmiedeeiserne Konstruktionsteile hergestellt wurden, die auf Zug beanspucht werden konnten. Mittels Härten konnte daraus Stahl hergestellt werden. Mit diesem Material wurde 291 292 Frühauf 1991. Wagenbreth 1995. 138-139. 84 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz in England das Dachsystem „King-and-Queen-Post Roofs” entwickelt, das die Prinzipien des Fachwerks vorwegnahm. Bahnsteighallen mit großen Spannweiten konnten nun realisiert werden, wie beispielsweise im Jahr 1835 die Euston Station in London. Eine konstruktive Weiterentwicklung ist die Kombination aus guseisernen Biegeträgern, die mit schmiedeeisernen Zugbändern unterspannt werden. Diese Idee der Armierung wird bei der Entwicklung des Stahlbetons wieder aufgegriffen. 1785 Romanzement Der Romanzement wurde zwischen 1790 und 1850 das in ganz Europa vorwiegend angewendete Bindemittel. 1824/1844 Portlandzement Im Jahr 1824 erhielt der Engländer Joseph Aspdin ein Patent für Portland cement, dessen Qualität ab dem jahr 1844 mittels Sintern weiter verbessert werden konnte. Mit dem Portlandcement wurde es möglich, Mauersteine aus kalk- oder zemtentgebundenen Massen herzustellen. 1849 Profilstahl: U-Träger, I-Träger Mit der Einführung von Nietverbindungen konnten einzelne Profilstähle so mit einander Verbunden werden, dass die entstehende Eisenkonstruktion als Einheit wirkt. Voraussetzung für diese Konstruktionsweise war die Einführung von wissenschaftlich fundierten Berechnungs- und Bemessungsmethoden 1853 Drehrohrofen Mit diesem Industrieofen wurde die Herstellung von Zement in einem kontinuierlich ablaufenden Prozess ermöglicht. 1854 Bessemer-Stahl Das Bessemerverfahren mechanisiert die Herstellung von Stahl: Pressluft (hergestellt von Dampfmaschinen) wird in die Stahlschmelze eingeblasen, wodurch unbrauchbare Stoffe vom Eisen getrennt werden. Neben der Qualität wird auch die Produktionsmenge gesteigert: Im Jahr 1850 produziert ein Arbeiter ungefähr acht Tonnen Roheisen im Jahr, während es 1870 bereits achzig Tonnen sind. 1855 Ziegelpresse von Schlickeysen Nach der Erfindung von Formpressen für den Ton und Kammeröfen wurde der Ziegel zu einem Industrieprodukt. Innovationsphasen in der Verfahrenstechnik zur Ziegelherstellung: 1819: Ziegelmaschine Doolitle 1824 : Ziegelmaschine Delamoiriere 1855: Ziegelpresse von Schlickeysen 1857/58 Hofmannscher Ziegel-Ringofen Der Hofmannscher Ziegel-Ringofen liefert mit einem kontinuierlichen Brand zum ersten Mal eine gleichbleibende Qulität der Ziegel. Gleichzeitig war der Ringofen ohne Unterbrechung in 85 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Betrieb, was eine weitere Steigerung der Produktionszahlen und Senkung der Materialkosten zur Folge hatte. 1858 Backenbrecher zur Herstellung von Schotter und Split Mit dieser Zerkleinerungsmaschine wurde es möglich, große Mengen von Splitt und Schotter herzustellen 1860 Dachpappe293 1867 bewehrter Beton (Deutschland 1884)294 1867/68 Glaswanne zur Glasproduktion Mit dieser Methode wurde die Herstellung von Fensterglas mechanisiert und von einem handwerklichen zu einem industriellen Verfahren 1877 Thomas-Stahl Die Stahlherstellung nach dem thomas Verfahren ist eine Weiterentwicklung des Bessemer Verfahrens 1894 Walzenziehmaschine mit Tafelglas Mit diesem Verfahren können großflächige Flachglasscheiben in großer Stückzahl hergestellt werden. (Weiterentwicklung: Fourcault, 1904) um 1900 monolithischer Betonbau, Betonfertigteile295 Fabrikbauten, die Entwicklungsstufen der Bautechnik aufzeigen Ein richtungsweisendes Beispiel für die Anwendung des neuen Baustoffs Eisenbeton zeigt das geplante Sudhaus der Brauerei Haggenmacher aus dem Jahr 1909.296 Das Material wird nach ökonomischen Gesichtspunkten eingesetzt. Neben dem erhöhten Brandschutz war die größere statische Belastbarkeit von Decken, Wänden und Stützen hinsichtlich der Lastabtragung und gegen Vibrationen entscheidend.297 Beispielsweise konnten jetzt Braugefäße mit großem Fassungsvermögen installiert werden, die Konstruktionshöhen über mehrere Geschosse erreichen konnten. Fabrikbauten, die für eine Branche eine eigenständige Architektur aufweisen Das Industrieensemble der Firma Dreher in Budapest zeigt eine Architektur, deren Gebäude und Anordnung auf dem Grundstück spezifisch auf die Bedürfnisse einer Großbrauerei 293 Sobó 1898. 643-647. Magyar 2011. 353-410. 295 Vámossy 2002. 209-222. 296 DMT A 6000.5400 297 Ganzenmüller 1913. 294 86 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz ausgerichtet ist. Dabei ist die Anordnung und Dimensionierung der Bauten wie der Mälzerei, das Sudhaus sowie die Gär- und Lagerkeller vom produktionstechnischen Ablauf abgeleitet.298 Objekte, an denen der Fortschritt bezüglich der Arbeitsbedingungen abzulesen sind Hierzu zählen Fabriken mit einer besseren Belichtung oder Belüftung, wie beispielsweise bei der Ölgasfabrik der Königlich Ungarischen Staatsbahenen in Budapest aus dem Jahr 1895.299 ABB.VIII.1. Industrielle Bauten, die das Werk eines bestimmten Architekten darstellen Der Architekt József Hild hat ab dem Jahr 1839 die Planung der Seidenmanufaktur Valero in Budapest, Honvéd utca 24 -30 übernommen. Bei dieser Produktionsstätte handelt es sich als Manufaktur um eine Frühform eines Industriebetriebes, mit einer sich bereits beginnenden Aufteilung der Arbeitsprozesse. Dabei hatte man für diese Frühform einer Fabrik noch keine eigene Bauform gefunden. Die Produktionsstätte wurde deshalb in einem Gebäude untergebracht, das sich an klassizistischen Vorbildern orientiert.300 ABB.VIII.2. Objekte, die den verschiedenen Entwicklungslinien angehören Dazu zählen die Produktionsstätten von Firmen, die aus der Innenstadt von Budapest an den Stadtrand abgewandert sind, um größere Firmengebäude zu errichten. 301 Ein Beispiel ist die Maschinenbaufabrik Ede Pick in der Kűlső Váci út 40., die aus einer Schlosserwerkstatt im VI. Bezirk, Podmaniczky u. 71. hervorgegangen ist.302 ABB.VIII.3. Objekte, die für einen bestimmten Stadtteil charakteristische Branche repräsentieren Eine Entwicklungsachse der ungarischen Maschinenbauindustrie war die Külső Váci út in Budapest. Géza Bencze bezeichnet diese Straße im Titel seines Buches als „Hauptstrasse des ungarischen Maschinenebauindustrie/Váci út, a magyar gépipar főutája.“ Entlang dieser Achse konnten größere Gewerbegrundstücke zugeteilt werden, auf denen Fabriken errichtet werden konnten, die ganz nach betriebstechnischen Erfordernissen konzipiert waren und weiten Raum für eine mögliche Erweiterung boten. Mit dieser Entwicklung wurde der Maschinenbau die charakteristische Branche der Stadtteile Angyalföld und Újpest. Eine der Firmen, die hier ihren Sitz hatte, war die Eisengießerei und Maschinenbaufabrik Ignáz Schlick 298 DMT A 1000.210, DMT A 1000.210a-h, DMT A 1000.390, DMT A 1000.390a,b, DMT A 1000.400, DMT A 1000.400a-q 299 MÁV archivuma MÁV Olajgázgyár és P.ház 6022 2. rajz 300 Rados 1958. 301 Pilsitz 2013a. 302 Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár, Budapest Gyűjtemény 87 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz in der Külső Váci út 29 -37.303 ABB.VIII.4. Die Brauindustrie in Budapest konzentrierte sich im Stadtteil Kőbánya und prägt mit seinen großdimensionierten Produktionsgebäuden noch heute weit sichtbar das urbane Umfeld. Gemeinsam mit anderen stadtbildprägenden Gebäuden gehören die Kirche Szent László (Ödön Lechner, Bauzeit 1894-1899, UNESCO Weltkulturerbe) und die Mälzerei als zwei gleichberechtigte Punkte zu einem weitgespannten visuellen und identitäsbildenden Orientierungsnetz. ABB.VIII.4a. Objekte mit wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung Gebäude zum Lagern der hergestellten Güter entstanden parallel zur Entwicklung der Produktionsstätten und sind eng mit der Industriegeschichte verbunden. Dabei mussten neue Lösungen für die Lagerung und dem Versand der hergestellten Güter entwickelt werden. Diese Bauten waren oft an Flüssen oder in Häfen platziert. Die Lager und Silos stellten hohe Anforderungen an Stabilität, Deckenbelastbarkeit, Belüftung und Zugänglichkeit. Ein interessantes Beispiel sind die von Thomas Telford im Jahr 1824 entworfenen St. Catherine’s Docks in London. Die Lagergebäude waren Teil des Hafens von London, nahe dem Stadtzentrum. Nachdem die Hafenindustrie flussabwärts umgezogen war, wurden die leerstehenden Docks zu einem Geschäftsviertel mit Wohnungen umgewandelt. Die Umwandlung der Docklands hatte nicht nur positive Aspekte, sondern war auch mit den Folgeproblemen der Gentrifizierung konfrontiert. Ein steiler Anstieg der Immobilienpreise führte zu Spannungen zwischen den Neuerwerbern und der alteingesessenen DockarbeiterBevölkerung, die sich immer mehr an den Rand gedrängt fühlt. An vielen Ecken ist ein scharfer Kontrast festzustellen, teure Luxus-Appartements stehen gleich neben heruntergekommenen Sozialwohnungen. An diesem Beispiel ist festzustellen, dass die Nachnutzung von historischen Produktionsstätten keine rein architektonische oder technische Aufgabe darstellt. Ein Gesamtkonzept hat auch soziale und wirtschaftliche Belange zu berücksichtigen, womit die Interdisziplinarität der Aufgabenlösung unterstrichen wird.304 ABB.VIII.5. Objekte, die produktions- und industriegeschichtliche Entwicklungsstufen aufweisen Als Ford im Jahr 1903 seine Ford Motor Company in Detroit gründete, war der Automobilbau noch ein Handwerk. Das Grundproblem der handwerklichen Herstellung war aber nicht zu überwinden: Die Herstellungskosten blieben immer hoch, auch wenn größere Stückzahlen hergestellt wurden. Fords Lösung des Problems dokumentiert noch heute den Durchbruch in der Massenproduktion. Im Jahr 1913 eröffnete Ford die erste Fließbandfabrik, ein Vorbild für alle, die noch folgen sollten. 305 ABB.VIII.6. 303 Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár, Budapest Gyűjtemény www.docklands.com (2011-05-10) 305 www.forddetroit.com (2011-05-10) 304 88 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Objekte mit starkem Repräsentationscharakter Das deutsche Parlament, der Bundestag hat in den 1980-Jahren vorübergehend in einem stillgelegten und umgebauten Wasserwerk aus dem 19. Jahrhundert in Bonn getagt. Der Grund war der Bau eines neuen Plenarsaales für das Deutsche Parlament. Während der Bauzeit wurde das Pumpenhaus eines Wasserwerkes als vorübergehender Plenarsaal umgestaltet.306 ABB.VIII.7. Dieses Beispiel zeigt eine mögliche Nachnutzung von ehemaligen Produktionsstätten zur Unterbringung von Verwaltungseinrichtungen. Eine Möglichkeit wäre es, Einrichtungen der Stadtverwaltung oder Werkstätten und Lager (Stadtgärtnerei) in diesen Gebäuden unterzubringen. Fabrikanlagen von Firmen, die für die industrielle Entwicklung der Stadt oder einer Region eine bestimmte Rolle gespielt haben Im Jahr 2010 wurde in Deutschland, im Bundesland Brandenburg eine Internationale Bauausstellung (IBA) organisiert, die die Gestaltung einer zerstörten postindustriellen Landschaft zum Thema hatte. Die Ausgangsituation war dabei Folgende: Ende des 20. Jahrhunderts waren in dieser Industrielandschaft zwischen Berlin und Dresden 1260 Quadratkilometer Erde aufgerissen. Aus 17 Tagebauten wurden 600.000 Tonnen Kohle gefördert und drei Millionen Tonnen Abraum aus Sand, Erde und Steinen bewegt – pro Tag, nicht im Jahr. 130 Dörfer und Siedlungen mussten weichen, dafür waren fast 400 Quadratkilometer Landschaft mit abgelagerter Asche bedeckt und an 600 Stellen die Böden mit Altlasten verseucht. Die Landschaft mit ihren verlassenen Tagebauten, mit ruinösen Kraftwerken, Kokereien und Brikettfabriken gehörte zu den zerstörtesten in Deutschland.307 Eine aufwendige, rein ingenieurtechnische Sanierung hätte einen Landstrich mit wassergefüllten Tagebaulöchern produziert, aber keine Gegend, die die Potentiale der Landschaft freigesetzt hätte. Die IBA 2010 zeigt exemplarisch, dass mit den Elementen „neugestaltete Landschaft“ und „historische Industriekultur“ als strukturelle und wirtschaftsfördernde Möglichkeit zu begreifen sind, mit denen die Entwicklung einer ganzen Region aktiviert werden können. Dabei werden die Relikte der Industriegeschichte in gleicher Weise zum kulturellen Erbe eines Landes gezählt, wie Schlösser und Gärten, Klöster und Herrensitze oder historische Stadtstrukturen. Dabei wurden 30 Einzelobjekte der Industrie (darunter auch Dörfer und Anlagen) mittels eines Verbindungsnetzes aus Wegen und Straßen zu neuartigen Landschaftsbildern einer nachindustriellen Kulturlandschaft verknüpft. Das Ergebnis ist eine Umwandlung einer ehemaligen Industrielandschaft in eine Kulturlandschaft.308 ABB.VIII.8. VIII.5. Die Fassade eines Fabrikbaus Beim Umgang mit historischen Fabrikbauten ist es gängige Praxis, das Gebäude komplett zu entkernen und die Fassade oder Teile davon zu erhalten, um dahinter ein neues Gebäude 306 www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/KW36 Pilsitz 2010b. 387-392. 308 Deutsches Architektenblatt 2010. Nr. 05. 307 89 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz mit neuer Funktion zu erstellen. Die Gründe und Argumente für diese Praxis sind hinlänglich bekannt. Bei der Frage des Erhaltes oder gar des Denkmalschutzes bezüglich der Gebäudehülle ist ein umfassenderes Erklärungsmodell vorzulegen. Die Fassade ist das eigentliche visuelle Element des Gebäudes und in ständiger Kommunikation mit der Außenwelt. Die Faktoren, die die Gestalt der Fassade determinieren, sind: das Material, die Formgebung (d.h. der Stil) und die Massenstruktur. Dabei kann jeder dieser Faktoren für sich oder in Kombination mit den anderen Sinnträger sein, der von den Benutzern des Gebäudes, aber auch von Passanten visuell erlebbar ist. Das Industriegebäude Träger visueller Botschaften sind, deren Zeichensystem von den Menschen gelesen und verstanden werden, wurde im Industriebau früh erkannt und entsprechend eingesetzt. Die ehemalige Tabakfabrik Yenidze in Dresden aus dem Jahr 1908/09 wurde in einem orientalisierenden Stil errichtet und der Industrieschornstein als Minarett gestaltet. Die Fassaden wurde dabei als Ganzes zum Übermittler von Botschaften, die in der Genussmittelindustrie vordergründig ein Lebensgefühl vermittelt, aber im Grunde dem Ziel diente, den ökonomischen Gewinn des Unternehmens zu erhöhen. Heute wird die unter Denkmalschutz stehende Fabrik als Bürogebäude genutzt. Unter der Glaskuppel ist ein Veranstaltungsbereich untergebracht.309 ABB.VIII.9. VIII.6. Definition zur Fabrikfasse als Denkmal Es ist anzunehmen, dass die Fassade von Industriebauten grundsätzlich Träger visueller Botschaften sein könnten, die über die oben beschriebene Funktion als Werbeträger hinausgeht. Fassaden bieten eine Projektionsfläche zur Vermittlung unterschiedlichster Botschaften. Günther Brandmann benutzt in seinem Werk Ikonologie der Architektur den Ausdruck Kontemplationswert310. Damit ist das Postulat formuliert, dass über die Gestaltung der äußeren Hülle der Fabrik der ikonologische Gestus der Architektur dieses Gebäudetyps vermittelt wird, da von ihr eine programmatische Dimension abzulesen ist. Damit kann einem Industriegebäude ein eigener ästhetischer Wert zugesprochen werden. Aus diesen Zusammenhängen heraus kann folgende Definition formuliert werden, wann einer Fassade eines Industriegebäudes eine Denkmalfunktion zu zusprechen ist: Wenn über die Aufgabe der Fassade eines Industriegebäudes als reine Hülle hinaus, die aus dem Grundriss bekannten Prinzipien (Typisierung, Reihung, Zentrierung) in eine ästhetische Wirkung zu transformieren, durch einen Kontemplationswert erweitert ist, dem Gebäude eine Bedeutung verliehen wird, die über seine zeitgenössische Entstehung hinaus geht, ist einer historischen Produktionsstätte eine Denkmalfunktion zuzusprechen.311 309 www.yenidze.com (20011-05-10) Brandmann 1969. 77-79. 311 Pilsitz 2012. 97-112. 310 90 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz VIII.7. Zusammenfassung Historische Industriegebäude sind nicht automatisch Altlasten. Leer stehende Fabrikgebäude können einer neuen sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Diese Zeugen der industriellen Vergangenheit markieren den Weg in die Gesellschaft, in der wir heute leben. Sie stellen somit neben ihrem materiellen, auch einen kulturellen und historischen Wert dar, der zu bewahren gilt. Dieses Bewusstsein ist in den USA und Europa längst erwacht. 312 Um diese Gebäude vor der vollständigen Vertilgung zu bewahren, ist die Voraussetzung ein systematisches Erforschen der noch vorhandenen Industriebauten mit wissenschaftlichen Methoden sowie eine koordinierte Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen. 312 Winkler 1981 91 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz IX. Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne IX.1. Historischer Industriebau und die Architektur des 20. Jahrhunderts Der Einfluss, den der historische Industriebau auf die Architektur des 20. Jahrhunderts ausgeübt hat, ist vielschichtig und kann nicht auf einen einzigen Faktor reduziert werden. Um die Jahrhundertwende ist es dem Industriebau gelungen, aus den Faktoren Funktion, Konstruktion und Form eine Einheit zu schaffen, aus der sich eine architektonische Ausdrucksform entwickelte, die so überzeugend war, dass sie auch auf andere Baubereiche übertragen wurde. Die unreflektierte und kritiklose Übernahme architektonischer Erscheinungsformen des Industriebaus auf andere Baubereiche, wie dem Wohnungsbau führten jedoch zu Fehlentwicklungen, mit deren Folgen wir heute zu kämpfen haben. IX.2. Die Fabrik als bauliche Manifestation der Industrialisierung Die Industrialisierung gewinnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Dynamik und verändert die Gesellschaft tiefgreifend und unumkehrbar.313 Das wesentliche Merkmal, das zu einer gesellschaftlichen Neustrukturierung führte, ist, dass das Einkommen nicht aus Landbesitz, sondern aus industrieller Tätigkeit entsteht. Die Grundvoraussetzungen für das Entstehen einer industriellen Tätigkeit sind: 314 1. 2. 3. 4. Die Herstellung von Produkten, die sich verkaufen lassen Ein Markt, der diese Produkte kauft Ein leistungsfähiges Transportsystem für Roh- und Fertigwaren Arbeitskräfte und Kapital am Produktionsort Die große Anzahl von Einflussfaktoren sind über vielschichtige Strukturen mit einander verknüpft, und lassen zunächst eine Kultur der Industrie entstehen, aus der im weiteren historischen Verlauf schließlich eine umfassende Industriekultur hervorgeht.315 Die Sozialgeschichte der Arbeit, die industrielle Massenproduktion und die urbanen Entwicklung sind dabei einzelne Elemente dieser komplexen gesamthistorischen Entwicklung, die ihre bauliche Manifestation in den neu entstehenden Fabriken findet. Gábor Winkler geht in seinem Artikel Die Haupttendenzen des Historismus in der europäischen Architektur des 19. Jahrhunderts/A historizmus főbb irányzatai a XIX. század európai építézetében auf diesen Zusammenhang ein.316 Wie die Industrialisierung selbst, ist auch die Fabrik als räumliche Institution ein Phänomen, das auf keine historischen Vorbilder zurückgreifen kann. Dies könnte eine weitere Erklärung dafür sein, warum es so schwierig ist, die Entwicklung der 313 Susman 1985. Howcroft 1998. 315 Osterhammel 2009. 909. 316 Winkler 1975. 358. 314 92 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz historischen Fabrikbauten in die allgemeine Baugeschichte einzuordnen.317 (Siehe hierzu auch Anhang, Kapitel XVI: Begriffsbestimmungen im historischen Industriebau in Budapest, Absatz XVI.1.) Gleichzeitig ist dieser neue Bautyp eine internationale Erscheinung. Maschinen zur Herstellung eines bestimmten Produktes sehen in der ganzen Welt gleich aus und produzieren auf die gleiche Weise. Deshalb kann voraus gesetzt werden, dass sich auch die Produktionsstätten unabhängig von ihrem Standort ähneln.318 Dabei können Faktoren, wie beispielsweise das Klima oder lokale stilistische Abweichungen in der baulichen Gestaltung des Fabrikgebäudes einen gewissen Einfluss ausüben, der aber am eigentlichen Wesen der Produktionsstätte nichts ändert. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum es bis heute so schwierig ist, bezüglich der Architektur von Industrieprojekten einen regionalen Bezug herzustellen. Von weitaus größerer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang jedoch die grundsätzliche Aufgabe des Fabrik-, später dann des Industriebaus, Herstellungsprozesse in dreidimensionale Baustrukturen zu transferieren. Dabei entwickeln die einzelnen Industriezweige in Abhängigkeit ihrer spezifischen Herstellungsverfahren und Betriebsorganisation Bautypen, die zwar nach dem gleichen Planungsprinzip der Optimierung gestaltet wurden, aber im räumlichen Ausdruck oft gegensätzliche Ergebnisse zeigen. Während beispielsweise bei den Produktionsstätten des Maschinenbaus eine Tendenz zu eingeschossigen Hallen festzustellen ist, bei denen der Stützabstand und die Spannweiten der Dächer kontinuierlich größer wurden und damit „allgemeine“, und damit unspezifische Räume entstanden sind, ist bei den Großbrauereien die Tendenz zu einer gegenteiligen Raumkonzeption festzustellen. Die Räume, für die einzelnen Herstellungsphasen einer Brauerei, nämlich Mälzerei, Darre und Sudhaus, bzw. ganze Raumgruppen, die additiv nach einander angeordnet sind, wie die Einrichtungen zum Kühlen, Reifen und Lagern sind hochspezifisch und können kaum mit anderen Funktionen belegt werden. Gleichzeitig findet auf dem Betriebsgelände durch das Integrieren von Infrastruktur (Eisenbahnanschlüsse, Straße, Wege) und sozialen Einrichtungen (Kantine, Sanitäreinrichtungen) sowie der Energieherstellung (Kessel- und Maschinenhaus) eine Überlagerung von Funktionen statt, die an urbane Strukturen erinnert. (Siehe hierzu auch Textband, Kapitel V, Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken) Insgesamt findet ab der Mitte des 19. Jahrhunderts innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Jahrzehnten eine Entwicklung statt, die ausgehend von kleinen Werkstätten, über Manufakturen und Fabriken zu Industriebetrieben führt, die in der Regel komplexe bauliche Gesamtanlagen bilden. Mit ihren technischen Einrichtungen, Werkstätten, Zeichensälen, Büros und Lagern wird die Fabrik eine eigene, von Menschen gebaute Welt, deren Ziel es ist, alles dem Prozess der Herstellung unterzuordnen. IX.3. Die Fabrik wird zum Industriegebäude In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts überschreitet die Entwicklung eine weitere Linie. Zum einen haben die Produktionsstätten den baulichen Übergang von der Fabrik zum Industriegebäude vollzogen. Auslöser für diesen evolutionären Schritt ist die Einführung einer wissenschaftlich begründeten Betriebsorganisation in Kombination mit einer ständig 317 318 Pilsitz 2012. Vámossy 1964. 93 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz weiter entwickelten Herstellungstechnik.319 Als direkte Folge dieser technischen Weiterentwicklungen verkürzt sich kontinuierlich das Austauschintervall der Produktionsmaschinen, während gleichzeitig der Gebrauchszeitraum für Fabrikgebäude auf unverändert hohem Niveau bleibt.320 Als Konsequenz wurden die Industriebauten so konzipiert, dass diese in ihrer räumlichen Gestaltung eine maximale Flexibilität erreichten und eine Anpassung an die technischen und betriebsorganisatorischen Entwicklungen ermöglicht wurde.321 Am Beispiel der Maschinenfabriken wurde dieser Zusammenhang bereits erläutert. Voraussetzung für die bauliche Umsetzung dieser Forderungen war die Erfindung und Einführung neuer Bautechniken und –materialien als Massenprodukte. Im Folgenden soll auf die Begriffsbestimmungen für historische Industriebauten eingegangen werden. IX.4. Begriffsbestimmungen für historische Industriebauten Im Untersuchungszeitraum waren die Begriffe für Gebäudetypen der Industrie keineswegs eindeutig definiert. Dabei ist festzustellen, dass diese parallel zur technischen Entwicklung in Theorie und Praxis in Abhängigkeit der jeweiligen Situation entsprechend angepasst wurden. (Siehe Anhang, Kapitel XVI: Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in Budapest) IX.5. Mögliche Begriffsbestimmungen für historische Produktionsstätten Für die Begriffsbestimmungen im Fabrikbau für den Untersuchungszeitraum zwischen 1850 und 1914 werden vom Autor folgende Festlegungen vorgeschlagen. Bei der Auswahl der Beispiele war weniger die Dimension der Fabrik entscheidend, sondern inwieweit diese das Erscheinungsbild eines Budapester Betriebes widerspiegelt: Fabrik gekennzeichnet durch: Hochgradige Mechanisierung motorisiert hochgradige Arbeitsteilung spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum Das entscheidende Merkmal für die Entstehung der Fabrik war die Zerlegung des Arbeitsprozesses in einzelne Teilprozesse, bei gleichzeitig konsequentem Einsatz von 319 Taylor 1911. 30-48. 57-60. Wegeleben 1924. 3-9. 321 Pawlowsky 1989. 46-49. 320 94 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Maschinen. Diese Verbindung schuf die Voraussetzung für eine industrielle Massenproduktion, mit der sich die Fabrik eindeutig von einer handwerklich beeinflussten Produktion in einem Handwerksbetrieb oder einer Manufaktur abgrenzte.322 Aus der Organisationsform des Arbeitsablaufes ließen sich die Bedingungen der Organisation des Gebäudes ableiten. Somit können solche Bauwerke als Fabrikbauten bezeichnet werden, die sich zur Aufnahme einer industriellen Fertigung eignen und in Abhängigkeit von den Erfordernissen des Produktionsprozesses entwickelt wurden. Es ist zu bemerken, dass diese Entwicklung mit einer Vielzahl von Zwischenstufen erfolgt ist, die sich aus dem Entwicklungsgrad von Mechanisierung und Organisation und deren Kombination ergibt. Bei einer solchen differenzierteren Betrachtungsweise ergibt sich die Notwendigkeit, zwischen der Manufaktur und der Fabrik die Entwicklungsstufe der Proto-Fabrik einzufügen. Besonders im Maschinenbau wird das grundsätzliche Prinzip, was eine Fabrik letztendlich ausmacht, überaus deutlich. Im Kern ist es die Kombination zwischen Mechanisierung und Organisation zur seriellen Herstellung von Maschinen, deren Einzelteile wiederum von Werkzeugmaschinen hergestellt werden, die selbst wiederum von Dampfmaschinen über Transmissionsriemen angetrieben wurden. Die Anordnung der Betriebs- und Fabrikationsräume wurde parallel zur Mechanisierung fortlaufend straffer organisiert und folgte dann Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend dem Herstellungsgang des Produktes, so dass die Fabrikanlage entsprechend der Arbeitsorganisation und dem Herstellungsverlauf gegliedert war.323 Der Begriff Fabrik, wie er in der vorgelegten Arbeit gebraucht wird, bezieht sich im Untersuchungszeitraum allgemein auf die Erstellung von Produktionsstätten entsprechend der oben gegebenen Definition. Die Farbenfabrik Strobentz in der Üllői út 89 – 91 zählt mit 80 Mitarbeitern (im Jahr 1890) zu den Fabriken mittlerer Größe, entspricht aber weitgehend der obigen Festlegung. Industriebau gekennzeichnet durch: Weiterentwicklung der Fabrik zur Großindustrie Bis zur Jahrhundertwende wird in der Fachliteratur der Begriff „Industriebau“ nirgendwo gebraucht, wobei auch der Begriff „Industrie“ nicht eindeutig geklärt ist. Erst im Jahr 1910 erhält eine deutschsprachige Bauzeitschrift den Titel Der Industriebau.324 Erst mit der einsetzenden Entwicklung der modernen Fabrikindustrie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Großindustrie, ist um die Jahrhundertwende der Begriff „Industriebau“ im heutigen Sinn für Gebäude und Anlagen entstanden. Der Industrieplaner Bruno Bauer definiert den Industriebau und sein Planungsprogramm wie folgt: „Ein Industriebau ist ein Gebäude, in dem die Waren, die darin erzeugt werden sollen, am rationellsten hergestellt werden können.“325 Damit hat das Fabrikgebäude nicht nur die Aufgabe, vor Wind und Wetter zu schützen, sondern Betriebsvorgänge untereinander zu verbinden. Darüber hinaus definiert Bruno Bauer einen Industriebau wie folgt: „Der Industriebau ist Stein und Eisen 322 Müller-Wiener 1973. Mislin 2002.174. 324 Industriebau 1910. 325 Bauer 1916. 323 95 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz gewordenes Betriebsdiagramm“. Der US-Amerikaner F.W. Taylor hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen Untersuchungen zur Steuerung von Produktionsprozessen die theoretischen und betriebsorganisatorischen Grundlagen für die Weiterentwicklung der Fabrik zur Großindustrie geschaffen. Taylor war davon überzeugt, dass Management, Arbeit und Unternehmen mit einer rein wissenschaftlichen Herangehensweise optimieren werden können. Taylors Ideen wurden auch im nichtamerikanischen Ausland rasch aufgegriffen. Bereits im Jahr 1907 erschien sein Standardwerk „Shop Management“ in Frankreich und man machte sich bei Michelin und Renault daran, nach den Vorgaben zu arbeiten. Gleichzeitig werden auch deutsche und niederländische Ausgaben von Shop Management veröffentlicht.326 Beispielsweise gehört die Maschinenbaufirma Láng in der Váci út zu den Betrieben, die sich von einer kleinen Fabrik zu einem größeren Industriebetrieb des beschriebenen Musters entwickelte. IX.6. Konflikt zwischen Funktion und Fassade Gleichzeitig wird die Gestaltung von Produktionsstätten von den Architekten als Aufgabe angenommen. Die Gründe hierfür und die Bedeutung dieser Feststellung für die Architektur im Allgemeinen sollen im Folgenden beschrieben werden. Um aus der zeitlichen Distanz heraus das Verhältnis der allgemeinen Baugeschichte zur Entwicklung der Fabrik-, bzw. Industriebauten deutlich zu machen, sollen aber zunächst die grundsätzlichen Rahmenbedingungen der Architektur im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts skizziert werden. Das grundsätzliche Problem der Architektur bestand darin, dass trotz der Bemühungen einzelner kein zukunftsweisender Weg gefunden wurde, um den in die Vergangenheit gerichteten Historismus mit seinem Pathos zu überwinden. Die Forderung nach konsequenter Durchführung materialgerechten Bauens und entsprechender Formgebung wurde ab den 1870-er Jahren in einer Artikelserie in der „Deutschen Bauzeitung“ debattiert.327 In der Einführung neuer, durch die Industrialisierung entstandener Gebäudetypen in urbane Strukturen zeigt sich die Problematik deutlich. Die großen Baumassen, die räumlichen Dimensionen und die technischen Anforderungen machten einen Kompromiss zwischen Bautechnik und der architektonischen Gestaltung notwendig. Diese Feststellung gilt nicht nur für historische Fabriken, sondern für historische technische Bauten im Allgemeinen, wie dies von Mihály Kubinszky exemplarisch für den technischenund kulturhistorischen Wert der historischen Bahnhofsgebäude thematisiert wird. Dieser Zusammenhang ist deshalb von Bedeutung, weil sich gerade in der Einführung dieser neuen, durch die Industrialisierung entstandenen Gebäudetypen in urbane Strukturen die Problematik zeigt, in der sich die Architektur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befand. Damit die Bahnhöfe ihre Funktion als technische Bauten erfüllen konnten, wurden leistungsfähige Konstruktionen benötigt. Dafür wurden weitgespannte Hallen entwickelt, deren Konstruktionsprinzipien später auch bei Bauten für die Produktion angewendet wurden. Die Forderung lautete nach fortschrittlicher Technik, die aber nach außen hin als solche nicht zu erkennen sein sollte. Ein richtungsweisendes Beispiel hierfür ist die Bahnhofshalle von St. Pancras in London (Architekt George Gilbert Scott, Baubeginn 326 327 Taylor 1911. Deutsche Bauzeitung 1870. 215. 96 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz 1864),328 ABB.IX.1; ABB.IX.2; die mit einer Spannweite von 74,00m und einer Länge von 200,00m das damals größte Dach der Welt hatte. Die innovative Stahl- und Glaskonstruktion wurde zum Vorbild für unzählige Bahnhofshallen in der ganzen Welt.329 Die Konstruktion des Ingenieurs Barlow wurde von den Entscheidungsträgern der Stadt akzeptiert, das davor liegende Empfangsgebäude dagegen wurde in einer neogotischen, das heißt in einer sogenannten „angemessenen“ Architektur gebaut. In den folgenden Jahren erhielt die überwiegende Mehrzahl von rational konstruierten Hallen der Bahnhöfe (als technische Bauten) und Fabriken historisierend gestaltete Kopfbauten.330. Das Beispiel der ab dem Jahr 1894 errichteten Werkhallen der Ersten Ungarischen Schraubenfabrik/Első Magyar Csavargyár (EMCS) in Budapest, zeigt, das dieser architektonische Konflikt selbst 25 Jahre nach St. Pancras nicht gelöst war.331 Die Werkhallen der EMCS gehörten zu den modernsten Produktionsstätten für Werkzeugmaschinenbau in Ungarn. Die Sheddachhallen wurden in einer kompromisslosen Konstruktion aus Stahl und Glas errichtet. Aber auch bei dieser Halle wurde nicht der Versuch gemacht, die moderne Bautechnik nach aussen gestaltbestimmend einzusetzen. Stattdessen wurde der Halleneingang an der Stirnseite zur Váci út hin in einer massiven Backsteinkonstruktion gestaltet, der mit seinen beiden Türmen an ein mittelalterliches Stadttor erinnert.332 Die in die Vergangenheit gerichtete Gestaltung und Materialwahl dieses repräsentativen Gebäudeteiles lassen Raum für eine Vielzahl von Erklärungsmodellen und Theorien. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass damals die konservative Fassadengestaltung noch immer ein Widerspruch zu den darin produzierten modernen Produkten und deren Herstellungstechnik darstellte. Sigfried Giedion formuliert das Problem in Worten seiner Zeit: Die Konstruktion hat im 19. Jahrhundert die Rolle des Unterbewusstseins. Nach aussen führt es, auftrumpfend, das alte Pathos weiter, unterirdisch, hinter Fassaden verborgen, bildet sich die Basis unseres heutigen Seins.333 Ein weiterer entscheidender Faktor, der zu dieser Gesamtentwicklung führte, war, dass die Architektur hierarchisch unterteilt war, in eine sogenannte „große Architektur“, zu der Paläste, Kirchen, Museen und Theater gehörten und in „andere Bauten“, zu denen unter anderem der Wohnbau gezählt wurde. Neue Bauaufgaben wie Kaufhäuser und Verwaltungsgebäude waren irgendwo zwischen diesen beiden Kategorien angesiedelt. Ein typisches Beispiel ist das erste ungarische Kaufhaus Párisi Nagy Áruház in Budapest, das zwischen 1910 und 1911 errichtet wurde. Siklay Zsigmund verwendet eine moderne Skelettkonstruktion in Eisenbeton, die er in abgewandelter Form auch für seine Industriebauten einsetzte. 334 Dagegen wurden Produktionsstätten zu Beginn der Entwicklung grundsätzlich nicht als Aufgabe für Architekten angesehen. Es handelte sich bei Fabriken lediglich um sogenannte „Zweckbauten“ und somit um untergeordnete Bauaufgaben. Die Planung wurde deshalb nicht selten von Ingenieuren erledigt, die mit den technischen und betrieblichen Abläufen der Firma bestens vertraut waren und die Produktionsstätte möglichst wirtschaftlich zu errichten hatten. Gleichzeitig wurde die Interdependenz zwischen Produktionsstätte und Arbeitsplatz, d.h. die ergonomischen, physiologischen und sozialen Rahmenbedingungen in den meisten Fällen einfach ignoriert. Aus diesem Zusammenhang heraus wurde der 328 Foto Martin Pilsitz Császár 1978. 330 Kubinszky 1961. 109-165. 331 Bencze 2006. 332 Panofsky 1994. 207-225. 333 Giedion 1928. 3. 334 Magyar 2011. 387. 329 97 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz allgemeine Schluss gezogen, dass Fabrikbauten bereits von ihrem Ansatz her keine Architektur sei, sondern lediglich Gehäuse, die neue Technologien und wertvolle Maschinen vor Wettereinflüssen zu schützen hatten. IX.7. Industriebauten mit architektonischer Qualität Aber gerade die Tatsache, dass es sich beim Fabrikbau nach allgemeiner Auffassung um einen architektonischen Nebenschauplatz handelte und keine Beziehung zu anderen traditionellen Bauaufgaben hatte, erwies sich als Ausgangspunkt für die Entfaltung innovativer Gestaltung. Das Fabrikgebäude war architektonisch Terra incognita und von den bis dahin gültigen Architekturtheorien völlig unbelastet. Ohne Vorbildern aus der Vergangenheit verhaftet zu sein, konnten mit den drei Elementen Funktion, Konstruktion und Form neue Konzepte entstehen. Erfindungen in der Bautechnik und neue Baumaterialien mit einer hohen Leistungsfähigkeit förderten diese Entwicklung.335 Der industrielle Gesamtherstellungsprozess, der teilweise in eine große Anzahl von Teilprozessen unterteilt war, bildete oft komplexe Strukturen, die betrieblich organisiert und in einen optimierten Raumplan baulich umgesetzt werden mussten. Damit bestand die Funktion des Industriegebäudes in erster Linie nicht im Schutz vor Wettereinflüssen, sondern in der Verknüpfung von Betriebsvorgängen.336 Der österreichische Architekt Bruno Bauer (18801938) hatte ein umfassendes Verständnis für die Funktion des Industriebaus und formulierte im Jahr 1916 die komplexe Bauaufgabe wie folgt: Der Industriebau ist ein in Stein und Eisen gewordenes Betriebsdiagramm.337 Herstellungstechnische und betriebsorganisatorische Abläufe effizient zu organisieren und in einem Gebäude optimal anzuordnen war eine bis dahin nicht bekannte Bauaufgabe, die in ihrer Folge direkt zu neuen Bauformen führte. Förderlich war, dass sich die Ingenieure auf die Lösung des eigentlichen Problems konzentrierten und ausgehend von der Funktion nach einer effizienten, d.h. ökonomisch sinnvollen Konstruktion strebten. Diese Annährung führte zwangsläufig zu Bauformen ohne falsche Kompromisse. Ohne sich mit den Formproblemen des Historismus zu beschäftigen, eröffnete der Industriebau einen anscheinend grenzenlosen gestalterischen Freiraum. Diese neuen, innerhalb eines kurzen Zeitraumes entstandenen neuen Formen waren radikal und provokativ, was sich als wichtiger Ausgangspunkt für die Architektur des 20. Jahrhunderts erweisen sollte. Es überrascht deshalb nicht, dass sich die kreativsten Architekten von der Aufgabe angezogen fühlten. Peter Behrens (AEG Turbinenhalle in Berlin, 1909), Walter Gropius (Fagus-Werke in Alfeld, 1911) und Hans Poelzig (Chemische Fabrik in Luban, 1911) sind die bekanntesten (aber bei weitem nicht die einzigen) Architekten, die den Bau von Produktionsstätten als Architekturaufgabe annehmen und mit ihren Beiträgen die Grenzen des gestalterischen Freiraumes ausloteten. Befreit von überkommenen Vorstellungen und Traditionen bot der Industriebau die Möglichkeit richtungsweisende Experimente zu wagen. Dabei sind die unterschiedlichen Architekturauffassungen dieser Persönlichkeiten hinreichend bekannt, die wiederum zu einem breiten Ansatz bei den Interpretationen und Lösungen führten. Im Grundsatz herrschte jedoch darüber Einigkeit, dass Industriegebäude 335 Bannister 1950. 231-246. Georgeacopol 1998. 21. 337 Bauer 1916 336 98 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz in Zukunft ohne falsche gestalterische Kompromisse nach Außen zeigen sollten, welche Funktionen sie in ihrem Innern erfüllen. Mit diesem Lösungsansatz war die seit Langem bestehende Forderung, dass das Äußere des Gebäudes, d.h. die Fassade mit dem Grundriss in Harmonie zu bringen ist, erfüllt.338 Die Fabrikbauten der Zukunft sollten nicht mehr nur durch ihre große Anzahl und die enormen baulichen Dimensionen beeindrucken, mit denen sie ganze Städte und Landstriche veränderten, sondern auch durch ihre architektonische Qualität. Das Ziel war es, neben den funktionalen, auch die architektonischen Qualitätsmerkmale dieses Bautyps weiter zu entwickeln. Hans Poelzig argumentierte in diesem Zusammenhang über den modernen Fabrikbau im Jahr 1911 wie folgt: Der Architekt aber, der zur ästhetischen Durcharbeitung eines Fabrikbaus oder Ingenieurbaus überhaupt herangezogen wird, oder aber ihn mit der ohne Hilfe von Spezialingenieuren selbst gestalten soll, muss sein größtes Verdienst im Verzicht auf alle Zufälligkeiten, auf alle dekorativen Bizzarereien erblicken. Unsere Zeit findet in den großen wirtschaftlichen Nutzbauten den vollkommensten Ausdruck, sie sind die eigentlichen Monumentalaufgaben der heutigen Architektur. Wenden wir die technisch vollkommenste und wirtschaftlich vorteilhafteste Bauart an, und hüten wir uns, ihr Formen aufzunötigen, die einer veralteten Konstruktionsweise entlehnt sind.339 Diese Konzeption übte auf die Entwicklung der Architektur im Allgemeinen einen nachhaltigen Einfluss aus. In der Retrospektive zeigt sich, das der Industriebau der „Moderne” nicht ausgewichen ist, sondern vielmehr deren eigentlicher Wegbereiter war. Aus diesem Zusammenhang heraus wird die Bedeutung der Industriearchitektur am Anfang des 20. Jahrhundert für die Gesamtentwicklung deutlich. IX.8. Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen Am Beispiel des Neubaus einer Malzfabrik der Brauerei Haggenmacher in Budapest soll der Entwicklungsstand im Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg dargestellt werden. Das Ingenieurbüro Miller und Hetzel in München wurde im Jahr 1909 von der Brauerei Haggenmacher mit der Planung für den Neubau einer Mälzerei beauftragt. Die Mälzerei mit angeschlossener Darre war als komplexe Anlage konzipiert, in der die funktionale Abfolge (von der Anlieferung der Gerste bis zum Abtransport des Braumalzes) streng den aufeinander folgenden Arbeitsschritten folgte. Mit einem Gesamtaußenmaß des Gebäudes von 90,23m x 41,02m und vier übereinander liegenden Malztennen gilt diese Anlage als größerer Betrieb. Über den Malztennen waren vier weitere Geschosse Gerstenlager und ein Wassertank (1,50 Millionen Liter) angeordnet. Für eine mögliche spätere Erhöhung der Produktion war von Anfang an die Möglichkeit für eine Erweiterung vorgesehen. Die Anlage verfügte über moderne technische Einrichtungen, wie beispielsweise Vakuumpumpen. Die Grundrissform des Tennengebäudes war ein langes Rechteck, was für Mälzereien grundsätzlich als Regel gilt. Im Falle der Mälzerei Haggenmacher war das Tennengeschoss in Längsrichtung in 4 Felder mit einer Spannweite von je 7,00m aufgeteilt. Ein Feld hatte eine Länge von fast 55,0m. Daraus ergibt sich für ein Tennengeschoss eine Grundrissfläche von 1.540m2. Die Lastabtragung wurde mit einer Skelettkonstruktion aus Stützen und Balkenkonstruktion in Stahlbeton sichergestellt. Der Entwurf ist aus der Gebäudefunktion als 338 339 Boulée 1985. 178-180. Poelzig 1911. 100-106. 99 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Mälzerei heraus gestaltet. Der Lösungsansatz der Bauaufgabe, der auf einer Synthese von Funktion, Konstruktion und Form beruht, spiegelt sich im äußeren Erscheinungsbild wider, die mit dem Begriff funktionale Ästhetik beschrieben werden kann. Die Fassade ist klar gegliedert und setzt sich aus einfachen geometrischen Grundelementen zusammen, wobei das dominierende Wandmaterial Klinker ist, der vor Ort hergestellt wurde und als Massenartikel günstig war. Der obere Abschluss bildet ein zusammengesetzes Satteldach, das im mittleren Gebäudeteil giebelseitig angeordnet ist. Durch den ökonomischen Umgang mit Material und Form strahlt das Gebäude eine Sachlichkeit aus, die von großer Überzeugungskraft ist. Am Beispiel dieses Gebäudes wird die für den Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg allgemein gültige Ästhetik des Funktionalismus deutlich, die anscheinend völlig befreit ist von ideologischen oder willkürlichen Gestaltungsparadigmen. Der Gedanke der Teilung der Funktionen findet sich sowohl in der Trennung von Tragstruktur und Fassade, als auch in Bezug auf die Geschosshöhe der einzelnen Bereiche wider. Diese Neubewertung von Funktion und Konstruktion, die zu einer Formensprache führte, die bis dahin nicht bekannt war, ist der Ausgangspunkt für den Einfluss, den der Industriebau auf die Gesamtentwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert ausübte. IX.9. Korrelation zwischen der Entwicklung des Industriebaus und der Moderne Im Folgenden soll die Korrelation zwischen der Entwicklung des Industriebaus und der Moderne dargestellt werden, wobei der Rahmen der vorgelegten Arbeit lediglich eine fragmentarische Annährung zulässt. Bereits vor dem 1. Weltkrieg untersuchten avantgardistische Architekten die Möglichkeit, die Rationalisierungsprinzipien des Industriebaus auf die Architektur im Allgemeinen zu übertragen. Die Vorfertigung im Bauwesen sollte eine neue Architektur ermöglichen. Die Prinzipien der Rationalisierung des Raumes und der kurzen Wege, die in der Fabrik zur Anwendung kamen, wurde auf den Wohnungsbau übertragen.340 Als sich beispielsweise Walter Gropius nach seiner Tätigkeit bei Behrens im Jahr 1910 selbständig machte, legte er dem Vorstand der Firma AEG ein Memorandum mit seinen Gedanken zur Massenproduktion von Häusern und Einrichtungen vor. Ein Jahr später baute er die Fagus-Werke in Alfeld. Für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes in Köln im Jahr 1914 errichtete Gropius gemeinsam mit Adolf Meyer eine Musterfabrik samt Bürogebäude, das die neuen Prinzipien in der gleichen Weise betonte, wie die Faguswerke.341 An diesen Fabriken, die bereits vor dem 1. Weltkrieg errichtet wurden lässt sich die Wechselwirkung zwischen der Konstruktion und einer eigenständigen Architektur für Industriegebäude im wesentlich wie folgt zusammenfassen: 1. 2. 3. 4. Volle Sichtbarkeit einer vor allem auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Konstruktion besonderer konstruktiver Aufwand zur natürlichen Belichtung großer Flächen große Spannweiten von Dach- und Deckenkonstruktionen Die Bauten erhalten mit offen sichtbaren Installations- und Gerätetechnik einen 340 Fehl 1995. Gropius hatte bereits mehrere richtungsweisende Industriegebäude realisiert, bevor er 1919 das Bauhaus gründete. Es kann vorausgesetzt werden, dass die Erkenntnisse aus dem Industriebau das Bauhaus wesentlich mitgeprägt haben und auch auf diesem Weg Einfluss auf die Moderne in der Architektur genommen hat. 341 100 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 5. Dissertation_Textband Martin Pilsitz Maschinencharakter. Zweckmäßigkeit und Ökonomie als Prinzip: unverdecktes Nebeneinander der Konstruktion, des Materials und des Baukörpers Le Corbusier, ist, wie Gropius während seiner Tätigkeit bei Behrens in Berlin, mit dem Industriebau in Berührung gekommen, was vermutlich einen starken Einfluss auf seine Denkweise und späteren Projekte ausübte. Corbusier erhielt 1914 ein Patent auf das zusammen mit dem Ingenieur Max du –bois entwickelte Bausystem Domino zur industriellen Serienfertigung von Häusern in Stahlbeton- Skelettbaueise in vorgefertigten Teilen. Eine Weiterentwicklung dieser Idee für eine neue Architektur ist das Typenhaus Citrohan in der Weißenhofsiedlung, Stuttgart, 1927. Die Idee war, ein Haus wie ein Auto zu entwerfen eine Wohnmaschine:342 Wir werfen bewusst hergebrachte Konventionen in Lebenshaltung und Wohnen ab. Es zeigt sich ein neuer Lebenswille, welcher Ausdruck sucht in Wohnung, Staat und Kunst. Ohne diesen Kollektivwillen wäre die hinweisende Arbeit großer Männer und Architekten zwecklos. Ihre Aufgabe besteht darin, die pulsierenden Kräfte breiter Massen zusammenzufassen und ihnen eine Richtung zu geben. Diese Richtung heißt einmal Stil unserer Zeit. Uns interessiert das Motorische unserer Zeit und nicht die Philosophie ihres Stils. Das Spiel mit ästhetischen Auffassungen historischer Zeiten befriedigt uns nicht mehr. Wir bilden uns eine eigene Formensprache und eine eigene Ästhetik. Wir schulen unser Formgefühl an den reinen Zweckformen der Technik und Industrie. Das sind die Kinder unseres Geistes. Anerkennen wir sie, so eröffnen sich uns neue Schönheiten. Schönheiten adeln.343 IX.10. Die Entwicklung der Industriearchitektur nach dem 1. Weltkrieg Die Industrieentwicklung nach dem 1. Weltkrieg ist durch eine weitere Steigerung der Produktivität in den Fabriken gekennzeichnet, die auf maximale Stückzahlen zu minimalen Herstellungskosten ausgelegt war. Dabei war die Massenproduktion der Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg.344 Durch Anwendung einer wissenschaftlich begründeten Betriebsführung, die ständig weiterentwickelt wurde, wird die Produktion weiter rationalisiert.345 Die Forderungen an einen optimierten, das heißt einen möglichst kurzen und effizienten Herstellungsprozess wurden auch auf die Errichtung von Fabrikgebäude übertragen. Die Räume wurden mit dem Ziel durchrationalisiert, dem Produktionsprozess optimal zu entsprechen. Im Grunde wurden die optimierten Produktionsmethoden aus der Serienherstellung auf die Errichtung von Industriebauten übertragen. Mittels Vorfertigung von Bauelementen sollte die Errichtungszeit minimiert werden. Als Konsequenz werden im Industriebau Normung, Vorfertigung und Montagebau eingeführt. Damit war das industrialisierte Bauen erfunden, allerdings mit dem primären Ziel, Industriebauten zu erstellen. Dabei stellt die Vorfabrizierung und die Normung von Bauelementen zunächst eine technische Entwicklung dar, die kurze Bauzeit dagegen eine organisatorische und 342 Corbusier1928. Roth 1977. 25. 344 Mendner 1975. 345 Tayler, Frederick Winslow (1856-1915): Taylorismus, Ford, Henry (1863-1947): Fordismus 343 101 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz ökonomische. In der weiteren Entwicklung bis Ende der 1920-er Jahre führte zuerst in den USA die Forderung nach Konzentration von Industrie zu einer Zentralisierung von Industriestandorten. Um einer vorwiegend horizontalen Herstellungsabfolge auch baulich zu entsprechen, wurden großdimensionierte Flachbauten errichtet.346 Dies war in Flächenstaaten, wie den USA relativ einfach zu verwirklichen, weil dort Grundstücke mit entsprechender Größe und günstigen Preisen zur Verfügung standen.347 Diese Entwicklung schwappte nach Europa über. Ohne sich über die Grenzen des Sinnvollen Gedanken zu machen, wurden in der weiteren Entwicklung Elemente der Industrieherstellung und des Industriebaus, wie kurze Wege, optimierte Abläufe sowie die Vorfertigung von Bauelementen in Serie, großdimensionierte Bauten und das Flachdach kritiklos auf andere Bereiche des Bauens, wie den Wohnbau, übertragen.348 In diesem Zusammenhang ist ein Artikel von Ernst May in der Zeitschrift DAS NEUE FRANKFURT aus dem Jahr 1930 sehr aufschlussreich, in dem er ausführlich über die Wohnungsbautätigkeit in Frankfurt zwischen 1924 und 1929 berichtet.349 Mays Überzeugung, dass die Normierung am Bau und die Plattenbauweise für den Wohnungsbau die Lösung überhaupt ist, spiegelt den damaligen Zeitgeist wider.350 Eine ähnliche Auffassung vertrat zur etwa gleichen Zeit H. Craemer (Berater beim Hochbauamt Frankfurt und Dozent an der Kunsthochschule): Es muss zu denken geben, dass der Industriebau, und zwar nicht nur der Eisenbau, sondern auch der nur wenige Jahrzehnte alte Eisenbetonbau, seit langem seine endgültige Erscheinungsform gefunden hat. …Die Konstruktion dieser Bauwerke benötigt zu viel exakte Wissenschaft, als dass die Modeströmungen unterworfen sein könnte….Auch die Werke es Architekten sind heute überwiegend Zweckbauten; besonders der Wohnungsbau, der heute die Erfüllung höchster Zweckmäßigkeit bei allergeringsten Mitteln erfordert, kommt diese Eigenschaft in noch höherem Maße als dem Industriebau zu… .351 Die bekannten negativen Folgen, wie beispielsweise Monotonie durch Einsatz von vorgefertigten Bauelementen gleicher Dimension in großer Stückzahl, sind aber ursächlich nicht im Industriebau selbst begründet und stehen auch nicht in Verbindung mit der erläuterten avantgardistischen Architektur, sondern in der Tatsache, dass die architektonische Ausdrucksform des in der Zeit um den 1. Weltkrieges revolutionär erscheinenden Industriebaus unreflektiert und ohne jede Kritik auf andere Bereiche des Bauens übernommen wurde. Diese Negativentwicklung verstärkte sich nach dem 2. Weltkrieg durch große Bauvolumen im Wohnungsbau weiter und führte an vielen Orten zu trostlosen Wohnbezirken.352 IX.11. Reflexion in der Kunst Die avandgardistischen Kunstrichtungen reagieren mit Reflexion auf diese Entwicklungen. Die gegenseitige visuelle Einflussnahme zwischen der Industriearchitektur vor allem mit dem 346 Trambauer 1928. 192. Carstensen 1988. 31-39 348 Körner 2004. 349 Kahnweiler 1920. 350 May 1930. 21-70. 351 Craemer 1929. 1-5. 352 Körner 2006. 347 102 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Kubismus und Konstruktivismus ist hinreichend bekannt.353 Selbst das Layout der Zeitschrift DAS NEUE FRANFURT lässt diesen Einfluss erkennen. Im Folgenden soll auf die weniger bekannten Wechselwirkungen mit der Musik eingegangen werden. IX.11.1. Bruitismus Die Bewegung der Maschinen und Fahrzeuge verursacht eine ständige künstliche Lärmkulisse, die es in der Menschheitsgeschichte so nie gegeben hat. Der Bruitismus als Musikrichtung reagiert auf dieses neue Phänomen und versucht durch Einbeziehen von Maschinengeräuschen in die Kompositionen die technische Welt abzubilden. 