Endoparasiten des Pferdes Neue Erkenntnisse zur Pferdeentwurmung Tierärztliche Praxis für Pferde Dr. Inka Kreling Eulenmühle 04.07.2012 Ektoparasiten Parasiten Endoparasiten Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Ektoparasiten Außenschmarotzer Auf der Körperoberfläche lokalisiert Milben Läuse Zecken Fliegen, Bremsen Flöhe Haarlinge Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Endoparasiten Innenschmarotzer Leben im Innern ihres Wirtes Darmparasiten Würmer Einzeller = Protozoen Gewebsparasiten Blutparasiten Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Begriffserklärung Epidemiologie: befasst sich mit dem Zustandekommen, der Verbreitung, Häufigkeit, zeitl. Dynamik und Übertragung von Infektionskrankheiten und anderen Krankheiten Präpatenz: Zeitspanne zw. dem Eindringen infektiöser Stadien des Parasiten bis zum Auftreten der ersten Fortpflanzungsprodukte des Parasiten (z.B. Eier, Larven) z.B. gr. Strongyliden 6,5 Monate, kl. Strongyliden 5,5 bis 14 Wo Patenz: Zeitspanne, in der ein erwachsener Parasit Fortpflanzungsprodukte produziert (wenige Tage bis mehrere Jahre) Post Patenz: Parasit noch im Wirt, bildet aber keine Fortpflanzungsprodukte mehr Inkubationszeit: Zeitspanne zw. dem Eindringen des Parasiten bis zum Auftreten erster klinischer Symptome Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Begriffserklärung Pathogenität: potenzielle Fähigkeit eines Parasiten eine Krankheit zu verursachen, umfasst die Gesamtheit der krankmachenden Potenzen eines bestimmten Parasiten = qualitatives Merkmal Virulenz: quantitative Angabe für die Menge an Faktoren, die allein oder im Zusammenspiel die krankmachenden Eigenschaften eines Parasiten ausmachen = Infektionskraft eines Erregers Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Wichtige Wurmarten des Pferdes Palisadenwürmer = Strongyliden Spulwurm = Parascaris equorum Zwergfadenwurm = Strongyloides westeri Bandwurm = Anoplocephala perfoliata Pfriemenschwänze = Oxyuris equi Magenwurm = Trichostrongylus axei Magendasselfliege = Gasterophilus Onchozerkose Habronematidose Lungenwurm = Dictyocaulus arnfiledi Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Oxyuren= Pfriemenschwänze Palisadenwürmer= Strongyliden Bandwurm Bandwurm Spulwurm, Zwergfadenwurm Magendassel Magenwurm Habronema Nachweisverfahren Würmer oder Teile davon im Kot Flotationsverfahren Sedimentationsverfahren Kombiniertes SedimentationsFlotations-Verfahren Larvenauswanderungsverfahren Eizählung nach Mc Master Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Makroskopische Kotuntersuchung Zum Nachweis von: – adulten Spulwürmern – Adulten Strongyliden – Oxyuren – Bandwurmgliedern – Dassellarven – Kot im Wasser aufschwemmen und durch ein Sieb filtern Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Flotationsverfahren Anmischen der Kotprobe mit einer Flotationsflüssigkeit Die leichteren Parasitenstadien steigen an die Oberfläche Schwerere Kotpartikel bleiben in Schwebe oder sinken ab => Trennung Bei starker Ausscheidung hohe Sensitivität Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Sedimentationsverfahren Suspendieren der Kotprobe mit Wasser Mehrmaliges Aufschwemmen Schwere Parasitenstadien sinken ab Trennung von Schwebstoffen Nachweis Bandwurm Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Kombiniertes SedimentationsFlotationsverfahren Längere Sedimentation Voranreicherung parasitärer Gebilde Zusätzlich die Vorteile der Flotation Hat sich in vielen Labors bewährt Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Trichterauswanderungsverfahren Über einen Trichterstutzen wird ein