BZH-NEWSLETTER Seite 1 von 1 10. Mai. 2012 2. Ausgabe 2012 Antibiotika-Resistenzen: Carbapenemresistenzcluster in Deutschland – nur die Spitze des Eisbergs? Im August 2010 kamen vermehrt Berichte über das Auftreten von Enterobakterien mit dem NDM-1 Gen auf. Dieses Gen codiert für eine Carbapenemase und sorgt dafür, dass Bakterien resistent gegen Carbapeneme werden. Carbapeneme wie Imipenem, Meropenem oder Ertapenem sind wertvolle Reserveantibiotika, die gerade bei ESBLbildenden Enterobakterien und Nonfermentern wie Pseudomonas aeruginosa oftmals die letzte „Verteidigungslinie“ darstellen. Erreger mit NDM1-Carbapenemasen wurden in Europa bislang überwiegend bei Patienten gefunden welche im Ausland (Indien, Pakistan) medizinisch betreut wurden (siehe BZH-Newsletter 5. Ausgabe 2010). Es zeigt sich nun jedoch, dass auch in Deutschland Erreger existieren, welche eine Carbapenemresistenz tragen. In NRW konnte aus fünf Pseudomonas aeruginosa Isolaten aus dem Jahr 2002 das Gen GIM-1 isoliert werden, welches das Enzym Carbapenemase GIM-1 codiert und ebenso in der Lage ist Carbapeneme und andere ßLaktam-Antibiotika zu zerstören. In den Jahren 2009 und 2010 wurde dieses Gen in weiteren Bakterien (Enterobacteriaceae) wie z.B. S. marcescens, E. cloacae, Acinetobacter sp. und C. freundii identifiziert. Problematisch ist derzeit noch die Erkennung der GIM-1 Bildner im mikrobiologischen Labor, da die Routinetestung für Carbapenemasebildung meist nur gegen Imipenem und Meropenem erfolgt. Jedoch ist hier bei der GIM-1 Carbapenemase die minimale Hemmkonzentration (MHK) meist nur im intermediären Bereich und kann daher übersehen werden. Die üblichen Tests für die Detektion von Carbapenemasen weisen Einschränkungen bei der eindeutigen Identifizierung eines GMI-1 Bildners auf. Derzeit ist eine eindeutige Identifizierung nur über PCRDiagnostik möglich, welche routinemäßig in den mikrobiologischen Labors nicht durchgeführt wird. Um ein besseres Bild der Verbreitung von Carbapenemase-Bildnern und eine eindeutige Typisierung dieser zu bekommen, wird empfohlen, Erreger mit Carbapenemase- Verdacht an der Nationale Referenzzentrum (NRZ) in Bochum einzuschicken. Dort wird eine kostenlose Identifizierung der Erreger vorgenommen. Der gesamte Beitrag über GMI-1 tragenden Erreger kann unter folgendem Link nachgelesen werden: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2012/Ausgaben/17_12.pdf?__blob=publicationFile Fazit für die Praxis: Eine zusätzliche Testung auf Ertapenem ggf. auch in Kombination mit weiterführenden Tests (z. B. Hodge-Test) kann die Identifizierung von Carbapenemasen allgemein deutlich verbessern und würde dem Kliniker helfen, sowohl krankenhaushygienisch als auch therapeutisch angemessen zu reagieren. Der Umgang mit Patienten, welche einen Erreger mit einer GMI-1 Carbapenemase tragen, kann aus dem neuen BZH-Merkblatt (Stand 2012) „ESBL-bildende Bakterien und andere multiresistente gramnegative Erreger (MRGN)“ entnommen werden. Erreger mit GMI-1 Gen sind in die Gruppe MRGN 4 eingestuft. Mit freundlichen Grüßen, Ihr BZH-Team BZH GmbH Deutsches Beratungszentrum für Hygiene Schnewlinstraße 10 D-79098 Freiburg/Breisgau T +49 761 202 678 -0 F +49 761 202 678 -11 [email protected] Weitere Informationen zu den BZH-Leistungen und unserem Fortbildungsangebot finden Sie auf der BZH-Homepage unter www.bzh-freiburg.de BZH GmbH · Deutsches Beratungszentrum für Hygiene · Schnewlinstr. 10 · D-79098 Freiburg/Brsg. · T +49 761 202 678 -0 · F +49 761 202 678 -11 · [email protected] www.bzh-freiburg.de · Zert. nach DIN EN ISO 9001: 2008 · Amtsgericht Freiburg HRB 5923 · Sitz der Gesellschaft: Freiburg · Umsatzsteuer-Ident-Nummer DE 201 386 562 Sparkasse Freiburg - Nördlicher Breisgau, Bankleitzahl 680 501 01, Konto-Nummer 100 190 50 · IBAN: DE77 6805 0101 0010 0190 50 · BIC/SWIFT-Code: FRSPDE66