EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT DIAGNOSE KREBS Aus dem Inhalt Hämatoonkologie Notwendigkeit der personalisierten Krebstherapie Brustkrebs Fortschritte der Therapiemöglichkeiten Immuntherapie Ein altes Bündnis neu geschmiedet JA ZUM LEBEN SAGEN Bianca Schuster erzählt über ihre Erfahrungen mit der Diagnose Brustkrebs und ihrem ganz neuen Lebensgefühl Unser Immunsystem braucht Selen selenase® Gerne können Sie kostenlos Informationsmaterial anfordern: [email protected] (Stichwort: Selen AT) biosyn Arzneimittel, Wiss. Informationsbüro Waldburgergasse 53, 5026 Salzburg Tel.: +43 662 257483, www.biosyn.at FOTO: © ANDREA STREIT Komplementäre Therapie Ergänzende Medizin bei Krebs 2 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT VORWORT IMPRESSUM Rund 40.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Krebs. Viele können dank modernster Diagnose- und Therapiemöglichkeiten geheilt werden. Dort, wo leider keine Heilung möglich ist, gelingt es aber zunehmend, das Leben bei bestmöglicher Lebensqualität zu verlängern. BESUCHEN SIE UNSERE WEBSEITE WWW.KREBSRATGEBER.AT MEDIAPLANET AUSTRIA FOTO: ISTOCKPHOTO / ALEKSANDARNAKIC TIPPS DER REDAKTION Bestmögliche Lebensqualität in allen Phasen der Krebserkrankung D Univ.-Prof.Dr. Paul Sevelda Präsident der Österreichischen Krebshilfe „Eine gute Lebensqualität geben Betroffene meist dann an, wenn sie mit den momentanen Umständen zufrieden sind.“ ie Entstehung von Krebs ist ein komplexer Prozess, dem vielfältige Ursachen zugrunde liegen. Warum wir tatsächlich an Krebs erkranken, ist noch weitgehend unerforscht. Jeder Mensch kann aber einen Beitrag dazu leisten, sein persönliches Risiko zu reduzieren: durch einen gesunden Lebensstil (Nichtrauchen, wenig Alkohol, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, vernünftiger Umgang mit Sonnenbestrahlung usw.) und die Impfung gegen HPV. Leider ist das aber keine Garantie, nicht an Krebs zu erkranken. Wichtig ist, dass die Möglichkeit von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen wahrgenommen wird (z.B. Mammografie, Darmspiegelung,Krebsabstrich etc.), denn die Behandlung von Vorstufen bzw. des Frühstadiums einer Krebserkrankung steigert die Heilungschancen erheblich und ist für PatientInnen auch weniger belastend. Die Angst vor der Diagnose Die Diagnose „Krebs“ ist immer ein Schock. Schwärzeste Phantasien tauchen auf und eine emotionale Achterbahn belastet PatientInnen und Angehörige. Viele haben auch Angst davor, dass die Lebensqualität zwangsläufig schlecht sein muss. Dies mag zwar zu bestimmten Zeitpunkten so sein - gilt aber nicht generell - und hängt vom medizinischen Verlauf der Erkrankung genauso ab wie vom Zusammenspiel zwischen Arzt und Patient, der medizinischen und pflegerischen Versorgung und wie es Patienten und Angehörigen gelingt, mit der Krankheit zurechtzukommen. Eine gute Lebensqualität geben Betroffene meist dann an, wenn sie mit den momentanen Umständen zufrieden sind. Das erfordert unter Umständen aber auch ein Akzeptieren von Einschränkungen und Verlusten und andererseits einen Blick für das, was dennoch möglich ist. Die Einschätzung der Lebensqualität hängt aber auch vom allgemeinen psychischen Wohlbefinden (Angst, Depression etc.), sozialen Beziehungen (Freundschaften, Familie etc.) und Leistungsfähigkeit im Alltag (Beruf, Freizeit etc.). Psychologische Hilfe - für PatientInnen wie für Angehörige - ist eine wichtige Unterstützung im Verlauf einer Krebserkrankung. Die KrebshilfeBeraterInnen sind psychoonkologisch erfahrene klinische und GesundheitspsychologInnen, die sich Zeit nehmen, zuhören und konkret helfen. Zurück in den Alltag Für den Großteil der Patienten steht aber nicht „nur“ die Krankheitsbewältigung im Mittelpunkt, sondern immer mehr sorgen sich auch um ihre materielle Existenz. Betroffene werden aus dem Arbeitsleben gerissen und fürchten – in vielen Fällen zu Recht - um ihre berufliche Zukunft. Auch nach dem Ende der oft monatelangen Krebstherapien können PatientInnen meist noch nicht nahtlos wieder in den (Berufs-) Alltag einsteigen. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist häufig noch immer beeinträchtigt und auch psychische Probleme belasten. Allerdings würde die Mehrheit aller KrebspatientInnen einen stufenweisen Wiedereinstieg sehr begrüßen. Deshalb wird eine Vereinbarkeit von Krebs & Beruf in Form eines „Teilzeitkrankenstandes“ bzw. eines „stufenweisen Wiedereinstiegs in den Beruf nach Krebs“ gefordert. In Österreich ist diese leider immer noch nicht vorgesehen. 10 Univ.- Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat über die kontinuierlichen Fortschritte bei der Prostatakrebstherapie 15 Hilde Kössler von der Österreichischen Palliativgesellschaft über die Notwendigkeit einer altersgerechten Pflege und Therapie Lebensqualität nach der Behandlung Trotz großer Fortschritte in der Krebstherapie verlieren leider immer noch 25-30 Prozent aller PatientInnen den Kampf gegen Krebs. Doch auch wenn die Heilung einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung nicht möglich ist, bedeutet das nicht das Ende aller medizinischen Maßnahmen, im Gegenteil: Die Palliativmedizin und Palliativpflege konzentriert sich auf Schmerz- und Symptombehandlung sowie die Linderung von psychischen, sozialen und spirituellen Problemen – mit dem Ziel, eine größtmögliche Lebensqualität für PatientInnen und Angehörige zu gewährleisten. Wir erleben es täglich in der Betreuung von PatientInnen und Angehörigen, wie wichtig Palliative Care ist und setzen uns dafür ein, dass es hier zu einem deutlichen und dringend notwendigen Ausbau von Stationen, aber auch zu einer notwendigen Aufklärung und Schulung von MedizinerInnen und Pflegepersonal kommt. UNIV.