354 Im Jahr 1923 komponiert Arthur Honegger sein Musikstück Pacific 231. Dieser Titel verweist auf eine Lokomotive vom Typ Pacific mit der Bezeichnung 231. Honeggers eigene programmatische Erläuterung zu seinem Musikstück lautet: Was ich in „Pacific 231“ suche ist ... die Wiedergabe eines optischen Eindrucks ... durch ein musikalisches Werk: ... die stillstehende Maschine, die Anstrengung der Abfahrt, ... die Zunahme der Geschwindigkeit ... . Honnegers Werk ist als Interpretation des abstrakten Prinzips Bewegung zu verstehen. Ein Beispiel für diese Wechselwirkung in die entgegengesetzte Richtung, nämlich die Umsetzung einer sinnlichen Wahrnehmung in einen industriellen Vorgang wird durch die Große Symphonie der Fabriksirenen belegt. Während der Große Symphonie der Fabriksirenen am 20. August 1920 in Leningrad355 stanzte eine Maschine im Takt der Fabriksirenen Notenlettern aus einer 18 mm starken Stahlplatte und übertrug damit die Musik von außen nach innen.356 IX.11.2. Bewegung verändert die Wahrnehmung Der italienisch-schweizerische Futurist Alberto Sartoris gehört mit seiner Architekturtheorie zwar nicht zu den Persönlichkeiten, die im Untersuchungszeitraum Einfluss auf die bauliche Entwicklung von Fabriken ausgeübt hat, aber das von ihm beschriebene Phänomen der Bewegung in der Architektur ist von grundsätzlicher Bedeutung für diese Zeit. 357 Das in der Industrialisierung aufkommende physikalische Phänomen der Bewegung verändert grundsätzlich die Wahrnehmung des Raumes. Beispielshaft hierfür ist die Einfahrt eines Zuges in einen überdachten Bahnhof, bei dem sich die perspektivische Wahrnehmung des Reisenden fortlaufend verändert. 358 353 Kahnweiler 1920. Um das Jahr 1910 innerhalb des Futurismus entstandene Richtung der Musik, die zur künstlerischen Abbildung der technischen Welt Geräusche in Kompositionen einbezieht. http://www.enzyklo.de/lokal/42134 (2012.12.17) 355 heute Sankt Petersburg 356 http://www.museumderunterhoertendinge/dinge_1999/noten/noten.htm (2012.12.15) 357 Sartoris 1932. 358 Die Bewegung in der Architektur als ästhetische Erfahrung war bereits in der Gotik Anlass zahlreicher Überlegungen, wonach sich im 19. Jahrhundert Viollet-le-Duc erneut mit theoretischen Ideen zum Thema befasste. Die theoretische und praktische Auseinandersetzng zu Bewegung und Architektur lassen sich schliesslich bis hin zu den Verkehrsbauwerken des spanischen Architekts Calatrava nachweisen. 354 103 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz IX.12. Zusammenfassung Seit 1850 ist im Fabrikbau eine kontinuierliche Entwicklung festzustellen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den Industriebau übergegangen ist und in Zukunft in der emissionsfreien Fabrik ihren vorläufigen Abschluss finden wird.359 Der Industriebau hat zu Beginn seiner Entwicklung durch die Neubewertung der Faktoren Funktion und Konstruktion den Historismus überwunden und eine neue Formensprache hervorgebracht, die so überzeugend war, dass sie von Architekten der Avantgarde aufgenommen und zum Wegbereiter der Moderne wurde. Die unreflektierte und kritiklose Übernahme architektonischer Erscheinungsformen des Industriebaus auf andere Baubereiche, wie dem Wohnungsbau führten jedoch zu Fehlentwicklungen, mit deren Folgen wir heute zu kämpfen haben.360 Ω 359 360 www.fabrikderzukunft.at/fdz_pdf/broschuere_projektbeispiele.pdf (2012.08.30) Ferkai 2005. 104 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Literaturverzeichnis (Stand 04.05.2015) Accum 1821 Ackermann 1987 Ackermann 1994 Architektenblatt 2010 Balatoni-Béke 1986 Baják-Bajnok 1972 Balogh-Toldy-Gelléri 1885 Banik-Schweitzer 1983 Bannister 1950 Bauer 1916 Bauer 1936 Behne 1926 Behrend 1900 Beierl 2012 Beluszky 2005 Bencze 1963 Bencze 1986 Bencze 2006 Bender-Hensel-Schüttpelz 2007 Beninghoven 1900 Berend-Ránki 1961 Berend-Ránki 1973 Bernhard 1922 Berlász Jenő 1967 Berey 1975 Bevilaqua 1931 Accum Friedrich: Abhandlung über die Kunst zu Brauen oder Anweisung. Hamm. 1821. 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Vol. ZÖIAV Abbildung Aktiengesellschaft allgemein Auflage Ausstellung Band Budapest Főváros Levéltára/Hauptstädtisches Archiv Budapest Budapest Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem/Technische und wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest Budapest Deutsches Architektenblatt Deutsches Architekturmuseum das heisst Dreher Museum Planarchiv Dissertation deutsch Első Magyar Csavargyár/Erste Ungarischen Schraubenfabrik Első Magyar Részvény Serfőzde Rt./Erste Ungarische Aktienbrauerei AG Firma Jahrgang Mauerwerk Részvény társaság/Aktiengesellschaft Technische Hochschule Technische Universität ungarisch und so weiter zum Beispiel Volume Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins 114 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Bibliotheken und Archive Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár Szabó Ervin tér 1 1088 Budapest Országos Széchényi Könyvtár Szent György tér 4-5-6 1014 Budapest Budapesti Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem Országos Műszaki Információs Központ és Könyvtár Budafoki út 4-6 1111 Budapest Budapest Főváros Levéltára Teve utca 3-5 1139 Budapest Dreher Sörgyárak Zrt. Dreher Magyarország Kft. Dreher Museum, Archiv Jászberényi út 7-11 1106 Budapest MÁV Szolgáltató Központ ZRT. Archivum MÁV Központi Irattár Nyugati pu. Budapest XIII. ker. Újpesti Helytörténeti Gyűtemény Berda József u. 48. 1043 Budapest Kőbányai Helytörténeti Gyűtemény Halom utca 37 1105 Budapest 115 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Gräfliches Hofbrauhaus Freising GmbH Planarchiv Mainburger Straße 26 D- 85356 Freising Technische Universität Wien Fakultät für Architektur Institut für Bauforschung und Denkmalpflege Abteilung Denkmalpflege und Industriearchäologie Abteilungsbibliothek Technische Universität Berlin Fakultät VI. Planen Bauen Umwelt Institut für Architektur Fachbereich Bau- und Stadtgeschichte Fachbereichsbibliothek 116 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Architektonische Entwicklung historischer Fabrikbauten im Siedlungsgebiet des heutigen Budapest zwischen 1815 und 1915 unter besonderer Berücksichtigung der Brauereien Die vorgelegte Arbeit ist ein Werk zur regionalen Industriebaugeschichte der Stadt Budapest, das aus Sicht des Architekturhistorikers die Entwicklung des historischen Fabrikbaus im heutigen Siedlungsgebiet unter besonderer Berücksichtigung der Genese von Brauereien und Mälzereien im Zeitraum zwischen 1815 und 1915 thematisiert. Am Beispiel der historischen Brauereien in Budapest soll modellhaft die Entwicklung der Produktionsstätten eines Industriezweiges aufgezeigt werden. Der Grund für diese Entscheidung ist, dass es der große Umfang der Gesamtaufgabe erforderlich machte, schwerpunkmäßig einen einzelnen Industriezweig systematisch zu untersuchen. Die Wahl für die historischen Brauereien in Budapest liegt darin begründet, dass dieser Industriezweig der erste war, der von einer handwerklichen auf eine industrielle Produktionsweise umgestellt hat. Der Raumbildungsprozess von der architektonisch unspezifischen Werkstatt zu hochspezifischen Produktionsräumen beginnt deshalb zeitlich früh und übt eine Vorbildfunktion auf andere Industriezweige aus. Dieser Ansatz bietet die Möglichkeit zum Vergleich von Raumbildungsprozessen anderer Industriezweige, beispielsweise dem Maschinenbau. Die städtischen Produktionsstätten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bilden innerhalb der architektonischen Gesamtentwicklung ein Segment, das hinsichtlich seiner Baugeschichte und Bedeutung für die weitere Bauentwicklung wissenschaftlich noch nicht systematisch erforscht ist. Die vorgelegte Arbeit versteht sich als Beitrag zu dieser Aufgabe. Um ein fundiertes Erklärungsmodell aufzustellen, reicht eine rein visuelle Annährung nicht aus. Vielmehr sind die externen und internen Faktoren zu erfassen, die Einfluss auf die Raumbildungsprozesse in den Fabriken genommen haben sowie Impulsgeber für die industrielle Stadtentwicklung waren. Diese Faktoren erschließen sich nicht immer unmittelbar, weshalb sich die Arbeit inhaltlich als Analyse versteht. Grundlage für die Untersuchung bildet ein vom Autor aufgebautes Planarchiv mit mehreren Hundert originalen Bauzeichnungen historischer Brauereien bei der Firma Dreher in Kőbánya, die durch Planunterlagen weiterer Archive vervollständigt wurde und auch als DVD vorliegt. Als Ergebnis der Forschungsarbeit werden Erkenntnisse zu folgenden Einzelthemen vorgelegt: Spezifische architektonische Entwicklung der Brauereibetriebe in Budapest in chronologischer Abfolge (Hausbrauereien - Innerstädtische Brauereibetriebe – Frühindustrielle Brauereien – Industrielle Großbrauereien); Identifikation neuer Gebäudetypen; Bebauungsmuster der Betriebsgelände; Vergleich der Raumentwicklungsprozesse von Brauereien und Maschinenbaufabriken; Industrielle Stadtentwicklung in Budapest; wechselseitiger Architekturtransfer zwischen Deutschland und Ungarn; Denkmalschutz im Industriebau; Einfluss des historischen Industriebaus auf die allgemeine Architekturentwicklung; aktuelle Bezüge: Nachhaltiges Bauen, Verfahrensbionik, low-tech Gebäude. Der Autor hofft, dass die vorgelegte Arbeit als Katalysator für weitere Forschungsarbeiten zur historischen Fabrikarchitektur in Budapest verstanden wird. 117 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz The architectural development of historical factory buildings – specifically breweries – in the area of present-day Budapest between 1815 and 1915 The dissertation examines, from a regional perspective, the history of industrial buildings in Budapest, whereby the chosen topic is the development of historical factory buildings with specific reference to the establishment of breweries and malt houses between 1815 and 1915. The example of the historical breweries may serve as a model for the development of production facilities in a given branch of industry. The reason for this approach is that the very broad nature of the task required the author to focus on a systematic investigation of a single branch of industry. The topic of historical breweries in Budapest was chosen because this was the first industrial sector to undergo the transformation from artisan production to industrial production. The process of spatial change from architecturally non-specific workshops to highly specific production halls began rather early on and it functioned in an exemplary fashion for other industrial sectors. This approach enables comparisons to be made with spatial formation processes in other industries, for instance mechanical engineering. The municipal production facilities of the 19th and early 20th centuries constitute a segment of general architectural development which has still to be systematically researched in terms of its history and its significance for subsequent developments in construction. The dissertation seeks to contribute to this task. In order to establish a reliable explanatory model, it does not suffice to approach the topic solely from a visual perspective. Rather, there is need to gain insights into the external and internal factors influencing the process of spatial formation in the factories and serving as impulses for the development of modern industrial urban centres. These factors are not always immediately apparent, and so the dissertation is analytical in terms of its content. The basis for the investigation is an archive of construction plans that the author has compiled and which contains several hundred original drawings of historical breweries originating from the company Dreher in Kőbánya, which were supplemented by plans and drawings of other archives and are also available in DVD format. As the result of the research work, findings concerning the following topics are presented: the specific architectural development of breweries in Budapest in chronological order (household breweries – inner-city brewery plants – early industrial breweries – large industrial breweries); the identification of new building types; development patterns for production premises; a comparison of the spatial development processes in the brewery and mechanical engineering industries; industrial municipal development in Budapest; the mutual transfer of architectural forms between Germany and Hungary; the conservation of historic industrial buildings; the influence of historical industrial buildings on general architectural development; contemporary perspectives: sustainable construction methods, bionics and low-tech buildings. The author’s hope is that the dissertation will serve as a catalyst for further research on historical factory architecture in Budapest. 118 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz A mai Budapest területének ipari építészete 1815 és 1915 között, különös tekintettel a sörfőzdékre A disszertáció Budapest regionális ipari fejlődését az építészettörténész szemszögéből dolgozza fel, és a város jelenlegi területén található történeti gyárak építészeti fejlődését a sörfőzdék és a malátázók 1815 és 1915 közötti genézise tükrében vizsgálja. A mai Budapest területén létesített történeti sörfőzdék példájával az iparág fejlődésén keresztül mutatom be az iparosodás folyamatának ipari objektumok építészetére gyakorolt hatását. Döntésemet arra alapoztam, hogy a vizsgált terület terjedelme egy iparág szisztematikus vizsgálatát tette szükségessé. Hogy miért esett a választásom a történeti sörfőzdékre? Ennek oka abban keresendő, hogy ez volt az első iparág, amely átállt a kézműves elállításról az ipari gyártási módszerre. Az építészetileg még messzemenően specifikálatlan műhelytől a magasan specifikált gyártó létesítményekig vezető térképzési folyamat itt már időben viszonylag korán kezdetét veszi, így példaképként hatást gyakorol más korabeli iparágakra is. Ez a megközelítés lehetőséget kínál más iparágak, pl. a gépgyártás térkialakítási folyamataival való összehasonlításra is. A 19. századi és korai 20. századi városi gyártólétesítmények ezen az építészeti fejlődésen belül képviselt szegmense, építészettörténeti és későbbi építészeti fejlődésre gyakorolt jelentősége tekintetében eddig nem képezte tárgyát szisztematikus kutatásnak. Az értekezés ennek a kérdésnek a tudományos feldolgozását szolgálja. A megalapozott magyarázati modell felállításához a puszta vizuális megközelítés nem elegendő, hiszen a gyárépületek térkialakítási folyamataira befolyást gyakorló és az ipari fejlődés által generált városfejlesztésnek lendülettel szolgáló számos külső és belső tényezőt kell megvizsgálni. Ezek a tényezők nem minden esetben közvetlenül fejtették ki hatásukat, ezért az értekezés tartalmát tekintve elemzésnek tekinthető. A vizsgálat alapját a kutatás keretében felépített tervarchívum alkotja, mely kőbányai Dreher cég történeti sörfőzdeépületeinek több száz eredeti építészeti tervrajzát tartalmazza, melyet számos más archívumokban felkutatott tervdokumentációkkal egészítettem ki. A tervarchívum DVD-n digitálisan is rendelkezésre áll. A kutatómunka az alábbi területeken vezetett új felismerésekhez: A budapesti sörfőzde üzemek speciális építészeti fejlődése kronológiai sorrendben (házi sörfőzdék – belvárosi sörfőző üzemek – korai ipari sörfőzdék – ipari nagysörfőzdék); új épülettípusok beazonosítása; a korabeli üzemtelepek beépítési mintái; a sörfőzdék és a gépgyárak térfejlesztési folyamatainak összehasonlítása; Budapest ipari városfejlődése; a Németország és Magyarország között zajló kölcsönös építészeti transzfer; műemlékvédelem az ipari építészetben; a történeti ipari építészet befolyása az általános építészeti fejlődésre; aktuális vonatkozások: a fenntartható építészet, az eljárásbionika és a low-tech épületek témakörében. Szándékom szerint az értekezés katalizátorként szolgálhat a budapesti történeti gyárépítészet témakörében folytatott további kutatásokhoz. 119 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Textband Martin Pilsitz Dank Meiner Frau Éva, die mir immer wieder Mut gemacht und mit viel Geduld und großem zeitlichen Einsatz unzählige Schriftstücke übersetzt hat. Ohne sie wäre meine Forschungsarbeit nicht möglich gewesen. Míklós Kalmár PhD, der bereit war, mich als Doktorand zu betreuen und mit seinem umfassenden fachlichen Wissen wesentlich zur Entwicklung der vorgelegten Arbeit beigetragen hat. János Krähling PhD, ein hoch geschätzter Gesprächspartner, der mich als erster ermuntert hat, wissenschaftliche Studien aufzunehmen. Tamás Mezős PhD, für seine wertvollen Ratschläge und seine Hilfsbereitschaft sowie den großen persönlichen Einsatz, mit dem er als Gutachter der vorliegenden Dissertation tätig war. Gábor Winkler PhD, der meine Arbeit von Anfang an fachlich begleitet hat und mit praktischen Hinweisen einen nachhaltigen Einfluss auf die Entstehung meiner Dissertation genommen hat. Den Kollegen vom Lehrstuhl für Baugeschichte und Denkmalschutz an der Technischen Universität Budapest (BME), die mich freundlich aufgenommen und vorbildlich unterstützt haben. Besonders hervorheben möchte ich Zsuzsanna-Emilia Kiss, Vera Vizoli und Eszter Baku sowie Ági Balogh PhD, die eine Anzahl meiner Publikationen redaktionell betreut hat und als Gutachterin der vorliegenden Dissertation tätig war. Den vielen Menschen, die meine Forschungsarbeit auf unterschiedlichste Weise unterstützt haben. 120 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Inhaltsverzeichnis X. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Entwicklung Budapests als Industriestandort X.1. Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von Industrie X.2. Gesellschaftliche Verhältnisse im 19. Jahrhundert und die Entwicklung der Industrie X.2.1. Dominanz der Agrarwirtschaft X.2.2. Bürgerliches Unternehmertum X.3. Budapest als Industriestandort 3 3 5 XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien XI.1. Übersicht zum Herstellungsprozess XI.2. Einzelkomponenten XI.3. Hauptherstellungsprozesse im Überblick XI.3.1. Malzherstellung XI.3.2. Darren XI.3.3. Schroten XI.3.4. Sudprozess XI.3.5. Maischen XI.3.6. Läutern und Kochen der Würze XI.3.7. Abkühlen XI.3.8. Gären und Lagern XI.4. Gärung mittels Zugabe von Hefe XI.4.1. Obergärige und untergärige Hefe XI.4.2. Nachgärung im Lagerkeller 7 7 8 12 XII. Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest XII.1. Mälzerei XII.2. Darre XII.3. Sudhaus XII.4. Kellerei XII.5. Technische Nebengebäude zur Energieerzeugung XII.6. Zusammenfassung 1 13 19 23 26 30 31 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIII. Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) XIII.1. Das Brauhaus Mayerffy XIII.2. Braubetrieb Petz XIII.3. Zusammenfassung 32 36 37 XIV. Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870) XIV.1. Brauhaus Spiegel XIV.2. Vergleich mit der Brauerei der Gebrüder Kosler in Laibach XIV.3. Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya/Köbányai Serház Társaság XIV.4. Umgestaltung einer Stärkefabrik in eine Brauerei XIV.5. Brauhaus Schmidt XIV.6. Brauerei Barber und Klusemann XIV.6.1. Das Brauhaus Carl Rohrbacher XIV.6.2. Die Brauerei Barber-Klusemann - ein Genotyp XIV.6.3. Technische Bauwerke XIV.6.4. Weitere Baumaßnahmen XIV.6.5. Zusammenfassung XIV.7. Brauerei Dreher XIV.7.1. Fassade XIV.7.2. Frigyes Feszl- Gestaltung der Fabrikfassade mit regionalem Bezug XIV.7.3. Urbanes Umfeld XIV.7.4. Zusammenfassung 38 43 43 45 45 47 57 XV. Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915) XV.1. Brauerei Dreher XV.2. Erste Ungarische Aktiengesellschaft AG XV.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt XV.4. Brauerei König Kőbánya AG (ab 1900: Malzfabrik Kőbánya AG) XV.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG XV.6. Hauptstädtische Brauerei AG 2 63 68 72 77 80 84 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz X. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Entwicklung Budapests als Industriestandort X.1. Raumstrukturelle Voraussetzungen als Grundlage der Entwicklung von Industrie Während die Eignung eines Standortes für Landwirtschaftliche Tätigkeit primär von natürlichen Voraussetzungen, wie dem Vorhandensein von einer ausreichenden Menge Wasser und der Qualität des Bodens abhängt, sind für die Standortwahl für das Gewerbe und die Industrie durch Planung und Arbeit geschaffene Voraussetzungen ausschlaggebend, nämlich die Infrastruktur. Eine Ausnahme bei dieser allgemeinen Aussage bildet die Grundstoffindustrie, die an Rohstofflagerstätten oder lokale Energiequellen gebunden ist.1 Da in den meisten Fällen nicht genug Kapital vorhanden ist, um Infrastruktur gleichmäßig im Land zu verteilen, kommt es im Rahmen der Arbeitsteilung zu einer Differenzierung des zur Verfügung stehenden Raumes bei gleichzeitiger Konzentration hochproduktiver wirtschaftlicher Aktivitäten an städtischen Standorten.2 Durch die räumliche Konzentration von Infrastruktur entstehen zusätzliche kumulative Effekte, die diese Entwicklung weiter verstärken. Dieser Prozess kann durch wirtschaftspolitische Steuerung und technologische Entwicklungen verstärkt oder abgemildert werden.3 Um diesen Prozess auf Ungarn zu übertragen, ist festzuhalten, dass in der ersten Phase der Industrialisierung die Erhöhung der Rationalisierung, Spezialisierung und Marktorientierung in der Landwirtschaft sowie gesellschaftliche Veränderungen, wie z.B. verrstärkte wirtschaftliche Aktivitäten des Bürgertums, grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung der Industrie und das Wachstum der Stadt Budapest waren. X.2. Gesellschaftliche Verhältnisse im 19. Jahrhundert und die Entwicklung der Industrie X.2.1. Dominanz der Agrarwirtschaft Die quantitative Dominanz der Agrarwirtschaft in Ungarn war gleichzeitig Voraussetzung und Folge der herrschenden politischen Kräfteverhältnisse. Die Revolution von 1848 hatte weder in Ungarn, noch in anderen für das Land wirtschaftlich wichtigen Staaten wie Österreich oder Preußen einen entscheidenden Durchbruch des Bürgertums gebracht. Am Beispiel der Firma Ganz ist die aktive Teilnahme am Freiheitskampf auf Seiten des bürgerlichen Lagers unter Einsatz industrieller Mittel gut dokumentiert.4 Nach der Rückeroberung Budas wurden bei 1 Banik-Schweitzer 1983. 5-6. Pounds 1990. 3 Fremdling-Tilly 1979. .9 4 Kovács 2006. 15.: Während der Revolution und des Freiheitskampfes in den Jahren 1848–1849 wurden von Ganz Kanonenrohre und –kugeln hergestellt. In einem Brief an seine Eltern aus dem Jahr 1849 berichtet Henrik Ganz detailliert über die Ereignisse in Buda und Pest, wobei er folgendes festhält: ‚Im November des letzen Jahres haben die Ungarn angeordnet, dass wir für sie Kanonen zu gießen haben. Vier Stück haben wir in einen Zustand gebracht, um damit Schüsse abgeben zu können, und wir haben noch sechs Stück gegossen, welche aber dann von den kaiserlichen Truppen, als diese einmarschiert waren, mitgenommen wurden, ohne dass diese 2 3 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Ganz weiter Kanonenrohre gegossen, worüber allerdings keine detaillierten Informationen vorliegen. In der Folgezeit des Freiheitskampfes bildete zunächst der Großgrundbesitz und die davon geprägte Wirtschafts- und Gesellschaftsform weiterhin die Basis einer vom Adel dominierten Ökonomie.5 Die Wirtschaftsform war hauptsächlich durch die Erzeugung von land- und forstwirtschaftlichen Produkten bestimmt, was die Unterstützung des städtischen Kleingewerbes erklärt, vor allem im Bereich der Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass die Einkommenssituation des ungarischen Adels so günstig war, dass ein Engagement in „bürgerlichen“ Wirtschaftsbereichen wie dem Maschinenbau nicht erforderlich war. Man investierte sein Kapital in die Modernisierung der Agrarproduktion, in die landwirtschaftliche Industrie und zur Absatzsicherung seiner Produkte, so auch in die Entwicklung des Verkehrswesens. 6 Die Beteiligung des Adels am Ausbau der Verkehrsstruktur fügt sich gut in den beschriebenen Erklärungsrahmen ein.7 Das Hauptmotiv könnte die Erschließung der von den Zentren weit abgelegenen Besitzungen sein. Ausgehend von Budapest löste ab den 1860-er Jahren aber gerade der Eisenbahnbau entsprechende Folgewirkungen in den Industriebereichen Maschinen- und Werkzeugmaschinenbau aus.8 Nachdem die technische Entwicklung einmal eingesetzt hatte, ging sie so schnell voran, dass bereits auf der Weltausstellung in Wien im Jahr 1873 die erste in Ungarn entwickelte Dampflok gezeigt werden konnte. Bis zum 1880 wurden von diesem Typ bereits 38 Dampfloks hergestellt, was bereits eine Serienpoduktion darstellt einzustufen ist und als Beleg für die innovative Dynamik des Maschinenbaus angeführt werden kann. X.2.2. Bürgerliches Unternehmertum Parallel zu den wirtschaftlichen Aktivitäten des Adels beginnt im Laufe des 19. Jahrhunderts das städtische Bürgertum verstärkt Investitionen in Gewerbebetriebe zu tätigen. Daraus entwickelt sich ein städtisches Unternehmertum, das durch die Einschränkung der Zunftrechte ständig an wirtschaftlicher Bedeutung gewann.9 Bereits im Jahr 1841 wurde der Landesindustrieverein/Országos Iparegyesület gegründet, womit die Industrieentwicklung in Ungarn aktiv unterstützt werden sollte. Nach dem Ausgleich von 1867 und der dadurch errungenen geringeren Abhängigkeit von Österreich wurde die Industrialisierung Ungarns mit staatlicher Unterstützung und Konzentration auf Budapest vorangetrieben. 10 Das Selbstbewusstsein, das die bürgerlichen Unternehmer in der Zeit des Aufschwungs die geringeste Neigung gezeigt hätten, deren Preis zu bezahlen./Az 1848–1849-es forradalom és szabadságharc alatt Ganz ágyúcsöveket és –golyókat öntött. Henrik 1849-ben szüleinek küldött levelében – amely részletesen beszámol a Budán és Pesten történt eseményekről- azt írta: ‚Múlt év november havában a magyarok elrendelték, hogy ágyúkat öntsünk részükre. Négy darabot lövésre kész állapotba hoztuk, és még hat darabot öntöttünk, ezeket a császári csapatok, amikor bevonultak, elvitték anélkül, hogy az áruk megfizetésére a legkisebb hajlandóságot mutattak volna. 5 Beluszky 2005. 6 Erdősi 1986. 56-133. 7 Banik-Schweitze. 5-7. 8 Fenyő 1930. 9 Dóra 1970. 7. 10 1872: Industriegesetz VIII. T.cz.: staatliche Begünstigungen für neu gegründete oder Industriezweige, die erweitert werden. 1884: Modifizierung der Gesetzesverordnung XVII. t.-cz.: das Betreiben eines Industriebetriebes ist an eine entsprechende Qualifikation geknüpft. 4 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz entwickelten, kommt in den Fabrikfassaden der Gründerzeit zum Ausdruck. Als Folge der einsetzenden Spezialisierung entstehen eine große Anzahl neuer Berufe (beispielsweise der des Fotografen), wodurch unter anderem auch der Tertiärbereich gestärkt wird. Das Medienorgan der Unternehmer waren Zeitungen, wie beispielsweise der MAGYAR IPAR/UNGARISCHE INDUSTRIE, die im Jahr 1880 in Budapest gegründet und als Periodika halbmonatlich veröffentlicht wurde. Die einsetzende Entwicklung der Industrie wurde durch den Börsenkrach von 1873 in eine zeitweilige Depressionsphase überführt, die auch die Kreditvergabe der Banken an die kapitalintensiven Industriebetriebe negativ beeinflusste. Erst mit dem Wiedereinsetzen der Konjunktur in den neunziger Jahren begannen die Banken wieder mit Kreditvergaben an Industriebetriebe in benötigtem Umfang.11 Dieses Engagement entwickelte sich bei den Banken weiter zu eigenen Beteiligungen an besonders kapitalintensiven Industrieunternehmungen, vor allem in der Eisen- und Maschinenbauindustrie,12 aber auch bei Brauereibetrieben.13 Der wirtschaftliche Aufschwung in der sogenannten „zweiten Gründerzeit“ zwischen 1904 und 1912 ist auf den Maschinenbau, und nicht zuletzt auch auf den Ausbau der Waffen- und Rüstungsindustrie zurückzuführen.14 Für den Maschinenexport waren für Ungarn vor allem die Länder auf dem Balkan von Bedeutung. Etwa 40% der gesamten Maschinenexporte, der hauptsächlich aus Landmaschinen bestand, gingen ab 1890 in diese Länder. Gleichzeitig blieb die Massenkaufkraft trotz eines industriellen Aufholprozesses in Ungarn mit überdurchschnittlichen industriellen Wachstumsraten bis zum Ersten Weltkrieg auf niedrigem Niveau, weshalb die Möglichkeit zur Entwicklung einer Konsumgüterindustrie nicht voll ausgeschöpft werden konnten.15 X.3. Budapest als Industriestandort Die Entwicklung der Region Budapest als Industriestandort im Untersuchungszeitraum wird von folgenden spezifischen Ausgangsfaktoren geprägt: Die Stadt und ihre unmittelbare Umgebung weisen weder Rohstoffvorkommen (z.B. Eisenerz), die für eine industrielle Produktion verwertbar sind, noch fossile Energieträger (z.B. Kohle) auf. Dies stellt einen Standortnachteil dar, der erst mit dem Ausbau der Eisenbahnlinien (ab 1846) ausgeglichen werden konnte. Diesem Standortnachteil stehen jedoch einige Standortvorteile gegenüber, die für eine Industrieentwicklung mit entscheidend sind. Diese sind die zentrale geografische Lage der Stadt innerhalb des Landes, die günstige Verkehrslage an der Donau und sich schnell entwickelnde Bildungseinrichtungen für technische Berufe.16 Mit der Ansiedlung von 11 März 1963. 274. Anmerkung 19: „....darunter folgende Betriebe: ... Maschinenfabrik Ganz & Comp. (Budapest), ...“ 12 Im Jahr 1913 übt die Pesti Magyar Kereskedelmi Bank (Ungarische Handelsbank in Pest) aufgrund wirtschaftlicher Verbindungen bei 59 Industriebetrieben und die Magyar Általános Hitelbank (Allgemeine Kreditbank Unganr) bei 63 Betrieben eine mehr oder weniger große Einflussnahme aus 13 Pesti Magyar Ipar és Kereskedelmi Bank (Ungarische Industrie- u. Handelsbank in Pest) war Anteilseigner bei der Bürgerlichen Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt. (1892) 14 Futó 1944. 15 Berend-Ránki 1973. 467-469. 16 Zelovich 1922. 5 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Banken und der Gründung einer Börse (1864),17 wird die Stadt auch zum Zentrum der Kapitalbeschaffung, was weitere Synergieeffekte auslöste.18 Durch eine aktive staatliche Industriepolitik gewinnt diese Entwicklung weiter an Dynamik. Insgesamt übte der Siedlungsraum Pest-Buda als industrielles, politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum eine enorme Anziehungskraft auf die Bevölkerung des Landes aus, was einen rasanten Anstieg der Einwohnerzahl zur Folge hatte: Jahr 1848 1851 1869 1873 1880 1900 1910 Bevölkerung Pest-Buda (ab 1873 Budapest) 19 110516 178.016 280.349 296.867 509.384 733.358 880.371 Wenn man auf Grundlage des oben Aufgeführten versucht, die Position Budapests als Industriestadt im Vergleich mit Städten wie beispielsweise Berlin und Wien zu bestimmen, ist zunächst festzustellen, dass sich die Städte Wien und Berlin bezüglich der industriellen Struktur ähnelten. Berlin war Ende des 19. Jahrhunderts die in Europa am weitesten entwickelte industrielle Großstadt. Die Gründe hierfür sind zum einen, dass die industrielle Entwicklung relativ früh einsetzte (Maschinenbaufabrik Egells: 1822; Borsig: 1836) und zum anderen, dass diese Entwicklung durch staatliche Investitionen, die durch französische Reparationszahlungen aus dem Krieg 1870/71 finanziert wurden, weiter gefördert wurden.20 Budapest startete dagegen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. voll durch. Der Vorteil der zeitlich verzögerten Industrieentwicklung war, dass die modernen industriellen Wachstumsbranchen (neben dem Maschinenbau auch die aufkommende Elektroindustrie) in Budapest auf hohem Niveau in die Entwicklung eingestiegen sind, und damit mehrere produktionstechnische Zwischenphasen übersprungen wurden, die Industriestädte jener Zeit, wie Wien oder Berlin erst überwinden mussten. Hierzu zählt beispielsweise die Phase der handwerklich-manufakturellen Güterproduktion. Eine Besonderheit des Standortes Budapest war die Stärke der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, die ihre Basis in der überragenden Bedeutung der ungarischen Agrarproduktion hatte.21 Diese Branche, allen voran die Mühlen und Brauereien stellte zeitlich früh von einer handwerklichen auf eine industrielle Herstellungsweise um, was sich unter anderem an der Architektur dieser Produktionsstätten manifestiert. Die prozentualen Beschäftigungsanteile in der Nahrungsund Genussmittelindustrie lag in Budapest auch deutlich höher als beispielsweise in Berlin oder Wien. Zwischen 1870 und 1890 stieg der Beschäftigungsanteil, was vermutlich auf die schnelle Mechanisierung (Dampfmühlen) und der Konzentration der Betriebe auf Budapest zurückzuführen ist, stark an, verlor aber dann, vermutlich wegen der Expansion anderer Branchen des Produktionssektors (Maschinenbau und Elektro), an Bedeutung. 17 Korányi-Szeles 2005. Kövér 1993. 89-127. 19 Statisztikai Évkönyve 1944. 12. 20 Huber 1901. 21 Banik-Schweitzer 1983. 5-7. 18 6 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien XI.1. Übersicht zum Herstellungsprozess Die bauliche Gestaltung der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest steht im engen Zusammenhang mit dem Herstellungsprozess des Produktes. Um diese Wechselwirkung zu verdeutlichen, wird im Folgenden eine Übersicht des Bierbrauprozesses gegeben, die keine Fachliteratur ersetzen soll. Ausführlichere Beschreibungen der Bierherstellung hinsichtlich der Verfahrenstechnik und der chemisch-biologischen Prozesse sind in den Fachbüchern von Zoltán Rázga22 und Wolfgang Kunze23 zu finden. Die beiden Werke sind nicht im Untersuchungszeitraum entstanden, weshalb auch auf das Fachbuch von Emil Leyser24 aus dem Jahr 1900 hingewiesen wird. Die von Emil Leyser beschriebene Herstellungsweise von Bier entspricht hinsichtlich dem betrieblichen Ablauf und der eingesetzte Produktionstechnik dem modernen technischen Standard seiner Zeit und ist bei der Planung und dem Bau der Bierbrauereien in Kőbánya und Budafok zur Anwendung gekommen. Gleichzeitig wird auch auf das Standardwerk von Benno Freiherr von Possaner aus dem Jahr 1893 aufmerksam gemacht.25 XI.2. Einzelkomponenten Beim Bierbrauen werden Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser miteinander vermischt, wobei durch einen biochemischen Umwandlungsprozess ein alkoholhaltiges Getränk hergestellt wird.26 Dabei werden Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser miteinander vermischt. Während die anderen Grundstoffe angeliefert werden (Vertrag zwischen der Brauerei Haggenmacher und der Elektrischen Stadtbahn Budapest AG/budapesti villamos városi vasút Rt. über einen Industriegleisanschluss, 1909),27 wäre dies bei den großen Mengen von benötigtem Wasser für die Bierherstellung kaum möglich. Erst der Zugang von Wasser vor Ort in ausreichender Menge und entsprechender Qualität ermöglicht das Entstehen einer Brauerei. Zum einen besteht das Endprodukt aus mehr als 90% Wasser, zum anderen beeinflusst seine chemische Zusammensetzung den Geschmack und Charakter des Bieres.28 Gleichzeitig wird Wasser im Laufe des Herstellungsprozesses in verschiedenen Einzelschritten, beispielsweise beim Mälzen, benötigt. 22 Rázga 1954. Kunze 1983. 24 Leyser 1900. 25 Possaner 1893. 26 Kunze 2007. 27 DMT A 6000.7100. 28 Kunze 1983. 7. 23 7 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XI.3. Hauptherstellungsprozesse im Überblick Nachdem in der Mälzerei aus Gerste Malz hergestellt wurde, wird dieser geschrotet (zerkleinert). Daraufhin erfolgt der eigentliche Brauprozess. Dabei wird Wasser auf etwa 60 Grad erhitzt und das geschrotete Malz hinzugefügt (Maischen). Die Maische wird unter laufendem Umrühren weiter erhitzt. Dabei setzen Enzyme die Stärke aus dem Malz in Malzzucker um. Wenn dieser Umwandlungsprozess beendet ist, wird der Malztreber von der Würze (d.h. der flüssige vergärbare Teil der Maische) getrennt (Läutern). Danach wird die Würze in der Würzpfanne mit Hopfen gekocht. Bei dem darauf folgenden Vorgang wird der Sud aus der Würzpfanne durch einen Filter abgelassen, um Schwebstoffe und das geronnene Eiweiß abzutrennen. Zuletzt wird die als Anstellwürze bezeichnete Flüssigkeit in einem Kühler auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt und die Hefekultur zugegeben. Obergärige Hefesorten vergären bei Temperaturen zwischen 18°C und 24°C, untergärige Sorten bei 8°C bis 14°C. Bei der jetzt einsetzenden alkoholischen Gärung setzt die Hefe den in der Würze gelösten Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid um. Dieser Gärungsprozess dauert etwa eine Woche, worauf sich ein vier bis sechs wöchiger Nachgärprozess sowie die Lagerung anschliesst.29 Im Folgenden sollen die Einzelprozesse zur Herstellung von Bier dargestellt werden: XI.3.1. Malzherstellung Funktion: Herstellung von Grünmalz Ort: Mälzerei In seiner ausgeprägten Form besteht das Mälzen aus folgenden Einzelprozessen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Anlieferung der Gerste Reinigung der Gerste in der Reinigungsmaschine Zwischenlagerung Wasserzuführung im Quellbottich (60 … 90 Stunden) Keimen in der Malztenne (Dauer: 8 … 10 Tage, Bedingungen: konstante Temperatur (10 … 15°C), konstante Luftfeuchtigkeit, mäßige Belichtung, Produkt: Grünmalz) Trocknen in der Malzdarre (Produkt: Darrmalz) Reinigen und Entfernen von überschüssigen Keimen Zwischenlagern Malzquetschen Beim eigentlichen Malzvorgang wird die Gerste unter Zugabe von Wasser zum Keimen gebracht. Bei diesem Prozess werden im Korn die zur Stärkeaufspaltung notwendigen Enzyme gebildet bzw. angereichert. Diesem Schritt folgt eine sechs- bis achtwöchige Keimruhe, bei der das Keimgut seine volle Keimfähigkeit ausbildet. Danach wird es in Weichgefäßen für ungefähr zwei Tage eingeweicht, wobei sich der Wassergehalt auf ca. 45°C erhöht und leere Schalen und tote Körner ausgeschwemmt werden. Nach dem Weichen 29 www.Bierbrauen.com (2012.03.10) 8 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz kommt das Korn in den Keimkasten, wo die Keimung bei festgelegter Temperatur und Frischluftzufuhr beginnt. Das Ergebnis des Keimprozesses ist Grünmalz. XI.3.2. Darren Funktion: Herstellung von Braumalz Ort: Darre In seiner ausgeprägten Form besteht das Herstellen von Braumalz aus folgenden Einzelprozessen: 1. 2. 3. In der Malzdarre wird dem Grünmalz Feuchtigkeit entzogen, der dadurch haltbar wird und seine Farbigkeit erhält Reinigen und Entfernen von überschüssigen Keimen Lagerung im Malzsilo Der Grünmalz wird zum Feuchtigkeitsentzug entweder direkt zum Trocknen in die Malzdarre transportiert oder zunächst auf dem Schwelchboden vorgetrocknet und kommt mit einer Zeitverzögerung in die Darre.30 Der Schwelchboden ist in der Regel ein luftiger Raum der sich unter dem Dach der Brauerei befindet. Das Grünmalz wurde von der Malztenne dorthin mit Hilfe einer Grünmalztransportanlage geleitet. Das Ingenieurbüro Wagner (Böblingen/Deutschland) plante im Jahr 1912 eine solche Anlage für die Malzfabrik Sigmund Deutsch in Kőbánya.31 ABB.XI.1. An den Längsseiten des Schwelchbodens befinden sich in Bodennähe Öffnungen mit Jalousien, mit denen eine kontrollierte Lufttrocknung des Grünmalzes sichergestellt werden konnte. Der eigentliche Darrprozess begann nach dem Aufbringen des Grünmalzes auf dem oberen Drahtboden der Darre. Zunächst wurde die in der Feuerungsanlage erzeugte Wärme mit Frischluft vermischt.32 Die Warmluft durchströmte das Malz bei einer Temperatur von etwa 50°C, wobei das Malz zu keinem Zeitpunkt mit offenem Rauch in Berührung kam.33 Um ein gleichmäßiges Durchtrocknen zu gewährleisten, wurde es stündlich gewendet.34 Nach etwa 6 Stunden wurde das Malz durch Bodenöffnungen auf den unteren Darrboden abgelassen, wo es dann für 6 bis 8 Stunden Temperaturen zwischen 70°C und 100°C ausgesetzt wurde. Dabei wurde der Keimvorgang endgültig unterbrochen und das Malz getrocknet. Als Ergebnis des Gesamtprozesses Darren erhält man das Darrmalz. Dessen Eigenschaften beeinflussen den Geschmack des später gebrauten Bieres bereits wesentlich: In Abhängigkeit der verarbeiteten Getreidesorte, Dauer und Temperatur der Keimung, des Wassergehalts vor dem Abdarren sowie Dauer und Temperatur des Abdarrens entstehen unterschiedliche Malzsorten. Unmittelbar nach dem Darrprozess wurde das Malz von überschüssigen Keimen befreit. Bei der industriellen Bierherstellung setzten die Großbrauereien dafür bereits um die Jahrhundertwende spezielle Entkeimungsmaschinen ein. 30 Durch das Vortrocknen wurde beim späteren Darren mit warmer Luft Energie eingespart DMT A 11000.100a-k 32 Rázga 1942. 49 und 47. 33 WagneR 1884. 34 Ab 1870: Einführung voll automatisch arbeitender Malzdarren 31 9 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XI.3.3. Schroten Funktion: Zerkleinern des Darrmalzes Ort: Sudhaus Das hergestellte Darrmalz wurde in der Schrotmühle zerkleinert, um die spätere Lösung der darin enthaltenen Stoffe im Brauwasser zu ermöglichen. Die Schrotmühle befand sich im Geschoss über dem Sudhaus und war direkt über dem Maischbottich angeordnet, damit dieser über einen Trichter mit einer festgelegten Menge Malz direkt befüllt werden konnte. XI.3.4. Sudprozess Brauprozess Ort: Sudhaus Im Untersuchungszeitraum bestand der Sudprozess aus vier Teilprozessen: 1. 2. 3. 4. Maischen (Darrmalz, Wasser, Wärmezufuhr, ständige Bewegung. Dem Malz wird Zucker entzogen) Ergebnis: Bierwürze Läutern (Kochen) der Würze35 im Läuterbottig (Kochen der Bierwürze. Treber wird von der Würze getrennt) Kochen der Würze in der Würzpfanne (Kochen der Würze mit Hopfen) Abkühlen in den Kühlschiffen (schnelles Abkühlen auf 5-7°C zur Vermeidung unerwünschter chemischer Verbindungen) im Kühlhaus XI.3.5. Maischen Brauprozess Ort: Sudhaus Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem Vermischen des geschroteten Malzes mit etwa 45°C warmen Wassers in einem Maischbottich. Dabei lösen sich die Inhaltsstoffe des Malzes (Stärke, verschiedenen Proteine, Zellwandsubstanzen) durch enzymatische, physikalische und chemische Lösungsvorgänge. Die Maische wird ständig umgerührt, wobei sich die Stärke aus dem Malz im Wasser auflöst. Danach erfolgt eine Temperaturerhöhung auf 70°C. Dabei wird aus der Getreidestärke vergärbarer Malzzucker. Das Eiweiß wird beim Maischen in Aminosäuren zerlegt. Die Qualität des zugegebenen Brauwassers beeiflusst den Mineralienund Salzgehalt des Bieres. Die Bottiche und Pfannen wurden mittels Höhendifferenzierung so angeordnet, dass die Gravitation genutzt werden konnte.36 Dadurch wurden oft Pumpen eingespart und damit Investitions- und Betriebskosten einzusparen. 35 Die Würze ist der zuckerhaltige Auszug, der während des Sudprozesses aus Malz, Hopfen und Wasser entsteht und aus dem durch die nachfolgende Gärung Bier entsteht 36 Zum Beispiel wurde der Maischbottich auf gusseiserne Füsse aufgeständert und befand sich damit mit dem Maischkessel und dem Läuterbottich auf gleicher Ebene. 10 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XI.3.6. Läutern und Kochen der Würze Brauprozess Ort: Sudhaus Wenn der Maischvorgang abgeschlossen ist, wird die Flüssigkeit langsam nach unten in einen weiteren Behälter abgelassen. Feststoffe, die sich am Behälterboden abgelagert haben, wirken dabei wie ein Filter und die Brauwürze wird vom Malz getrennt. Die geläuterte Brauwürze wird in der Sudpfanne bis zum Sieden erhitzt. Dabei wird Hopfen zugegeben, wobei Geschmack und Haltbarkeit des Bieres von Sorte und Menge abhängig ist. Beim Kochen entstehen Temperaturen von über 80°C, wobei durch das Verdampfen des Wassers die für jede Biersorte typische Stammwürze eingestellt wird (Meßgerät: Sacchometer). XI.3.7. Abkühlen Abkühlprozess Ort: Sudhaus Nachdem der Sudprozess im Sudhaus abgeschlossen war, wurde die hochtemperierte Bierwürze in einem ersten Schritt von ungefähr 80°C auf 12 bis 15°C, dann in einem weiteren Schritt auf 5 bis 7°C herunter gekühlt. Zum einen wurden mit dieser Maßnahme weitere chemische Veränderungen unterbunden, die sich negativ auf den Geschmack ausgewirkt hätten. Zum anderen war das Abkühlen die Voraussetzung für den darauf folgenden Gärprozess, der im Gärkeller stattfand. In den historischen Brauereien wurde die Würze hierzu in gusseiserne oder mit Eisenblech ausgekleidete Holzwannen geleitet, die sogenannten Kühlschiffe.37 Die Kühlschiffe waren rechteckige oben offene Wannen. Da die Abkühlung vorwiegend über Verdunstung vor sich ging, mussten die Räume, in denen die Kühlschiffe untergebracht waren, über eine kurze Luftwechselzeit verfügen. Die Kühlschiffe waren direkt über den Gärkellern angeordnet. XI.3.8. Gären und Lagern Ort: Kellerei (Gär- und Lagerkeller) 1. Gären im Bottich (Hauptgärprozess durch Zugabe von Hefe) im Gärkeller 2. Nachgärung im Lagerkeller bei einer Raumlufttemperatur von max. 5°C 37 Der Begriff Kühlschiff kann sich je nach Anwendung auf die Abkühlwanne, aber auch auf den gesamten Raum, in denen mehrere Abkühlwannen untergebracht sind, beziehen. 11 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XI.4. Gärung mittels Zugabe von Hefe Nach Abschluss des Abkühlens wurde die Bierwürze unter Ausnutzung der Gravitation in den Gärkeller (dunkel und kühl) abgelassen, der sich wiederum unter dem Kühlhaus befand. Im Gärkeller waren die oben nicht geschlossenen Gärbottiche aufgestellt. Die Zugabe von Hefe erfolgt, nachdem die Würze die für die jeweilige Hefesorte notwendige Temperatur erreicht hatte. Dabei setzte die Hefe den Gärprozess in Gang, wobei der Zucker innerhalb von fünf bis acht Tagen zu Alkohol und Kohlensäure umgewandelt wird. Dieser chemische Prozess konnte bis zu drei Wochen andauern. XI.4.1. Obergärige und untergärige Hefe Grundsätzlich wird zwischen ober- und untergäriger Hefe unterschieden. Obergärige Hefe schwimmt nach dem Brauvorgang auf dem Sud und kann abgeschöpft werden. Untergärige Hefe setzt sich dagegen nach dem Brauen am Boden des Sudkessels ab. Die Unterschiede der beiden Hefesorten sind in Zusammenhang mit der Braumethode und –technologie von Bedeutung. Obergärige Hefe (Saccharomyces cerevisiae) arbeitet bei Temperaturen zwischen 15 und 20°C, das heißt bei Zimmertemperatur. Die Vergärung verläuft wesentlich schneller als mit untergäriger Hefe und war schon möglich, bevor Kühltechnik eingesetzt wurde. Allerding ist sie anfälliger für Verunreinigungen, wie Fremdpilze und Bakterien. Untergärige Hefe benötigt Temperaturen von 4°C bis 9°C (Gärkeller, Probleme mit der Kühlung) und ist bis zur vollen Reife kühl zu Lagern. Insgesamt resultierte daraus eine weitaus kompliziertere Herstellungstechnologie und aufwendige Maßnahmen zum Kühlen und Nachreifen des Bieres. XI.4.2. Nachgärung im Lagerkeller Das sogenannte Jungbier wurde bis zu einem halben Jahr in großvolumigen Lagerfässern bei einer Temperatur von maximal 3°C zum Nachgären eingelagert. Durch die Lagerung erhält das Bier seine Reife und den endgültigen Geschmack. Gleichzeitig setzten sich bei der Lagerung Trübbestanteile ab, die bei der darauf folgenden Filtration isoliert werden. Die Bierbrauereien in Kőbánya nutzten das Kellersystem als Gär- und Lagerkeller. 12 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XII. Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest Die historischen Brauereien in Budapest bestehen in der ausgeprägtesten Form aus einem System von vier unterscheidbaren Gebäude- und Bauwerkstypen, die aus der Aufteilung des Gesamtherstellungsprozesses in Einzelphasen entstanden sind.38 Im Folgenden soll die Funktion, Konstruktionsweise und architektonische Entwicklung der folgenden Produktionsgebäude und technischen Bauwerke in den einzelnen Innovationsphasen dargestellt werden: 1. Mälzerei 2. Darre (mit Malzspeicher als Zwischenlager) 3. Sudhaus 4. Kellerei Ab dem Jahr 1860 üben auch technische Nebengebäude zur Energieherstellung Einfluss auf die Architektur der Brauereien aus, der wegen seiner Bedeutung auf das bauliche Gesamtensemble gesondert beschrieben wird. XII.1. Mälzerei Funktion Das Gebäude als elementarer Teil der Verfahrenseinrichtung Epistemische Lösung der Bauaufgabe – Verfahrensbionik – biomorphe Baukonstruktion Die Mälzerei umfasst die funktionalen Einheiten Malztenne und Darre. Auf den Malztennen sollte die feuchte Gerste zum Keimen gebracht werden, weshalb das Gebäude über Attribute verfügen musste, die die Verhältnisse im natürlichen Erdboden simulierten. Das Keimen ist ein komplexer biochemischer Umformungsprozess, in dessen Verlauf in der Gerste Enzyme gebildet werden. Dieser Prozess läuft jedoch nicht im natürlichen Medium des Erdreiches ab, sondern in der künstlichen Umgebung der Malztenne, die damit zur „Keimungsanlage“ wird. Dabei wurden Erkenntnisse aus den Biowissenschaften baulich in die künstliche Umbebung der Mälzerei übertragen. Damit nutze man bereits um die Jahrhundertwende in diesen Gebäuden Synergien zwischen Naturwissenschaft und Bauechnik. Dieser Grundsatz wurde erst ein halbes Jahundert später, in den 1960-Jahren als Verfahrensbionik bezeichnet. Die vorrangige Planungsleistung bestand dabei in der Übertragung biologischer Prinzipien auf die Funktionsweise des Gebäudes. Die biomorphe Baukonstruktion kann als Hinweis auf eine epistemische Denkweise der an der Planung Beteiligten interpretiert werden, bei der das Gebäude selbst elementarer Teil der Verfahrenseinrichtung wurde. Durch die Vernetzung von Architektur und Biowissenschaften wird aus der historischen Mälzerei ein zukunftsweisendes Gebäude, das durch eine Planung, die auf einer streng logischfunktionalen Lösung der Bauaufgabe basiert, einen Denkanstoß auf eine mögliche Reaktion der Architekten auf derzeit bestehende Probleme in Zusammenhang mit der 38 Brauprozess siehe: Appendix, Kapitel XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien 13 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Energieversorgung und Umweltverschmutzung in sich trägt. Das Haus als naturanaloges System ist dabei ein Synonym für intelligente Architektur. Raumanordnung als dreidimensionales System Die Einzelprozesse des Bierbrauens werden in ihren Grundzügen im Kapitel XI: Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien dargestellt.39 Dabei waren die Räume für die einzelnen Arbeitsschritte innerhalb der Produktionsstätte in ihren Dimensionen so zu Planen und einander zuzuordnen, dass diese zu einem Gesamtfunktionsablauf verknüpft wurden. Aufgrund der horizontalen und vertikalen Verbindungen resultierte daraus in der Mälzerei ein dreidimensionales System. Die Mälzerei als Gebäude Das Mälzereigebäude war baulich in folgende Hauptbereiche gegliedert: - Gersten- und Malzlager (Grundrissform: Rund oder rechteckig) Malztennen (Grundrissform: langgestrecktes Rechteck) Darrhaus (Grundrissform: Quadrat) Für die Anordnung der Malztenne können zwei Typen identifiziert werden: - Malztenne im Kellersystem Malztenne im Mälzereigebäude (Unter- und Erdgeschoss) Tennen im Kellersystem In Kőbanya wurde das bestehende Kellersystem als Malztennen genutzt, während die Gebäude für das Gerstenlager oberirdisch angeordnet waren. Obwohl das Kellersystem in Untertagebauweise als Stollensystem im natürlichen Kalkstein angelegt war, wurde der Boden mit Kalksteinplatten aus Solnhofen (Bayern) belegt und die Fugen mit hydraulischem Kalkmörtel verfugt. ABB.XII.1. Dieses Material kommt auch noch 1912 beim Bau der Malzfabrik Haggenmacher in Budafok als Bodenbelag für die Malztennen zum Einsatz.40 ABB.XII.2. Der Grund für die Verwendung der Solnhofener Kalksteinplatten liegt in den Materialeigenschaften (höhere Dichte, geringere Wasseraufnahme). Ein Beispiel für eine Kellertenne ist die Malzfabrik Deutsch in Kőbánya (Planung: Rudolf Wiedemann).41 ABB.XII.3. 39 Appendix, Kapitel XI, Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien DMT A 6000.1600. 41 DMT A 11000.200. 40 14 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Malzenne im Mälzereigebäude Im weiteren Verlauf der Entwicklung wurden die Malztennen im gemauerten Unter- und Erdgeschoss der Mälzerei angeordnet. Im Fall der Hauptstädtischen Brauerei AG./Fővárosi Sörföző Rt. in Kőbánya (Planung: Architekt Zimmermann, 1912) hatte der Malzkeller mit einem Grundriss von 37,10m x 60,75m = 2.253,0m2 bedeutende Ausmaße.42 ABB.XII.4. Weitere Nebenräume waren direkt angegliedert. Tennen, die im Untergeschoss angeordnet waren, hatten den Vorteil, dass diese weniger den Schwankungen der Außentemperatur und dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt waren. Die beim Keimvorgang entstehende kohlensäurehaltige Abluft wurde über Öffnungen in Deckenhöhe oder Kanäle in der Außenwand über die Dachtraufe abgeführt. Die oberen Öffnungen hatten die Form von kleinen Kaminköpfen und wurden, wie im Fall der Ersten Ungarischen Aktien Brauerei AG./Első Magyar Részvény sörfőzde in Kőbánya (Planung: Ganzenmüller-Rank, 1908), zu Elementen der Fassadengestaltung.43 ABB.XII.5. Die Mälzerei als Gebäude Neben Tennengebäuden, die als Erweiterungsbauten errichtet wurden (Brauerei Dreher, 1903)44 ABB.XII.6. bildete sich als endgültige Form für das Mälzereigebäude ein kompakter Baukörper heraus, der über einem großflächigen Grundriss mehrere Geschosse aufragte und als oberer Abschluss üblicherweise ein Satteldach aufwies. Zunächst bildete die Mälzerei gemeinsam mit dem Sudhaus eine bauliche Einheit, was im Falle der Brauerei Dreher (Planung: Diescher/Feszl, 1863) nach außen als geschlossener und großflächiger Baukörper in Erscheinung trat.45 ABB.XII.7. Die Abbildungen ABB.XII.7a. und ABB.XII.7b. zeigen den Mälzereitrakt in den 1990-er Jahren kurz vor dem Rückbau. Deutlich zu erkennen sind Wandscheiben aus Stahlbeton, die in den 1950-er Jahre als konsruktive Elemente zur Aussteifung der Fassade hinzugefügt wurden. ABB.XII.7c. zeigt den Standort nach dem Rückbau. Als Folge der baulichen Dimensionen, die die einzelnen Bereiche der Brauerei inzwischen erreichten, wurde diese Einheit aufgelöst und es entstanden für die Mälzerei und das Sudhaus separate Gebäude. Gleichzeitig mit dieser baulichen Segregation erhöhten sich der Grad der Spezialisierung sowie die quantitative Leistungsfähigkeit der beiden Produktionseinheiten. Aufgrund der Betriebsgröße und -organisation entwickelte sich aus der Mälzerei (als untergeordneter Teil des Brauereibetriebes) eine Malzfabrik als eigenständiger Betrieb, der durchaus in der Lage war, mehrere Brauereien mit Malz zu versorgen. Als Konsequenz bildete sich eine eigene Bauform heraus, die in der äußeren Ausgestaltung stark von einer technischen Ausprägung beeinflusst ist. Ein Beispiel sind die beiden Darrenabluftschlote der Mälzerei Dreher,46 ABB.XII.8.; ABB.XII.8a.47 die als dominante Bauteile eine weithin sichtbare visuelle Wirkung hatten oder der Darrenabluftschlot der Mälzerei Haggenmacher in Kőbánya (1914).48 ABB.XII.9. Diese 42 DMT A 8000.150. DMT A 5000.1800. 