Seite 1 von 5 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 4 . 0 9 . 2 0 1 5 Wie gesund ist Bier? 107 Liter Bier trinken wir Deutschen durchschnittlich pro Jahr! Das sind fast elf Kästen! Bierliebhaber schwören auf die heilsame Wirkung des Getränkes. Es soll vor Herzinfarkt und Osteoporose schützen und sogar Krebszellen bekämpfen. Doch was ist tatsächlich dran an der Heilkraft des Bieres? Inhaltsstoffe Bier hat rund 8.000 Inhaltsstoffe, darunter mehr als 400 Duftstoffe. Der größte Anteil am Bier ist Wasser mit bis zu 93 Prozent. Damit gehört Bier zu den schwach alkoholischen Getränken. Das Malz im Bier enthält viele B-Vitamine. Die sind wichtig für das Zellwachstum, gesunde Nerven, Haut und Haare. Auch Mineralstoffe wie Kalzium, Phosphor und Magnesium kommen im Bier besonders reichlich vor. Das Kalium im Bier ist wichtig für die Regulierung des Blutdrucks, Silizium ist wichtiger Bestandteil unserer Knochen und kann Osteoporose vorbeugen. Dank des Hopfens sind gesunde sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole oder auch Gerbstoffe im Bier genauso reichlich enthalten, wie in grünem Tee oder in Rotwein. Auf die Menge kommt es an Ob Bier tatsächlich gesundheitsförderlich ist, das ist vor allem eine Frage der richtigen Menge. Die empfohlene Tagesmenge für Männer sind 20 Gramm Alkohol, das entspricht etwa 0,5 Liter Bier. Für Frauen gilt die Hälfte. In zahlreichen Studien weltweit konnte ein positiver Effekt auf das Herz-Kreislauf- System nachgewiesen werden. So kann das Herzinfarktrisiko bei moderatem Biergenuss sinken. Eine Harvard-Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass die Sterberate von Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten hatten und regelmäßig Alkohol in geringen Mengen zu sich nahmen, um 42 Prozent niedriger lag, als bei abstinenten Patienten. Verantwortlich dafür ist der Inhaltsstoff Xanthohumol. Xanthohumol Xanthohumol ist ein natürlicher Bestandteil des Hopfens, ein sogenanntes Polyphenol. Es soll entzündungshemmend wirken und freie Radikale bekämpfen, was das Bier auch für die Krebsforschung interessant macht. Der Stoff wurde bisher nur im Hopfen gefunden. Er ist aber in den meisten Biersorten nur in geringen Mengen vorhanden, weil er beim Brauprozess abgebaut wird. In China wird zurzeit erforscht, ob der Stoff auch gegen Alzheimer und Parkinson helfen könnte, denn die Substanz scheint auch Nervenzellen im Gehirn zu schützen. Doch eines ist jetzt schon sicher: Auch hier gilt, dass zu viel Alkohol dem Gehirn eher schadet. 1 Seite 2 von 5 Hopfen gegen Unruhe und Schlafprobleme Hopfen ist der wichtigste Bestandteil im Bier. Er sorgt für das bittere Aroma des Bieres und macht es haltbar. Medizinisch wirksam sind besonders die Hopfenzapfen der weiblichen Blüten. Sie enthalten Bitterstoffe wie Humulon und Lupulon sowie Bittersäuren und ätherische Öle. Hopfen wirkt beruhigend und entspannend und wird deshalb bei Schlafproblemen empfohlen – als Tee oder Hopfenbad. Möglicherweise hat der Hopfen eine ähnliche Wirkung wie das Schlafhormon Melatonin. Der Effekt des Hopfens ist mild und wirkt nicht sofort, dafür hat er aber auch keine