-PROF.DR. PAUL SEVELDA DIAGNOSE KREBS, 5. AUSGABE, MÄRZ 2015 Managing Director: Gregor W. Köstler Editorial Manager: Alexandra Folwarski Layout: Daniel Pufe Project Manager: Valentina Zussner, BBA Tel.: +43 1 236 34 38-13 E-Mail: [email protected] Medieninhaber: Mediaplanet GmbH Bösendorferstraße 4/23, 1010 Wien ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien www.mediaplanet.com/austria/impressum/ offenlegung Distribution: KURIER Redaktionsgesellschaft m.b.H., Lindengasse 48-25, 1070 Wien Druck: Mediaprint Zeitungsdruckerei Ges.m.b.H. & Co.KG, 1232 Wien, Richard-Strauß-Straße 16 Kontakt bei Mediaplanet: Elias Ferihumer, BSc Tel.: +43 1 236 3438 12 Fax: +43 1 236 3438 15 E-Mail: [email protected] Das Ziel von Mediaplanet ist, unseren Lesern qualitativ ansprechende redaktionelle Inhalte zu bieten und sie zum Handeln zu motivieren. So wird für unsere Partner eine Plattform geschaffen, um Kunden zu erreichen und neu dazu zu gewinnen. 3 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT INFO Rund 40.000 Neuerkrankungen jährlich Die heimischen Krebsforscher schlagen Alarm: Die Zahl der Krebsdiagnosen erhöht sich ständig. Allerdings steigen gleichzeitig die Heilungschancen – wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt wird. Ein Expertengespräch mit Dr. Hellmut Samonigg. troffenen. Frauen sollten ab 20 eine jährliche Genitaluntersuchung durchführen lassen. Ab 30 Jahren kommt die Krebsvorsorge der Brust und ab 35 Jahren eine Untersuchung auf Hautkrebs hinzu. Bei Männern sollte die Vorsorge mit einer Hautkrebsuntersuchung ab 35 beginnen, mit 45 Jahren auch die Vorsorge bei Prostata und Genital. Darmkrebsuntersuchungen sollten beide Geschlechter ab 50 alle ein bis zwei Jahre durchführen lassen. ■ Gibt es eine genaue Zahl der momentan an Krebs Erkrankten in Österreich? Die gute Nachricht zuerst: In den Bereichen der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen gab es in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte. Die schlechte Nachricht folgt auf dem Fuß: Der Anstieg der Diagnosen ist besorgniserregend, wobei dies auf die Alterung unserer Bevölkerung zurückzuführen ist. Im Jahr 2000 gab es rund 190.000 Krebskranke in Österreich, 2010 bereits 298.000 und im Folgejahr wurde erstmals die 300.000 überschritten. ■ Wie viele erkranken jährlich? Bezugnehmend auf den Vergleich von Neuerkrankungen pro Altersgruppe gibt es eine durchaus positive Beobachtung. Es gibt zwei Zahlen, die die Entwicklung illustrieren. Die Zahl der Neuerkrankungen fiel altersstandardisiert von 465,3 Personen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2000 auf 461,7 im Jahr 2010. Forscher rechnen mit einer Rate von 451 im Jahr 2020, das bedeutet rund 39.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Nach- Dr. Hellmut Samonigg Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie ■ Wie steht es um die Heilungschancen? Eine Krebserkrankung äußert sich in verschiedenen Ausprägungen, daher können diesbezüglich kaum generelle Aussagen getroffen werden. Entscheidend ist, dass der Tumor früh genug erkannt wird. In den vergangenen 15 Jahren ist die statistische Krebssterblichkeit allerdings beobachtbar gesunken. Daran hat die Darmkrebsfrüherkennung einen massiven Anteil. DIAGNOSE KREBS Frühzeitige Diagnosen, können die Heilungschancen erheblich steigern. FOTO: ISTOCKPHOTO / CHOJA dem die österreichische Bevölkerung immer älter wird und Krebs insgesamt eine Erkrankung des höheren Lebensalters ist, dürfte die Zahl der Menschen mit der Diagnose Krebs in Österreich bis zum Jahr 2020 auf knapp 400.000 steigen. Im Jahre 2001 waren es knapp unter 200.000. ■ Was bedeutet das für das Gesundheitssystem? Wir haben Krebs immer besser im Griff, die Menschen leben länger. In immer mehr Fällen gelingt die Heilung. Gleichzeitig werden die Österreicher immer älter, daher werden insgesamt mehr Menschen gleichzeitig zu behandeln sein. ■ Welche Krebserkrankung zählen zu den häufigsten? Grundsätzlich werden über 100 verschiedene Krebsarten unterschieden. Trauriger Spitzenreiter ist Brustkrebs mit über 65.000 Kran- ken, danach folgen Prostatakrebs (55.000) und Darmkrebs (40.000). Das Verhältnis liegt hier in etwa bei 160.000 weiblichen zu 145.000 männlichen Erkrankten. ■ Ab welchem Alter steigt die Risikorate soweit, dass regelmäßige Untersuchungen notwendig sind? Grundsätzlich gilt: Je früher eine Krankheit erkannt wird, desto größer sind die Chancen für den Be- ■ Welche Therapieformen sind heutzutage die gängigsten? Die meisten Heilungen werden durch die sogenannte lokoregionäre Behandlung, also durch Operation und Strahlentherapie – ergänzt durch vor- und/oder nachgeschaltete medikamentöse Maßnahmen - erreicht. Zu letzteren zählen die Medikamentenbehandlung mit Zytostatika (Chemotherapie), Hormontherapien, Hemmung des Blutgefäßwachstums und verschiedene Immuntherapien. PHILIPP JAUERNIK [email protected] Daiichi Sankyo ist ein weltweit tätiges Pharmaunternehmen mit japanischen Wurzeln. Unsere innovativen Präparate und Services helfen Menschen in mehr als 50 Ländern. Seit über hundert Jahren engagieren wir uns in Forschung und Entwicklung und tragen mit unseren Innovationen zum medizinischen Fortschritt bei. Wir nutzen unsere Erfahrungen in der Behandlung von Bluthochdruck, Thrombozytenaggregationshemmung und Antikoagulation, um auch in anderen medizinischen Bereichen neue Therapieansätze zu entwickeln, zum Beispiel in der Onkologie. Erfahren Sie mehr über uns: WWW.DAIICHI-SANKYO.AT 4 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT HÄMATOONKOLOGIE INFO Öffentliche Anlaufstellen für PatientInnen in Österreich In ganz Österreich gibt es verschiedene Patientenorganisationen, welche Betroffene und Interessierte informieren. Diese können Auskünfte über die Erkrankungen und gegebenenfalls Experten und Ordinationen in den jeweiligen Regionen vorschlagen. ■ Frauen- und Brustkrebshilfe Österreich www.frauenkrebshilfe.at ■ Österreichische Krebshilfe www.krebshilfe.net ■ Österreichische Palliativgesellschaft www.palliativ.at ■ Senioren-Krebshilfe www.senioren-krebshilfe.at ■ Österreichische Kinder-Krebs-Hilfe www.kinderkrebshilfe.at ■ ÖGPO - Österreichische Gesellschaft für Psychoonkologie www.oegpo.at ■ ARGE