bioMérieux 20. Oktober 2016 Die faszinierende Welt der intestinalen Würmer Dr. Hanspeter Marti Helmintheninfektionen weltweit Ascaris Trichuris Hakenwürmer Schistosomiasis Lymph. Filaria Strongyloides FBT Onchocerca 0 200 Millionen 400 600 800 1000 Fürst et. al. Lancet 2011 1200 Praktisches zu den Helminthen Helminth ist ein allgemeiner Begriff für einen parasitären Wurm Die Helminthen umfassen die Egel (Trematoda), Bandwürmer (Cestoda) und die Rundwürmer (Nematoda) Gewisse Helminthen sind hermaphroditisch; andere getrenntgeschlechtlich Helminthen sind gross (> 1 mm bis > 1 m) Infektionswege Durch den Mund (oral) Durch die Haut (percutan) Wasser Vom Erdboden Nahrung Aus dem Wasser Hände Durch Überträger 1. Mücken 2. Bremsen „Froschpflaster“ Präpatenz und Lebensdauer verschiedener Würmer Spezies Präpatenz Lebensdauer Madenwurm 20-40 Tage Wochen Spulwurm 60-70 Tage 1 Jahr Hakenwurm 20-35 Tage 6 Jahre Peitschenwurm 60 Tage 5-10 Jahre Zwergfadenwurm 30 Tage > 30 Jahre Pärchenegel 30-40 Tage 4-30 Jahre Fadenwurm 150-400 Tage 10-18 Jahre Nachweismethoden Die diversen Nachweismethoden haben unterschiedliche Sensitivitäten für verschiedene Parasiten Eine Verdachtsdiagnose erleichtert die Wahl der optimalen Nachweismethode Beachte: Gewebsparasiten sind schwierig zu entdecken Parasiten werden oft unregelmässig ausgeschieden Schistosoma haematobium: kumulierte Prävalenz von 5 Urinfiltrationen 100% 80% 60% 40% 20% 0% Tag 1 Tag 2 alle infektionen Tag 3 Tag 4 nur schwere Infektionen Tag 5 Sensitivität von SAF-Untersuchungen (n=1869) Parasit Sensitivität (1 Unters.) falsch negative bei 3 Stühlen E. histolytica 61.2 % 5.8 % G. lamblia 75.0 % 1.6 % T. trichiura 88.8 % 0.1 % A. lumbricoides 91.6 % < 0.1 % Hakenwürmer 77.4 % 1.2 % Empfindlichkeit diverser Techniken für Helminthennachweis 100 90 80 70 60 % 50 40 30 20 10 0 Ascaris Trichuris Hakenwürmer Sed + F-E S. mansoni SAF Strongyloides Strongyloides stercoralis Die Kombination zweier Methoden erhöht die Sensitivität 45% n = 71 21% Baermann & Kultur 34% Kultur Baermann Praktisches zu den Helminthen • Symptome meist chronisch • In der Mehrzahl “harmlos” • Diagnose durch Nachweis von Würmern/Wurmteilen/Eier • Eosinophilie oft, aber nicht immer vorhanden • Serologie als Suchtest und Verlaufskontrolle • Therapie: Einsatz spezieller Medikamente • Therapiekontrolle ! Symptome verschiedener Würmer Wurm Symptome Madenwurm Juckreiz am After Spulwurm Trockener Husten; Darmverschluss Hakenwurm Trockener Husten; Anämie Peitschenwurm Dysenterie, Rektumprolaps Zwergfadenwurm Hautläsionen; Juckreiz; Bauchschmerzen Pärchenegel Fieber; Bauchweh, Blut im Stuhl/Urin Fadenwürmer Fieber, Lymphstauung, Juckreiz, Knoten Hunde- und Fuchsbandwurm Potentiell tödliche Zysten v.a. in der Leber Helminthen im Überblick Nematoden (Rundwürmer) – ohne Zwischenwirte: Intestinale Nematoden – mit Zwischenwirt: Filarien Trematoden (Saugwürmer, Egel) – Blut, Leber, Lunge, Intestinaltrakt Cestoden (Bandwürmer) – Intestinale Zestoden – Gewebezestoden Unterreich Metazoen Stamm Klasse Gattung – Beispiele Nematoden Ascaris (Rundwurm) Rundwürmer; erscheinen rund im Querschnitt, sie haben Körperhöhlen, einen geraden Verdauungstrakt und einen Anus Trichuris (Peitschen-) Ancylostoma (Haken-) Necator (Haken-) Enterobius (Oxyuren) Strongyloides (Zwergfadenwurm) Plathelminthen Zestoden Plattwürmer; dorsoventral abgeplattet, keine Körperhöhle, Adulte Bandwürmer leben im Darm ihres Wirtes Scolex mit Saugnäpfen segmentierter Körper ohne Verdauungstrakt Segmente hermaphrodit. blind endender Verdauungstrakt Taxonomische Klassierung der Helminthen Taenia (Bandwurm) Trematoden Fasciola (Leberegel) Unsegmentiert, abgeplatted, 2 Saugnäpfen, ohne “Kopf” blind endender Verdauungstrakt hermaphroditisch Ausnahme Schistosomen: zweigeschlechtig und rund Schistosoma (Päärchenegel, nicht abgeplattet, getrenntgeschlechtlich) Saugwürmer Rundwürmer Bandwürmer Allgemeine Morphologie