Nebenwirkungen. Außerdem hat der Hopfen entzündungshemmende Eigenschaften und lässt sich deshalb auch gut im Gesichtswasser verwenden. Bierhefe für schöne und gesunde Haut Bierhefe entsteht als Abfallprodukt beim Bierbrauen. Schon die alten Ägypter erkannten seine Wirkung als Schönheitsmittel und Naturheilprodukt. Bierhefe ist wichtig für den Gärprozess. Ist das Bier fertig, wird die Hefe wieder herausgefiltert, damit das Bier länger haltbar ist. Die Hefe enthält viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen und Zink. Diese Inhaltsstoffe wirken sich besonders positiv auf Haut, Haare und Nägel aus. Bierhefe kann bei Hauterkrankungen wie Akne, Schuppenflechte und Hautpilzinfektionen helfen. Sie ist als Flocken zum Auftragen auf die Haut oder als Pillen als Nahrungsergänzungsmittel im Handel erhältlich. Warmes Bier gegen Erkältung – ein Mythos?! Selbst wenn viele darauf schwören: Das Bier bei einer Erkältung helfen soll, ist ein Mythos. Die meisten Infekte werden durch Viren verursacht. Bier wirkt aber bakterienhemmend und kann deshalb gegen Schnupfen- und Grippeviren nichts ausrichten. Ein kleiner Trost für Bierfans: Durch den Hopfengehalt fördert das Bier einen heilsamen Schlaf und kann so helfen, schneller wieder fit zu werden. Dazu sollte Bier mit einem niedrigen Alkoholgehalt verwendet und nicht über 40 Grad erhitzt werden, sonst verflüchtigen sich die ätherischen Öle. Vorsicht bei zu großen Mengen, denn auch hier gilt die Devise: Zu viel Alkohol stört den Schlaf eher. Bei Fieber und/oder Einnahme von Medikamenten sollte Bier mit Alkohol generell tabu sein. Patientengeschichte – Bierspülkur gegen Nierensteine Der erste Nierenstein war für Thomas K. beängstigend. Jede Bewegung war ihm zu viel. Zuerst wusste er nicht, was die starken Schmerzen auslöst. Ihm wurde heiß, kalt, er bekam Fieber und höllische Schmerzen in der Niere beziehungsweise im Rückenbereich. So beschreibt der 44-Jährige die schlimmsten Momente in seinem Leben. Dabei ist er eigentlich ein Mensch, den nichts so schnell umhaut. Er ist Tischler mit Leidenschaft, liebt die Arbeit mit Holz. Zum Feierabend trinkt er ab und zu mal ein Bier. Allerdings nicht nur zur Entspannung, sondern aus medizinischen Gründen! Denn: Thomas K. ist ein sogenannter Steinbildner. Immer wieder hat er Nierensteine. Bisher waren es insgesamt vier seit Mitte der neunziger Jahre. Doch was genau passiert da in ihm? Nierenoder Harnsteine sind zwar nur so klein wie Kiesel, dafür aber extrem schmerzhaft. Sie entstehen durch im Urin gelöste Salze oder Harnstoffe. Diese kristallisieren aus, lagern sich erst ab und klumpen dann zusammen. Oft gehen die Steine auf Wanderschaft ins Nierenbecken und in den Harnleiter. Hier können sie an Engstellen festklemmen. Versucht der Harnleiter den Stein durch das Zusammenziehen von Muskeln voranzutreiben, entstehen starke Krämpfe über Stunden – die gefürchtete Nierenkolik. Bei Thomas K. hat das schon bis zu sieben Stunden angehalten, wenn es ein großer Stein war. Das Schlimme bei ihm ist: Die Nierensteine bilden sich alle zweieinhalb Jahre immer wieder. Regelmäßige Untersuchungen beim Urologen sind deshalb