Selbsthilfe Österreich www.selbsthilfe-oesterreich.at FRANCESCA BLUM [email protected] Hämatoonkologie: Krebstherapie wird persönlicher Eine Medizin für alle Krebsfälle – das war gestern. Heute ist die Behandlung von Krebs maßgeschneidert: auf den Patienten und auf seinen Krebs. Wie personalisierte Krebstherapie in Österreich derzeit aussieht und künftig aussehen soll, wird hier am Beispiel des unheilbaren Knochenmarkkrebses Multiples Myelom gezeigt. Die Oberbegriff Hämatoonkologie umfasst die Hämatologie (Lehre von den Blutkrankheiten) und die Onkologie (Lehre vom Krebs).Die Hämatoonkologie ist demnach das Fachgebiet der Inneren Medizin, das sich mit Diagnose und Behandlung einer Vielzahl bösartiger Erkrankungen beschäftigt, darunter solide Krebstumore ebenso wie Blutkrebs. Mit Blutkrebs (Leukämie) sind Erkrankungen des blutbildenden und lymphatischen Systems gemeint. Schleichender Krebsverlauf: Multiples Myelom Eine seltene und unheilbare Erkrankung des blutbildenden Systems ist das Multiple Myelom, ein Knochenmarkkrebs. Etwa 300 Österreicher sterben jährlich daran. Die Erkrankung tritt meist im höheren Alter auf, häufiger bei Männern als bei Frauen. Betroffene fühlen sich abgeschlagen,müde,sind auffallend blass und haben Atemnot: Symptome, deren Ursache die entstehende Blutarmut (Anämie) ist – die aber auch anderen Krankheiten zugeschrieben werden könnten. Die Anämie ist im Falle des Multiplen Myeloms Folge des Blut und Knochen zerstörenden Krebses. Der Verlauf dessen ist kaum zu prognostizieren; erschwerend kommen Resistenzen gegen derzeit verfügbare Chemotherapeutika hinzu. Anfangs arbeiten die Nieren vielleicht nicht mehr einwandfrei, dann folgen möglicherweise neurologische Ausfälle. Kurz: Das Ganze beginnt schleichend und sehr unspezifisch – ein Grund, warum das FOTO: ISTOCKPHOTO / STEEX Multiple Myelom oft erst dann diagnostiziert wird, wenn die Überlebenszeit von im Schnitt acht bis zwölf Jahren fast um ist. Allerdings, so sagen die Experten, sei das Multiple Myelom sehr gut kontrollierbar, wenn es erkannt wird. Personalisierte Behandlung von Krebs – das ist die Zukunft Es gibt zwar keine Heilung, aber wirksame Medikamente zur Behandlung der Krankheit. Ziel aktueller Forschung, auch österrei- LEUKÄMIE IN ÖSTERREICH ■ Im Jahr 2011 erhielten 1.050 Österreicher die Diagnose Leukämie. Davon waren 595 Männer und 455 Frauen. Im selben Jahr starben 758 an Leukämie erkrankte Österreicher, davon 400 Männer und 358 Frauen. ■ Der menschliche Körper ersetzt ständig alte Zellen mit neuen. Und zwar 1:1, es gibt keine Überproduktion. Wer an Leukämie erkrankt, leidet an einer unkontrollierten Zellbildung: Im Knochenmark teilen sich die Zellen nicht mehr nach einem Plan, demzufolge genau die Zahl benötigter Blutplättchen aus den Stammzellen gebildet wird, sondern die Zellen teilen sich ungehemmt und reifen darüber hinaus nicht richtig aus. So verdrängen unreife Leukämiezellen zunehmend gesunde Zellen. ■ Gängigste Therapie einer Leukämie ist die Chemotherapie. Sie kann je nach Erkrankungsbild mit einer Strahlenbehandlung, einer Behandlung mit hormonähnlichen Stoffen, Antikörpern oder einer Stammzellen- beziehungsweise Knochenmarktransplantation kombiniert werden. Quelle: Statistik Austria chischer, ist es, neue und bessere Wirkstoffe zu finden. Die wissenschaftliche Suche danach läuft parallel zu einer hierzulande schon seit einigen Jahren erfolgreich angewendeten Strategie, die vom Multiplen Myelom betroffenen Patienten maßgeschneidert und ganzheitlich zu behandeln (personalisierte Krebsmedizin). Es komme dabei zum einen darauf an, für die inzwischen bekannten acht, neun Varianten des chronischen Multiplen Myeloms das jeweils passende Medikament zu entwickeln. Zum anderen schlug die eingesetzte Medizin bei dem einen Patienten bisher an wie erhofft, bei dem anderen nicht. Warum das so ist und wie man testen kann, welche Substanz die beste ist, um den Patienten wirksam zu behandeln – das seien Forschungsziele, an denen man derzeit arbeite. Gesucht würden dafür beispielsweise Biomarker, die den Zusammenhang zwischen dem Verlauf der Krankheit und der Umgebung der Krebszellen erklären. Das könnte helfen, künftig Resistenzen gegen die Medikamente auszuschließen: Neue Medizin würde nicht gegen die Tumorzelle wirken, sondern auf deren Interaktion mit der Umgebung.Auch die Interaktion zwischen Patient und Arzt sei heute Gegenstand von Forschung und Entwicklung. So soll eine App helfen, alltägliche Befindlichkeiten an den Arzt zu leiten, sodass dieser die Wirksamkeit der Therapie stets im Auge habe und - wenn nötig - frühzeitig ändern könne. Fazit: Zum Standard der Krebstherapie soll künftig werden,dass es keine standardisierte Behandlung von Krebs gibt. Schließlich gibt es weder den Standardpatienten noch den Standardkrebs. DOREEN BRUMME [email protected] 5 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT KREBSTHERAPIE Krebstherapie: Mit der Kraft der Strahlen Die Strahlentherapie ist eine häufig eingesetzte Art der Behandlung bei KrebspatientInnen und äußerst effizient. Trotzdem sind die Behandelten oft ängstlich. Stand der Forschung Im Bereich der Strahlentherapie wird intensiv geforscht. Dabei führt die Forschung teilweise weg von herkömmlicher Strahlenbehandlung. So könnten beispielsweise radioaktive Bakterien in Zukunft zur Bestrahlung von fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs genutzt werden. Im Zuge einer Studie wurden bei Mäusen mit einem Pankreastumor 90 Prozent der Metastasen durch veränderte Listerien eliminiert. Die Bakterien infizieren nämlich Krebszellen, verschonen aber gesundes Gewebe. Grund dafür ist, dass im normalen Körpergewebe das Immunsystem die Keime zuverlässig abtötet. In der Umgebung des Tumors ist die Immunreaktion allerdings so stark geschwächt, dass sie nicht mehr funktioniert. Die Methode ist allerdings nicht ganz unumstritten, da Bauchspeicheldrüsenkrebs meist erst in einem sehr späten Stadium entdeckt wird und der Tumor