Silikonschlauch gezogen und mit Schlauchklemme verschlossen Kot wird im feinmaschigen Sieb in den wassergefüllten Trichter gegeben 12 Std. hängen lassen Schlauchklemme öffnen und einige Tropfen entnehmen und untersuchen Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Eizählverfahren nach Mc Master definierte Mengen Kot und Flotationslösung werden gemischt Wurmeier werden durch Flotation in einer Zählkammer (McMaster Kammer) angereichert Wurmeier pro Gramm Kot werden gezählt EpG (Strongyliden, Spulwurm) Bestimmung des Infektionsverlaufes bei einem Tier oder einer Herde Ziel: Ermittlung von hohen Strongyliden-Ei-Ausscheidern Kontrolle Therapieerfolg Bei geringen Eizahlen hohe Standardabweichungen Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Kotkultur Kot wird im Glas im Dunkeln bei 2527° für 7-10 Tage inkubiert (bebrütet) Mischung mit Leitungswasser Umstülpen auf Petrischale Nach 12 Std. einige Tropfen Wasser untersuchen Larve III der Strongyliden Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Eizahlreduktionstest (EZRT) Nachweis der Wirksamkeit von Anthelmintika (Entwurmungsmitteln) Kotproben vor und 10-14 Tage nach der Entwurmung Mittlere Eizahlreduktion sollte bei >95% liegen Letzte Wurmkur muss ausreichend lange zurückliegen (12 Wochen) Nur Pferde mit EpG >100 Exakte Dosierung und vollständige Applikation Finanzieller Aufwand hoch => wenigstens Kotproben (ggf. Sammelkotproben) nach Entwurmung => wenn positiv, dann aber EZRT Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Dünndarm Zwergfadenwurm Spulwurm Bandwurm Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Spulwurm = Parascaris Equorum Besonders bei Fohlen und jüngeren Pferden Entwicklung einer Immunität (bis zum Alter von max. 3 Jahren) 15-45 cm lang Strohhalmdick weiß-gelblich-hellgrau Pferd, Esel andere Equiden (Zebra) Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Spulwurm Lebenszyklus: 10-16 Wochen Perorale Infektion => Körperwanderung Dünndarm-Leber-Lunge-Dünndarm Eier und Larven auf der Koppel Eier sind in der Aussenwelt sehr resistent gegen äußere Einflüsse (Monate bis Jahre) Fohlen höchste Eiausscheidung im Alter von 16-18 Wochen Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwicklungszyklus Spulwurm Pferd Präpatenz 72-115 Tage, Ausscheidung von Eiern bis max. 2 Jahre Eier im Kot Nach 1 Wo Larven über Lebervenen, Herz und Lungenarterien in Lunge, bohren sich in die Lungenbläschen => hochgehustet ⇒Abgeschluckt => nach 23 Tagen wieder im Dünndarm => geschlechtsreif 25-27°, nach 10-15 Tagen Larve III Aufnahme der larvenhaltigen Eier Schlüpfen der Larven im Dünndarm => über Pfortadersystem nach 24-48 Std. in Leber Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Schadwirkungen Hauptsächlich bis zum Alter von 2 Jahren klinisch manifest, Ausbildung einer Immunität Intestinalsyndrom (Darm) – – – – – – wechselhafter Appetit Durchfall Abmagerung, struppiges Fell Anämie rezidivierende Koliken Ileus (Darmverschluß durch Larvenanschoppung) => Durchbruch mit Bauchfellentzündung Schadwirkungen Pulmonales Syndrom (Lunge), Husten Leberschäden mit Leistungsabfall ZNS-Syndrom – Stoffwechselprodukt – Einwanderung der Larven ins ZNS Subklinische Verlaufsform – bei erwachsenen Pferden – bei Fohlen und Jährlingen mit geringgradigem Befall Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Nachweis Spulwürmer Würmer im Kot Eier in der Kotprobe Flotation McMaster Verfahren Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Bandwurm (Anoplocephala perfoliata) 2,5 bis 5 cm lang und 7,5 - 15mm breit mehrere Arten, alle weltweit verbreitet, in Europa dominiert Anoplocephala perfoliata Anoplocephala magna, Paranoplocephala mamillana Equiden (Pferde, Esel, Maultiere, Maulesel, Zebra) Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwicklungszyklus Bandwürmer Lebensdauer im Pferd mind. 6 Mon.