Diagnose Krebs - Goldenes Kreuz

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EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
MÄRZ 2015
WWW.KREBSRATGEBER.AT
DIAGNOSE KREBS
Aus dem Inhalt
Hämatoonkologie
Notwendigkeit der personalisierten Krebstherapie
Brustkrebs
Fortschritte der
Therapiemöglichkeiten
Immuntherapie
Ein altes Bündnis
neu geschmiedet
JA ZUM
LEBEN SAGEN
Bianca Schuster erzählt über ihre Erfahrungen mit der
Diagnose Brustkrebs und ihrem ganz neuen Lebensgefühl
Unser Immunsystem
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FOTO: © ANDREA STREIT
Komplementäre
Therapie
Ergänzende Medizin
bei Krebs
2 · MÄRZ 2015
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VORWORT
IMPRESSUM
Rund 40.000 Menschen erkranken in Österreich
jährlich an Krebs. Viele können dank modernster
Diagnose- und Therapiemöglichkeiten
geheilt werden. Dort, wo leider keine Heilung
möglich ist, gelingt es aber zunehmend, das Leben bei
bestmöglicher Lebensqualität zu verlängern.
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MEDIAPLANET AUSTRIA
FOTO: ISTOCKPHOTO / ALEKSANDARNAKIC
TIPPS DER
REDAKTION
Bestmögliche
Lebensqualität in allen
Phasen der Krebserkrankung
D
Univ.-Prof.Dr. Paul Sevelda
Präsident der Österreichischen
Krebshilfe
„Eine gute Lebensqualität geben Betroffene
meist dann an, wenn sie
mit den momentanen
Umständen zufrieden
sind.“
ie Entstehung von
Krebs ist ein komplexer Prozess, dem
vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Warum wir tatsächlich an Krebs
erkranken, ist noch weitgehend unerforscht. Jeder Mensch kann aber
einen Beitrag dazu leisten, sein persönliches Risiko zu reduzieren:
durch einen gesunden Lebensstil
(Nichtrauchen, wenig Alkohol, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, vernünftiger Umgang mit
Sonnenbestrahlung usw.) und die
Impfung gegen HPV. Leider ist das
aber keine Garantie, nicht an Krebs
zu erkranken. Wichtig ist, dass die
Möglichkeit von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen wahrgenommen wird (z.B. Mammografie,
Darmspiegelung,Krebsabstrich etc.),
denn die Behandlung von Vorstufen
bzw. des Frühstadiums einer Krebserkrankung steigert die Heilungschancen erheblich und ist für PatientInnen auch weniger belastend.
Die Angst vor der Diagnose
Die Diagnose „Krebs“ ist immer
ein Schock. Schwärzeste Phantasien tauchen auf und eine emotionale Achterbahn belastet PatientInnen und Angehörige. Viele haben
auch Angst davor, dass die Lebensqualität zwangsläufig schlecht sein
muss. Dies mag zwar zu bestimmten Zeitpunkten so sein - gilt aber
nicht generell - und hängt vom medizinischen Verlauf der Erkrankung
genauso ab wie vom Zusammenspiel zwischen Arzt und Patient, der
medizinischen und pflegerischen
Versorgung und wie es Patienten
und Angehörigen gelingt, mit der
Krankheit zurechtzukommen. Eine gute Lebensqualität geben Betroffene meist dann an, wenn sie
mit den momentanen Umständen
zufrieden sind. Das erfordert unter
Umständen aber auch ein Akzeptieren von Einschränkungen und
Verlusten und andererseits einen
Blick für das, was dennoch möglich
ist. Die Einschätzung der Lebensqualität hängt aber auch vom allgemeinen psychischen Wohlbefinden
(Angst, Depression etc.), sozialen
Beziehungen (Freundschaften, Familie etc.) und Leistungsfähigkeit
im Alltag (Beruf, Freizeit etc.). Psychologische Hilfe - für PatientInnen
wie für Angehörige - ist eine wichtige Unterstützung im Verlauf einer
Krebserkrankung. Die KrebshilfeBeraterInnen sind psychoonkologisch erfahrene klinische und GesundheitspsychologInnen, die sich
Zeit nehmen, zuhören und konkret
helfen.
Zurück in den Alltag
Für den Großteil der Patienten steht
aber nicht „nur“ die Krankheitsbewältigung im Mittelpunkt, sondern
immer mehr sorgen sich auch um
ihre materielle Existenz. Betroffene werden aus dem Arbeitsleben
gerissen und fürchten – in vielen
Fällen zu Recht - um ihre berufliche Zukunft. Auch nach dem Ende
der oft monatelangen Krebstherapien können PatientInnen meist
noch nicht nahtlos wieder in den
(Berufs-) Alltag einsteigen. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist häufig noch immer beeinträchtigt und
auch psychische Probleme belasten.
Allerdings würde die Mehrheit aller
KrebspatientInnen einen stufenweisen Wiedereinstieg sehr begrüßen. Deshalb wird eine Vereinbarkeit von Krebs & Beruf in Form eines
„Teilzeitkrankenstandes“ bzw. eines „stufenweisen Wiedereinstiegs
in den Beruf nach Krebs“ gefordert.
In Österreich ist diese leider immer
noch nicht vorgesehen.
10
Univ.- Prof. Dr.
Shahrokh F. Shariat über die
kontinuierlichen Fortschritte
bei der Prostatakrebstherapie
15
Hilde Kössler von der
Österreichischen Palliativgesellschaft über die
Notwendigkeit einer altersgerechten Pflege und Therapie
Lebensqualität nach der
Behandlung
Trotz großer Fortschritte in der
Krebstherapie verlieren leider immer noch 25-30 Prozent aller PatientInnen den Kampf gegen Krebs.
Doch auch wenn die Heilung einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung nicht möglich ist, bedeutet das nicht das Ende aller
medizinischen Maßnahmen, im Gegenteil: Die Palliativmedizin und
Palliativpflege konzentriert sich auf
Schmerz- und Symptombehandlung sowie die Linderung von psychischen, sozialen und spirituellen Problemen – mit dem Ziel, eine
größtmögliche Lebensqualität für
PatientInnen und Angehörige zu gewährleisten. Wir erleben es täglich
in der Betreuung von PatientInnen
und Angehörigen, wie wichtig Palliative Care ist und setzen uns dafür ein, dass es hier zu einem deutlichen und dringend notwendigen
Ausbau von Stationen, aber auch zu
einer notwendigen Aufklärung und
Schulung von MedizinerInnen und
Pflegepersonal kommt.
UNIV.-PROF.DR. PAUL SEVELDA
DIAGNOSE KREBS,
5. AUSGABE, MÄRZ 2015
Managing Director: Gregor W. Köstler
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3 · MÄRZ 2015
WWW.KREBSRATGEBER.AT
INFO
Rund 40.000
Neuerkrankungen jährlich
Die heimischen Krebsforscher schlagen Alarm: Die
Zahl der Krebsdiagnosen
erhöht sich ständig. Allerdings steigen gleichzeitig
die Heilungschancen – wenn
die Krankheit rechtzeitig
erkannt wird. Ein Expertengespräch mit Dr. Hellmut
Samonigg.
troffenen. Frauen sollten ab 20 eine jährliche Genitaluntersuchung
durchführen lassen. Ab 30 Jahren kommt die Krebsvorsorge der
Brust und ab 35 Jahren eine Untersuchung auf Hautkrebs hinzu. Bei
Männern sollte die Vorsorge mit einer Hautkrebsuntersuchung ab 35
beginnen, mit 45 Jahren auch die
Vorsorge bei Prostata und Genital.
Darmkrebsuntersuchungen sollten
beide Geschlechter ab 50 alle ein bis
zwei Jahre durchführen lassen.
■ Gibt es eine genaue Zahl der
momentan an Krebs Erkrankten
in Österreich?
Die gute Nachricht zuerst: In den
Bereichen der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen gab
es in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte. Die schlechte Nachricht folgt auf dem Fuß: Der
Anstieg der Diagnosen ist besorgniserregend, wobei dies auf die Alterung unserer Bevölkerung zurückzuführen ist. Im Jahr 2000 gab
es rund 190.000 Krebskranke in Österreich, 2010 bereits 298.000 und
im Folgejahr wurde erstmals die
300.000 überschritten.
■ Wie viele erkranken jährlich?
Bezugnehmend auf den Vergleich
von Neuerkrankungen pro Altersgruppe gibt es eine durchaus positive Beobachtung. Es gibt zwei Zahlen,
die die Entwicklung illustrieren. Die
Zahl der Neuerkrankungen fiel altersstandardisiert von 465,3 Personen pro 100.000 Einwohner im Jahr
2000 auf 461,7 im Jahr 2010. Forscher
rechnen mit einer Rate von 451 im
Jahr 2020, das bedeutet rund 39.000
Neuerkrankungen pro Jahr. Nach-
Dr. Hellmut
Samonigg
Präsident der
Österreichischen
Gesellschaft für
Hämatologie &
Medizinische
Onkologie
■ Wie steht es um die
Heilungschancen?
Eine Krebserkrankung äußert sich
in verschiedenen Ausprägungen,
daher können diesbezüglich kaum
generelle Aussagen getroffen werden. Entscheidend ist, dass der
Tumor früh genug erkannt wird. In
den vergangenen 15 Jahren ist die
statistische Krebssterblichkeit allerdings beobachtbar gesunken. Daran hat die Darmkrebsfrüherkennung einen massiven Anteil.
DIAGNOSE KREBS
Frühzeitige Diagnosen, können die
Heilungschancen erheblich steigern.
FOTO: ISTOCKPHOTO / CHOJA
dem die österreichische Bevölkerung immer älter wird und Krebs
insgesamt eine Erkrankung des
höheren Lebensalters ist, dürfte die
Zahl der Menschen mit der Diagnose Krebs in Österreich bis zum Jahr
2020 auf knapp 400.000 steigen. Im
Jahre 2001 waren es knapp unter
200.000.
■ Was bedeutet das für das
Gesundheitssystem?
Wir haben Krebs immer besser im
Griff, die Menschen leben länger. In
immer mehr Fällen gelingt die Heilung. Gleichzeitig werden die Österreicher immer älter, daher werden
insgesamt mehr Menschen gleichzeitig zu behandeln sein.
■ Welche Krebserkrankung
zählen zu den häufigsten?
Grundsätzlich werden über 100 verschiedene Krebsarten unterschieden. Trauriger Spitzenreiter ist
Brustkrebs mit über 65.000 Kran-
ken, danach folgen Prostatakrebs
(55.000) und Darmkrebs (40.000).
Das Verhältnis liegt hier in etwa
bei 160.000 weiblichen zu 145.000
männlichen Erkrankten.
■ Ab welchem Alter steigt
die Risikorate soweit, dass
regelmäßige Untersuchungen
notwendig sind?
Grundsätzlich gilt: Je früher eine
Krankheit erkannt wird, desto größer sind die Chancen für den Be-
■ Welche Therapieformen sind
heutzutage die gängigsten?
Die meisten Heilungen werden
durch die sogenannte lokoregionäre Behandlung, also durch Operation und Strahlentherapie – ergänzt
durch vor- und/oder nachgeschaltete medikamentöse Maßnahmen
- erreicht. Zu letzteren zählen die
Medikamentenbehandlung mit Zytostatika (Chemotherapie), Hormontherapien, Hemmung des Blutgefäßwachstums und verschiedene
Immuntherapien.
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zu entwickeln, zum Beispiel in der Onkologie.
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4 · MÄRZ 2015
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HÄMATOONKOLOGIE
INFO
Öffentliche
Anlaufstellen
für PatientInnen
in Österreich
In ganz Österreich gibt es
verschiedene Patientenorganisationen, welche
Betroffene und Interessierte informieren. Diese
können Auskünfte über
die Erkrankungen und gegebenenfalls Experten
und Ordinationen in den
jeweiligen Regionen vorschlagen.
■ Frauen- und Brustkrebshilfe Österreich
www.frauenkrebshilfe.at
■ Österreichische
Krebshilfe
www.krebshilfe.net
■ Österreichische
Palliativgesellschaft
www.palliativ.at
■ Senioren-Krebshilfe
www.senioren-krebshilfe.at
■ Österreichische
Kinder-Krebs-Hilfe
www.kinderkrebshilfe.at
■ ÖGPO - Österreichische
Gesellschaft für Psychoonkologie
www.oegpo.at
■ ARGE Selbsthilfe
Österreich
www.selbsthilfe-oesterreich.at
FRANCESCA BLUM
[email protected]
Hämatoonkologie:
Krebstherapie wird persönlicher
Eine Medizin für alle Krebsfälle – das war gestern. Heute ist die Behandlung von
Krebs maßgeschneidert: auf
den Patienten und auf seinen
Krebs. Wie personalisierte
Krebstherapie in Österreich
derzeit aussieht und künftig aussehen soll, wird hier
am Beispiel des unheilbaren
Knochenmarkkrebses Multiples Myelom gezeigt.
Die Oberbegriff Hämatoonkologie
umfasst die Hämatologie (Lehre von
den Blutkrankheiten) und die Onkologie (Lehre vom Krebs).Die Hämatoonkologie ist demnach das Fachgebiet der Inneren Medizin, das sich
mit Diagnose und Behandlung einer
Vielzahl bösartiger Erkrankungen
beschäftigt, darunter solide Krebstumore ebenso wie Blutkrebs. Mit
Blutkrebs (Leukämie) sind Erkrankungen des blutbildenden und lymphatischen Systems gemeint.
