Was ist Logik? Was ist Logik? • Geschichte der Logik eng verknüpft mit Philosophie • Sprache zur Darstellung von Wissen, Problemen, Lösungen • Begriff Logik wird im Alltag vielseitig verwendet • Logik untersucht, wie man aus Aussagen andere Aussagen ableiten kann • Beschränkung auf "folgt notwendigerweise" • Ableitung von Aussagen aus anderen • Logik als Grundlage für andere Gebiete: Mathematik, Informatik, künstliche Intelligenz Wenn es regnet, dann wird die Strasse nass. Es regnet. ---------------------------Die Strasse wird nass. • Logik zur Darstellung der Semantik natürlicher und künstlicher Sprachen Vögel können fliegen. Tweetie ist ein Vogel. ---------------------------Tweetie kann fliegen. • Logik als Modell für menschliches Denken • verallgemeinert zur universellen Schlussregel (modus ponens): Wenn A, dann B. A ---------------------------B • andere Logiken 1 2 Aussagenlogik Wahrheitstabellen • atomare Sätze (Aussagen) Negation "Die Sonne scheint." P W F "Es regnet." • atomare Sätze können wahr (W) oder falsch (F) sein ¬P F W Konjunktion • durch logische Operatoren zusammengesetzte Sätze "Die Sonne scheint." ∨ "Es regnet." • Wahrheitwert zusammengesetzter Sätze wird eindeutig aus den Wahrheitwerten der Komponenten bestimmt P W W F F Q W F W F P∧Q W F F F Q W F W F P∨Q W W W F • Aussagen werden durch Grossbuchstaben bezeichnet Disjunktion P W W F F 3 4 Wahrheitstabellen Vorrangsregeln Implikation • zusammengesetzte Ausdrücke mit Operatoren brauchen Vorrangsregeln P W W F F F⇒Q Q W F W F P⇒Q W F W W • Reihenfolge: Negation vor Konjunktion vor Disjunktion vor Implikation/Äquivalenz "ex falso quodlibet" • im Zweifelsfall Klammern setzen Äquivalenz P W W F F Q W F W F mehreren • Beispiel A ∧ ¬B ∨ C ⇒ D ⇔ (((A ∧ (¬B)) ∨ C) ⇒ D) P⇔Q W F F W 5 6 Wahrheit Umformungen • Tautologien sind Aussagen, die immer wahr sind P ∨ ¬P • de Morgan Regeln ¬(P ∨ Q) ⇔ ¬P ∧ ¬Q ¬(P ∧ Q) ⇔ ¬P ∨ ¬Q • Kontradiktionen sind Aussagen, die immer falsch sind P ∧ ¬P • Implikation kann durch Negation und Disjunktion ausgedrückt werden (P ⇒ Q) ⇔ ¬P ∨ Q • Tautologie und Kontradiktion Eine Aussage ist genau dann eine Kontradiktion, wenn ihre Negation eine Tautologie ist. • Aussagen sind erfüllbar, wenn sie durch eine Belegung mit Wahrheitwerten wahr gemacht werden können P∨Q • Aussagen sind widerlegbar, wenn sie durch eine Belegung mit Wahrheitwerten falsch gemacht werden können P∨Q 7 • ähnlich können Implikation durch Negation und Konjunktion Äquivalenz durch Negation, Konjunktion und Disjunktion Äquivalenz durch Implikation und Konjunktion • logische Operatoren sind nicht unabhängig; was braucht man mindestens? • adäquate Mengen von Operatoren: {¬, ∨} {¬, ∧} {nand} P nand Q ⇔ ¬ (P ∧ Q) {nor} P nor Q ⇔ ¬ (P ∨ Q) 8 Implikation und Äquivalenz Syntax der Aussagenlogik • P ⇒ Q sei wahr • Sprache LA der Aussagenlogik • Wenn P wahr ist, dann muss auch Q wahr sein. • rekursive Definition der wohlgeformten Aussagen (Formeln) der Aussagenlogik • Wenn P falsch ist, dann kann Q wahr oder falsch sein. 1. Die Buchstaben A, ..., Z (möglicherweise mit Indizes) sind wohlgeformte atomare Aussagen; ebenso die logischen Konstanten t und f . • P wird als stärker, Q als schwächer bezeichnet. • W ist die schwächste Aussage, F die stärkste. 2. Wenn P und Q wohlgeformt sind, dann auch •F⇒ W • In P ⇒ Q wird P hinreichende Voraussetzung für Q genannt, Q notwendige Bedingung für P. • In P ⇔ Q wird P h i n r e i c h e n d e und n o t w e n d i g e Bedingung für Q genannt. (¬ P ) (P ∧ Q) (P ∨ Q) (P ⇒ Q) (P ⇔ Q) P und Q sind Variablen, die für Aussagen stehen. 