=> Infektion in vorhergehender Weideperiode => Eiausscheidung im Folgejahr Pferd Präpatenz 6-10 Wochen od. länger Aufnahme der Moosmilbe mit dem Weidegras Proglottiden Ei mit Onkosphäre Moosmilbe, nimmt Eier auf ⇒Entwicklung der Zystizerkoide ⇒in 2-4 Monaten Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Schadwirkungen Meist subklinisch-chronisch, leistungsmindernd Verdauungsstörungen wechselhafter Appetit, Gewichtsverlust rezidivierende Koliken Durchfall Anämie Spontanruptur (=Durchbruch) des Dünndarms weltweite Verbreitung, in den letzten Jahren steigende Tendenz Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Schadwirkungen A. perfoliata – => ausgeprägte Entzündungserscheinungen am Übergang vom Dünndarm zum Blinddarm (Ileocaecalklappe) – heftige Kolikerscheinungen, Spasmen – spastischer Ileus od. Verstopfungsileus – Darmruptur mit Bauchfellentzündung Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Bandwurmbefall: Bandwurmnachweis oft zufällig Höhere Sicherheit durch Untersuchung vieler Kotproben im Bestand Nachweis bei einem Pferd => mutmaßlich alle betroffen Einmal Bandwurm => immer Bandwurm Entwurmung im Herbst Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Nachweis Bandwürmer Eier/Proglottiden im Kot oder in der Kotprobe Kombiniertes SedimentationsFlotationsverfahren Besser als reine Flotation In größeren Beständen bei Untersuchung gr. Anzahl von oder allen Pferden McMaster Verfahren Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Dickdarm Strongyliden = Palisadenwürmer Oxyuren = Pfriemenschwänze Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Palisadenwürmer = Strongyliden 3 Arten:S.vulgaris, S.equinus, S.edentatus Weltweit am häufigsten Pferde aller Altersklassen und Rassen Körperwanderung parasitierender Larven 1,5 bis 5cm lang rotbraun Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Große Strongyliden Wichtigster Vertreter Strongylus vulgaris = Blutwurm – Larven wandern durch die Darmschleimhaut in Blutgefäße ein – Entzündung der Gefäßwände – Aneurysmen (lokale Ausbuchtungen) – Thrombosen (Verstopfung eines Gefäßes durch Blutpfropf (durch Gerinnung entstanden) Entwicklungszyklus S.vulgaris Pferd Einwandern in das Darmlumen, Nach 6-8 Wo geschlechtsreif Über Blutstrom zurück in Darm, lokale Entzündung, Zerstörung der Gefäßwand => umliegendes Darmgewebe Wurmknötchen Präpatenz 6,5-7 Mon. Eier im Kot Entwicklung zur Larve III 90.-120. Tag p.i. präadulte Larven Gefäßwanderung, nach 11 Tg.p.i. in vorderer Gekrösewurzel, bei Abschwemmung auch Befall anderer Organe => absterben, ein Teil wandert weiter => Gewebsschäden Larve III orale Aufnahme Im Blinddarm und Dickdarm nach 4-5 Tg. zur Larve IV Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 S.Vulgaris Lebenszyklus 6-11 Monate Aufnahme infektiöser Larven beim Grasen auf der Koppel Körperwanderung je nach Art durch Arterien (S.vulgaris), Leber (S.equinus, S.edentatus), Bauchhöhle (S.equinus) Eier und Larven auf der Koppel Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Schadwirkungen Strongylus vulgaris – Gefäßwandentzündungen – embolisch-thrombotische Kolik – Aneurysmen – intermittierendes Hinken – Gefäßruptur mit Todesfolge – Encephalitis verminosa (verirrte Larven) Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Schadwirkungen Andere Arten und Strong.vulgaris Larvenstadien: – intermittierendes Fieber – Verdauungsstörungen – Kolikerscheinungen – Entwicklungsstörungen – Gewichtsverlust Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Schadwirkungen Adulte (erwachsene) Strongylus-Arten: – abhängig von der Befallsstärke(klinisch manifest, subklinisch-chronisch) – rezidivierende Koliken – Durchfall – wechselhafter Appetit – Entwicklungsstörungen – Leistungsminderung – Abmagerung – struppiges Haarkleid – Anämie Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Nachweis große Strongyliden Eier in Kotprobe Flotation, McMaster Eier sind mikroskopisch nicht von den kleinen Strongyliden zu unterscheiden! Larvenanzucht! um differenzieren zu können Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Strongylideneier Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Adulte Große Strongyliden Kleine Strongyliden = Cyathostominose Weltweit verbreitet 4-26mm lang weiss (Larven rötlich) zahlreiche Arten, bis zu 10 verschiedene pro Tier sehr gefährlich enzystierte Larven in der Dickdarmwand Erkrankung mit massivem Durchfall kann tödlich enden Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Lebenszyklus 6-14 Wochen Aufnahme der infektiösen Larven auf der Koppel beim Grasen Im Pferd Larven in der Darmwand und adulte Würmer im Darmlumen Entwicklung der Larve III zu Larve IV in der Darmwand dauert im Durchschnitt 1-2 Monate (histotrope Phase) Statt der normalen Entwicklung ist eine Entwicklungshemmung in der Darmwand bis zu 3 Jahren möglich (hypobiotisches Stadium) Hypobiose = Entwicklungsverzögerung Sehr kleine, knapp 0,5mm gr Larven III, bis zu 400 pro Quadrat cm Darmwand Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Lebenszyklus Entwicklungsverzögerung tritt verstärkt ab Juli auf und nimmt zum Herbst hin zu Meistens verlassen die hypobiotischen Stadien gegen Winterende die Darmwand und entwickeln sich zur geschlechtsreifen Form Dadurch kommt es zu einem Anstieg der Eiausscheidung in den Frühjahrsmonaten Hypobiose wird durch Infektionsdosis, Virulenz der Larven III und durch die Anzahl und das Alter der im Darm befindlichen adulten Würmer beeinflusst Immunstatus der Pferde spielt scheinbar keine große Rolle Warum Hypobiose? => 1. Entwicklungsstadien überwintern im Wirt 2. vor Immunabwehr geschützt 3. vermehrte Eiausscheidung zu einer epidemiologisch günstigen Zeit im Frühjahr Eier und Larven können auf Weiden überwintern => Kontamination der Weiden direkt zu Weidebeginn Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwicklung der Infektionslarven In Mitteleuropa von April bis Oktober da Mindesttemp. von ca. 10° erforderlich Im Spätherbst abgesetzte Eier => in der Regel im gleichen Jahr keine Larvenentwicklung mehr Ca. 5% der überwinterten Eier bleiben entwicklungsfähig Bei 12-35° nimmt die Anzahl und Geschwindigkeit der Entwicklung infektiöser Larven zu Optimale Temperatur 20-25° Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Saisonales Auftreten der Larven Überwinterte Infektionslarven persistieren bis Mai/Anfang Juni Beweidete Weideflächen (ältere Pferde) => Eiausscheidung => ab Juli/August Erhöhung der Larvendichte Fohlenweide => ähnlicher Verlauf aber Kontamination der Pflanzen mit Infektionslarven höher Ab Juli optimale Umgebungsbedingungen deshalb viele Infektionslarven Wandern aus Kot aus, bis zu 30cm horizontal und 10cm vertikal an Gräsern Bei extremer Trockenheit Unterbrechung der Entwicklung Passive Verbreitung durch Regen (Larven und Kot) Mechanische Verbreitung durch Insekten => größtes Infektionsrisiko für Pferde in der zweiten Hälfte der Weideperiode Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Schadwirkungen Abhängig von Befallsstärke Intermittierende Koliken Abmagerung schlechtes Haarkleid Anämie Durchfall: synchrone Massenauswanderung der enzystierten Larven in des Darmlumen mit massiver Schädigung der Darmwand (larvale Cyathostominose) starker Flüssigkeitsverlust, oft mit Todesfolge od. chronischer Verlauf Ödeme an Gliedmaßen, Bauch und Brust Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Nachweis Eier in der Kotprobe Sichtbarer Befall Flotation Oder kombinierte Sediment.