Schleichender Krebsverlauf:
Multiples Myelom
Eine seltene und unheilbare Erkrankung des blutbildenden Systems ist
das Multiple Myelom, ein Knochenmarkkrebs. Etwa 300 Österreicher
sterben jährlich daran. Die Erkrankung tritt meist im höheren Alter
auf, häufiger bei Männern als bei
Frauen. Betroffene fühlen sich abgeschlagen,müde,sind auffallend blass
und haben Atemnot: Symptome, deren Ursache die entstehende Blutarmut (Anämie) ist – die aber auch anderen Krankheiten zugeschrieben
werden könnten. Die Anämie ist im
Falle des Multiplen Myeloms Folge
des Blut und Knochen zerstörenden
Krebses. Der Verlauf dessen ist kaum
zu prognostizieren; erschwerend
kommen Resistenzen gegen derzeit verfügbare Chemotherapeutika
hinzu. Anfangs arbeiten die Nieren
vielleicht nicht mehr einwandfrei,
dann folgen möglicherweise neurologische Ausfälle. Kurz: Das Ganze
beginnt schleichend und sehr unspezifisch – ein Grund, warum das
FOTO: ISTOCKPHOTO / STEEX
Multiple Myelom oft erst dann diagnostiziert wird, wenn die Überlebenszeit von im Schnitt acht bis
zwölf Jahren fast um ist. Allerdings,
so sagen die Experten, sei das Multiple Myelom sehr gut kontrollierbar,
wenn es erkannt wird.
Personalisierte
Behandlung von Krebs –
das ist die Zukunft
Es gibt zwar keine Heilung, aber
wirksame Medikamente zur Behandlung der Krankheit. Ziel aktueller Forschung, auch österrei-
LEUKÄMIE IN ÖSTERREICH
■ Im Jahr 2011 erhielten 1.050 Österreicher die Diagnose Leukämie.
Davon waren 595 Männer und 455
Frauen. Im selben Jahr starben 758
an Leukämie erkrankte Österreicher, davon 400 Männer und 358
Frauen.
■ Der menschliche Körper ersetzt
ständig alte Zellen mit neuen. Und
zwar 1:1, es gibt keine Überproduktion. Wer an Leukämie erkrankt, leidet an einer unkontrollierten Zellbildung: Im Knochenmark teilen
sich die Zellen nicht mehr nach
einem Plan, demzufolge genau
die Zahl benötigter Blutplättchen
aus den Stammzellen gebildet wird,
sondern die Zellen teilen sich ungehemmt und reifen darüber hinaus
nicht richtig aus. So verdrängen unreife Leukämiezellen zunehmend
gesunde Zellen.
■ Gängigste Therapie einer Leukämie ist die Chemotherapie. Sie
kann je nach Erkrankungsbild mit
einer Strahlenbehandlung, einer
Behandlung mit hormonähnlichen
Stoffen, Antikörpern oder einer
Stammzellen- beziehungsweise
Knochenmarktransplantation kombiniert werden.
Quelle: Statistik Austria
chischer, ist es, neue und bessere
Wirkstoffe zu finden. Die wissenschaftliche Suche danach läuft parallel zu einer hierzulande schon
seit einigen Jahren erfolgreich angewendeten Strategie, die vom
Multiplen Myelom betroffenen Patienten maßgeschneidert und ganzheitlich zu behandeln (personalisierte Krebsmedizin).
Es komme dabei zum einen darauf an, für die inzwischen bekannten acht, neun Varianten des chronischen Multiplen Myeloms das
jeweils passende Medikament zu
entwickeln. Zum anderen schlug die
eingesetzte Medizin bei dem einen
Patienten bisher an wie erhofft, bei
dem anderen nicht. Warum das so
ist und wie man testen kann, welche Substanz die beste ist, um den
Patienten wirksam zu behandeln –
das seien Forschungsziele, an denen
man derzeit arbeite. Gesucht würden dafür beispielsweise Biomarker,
die den Zusammenhang zwischen
dem Verlauf der Krankheit und der
Umgebung der Krebszellen erklären.
Das könnte helfen, künftig Resistenzen gegen die Medikamente auszuschließen: Neue Medizin würde
nicht gegen die Tumorzelle wirken,
sondern auf deren Interaktion mit
der Umgebung.Auch die Interaktion
zwischen Patient und Arzt sei heute Gegenstand von Forschung und
Entwicklung. So soll eine App helfen, alltägliche Befindlichkeiten an
den Arzt zu leiten, sodass dieser die
Wirksamkeit der Therapie stets im
Auge habe und - wenn nötig - frühzeitig ändern könne.
Fazit: Zum Standard der Krebstherapie soll künftig werden,dass es keine standardisierte Behandlung von
Krebs gibt. Schließlich gibt es weder den Standardpatienten noch den
Standardkrebs.
DOREEN BRUMME
[email protected]
5 · MÄRZ 2015
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KREBSTHERAPIE
Krebstherapie:
Mit der Kraft der Strahlen
Die Strahlentherapie ist eine häufig eingesetzte Art der
Behandlung bei KrebspatientInnen und äußerst effizient.
Trotzdem sind die Behandelten oft ängstlich.
Stand der Forschung
Im Bereich der Strahlentherapie
wird intensiv geforscht. Dabei führt
die Forschung teilweise weg von
herkömmlicher Strahlenbehandlung. So könnten beispielsweise radioaktive Bakterien in Zukunft zur
Bestrahlung von fortgeschrittenem
Bauchspeicheldrüsenkrebs genutzt
werden. Im Zuge einer Studie wurden bei Mäusen mit einem Pankreastumor 90 Prozent der Metastasen
durch veränderte Listerien eliminiert. Die Bakterien infizieren nämlich Krebszellen, verschonen aber
gesundes Gewebe. Grund dafür ist,
dass im normalen Körpergewebe
das Immunsystem die Keime zuverlässig abtötet. In der Umgebung des
Tumors ist die Immunreaktion allerdings so stark geschwächt, dass
sie nicht mehr funktioniert. Die Methode ist allerdings nicht ganz unumstritten, da Bauchspeicheldrüsenkrebs meist erst in einem sehr
späten Stadium entdeckt wird und
der Tumor dann meist schon Metastasen gebildet hat.
Etwa 60 Prozent aller KrebspatientInnen erhalten eine Strahlentherapie. Damit bildet sie einen der
Eckpfeiler der Onkologie. Dabei erweist sich die Behandlungsmethode als sehr effektiv. Bei rund der
Hälfte aller Tumorheilungen wurde eine Strahlenbehandlung eingesetzt - entweder alleine oder kombiniert mit anderen Methoden, wie
der chirurgischen Entfernung des
Tumors oder der Chemotherapie.
So funktioniert‘s
Es muss grundsätzlich zwischen
zwei verschiedenen Arten der
Strahlentherapie unterschieden
werden, weil sie unterschiedlich
funktionieren. Bei der Teletherapie,
der Behandlung von außen, erzeugt
ein Linearbeschleuniger eine Strahlung und bestrahlt den Tumor von
außen durch die Haut. Welche Art
von Strahlen genau verwendet wird,
ist von der Art und Lage des Tumors
abhängig. Im ausgeschalteten Zustand gibt ein Linearbeschleuniger keine Strahlung ab. Bei der Teletherapie handelt es sich um die
am häufigsten eingesetzte Behandlungsform.
Die Brachytherapie, auch Nahtherapie genannt, ist eine Bestrahlung
von innen. In einer speziellen Hülle wird die Strahlenquelle durch eine natürliche Körperöffnung so nah
wie möglich an den Tumor herangebracht. Das betroffene Gebiet kann
so einer relativ hohen Strahlendosis
ausgesetzt werden, ohne dass umliegendes Gewebe zu stark beansprucht
wird, da nur eine geringe Reichweite besteht. Die Methode wird ferngesteuert vorgenommen. Eine weitere Möglichkeit wäre, mittels eines
operativen Eingriffs einen dünnen
Schlauch oder eine Nadel direkt in
den Tumor einzuführen.
INFO
Neue Ionentherapie
FOTO: ISTOCKPHOTO / SNOWLEOPARD1
Das strahlende Material wird dann
direkt in diese Hohlsonde eingegeben. Nach wenigen Minuten wird die
Strahlenquelle wieder aus dem Körper entfernt.
Einsatzgebiete
Die kurative Strahlentherapie wird
oft in Frühstadien von Prostatakrebs
und Kehlkopfkrebs eingesetzt. Es
wird versucht die Krebszellen zu zerstören, um die Rückbildung des Tumors zu erreichen.
Die adjuvante Form wird angewendet, wenn der Tumor durch einen Eingriff entfernt wird oder eine Chemotherapie zum Einsatz
kommt. Es handelt sich also um eine unterstützende Therapie. Ziel ist
es, möglicherweise im Operationsgebiet verbliebene, nicht sichtbare
Tumorzellen zu vernichten und dadurch der Entstehung von Metastasen vorzubeugen. Meist ist dies bei
Brust- und Lungenkrebs der Fall,
aber auch bei Hirntumoren, Leukämie und fortgeschrittenen Tumoren
an der Prostata, an Knochen oder im
Bereich von Mundhöhle,Rachen und
Kehlkopf.
Ist eine Heilung der Krebserkrankung nicht mehr möglich, hilft die
palliative Strahlentherapie dabei,
durch den Tumor oder Metastasen
hervorgerufene Symptome zu lindern. So besteht die Möglichkeit
Knochenschmerzen, Atemnot und
Schluckbeschwerden zu mildern.
Eine weitere Art der Strahlentherapie, die noch relativ am Beginn ihrer Entwicklung steht, ist die sogenannte Ionentherapie. Dabei wird
mit geladenen Teilchen bestrahlt, es
kommen entweder Protonen oder
Kohlenstoffionen zum Einsatz. Die
Ionentherapie eignet sich zur Behandlung von Tumoren in der Nähe
von strahlungsempfindlichen Organen. Sensibles Gewebe, das hinter
dem Tumor liegt, bleibt geschont. So
können sogar manche Tumore, die
genau vor einem solchen Organ liegen, durch die Therapie überhaupt
erst mit einer ausreichenden Strahlendosis behandelt werden. Außerdem können die Nebenwirkungen
der herkömmlichen Strahlentherapie reduziert werden.
Therapieformen
zur Krebsbehandlung:
■ Immuntherapie
Bei der Behandlung mittels Immuntherapie werden körpereigene Abwehrkräfte gegen die
Tumore aktiviert. Zahlreiche Experimente haben bewiesen, dass
das Immunsystem eine protektive Rolle bei der Entstehung von
Krebs spielt.
■ Chemotherapie
Die Chemotherapie gehört mittlerweile zur Standardbehandlung
von KrebspatientInnen. Man versteht darunter die Behandlung
einer Krebserkrankung mit Medikamenten. Klassische Zytostatika stoppen die Zellteilung durch
eine Schädigung der Erbsubstanz der Tumorzellen oder sie
verhindern gleich die Zellteilung
schnellwachsender Zellen.
■ Operative Eingriffe
Durch Operationen können die
vom Krebs befallenen Organe
oder Gewebe im Idealfall vollständig entfernt werden. Dadurch kann mit einer einmaligen
Behandlung dauerhaft eine Heilung erzielt werden.
■ Strahlentherapie
Strahlen haben die Eigenschaft,
dass sie den genetischen Code der
Zellen, die in Teilung begriffen
sind, verändern. Dadurch sterben
die Zellen ab. Gesunde Zellen sind
selten in Teilung und erleiden dadurch keinen oder nur einen geringen Schaden, der wieder repariert werden kann.
■ Antihormontherapie
Die Antihormontherapie zielt darauf ab, die Bildung oder Wirkung
von Östrogenen zu blockieren.
Dadurch wird das Wachstum von
hormonempfindlichen Tumorzellen gestoppt.
HARALD TRIEBNIG
HARALD TRIEBNIG
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6 · MÄRZ 2015
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DIAGNOSE
INFO
Diagnosemöglichkeiten
bei Krebs
Diagnosehelfer Tumormarker
Die Computertomographie
(CT), ist eine Röntgenuntersuchung, die aber einen wesentlich detaillierteren Blick in
den Körper erlaubt. Schicht für
Schicht entstehen Bilder von den
Organen und Geweben des Körpers. In der Krebsmedizin wird
das CT eingesetzt, um einen Verdacht abzuklären oder den Therapieverlauf zu kontrollieren.
Die Kernspin-, oder auch
Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) kommt ohne
Röntgenstrahlen aus. Mithilfe
eines starken Magnetfelds und
Radiowellen werden detaillierte
Bilder aus dem Körperinnern erstellt. Die MRT liefert Informationen über die Lage und Größe
des Tumors.
Die MR-Spektroskopie,
oder die MR-Elastographie,
beides Weiterentwicklungen
der MRT, leisten noch mehr. Mittels ihnen werden Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar.
Die Mammographie ist die
Röntgenuntersuchung der
Brust. Schon kleine, nicht tastbare Tumore können sichtbar gemacht werden. Die Mammographie ist derzeit die beste Methode
zur Abklärung von Brustkrebsverdacht und Teil des Krebsfrüherkennungsprogramms in Österreich.