9 Deduktion in der Aussagenlogik 10 Deduktion in der Aussagenlogik • mechanische Herleitung von Zeichenketten aus anderen Zeichenketten • Axiome (Tautologien) t ((¬ f) ⇒ t) ( t ⇒ (¬ f)) • Axiomenschemata zur Gewinnung neuer Axiome (P ⇒ (Q ⇒ P)) (((P ⇒ Q) ⇒ P) ⇒ P) ... (P ⇒ (P ∨ Q)) (Q ⇒ (P ∨ Q)) ... (t ⇒ (P ∨ ( ¬P))) ((P ∨ ( ¬P)) ⇒ t) (f ⇒ (P ∧ ( ¬P))) ((P ∧ ( ¬P)) ⇒ f) ... ((P ⇔ Q) ⇒ (P ⇒ Q)) ((P ⇔ Q) ⇒ (Q ⇒ P)) ... • Schlussregeln (Inferenzregeln) (P ⇒ Q) ⇒ (¬Q ⇒ ¬P) Modus Ponens: Aus P und (P ⇒ Q) schliesse Q. (P ⇒ (¬( ¬P))) ((¬( ¬P)) ⇒ P) ... • Andere Herleitungssysteme ((P ∧ Q) ⇒ P) ((P ∧ Q) ⇒ Q) nichtlogische Axiome, die einen Anwendungsbereich beschreiben und keine Tautologien sind ... natürliche Deduktion 11 12 Deduktion in der Aussagenlogik Deduktionstheorem • W ⊆ LA sei eine Menge wohlgeformter Formeln • Deduktionstheorem • M W ⊆ LA die Menge aller unter der Voraussetzung von W herleitbaren Formeln besteht aus W ⊆ LA sei eine Menge wohlgeformter Formeln P, Q wohlgeformte Formeln W dann gilt: allen Axiomen W ∪ {P} |− Q genau dann, wenn W |− (P ⇒ Q) allen aus den Axiomenschemata gewonnenen Formeln • Spezialfall allen durch die Schlussregel abgeleiteten Formeln, d.h. sind P und (P ⇒ Q ) unter der Voraussetzung W ableitbar, dann ist auch Q unter der Voraussetzung ableitbar W ∪ {¬P} |− f keinen weiteren Formeln d.h. genau dann, wenn W |− (¬P ⇒ f) W |− P • Deduktionsrelation |− ⊆ P(L A ) x LA wird definiert durch M|− W, genau dann, wenn W unter der Voraussetzung M herleitbar ist |− ⊆ P(L A ) x P(LA ) wird definiert durch M|− N, genau dann, wenn jede Formel in N unter der Voraussetzung M herleitbar ist reflexiv: M |− M monoton: R|− S und Q ⊇ R, dann Q |− S 13 14 Konsistenz Semantik der Aussagenlogik • Aussagenlogik ist konsistent • atomare Aussagen erhalten ihren Wahrheitswert durch eine Interpretation in einem Wertebereich, z.B. der externen Welt nicht jede wohlgeformte Formel ist herleitbar, d.h. speziell nicht f und (P ∧ ( ¬P)) keine Formel kann zusammen mit ihrer Negation abgeleitet werden • Inkonsistenz wird bei der Herleitung vererbt • Belegungen V sei die Menge aller Variablen, die für atomare Aussagen stehen Funktion IV: V --> {W, F} heisst Variablenbelegung • Menge M wohlgeformter Formeln heisst inkonsistent, wenn f unter der Voraussetzung M ableitbar ist Funktion I: L A --> {W, F} heisst Belegung, wenn folgende Gleichungen gelten I((P ∧ Q)) = I(P) ∧ I(Q) I((P ∨ Q)) = I(P) ∨ I(Q) (P ∧ ( ¬P)) unter der Voraussetzung M ableitbar ist P und ( ¬P) unter der Voraussetzung M ableitbar sind jede beliebige Formel unter der Voraussetzung M ableitbar ist, d.h. alles herleitbar ist I((P ⇒ Q)) = I(P) ⇒ I(Q) I((¬P)) = ¬I(P) I(t) = W I(f) = F • Theorem Jede Variablenbelegung kann genau auf eine Art zu einer Belegung fortgesetzt werden und jede Belegung kann auf eine Variablenbelegung eingeschränkt werden. 