-Flotation Oder McMaster Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Chronische Cyathostominose Kleine Strongyliden im Darmlumen Vorgeschichte Bekannter Parasitenbefall im Stall bzw. auf der Weide Entwurmung von Neuzugängen? Alter der Tieres Jahreszeit Weidegang ja/nein -zusammen/alleine Weide-/Stallmanagement Parasitenkontrollprogramme ja/nein Entwurmungen – – – Anzahl welcher Wirkstoff wann letzte Wurmkur/welches Produkt Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Klinischer Befund Meistens unspezifische Symptome – Appetitlosigkeit – Leistungsabfall – schlechtes Fell – Abmagerung – Durchfall – wenige parasitenassoziierte charakteristische Anzeichen Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Blutuntersuchung Meistens keine spezifische Aussage Anämie eosinophile Granulozyten Kleine Strongyliden – Hypoproteinämie – Hypoalbuminämie – Hyperbetaglobulinämie Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Kotuntersuchung Positiv => Parasitenbefall des Pferdes bzw. Bestandes Negativ => schließt Befall mit Würmern nicht aus! Weil: 1. nur geschlechtsreife Würmer scheiden Eier aus 2. keine Eiausscheidung durch Wanderlarven der Gr. Strongyliden 3. keine Eiausscheidung durch Schleimhautlarven der Kl. Strongyliden 4. unregelmäßige Eiausscheidung der Bandwürmer Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 7 Studienergebnisse (Ergebnis der LMU München) 99 Pferde: 9x Bestimmung der Eizahl / Weideperiode Entwurmung ab 250 EpG 1. Jahr 2. Jahr Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Honeder et al. 2010 Ausscheidung von Strongyliden-Eiern (Ergebnis der LMU München) Abhängingkeit vom Alter Eier pro Gramm Kot Durchschnittliche Eiausscheidung pro Pferd 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 alle Pferde n = 129 5 Jahre oder jünger n = 24 6 Jahre oder älter n = 105 März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Nov. Becher et al. 2010 Ausscheidung von Strongyliden-Eiern (Ergebnis der LMU München) März Mai Juli Sept. Nov. Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Becher et al. 2010 Ausscheidung von Strongyliden-Eiern (Ergebnis der LMU München) • • • • Höhe der Eiausscheidung abhängig von: Egg shedding consistency Alter Ausscheidung der Koppelpartner Hygiene auf Paddocks und Koppeln Honeder et al. unveröffentlicht Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Wirkstoffe zur Wurmbekämpfung beim Pferd Benzimidazole (BZ) z.B. Panacur, Rintal Pyrimidine (PYR) (Pyrantelembonat(pamoat) z.B. Banminth, Hippoparex, Jernadex Makrozyklische Laktone (ML) 1. Avermectine(Ivermectin) z.B. Ivomec, Eraquell 2. Milbemycine (Moxidectin) Equest Praziquantel (Bandwurm) Droncit Gel Einzelpräparat oder Equest Pramox, Eqvalan Duo, Equimax Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 AR = Anthelmintikaresistenz AR gegen einen Wirkstoff liegt vor wenn sich in einer Population die Anzahl der Parasiten wesentlich erhöht hat, die aufgrund einer angeborenen Widerstandsfähigkeit von diesem Wirkstoff nicht abgetötet werden Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Resistenzentwicklung S.vulgaris ist kaum mehr nachweisbar Kleine