WISSENSCHAFT 11 RESISTENZEN BEI TUMOR­ THERAPIEN VERMEIDEN Göttingen (elf) – Krebszellen können gefährliche Resistenzen gegen Tumortherapien entwickeln. Wissenschaftler aus Göttingen suchen nun einen Weg, um dies bei Darmkrebszellen zu verhindern. Unser Erbgut liegt in jeder Körperzelle doppelt vor. Teilt sich eine Zelle, dann wird es gleichmäßig auf die beiden neuen Tochterzellen verteilt. Doch dabei können ­Fehler auftreten. Bei Krebszellen kommen diese Fehler besonders häufig vor. Da­ durch bringt die neue Generation an Zellen zahlreiche Varianten hervor, die sich in ihrer genetischen Ausstattung voneinander unterscheiden – darunter auch Varian­ ten, die gegen die Behandlung resistent sind. Eine Forschergruppe aus Göttingen will dies nun beim Darmkrebs genauer unter­ suchen. Aus Vorarbeiten haben sie bereits eine erste Idee entwickelt. Ihre Ver­ mutung: Das sogenannte Mikrotubulisystem wird in Darmkrebszellen nicht mehr richtig reguliert. Dieses System ist ein Gerüst innerhalb der Zellen, das bei der Zellteilung wie ein Schienennetz den Weg für das Erbgut vorgibt. Das System ist in Zellen normalerweise hoch dynamisch und sehr gut reguliert, da es häufig ­umstrukturiert werden muss. In Darmkrebszellen jedoch läuft die Dynamik der ­Mikrotubuli aus dem Ruder. Sie sind auffallend flexibler als in gesunden Zellen, ­ was die Fehlverteilung des Erbguts bedingt. Die Göttinger Forscher wollen nun Wege finden, um die hohe Anpassungsfähigkeit von Darmkrebszellen einzudäm­ men und so Therapieresistenzen besser verhindern sowie Metastasierungen ­möglichst begrenzen zu können. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt über drei Jahre mit insgesamt rund 380.000 Euro. Projektleitung: Prof. Dr. Holger Bastians, Institut für Molekulare Onkologie der ­Universitätsmedizin Hodgkin Lymphome ­zielgenau behandeln Gießen/Marburg/Halle (Saale) (ko) –­ Das Hodgkin Lymphom ist ein bös­ artiger Tumor des Lymphsystems und eine der häufigsten Krebsarten bei Kindern und Jugendlichen. Obwohl fast alle Betroffenen die ersten fünf Jahre nach der Diagnose überleben, gibt es immer noch Patienten, die nicht auf die Chemotherapie ansprechen und an der Krankheit versterben. Warum sprechen viele der Patienten gut auf die Therapie an, während bei einer kleinen Gruppe die Behandlung nicht hilft? Bis heute ist dies unklar. Wissenschaftler der Universitäts­ kliniken in Gießen, Marburg und Halle (Saale) wollen nun gemeinsam der Sa­ che auf den Grund gehen. Sie vermuten, dass das schlechte Ansprechen einiger Patienten auf die Chemotherapie darauf zurückzuführen ist, dass die Hodgkin Lymphome bei ihnen auf eine andere Art und Weise entstehen. Ziel der For­ scher ist es, herauszufinden, wie sich diese Tumoren von denen mit gutem Therapieverlauf unterscheiden. Sie wol­ len klären, ob in den Tumor­zellen an­ dere Eiweißmoleküle zu finden sind, ob die entarteten Zellen von unterschied­ lichen Ursprungs­zellen abstammen und ob verschiedene Genveränderungen in den Tumorzellen vorliegen. Göttingen und Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften. Die Ergebnisse des Projekts sollen dazu beitragen, Patienten mit einer schlechten Prognose in Zukunft früher als bisher erkennen und zielgenauer behandeln zu können. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 173.000 Euro. Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Bräuninger, Prof. Dr. Stefan Gattenlöhner, beide Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Prof. Dr. Dieter Körholz, Kinderklinik Krebszellen teilen sich häufig und machen dabei besonders viele Fehler. Magazin der Deutschen Krebshilfe Nr. 2/2016 des Universitätsklinikums Halle (Saale).