44 DMT A 1000.410. 45 BFL 15.17.b.311.szb.19667b. 46 Firma Dreher Archiv 47 Firma Dreher Archiv: Aufnahme während des Brandes im Jahr 1961 48 DMT A 6000.1800a. 43 15 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz bauliche Entwicklung kommt auch in den neuen Betriebsbezeichnungen wie „Malzfabrik Deutsch“49 (1900) oder „Malzfabrik für Haggenmacher, Steinbrucher und Budafoker Brauereien A:G. Budafok“ (1908) zum Ausdruck.50 In Kőbánya waren die Mälzereien in der Regel auf dem Betriebsgelände der Brauereien angeordnet. Die Gebäude der Mälzereien mit ihren großen Grundflächen ergaben sich als Konsequenz des oben beschriebenen Verfahrens sowie der Erfordernisse zur Lagerung der Gerste und des Malzes. Aufgrund des geringen Gewichtes der Gerste konnten die Tennen mehrgeschossig ausgeführt werden. Mit dieser mehrgeschossigen Bauweise waren Vorteile verbunden. Die aufzuwendenden Kosten für die Gründungsarbeiten und die Dachkonstruktion fielen geringer aus. Gleichzeitig wurde auf dem Betriebsgelände Baugrund eingespart und die Schwerkraft konnte zu einem vertikalen Verfahrensablauf von oben nach unten genutzt werden. Um eine schnelle und gut geregelte Be- und Entlüftung zu gewährleisten, wurden eine große Anzahl kleinformatiger Fenster vorgesehen. Um auch den letzten Rest von Tageslicht abzuhalten, erhielten die Fenster von innen Jalousien. Der Grund hierfür ist der Schutz des Produktes vor direkter und intensiver Sonneneinstrahlung, da der Keimprozess sowie die Lagerung bei gleichmäßigen und kühlen Temperaturen erfolgen musste.51 Von Aussen waren Gitter angebracht, um zu verhindern, dass Vögel in den Raum einfliegen. Baukonstruktion Die Außenwände der Mälzereien bestanden in der Regel aus massivem Mauerwerk, das Fassadenseitig verputzt oder mit Backsteinen verblendet war. Das Beispiel der EMRS aus dem Jahr 1912 zeigt, dass die unteren Geschosse, in denen die Tennen angeordnet waren, stärker dimensionierte Außenwände hatten, als die darüber liegenden Lagerräume und in der Regel doppelschalig mit Zwischenraum ausgeführt waren, der mit einer bituminierten Korkschicht zur Wärmedämmung ausgefüllt war.52 Das Dach als oberer Abschluss (Satteloder Mansarddach) bestand entweder aus einer zimmermannsmäßigen Holzkonstruktion oder aus Eisenfachwerkbindern, mit denen man den gesamten Dachraum stützenfrei überspannen konnte, womit der Dachraum als Lager nutzbar wurde. Aufgrund der Funktion (ähnliche Ausgangsstoffe wurden gelagert und verarbeitet) und der daraus abgeleiteten Konstruktion aus massiven Außenwänden und Stützen im Innenbereich kann davon ausgegangen werden, dass die Mälzereien vom Mühlenbau abgeleitete Gebäude sind. Zunächst war die Standardkonstruktion der Geschossdecken ein preußisches Kappengewölbe, das wegen der großen Spannweiten auf werksteinverkleideten Eisenstützen, bzw. Unterzügen aus Eisen aufgelegt waren. Beispielsweise zeigen die Schnitte für die Deckenkonstruktion der Hauptstädtischen Brauerei AG.,53 dass für die Mälzerei, das Lager und Sudhaus Preußische Kappengewölben in verschieden Dimensionen errichtet wurden.54 ABB.XII.9a. Die lichten Geschosshöhen waren im Verhältnis zur Grundfläche relativ gering, konnten in ihren absoluten Maßen jedoch stark voneinander abweichen. Die 49 „Deutsch Maláta Gyár“ DMT A 11000.100. – 900. 51 Klasen 1896.2052. 52 DMT A 5000.1200b., DMT A 5000.1000c. (Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.) 53 Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Sörfőzde Rt 54 DMT A 8000. 3200. 50 16 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Tennengeschosse bei der Mälzerei Dreher in Kőbánya (Baujahr 1900) weisen eine Innenhöhe von 2,00m auf55 und beim Malzgebäude Haggenmacher in Budafok sind es 3,25m.56 Ab dem Jahr 1900 wurde die traditionelle Bauweise durch Stahlbeton abgelöst, was vermuten lässt, dass für diesen Bautyp jeweils die technisch zeitgemäße Konstruktion gewählt wurde. Im Folgenden sollen exemplarisch das Tennengebäude der Firma Dreher (1903) und die Mälzerei Haggenmacher (1914) beschrieben werden. Dreher 1903 - Tennengebäude als Erweiterungsbau57 Ein Beispiel für ein Tennengebäude ist der Neubau der Brauerei Dreher in Kőbánya aus dem Jahr 1903. Planbeschriftung auf Deutsch: Projekt III. mit Transportband und neuer Malzputzerei im neuen Malzmagazin. Entsprechend der Arbeitsfolge wurde der Neubau neben den bestehenden Gerstensilos errichtet und mit diesen über ein Transportband verbunden war. Das Gebäude (Außenmaße: 13,40m x 25,00m = 335,00m2) zeigt die typische Konstruktion für diesen Bautyp zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einem hohen Mechanisierungsgrad der technischen Einbauten. Über dem Erdgeschoss waren 4 weitere Tennegeschosse sowie eine Malzputzerei vorgesehen. Die Räume waren mit gusseisernen Stützen in ein Raster von 3,40m x 3,86m aufgeteilt. Die Innenhöhe betrug 2,00m. Die umfassenden Aussenwände hatten eine Stärke von 0,60m, wobei die Fassade als Backsteinrohbau ausgeführt wurde. Als Decke war ein preußisches Kappengewölbe vorgesehen. In der Fassade werden durch Rücknahme der Wandfläche Fenster angedeuteten. Diese dienten jedoch nicht als Wandöffnungen, sondern der Fassadengestaltung. Die Räume wurden durch rechteckige kanalartige Röhren be- und entlüftet, die im Bereich der Fenster in der Wand schräg nach oben geführt wurden. Die technische Einrichtung wurde von der Firma ERSTE UNGARISCHE LANDWIRTSCHAFTS MASCHINEN FABRIK ACTIENGESELLSCHAFT geplant und geliefert.58 ABB.XV.4. Haggenmacher 191459 Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen60 Am Beispiel des Neubaus einer Malzfabrik der Brauerei Haggenmacher in Budapest soll dargestellt werden, wie in der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg ein Industriebau völlig aus der Funktion heraus gestaltet wurde. Die Brauerei Haggenmacher beauftragte im Jahr 1914 das Ingenieurbüro Miller und Hetzel in München mit der Planung einer Mälzerei. 61 Das Raumprogramm umfasste neben den Malztennen auch eine seitlich angeordnete Doppeldarre. Die funktionalen Zuodnungen (von der Anlieferung der Gerste bis zum 55 DMT A 11000.700. DMT A 6000.1200. 57 DMT A 1000.410. 58 DMT A 1000.410. 59 DMT A 6000.100 – 1700., DMT A 6000.2500. 60 Pilsitz 2013a. 61 Mehrere Planunterlagen sind mit folgendem Stempelaufdruck versehen: Miller und Hetzel, Ingenieurbüro, München sowie mit dem Datum: 08.12.1914. 56 17 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Abtransport des Braumalzes) folgten dabei streng den aufeinanderfolgenden Produktionsschritten. Mit einer Grundfläche von 90,23m x 41,02m = 3,700m2 und vier übereinander angeordneten Malztennen gehörte die Mälzerei zu den größeren Betrieben. 62 Über den Malztennen waren über die gesamte Grundfläche 4 weitere Geschosse angeordnet, die als Gerstenlager dienten. Auf gleicher Ebene war ein Wassertank mit 1,50 Millionen Liter angeordnet. Die Möglichkeit für eine spätere bauliche Erweiterung war von Anfang an in der Planung vorgesehen. Entsprechend der zeitgemäßen Bauweise, war der Betrieb mit den modernsten technischen Einrichtungen ausgestattet, wie beispielsweise Vakuumpumpen, Tennenwendemaschinen und großräumige Industrieaufzüge.63 ABB.XII.10.; ABB.XII.11. Die Grundrissform des Tennengebäudes war ein langes Rechteck, was für Mälzereien grundsätzlich als Regel gilt. Im Falle der Mälzerei Haggenmacher in Budafok war das Tennengeschoss in Längsrichtung in 4 Felder mit einer Spannweite von je 7,00m aufgeteilt.64 Ein Feld hatte eine Länge von fast 55,0m. Daraus ergibt sich für ein Tennengeschoss eine Grundrissfläche von 1.540m2. Die Lastabtragung wurde mit einer Skelettkonstruktion aus Stützen und Balkenkonstruktion in Stahlbeton sichergestellt.65 Der Entwurf ist aus der Gebäudefunktion als Mälzerei heraus gestaltet. Der Lösungsansatz der Bauaufgabe, der auf einer Synthese von Funktion, Konstruktion und Form beruht, spiegelt sich im äußeren Erscheinungsbild wider, die mit dem Begriff funktionale Ästhetik beschrieben werden kann. Die Fassade ist klar gegliedert und setzt sich aus einfachen geometrischen Grundelementen zusammen, wobei das dominierende Wandmaterial Klinker ist, der vor Ort hergestellt wurde und als Massenartikel günstig war. Der obere Abschluss bilden Satteldächer, die im mittleren Gebäudeteil giebelseitig angeordnet sind. Durch den ökonomischen Umgang mit Material und Form strahlt das Gebäude eine Sachlichkeit aus, die von großer Überzeugungskraft ist. Am Beispiel dieses Gebäudes wird die für den Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg allgemein gültige Ästhetik des Funktionalismus deutlich, die anscheinend völlig befreit ist von ideologischen oder willkürlichen Gestaltungsparadigmen. Der Gedanke der Teilung der Funktionen findet sich sowohl in der Trennung von Tragstruktur und Fassade, als auch in Bezug auf die Geschosshöhe der einzelnen Bereiche wider. Diese Neubewertung von Funktion und Konstruktion, die zu einer Formensprache führte, die bis dahin nicht bekannt war, ist der Ausgangspunkt für den Einfluss, den der Industriebau auf die Gesamtentwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert ausübte. 62 Aufgrund der Dimensionen der Mälzerei kann vermutet werden, dass der Betrieb nicht nur die Firma Haggenmacher versorgte, sondern auch weitere Brauereien beliefert wurden. 63 DMT A 6000.500. 64 Die mechanische Tennenwendmaschine hatte eine Breite von ca. 6,50m, womit diese ohne Probleme auch zwischen den Stützen eingesetzt werden konnte. 65 Zum Vergleich: In Berlin war die erste mehrgeschossige industrielle Produktionsstätte aus Stahlbeton die Schokoladenfabrik Sarotti, die erst im Jahr 1912 fertig gestellt wurde. Bernhard 1922. 18 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XII.2. Darre Funktion Die Darre ist funktional Teil der Mälzerei und baulich der Bereich, in dem der Keimprozess der Gerste durch Feuchtigkeitsentzug unterbrochen wird. Der hergestellte Grünmalz wird dadurch lagerfähig und das später daraus hergestellte Bier erhält sein typisch malziges Aroma und seine Farbe.66 Rauchdarre als Ofenkonstruktion Bei den vorindustriellen Brauereien (Mayerffy, 1815 und Petz, 1815) war die Darre ein einfacher gemauerter Ofen mit geringen Dimensionen und damit lediglich ein technischer Einbau, der in einem Raum ohne spezifische Anforderungen aufgestellt werden konnte. Der Schornstein war entsprechend der Ofenleistung eher gering dimensioniert und hatte damit kaum Einfluss auf die Fassadengestaltung. Üblich war eine offene Befeuerung mit Holz, bei dem der Rauch durch das Grünmalz strömte. Da eine Steuerung der Temperatur und Rauchmenge kaum vorgenommen werden konnte, war das Ergebnis oft von unterschiedlicher Qualität.67 Rauchdarren werden heute noch für Whiskydestillerien errichtet, die in den Dimensionen allerdings bedeutend grösser sind, als die Ofenkonstruktionen und mit Torf als fossilem Brennstoff befeuert werden.68 Englische Darre: Die Darre wird zum Gebäude Ab Mitte der 1820-er Jahre verbreitete sich auf dem Kontinent ein in England neu entwickeltes Heizsystem für Darren mit indirekter Befeuerung. Dabei durchströmte nicht Rauch, sondern erwärmte Luft den Grünmalz, der nun frei von Fehlaromen der fossilen Brennstoffe blieb. Gleichzeitig war das System einfacher in der Steuerung und kostengünstiger. Die Darre der Brauerei Dreher aus dem Jahr 1870 zeigt eine Doppeldarre, die teilweise in das Erdreich abgesenkt wurde, um die Gesamtbauhöhe zu begrenzen.69 ABB.XII.12. Die Heizzentrale war im unteren Bereich der Darre angeordnet und erzeugte den zur Trocknung notwendigen gleichmäßigen Warmluftstrom. Die im Jahr 1912 von dem Freiburger Architekten Zimmermann für die Mälzerei Haggenmacher geplante Heizzentrale zeigt ein Beispiel für eine solche Anlage, die in dieser Art allgemein zur Anwendung gekommen ist.70 ABB.XII.13. Eine weitere Heizanlage zeigt die Modernisierung der Darre Nr. 1371 im Jahr 1910 und der Darre Nr. 272 im Jahr 1907 bei der Brauerei Dreher.73 Über dem 66 Appendix, Kapitel XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien F*z v. S**n 1806. 68 Hoffmann 2004. 28-29. 69 DMT A 1000.170a. 70 DMT A 6000.1200d. 71 DMT A 11000.800. 72 DMT A 11000.300. 73 Stempel: „Rudolf Wiedemann. Architekt und Ingenieur für Bau u. Einrichtung von Mälzereien und Brauereien” 67 19 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Heizsystem waren in der Regel zwei oder drei Drahtböden (Horden) übereinander angeordnet, auf denen das Malz zum Darren ausgebreitet wurde.74 Darüber folgte das Darrgewölbe und als oberer Abschluss der Darrschlot. Das Rauchrohr der Feuerungsanlage mündete in den Darrschlot, um mittels der Abwärme den Luftzug nach oben zu verstärken. 75 ABB.XII.14. Mit der Umstellung der Heiztechnik wird die Darre zum eigenen Gebäude oder zumindest Gebäudeteil, das in die Mälzerei integriert wurde, wobei das Prinzip der indirekten Befeuerung in der weiteren Entwicklung erhalten bleibt und die Dimensionen der Abluftkamine entsprechend der Leistungserhöhung der Darren stetig zunahmen. ABB.XII.14a.; ABB.XII.14b. Die Maschine wird zum Gebäude und das Gebäude wird zur Maschine76 Im Laufe der Entwicklung wurde die Darre zu einem turmartigen Baukörper auf quadratischem Grundriss.77 Dabei übte die fortschreitende Produktionstechnik einen ständig größeren Einfluss auf die Bauform aus, bis schließlich die Funktion des Gebäudes von Aussen mühelos abzulesen war. Die Dächer der Darren waren weithin sichtbar und dienten auch der Repräsentation. Verstärkt wurde dieser Ausdruck durch die auf den Darrschloten angebrachten Metallabdeckungen.78 ABB.XII.15.; ABB.XII.15a.; ABB.XII.15b. Um die Jahrhundertwende wurden die so genannten Darrfaxe eingeführt. Diese metallenen Schutzhauben aus Blechsegmenten konnten sich in Windrichtung drehen. Mit den über die Dächer ragenden Darrschloten wurden die Darrfaxe zu den weithin sichtbaren Erkennungszeichen einer Mälzerei. Bei der Brauerei Dreher in Kőbánya und der Mälzerei Haggenmacher in Budafok sind die charakteristischen Schlote das weithin sichtbare Merkmal der Darren.79 ABB.XII.8. Gleichzeitig verdeckten sie die außen nicht sichtbaren konstruktiven Teile der Darrschlote. Die Last der schweren Darrgewölbe und des darauf aufsitzenden Darrschlotes musste von Mauerwerk, das von Pfeilern und Eisenankern verstärkt wurde, abgeleitet werden. Friedrich Accum beschreibt in seinem Werk die Bauform einer Darre wie folgt: Die MalzDarre ist ein Gebäude in Gestalt einer … Pyramide, in dessen vertex ein Rost angebracht ist. Die Basis dieser Pyramide ist mit einem Boden belegt, worauf das Malz ungefähr vier Zoll hoch ausgebreitet wird, um der Einwirkung des darunter befindlichen Feuers ausgesetzt zu sein, dessen Wärme durch den Boden dringt. In den alten Malz-Darren besteht dieser Boden aus rechtwinkligen horizontal liegenden glatten Ziegelsteinen, welche auf eisernen Stäben ruhen; um die Hitze durch das Malz zu leiten, sind die Ziegel mit trichterförmigen Löchern versehen, die dem Ganzen ein siebähnliches Ansehen geben. Der größte Durchmesser der trichterförmigen Löcher des Bodens ist gegen den Feuerplatz des Ofens gekehrt. In den neueren Malz-Darren besteht der Boden aus fein durchlöcherten eisernen Platten, wodurch die erwärmte Luft auf das Malz gleichförmig wirken kann, indem es die darin enthaltene Feuchtigkeit verflüchtigt und das Malz gleichmäßig trocknet, ohne die Außenseite desselben 74 DMT A 5000.5800. DMT A 6000.1300c. 76 Pilsitz 2013a. 77 Rödel 1986. 228. 78 DMT A 6000.4100c. 79 Mälzerei Dreher, Firma Dreher Archiv 75 20 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz zu verkohlen.80 Bei der Darre war die geschaffene Einheit zwischen gebauter Hülle und installierter Produktionstechnik kaum aufzulösen. Dabei ist nicht eindeutig festzustellen, welcher Teil das Gebäude ist, und welcher die Maschine. Damit wird die Darre zur gebauten Maschine, oder zum maschinellen Gebäude. Es entsteht ein unauflösbares System von Gebäude und Maschine. Der Gebrauchszyklus der Einzelkomponenten erreichte dabei etwa den gleichen zeitlichen Wert.81 Die folgenden Beispiele zeigen die bauliche Entwicklung der Darre als Gebäude zwischen 1869 und 1935: 1869 1870 1873 1914 1935 Brauerei Dreher, X., Kőbánya, heute Halom utca 40-42, Architekten: Lajos Frey, Lipót Kauser.82 ABB.XII.16. Brauerei Dreher, Sörfőző, X., Kőbánya, heute Halom utca 40-42, Architekten: Lajos Frey, Lipót Kauser.83 ABB.XII.17. Brauhaus Krausz Mayer in Angyalföld, Anbau, Váci út, Rákoson 398b-422b Lageplan, Architekt: Welser.84 ABB.XII.18. Brauerei Haggenmacher Budafok, Zwillingsdarre, Architekt: Zimmermann, Ingenieure: Miller und Hetzel (München).85 ABB.XII.14. Brauerei Dreher, Erweiterung und Umbau der bestehenden Darre.86 ABB.XII.19. Anordnung der Darre im Gebäude Auch an der Anordnung der Darre innerhalb des Gesamtgebäudekomplexes ist die Entwicklung des Gebäudetyps Großbrauerei nachzuvollziehen. Bei den frühindustriellen Brauereien befand sich die Darre zunächst zwischen Mälzerei, Gerstenlager und Sudhaus und war völlig im Gesamtbaukörper integriert. Diese Anordnung resultiert aus dem Ablauf des Herstellungsprozesses. An der Planung für einen Braubetrieb für die Erste Ungarische Aktienbrauerei AG.87 im Jahr 1888 wird dieses Prinzip deutlich. In dem länglichen Gebäude war die Darre am Gebäudeende neben dem Gerstenlager angeordnet. Darauf folgten das Sudhaus und das Kühlhaus.88 ABB.XII.20. Das Bauvorhaben wurde nicht realisiert, weil die Planung zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dem Stand der Bau- und Brautechnik einer industriellen Großbrauerei entsprach. Es verdeutlicht aber die prinzipielle Anordnung der Produktionseinheiten. Eine zeitgemässere Anordnung zeigt die Firma Haggenmacher in Budafok mit der Planung eines eigenständigen Mälzereibetriebes auf dem Gelände der Brauerei im Jahr Jahr 1914.89 ABB.XII.21. Die Darren wurden bei der Mälzerei an der Seitenfront des Tennenbodentrakts als Zwillingsdarre angeordnet.90 ABB.XII.22. Die Darre 80 Accum 1821. 22. Pilsitz 2013a. 82 BFL XV.17.b.312.553.1869b 83 BFL XV.17.b.312.499.1870f 84 BFL XV.17.b.312.2362.1873a 85 DMT A 6000.1300c 86 DMT A 1000.360. 87 Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Sörfőzde Rt. 88 DMT A 7000.300. 89 DMT A 6000.1600b. 90 DMT A 6000.500a. 81 21 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz als Baukörper nimmt innerhalb des Brauereikomplexes ab dem Jahr 1880 an Bedeutung zu, nachdem die Mälzerei und das Sudhaus in der Regel voneinander getrennt waren. Wenn die Darre am Ende der Mälzerei als additiver Bauköper angeordnet war, wurde als gestalterische Konsequenz häufig eine turmartige Wirkung angestrebt.91 Bei der Planung für die Malzfabrik Haggenmacher in Budafok (1914) ist eine Position an der Längsseite festgelegt, wobei der Baukörper durch Hervortreten vor die Gebäudeflucht betont wird.92 Baukonstruktion Für die Darre bestand die lastabtragende Konstruktion aus Mauerwerk, wobei der Darrschlot in Form eines Konus aus Gründen des Feuerschutzes ebenfalls aus Mauerziegeln bestand. Die Dächer der Darren waren handwerksmäßige Konstruktionen mit Dachziegeleindeckung. Bei der Brauerei Anton Dreher (Diescher/Feszl, 1873) besteht die Dachkonstruktion der Darre aus einem Sparrendach mit abgestrebtem stehendem Dachstuhl.93. Die Darre der Firma Dreher stellt eine Sonderbauform dar, da ein Großteil der Darre unter der Erdoberfläche angeordnet wurde, vermutlich um die Gesamthöhe des aufragenden Gebäudes zu reduzieren. Je größer und aufwendiger die Darren wurden, desto aufwendiger wurden die Konstruktionen, um die Lasten der schweren Darrgewölbe und des darauf aufsitzenden Darrschlotes abzuleiten. Das Beispiel der Hautstädtischen Brauerei94 zeigt, dass zur Lastabtragung auf das Mauerwerk Profilträger aus Stahl aufgelegt wurden.95 ABB.XII.23.; ABB.XII.24. Mit der Mälzerei Haggenmacher (1914) fand die Entwicklung der Konstruktion von Darren für den Untersuchungszeitraum in Budapest seinen Abschluss. Vorgesehen war eine Zwillingsdarre mit je 3 Horden, die baulich im Gesamtkomplex Mälzerei integriert war. Der Innenraum hatte mit Seitenlängen von 9,45m x 9,45m eine Grundfläche von 89,00m 2. Bei insgesamt 6 Horden ergibt sich eine Gesamtgrundfläche der Horden von 534,00m2. Dabei hatte die Darre eine Gebäudehöhe von 34,00m über Erdgleiche. Mit diesen baulichen Dimensionen war die Darre der Mälzerei Haggenmacher der größte Betrieb seiner Art in Budapest vor dem 1. Weltkrieg. Während die Konstruktion der Mälzerei aus einem StützenTräger System aus Stahlbeton bestand, das mit Mauerwerk ausgefacht wurde, bestand die lastabtragende Konstruktion der Darre aus einer Umfassungswand aus Mauerwerk, die im unteren Bereich eine Stärke von 1,05m hatte und sich nach oben verjüngte. In jedem Geschoss war in Deckenhöhe ein Ringanker aus Eisenbeton vorgesehen.96 ABB.XII.14. Der Malzspeicher - Hierarchie der Konstruktion Bis zur Weiterverwendung im Sudhaus wurde das gereinigte Darrmalz so eingelagert, dass eine erneute Aufnahme von Feuchte unterbunden wurde. In der Frühphase wurden hierzu eigene Lagergebäude errichtet, die sogenannten Malzspeicher. Der Malzspeicher der 91 DMT A 6000.4100. DMT A 6000.1100a. 93 DMT A 1000.170a. 94 Hauptstädtische Braucher AG/Fővárosi Sörfőzde Rt. 95 DMT A 8000. 3000a; DMT A 8000.3100. 96 DMT A 6000.1300c. 92 22 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Brauerei Dreher wurde im Jahr 1869 von den Architekten Lajos Frey und Lipót Kauser geplant.97 ABB.XII.25. Die Konzeption des Lagergebäudes besteht aus einem Haus im Haus. Die äußere Hülle hatte Aussenmaße von 13,25m x 5,75m = 76.20m2. Die Aussenwände bildete mit dem lastabtragenden Mauerwerk, das nach oben hin stufenweise dünner wurde, die Primärkonstruktion. Der obere Abschluss bildete ein zimmermannsmäßig abgebundenes Pfettendach mit Drempel. In dieser Hülle wurde mit Abstand zu den umgebenden Aussenwänden eine Sekundärkonstruktion aus Holz mit den Maßen (L) 10,0m x (B) 4,60m x (H) 6,80m = (V) 313,0m3 integriert und in fünf Kammern unterteilt. Diese Behälter dienten zum Lagern des Braumalzes. Die Spannweite wurde über einen Mittelbalken und Stützen aus Gusseisen halbiert. Die Konstruktion „schwebte“ über dem Erdgeschoss und sicherte dadurch die Durchlüftung des Behälterbodens. Ein weiteres Beispiel für diese Bauweise ist das Malzkastenhaus der Brauerei Dreher aus dem Jahr 1870 (Planung: Franz Kraus).98 ABB.XII.26. Als Konsequenz dieser Konstruktion entsteht eine archetype99 Raumbeziehung: Der Raum im Raum. Bei diesem architektonischen Konzept ist der innere Raum in vollständiger Abhängigkeit von dem ihm umgebenden Volumen und hat keine direkte Verbindung zum Außenbereich. Gleichzeitig bildet der Innenbereich des größeren Raumes das Umfeld des kleineren. Diese Raumorganisation findet sich in der griechischen und römischen Baukunst sowie … in der christlichen Sakralarchitektur, wenn der Altar mit einem Baldachin überdacht wurde, so dass ein kleiner Raum aus dem großen Kirchenraum herausgeschnitten wurde und damit der besondere Ort des Altars betont wurde. 100 Oswald Mathias Ungers übernimmt diese Konstellation im Jahr 1984 in Form einer postmodernen Gestaltung des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main. In der weiteren baulichen Entwicklung wurden Silos zunächst aus Stahlblech genutzt, wie die Planung eines Malzsilos für die EMRS aus dem Jahr 1909 belegt (Planung: Ingenieur Ganzenmüller, Weihenstephan, Bayern).101 Schließlich werden die Silos als Stahlbetonkonstruktion errichtet. XII.3. Sudhaus Funktion Während im Gebäude der Mälzerei (Malztenne und Darre) die vorbereitenden Herstellungsphasen angesiedelt sind, findet im Sudhaus der eigentliche Brauprozess statt. 97 BFL XV.17.b.312 553.1869c BFL XV.17.b.312 499.1870c 99 Jung 2005. 45. 100 Grütter 1987. 109-110. 101 DMT A 5000.1700. 98 23 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Das Sudhaus als Ort der Produktion Für den Brauprozess wurden im Sudhaus für ein Doppelsudwerk102 folgende Einrichtungen installiert:103 - Maischbottich mit Vormischer - Maischpfanne (Kessel) mit Rührwerk - Läuterbottich - Würzpfanne Die Anordnung der einzelnen Braueinrichtungen und –geräte folgten dem internen Betriebsablauf.104 Dabei wurden die Bottiche und Pfannen mittels Höhendifferenzierung so angeordnet, dass die Gravitation genutzt werden konnte, wodurch oft Pumpen eingespart und damit Investitions- und Betriebskosten einzusparen wurden (Beispiel: Brauerei Dreher, Entwurf für eine kleinere Brauerei (Schnitt Sudhaus, 1907).105 ABB.XII.27. So standen das Doppelsudwerk, das heißt die Maisch- und Läuterbehälter auf einer Galerie, wohingegen die Würzpfanne tiefer angeordnet war (Beispiel: Sudhaus Brauerei Dreher, 1911, Technische Ausstattung: Metallwerk Goeggl und Sohn, München).106 ABB.XII.28. Beim Umleiten der Bierwürze konnte so die Schwerkraft genutzt werden. Charakteristisch für diesen Raum waren die Abzugshauben und –rohre, die über den Bottichen und Pfannen installiert waren und mit denen der heiße Dampf aus dem Raum geleitet und vertikal nach oben über Dach geführt wurde.107 Im Untergeschoss, waren die Antriebe für die Sudapparate untergebracht. Über dem Sudraum befanden sich die Lager für die Rohstoffe Malz und Hopfen sowie die Schrotmühle. Das Sudhaus als Gebäude - Ästhetisierung des Arbeits- und Produktionsumfeldes Das Sudhaus war in der Regel zwischen Mälzerei und Gärkeller angeordnet. Damit folgt die Anordnung des Gebäudes der Anordnung des Verfahrens. Gleichzeitig blieben die Transportwege kurz, wodurch Energie eingespart wurde. Das Sudhaus ist kleiner als die Mälzerei, hatte einen quadratischen oder rechteckeigen Grundriss und war in verschiedene vertikal angeordnete Funktionsbereiche organisiert. Der eigentliche Sudraum befindet sich im Erdgeschoss oder Hochparterre. Das Sudhaus der Brauerei Haggenmacher (Planung 1909) weist mit einem lichten Innenmaß von 23,97m x 22,90m (= 549,00m 2) einen fast quadratischen Grundriss auf. Mit diesen Grundrissmaßen und einer Innenhöhe von 7,00 Metern entsteht großvolumiger Raum mit einem optisch stehenden Format. Damit 102 Das Doppelsudwerk war eine Weiterentwicklung der industriellen Bierbrauerei aus dem einfachen Sudwerk, das beim handwerklichen Brauen eingesetzt wurde. Dabei wurde das Einteigen, Kochen und Läutern in einem Bottich vorgenommen. 103 Ludwig 1896. 2059. 104 Maschinen-Constructeur 1880. 1. 105 DMT A 7000.900. 106 DMT A 1000.210. 107 Aus technischen Gründen waren diese Rohre zur Dampfableitung kleiner dimensioniert, als die Darrschlote der Mälzerei mit ihren imposanten Hauben und damit für den architektonischen Gesamteindruck von geringerer Bedeutung. 24 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz entwickelt sich eine gegensätzliche Raumwirkung zu den Malztennen, die mit großflächigen Grundrissen und geringen Innenhöhen ein liegendes Format aufweisen.108 ABB.XII.29. Wie bereits im Abschnitt über die Mälzerei beschrieben wurde, war die anfängliche Einheit von Mälzerei und Sudhaus nicht unbedingt zwingend und löste sich ab dem Jahr 1880 endgültig auf. Gleichzeitig verkleinerten sich auch die Lager, da der Rohstoff Braumalz nach Bedarf kurzfristig bei der Malzfabrik bestellt wurde. Daraus ergab sich die bauliche Konsequenz, dass das Sudhaus als Solitär in Erscheinung trat. Der Grundriss des Sudhauses Dreher (Planung 1911) hatte lichte Innenmaße von 12,00m x 29,00m (Grundfläche 348,00m2).109 In der Regel waren die Außenwandöffnungen der Sudhäuser mit ihren Fenstern nach Norden ausgerichtet und großzügig dimensioniert. Damit konnte der Sudraum einerseits ausreichend und gleichmäßiges mit Tageslicht erhellt werden, war aber gleichzeitig vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Dies stellte allerdings von Seiten des Herstellungsprozesses kein Problem dar, weil Temperaturschwankungen im Unterschied zur Mälzerei keinen bedeutenden Einfluss hatten. Die großen Fenster ermöglichten von Aussen einen freien Blick in den Sudraum, mit seinen blanken Pfannen und Bottichen aus Kupfer. Der Bodenbelag wurde wasserdicht ausgeführt, wofür Fliesen oder Natursteinplatten mit Zementfugen zur Anwendung kamen. Die Wände waren aus feuchtebeständigem Verkleidungsmateriel wie Kacheln großflächig verkleidet. Die Decken waren, wie in der Mälzerei mit preußischem Kappengewölbe überspannt und glatt verputzt. Waren die Spannweiten zu groß, lagen diese auf Eisenstützen auf, die mit Fliesen verkleidet waren. Der Gesamteindruck des Sudhauses war das Ergebnis aus technischer und hygienischer Notwendigkeit und dem Bedürfnis der Eigendarstellung nach außen. Mit diesem visuellen Eindruck von Sauberkeit wurde ein direkter Bezug zum Endprodukt hergestellt. Durch die geradezu bühnenhafte Darstellung des Sudhauses wird eine Ästhetisierung des Arbeits- und Produktionsumfeldes vorgenommen, die besonders für die Produktionsstätten der Nahrungs- und Genussmittelindustrie charakteristisch werden sollte.110 ABB.XII.30. Baukonstruktion Eine mögliche Erhöhung der Produktion war ohne Erweiterungsbau möglich Die Sudhäuser weisen für die Außenwände durchgehend eine traditionelle Baukonstruktion aus Mauerwerk in den Stärken zwischen 0,74m und 0,85m auf. Aus Gründen des Brandschutzes wurden für die Decken in der Regel preußische Kappengewölbe eingebaut. Für die Fassadengestaltung sind keine eindeutigen Regeln festzustellen. Backsteinrohbauten kamen genauso zur Anwendung, wie Putz- respektive Mischfassaden. Als Folge der massiven Bauweise und der geometrischen Form war es im Fall einer Produktionserhöhung schwierig, den Sudraum zu erweitern. Bei der Planung wurde deshalb bereits von Anfang an ein überdimensionierter Sudraum vorgesehen, der bei Bedarf nachgerüstet werden konnte. Ein Beispiel ist das Sudhaus der Brauerei Dreher, das im Jahr 1870 von den Architekten Lajos Frey und Lipót Kauser als dreischiffige Anlage konzipiert wurde.111 ABB.XII.31.; ABB.XII.32.; ABB.XII.33. An das freistehende Gebäude war das eingeschossige Maschinen- und 108 DMT A 6000.5400e. DMT A 1000.400 110 Firma Dreher Archiv 111 BFL XV.17.b.312.499/1870a,b,d. 109 25 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Kesselhaus angebaut, um den Weg für den Energietransport in das Sudhaus möglichst kurz zu halten. Die Dimensionen des aufwendig konstruierten Industriekamins zeigen, dass die Feuerungsanlage über eine entsprechende Leistung verfügte. Im Mitteltrakt, dessen Innenhöhe bis zur Dachkonstruktion reichte, war das eigentliche Sudhaus untergebracht. Der obere Abschluss bildete ein Satteldach mit Polonceau- Trägern. Diese Leichtkonstruktion aus Flach- und Winkelstahl kamen vor allem bei Maschinenbaufabriken zur Anwendung, wie das Beispiel der Werkstatt für Waggonmontage der Königl. ungarischen Staatsbahnen112 in Budapest (1901) zeigt.113 ABB.XII.34. Dagegen waren über den beiden Seitenflügeln Pultdächer in traditioneller zimmermannsmäßiger Konstruktion vorgesehen. Die Fassadengestaltung ist streng formal und orientiert sich am Formenkatalog der Architektursprache jener Zeit. Zur vertikalen Gliederung kommen rustizierte Lisenen zur Anwendung, die in Verbindung mit den großzügig dimensionierten Erdgeschossfenstern den Charakter des hallenartigen Innenraumes nach Aussen wieder geben. Als horizontales Gliederungselement wird die Erdgeschosszone in ganzer Höhe rustiziert. In Verbindung mit den Gesimsen ist die Fassade in drei horizontale Hauptzonen gegliedert. XII.4. Kellerei Funktion Mit dem Gärprozess ist das Brauen im eigentlichen Sinne abgeschlossen. Die darauf folgenden Räume waren: 1. Abkühlraum 2.Gärkeller 3.Lagerkeller Abkühlraum Der Abkühlraum hatte in der Regel einen rechteckigen Grundriss und war direkt neben dem Sudhaus angeordnet. Da die Abkühlung vorwiegend über Verdunstung vor sich ging, musste der Abkühlraum, in denen die Kühlschiffe untergebracht waren, über eine kurze Luftwechselzeit verfügen, was über eine entsprechende Innenhöhe und große Fensterflächen geregelt wurden. Unter dem Abkühlraum war der Gärkellern angeordnet. Ein Beispiel ist das Abkühlhaus (96,0m x 12,0m= 1.152m2) der Brauerei Dreher aus dem Jahr 1870.114 ABB.XII.35. 112 Wagenmontagewerkstatt der Königlich Ungarischen Staatsbahenen/Kocsizerelő műhely der Magyar kir. államvasutak 113 MÁV archivuma Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3rajz. 114 BFL XV.17.b.312.499.1870e 26 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Gärkeller Nach Abschluss des Abkühlens wurde die Bierwürze unter Ausnutzung der Gravitation energiesparend in den Gärkeller abgelassen. Im Allgemeinen waren diese Gärkeller im Kellergeschoss angeordnet, wobei die Innenhöhen recht unterschiedlich sein konnten. Das Raumklima des Gärkellers war durch eine Temperatur von ungefähr 5° Celsius und einer hohen Luftfeuchte bestimmt. Um die kohlesäurehaltige Luft sicher abführen zu können, waren Be- und Entlüftungsschächte vorgesehen, die über das Dach geführt wurden. Beispiele für Gärkeller im Untersuchungszeitraum: 1. Brauerei Haggenmacher (1909): Zweigeschossiger Gärkeller mit einem System aus Kühlrohren. (Planung: Metallwerk Goeggl und Sohn, München).115 ABB.XII.36. 2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG.116 (1909): Grundriss und Schnitt großdimensionierten Gärkellers (Planung: Büro Ganzenmüller-Rank).117 ABB.XII.37. des 3. Hauptstädtische Brauerei AG.118 (1912): Schnitt durch den Gärkeller (Planung: Zimmermann, Freiburg)119 ABB.XII.38. Lagerkeller in natürlichem Kalkstein Verbindung zwischen Produktion und geologischer Formation Nach dem Gärprozess folgte eine monatelange Lagerung des Jungbieres in Räumen, an die bezüglich Temperatur und Luftfeuchte besondere Anforderungen gestellt wurden. Das Jungbier wurde bis zu einem halben Jahr in großvolumigen Lagerfässern bei einer Temperatur von maximal 3° Celsius gelagert. Die Bierbrauereien in Kőbánya nutzten für diesen Zweck lange unterirdische Gänge im Kalkstein.120 ABB.XII.38a. Wegen der langen Lagerzeit waren die Lagerkeller noch weitläufiger als die Gärkeller und erstreckten sich im Erdreich über weite Teile des Brauereigeländes (Kellersystem der Brauerei Dreher, Lageplan 1903, erstellt vom Bergbauingenieur Ottó Machan).121 ABB.XII.39. Die tunnelartigen Aushöhlungen boten ideale klimatische Verhältnisse und konnten mit einem Minimum an Bauzeit und Kosten auf die Bedürfnisse auch größerer Brauereien umgestaltet werden. Über die Entstehung des Kellersystems schreibt Bevillaqua: Zunächst wurde in Kőbánya Wein angebaut und die Keller als Lagerkeller genutzt. Hierzu wurden die Naturkeller seitlich zugemauert und so parzelliert. Die gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit wirkte sich günstig auf die Reifung des Weines aus. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnten einige materiell weniger gut gestellte Familien122 die Keller.”123 Zum gleichen Thema schreibt János Lukács: „Im Jahr 1244 schenkte Béla IV. Kőbánya der Stadt Pest. In den Dokumenten sind für 115 DMT A 6000.5700c. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény sörfőzde Rt. 117 DMT A 5000.1200a., DMT A 5000.1000a 118 Hauptstädtische Braucherei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. 119 DMT A 8000. 1600. 120 BFL XV.16.e.261.003.0001 121 DMT A 2000.100d. 122 BFL XV.17.b.311.szb.04887b 123 Bevillaqua 1993. 130. 116 27 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz dieses Gebiet Namen wie Kewerfelde, Kuerfelde, Küer, Kőér zu finden. Das damalige Kőérfölde hat sich mit seinem weichen Sandstein als geeignet für den Abbau herausgestellt. So entstand über einen Zeitraum von Jahrhunderten das für das Kellersystem in Köbánya typische System von langen Gängen. Der direkte Nutzen des Abbaus war: 1. 2. Das geförderte Material wurde zum Bau öffentlicher Gebäude genutzt: Ungarische Akademie de Wissenschaften, Basilika, die Fassade der Einfahrt zur Unterführung unter der Burg und die oberen Teile der Pfosten sowie der vier Löwen der Kettenbrücke. Die entstandenen Hohlräume wurden (zunächst) als Weinkeller und Wohnraum genutzt. Das hügelige Gelände in Kőbánya eignete sich für den Weinanbau und stellte deshalb einen Wert an sich dar, weshalb der Kalkstein Untertage abgebaut wurde. Damit war die Verbindung zwischen der Herstellung eines Genussmittels und einer künstlich hergestellten geologischen Formation grundsätzlich hergestellt.124 Von der Maglódi Straße aus sind noch eine Anzahl historischer Zugänge zu den Abbauschächten vorhanden, die gleichzeitig einen Hinweis auf die Topografie des Geländes geben. ABB.XII.39a. Ergänzend zum oben angeführten Zitat ist zu bemerken, dass der geförderte Sandstein auch für den Bau der Brauereigebäude vor Ort genutzt wurde, was als ökonomischer Materialeinsatz zu werten ist. Ein Beispiel ist das Mauerwerk einer Mälzerei auf dem Betriebsgelände I in Kőbánya. ABB.XII.39b. Stirneissystem, Mitteleissystem, Seiteneissystem Die Brauereien in Kőbánya nutzten die idealen klimatischen Bedingungen in den langen unterirdischen Kalksteingängen für den Reifeprozess des Jungbieres. Damit wurde die Standortwahl der Brauindustrie in Budapest durch die geografische Lage des Kellersystems mitbestimmt. Das Kellersystem der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei125 war eine weitläufige Anlage und erstreckte sich im Erdreich über weite Teile des Brauereigeländes.126 ABB.XII.40. Erschlossen wurden die Lagerkeller am Anfang von einem Vorbau aus über Treppen, in der weiteren Entwicklung wurden dann Aufzüge installiert. Entlang tunnelartiger Erschließungsflure reihten sich die langgestreckten Kühlgänge, in denen die Lagerfässer aufgestellt waren. Die Enden dieser Kühlgänge waren auf halber Höhe abgemauert.127 ABB.XII.41. Die so entstandenen Kammern wurden mit Natureis aufgefüllt. Um in den ausgedehnten Lagerräumen eine gleichmäßige Kühlung sicher zu stellen, war eine effektive Luftzirkulation erforderlich. Dazu wurde in einzelnen Fällen das Bodenniveau der Eiskammer höher gelegt, als das Bodenniveau des zu kühlenden Raumes. Die kühlere und damit schwerere Luft aus der Eiskammer sank auf den tiefer liegenden Boden und verdrängte die warme Luft nach oben. Wegen der Lage der Eiskammer am Ende des Kühlganges wurde das System als Stirneissystem bezeichnet. Ein System von Öffnungen sorgte für eine 124 Lukács 1993. 11-13. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény sörfőzde Rt. 126 DMT A 4000.100d. 127 Foto Martin Pilsitz 125 28 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz gleichmäßige Verteilung der kühlenden Luft im gesamten Lagerkeller. Im Allgemeinen nahmen die Eiskammern bis zu einem Viertel der Gesamtkellerfläche ein. Zur Berechnung der benötigten Kühleismenge wurde ein Verbrauch von 1.250to Eis pro 10.000 Hektoliter jährlicher Produktion angesetzt.128 Beispielsweise betrug im Jahr 1877 die Produktion der Ersten Ungarsichen Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Sörfőzde 91.500 Hektoliter Bier, womit ein Bedarf von 1.250to x 9,15 = 11.500to Kühleis bestand (ohne Reserven). Neben dem Stirneissystem gab es weitere Bauweisen für Kühlkeller: 129 - Mitteleissystem Bei diesem System befindet sich die Eiskammer in der Mitte des Lagerraumes - Seiteneissystem Bei diesem System befindet sich die Eiskammer zwischen zwei Lagerräumen - Kombinationssystem Bei diesem System wird das Stirneissystem mit dem Seiteneissystem kombiniert Wenn die Produktion rückläufig war, wurde der Lagerkeller durch Abmauern des hinteren Bereiches auf das notwendige Maß verkleinert. Damit entstand ein flexibles Raumsystem, mit dem die Menge des benötigten Eises gesteuert und damit ein ökonomischer Betrieb der Anlage sicher gestellt werden konnte. Das Schmelzwasser wurde über ein System von Bodenrinnen in ein Sammelbecken geleitet, aus dem es abgepumpt wurde. Gleichzeitig erhöhte das geschmolzene Wasser die Luftfeuchtigkeit im Lagerkeller, das an den Wänden und Decken kondensieren konnte. Um ein Abtropfen zu vermeiden, wurde das Kondenswasser über Tropfrinnen kontrolliert abgeleitet. Damit wurde zum einen verhindert, dass der Schmelzprozess des Kühlmediums Eis weiter beschleunigt wurde und zum anderen, dass sich über das nicht sterile Natureiswasser schädliche Keime und Schimmelpilze im Keller ausbreiteten, was das Bier möglicherweise ungenießbar machte. Gleichzeitig wurden nach strikten Vorschriften Lüftungsmaßnahmen durchgeführt, bei der im Winter die relativ warme Luft über einen Lüftungsschacht nach außen abgeleitet wurde. 1. Lüftung im Winter (Ableitung der Warmluft) Bei winterlichen Temperaturen wurde in die Lagerkeller kalte Frischluft eingelassen, der zum Boden absank. Die wärmere Luft stieg nach oben und wurde über einen Lüftungsschacht abgeleitet.130 ABB.XII.42. 2. Kühlung im Sommer (geschlossener Kreislauf) Der Eiskeller lag höher als der Lagerkeller. Die vom Eis abgekühlte Luft sinkt auf Bodenebene ab. Die relativ warme Luft wurde unter der Decke zurück zum Eis geleitet und abgekühlt. Dabei war der Lüftungskamin geschlossen. Es entstand ein geschlossener Kreislauf. Den Zusammenhang zwischen dem künstlich geschaffen Raum, seiner Form und dem 128 Rázga 1954. Nöthling 1896. 130 Foto Martin Pilsitz 129 29 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz physikalischen Funktionsmechanismus (Strömungsdynamik der Luft und Kühlmechanismus) im Kellersystem, das in den natürlichen Kalkstein getrieben wurde, haben Zsuzsanna NádasiAntal und der Autor der vorgelten Arbeit in einer interdisziplinären Studie thematisiert.131 Da im Kellersystem eine konstante Temperatur von 12° Celsius gemessen wurde, sollte mittels einer Berechnung zur Energibilanz die Grundlage für die Beantwortung der Frage nach einer möglichen zukünftigen Nutzung dieses historischen Bauwerkes gelegt werden. ABB.XII.42a.; ABB.XII.42b.; ABB.XII.42c. XII.5. Technische Nebengebäude zur Energieerzeugung Das Brauwesen war eine der ersten Industriezweige in Budapest, in denen Dampfmaschinen zur stationären Erzeugung und Bereitstellung von Energie zum Einsatz gekommen sind. Dampf ersetzte die Beheizung der Sudkessel mit offenem Feuer. Diese technische Neuerung beeinflusste neben der Produktionsmethode die Baugestaltung der Brauereien nachhaltig. Dabei mussten das Kessel- und Maschinenhaus, die Lager für den Brennstoff Kohle und der aufwendig konstruierte Industriekamin baulich in den Gesamtkomplex integriert werden. In den 1890-er Jahre waren die technischen Anlagen zur Energieherstellung so leistungsstark, dass im Einzelfall ein Wärmeüberschuss produziert wurde, mit dem auf dem Betriebsgelände beispielsweise Dampfbäder betrieben wurden. Ein Beispiel ist das Dampfbad der Firma Dreher auf dem Betriebsgelände I aus dem Jahr 1898. ABB.XII.42d. Maschinenhaus Die Brauereien stellten die benötigte Energie im Kessel- und Maschinenhaus selbst her, wo neben der Dampfmaschine auch die Dampfkessel aufgestellt waren. Das Maschinenhaus war in unmittelbarer Nähe zum Sudhaus angeordnet (Haggenmacher, Maschinenhaus, 1909).132 ABB.XII.43. Die Feuerungsanlage erforderte einen aufwendig konstruierten Industrieschonstein, der weithin sichtbar war, und für die Planer ebenfalls eine neue Bauaufgabe darstellte (Beispiel: Hauptstädtische Brauerei AG,133 Maschinenhaus. Planung: Zimmermann, 1912).134 ABB.XII.44. Das bevorzugte Brennmaterial war Kohle, die üblicherweise in großen Kohlenbunkern bis zum Verbrauch gelagert wurde. Der Dampf zum Antrieb der Dampfmaschine wurde in Kesseln erzeugt. Die Dampfmaschinen wurden fortlaufend weiterentwickelt und deren Leistung gesteigert. Allerdings mussten dafür auch die Dampfmenge und der Dampfdruck erhöht werden, womit die Häufigkeit und Schwere von Dampfkesselexplosionen verbunden war.135 Als bauliche Konsequenz wurde bei frühindustriellen Brauereien das Maschinenhaus nicht im Brauereigebäude selbst, sondern in einem angrenzenden Gebäude untergebracht, dessen Dach und Außenwand bei einer Explosion weggesprengt werden konnte, ohne Schaden am Hauptgebäude zu erzeugen. Ein 131 Nádasi-Pilsitz 2015. DMT A 6000.3100. 133 Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. 134 DMT A 8000.2300. 135 Scheffler 1867. 132 30 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz typisches Beispiel zeigt die Bürgerliche Brauerei AG.136 aus dem Jahr 1892: Das Maschinenhaus ist direkt neben dem Sudhaus angeordnet, wobei das Dach aus einer Leichtkonstruktion besteht.137 ABB.XII.45. Durch diese Gebäudeteile und aufwendigen technischen Bauelemente wurde die Massenverteilung und das äußere Erscheinungsbild der Brauereigebäude entscheidend mitgeprägt. Die Fassade des Maschinen- und Kesselhauses der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei (heute: Brauerei Dreher) ist zum Stand der Umbaumaßnahmen im Jahr 1912 weitgehend erhalten geblieben. ABB.XII.46. XII.6. Zusammenfassung Die historischen Brauereien in Budapest entwickelten sich aus einem kompakten Baukörper heraus zu einem System von hochspezialisierten Einzelgebäuden. Im weiteren zeitlichen Verlauf wurde die Gesamtanlage entsprechend dem Stand der Wissenschaft und Technik durch Technische Nebengebäude, Laboratorien und Verwaltungsgebäude erweitert. Dazu kamen Einrichtungen der Infrastruktur (Industriegleise, Straßen, offene Abstellbereiche) und soziale Bauten (Wohnhäuser, Kantinen und Freizeiteinrichtungen), wodurch auf dem Betriebsgelände der Brauereien in Kőbánya stadtähnliche Strukturen entstanden. 136 137 Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt. DMT A 9000.900. 31 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIII. Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) Im Folgenden soll an den Pester Brauhäusern Mayerffy und Petz die architektonische Konzeption und Gestaltungsprinzipien der Innerstädtischen Brauereibetriebe exemplarisch dargestellt werden. XIII.1. Das Brauhaus Mayerffy Firmengeschichte Im Jahr 1805 reichte Ferenc Xaverius Mayerffy beim Städtischen Rat/Városi Tanács von Pest den Antrag zum Bau eines neuen Brauhauses ein. Der Stadt sollte lediglich eine symbolische Pacht bezahlt werden.138 Im Jahr 1815 wurde die Genehmigung für den Bau des Brauhauses erteilt, die an die Auflage gebunden war, dass das Brauhaus auf einem Pachtgrundstück zu errichten war, das im Eigentum der Stadt verbleibt und nach einer Pachtzeit von 18 Jahren wieder in den Besitz der Stadt übergeht. Das Brauhaus wurde im Jahr 1896 während des Baus des Parlaments abgerissen.139 Architektonische Konzeption: Der Grundriss ist auf Funktionalität ausgerichtet – die Fassade auf Ästhetik Das Brauhaus befand sich nördlich der mittelalterlichen Stadtmauer von Pest, zwischen dem damaligen Neuen Gebäude/Új Épület (heute Szabadság tér) und der Donau. ABB.XIII.1. Das Betriebsgelände wurde damals von der Szél utca und der Géza utca (heute Garibaldi/Akadémia utca) begrenzt. Mit einer Blockrandbebauung war das Grundstück von Anfang an einer maximalen Nutzung zugeführt. Eine Erweiterung in der Horizontalen war deshalb nicht möglich, weshalb die überbaute Fläche durch Ausführung als Geschossbau vergrößert wurde. Der Betrieb hat eine Nord-Süd Ausrichtung, wodurch der linke Seitenflügel quer zur Hauptwindrichtung ausgerichtet war und bei Öffnen der Fenster eine schnelle Querlüftung der Räume sichergestellt wurde, was für die Abkühlphase nach dem Brauvorgang genutzt wurde. Die Gesamtkonzeption des Brauhauses war auf die handwerkliche Herstellung eines obergärigen Bieres ausgerichtet. Das die einfache Produktionstechnik direkten Einfluss auf die Architektur des Gebäudes nimmt, ist zunächst am inneren Baugefüge, und hier wiederum vor allem an der Konzeption des Grundrisses festzumachen. So berücksichtigt die Gestaltung des Grundrisses die Dimensionen der einfachen Sudwerke und deren Zugänglichkeit. Auch die Zuordnung der Arbeitsräume lässt bereits einen ersten Ansatz zur Arbeitsteilung erkennen. Hinsichtlich der Baukonstruktion und Materialwahl kann von einer traditionellen, ortsüblichen Massivbauweise in Mauerwerk ausgegangen werden. Bei der Entscheidung gegen eine Holzkonstruktion, war vermutlich der 138 139 BFL Rel.an.7997 Kozmáné.20-21 32 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Brandschutz der entscheidende Faktor. Mit dieser inneren Konzeption einer auf Funktionalität ausgerichteten Produktionsstätte, ist die Abkehr von der Hausbrauerei vollzogen. Die Fassade bildet hierzu einen Kontrapunkt. An der Hauptfassade zur Szél utca hin ist kein offensichtlicher Hinweis, beispielsweise durch technische Aufbauten, auf die Zweckbestimmung des Gebäudes zu erkennen. Vielmehr orientiert sich die Fassade ausschließlich an ästhetischen Gestaltungsprinzipien. Ensemble: Kleinbauform, die sich um eine mittlere Achse entwickelt Das im Jahr 1805 von János Zitterbarth geplante Brauhaus weist Abmessungen von 58,00m x 15,00m für den Haupttrakt und 34,00m x 11,00m für die Seitenflügel auf. Mit diesen Dimensionen ist eine bedeutende Vergrößerung der Produktionsfläche gegenüber den bis dahin errichteten Brauhäusern erreicht. Im Vergleich zu den später entstehenden industriellen Großbrauereien ist das Gebäude aber immer noch eine Kleinbauform. Es besteht aus einem höher gelegten Erd-, einem Ober- und einem Untergeschoss, wobei sich der Grundriss nahezu um eine Mittelachse entwickelt, aus der ein dreiflügeliges Gebäudeensemble entsteht. Dabei schließen sich die beiden langgestreckten Seitenflügel am Haupttrakt an, woraus sich eine Gesamtanlage in U-Form entwickelt. Die Breite der Anlage wird durch die Parzellengrenze definiert, woraus eine Blockrandbebauung mit innerem Betriebshof entsteht. Die Erschließung des Betriebshofes erfolgt über zwei Tore, die durch das Hauptgebäude auf die Szél utca führen und durch ihre Anordnung Teil der Axialität werden. Als Abschluss des Betriebshofes ist mittig der rechteckige Baukörper der betriebseigenen Mühle als Solitär angeordnet, wodurch die Axialität der Gesamtanlage weiter betont wird. ABB.XIII.2.; ABB.XIII.3. Grundriss: System nach Zonen und Bereiche Die traditionelle Aufteilung des Gebäudes in einen Arbeits- und Wohnbereich ist nicht völlig aufgehoben, wobei der weitaus überwiegende Teil der Grundrissfläche der gewerblichen Nutzung zugeführt ist. Der Gebäudekomplex folgt einem System, das auf einer strikten Einteilung in Zonen und Bereiche aufgebaut ist. Im Erdgeschoss befindet sich die Produktions- und Vertriebszone, die klar voneinander getrennt sind. Die Produktionszone fasst die Brauerei, die Schnapsbrennerei und die Essigsiederei zusammen. In der Vertriebszone zur Straße hin befinden sich ein Schank- und ein Verkaufsraum für die hergestellten Produkte. Im Obergeschoss des Haupttraktes ist ein Wohnbereich angeordnet. Hinsichtlich der Einrichtung einer Wohnung für die Meister und Gesellen erteilte die Zunft genaue Vorschriften.140 Die rückwärtigen Seitenflügel waren wiederum Produktionszone. Im Gegensatz zu der strengen Anordnung des Ensembles um eine symmetrische Achse, ist hinsichtlich der Raumorganisation kein symmetrisches Zuordnungsschema zu erkennen, sondern eine Gestaltung auf Grundlage der Funktionalität. Die Anordnung und Dimensionierung der Produktionsräume ist individuell gestaltet, wobei die Teilarbeitsprozesse räumlich voneinander getrennt und in einer logischen Beziehung zu einander angeordnet sind. Dabei folgt der Grundriss einem Schema, an dem die 140 BFL.Test.a.n.4079.a szoba. 33 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Einzelprozesse der Bierherstellung abzulesen ist: Gerstenlager, Mühle, Mälzerei und Sudhaus. Konstruktiv auffallend sind die Stützenreihen in den Seitenflügeln, wodurch die Deckenspannweiten weiterhin kurz bleiben, aber Räume mit großen Grundrissflächen geschaffen werden. Diese sind durchgehend im Erdgeschoss angeordnet, werden aber im linken Seitenflügel abschnittsweise auch in das Obergeschoss weitergeführt. Es ist zu vermuten, dass diese konstruktive Maßnahme eine Reaktion auf Lasten im Dachgeschoss ist, wo sich möglicherweise das Gerstenlager befand.141 Im Gegensatz dazu ist das Obergeschoss im rechten Seitenflügel mit seinen großzügigen Räumen frei überspannt, was auf eine differenzierte Nutzung und eine daran angepasste Konzeption zur Lastabtragung und Grundrissorganisation schließen lässt. Die innere Erschließung erfolgt über Flure und die Verbindung zwischen den Geschossen über zentral angeordnete Treppen. In gleicher Weise dienen die Fensteröffnungen als funktionale Elemente, deren Anordnung und Dimensionen den speziellen Anforderungen der Teilarbeitsschritte angepasst sind. In den Produktionsräumen sind sie einander gegenüber angeordnet und ermöglichten einen schnellen Luftaustausch. Die natürliche Belichtung mittels der Fenster nimmt beim Bierbrauen eine eher untergeordnete Rolle ein. Insgesamt betrachtet zeigt der Grundriss ein Ordnungsschema auf Grundlage funktional organisierter Produktionsabläufe. Der Innenhof: offener Kommunikationsraum in einem geschlossenen Raumsystem Die Blockrandbebauung lässt einen zentralen rechteckigen Innenhof entstehen, auf den sich sämtliche Bauten der Anlage beziehen und als Konsequenz einen direkten Einfluss auf die Raumstruktur des Baukörpers ausübt. Der Innenhof war nicht nur Mittelpunkt der Gebäudegruppierung, sondern diente auch der zentralen Erschließung. Gleichzeitig wird dem Gebäude- und Raumsystem eine innere Abgeschlossenheit verliehen. Diese kann den Mitarbeitern das Gefühl der Umschlossenheit in einem festen Bezugssystem vermitteln und zugleich als offener Kommunikationsraum ihre Zusammengehörigkeit als Mitglieder einer Firma unterstreichen.142 Diese Zentrierung der Gesamtanlage durch die Gruppierung der Gebäude rund um den Hof wird zum Strukturmerkmal dieses Typus einer Fabrik. Fassade: Unterordnung unter das Konzept der Symmetrie Bei der Gestaltung der Hauptfassade ist eine symmetrische Gesamtkonzeption festzustellen. ABB.XIII.4.. Obwohl es sich bei der Brauerei um eine Produktionsstätte handelt, deren Grundrissdisposition ein Ordnungsschema auf Grundlage funktional organisierter Arbeitsabläufe erkennen lässt, orientiert sich die äußere Gestaltung an einem streng formalen Gestaltungskonzept repräsentativer Gebäude, bei dem der Formenkatalog der Architektursprache jener Zeit zur Anwendung kommt. Neben der strengen symmetrischen Konzeption der Fassade ist ein horizontales Gliederungsschema zu erkennen. Damit wird ein 141 3 Lastannahme für Braugerste: 8,0 kN/m Treiber 1980.: Treiber macht in seinem Werk einen Vergleich von Betriebsstätten dieser Art mit Klosteranlagen, als Arbeits- und Sozialgemeinsachft auf. Es ist eine Architektur, bei der es auf Disziplin bei der Arbeit und Ordnung ankam. Auch für die Wohnsiedlungen der Arbeiter wurden ähnliche Grundrissanordnungen empfohlen. 