Strongyliden massiv gg. Benzimidazole und geringgradig auch gg. Pyrantel England: Donkey Sanctuary Resistenzen der kl. Strongyliden gg. alle Wirkstoffe nachgewiesen Spulwurm gegen makrozyklische Laktone (haupts. Ivermectin) Wirkungsdauer der einzelnen Wirkstoffe verkürzt sich (insb. der ML bei einigen Populationen der kl. Strongyliden von ursprünglich mind. 9 Wochen auf unter 5 Wo) => beginnende Resistenzproblematik Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Resistenzentwicklung Häufige Behandlungen Wiederholt zu niedrige Dosierungen Fehlende Kontrolle der Wirksamkeit Entwurmung ohne Diagnostik Entwurmung ohne Kenntnis des Infektionsdruckes im Bestand Drastische Reduzierung der Refugien Refugium: Anteile der Gesamtwurmpopulation eines Tierbestandes, die keinem Selektionsdruck durch das Entwurmungsmittel ausgesetzt sind Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Refugien z.B. bei kl. Strongyliden: a) Larven auf der Weide b) eingekapselte Larven Würmer und Larven in unbehandelten c) Pferden z.B. bei den Spulwürmern: a) Sehr widerstandsfähige und langlebige Eier in der Außenwelt b) Wandernde Larven Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Parasitenspektrum S. vulgaris weitgehend verschwunden Kl. Strongyliden wegen der weiten Verbreitung großes Potential zur Gefährdung von Gesundheit, Wohlbefinden, Leistunsgbereitschaft Kl. Strongyliden bei Auftreten der larvalen Cyathostomiasis auch Todesfälle Spulwurm = Problemparasit bei Fohlen und Jungpferden Bandwurm nachweisbar, aber keine Resistenzbildung Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Parasitenkontrollprogramme Intervallentwurmung Strategische Entwurmung Selektive Entwurmung Ganzjahres tägliche Entwurmung übers Futter Hygienemaßnahmen Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Intervallentwurmung Sehr nützlich in sogenannten high-risk Populationen oder bei intensivem Management (= Pferde sind einer stark kontaminierten Umgebung ausgesetzt) alle Pferde einer Aufstallung sollten entwurmt werden Entwurmung während des ganzen Jahres mit einem Wirkstoff in bestimmten Abständen: – Benzimidazole alle 4-6 Wochen – Pyrantel alle 5 Wochen – Ivermectin alle 8-10 Wochen – bei nicht dasselwirksamen Mitteln wenigstens einmal z.B. Ivermectin zwischendurch Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Strategische Entwurmung Abhängig von saisonalen Übertragungsfaktoren soll Spitzeneiproduktion verhindern damit Verringerung der Umgebungskontamination lokale Übertragungsmuster müssen bekannt sein und ständig überprüft werden alle Pferde einer Aufstallung werden entwurmt => undifferenziert!!! Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Selektive Entwurmung Während des ganzen Jahres nur Pferde mit positiver Kotprobe werden entwurmt (>250 EpG) häufige Kotproben aller Pferde organisatorisch oft schwierig, gerade bei ganzjährlicher Weidehaltung Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Tägliche Entwurmung übers Futter Mit Pyrantelpamoat organisatorisch oft schwierig, z.B. bei Weidehaltung werden Pferde im Sommer nicht unbedingt täglich zugefüttert Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Hygienemaßnahmen Weidemanagment Stallmanagement Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Weidemanagement/Paddockhygiene Überbesatz vermeiden (ideal 2 Pfd./ha) Nutzung von Nachmahdweide Wechselbeweidung mit Wiederkäuern (nur im Jahresrhythmus) Regelmäßiger Weidewechsel Absammeln der Kothaufen 2x wöchentlich Düngung mit Kalkstickstoff möglichst keine gemeinsame Beweidung mit Eseln (Lungenwürmer) Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Stallmanagement