dann meist schon Metastasen gebildet hat. Etwa 60 Prozent aller KrebspatientInnen erhalten eine Strahlentherapie. Damit bildet sie einen der Eckpfeiler der Onkologie. Dabei erweist sich die Behandlungsmethode als sehr effektiv. Bei rund der Hälfte aller Tumorheilungen wurde eine Strahlenbehandlung eingesetzt - entweder alleine oder kombiniert mit anderen Methoden, wie der chirurgischen Entfernung des Tumors oder der Chemotherapie. So funktioniert‘s Es muss grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Arten der Strahlentherapie unterschieden werden, weil sie unterschiedlich funktionieren. Bei der Teletherapie, der Behandlung von außen, erzeugt ein Linearbeschleuniger eine Strahlung und bestrahlt den Tumor von außen durch die Haut. Welche Art von Strahlen genau verwendet wird, ist von der Art und Lage des Tumors abhängig. Im ausgeschalteten Zustand gibt ein Linearbeschleuniger keine Strahlung ab. Bei der Teletherapie handelt es sich um die am häufigsten eingesetzte Behandlungsform. Die Brachytherapie, auch Nahtherapie genannt, ist eine Bestrahlung von innen. In einer speziellen Hülle wird die Strahlenquelle durch eine natürliche Körperöffnung so nah wie möglich an den Tumor herangebracht. Das betroffene Gebiet kann so einer relativ hohen Strahlendosis ausgesetzt werden, ohne dass umliegendes Gewebe zu stark beansprucht wird, da nur eine geringe Reichweite besteht. Die Methode wird ferngesteuert vorgenommen. Eine weitere Möglichkeit wäre, mittels eines operativen Eingriffs einen dünnen Schlauch oder eine Nadel direkt in den Tumor einzuführen. INFO Neue Ionentherapie FOTO: ISTOCKPHOTO / SNOWLEOPARD1 Das strahlende Material wird dann direkt in diese Hohlsonde eingegeben. Nach wenigen Minuten wird die Strahlenquelle wieder aus dem Körper entfernt. Einsatzgebiete Die kurative Strahlentherapie wird oft in Frühstadien von Prostatakrebs und Kehlkopfkrebs eingesetzt. Es wird versucht die Krebszellen zu zerstören, um die Rückbildung des Tumors zu erreichen. Die adjuvante Form wird angewendet, wenn der Tumor durch einen Eingriff entfernt wird oder eine Chemotherapie zum Einsatz kommt. Es handelt sich also um eine unterstützende Therapie. Ziel ist es, möglicherweise im Operationsgebiet verbliebene, nicht sichtbare Tumorzellen zu vernichten und dadurch der Entstehung von Metastasen vorzubeugen. Meist ist dies bei Brust- und Lungenkrebs der Fall, aber auch bei Hirntumoren, Leukämie und fortgeschrittenen Tumoren an der Prostata, an Knochen oder im Bereich von Mundhöhle,Rachen und Kehlkopf. Ist eine Heilung der Krebserkrankung nicht mehr möglich, hilft die palliative Strahlentherapie dabei, durch den Tumor oder Metastasen hervorgerufene Symptome zu lindern. So besteht die Möglichkeit Knochenschmerzen, Atemnot und Schluckbeschwerden zu mildern. Eine weitere Art der Strahlentherapie, die noch relativ am Beginn ihrer Entwicklung steht, ist die sogenannte Ionentherapie. Dabei wird mit geladenen Teilchen bestrahlt, es kommen entweder Protonen oder Kohlenstoffionen zum Einsatz. Die Ionentherapie eignet sich zur Behandlung von Tumoren in der Nähe von strahlungsempfindlichen Organen. Sensibles Gewebe, das hinter dem Tumor liegt, bleibt geschont. So können sogar manche Tumore, die genau vor einem solchen Organ liegen, durch die Therapie überhaupt erst mit einer ausreichenden Strahlendosis behandelt werden. Außerdem können die Nebenwirkungen der herkömmlichen Strahlentherapie reduziert werden. Therapieformen zur Krebsbehandlung: ■ Immuntherapie Bei der Behandlung mittels Immuntherapie werden körpereigene Abwehrkräfte gegen die Tumore aktiviert. Zahlreiche Experimente haben bewiesen, dass das Immunsystem eine protektive Rolle bei der Entstehung von Krebs spielt. ■ Chemotherapie Die Chemotherapie gehört mittlerweile zur Standardbehandlung von KrebspatientInnen. Man versteht darunter die Behandlung einer Krebserkrankung mit Medikamenten. Klassische Zytostatika stoppen die Zellteilung durch eine Schädigung der Erbsubstanz der Tumorzellen oder sie verhindern gleich die Zellteilung schnellwachsender Zellen. ■ Operative Eingriffe Durch Operationen können die vom Krebs befallenen Organe oder Gewebe im Idealfall vollständig entfernt werden. Dadurch kann mit einer einmaligen Behandlung dauerhaft eine Heilung erzielt werden. ■ Strahlentherapie Strahlen haben die Eigenschaft, dass sie den genetischen Code der Zellen, die in Teilung begriffen sind, verändern. Dadurch sterben die Zellen ab. Gesunde Zellen sind selten in Teilung und erleiden dadurch keinen oder nur einen geringen Schaden, der wieder repariert werden kann. ■ Antihormontherapie Die Antihormontherapie zielt darauf ab, die Bildung oder Wirkung von Östrogenen zu blockieren. Dadurch wird das Wachstum von hormonempfindlichen Tumorzellen gestoppt. HARALD TRIEBNIG HARALD TRIEBNIG [email protected] [email protected] FORSCHUNG. HOFFNUNG. MEDAUSTRON. Mit MedAustron entsteht eines der modernsten Krebsbehandlungs- und Forschungszentren in Wiener Neustadt. Die ersten Patientenbehandlungen starten Anfang 2016. Damit bekommt der Kampf gegen den Krebs eine neue, hoffnungsvolle Dimension. www.medaustron.at 6 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT DIAGNOSE INFO Diagnosemöglichkeiten bei Krebs Diagnosehelfer Tumormarker Die Computertomographie (CT), ist eine Röntgenuntersuchung, die aber einen wesentlich detaillierteren Blick in den Körper erlaubt. Schicht für Schicht entstehen Bilder von den Organen und Geweben des Körpers. In der Krebsmedizin wird das CT eingesetzt, um einen Verdacht abzuklären oder den Therapieverlauf zu kontrollieren. Die Kernspin-, oder auch Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) kommt ohne Röntgenstrahlen aus. Mithilfe eines starken Magnetfelds und Radiowellen werden detaillierte Bilder aus dem Körperinnern erstellt. Die MRT liefert Informationen über die Lage und Größe des Tumors. Die MR-Spektroskopie, oder die MR-Elastographie, beides Weiterentwicklungen der MRT, leisten noch