Bei der Szintigraphie wird
eine schwach radioaktive
Substanz in die Blutbahn gespritzt. Eine spezielle Kamera
berechnet Bilder der Strahlung,
die der Körper wiedergibt. Tumore und Metastasen speichern
die Substanz oft stärker als gesundes Gewebe.
JESSICA HOFREITER
[email protected]
DIAGNOSE VON TUMOREN
Anhand von sogenannten Tumormarkern,
kann das Vorhandensein eines Tumors
festgestellt werden.
FOTO: ISTOCKPHOTO / BEHOLDINGEYE
Zur Entdeckung und Diagnose von Tumoren werden
verschiedene Verfahren eingesetzt, dazu gehört auch
die Einbezugnahme von sogenannten Tumormarkern.
Diese organischen Substanzen werden vom Tumor
gebildet und können dazu
dienen, Rückschlüsse auf
bestimmte Tumorerkrankungen zu ziehen.
Tumormarker sind organische Substanzen und können auf einen Tumor hinweisen, weil sie entweder
nur bei einer Krebserkrankung vorliegen, oder weil sie bei Krebspatienten in auffällig anderer Menge gebildet werden als bei Gesunden. Das
heißt, dass sie bei Vorhandensein eines Tumors in höheren Konzentrationen im Körper vorkommen. Häufig
handelt es sich bei Tumormarkern
um Zucker-Eiweiß-Moleküle, sogenannte Glykoproteine. Dabei werden
die Tumormarker entweder direkt
vom Tumor gebildet oder aber von
anderen Zellen und Geweben, deren Stoffwechsel durch die Tumorerkrankung gestört ist. Tumormarker
können im Blut, Urin und anderen
Körperflüssigkeiten, aber auch im
Gewebe vorkommen.
Rückschluss auf
bestimmte Tumore
Um das Vorhandensein eines Tumors sicher feststellen oder ausschließen zu können, sind jedoch
weitere diagnostische Verfahren
zwingend nötig. Tumormarker können innerhalb gewisser Grenzen
auch im Blut gesunder Menschen
vorkommen und ihre Konzentration kann auch bei anderen Erkrankungen, wie beispielsweise einer
Entzündung, ansteigen. Deshalb ist
es nicht möglich, eine Diagnose nur
aufgrund des Vorhandenseins von
Tumormarkern zu stellen. Bei einem Verdacht auf einen Tumor helfen die Tumormarker jedoch, durch
die jeweilige Konzentration im Körper auf eine bestimmte Tumorerkrankung zu schließen. Bei einigen
Krebsarten spielt die Bestimmung
der Tumormarker gleich von Beginn
an eine wichtige Rolle. Dazu zählen die Marker CEA bei Darmkrebsverdacht oder hCG bei Verdacht auf
Keimzellentumoren.
Diagnose durch weitere
Methoden
Auch bei vergleichsweise aussagekräftigen Tumormarkerwerten untermauern die Ärzte ihre Diagnose
mit anderen Methoden. Dies können je nach Situation klinische Untersuchungen, feingewebliche Untersuchungen von Tumorgewebe
(Biopsien), bildgebende Verfahren
oder eine Kombination aller sein.
Vor allem bildgebende Verfahren,
der Blick in das Körperinnere, sind
bei der Diagnostik von Krebserkrankungen sehr wichtig. Sie helfen, Tumore und Metastasen zu lokalisieren und ihre Ausbreitung im Körper
abzuschätzen. Auch der Erfolg einer
bestimmten Therapie wird oftmals
mit bildgebenden Untersuchungsverfahren kontrolliert. Dazu zählen
Röntgenuntersuchungen und deren Weiterentwicklungen, die Computertomographie oder auch die
Mammographie, die Röntgenuntersuchung der Brust. Weitere Methoden sind Magnetresonanztomographie, auch Kernspintomographie
genannt, Positronen-Emissions-Tomographie, Szintigraphie oder der
Ultraschall.
Tumormarker in der Therapie
Bei einigen Krebsarten spielen Tumormarker eine wichtige Rolle, um
den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf eine Behandlung zu
kontrollieren. Sie lassen beispielsweise Aussagen über den Erfolg einer
Chemotherapie oder einer Bestrahlung zu. Zu Beginn der Behandlung
wird der Ausgangswert notiert. Nach
Beendigung einer Therapie können
dann erneute Konzentrationsbestimmungen Rückschlüsse darauf
zulassen, ob die Krankheit zum Stillstand gekommen ist oder ob der Tumor weiterhin aktiv ist.Während der
Nachsorgephase dient die Feststellung des Tumormarkerspiegels der
Einschätzung, ob die Tumorerkrankung eventuell erneut auftritt beziehungsweise, wenn durch die Therapie keine Heilung erreicht werden
konnte, an Aktivität zunimmt.
JESSICA HOFREITER
[email protected]
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Gymnasiumstr. 39
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7 · MÄRZ 2015
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FORSCHUNG
Für ein lebenswertes Leben – mit Krebs
■ Univ.-Prof. Dr. Greil, bitte stellen Sie den Blutkrebs/Lymphdrüsenkrebs kurz vor: Mit wem
bekommen es Patienten zu tun?
Lymphdrüsenkrebs und Chronische
Lymphatische Leukämien (CLL) sind
Tumorerkrankungen des lymphatischen Abwehrsystems. In zwei Dritteln der Fälle finden sich tumoröse
Schwellungen im Bereich der lymphatischen Organe, in einem Drittel sind die Tumore außerhalb in Gehirn, Lunge, Darm, Haut, Herz und so
weiter ausgebildet.
■ Zeigt sich der Krebs mit
typischen Symptomen?
Im Falle der Chronisch Lymphatischen Leukämie (CLL) ist die Krankheit typischerweise auf Blut,Lymphknoten, Knochenmark und Milz
beschränkt. Die Mehrzahl der Patienten ist dabei symptomfrei und
es handelt sich um einen Zufallsbefund, in dem eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen entdeckt wird.
In anderen Fällen wird eine Vergrößerung von tastbaren Lymphknoten an Hals, Achselhöhle oder
Leiste beziehungsweise eine Milzvergrößerung entdeckt. Bei manchen Patienten fallen als Erstsymptome wiederkehrende Infektionen
als Ausdruck der Abwehrschwäche,
Auflösung roter Blutkörperchen mit
Blutarmut, Blutungen, Gewichtsverlust, starker Nachtschweiß oder ungeklärtes Fieber auf.
Zwei Krebsexperten, Univ.-Prof. Dr.
Richard Greil und Univ.-Prof. Dr.
Günther Steger, berichten im Interview
über neue Therapien und Medikamente
gegen Brust- und Blutkrebs sowie
darüber, woran österreichische Forscher
gerade arbeiten, um krebskranken
Menschen ein lebenswertes Leben mit
der Krankheit zu ermöglichen.
■ Univ.-Prof. Dr. Günther
Steger, welche Rolle spielt
Brustkrebs in Österreich?
Pro Jahr erhalten etwa 5.600 bis
5.800 ÖsterreicherInnen die Diagnose Brustkrebs, etwa 1 Prozent davon
sind Männer. Brustkrebs ist in der
westlichen Welt die häufigste Krebserkrankung bei Frauen – Tendenz
steigend. Brustkrebs bekommt somit eine zunehmende gesellschaftliche Bedeutung.
■ Warum bekommen
großteils Frauen Brustkrebs?
Die weibliche Brust ist eines der hormonabhängigen Organe. Der fortwährend wechselnde Hormonstatus
- verursacht von Monatszyklus, gegebenenfalls Schwangerschaft und
Stillen sowie den Wechseljahren –
erhöht das Risiko für bösartige Gewebsveränderungen.
■ Wie steht es heute um die
Heilung von Brustkrebs?
Gut! Wir sind heutzutage in der Lage,
80 Prozent der BrustkrebspatientInnen zu heilen. Je früher die Diagnose
gestellt und daraufhin die optimale
Therapie begonnen wird, desto besser sind die Aussichten auf eine Heilung. Frauen sollten gerade deshalb
ihre Brust regelmäßig selbst untersuchen und bei Veränderungen zum
Arzt gehen. Grundsätzlich haben wir
es inzwischen geschafft, dass aus
der akut tödlichen Krankheit Brustkrebs oft eine chronische wird, mit
der man mit andauernder Therapie
Jahre leben kann – selbst bei metastasierendem Krebs. Und mit „leben“
meine ich ein lebenswertes Leben!
■ Welche Prognose gibt es für
den Blutkrebs?
Die Prognose ist oft sehr gut und
viele Patienten benötigen über viele Jahre keine Therapie. Es sind aber
auch extrem aggressive Verläufe mit
einem Überleben von etwa zwei Jahren möglich.
■ Was erwartet Patienten nach
der Diagnose?
Die Behandlung des Brustkrebses
wird immer auf den spezifischen
■ Was sollte der Patient wissen,
wenn er die Diagnose Blutkrebs
bekommt?
Zunächst sollte der Patient nicht verzweifeln. Im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten exzellenter
Behandlung, sofern überhaupt eine
Behandlungsindikation zum Diagnosezeitpunkt gegeben ist.
Krebstyp und die Patientin zugeschnitten. An der Therapie arbeiten
in den hierzulande flächendeckend
verteilten spezialisierten Tumorzentren, angesiedelt an Universitäten und Krankenhäusern, Mediziner
verschiedener Fachbereiche (sogenanntes interdisziplinäres Tumorboard).Unsere Medikamente werden
stetig besser. Inzwischen arbeiten
wir mit Chemotherapien, die kaum
noch Nebenwirkungen verursachen.
So können viele Frauen trotz Therapie berufstätig sein und ihre Rolle in
Partnerschaft, Familie und Gesellschaft ausfüllen.
■ Welche neuen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bewährt haben sich in den letzten
Jahren bei dem von Hormonen abhängigen Krebs zum Beispiel antihormonelle Therapien, die nach der
Operation anstelle einer Chemotherapie und teilweise auch schon vor
einer operativen Entfernung des Tumors angewendet werden. Damit gelingt es häufig, den Krebs schrumpfen oder verschwinden zu lassen. So
können wir die Brust – entgegen den
Befürchtungen vieler Patientinnen
– oft erhalten. Österreich hat gerade
in Sachen Brusterhalt große Erfolge zu verzeichnen. Ein anderes Beispiel: Die bewährte Behandlung des
Brustkrebses HER2-positiv mit Antikörper Trastuzumab haben wir in
Österreich in nur wenigen Monaten
flächendeckend umgesetzt. Das ist
internationale Spitze.
Dazu muss man wissen: Wenn wir
den HER2-positiven Brustkrebs mit
den genannten Mitteln schon frühzeitig therapieren können, sprich:
idealerweise zum Zeitpunkt der Diagnose des Krebses mit der Medikamentenverabreichung beginnen,
setzen wir das Risiko, dass sich Metastasen (sogenannte Tochtergeschwulste) bilden, erheblich herab.
Univ.-Prof. Dr.
Günther Steger
Medizinische
Universität Wien,
Klinische Abteilung
für Onkologie
LESEN SIE ONLINE,
was sich Herr Univ.-Prof. Dr. Steger
als Forscher in der Österreichischen
Krebsforschung noch wünscht.
DOREEN BRUMME
■ Wirkt es nicht beängstigend,
wenn nicht sofort behandelt
wird?
Wir wissen heute, dass eine frühzeitige Behandlung nicht indiziert und
ohne Gewinn für den Patienten ist.
Das heißt: Eine beobachtende Haltung in den frühen Stadien ist daher
Ausdruck der guten Prognose und
nicht Ausdruck einer Aussichtslosigkeit, in dem Sinne, dass alles verloren sei.
■ An wen wendet sich der Patient, der die Diagnose Blutkrebs
bekommen hat, am besten?
In jedem Fall sollte der Patient eine
Abklärung und Betreuung an einer
Abteilung für Hämatologie und Onkologie suchen. Dabei sollte eine hohe Qualifikation für die Behandlung
dieser Erkrankung gegeben sein.
■ Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Blut- und
Lymphdrüsenkrebs?
Wie gesagt, im Falle einer Behand-
Univ.-Prof.
Dr. Richard Greil
Vorstand der 3.
Universitätsklinik
für Innere Medizin in
Salzburg
[email protected]
FORSCHUNG AUF HOCHTOUREN
Die österreichische Krebsforschung ist auf
internationaler Ebene höchst erfolgreich.
FOTO: ISTOCKPHOTO / 101DALMATIANS
lungsindikation haben wir heute
zahlreiche Möglichkeiten, die es erlauben, die Intensität der Behandlung an Alter, Begleiterkrankungen, Allgemeinzustand und soziale
Rahmenbedingungen anzupassen.
Wenn möglich sollte versucht werden, die Tumormasse zurückzudrängen, da dies mit den besten Überlebenszeiten verbunden ist. Dies
erfolgt mit einer Kombination aus
Chemotherapie plus einer Antikörpertherapie.
■ Gibt es in Sachen Therapie
Neuigkeiten?