für ihn Pflicht. Sein behandelnder Arzt, der Urologe Stefan Schmidt, schwört bei seinen Nierensteinpatienten auf ein altes Hausmittel: Ein, zwei Bier wenn der Stein in Bewegung gekommen ist und die Kolik nicht akut ist. Das sei immer sinnvoll. Der Grund dafür: Bier hat eine diuretische Wirkung. Das bedeutet, es wirkt harntreibend. Das 2 Seite 3 von 5 liegt zum einen am enthaltenen Hopfen und zum anderen am Alkohol. Beides regt die Nierentätigkeit an. Bier wird dadurch viel schneller wieder ausgeschieden als zum Beispiel Wasser. Zusätzlich kommt es noch zu einer Erweiterung des Harnleiters und damit ist die Passage für Steine vereinfacht, weiß Facharzt Stefan Schmidt. Und: Sogar bei der Nierenstein-Prophylaxe soll Bier hilfreich sein. Amerikanische Forscher von der Harvard Universität behaupten in einer Studie, dass Biertrinker ein um 41 Prozent niedrigeres Risiko haben sollen, Nierensteine überhaupt erst zu bekommen. Ist das Bier schuld am Bierbauch? Bier, besonders alkoholfreies, hat weniger Kalorien als Apfelsaft oder Rotwein. In einer Londoner Studie konnte kein direkter Zusammenhang hergestellt werden zwischen Männern, die Bier trinken und übergewichtig sind. Frauen, die wenig Bier trinken, seien laut der Studie sogar etwas dünner als Frauen, die gar keinen Alkohol trinken. Aber: Der Hopfen im Bier wirkt appetitanregend. Auch wenn das Bier also nicht direkt für die Kalorien verantwortlich ist, so ist es zumindest auch nicht ganz unschuldig an den überflüssigen Pfunden. Bier kann man nicht nur trinken, sondern auch damit kochen. Es eignet sich besonders für Nieren- oder Herzpatienten als Würze, um salzarm zu essen. TV-Koch Christian Henze hat extra für Hauptsache Gesund zwei schmackhafte Bier-Rezepte entwickelt. Cremiges Weißbiersüppchen mit Meerrettich und Räucherlachs Zutaten für 4 Personen: 1 kleine Zwiebel 1 Knoblauchzehe 1 EL Butter 1 EL Mehl 0,4 Liter Weißbier 0,2 Liter Brühe 0,1 Liter Sahne 0,1 Liter Milch 1 EL Meerrettich aus dem Glas Salz, Pfeffer, Zucker 8 Scheiben Räucherlachs Dill Zubereitung: Zwiebel und Knoblauch würfeln und in Butter glasig dünsten. Mehl einrühren und mit Bier ablöschen. Brühe, Milch und Sahne zugeben. Die Suppe kurz köcheln lassen, Meerrettich zugeben und fein mixen. Abschmecken. Anrichten: Die heiße schaumige Suppe in vorgewärmte Suppenteller füllen. Jeweils zwei dünne Scheiben Räucherlachs darauf arrangieren und mit Dill garnieren. 3 Seite 4 von 5 Geschmorte Kalbsbacken in Dunkelbiersauce Zutaten für 4 Personen: Marinade: 1 Flasche dunkles Bier 3 Lorbeerblätter 3 Nelken 3 Pimentkörner Kalbsbacken: 1 kg Kalbsbacken Salz schwarzer Pfeffer aus der Mühle 3 EL Öl 100 g Karotten 100 g Schalotten 100 g Knollensellerie 4 Knoblauchzehen 1 Zweig Thymian 1 EL Tomatenmark 1 EL Mehl 2 EL eiskalte Butter, in Würfeln Beilage: Kartoffel-Aprikosen-Gratin: 800 g Kartoffeln 100 g Schalotten 10 Soft-Aprikosen (klein schneiden) 200 g Sahne 300 ml Milch Salz schwarzer Pfeffer aus der Mühle Zubereitung: Die Zutaten für die Marinade mischen. Kalbsbacken einlegen und 24 Stunden gekühlt ruhen lassen, dabei ab und zu wenden. Am nächsten Tag Kalbsbacken aus der Marinade nehmen