mehr. Mittels ihnen werden Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar. Die Mammographie ist die Röntgenuntersuchung der Brust. Schon kleine, nicht tastbare Tumore können sichtbar gemacht werden. Die Mammographie ist derzeit die beste Methode zur Abklärung von Brustkrebsverdacht und Teil des Krebsfrüherkennungsprogramms in Österreich. Bei der Szintigraphie wird eine schwach radioaktive Substanz in die Blutbahn gespritzt. Eine spezielle Kamera berechnet Bilder der Strahlung, die der Körper wiedergibt. Tumore und Metastasen speichern die Substanz oft stärker als gesundes Gewebe. JESSICA HOFREITER [email protected] DIAGNOSE VON TUMOREN Anhand von sogenannten Tumormarkern, kann das Vorhandensein eines Tumors festgestellt werden. FOTO: ISTOCKPHOTO / BEHOLDINGEYE Zur Entdeckung und Diagnose von Tumoren werden verschiedene Verfahren eingesetzt, dazu gehört auch die Einbezugnahme von sogenannten Tumormarkern. Diese organischen Substanzen werden vom Tumor gebildet und können dazu dienen, Rückschlüsse auf bestimmte Tumorerkrankungen zu ziehen. Tumormarker sind organische Substanzen und können auf einen Tumor hinweisen, weil sie entweder nur bei einer Krebserkrankung vorliegen, oder weil sie bei Krebspatienten in auffällig anderer Menge gebildet werden als bei Gesunden. Das heißt, dass sie bei Vorhandensein eines Tumors in höheren Konzentrationen im Körper vorkommen. Häufig handelt es sich bei Tumormarkern um Zucker-Eiweiß-Moleküle, sogenannte Glykoproteine. Dabei werden die Tumormarker entweder direkt vom Tumor gebildet oder aber von anderen Zellen und Geweben, deren Stoffwechsel durch die Tumorerkrankung gestört ist. Tumormarker können im Blut, Urin und anderen Körperflüssigkeiten, aber auch im Gewebe vorkommen. Rückschluss auf bestimmte Tumore Um das Vorhandensein eines Tumors sicher feststellen oder ausschließen zu können, sind jedoch weitere diagnostische Verfahren zwingend nötig. Tumormarker können innerhalb gewisser Grenzen auch im Blut gesunder Menschen vorkommen und ihre Konzentration kann auch bei anderen Erkrankungen, wie beispielsweise einer Entzündung, ansteigen. Deshalb ist es nicht möglich, eine Diagnose nur aufgrund des Vorhandenseins von Tumormarkern zu stellen. Bei einem Verdacht auf einen Tumor helfen die Tumormarker jedoch, durch die jeweilige Konzentration im Körper auf eine bestimmte Tumorerkrankung zu schließen. Bei einigen Krebsarten spielt die Bestimmung der Tumormarker gleich von Beginn an eine wichtige Rolle. Dazu zählen die Marker CEA bei Darmkrebsverdacht oder hCG bei Verdacht auf Keimzellentumoren. Diagnose durch weitere Methoden Auch bei vergleichsweise aussagekräftigen Tumormarkerwerten untermauern die Ärzte ihre Diagnose mit anderen Methoden. Dies können je nach Situation klinische Untersuchungen, feingewebliche Untersuchungen von Tumorgewebe (Biopsien), bildgebende Verfahren oder eine Kombination aller sein. Vor allem bildgebende Verfahren, der Blick in das Körperinnere, sind bei der Diagnostik von Krebserkrankungen sehr wichtig. Sie helfen, Tumore und Metastasen zu lokalisieren und ihre Ausbreitung im Körper abzuschätzen. Auch der Erfolg einer bestimmten Therapie wird oftmals mit bildgebenden Untersuchungsverfahren kontrolliert. Dazu zählen Röntgenuntersuchungen und deren Weiterentwicklungen, die Computertomographie oder auch die Mammographie, die Röntgenuntersuchung der Brust. Weitere Methoden sind Magnetresonanztomographie, auch Kernspintomographie genannt, Positronen-Emissions-Tomographie, Szintigraphie oder der Ultraschall. Tumormarker in der Therapie Bei einigen Krebsarten spielen Tumormarker eine wichtige Rolle, um den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf eine Behandlung zu kontrollieren. Sie lassen beispielsweise Aussagen über den Erfolg einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung zu. Zu Beginn der Behandlung wird der Ausgangswert notiert. Nach Beendigung einer Therapie können dann erneute Konzentrationsbestimmungen Rückschlüsse darauf zulassen, ob die Krankheit zum Stillstand gekommen ist oder ob der Tumor weiterhin aktiv ist.Während der Nachsorgephase dient die Feststellung des Tumormarkerspiegels der Einschätzung, ob die Tumorerkrankung eventuell erneut auftritt beziehungsweise, wenn durch die Therapie keine Heilung erreicht werden konnte, an Aktivität zunimmt. JESSICA HOFREITER [email protected] Spezialanalytik von A – Z Institut für Med.-Chem.-Labordiagnostik Mit unserer Laboranalytik unterstützen wir Diagnostik und Therapie von behandelnden Ärzten aller Fachrichtungen. Durch das europaweite synlab-Netzwerk gewinnen Sie Zugang zu innovativen Spezialanalysen – von Allergologie bis Zellbiologie. Wir verrechnen mit allen Krankenkassen. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne unter der Telefonnummer 01/545 31 82 zur Verfügung bzw. können Sie sich auch auf unserer Homepage www.synlab.at informieren. Wir würden uns freuen, Sie demnächst an einem unserer Standorte begrüßen zu dürfen! Labor Alsergrund Schwarzspanierstr. 15 A-1090 Wien T +43/1/402 23 67 F +43/1/403 65 74 Labor Donauzentrum Donaustadtstr. 1 A-1220 Wien T +43/1/203 32 13 F +43/1/203 81 64 Labor Hernals Rosensteing. 49 A-1170 Wien T +43/1/485 61 61 F +43/1/485 77 14-32 Labor Margareten Stollbergg. 44 A-1050 Wien T +43/1/545 31 82 F +43/1/545 31 82-200 Labor Neubau Mariahilfer Str. 82 A-1070 Wien T +43/1/523 51 51 F +43/1/523 85 97-21 Labor Oberwart Steinamangererstr. 16 A-7400 Oberwart T +43/3352/38 3 71 F +43/3352/38 3 72 Labor Favoriten Otto-Probst-Str. 22 – 24 A-1100 Wien T +43/1/615 06 10 F +43/1/615 06 10-205 Labor Währing Gymnasiumstr. 39 A-1180 Wien T +43/1/478 34 41 F +43/1/478 34 42 7 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT FORSCHUNG Für ein lebenswertes Leben – mit Krebs ■ Univ.