Gründliche Entmistung 1x täglich regelmäßige Säuberung mit Dampfstrahlgerät Wände trocken halten (Larven klettern) sorgfältige Miststapelung (hohe Temperaturen) Fliegenbekämpfung (Zwischenwirte für Rollschwänze) keine gemeinsame Haltung mit Eseln Keine Bodenfütterung Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Entwurmungsstrategie neu überdenken!!!! Zunehmende Anzahl von Resistenzen Verkürzte Wirkdauer der Entwurmungsmittel zu beobachten Neue Wirkmechanismen gegen Pferdewürmer in den nächsten Jahren nicht zu erwarten Müssen mit den zur Zeit auf dem Markt befindlichen Wirkstoffen auskommen => nachhaltige Parasitenbekämpfung!!!!! Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Ziel AR Entwicklung verhindern bzw. verzögern Regelmäßig Informationen sammeln zum aktuellen Wurmbefall im Bestand mittels Kotprobenuntersuchung a) welche Wurmarten kommen vor? b) Welche Wurmkuren wirken im Bestand c) wie hoch ist die Eiausscheidung der einzelnen Pferde Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Gegensätzliche Meinung auch folgende Folien durch Freie Universität Berlin EpG gut zur Überprüfung der Wirksamkeit von Entwurmungsmitteln durch den Eizahlreduktionstest BZ und Pyr mittlere EZR von >90% ML mindestens 95% Aber! Negativer Befund schließt Anwesenheit von Würmern nicht aus => keine Korrelation zw. Quantitativem Befund und Wurmbürde Quantitative Bestimmung schwankt im Bereich von bis zu 100 Eiern => schlechte Reproduzierbarkeit, besonders bei Proben mit niedrigem EpG Sinnhaftigkeit der EpG Zahlen als Entscheidungskriterium für oder wider Wurmbehandlung??? Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Selektive Entwurmung Freie Universität Berlin Bei Pferden älter als 4 Jahre Jüngere Tiere nach wie vor regelm. nach einem Programm entwurmen da Immunität noch schwach entwickelt ist und Erkrankungsrisiko besteht Grundlage ist wissenschaftliche Erkenntnis, dass Empfänglichkeit für Infektion mit kl. Strongyliden unterschiedlich ist => hohe Ausscheider selektieren, für Kontamination der Weide hauptverantwortlich Zielt hauptsächlich auf die Verringerung der Weidekontamination, nicht auf die Beseitigung der Wurmbürde der einzelnen Pferde Finanzieller Aufwand Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Selektive Entwurmung Freie Universität Berlin Es werden alljährlich die starken Ausscheider wiederholt behandelt Abstände zwischen Behandlungen z.B. abhängig von der Wirkdauer des eingesetzten Wirkstoffes = Zeitdauer bis zum Wiederauftreten der Eiausscheidung. Z.B. bei empfindlichen Populationen von kl. Strongyliden bei BZ und Pyr 4 Wo, bei Ivermectin 8 Wo und bei Moxidectin 12 Wo Dadurch werden >4 Jahre alte Pferde weniger häufig entwurmt als bei der strategischen Behandlung Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Allgemeine Empfehlungen Freie Universität Berlin Berücksichtigung von: Vorliegendem Wurmbefall Zur Verfügung stehende Anthelmintika Epidemiologische Situation Alter der Tiere Physiologischer Zustand Funktion (Zucht, Sport, Freizeit) Haltungsbedingungen Management Optimal 1x jährlich EZRT Neue Pferde bei Zustallung behandeln, Erfolgskontrolle nach 14 Tagen, solange Quarantäne Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Spezifische Empfehlungen Freie Universität Berlin Ein universelles Behandlungsschema gibt es nicht!!! Gutes parasitologisches Monitoring => sensitivste Methode Einzelkotproben Untersuchungsabstand richtet sich nach Präpatenz, Pathogenität und jahreszeitlich variierendem Infektionsrisiko Fohlen => alle 3-4 Wochen Jährlinge und erw. Pferde während der