142 34 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Bezug zur Fassadenstruktur der umgebenden Stadthäuser hergestellt und eine Funktion in Zusammenhang mit der Stadtgestaltung übernommen. Die Fassade eines benachbarten Vergleichobjektes macht dies deutlich. ABB.XIII.5. Die Fassade des Brauhauses ist bis auf die halbe Höhe rustiziert, wodurch die Erdgeschosszone optisch überhöht wird. Als weiteres Gliederungsmittel befindet sich darüber ein breites Gurtgesims. Die Wandfläche des Obergeschosses besteht aus einem glatten hellen Putz. Ein Walmdach bildet den oberen Abschluss, dessen Höhe etwa ein Drittel der Gesamtgebäudehöhe entspricht. Die Anordnung der drei sichtbaren Kaminköpfe zeigt, dass sich die strenge Symmetrie der Fassade im Dach fortsetzt. In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass die Einhaltung des strengen symmetrischen Gestaltungsprinzips nur deshalb möglich ist, weil die Feuerungsanlagen klein waren und keine aufwendig konstruierten Kaminsysteme erforderten, die auf der Fassade ein dominierendes Element dargestellt hätten. Die Wandöffnungen ordnen sich ebenfalls dem Konzept der Symmetrie unter. Die Hauptfassade des Gebäudes ist 16 Fensterachsen breit, wobei die Fenster im Obergeschoss eine gerade Fensterverdachung erhalten. Eine weitere Ausbildung von Dekor, wie beispielsweise allegorische Figuren, ist nicht vorhanden. Mittels der Gliederungsmittel Symmetrie und der besonderen Betonung der Horizontalen vermittelt das Gebäude eine Grundstimmung von Strenge und Stabilität. Allerdings wirkt die an historische Vorbilder angelehnte Fassade im Vergleich zu den repräsentativen Wohngebäuden, einfacher gestaltet, was eine ästhetische Abweichung von der ursprünglichen Form bedeutet. Diese Reduzierung führt zu einer Versachlichung der Fassadenarchitektur, was als unterschwelliger Hinweis auf die technische Funktion des Gebäudes interpretiert werden kann. Von einer Absicht des Planers zu einem Versuch der Abstraktion kann bei dieser engen Bezugnahme auf barocke Stadtpalais allerdings nicht ausgegangen werden.143 Urbanes Umfeld: Unterordnung unter das umgebende Stadtbild Die Standortwahl ist zum einen durch die Nähe zur Donau bestimmt, aus der das Wasser zum Brauen gefördert wurde und zum anderen durch die Lage nördlich der mittelalterlichen Stadtmauer, mit einer guten Anbindung über die Váci út zu den Gersten- und Hopfenanbaugebieten, die vor der Stadt liegen. Die Brauerei ordnet sich mit ihrer Baumasse und deren Anordnung auf dem Betriebsgelände, den Dimensionen und der Höhenentwicklung sowie der Fassadengestaltung dem umgebenden Stadtbild unter. Die Silhouette der Stadt wird durch keine technischen Bauteile an der Fassade gestört. Mit dieser Präsentation nach außen ist der Brauereibetrieb Mayerffy die bauliche Ausdrucksform einer handwerklichen Produktionsweise zu Beginn der Übergangsphase zur industriellen Produktionsweise. 143 Früchtel 2001. 35 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIII.2. Braubetrieb Petz Firmengeschichte Das Brauhaus wurde im Jahr 1815 südlich des mittelalterlichen Stadtkerns im heutigen Bezirk Ferencváros in der damaligen Soroksárer Landstraße/Soroksári Országút, Ecke Tehénutca/Két Nyulak utca (heute Ecke Ráday utca/Kinizsi utca) von János Petz mit den gleichen vertraglichen Bedingungen wie im Falle Mayerffy gegründet.144 Im Jahr 1905 wurde das Gebäude abgerissen. Grundriss und Fassade: Ausdruck einer funktionalen Zweckarchitektur Die Anordnung der Gebäudeteile zeigt ein streng axial-symmetrisches Konzept: Der Haupttrakt (40,00m x 11,00m) und zwei Seitenflügel (34,00m x 9,50m) bilden eine Dreiflügelanlage, die einen Betriebshof umschließen, der über ein auf der Zentralachse angeordnetes Tor durch das Hauptgebäude mit der Straße verbunden ist. Ein Brunnen kennzeichnet die Mitte dieses weitläufigen offenen Bereichs, dessen rückwärtige Abgrenzung durch einen Zaun gebildet wird. Ein Zugang besteht zu einem Lager für Brennholz. Das Brauhaus ist eingeschossig, was im Vergleich zu Mayerffy zu einer entsprechenden Anpassung der Grundrisskonzeption führt. Insgesamt ist die schlichte Grundrissform mit einer leicht verständlichen räumlichen Disposition Ausdruck einer funktionalen Zweckarchitektur. Dabei wurde der Ausschankraum im Haupttrakt, nahe zur Straße platziert. Die Produktionsräume befanden sich in den Seitenflügeln. Im rechten Seitenflügel war die Schnapsbrennerei untergebracht, im linken die Brauerei. Die Funktionen Lager (Malzkammer), Kühlschiff, Darre und Sudraum sind in einem langgestreckten Gebäudeteil angeordnet und somit unter einem gemeinsamen Dach untergebracht. Die Mühle bildet einen eigenständigen Baukörper, der direkt am Kopfende anschließt. Mit dieser Grundrissvariation zeichnet sich der Brauprozess als lineare Abfolge der einzelnen Betriebsräume ab. Die Fassade ist einfach, ohne Dekor oder Ornament gestaltet. Über dem eingeschossigen Haupttrakt mit glatter Putzfassade bildet ein traufständiges Satteldach den oberen Abschluss. Im Vergleich zu Mayerffy ist die Ausgestaltung der Fassade des Brauereibetriebes Petz weniger von ästhetischen Überlegungen geprägt. Dagegen folgt das additive und strikt horizontale Grundrissschema im Brauereitrakt einer streng funktionalen Planung. Damit wird dieses Grundrisskonzept ein möglicher Vorläufer (aber kein Vorgänger) der frühindustriellen Brauereigebäude, die ab dem Jahr 1845 in Kőbánya entstehen. ABB.XIII.6. 144 Bevilaqua 1931. 715-717 36 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIII.3. Zusammenfassung Bei der Gesamtkonzeption des Brauhauses Mayerffy sind die ästhetischen Aspekte in erster Linie an der streng formalen Fassadenarchitektur festgemacht. Die funktionalen Komponenten beeinflussen dagegen vor allem das innere Baugefüge. Da diese im Untersuchungszeitraum noch aus einfachen Einrichtungen bestand, mussten bei der Planung die funktionalen Aspekte nur in geringerem Umfang und eher für die Organisation (im Sinne von Planung) des Gebäudeinneren berücksichtigt werden. Die Folge ist, dass die Entwicklung einer grundlegend neuen baulichen Konzeption nicht notwendig wurde. Im Falle des Brauereibetriebes Mayerffy kann die Fassadengestaltung von repräsentativen historisierenden Stadtpalais abgeleitet werden, wie sie damals im Stadtgebiet von Pest-Buda üblich waren. Erkennbar sind diese Gebäude in erster Linie an dem massiv ausgeführten, gefälligen Baukubus mit Walmdach sowie den von der Symmetrie beherrschten Grundrissen und Fassaden, wobei letztere teilweise ein beachtliches Dekor aufwiesen. Damit steht im Fall der Architektur der Brauereigebäude Mayerffy die ästhetische Komponente im Vordergrund, während die funktionale Komponente sich am Stand der einfachen Herstellungstechnik und Betriebsablaufes orientiert. Im weiteren Verlauf der baulichen Entwicklung der Brauereien ist eine Veränderung hinsichtlich der ästhetischen Aspekte bei der Konzeption der Bauformen festzustellen, während funktionale Komponenten, parallel zur technischen Entwicklung, an Bedeutung gewinnen. Beim Brauhaus Petz folgt das additive und strikt horizontale Grundrissschema im Brauereitrakt ebenfalls einer streng funktionalen Planung, allerdings in Verbindung mit einem eingeschossigen Produktionsgebäude. Die Ausgestaltung der Fassade ist weniger von ästhetischen Überlegungen geprägt, sondern scheint eher auf ökonomischen Überlegungen zu beruhen. Insgesamt ist festzustellen, dass die Innerstädtischen Brauhäuser in Pest mit dem beschriebenen Grundriss- und Gestaltungskonzept der Fassade zeitliche Vorläufer, aber keine Vorgänger der Frühindustriellen Brauereigebäude sind, die ab dem Jahr 1845 in Kőbánya entstehen. 37 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIV. Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870) Im Folgenden soll die architektonische Entwicklung der Frühindustiellen Brauereien in PestBuda an folgenden Brauereien dargestellt werden: A. Brauereien der Übergansphase zwischen Innerstädtischem Brauereibetrieb und Frühindustrieller Brauerei: 1. Brauhaus Tükőry 2. Brauhaus der Brauhaus Gesellschaft Kőbánya/Kőbányai serház társaság B. Frühindustrielle Brauereien: 3. Brauhaus Schmidt 4. Barber Klusemann 5. Brauerei Dreher XIV.1. Brauhaus Spiegel/Tüköry Serháza Brauhaus als axialsymmetrische Dreiflügelanlage Firmengeschichte Der Betriebsgründer József Tüköry war kein Bierbrauer, sondern einer der ersten bürgerlichen Investoren in Pest, der versuchte, mit dem Bau einer Brauerei sein Vermögen gewinnbringend anzulegen.145 Um die starren Zunftregeln zu umgehen, wurde der Betrieb von seinem Sohn geleitet, der Bierbrauer und Zunftmitglied war. Ab 1845 nutzte Tüköry das Kellersystem in Kőbánya als Reife- und Lagerkeller, was darauf hinweist, dass sein Betrieb die Produktion auf untergäriges Bier umgestellt hatte. Wegen der hohen Qualität der Biere aus Köbánya hatte der Standort bald einen hervorragenden Ruf, weshalb Tüköry versuchte, auf einem Werbeplakat den Eindruck zu vermitteln, dass die Brauerei dort angesiedelt sei.146 ABB.XIV.2. János Lukács schreibt in seinem Werk, dass der Braubetrieb aufgrund wirtschaftlicher Probleme im Jahr 1860 eingestellt wurde.147 Diese Aussage steht im Widerspruch zu der Tatsache, dass die Brauerei Tüköry später den Bau der oben erwähnten Bierhalle148 und einer Darre zumindest geplant hat.149 ABB.XIV.3. 145 BFL XV.17.b.311.szbk.230b.verso.: Auf der Rückseite der Genehmigungspläne ist der Bauherr noch mit seinem deutschen Namen „Spiegel” aufgeführt 146 Dreher Archiv 147 Lukács 1992. 92. 148 BFL XV.16.b.224/46 149 BFL XV.17.b.311.szb.19148 38 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Standort Das Betriebsgelände befand sich in Pest (XIII. Bezirk, Stadtteil Ujlipotváros), begrenzt von der heutigen Pozsonyi, Katona József, und Sallai Staße sowie von der Szent István Ringstraße.150 Die Wahl des Betriebsgeländes erfolgte aufgrund von funktionalen Überlegungen. Außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns hatte der Betrieb mit seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen der Watzer Landsraße/Váci Országút und der Nähe zur Donau eine gute Anbindung an die Transportwege für Hopfen und Gerste. Gleichzeitig sicherte die Donau die Wasserversorgung des Brauhauses. Bauliche Konzeption Mihály Pollack: Planung einer Dreiflügelanlage auf Symmetrieachse Das Brauhaus wurde von Mihály Pollack geplant.151 ABB.XIV.4. Die „Verschönerungs Comissio“ (A Szépítő Bizottmány) erteilte am 05. August 1832 die Baugenehmigung mit folgender Anmerkung:152 Die derzeitige Planung, für dessen Ausführung Herr Baumeister Mihály Pollák verantwortlich ist, erhält mit der Vorgabe eine Genehmigung, dass diese mit den darauf sichtbaren Ziegeln durchgeführt wird und dass der unterirdischer bis zur Donau geführte Abwasserkanal ausgeführt wird.153 Die Anordnung der Gebäudeteile zeigt ein axialsymmetrisches Konzept: Der zurückgesetzte Mitteltrakt (13,00m x 13,00m) und zwei Seitenflügel (10,00m x 90,00m, bzw. 10,00m x 70,00m) bilden eine Dreiflügelanlage, die zwei Betriebshöfe umschließen. Durch dieses Gesamtkonzept werden die Gebäudemassen in einer Weise angeordnet, dass ein geschlossenes Ensemble entsteht, bei dem der Mitteltrakt optisch betont wird. Ein grundsätzlicher Vorteil dieser Konzeption besteht in der Möglichkeit zur Erweiterung der Seitenflügel. Die Organisation des Grundrisses sowie die im Genehmigungsplan aus dem Jahr 1832 dargestellte Anordnung der einfachen Arbeitseinrichtungen zeigen eine Produktionsstätte für obergäriges Bier. Eine Erweiterung der baulichen Anlage durch den Neubau einer industriellen Darre in den 1850-er Jahre und die Nutzung der Reife- und Lagerkeller in Köbánya sind ein baulicher Hinweis dafür, dass der Betrieb im Laufe seines Bestehens die Produktion von obergärigem auf untergäriges Bier umgestellt hat.154 150 BFL XV. 16.b.224/44 BFL.XV.17.B.311.szbk.230b 152 BFL. Szép. Biz. Iratai 5524 153 Original ungarischer Text: „A jelen építési tervezet, melynek kiviteléért Pollák Mihály Baumeister úr felelős, azzal hagyatik jóvá, hogy az azon mostan látható cseréppel történjék és hogy légyen annak földalatti, a Dunáig vezető vízlevezető csatornája.” 154 Auf dem Plan von 1832 wird der deutsche Begriff „Welke” verwendet. Dort wurde das Malz lediglich passiv mit Luft getrocknet, was ein Hinweis auf die Herstellung eines obergärigen Bieres ist. Dagegen ist bei der Herstellung eines untergärigen Bieres der Bau eines eigenen Gebäudes, der Darre, notwendig, wo das Malz mit einem heissen Luftstrom in einem geschlossenen System aktiv erhitzt wird. 151 39 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Funktionen Im Brauereigebäude ist eine Reihe von Funktionen untergebracht, wobei eine eindeutige Einteilung in zusammenfassende Zonen (siehe Mayerffy) nicht zu erkennen ist. Funktional wurde die Gesamtanlage in Produktions- und Wohnbereiche gegliedert, die einander durchdringen. Gleichzeitig mussten die Produktionseinheiten Mühle (Malz- und Schrotmühle) und Schnapsbrennerei, die mit dem Prozess des Bierbrauens nicht in direktem Zusammenhang standen, baulich integriert werden, was eine Vergrößerung der Mindestabmessungen des Betriebsgebäudes zur Konsequenz hatte. Die traditionelle Verbindung zwischen Brauerei und Essigsiederei ist im Fall der Brauerei Tüköry endgültig überwunden.155 Insgesamt sind folgende Funktionsbereiche zu unterscheiden: 1. Produktion - Brauerei - Brandweinbrennerei - Mühle 2. Vertrieb -Gasthaus 3. Wohnen Im Brauereigebäude ist die Einheit zwischen Arbeiten und Wohnen nicht aufgehoben. 4. Nebenräume Pferdställe Lager Produktionsfläche Gesamte Fläche: 960,00m2 = 100%, davon: Gerstenboden (136,00m2 = 14%), Darre (26,00m2 = 3%), Wohnen (123,00m2 = 13%), Nebenräume (85,00m2 = 9%), Welke (168,00m2 = 13%), Brauhaus (72,00m2 = 7.5%), Brandweinhaus (43,00m2 = 4.5%), Hopfenlager (9,00m2 = 1.0%), Gasthaus (57,00m2 = 6.0%), Malztenne (150,00m2 = 16%), Mühle (128,00m2 = 13%) Hieraus ergibt sich ein Verhältnis von 55% Produktionsfläche zu 45% Nebenfläche 155 Da noch keine Kühltechnik zur Verfügung stand, beschränkt sich die Brausaison auf das Winterhalbjahr. Um die Wirtschaftlichkeit des Betriebes auch während des Sommerhalbjahres sicher zu stellen, waren den Brauereibetrieben in der Regel noch eine Mühle, eine Schnapsbrennerei sowie eine Essigsiederei angegliedert. 40 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Grundriss und Innenhöhen Im Mitteltrakt, der als Zentralbau auf quadratischem Grundriss konzipiert wurde, ist eine Mühle angeordnet, die über kurze Zwischentrakte mit den quer stehenden länglichen Seitenflügeln verbunden ist. In der Mühle werden die Gebäudeabmessungen durch den Zwang zur Integration der technischen Ausstattung bestimmt. Die Tiefe und Höhe des 3geschossigen Gebäudes wird entscheidend durch die Dimension des Antriebsrades (Durchmesser: 11,50m) bestimmt, dass die Malz- und Schrotmühle bewegt. Um die Gebäudehöhe zu reduzieren, wurde dieses mechanische Element in einem Schacht um 3,00 Meter abgesenkt. Die Planunterlagen enthalten keine Angaben zur Antriebsform und deren Energiequelle. Die in den Seitenflügeln angeordneten Produktions- und Lagerräume weisen durchgehend rechteckige Formate auf. Deren Anordnung und Dimensionierung ist individuell gestaltet, wobei die Teilarbeitsprozesse räumlich voneinander getrennt sind. Gleichzeitig ist die Anordnung der Produktionsräume weniger auf Grundlage der Arbeitsabläufe organisiert, sondern in Abhängigkeit der Gebäudeform. Als Folge entwickeln sich nur bedingt logische und funktionale Raumzuordnungen. Die Funktionen Mälzerei, Darre, Sudhaus sind im Erdgeschoss der beiden langgestreckten Gebäudeteile angeordnet. Damit ist der gesamte Brauprozess zwar unter einem gemeinsamen Dach untergebracht, aber der Arbeitsablauf zeichnet sich nicht als konsequent lineare Abfolge der einzelnen Betriebsräume ab. Ein System für eine durchgehende innere Erschließung ist nicht gegeben. Die Arbeitsräume im Erdgeschoss sind über den Betriebshof zugänglich, wodurch dieser eine funktionale Aufwertung erfährt. Die Arbeitsräume zeigen Innenraumhöhen, die in Abhängigkeit des Teilarbeitsprozesses gestaltet sind. Der Mühlentrakt besteht aus einem Erdgeschoss für die Malzmühle (Innenraumhöhe: 3,80m), mit einem Fußbodenniveau auf der Ebene des Betriebshofes. Im Obergeschoss (Innenraumhöhe: 2,60m) ist die Schrotmühle angeordnete und darüber befindet sich der Dachraum als Kornlager (Innenraumhöhe: 2,60m). Die Seitenflügel sind zumindest teilweise unterkellert (Innenraumhöhe: 2,80m), wobei die sich darüber befindlichen Geschosse (Innenraumhöhe: 2,60m) um 1,60m gegenüber dem Betriebshof höher gelegt wurden. Der Höhenunterschied wird mit Treppen überwunden. Darüber befindet sich ein Obergeschoss (Innenraumhöhe: 2,60m), das vermutlich als Kornlager genutzt wurde. Fassade Die Fassade vermittelt nicht unmittelbar die Zweckbestimmung des Gebäudes Die Fassade ordnet sich ebenfalls dem Konzept der Symmetrie unter und orientiert sich in seiner Gestaltung mit dem als Zentralbau konzipierten Mitteltrakt und den beiden Seitenflügeln an Palaisbauten (vergleiche Brauhaus Mayerffy). Als Gliederungselement der Seitenflügel werden stereotyp gereite Fensterbänder angeordnet. Damit realisiert Pollack eine an der Ästhetik angelehnte Fassadengestaltung, bei der funktionale Aspekte weniger betont werden. Die Einhaltung dieses Gestaltungsprinzips ist möglich, weil noch keine großdimensionierten technischen Betriebsräume vorgesehen sind, wie beispielsweise Maschinen- und Kesselräume, deren technische Bauteile das Gebäudeäussere beeinflusst hätten. Auch die Feuerungsanlagen sind noch kleinformatig, weshalb auch keine aufwendig konstruierten Kaminsysteme erforderlich sind, die auf der Fassade ein dominierendes 41 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Element dargestellt hätten. Mihály Pollack gibt mit einer gesteigerten Zurückhaltung bei der Fassadengestaltung möglicherweise einen subtilen Hinweis auf die gewerbliche Nutzung des Gebäudes, die nicht unmittelbar abzulesen ist. ABB.XIV.4. Baukonstruktion Die Gebäude wurden in traditionell handwerklicher Weise errichtet Die Baukonstruktion wird durch Lösungen des lokalen Maurer- und Zimmererhandwerks bestimmt und entspricht der damals üblichen Bautradition. Das Gebäude wurde als Massivbau errichtet, wobei die Kellerdecken als Gewölbe und die Geschossdecken als Holzkonstruktion ausgeführt werden, deren Spannweiten 4,50m nicht überschreiten. Die Spannweiten sind durchgehend auf Maße begrenzt, die mit handwerklichen Lösungen zu überbrücken sind, beispielsweise durch Stützenreihen im Gerstenlager. Die Dächer der Seitenflügel wurden als klassische Sparrendächer mit liegendem Stuhl in einem Winkel von 47 Grad ausgeführt. Damit greift die Dachkonstruktion auf historische Vorbilder zurück und zeigt weder hinsichtlich des angewendeten Materials, noch der Bautechnik innovative Neuerungen auf. Technischen Einrichtungen zur Energieerzeugung wie Dampfmaschinen oder aufwendige Konstruktionen wie Industriekamine waren nicht vorhanden, weshalb die Entwicklung innovativer Lösungen hinsichtlich der Baukonstruktion nicht notwendig war. Damit entspricht die angewandte Baukonstruktion der technischen und funktionalen Zweckbestimmung des Gebäudes. Zusammenfassung Brauerei Spiegel/Tüköry Serháza Im Jahr 1832 wird in der Brauerei Tüköry Bier auf handwerkliche Weise Bier gebraut, bei dessen Herstellung weitgehend die menschliche Arbeitskraft bestimmend ist. Eine teilweise Mechanisierung bezieht sich lediglich auf die Mühle. Räume für Antriebsmaschinen, d.h. Kessel- und Maschinenhaus sind nicht vorhanden und auch andere technische Bauten, wie beispielsweise Industriekamine fehlen. Friedrich Accum beschreibt bereits im Jahr 1821 in seinem Werk den Einsatz von Dampfmaschinen zu Energieerzeugung in einer mechanisierten Brauerei in London.156 Damit ist die Brauerei technisch nicht auf dem neuesten Stand und baulich nicht als innovatives Industriegebäude einzustufen. Gleichzeitig stimmt der Grad der eingesetzten Produktionstechnik mit der eingesetzten Bautechnik überein, die von lokal üblichen Lösungen des Handwerks bestimmt ist. Insgesamt spiegelt die Gesamtgestaltung der Anlage Mihály Pollack’s Architekturauffassung wider, bei der dekorativer Schmuck auf ein Minimum beschränkt bleibt und Nachdruck auf die Klarheit der Form gelegt wird.157 Im Fall der Brauerei Tükőry macht die schlichte Gestalt der Anlage einen fast kubischen Eindruck, der durch das Fehlen jedweden Fassadenschmuckes weiter verstärkt wird. Die Fenster sind gleichförmig in Form und Anordnung, wodurch sie keinen Hinweis auf die Funktion der dahinter liegenden Räume geben. 156 157 Accum 1821. Tafel IV. Zádor 1960. 42 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIV.2. Vergleich mit der Brauerei der Gebrüder Kosler in Laibach Das das Konzept einer axial-symmetrischen Dreiflügelanlage, wie sie von Polláck für das Brauhaus Tüköry konzipiert wurde, als Grundprinzip für ein Brauereigebäude sinnvoll ist, zeigt sich am Beispiel der Brauerei der Gebrüder Kosler, die 1866/67 in Laibach (Österreich) errichtet wurde. Der Architekt Karl Tietz plante allerdings eine Brauerei zur Herstellung von untergärigem Bier, auf Grundlage eines linearen Arbeitsablaufes und unter Berücksichtigung einer seiner Zeit entsprechenden Produktionstechnik. Das Ergebnis war eine klare Organisation des Grundrisses, den Tietz in einer von ihm verfassten Publikation detailliert beschreibt.158 ABB.XIV.5, ABB.XIV.6. ABB.XIV.7. Im Gegensatz zur Brauerei Tüköry signalisiert die in zeittypisch historisierender Weise Fassadengestaltung eindeutig, dass es sich um einen Nutzbau handelt.159 Volker Rödel schreibt in seinem Werk, dass die axialsymmetrische Dreiflügelanlage für Brauereien zu einer Architekturdiskussion führte. Der Architekt der 1863-64 errichteten Actien-Brauerei in Bergedorf bei Hamburg, “…. J.A. Rombach, lehnte diese Großform als zu monumental für eine Brauerei ab.“ 160 XIV.3. Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya/Köbányai Serház Társaság Standort heutige Adresse: Budapest, X., Halom utca 42. Firmengeschichte 185o 1855 1859 1862 Gründung der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya durch eine Gruppe von Budapester Geschäftsleuten als Investitionsobjekt.161 Fertigstellung des Brauhauses in Köbánya Die Gesellschaft löst sich auf, Perlmutter Jakab wird alleiniger Inhaber und erweitert die Brauerei durch einen Neubau Dreher Antal erwirbt die Brauerei Die Gründungsmitglieder waren Unternehmer wie der Pester Maschinenproduzent Ferdinánd Dolainsky, die Pester Baumeister Károly Gerster und Lipót Kauser, der aus Arad stammende Großgrundbesitzer Hermann Antal und der Pester József Zimmerermeister Zitterbarth.162 158 Tietz 1867. Rödel 1986. 230. 160 Rödel 1986. 231. 161 Kozmáné 2004. 24. 162 BFL Sz. F. L. Pesti Tan. Ir. 18579-1855 159 43 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Funktion und architektonische Konzeption Die Produktionsstätte der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya ensteht durch einen reziproken Raumbildungsprozess Die Verschönerungs Comission/Szépító Bizottmány berät im Jahr 1850 über die Planung zum Bau eines Brauhauses der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya, die der Baumeister Laurent Zofáhl/Lőrinc Zofáhl angefertigt hatte. 163 ABB.XIV.8. Eine Notiz zur Architektur des Brauhauses findet sich im Buch Geschichte des Ungarischen Bierbrauens: Der Schornstein des Brauhauses und sein aus Ziegelstein angelegtes Kranzgesims erinnert an das im englischen Stil errichtete modische „Windsor castle”: mit romantischen Burgzinnen und Schießscharten. Zeichen für die aristokratische Neigung „im Zeichen der guten alten Zeiten“, ist, dass im Jahr 1850 selbst der Schornstein eines Brauhauses stilvoll gestaltet wird.164 Die bauliche Konzeption umfasst einen konventionellen zweigeschossigen Hochbau, in dem das Maschinen- und Sudhaus165 untergebracht waren sowie den Ausbau des Kellersystems in dem die Mälzerei sowie die Lager- und Gärkeller untergebracht waren.166 ABB.XIV.9. Die Bauarbeiten waren mit umfangreichen Erdarbeiten verbunden, die mit der damaligen technischen Ausrüstung nur mit einem hohen Zeitaufwand durchgeführt werden konnten. Damit kann auch die relativ lange Zeitspanne von 5 Jahren zwischen Planerstellung und Fertigstellung dieser relativ kleinen Brauerei erklärt werden. Die Innovation bei dieser Brauerei besteht in der baulichen Integration der geologischen Gegebenheiten und Topographie in die Gesamtanlage, die mit einer Einsparung von Bauland verbunden war. Bis dahin wurden die vorhandenen Keller als Gär- und Lagerkeller genutzt. Lőrinc Zofáhl erkennt das Potential des vorhandenen natürlichen Raumes und modelliert an der Schnittstelle zwischen Außenraum und Berginnern ein System von Produktionsräumen, deren Grundrisse und Innenhöhen in Abhängigkeit ihrer Funktion individuell gestaltet sind. Dabei entstehen die Räume in erster Linie nicht durch Mauern von künstlichen Wänden, sondern durch Abtragen natürlichen Gesteins. Durch diesen reziproken Raumbildungsprozess entstehen im Naturstein bei Innenhöhen von bis zu 7,50m hallenartige Räume mit einem oberen Abschluss aus massiven Steingewölben. Mit dieser architektonischen Ausdrucksform wird über die technischen und ökonomischen Überlegungen hinaus der Eindruck von Solidität und Dauerhaftigkeit vermittelt. Die Grundfläche des ausgebauten Kellerbereiches beträgt 450,00m2. Technische Einbauten, wie Kamine, Lüftungsschächte, Wasserabläufe im Fussboden und Heizanalgen wurden in die Anlage integriert. Eine unterirdische Anordnung einer Malztenne hat den Vorteil, dass diese weniger den Schwankungen der Außentemperatur und der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Zur Durchlüftung wurden Luftschächte eingebaut und die verbrauchte kohlensäurehaltige Abluft wurde über Öffnungen, die sich in Deckenhöhe befinden oder Kamine nach aussen geführt. Der Lagerkeller befand sich im rückwärtigen und nicht ausgebauten Teil des Pincerendszer, der über mehrere Türen zugänglich gemacht wurde. Die kältedämmenden Eigenschaften des umgebenden Kalksteins und des aufgeschütteten Erdreiches sowie die natürlich hohe Luftfeuchtigkeit schaffen ohne zusätzliche Energiezufuhr ein Innenraumklima, das den Reifeprozess begünstigte. Mittel des aktiven Ausbaus des Pincerendszer ist Mauerwerk 163 BFL Sz. F. L. P. Szép. Biz. Ir. 12940. Bevilaqua 1931. 773.: 165 Abbildung: Brauereimuseum Fa. Dreher Bp.-Köbánya 166 BFL XV.17.b.314.PT 21 Int.am.5541 164 44 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz (Wandstärke: 0,52m, bzw. 0,36m), die mit ihren glatten Oberflächen einen Kontrast zur Natursteinoberfläche des Kellers bildeten. Die Geschossdecken wurden als Holzbalkenkonstruktion ausgeführt, da das zu lagernde Rohmaterial, Gerste und Hopfen, ein relativ geringes Gewicht aufweist. Durch Fenster, die in Abhängigkeit des Produktionsbereiches dimensioniert waren, konnte Tageslicht eingelassen und ein Luftaustausch nach Bedarf durchgeführt werden.167 ABB.XIV.10. XIV.4. Umgestaltung einer Stärkefabrik in eine Brauerei Lőrinc Zoháhl stellt am 18. Juni 1850 die Planung einer weiteren Brauerei fertig:168 ABB.XIV.11. Eine Stärkefabrik im Stadteil Engelfeld/Angyalföld wird in eine Brauerei umgestaltet. Dieses Bauprojekt zeigt eine grundsätzlich andere Konzeption als das Brauhaus der Brauhaus Gesellschaft Kőbánya/Kőbányai serház Társaság. Die Malztenne befindet sich im Erdgeschoss in einem massiven MW-Anbau mit Tonnengewölbe. Das Sudhaus wurde im Altbau, direkt über dem Gärkeller angeordnet. In einem bedeutend größeren Keller mit einer Innenhöhe von 4,00m und einer abdeckenden Erdschicht von 2,00m befindet sich der Lagerkeller, in dem das Bier für mehrere Monate in Fässern aufbewahrt wird. Die obere Abdeckung bildet ein Tonnengewölbe. Entstehendes Kohlendioxid wird über Lüftungsschächte im Deckenscheitel abgeführt. Die Planung belegt, dass um das Jahr 1850 in Pest auch außerhalb von Köbánya Brauereien geplant wurden. Besonders der aufwendig konstruierte (und damit kostenintensive) Keller (22,0m x 8,00m = 176,0m2) zeigt, dass ein großer baulicher Aufwand notwendig war, um vergleichbare Klimabedingungen zu schaffen, wie sie im Kellersystem in Köbánya von vornherein vorzufinden waren. Vermutlich wurde die Planung jedoch nicht realisiert. XIV.5. Brauhaus Schmidt Das Brauhaus Schmidt wurde im Jahr 1844 gegründet und war der erste Betrieb, der aufgrund der neuen Rechtslage nicht mehr an die Regeln der Zunft gebunden war. Da Planunterlagen zur Brauerei nicht vorliegen, kann nur aufgrund der Grösse des Betriebsgeländes Rückschlüsse auf die Gebäudedimensionen gezogen werden. Der Standort war von der heutigen Üllői út, Bokréta utca und Tűzoltó utca begrenzt, was vermuten lässt, dass die Abmessungen und Baukonstruktion vergleichbar sind mit denen der Brauhäuser Mayerffy und Petz. Einen Hinweis zur Baukonstruktion enthält auch die Baugenehmigung, die am 27. September 1844 vom Stadtrat erteilt wurde: … ob sein verfallenes Gebäude sich in einem solchen Zustand befindet, dass darin ohne Brandgefahr Bier gebraut werden kann … 169 Am 14. Februar 1845 erhält Schmidt vom Stadtrat ein weiteres Dokument: …Das Brauhaus ist ohne Brand zu sein. Die Malzdarre hat zwar kein Gewölbe aus Steinmauerwerk, dennoch werden die Flammen und der Raum über Eisenrohre direkt in das Rauchrohr des Schornsteins geführt, wobei die Flamme die Malzdarrplatte nicht direkt erreicht, weshalb das gesamte 167 BFL XV.17.B.314 PT 18 BFL XV.17.b.311.SZB.12870 169 Bevilaqua 1993. 96.: Orginaltext: „…esedező épületje oly állapotban vagyon-e, hogy abban tüszveszély nélkül a serfőzés űzhető lehessen…” 168 45 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Darrwerk nicht mit direkten Flamme, sondern mit heißer Luft geheizt wird.170 Aufgrund dieser Dokumente können folgende Schlüsse gezogen werden: 1. Die Brauerei war ein Neubau in Massivbauweise 2. Die Baugenehmigung war an die Einhaltung von Brandschutzvorschriften geknüpft, die bestimmte Baumaterialien vorschrieb171 3. Die Bauvorschrift beeinflusst die Produktionstechnik und Rauchgasableitung. Für die Beheizung der Darre wurde ein geschlossenes System (Englische Darre) zur indirekten Erhitzung des Grünmalzes vorgeschrieben. Damit war das veraltete und feuergefährliche System der direkten Erhitzung über einer offenen Flamme abgeschafft Auslagerung eines Teiles der Produktion nach Kőbánya (Outsourcing) Das Brauhaus Schmidt führte in Budapest die Produktion von untergärigem Bier ein,172 das in der letzten Herstellungsphase für mehrere Monate bei geringer Temperatur und gleichmäßiger Luftfeuchte gelagert werden musste, um die letzte geschmackliche Reife zu erhalten.173 Um diese Klimaverhältnisse herzustellen, ist der Bau eines Lagerkellers notwendig, was für den Investor einen erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand bedeutet. Schmidt verlagerte diesen Herstellungsschritt vom eigentlichen Betriebsgelände in das bereits vorhandene Kellersystem in Kőbánya, das sich in einer Entfernung von etwa 8 km von seinem Betrieb in der Üllői út befand. Mit diesem Outsourcing eines Teiles der Produktion an einen Ort mit speziellen Eigenschaften wird eine Übergangsphase eingeleitet, bei der die Herstellung an verschiedenen geografischen Standorten durchgeführt wurde. Nach dieser Phase folgt die vollständige Abwanderung des gesamten Brauereibetriebes an die Peripherie der Stadt. Die Voraussetzung für die Stadtrandwanderung war die Entwicklung einer Tiefbohrtechnik, wodurch man vom Wasser der Donau unabhängig wurde und in der Nähe der vorhandenen Naturkeller in Kőbánya Brauwasser fördern konnte. 174 Die Verbindung aus Naturkellern und Tiefenwasser war die Grundlage für die Entstehung des Brauereistandortes Kőbánya. Die Brauerei Schmidt stellte seine Produktion im Jahr 1867 ein. 170 Bevilaqua 1993. 97.; Orginaltext: „…Serfőzőház tűztől mentes lészen. A malátaszáritónak ugyan nincsen kőböl rakott bolthajtása, de a tűz lángja és a füst vascsöveken közvetlen a kémény kürtőjébe vezettetik, a láng nem éri a malétaaszaló lapot, az egész aszaló művet nem közvetlen tűzláng, hanem meleg levegő fűti.” 171 Grund für die Bedeutung des Brandschutzes in der Baugenehmigung sind vermutlich die Erfahrungen aus der Feuersbrunst in Tabán und Halászváros im Jahr 1810 172 siehe Absatz: Technologietransfer als Innovationsimpuls für die bauliche Entwicklung von Brauereien 173 Die Qualität des Bieres war hervorragend und der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens gesichert 174 Technischen Entwicklungen zum Tiefenbohren ab 1840: siehe Takáts Sándor 46 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIV.6. Brauerei Barber und Klusemann Erste industriell betriebene Brauerei in Budapest Firmengeschichte Standort, heutige Adresse: X., Jászberényi út 7-11, heutiges II. Betriebsgelände. 1854 - Die Investoren Barber und Klusemann erwerben das Brauhaus Carl Rohrbacher in Köbánya/Altgebirg, erweitern es durch einen Neubau und gründen einen Brauereibetrieb unter eigenem Namen.175 Zur gleichen Zeit gründet die Firma die Dampfmühle Barber.176 Beide Gewerbezweige verwenden das Rohmaterial Getreide, wodurch Synergieeffekte entstehen. 1867 - Die Brauerei wird zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt. NeueFirmenbezeichnung: Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. Zunächst soll auf das Brauhaus Carl Rohrbacher eingegangen werden, das später in die Gesamtanlage Barber- Klusemann integriert wird und damit einen Teil der Bauchronologie des Ensembles darstellt. XIV.6.1. Das Brauhaus Carl Rohrbacher Anton Diescher als Planer einer Brauerei Rohrbacher war nach Schmidt und Spiegel/Tüköry die dritte Gründung einer Brauerei für Lagerbier in Pest. Daraus kann abgeleitet werden, dass das „bayrische“ Bier den Geschmack der Verbraucher getroffen hat und ein wirtschaftlicher Erfolg war. Gleichzeitig war Rohrbacher die erste Brauerei, die ihren Standort direkt über dem Kellersystem in Köbánya/Altgebirg hatte und damit sowohl den Brau-, als auch den Lagerprozess am gleichen Ort durchführte. Dies war eine Innovation, denn Schmidt und Tüköry nutzten das Kellersystem ab 1844 lediglich als Gär- und Lagerort, um den kostspieligen Bau von Lagerkellern an den Brauereistandorten in der Pester Innenstadt zu vermeiden. Rohrbacher beauftragte den Baumeister Anton Diescher177 (1817-1863) mit der Planung der Brauerei, die irgendwann zwischen 1845 und 1850 den Betrieb aufnahm.178 ÁRB.VII.12. Anton Diescher sollte sich später auch an den Planungen der Brauereien Barber-Klusemann (1854)179 und Dreher (1860)180 beteiligen. Gleichzeitig fertigte er auch Pläne für kleinere Brauereigebäude181 und technische Anlagen, wie Eisgruben182 an. ÁRB.VII.13. Die von Diescher angefertigten Planunterlagen lassen auf eine ökonomische Annährung an die 175 Lukács 1993 Klement 2010. 143. 177 Bruder von József Diescher 178 BFL VX.17.b.311.SZB.18094a 179 BFL VX.17.b.311.SZB.19622 180 BFL VX.17.b.311.SZB.19667a 181 BFL VX.17.b.311.SZB.19183 182 BFL VX.17.b.311.SZB. 09767 176 47 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Bauaufgabe schließen, was gute Kenntnisse des Brauverfahrens und der Dimensionen der technischen Einrichtungen voraussetzt. Bei der Konstruktion kommen vorwiegend traditionelle handwerkliche Lösungen zur Anwendung, wie beispielsweise der zweifach stehende abgestrebte Pfettendachstuhl über dem Malzlager und dem Sudhaus der Brauerei Barber-Klusemann. Dieser Dachstuhl gilt heute als historische Konstruktion und kommt nur noch bei Restaurierungsarbeiten von denkmalgeschützten Gebäuden zur Anwendung. Daneben setzt Diescher beim Dach für größere Spannweiten aber auch bautechnische Neuerungen, wie Mischkonstruktionen aus Holz und Eisen ein, um Stützen zu vermeiden.183 Die Außenwände bestehen aus Mauerwerk mit einer Stärke von 0,56m. Die Spannweiten der Holzbalkendecken erreichen durch Einbau von Balkenunterzügen und Stützen unprätentiöse 4,00m. Der Grundriss Das von Diescher geplante langgestreckte Gebäude hatte eine L-Form von 14,00m x 60,00m und 10,00m x 6,00m und damit eine Grundfläche von 900,00m2. Die Wandhöhe beträgt 6,50 Meter. Über dem Erdgeschoss befand sich ein Ober- und ein Dachgeschoss in denen die Gersten- und Malzlager untergebracht waren, was von außen an der großen Anzahl klein dimensionierter Fenster zu erkennen war. Zum Raumprogamm gehörten im Erdgeschoss eine Darre und ein Sudhaus. Ein Kellergeschoss war nicht vorgesehen, da das natürliche Kellersystem als Gär- und Lagerkeller genutzt wurde. Die Dimensionen des Gebäudes, die Anordnung der Räume und die technischen Einrichtungen zeigen, dass der Herstellungsprozess weitgehend handwerklich durchgeführt wurde und der Produktionsablauf vorwiegend vertikal von oben nach unten verlief: - Obergeschosse: Kornlager - Erdgeschoss: Darren und Brauen - Keller: Gären- und Lagern Die Dimensionen des Rauchschlots zeigen, dass die Darre eher klein war, woraus Rückschlüsse auf die produzierte Menge gezogen werden können. Die Feuerstellen zur Energieerzeugung waren ebenfalls von geringer Leistung, weshalb kein aufwendiger Industriekamin sichtbar und auch kein Maschinenhaus eingeplant ist. Die Fassade Die Klinkerfassade der Brauerei Rohrbach nimmt die äußere Gestaltung der Fabrikbauten in Budapest der 1880-er und 90-er Jahre vorweg Die Giebelseite der Brauerei ist zur Straße hin ausgerichtet und als Rohbacksteinfassade ausgeführt, mit den für das Material typischen Kleinformen. Dabei sind die Ecken mit fialartigen Türmchen verstärkt und die Fassade mit Lisenen in drei Felder gegliedert. In den Feldern befinden sich hoch-formatige Rundbogenfenster, darüber kleinteilige Gestaltungselemente. Die Fassade zur Schauseite wurde aufwendig gestaltet und vermittelt 183 BFL VX.17.b.311.SZB.19662 48 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz mit seiner Rohbacksteinfassade und dem Treppengiebel den Eindruck einer soliden Burg.184 ABB.XIV.14. Bei der Planung für einen Anbau der Brauerei Tüköry in der Palatingasse 53 findet sich eine vergleichbare Fassadengestaltung, bei der ebenfalls Elemente einer vermeintlich mittelalterlichen Architektur zitiert werden.185 ABB.XIV.15. Mit der historisierenden Gestaltung wurde eine Schaufassade errichtet, die einen Bezug zum Bier als traditionelles Getränk herstellen sollte.186 Damit Kommuniziert die Fassade eine Botschaft an den Betrachter und übernimmt als seitlicher Gebäudeabschluss hinaus eine ikonologische Funktion.187 Hinsichtlich der Ziegelfassaden und deren Deutung findet sich ein weites Spektrum an Interpretationen.188 Das dieses Konzept das Ergebnis eines bewussten Planungsprozesses ist, zeigt der Vergleich mit einem Gebäude, für das Diescher eine der Bauaufgabe entsprechende Lösung vorlegt: das zweigeschossige spätklassizistische Wohnhaus in Budapest, V. Bezirk, Ecke Vámház 6./Veres Pálné 41, das heute unter Denkmalschutz steht. Die Ziegelfassade der Brauerei Rohrbach nimmt die äußere Gestaltung der Fabrikbauten in Pest- Buda der 1880-er und 90-er Jahre vorweg. Eine große Anzahl von Brauereien und Mälzereien in Ungarn und Deutschland wurden nach vergleichbaren Prinzipien gestaltet: - Mälzerei Haggenmacher, Kőbánya - Brauerei Nagykanizsa - Brauerei Pécs - Brauerei Rostock - Brauerei Sünner, Köln - Brauerei Bayreuth Die Materialwahl wurde nicht zuletzt von ökonomischen Gesichtspunkten beeinflusst. Die Fassadenziegel wurden vermutlich von der benachbarten Ziegelei Miesbach zu einem günstigen Preis geliefert. XIV.6.2. Die Brauerei Barber-Klusemann – ein Genotyp Im Jahr 1854 erwerben die Investoren Barber und Klusemannerwerben das Brauhaus Carl Rohrbacher und erweitern es durch einen Neubau. Der Baumeister Anton Diescher wurde mit der Planung beauftragt. Damit war er gezwungen, sich mit Problemen der damals modernsten Brautechnik und Konstruktion sowie dem Verhältnis von Form und Material zu befassen. Seine architektonische Idee entsprach den konstruktiven, funktionalen und räumlichen Anforderungen der Bauaufgabe.189 ABB.XIV.16. 184 BFL VX.17.b.311.SZB.18094b BFL XV.17.b.311. szb.19466 186 Bevilaqua 1931 187 Pilsitz 2012. 97-112. 188 Brandmann 1969. 189 BFL. XV.16.B.228.14 185 49 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Architektonisches Konzept/Funktionen Ausgangspunkt der baulichen Konzeption war, dass Barber-Klusemann die erste Brauerei in Pest-Buda war, die den Brauprozess von einer handwerklichen auf eine mechanische Brauweise umstellte. Die Ablösung menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen erforderte eine völlig neue Organisation des Herstellungsprozesses und als dessen Folge auch eine Neuausrichtung der Gesamtkonzeption des Bauwerks. Mit der Mechanisierung der Produktion, die dem damaligen Stand der Technik entsprach, wurden im Gebäude eine Vielzahl von Maschinen und Geräte eingesetzt, die die Dimensionen und das Gefüge der Arbeitsräume determinierten. Eine weitere Technische Neuerung im Brauereiwesen, war die Einführung der Dampfmaschine zur Energieerzeugung, mit der man von den Kräften der Natur, wie Wind und Wasser, unabhängig wurde. Bezüglich der infrastrukturellen Anbindung des Industriebetriebes bedeutete dies: 1. 2. eine individuelle Energieversorgung des Industriebetriebes Der Transport des Energieträgers (meist minderwertige Kohle) war zu organisieren Mit dem Einsatz der neuen Technik war ein größerer Freiheitsgrad bei der Wahl des Betriebsstandortes verbunden, gleichzeitig aber erweiterte sich das Raumprogramm der Fabrik: - Maschinen- und Kesselraum - Lagerräume für den Brennstoff (meist minderwertige Kohle) - Industriekamine Die Dampfmaschinen waren zu diesem Zeitpunkt technisch noch nicht ausgereift und es bestand eine permanente Explosionsgefahr. Bei Barber-Klusemann bestand der obere Abschluss der Maschinen- und Kesselräume deshalb aus einer leichten Dachkonstruktion. Mit Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Dampfmaschinen wurden für diese Räume seitliche Anbauten errichtet (Dreher, 1862) und am Ende der Entwicklung freistehende Gebäude als Kraftzentralen, mit einem Sicherheitsabstand zur Fabrik. Die planerische Aufgabe bestand darin, diese neuen Einheiten formal mit einander zu verknüpfen und baulich in die Gesamtanlage zu integrieren. Damit wurde eine architektonische Entwicklung in Gang gesetzt, bei der, parallel zum technischen Fortschritt, hinsichtlich der Konzeption der Bauformen, die funktionalen Komponenten an Bedeutung gewinnen. Die kompakte Bauweise der bestehenden Brauerei Rohrbacher war weder für eine Neuorganisation des Betriebes, noch für die Umstellung auf eine mechanische Brauweise geeignet. Das sich Barber-Klusemann trotzdem für eine Übernahme des Betriebes entschieden hat, ist vermutlich auf folgende Gründe zurückzuführen: 1. Standort Unter dem Betriebsgelände befindet sich ein Kellersystem, das als unterirdische Malztennen und Lagerkeller genutzt werden konnte. Die Brauerei stand freistehend ohne direkte Nachbarbebauung auf einem großzügigen Grundstück. Damit standen genügend Baulandreserven für eine Betriebserweiterung zur Verfügung. 50 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz 2. Das bestehende Brauereigebäude Das bestehende Brauereigebäude konnte durch einen geringfügigen Umbau zur Mälzerei um genutzt (in diesem Bereich werden keine Maschinen eingesetzt) und als eigenständiger Teilbetrieb in den Gesamtbaukomplex integrieren werden. Die funktionale Differenzierung des Brauereibetriebes wird durch die bauliche Trennung zwischen Neu- und Altbau visualisiert Die Erweiterung erfolgte durch einen langgestreckten Neubau, der parallel zur südlichen Längsseite der bestehenden Brauerei errichtet wurde. Dabei wurden die Funktionen auf die beiden Gebäudeteile so aufgeteilt, dass im Altbau die Gerstenlager und Mälzerei (mit möglicherweise unterirdischer Malztenne) und Darre untergebracht waren, im Neubau das Sudhaus und Kühlhaus, mit Anbindung an die Gär- und Lagerkeller sowie ein Maschinenhaus mit Dampfmaschine. Damit spiegelt die bauliche Aufteilung die Aufteilung des Brauprozesses in einzelne Herstellungsschritte wider. Die Verbindung zwischen Alt- und Neubau erfolgte über einen überdeckten Gang, in dem ein mechanisches Transportband (deutschsprachige Originalbezeichnung auf dem Plan: Transport Schnecke) zur Beförderung des Malzes vorgesehen war. Der Neubau Der langgestreckte Neubau hatte eine NO-SW Ausrichtung und bestand aus zwei additiv aneinander gereihten Gebäudeteilen, mit rechteckigen Grundflächen von 22,00m x 89,00m Meter (1.958,00m2) und 19,50m x 38,00m (742,00m2). Die Außenwandhöhen waren 10,00m und 5,50m.190 ABB.XIV.17. Die bauliche Konzeption der Brauerei ist auf das Brauen eines untergärigen Bieres abgestimmt. Die produktionstechnische Umstellung von einer handwerklichen auf eine mechanische Produktherstellung führte zwangsläufig zu einer von Funktionalität geprägten Organisation des Grundrisses, die vom Ablauf des Herstellungsprozesses abgeleitet ist. Die innere Konzeption fasst zunächst das differenzierte Gefüge von hochspezialisierten Produktionsräumen, die entsprechend den Teilherstellungsprozessen an einander gereiht sind, in Bereiche zusammen. Die einzelnen Bereiche werden dann zueinander in einen klaren Funktionszusammenhang gesetzt. Dabei blieben die drei Hauptbereiche in veränderter baulicher Form bestehen: - Mälzerei - Sudhaus - Kellerei (Kühlhaus sowie Gär- und Lagerkeller) 190 BFL 15.17.b.311.szb.19622. 51 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Blocksystem Übergang der Produktionsbereiche von einer streng linearen in eine freie Anordnung Bei der Brauerei Barber–Klusemann wird die strikte funktionale Differenzierung der Produktionsbereiche durch die bauliche Trennung zwischen Neu- und Altbau besonders deutlich. Der Abstand der beiden Gebäude beträgt 11,00m. Durch die additive Anordnung der einzelnen Herstellungsprozesse entsteht eine lineare Abfolge der Produktionsräume und als dessen Konsequenz ein in seiner Form langgestrecktes Gebäude. Die einzelnen Produktionsbeiche (Mälzerei, Sudhaus, Kellerei) können als Blöcke aufgefasst werden, die gemeinsam ein System bilden. Dieses Blocksystem geht in der weiteren architektonischen Entwicklung von einer streng linearen in eine freie Anordnung über. Diese Transformation war möglich, weil diese Ordnung zwar additiv war, aber nicht unbedingt zwingend oder unauflöslich. Dies zeigt sich in der weiteren Entwicklung des Brauereigewerbes mit der Ablösung einzelner Produktionsbereiche aus dem Gesamtkomplex, wie dem Outsourcing der Mälzereien ab den 1880-er Jahren (Beispiel: Mälzerei Deutsch).191 Die Voraussetzungen für diese Entwicklung bilden das Herstellungsverfahren und der Betriebsstandort. Baukonstruktion Mauerwerk als bevorzugtes Baumaterial bei Brauereien Trotz der Einführung technischer Neuerungen und der Mechanisierung des Brauprozesses wird das neue Brauereigebäude als traditioneller Mauerwerksbau mit einem Satteldach als oberen Abschluss ausgeführt. Der Grund liegt in den günstigen Materialeigenschaften des MW-Ziegels, der bei einer Außenwandstärke von 0,65m für den Herstellungsprozess nachteilige Temperaturentwicklungen in den Innenräumen verhindern konnte. Eine weitere Begründung ist die Wandhöhe im Bereich des Sudhauses, die eine Höhe von 9,00m erreicht und bei dieser Wandstärke bis zu einer Länge von 13,00m ohne aussteifende Querwände errichtet wurde. Diese Wandstärken wurden bewusst gewählt, was sich im Bereich des Maschinen- und Sudhauses zeigt, wo sich die Wandstärken auf ungefähr 0,40m verjüngen. Dachkonstruktion Auf die Dachkonstruktion ist bereits eingegangen worden. Die Dachlandschaft besteht aus einfachen Satteldächern. Über dem Kühlhaus sind auf dem Dach Lüftungsbänder angebracht, die in Zusammenhang mit den großformatigen Fenstern der Fassade eine Kaminwirkung erzeugten und damit den Abkühlungseffekt erhöhten. Dieses Lüftungs- und Belichtungselement wird später von den Maschinenbaufabriken als technischer Dachaufbau übernommen.192 191 192 Rödel 1986. 231. Waggonnmonagewerkstatt, Budapest 1901 (MÁV Archivuma: BP. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021.3. rajz.) 52 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Fassade Die dominierenden technischen Elemente der Längsfassade vermitteln weit in den öffentlichen Raum hinein die gewerbliche Funktion des Gebäudes Aufgrund des relativ umfangreichen Bauvolumens entstehen große Fassadenflächen, die an ihrer einfachen gestalterischen Durchbildung erkennen lassen, dass sie auf Grundlage ökonomischer und produktionstechnischer Vorgaben geplant wurden. Die Hauptgliederungselemente der zurückhaltend gestalteten Fassade sind Fensteröffnungen, die in Abhängigkeit des Arbeitsbereiches individuell dimensioniert wurden. So hat das Kühlhaus großflächige Fenster für eine schnelle Durchlüftung, die Malzlager dagegen eine große Anzahl kleinerer Fenster, um einen steuerbaren Luftaustausch zu ermöglichen. Daneben wird der hochaufragende Industriekamin zu einem dominanten Element und das Lüftungsband auf dem Dach des Sudhauses zur interessanten Abwechslung. Klassische Gliederungselemente wie Gesimse, Pilaster und Lisenen sind nicht vorhanden. Mit dieser Komposition tritt in Pest-Buda zum ersten Mal die Technik als bestimmendes Element bei der Fassadengestaltung einer Brauerei in Erscheinung. Für diesen Bereich wird das ästhetisierende Gestaltungsprinzip, wie es bei der Fassade der Brauerei Rohrbacher zur Anwendung gekommen ist, durch visuell dominierende technische Elemente abgelöst. Damit wird dem Betrachter unmissverständlich die gewerbliche Funktion des Gebäudes vermittelt. Insgesamt kennzeichnet die Fassade der Brauerei Barber-Klusemann den Beginn der Entwicklung zu einer eigenständigen Brauereiarchietektur. Die Giebelfassade als Zitat des Altbaus Die Giebelfassade des Neubaus orientiert sich in der Gestaltung dagegen noch an der Schaufassade der Brauerei Rohrbacher. Der vorliegende Grundriss und die Ansicht zeigen, dass lediglich die Ecken des Neubaus zur Straße hin mit ähnlichen fialartigen Türmchen verstärkt wurden.193 Die rückwärtigen Gebäudeecken zum Maschinenhaus hin wurden weit weniger aufwendig gestaltet. Der im Jahr 1859 errichtete Erweiterungsbau des Kühlhauses zitiert mit seiner Materialwahl und vereinfachten Formgebung ebenfalls die Fassadengestaltung des Altbaus, wobei auf einen Treppengiebel und durchgehende Lisenen zur Fassadengliederung verzichtet wurde.194 XIV.6.3. Technische Bauwerke Neben dem Brauereigebäude gehörten noch eine Anzahl weiterer technischer Bauwerke zum Betrieb, der dadurch zur komplexen Gesamtanlage wird: - Eisteich - Eisgrube - Abwasserkanal 193 194 XV.17.b.311.SZB.19622 BFL XV.17.b.311.SZB.19183 53 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Eisteich Durch den industriellen Herstellungsprozess wurde Bier zu einem Massenprodukt, die eine großzügige Vorratshaltung notwendig machte. Gleichzeitig handelt es sich bei Bier um eine verderbliche Ware, die durch Kühlung haltbar gemacht wurde. Deshalb wurde die Temperatur während der Reife immer weiter gesenkt. Die Kühlung des Jungbieres im Gärkeller ist dabei noch Teil des Herstellungsprozesses. Danach wurde das Bier für Monate im Lagerkeller bei ähnlich niedrigen Temperaturen eingelagert. Das Raumklima der Gärkeller war durch eine Temperatur von ca. 3° Celsius und einer hohen Luftfeuchte bestimmt. Zur Kühlung der Keller wurde Natureis genutzt.195 Die Gewinnung erfolgte in den Wintermonaten durch Schneiden von Natureis auf der Donau, wodurch die Abhängigkeit von den natürlichen Klimabedingungen determiniert war. Zum Schneiden des Eises erteilte der Stadtrat eine Genehmigung für einen bestimmten Abschnitt der Donau.196 Das Problem dieser Methode war der Transportweg von größeren Mengen Natureis nach Köbánya. Barber-Klusemann legt deshalb bereits im Jahr 1856 unweit der Brauerei einen künstlichen Eisteich an, um in eigener Regie das Kühlmaterial herstellen zu können.197 ABB.XIV.18. Das komplexe Ingenieurbauwerk besteht aus zwei Becken, die mittig von einem quer verlaufenden Kanal getrennt werden, aus dem Wasser eingeleitet werden kann. Durch die Zweiteilung der Anlage konnte flexibel auf den Eisbedarf reagiert werden. Ein System von Dämmen und festgelegten Höchstwasserpegeln soll die Umgebung vor Überflutung schützen. Von der Masse des hergestellten Eises können Rückschlüsse auf die maximalen Produktionsmengen in hl der Brauerei gezogen werde. Berechnung der hergestellten Menge des Eises in m3 L= 120,00m B= 60,00m Wassertiefe H (angenommen): 0,50m Anzahl der Becken: 2 LxBxHx2 120,00m x 60,00m x 0,50m x 2 = 7.200m3 Dies entspricht einer Masse von etwa 7.000to Eis. Damit konnte Barber-Klusemann pro Jahr bis zu 50.000hl Bier produzieren und kühlen. Bei dieser Berechnung sind keine Reserven eingerechnet, wodurch sich die tatsächliche Produktionsmenge um etwa 30% verringern würde.198 Um wärmere Winter überbrücken zu können, wurde in einer Saison die Eismenge für zwei Jahre produziert und in Eisgruben eingelagert. 