15 16 Modelle Formeln und Modelle • Modelle • Eine Formel heisst I: LA --> {W, F} sei eine Interpretation und Q eine Formel. erfüllbar, wenn es eine Interpretation gibt, die ein Modell dieser Formel ist Q ist wahr in der Interpretation I, wenn I(Q) = W widerlegbar, wenn es eine Interpretation gibt, die kein Modell dieser Formel ist I wird ein Modell von Q genannt tautologisch, wenn jede Interpretation ein Modell dieser Formel ist es kann mehr als ein Modell geben Menge aller Modelle M kontradiktorisch, wenn es keine Interpretation gibt, die Modell dieser Formel ist • Modellrelation |= ⊆ M x LA wird definiert durch I|= Q, genau dann, wenn I ein Modell von Q ist |= ⊆ M x P(LA ) . Ist W eine Menge von Formeln und I ein Modell, dann gilt I|= W, d.h. I|= Q für jede Formel aus W. • Möglichkeiten tautologisch und erfüllbar erfüllbar und widerlegbar kontradiktorisch und widerlegbar • Eine Menge von Formeln heisst erfüllbar, wenn es ein Interpretation gibt, die ein Modell für jede Formel der Menge ist. • Eine endliche Menge von Formeln ist genau dann erfüllbar, wenn sie widerspruchsfrei ist. 17 Folgerungsrelation 18 Korrektheit und Vollständigkeit der Aussagenlogik • Folgerungsrelation • Aussagenlogik ist korrekt ||− ⊆ P(LA) x P(LA) M und N sind Mengen aussagenlogischer Formeln M ||− N genau dann, wenn jedes Modell der Menge M auch ein Modell der Menge N ist, d.h. ∀I ∈(Menge der Modelle): (I|= M) ⇒ (I|= N) (1) Eine unter bestimmten Voraussetzungen ableitbare Formel ist unter diesen Voraussetzungen auch wahr und gültig. (2) M und N sind Mengen aussagenlogischer Formeln. Wenn M |− N gilt, dann auch M ||− N. • Aussagenlogik ist vollständig (1) Eine unter bestimmten Voraussetzungen gültige Formel ist unter diesen Voraussetzungen auch ableitbar. (2) M und N sind Mengen aussagenlogischer Formeln. Wenn M ||− N gilt, dann auch M |− N. • Aussagenlogik ist vollständig und korrekt, d.h. wir können semantische Folgerung mit Deduktion gleichsetzen. • Logische Programmierung 19 20 Beweise in der Aussagenlogik Unvollständigkeit der Aussagenlogik • Ist P unter der Voraussetzung M herleitbar, bzw. gültig? • Eine Menge von Formeln heisst syntaktisch unvollständig, wenn es eine Formel derart gibt, dass weder die Formel noch ihre Negation aus der Menge abgeleitet werden kann. Syntaktische Methode: man leitet P mit Hilfe der Axiome und Schlussregeln aus M ab. Problem: kombinatorische Beweisschritte Explosion der Semantische Methode: man zeigt, dass P in jedem Modell von M gültig ist (-> Wahrheitstafeln). • Eine Menge von Formeln heisst semantisch unvollständig, wenn es eine Formel derart gibt, dass weder die Formel noch ihre Negation aus der Menge folgt. Problem: für n atomare Aussagen gibt es maximal 2n Möglichkeiten für die Wahrheitswerte 21 22 Normalformen Normalformen • unterschiedliche Darstellungen der gleichen Formel, z.B. • Beispiel Ausgangsformel t ⇒ (B ∧ C) P = (¬ (¬P)) ¬((P ∨ Q)) = (¬P )∧(¬ Q) 1. Schritt: ⇒ und ⇔ durch ¬, ∨ und ∧ ersetzen • konjunktive Normalform: Konjunktion von Disjunktionen von Atomen oder negierten Atomen D1 ∧ D2 ∧ ... ∧ Dn Di = Li1 ∨ Li2 ∨ ... ∨ Lim Lij (negiertes) Atom • disjunktive Normalform: Disjunktion von Konjunktionen von Atomen oder negierten Atomen K1 ∨ K2 ∨ ... ∨ Kn Ki = Li1 ∧ Li2 ∧ ... ∧ Lim Lij (negiertes) Atom • konjunktive (disjunktive) Hauptnormalform: Reihenfolge der Atome wird festgelegt ¬t ∨ (B ∧ C) ⇔ f ∨ (B ∧ C) 2. Schritt: t durch (P ∨ ¬P) und f durch (P ∧ ¬P) ersetzen (P ∧ ¬P) ∨ (B ∧ C) disjunktive Normalform 3. Schritt: Distribution von ∨ und ∧ (P ∧ ¬P) ∨ (B ∧ C) ⇔ (P ∨ (B ∧ C)) ∧ (¬P ∨ (B ∧ C)) ⇔ (P ∨ B) ∧ (P ∨ C) ∧ (¬P ∨ B) ∧ (¬P ∨ C) konjunktive Normalform • Zu jeder wohlgeformten aussagenlogischen Formel gibt es genau eine konjunktive Hauptnormalform und eine disjunktive Hauptnormalform, die zueinander äquivalent sind. • Zwei aussagenlogische Formeln sind genau dann äquivalent, wenn sie die gleiche konjunktive (disjunktive) Hauptnormalform besitzen. 23 24