-Prof. Dr. Greil, bitte stellen Sie den Blutkrebs/Lymphdrüsenkrebs kurz vor: Mit wem bekommen es Patienten zu tun? Lymphdrüsenkrebs und Chronische Lymphatische Leukämien (CLL) sind Tumorerkrankungen des lymphatischen Abwehrsystems. In zwei Dritteln der Fälle finden sich tumoröse Schwellungen im Bereich der lymphatischen Organe, in einem Drittel sind die Tumore außerhalb in Gehirn, Lunge, Darm, Haut, Herz und so weiter ausgebildet. ■ Zeigt sich der Krebs mit typischen Symptomen? Im Falle der Chronisch Lymphatischen Leukämie (CLL) ist die Krankheit typischerweise auf Blut,Lymphknoten, Knochenmark und Milz beschränkt. Die Mehrzahl der Patienten ist dabei symptomfrei und es handelt sich um einen Zufallsbefund, in dem eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen entdeckt wird. In anderen Fällen wird eine Vergrößerung von tastbaren Lymphknoten an Hals, Achselhöhle oder Leiste beziehungsweise eine Milzvergrößerung entdeckt. Bei manchen Patienten fallen als Erstsymptome wiederkehrende Infektionen als Ausdruck der Abwehrschwäche, Auflösung roter Blutkörperchen mit Blutarmut, Blutungen, Gewichtsverlust, starker Nachtschweiß oder ungeklärtes Fieber auf. Zwei Krebsexperten, Univ.-Prof. Dr. Richard Greil und Univ.-Prof. Dr. Günther Steger, berichten im Interview über neue Therapien und Medikamente gegen Brust- und Blutkrebs sowie darüber, woran österreichische Forscher gerade arbeiten, um krebskranken Menschen ein lebenswertes Leben mit der Krankheit zu ermöglichen. ■ Univ.-Prof. Dr. Günther Steger, welche Rolle spielt Brustkrebs in Österreich? Pro Jahr erhalten etwa 5.600 bis 5.800 ÖsterreicherInnen die Diagnose Brustkrebs, etwa 1 Prozent davon sind Männer. Brustkrebs ist in der westlichen Welt die häufigste Krebserkrankung bei Frauen – Tendenz steigend. Brustkrebs bekommt somit eine zunehmende gesellschaftliche Bedeutung. ■ Warum bekommen großteils Frauen Brustkrebs? Die weibliche Brust ist eines der hormonabhängigen Organe. Der fortwährend wechselnde Hormonstatus - verursacht von Monatszyklus, gegebenenfalls Schwangerschaft und Stillen sowie den Wechseljahren – erhöht das Risiko für bösartige Gewebsveränderungen. ■ Wie steht es heute um die Heilung von Brustkrebs? Gut! Wir sind heutzutage in der Lage, 80 Prozent der BrustkrebspatientInnen zu heilen. Je früher die Diagnose gestellt und daraufhin die optimale Therapie begonnen wird, desto besser sind die Aussichten auf eine Heilung. Frauen sollten gerade deshalb ihre Brust regelmäßig selbst untersuchen und bei Veränderungen zum Arzt gehen. Grundsätzlich haben wir es inzwischen geschafft, dass aus der akut tödlichen Krankheit Brustkrebs oft eine chronische wird, mit der man mit andauernder Therapie Jahre leben kann – selbst bei metastasierendem Krebs. Und mit „leben“ meine ich ein lebenswertes Leben! ■ Welche Prognose gibt es für den Blutkrebs? Die Prognose ist oft sehr gut und viele Patienten benötigen über viele Jahre keine Therapie. Es sind aber auch extrem aggressive Verläufe mit einem Überleben von etwa zwei Jahren möglich. ■ Was erwartet Patienten nach der Diagnose? Die Behandlung des Brustkrebses wird immer auf den spezifischen ■ Was sollte der Patient wissen, wenn er die Diagnose Blutkrebs bekommt? Zunächst sollte der Patient nicht verzweifeln. Im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten exzellenter Behandlung, sofern überhaupt eine Behandlungsindikation zum Diagnosezeitpunkt gegeben ist. Krebstyp und die Patientin zugeschnitten. An der Therapie arbeiten in den hierzulande flächendeckend verteilten spezialisierten Tumorzentren, angesiedelt an Universitäten und Krankenhäusern, Mediziner verschiedener Fachbereiche (sogenanntes interdisziplinäres Tumorboard).Unsere Medikamente werden stetig besser. Inzwischen arbeiten wir mit Chemotherapien, die kaum noch Nebenwirkungen verursachen. So können viele Frauen trotz Therapie berufstätig sein und ihre Rolle in Partnerschaft, Familie und Gesellschaft ausfüllen. ■ Welche neuen Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Bewährt haben sich in den letzten Jahren bei dem von Hormonen abhängigen Krebs zum Beispiel antihormonelle Therapien, die nach der Operation anstelle einer Chemotherapie und teilweise auch schon vor einer operativen Entfernung des Tumors angewendet werden. Damit gelingt es häufig, den Krebs schrumpfen oder verschwinden zu lassen. So können wir die Brust – entgegen den Befürchtungen vieler Patientinnen – oft erhalten. Österreich hat gerade in Sachen Brusterhalt große Erfolge zu verzeichnen. Ein anderes Beispiel: Die bewährte Behandlung des Brustkrebses HER2-positiv mit Antikörper Trastuzumab haben wir in Österreich in nur wenigen Monaten flächendeckend umgesetzt. Das ist internationale Spitze. Dazu muss man wissen: Wenn wir den HER2-positiven Brustkrebs mit den genannten Mitteln schon frühzeitig therapieren können, sprich: idealerweise zum Zeitpunkt der Diagnose des Krebses mit der Medikamentenverabreichung beginnen, setzen wir das Risiko, dass sich Metastasen (sogenannte Tochtergeschwulste) bilden, erheblich herab. Univ.-Prof. Dr. Günther Steger Medizinische Universität Wien, Klinische Abteilung für Onkologie LESEN SIE ONLINE, was sich Herr Univ.-Prof. Dr. Steger als Forscher in der Österreichischen Krebsforschung noch wünscht. DOREEN BRUMME ■ Wirkt es nicht beängstigend, wenn nicht sofort behandelt wird? Wir wissen heute, dass eine frühzeitige Behandlung nicht indiziert und ohne Gewinn für den Patienten ist. Das heißt: Eine beobachtende Haltung in den frühen Stadien ist daher Ausdruck der guten Prognose und nicht Ausdruck einer Aussichtslosigkeit, in dem Sinne, dass alles verloren sei. ■ An wen wendet sich der Patient, der die Diagnose Blutkrebs bekommen hat, am besten? In jedem Fall sollte der Patient eine Abklärung und Betreuung an einer Abteilung für Hämatologie und Onkologie suchen. Dabei sollte eine hohe Qualifikation für die Behandlung dieser Erkrankung gegeben sein. ■ Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Blut- und Lymphdrüsenkrebs? Wie gesagt, im Falle einer Behand- Univ.