Weidesaison alle 2-3 Monate Kostensenkung eventl. durch Sammelkotproben von bis zu 5 Tieren pro Gruppe Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Spezifische Empfehlungen Freie Universität Berlin Positives Untersuchungsergebnis => Behandlung aller Tiere der entsprechenden Alters-/Haltungsgruppe Gezielter Wurmmitteleinsatz Behandlungsfrequenz in meisten Betrieben bei 2-3 pro Jahr und Wirkstoffgruppe Keine signifikante AR Selektion Ziel der Resistenzvermeidung erreicht Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Spezifische Empfehlungen Freie Universität Berlin Behandlung gg. Spulwurmbefall im 3monatigen Abstand Entwurmung gg. Bandwurm in der Mitte und am Ende der Weidezeit Magendasseln: Aufstallungsentwurmung nach Ende der Weidesaison Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Vorgehen (LMU München) Konkretes Vorgehen im 1. Jahr: Diagnostik: 1x Kombinierte Sedimentation-Flotation 4x Bestimmung Eizahl (McMaster) > Identifikation der hohen Eiausscheider > Entwurmung der hohen Eiausscheider > 14-21 Tage nach Entwurmung Kontrollkotprobe (McMaster) Entwurmung: - Hohe Strongyliden - Eiausscheider ab 200 EpG - Bei nachgewiesenem Spulwurm- und Bandwurmbefall - Nach der Aufstallung bei Vorkommen von Magendasseln - Quarantäne - Entwurmung bei neuen Pferden Vorgehen(LMU München) Konkretes Vorgehen ab 2. Jahr: Geringer Ausscheider: 2x McMaster Hohe Ausscheider (mind. 1mal >200 EpG): kontinuierliche Entwurmung + Eizahlreduktionstest Zusätzliche Entwurmungen: Bei nachgewiesenem Spulwurm- und Bandwurmbefall Nach der Aufstallung bei Vorkommen von Magendasseln Quarantäneentwurmung bei neuen Pferden Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Zusammenfassung (LMU München) Entwurmung ohne Diagnostik: > Resistenzentwicklung > fehlende Info, ob angewendetes Behandlungsschema wirksam Wir wissen nicht, was wir tun!! Die Kleinen Strongyliden sind heute dominant. Nur wenige Pferde scheiden hohe Zahlen an Strongylideneiern aus. Hohe Eiausscheider sind zuverlässig mit Bestimmung der Eizahl (McMaster) identifizierbar. Überprüfung des Parasitenkontrollprogrammes Wiederholte Kotproben nehmen (Einzeltier, Sammelproben) – z.B. am Tag der Entwurmung und 1014 Tage später Larvenauswanderungsverfahren (zur Unterscheidung zwischen kleinen u. großen Strongyliden) Weide-Larvenzählungen: Isolierung von Larven in einer definierten Menge Gras Fazit Grundsätzlich ziehen alle an einem Strang Reduzierter Einsatz von Entwurmungsmitteln wichtig AR Resistenzen vermeiden Einzelkotproben sensitivste Methode Entwurmung nur nach Kotprobenergebnis Es gibt kein universelles Entwurmungsprogramm!!!, muss individuell erstellt werden Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Fazit Fohlen alle 2-3 Monate mit BZ oder Pyr Positives Kotprobenergebnis => a) nur Einzeltier entwurmen? b) alle aus der Gruppe/Bestand entwurmen? Bei Bandwurm/Spulwurmnachweis selbst wenn nur bei einem Tier => alle entwurmen Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Meine Meinung: Selektive Entwurmung sinnvoll, haupts. erw. Pferde Schon nach 2 Kotprobenuntersuchungen Tendenz ablesbar wer Hauptausscheider ist Weidekontamination wird gesenkt => dadurch auch Risiko der Infektion geringer Es findet ein fortlaufendes Monitoring statt In den Versuchsbetrieben ist es nicht zu massenhaften Erkrankungen wg.Nichtentwurmung gekommen Je nach Situation muss/kann man individuell entscheiden welches Pferd Wurmkur bekommt Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012 Es zieht ein Gewitter auf, wir müssen alle etwas dagegen tun!!! Entwurmung beim Pferd Dr. Inka Kreling Juli 2012