195 Kühlagregäte für die indurstrielle Anwendung wurden im Jahr 1873 von Linde erfunden. BFL V.54/1864: Antrag der Fa. Dreher für das Recht zur Eisgewinnung aus der Donau, Abschnitt Soroksár 197 BFL XV.17.b.316.941/1963a BFL XV.17.b.316.941/1963b BFL XV.17.b.316.941/1963c 198 Behrend 1900. 196 54 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Eisgrube Für die Einlagerung des Natureises wurden im Erdreich Eisgruben angelegt. Die seitlichen Wände bestanden aus Mauerwerk und der obere Abschluss aus einem einfachen Satteldach, an dessen Giebelseite der Zugang angeordnet war. Zum Schutz vor Sonneneinstrahlung wurde die Grube auf der Nordseite eines benachbarten Gebäudes angelegt.199 Die von Diescher projektierte Eisgrube besteht aus zwei Behältern von je 100m3, deren Wandstärke sich nach oben hin verjüngt.200 ÁRB.VII.13 Die Form eines Zylinders schafft ein günstiges Verhältnis von Oberfläche zum Inhalt und einen besseren Widerstand gegen den seitlichen Erddruck. Um mögliches Schmelzwasser abzuleiten, wurde im Boden eine Sickergrube vorgesehen, die über eine Drainageschicht aus Kies ins Erdreich entwässert wurde.201 Abwasserkanal Umweltverschmutzung und Infrastruktur: Zukünftige Probleme der Industrie zeichnen sich ab Kurz nach Inbetriebnahme der Brauereien Barber-Klusemann und Jakab Perlmutter (später Dreher), tritt das Problem der Ableitung des Abwassers auf. Aus Mangel eines Abwasserkanals, leiten die Brauereien das anfallende Abwasser zum Versickern auf einen abgelegenen Teil des eigenen Grundstückes. Durch die anfallenden Mengen werden auch die Nachbargrundstücke geflutet, was ab 1860 einen Rechtsstreit zur Folge hat. Als Ergebnis der Sitzungen des Stadtrates vom 22. Juni 1864 und 22. September 1866 werden die Brauereien verpflichtet, auf eigene Kosten einen Abwasserkanal zur Donau am Abschnitt Soroksár zu errichten.202 ÁRB.VII.19. Als erster Schritt wurde von der Stadt eine Planung mit Kostenkalkulation in Auftrag gegeben.203 Mit dieser Baumaßnahme leisteten die Brauereien einen Beitrag zur Entwicklung eines Kanalnetzes in Pest.204 Gleichzeitig wurden weitere Faktoren für einen Industriestandort determiniert: - Infrastruktur Bei Gründung der Brauereien in Köbánya bestand kein Anschluß an das Eisenbahnnetz und die Donau.205 Mit dem Bau des Abwasserkanals entstand nach den Straßen eine zweite infrastrukturelle Einbindung der Brauereien in Köbánya in das Stadtgefüge. - Umweltverträglichkeit Betriebsstandort in der Westwindzone. Um die Emissionsbelastung für die Innenstadt zu reduzieren, sollte bei der Standortwahl der Fabriken die Hauptwindrichtung berücksichtigt werden. Im Fall der Brauereien in Kőbánya war dies gegeben. 199 Nöthling 1896. BFL XV.17.b.311.SZB.09767 201 Sobó 1899. 451-462. 202 BFL VI. 381/1860 203 BFL IV. 1303.f 204 Farkas. 66-74. 205 Pilsitz 2011a. 43–58. 200 55 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz - Schmutzwasser Die Ableitung des anfallenden Schmutzwassers war durch den Bau eines Kanals zur Donau mit hohen Kosten verbunden. XIV.6.4. Weitere Baumaßnahmen Darüber hinaus gehören zur Bauchronologie der Brauerei folgende Maßnahmen: - 1854: Ankauf des benachbarten Grundstückes sowie die Verlegung der angrenzenden öffentlichen Straße 206 - 1859: Bau eines Ökonomiegebäudes207 - 1866: Erweiterung des Kühlhauses208 ÁRB.VII.20. XIV.6.5. Zusammenfassung Brauerei Barber-Klusemann als Genotyp Die im Jahr 1854 errichtete Brauerei Barber-Klusemann erreicht mit ihrem Stand an Mechanisierung des Herstellungsprozesses, der Einführung der Dampfmaschine zur Krafterzeugung sowie einer baulichen Konzeption mit hochspezialisierten Produktionsräumen und einem funktionalen äußeren Baugefüge einen architektonischen Entwicklungsstand, mit dem sie zur ersten industriellen Brauerei in Budapest wird. Die bauliche Konzeption bleibt bei den nachfolgenden Brauereigebäuden bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes grundsätzlich erhalten, womit Barber-Klusemann der Ausgangspunkt der Transformation der frühindustriellen Brauerei zur industriellen Großbrauerei in Pest-Buda wird. Damit ist die Brauerei Barber-Klusemann ein Genotyp. 206 BFL XV.16.b.228.14 BFL XV.17.b.311.SZB.19183 208 BFL 522/1866 207 56 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XIV.7. Brauerei Dreher Firmengeschichte Der österreichische Braufachmann Antal Dreher hatte sich mit den modernsten Brauereien Europas und deren Herstellungsverfahren vertraut gemacht und war nach Budapest gekommen, um eine Brauerei zu gründen.209 Er erkennt die Möglichkeiten, die der Standort Kőbánya bietet und erwirbt dort im Jahr 1859 ein Gelände mit Felskeller.210 Anstatt jedoch selbst zu bauen, kauft er 1862 das im Jahr 1860 fertiggestellte Braugebäude der Brauhausgesellschaft Kőbánya/Kőbányai Serház Társaság.211 Perlmutter Jakab ist zu dieser Zeit Alleinbesitzer der Gesellschaft und auf den Plänen auch als Bauherr angegeben.212 Der Kauf kennzeichnet den Anfang einer fortlaufenden Planungs- und Bautätigkeit der Brauerei Dreher, die bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes im Jahr 1915 und darüber hinaus anhält (Bau einer Kognak- und Likörfabrik im Jahr 1920). Im Folgenden soll die architektonische Konzeption und die Gestaltungsprinzipien des ersten Brauhauses der Firma Dreher dargestellt und interpretiert werden. Die Planunterlagen sind von Baumeister Anton Diescher gegengezeichnet, wobei er vermutlich für die funktionalkonstruktiven Bereiche verantwortlich war, während Frigyes Feszl an der architektonischen Konzeption und Fassadengestaltung arbeitete. Architektonische Konzeption/Funktion Hierarchie der Gebäudeteile innerhalb der Baugruppe aufgrund der additiven Anordnung der Produktionsbereiche Die Produktionsstätte ist auf das ganzjährige Brauen eines untergärigen Bieres mittels eines weitgehend mechanisierten Herstellungsverfahrens spezialisiert. Bereiche des traditionellen Nebenerwerbs, wie die Essigsiederei und Schnapsbrennerei, sind aus dem Betrieb eliminiert. Aus der Abfolge der einzelnen Produktionsphasen des Gesamtbrauprozesses resultierte eine additive Anordnung der Arbeitsräume und -bereiche. Dieses Prinzip einer linearen Raumanordnung findet sich auch in der Ansicht des Brauereigebäudes in Form einer Höhenabstufung von der Mälzerei zur Kellerei wieder. Durch die Differenzierung der Dachhöhen entsteht innerhalb der Braugruppe eine Hierarchie der Gebäudeteile. Das Konzept eines strengen axialsymmetrischen Achsensystems, wie bei Mayerffy (1815) und Tüköry (1832), wurde nicht mehr streng eingehalten. Die Planung orientierte sich allerdings weiter an einem geometrischen Ordnungssystem, das aus zwei Achsen besteht und im Grundriss als T-Form zu erkennen ist. Zwischen Mälzerei und Kühlhaus angeordnet, kommt dem Sudhaus die Aufgabe eines verbindenden Gebäudeteils zu. Während das Sudhaus mit dem Kühlhaus eine Achse bildet, ist die Mälzerei hierzu quer angeordnet. Diese Flexibilität in der Stellung der Baukörper zueinander ist bereits ein Hinweis auf später einsetzende 209 Technologietransfer Lukács 1993. 70-71. 211 Kozmáné 2004. 27. 212 BFL 15.17.b.szb.1966.7a.verso 210 57 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Ablösungstendenzen einzelner Produktionsbereiche. In der weiteren baulichen Entwicklung kommt es zur völligen Ablösung einzelner Produktionsbereiche (z.B. Mälzerei) aus dem Gesamtkomplex.213 Die vertikale Erschließung der mehrgeschossigen Mälzerei erfolgt durch zwei punktförmige Treppenhäuser. Die Einheit zwischen Arbeiten und Wohnen, wie sie für die Innerstädtische Brauereien nachgewiesen werden kann, bleibt auch beim Brauereigebäude Dreher erhalten. Im Erdgeschoss des Querflügels ist eine Wohnung für den Braumeister eingerichtet sowie einen eigenen Wohnbereich für die Gesellen (deutschsprachige Originalbezeichnung: Burschen-Zimmer). ABB.XIV.21.; ABB.XIV.22. Grundriss und Raumdimensionen Das Gebäude mit Abmessungen von 13,00m x 57,00m für die Mälzerei und 19,00m x 61,00m für das Sud- und Kühlhaus, d.h. einer Gesamtgrundfläche von 1.900m2, weist für einen Profanbau beachtliche Dimensionen auf. Der Grundriss zeigt ein additives Konzept, das in direkter Korrelation mit der Produktionsmenge steht. Während das Bierbrauen bei den Innerstädtischen Brauereien noch eine Tätigkeit war, die auf die Wintermonate beschränkt blieb, konnte aufgrund der technischen und baulichen Voraussetzungen jetzt ganzjährig produziert werden. Diese Produktionssteigerung führte zu Darranlagen und Sudhäusern mit größeren Dimensionen, die damit auch schwerer wurden. Deshalb konnten sie nicht mehr übereinander, sondern nur noch horizontal additiv, d.h. nebeneinander angeordnet werden. Die logische Weiterentwicklung war die völlige bauliche Trennung der Produktionsbereiche, die teilweise bereits in der Anfangsphase des industriellen Brauens zu Beginn der 187o-er Jahre realisiert wurde. Von hier aus setzte sich die Gebäudedifferenzierung bei industriellen Großbrauereien fort und es entstanden schließlich Komplexe, die sich aus einer Vielzahl von haupt- und nebenbetrieblichen Bauten zusammensetzen. Die Dimensionierung der Produktionsräume wird grundsätzlich durch die Technischen Anlagen, wie beispielsweise Kühl- und Sudbecken, determiniert. Die Innenhöhen werden in Abhängigkeit der Funktion festgelegt (Sudhaus: bis 11,00m, Tenne: 2,30m), wodurch insgesamt ein hoher Grad der Raumspezialisierung erreicht wird. Im Sudhaus wird die Raumdimensionierung durch die technische Ausstattung bedingt, in der Mälzerei von den räumlichen Voraussetzungen, die einen bio-chemischen Umformungsprozess in Gang setzen und im Kühlhaus von der Notwendigkeit zur optimalen Raumbelüftung. Bezüglich der Funktion ist das Sudhaus der zentrale Raum des Gebäudes, das baulich sowohl im streng quadratischen Grundriss (14,00m x 14,00m = 196,00m2), als auch in der Anordnung zwischen Mälzerei und Kühlhaus zum Ausdruck kommt.214 Die Gestaltung des Innenraumes des Sudhauses geht meist weit über das technisch notwendige hinaus. Die bedeutende Innenhöhe und groß dimensionierten Fenstern lassen die Sudeinrichtungen aus blankem Kupfer wie raumgreifende Installationen erscheinen. 213 Rödel 1986. 231. Die Anordnung des Sudhauses zwischen Mälzerei und Kühlhaus ist nicht organisch, was sich darin zeigt, dass sich im Laufe der weiteren Entwicklung sich diese Verbindung vollständig auflöst 214 58 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Das Kellerreigebäude Als Kellereigebäude plant Anton Diescher unter Nutzung des Gefälles im Gelände einen zweigeschossigen Bau (80,00m x 10,00m = 800,00m2) mit direkten Zugängen zum Kellersystem.215 ABB.XIV.23. Das Gebäude ist ein klar abgegrenzter Vorbau, bei dem der Übergang zwischen künstlich errichtetem Gebäude und natürlich bestehendem Pincerendszer deutlich wahrzunehmen ist. Das Ineinandergreifen von Gebautem und Bestehendem, wie bei Zofahls Hybridgebäude istfür die Brauhausesellschaft in Kőbánya damit nicht gegeben. Baukonstruktion Das Gebäude wurde aus Mauerwerk errichtet, was auf herstellungstechnische Gründe zurückzuführen ist. Die Masse des Steins dient dem Ausgleich von Temperaturunterschieden, was die zielgerichtete Steuerung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit über Fensteröffnungen erleichtert. Diese Anforderungen an die Konstruktion bleiben auch in der weiteren Entwicklung dieses Bautyps bestehen, weshalb MW das charakteristische Baumaterial für Brauereien bleibt. Die Stärke der Außenwände variiert in den einzelnen Gebäudeteilen und ist den vermuteten statischen Bedingungen angepasst. Die Dimensionierung der Umfassungswände erfolgt individuell. So erhält die auf einem quadratischen Grundriss ruhende turmartige Darre bedeutend stärker dimensionierte Außenwände als die anderen Bereiche Gebäudes. Der stärkere Wanddurchmesser wird nach innen wirksam und ist an der Außenfassade nicht sichtbar. Es ist zu vermuten, dass aufgrund der Grundkonzeption und Bauform mit mehreren Geschossen bei der Mälzerei die Grundsätze von technischen Zweckbauten, wie Speicherbauten eingeflossen sind. Aufgrund des geringen Gewichtes der Gerste konnten die Tennen mehrgeschossig ausgeführt werden. Mit dieser mehrgeschossigen Bauweise waren Vorteile verbunden. Die aufzuwendenden Kosten für die Gründungsarbeiten und die Dachkonstruktion fielen geringer aus. Gleichzeitig wurde auf dem Betriebsgelände Baugrund eingespart und die Schwerkraft konnte zu einem vertikalen Verfahrensablauf von oben nach unten genutzt werden. Aufgrund ihrer Funktion als Lager von Korn und Getreide waren die Grundrisse dieser Bauten ohne Zwischenräume gestaltet, was dem Bedürfnis der Mälzereien nach großdimensionierten freien Räumen entspricht. Die Geschossdecken in der Mälzerei bestehen aus Holzbalken mit Beplankung. Eine raummittige Stützenreihe mit Holzunterzug beschränkt die Spannweite auf 5,50m. Der obere Gebäudeabschluss bildet ein zusammengesetztes Satteldach. Die Spannweiten wurden so festgelegt, dass es (über Mälzerei: zweifach liegender Drempeldachstuhl) ohne unterstützende Konstruktion mit Pfeilern oder Zwischenwänden als Zimmermannskonstruktion ausgeführt werden konnte. Damit war die Möglichkeit zu hohen Innenhöhen gegeben. Für Brauereigebäude ist die stereotype Reihung von Fenstern, deren Dimension und Anzahl nach funktionalen Gesichtspunkten festgelegt wurden, bereits typisch. Im Kühlraum waren eine geringe Anzahl von großdimensionierten Fenstern vorgesehen, um einen schnellen Luftaustausch durchführen zu können, in der Mälzerei waren dagegen eine große Anzahl 215 BFL 15.17.b.311.szb.19678 59 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz kleindimensionierter Fensteröffnungen vorgesehen, um die Durchlüftung mit einer besseren Feineinstellung regulieren zu können. XIV.7.1. Fassade Bereits der erste Blick auf das Gebäude macht dem Betrachter die technische Zweckbestimmung des Gebäudes unmissverständlich klar. Die Fassade ist vom Mauerwerksbau geprägt und macht mit den technischen Bauelementen, wie Lüftungsfirsten, Industriekamin und dem großdimensionierten Lüftungskamin der Darre das konstruktivfunktionale Gefüge des Gebäudes wahrnehmbar. Mittels Vorsprüngen und Abstufungen wird das Gebäude in unterscheidbare Baumassen gegliedert. Innerhalb der einzelnen Gebäudeteile sind es die Fenster, die durch ihre individuelle Dimensionierung und Anordnung die Raumfunktionen auf die Fassade projektieren und damit ablesbar werden. Das Gebäude ist von innen nach außen geplant, wodurch ein organischer Übergang entsteht, der die Brauereifassade zur Projektionsfläche werden lässt. Im Vergleich mit den Fassaden der Innerstädtischen Braubetriebe (Mayerffy und Petz), die sich in ihrer Gestaltung, Höhenentwicklung und Proportion dem umgebenden Stadtraum unterordnen und dabei keine vermittelnde Rolle zwischen Gebäudefunktion und Außenwelt übernehmen, wird bei Dreher eine entgegengesetzte Konzeption verfolgt. An den Ecken der Außenfassade sind Lisenen angebracht, die entgegen der realen Statik nicht erforderlich sind. Vielmehr dienen sie als vertikale Gliederungselemente und werden mit dem nach oben strebenden Kamin zum Kontrapunkt der horizontalen Grundausrichtung des Gesamtbaukörpers. Die technischen Bauteile werden mittels Verzierungen gestaltet, wodurch die Fassade ästhetisch aufgewertet wird. Das Mittel der Abstufung wiederholt sich beim Dach. Die einzelnen Gebäudeteile sind nach oben jeweils mit einem eigenen Satteldach abgeschlossen, die in der Firsthöhe gegeneinander versetzt sind. Damit werden die einzelnen Funktionsbereiche weiter individualisiert und der vertikale Produktionsablauf visualisiert. Das Gebäude ruht auf einem Sockel von 1,00m Höhe, der in Kombination mit den Lisenen der Anlage den Eindruck von Stabilität und Wehrhaftigkeit verleihen, womit die Firma seiner Umgebung die semantische Botschaft der Vertrauenswürdigkeit und Solidität vermittelt. XIV.7.2. Frigyes Feszl Gestaltung der Fabrikfassade mit regionalem Bezug Frigyes Feszl wurde mit der Gestaltung der Fassade beauftragt. Die Brauerei entsteht etwa zeitgleich mit der Planung für das Vigadó in Pest (1859-1865). Bei seinen Planungen sucht Feszl nach einer eigenen ungarisch-nationalen Ausdrucksform. Nach dem Scheitern der bürgerlichen Revolution im Jahr 1848 ist dieser Ausdruck einer subjektiven Nationalromantik eine legitime Reaktion zur Förderung des nationalen Gedankens und damit der Identitätsfindung der Nation.216 In Deutschland wären beispielsweise der Ausbau der unvollendet gebliebenen Dome und die Kölner Dombaufeste als nationale Repräsentation ohne die Romantik und die Wiederentdeckung des Mittelalters nicht möglich gewesen.217 216 217 Im Gegensatz zum Klassizismus, der Werke von universeller Geltung anstrebt. Elze-Repgen 1974. 769-770. 60 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Die frühen Fabrikbauten sind für dieses Streben eine geeignete Plattform, da die Unternehmensgründungen im weitaus überwiegenden Teil auf bürgerliche Initiativen zurückgehen, deren Energien nach 1848 von politischen auf unternehmerische Aktivitäten eine neue Ausrichtung annehmen.218 ABB.XIV.24. Bezüglich der stilistischen Mittel, die Feszl einsetzt, schreibt Komárik Dénes in einem apodiktischen Duktus: In seiner romantischen Architektur können drei Richtungen beobachtet werden, und zwar die Gotisierende, den östlich geformten „Rundbogenstil“219 und die der ungarischen Formgestaltungsabsicht.220 Mit diesen ästhetischen Überhöhungen individualisiert Feszl seine Gebäude im Sinne der Romantik.221 Bei der gestalterischen Ausarbeitung des Brauereigebäudes bleibt Feszl nur ein relativ kleiner Spielraum für eine gestalterische Ausarbeitung. Die Formensprache der Brauerei Dreher ist insgesamt sachlich, im Vergleich mit dem Vigadó geradezu ökonomisch. Diese Vorgabe ermöglicht es Feszl nicht, die Fassade im plastischen Sinne zu gestalten. Was bleibt, ist die Oberfläche im Sinne einer Leinwand. Auf einer Darstellung romantisiert Frigyes die Gesamtanlage der Brauerei, die typischerweise in einer harmonischen Landschaft dargestellt wird. Im Vordergrund lässt er sogar eine Lokomotive vorbeifahren (die in der Realität auf diese Weise nie existiert hat), was von einer hoffnungsvollen Zukunft künden soll. Mit der idealisierten Darstellung erzeugt Frigyes Feszl eine schwärmerische Stimmung, mit der er seine persönlichen Werte in die Fabrikarchitektur überführt. Gleichzeitig ist damit die Einordnung der Brauerei Dreher in Feszl’s Gesamtwerk geschaffen. Im Gegensatz zur Brauerei Carl Rohrbacher entsteht keine Schaufassade, bei der mittels einer historisierenden Gestaltung ein Bezug zum Bier als traditionelles Getränk hergestellt werden soll. Bei der Fassade der Brauerei Dreher gewinnen vielmehr die funktionalen Komponenten an Bedeutung, die durch Feszl‘s Gestaltung ästhetisch aufgewertet werden. Mit dieser Kombination aus technisch notwendigen Elementen (als Universalelemente) und dem individualisierenden Einfluss, den Frigyes Feszl auf deren äußere Gestaltung nimmt, entsteht eine authentische Fabrikfassade mit regionalem Bezug.222 XIV.7.3. Urbanes Umfeld Die bauliche Anlage fügt sich keinem vorgegebenen städtebaulichen Schema unter, sondern ist selbst Faktor der städtebaulichen Ordnung Das Fabrikgebäude ist nicht in den Kontext einer zusammenhängenden städtischen Bebauung eingebunden, sondern steht als Solitär an exponierter Stelle. Die bauliche Anlage fügt sich somit keinem vorgegebenen städtebaulichen Schema unter, sondern wird selbst zum Faktor der städtebaulichen Ordnung. Bereits durch seine Dimensionen nimmt die Anlage Einfluss auf die Umgebung, was durch die Gestaltung des äußeren Baugefüges weiter gesteigert wird. Vom öffentlichen Verkehrsraum aus ist das Gebäude und dessen technischer Charakter bereits von weitem erkennbar, wodurch die Brauerei die Funktion eines Orientierungspunktes übernimmt.223 ABB.XIV.25. 218 Dreher Museum Karl Friedrich Schinkel verknüpft in seinem Werk romantische und klassizistische Elemente 220 Komárik 1993. 119. Orginaltext: „Romantikus architektúrájában három vonulatot figyelhetünk meg, a gótizáló, a keleties formálású „Rundbogenstil“ és a magyaros formaszándékú alakításét.” 221 siehe hierzu Rationalismuskritik Jean-Jacque Rousseau 222 Gerle 2004. 129. 223 BFL XV.17.B.311.szb.524.1863 219 61 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Das Betriebsgelände Der Standort der Unternehmung befand sich auf einem freien und großzügig bemessenen Betriebsgelände in Kőbánya, in zentraler Lage über dem Kellersystem. Damit stand für eine mögliche horizontale Erweiterung Baulandreserve zur Verfügung. Daneben waren Nebengebäude, wie ein Waaghaus224 und Stallungen225 vorgesehen (Planung: M. Zitterbarth, 1863). Die Topographie des Geländes mit seinem Gefälle wurde genutzt, um bei den einzelnen Arbeitsschritten die Gravitation für einen vertikalen Transport von oben nach unten zu nutzen. Dehalb wurde die Mälzerei mit dem Gerstenlager im oberen Bereich des Betriebsgeländes und das Kühlhaus im unteren Bereich angeordnet. Die Ansiedlung der Brauerei Dreher als eine der frühen industriellen Anlagen außerhalb der Innenstadt wurde dadurch begünstigt, dass nur eine geringe Anzahl von Mitarbeiter nötig war, um die Produktion aufrecht zu erhalten. Die Beschäftigten waren oft direkt in der Brauerei oder in Arbeiterhäusern untergebracht, die auf dem Betriebsgelände errichtet wurden. Damit war die Brauerei, im Gegensatz zu Maschinenbaubetrieben mit großen Belegschaften, von der Entwicklung eines öffentlichen Nahverkehrsnetzes zum Transport zwischen Wohn- und Arbeitsort unabhängig. XIV.7.4. Zusammenfassung Bei der Brauerei Dreher resultiert aus der Abfolge der einzelnen Produktionsphasen des Gesamtbrauprozesses eine additive Anordnung der Arbeitsräume und -bereiche. Die Anordnung der Baukörper zueinander zeigt eine Lösung, bei der die Mälzerei quer zum Sudund Kühlhaus steht. Dies kann als Hinweis auf die in der weiteren Entwicklung einsetzende Ablösungstendenzen einzelner Produktionsbereiche gedeutet werden. Bereits der erste Blick auf das Gebäude macht die technische Zweckbestimmung des Gebäudes unmissverständlich deutlich. Die bauliche Anlage fügt sich keinem vorgegebenen städtebaulichen Schema unter, sondern wird mit seinen Dimensionen und dem exponierten Standort selbst zum Faktor städtebaulicher Ordnung. Mit der Kombination aus technisch notwendigen Elementen und dem individualisierenden Einfluss, den Frigyes Feszl auf die Fassadengestaltung nimmt, entsteht eine Fabrikfassade mit regionalem Bezug. 224 225 BFL XV.17.B.311.szb.469.1863a, b BFL XV.17.B.311.szb.469.1863c 62 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XV. Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915) Im Folgenden soll die architektonische Entwicklung der industriellen Großbrauereien in Kőbánya dargestellt werden. Hierzu werden innovative Produktionsgebäude dargestellt, die für die architektonische Entwicklung kennzeichnend sind oder die Planungsziele in besonderer Weise hervorheben (Anwendung neuer Baumaterialien, Funktionsabläufe, Wirtschaftlichkeit, gestrafter Betriebsablauf). Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt. Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt. Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. (siehe auch Anhang, Kapitel XVIII.: Planungs- und Bauchronologie nach Firmen und Gebäudetypen) XV.1. Brauerei Dreher Standort Budapest, X., Kőbánya, I.Betriebsgelände, Halom utca 40-42 aktuelle Lageplannummer: 41446-41449 Lageplan 1871:BFL ÉB 1205.1871b; Lageplan 1912: DMT A 7000.600a ABB.XV.1. Planung: Anton Diescher226; Lajos Frey; Lipót Kauser; Frigyes Feszl; István Pucher; János Lindauer (Lageplan, 1903); Gyula Klösz und Sohn/Klössz Gyula és Fia (Lageplan, 1923); József Hubert; János Lindauer (Lageplan, 1903) Technische Ausstattung: Vereinigte Maschinenfabriken AG (ehemalige Maschinenbaufabrik Ringhoffer, Prag) Erste Ungarische Landwirtschafts Maschinen Fabrik Actiengesellschaft, 1903; Maschinen-FabriksActien-Gesellschaft, Wien 1907; Sangenhauseni Maschinenbaufabrik und Eisengießerei AG/Gépgyár és vasöntőde Rt, 1908; Miller u. Hetzel, München, 1910; Metallwerk J. Goeggl u. Sohn, München, 1911 Beginn der Bautätigkeit: 1860 226 BFL VX.17.b.311.SZB.19667a. 63 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Firmengeschichte 1850 Gründung der Brauhaus Gesellschaft Kőbánya/Kőbányai Serház Társaság 1855 Beginn der Brautätigkeit 1859 Auflösung der Brauhaus Gesellschaft in Kőbánya, Perlmutter Jakab wird alleiniger Eigentümer des Brauhauses 1862 Antal Dreher Senior erwirbt das Brauhaus und betreibt es als Filiale seiner Brauerei in Schwechat (Österreich) 1870 Antal Dreher Junior übernimmt die Leitung des Betriebes 1900 Die Firma Dreher wird einer der Hauptaktionäre der neu gegründeten Malzfabrik Kőbánya AG (Kőbányai Malátagyár Rt.) 1905 Umwandlung der Firma in die Antal Dreher Brauereien Aktiengesellschaft. Schwechat bleibt Firmensitz, wobei der Betrieb in Kőbány als Filiale weiter betrieben wird. Betriebsleiter ist Jenő Dreher. 227 1907 Die Brauerei in Kőbánya löst sich von der Muttergesellschaft und wird als unabhängiger ungarischer Betrieb mit der Firmenbzeichnung Dreher Antal Brauereien AG. in Budapest-Kőbánya weiter geführt. 228 1910 Die Brauerei wird baulich durch ein neues Brauhaus und weitere Gebäude erweitert 1920 Neubau einer einer Konyak- und Likörfabrik229 1922 Erwerb von 90% der Aktien an den Haggenmacher Brauereien Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Gemeinsamer Kauf der Brauerei Nagvárad/Nagyváradi Sörgyárat. 1923 Erwerb von 2/3 der Aktien an der Ersten Ungarischen Aktienbrauerein/Első Magyar Részvényserfőzde Rt. (EMRS). Als Mehrheitseigner verlegt Dreher die Bierherstellung in diesen Betrieb. Die ursprüngliche Brauerei wird zur Mälzerei umgestaltet und auf dem Betriebsgelände eine Schokoladenfabrik gegründet (Dreher-Maul). 230 1928 Erwerb von Aktien der Brauerei König Nagykanizsa AG/Nagykanizsai Király Serfőzde Rt. 1931 Ankauf des Liebig Aktienpakets an dem Haggenmacher-Liebig Spinnereibetrieb, wodurch Dreher fast 100%-iger Eigentümer wird: Dreher-Haggenmacher Textilwerke. 1933 In der Brauerei Antal Dreher Brauereien AG/Dreher Antal Serfőzdéi Rt. gehen folgende Brauereibetriebe auf: - Haggenmacher Brauereien Kőbánya und Budafok AG/A Haggenamcher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Dreher-Haggenmacher Textilwerke AG/A Dreher-Haggenmacher Textilművek Rt. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvényserfőzde Rt., durch Ankauf der Aktien in Fremdbesitz. Neue Firmenbezeichnung: Dreher-Haggenmacher Aktienbrauerei AG/Dreher-Haggenmacher-Részvényserfőzde Rt. 1935 Durch Ankauf 95%-iger Aktienbesitz an der Hauptstätischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. 227 Kozmáné 2004. 52-54. Grundregeln der Dreher Antal Bierbrauereien AG, Grafikai Intézet Rt.. Budapest 1907. 229 Gonda 1939. 230 Kozmáné 2004. 64. 228 64 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz 1948 Verstaatlichung 1949 Gründung des Nationalen Unternehmens der Bierfabriken in Kőbánya/Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat. Firmensitz in der Jázsberényi út. 7-11. (I. Betriebsgelände) Baubeschreibung Lage und Bebauung des Grundstücks Budapest, X., I.Betriebsgelände; Kőbánya, Halom utca 40-42; aktuelle Lageplannummer: 41446-41449 Der Betrieb wurde ab 1862 auf einem Gelände nördlich des Kápolna tér und in südlicher Nachbarschaft des Betriebsgeländes der ehemaligen Brauhausgesellschaft Kőbánya/Kőbányai Sérház Társaság („Altes Brauhaus/Régi Sérház”) errichtet. Das Grundstück war durch die heutigen Straßen Halom utca, Ijász utca, Előd utca und Ászok utca eingefasst. Die maximale Grundstücksgröße wird mit 77451.02 Quadratöl angegeben. Unter dem flachen Grundstück ist über weite Teile ein umfangreiches Kellersystem angelegt. Einen Überblick über die bauliche Gesamtentwicklung zwischen 1890 und 1923 geben die Lagepläne.231 Planungs- und Bauchronologie Ausgangspunkt der Planungs- und Bauchronologie ist das im Jahr 1860 fertiggestellte und im Jahr 1862 von Antal Dreher senior erworbene Braugebäude (siehe Textband, Kapitel III: Frühindustrielle Brauereien), das bis 1923 Firmensitz bleibt. Die Übernahme der Betriebsleitung durch Antal Dreher junior im Jahr 1870 kennzeichnet den Beginn einer fortlaufenden und umfangreichen Planungs- und Bautätigkeit, die weit bis ins 20. Jahrhundert anhält. Am Beispiel der Brauerei Dreher kann die bautypologische Transformation eines räumlich hoch verdichteten Produktionsgebäudes zu Einzelbauten mit freier Anordnung auf dem Betriebsgelände weitgehend durchgängig dargestellt werden. Nachfolgend gegründete Betriebe, wie die Bürgerliche Brauerei Kőbánya AG/Kőbányai Polgári Serfőzde Rt. (1893) oder die Hautpstädtische Brauerei/Fővárosi Serfőzde Rt. (1912) durchlaufen keine Transformation, sondern werden als Anlage von Anfang an als neu errichtete Einzelgebäude gebaut. Die Analyse der Dokumente und deren Chronologie zeigt eine fallweise Abweichung zwischen den Planungen und den tatsächlich realisierten Bauvorhaben. Beispiele hierfür sind die Planung eines neuen Braukomplexes von Lajos Frey und Lipót Kauser im Jahr 1869,232 ABB.IV.10.a. - ABB.IV.10.f. der nie vollständig realisiert wurde sowie der Entwurf für einen großdimensionierten Neubau von Stallungen von Frigyes Feszl aus dem Jahr 1873.233 ABB.XV.2a. – ABB.XV.2c. Die Lagepläne sind dabei eine wichtige Informationsquelle, die den tatsächlichen Bautenstand und die Gebäudeanordnung auf dem 231 Lagepläne: 1890: DMT A 7000.200.; 1903: DMT A 2000.100.; 1912: DMT A 7000.600a.; 1923: DMT A 2000.200. 232 BFL XV.17.b.312 553/1869b, c, d, e, f 233 BFL XV.17.b.312.3160/1873a,b,c 65 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Grundstück zu einem bestimmten Zeitpunkt wider geben. Die Abbildungen ABB.XV.2d. und ABB.XV.2e zeigen den Bautenstand der baulichen Anlage im Jahr 2015. Die umfassende bauliche Entwicklung des Betriebes wird im Folgenden mittels einer Planungs- und Bauchronologie dargestellt, die auf Grundlage der vorliegenden Dokumente erstellt wurde. Für Gebäude oder Gebäudeteile, die für die bauliche Entwicklung des Brauereikomplexes als Produktionsstätte kennzeichnend sind, wurde eine detaillierte Baubeschreibung erstellt. Architektonische Gestaltung wird durch konstruktive Notwendigkeiten und dem Willen zur Repräsentation bestimmt In der Bauphase ab 1870 ist bei den Produktionsgebäuden ein starker Wille zur Gestaltung festzustellen, der sich an konstruktiven Notwendigkeiten orientiert. Die Fassadengestaltung ist in den meisten Fällen ein Backsteinrohbau. Dabei kommen bei größeren Wandflächen zur vertikalen Gliederung Lisenen und Fensterachsen zur Anwendung, zur horizontalen Gliederung Gurtgesimse. Ein weiteres architektonisches Element sind Rundbogenöffnungen. Diese Gestaltungsprinzipien wurden im Jahr 1870 von Lajos Frey und Lipót Kauser für die Planung eines Maschinen- und Sudhauses in Kőbánya, Halom utca 40-42. zur Anwendung.234 Durch die Dimensionen des Gebäudes, der Materialwahl und der daraus abgeleiteten Konstruktion erhalten die Gebäude einen zurückhaltenden repräsentativen Charakter. Gleichzeitig wird der Versuch unternommen, mit einer vereinzelt eingesetzten Ornamentik, die Strenge und Masse der Backsteinfassade etwas abzumildern. Baukonstuktion Als primäres Baumaterial kommt künstlicher Stein (Backstein, Ziegel) und Holz zur Anwendung, als sekundäres Baumaterial Glas und Eisen. Ab dem Jahr 1895 werden mit der Verwendung von Profilstahl und Stahlbeton konstruktive Neuerungen eingeführt. Exemplarische Einzelbauten Lagergebäude für Malz und Gerste (1869) Architekten: Lajos Frey, Lipót Kauser Als Konsequenz des Neubaus einer Darre im Jahr 1869 musste für das produzierte Malz ein Gebäude zur Zwischenlagerung errichtet werden. Das rechteckige Gebäude wies Außenmaße von 13,00m x 29,00m (Grundfläche = 377,00m2) auf und hatte Umfassungswänden mit einer Höhe von 15,00m, die sich nach oben verjüngten. Über einem massiven Erdgeschoss mit Gewölbedecken erhob sich ein hallenartiger Raum, in den eine Holzkonstruktion so integriert wurde, dass ein Abstand zu den umgebenden Bauteilen entstand (Konzept: Raum im Raum). Dadurch entstand ein stetiger Luftstrom, der mittels einer großen Anzahl kleinformatiger Fenster in der Außenwand sowohl hinsichtlich der Intensität, als auch der Richtung gesteuert werden konnte. Insgesamt entstand ein Gebäude, 234 BFL XV.17.b.312 499/1870a, b, d. 66 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz in dem das Malz trocken zwischengelagert werden konnte. Die Ausführung besteht aus traditionellen handwerklichen Maurer- und Zimmermannslösungen. Der obere Gebäudeabschluss wurde als liegender Kehlbalkendachstuhl ausgeführt, um den Dachraum Stützenfrei zu halten und einer Nutzung zuführen zu können. Die Konstruktion nimmt bestehende Kornlager der Budapester Dampfmühlen, wie beispielsweise der Ersten Dampfmühle Pest/Első Pesti Gőzmalom, zum Vorbild.235 ABB.XV.3. Kühlhaus (1870) Architekten: Lajos Frey, Lipót Kauser Das freistehende Kühlhaus (92,00m x 12,00m = 1.104m2) ist als Leichtkonstruktion konzipiert. Mittels Stahlplatten sind auf einer Unterkonstruktion geschwungene MetallProfilstützen angebracht, die Zwischenfelder sind raumhoch verglast. Der obere Abschluss bildet ein Sparrendach. Die Gebäudeecken wurden zur Aussteifung massiv in Mauerwerk ausgeführt. Der Lageplan zeigt die Anordnung der oben beschriebenen Gebäude auf dem Betriebsgelände. Gemeinsam mit den Plänen zu den Einzelgebäuden zeigt sich, dass neben der bestehenden Brauerei eine neue Produktionsstätte geplant war. Dabei handelte es sich nicht lediglich um eine Erweiterung des Bestandsbaus, sondern der Neubau verfügte über alle baulichen Einzelkomponenten (Mälzerei, Darre, Malzlager, Sudhaus, Kühlhaus, Gärkeller), um als eigenständige Produktionsstätte arbeiten zu können. Der Betrieb Dreher sollte in dieser Bauphase somit aus zwei vollständigen Brauereianlagen bestehen. Die Anordnung des neuen Betriebes zeigt eine erste Tendenz zur Auflösung des alten Prinzips des Kompaktgebäudes, hin zu Einzelbauten.236 ABB.IV.10.e. Malztenne (1900) Neben der bestehenden Siloanlage sollte in einem Abstand von 5,50m eine neue Malztenne (13,40m x 25,00m = 335,00m2) entstehen. Der entstehende Raum zwischen den Gebäuden diente als Verkehrsweg (Durchfahrt). Über dem Erdgeschoss waren vier Malztennen (Innenhöhe 2,00m/2,24m) vorgesehen, die über eine Wendeltreppe vertikal erschlossen waren. Konstruktiv besteht das Gebäude aus massiven Außenwänden (0.90m), und Stahlstützen und –balken (Raster 3,40m x 3,87m), auf die die massiven Geschossdecken aufgelegt sind. Die Fassade ist in Sichtmauerwerk ausgeführt, die vertikale Gliederung erfolgt über sieben Fensterachsen und Lisenen, die vertikale Gliederung über einem Gurtgesims auf Höhe der Fenster im 1. Obergeschoss. Im Jahr 1903 erfolgt eine Umplanung des Projekts.237 ABB.XV.4. 235 BFL XV.17.b.312 158/1868, BFL XV.17.b.312 553/1869c BFL XV.17.b.312 499/1870e 237 DMT A 11000.700; DMT A 11000.700a,b,c,d,e,f,g; DMT A 1000.410 236 67 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XV.2. Erste Ungarische Aktiengesellschaft AG/Az Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. Standort Budapest, X. Kőbánya, II. Betriebsgelände, Jászberényi út. aktuelle Lageplannummer: 41446-41449 Lageplan: DMT A 5000.5200 ABB.XV.5. Planung: Károly Hostalek; Dezső Hültl; Theodor Ganzenmüller; István Pucher; Marian Weimess (Immobilien-Wertgutachten) Bauleitung der Technischen Ausstattung: Emil Schimanek Technische Ausstattung: Schlick-Nicholson, Budapest; Maschinenbaufabrik Ringhoffer, Smichow (Prag); Firma Johann Bründel, Budapest; C.A. Neubecker, Maschinenbaufabrik, Offenbach a.M. (D); Maschinenbaufabrik Steinecker, Freising. Firmengeschichte 1854 – Gründung der Brauerei Barber-Klusemann238 in Kőbánya, Külső Jászberényi út 7-11239 1867 – Die Brauerei wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, neue Firmenbezeichnung: Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Az Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. 240 1900 – Die Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Az Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. ist eine der Hauptaktionäre der neu gegründeten Malzfabrik Kőbánya AG/Kőbányai Malátagyár Rt. 1910 – Umfangreiche Baumaßnahmen: Erweiterungen, neues Sudhaus, Gärkeller, Fassfüllbetrieb 1922 – Einstieg ins Hotelgeschäft durch Kauf von Aktien 1923 – Ausgabe von Aktien im geschlossenen Kreis, die die Antal Dreher Brauerei AG/Dreher Antal Serfőzde Rt. ankauft, womit 2/3 der Aktien in deren Besitz gerät. Von der Brauereikonzentration in Kőbánya das einzige Betriebsgelände, auf dem Bier gebraut wird. 1933 – 100 % der Aktien gelangen in den Besitz der Antal Dreher Brauerei AG/Dreher Antal Serfőzde Rt. und der Betrieb geht in der Firma Dreher auf. Die Firmenbezeichnung bleibt im Firmennamen erhalten: Dreher-Haggenmacher-Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Dreher-Haggenmacher-Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. 1949 – Auf dem Betriebsgelände (II. Betriebsgelände) wird der Betrieb unter der Bezeichnung Nationales Unternehmen der Bierfabriken in Kőbánya/Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat weiter betrieben. 238 Klement 2010. 143-146. Lukács 1993 240 Kozmáné 2004.34-38. 239 68 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Baubeschreibung Lage und Bebauung des Grundstücks Budapest, X. Kőbánya, II. Betriebsgelände, Jászberényi út. aktuelle Lageplannummer: 41446-41449 Lageplan: DMT A 5000.5200; BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Das Grundstück war durch die heutigen Straßen Jászberényi út, Maglódi út, Gitár út und Maláta út eingefasst. Das Immobilien-Wertgutachten, das im Jahr 1907 von der Budapester Architektin Marian Weimess angefertigt wurde, enthält detaillierte Angaben zur Lage und Dimensionen des Grundstückes.241 Unter dem ebenen Grundstück ist über weite Teile ein umfangreiches Kellersystem angelegt. Die Bebauung des Standortes entwickelt sich aus den beiden langgestreckten Hauptproduktionsgebäuden heraus, die parallel zueinander und rechtwinklig zur Külső Jászberényi út (heute Jászberényi út und Maglódi út) angeordnet sind. Dazwischen verläuft ein Industriegleis als zentrale Achse. Entlang der Straße entsteht eine Blockrandbebauung mit 2-geschossigen Nebengebäuden, die den Betrieb vom öffentlichen Raum trennt. Die weitere Organisation des Standortes sieht die parallele Anordnung von Baukörpern auf beiden Längsseiten der Mälzerei und des Sudhauses vor. Planungs- und Bauchronologie Ausgangspunkt der Planungs- und Bauchronologie der EMRS ist das Brauhaus Carl Rohrbacher (Planung: Baumeister Anton Diescher, 1845/50), das im Jahr 1854 von Barber und Klusemann gekauft wird. Unmittelbar nach der Betriebsübernahme wird neben dem bestehenden Gebäude eine neue Brauerei errichtet (siehe Textband, Kapitel III: Frühindustrielle Brauere (1845-1870), Absatz Brauerei Barber-Klusemann). Die weitere bauliche Entwicklung des Betriebes wird im Folgenden mittels einer Planungs- und Bauchronologie dargestellt, die auf Grundlage der vorliegenden Dokumente erstellt wurde. Für Gebäude oder Gebäudeteile, die für die bauliche Entwicklung des Brauereikomplexes als Produktionsstätte kennzeichnend sind, wurde eine Baubeschreibung erstellt. Exemplarische Einzelbauten Mälzerei mit Darre (1884) Das Raumprogramm der oberirdischen Mälzerei (39,63m x 17,21m = 682,00m 2) bestand aus einer 4-geschossigen Malztenne (Innenhöhen 2,75m), einer Anlage mit Doppeldarre (Innenraumhöhe 13,00m) und technischen Nebenräumen für die Dampfmaschine und Dampfkessel sowie einer Werkstatt. Zur vertikalen Erschließung war eine zentrale Treppenanlage zwischen Tenne und Darre vorgesehen.242 ABB.XV.6.; ABB.XV.7. 241 242 DMT A 5000.2900. - DMT A 5000.4600. BFL XV.17.d.329.41014.5083. doboz 69 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Baukonstruktion Die Aussenwände wurden aus Mauerwerk in einer Stärke zwischen 0,64m (Bereich Tenne) und 0,80m (Bereich Darre) hergestellt. Die Decken der Malztennen wurden als Holzkonstruktion mit Doppelstützen (2x25/25) auf der Mittellängsachse und Balken (25/30) als handwerkliche Zimmermannskonstruktion errichtet. Der Dachstuhl bestand aus einem zweifach stehenden abgestrebten Pfettendachstuhl. Im Bereich der Darre wurde als Erdgeschossdecke ein Kappengewölbe eingebaut. Die Streifenfundamente (Breite 0,48m – 0,84m) wurden auf den Kalkfelsen aufgesetzt. Fassade Die Gebäudemasse gliedert sich entsprechend seinen Hauptfunktionen in zwei Bereiche. Zur Fassadengestaltung werden einfache Schmuckformen, wie Formsteine, Gesimse und Segmentöffnungen verwendet. Die Kamine erhalten als Abschluss aufwendig gestaltete Blechhauben. Die längliche Fassade der Mälzerei erhält durch 9 Fensterachsen und Lisenen eine vertikale Gliederung, die der horizontalen Gebäudeform entgegenwirkt. Im Gegensatz zur Mälzerei strebt die Darre dagegen mit einem schlanken hohen Baukörper, der Dachform und dem Kamin geradezu turmartig nach oben, womit ein Kontrapunkt entsteht. Das einzige sichtbare technische Bauelement, dass das Gebäude als Industriebau ausweist, ist der Darrenkamin (Aussendurchmesser 1,70m). Die Darrenkamine werden axialsymmetrisch angeordnet, wodurch diese zu einem weiteren Gliederungselement werden.243 ABB.XV.8. Brauereineubau mit Nebengebäuden (1888) Die Planung gibt mit der parallelen Anordnung der beiden Hauptproduktionsgebäude und den umliegenden Nebengengebäude die charakteristische bauliche und funktionale Zuordnung der EMRS wider. Das zwischen den Hauptgebäuden verlegte Industriegleis bildet eine zentrale Achse und stellt über den „Oberen Bahnhof“ in Kőbánya die Verbindung zur öffentlichen Infrastruktur her. Das planerische Gesamtkonzept aus Gebäudeanordnung, Raumzuordnung und Anbindung an die öffentliche Infrastruktur betont kurze Wege des Materialflusses. Daneben sind auf dem Betriebsgelände kleinere Brauhäuser vorhanden, die vermutlich ältere Bestandsbauten sind. Neben den Produktionsgebäuden und Werkstätten sind auch Bauten für soziale Zwecke vorgesehen (Wohnungen für Brauarbeiter, Büroangestellte, Direktor; Gärten und Lauben; Hühnerhof; Gewächshäuser; Kegelbahn). Auffallend ist die Schottenbauweise in Mauerwerk, die dem Brauereigebäude seine massive Erscheinung verleiht und in einem auffallenden Gegensatz zu den skelettartigen Bauten des Maschinenbaus aus der gleichen Zeit steht.244 ABB.XV.9. 243 244 BFL XV.17.d.329.41014.5083. doboz DMT A 7000.300 70 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Sudhaus (1908)245 (Siehe hierzu Ausführungen im Textband, Kapitel VII. Architekturtransfer und Anhang, Kapitel XVIII.: Planungs- und Bauchronologie, Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.) 245 DMT A 5000. 1800. 71 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XV.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt. Standort Budapest, X. Kőbánya, IV. Betriebsgelände, begrenzt von den Straßen Maglódi utca, Gitár utca, Sörgyár utca und Téglavető utca Lageplan: BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz Planung: Győző Czigler (1850-1905)246 Technische Ausstattung: Maschinenbaufabrik F. Ringhoffer (Smichow/Prag) Beginn der Bautätigkeit: 1893 Firmengeschichte 1892 Gründung der Aktiengesellschaft, Grundstückskauf 1893 Baubeginn der Brauerei und Mälzerei. November: Die Mälzerei nimmt die Produktion auf247 1894 Die Brauerei nimmt den Betrieb auf 1900 Aktionär bei der gegründeten Kőbányai Malátagyár Rt. 1923 Kauf der Nahrungsmittelwerke zum Heiligen Stephan /Szent István Tápszerműveket. Neue Firmenbezeichnung: Bürgerliches Brauhaus Kőbánya und Polgári Nahrungsmittelwerke zum Heiligen Stephan/Kőbányai Polgári Serfőző és Szent István Tápszerművek. 1948 Verstaatlichung 1949 Die Nahrungsmittelwerke zum Heiligen Stephan/Szent István Tápszerművek werden aus der Firma herausgelöst, und die Brauerei wird in die Nationalen Unternehmen der Bierfabriken in Kőbánya /Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat integriert (IV. Betriebsgelände).248 Der wirtschaftliche Erfolg der beiden Brauereien Dreher und EMRS versprachen Ende des 19. Jh.s auch für die Zukunft gute Gewinne in der Braubranche, weshalb im Jahr 1892 eine Investorengruppe um Freund Vilmos Tózseghy die Bürgerliche Brauerei Kőbánya AG/Kőbányai Polgári Serfőző Rt. gründete. Einer der Anteilseigner war die finanzstarke Industrie- und Handelsbank Pest/Pesti Magyar Ipar és Kereskedelmi Bank. Als Folge der Insektenseuche Filoxeria wurden in Kőbánya Weingärten mit Lagerkeller aufgegeben, die nun günstig erworben werden konnten und zum Betriebsgelände der Brauerei umgestaltet wurden. 246 Gozsdu-udvar (1900-1901), BME- Gebäude der Fakultät für Chemie (CH-Gebäude), 1905 Kozmáné 2004. 42-45. 248 Firmeninformation Brauerei Dreher 247 72 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Baubeschreibung Lage und Bebauung des Grundstücks Budapest, X. Kőbánya, IV. Betriebsgelände, Jászberényi út 13. Lageplän: DMT A 3000.200; BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz Das Sudhaus ist zentral auf dem Betriebsgelände angeordnet und von der Mälzerei völlig abgekoppelt. Die Mälzerei mit Darre ist zum Sudhaus im rechten Winkel in einem Abstand von ungefähr 15,00m entlang der Grundstücksgrenze angeordnet. Die Standorte der Nebengebäude orientieren sich an Längsachsen, wodurch diese in Bezug zu den beiden Hauptproduktionsgebäuden gesetzt werden. Die Maglódi Straße als Hauptzugang nimmt bei der Gebäudepositionierung eine untergeordnete Rolle ein. Insgesamt entsteht unter Ausnutzung des gesamten Betriebsgeländes eine offene, aber gleichzeitig geordnete Bebauung mit geringer Dichte. Eine Nachverdichtung durch zukünftige Erweiterungsbauten war vermutlich Bestandteil der ursprünglichen Planung, was als Hinweis auf einen vorausschauenden und damit ökonomischen Umgang mit Baulandreserven interpretiert werden kann.249 ABB.XV.10. Planungskonzept Die Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt. konnte nur dann im Wettbewerb mit den anderen Brauereien bestehen, wenn sie in der Lage war, das Produkt Bier in großen Mengen und von hervorragender Qualität herzustellen. Dazu waren Brauereigebäude mit bedeutenden Dimensionen notwendig, die mit der modernsten Produktionstechnologie ausgestattet waren, die zum größten Teil aus dem Ausland importiert wurde. Beide Faktoren erforderten einen großen Kapitaleinsatz, weshalb die Firma als geschlossene Aktiengesellschaft gegründet wurde. Das Sudhaus ist von der Mälzerei völlig abgekoppelt und befindet sich zentral auf dem Betriebsgelände, womit eine direkte Verbindung zum nachfolgenden Produktionsbereich, der Kellerei geschaffen ist. Hierzu ist die Mälzerei mit Darre im rechten Winkel in einem Abstand von ungefähr 15,00m entlang der Grundstücksgrenze angeordnet.250 ABB.XV.11. Bei der Planung sind die Erkenntnisse früherer Brauereiprojekte zur Anwendung gekommen, wobei beispielsweise das Sudhaus baulich bereits eine künftige Produktionserhöhung vorweg nimmt: die Hälfte der Grundfläche besteht aus Reserveflächen, die zum Aufstellen von Sudpfannen zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen waren. Auffallend sind mit 950,00m2 die großen baulichen Dimensionen der Energiezentrale und der Bereich für die Kühleisherstellung, was ein Hinweis auf den hohen Mechanisierungsgrad des Betriebes ist. Exemplarische Einzelbauten Mälzerei mit Darre (1892) Planung Gebäude: Győző Czigler Planung Produktionstechnik: Ringhoffer, Smichow (Prag) 249 250 DMT A 3000.400. DMT A 9000.200. 73 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Das großdimensionierte Gebäude (40,00m x 90,00m = 3.600m2) besteht funktional aus der Malztenne und der Darre. (zur Funktion siehe Appendix, Kapitel XII: Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest). Das 4-geschossige Gebäude der Malztenne wurde maximal genutzt und verfügte auch im Untergeschoss über Tennen. Auffallend ist die aufwendige Lüftung, die aus einer Kombination aus Schächten für eine natürliche Be- und Entlüftung und einer lufttechnische Anlage mit mechanischer Ventilation besteht. Die turmartige Doppeldarre wurde am seitlichen Ende des Gebäudes angeordnet.251 ABB.XV.12.; ABB.XV.13.; ABB.XV.14.; ABB.XV.15. Sudhaus (1892) Der Sudraum (25,92m x 20,45m = 530,00m2) mit einer Innenhöhe von 5,86m ist von massiven Aussenwänden (0,60m) eingefasst und wird mittels großdimensionierter Rundbogenfenster (Fensterhöhe: 3,80m, Brüstungshöhe: 1,98m) belichtet. Der Raum ist mit Reserveflächen ausgestattet, so dass bei einer Produktionserweiterung zusätzliche Sudbecken installiert werden können. Damit ist eine zukünftige Betriebserweiterung möglich, ohne bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Die Dachkonstruktion des Sudhauses besteht aus einem Stahlfachwerkträger mit geknicktem Untergurt (Spannweite: 21,00m). Auf die oberen Knotenpunkte sind Pfetten und Sparren aufgelegt. Die Dacheindeckung besteht aus Schindeln.252 ABB.XV.16.; ABB.XV.17. Energiezentrale (1892) Direkt neben dem Sudhaus befindet sich die Energiezentrale mit einer Grundfläche von 950m2 und einer Innenhöhe von 5,50m. Die Einzelbereiche: Kesselhaus (18,50m x19,30m= 356,00m2), Maschinenhaus (19,28m x 16,00m= 308,00m2), Raum für den Eisgenarator (8,00 x 15,00m= 120,00m2) und der Pumpenraum (8,00 x 16,00m2= 128,00m2). Die baulichen Dimensionen und die technische Ausstattung belegen die Bedeutung dieses Bereiches.253 ABB.XV.34. Kellerei (1892) Das rechteckige Gebäude ist dreigeschossig: Erdgeschoss: Erjesztőpince (Innenhöhe: 4,50m), 1. Obergeschoss: Hopfenlager (Innenhöhe: 3,50m), 2. Obergeschoss: Kühlhalle (Innenhöhe:3,65m + Dachraum). Die Lastabtragung erfolgt über massive Aussenwände und einem Stützensystem (Raster 3,96m x 5,35m). Die Decken bilden gemauerte Rundbögen.254 ABB.XV.18. 251 BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz 253 BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz 254 BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz 252 74 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Fassadengestaltung - Freie Verwendung historischer Stile Győző Czigler übernimmt bei der Gestaltung der Brauereifassade Stilelemente aus dem wehrhaften Burgen- und Kastellbau: Stufengiebel, Zinnen, erkerartige Türmchen und fialartige Gebäudeecken. Symmetrische Anordnungen lassen vereinzelt auch Einflüsse aus der barocken Schlossarchitektur erkennen. Als Material kommt Backstein zur Anwendung.255 ABB.XV.19. Die Zitate einer mittelalterlichen Formensprache kommen durchaus Cziglers konservativer Architekturauffassung entgegen. Da er kein ausgesprochener Fabrik- oder Brauereiplaner war, ist zu vermuten, dass er sich bei der Planung an Stilvorlieben in der deutschen Brauereiarchitektur orientierte, die um die Jahrhundertwende häufig burgenartige Formen gebrauchte. Zu dieser Zeit liegt in Deutschland für den Bau von Brauereien und Mälzereien die Backsteingotik im Trend.256 Ein Beispiel für eine Brauerei im Burgenstil ist die Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden (Schweiz).257 ABB.XV.20.258 Die historisierende Architektur sollte Tradition suggerieren und als Markenzeichen für die Qualität des hier gebrauten Biers stehen. Die äussere Gestalt der Bürgerlichen Brauerei/Polgári Sörfőző ist damit eine Variante der insgesamt freien Verwendung historischer Stile ohne regionaltypischen Charakter, die beim Bau der industriellen Großbrauereien in Kőbánya zur Anwendung gekommen sind.259 ABB.XV.21. Baukonstruktion Aussenwand Die Aussenwände (Mauerstärke bis 1,12m) wurden mit Backsteinen gemauert und aussen mit gebrannten Ziegeln verkleidet. „Die Ausführung von Gebäuden in Backsteinbauweise verursache wegen der Verwendung von hochwertigen Blend- oder … mit glatten Oberflächen und Kanten höhere Baukosten, die aber durch niedrigere Kosten für Reparaturen, die bei verputzten Gebäude anfallen, ausgeglichen wurden.“260 In Kombination mit der oben beschriebenen Formensprache erhält das Gebäude dadurch den typischen Charakter eines Industriebaus, der um die Jahrhundertwende auch für Produktionsstätten des Maschinenbaus zur Anwendung gekommen ist. Dach Im Innern steht die Baukonstruktion im Einzelfall in Kontrast zur konservativen Fassadengestaltung. Beispielweise wurde der Dachstuhl des Sudhauses als PolonceauKonstruktion ausgeführt, womit das Dachgeschoss (Spannweite= 24,00m) stützenfrei 255 BFL XV.17.d.329.41028.5083. doboz Malzfabrik Mühlheim (1896), Mühlheim an der Ruhr, Hingbergstraße 103, ebenfalls: Brauereien in Dortmund, Bamberg und Kulmbach 257 Kunz-Schneller 1992. 