Alleine im letzten Jahr sind drei neue
Medikamente zur Behandlung der
CLL zugelassen worden und zahlreiche neue Medikamente werden getestet.Dazu gehören etwa Wirkstoffe,
die natürliche Killerzellen und andere T-Lymphozyten aktivieren und die
körpereigene Immunabwehr gegen
die Leukämie richten. Andere Medikamente heben den Mechanismus
auf, durch den die Leukämiezellen
die natürlichen Abwehrzellen lähmen. Dies führt zu einem Erstarken
der körpereigenen Abwehr gegen die
Krebszellen. Auch werden gentherapeutische Maßnahmen mit Erfolg
geprüft, in denen die Abwehrzellen
künstlich eine intakte Abwehrmaschinerie übertragen bekommen, die
die Resistenz der Tumorzellen gegen
das Immunsystem aufheben kann.
■ Wie trägt auch Österreich zu
Forschungsfortschritten bei?
Wir legen an der III. Medizinischen
Universitätsklinik in Salzburg, Salzburg Cancer Research Institute
(SCRI), einen besonderen Schwerpunkt auf die Erforschung der Mechanismen, die zur Entwicklung und
zum Fortschreiten der Erkrankung
führen und auf die Entwicklung chemotherapiefreier Behandlungsmethoden.
DOREEN BRUMME
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8 · MÄRZ 2015
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INSPIRATION
Die Diagnose Brustkrebs ist oft ein schwerer Schicksalsschlag und zusätzlich eine Belastung für das
weibliche Selbstwertgefühl. Je nach Stadium der Erkrankung muss teilweise sogar die gesamte Brust
amputiert werden, die aber nach erfolgreicher Therapie wieder aufgebaut werden kann. Bianca Schuster (41)
war so ein Fall. Sie gewann nicht nur den Kampf gegen Krebs, sondern auch ein ganz neues Leben.
JA ZUM LEBEN SAGEN
■ Was waren Ihre ersten
Verdachtsmomente, dass
etwas nicht stimmt?
Ich habe meine kleine Tochter, damals
ein Jahr alt, noch gestillt, als mir Verhärtungen in der rechten Brust aufgefallen
sind. Kurz zuvor hatte ich eine gynäkologische Untersuchung, wo aber alles
in Ordnung war. Ich spürte zwar keine
Schmerzen, aber ich habe meinem Arzt
davon erzählt. Im ersten Röntgen wurden zwar Verkapselungen festgestellt,
aber mein Arzt wollte auf Nummer sicher gehen und diese operativ entfernen.
Ich bin familiär vorbelastet, denn meine
Mama ist mit 53 Jahren an Gebärmutterkrebs gestorben. Als ich aus der Narkose
aufwachte, stand mein Arzt vor mir, geknickt und fast den Tränen nahe, denn
die Verkapselungen waren zwei große,
bösartige Karzinome. Es war ein Schock Diagnose Brustkrebs. Nachdem ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, habe ich ihm nur eine Frage gestellt:
Werde ich wieder gesund?
Und seine Antwort war „Ja“. Ich hatte
vollstes Vertrauen zu ihm und wusste,
dass ich in guten Händen bin. Damit ich
dieses Ziel so schnell wie als möglich erreichen konnte, haben wir gemeinsam
umgehend die Therapie geplant und
umgesetzt.
■ Was waren die ersten
Schritte in der Therapie?
Zuerst wurde festgestellt, ob andere
Organe befallen waren, aber ich hatte
großes Glück und war noch ohne Metastasen.Trotzdem bekam ich eine Chemotherapie, die mir in sechs Tranchen alle
drei Wochen verabreicht wurde. Obwohl
es den Körper sehr belastete, verspürte ich außer einer starken Müdigkeit,
keine Übelkeit oder andere Beschwerden. Zu Beginn der Therapie hatte ich
lange, schöne Haare, die kurz nach der
ersten Charge der Chemotherapie von
meinem Kopf gerieselt sind. Ich wollte
keine kahlen Stellen auf meinem Kopf
und ließ mir die Haare schweren Her-
PROFIL
■ Bianca Schuster,
war 37 und Mutter
von zwei kleinen Kindern, als sie im Jänner
2010 die Diagnose
Brustkrebs bekam.
Die gesamte Therapie, inklusive Entfernung der Gebärmutter samt Eierstöcke
dauerte knapp ein
Jahr. Die Bestätigung,
dass sie gesund ist,
bekam sie am 19. Februar 2011 – dem Geburtstag ihrer Mutter.
Sie ist gelernte Bürokauffrau und Visagistin, und ist seit 2014
selbstständig im
Bereich Gesundheitsprävention tätig.
zens abrasieren. Anfangs trug ich eine
Perücke bis meine Haare wieder begannen nachzuwachsen. Meine zwei kleinen Kinder waren auf mich angewiesen
und da ich keine Schmerzen hatte, verlief mein Alltag völlig normal. Kurz nach
Beendigung der gesamten Chemotherapie folgte dann der operative Eingriff
zur Brustamputation, wobei gleichzeitig auch die Brustrekonstruktion vorgenommen wurde.
■ Wie verlief die Rekonstruktion
und was waren ihre ersten Gedanken, als Sie ihre neue Brust sahen?
Obwohl nur die rechte Brust betroffen
war, habe ich beide Brüste entfernen
lassen, um einem weiteren Risiko vorzubeugen. Das gesamte Brustgewebe
wurde entfernt und ich habe mich für
eine Rekonstruktion mit einer SilikonProthese entschieden. Meine Brustwarzen konnten wieder eingesetzt werden,
da sie nicht befallen waren. Allerdings
hatte ich vor der Operation einen
sehr großen Busen,der mich teilweise sehr belastet hat. Ich wollte keinen weiteren Ballast und
habe mich für kleinere Implantate entschieden.Als nach der Operation der Verband abgenommen
wurde, war der Anblick ungewohnt,
aber nie fremd. Zu Beginn waren sie
noch taub, aber mittlerweile kann ich
Berührungen fühlen. Durch meine kleinere Brust genieße ich ein ganz anderes
Lebensgefühl. Es ist sehr schön, mehr
Sport mit meinen Kindern zu betreiben
oder auch plötzlich Kleidung zu tragen,
die ich zuvor nie anziehen konnte.
In meinem Fall waren es die Kinder,denn
sie waren so klein und ich wollte sie noch
lange begleiten. Als meine Mama gestorben ist, war diese Endgültigkeit, sie nie
wieder zu sehen,sehr schwierig für mich
zu ertragen. Sie hat alles versucht, aber
es war einfach zu spät. Ich hatte großes
Glück, denn bei mir wurde der Krebs in
einem sehr frühen Stadium erkannt.Aufgeben war nie eine Alternative für mich.
Da ich bereits zwei Kinder hatte und die
Familienplanung abgeschlossen war,
ließ ich in einer weiteren Operation auch
meine Gebärmutter samt Eierstöcken
entfernen. Obwohl ich mittlerweile geschieden bin und in einer neuen Beziehung lebe, bereue ich es nicht. Ich hatte den Tod vor Augen und habe mich für
das Leben entschieden. Am Morgen aufzuwachen und weiterleben zu dürfen, ist
für mich ein großes Glück, für das ich jeden Tag dankbar bin.
KARIN SCHNECK
[email protected]
■ Woraus haben Sie in dieser
schwierigen Zeit ihre Kraft
geschöpft?
Ziele und Perspektiven sind sehr wichtig, um die Kraft für den Weg zu finden.
Moderne Therapien gegen Brustkrebs
Neue Therapien für BrustkrebspatientInnen versprechen immer bessere Heilungschancen. Die Abnahme der Brust wird immer
seltener. „Wir haben bei der
Brusterhaltung eine Quote
von rund 70 Prozent“, sagt
Univ.-Prof. Dr. Florian Fitzal,
Leiter des Brustgesundheitszentrums vom Krankenhaus
der Barmherzigen Schwestern in Wien. Außerdem
erklärt er, warum Chemotherapien immer zielgerichteter werden und warum es
dieser oft gar nicht bedarf.
Univ. Prof. Dr.
Florian Fitzal,
FEBS
Leiter des Brustgesundheitszentrums
im Krankenhaus
der Barmherzigen
Schwestern Linz
■ Welche neuen Behandlungsmethoden tragen besonders zu
einer höheren Lebensqualität
von BrustkrebspatientInnen bei?
Die Entwicklungen in der Onkoplastik spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese hat sich seit 1920 ständig
weiterentwickelt. War es früher so,
dass die betroffene Brust oft abgenommen werden musste, haben wir
heutzutage gute Möglichkeiten, die
Brust zu erhalten beziehungsweise den Defekt aus körpereigenem
Brustgewebe wieder zu verkleinern.
Dabei erreichen wir Ergebnisse, die
sehr ansprechend sind. Die Brust
gleicht häufig wieder ihrer Naturform und teilweise wird auch an der
anderen, gesunden Brust optisch etwas verändert, damit ein symmetrisches Endbild entsteht. Das ist
besonders für die Psyche der PatientInnen sehr wichtig.
■ Wie sieht es mit neuartigen
Therapieformen aus?
Die Therapien werden immer zielgerichteter und genauer auf die Tumorklasse abgestimmt. Dies führt
zu immer besseren Behandlungsergebnissen. Die Medikamente, egal
ob sie oral oder intravenös verabreicht werden, wirken sich immer
weniger auf andere Körperteile aus.
So strapazieren neue Therapieformen die Schleimhäute nicht mehr
so stark. Es kommt zu deutlich weniger Nebenwirkungen. Übelkeit
und Haarausfall bleiben sogar ganz
aus. Ein spezielles Medikament beispielsweise geht auf den Wachstumsfaktor, der bei 25 Prozent aller
BrustkrebspatientInnen auftritt.
Diese Frauen sprechen auf die Therapie dann besonders gut an.
■ Welche Vorteile bringen
multigenomische Tests?
Mit Hilfe von multigenomischen
Tests kann man herausfinden, wie
aggressiv Tumorzellen wirklich
sind. Denn ein nicht geringer Prozentsatz von BrustkrebspatientInnen erhält durch die verabreichten
Chemotherapien keine Benefits. Im
Gegenteil – sie stellen für sie eine
Übertherapie dar. Mit diesen Tests
kann man also vorher abklären, ob
eine solche Therapie sinnvoll ist
oder nicht.
Leider sind diese Untersuchungen
sehr teuer. Ein Test kostet zwischen
2.000 und 3.000 Euro und die Ausgaben werden nicht vom Staat getragen. Krankenhäuser, die solche multigenomischen Tests durchführen,
übernehmen die Kosten selbst.
■ Kann man also davon ausgehen, dass immer bessere Therapiemöglichkeiten eine Chemotherapie für KrebspatientInnen
irgendwann einmal vollkommen
obsolet machen?
Nein, das denke ich nicht. Eine Chemotherapie ist oft der beste Behandlungsweg und das wird auch in
Zukunft für einige Patientinnen so
bleiben. Aber Chemotherapien werden immer individueller werden.
Man muss dabei immer beide Seiten
sehen: den Menschen und den Tumor. Etwas das dem Menschen gut
tut, muss sich nicht automatisch
positiv auf den Tumor auswirken.
Und auch umgekehrt gilt: Nur weil
etwas den Tumor gut bekämpft, be-
deutet das nicht, dass es den Menschen allgemein gut tut.
■ Was kann man sich von
Antihormontherapien bei
BrustkrebspatientInnen
versprechen?
Antihormontherapien wirken besonders in späten Stadien sehr gut.
Wenn wir bei Brustkrebs von Stadium 4 sprechen, haben sich bereits
Metastasen gebildet. Hier können
Antihormonpräparate für eine hohe
Lebensqualität ohne Chemotherapie
sorgen. Deshalb ist es wichtig, dass
auf diesem Gebiet weiter intensiv geforscht wird.
LESEN SIE ONLINE,
wie die Brustrekonstruktion genau
aussehen kann.
HARALD TRIEBNIG
[email protected]
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MÄRZ 2015 · 9
Rekonstruktion nach
Brustkrebsoperation
Schätzungsweise jeder fünften Frau muss bei Brustkrebs
das gesamte Brustgewebe
entfernt werden. Die Mehrzahl von ihnen entscheidet
sich für eine anschließende
Rekonstruktion der Brust. Für
die Wahl der richtigen Methode sollten Vor- und Nachteile
sorgfältig gegen-einander abgewogen werden, sagt Prim.
Univ. Doz. Dr. Rupert Koller,
Wilhelminenspital in Wien.
■ Welche Methoden gibt es für
die Brustrekonstruktion nach
einer Krebs-OP?
Wenn nach der Entfernung des Gewebes die Brust wieder hergestellt
wird, geschieht das entweder mit
eigenem Gewebe oder mit einem Silikonimplantat. Das Implantat wird
direkt in definierter Grösse eingebaut oder es wird zunächst ein Gewebeexpander eingesetzt. Bei der
Verwendung von Eigengewebe entnimmt man Gewebe vom Unterbauch oder vom Oberschenkel und
formt daraus eine Brust.
Grundsätzlich sollte man die Vorund Nachteile dieser Methoden abwägen: Implantate sind beispielsweise öfter kleiner und runder, da
Implantate eher für schlankere
Frauen geeignet sind. Bei rundlicheren Frauen ist es sinnvoller, Eigengewebe zu verwenden. Die Operation dauert zwar länger und es entsteht eine zusätzliche Narbe, aber
die Brustform stimmt dann auch.