-Prof. Dr. Richard Greil Vorstand der 3. Universitätsklinik für Innere Medizin in Salzburg [email protected] FORSCHUNG AUF HOCHTOUREN Die österreichische Krebsforschung ist auf internationaler Ebene höchst erfolgreich. FOTO: ISTOCKPHOTO / 101DALMATIANS lungsindikation haben wir heute zahlreiche Möglichkeiten, die es erlauben, die Intensität der Behandlung an Alter, Begleiterkrankungen, Allgemeinzustand und soziale Rahmenbedingungen anzupassen. Wenn möglich sollte versucht werden, die Tumormasse zurückzudrängen, da dies mit den besten Überlebenszeiten verbunden ist. Dies erfolgt mit einer Kombination aus Chemotherapie plus einer Antikörpertherapie. ■ Gibt es in Sachen Therapie Neuigkeiten? Alleine im letzten Jahr sind drei neue Medikamente zur Behandlung der CLL zugelassen worden und zahlreiche neue Medikamente werden getestet.Dazu gehören etwa Wirkstoffe, die natürliche Killerzellen und andere T-Lymphozyten aktivieren und die körpereigene Immunabwehr gegen die Leukämie richten. Andere Medikamente heben den Mechanismus auf, durch den die Leukämiezellen die natürlichen Abwehrzellen lähmen. Dies führt zu einem Erstarken der körpereigenen Abwehr gegen die Krebszellen. Auch werden gentherapeutische Maßnahmen mit Erfolg geprüft, in denen die Abwehrzellen künstlich eine intakte Abwehrmaschinerie übertragen bekommen, die die Resistenz der Tumorzellen gegen das Immunsystem aufheben kann. ■ Wie trägt auch Österreich zu Forschungsfortschritten bei? Wir legen an der III. Medizinischen Universitätsklinik in Salzburg, Salzburg Cancer Research Institute (SCRI), einen besonderen Schwerpunkt auf die Erforschung der Mechanismen, die zur Entwicklung und zum Fortschreiten der Erkrankung führen und auf die Entwicklung chemotherapiefreier Behandlungsmethoden. DOREEN BRUMME [email protected] Effektiver als diese Anzeige Viele hochwirksame Medikamente gegen schwere Krankheiten wie Krebs kommen von Roche. Unsere Innovationen helfen Millionen Menschen, indem sie Leid lindern und Lebensqualität verbessern. Wir geben Hoffnung. 8 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT INSPIRATION Die Diagnose Brustkrebs ist oft ein schwerer Schicksalsschlag und zusätzlich eine Belastung für das weibliche Selbstwertgefühl. Je nach Stadium der Erkrankung muss teilweise sogar die gesamte Brust amputiert werden, die aber nach erfolgreicher Therapie wieder aufgebaut werden kann. Bianca Schuster (41) war so ein Fall. Sie gewann nicht nur den Kampf gegen Krebs, sondern auch ein ganz neues Leben. JA ZUM LEBEN SAGEN ■ Was waren Ihre ersten Verdachtsmomente, dass etwas nicht stimmt? Ich habe meine kleine Tochter, damals ein Jahr alt, noch gestillt, als mir Verhärtungen in der rechten Brust aufgefallen sind. Kurz zuvor hatte ich eine gynäkologische Untersuchung, wo aber alles in Ordnung war. Ich spürte zwar keine Schmerzen, aber ich habe meinem Arzt davon erzählt. Im ersten Röntgen wurden zwar Verkapselungen festgestellt, aber mein Arzt wollte auf Nummer sicher gehen und diese operativ entfernen. Ich bin familiär vorbelastet, denn meine Mama ist mit 53 Jahren an Gebärmutterkrebs gestorben. Als ich aus der Narkose aufwachte, stand mein Arzt vor mir, geknickt und fast den Tränen nahe, denn die Verkapselungen waren zwei große, bösartige Karzinome. Es war ein Schock Diagnose Brustkrebs. Nachdem ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, habe ich ihm nur eine Frage gestellt: Werde ich wieder gesund? Und seine Antwort war „Ja“. Ich hatte vollstes Vertrauen zu ihm und wusste, dass ich in guten Händen bin. Damit ich dieses Ziel so schnell wie als möglich erreichen konnte, haben wir gemeinsam umgehend die Therapie geplant und umgesetzt. ■ Was waren die ersten Schritte in der Therapie? Zuerst wurde festgestellt, ob andere Organe befallen waren, aber ich hatte großes Glück und war noch ohne Metastasen.Trotzdem bekam ich eine Chemotherapie, die mir in sechs Tranchen alle drei Wochen verabreicht wurde. Obwohl es den Körper sehr belastete, verspürte ich außer einer starken Müdigkeit, keine Übelkeit oder andere Beschwerden. Zu Beginn der Therapie hatte ich lange, schöne Haare, die kurz nach der ersten Charge der Chemotherapie von meinem Kopf gerieselt sind. Ich wollte keine kahlen Stellen auf meinem Kopf und ließ mir die Haare schweren Her- PROFIL ■ Bianca Schuster, war 37 und Mutter von zwei kleinen Kindern, als sie im Jänner 2010 die Diagnose Brustkrebs bekam. Die gesamte Therapie, inklusive Entfernung der Gebärmutter samt Eierstöcke dauerte knapp ein Jahr. Die Bestätigung, dass sie gesund ist, bekam sie am 19. Februar 2011 – dem Geburtstag ihrer Mutter. Sie ist gelernte Bürokauffrau und Visagistin, und ist seit 2014 selbstständig im Bereich Gesundheitsprävention tätig. zens abrasieren. Anfangs trug ich eine Perücke bis meine Haare wieder begannen nachzuwachsen. Meine zwei kleinen Kinder waren auf mich angewiesen und da ich keine Schmerzen hatte, verlief mein Alltag völlig normal. Kurz nach Beendigung der gesamten Chemotherapie folgte dann der operative Eingriff zur Brustamputation, wobei gleichzeitig auch die Brustrekonstruktion vorgenommen wurde. ■ Wie verlief die Rekonstruktion und was waren ihre ersten Gedanken, als Sie ihre neue Brust sahen? Obwohl nur die rechte Brust betroffen war, habe ich beide Brüste entfernen lassen, um einem weiteren Risiko vorzubeugen. Das gesamte Brustgewebe wurde entfernt und ich habe mich für eine Rekonstruktion mit einer SilikonProthese entschieden. Meine Brustwarzen konnten wieder eingesetzt werden, da sie nicht befallen waren. Allerdings hatte ich vor der Operation einen sehr großen Busen,der mich teilweise sehr belastet hat. Ich wollte keinen weiteren Ballast und habe mich für kleinere Implantate entschieden.Als nach der Operation der Verband abgenommen wurde, war der Anblick ungewohnt, aber nie fremd. Zu Beginn waren sie noch taub, aber mittlerweile kann ich Berührungen fühlen. Durch meine kleinere Brust genieße ich ein ganz anderes Lebensgefühl. Es ist sehr schön, mehr Sport mit meinen Kindern zu betreiben oder auch plötzlich Kleidung zu tragen, die ich zuvor nie anziehen konnte. In meinem