258 www.fricktal24.CH (2014.06.23) 259 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 260 Mislin 2002. 179. 256 75 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz überspannt wurde. Damit ist der Übergang von der traditionellen Zimmermannskonstruktion zum eisernen Fachwerk im Brauereibau endgültig vollzogen.261 ABB.XV.22. Decken Die Decken bestehen auf I-Profil Stahlträgern, die im Abstand von 1,20 m auf einen StahlUnterzug (Doppel I-Träger, 2x340 mm) aufgelegt wurden. Die Felder wurden mit Ziegeln als preußisches Kappengewölbe ausgeführt. Die Konstruktion wurde auf Rundstützen (Durchmesser: 37 cm) aus Gusseisen aufgelegt.262 ABB.XV.23. (Siehe auch Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie, Polgári Serfőző Rt.) Heutiger Bautenstand Das Ensemble der Produktionsgebäude wurde abgerissen. Vom ehemaligen Gebäudebestand sind noch vorhanden: Büro- und Verwaltungsgebäude (heute Gebäude „B“), ABB.XV.23a. Flaschenabfüllhalle (heute Gebäude „C“) ABB.XV.23b. und ein Wohngebäude. ABB.XV.23c. Von der Sögyár utca ist die Direktorenvilla erschlossen. ABB.XV.23d.; ABB.XV.23e. Die beiden Industriekamine waren Teil eines Kessel- und Maschinenhauses, das mit seiner großen Kapazität auch die benachbarten Brauereien mit Energie versorgen konnte. ABB.XV.23f. 261 262 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 76 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XV.4. Brauerei König Kőbánya AG/Kőbányai Király Serfőzde Rt. (ab 1900: Malzfabrik Kőbánya AG/Kőbányai Malátagyár Rt.) Standort Budapest, X. Kőbánya, III. Betriebsgelände, Maglódi út 1-3., Lageplan: BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Planung: István Pucher Baubeginn: 1894 Firmengeschichte 1867 Eine Investorengruppe von Kaufleuten aus Pest übernehmen das Brauhaus Tükőry mit sämtlichen Liegenschaften und gründen in Kőbánya die Brauerei König und Dampfmühlen AG/Király Serföző és Gőzmalom Rt. 1894 Übernahme der Brauerei König und Dampfmühlen AG/Király Serföző és Gőzmalom Rt. von einer anderen Investorengruppe und Baubeginn der Brauerei 263 1896 Produktionsbeginn der Brauerei 1900 Die Brauerei geht in Konkurs und wird abgewickelt. Die Brauereien aus Kőbánya und Budafok (Antal Dreher Brauerei/Dreher Antal serfőzdéje; EMRS; Bürglerliche Brauerei Kőbánya/Kőbányai Polgár Serfőzde Rt.; Haggenmacher junior Budafok Offene Handelsgesellschaft/ifj. Haggenmacher Henkrik közkereseti társaság Budafok) erwerben die Mälzerei und gründen gemeinsam die Malzfabrik Kőbánya/Kőbányai Malátagyár Rt mit einer Laufzeit von 10 Jahren. 1901 Artúr Deutsch und sein Sohn Béla pachten die Mälzerei. 1911 Artúr Deutsch und sein Sohn Béla kaufen die Mälzerei. 1921 Die Firmenbezeichnung wird in Malzfabrik Deutsch in Kőbánya AG/Deutsch féle Kőbányai Malátagyár Rt. geändert 1941 Die Firmenbezeichnung wird in Ungarische Export Malzfabrik AG/Export-MagyarMalátagyár Rt. geändert 1948 Verstaatlichung 1949 Als Rechtsnachfolger wird das Nationale Unternehmen der Bierfabriken in Kőbánya/ Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat gegründet (III. Betriebsgelände) Planungskonzept Die Mälzerei und das Sudhaus wurden entlang des historischen Verlaufes der Sörgyár utca direkt auf der Grundstücksgrenze errichtet. Der Abstand der beiden Gebäude bildet den Zugang zum Betriebsgelände. Verbunden sind die beiden Gebäude durch eine filigrane Stahlbrücke im 4. Obergeschoss.264 ABB.XV.24. 263 264 Kozmáné 2004. 45-48. BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 77 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Baukonstruktion Die Baukonstruktion weist ähnliche Prinzipien auf, wie die Gebäude der Bürgerlichen Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt.: Massive Außenwände aus Mauerwerk, die Decken aus Kappengewölbe, die innere lastabtragende Skelettstruktur aus gusseisernen Stützen und Satteldächer mit Ziegeleindeckung. Exemplarische Einzelgebäude Mälzerei (1894) Das langgetreckte 5- geschossige Gebäude (115,00m x 26,00m) hat eine überbaute Flächen von 3064,00m2 und war mittels eines Mittelrisaliten (in dem an zentraler Stelle der Maschinenraum untergebracht ist) in drei Bereiche gegliedert. Die vertikale Gliederung erfolgt vor allem mittels einer Reihung hervortretender Pilaster und 24 Fensterachsen. Die Fassade wurde als Backsteinrohbau mit den typischen Detaillösungen ausgeführt, wie sie im Abschnitt über die Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőző Rt. bereits beschrieben wurde. Der doppelte Rauchschornstein der Darre ist ein dominierendes Element, das mit seiner Größe einen Hinweis auf die Kapazität der Feuerungsanlage gibt und damit zeigt, dass es sich um einen Industriebau handelt. Durch die seitliche versetzte Anordnung der Rauchkamine wird die strenge Symmetrie des Gebäudes gebrochen, wodurch die funktionale Komponente betont wird.265 ABB.XV.25.; ABB.XV.26.; ABB.XV.27.; ABB.XV.28. In den Jahren 1896 und 1899 wird die Darre baulich verändert.266 ABB.XV.29. Die Bedeutung des Mälzereibetriebes ist an dem großdimensionierten Gerstenlager abzulesen, das zentral auf dem Betriebsgelände angeordnet war (siehe Lageplan ABB.XV.24.). Gleichzeitig ist es das einzige noch bestehende Gebäude des ehemaligen Ensembles. ABB.XV.29a.; ABB.XV.29b.; ABB.XV.29c. „Stallungsgebäude mit Wohnung für Kutscher, Knechte und Diener“ (1894) Das langgestrekcte dreiflügliche Gebäude ist ein technisches Nebengebäude. Im Zentralgebäude sind die Stallungen untergebrachte, in den Seitenflügeln Unterkünfte für die Mitarbeiter. Planung: Lajos Payi.267 ABB.XV.30. Gebäude mit Kantine und Nasszellen für die Arbeiter (1895) Bemerkenswert bei dem eingeschossigen achsensymmetrischen Gebäude ist die Trennung zwischen der Kantine für die Brauer (mit eigener Küche) und der Kantine für die Mälzer (mit eigener Küche). Planung: Lajos Payi.268 ABB.XV.31. 265 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 267 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 268 BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz 266 78 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz (siehe auch Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie, Brauerei König Kőbánya AG/Kőbányai Király Serfőzde Rt.) 79 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XV.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Standort Budapest, X., Kőbánya, Maglódi út 25., II. Betriebsgelände (später Betriebsgelände der Textilwerke Kőbánya/Kőbányai Textilmüvek) Lageplan: DMT A 6000.2700.a. Planung: Antal Sorg, Budapest; A. Zimmermann, Freiburg i. Breisgau (D) Erstellung Bodenprofil: Kalamaznik és Társa, Budapest269 Technische Ausstattung: Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn; Nordböhmische Aktiengesellschaft, Aussig; Ingenieurbüro Miller u. Hetzel, München Wasserbau- Kalkulation Bauvorhaben: Frigyes Kovács, Architekt, Budapest270 Firmengeschichte 1867 Henrik Haggenmacher senior kauft von der der Hoteliersfamilie Frohner die Brauerei in Budafok 271 1880 Firmengründung Henrik Haggenmacher junior 1899 Oszkár Haggenmacher wird stiller Teilhaber 1900 Mit dem Mitgesellschafter Oszkár Haggenmacher gründet Henrik Haggenmacher junior die Bierbrau Handelsgesellschaft. Die Gesellschaft wird Aktionär bei der Malzfabrik Kőbánya AG/Kőbányai Malátagyár Rt. 1907 Gründung der Haggenmacher Brauereien Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Grundstückskauf inKőbánya 1908 Baubeginn der Brauerei in Kőbánya 1912 Der Brauereibetrieb in Kőbánya nimmt seinen Betrieb auf 1918 Die beiden Brauereien in Kőbánya und Budafok stellen den Betrieb ein 1921 Demontage der Brauereieinrichtung im Betrieb in Kőbánya. Das Gebäude wird von der deutschen Textilspinnerei Liebieg genutzt. Firmenbezeichnung: Textilwerke Haggenmacher-Liebieg AG/ Haggenmacher-Liebieg Textilművek Rt. 1922 Die Antal Dreher Brauereien AG/Dreher Antal Serfőzdéi Rt. übernimmt 90% der Haggenmacher Aktien. Gemeinsamer Kauf der Brauerei Nagyvárad/Nagyváradi Sörgyár, die ihren Betrieb mit den demontierten Betriebseeinrichtungen aus der Brauerei Haggenmacher ihre Produktion aufnimmt. 1923 Produktionsbeginn der Haggenmacher-Liebieg Textilwerke AG. und der Dreher269 DMT A 4000.700. DMT A 6000.4200. 271 Kozmáné 2004. 50-51. 270 80 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 1931 1933 1941 1948 1949 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Haggenmacher Brauerei Nagyvárad AG/Dreher-Haggenmacher Nagyváradi Sörgyár Rt. Die Antal Dreher Brauereien AG/Dreher Antal Serfőzdéi Rt. erwirbt von Liebieg die Aktien an den Textilwerken undwird damit alleiniger Eigentümer. Sämtliche Haggenmacherfirmen gehen in den Anton Dreher Brauereien AG/Dreher Antal Serfőzdéi Rt. auf. Die Produktionsanlagen werden aus Budafok nach Kőbánya gebracht und in Betrieb gesetzt Die vereinigte Dreher-Haggenmacher-Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/DreherHaggenmacher-Első Magyar Részvényserfőzde Rt. wird verstaatlicht Die Liegenschaften und Gebäude in Budafok werden auf die Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat übertragen Baubeschreibung Lage und Bebauung des Grundstückes Budapest, X. Kőbánya, Maglódi út 25. II. Betriebsgelände (später Betriebsgelände der Textilwerke Kőbánya/Kőbányai Textilmüvek) Lageplan (1913): DMT A 6000.2700 ABB.XV.32. Das rechtwinklige Baugrundstück wird auf seiner östlichen kurzen Seite von der Maglódi út begrenzt. Entsprechend der Grundstücksform wurden die Gebäude in zwei parallelen Zeilen angeordnet, die von der Grundstücksgrenze etwa 20 Meter zurückversetzt wurden. Weitere Produktionsbauten werden später additiv an den Bestand angebaut. Nebengebäude (Hopfenlager, Fasslager, Werkstätten) wurden an der Grundstücksgrenze angeordnet, die bei einer Weiterentwicklung dieses Bebauungssystems eine dritte Zeile gebildet hätten. Der Raum zwischen den Gebäudezeilen wurde als Verkehrs- und Lagerfläche genutzt (Industriegleise). Quellen: Lageplan (1910): DMT A 6000.7000 Vertrag Anschluss Industriegleise: DMT A 6000.7100 Lageplan Industriegleise: DMT A 6000.7800 Planungs- und Bauchronologie Die Planungs- und Bauchronologie der Brauerei in Kőbánya beginnt mit dem Grundstückskauf im Jahr 1907. Der Brauereikomplex ist mit einer historisierenden Fassade als Backsteinrohbau konzipiert. Das im Jahr 1914 geplante Mälzereigebäude bricht mit diesen Gestaltungsprinzipen und weist durch eine Neuinterpretation der Faktoren Funktion und Konstruktion auf die Architektur des 20. Jahrhunderts.272 272 Mislin 1988. 50-54. 81 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Exemplarische Einzelbauten Mälzerei (1914) Neubewertung von Funktion und Konstruktion führt zu neuen Formen Am Beispiel des Neubaus einer Malzfabrik der Brauerei Haggenmacher in Budapest soll der Entwicklungsstand im Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg dargestellt werden. Das Ingenieurbüro Miller und Hetzel in München wurde im Jahr 1909 mit der Planung für den Neubau Budafok in Kőbánya beauftragt. Die Mälzerei mit angeschlossener Darre war als komplexe Anlage konzipiert, in der die funktionale Abfolge (von der Anlieferung der Gerste bis zum Abtransport des Braumalzes) streng den aufeinander folgenden Arbeitsschritten folgte. .273 ABB.XV.33.; ABB.XV.34.; ABB.XV.35.; Mit einem Gesamtaußenmaß des Gebäudes von 90,23m x 41,02m und vier übereinander liegenden Malztennen gilt diese Anlage als größerer Betrieb. Über den Malztennen waren vier weitere Geschosse Gerstenlager und ein Wassertank (1,50 Millionen Liter) angeordnet. Für eine mögliche spätere Erhöhung der Produktion war von Anfang an die Möglichkeit für eine Erweiterung vorgesehen. Die Anlage verfügte über moderne technische Einrichtungen, wie beispielsweise Vakuumpumpen. Die Grundrissform des Tennengebäudes war ein langes Rechteck, was für Mälzereien grundsätzlich als Regel gilt. Im Falle der Mälzerei Haggenmacher in Budafok war das Tennengeschoss in Längsrichtung in 4 Felder mit einer Spannweite von je 7,00 m aufgeteilt. Ein Feld hatte eine Länge von fast 55,00m. Daraus ergibt sich für ein Tennengeschoss eine Grundrissfläche von 1.540,00m2. Die Lastabtragung wurde mit einer Skelettkonstruktion aus Stützen und Balkenkonstruktion in Stahlbeton sichergestellt. Der Entwurf ist aus der Gebäudefunktion als Mälzerei heraus gestaltet. Der Lösungsansatz der Bauaufgabe, der auf einer Synthese von Funktion, Konstruktion und Form beruht, spiegelt sich im äußeren Erscheinungsbild wider, die mit dem Begriff funktionale Ästhetik beschrieben werden kann. Die Fassade ist klar gegliedert und setzt sich aus einfachen geometrischen Grundelementen zusammen, wobei das dominierende Wandmaterial Klinker ist, der vor Ort hergestellt wurde und als Massenartikel günstig war. Der obere Abschluss bildet ein zusammengesetztes Satteldach, das im mittleren Gebäudeteil giebelseitig angeordnet ist. Durch den ökonomischen Umgang mit Material und Form strahlt das Gebäude eine Sachlichkeit aus, die von großer Überzeugungskraft ist. ABB.XV.36.; ABB.XV.37.; ABB.XV.38. Am Beispiel dieses Gebäudes wird die für den Industriebau kurz vor dem 1. Weltkrieg allgemein gültige Ästhetik des Funktionalismus deutlich, die anscheinend völlig befreit ist von ideologischen oder willkürlichen Gestaltungsparadigmen. Der Gedanke der Teilung der Funktionen findet sich sowohl in der Trennung von Tragstruktur und Fassade, als auch in Bezug auf die Geschosshöhe der einzelnen Bereiche wider. Diese Neubewertung von Funktion und Konstruktion, die zu einer Formensprache führte, die bis dahin nicht bekannt war, ist der Ausgangspunkt für den Einfluss, den der Industriebau auf die Gesamtentwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert ausübte. (siehe hierzu auch Textband, Kapitel IV. Industrielle Großbrauerei 1870-1915 sowie Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie, Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt.) 273 Mälzerei mit Darre: DMT A 6000.100 - DMT A 6000.1500; DMT A 6000.1600 (mit Lageplan); DMT A 6000.1700 (Ansicht); DMT A 6000.2500 (Ansicht) Darre: DMT A 6000.500; DMT A 6000.1200; DMT A 6000.1300 82 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Heutiger Bautenstand Kőbánya An der Grundstücksgrenze zur Maglódi Straße befinden sich zwei ehemalige Wohn- sowie ein Büro- und Verwaltungsgebäude der Firma. ABB.XV.38a. Als Produktionsgebäude ist im Innern des Betriebsgeländes ein Teil der ehemaligen Mälzerei ABB.XV.38b.; ABB.XV.38c. und der Flaschenabfüllhalle vorhanden. ABB.XV.38d. Beide Gebäude werden ab dem Jahr 1921 von der Textilfabrik Liebig als Produktionsstätten genutzt. Budafok Das ausgedehnte Betriebsgelände der ehemalige Brauerei Haggenmacher in Budafok wird durch die Nagytétényi út. und die Sörház út begrenzt. Von dem ehemaligen umfangreichen Industrieensemble existierten lediglich noch Einzelgebäude. Direkt auf der Grundstücksgrenze zur Nagytétényi út. befindet sich ein Sudhaus mit Industriekamin, dass einer gewerblichen Nutzung zugeführt wurde. ABB.XV.38e. In unmittelbarer Nachbarschaft sind neben einander zwei mehrgeschossige Getreidelager angeordent. ABB.XV.38f. Eines der beiden Gebäude wurde (wenig aufwendig) renoviert, wobei die Räumlichkeiten Zurzeit als Künsterateliers genutzt werden. Vom derzeitigen Privateigentümer ist die Installation einer kleinen Brauanlage geplant. ABB.XV.38g. Im rückwertigen Teil des Geländes wurden Keller angelegt, die als Lagerkeller genutzt wurden. 83 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz XV.6. Hauptstädtische Brauerei AG/A Fővárosi Serfőzde Rt. Standort: Budapest, X. Kőbánya, Maglódi út 47, V. Betriebsgelände Lageplang (1930): DMT A 8000.300. ABB.XV.39. Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien, Freiburg (Deutschland)274 Das Planungsbüro für Brauereibau Zimmermann (Freiburg, heute Baden-Württemberg, D) wendete bei der Projektierung der Hauptstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. die gleichen Gestaltungsprinzipien einer wehrhaften Burganlage an, wie bei der Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden (Schweiz). ABB.XV.40. Dabei kommt eine Backsteinfassade mit Rustikasockel zur Anwendung.275 ABB.XV.41. Aus der Materialwahl ergeben sich Gliederungselemente und Details aus der Formensprache des Backsteins: Stufengiebel und Flachbögen über Öffnungen.276 ABB.XV.42. Auffallend ist die Ähnlichkeit der Gestaltung des Kaminkopfes mit dem Projekt in der Schweiz.277 ABB.XV.43. Bauleitung: Bertalan Gál;278 Antal Lorge Ausführende Firma: Antal Sorg Épitőipari Rt. Technische Ausstattung: keine Angaben Firmengeschichte 1912 1913 1914 1935 1938 1941 1948 1949 Gemeinsam mit der Hazai Bank gründet Ignác Deutsch Sohn die Brauerei Baubeginn der Brauerei und Mälzerei Beginn der Bierherstellung Die Dreher-Haggenmacher-Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/DreherHaggenmacher-Első Magyar Részvényserfőzde Rt. kaufen 95% Brauereiaktien und stellen die Produktion ein Produktionsbeginn der Malzfabrik Beginn der Bierherstellung Verstaatlichung Die Brauerei wird Teil des Nationalen Unternehmens der Bierfabriken in Kőbánya/Kőbányai Sörgyárak Nemzeti Vállalat, 274 Brauerei Feldschlösschen Rheinfelden. Schweiz 1896. DMTA 8000.200a. 276 Firma Dreher Archiv; DMT 8000.1900. 277 DMT A 8000.2300 278 Magyar Pályázatok 1907. 275 84 der Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Baubeschreibung Lage und Bebauung des Grundstückes Budapest, X., Kőbánya, Maglódi út 47. V. Betriebsgelände Die Bebauung des Grundstücks folgt mit der Zweizeilenlösung und der Erschließung durch das Industriegleis dem Konzept der Brauerei Haggenmacher. Die Nebengebäude sind im Fall der Hautpstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. allerdings entlang der rückwärtigen Grundstücksgrenze angeordnet. Damit entsteht ein weitläufiger Zwischenraum, der für eine künftige Betriebserweiterung genutzt werden kann. Auffallend ist die zentrale Anordnung des Maschinengebäudes, wodurch die Transportwege für Energie in die einzelnen Produktionseinheiten möglichst kurz waren.279 Diese ökonomische Denkweise zeigt sich auch durch die direkte Anbindung an das Industriegleis, wodurch die Möglichkeit gegeben war, den Energieträger Kohle direkt vom Wagon in den Kohlekeller entleeren zu können.280 Exemplarische Einzelbauten Mälzerei (1912) Die Mälzerei281 bestand aus einem Baukörper mit langgestrecktem rechteckigen Grundriss von 27,10m x 52,95m (=1.435,00m2). Die Innenhöhen des 5-geschossigen Gebäudes (2 Untergeschosse, 1 Erdgeschoss, 2 Obergeschosse) betrugen 3,50m. Die lastabtragende Konstruktion bestand aus massiven Aussenwänden, die sich nach oben verjüngten (1,050,90-0,75m). Im Inneren war eine Stützen/Balken Konstruktion aus Stahl vorgesehen: Im Raster von 6,32m x 6,32m waren Rundstützen angeordnet, auf die in Deckenhöhe Profilstahl (Bezeichnungen: IN 40, IN 50, IN 12) aufgelegt waren. Als Decke wurde ein Holzdielenboden aufgelegt, auf den eine ungefähr 0.40m starke Lehmschicht aufgebracht war. Die Fundamente bestanden unter der Aussenwand aus Streifenfundamenten (1,35m x 0,75m) und unter den Rundstützen aus Einzelfundamenten (1,80m x 2,40m). Der obere Gebäudeabschluss bestand aus einem flachen Satteldach.282 ABB.XV.44.; ABB.XV.45. Turm (1912) Neben der Mälzerei war der „Wasserturm” angeordnet.283 ABB.XV.46. Im 6. Obergeschoss waren die Tanks mit dem Wasser für die Produktion untergebracht. Das Gebäude hatte einen quadratischen Grundriss (10,10m x 10,10m = 100,00m2) und war über eine umlaufende Treppe erschlossen. Die Aussenwände bestanden aus massivem Mauerwerk 279 DMT A 8000.2300 DMT A 8000.3300 281 Grundriss unterer Lagerkeller: DMT A 8000.1400 Grundriss Untergeschoss: DMT A 8000.1400; Grundriss Kellergeschoss: DMT A 8000.1500; Grundriss oberer Keller: DMT A 8000.4200; Schnitt: DMT A 8000.800; Fassadenschnitt: DMT A 8000.900; Rampe: DMT A 8000.3500 282 DMT A 8000.700.; DMT A 8000.800. 283 DMT A 8000.1200 280 85 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz (0,90m) und die Decken aus Profilstahlträgern und Beton. Der obere Gebäudeabschluss bildet ein Zeltdach in Holzkonstruktion. Aufgrund seiner nach oben strebenden Geometrie bildete dieses Gebäude einen Kontrapunkt zur Nachbarbebauung und (neben der Darre) das charakteristischste Gebäude des Gesamtensembles.284 ABB.XV.47. Gebäudebrücke (1912) Die Gebäudebrücke der Hauptstädtischen Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. ist ein funktionales Bauelement und stellte auf der Ebene des 2. Obergeschosses eine direkte und kreuzungsfreie Verbindung zwischen Sudhaus und Kellereigebäude her.285 ABB.XV.48 Gleichzeitg diente der Übergang dem Betriebsgelände als repräsentativ gestaltete Ein- und Ausfahrt, die sich in der massiven Ausführung und mit den beiden Rundbögen dem burgenhaften Stil der Gesamtanlage anpasst.286 ABB.XV.49.; ABB.XV.49a. Zum Vergleich: Die Gebäudebrücke der Bürgerlichen Brauerei AG wurde als freitragende Stahlkonstruktion errichtet (1895), die einen geradezu leichten visuellen Eindruck vermittelt. ABB.XV.14. Eine ähnliche Konstruktion zeigt die Gebäudebrücke der Firma Zwack (1910), die das Maschinenhaus mit dem Produktionsbereich verbindet.287 ABB.XV.50. Sudhaus (1912) Das Sudhaus (17,14m x 17,14m = 294,00m2) war Teil eines Gebäudes (52,04m x 17,14m = 892,00m2), das mit mehreren Funktionen belegt war.288 ABB.XV.51. Kellergeschoss: Maschinenraum, „Öl-Keller”, Vorratskeller, Kellerraum mit Silos, Treppenraum Erdgeschoss: Sudhaus (17,00m x 17,00m, Innenhöhe: 7,40m), Räume für Silos, Treppenraum Obergeschoss: Speicher, Vorratsraum, Laboratorium, Räume für Silos Konstruktive Details Bei der funktionalen und konstruktiven Gestaltung der Produktionsstätte ist auf jeder Planungsebene ein Lösungsansatz nach ökonomischen Gesichtspunkten zur Anwendung gekommen. Bei den Konstruktiven Details kommt diese Denkweise durch einen optimierten Materialeinsatz und entsprechender Formgebung zum Ausdruck. Deckenkonstrukion (Beispiel für einen optimierten Materialeinsatz) Die Decken in der Mälzerei, im Silobau und im Sudhaus bestanden aus I-Stahlträgern, deren Felder in Kuppenform ausbetoniert wurden. Darauf wurde eine weitere, etwa 10cm starke 284 DMT A 8000.600 DMT A 8000.1600a 286 DMT A 8000.2500. 287 Foto: Martin Pilsitz 288 DMT A 8000.500. 285 86 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Appendix Martin Pilsitz Betonschicht in Verbundweise betoniert. In Abhängigkeit der Belastung entstanden in den verschiedenen Gebäuden Deckenstärken zwischen 20 und 40cm.289 ABB.XV.52. Kesselhaus: Kellereinwurfschacht (Beispiel für eine optimierte Bauteilform) Die Abdeckung des Gersten- und Malz-Annahmeschachtes sowie der Einwurfschaft an der Mälzerei zeigen ergonomisch optimierte Formen. Bei der Planung wurde besonderen Wert auf Fensterachsen, Winkel des Einwurfschachtes und die Materialwahl gelegt, um den Arbeitsablauf behinderungsfrei und damit zeitsparend durchführen zu können.290 ABB.XV.53.; ABB.XV.54. Kegelgewölbe in der Darre (Beispiel für eine optimierte Bauteilform) Das Kegelgewölbe in der Darre291 dient dem Sammeln und der Ableitung der warmen Luft über einen Kamin nach aussen. Die Strömung der abzuleitenden Luft ist dabei zu optimieren, um Wirbel zu vermeiden, der unerwünschte Effekte auslösen würde. Zu diesem Zweck wird ein Stahlkegel (Bezeichnung I No. 18, Durchmesser 9,45m) mit einer oberen Öffnung zwischen Darre und Abluftkamin installiert.292 ABB.XV.55.; ABB.XV.56. (siehe auch Anhang, Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie, Hauptstädtische Brauerei AG/A Fővárosi Serfőzde Rt.) Heutiger Bautenstand Das Industrieensemble ist hinsichtlich seiner Dimensionen und materialgerechten Konstruktion ein beeindruckendes Beispiel Budapester Industriearchitektur vor dem Ersten Weltkrieg. Die Produktionsgebäude sind weitgehend erhalten und werden teilweise als Lager genutzt. ABB.XV.57.; ABB.XV.58.; ABB.XV.59. 289 DMT A 8000.3200 DMT A 8000.340.; DMT A 8000.3300 291 DMTA 8000.3000 DMT A 8000.600 292 DMT A 8000.3000a.; DMT A 8000.3100a 290 87 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Inhaltsverzeichnis XVI. Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in Budapest XVI.1. Keine eindeutigen Begriffsbestimmungen für historische Fabrikbauten XVI.2. Begriffsbestimmungen XVI.2.1. Begriffsbestimmung im Ungarischen XVI.2.2. Begriffsbestimmung im Deutschen XVI.2.3. Begriffsbestimmung im Englischen XVI.3. Festlegungen XVI.3.1. Handwerksbetrieb XVI.3.2. Manufaktur XVI.3.3. Fabrik XVI.3.4. Industriebau XVI.3.5. Protofabrik XVI.4. Zusammenfassung 3 3 6 9 XVII. Aufbau eines Planarchivs bei der Brauerei Dreher in Bp.-Kőbánya XVII.1. Historische Pläne als Quelle der Forschung XVII.2. Archivieren XVII.3. Erstellen eines Plankataloges der historischen Brauereien in Budapest XVII.4. Analyse XVII.5. Ergebnisse XVII.6. Zusammenfassung 10 10 11 12 12 14 XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der historischen Brauereien und Mälzereien XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der Brauereien XVIII.1.1. Brauerei Dreher XVIII.1.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG XVIII.1.3. Bürgerliche Brauerei AG XVIII.1.4. Brauerei König Kőbánya AG XVIII.1.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG XVIII.1.6. Hauptstätische Brauerei AG 1 15 16 31 43 48 52 60 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp XVIII.2.1. Brauerei Dreher XVIII.2.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG XVIII.2.3. Bürgerliche Brauerei AG XVIII.2.4. Brauerei König Kőbánya AG XVIII.2.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG XVIII.2.6. Hauptstätische Brauerei AG 65 66 70 73 75 77 81 Literaturverzeichnis 83 Abkürzungsverzeichnis 92 Bibliotheken und Archive 93 Abbildungen 95 2 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVI. Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in Budapest XVI.1. Keine eindeutigen Begriffsbestimmungen für historische Fabrikbauten Das Aufkommen des Fabrikbaus als Bauaufgabe im Laufe des 19. Jahrhunderts war ein Phänomen, das die Silhouette der Stadt Budapest und der umgebenden Landschaft tiefgreifend umgestaltete.1 Die Art, wie Menschen arbeiteten und lebten veränderte sich so grundsätzlich, dass die Auswirkungen bis heute nachwirken. Aber nicht nur die Menschen, die in den Fabriken arbeiteten, sondern die Gesellschaft als Ganzes und nicht zuletzt auch die Kultur wurde von diesen Bauten nachhaltig geprägt. Trotz ihrer Bedeutung, ist es nicht einfach, diesen Bautyp in die klassische Baugeschichte einzuordnen. Ein Grund hierfür ist, dass es für die unterschiedlichen Raum- und Gebäudetypen der historischen Produktionsstätten keine eindeutige sprachliche Begriffsbestimmung gibt. Weder im Ungarischen, noch im Deutschen oder Englischen sind grundlegende Architekturbegriffe zu diesem Bautyp umfassend geklärt oder eindeutig definiert. Eine unmissverständliche sprachliche Definition von Architekturbegriffen ist jedoch eine Voraussetzung für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den historischen Fabrikbauten in Budapest für den Untersuchungszeitraum. Im Folgenden soll auf diesen Sachverhalt eingegangen werden. XVI.2. Begriffsbestimmungen Wie im Textteil der vorgelegten Arbeit umfassend dargelegt und am Beispiel der Brauereien in Budapest exemplarisch nachgewiesen wurde, ist der Industriebau des 20. Jahrhunderts das Ergebnis einer historischen Entwicklung, deren einzelne Einflussfaktoren unter bestimmten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, zu einer bestimmten Zeit und unter bestimmten ökonomischen Verhältnissen ihre Ausformung erhalten hat. Diese Entwicklung spiegelt sich auch bezüglich der Sprache und der Bedeutung der Fachbegriffe wider. Der Ausdruck Industriebau hat erst im 20. Jahrhundert seine heutige Bedeutung erhalten und würde von einem Architekten in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem anderen Inhalt belegt werden. Eine Begriffsklärung ist deshalb in Zusammenhang mit der Entwicklung des Industriebaus für den Untersuchungszeitraum zwischen 1815 und 1915 unumgänglich. Grundbegriffe wie Werkstatt, Manufaktur, Fabrik und Industrie waren während den verschiedenen Entwicklungsphasen einem Bedeutungswandel unterworfen. Gleichzeitig sind neue Begriffe, wie beispielsweise Protofabrik hinzugekommen. Auch die Vielfalt der Theorien zur Definition des Begriffes Industrialisierung, die seit Adam Smith im Jahr 1776 vorgelegt wurde, spiegelt die Komplexität des Themas auf umfassenderer Ebene wider. Eine endgültige und umfassende Definition des Begriffes Industrialisierung im Sinne der Ökonomie liegt bis heute nicht vor. In diesem Zusammenhang soll auf die bedeutensten Theoretiker verwiesen werden: 1 Szalay-Kahn 1889. 3 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz seit 1867: Karl Marx und die Marxisten 1925: Nikolaj Kondrat’ev 1944: Karl Polányi 1960: Walt W. Rostow 1962: Alexander Gerschenkron 1963: Paul Bairoch 1969: David S. Landes 1973: Douglass C. North und Robert Paul Thomas XVI.2.1. Begriffsbestimmung im Ungarischen Im ungarischen Révai Nagy Lexikona aus dem Jahr 1913 ist unter dem Begriff Fabrik folgende Erklärung zu finden: Die Definition des Begriffs Fabrik is äußerst schwierig. In manchen Fällen wird die Art und Weise der Fertigung, aber auch die dabei verwendeten Werkzeuge, und die Anzahl der Arbeiter, das praktizierte Verkaufssystem, die Höhe des eingesetzten Kapitals als Definitionsgrundlage betrachtet. .... Als wichtigste Elemente hinsichtlich des Fabrikbetriebs kann zusammenfassend festgestellt werden, dass eine Fabrik für einen größeren und expandierten Markt mit Hilfe von mehreren Arbeitern und Maschinen in einem entsprechenden größeren Raum (dass heißt nicht zu Hause) Industrieprodukte herstellt, wobei sie über Produktionsmittel verfügt, die für eine Unternehmung erforderlich sind, während sich der Unternehmer selbst auf die Firmenleitung beschränkt. In Ungarn sind gemäß der Durchführungsanweisung zum Gesetzesartikel III aus dem Jahr 1907, §1 all die Industrie-Betriebsgelände als Fabrik anzusehen, die in der Regel in geschlossenen Räumen mit der ständigen Beschäftigung von mindestens 20 Arbeitern und der Hilfe von Maschinen oder Anlagen, mit einer Arbeitsaufteilung, die sich zur Massenproduktion eignet, Industrieartikel herstellen … .2 Das Lexikon Révai Nagy Lexikona gibt in seinem X. Band aus dem Jahr 1914 zum Begriff Indudstrie folgende Erklärung: Bei der Industrie,....... Bei der Farbrik-Indsutrie kann die Arbeitsaufteilung am ehesten angewendet werden, da sie über die praktizierte Massenproduktion, für die Erfüllung von einzelnen kleineren Fertigungen Maschinen verwendet. Die neuzeitige Entwicklung führt unausweichlich zur Entwicklung der FabrikIndustrie, die vor allem über Großunterehmungen vor sich geht ... .3 2 Révai 1913. 128-129.: A gyár fogalmának meghatározása igen nagy nehézséggel jár. Majd a termelés módját, a használt eszközöket, majd a munkások számát, az eladás rendszerét, a tőke nagyságát tekintik a meghatározásnál. .... Összefoglalva a gyári üzemre nézve legfontosabb elemeket, az mondható, hogy a gyár nagyobbszámú munkásoknak egy megfelelő nagyobb helyiségben (tehát nem otthon) iparcikkeknek gépek segítségével nagyban és kiterjedtebb pia számára való előállítása céljára szolgáló egyesítése oly vállalathoz szükséges termelési eszközökkel rendelkezik, maga a vezetésre szorítkozik inkább. Magyarországon az 1907. III. t.-c. végrehajtási utasitásának 1. §- a szerint gyárnak tekintendők mindazok az iparBetriebsgeländeek, melyeken rendszerint zárt helyiségekben, legalább 20 munkás állandó foglalkoztatása mellett, gépek vagy készülékek segitségével és tömeges gyártásra alkalmas munkamegosztással iparcikkeket állitannak elő … 3 Révai 1914. 607-608.:„Ipar (industria),... A gyár-I(par)-nál alkalmazható leginkább a munkamegosztás, mert az tömegtermeléssel foglalkozván, az egyes apróbb kész munkák teljesítésére gépeket használ. Az újabbkori haladás ellenállhatatlanul a gyár-I(par) fejlődésére vezet, mely leginkább nagy vállalatok útján megy végbe ... 4 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVI.2.2. Begriffsbestimmung im Deutschen Deutschland zählte gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu den Ländern mit dem größten Industrialisierungsgrad, weshalb man eigentlich voraussetzen könnte, dass eine präzise Sprachregelung gefunden wurde. Der Großraum Berlin gehörte um das Jahr 1900 zu den größten Industriezentren der Welt. In diesem Zusammenhang ist ein Vergleich mit den Problemen der Begriffsbestimmungen im deutschsprachigen Raum aufschlussreich.4 „Die Begriffsbestimmung Fabrik ist so schwierig, dass die Novelle zur deutschen Gewerbeordnung vom 28. Dezember 1908 das Wort Fabrik gar nicht gebraucht, sondern nur von ‚Betrieben mit in der Regel mindestens 10 Arbeitern’ spricht.“5 Diese Aussage zeigt die Schwierigkeit bei der Definition des Begriffs Fabrik. Nicht einmal im allgemeinen Sprachgebrauch der Lexika konnte der Begriff vollständig geklärt werden. Das es sich um ein Problem handelt, dass bis in die jüngste Vergangenheit noch nicht gelöst werden konnte, belegt die Passage aus dem Brockhaus aus dem Jahr 1978: „Die Abgrenzung der Fabrik vom Handwerksbetrieb ist nicht eindeutig“6 Der Versuch einer Definition des Begriffes Fabrik oder Industrie bezieht sich bei den angeführten Textstellen auf die Organisation einer Produktionsstätte, wobei auf die Räumlichkeiten oder gar auf eine mögliche Bauform nicht eingegangen wird. In Wasmuths Lexikon der Baukunst wird versucht, die räumliche Beschaffenheit einer Fabrik wie folgt zu beschreiben: „...eine gewerbliche Anlage, die sich durch die Größe und Organisation ihres Betriebes, die Ausdehnung ihrer Räumlichkeiten und die Zahl der Arbeiter vom handwerksmäßigen Betrieb unterscheidet“. Darüber hinaus wird die Fabrik beschrieben, als „die unter einem Dach oder in mehreren Gebäuden zusammengefassten Werkstätten für Veredelung von Rohstoffen und Fertigung von Geräten, Apparaten, Maschinen und vielen anderen Gebrauchsgegenständen des täglichen Bedarfs; eingeschlossen in diesen Begriff sind auch die Räume und die Gebäude für die Lagerung von Werkstoffen und Erzeugnissen, für die Betriebsleitung und Wohlfahrtseinrichtungen sowie sehr verschiedene andere Nebenanlagen.“7 Auch bei dieser Definition zeigt sich die Schwierigkeit bei der Definition des Begriffes Fabrik. Nikolaus Pevsner wiederum macht im Jahr 1987 im Lexikon der Weltarchitektur gar nicht erst den Versuch einer Erklärung, sondern versucht unter dem Stichwort Industriebau anhand von Beispielen dem Wesen dieses Bautyps näher zu kommen.8 XVI.2.3. Begriffsbestimmung im Englischen Gleiches gilt für den englischen Sprachgebrauch, wo für den Untersuchungszeitraum eine eindeutige Begriffsbestimmung nicht nachweisbar ist. Dies ist umso bemerkenswerter, weil ab dem Jahr 1770 die Industrielle Revolution von Großbritannien ausgegangen ist. In der Encyclopaedia Britannica, Ausgabe 1911 findet man unter dem Begriff factory folgende Erklärung: The term „factory” itself being short for manufactory, a building or collection of buildings in which men or women are employed in industry. Die genannten Beispiele zeigen 4 Brunner-Conze-Koselleck 1982. Meyers 1926. 6 Brockhaus 1978. 613. 7 Wasmuth 1929. 8 Pevsner-Honour-Fleming 1987. 294-299. 5 5 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz deutlich, dass der heute allgemein und meist unreflektierte Gebrauch des Sammelbegriffes Industriebau für Produktionsstätten erst um das Jahr 1910 eingeführt wurde und damit bedeutend jünger ist, als allgemein angenommen. Die Begriffe Industrie und Fabrik werden bis zum Jahr 1910 nicht einheitlich und eindeutig angewendet. XVI.3. Festlegungen Als Konsequenz der obigen Ausführungen werden vom Autor für die Begriffsbestimmungen im historischen Fabrikbau folgende Festlegungen vorgeschlagen, wobei bei der Auswahl der Beispiele weniger die Dimension der Fabrik entscheidend war, sondern vielmehr, inwieweit diese das Erscheinungsbild eines Budapester Betriebes widerspiegelt: XVI.3.1. Handwerksbetrieb Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch: hoher Anteil an Handarbeit geringe Mechanisierung keine Arbeitsteilung geringe oder keine spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum Die wenigen technischen Geräte, die zur Verfügung standen, bestanden aus Holz, und wurden von Tischlereien hergestellt. Mit dem Eindringen des Eisens als Werkstoff verlor dieser Berufszweig jedoch an Bedeutung. Viele Handwerksbetriebe arbeiteten als Zulieferer größerer Betriebe und spezialisierten sich im Laufe der Entwicklung zunehmend auf die Produktion von Maschinen. Dazu gehörten vor allem Schlosser, Tischler und Schmiede. Aber auch die Porzellanwerkstätten gehörten zu diesen Handwerksbetrieben. Ein typischer Vertreter in Budapest ist die in den 1860-er Jahren gegründete „Porczellan és MajolikaGyár“ im VII. Bezirk, Külső Dob utca 17.9 ABR.XVI.1. Wie auf dem Firmenbriefkopf vermerkt, war der Eigentümer József Fischer im Jahr 1878 auf der Internationalen Weltausstellung in Paris Mitglied des Preiskommitees.10 ABR.XVI.2. XVI.3.2. Manufaktur Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch: Mechanisierung teilweise Motorisierung geringe Arbeitsteilung spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum 9 Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény 10 6 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Die Manufaktur ist eine Frühform eines Industriebetriebes, mit einer sich bereits beginnenden Aufteilung der Arbeitsprozesse. Der aus dem lateinischen „manu factum“, das heißt mit der Hand gemacht, abgeleitete Begriff Manufaktur bezeichnet im ursprünglichen Sinn jedes Erzeugnis menschlicher Handarbeit.11 Im Laufe der Entwicklung hat der Begriff eine neue Bedeutung angenommen. Er bezeichnete Produkte, die mit Hilfe von Maschinen ohne oder unter geringer Beteiligung von Handarbeit hergestellt wird. Bei Diderot ist die manufacture ein Ort, an dem für einen Unternehmer mehrere Arbeiter mit derselben Arbeit beschäftigt sind.12 Manufakturen sind Werkstätten mit einem hohen Anteil mechanisierter Produktion und damit Vorläufer der Fabriken. Der Herstellungsprozess wurde mit Hilfe von Maschinen mechanisiert, wobei die Arbeitsteilung eher von untergeordneter Bedeutung war. Das Vorhandensein einer Werkbank oder Drehmaschine macht aus einer Manufaktur noch keine Fabrik. Erst wenn die Maschinen in Verbindung mit der Herstellungsorganisation den Produktionsprozess bestimmen, kann von einer Fabrik gesprochen werden. Ein Beispiel ist die Seidenmanufaktur Valero in Budapest, Honvéd utca 24–30, die alle typischen Merkmale einer Manufaktur aufzeigt. Die Planung übernimmt ab dem Jahr 1839 Hild József.13 ABR.XVI.3. XVI.3.3. Fabrik Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch: hochgradige Mechanisierung Motorisierung hochgradige Arbeitsteilung spezifischen Anforderungen an den Produktionsraum Das entscheidende Merkmal für die Entstehung der Fabrik war die Zerlegung des Arbeitsprozesses in einzelne Teilprozesse, bei gleichzeitig konsequentem Einsatz von Maschinen. Diese Verbindung schuf die Voraussetzung für eine industrielle Massenproduktion, mit der sich die Fabrik eindeutig von einer handwerklich beeinflussten Produktion in einem Handwerksbetrieb oder einer Manufaktur abgrenzte.14 Aus der Organisationsform des Arbeitsablaufes ließen sich die Bedingungen der Organisation des Gebäudes ableiten. Somit können solche Bauwerke als Fabrikbauten bezeichnet werden, die sich zur Aufnahme einer industriellen Fertigung eignen und in Abhängigkeit von den Erfordernissen des Produktionsprozesses entwickelt wurden. Es ist zu bemerken, dass diese Entwicklung mit einer Vielzahl von Zwischenstufen erfolgt ist, die sich aus dem Entwicklungsgrad von Mechanisierung und Organisation und deren Kombination ergibt. Bei einer solchen differenzierteren Betrachtungsweise ergibt sich daraus die Notwendigkeit, zwischen der Manufaktur und der Fabrik eine weitere Entwicklungsstufe einzufügen: die Proto-Fabrik. Besonders im Maschinenbau wird das grundsätzliche Prinzip, was eine Fabrik letztendlich ausmacht, überaus deutlich. Im Kern ist es die Kombination zwischen Mechanisierung und Organisation zur seriellen Herstellung von Maschinen, deren Einzelteile 11 Georgeacopol 1998. Diderot 1779. 626. 13 Rados 1958. 131. 14 Müller-Wiener 1973. 12 7 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz wiederum von Werkzeugmaschinen hergestellt werden. Die Produktionsstätte hatte auf diese Wesenszüge baulich zu reagieren. In der Frühphase erfolgte dabei der Antrieb mittels Dampfmaschinen über Transmissionsriemen, später über elektrische Einzelantriebe. Als bauliche Konsequenz resultierte daraus, dass eine Reihe von Bauteilen, wie Konsolen und Stützen wegfielen und damit eine größerer Freiheitsgrad der Räume entstand. Die Anordnung der Betriebs- und Fabrikationsräume wurde fortlaufend straffer organisiert und folgte dann Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend dem Herstellungsgang des Produktes, so dass die Fabrikanlage entsprechend der Arbeitsorganisation und dem Herstellungsverlauf gegliedert war. Der Begriff Fabrik, wie er in der vorgelegten Arbeit gebraucht wird, bezieht sich im Untersuchungszeitraum allgemein auf die Erstellung von Produktionsstätten entsprechend der oben gegebenen Definition. Ein Beispiel für eine Fabrik mittlerer Größe, die ihren Standort in der Innenstadt hatte (VI. Bezirk, Rottenbiller utca 6.) ist die Fabrik Walser, die als erste in Ungarn Ausrüstungsgegenstände für die Feuerwehr herstellte.15 ABR.XVI.4. Eine wichtige Voraussetzung zur Entstehung dieses Gebäudetyps waren die Entwicklung neuer Bautechniken und Konstruktionsverfahren sowie Berechnungsmethoden für Tragwerke. Im Textband, Kapitel VIII, Denkmalschutz im Industriebau, Absatz VIII.4.1. werden innovative Baustoffe genannt, die in der Architektur des 19. Jahrhunderts eine bestimmende Rolle übernommen haben. Ein wichtiger Faktor für deren allgemeine Anwendung war, dass diese als Massenprodukte zu relativ niedrigen Preisen hergestellt wurden. XVI.3.4. Industriebau Diese Produktionsstätte ist gekennzeichnet durch: Weiterentwicklung der Fabrik zur Großindustrie Bis zur Jahrhundertwende wird in der Fachliteratur der Begriff „Industriebau“ nirgendwo gebraucht, wobei auch der Begriff „Industrie“ nicht eindeutig geklärt ist. Erst im Jahr 1910 erhält eine deutschsprachige Bauzeitschrift den Titel „Der Industriebau“.16 Erst mit der einsetzenden Entwicklung der modernen Fabrikindustrie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Großindustrie, ist um die Jahrhundertwende der Begriff „Industriebau“ im heutigen Sinn für Gebäude und Anlagen entstanden. Der Industrieplaner Bruno Bauer definiert den Industriebau und sein Planungsprogramm wie folgt: Ein Industriebau ist ein Gebäude, in dem die Waren, die darin erzeugt werden sollen, am rationellsten hergestellt werden können. Damit hat das Fabrikgebäude nicht nur die Aufgabe, vor Wind und Wetter zu schützen, sondern Betriebsvorgänge untereinander zu verbinden.17 Darüber hinaus definiert Bruno Bauer einen Industriebau wie folgt: … Der Industriebau ist Stein und Eisen gewordenes Betriebsdiagramm… . Der US-Amerikaner F.W. Taylor hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen Untersuchungen zur Steuerung von Produktionsprozessen die theoretischen und betriebsorganisatorischen Grundlagen für die Weiterentwicklung der Fabrik zur 15 Edvi 1896a. Industriebau 1910. 17 Bauer 1936. 16 8 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Großindustrie geschaffen.18 Taylor war davon überzeugt, dass Management, Arbeit und Unternehmen mit einer rein wissenschaftlichen Herangehensweise optimieren werden können. Taylors Ideen wurden auch im nichtamerikanischen Ausland rasch aufgegriffen. Bereits im Jahr 1907 erschien sein Standardwerk Shop Management in Frankreich und man machte sich bei Michelin und Renault daran, nach den Vorgaben zu arbeiten. Gleichzeitig werden auch deutsche und niederländische Ausgaben von Shop Management veröffentlicht.19 Die Maschinenbaufirma Schlick in der Váci út gehört zu den Betrieben, die sich von einer kleinen Fabrik zu einem größeren Industriebetrieb des beschriebenen Musters entwickelte.20 ABR.XVI.5. XVI.3.5. Protofabrik Grundsätzlich ist festzuhalten, dass in Budapest während des Untersuchungszeitraumes sämtliche Formen der erwähnten Produktionsstätten (Handwerksbetrieb, Manufaktur, Fabrik und Industrieanlage) zeitlich parallel existierten. Wenn man dann zur Unterscheidung zwischen einer Manufaktur und einer Fabrik den Grad der Mechanisierung und der Arbeitsorganisation zugrunde legt, ergibt sich ein oftmals zu großer Entwicklungsschritt zwischen diesen beiden Produktionsstätten, was eine eindeutige Zuordnung nicht immer möglich macht. Der Grund hierfür ist, dass die Mechanisierung mit der Arbeitsorganisation nicht automatisch synchron verlaufen ist. Eine hochmechanisierte Produktionsstätte muss nicht unbedingt auch gleichzeitig die Arbeitsorganisation auf dem gleichen Niveau erreicht haben. Es ist deshalb sinnvoll, in der Entwicklung der Produktionsstätten zwischen der Manufaktur und der Fabrik eine Zwischenstufe vorzusehen, der mit dem Begriff Protofabrik bezeichnet werden kann. Diese Zwischenstufe bezieht sich weniger auf die Bautechnik, sondern ergibt sich vielmehr aus Überlegungen zur Verbindung von Funktionalität und technischer Ausstattung. XVI.4. Zusammenfassung Für die Entwicklung des Bautyps Fabrik im Untersuchungszeitraum zwischen den Jahren 1815 und 1915 gibt es keine einheitliche Sprachregelung. Um eine grundlegende Einteilung vorzunehmen, wird eine begriffliche Unterscheidung zwischen Handwerksbetrieb, Manufaktur, Fabrik und Industriebetrieb gemäß dem vorgelegten Erklärungsmodell vorgeschlagen. Gleichzeitig wird für das Entwicklungsintervall zwischen Manufaktur und Fabrik eine Zwischenstufe mit der Bezeichnung Protofabrik eingeführt, um die wechselseitige Wirkung zwischen Mechanisierung und Arbeitsorganisation auf den Bautyp eindeutiger zu Definieren. (Siehe auch Textband Kapitel V: Raumentwicklung bei Maschinenbaufabriken und Kapitel VI: Industrielle Stadtentwicklung) 18 Mislin 2002. 175. Taylor 1911. 20 Kahn 1893. 108. 19 9 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVII. Aufbau eines Planarchivs bei der Brauerei Dreher in Bp.Kőbánya XVII.1. Historische Pläne als Quelle der Forschung Die wichtigste Quelle der wissenschaftlichen Aufarbeitung historischer Brauereien in Budapest sind die Produktionsstätten selbst. Während meiner Forschungsarbeit musste ich jedoch feststellen, dass die meisten historischen Industriebauten, die als authentische Quelle dienen könnten, nicht mehr existieren und damit auch nichts mehr über ihre Ästhetik und Konstruktion berichten können.21 Der Abriss von historischen Industriebauten bedeutet einen unwiederbringlichen Verlust im Bestand historischer Gebäude in Ungarn. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass für diese Bauten oft nicht einmal mehr die Planunterlagen oder schriftliche Dokumente vorhanden oder diese nicht zugänglich sind.22 Aus diesem Grund ist es ein außergewöhnlicher Glücksfall, dass die historischen Planunterlagen in der Brauerei Dreher in Budapest- Kőbánya erhalten geblieben sind.23 Die mehreren hundert originalen Planunterlagen zu Brauereien und Mälzereien in Kőbánya und Budafok, die zwischen 1865 und 1920 geplant und gebaut wurden, sind sowohl hinsichtlich ihres Umfangs und Inhalts, als auch bezüglich ihrer baugeschichtlichen Aussagekraft von großer Bedeutung für die Erforschung historischer Industriebauten. Diese Unterlagen bilden eine wesentliche Grundlage für die Forschungsarbeiten über die historischen Brauereien in Budapest und schließlich für die vorgelegte Arbeit. Im Folgenden wird über die Dokumentationsarbeit und deren Ergebnisse berichtet. Das Ziel der Forschungen war, mittels der historischen Brauereien und Mälzereien die im Untersuchungszeitraum im Industriebau angewandten Planungsprinzipien und Entwicklungen in der Raumbildung aufzudecken, um dann mittels Fallstudien ein Modell zur architektonischen Entwicklung dieses Bautyps zu erstellen. Dabei wird beispielhaft die enge Wechselwirkung zwischen Herstellungsverlauf und baulicher Gestaltung der Produktionsgebäude aufgedeckt. XVII.2. Archivieren Die Ausgangssituation der Forschungsarbeit bei der Brauerei Dreher war Folgende: In verschiedenen Gebäuden der Brauerei Dreher habe ich eine Anzahl von etwa 400 Pläne zu Bauvorhaben für den Zeitraum zwischen 1865 und 1920 vorgefunden: - Brauereien - Mälzereien - Kellersystem in Kőbánya - Technische Nebengebäude (Maschinen- und Kesselhäuser, Abfüllhallen, Kühlräume, Lagerhallen) 21 Pilsitz 2012. 97-112. Pilsitz 2010. 387-392. 23 1106 Budapest, Jászberényi út 7-11. 22 10 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz - Lagepläne - Logistigzentren in Kecsekemét und Zombor - Bierhallen (z.B. in Nagykanizsa) - Planunterlagen zu weiteren Bautypen (z.B. Wohnhäuser, Villen, Gaststätten) - Infrastruktur (Anschluss Industriegleis, Abwasserkanal zur Donau) - Technische Einbauten (z.B. Aufzüge, Verlegepläne für Rohrleitungen) - Baukonstruktive Details (z.B. Deckenkonstruktionen) Zu Beginn der Arbeit waren die Originaldokumente in einem ungeordneten, nicht archivierten Zustand, wobei die Lagerung nur im Einzelfall als befriedigend zu bezeichnen ist. Aufgrund einer teilweisen offenen Lagerung auf dem Betonboden erlitten einige Plandokumente Feuchteschäden. In einem ersten Schritt mussten deshalb zunächst die Voraussetzungen für die wissenschaftliche Aufarbeitung geschaffen werden. In einem zeitaufwendigen Verfahren habe ich hierzu die Pläne von Schmutz und Staub befreit und materialgerecht eingelagert. Dabei wurden allerdings keine Restaurierungsarbeiten am beschädigten Papier durchgeführt. Danach wurden die Pläne nach Brauerei- und Mälzereibetrieb sortiert, worauf eine chronologische Zuordnung folgte. Dann habe ich von den Unterlagen digitale Fotoaufnahmen angefertigt. Dabei wurde eine Gesamtaufnahme gemacht, sowie im Einzelfall ein oder mehrere Detailfotos angefertigt. Parallel zu diesen Arbeiten habe ich schrittweise ein Planarchiv aufgebaut, wobei die Unterlagen materialgerecht in Rollen, Kisten und Mappen eingeordnet wurden. Diese Arbeit war zeitaufwendig, kann aber als abgeschlossen bezeichnet werden. XVII.3. Erstellen eines Plankataloges der historischen Brauereien in Budapest In einem weiteren Schritt wurde das erstellte Archiv mit den Planunterlagen des Hauptstädtischen Archivs Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár ergänzt und zu einem digitalen Plankatalog der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest zusammengestellt. Der Plankatalog ist im Kapitel XVIII: Planungs- und Bauchronologie in schriftlicher Form zusammengefasst, wobei die Abbildungen auf der CD zu finden sind. Der Katalog gliedert sich in zwei Verzeichnisse: Verzeichnis 1: Chronologisches Verzeichnung der Planungs- und Bautätigkeit folgender Brauereien: Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt./Első Magyar Rézsvény Serfőzde Rt. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt. Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt. Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. 11 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Verzeichnis 2: Chronologisches Verzeichnis nach Brauerei und Gebäudetyp: Mälzerei/Darre Sudhaus Gär- und Lagerkeller Maschinen- und Kesselhaus Kühlhaus Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten Lagepläne XVII.4. Analyse Nach Beendigung der Archivarbeit habe ich begonnen, die Planunterlagen hinsichtlich Baugeschichte, Baukonstruktion und Architektur zu gruppieren und zu analysieren. Die Hauptproduktionseinheiten der Großbrauereien gliedern sich dabei wie folgt: Mälzerei (mit Darre), Sudhaus mit Kühlhaus sowie Bauten für Gärung und Lagerung.24 Darüber hinaus liegen Planunterlagen folgender technischer Bauten vor: Maschinenhäuser, Laboratorien, Werkstätten, verschiedene Lager, Abfülleinrichtungen sowie Büros und soziale Einrichtungen. Auch Unterlagen zur Infrastruktur konnten sichergestellt werden. Mittels Industriegleise wurden Rohmaterialien angeliefert und das fertige Produkt abtransportiert. Aus der Gesamtheit der Gebäude und technischen Bauwerke entsteht auf dem Betriebsgelände eine komplexe bauliche Struktur.25 Insgesamt folgte die Analyse einer fortlaufenden Änderung des Betrachtungsmaßstabes: Funktionsbeschreibung der einzelnen Produktionseinheiten und Eingliederung in den Kontext des Gesamtgebäudes Darlegung des funktionellen und architektonischen Beziehungssystems der Produktionsgebäude (Mälzerei, Darre, Sudhaus) innerhalb des Betriebsstandorts städtebauliche Beziehung und Verbindung des Bierbrauereikomplexes zum urbanen Umfeld Darüber hinaus wurde untersucht, welche Änderungen an den Gebäuden nach Einführung neuartiger Baumaterialien und Bautechnologien festzustellen sind. XVII.5. Ergebnisse 1. Die aufgearbeiteten Plandokumente werden im Archiv des Bierbraumuseums der Firma Dreher (1106 Budapest, Jászberényi út 7–11.) in einem geordneten System materialgerecht aufbebahrt und sind für weitere wissenschaftliche Forschungen zugänglich. Gleichzeitig 24 25 Rázga 1954. Beninghoven 1900. 