Beim Implantat sind oftmals Folgeoperationen nötig. Nicht weil es kaputt wäre, sondern weil es weh tut,
die Position nicht ideal ist oder weil
sich Kapseln bilden.
Prim. Univ. Doz.
Dr. Rupert Koller
■ Kann die Rekonstruktion
direkt nach der Krebsoperation
vorgenommen werden?
Eigentlich kann man fast immer eine Sofortrekonstruktion machen,
sie bringt in der Regel auch ein besseres ästhetisches Ergebnis,weil der
ursprüngliche Hautmantel erhalten werden kann. Es gibt nur ganz
wenige Ausnahmen, wo dies nicht
möglich ist. Viele Frauen möchten
eine Sofortrekonstruktion, damit
ihnen die Erfahrung erspart bleibt,
keine Brust zu haben. Doch wir
wissen aus Erfahrung, dass Frauen
nach einer Sofortrekonstruktion oft
weniger zufrieden sind. Die andere, gesunde Brustseite wird als Vergleich herangezogen. Aber in Wahrheit ist die Alternative ja, gar keine
Brust zu haben. Frauen, welche die
Erfahrung gemacht haben, brustlos
zu sein, sind üblicherweise zufriedener mit der Rekonstruktion.
■ Wie läuft die Kommunikation
zwischen plastischem
Chirurgen und Patientin ab?
Es kommt darauf an, wie weit der
Krebs fortgeschritten ist und wie
dringend die Brust entfernt werden muss. Manche Patientinnen
kommen gut informiert und wissen, was sie wollen. Für andere ist es
ein Schock. Ich überlege immer, was
ich einer Verwandten raten würde: Wovon bin ich überzeugt, welche Erfahrungen habe ich gemacht?
Man sollte den Betroffenen Zeit geben. Viele sind jedoch auch dankbar
dafür, schnell von der Option einer
Rekonstruktion zu erfahren. In Österreich sind wir in der guten Situation, dass solche Operationen von
den Krankenkassen bezahlt werden.
Glücklicherweise hat unsere Gesellschaft erkannt, dass die Integrität
des Körpers ein wertvolles Gut ist.
Abteilungsvorstand
Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
im Wilhelminenspital
SPORTLICH UND AKTIV
Bianca Schuster verbringt am liebsten
Zeit mit ihren Kindern.
FOTOS: © ANDREA STREIT
DIAGNOSE
Doz. Dr. F. Winkelbauer
ZENTRUM Univ.Univ.
Doz. Dr. B. Partik
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Brustkrebs
Früherkennung
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„Jede 10. Frau in Österreich ist von
Brustkrebs betroffen, daher ist die Früherkennung
so wichtig“, sagt Univ. Doz. Dr. Winkelbauer
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JESSICA HOFREITER
[email protected]
10 · MÄRZ 2015
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PROSTATAKREBS
INFO
PROSTATAKREBS
In der Männerwelt nach wie vor ein
Tabuthema.
FOTO: ISTOCKPHOTO / PESKYMONKEY
FRÜHERKENNUNG
Umso früher die Diagnose, desto
personalisierter ist die Behandlung.
FOTO: ISTOCKPHOTO / LOGOFF
Prostatakrebs:
Früherkennung
und Diagnose
Bei der Früherkennung,
bei Kontrollen oder bei
einem Verdacht auf Prostatakrebs werden verschiedene Mittel zur Diagnosestellung eingesetzt,
darunter der PSA-Test,
das Abtasten der Prostata, Biopsien oder bildgebende Verfahren.
PROSTATAKARZINOM:
FRÜHERKENNUNG IST
ENTSCHEIDEND
Jeder fünfte Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs. Gemeinsam mit
Prävention und einer Früherkennung stellt die minimale Therapie die moderne Form
des Umgangs mit dem Prostatakarzinom dar, so Univ.-Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat,
Leiter der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität Wien.
■ Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern.
Gibt es dafür eine Erklärung?
Das Prostatakarzinom stellt heute regelrecht eine Epidemie dar.
In Studien haben wir junge Männer zwischen ihrem 20. und 30. Lebensjahr untersucht, die bei Autounfällen verstorben sind: Bei einem
Viertel bis einem Fünftel von ihnen
konnten wir schon veränderte Zellen in sehr frühen Stadien feststellen. Diese brauchen natürlich sehr
lange, bis sie klinisch relevant werden. In Zukunft werden Karzinome die Hauptursache für den Tod
sein, denn durch die Fortschritte
im kardiovaskulären Bereich leben
wir immer länger – und bekommen
häufiger Krebs.
■ Was passiert bei einer
Krebserkrankung genau,
beispielsweise beim
Prostatakarzinom?
Prostatakrebs ist eine Entartung
von Zellen der Vorsteherdrüse. Diese Zellen verlieren die Kontrolle und
wachsen rapide. Dadurch zerstören
sie die Zellen in ihrer Nachbarschaft
oder in anderen Organen. Gründe für die Zellveränderung liegen
entweder in den genetischen oder
Univ.-Prof. Dr.
Shahrokh F.
Shariat
Leiter der
Universitätsklinik
für Urologie an der
Medizinischen
Universität Wien
epigenetischen Faktoren. Im letzteren Fall sind das Veränderungen, die
unser Erbgut im Laufe des Lebens
verzeichnet.
Krebszellen sind sehr unterschiedlich, obwohl sie alle unter
dem Mikroskop ganz einfach als solche erkannt werden können. Doch
die Realität ist komplexer: Wir müssen uns fragen, welche Fähigkeiten
die Zellen haben, ob sie das Potential
haben zu streuen und wie sie andere Zellen vernichten. Es gibt deshalb
auch nicht nur das eine Prostatakarzinom, sondern eine unheimlich
große Bandbreite an Prostatakrebs.
Das gibt uns auch die Möglichkeiten, die Therapie individuell auf den
Patienten abzustimmen.
■ Wie wird Prostatakrebs
therapiert?
Die ideale Medizin der Zukunft ist
eine individualisierte Therapie,
die nicht nur das Karzinom in Be-
tracht zieht, sondern auch auf die
Interessen und Wünsche der Patienten eingeht. Es ist wichtig zu
verstehen, dass viele Karzinome
heute wesentlich früher entdeckt
werden, etwa durch den PSA-Test.
PSA steht für Prostata-spezifisches
Antigen, ein Eiweißstoff, der in der
Prostata gebildet wird und mittels
dessen wir Hinweise auf ein Karzinom gewinnen können. Doch es
ist wichtig, dass der PSA-Test intelligent eingesetzt wird. Nicht jeder,
der früh mit einem Karzinom diagnostiziert wird, braucht zwingend
eine Behandlung. Vielleicht reicht
auch eine aktive Überwachung aus
(die sog. Active Surveillance) – erst
wenn das Karzinom sein Verhalten
verändert, greifen wir ein. Diese Art
des Umgangs mit Krebs wird zu wenig eingesetzt.Wir haben im Augenblick eher die Problematik, dass viele Männer übertherapiert werden.
FACTS
■ Die Prostatadrüse ist eine kastaniengroße Drüse und gehört zu
den männlichen Geschlechtsorganen. Sie produziert eine zähe
Flüssigkeit, die zusammen mit den
Samenfäden beim Samenerguss
ausgestoßen wird.
■ Prostatakrebs entwickelt sich
oft langsam, bleibt lange auf die
Prostata beschränkt und verursacht kaum Beschwerden.
■ Jeder fünfte Mann erkrankt im
Laufe seines Lebens an Prostatakrebs, welches nach wie vor die
häufigste Krebserkrankung der
österreichischen Männer darstellt.
■ Fast alle Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnose über 50, knapp
50 Prozent sind 70 Jahre oder älter.
■ Rund 25 Prozent von ihnen sterben infolge dieser Krebserkrankung.
■ Das kumulierte Sterberisiko bis
zum 75. Lebensjahr sank in den
vergangenen zehn Jahren von 1,2
Prozent auf 0,8 Prozent.
■ Dank vermehrter PSA-Screenings kommt es zu einer frühen Diagnosestellung, mehr als 60 Prozent
aller Neudiagnosen wurden bei lokalisiertem Tumorstadium gestellt.
Bei Männern, welche eine Therapie
brauchen, sind die Chancen auf Heilung groß. Chirurgie und Bestrahlung mit verschiedener Methodik,
oder eine Kombination dieser, können zur Heilung führen. Das wichtigste ist, dass die Therapie von einem qualifizierten Chirurgen oder
Strahlentherapeuten durchgeführt
wird, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Einige Institute registrieren ihre Therapieresultate und teilen ihr Wissen und Erkenntnisse
mit anderen Spezialisten, das ist
von Vorteil und in Österreich nicht
selbstverständlich. Nach wie vor eine wichtige Rolle spielt hier auch
die Forschung, ohne die keine Fortschritte in der Krebsmedizin denkbar sind.
■ Kann man selbst
präventiv einem Karzinom
entgegenwirken?
Es gibt immer Faktoren, die Karzinome begünstigen. Vom Rauchen wissen wir beispielsweise, dass es zwar
kein Karzinom herbeiführen kann,
aber dessen Wachstum und Therapieresistenz negativ beeinflusst.
Wichtig ist die Prävention durch
Früherkennung, zusammen mit einer weniger aggressiven, minimalen
Therapie. Darin sehe ich die Kunst
des medizinischen Managements
der Karzinome.
■ Ein Tumor entsteht häufig
im äußeren Bereich der Prostata und kann vom Arzt mit dem
Finger vom Darm aus als verhärtete Stelle ertastet werden. Doch
längst nicht alle Tumore sind ertastbar, weshalb zwingend immer weitere Untersuchungen
nötig sind.
■ Besteht ein Krebsverdacht,
werden weitere Abklärungen unternommen. Für eine klare Diagnose wird eine Biopsie (Gewebeprobe) der Prostata gemacht.
Hierzu wird eine transrektale Ultraschalluntersuchung durchgeführt, die zusätzlich die visuelle Kontrolle bei der Entnahme
der Gewebeproben sicherstellt.
Aus den Gewebeproben ist ersichtlich, wie stark die Krebszellen von normalen Prostatazellen abweichen. Dadurch lässt
sich erkennen, wie langsam oder
wie aggressiv der Tumor voraussichtlich wächst. Diese Abweichung wird mit dem sogenannten „Gleason Score“ ausgedrückt.
■ Bildgebende Verfahren geben
Aufschluss über allfällige Ableger des Prostatakrebses und können einen bestimmten Befund
präzisieren. Metastasen in den
Knochen können mit einer Skelettszintigraphie nachgewiesen werden. Auch mit der Computertomographie (CT) oder der
Magnetresonanz-Tomographie
(MRT) kann man Metastasen
aufspüren.
JESSICA HOFREITER
JESSICA HOFREITER
Quellen:.www.statistik.at, www.krebsliga.ch
■ Das PSA (Prostataspezifisches
Antigen) ist ein Eiweiß, das ausschließlich in der Prostata gebildet wird und im Blut nachweisbar ist. Ein erhöhter PSA-Wert
kann auf einen Tumor hinweisen und muss deshalb überwacht bzw. untersucht werden.
Auch nach einer ProstatakrebsBehandlung gilt der PSA-Wert als
Tumormarker zur Kontrolle des
Krankheitsverlaufs.
[email protected]
[email protected]
11 · MÄRZ 2015
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IMMUN-ONKOLOGIE
Entgeltliche Einschaltung im Auftrag von Bristol-Myers Squibb GmbH, ONCAT15NP01444 (03/2015)
Neues Bündnis im Kampf gegen Krebs
Die drei Säulen in der Therapie von Krebs sind die operative Entfernung, die Chemo –
und Strahlentherapie, welche
je nach Art und Stadium
der Erkrankung kombiniert
werden. Trotz verbesserter
Behandlungserfolge können
dabei nicht immer alle Tumorzellen und Metastasen dauerhaft vernichtet werden.
Seit Jahren wird daher an
neuen Methoden zur weiteren Behandlung geforscht.
Die Immun-Onkologie („I/O“)
könnte ein vielversprechender Schlüssel zum Erfolg im
Kampf gegen Krebs sein.
Die I/O etabliert sich zunehmend
als wichtige Methode in der Krebsbehandlung, wobei das körpereigene Immunsystem als Verbündeter
in der Therapie genützt wird. Das Ziel
des therapeutischen Ansatzes ist es,
das Immunsystem so zu beeinflussen, dass der natürliche Abwehrprozess gegen Krebszellen aktiviert wird.
Altes Bündnis –
Neu geschmiedet
Der deutsche Immunologe Paul Ehrlich entwickelte die Theorie, dass
das Immunsystem selbst Tumorzellen bekämpfen kann. Für seine Forschung auf diesem Gebiet erhielt er
1908 den Nobelpreis für Medizin. Zu
dieser Zeit konnte diese Hypothese
allerdings nicht bewiesen werden,
da die molekularen und zellulären
Komponenten des Immunsystems
nicht bekannt waren.
Proteinstrukturen, die von den BLymphozyten gebildet werden. Sie
reagieren sensibel auf Antigene und
können sich mit Hilfe eines passenden Schlüssels an sie binden. Die
Tumorantigene werden von Krebszellen produziert und sind wichtige
Zielstrukturen in der I/O. Diese Antigene werden durch die Bindung an
die Antikörper für das Immunsystem sichtbar und führen so zur Zerstörung der krankhaften Zellen.