und trocken tupfen. Mit Salz und Pfeffer würzen. In einem Topf zwei Esslöffel Öl erhitzen und das Fleisch darin anbraten. Anschließend herausnehmen. Das Gemüse waschen, putzen, fein würfeln und im Fleischtopf anbraten, herausnehmen und beiseite stellen. Den Topf säubern. Das restliche Öl darin erhitzen und Gemüse und Fleisch wieder mit dazugeben. Den Knoblauch klein schneiden und mit Thymian und Tomatenmark im Topf rösten. Mehl hineinstreuen, alles einmal kräftig durchrühren und die Marinade angießen. Den Topf mit dem Deckel verschließen. Backofen auf 160 Grad Celsius vorheizen und das Fleisch darin 2 ½ Stunden garen. Herausnehmen. Die Sauce durch ein Sieb geben und etwas einkochen. Mit einem Schneebesen die Butterwürfel einrühren. Das Fleisch in die Sauce legen und warm halten, bis das Gratin fertig ist. Für das Gratin den Backofen auf 180 Grad Celsius vorheizen. Die Kartoffeln waschen, schälen und in Scheiben schneiden. Schalotten abziehen und in Ringe schneiden. Aprikosen klein schneiden. Kartoffeln, Schalotten und Aprikosen in Sahne und Milch aufkochen. Salzen und pfeffern. Alles in eine Ofenform geben und für 30 Minuten in den Backofen schieben. Die Kalbsbacken in der Sauce zusammen mit Kartoffel-Aprikosen-Gratin servieren. 4 Seite 5 von 5 Fazit: Bier eignet sich in Maßen für vielerlei Rezepte und Anwendungen. Aber: Es sollte vor allem ein Genussmittel sein. Zur Vorbeugung oder Behandlung von Krankheiten ist es nur in Absprache mit dem Arzt geeignet. Das gesündeste Bier ist alkoholfrei. Biergeschichte Bereits die Ägypter bauten Hopfen an, um daraus Bier herzustellen. Auch Römer und Griechen waren mit der Kunst des Bierbrauens vertraut. Im Altertum wurde es weniger als Genussmittel, sondern vor allem aufgrund seiner Heilwirkungen geschätzt. Man verwendete Hopfen gegen Verdauungsbeschwerden und Schlaflosigkeit. Ab dem frühen Mittelalter wurde Bier auch in Klöstern gebraut. Die Mönche tranken es als nahrhaften Ersatz während der Fastenzeit. Aber sie schätzten es auch als Heilmittel gegen Schwermut, es sollte die Regeneration nach Erkrankungen fördern und den Leib kräftigen. Paracelsus bezeichnete das Bier im 16. Jahrhundert als „göttliche Medizin“ und empfahl Bier gegen Halsbeschwerden, Ohrenschmerzen und Magenleiden. Damals enthielt das Bier allerdings wesentlich weniger Alkohol. Und genau das ist heute das Problem: Der im Bier enthaltene Alkohol zerstört viele der positiven Eigenschaften. Buchtipp Gesunde Ernährung bei Hauptsache Gesund. Die 100 besten Rezepte aus den vergangenen Jahren. Von Frühstücksrezepten über herzhafte Gerichte bis hin zu süßen Leckereien. „Hauptsache Gesund. Das Kochbuch. 100 gesunde Rezepte für jeden Tag" ISBN: 978-3-86244-756-5, 19,99 Euro, Christian Verlag, 224 Seiten. Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Gäste im Studio Prof. Dr. Sabine Westphal, Chefärztin, FÄ für Laboratoriumsmedizin, Institut für Klinische Chemie, Städtisches Klinikum Dessau Christian Henze, Hauptsache-Gesund-Koch Anschrift MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund; E-Mail: [email protected] Thema der Sendung am 01. Oktober 2015: „Endlich schmerzfrei“ 5