Trichuris trichiura Trichuris trichiura Enterobius vermicularis Ascaris lumbricoides Ascaris: Adulte Ascaris: Eier Pathogenese • Die Migration der Larven durch die Lunge kann leichtes Fieber verursachen, sowie Husten, blutiges Sputum und Asthma. Diese Klinik wird Löffler Syndrom genannt. • Eosionophilie • Nur wenige Würmer in der intestinalen Phase verursachen keine oder nur vage Symptome • Ein starker Wurmbefall kann zu folgender Klinik führen: • Blinddarmentzündung • Blockade des Gallengangs oder des ganzen Darms • Perforation des Darms Eosinophilie und Helminthen Inducing factors Migration of parasites in tissue Häufig Mischinfektionen! Hakenwürmer Hakenwürmer Ancylostoma duodenale Necator americanus Endemiegebiete der Hakenwürmer www.stanford.edu Hakenwürmer saugen Blut Necator: 0.03 ml Blut/Wurm/Tag Ancylostoma 0.15-0.5 ml Blut/Wurm/Tag 10 8 ml/Tag Pemba 6 n = 50 / Gruppe 4 2 0 negativ leicht < 1000 mittel stark > 5000 Epg Ei des Hakenwurms Strongyloides stercoralis Adulte Weibchen im Duodenum Wanderung via Blut & Lunge in den Darm Wanderung via Blut & Lunge in den Darm Ei Autoinfektion im Darm Autoinfektion durch die Haut Ausscheidung von Larven Infektion durch die Haut durchdringende Larven Entwicklung zum infektiösen Stadium Freilebender Zyklus Prävalenz nach Ländern 34 Strongyloides stercoralis: L1 Genitales Primordium Mundbucht Strongyloides = short Hakenwürmer = lang Strongyloides stercoralis: L3 S. stercoralis: Weibchen mit L3 Vor einer Organtransplantation muss eine Infektion mit Strongyloides ausgeschlossen werden! Achtung: Auch der Spender kann infiziert sein! Parasiteninfektionen als Folge einer Organtransplantation wurden schon beschrieben für Plasmodium, Trypanosoma, Toxoplasma, Leishmania…. Trematoden Trematoden adulte Würmer Trematoden (Saugwürmer, Egel) Blut Pärchenegel (Schistosoma spp.) Leber Grosser Leberegel (Fasciola hepatica) Kleiner Leberegel (Dicrocoelium dendriticum) Chinesischer Leberegel (Clonorchis sinensis) Intestinal Grosser Darmegel (Fasciolopsis buski) Lunge Lungenegel (Paragonimus westermani) Dicrocoelium dendriticum Fasciola hepatica, der grosse Leberegel Natürliche Wirte: Hasenarten Schafe und Kühe Infizierte Zwischenwirte (Lymnaea truncatula) werden in ME gefunden Chinesischer Leberegel – Clonorchis sinensis 15 x 30 μm; mit Operculum am schmalen Ende; mit deutlichen Schultern; kleiner Pfropf gegenüber; mit Miracidium Schistosomiasis Schistosomiasis Lebenszyklus Schistosomen Eier S. haematobium S. mansoni Bulinus sp. Biomphalaria sp. Die Zerkarie, das infektiöse Stadium Schistosomiasis Adulte Würmer sind nicht pathogen Pathologie wird verursacht durch Eier, die im Gewebe stecken bleiben und zur Bildung von Granulomen führen Strategien zur Kontrolle Bandwürmer (Cestoden) Mehrere Tausend Arten 1. Nur wenige von human-medizinischer Bedeutung Kopf (Scolex) 1. Verankerung: Saugnäpfe, Haken Glied (Proglottid) 1. Einheitlicher Bau: zwittriger Geschlechtsapparat, kein Mund, kein Darm Vielgliedrig – ► lang, echter Bandwurm z.B. Schweinebandwurm (Taenia solium) Weniggliedrig – ► kurz, z.B. Hundebandwurm (Echinococcosus granulosus) Kopf eines Bandwurms Grösse von Bandwürmern im Menschen • Fischbandwurm 15 m • Schweinebandwurm 7m • Rinderbandwurm 5m • Zwergbandwurm 40 mm Taenia solium Taenia saginata Taenien Taenia Eier Eier: Taenia sp. : 31 – 43 μm; gelb-braun Proglottiden T. solium T. Saginata 7-12 Uterusäste/Seite >14 Uterusäste/Seite Zystizerkose Finne (Cysticercus) Neurozystizerkose Aufnahme von T. solium Eiern via kontaminierte Lebensmittel Schweinekot Faeces von mit T. solium infizierten Personen Reverse Peristaltik Fischbandwurm Fischbandwurm Epidemie in CH … im Juni 2006 EID, Jackson et al 2007 Fischbandwurm Diphyllobothrium latum Zwergbandwurm (H. nana) Hymenolepis nana Rattenbandwurm (H. diminuta) Zwerg & Rattenbandwurm ~ 45 μm ~ 70 x 80 μm Onchosphäre mit 6 Haken Polfäden Keine Polfäden H. nana H. diminuta