FOTO: ISTOCKPHOTO / DRA_SCHWARTZ
Hierzu wurde 1957 ein Durchbruch
mit der ersten Beschreibung des
Proteins Interferon erzielt, das eine
wichtige Rolle in der Immunregulation spielt. 1965 wurde schließlich
das Protein Interleukin-2 entdeckt,
welches für das Wachstum von
T-Zellen zuständig ist. Diese werden in der Thymusdrüse gebildet
und sind eine bestimmte Gruppe
der weißen Blutkörperchen – den
Leukozyten – und als Wächter im
Immunssystem die Schlüsselfiguren. Durch diese Erkenntnisse über
wichtige Komponenten und Regulationsmechanismen des Immunsystems konnte die Theorie der
Immunüberwachung bei Krebserkrankung in den 70er-Jahren von
Burnet erstmals beschrieben werden, jedoch konnte dies erst 2001
durch eine Forscherkolloquium
rund um Vijay Shankaran und 2002
durch Robert D. Schneider eindeutig experimentell bewiesen werden.
Getarnt durch die Kontrolle
Krebszellen gelingt es, sich durch
geschickte Tarnung und Täuschung
durch die Kontrollmechanismen in
unserem Körper zu schmuggeln. Tumore entstehen aus körpereigenen
Zellen, die durch Mutation zu bösartigen Bausteinen des Organismus
werden. Obwohl sie zunehmend die
gesunden Zellen zerstören, weisen
sich die malignen Zellen als körpereigene Stoffe aus und können so dem
wachsamen Immunsystem entkommen. Das Immunsystem trennt gesunde von krankhaften Zellen und
sortiert sie aus. In dieser Eliminierung der Krebszellen nehmen die
T-Zellen eine besonders wichtige
Position ein. Krebszellen können
jedoch durch ein entsprechendes
Molekül – PD-L1 – das sich auf ihrer
Zelloberfläche befindet, bestimmte Störsignale senden, um dem Kontrollmechanismus der T-Zellen zu
entgehen. In der I/O wird versucht,
mit speziellen Medikamenten und
Verfahren die Aufmerksamkeit des
Immunsystems auf die Tumorzellen
zu lenken und negative Signale der
Krebszellen abzuschalten, um die
krankhaften Zellen zu attackieren
und zu entfernen.
Aktiv versus Passiv
In der Onkologie wird zwischen der
aktiven und passiven Immunisierung unterschieden. Bei der aktiven
Immunisierung werden dem Patienten bestimmte Substanzen verabreicht, welche im Immunsystem eine entsprechende Reaktion auslösen
sollen. Diese Immunantwort führt
idealerweise zur Vernichtung der Tumorzellen oder zumindest zu einem
verzögerten Tumorwachstum im Organismus. Bei der passiven Immunisierung werden Antikörper oder
Bestandteile injiziert, die selektiv
an Tumorzellen andocken können.
Die Antikörper sind körpereigene
Eine Antwort auf die
Frage wie Krebs bekämpft
werden kann?
Während die sichtbaren Erfolge bei
der Chemo -oder Strahlentherapie
schnell eintreffen, kann die Immunantwort bei der I/O-Therapie zeitverzögert erfolgen. Die Chemotherapie
zerstört eine große Zellanzahl, unterscheidet jedoch nicht zwischen
bestimmten gesunden und erkrankten Zellen. Bei der I/O- Therapie
hängt es vom Medikament ab, welche Nebenwirkungen hervorgerufen
werden. So kann es je nach Wirkstoff
beispielsweise zu entzündlichen
Hautreaktionen oder Durchfall
kommen. Auch nicht alle Krebsarten reagieren auf die derzeitigen
Forschungsansätze der I/O- Therapie, jedoch werden in der Praxis bereits sehr gute Langzeiterfolge zur
Behandlung von schwarzem Hautkrebs, sowie in klinischen Studien
bei Lungen-, Blasen-und Lymphdrüsenkrebs erzielt.
Wir entwickeln Medikamente, die unser Immunsystem dabei
unterstützen, Krebs erfolgreich zu bekämpfen.
Bristol-Myers Squibb ist bestrebt, die Forschung im Bereich der Immun-Onkologie durch die Entwicklung
verschiedener Wirkstoffe voranzutreiben. Das eigene Immunsystem wird unterstützt, damit es Krebszellen
aufspüren und bekämpfen kann. Erfahren Sie mehr über die Immun-Onkologie, die Forschungsarbeit von
Bristol-Myers Squibb, und was der Fortschritt in diesem Bereich für Betroffene und Angehörige
bedeuten kann unter www.immunonkologie.at.
DER SCHLÜSSEL LIEGT IN UNSEREM IMMUNSYSTEM.
© 2014 Bristol-Myers Squibb Company. All rights reserved.
ONCAT15NP00816-08 02/2015
KARIN SCHNECK
[email protected]
12 · MÄRZ 2015
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KOMPLEMENTÄRMEDIZIN
TIPPS
Ernährung
und Krebs
Die Ernährung spiele laut
Experten bei der Entstehung von Krebs eine große
Rolle, immerhin ließe sich
ein Drittel der Erkrankungen auf sie zurückführen. Die gute Nachricht:
Das lebenslange Beibehalten eines normalen Körpergewichts könne demnach eine der wichtigsten
Maßnahmen sein, um sich
vor Krebs zu schützen.
Die schlechte: Es gibt keine spezielle Ernährung für
Krebskranke.
Man weiß jedoch, dass Über- und
Untergewicht die Immunabwehr schwächen. Sowohl vorbeugend als auch therapeutisch
komme es vor allem darauf an,
dem Körper Nahrung zuzuführen, die antioxidatives Potential
habe, um Freie Radikale, die eine
Ursache für Krebs sind,in Schach
zu halten.
ORAC - Werte
Auskunft über das antioxidantische Potential einzelner Lebensmittel gibt der sogenannte
ORAC-Wert. Hohe Oxygen Radical Absorbance Capacity haben laut Listen, die man zuhauf
im Internet findet, beispielsweise Traubenkernmehl, Moringablätter, Açai-Pulver, Aroniabeeren, Blaubeeren, Cranberries,
Artischocken, Kirschen und Äpfel. Wie man an den Beispielen
sieht, handelt es sich vor allem
um Obst, Gemüse und sogenannte Superfoods (Nahrungsmittel
mit hohem Nährwert). Dinge,
welche man in eine gesunde und
ausgewogene Ernährung einbinden sollte. Ganz gleich, ob man
gesund werden oder bleiben will.
DOREEN BRUMME
[email protected]
ERGÄNZUNG ZUR SCHULMEDIZIN
Möglichkeit einer komplementären Therapie
für das Wohlbefinden in Betracht ziehen.
FOTO: ISTOCKPHOTO / BOTAMOCHI
KOMPLEMENTÄRMEDIZIN:
ERGÄNZENDE THERAPIE GEGEN KREBS
Wenn komplementäre Therapie die Schulmedizin ergänzt, kommen KrebspatientInnen in
den Genuss des gesamten medizinischen Wissens, das bis heute angehäuft wurde.
Der Herausforderung, den Krebs mit allen Mitteln zu besiegen, stellen sich
bereits vielerorts Schul- und Komplementärmediziner Seite an Seite.
Wenn dein Arzt dir sagt, dass du
Krebs hast, sitzt der Tod plötzlich
mit im Sprechzimmer. Ich weiß, wovon ich hier schreibe.Ich bekam eine
Krebsdiagnose mit Ende 20. Meinem
Arzt vertraute ich schon damals, im
Jahr 2000 und befolgte deshalb seine
Behandlungsempfehlung. Ich fühle
mich bei ihm bis heute in guten Händen. Selbstverständlich erwarte ich,
dass er um jedes Mittel weiß, das mir
hilft. Ganz gleich, ob es aus einem
Lehrbuch der klassischen Schulmedizin stammt oder aus einem Heilkräuterbuch. Ich erwarte auch, dass
mein Arzt mich im Zweifel zu jemandem schickt, der Bescheid weiß.
Was er übrigens getan hat.Heute gelte ich als geheilt. Man möge mir den
persönlichen Bezug verzeihen, aber
ich bin eben buchstäblich betroffen.
Deswegen möchte ich hier auch allen Betroffenen raten,vom Recht auf
alle der Medizin zur Verfügung stehenden Mittel Gebrauch zu machen.
Leider wird die komplementäre Medizin bis heute von vielen als
Alternativmedizin abgetan. Vor allem, weil wissenschaftliche Belege
für die Wirksamkeit ihrer Methodik bei Krebs häufig fehlen. Doch
auch hier tut sich was. Immer öfter
wagt die Schulmedizin den Schulterschluss mit der Komplementärmedizin. So geht es für Krebspatienten
wie mich nicht um ersetzende Alternativen, sondern um einander ergänzende Behandlungen.
Welche komplementären
Therapien gibt es heute?
Eine ganze Reihe von Krebspatienten, mal ist die Rede von der Hälfte,
mal von mehr, ergänzen ihre schulmedizinische Therapie heute schon
mit komplementären Behandlungen wie Homöopathie, Hypnose,
Akupunktur und Anti-Stress-Therapien (MBSR, Mindfulness-Based
Stress Reduction). Sie sollen helfen,
Ängste, Schmerzen, Depressionen
und Stress zu mindern. Dinge, die infolge der Krebserkrankung oder der
Krebstherapie auftreten.
Auch Strategien für einen nachhaltig gesunden Lebenswandel werden
als komplementäre Methoden angewandt, zum Beispiel Sport wie Yoga,
Qigong oder Tai-Chi, der sowohl Körper als auch Geist stärken soll, oder
Ernährungsstrategien, die für eine
optimale Versorgung des von Krebs
befallenen Körpers sorgen sollen.
Hinzu kommen Wirkstoffe, die die
Beschwerden infolge von Krebs oder
-therapie lindern können. Es gibt sie
als Nahrungsergänzung, zum Beispiel aus Soja abgeleitete Phytoöstrogene /Isoflavonoide, Leinsamen,
Traubensilberkerze, Johanniskraut,
Mistel, Kava-Kava, Rotkleeblätter,
Dong Quai Wurzel, Ginsengwurzel
oder Bromelain plus Papain plus Selen plus Lektin.
Die Mistel in der
Krebstherapie
Im deutschsprachigen Raum zählen
Mistelpräparate und wässrige Extrakte der Mistelpflanze, die meist
unter die Haut (subkutan), seltener
intravenös oder gar in den Tumor gespritzt werden, zu den meist angewandten Krebsmitteln , heißt es im
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
(DKFZ). Gleichwohl deren Wirkung
kaum erforscht und deswegen umstritten sei, sollen demnach sogar
Kritiker der Misteltherapie zugestehen, dass sie BrustkrebspatientInnen parallel zur Chemotherapie zu
einer verbesserten Lebensqualität
verhelfen könne.
Unterstützung durch
Spurenelemente
Das existenzielle Spurenelement
Selen gilt als Mittel gegen zellzerstörende Freie Radikale, die auch
Verursacher von Krebs sein können. Es mildere laut Studien zudem
die Erschöpfung (Fatigue), die viele
Krebspatienten beklagen.
DOREEN BRUMME
[email protected]
INFO
Mistel während Chemotherapie?
Komplementäre Therapien
zur Behandlung von
Nebenwirkungen:
Verschiedene Therapiemöglichkeiten können bei Nebenwirkungen während und nach einer Krebstherapie helfen. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt, welche ergänzende Behandlungen für Sie geeignet wären.
■ Chinesische Kräutermedizin
zur Behandlung durch Chemotherapie bedingter Nebenwirkungen
■ Homöopatische Medizin
gegen therapiebedingte Nebenwirkungen
■ Akupunktur
mindert Fatigue,Übelkeit,kognitive Dysfunktion,Schmerzen
■ MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction)
Verbesserung der Lebensqualität
■ Körperliches Training (Yoga, Qigong, Tai-Chi)
verbessert die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit
■ Hypnose
Verbesserung von Fatigue und Muskelanspannungen
■ Ernährung
Pflanzliche Produkte wie Vitaminhaltige Lebensmittel,Ingwer,Sojaprodukte,Leinsamen,Rotklee-Blätter,Ginseng,Johanniskrautprodukte etc.,ergänzen eine ausgewogene und fettarme Ernährung
für Ihr Wohlbefinden.
QUELLE: WWW.AGO-ONLINE.DE ; FOTO: ISTOCKPHOTO / SYNERGEE
Die Misteltherapie mit standardisierten
Gesamtextrakten ist mittlerweile gut
belegter Bestandteil der begleitenden
Tumortherapie. Sie wird im Gegensatz
zur Alternativmedizin zusätzlich zu den
schulmedizinischen Verfahren eingesetzt. Diskutiert wird jedoch oft, ob man
sie schon während einer Chemotherapie, oder erst danach durchführen soll.
Es liegen bis dato zahlreiche klinische
Studien zu dem Thema vor. Mistelgesamtextrakte können in allen Phasen
einer Krebserkrankung eingesetzt werden, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, insbesondere auch
durch Reduktion von Nebenwirkungen
einer Chemotherapie. Letztere kann
durch die gleichzeitige Gabe der Misteltherapie sogar höher dosiert werden. Das ist das Ergebnis einer neuen
Studie des National Naval Medical Center in Bethesda, Maryland (USA).
