Berichterstattung vom Kongress, 19. Februar 2014 vom Medienpartner des DKK 2014 Springer Medizin Pressekontakt für den Deutschen Krebskongress 2014: [email protected] Erfolge – Skepsis – Hoffnung Immunologische Krebstherapie im interdisziplinären Blick Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center in Berlin, legte die Messlatte hoch: Bei der allogenen Stammzelltransplantation lassen sich bei einigen akuten Leukämien durch die Etablierung eines „frischen“ Immunsystems etwa die Hälfte der Patienten heilen. Davon sind andere immuntherapeutische Ansätze in der Onkologie noch weit entfernt. Licht und Schatten beim malignen Melanom Die Checkpoint-Blockade mit dem auch in Deutschland zugelassenen Antikörper Ipilimumab ermöglichte eine Verdoppelung des Anteils der Langzeitüberlebenden beim unresezierbaren metastasierten Melanom [1]. Das ist eine wirklich gute Nachricht. Die schlechte Nachricht dabei ist aber auch: 80% profitieren immer noch nicht, betonte Prof. Dr. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dazu kommen zum Teil erhebliche Nebenwirkungen, für die zwar inzwischen ein gutes Therapiemanagement etabliert werden konnte; trotzdem können seiner Erfahrung nach nicht alle Patienten alle vier Zyklen der Therapie erhalten. Dazu kommt, dass man klinisch zu Beginn der Therapie wenig sieht – oft vergehen Wochen, bis das Ansprechen beurteilbar ist. Prostatakarzinom: Zuerst nichts zu sehen, aber letztendlich leben die Patienten länger Das ist beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRCP) noch frappierender, berichtete Prof. Dr. Peter Albers, Direktor der Urologischen Klinik der Universität Düsseldorf. Die Stimulation des Immunsystems mit Sipuleucel-T führt zunächst zu keinem messbaren Ansprechen, aber am Ende leben die Patienten länger. Die Therapie beruht auf gezielt aktivierten T-Zellen, die gegen das Tumorantigen PAP gerichtet sind. Dazu werden autologe dendritische Zellen mit dem Fusionsprotein PA2024 inkubiert und später reinfundiert. In der Studie, die zur Zulassung in den USA geführt hat, verlängerte diese Immuntherapie das progressionsfreie Überleben nicht, das Gesamtüberleben aber um 4,1 Monate [2]. Bei aller Freude über dieses Ergebnis bleibt Albers zurzeit bei der Bewertung von Sipuleucel-T kritisch, weil es noch nicht möglich ist, den Therapieerfolg im Verlauf zu messen. Eine weitere immuntherapeutische Option, die beim Prostatakarzinom geprüft wird, ist die rekombinante PSA-TRICOM-Vakzine, eine transgene virusbasierte Vakzine mit Genen für PSA und drei T-Zell-stimulierenden Molekülen. In einer Phase-II-Studie zeigte sich damit beim mCRPC ein Überlebensvorteil von 8,5 Monaten gegenüber der Kontrolle [3]. Auch hier gilt laut Albers: „Zuerst sieht man nichts, aber am Ende leben die Patienten länger.“ Aber er ist optimistisch: „Wenn sich das Pressekontakt für den Deutschen Krebskongress 2014: [email protected] Berichterstattung vom Kongress, 19. Februar 2014 vom Medienpartner des DKK 2014 SpringerMedizin bestätigen würde, hätten wir in dieser Situation wirklich etwas erreicht.“ Eine entsprechende Phase-IIIStudie läuft derzeit an. Monotherapie reicht nicht Einig waren sich die Experten, dass eine einzelne Immuntherapie auch zukünftig nicht ausreichend erfolgreich sein wird. Beim metastasierten Melanom konnte bereits gezeigt werden, dass der CTLA4Antikörper Ipilimumab und der PD-1-Antikörper Nivolumab auf unterschiedliche Weise wirken und daher auch nach Versagen des jeweiligen anderen Antikörpers effektiv sein können [4]. Auch erste klinische Daten der Phase I zur Kombination beider Antikörper sind so vielversprechend, dass eine Phase-III-Studie anlaufen soll. Von 33 Patienten mit einem fortgeschrittenen metastasierten Mammakarzinom hatten im Rahmen der Phase-I-Studie 23 im Sinne einer Tumorreduktion angesprochen und nach einer medianen Beobachtungszeit von 14 Monate nur sieben ein Rezidiv erlitten [5]. Fast die Hälfte der Patienten zeigte ein Jahr nach Therapiebeginn eine Tumorreduktion von mehr als 80%, betonte Grabbe. Beim mCRCP fehlen für eine Kombination von Sipoleucel-T mit anderen Therapien noch wichtige Schritte, die vorab zu klären sind, meint Albers. So hofft er, dass eine Boosterung der Impfung die Effektivität der Therapie möglicherweise noch erhöhen könnte. Bisher wird die sehr aufwändige und teure Therapie nur einmal verabreicht. Sollte sich ein Boostereffekt belegen lassen, sieht er perspektivisch vor allem die Kombination dieser – verstärkten – Immuntherapie mit konventionellen, nicht-immunologischen Therapien beim mCRPC. Zusätzliche Literatur/Verweise im Text [1] Hodi FS et al. N Engl J Med 2010; 363: 711-723 [2] Kantoff PW et al. N Engl J Med 2010; 363: 411-422 [3] Kantoff PW et al. J Clin Oncol 2010; 28: 1099-1105 [4] Weber JS et al. J Clin Oncol 2013; 31 (Suppl ASCO Annual Meeting): Abstract 9011 [5] Gibney GT et al. J Clin Oncol 2013; 31 (Suppl ASCO Annual Meeting): Abstract 9056 Autorin: Friederike Klein Springer Medizin 2