Team Versuchstätigkeit Maiswurzelbohrerbekämpfung mit Kalkstickstoff Mit dem Vordringen des Maisschädlings in Ostösterreich mussten trotz intensiver chemischer Eindämmungsmaßnahmen große Landstriche als natürliche Befallsgebiete ausgewiesen werden. Der Maiswurzelbohrer(in der wissenschaftlichen Fachsprache heißt dieser Schädling Diabrotica v. virgifera) wird auch Millionenkäfer genannt, nicht nur, weil er sich so rasch vermehrt, sondern weil er bei starken Auftreten Schäden in Millionenhöhe anrichten kann. Biologie des Käfers Zur Biologie des Käfers weiß man schon einiges. Etwa vier Wochen nach der Saat schlüpfen die Larven aus den Eiern und suchen nach Wurzeln der jungen Maispflanzen. Die Larven entwickeln sich über drei Larvenstadien, wobei die Larve im ersten Stadium sehr empfindlich ist und sich nur von jungen Maiswurzeln ernähren kann. Finden diese keine Maiswurzeln kann der Schädling nicht überleben. Gibt es genug Futter sprich junge Maiswurzel, so kommt es zu einem Reifungsfraß der Larven. Der Fraß der Larven kann die junge Maispflanze im Wachstum stark behindern und in der Folge zur Lagerung und teilweises Wiederaufrichten (Gänsehalssymptom) führen. Anfang Juli schlüpfen die Käfer und fressen an den Narbenfäden der jungen Kolben. Bei einem großen Käferbesatz und ungünstigen Witterungsverhältnissen kann der Schaden so groß sein, dass es zu Befruchtungsausfällen am Kolben kommt. Im Laufe des Sommers paaren sich Männchen und Weibchen, die bis zum Herbst 100 bis 200 Eier im Boden ablegen. Der Käfer ist aktiv und fliegt gut, er legt die Eier überwiegend im Mais ab, im geringeren Ausmaß aber auch in andere Kulturen, besonders wenn diese bis in den späten Herbst hinein den Käferweibchen Blütenpollen anbieten, wie zum Beispiel beim steirischen Ölkürbis. Das Insekt passt sich der Fruchtfolge an und kann ein Jahr ohne Mais auch überspringen. Der Einsatz von Kalkstickstoff soll im Jugendstadium des Maises erfolgen, wenn die Larve des Maiswurzelbohrers am empfindlichsten ist. Das ist im Larvenstadium L1. Der erste Versuch, den Maiswurzelbohrer eventuell mit Kalkstickstoff zu bekämpfen, geht der Frage nach, wann und in welcher Aufwandmenge er eingesetzt werden soll. Seite | 64 Versuchsbericht 2013 Team Versuchstätigkeit Calciumcyanamid ist, gereinigt von Calciumcarbid, als Düngemittel Kalkstickstoff im Handel. Kalkstickstoff gehört zu den in der Europäischen Union zugelassenen Düngemitteln und hat wegen des, im Zuge der Umsetzung zu pflanzenverfügbaren Stickstoffformen, entstehenden Cyanamids eine abtötende Wirkung auf verschiedene Unkräuter, tierische Schädlinge, Weideparasiten sowie Plasmodien von Plasmodiophora brassicae. Für letzteren Einsatzzweck war Kalkstickstoff in den 1980er-Jahren von der seinerzeit noch für die Pflanzenschutzmittelzulassung verantwortlichen Biologischen Bundesanstalt als Pflanzenschutzmittel zugelassen Zur Nebenwirkung gegen tierische Schädlinge durch Kalkstickstoff: Eine Düngung mit Kalkstickstoff zeigt eine bemerkenswerte schneckenbekämpfende Zusatzwirkung. Sein Vorteil liegt darin, dass er nicht nur die Schnecken, sondern auch die Schneckeneier beeinträchtigt. Gegenüber Drahtwürmern kann mit einer Kalkstickstoff-Düngung teils eine vernichtende, teils eine vertreibende Nebenwirkung erzielt werden. Die Larven von Wiesenschnaken (Tipula), Haarmücken (Bibioniden) und Strahlenmücken (Philia) können erhebliche Schäden an der Grasnarbe hervorrufen. Durch Fraß an den Wurzeln und zum Teil sogar an den Blättern bewirken sie im Extremfall ein Absterben der Pflanzen. Eine gezielte und regelmäßige Düngung der Grünflächen mit Kalkstickstoff beugt dem Auftreten der gefräßigen Larven wirksam vor. Gilt die beschriebene Wirkung auch gegen Larven des Maiswurzelbohrers? Der vorliegende Versuch liegt auf der Versuchsfeld Wagna bei Leibnitz. Der Käfigversuch ist integriert in den siebenjährigen Stickstoffsteigerungsversuch. Er ist mit drei Aufwandmengen (0 kg/ha, 300 kg/ha und 500 kg/ha) in zwei Wiederholungen angelegt worden. Die Ausbringung des Kalkstickstoffes erfolgte am 30 Mai 2013 in oberflächlicher Form. In den ersten Junitagen fielen zwar noch Niederschläge aber nur in so geringer Menge, die den Dünger nicht mehr auflösen und in die Zone des Larvenfraßes verlagern konnte. Ab der 24. Woche bis zur 35. Woche fielen keine nennenswerten Regenmengen mehr. Somit konnte es zu keiner oder nur zu einer geringen insektiziden Wirkung kommen. Die Käfige wurden in der 25. Woche aufgestellt und in der 26. Woche mit den Fangtafeln bestückt. Die Fangzahlen sind im vierzehn tägigem Rhythmus ausgezählt worden. Nach vier Wochen Ende Juli, wurden die Fangtafeln und der Lockstoff erneuert. Die Käferfänge begannen in der 26. Woche und steigerten sich bis zur 30. Woche, danach nahmen diese mit fortschreitender Trockenheit merklich ab. Ab der 34. Woche gab es keinen Käferflug und keine Käferfänge mehr. Mittel beider Auszählungen und Wiederholungen 0 kg 300 kg 500 kg Käfer/Pflanze 119 90 140 6 4,5 7 Auswertung: Der Kalkstickstoff wurde oberflächlich zur Kopfdüngung ausgebracht und konnte sich auf Grund der sommerlichen Trockenheit nicht auflösen. Es ist daher im Jahre 2013 die Wirksamkeit gegen die Larven des Maiswurzelbohrers in Frage zu stellen. Die Auswertungen der Fangzahlen geben auf jeden Fall keine Antwort auf eine Wirkung des Düngers gegen den Maisschädling. Eine Fortsetzung dieses Versuches ist nur nach einer verbesserten Anwendung des Düngers gegen den Schädling sinnvoll. Die Herstellerfirma möge zur Anwendung entsprechende Vorgaben mitteilen. Ausbringungszeitpunkt und –tiefe? Wirkungsmechanismus gegen Larven aufzeigen! Die Ergebnisse des Versuches zeigen darüber hinaus, dass sogar sieben Käfer pro Pflanze bei der höchsten Düngungsstufe zu keinen sichtbaren Schäden an den Pflanzen und Kolben geführt haben. Der Minderertrag und das Absterben der Pflanzen sind ausschließlich durch die Trockenheit eingetreten. Verfasst von: Robier Johann, DI. Dr., Versuchsreferat Foltin Kurt, DI. AGRO DS Österreich Versuchsbericht 2013 Seite | 65