MR Dr. Jutta Hellan
Allgemeinmedizinerin und Onkologin
Die Ergebnisse der Untersuchung mit
einem Präparat aus Tannenmistel sprechen klar für die Misteltherapie. Sie hat
keinen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit und Sicherheit eines häufig eingesetzten Zytostatikums (Gemcitabin)
bei PatientInnen mit fortgeschrittenen
soliden Tumoren.
Ganz im Gegenteil: Durch die Kombination mit Mistel war eine um 30 %
höhere Dosierung des Zytostatikums
möglich, was auch dessen Erfolgschancen erhöht.
Nur bei Auftreten von entzündlichen
Veränderungen und/oder Fieber unter
der Chemotherapie sollte eine begleitende Misteltherapie unterbrochen werden, bis die Symptome völlig abgeklungen sind.
Nähere Informationen zur Misteltherapie und eine Liste von mehr als 200 mistelerfahrenen Ärzten finden Sie unter:
13 · MÄRZ 2015
WWW.KREBSRATGEBER.AT
NEBENWIRKUNGEN
Fatigue
Wenn der Körper an Krebs leidet,
bilden sich bösartige Gewächse,
Tumore genannt. Um dieses ungewollt wuchernde Gewebe in seinem
Wachstum zu stoppen oder zumindest deutlich zu hemmen, werden
in zahlreichen Fällen Zytostatika
eingesetzt. Darunter versteht man
natürliche oder synthetische Substanzen, die das Zellwachstum beziehungsweise die Zellteilung hemmen sollen. Verabreicht werden sie
im Rahmen einer Chemotherapie.
Der Großteil dieser Zytostatika ist
aber nicht krebsspezifisch wirksam,
sondern richtet seine Aktivität gegen alle schnell wachsenden Gewebe im gesamten Körper. Dadurch
wird auch gesundes Gewebe angegriffen. Mehr oder weniger starke Nebenwirkungen sind abhängig
von Krebs- und Behandlungsart oft
die Folge.
In vielen Fällen kommt es während und nach einer Krebstherapie zum sogenannten Fatigue - Syndrom. Typische Merkmale dieses
Phänomens sind eine lange anhaltende, bleierne Müdigkeit und Abgeschlagenheit trotz ausreichender Schlaf- und Ruhephasen. Auch
fühlen sich davon Betroffene bereits bei geringer Belastung unwohl
und überfordert, was zu einer deutlichen Abnahme privater und beruflicher Aktivitäten führt. Fatigue
wird durch die Erkrankung selbst
oder im Zusammenhang mit einer
Chemotherapie oder Bestrahlung
ausgelöst, hält meist auch über den
Behandlungszeitraum hinaus Wochen oder Monate an und vermindert die Lebensqualität der Betroffenen stark. Frauen sind tendenziell
eher davon betroffen. Ein körperliches Ausdauertraining im Rahmen
einer Onkologischen Rehabilitation
kann helfen, das Fatigue-Syndrom
in den Griff zu bekommen.
Die üblichen Verdächtigen
Die bekannteste und am häufigsten auftretende Nebenwirkung von
Chemotherapien ist der Haarausfall. Weil für jeden sichtbar, ist der
plötzliche Haarverlust für zahlreiche Patienten ein großes psychisches Problem. Besonders Frauen
leiden häufig sehr darunter. Höher
dosierte Chemotherapien greifen
auch die Schleimhäute im Mund,
im Verdauungstrakt und im Genitalbereich an und sorgen dort für
Entzündungen und Wunden. Auch
Scheidentrockenheit tritt häufig
auf. Diese Symptome und Nebenwirkungen gehen nach dem Ende einer Chemotherapie aber meist
schnell zurück. Haare wachsen wieder nach, wunde und entzündete
Schleimhäute heilen rasch und vollständig ab. Als besonders unangenehme und weithin bekannte Nebenwirkung von Zytostatika gilt
starke Übelkeit, häufiges Erbrechen
und ausgedehnte Durchfallerkrankungen. Die Intensität dieser Reaktionen und der Zeitpunkt des Auftretens hängen von der jeweiligen
Substanz ab, lassen sich aber meist
gut in den Griff bekommen.
Zytostatika und das Blut
Ein weiteres Begleitphänomen von
Krebsbehandlungen ist häufig eine Blutarmut, die sogenannte Anämie. Dabei nimmt die Zahl der roten
Blutkörperchen stark ab, der ganze Körper wird dadurch schlechter
Sind Spätfolgen zu erwarten?
ZUSÄTZLICHE BELASTUNGEN
Das Immunsystem wird durch die
Therapien geschwächt.
FOTO: ISTOCKPHOTO / BOWDENIMAGES
ERST KREBS UND DANN DAS!
Als ob die Diagnose Krebs für jeden Einzelnen nicht schon schlimm genug
wäre, leiden viele Krebspatienten, deren Krankheit mit Zytostatika oder einer
Strahlentherapie behandelt wird, auch noch unter mehr oder weniger starken
Nebenwirkungen. Doch das muss nicht immer sein.
mit Sauerstoff versorgt. Da der Sauerstoffbedarf des Körpers trotz der
verminderten Sauerstofftransportkapazität des Blutes aber weiterhin gedeckt werden muss, können
eine beschleunigte Atmung und
ein erhöhter Herzschlag auftreten.
Auch Kopfschmerzen und Schwindel als Folge der Sauerstoffunterversorgung des Gehirns sind nicht
selten Teil einer solchen Anämie.
Aber auch ein Mangel an weißen
Blutkörperchen, den Leukozyten,
kann auftreten. Dieses Phänomen
ist besonders häufig bei der Behandlung von Leukämie zu beobachten.
Betroffene Patienten erkranken
häufiger und oft an ungewöhnlichen Infektionen, da ein wichtiger
Teil des körpereigenen Immunsys-
tems nur noch eingeschränkt funktioniert. Wird die Immunfunktion zu stark eingeschränkt, muss in
Extremfällen sogar die Chemotherapie unterbrochen werden. Mit einem geschwächten Immunsystem
können auch schmerzhafte und
schlecht heilende Wunden an der
Mundschleimhaut oder am Zahnfleisch einhergehen.
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Nährstoffe in kompakter Form.
Gewichtsverlust entgegenwirken und wieder zu Kräften kommen.
Gewichtsverlust ist eine häufige Begleiterscheinung von Krebs und Krebstherapie. Gewichtsverlust zu reduzieren
oder zu stoppen ist jedoch entscheidend, um die Ansprechraten der Chemotherapie zu verbessern. Die frühzeitige
Gabe von medizinischer Trinknahrung mit hohem Gehalt an Energie und Nährstoffen hat sich seit langem bewährt.
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In den meisten Fällen hinterlassen
Chemotherapien oder Bestrahlungen keine Langzeitfolgen, die meisten Nebenwirkungen klingen wenige Wochen nach Abschluss der
Behandlung wieder ab. Bei Zytostatika spielen besonders die Dosis und
die Behandlungsdauer eine große
Rolle, ob mit Langzeitschäden zu
rechnen ist oder nicht. Einige Behandlungen können aber sehr wohl
langfristige Gewebeschäden hervorrufen. Auch das Risiko von Nervenschäden steht bei einigen Substanzen im Raum. In vereinzelten
Fällen führen bestimmte Zytostatika zu Problemen mit dem Tast- und
Geschmackssinn. Auch Störungen
der Feinmotorik bei Nervenschäden
in den Händen oder Gangunsicherheit bei Schädigung der Bein-Nerven können vereinzelt vorkommen.
Grundsätzlich kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass einige Zytostatika die Leistungsfähigkeit des
Gehirns beeinträchtigen, zu diesem
Thema liegen aber keine abschließenden Erfahrungswerte vor.
LUKAS WIERINGER
[email protected]
14 · MÄRZ 2015
WWW.KREBSRATGEBER.AT
GASTKOMMENTAR
Jedes Jahr erkranken in Österreich rund 40.000 Menschen neu an Krebs, über 300.000 Menschen
sind in unserem Land von Krebs betroffen. Die Fortschritte der modernen Medizin führen durch
verbesserte Früherkennung und wirksamere Behandlungen zu einer kontinuierlichen Zunahme
der Lebenserwartung.
TIPPS
Nach dem
Krebs zurück
ins Leben
Ist der Krebs überstanden,
gilt es, wieder zurück in
ein erfülltes, neues Leben
zu finden.Hier einige Tipps
zum besseren Gelingen.
Vom Überleben zum Leben
Primarius Univ.-Prof.Dr.
Alexander Gaiger
Präsident der österreichischen
Akademie für onkologische Rehabilitation und Psychoonkologie (ÖARP)
„Gemeinsam gegen
Krebs - onkologische Rehabilitation als Teil eines
onkologischen Gesamtkonzepts.“
Durch die immer größer werdende Zahl an Menschen, die von Krebs
geheilt oder mit einer chronischen
Krebserkrankung leben, stellen sich
nun weitere Herausforderungen: Ist
das Überleben gesichert, rückt das
Leben nach oder mit einer Krebserkrankung ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
von den Betroffenen bemerkt wird,
deutlich verbessert. Bemerkenswert sind aber die Stu-dienergebnisse, die zeigen, dass onkologische
Rehabilitation sowohl zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens,
als auch zu einer Verminderung des
Tumorrezidivrisikos bei zahlreichen Krebsarten führt.
Individuelle Anpassung
Ergänzende
Behandlungskonzepte
Hier ist der Ansatzpunkt der onkologischen Rehabilitation, die allen
PatientInnen nach Abschluss ihrer
primären Tumorbehandlung offen
steht. Ziel ist es, Betroffenen auf ihrem Weg vom Überleben zurück zu
einem – durch die Erfahrung von
Krankheit und Therapie geänderten – Lebensalltag zu unterstützen. Jeder Mensch, jede Familie reagiert auf eigene Art und Weise auf
diese Krankheit, dementsprechend
werden die Rehabilitationsmaßnahmen nach wissenschaftlichen
Grundlagen den Bedürfnissen der
PatientInnen individuell angepasst.
Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die onkologische Rehabilitation (insbesondere Kraft und Ausdauertraining)
nicht nur zu einer Verbesserung
der Lebensqualität und einer körperlichen Aktivierung führt, sondern auch den chronischen Erschöpfungszustand, der oft nach
Abschluss der Tumorbehandlung
Ergänzt wird dieses Behandlungskonzept durch Trainingsprogramme, die spezielle Herausforderungen
nach Krebserkrankungen gezielt angehen, wie Beckenbodentrainings
zur Behandlung von Inkontinenz,
Stromanwendungen und ergotherapeutische Maßnahmen zur Behandlung von Polyneuropathien
(Taubheitsgefühl und Missempfindungen an Händen und Füßen, die
nach der Chemotherapie auftreten
können), psychoonkologische Unterstützung und Psychotherapie bei
der Bewältigung der Krankheit und
möglicher Veränderung des Körperbildes. Allgemeine Informationsprogramme helfen, die Nachsorge und
mögliche weitere Erhaltungs- und
Hormonbehandlungen besser verstehen und durchführen zu können,
gesundheitsfördernde Lebensstilfaktoren werden durch sportmedizinische und Ernährungsberatung unterstützt.
Aufklärung
Ein wesentlicher Bestandteil der
Rehabilitation sind auch Informationsprogramme, die helfen sollen, die Krankheit zu enttabuisieren. Niemand ist selbst schuld an
der Krankheit, Krebs ist keine Erkrankung der Seele und wird nicht
durch Stress verursacht. Viel beeindruckender und auch eine viel wichtigere Ressource ist das Ausmaß an
Kraft und Lebenswillen (und Gesundheit), das bei der Bewältigung
der Erkrankung seitens der Betroffenen (Patienten, deren Partner, Kinder und Freunde) mobilisiert wird.
Ein wichtiges Ziel der Rehabilitation ist es, gemeinsam mit Angehörigen, zuweisenden Ärzten,
Krebszentren, der Krebshilfe und
Krebssportgruppen die Nachhaltigkeit des Erreichten durch regelmäßiges körperliches Training, z.B Wandern, Nordic Walking, Radfahren,
Schwimmen zu sichern, um so ein
ganzheitliches Behandlungskonzept umzusetzen, das dem neuesten Stand medizinischer Forschung
entspricht, das Überleben nach einer
Krebserkrankung verbessert und im
übrigen nicht viel kostet.
■ Ein wichtiger Faktor, um wieder so richtig fit zu werden, ist
ausreichende Bewegung an der
frischen Luft. Egal ob Nordic
Walking, Radfahren oder Wandern, ein sanftes Ausdauertraining stärkt die Gesundheit genauso wie die Abwehrkräfte und
vermittelt neues Vertrauen in
den Körper.
■ Ebenso wichtig ist eine ausgewogene Ernährung. Denn
Krebserkrankung und Therapie haben den Körper stark geschwächt. Jetzt müssen neue
Reserven aufgebaut werden. Eine ausgewogene Ernährung mit
viel Obst und Gemüse, wenig
rotem Fleisch, wenig Salz und
keinem Alkohol gibt dem Körper
alles, was er für die Wiederaufbauphase benötigt.