12 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz wurde ein digitaler Katalog erstellt, der mit dem Archivsystem und den vorgenommenen Bezeichnungen übereinstimmt. Damit können die Pläne eingesehen und studiert werden, ohne dass die Originalunterlagen in Anspruch genommen werden müssen. Das Archivierungssystem DMT: A 1000 B Dreher Anton A 2000 R Dreher Anton A 3000 R Lagepläne A 4000 B Kellersystem in Kőbánya A 5000 B Első Magyar Részvény Serfőzde A 6000 Haggenmacher Sörgyár A 7000 Zeichnungen A 8000 Fővárosi Sörfőzde A 9000 Polgári Sörfőzde A 10000 Nagykanizsa A 11000 Dreher/Deutsch Malátázó A 12000 Eisfabriken, Lagerbauten A 13000 Budafok A 14000 Villa Dreher A 15000 Fachliteratur 2. Im Rahmen der Plananalyse konnten bisher folgende neue Gebäude- und Bauwerkstypen identifiziert werden: 1. Bierhallen 2. Eislager 3. Eisfabriken 4. Eisteich Darüber hinaus wurden auch Baupläne für Gaststätten aus den Jahren zwischen 1930 und 1940 vorgefunden. 3. Die Planunterlagen sind ein Beleg für den Architekturtransfer zwischen Deutschland und Ungarn. (Siehe Textband, Kapitel VII: Der Mechanismus von Architekturtransfer eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Első Magyar Részvény Serfőzde Rt.) 26 4. Ein bestimmender Einflussfaktor für die Baugestaltung von Großbrauereien und Mälzereien in Budapest im Untersuchungszeitraum zwischen 1870 und 1915 war der industrielle Herstellungsprozess. (Siehe Appendix, Kapitel XI: Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien) 5. Die Brauereien gehören neben den Mühlen zu den Produktionsstätten in Budapest, die als erste von einer handwerklichen auf ein industrielles Herstellungsverfahren umstellten. Als 26 Ganzenmüller 1894. 239–242. 13 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz bauliche Konsequenz hatten sich bereits bis Mitte des 19. Jahrhunderts aus kleineren Betriebseinheiten industrielle Baustrukturen entwickelt. (Siehe Textband, Kapitel III: Frühindustrielle Brauereien) 6. Im Laufe der architektonischen Entwicklung haben sich in den Produktionsstätten der Brauereien bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hoch spezialisierte Räume herausgebildet, die heute nur schwer einer neuen Funktion zugeführt werden können. (Siehe Appendix, Kapitel IV: Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest) 7. Die Produktionsgebäude der im Jahr 1854 gegründete Brauerei Barber und Klusemann verfügen als erste über sämtliche baulichen Eigenschaften eines industriellen Betriebes, weshalb er als Genotyp zu bezeichnen ist. Brauereien, die danach errichtet wurden, sind Fenotypen. (Siehe Textband Kapitel III: Frühindustrielle Brauereien, Brauerei Barber und Klusemann) XVII.6. Zusammenfassung Der Aufbau eines Planarchives bei der Firma Dreher in Bp.-Kőbánya war die Grundlage für eine systematische Analyse der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest für den Zeitraum zwischen 1845 und 1915. Ergänzt wurden diese Unterlagen durch die Pläne der BFL, wodurch der Untersuchungszeitraum bis auf das Jahr 1915 erweitert werden konnte. Darüber hinaus beinhaltet der bei der BFL archivierte originale Schriftverkehrs zwischen Bauherren und Magistrat (Bauanträge, Baugenehmigungen) sowie zwischen Bauherren und Handwerksbetrieben (Kostenschätzungen, Rechnungen, Aufmaße) weitere detaillierte Informationen zu Baukosten, Bautechnik und der Beziehung zwischen den am Bau beteiligten Personen.27 Als Ergebnis wurde ein digitales Planarchiv sowie ein schriftliches Planungsverzeichnis der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest erstellt. Es ist zu hoffen, dass dieses Archiv in Zukunft durch die Erschließung weiterer Planunterlagen noch erweitert wird. 27 Amtssprachen: bis 1830: Deutsch und Latein, ab 1830: ungarisch 14 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der historischen Brauereien und Mälzereien Die Planungs- und Bauchronologie der historischen Brauereien und Mälzereien in Budapest besteht aus den Unterkapiteln - XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der Brauereien - XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp XVIII.1. Planungs- und Bauchronologie der Brauereien28 Der Katalog enthält die chronologische Planungs- und Bauchronologie folgender Brauereien: Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt./Első Magyar Rézsvény Serfőzde Rt. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt. Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt. Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp Der Katalog enthält die chronologiesche Planungs- und Bauchronologie der oben angeführten Brauereien nach folgenen Gebäudetypen:29 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Mälzerei/Darre Sudhaus Gär- und Lagerkeller Maschinen- und Kesselhaus Kühlhaus Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten Lageplan 28 Quelle: Hauptstädtisches Archiv Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár (BFL) und Dreher Múzeum Planarchiv/Dreher Muzeum tervtár (DMT) 29 Quelle: Hauptstädtisches Archiv Budapest/Budapest Fővárosi Levéltár (BFL) und Dreher Múzeum Planarchiv/Dreher Muzeum tervtár (DMT) 15 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.1.1. Brauerei Dreher/Dreher Sörgyár Lage des Betriebsgeländes Budapest, X. Kőbánya, I. Betriebsgelände, Halom utca 40-42 aktuelle Lageplannummer: 41446-41449 Der Betrieb wurde ab 1862 auf einem Gelände nördlich des Kápolna tér und in südlicher Nachbarschaft des Betriebsgeländes der ehemaligen Brauhausgesellschaft Kőbánya/Kőbányai Sérház Társaság („Altes Brauhaus“/Régi Sérház”) errichtet. Das Grundstück war durch die heutigen Straßen Halom utca, Ijász utca, Előd utca und Ászok utca eingefasst. Die maximale Grundstücksgröße wird mit 77451.02 Quadratöl angegeben. Unter dem flachen Grundstück ist über weite Teile ein umfangreiches Kellersystem angelegt. Lageplan 1890 DMT A 7000.200 Lageplan 1903 DMT A 2000.100 Lageplan 1912 DMT A 7000.600 Lageplan 1923 DMT A 2000.200 1869 1. Aufstockung eines bestehenden Wirtschaftsgebäudes mit Wohnbereich Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Die Baumaßnahme bestand in der Aufstockung eines bestehenden Wirtschaftsgebäudes mit Wohnbereich von 2 x 36,00m2. BFL XV.17.b.312 553/1869a 2 Malzdarre, Neubau Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser An das bestehende Brauereigebäude sollte eine neue Malzdarre mit 2 Horden und einer Grundfläche von 176,0m2 (16,00m x 11,00m) angebaut werden. Die Aussenwände bestanden aus traditionellem Mauerwerk in einer Stärke von etwa 1,00m. Ein Walmdach bildete den oberen Abschluss. Mit dem Bau der neuen Darre sollte die Malzproduktion gesteigert werden, was die Planung eine Reihe von Folgegebäude auslöste: 16 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz - Malzlager - Gärkeller - Kühlhaus über Gärkeller BFL XV.17.b.312 553/1869b 3. Lagergebäude für Malz und Gerste Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Als Konsequenz des Neubaus einer Darre, musste für das produzierte Malz ein Gebäude zur Zwischenlagerung errichtet werden. Das rechteckige Gebäude wies Außenmaße von 13,00m x 29,00m auf und hatte Umfassungswänden mit einer Höhe von 15,00m, die sich nach oben verjüngten. Über einem massiven Erdgeschoss mit Gewölbedecken erhob sich ein hallenartiger Raum, in den eine Holzkonstruktion so integriert wurde, dass ein Abstand zu den umgebenden Bauteilen entstand (Konzept: Raum im Raum). Dadurch entstand ein stetiger Luftstrom, der mittels einer großen Anzahl kleinformatiger Fenster in der Außenwand sowohl in Intensität und Richtung gesteuert werden konnte. Insgesamt entstand ein Gebäude, in dem das Malz trocken zwischengelagert werden konnte. Die Ausführung besteht aus traditionellen handwerklichen Maurer- und Zimmermannslösungen. Der obere Gebäudeabschluss wurde als liegender Kehlbalkendachstuhl ausgeführt, um den Dachraum Stützenfrei zu halten und einer Nutzung zuführen zu können. Die Konstruktion nimmt bestehende Kornlager der Budapester Gőzmalmok, wie beispielsweise der Ersten Dampfmühle Pest/Első Pesti Gőzmalom (BFL XV.17.b.312 158/1868), zum Vorbild. BFL XV.17.b.312 553/1869c 4. Gärkeller Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Neubau eines Gärkellers mit einer Grundfläche von 400,00m2 und Innenraumhöhe von 10,00m. Konstruktiv besteht die lastabtragende Konstruktion aus Mauerwerkspfeilern mit Gewölben als oberer Raumabschluss. Das Bauwerk wurde zwischen den natürlichen Felsen errichtet, womit das Gesamtbauwerk ein Hybrid wird. BFL XV.17.b.312 553/1869d 5. Neubau Kühlhaus über Gärkeller Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Nach Abschluss des Brauvorganges wird der noch heiße Biersud in das Kühlhaus geleitet, wo er in großen Sudbecken abgekühlt. Der längliche Anbau (14,00m x 32,00m) weist zum bestehenden Kühlhaus einen Wechsel in der Konstruktion der seitlichen Außenwände auf. Die massiven Außenwände mit Fensteröffnungen (Lochfassade) lösen sich in ein 17 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Pfostensystem mit wandhoher Verglasung auf. In Zusammenhang mit Dachlüftern wird damit der Kühlvorgang zeitlich verkürzt. Eine Verbindung zwischen Alt- und Neubau entsteht durch Abtrag der ehemaligen Außenwand, deren Fassadengestaltung durch Übernahme der Achsen- und Fensteraufteilung in der neuen Stirnseite übernommen wird. Die Anordnung des Kühlhauses direkt über dem Gärkeller resultiert aus dem funktionalen Zusammenhang. Nach Abschluss des Kühlvorganges wird das Bier unter Nutzung der Gravitation zur nächsten Herstellungsphase in den Gärkeller weitergeleitet. BFL XV.17.b.312 553/1869e 6. Wagenremise Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Neubau eines Nebengebäudes in einfacher Ausführung: Wagenremise mit Stall und Geschirrkammer BFL XV.17.b.312 553/1869f 1870 1. Malzdarre, Neubau eines Zugangsgebäudes mit Treppe Quelle DMT A 1000. 170a-e 2. Kessel-, Maschinen- und Sudhauses, Neubau Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Die funktionale Beziehung zwischen Energieherstellung (Kessel- und Maschinenhaus) und dem Engergieverbrauch (Sudhaus) entsteht aus der Absicht den Transportweg für den erzeugten Dampf kurz zu halten und damit den Energieverlust möglichst gering. Baulich entsteht eine additive Anordnung dreier Baukörper, deren Dimensionen auf die jeweilige Teilleistung abgestimmt wurde. Das 4-geschossige Sudhaus (36,00m x 12,00m) ist ein dreischiffiges Gebäude, dessen Mittelschiff mit einer Innenhöhe von 18,00 m einen hallenartigen Charakter aufweist. Die Fassade orientiert sich an sparsamen ästhetischen Gestaltungsprinzipien. Durch die Rustizierung erhält die Erdgeschosszone einen optischen Sockel. Als weiteres horizontales Gliederungsmittel ist ein breites Gurtgesims über der 3. Fensterreihe vorgesehen. Die vertikale Gliederung erfolgt mit Lisenen und Fensterachsen. Die Arkaden werden durch die Rundbogenbänder und Pfeiler klar gegliedert. Das angrenzende Maschinenhaus (18,00m x 13,00m = 234,00m2) ist wie das Kesselhaus (28,00m x 7,00m = 196,00m2) eingeschossig ausgeführt. Zwischen beiden Gebäudeteilen wirkt der 18 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz vertikal aufragende Industriekamin wie ein Kontrapunkt zu den horizontal ausgerichteten Bauten. Bei allen drei Baukörpern besteht das Dach aus einer Leichtkonstruktion mit Polonceauträgern (Explosionsschutz). BFL XV.17.b.312 499/1870a,b, d 3. Malzkastengebäude Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Das Malzkastengebäude (66,00m x 13,00m) wurde funktionsbedingt neben der Malzdarre errichtet. Konstruktiv orientiert sich der Bau am oben beschriebenen Malzlager aus dem Jahr 1869 (BFL XV.17.b.312 553/1869c). Die Fassaden werden durch drei über einander angeordneten Reihen Blindfenster gegliedert. BFL XV.17.b.312 499/1870c 4. Kühlhaus, Neubau Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Das freistehende Kühlhaus (92,00m x 12,00m = 1.104m2) ist als Leichtkonstruktion konzipiert. Mittels Stahlplatten sind auf einer Unterkonstruktion geschwungene MetallProfilstützen angebracht, die Zwischenfelder sind raumhoch verglast. Der obere Abschluss bildet ein Sparrendach. Die Gebäudeecken wurden zur Aussteifung massiv in Mauerwerk ausgeführt. Der Lageplan zeigt die Anordnung der oben beschriebenen Gebäude auf dem Betriebsgelände. Gemeinsam mit den Plänen zu den Einzelgebäuden zeigt sich, dass neben der bestehenden Brauerei eine neue Produktionsstätte geplant war. Dabei handelte es sich nicht lediglich um eine Erweiterung des Bestandsbaus, sondern der Neubau verfügte über alle baulichen Einzelkomponenten (Mälzerei, Darre, Malzlager, Sudhaus, Kühlhaus, Gärkeller), um als eigenständige Produktionsstätte arbeiten zu können. Der Betrieb Dreher sollte in dieser Bauphase somit aus zwei vollständigen Brauereianlagen bestehen. Die Anordnung des neuen Betriebes zeigt eine erste Tendenz zur Auflösung des alten Prinzips des Kompaktgebäudes, hin zu Einzelbauten. BFL XV.17.b.312 499/1870e 5. Malzdarre, Neubau Architekt: Lajos Frey, Lipót Kauser Die Malzdarre (12,0m x 12,0m = 144,00m2) mit zwei Horden war Teil der oben beschriebenen neuen Brauerei. Am Ende des Gebäudes wurde die Darre als Eckrisalit 19 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ausgebildet, die mit ihrem weithin sichtbaren Abluftkamin zum charakteristischen Gebäude einer Brauerei wurde. Das Malzkastengebäude ist funktionsbedingt neben der Malzdarre angeordnet. BFL XV.17.b.312 499/1870f 1871 Kühlhaus, Neubau Faßwagnerei, Neubau Sudhaus, Umbau Das Bauvorhaben einer neuen Brauerei aus dem Jahr 1871 wurde nicht vollständig realisiert. Lediglich die neue Malzdarre und das Malzkastengebäude sind im Lageplan verzeichnet. Als Bauvorhaben sind die Erweiterung des bestehenden Kühlhauses als Leichtbau vorgesehen sowie der Neubau einer Fasswagnerei und der Umbau des Sudhauses. Beim Umbau des Sudhauses ist eine Umgestaltung des Innenraumes vorgesehen. BFL XV.17.b.312 1205/1871a,b 1872 1. Villa Havas: Erweiterung des Wohnhauses der Familie Dreher Architekt: Frigyes Feszl Die im Jahr 1856 errichtete klassizistische Villa (Planung: vermutlich Károly Hild) wurde im Jahr 1862 von Anton Dreher zusammen mit der Brauerei von Jakab Perlmutter erworben und als Wohnhaus genutzt. Im Jahr 1872 wurde das Gebäude durch Anbau der beiden Seitenflügel erweitert. BFL XV.17.b.312 227/1872a,b www.műemlékem.hu/havasvilla (2014.01.10) 1873 1. Pferdeställe mit Arbeiterwohnungen in den Eckrisaliten, Neubau Planung: Frigyes Feszl Ausführung: Mátyás Zitterbarth 20 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Das Gebäude ist trotz seiner Dimensionen (Seitenlänge: 140,00m) ein Nebengebäuden. Die Planung weist ein streng funktionales Konzept auf, wobei die Gestaltung der Anlage der Architektursprache seiner Zeit entspricht. Konstruktiv kommen traditionelle Maurer- und Zimmermannskonstruktionen zur Anwendung. Die ursprüngliche Planung bestand aus einem Komplex von kubischen Bauten, die als Randbebauung in quadratischer Form angeordnet sind, wodurch im Zentrum ein geschlossener Platz entsteht. Der Baukomplex besteht aus eingeschossigen länglichen Baukörpern auf rechteckigem Grundriss, die durch Mittel- und Eckrisaliten gegliedert werden. Die Fassade wird durch Lisenen aus Sichtmauerwerk gegliedert. Die dazwischen liegenden Felder sind durch Fenster und verputzte Wandflächen gefüllt. Der obere Abschluss bilden Sattel- und Walmdächer. Im Erdgeschoss der Zwischentrakte sind Stallungen für Pferde und Ochsen als Zugtiere für die Brauwagen untergebracht, das Obergeschoss diente als Lager für das Viehfutter. Die Mittel- und Eckrisalite, die die Zwischentrakte überragen, wurden als Wohntrakte für das Personal genutzt. BFL XV.17.b.312.3160/1873a,b,c www.műemlékem.hu/Dreher sörgyár (2014.01.10) 1890 1. Lageplan Der Lageplan zeigt eine Mischbebauung des Betriebsgeländes. Auf dem Gelände wurde eine große Anzahl von Einzelgebäuden errichtet, während entlang der Ijász utca und Előd utca eine Blockrandbebauung realisiert, bzw. geplant war. Von der Planung einer großdimensionierten Stallanlage aus dem Jahr 1873 wurde bis zu diesem Zeitpunkt lediglich ein Flügel realisiert. Das ursprüngliche Brauhaus (Frigyes Feszl, 1854) ist noch vorhanden, wird aber bis zum Jahr 1912 abgerissen. Gleichzeitig sind Teichanlagen verzeichnet, die der Gewinnung von natürlichem Kühleis dienen. DMT A 7000. 200a-f. 1895 (?) 1. Kühlhaus (Malzlager) Budapest, X. Kőbánya, I. Betriebsgelände, Gebäude Nr. 17 Das technische Bauwerk war für die spezifischen Anforderungen der kurz- bis mittelfristigen Lagerung einer verderblichen Ware konzipiert. Konstruktiv kam eine Mischkonstruktion aus Mauerwerk, Eisen und Holz zur Anwendung. Damit ergibt sich auch bei der Erstellung ein Mischverfahren. Es kommen sowohl vorfabrizierte Bauteile (Stützen aus Gusseisen und Profilträger aus Stahl), als auch handwerkliche Leistungen, die in situ erbracht werden (handwerklich hergestellte Dachkonstruktion aus Holz) zur Anwendung. Das Untergeschoss 21 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz wurde als Kühlraum konstruiert: Die Außenwände hatten einen mehrschichtigen Aufbau zur Dämmung gegen Erdreich, im Fussboden waren Abflussrinnen für das Schmelzwasser vorgesehen. Die Außenwände bestanden bis zum horizontalen Gurtgesims im Obergeschoss aus massivem Mauerwerk, worauf eine Holz-Eisen Konstruktion als oberer Abschluss aufgesetzt wurde. Die lastabtragende Innenkonstruktion bestand aus zwei Reihen Stützen aus Gusseisen, auf denen horizontale Stahlträger als Deckenunterkonstruktion aufgelegt waren. Der obere Gebäudeabschluss ist ein abgestrebter Sparrendachstuhl. DMT A 1000.150a,b, verso 2. Stallanbau an Eislager Bauort: in Zombor (heute Serbien) DMT A 1000.280a, b, verso, verso1 1897 1. Villa Dreher Entwurf für den Innenausbau der Villa Dreher (Bleistiftzeichnungen) Kredenz (Plan-Nr. 461/1897) Wandverkleidung und Türrahmen im Empfangszimmer (Plan-Nr. 291/1897) Holzdecke im Empfangszimmer (Plan-Nr. 292/1897) DMT A 14000.500 DMT A 14000.600 DMT A 14000.700 1898 1. Villa Dreher, Erweiterung DMT A 14000.400 DMT A 14000.400a,b,c,d 1899 1. „Amerikanische Eisgrube“ Bauort: Abrudbánya (Gross-Schlatten, Siebenbürgen) Architekt: József Hubert 22 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Das längliche Gebäude diente als Zwischenlager und zur örtlichen Distribution. Das Raumprogramm umfassen drei Kühlräume, ein Abfüllraum und ein Büro. Die Kühlräume (Innenraumhöhe 5,50m) sind über einen Vorraum erschlossen, der als Temperaturschleuse diente. Die Außenwände wurden zum erhöhten „Kälteschutz“ mehrschichtig ausgeführt. Im Fußboden waren Abflussrinnen für das Schmelzwasser vorgesehen. Über kleindimensionierte Fenster konnte bei Bedarf eine Querlüftung hergestellt werden. Der obere Raumabschluss bildet eine mehrschichtige Konstruktion, vermutlich aus einer stehenden Luftschicht und zusätzlicher organischer Dämmung (gepresstes Stroh). DMT A 1000.120 DMT A 1000.370 DMT A 1000.370a, b, c, verso 2. Eislager Bauort: Abrudbánya (Gross-Schlatten, Siebenbürgen) Architekt: József Hubert Das Lager (Kühlraum: 338,0m3) wurde in Holz als mehrschalige Pfosten-Riegel Konstruktion errichtet, wobei die zwischengelagerte stehende Luftschicht als Dämmung dienen soll. Die Wände wurden vermutlich mit einer Lehm-Strohmischung ausgefacht. Der Fußboden wurde als Gitterkonstruktion aus Holz ausgeführt, wodurch das Schmelzwasser direkt in eine Ablaufrinne (Breite: 1,50m) abgeleitet wird. Vermutlich wurde das Bauwerk als Übergangslösung konzipiert. DMT A 1000.380 DMT A 1000.380a, b, c, d 1900 1. Brauerei, Entwurf für Neubau Planung der technischen Einrichtung: Ringhoffer, Smichow b. Prag (heute Tschechien) Neubau einer Brauerei mit einer Jahreskapazität von 5.000 Hl/Jahr. Das Planungskonzept sieht wegen der geringen Produktionsmenge ein Kompaktgebäude vor. Die Baukonstruktion zeigt traditionellen Lösungen mit massivem Mauerwerk und Dächern mit handwerklich ausgeführten Holzkonstruktionen. Als Geschossdecken waren preußische Kappengewölbe vorgesehen. Die Anlage kann nicht in die Bauchronologie der Brauereianlage in Kőbánya eingeordnet werden, weshalb es sich vermutlich um ein Planungsprojekt für einen anderen Standort handelt. DMT A 7000.900; DMT A 7000.900a,b,c,d,e,f 23 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Malztenne, Entwurf Neben der bestehenden Siloanlage sollte in einem Abstand von 5,50m eine neue Malztenne (13,40m x 25,00m = 335,00m2) entstehen. Der entstehende Raum zwischen den Gebäuden diente als Verkehrsweg (Durchfahrt). Über dem Erdgeschoss waren vier Malztennen (Innenhöhe 2,00m/2,24m) vorgesehen, die über eine Wendeltreppe vertikal erschlossen waren. Konstruktiv besteht das Gebäude aus massiven Außenwänden (0.90m), und Innen aus einem Raster (3,40m x 3,87m) aus Stahlstützen und –balken, auf die die massiven Geschossdecken aufgelegt sind. Die Fassade ist in Sichtmauerwerk ausgeführt, die vertikale Gliederung erfolgt über sieben Fensterachsen und Lisenen, die vertikale Gliederung über einem Gurtgesims auf Höhe der Fenster im 1. Obergeschoss. Im Jahr 1903 erfolgt eine Umplanung des Projekts. DMT A 11000.700 DMT A 11000.700a, b, c, d, e, f, g DMT A 1000.410 1902 1. Villa Dreher Architekt K.N. DMT A 14000.300 DMT A 14000.300a 1903 1. Malztenne: Umplaung und technische Einrichtung Als Folge der Projektierung der technischen Einrichtung für das im Jahr 1900 geplante Malzlager erfolgt im Jahr 1903 eine Änderung des Raumprogrammes. Die ursprünglichen Lagerflächen wurden verkleinert und ein separater Raum für die Malzputzerei sowie ein Dynamoraum eingerichtet. Der Arbeitsablauf und Transport des Malzes war weitgehend mechanisiert und erfolgte sowohl in horizontaler, als auch vertikaler Richtung. Eine Verbindung zwischen dem bestehenden Silogebäude und dem neuen Malzlager wurde über ein Transportband sichergestellt. Die bauliche Konsequenz war eine große Anzahl von Durchbrüchen verschiedener Größe und Formen in Wänden und Decken. Gleichzeitig entstand ein System aus Schächten im Dachund Erdgeschoss. DMT A 1000.410 DMT A 1000.410a, b, c, d, e, f, g, h ,i ,j, k 24 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 11000.700 DMT A 11000.700a, b, c, d, e, f, g DMT A 2000.100 2. Lageplan Brauerei Vermessung: János Lindauer, Ingenieur Der Lageplan zeigt die Anordnung der Gebäude auf dem Grundstück (I. Betriebsgelände). Das oben beschriebene Malzlager ist zentral neben den Malzsilos angeordnet (Hszrsz. 8443/8444). Gleichzeitig ist die Lage des Kellersystem verzeichnet und Flächenangaben gemacht (77451.02 Quadratöl) DMT A 2000.100 DMT A 2000.100a-k 1905 1. Brauerei mit additiver Gebäudeanordnung, Technische Einrichtung Der Entwurf zeigt die hohe Dichte der technischen Einrichtung. DMT A 1000.130 DMT A 1000.200 DMT A 1000.200a-e 2. Gärkeller Der gemauerte Gärkeller (28,59m x 45,75m) ist direkt unter dem Kühlhaus plaziert. Die Decken bestehen aus Tonnengewölben mit einer Scheitelhöhe von 5,86m. Vergleiche BFL XV.17.b.312.553.1869e DMT A 1000.180 DMT A 1000.180a-e, verso 3. Abkühlraum Bierwürze Ort: LAGEPLANNUMMER. 8446 a (siehe Lageplan 1900) Quelle DMT A 1000.190 DMT A 1000.190a-d 25 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 4. Umbau Malzlager DMT A 1000.300; DMT A 1000.300a-h 5. Villa Dreher DMT A 14000.200 DMT A 14000.200a, b 1907 1. Bierleitungsystem, Erweiterung Planung und Ausführung Maschinen-Fabriks-Aktien-Gesellschaft vormals Tanner, Laetsch u. Co. Wien, XIII./2, Linzerstrasse Nr. 150-156 Wie die Planung für das neue Malzlager im Jahr 1903 belegt der Einbau der Bierleitung die ständig fortschreitende Mechanisierung der Brauereien. DMT A 1000.300 DMT A 1000.300a-g 1908 1. Kompressoranlage, Fundamentplan Planung Sangenhauseni Maschinenfabrik und Eisengießerei DMT A 7000.800 DMT A 7000.800a-j 1910 1. Gebäude für Eisgenerator Planung: Maschinenfabrik Ringhoffer, Smichow (Prag) Das Gebäude (10,00m x 22,00m = 220,00m2) besteht aus einer einfachen Halle, bei dem die Anordnung und Dimensionen der Wanne zur Eisherstellung sowie der Laufkran als Transportmittel das Raumprogramm weitgehend bestimmen. Auffallend sind Analogien zu 26 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Hallen des Maschinenbaus. Die Laufschiene des Krans liegt auf Betonkonsolen auf, die in die Außenwand integriert sind. Eine Reihe Mittelstützen verkürzt die Spannweite und teilt den Raum. Die Belichtung erfolgt über großdimensionierte Fenster. Der obere Raumabschluss bildet eine Decke aus Preußischem Kappengewölbe, darüber ein Satteldach mit PolonceauTrägern. Der Fußboden bestand aus einem einfachen festen Belag auf Erdreich. Zum Bauablauf: Wegen der Dimensionen der technischen Einrichtungen wurden die Wandöffnungen des Eingangs erst nach Aufstellen der Maschinen auf ihre endgültige Größe zugemauert. DMT A 1000.140 DMT A 1000.290 DMT A 1000.290a-j 2. Darre Nr. 13, Umbau Planung: Miller und Hetzel, München DMT A 11000.800 DMT A 11000.800a-e DMT A 11000.900 DMT A 11000.900a,b 1911 1. Maschinenhaus Budapest, X. Kőbánya, Halom utca 42 DMT A 1000.100 DMT A 1000.220 DMT A 1000.220a-h, verso, verso 1 DMT A 1000.230 DMT A 1000.230a-h, verso, verso 1 DMT A 1000.240 DMT A 1000.240a-g, verso DMT A 7000.100 DMT A 7000.100a-d 27 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Sudhaus mit Dampfsudwerk Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern) Ausführung Metallwerk J. Goeggl u. Sohn, München DMT A 1000.210 DMT A 1000.210a-h DMT A 1000.390 DMT A 1000.390a,b DMT A 1000.400 DMT A 1000.400a-q 1912 1. Maschinenhaus DMT A 1000.260 DMT A 1000.260a-g 2. 4 Fassaufzüge, Fundamentplan DMT A 1000.270 DMT A 1000.270a-d, verso 3. Lageplan DMT A 7000.600 DMT A 7000.600a-l 1914 1. Lageplan Erstellt: Ernő Porzsolt DMT A 1000.320 DMT A 1000.320a-c 28 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Malz- und Gerstensilo in Eisenbeton DMT A 1000.420 DMT A 1000.420a-g, verso DMT A 1000.430 DMT A 1000.430a-c, verso DMT A 1000.440a-f, verso, verso 1 DMT A 1000.450 DMT A 1000.450a-c 1915 1. Villa Dreher Lageplan aus dem Jahr 1896 (wird für die Gartenplanung genutzt) DMT A 14000.100 DMT A 14000.100a-e, verso 1917 1. Kühllager für Gefrierfleisch Planung: Vereingte Maschinenfabriken AG (vormals Skoka, Ruston, Bromovsky u, Ringhoffer) Smichow b. Prag Die Anlage (15,00m x 52,00m) zeigt ein kombiniertes System aus Luft- und Flüssigkeitskühlung (Sole), wie sie nach der Jahrhundertwende auch bei Mälzereien zur Anwendung gekommen ist. DMT A 1000.250 DMT A 1000.250a-l 1923 1. Lageplan Erstellt: Klösz György és Fia, Térképészeti Könyvnomdai, Budapest, VII., Város liget fasor 49. 29 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Die Firma Klösz druckt ab 1921 Lagepläne und Landkarten im Offset Verfahren. Der Lageplan zeigt das alte Dreher Firmengelände und das Betriebsgelände der Ersten Ungarischen Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvényserfőzde Rt.. Im Jahr 1923 erlangt Dreher mit dem Erwerb von 2/3 der Aktien bei der EMRS die Mehrheit. Als Mehrheitseigner führt er die Bierproduktion in diesem Werk fort. In der ursprünglichen Brauerei Dreher wird die Produktion auf die Malzherstellung umgestellt und es kommt zur Gründung einer Schokoladenfabrik (Dreher-Maul). DMT A 2000.200 DMT A 2000.200a-f 1935 1. Darre, Umbau Die Darren werden durch Aufstockung von 2-Horden Darren zu 3- Horden Darren umgestaltet. DMT A 1000.360 DMT A 1000.360a-d 30 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.1.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvényserfőzde Rt. Ausgangspunkt der Planungs- und Bauchronologie der EMRS ist das Brauhaus Carl Rohrbacher (Planung: Baumeister Anton Diescher, 1845/50), das im Jahr 1854 von Barber und Klusemann gekauft wird. Unmittelbar nach der Betriebsübernahme wird neben dem bestehenden Gebäude eine neue Brauerei errichtet. 1. Lage des Betriebsgeländes Budapest, X. Kőbánya, II.Betriebsgelände, Jászberényi út. aktuelle Lageplannummer: 41446-41449 Das Grundstück war durch die heutigen Straßen Jászberényi út, Maglódi út, Gitár út und Maláta út eingefasst. Die maximale Grundstücksgröße wird mit Quadratöl angegeben.30 Unter dem flachen Grundstück ist über weite Teile ein umfangreiches Kellersystem angelegt. Lageplan 1883 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Lageplan 1891 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Lageplan 1896 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Lageplan 1897 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Lageplan 1900 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Lageplan 1908 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Sudhaus Ganzenmüller Lageplan 1910 DMT A 5000.5200 Lageplan 1914 DMT A 5000.5000 Lageplan 1917 DMT A 5000.4200 30 Wertgutachten aus dem Jahr 1917 (DMT A 5000.3100 - DMT A 5000.4600 31 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Lageplan 1930 DMT A 5000.5300 1883 1. Doppeldarre, Neubau Planung: Károly Hostalek, Baumeister, Budapest, VIII. An die bestehende Darre wird eine Doppeldarre mit einer Grundfläche von 2x 5,00m x 5,60m, angebaut. Die Mauerwerkskonstruktion besteht aus 0,95m, bzw 1,00m starken Aussenwänden. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 2. Unterfangung einer Gebäudeaussenwand Planung: Károly Hostalek, Baumeister, Budapest, VIII. Um die Absenkung oder den Zusammenbruch der Aussenwand eines Produktionsgebäudes zu vermeiden, erfolgt eine Untermauerung des gefährdeten Bereiches im Kellersystem. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1884 1. Mälzerei, Neubaus Budapest, X., Kőbánya, Indóház utca. Lageplannummer. 8438 Planung: Károly Hostalek, Baumeister Standort Die neue Mälzerei sollte auf dem Gelände der ehemaligen Brauhaus Gesellschaft Kőbánya/Kőbányai Serház Társaság errichtet werden. Die zweiteilige Anlage bestand aus einer unterirdischen Malztenne und -lager im Kellersystem und einer oberirdischen Malztenne. Beide Tennen verfügten über eigene Darren. Die vertikale Verbindung wurde über Aufzüge sichergestellt. Raumprogramm Das Raumprogramm der oberirdischen Mälzerei (39,63m x 17,21m = 682,00m2) bestand aus einer 4-geschossigen Malztennen (Innenhöhe 2,75m), einer Anlage mit Doppeldarre 32 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz (Innenraumhöhe 13,00m) und technischen Nebenräumen für die Dampfmaschine und Dampfkessel sowie einer Werkstatt. Zur vertikalen Erschließung war eine zentrale Treppenanlage zwischen der Tenne und der Darre vorgesehen. Konstruktion Die Aussenwände bestanden aus Mauerwerk in einer Stärke zwischen 0,64m (Bereich Tenne) und 0,80m (Bereich Darre). Die Decken der Malztennen wurden als Holzkonstruktion mit Doppelstützen (2x25/25) auf der Längsmittelachse und Balken (25/30) in einer handwerklichen Zimmermannskonstruktion errichtet. Der Dachstuhl bestand aus einem zweifach stehenden abgestrebten Pfettendachstuhl. Im Bereich der Darre wurde als Erdgeschossdecke ein Kappengewölbe eingebaut. Die Streifenfundamente (Breite 0,48– 0,84m) wurden auf den Kalkfelsen aufgesetzt. Fassade Die Gebäudemasse gliedert sich entsprechend seinen Hauptfunktionen in zwei Bereiche. Zur Fassadengestaltung werden einfache Schmuckformen, wie Formsteine, Gesimse und Segmentöffnungen verwendet. Die Kamine erhalten als Abschluss aufwendig gestaltete Blechhauben. Die längliche Fassade der Mälzerei erhält durch 9 Fensterachsen und Lisenen eine vertikale Gliederung, die der horizontalen Gebäudeform entgegenwirkt. Die Darre strebt dagegen durch den schlanken hohen Baukörper, die Dachform und den Kamin geradezu turmartig nach oben, womit ein Kontrapunkt entsteht. Das einzige sichtbare technische Bauelement, dass das Gebäude als Industriebau ausweist, ist der Darrenkamin (Aussendurchmesser 1,70m). Die Darrenkamine werden axialsymmetrisch angeordnet, wodurch diese zu einem weiteren Gliederungselemt der Architektur werden. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 2. Mälzerei, Neubau (Variante) Budapest, X. Kőbánya, Indóház utca., Lageplannummer: 8438 Planung: Károly Hostalek, Baumeister Der Grundriss zeigt eine Variation der oben beschriebenen Planung 1884.1, bei der die oberirdische Malztenne eine Abknickung im Grundriss erhält. Grund für die Umplanung ist die Anpassung an eine geplante Straße. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1888 Brauerei mit Nebengebäuden Lage: heutige Jászberényi út, Maglódi út; damalige Lageplannummer: 8393 33 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Die Planung gibt mit der parallelen Anordnung der beiden Hauptproduktionsgebäude und den umliegenden Nebengengebäude die charakteristische bauliche und funktionale Zuordnung der EMRS wider. Das zwischen den Hauptgebäuden verlegte Industriegleis bildet eine zentrale Achse und stellt über den Oberen Bahnhof Kőbánya/Kőbánya felső pu. die Verbindung zur öffentlichen Infrastruktur her. Das planerische Gesamtkonzept aus Gebäudeanordnung, Raumzuordnung und Anbindung an die öffentliche Infrastruktur betont kurze Wege des Materialflusses. Daneben sind auf dem Betriebsgelände kleinere Brauhäuser vorhanden, die vermutlich ältere Bestandsbauten sind. Neben den Produktionsgebäuden und Werkstätten sind auch Bauten für soziale Zwecke vorgesehen: - Wohnungen für Brauarbeiter, Büroangestellte, Direktor - Geflügelhof - Gärten und Lauben - Gewächshäuser - Kegelbahn Auffallend ist die Schottenbauweise in Mauerwerk, die dem Brauereigebäude seine massive Erscheinung verleiht und in einem auffallenden Gegensatz zu den skelettartigen Bauten des Maschinenbaus aus der gleichen Zeit steht. DMT A 7000.300 1890 Kühlhaus und Eislager Nyiregyháza Das Kühlhaus hat einen rechteckigen Grundriss (Breite: 10,90m, Länge: 21,0m) und ist ungefähr auf ein Niveau von -1,00m in das Erdreich eingelassen, wobei der Erdaushub als „Kältedämmung“ auf die Aussenwände(0,45m) aufgeschüttet wurde. Auf dem Dachstuhl aus einer traditionellen Zimmermannskonstruktion wurde ein Reeddach als oberer Abschluss aufgebracht. Insgesamt ist ein low-bugdet Gebäude in der lokalen Architektursprache entstanden. DMT A 5000.5400 1891 Lagergebäude, Umbau Budapest,X. Kőbánya 34 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz In das bestehende 5-geschossige Lagergebäude (23,55m x 13,40m = 315,57m2) wird eine Treppe zur vertikalen Erschließung des Gebäudes eingebaut. Der beigefügte Lageplan zeigt eine relativ dichte Bebauung des Betriebsgeländes. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1892 Gärkeller, Neubau Neubau eines 2-geschossigen Gärkellers in den felsigen Untergrund. Die Grundfläche beträgt ungefähr 1.000m2, die Innenhöhe: 6,00m, bzw. 4,80m. Die Erschließung erfolgt über Treppen und einen Aufzug. Bei der Planung wurde der Belüftung besondere Beachtung geschenkt. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1894 Abfüllgebäude Standort: Gelände Altes Brauhaus/Régi Sörház Das Abfüllgebäude wurde unter Ausnutzung eines Höhenunterschiedes im Gelände direkt an die Kalkfelsen gebaut, die über einen Zugang den rückwärtigen Teil des Gebäudes bilden und vermutlich als Zwischenlager gedient haben. Die rechteckige Abfüllhalle konnte mit einer Grundfläche von 160,00m2 eine Abfüllanlage mit eher geringer Kapazität aufnehmen. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1896 1. Werkzeugkammer Planung: József Pucher, Baumeister ehemalige Sörgyár utca Grundfläche: 12,90mx 5,90m = 76,11m2 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 35 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Feuerwehrstation Planung: József Pucher, Baumeister ehemalige Sörgyár utca Grundfläche: 17,30m x 13,00m = 225,00m2 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1897 Fasslager Planung: József Pucher, Baumeister Jászberényi út Grundfläche: 22,00m x 16,00m = 352,00m2 Das Fasslager wurde in einer Baulücke an der Jászberényi út errichtet, womit die Blockrandbebauung weiter geführt wurde. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1899 1. Reifekeller Die Architektur und Funktion der Reifekeller wird im Abschnitt Eiskeller detailliert beschrieben. Vergleiche Abschnitt Eiskeller Vergleiche Abschnitt Gär- und Lagerkeller DMT 4000.100 DMT 4000.400 2. Technische Einrichtung für das Abfüllgebäude 1894 DMT A 5000.2700 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 36 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1900 1. Lageplan Malzfabrik und Abfüllabteilung auf dem Betriebsgelände des alten Brauhauses Lageplan mit Funktionsbezeichnung der Gebäude DMT A 5000.4800 2. Lageplan EMRS Lageplan mit neuer Straßenführung der Külső Jászberényi út. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 3. Lageplan der EMRS mit Rohrleitungen Verlegeplan für - Dampfleitungen Abwasserleitungen Brandwasserleitungen Trinkwasserleitungen Kondenswasserleitungen DMT A 7000.400 4. Malzfabrik DMT A 7000.600 1903 Malzfabrik: Umbau des Malzlagers Umbau des Malzlagers (Gebäude Nr. 5 auf Lageplan DMT A 5000.4800) BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 37 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1905 Lastenaufzug, Neubau BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1907 1. Darre Nr. 6, neuer Hordenrost DMT A 5000.5800 2. Anbau: überarbeiteter Plan BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1908 1. Malztenne als Stahlbetonkonstruktion DMT 5000.6800 2. Sudhaus, Neubau Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern) Die Planung wird im Jahr 1909 weiter geführt Grundfläche : 33,30m x 49,75m = 1.657,00m2 DMT 5000.100 - DMT 5000.700 DMT 5000.1500 DMT 5000.1800 DMT 5000.2100 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 3. Abfüllgebäude, Anbau BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 38 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1909 1. Gärkeller, Neubau Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern) DMT 5000.800 DMT 5000.900 DMT 5000.1000 DMT 5000.1100 DMT 5000.1200 DMT 5000.2200 2. Lagerkeller, Neubau Neubau eines Lagerkellers mit einer überbauten Grundfläche von ungefähr 2.800m 2 (Innenhöhe: 9,95m) als Erweiterung des bestehenden Kellers, der vormals als Weinkeller genutzt wurde. Der Lagerkeller ist direkt neben dem neuen Sudhaus angeordnet. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 3. Wohnhaus, Anbau Anordnung auf dem Gelände des alten Brauhauses (Régi Sörház) BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 4. Neues Sudhaus Beginn der Planung im Jahr 1908 Planung: Theodor Ganzenmüller, Weihenstephan (Bayern) BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1910 1. Lageplan Gebäude, Keller, Industriegleise DMT 500.5100 DMT 500.5200 39 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Rohrleitungen, Verlegeplan Planung: Schlick-Nicholson, Budapest DMT 5000.5500 2. Rohrleitungen, Verlegeplan und Anordnung Pumpen DMT 5000.2500 1911 Abkühlapparate, Anordnung Planung: Ringhoffer, Smichow (Prag) DMT A 5000.6500 1912 1. Maschinenraum: Verlegeplan Leitungen Unternehmer: Johann Bründel, Budapest, VII. Bezirk DMT A 5000.6700 2. Sanitäranlagen Aussenmaße: 3,90m x 6,70m DMT A 5000.6100 3. Maschinenhaus, technische Einrichtungen Planung: C.A. Neubecker, Maschinenfabrik, Offenbach a.M. (D) Im Maschinenhaus waren folgende technischen Einrichtungen untergebracht: 40 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Niederdruck- und Salzwasserpumpen, Gebläse, 2 Luftkompressoren, 4 Presspumpen und Turbinenpumpen. Die Geräte wurden über Transmissionswellen und Riemen angetrieben. Die Energie wurde von einer Dampfmaschine erzeugt, die im Maschinenhaus aufgestellt war. DMT A 5000.2800 4. Gebäude zur Reinigung der Gerste, Umbau Planung: István Pucher Das mehrgeschossige Gebäude wird mit einem erkerförmigen Anbau (Grundfläche: 11,00m x 5,00m = 55,00m2) vergrössert. BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1914 1. Lageplan Erste Ungarische Aktienbrauerei AG (EMRS) und Malzfabrik Kőbánya DMT A 5000.5000 2. Lageplan Wasserver- und Entsorgungsleitungen Industriegleise DMT A 5000.5100 DMT A 5000.1600 1917 1. Wertgutachten mit Lagepläne der Gebäude und Keller Erstellt von: Weimess Marian, Architektin, Budapest DMT A 5000.3100 … DMT A 5000.4.600 41 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Wohnhaus Budapest, Újpest, Váci út DMT A 5000.5.600 1920 1. Sudhaus: Neues Gebläse im Dachraum Planung: Maschinenbaufabrik Steinecker, Freising (Bayern) DMT A 5000.2300 2. Kühlhaus Kecskemét, Kisfaludy utca 17. DMT A 5000.2300 1930 1. Lageplan DMT A 5000.5300 2. Mälzerei DMT A 5000.4700 1938 Gerstenlager, Maschinelle Einrichtung zur Reinigung DMT A 5000.2600 42 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.1.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt. 1. Lage des Betriebsgeländes Budapest, X. Kőbánya, IV.Betriebsgelände Planung: Győző Czigler 1892 1.Lagerkeller, Zugangsbebäude Zur Erschließung des bestehenden Kellers (-15,00m) wurde ein 4-geschossiges Zugangsgebäude mit einer Treppenanlage, 2 Aufzügen und Schächten für den Transport der Fässer errichtet. DMT 9000.800 DMT 9000.1000 DMT 9000.1100 DMT 9000.1200 2. Sudhaus mit Technikzentrum und Gärkeller Der Gebbäudekomlex (50,0m x 80,0m = 4.000m2) besteht aus den drei Gebäudebereichen Sudhaus, Energiezentrale und Gärkeller. 2.1. Das Sudhaus Der Sudraum (25,92m x 20,45m = 530m2) mit einer Innenhöhe von 5,86m ist von massiven Aussenwänden (0,60m) eingefasst und wird mittels großdimensionierter Rundbögenfenster (Fensterhöhe: 3,80m, Brüstungshöhe: 1,98m) belichtet. Der Raum so dimensioniert, dass zu einem späteren Zeitpunkt weitere Sudbecken installiert werden können. Damit ist eine zukünftige Produktionserhöhung möglich, ohne bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Die Dachkonstruktion des Sudhauses besteht aus einem Stahlfachwerkträger mit geknicktem Untergurt (Spannweite: 21,00m). Auf die oberen Knotenpunkte sind Pfetten und Sparren aufgelegt. Die Dacheindeckung besteht aus Schindeln. DMT 9000.900 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 43 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2.2. Energiezentrale Direkt neben dem Sudhaus befindet sich die Energiezentrale mit einer Grundfläche von 950m2 und einer Innenhöhe von 5,50m. Die baulichen Dimensionen und die technische Ausstattung belegen die Bedeutung dieses Bereiches. Die Einzelbereiche sind: Heizzentrale (18,50m x 19,30m=356,00 m2), Maschinenhaus (19,28 x 16,00m=308,00 m2), Raum für den Eisgenerator (8,00m x 15,00m=120,00m2) und der Pumpenraum (8,00m x 16,00m= 128 m2). BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 2.3. Gärkeller Das rechteckige Gebäude ist dreigeschossig: Erdgeschoss: Reifekeller (Innenhöhe: 4,50m), 1. Obergeschoss: Hopfenlager (Innenhöhe: 3,50m), 2. Obergeschoss: Kühlhalle (Innenhöhe: 3,65m + Dachraum). Die Lastabtragung erfolgt über massive Aussenwände und einem Stützensystem (Raster 3,96m x 5,35m). Die Decken bilden gemauerte Rundbögen. BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 3. Mälzerei mit Darre Planung Gebäude: Győző Czigler Planung Produktionstechnik: Ringhoffer, Smichow (Prag) Das großdimensionierte Gebäude (40,00m x 90,00m = 3.600 m2) besteht aus zwei Bereichen, der Malztenne und der Darre. Malztenne Das 4-geschossige Malztennegebäude wurde maximal genutzt und verfügte auch im Untergeschoss über Tennen. Auffallend ist die aufwendige Lüftung der Malztennen, die aus einer Kombination aus Schächten für eine natürliche Be- und Entlüftung und einer lufttechnische Anlage mit mechanischer Ventilation besteht. Darre Die turmartige Doppeldarre wurde am seitlichen Ende des Gebäudes angeordnet. BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 4. Fassade BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 44 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1893 1. Industriekamin Kamin des Technikzentrums H= 32,00m BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 2. Lagerkeller: Zugangsbebäude BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 3. Sudhaus mit Technikzentrum und Gärkeller Planung: Sándor Kaufmann BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 4. Dachstuhl aus Stahlprofilen BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 1900 1. Lageplan DMT A 3000.200 2. Lageplan DMT A 3000.300 1901 1. Lageplan DMT A 9000.100 45 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1905 1. Lageplan BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 1908 1. Aufzug, Umbau Eingang Kellersystem BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 1911 1. Sudhaus, Umbau Detail Stahlstütze Planung u. Ausführung: Antal Oetl, Eisengießerei, Fabrik für Maschinen- und Eisenkonsturkionen Bp., X., Asztalos Sáncor út. 18. BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 1914 1. Eiskeller Maglódi út 17 DMT A 9000.700 2. Pförtnerhaus, Details DMT A 9000.1300 46 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1923 1. Lageplan DMT 9000.200 2. Mälzerei Erweiterung der Mälzerei DMT 9000.500 DMT 9000.900 3. Bürgerliche Brauerei Kőbánya und St. Stephan Futtermittelwerke AG/Kőbányai Polgári Serfőzde és Szent István Tápszerművek Rt. Seifen-, Öl- und Futtermittelbetriebe 1. Lageplan DMT A 9000.200 1925 1. Lageplan Brauerei DMT A 9000.300 DMT A 3000.400 2. Lageplan Bürgerliche Brauerei Kőbánya und St. Stephan Futtermittelwerke AG/Kőbányai Polgári Serfőzde és Szent István Tápszerművek Rt. DMT A 9000.400 1938 1. Lageplan BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 47 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.1.4. Brauerei König Kőbánya AG/Kőbányai Király Sörföző Rt. 1894 1. Lageplan BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 2. Industriekamin Höhe des technischen Bauwerks= 50,00m BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 3. Sudhaus BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 4. Malztenne Erdgeschoss: 1. Obergeschoss: 2. Obergeschoss: Summe: 3.064,00m2 3.067,00m2 3.067,00m2 9.198,00m2 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 5. Darre BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 5. Fassade BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 6. Nebengebäude: Schmiede, Wagnerei, Schreinerwerkstatt und Garage, Böttcherei, Gebäude für Fassreinigung und -binden, Stallungen, Kantine und Duschräume, Wohnbauten 48 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 7. Aufzuganlage für das Kühleislager im Kellersystem BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 8. Lageplan mit Industriegleisen BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1895 1. Gebäude für Fassreinigung und -binden BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 2. Gasthaus BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 3. Pferdestallungen BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 4. Gärkeller BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1899 1. Darre BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 49 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Raum zur Fassbefüllung BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1900 1. Mälzerei BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 2. Lageplan BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 3. Sudhaus, Neuer Dachstuhl BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1912 1. Grünmalztransportanlage DMT A 11000.100 2. Kellertennen Architekt: Wiedemann Rudolf DMT A11000.200 3. Darre Nr. 2, Umbau in eine Dreihordendarre Architekt: Rudolf Wiedemann DMT A11000.300 4. Mälzerei, Einbau einer Malztransportanlage Architekt: Rudolf Wiedemann 50 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A11000.400 DMT A11000.500 51 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.1.5. Brauereien Haggenmacher Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. 1883 1. Lageplan Budafok Vermessung: Ingenieur Kutscherer Der Lageplan zeigt den Grundriss des Kellersystems sowie unterirdische Malztennen und Gärkeller. Ähnlich zur Entwicklung in Kőbánya war das Kellersystem ursprünglich als Weinkeller angelegt und wurde erst danach von der Brauerei genutzt. Es ist zu vermuten, dass im Jahr 1883 der Kellersystem einer gemischten Nutzung zugeführt war, d.h. sowohl als Weinkeller, als auch von der Brauerei genutzt wurde. DMT A 6000.2600 1900 1. Bierlanger in Székesfehérvár Das Bierlager befindet sich in Székesfehérvár in der damaligen Fazekas utca. Die eingeschossigen Gebäude (Büro, Eislager, verschiedene Lager) sind entlang der Grundstücksgrenze angeordnet und bilden einen Innehof. DMT A 12000.500 DMT A 12000.600 DMT A 12000.700 2. Eislager in Székesfehérvár Das Eislager (8,40m x 21,60m = 181,50m2) besteht aus einem Zweikammersystem mit je 70,0 m2 Grundfläche und einer Innenraumhöhe von 3,00m plus Dachkonsruktion. Das Bauwerk hat Umfassungswände in einer Stärke von 0,60m und ist 1,40m in das Erdreich abgesenkt. Der obere Gebäudeabschluss bildet ein Satteldach, das vermutlich mit einer Strohabdeckung eingedeckt wurde. DMT A 12000.1200 DMT A 7000.1000 52 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 3. Brauerei Budafok, Gebäudeverzeichnis mit Systemzeichnungen DMT A 13000.100 DMT A 13000.200 DMT A 13000.300 DMT A 13000.400 DMT A 13000.500 1908 1. Brauerei Kőbánya, Sudhaus und Kellereigebäude DMT A 6000.2800 DMT A 6000.3200 DMT A 6000.3300 DMT A 6000.3400 DMT A 6000.3500 2. Brauerei Kőbánya, Fassade DMT A 6000.2900 DMT A 6000.3000 DMT A 6000.3050 3. Brauerei Kőbánya, Sud- und Maschinenhaus DMT A 6000.3100 DMT A 6000.3600 3. Malzfabrik Kőbánya (ab 1923 Textilwerk) Planung: Antal Sorg DMT A 6000.3700 DMT A 6000.3800 DMT A 6000.3900 DMT A 6000.4000 DMT A 6000.4100 53 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 4. Malzfabrik Kőbánya, Darre DMT A 6000.4100 1909 1. Brauerei Budafok, Kellergebäude Planung: Architekt A. Zimmermann, Freiburg im Breisgau (D) Das Kellergebäude besteht im Grundriss aus zwei zusammengesetzten Rechtecken (23,50m x 50,10m und 34,50m x 52,85m) mit einer Bruttogrundrissfläche von 3.000 m2. DMT A 6000.4300 DMT A 6000.4400 DMT A 6000.4500 DMT A 6000.4600 2. Brauerei Budafok, Lagplan DMT A 6000.5200 3. Brauerei Budafok, Lagplan Planung: Architekt A. Zimmermann, Freiburg i. Breisgau (D) 4. Brauerei Kőbánya, Sudhaus, Sudhauseinrichtung Planung: Metallwerk J. Goeggl u. Sohn, München DMT A 6000.5400 DMT A 6000.5500 5. Brauerei Kőbánya Maschinenhaus und Kellereigebäude DMT A 6000.5600 DMT A 6000.5700 6. Vertrag über Anschluss Industriegleis DMT A 6000.7100 DMT A 6000.7200 54 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 6000.7300 DMT A 6000.7400 DMT A 6000.7500 DMT A 6000.7600 DMT A 6000.7700 DMT A 6000.7800 1910 1. Brauerei Kőbánya, Gärkeller Architekt: A. Zimmermann, Freiburg (D) Planung der Lüftungsanlage: Goeggl u. Sohn, München Lüftungs- und Kühlanlage im Gärkeller DMT A 6000.5800 2. Kellereigebäude Architekt: A. Zimmermann, Freiburg (D) Untergeschoss: „Bierkeller” mit Flaschen- und Palettenlager, Werkzeugkammer Erdgeschoss: Flaschenabfüllraum, Gärraum Obergeschoss: Kühlraum, Hopfenlager, Eisgenerator DMT A 6000.5900 DMT A 6000.6000 DMT A 6000.6100 DMT A 6000.6300 (Schnitt) DMT A 6000.6400 (Ansicht) DMT A 6000.6500 (Druck: Klösz Gy. és Fia, Budapest) DMT A 6000.6600 DMT A 6000.6900 DMT A 6000.4700 2. Einmauerungsplan für 3 Stück Wellrohrkessel Planung: Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn DMT A 6000.4300 DMT A 6000.4400 55 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 3. Sudhaus und Silogebäude Architekt: A. Zimmermann, Freiburg (D) Grundfläche: 27,55m x 15,55m = 428,40 m2 DMT A 6000.6200 DMT A 6000.6700 DMT A 6000.6800 4. Lagplan Aufgenommen: Lajos Langer, Technisches Büro und Unternehmung DMT A 6000.7000 1911 1. Rohrleitungsplan Planung: Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn Rohrleitungsplan mit - Hauptdampf- und Überlaufleitungen - Rücklaufleitungen - Druckleitungen - Zentrifugalpumpen - Kondensleitungen der Hochdruckautomaten - Kondensleitungen der Niederdruckautomaten - Absaugleitungen - Heizleitungen DMT A 6000.5100 1913 1. Weinkeller und Eislager in Tátátóváros Planung: Antal Sorg DMT A 12000.1100 56 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 2. Lageplan für die Installation einer Nutzwasserleitung Planung: Nordböhmische Wasserbau-Aktiengesellschaft in Aussig Im Lageplan sind die alten und neuen Brunnen zur Gewinnung von Brauwasser verzeichnet. DMT A 6000.2700 1914 1. Lager mit Kühlraum in Nagyvárad DMT A 12000.900 2. Mälzerei mit Darre, Neubau Kőbánya, Sörgyár utca / Szlávy utca (heute Kocka utca) Planung: Ingenieurbüro Miller u. Hetzel, München 41,025m x 74,15m = 3.042,00 m2 DMT A 6000.100 DMT A 6000.200 DMT A 6000.300 DMT A 6000.400 DMT A 6000.500 DMT A 6000.600 DMT A 6000.700 DMT A 6000.800 DMT A 6000.900 DMT A 6000.1000 DMT A 6000.1100 DMT A 6000.1200 DMT A 6000.1300 DMT A 6000.1400 DMT A 6000.1500 DMT A 6000.1600 (mit Lageplan) DMT A 6000.1700 Ansicht DMT A 6000.2500 Ansicht 57 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Darre DMT A 6000.500 DMT A 6000.1200 DMT A 6000.1300 1916 1. Sudhaus, Umbau Planung: Antal Sorg, Baumeister DMT A 6000.3700 1917 2. Mälzerei mit Darre Kőbánya, Sörgyár utca/Szlávy utca (heute Kocka utca) Planuung: Ingenieurbüro Miller u. Hetzel, München DMT A 6000.1800 Ansicht/Schnitt DMT A 6000.1900 Darre: Schnitt DMT A 6000.2000 Schnitt DMT A 6000.2100 Schnitt DMT A 6000.2200 Ansicht DMT A 6000.2300 Ansicht DMT A 6000.2400 Ansicht DMT A 6000.2500 Ansicht 1918 1. Kalkulation Bauvorhaben Erstellt: Frigyes Kovács, Architekt DMT A 6000.4200 58 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1932 1. Bodenprofil Erstellt: Kalamaznik és Társa, Budapest DMT A 4000.700 2. Lageplan Kellersystem Budafok DMT A 4000.900 59 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.1.6. Hauptstätische Brauerei AG/Főrvárosi Serfőző Rt. 1912 1. Sudhaus Hauptfassade Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien DMT A 8000.200 DMT A 8000.1700 2. Sudhaus und Siloräume Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien Grundfläche: 52,04m x 7,14m = 372,00m2 Kellergeschoss: Maschinenraum, „Öl-Keller”, Vorratskeller, Kellerraum mit Silos, Treppenraum Erdgeschoss: Sudhaus (17,00m x 17,00m, Innenhöhe: 7,40m), Räume für Silos, Treppenraum Obergeschoss: Speicher, Vorratsraum, Laboratorium, Räume für Silos DMT A 8000.500 Grundrisse DMT A 8000.2900 Annahmesilo für Malz u. Gerste DMT A 8000.3400 Annahmeschacht für Malz und Gerste 3. Schnitte Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien a-a: Turm b-b: Durchfahrt c-c: Darre d-d: Silos e-e: Treppenhaus f-f: Sudhaus DMT A 8000.500 DMT A 8000.1300 DMT A 8000.1600 DMT A 8000.1600c DMT A 8000.2400 60 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 8000.4100 3. Mälzerei Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien Grundfläche: 27,10m x 52,95m = 1.435 m2 DMT A 8000.1400 DMT A 8000.1400 DMT A 8000.1500 DMT A 8000.4200 DMT A 8000.700 DMT A 8000.900 DMT A 8000.3500 4. Darre Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien DMT A 8000.1000 DMT A 8000.3000 DMT A 8000.3100 4. Turm Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien Grundfläche: 10,10m x 10,10m = 102,00 m2 Funktion: Standort der Wassertanks im 4. Obergeschoss Grundrisse und Schnitt durch den Turm DMT A 8000.1200 5. Kellereigebäude Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien 61 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 8000.1800 DMT A 8000.4500 6. Kessel- u. Maschinenhaus Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien DMT A 8000.1900 DMT A 8000.2000 DMT A 8000.2100 DMT A 8000.2200 DMT A 8000.2300 DMT A 8000.2600 DMT A 8000.2700 DMT A 8000.2800 DMT A 8000.3300 7. Verbindungsbrücke Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien Grundriss, Schnitt und Ansicht DMT A 8000.2500 7. Deckenkonstruktionen in Mälzerei, Silogebäude und Sudhaus Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien Die Konstruktion besteht aus I-Stahlträgern mit Betonausfachung in Kappenform DMT A 8000.3200 DMT A 8000.2500 8. Bierabfüllerei Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien DMT A 8000.3600 62 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 8000.3700 DMT A 8000.3800 DMT A 8000.4000 9. Grundstückseinfriedung (Zaun) Planung: A. Zimmermann, Architekt u. Ingenieur, Special-Bureau für Brauereien u. Mälzereien DMT A 8000.3900 1914 1. Lageplan Bp., X. Kőbánya, Maglódi út, Lageplannummer: 8341-8358 mit Grundrissen der Produktionsgebäude, 1. Obergeschoss: Darre, Mälzerei, Sudhaus, Gärkeller, Flaschenabfüllerei, Pichlerei, Maschinenhaus, Gerstenlager, Silogebäude DMT A 8000.100 2. Lageplan Bp., X. Kőbánya, Maglódi út, Lageplannummer: 8341-8358 mit den Grundrissen der Nebengebäude DMT A 8000.400 3. Maschinen- und Kesselhaus Antal Sorg, Baumeister Kohlesilo, Umbau DMT A 8000.4300 63 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 4. Gärkeller Planung Hochbau: Antal Sorg, Baumeister Planung Technik: Bertalan Gáal Installation eines Kühlsystems: Eisgenerator und technische Einbauten DMT A 8000.4400 1930 1. Lageplan DMT A 8000.300 64 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2. Planungs- u. Bauchronologie nach Brauerei und Gebäudetyp Der Katalog enthält die Planungs- und Bauchronologie folgender Brauereien nach Gebäudetyp:31 Brauerei Dreher/Dreher Serfőzde Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Rt./Első Magyar Rézsvény Serfőzde Rt. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári Serfőzde Rt. Brauerei König AG/Király Serfőzde Rt. Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG/Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Hauptstädtiche Brauerei AG/Fővárosi Serfőzde Rt. Die Einteilung erfolgt nach folgenden Gebäudtypen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 31 Mälzerei/Darre Sudhaus Gär- und Lagerkeller Maschinen- und Kesselhaus Kühlhaus Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten Lageplan Quelle: Budapest Fővárosi Levéltár (BFL) és Dreher Museum Tervtár (DMT) 65 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2.1. Brauerei Dreher Mälzerei/Darre 1869 1870 1870 1900 Darre, Neubau Darre, Treppenhaus Malzdarre, Neubau Malztenne, Neubau BFL XV.17.b.312 553/1869b DMT A 1000. 170a-e BFL XV.17.b.312 499/1870f DMT A 11000.700 DMT A 11000.700a,b,c,d,e,f,g DMT A 1000.410 DMT A 1000.410 DMT A 1000.410a,b,c,d,e,f,g,h,i,j,k DMT A 11000.700 DMT A 11000.700a,b,c,d,e,f,g DMT A 2000.100 DMT A 11000.800 DMT A 11000.800a-e DMT A 11000.900 DMT A 11000.900a,b DMT A 1000.360 DMT A 1000.360a-d 1903 Malztenne, Umplanung 1910 Umbau Darre Nr.13 1935 Darre, Umbau Sudhaus 1900 Neubau Brauerei DMT A 7000.900 DMT A 7000.900a,b,c,d,e,f 1905 Technische Einrichtung DMT A 1000.130 DMT A 1000.200 DMT A 1000.200a-e DMT A 1000.210 DMT A 1000.210a-h DMT A 1000.390 DMT A 1000.390a,b DMT A 1000.400 DMT A 1000.400a-q 1911 Sudhaus mit Dampfsudwerk Gär- und Lagerkeller 1869 Gärkeller 1905 Gärkeller BFL XV.17.b.312 553/1869d DMT A 1000.180 66 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 1000.180a-e, verso Maschinen- und Kesselhaus 1870 Kessel-, Maschinen- und Sudhaus 1911 Maschinenhaus BFL XV.17.b.312 499/1870a,b, d DMT A 1000.100 DMT A 1000.220 DMT A 1000.220a-h, verso, verso 1 DMT A 1000.230 DMT A 1000.230a-h, verso, verso 1 DMT A 1000.240 DMT A 1000.240a-g, verso DMT A 7000.100 DMT A 7000.100a-d DMT A 1000.260 DMT A 1000.260a-g 1912 Maschinenhaus Kühlhaus 1869 1870 1871 1895? 1895 1899 Kühlhaus Kühlhaus Kühlhaus Erweiterung Kühlhaus (Keim- u. Gerstenlager) Kühlhaus in Zombor „Amerikanische Eisgrube” BFL XV.17.b.312 553/1869e BFL XV.17.b.312 499/1870e BFL XV.17.b.312 1205/1871a,b DMT A 1000.150a,b, verso DMT A 1000.280a, b, verso, verso1 DMT A 1000.120 DMT A 1000.370 DMT A 1000.370a,b,c,verso DMT A 1000.380 DMT A 1000.380a,b,c,d DMT A 1000.190 DMT A 1000.190a-d DMT A 1000.140 DMT A 1000.290 DMT A 1000.290a-j DMT A 1000.250 DMT A 1000.250a-l 1899 Eislager in Abrudbánya 1905 Kühlraum Bierwürze 1910 Gebäude Eisgenerator 1917 Kühlhaus Gefrierfleisch Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten 1869 Wirtschaftsgebäude BFL XV.17.b.312 553/1869a 67 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 1869 1869 1870 1872 Lagergebäude Malz Gerste Wagenremise Malzkastengebäude Villa Havas, Erweiterung 1873 Pferdestallungen 1895 Stallbau in Zombor 1897 Villa Dreher, Innenausbau 1898 Villa Dreher Erweiterung 1902 Villa Dreher 1905 Gerstenlager, Umbau 1905 Villa Dreher 1907 Bierleitungssystem 1908 Fundamentplan Kompressor 1912 Fundamentplan Aufzug Dissertation_Anhang Martin Pilsitz BFL XV.17.b.312 553/1869c BFL XV.17.b.312 553/1869f BFL XV.17.b.312 499/1870c BFL XV.17.b.312 227/1872a,b www.műemlékem.hu/havasvilla (2014.01.10) BFL XV.17.b.312.3160/1873a,b,c www.műemlékem.hu/Dreher sörgyár 014.01.10) DMT A 1000.280a, b, verso, verso1 DMT A 14000.500 DMT A 14000.600 DMT A 14000.700 DMT A 14000.400 DMT A 14000.400a,b,c,d DMT A 14000.300 DMT A 14000.300a DMT A 1000.300 DMT A 1000.300a-h DMT A 14000.200 DMT A 14000.200a,b DMT A 1000.300 DMT A 1000.300a-g DMT A 7000.800 DMT A 7000.800a-j DMT A 1000.270 DMT A 1000.270a-d, verso 1914 Malz-, Gerstensilo DMT A 1000.420 DMT A 1000.420a-g, verso DMT A 1000.430 DMT A 1000.430a-c, verso DMT A 1000.440a-f, verso, verso 1 DMT A 1000.450 DMT A 1000.450a-c Lagepläne 1890 1903 DMT A 7000. 200a-f. DMT A 2000.100 DMT A 2000.100a-k DMT A 7000.600 DMT A 7000.600a-l DMT A 1000.320 DMT A 1000.320a-c DMT A 14000.100 1912 1914 1915 68 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 14000.100a-e, verso DMT A 2000.200 DMT A 2000.200a-f 1923 69 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG/Első Magyar Részvény Serfőzde Rt. Mälzerei/Darre 1883 1884 1884 1888 1900 1903 Darre, Neubau Mälzerei, Neubau Mälzerei, Neubau (Variante) Bauereianlage Malfabrik Malzfabrik, Umbau 1907 1908 1902 1930 Darre Nr. 6, neuer Hordenrost Malztenne Gebäude Gerstenreinigung, Umbau Mälzerei BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 7000.300 DMT A 7000.600 DMT A.5000.4800 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 5000.5800 DMT A 5000.6800 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 5000.4700 Sudhaus 1908 Sudhaus, Neubau DMT A 5000.100 DMT A 5000.200 DMT A 5000.300 DMT A 5000.400 DMT A 5000.500 DMT A 5000.600 DMT A 5000.700 DMT A 5000.1500 DMT A 5000.1800 DMT A 5000.1800 DMT A 5000.2100 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1909 Sudhaus, Neubau Gär- und Lagerkeller 1892 Gärkeller, Neubau 1899 Reifekeller BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 4000.100 DMT A 4000.400 DMT A 5000.800 DMT A 5000.900 DMT A 5000.1000 DMT A 5000.1100 1909 Gärkeller, Neubau 70 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 5000.1200 DMT A 5000.2200 1909 Lagerkeller, Neubau BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Maschinen- und Kesselhaus 1912 Maschinenraum: Leitungen 1912 Maschinenhaus, Einrichtung DMT A 5000.6700 DMT A 5000.2800 Kühlhaus 1890 Kühlhaus, Nyiregyháza 1917 Kühlhaus, Újpest 1920 Kühlhaus, Kecskemét DMT A 5000.5400 DMT A 5000.5.600 DMT A 5000.2300 Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten 1893 1891 1894 1896 1897 1899 1900 1905 1907 1908 1909 1910 1910 1911 1912 1920 1938 Unterfangung einer Gebäudeaussenwand Lagergebäude, Umbau Abfüllgebäude Werkzeugkammer Fasslager Techn. Einricht. Abfüllgebäude (1894) Rohrleitungsplan/Lageplan Lastenaufzug, Neubau Gebäudeanbau, modifizierter Plan Abfüllgebäude, Anbau Wohnhaus, Anbau Rohrleitungen, Verlegeplan Rohrleitungen, Anordnung Pumpen Abkühlapparate, Anordnung Sanitäranlagen Sudhaus: neues Gebläse Gerstenlager, masch. Reinigungseinr. 71 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 7000.400 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 5000.5500 DMT A 5000.2500 DMT A 5000.6500 DMT A 5000.6100 DMT A 5000.2300 DMT A 5000.2600 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Lageplan 1883 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 1891 1896 1897 1900 1900 1908 1910 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 5000.4800 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 5000.5200 DMT A 500.5100 DMT A 5000.5000 DMT A 5000.4200 DMT A 5000.3100 … DMT A 5000.4.600 DMT A 5000.5300 1914 1917 1917 Immobilien-Wertgutachten 1930 72 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2.3. Bürgerliche Brauerei AG/Polgári serfőzde Rt. Mälzerei/Darre 1892 Mälzerei/Darre BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz DMT A 9000.500 DMT A 9000.900 1923 Mälzerei, Erweiterung Sudhaus 1892 Sudhaus DMT A 9000.900 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 1893 Sudhaus 1911 Sudhaus, Umbau Gär- und Lagerkeller 1892 Lagerkeller, Zugangsgebäude DMT A 9000.800 DMT A 9000.1000 DMT A 9000.1100 DMT A 9000.1200 DMT A 9000.900 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz DMT A 9000.700 1892 Gärkeller 1893 Gärkeller 1914 Eiskeller Maschinen- und Kesselhaus 1892 Kessel- und Maschinenhaus 1893 Kessel- und Maschinenhaus DMT A 9000.900 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz Kühlhaus keine Plandokumente 73 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten 1893 1893 1893 1908 1914 Industriekamin Lagerkeller: Zugangsgebäude Dachstuhl aus Stahlprofilen Aufzug, Umbau Pförtnerhaus, Details BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz DMT A 9000.1300 Lageplan 1900 DMT A 3000.200 DMT A 3000.300 DMT A 9000.100 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz DMT A 9000.200 DMT A 9000.300 DMT A 3000.400 DMT A 9000.400 BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz 1901 1905 1923 1925 1923 1938 74 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2.4. Brauerei König Kőbánya/Kőbányai Király Sörföző Rt. Mälzerei/Darre 1894 1894 1899 1900 1912 1912 Malztenne Darre Darre Mälzerei Kellertenne Darre Nr. 2, Umbau BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 11000.200 DMT A 11000.300 Sudhaus 1894 Sudhaus BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Gär- und Lagerkeller 1895 Gärkeller BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz Maschinen- und Kesselhaus keine Plandokumente XVI.2.4.5. Kühlhaus keine Plandokumente Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten 1894 1894 1894 1895 1895 1895 1899 1900 1912 Industriekamin Werkstätten Aufzugsanlage Fassreinigung Gasthaus Pferdestallungen Raum für Fassabfüllung Sudhaus: Dachstuhl Anlage Malztransport BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz DMT A 11000.100 DMT A 11000.400 75 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 11000.100 Lageplan 1894 1894 Lageplan mit Industriegleisen 1900 BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz 76 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2.5. Brauereien Haggenmacher in Kőbánya und Budafok AG Haggenmacher Kőbányai és Budafoki Sörgyárak Rt. Mälzerei/Darre 1900 Brauerei Budafok DMT A 13000.100 DMT A 13000.200 DMT A 13000.300 DMT A 13000.400 DMT A 13000.500 DMT A 6000.3700 DMT A 6000.3800 DMT A 6000.3900 DMT A 6000.4000 DMT A 6000.4100 DMT A 6000.100 DMT A 6000.200 DMT A 6000.300 DMT A 6000.400 DMT A 6000.500 DMT A 6000.600 DMT A 6000.700 DMT A 6000.800 DMT A 6000.900 DMT A 6000.1000 DMT A 6000.1100 DMT A 6000.1200 DMT A 6000.1300 DMT A 6000.1400 DMT A 6000.1500 DMT A 6000.1600 (mit Lageplan) DMT A 6000.1700 Ansicht DMT A 6000.2500 Ansicht DMT A 6000.500 DMT A 6000.1200 DMT A 6000.1300 DMT A 6000.1800 Ansicht/Schnitt DMT A 6000.1900 Darre: Schnitt DMT A 6000.2000 Schnitt DMT A 6000.2100 Schnitt DMT A 6000.2200 DMT A 6000.2300 DMT A 6000.2400 DMT A 6000.2500 1908 Malzfabrik (ab 1923 Textilwerk) 1908 Darre, Kőbánya 1914 Mälzerei mit Darre, Kőbánya Mälzerei: Darre: 1917 Mälzerei mit Darre 77 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Sudhaus 1908 Sudhaus, Kőbánya DMT A 6000.2800 DMT A 6000.3200 DMT A 6000.3300 DMT A 6000.3400 DMT A 6000.3500 DMT A 6000.2900 DMT A 6000.3000 DMT A 6000.3050 DMT A 6000.5400 DMT A 6000.5500 DMT A 6000.6200 DMT A 6000.6700 DMT A 6000.6800 DMT A 6000.3700 1909 Sudhaus, Kőbánya 1910 Sudhaus, Kőbánya 1916 Sudhaus, Umbau Gär- und Lagerkeller 1908 Gärkeller, Kőbanya DMT A 6000.2800 DMT A 6000.3200 DMT A 6000.3300 DMT A 6000.3400 DMT A 6000.3500 DMT A 6000.2900 DMT A 6000.3000 DMT A 6000.3050 DMT A 6000.3100 DMT A 6000.3600 DMT A 6000.4300 DMT A 6000.4400 DMT A 6000.4500 DMT A 6000.4600 DMT A 6000.5600 DMT A 6000.5700 DMT A 6000.5800 DMT A 6000.5900 DMT A 6000.6000 DMT A 6000.6100 DMT A 6000.6300 DMT A 6000.6400 DMT A 6000.6500 DMT A 6000.6600 DMT A 6000.6900 1909 Kellerei, Budafok 1909 Kellerei, Kőbánya 1910 Gärkeller, Kőbánya 1910 Kellereigebäude, Kőbánya 78 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz DMT A 6000.4700 DMT A 4000.900 1932 Kellersystem, Budafok Maschinen- und Kesselhaus 1908 Maschinenhaus DMT A 6000.3100 DMT A 6000.3600 DMT A 6000.5600 DMT A 6000.5700 1909 Maschinenhaus Kühlhaus 1900 Eiskeller, Székesfehérvár DMT A 12000.1200 DMT A 7000.1000 DMT A 12000.1100 DMT A 12000.900 1913 Eishaus und Weinkeller, Tátáóváros 1914 Kühlraum, Nagyvárad Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten 1900 Bierlager, Székesfehérvár DMT A 12000.500 DMT A 12000.600 DMT A 12000.700 1909 Vertrag Industriegleisanschluss, Kőbánya DMT A 6000.7100 DMT A 6000.7200 DMT A 6000.7300 DMT A 6000.7400 DMT A 6000.7500 DMT A 6000.7600 DMT A 6000.7700 DMT A 6000.7800 DMT A 6000.4300 DMT A 6000.4400 DMT A 6000.5100 DMT A 6000.2700 DMT A 6000.4200 DMT A 4000.700 1910 Einmauerungsplan Wellrohrkessel 1911 1913 1918 1982 Rohrleitungsplan Nutzwasserleitung, Kőbánya Kalkulation Bauvorhaben Bodenprofil 79 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Lageplan 1883 1909 1910 1913 1932 Budafok Budafok Kőbánya Kőbánya Budafok DMT A 6000.2600 DMT A 6000.5200 DMT A 6000.7000 DMT A 6000.2700 DMT A 4000.900 80 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVIII.2.6. Hauptstädtische Brauerei AG/Fővárosi Serfőző Rt. Mälzerei/Darre 1912 Mälzerei u. Darre 1912 Mälzerei DMT A 8000.1300 DMT A 8000.1400 DMT A 8000.1400 DMT A 8000.1500 DMT A 8000.4200 DMT A 8000.700 DMT A 8000.900 DMT A 8000.3500 1912 Darre DMT A 8000.1000 DMT A 8000.3000 DMT A 8000.3100 Sudhaus 1912 Sudhaus DMT A 8000.200 DMT A 8000.1700 DMT A 8000.500 DMT A 8000.2400 Gär- und Lagerkeller 1912 Gärkeller 1912 Kellereigebäude DMT A 8000.4100 DMT A 8000.1800 DMT A 8000.4500 DMT A 8000.4400 1914 Gärkeller Maschinen- und Kesselhaus 1912 Maschinen- u. Kesselhaus DMT A 8000.1900 DMT A 8000.2000 DMT A 8000.2100 DMT A 8000.2200 DMT A 8000.2300 DMT A 8000.2600 81 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz 1914 Maschinen- u. Kesselhaus DMT A 8000.2700 DMT A 8000.2800 DMT A 8000.3300 DMT A 8000.4300 Kühlhaus keine Plandokumente Betriebliche Nebengebäude und Technische Einbauten 1912 Silo: Gerste u. Malz 1912 1912 1912 1912 1912 DMT A 8000.2900 DMT A 8000.3400 DMT A 8000.1600c DMT A 8000.4100 DMT A 8000.1100 DMT A 8000.1200 DMT A 8000.2500 DMT A 8000.2500 DMT A 8000.3200 DMT A 8000.3600 DMT A 8000.3700 DMT A 8000.3800 DMT A 8000.4000 DMT A 8000.3900 Generatorraum Durchfahrt Turm Verbindungsbrücke Deckenkonstruktionen 1912 Bierabfüllerei 1912 Industrieaufzug für Eis 1912 Zaun Betriebsgelände Lageplan 1914 1914 1930 DMT A 8000.100 DMT A 8000.400 DMT A 8000.400 82 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Literaturverzeichnis (Stand 04.05.2015) Accum 1821 Ackermann 1987 Ackermann 1994 Architektenblatt 2010 Balatoni-Béke 1986 Baják-Bajnok 1972 Balogh-Toldy-Gelléri 1885 Banik-Schweitzer 1983 Bannister 1950 Bauer 1916 Bauer 1936 Behne 1926 Behrend 1900 Beierl 2012 Beluszky 2005 Bencze 1963 Bencze 1986 Bencze 2006 Bender-Hensel-Schüttpelz 2007 Beninghoven 1900 Berend-Ránki 1961 Berend-Ránki 1973 Bernhard 1922 Berlász Jenő 1967 Berey 1975 Bevilaqua 1931 Accum Friedrich: Abhandlung über die Kunst zu Brauen oder Anweisung. 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Vol. ZÖIAV Abbildung Aktiengesellschaft allgemein Auflage Ausstellung Band Budapest Főváros Levéltára/Hauptstädtisches Archiv Budapest Budapest Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem/Technische und wirtschaftswissenschaftliche Universität Budapest Budapest Deutsches Architektenblatt Deutsches Architekturmuseum das heisst Dreher Museum Planarchiv Dissertation deutsch Első Magyar Csavargyár/Erste Ungarischen Schraubenfabrik Első Magyar Részvény Serfőzde Rt./Erste Ungarische Aktienbrauerei AG Firma Jahrgang Mauerwerk Részvény társaság/Aktiengesellschaft Technische Hochschule Technische Universität ungarisch und so weiter zum Beispiel Volume Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins 92 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Bibliotheken und Archive Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár Szabó Ervin tér 1 1088 Budapest Országos Széchényi Könyvtár Szent György tér 4-5-6 1014 Budapest Budapesti Műszaki és Gazdaságtudományi Egyetem Országos Műszaki Információs Központ és Könyvtár Budafoki út 4-6 1111 Budapest Budapest Főváros Levéltára Teve utca 3-5 1139 Budapest Dreher Sörgyárak Zrt. Dreher Magyarország Kft. Dreher Museum, Archiv Jászberényi út 7-11 1106 Budapest MÁV Szolgáltató Központ ZRT. Archivum MÁV Központi Irattár Nyugati pu. Budapest XIII. ker. Újpesti Helytörténeti Gyűtemény Berda József u. 48. 1043 Budapest Kőbányai Helytörténeti Gyűtemény Halom utca 37 1105 Budapest 93 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Gräfliches Hofbrauhaus Freising GmbH Planarchiv Mainburger Straße 26 85356 Freising Technische Universität Wien Fakultät für Architektur Institut für Bauforschung und Denkmalpflege Abteilung Denkmalpflege und Industriearchäologie Abteilungsbibliothek Technische Universität Berlin Fakultät VI. Planen Bauen Umwelt Institut für Architektur Fachbereich Bau- und Stadtgeschichte Fachbereichsbibliothek 94 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz Abbildungen II. Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) ABB.II.1. 15./16. Jh. Brauhaus in Ungarn. Innenraum. (Firma Dreher) ABB.II.1a. Ausstattung einer Brauerei. 1806. (F*z v. S**n 1806. Tafel 1) 95 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.II.2. Eisgrube (BFL XV.17.b.311.szb.09767 1.) ABB.II.3. Budapest. Turm zur Wasserförderung aus der Donau (BFL XV.17.b.314.PT 17) 96 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.II.4. Städtisches Brauhaus. Schmutzwasserkanal. 1845. (BFL XV.17.b.314.PT 19) ABB.II.5. Städtisches Brauhaus. Tennengebäude. 1845. (BFL XV.17.b.314.PT 18) 97 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.II.6. Brauerei in London. 1821. (Accum 1821. Tafel 4) 98 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz IV. Industrielle Großbrauereien (1870-1915) ABB.IV.1. Brauerei Dreher. Dampfsudwerk. 1911. (DMT A 1000.210) ABB.IV.2. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Maschinenhaus. Innenraum. um 1912. (Foto: Firma Dreher Archiv) ABB.IV.2a. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher. Maschinenhaus. Schaltpult (Foto: Martin Pilsitz) 99 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.2b. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher. Maschinenhaus. Deckenansicht (Foto: Martin Pilsitz) ABB.IV.2c. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher. Maschinenhaus. Bodenfliesen und Gelände (Foto: Martin Pilsitz) ABB.IV.2d. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute: Brauerei Dreher. Maschinenhaus. Wandfliesen (Foto: Martin Pilsitz) 100 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.3. Brauerei Dreher. Eisgenerator. 1910. (DMT A 1000.140) ABB.IV.4. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Gärkeller mit Rohrkühlsystem. 1910. (DMT A 5000.210) ABB.IV.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Neubau Brauhaus. Grundriss. 1909. (DMT A 5000.500) 101 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.6. Mälzerei Haggenmacher. Industrieaufzug für Tennenwendemaschinen. 1909. (DMT A 6000.300c) ABB.IV.6a. Tennenwendemaschine. 1909. (Foto: Firma Dreher Archiv) ABB.IV.7. Brauerei Haggenmacher. Budafok. Leitungssysteme zum Transport von Flüssigkeiten. 1911. (DMT A 6000.5100) 102 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.8. Brauerei Haggenmacher (DMT A 6000.1600) ABB.IV.8a. Getreidelager. Kőbánya. Betriebsgelände I. Stahlbetonkonstrukion. Baufirma Porr. 1914. (Foto: Martin Pilsitz) 103 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.8b. Getreidelager. Kőbánya. Betriebsgelände I. Stahlbetonkonsturktion. Baufirma Porr. 1914. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.IV.9. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Untermauerung der Aussenwände. 1883. (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) ABB.IV.10a. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Sudhaus und Maschinenhaus. Grundriss und Schnitt. 1870. (BFL XV.17.b.312.499.1870a) 104 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.10b Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Sudhaus und Maschinenhaus. Ansicht. 1870. (BFL XV.17.b.312.499.1870b) ABB.IV.10c. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Malzlager. Grundriss und Schnitt.1870. (BFL XV.17.b.312.499.1870c) 105 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.10d. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Sudhaus. Schnitt und Ansicht. 1870. (BFL XV.17.b.312.499.1870d) ABB.IV.10e. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Kühlhaus und Lageplan. 1870. (BFL XV.17.b.312.499.1870e) 106 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.10f. Brauerei Dreher. Kőbánya. Neubau einer Brauerei. Darre. Grundriss und Schnitt. 1870. (BFL XV.17.b.312.499.1870f) ABB.IV.11. Mälzerei Haggenmacher. Ansicht. 1909. (DMT A 2500.6000) 107 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.12. Brauerei Dreher. Zentrales Kessel- u. Maschinenhaus Ansicht. 1911. (DMT A 7000.100b) ABB.IV.12a. Brauerei Dreher. Zentrales Kessel- u. Maschinenhaus Ansicht. 1911. Heutiger Bautenstand (Foto: Martin Pilsitz) 108 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.12b. Brauerei Dreher. Werkstätten. Ansicht. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.IV.12c. Brauerei Dreher. Betriebsgelände 1. Abfüllhalle. Hexagonaler Zentralbau mit Tambour. (Foto: Martin Pilsitz) 109 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.13. Bürgerliche Brauerei AG. Kőbánya. Lageplan. 1900. (DMT A 3000.200) ABB.IV.14. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Lageplan. 1908. (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) 110 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.15. Brauerei König Kőbánya AG. Lageplan 1896. (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) ABB.IV.15a. Lageplan Bierhalle Tükőry mit Park. Heute: Szt. István körút. (BFL XV.16.b.224.058) 111 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.16. Brauerei in Nagykanizsa. Bierhalle mit Garten. um 1900 (Abbildung Firma Dreher Archiv) ABB.IV.17. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Logistikzentrum in Kecskemétmit. „Eisfabrik” und Lager. um 1895. (DMT A 12000.800) 112 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.IV.18. Braurei Dreher. Logistikzentrum in Zombor. Grundriss. 1910. Mehrschichtiger Wandaufbau mit stehender Luftschicht. (DMT A 12000.1000a) 113 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz V. Raumentwicklung bei Brauereien und Maschinenbaufabriken im Vergleich ABB.V.1. Dreherwerkstatt der Königlich Ungarischen Staatsbahnen am Westbahnhof. Budapest. 1901. (MÁV Archiv Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 1rajz) ABB.V.2. Werkstatt des Fahrzeugausbesserungswerks Nord der Königlich Ungarischen Staatsbahenen. Budapest (MÁV Archiv Scan399) 114 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.V.3. Erste Ungarische Schraubenfabrik. Budapest. Váci utca. 1894. (Bencze 2006. 72.) ABB.V.4. Waggonmontagewerkstatt der Königlich Ungarischen Staatsbahenen. Budapest. 1901 (MÁV Archiv Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3rajz) 115 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.V.4a. Erste Ungarische Maschinenbaufabrik. Váci út. 1869. (BFL XV.16.b.224.034) ABB.V.5. Landmaschinenfabrik Hofherr und Schrantz. BP-Kispest. 1908. (Sevin 1944. 156.) 116 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.V.6. Maschinenbaufabrik Pick Ede. Váci út 40. Budapest. 1895. (Bencze 2006. 30.) ABB.V.7. Ungarische Metallwarenfabrik AG. Váci út 65. Budapest. 1908 (BFL XV.17.d.329.277.86) 117 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz VI. Industrielle Stadtentwicklung ABB.VI.1. Stadt Pest im Jahr 1868. (BFL XV.16.b.221.010a.) ABB.VI.1a. Budapest. 1914. (BFL XV.16.e.251.042.) 118 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VI.1b. Kőbánya.1914. (BFL XV.16.e.251.042.) ABB.VI.2. Ausbreitungsgebiet der Brauhäuser in Pest. um 1845. (Grafik: Martin Pilsitz) 119 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VI.3. Industrielle Entwicklungsachsen parallel zur Donau (Grafik: Martin Pilsitz) ABB.VI.4. Schrittweise Standortverlegung der Brauereien an die Peripherie, ab 1845 (Grafik: Martin Pilsitz) 120 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz VII. Mechanismus des Architekturtransfers eines Industriegebäudes: Das Sudhaus der Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. ABB.VII.1. Hauptstädtische Brauerei. Maschinenhaus. Ansicht. 1912. (DMT A 8000.2300a) ABB.VII.2. Stadt Freising (Bayern) (Foto: Martin Pilsitz) 121 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VII.3. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Freising (Bayern). Straßenfassade (Foto: Martin Pilsitz) ABB.VII.4. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. BP-Kőbánya. 1908/09. (DMT A 5000. 1900) 122 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VII.4a. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. BP-Kőbánya. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.VII.4b. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. BP-Kőbánya. Eingangsbereich (Foto: Martin Pilsitz) 123 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VII.4c. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. BP-Kőbánya. Detail Laibung (Foto: Martin Pilsitz) ABB.VII.5. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Staßenfassade. Freising (Bayern). 1912. (Hofbräuhaus Archiv. 1-1 Ausschnitt-Gesamtansicht-30%) 124 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VII.6. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Lageplan. BP-Kőbánya 1908/09. (DMT A 5000.5200) ABB.VII.7. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Grundriss. BP-Kőbánya. 1908/09. (DMT A5000.200) 125 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VII.8. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Wasserturm. Schnitt. BP-Kőbánya. 1908/09. (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) ABB.VII.9. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Wasserturm. Teilansicht Fassade. Bp.-Kőbánya. 1908/09. (DMT A 5000.100b) 126 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VII.9a. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.VII.10. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Sudhaus. Fundamentplatte. Bp.-Kőbánya. 1908/09. (DMT A 5000.2000) 127 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VII.11. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Ansichten. Freising (Bayern). 1912. (Hofbräuhaus Archiv. 2-0-Ansichten-30%) ABB.VII.12. Gräflich Ernst von Moy’sche Hofbräuhaus. Schnitt. Freising (Bayern). 1912. (Hofbräuhaus Archiv. Schnitt D4-D-Schnitt D) 128 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz VIII. Denkmalschutz im Industriebau ABB.VIII.1. Ölgasfabrik der Königlich Ungarischen Staatsbahnen. Budapest. 1895. (MÁV Archiv Olajgázgyár és P.ház 6022 2. rajz) ABB.VIII.2. Seidenmanufaktur Valero. Budapest. (Rados 1958. 131.) ABB.VIII.3. Maschinenbaufabrik Pick Ede. Budapest. Kűlső Váci út 40 (Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény) 129 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VIII.4. Maschinenbaufabrik Schlick. Budapest. Külső Váci út. 29-37. 1902. (Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár, Budapest Gyűjtemény) ABB.VIII.4a. Historische Brauerei und die Kirche Szent László in Kőbánya: Gebäude als Identitätsträger. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.VIII.5. St. Catherine’s Docks. London. 1824. (www.docklands.com, 2011-05-10) 130 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.VIII.6. Autofabrik Ford. Detroit. Fließband und Fabrikgebäude (www.forddetroit.com, 2011-05-10) ABB.VIII.7. Pumpstation dient als Plenarsaal des dt. Bundestages. Bonn (www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/KW36) ABB.VIII.8. Internationale Bauaustellung (IBA) in Deutschland. 2010 (Deutsches Architektenblatt 2010. Nr. 05.) ABB.VIII.9. Tabakfabrik Yenidze. Dresden. 19008/09. (www.yenidze.com, 20011-05-10) 131 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz IX. Die historische Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne ÁBRA IX.1. Bahnhof St. Pancras. London. Innenansicht. 1864. (Foto: Martin Pilsitz) ÁBRA IX.2. Bahnhof St. Pancras. London. Hauptfassade. 1864. (Foto: Martin Pilsitz) 132 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XI. Herstellungsprozess von Bier in historischen Brauereien ABB.XI.1. Malzfabrik Sigmund Deutsch. Kőbánya. 1912. Malztransportanlage. (DMT A 11000.100) 133 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XII. Gebäudetypen historischer Brauereien in Budapest ABB.XII.1. Lagerkeller. Kőbánya. Bodenbelag: Kalksteinplatten aus Solnhofen (Bayern) (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XII.2. Mälzerei Haggenmacher. Bodenbelag: Kalksteinplatten aus Solnhofen (Bayern) (DMT A 6000.1600) 134 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB. XII.3. Mälzerei Deutsch. Kőbánya. Kellertenne (DMT A 11000.200) ABB. XII..4. Hauptstädtische Brauerei AG. Kőbánya. 1912. (DMT A 8000.150) ABB. XII.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Heute Brauerei Dreher. Kőbánya.1912 Abluftöffnungen über Dach. (Foto: Martin Pilsitz) 135 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB. XII.6 Brauerei Dreher. Tennengebäude. 1903. (DMT A 1000.410) ABB.XII.7. Brauerei Dreher. Kőbánya. 1863. (BFL XV.17.b.szb.19667b) 136 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.7a. Brauerei Dreher. Mälzereitrakt. 1863. Bautenstand in den 1990-er Jahren mit Aussteifungselementen aus StB. (Quelle: Privatsammlung Nagy Imre) ABB.XII.7b. Brauerei Dreher. Mälzereitrakt. 1863. Bautenstand in den 1990-er Jahren mit Verbindungsbrücke zu den Darren Nr. 3 bis Nr. 8. und Teilansicht Maschinenhaus (Quelle: Privatsammlung Nagy Imre) 137 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.7c. Standort der ehemaligen Brauerei Dreher. 1863. Zustand Februar 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XII.8. Mälzerei Dreher, vermutlich um 1910. (Foto: Fa. Dreher) 138 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.8a. Mälzerei Dreher, Brand 1961 (Foto: Fa. Dreher) ABB.XII.9. Mälzerei Haggenmacher. Kőbánya. 1914. (DMT A 6000.1800a) 139 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB XII.9a. Hauptstädtische Brauerei AG. Deckenkonstruktionen. (DMT A 8000.3200) ABB.XII.10. Mälzerei Haggenmacher. Budafok. 1914. (DMT A 6000.500) 140 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB. XII.11. Mälzerei Haggenmacher. Budafok. Schnitt. 1914. (DMT A 6000.1400) ABB.XII.12. Brauerei Dreher. Doppeldarre. 1870. (DMT A 1000.170a) 141 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.13. Mälzerei Haggenmacher. Darre. Heizzentrale. 1912. (DMT A 6000.1200) ABB. XII.14. Mälzerei Haggenmacher. Doppeldarre. Schnitt. 1912 (DMT A 6000.1300c) 142 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB. XII.14a. Kőbánya. Darre auf dem Betriebsgelände 1. Ansicht. (Foto: Martin Pilsitz) ABB. XII.14b. Kőbánya. Darre auf dem Betriebsgelände 1. Ansicht. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XII.15. Mälzerei Haggenmacher. Darrfaxe. Schnitt. 1912 (DMT A 6000.4100c) 143 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.15a. Darrfaxe. Ansicht. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XII.15b. Kőbánya. Darrfaxen. Darre auf dem 1. Betriebsgelände. Ansicht. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 144 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.16. Brauerei Dreher. Kőbánya. Darre. 1869. (BFL XV.17.b.312 553.1869b) ABB.XII.17. Brauerei Dreher. Kőbánya. Darre. 1870. (BFL XV.17.b.312 499.1870f.) 145 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.18. Brauhaus Krausz-Mayer. Bp.-Angyalföld. Darre. 1873. (BFL XV.17.b.312 2362.1873a.) ABB.XII.19. Brauerein Dreher. Umbau der bestehenden Darre. 1935. (DMT A 1000.360b) 146 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.20. EMRS. Planung eines Brauereibetriebes. 1888. (DMT A 7000.300) ABB.XII.21. Mälzerei Haggenmacher. Budafok. 1914. (DMT A 7000.1600b) 147 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.22. Mälzerei Haggenmacher. Darre. Budafok. 1914. (DMT A 6000.500a) ABB.XII.23. Hauptstädtische Brauerei. Konstruktion Darre (DMT A 8000.3000a) ABB.XII.24. Hauptstädtische Brauerei. Konstruktion Darre (DMT A 8000.3100) 148 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.25. Brauerei Dreher. Malzspeicher. 1869. (BFL XV.17.b.312 533.1869c) ABB.XII.26. Brauerei Dreher. Malzkastenhaus. 1870. (BFL XV.17.b.312 499.1870c) 149 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.27. Brauerei Dreher. Planung einer Brauerei. Schnitt. 1907. (DMT A 7000.900) ABB.XII.28. Brauerei Dreher. Sudhaus. Grundriss. 1911. (DMT A 1000.210) 150 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.29. Brauerei Haggenmacher. Sudhaus. Schnitt. 1909. (DMT A 6000.5400) ABB.XII.30. Brauerei Dreher. Sudraum. 1911. (Foto: Firma Dreher) 151 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.31. Brauerei Dreher. Sudhaus. Grundriss/Schnitt. 1870. (BFL XV.17.b.312 499.1870a) ABB.XII.32. Brauerei Dreher. Sudhaus. Fassade. 1870. (BFL XV.17.b.312 499.1870b) 152 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.33. Brauerei Dreher. Sudhaus. Grundriss/Schnitt. 1870. (BFL XV.17.b.312 499.1870d) ABB.XII.34. Waggonmontagewerkstatt. Königlich Ungarischen Staatsbahnen. Budapest. 1901. (MÁV archivuma. Bp. Nyugati pu. műhelyek ép. 6021 3rajz.) 153 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.35. Brauerei Dreher. Abkühlgebäude. 1870. (BFL XV.17.b.312 499.1870e) ABB.XII.36. Brauerei Haggenmacher. Gärkeller. 1909. (DMT A 6000.5700c) 154 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.37. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Grundriss und Schnitt des Gärkellers. 1909. (DMT A 5000.1200a) ABB.XII.38. Hauptstädtische Brauerei AG. Gärkeller. Schnitt. 1912. (DMT A 8000.1600) 155 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.38a. Kellersystem unter den Brauereien in Köbánya. Gesamtübersicht. (BFL XV.16.e.261.003.0001) ABB.XII.39. Brauerei Dreher. Kőbánya. Kellersystem. 1903. (DMT A 2000.100) 156 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.39a. Kőbánya. Eingang zu einem Kalksandsteinbergwerk. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XII.39b. Kőbánya. Betriebsgelände I. Mälzerei. Mischmauerwerk der Aussenwand. Kalksandstein vor Ort gefördert. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 157 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.40. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Kellersystem. (DMT A 4000.100d) ABB XII.41. Kőbánya. Lagerkeller. Abmauerung einer Eiskammer. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 158 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.42. Kőbánya. Lagerkeller. Lüftungsschacht. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XII.42a. EMRS. Kőbánya. Kellersystem. Digitalisierter 3D-Plan des Kellersytems (Nádasi-Pilsitz 2015.) ABB.XII.42b. EMRS. Kőbánya. Kellersystem. Temperaturverteilung im Raum (Nádasi-Pilsitz 2015.) 159 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.42c. EMRS. Kellersystem. Kőbánya. Geschwindigkeit der Luftbewegung im Raum (Nádasi-Pilsitz 2015.) ABB.XII.42d. Brauerei Dreher. Kőbánya. Dampfbad mit Abwärme der Dampfmaschine betrieben. 1898. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XII.43. Brauerei Haggenmacher. Maschinenhaus. Grundriss. 1909. (DMT A 6000.3100) 160 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.44. Hauptstädtische Brauerei AG. Maschinenhaus. Ansicht. 1912. (DMT A 8000.2300) ABB.XII.45. Bürgerliche Brauerei AG. Anordnung des Maschinenhauses direkt neben dem Sudhaus. 1892. (DMT A 9000.900) 161 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XII.46. Erste Ungarische Aktienbrauerei. Heute: Brauerei Dreher. Fassade nach Umbau im Jahr 1912. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 162 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XIII. Fallstudien 1: Innerstädtische Brauereibetriebe in Pest-Buda (1815-1845) ABB.XIII.1. Brauhaus Mayerffy. Standort. Pest. 1815. (BFL XV.17.b.311.szb.01256b) ABB.XIII.2. Brauhaus Mayerffy. Grundriss Erdgeschoss. Pest. 1815. (BFL XV.17.b.311.szb.01393a) 163 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIII.3. Brauhaus Mayerffy. Grundriss Obergeschoss. Pest. 1815. (BFL XV.17.b.311.szb.01393b) ABB.XIII.4. Brauhaus Mayerffy. Ansicht. Pest. 1815. (BFL XV.17.b.311.szb.01393c) 164 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIII.5. Vergleichsobjekt. Wohnhaus. Pest. 1815. (BFL XV.17.b.311.szb.02168b) ABB.XIII.6. Brauhaus Petz. Grundriss. 1815. (BFL XV.17.b.311.szb.01256a) 165 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XIV. Fallstudien 2: Frühindustrielle Brauereien (1845-1870) ABB.XIV.1. Ausschnitt Amtsblatt. 1843. (Amts-Blatt Nr. 121 zur Oesterreichisch-kaiserl.-priviligierten Wiener Zeitung vom 30. Januar 1843) ABB.XIV.2. Brauhaus Tükőry. Werbeplakat. (Firma Dreher Archiv) ABB.XIV.3. Brauhaus Tüköry. Darre. 1865. (BFL XV.17.b.311.szb.19148) 166 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.4. Brauhaus Tüköry. 1832. (BFL XV.17.b.311.szb.230b) ABB.XIV.5. Brauerei Gebrüder Kosler. Grundriss. Laibach (A). 1866. (Tietz 1867.) 167 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.6. Brauerei Gebrüder Kosler. Längsschnitt. Laibach (A). 1866. (Tietz 1867.) ABB.XIV.7. Brauerei Gebrüder Kosler. Ansichten. Laibach (A). 1866. (Tietz 1867.) ABB.XIV.8. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya (BFL Sz. F. L. P. Szép. Biz. Ir. 12940.) 168 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.9. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya (BFL XV.17.b.314 PT 21 Int. am. 5541) ABB.XIV.10. Brauhaus der Brauhausgesellschaft Kőbánya (BFL XV.17.b.314 PT 18 Int. am. 5541) 169 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.11. Brauerei in Bp.-Angyalföld. 1850 (BFL XV.17.b.311.szb.2870) ABB.XIV.12. Brauhaus Carl Rohrbacher. Kőbánya. 1850. (BFL XV.17.b.311.szb 18094a) 170 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.13. Eisgrube (BFL XV.17.b.311.szb.09767) ABB.XIV.14. (BFL XV.17.b.311.szb.18094b) 171 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.15. (BFL XV.17.b.311.szb.19466) ABB.XIV.16. Brauerei Barber-Klusemann. Kőbánya. Lageplan. 1854. (BFL XV.16.b.228.14) 172 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.17. Brauerei Barber-Klusemann. Grundriss-Schnitt-Ansicht. 1854. (BFL XV.17.b.311.szb.19622) ABB.XIV.18. Brauerei Barber-Klusemann. Künstlicher Eisteich. 1856. (BFL XV.17.b.311.szb.941.1863a) 173 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.19. Planung Abwasserkanal Kőbánya-Donau. 1864. (BFL XV.17.b.311.szb.381.860) ABB.XIV.20. Brauerei Barber-Klusemann. Erweiterung Kühlhaus. 1866. (BFL XV.17.b.311.szb.522.1866) 174 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.21. Brauerei Dreher. Grundrisse. 1860. (BFL XV.17.b.311.szb 19667a) ABB.XIV.22. Brauerei Dreher. Schnitte-Ansichten. 1860. (BFL XV.17.b.311.szb.19667b) 175 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.23. Brauerei Dreher. Kellereigebäude. (BFL XV.17.b.311.szb.19678) ABB.XIV.24. Brauerei Dreher. Ansicht. 1860. (Firma Dreher Archiv) 176 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XIV.25. Brauerei Dreher. Lageplan. 1863. (BFL XV.17.b.311.szb.524.1863) 177 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XV. Fallstudien 3: Industrielle Großbrauereien (1870-1915) ABB.XV.1. Brauerei Dreher. Lageplan. 1912. (DMT A 7000.600a) ABB.XV.2a. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. 1873. (BFL XV.17.b.312.3160/1873a) 178 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.2b. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Wohntrakt. 1873. (BFL XV.17.b.312.3160/1873b) ABB.XV.2c. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Lageplan. 1873. (BFL XV.17.b.312.3160/1873c) 179 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.2d. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Bautenstand im Jahr 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.2e. Brauerei Dreher. Neubau von Stallungen. Bautenstand im Jahr 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 180 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.3. Lagergebäude für Malz und Gerste. 1869. (BFL XV.17.b.312 553.1869c) ABB.XV.4. Brauerei Dreher. Malztenne. 1900. (DMT A 11000.700) 181 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.5. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Lageplan. (DMT A 5000.5200) ABB.XV.6. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Mälzerei mit Darre. Grundriss. 1884. (BFL 15.17.d.329.41014.5083 doboz) 182 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.7. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Mälzerei mit Darre. Schnitt. 1884. (BFL 15.17.d.329.41014.5083 doboz) ABB.XV.8. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Mälzerei mit Darre. Ansichten (BFL XV.17.d.329.41014.5083 doboz) 183 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.9. Erste Ungarische Aktienbrauerei AG. Planung einer Brauerei. 1888. (DMT A 7000.300) ABB.XV.10. Bürgerliche Brauerei AG. Lageplan. um 1900. (DMT A 3000.400) 184 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.11. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei. Grundriss. um 1900. (DMT A 9000.200) ABB.IX.12. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei. Grundriss. (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) ABB.XV.13. Bürgerliche Brauerei AG. Darre (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) 185 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.14. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei mit Darre. Ansichten (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) ABB.XV.15. Bürgerliche Brauerei AG. Mälzerei mit Darre. Ansicht Darre (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) 186 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.16. Bürgerliche Brauerei AG. Sudhaus. Grundriss (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) ABB.XV.17. Bürgerliche Brauerei AG. Sudhaus. Schnitt (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) 187 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.18. Bürgerliche Brauerei AG. Sudhaus. Kellerei. Schnitt (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) ABB.XV.19. Bürgerliche Brauerei AG. Ansicht Fassade (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) 188 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.20. Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden (Schweiz) (www.fricktal24.CH, 2014.06.23) ABB.XV.21. Bürgerliche Brauerei AG. Gesamtansicht (Foto: Firma Dreher Archiv) ABB.XV.22. Konstruktion Dach. Schnitt (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) 189 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.23. Konstruktion Decken. Schnitt (BFL XV.17.d.329.41028.5083 doboz) ABB.XV.23a. Bürgerliche Brauerei AG. Ehemaliges Büro- und Verwaltungsgebäude. Maglódi utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.23b. Bürgerliche Brauerei AG. Ehemalige Flaschenabfüllhalle. Maglódi utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 190 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.23c. Bürgerliche Brauerei AG. Ehemaliges Wohngebäude. Ansicht von Gitár utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.23d. Bürgerliche Brauerei AG. Direktorenvilla. Ansicht von Sörgyár utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.23f. Bürgerliche Brauerei AG. Direktorenvilla. Eingang. Ansicht von Sörgyár utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 191 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.23f. Bürgerliche Brauerei AG. Kamine des Kessel- u. Maschinenhauses. Ansicht von Sörgyár utca. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.24. Brauerei König Kőbánya AG. Lageplan. 1896 (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) 192 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.25. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Schnitt (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) ABB.XV.26. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Ansicht (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) 193 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.27. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Teilansicht (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) ABB.XV.28. Brauerei König Kőbánya AG. Mälzerei. Teilansicht (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) 194 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.29. Brauerei König Kőbánya AG. Darre. Umbau. 1896/1897. (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) ABB.XV.29a. Brauerei König Kőbánya AG. Gerstenlager. 1896. Ansicht von Maglódi utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 195 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.29b. Brauerei König Kőbánya AG. Gerstenlager. 1896. Ansicht von der ehemaligen Sörgyár utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.29c. Brauerei König Kőbánya AG. Gerstenlager. Teilansicht.1896. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 196 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.30. Brauerei König Kőbánya AG. Stallgebäude mit Wohnräumen für Kutscher und Diener.32 1894. (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) ABB.XV.31. Brauerei König Kőbánya AG. Gebäude für Arbeiterkantinen und –duschräume.33 1895. (BFL XV.17.d.329.éügy tervtár.41014.5083.doboz) 32 33 „Istalóélület Kocsis, szolga és inas lakás“. „Munkások éttermei- és fürdőinek épülete“. 197 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.32. Brauerei Haggenmacher. Lageplan. 1913. (DMT A 6000.2700a) ABB.XV.33. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Grundriss. 1914. (DMT A 6000.500) 198 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.34. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Schnitt. 1914. (DMT A 6000.1400) ABB.XV.35. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Schnitt Silo. Lageplan. 1914. (DMT A 6000.1600) 199 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.36. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Ansicht Fassade. 1914. (DMT A 6000.1700) ABB.XV.37. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Teilansicht Fassade. 1914. (DMT A 6000.1700c) 200 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.38. Brauerei Haggenmacher. Mälzerei. Teilansicht Fassade. 1914. (DMT A 6000.1700d) ABB.XV.38a. Brauerei Haggenmacher. Wohn- u. Verwaltungsgebäude. Ansicht von der Maglódi Straße. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.38b. Brauerei Haggenmacher. Teilansicht der Mälzerei. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 201 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.38c. Brauerei Haggenmacher. Teilansicht der Mälzerei. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.38d. Brauerei Haggenmacher. Flaschenabfüllhalle. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.38e. Brauerei Haggenmacher. Budafok. Sudhaus. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 202 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.38f. Brauerei Haggenmacher. Budafok. Getreidelager. Nicht renovierter Gebäudeteil. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.38g. Brauerei Haggenmacher. Budafok. Getreidelager. Renovierter Gebäudeteil. 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.39. Hauptstädtische Brauerei AG. Lageplan. 1930. (DMT A 8000.300) 203 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.40. Hauptstädtische Brauerei AG. Fassadenausschnitt (DMT A 8000.200a) ABB.XV.41. Hauptstädtische Brauerei AG. Gesamtansicht Maglódi utca. 1912. (Firma Dreher Archiv) 204 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.42. Hauptstädtische Brauerei AG. Fassadenausschnitt (DMT A 8000.1900) ABB.XV.43. Hauptstädtische Brauerei AG. Gestaltung Kaminkopf (DMT A 8000.2300f) 205 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.44. Hauptstädtische Brauerei AG. Mälzerei. Grundriss. 1912. (DMT A 8000.700) ABB.XV.45. Hauptstädtische Brauerei AG. Mälzerei. Schnitt. 1912 (DMT A 8000.800) 206 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.46. Hauptstädtische Brauerei AG. Wasserturm. 1912. (DMT A 8000.1200) ABB.XV.47. Hauptstädtische Brauerei AG. Schnitte. 1912. (DMT A 8000.600) 207 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.48. Hauptstädtische Brauerei AG. Gebäudebrücke. 1912. (DMT A 8000.1600a) ABB.XV.49. Hauptstädtische Brauerei AG. Gebäudebrücke. 1912. (DMT A 8000.2500) 208 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.49a. Hauptstädtische Brauerei AG. Gebäudebrücke. 1912. Maglódi utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.50. Likörfabrik Zwack. Gebäudebrücke. 1910. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 209 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.51. Hauptstädtische Brauerei AG. Sudhaus. 1912. (DMT A 8000.500) ABB.XV.52. Hauptstädtische Brauerei AG. Deckenkonstruktionen (DMT A 8000.3200) 210 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.53. Hauptstädtische Brauerei AG. Konstruktives Detail. Kellereinwurfschacht (DMT A 8000.3400) ABB.XV.54. Hauptstädtische Brauerei AG. Konstruktives Detail. Kellereinwurfschacht (DMT A 8000.3300) 211 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.55. Hauptstädtische Brauerei AG. Kegelgewölbe in der Darre (DMT A 8000.3000a) ABB.XV.56. Hauptstädtische Brauerei AG. Kegelgewölbe in der Darre (DMT A 8000.3100a) 212 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XV.57. Hauptstädtische Brauerei AG. 1912. Maglódi utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.58. Hauptstädtische Brauerei AG. 1912. Maglódi utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) ABB.XV.59. Hauptstädtische Brauerei AG. 1912. Maglódi utca. Bautenstand 2015. (Foto: Martin Pilsitz) 213 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz XVI. Begriffsbestimmungen zum historischen Industriebau in Budapest ABB.XVI.1. Porczellan és Majolika Gyár. Budapest. VII. Bezirk, Külső Dob utca 17. 1860 (Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény) ABB.XVI.2. Porczellan és Majolika Gyár. Budapest. Briefkopf mit (idealisierter) Abbildung der Fabrik (Fővárosi Szabó Ervin Könyvtár. Budapest Gyűjtemény) ABB.XVI.3. Seidenmanufaktur Valero. Budapest. Honvéd utca 24 –30. 1839. (Rados 1958. 131.) 214 Historische Industriearchitektur in Budapest 2015 Dissertation_Anhang Martin Pilsitz ABB.XVI.4. Fabrik für Feuerwehrausrüstung Walser. Budapest. VI. Bezirk. Rottenbiller utca 6. um 1890 (Edvi 1896a.) ABB.XVI.5. Maschinenbaufirma Schlick. Budapest. Külső Váci útca. um 1890 (Kahn 1893. 108.) 215