■ Eine Krebserkrankung ist
nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren Angehörige psychisch sehr belastend. Da
gibt die gemeinsame Zeit mit
der Familie neue Kraft und Zuversicht für die Zukunft.Wie wäre es mit einem Urlaub mit der
ganzen Familie?
■ Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen,
das eigene Schicksal besser annehmen zu können und neuen
Lebensmut zu schöpfen. Denn
das Gefühl, mit der Erkrankung
und den eigenen Sorgen nicht
alleine zu sein, ist eine erhebliche Erleichterung.
LUKAS WIERINGER
PRIMARIUS UNIV.PROF.DR.
[email protected]
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15 · MÄRZ 2015
WWW.KREBSRATGEBER.AT
GASTKOMMENTAR
Palliative Care –
wenn „nichts mehr zu machen“ ist,
gibt es noch viel zu tun!
Was bedeutet Palliative Care?
Hilde Kössler, MMSc
Vizepräsidentin der Österreichischen
Palliativgesellschaft und Koordinatorin
des Mobilen Palliativteams Baden
„Durch frühzeitig eingesetzte
palliative Betreuung kann die
Lebensqualität sowie Lebensdauer gesteigert werden.“
Palliative Betreuung dient dazu,
jedem Menschen die Möglichkeit
zu geben, seinen letzten Lebensabschnitt weitgehend selbstbestimmt
und würdevoll zu verbringen.
Die Kriterien der WHO (2002) besagen, dass die Lebensqualität von
Menschen und deren Angehörigen,
die mit einer lebensbedrohlichen
Erkrankung konfrontiert sind, verbessert werden soll. Dies geschieht
durch Prävention und Linderung
von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen,Einschätzen und Behandeln
von Schmerzen und anderen physischen, psychosozialen und spirituellen Problemen.
Mit Hilfe eines multiprofessionellen Teams werden Lebensqualität und Selbstbestimmung des
Menschen in seinem letzten Lebensabschnitt – wir reden hier von Wochen,Monaten,manchmal auch Jahren - radikal in den Mittelpunkt der
Begleitung gestellt.
Was beinhaltet Palliative
Care (PC) genau?
Palliativstationen oder –konsiliardienste stehen in den meisten
Krankenhäusern zur Verfügung,
während mobile Palliativteams Patienten und deren Angehörige zu
Hause unterstützen. Im Bedarfsfall werden ehrenamtliche Hospizteams in die Betreuung miteinbezogen oder Patienten in stationäre
Hospize vermittelt. Körperliches
Leiden wird gelindert und Komplikationen vorgebeugt, um Krisensituationen zu vermeiden. Angehörige, Hauskrankenpflege oder
auch Hausärzte werden auf spezielle palliative Interventionen wie z.B.
Schmerzpumpen eingeschult. Häufig müssen Lösungen für finanzielle
und organisatorische Probleme gefunden werden. Psychosoziale und
mentale Aspekte treten in den Vordergrund: Ängste des Patienten, die
Annahme seines bisherigen Lebens,
aber auch der Abschied aus diesem
Leben, sodass friedliches Sterben
möglich wird.
Weshalb ist PC wichtig für
den Betroffenen, aber auch
für seine Angehörigen?
Schwere Krankheit und Sterben
sind immer mit schmerzhaften
Fragen nach Lebenssinn, Abschied
und Trauer verbunden. Wir leben
in Beziehungen, und wenn ein Teil
der Beziehungen an und über die
Grenzen der Belastbarkeit kommt,
nehmen existentielle Angst, Gefühle der Hilflosigkeit und des Aus-
geliefertseins überhand. Erfahren
Menschen Hilfe in der Symptombekämpfung und Krisenvorsorge,
werden sie ermächtigt, sich selbst
bzw. ihren Lieben zu helfen. Durch
die Stabilisierung des Umfelds kann
die Sorge vor Würde- und Kontrollverlust nachlassen und Lebensgenuss wieder möglich werden.Auch
wenn dieser Lebensabschnitt von
großer Trauer geprägt ist, bedeutet ein Begleiten aus dem Leben oft,
dass die Angst vor dem eigenen Sterben gemindert wird.
Warum wird die Lebensqualität im Endstadium verbessert
und das Leben möglicherweise sogar noch verlängert?
Studien geben Hinweise darauf, dass
neben der Lebensqualität auch die
Lebensdauer durch frühzeitig einsetzende palliative Betreuung gesteigert wird.
Im Krankheitsverlauf sind immer
wieder Entscheidungen über das
Ausmaß medizinischer Interventionen zu treffen. Um zu wissen, was
dieser Mensch braucht, muss mit
ihm geredet, ihm zugehört und versichert werden, dass seine Wünsche
respektiert werden. Spezielle Symptomtherapie stärkt den Körper, die
Vernetzung aller Versorgungsstruk-
turen und das Einbeziehen der Angehörigen geben Sicherheit und die
Möglichkeit, Kraft zu schöpfen.
Wird ein achtsamer, verstehender
Dialog über Prognose, Ängste und
Therapieziele mit Erfahrung und
Einfühlungsvermögen geführt, entstehen Vertrauen und Sicherheit.
Diese wiederum führen zu einem
weniger von Symptomen und Angst
belasteten Sterbeverlauf.
Was kann ich als Patient / Familienmitglied unternehmen?
Die Versorgung mit Palliativ- und
Hospizeinrichtungen in Österreich
ist sehr unterschiedlich. Selbst dort,
wo eine Flächendeckung erreicht
ist, bedeutet dies keine Bedarfsdeckung. Informieren Sie sich bei
den verschiedenen Anlaufstellen
in Österreich über sämtliche palliativ-hospizlichen Einrichtungen in
Ihrer jeweiligen Region. Auch Patienten und Angehörige selbst haben
in jedem Versorgungskontext das
Recht, palliative oder hospizliche
Betreuung anzuregen.
Weitere Informationen finden Sie auch
unter: www.hospiz.at & www.palliativ.at
HILDE KÖSSLER, MMSC
INFO
Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter
Therapiezentrum Rosalienhof
Am Kurpark 1, 7431 Bad Tatzmannsdorf
Tel: (03353) 83 87, Fax: (03353) 83 87-83801
E-Mail: [email protected]
Web: www.bva.at/rosalienhof
Therapiezentrum Rosalienhof
Unser in Bad Tatzmannsdorf gelegenes Therapiezentrum ist eine seit mittlerweile 10 Jahren auf exzellente
Anschlussheilbehandlung, Rehabilitation und Prävention onkologischer Erkrankungen spezialisierte Fachklinik und besitzt österreichweit die größte Erfahrung auf
dem Gebiet der stationären onkologischen Rehabilitation.
Die Indikationen sind nicht auf spezielle Tumorerkrankungen beschränkt, sondern erstrecken sich über alle
Arten von malignen Erkrankungen.
Außenansicht
Der intensive Dialog zwischen Patient, Medizin, Pflege,
Psychologie, Physiotherapie, Lymphödemtherapie, Diätologie, Logopädie und Ergotherapie hat zum Ziel, die
durch die Erkrankung oder deren Folgen verursachten
Einschränkungen der Lebensqualität zu verbessern.
Auf wissenschaftlich basierter Grundlage wird die Versorgung der Patienten aufgebaut und stets weiterentwickelt.
Patientenzimmer
Nach umfangreichen Aufnahmeuntersuchungen stellen
wir ein maßgeschneidertes Therapiepaket zusammen.
Hauptsäulen der Rehabilitation sind somatische Therapieverfahren, psychoonkologische Betreuung, Informationsvermittlung und soziale Unterstützung.
Der Erfolg der Rehabilitation wird im Verlauf des Aufenthaltes mehrmals ärztlicherseits mit den Patientinnen
und Patienten und auch in interdisziplinären Teambesprechungen überprüft und bei Bedarf der Therapieplan
angepasst. All dies geschieht immer in Zusammenarbeit mit den Patienten, um gemeinsam als aktive Partner den optimalen Behandlungserfolg zu erzielen.
Nach dem Prinzip der ganzheitlichen Sicht stellen die
Erhaltung der Autonomie und der Weg zurück zur Gesundheit die Hauptziele der Rehabilitation dar, um den
Anforderungen des Lebens dauerhaft wieder gerecht
werden zu können.
Ultraschalldiagnostik
Einzel- und Gruppentherapien
Häufige Therapien bei
einer Rehabilitation
PatientInnen erhalten bei einer Onkologischen Rehabilitation verschiedene Therapien und Untersuchungen, welche auf den jeweiligen Patientenstatus
genau abgestimmt werden. Einige der bewährten Therapien
sind unter anderem:
■ Psychologische Einzel-und Gruppengespräche, bieten
Entlastung in Krisensituationen
■ Progressive Muskelentspannung, hilft den Patienten
sich leichter körperlich zu entspannen
■ Nordic–Walking, dient zum Wiedereinstieg in ein leichtes
Ausdauertraining, um wieder in Form zu kommen
■ Psychotherapeutische Maltherapien: PatientInnen
können ihre Ängste oder Probleme bildlich darstellen
■ Beratungen und Schulungen durch DiätologInnen, sind
wichtig, um auch nach der Rehabilitation eine ausgewogene
Ernährung einzuhalten
■ Verschiedene Massagen, dienen zur Entspannung, sowie
der Schmerzlinderung
QUELLE: WWW.BVA.AT & WWW.AGO-ONLINE.DE; FOTO: ISTOCKPHOTO / BYRYO
10 JAHRE ASTELLAS
PHARMA ÖSTERREICH:
Pharmaunternehmen mit japanischen
Wurzeln setzt auf Expansion
Das seit 2005 in Wien etablierte japanische Unternehmen Astellas Pharma feiert
dieses Jahr sein zehnjähriges Firmenjubiläum. Mit großem Erfolg verbindet
Astellas Pharma seine japanischen Wurzeln und die damit verbundenen Werte
mit den Ansprüchen moderner Unternehmensstrukturen. Seit Gründung wächst
Astellas Pharma kontinuierlich und erweitert laufend seine Therapiebereiche.
PROSTATAKREBSTHERAPIE:
WISSEN IST MACHT!
BEWEGUNG BEI
ASTELLAS PHARMA
„Wissen ist Macht!“ Dieses bekannte Zitat, das auf den
englischen Philosophen Francis Bacon zurückgeht, ist beispielgebend für die Philosophie von Astellas Pharma im Bereich der
Prostatakrebstherapie. Das erklärte Ziel des Unternehmens ist
es, Männern die Schwellenangst für die Krankheit zu nehmen.
Sowohl Männer also auch die Öffentlichkeit soll für die Erkrankung, ihre Risiken und Folgen sensibilisiert und über
Möglichkeiten der Behandlungsmethoden, Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen informiert werden. Denn
Prostatakrebs ist kein Todesurteil! Moderne Früherkennung
und individuelle Therapien versprechen Heilung und wenn dies
nicht möglich ist, dann kann eine hohe Lebensverlängerung
mit guter Lebensqualität erreicht werden.
Astellas Pharma, derzeit noch in der Linzer Straße im 14. Wiener
Bezirk ansässig, wird den Bürostandort wechseln. Zu Ostern
dieses Jahres werden den knapp 60 Mitarbeitern rund 860 m2
Bürofläche in Österreichs höchstem Gebäude, dem DC Tower
in der Wiener Donaucity, zur Verfügung stehen. Mit dem
Umzug soll auch der Unternehmensvision „Changing
Tomorrow“, die das Potenzial des Unternehmens zur Schaffung einer lebenswerten Zukunft für alle seine Stakeholder
zum Ausdruck bringt, intern Rechnung getragen werden.
„Das neue Büro im 44. Stockwerk hat einen wunderbaren
freien Blick über ganz Wien und wird den MitarbeiterInnen
ein optimales Arbeitsumfeld bieten. Somit können wir unsere
Stärken in Zukunft noch besser bündeln und die hochmoderne Infrastruktur optimal nützen um den Bedürfnissen von
Patienten, Kunden und Partnern noch besser gerecht zu
werden“, erklärt Visionär und Geschäftsführer der österreichischen Niederlassung, Dr. med. Miroslaw Jan Lubecki, MBA.
Astellas Pharma legt sowohl international, als auch in Österreich speziellen Fokus auf den „Männerkrebs“. Im Mittelpunkt
steht dabei die Entwicklung von innovativen Behandlungsoptionen, um Patienten im fortgeschrittenen ProstatakrebsStadium zusätzliche Therapien zu bieten, die das Leben der
Patienten verlängern und ihre Lebensqualität verbessern.
Mit Hochdruck forschen Astellas MitarbeiterInnen an zielgerichteten Therapien zur Bekämpfung der zerstörerischen
Auswirkungen von Krebs. Darüber hinaus bemüht sich Astellas,
Patienten und Angehörige bei der Bewältigung ihres Schicksals
bestmöglich zu unterstützen und den Erfahrungsaustausch innerhalb der uro-onkologischen Fachgruppe interdisziplinär zu
fördern. So unterstützt Astellas vor allem Ärzte, medizinische
Einrichtungen und Patientenselbsthilfegruppen zur Sicherung
qualitätsvoller Patientenbetreuung und Forschung.
Astellas Pharma Ges.m.b.H.,
Donau-City-Straße 7, A - 1220 Wien,
Tel: +43 1 877 26 68, E-Mail: [email protected]
www.astellas.at
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