Fall waren es die Kinder,denn sie waren so klein und ich wollte sie noch lange begleiten. Als meine Mama gestorben ist, war diese Endgültigkeit, sie nie wieder zu sehen,sehr schwierig für mich zu ertragen. Sie hat alles versucht, aber es war einfach zu spät. Ich hatte großes Glück, denn bei mir wurde der Krebs in einem sehr frühen Stadium erkannt.Aufgeben war nie eine Alternative für mich. Da ich bereits zwei Kinder hatte und die Familienplanung abgeschlossen war, ließ ich in einer weiteren Operation auch meine Gebärmutter samt Eierstöcken entfernen. Obwohl ich mittlerweile geschieden bin und in einer neuen Beziehung lebe, bereue ich es nicht. Ich hatte den Tod vor Augen und habe mich für das Leben entschieden. Am Morgen aufzuwachen und weiterleben zu dürfen, ist für mich ein großes Glück, für das ich jeden Tag dankbar bin. KARIN SCHNECK [email protected] ■ Woraus haben Sie in dieser schwierigen Zeit ihre Kraft geschöpft? Ziele und Perspektiven sind sehr wichtig, um die Kraft für den Weg zu finden. Moderne Therapien gegen Brustkrebs Neue Therapien für BrustkrebspatientInnen versprechen immer bessere Heilungschancen. Die Abnahme der Brust wird immer seltener. „Wir haben bei der Brusterhaltung eine Quote von rund 70 Prozent“, sagt Univ.-Prof. Dr. Florian Fitzal, Leiter des Brustgesundheitszentrums vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien. Außerdem erklärt er, warum Chemotherapien immer zielgerichteter werden und warum es dieser oft gar nicht bedarf. Univ. Prof. Dr. Florian Fitzal, FEBS Leiter des Brustgesundheitszentrums im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz ■ Welche neuen Behandlungsmethoden tragen besonders zu einer höheren Lebensqualität von BrustkrebspatientInnen bei? Die Entwicklungen in der Onkoplastik spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese hat sich seit 1920 ständig weiterentwickelt. War es früher so, dass die betroffene Brust oft abgenommen werden musste, haben wir heutzutage gute Möglichkeiten, die Brust zu erhalten beziehungsweise den Defekt aus körpereigenem Brustgewebe wieder zu verkleinern. Dabei erreichen wir Ergebnisse, die sehr ansprechend sind. Die Brust gleicht häufig wieder ihrer Naturform und teilweise wird auch an der anderen, gesunden Brust optisch etwas verändert, damit ein symmetrisches Endbild entsteht. Das ist besonders für die Psyche der PatientInnen sehr wichtig. ■ Wie sieht es mit neuartigen Therapieformen aus? Die Therapien werden immer zielgerichteter und genauer auf die Tumorklasse abgestimmt. Dies führt zu immer besseren Behandlungsergebnissen. Die Medikamente, egal ob sie oral oder intravenös verabreicht werden, wirken sich immer weniger auf andere Körperteile aus. So strapazieren neue Therapieformen die Schleimhäute nicht mehr so stark. Es kommt zu deutlich weniger Nebenwirkungen. Übelkeit und Haarausfall bleiben sogar ganz aus. Ein spezielles Medikament beispielsweise geht auf den Wachstumsfaktor, der bei 25 Prozent aller BrustkrebspatientInnen auftritt. Diese Frauen sprechen auf die Therapie dann besonders gut an. ■ Welche Vorteile bringen multigenomische Tests? Mit Hilfe von multigenomischen Tests kann man herausfinden, wie aggressiv Tumorzellen wirklich sind. Denn ein nicht geringer Prozentsatz von BrustkrebspatientInnen erhält durch die verabreichten Chemotherapien keine Benefits. Im Gegenteil – sie stellen für sie eine Übertherapie dar. Mit diesen Tests kann man also vorher abklären, ob eine solche Therapie sinnvoll ist oder nicht. Leider sind diese Untersuchungen sehr teuer. Ein Test kostet zwischen 2.000 und 3.000 Euro und die Ausgaben werden nicht vom Staat getragen. Krankenhäuser, die solche multigenomischen Tests durchführen, übernehmen die Kosten selbst. ■ Kann man also davon ausgehen, dass immer bessere Therapiemöglichkeiten eine Chemotherapie für KrebspatientInnen irgendwann einmal vollkommen obsolet machen? Nein, das denke ich nicht. Eine Chemotherapie ist oft der beste Behandlungsweg und das wird auch in Zukunft für einige Patientinnen so bleiben. Aber Chemotherapien werden immer individueller werden. Man muss dabei immer beide Seiten sehen: den Menschen und den Tumor. Etwas das dem Menschen gut tut, muss sich nicht automatisch positiv auf den Tumor auswirken. Und auch umgekehrt gilt: Nur weil etwas den Tumor gut bekämpft, be- deutet das nicht, dass es den Menschen allgemein gut tut. ■ Was kann man sich von Antihormontherapien bei BrustkrebspatientInnen versprechen? Antihormontherapien wirken besonders in späten Stadien sehr gut. Wenn wir bei Brustkrebs von Stadium 4 sprechen, haben sich bereits Metastasen gebildet. Hier können Antihormonpräparate für eine hohe Lebensqualität ohne Chemotherapie sorgen. Deshalb ist es wichtig, dass auf diesem Gebiet weiter intensiv geforscht wird. LESEN SIE ONLINE, wie die Brustrekonstruktion genau aussehen kann. HARALD TRIEBNIG [email protected] WWW.KREBSRATGEBER.AT MÄRZ 2015 · 9 Rekonstruktion nach Brustkrebsoperation Schätzungsweise jeder fünften Frau muss bei Brustkrebs das gesamte Brustgewebe entfernt werden. Die Mehrzahl von ihnen entscheidet sich für eine anschließende Rekonstruktion der Brust. Für die Wahl der richtigen Methode sollten Vor- und Nachteile sorgfältig gegen-einander abgewogen werden, sagt Prim. Univ. Doz. Dr. Rupert Koller, Wilhelminenspital in Wien. ■ Welche Methoden gibt es für die Brustrekonstruktion nach einer Krebs-OP? Wenn nach der Entfernung des Gewebes die Brust wieder hergestellt wird, geschieht das entweder mit eigenem Gewebe oder mit einem Silikonimplantat. Das Implantat wird direkt in definierter Grösse eingebaut oder es wird zunächst ein Gewebeexpander eingesetzt. Bei der Verwendung von Eigengewebe entnimmt man Gewebe vom Unterbauch oder vom Oberschenkel und formt daraus eine Brust. Grundsätzlich sollte man die Vorund Nachteile dieser Methoden abwägen: Implantate sind beispielsweise öfter kleiner und runder, da Implantate eher für schlankere Frauen geeignet sind. Bei rundlicheren Frauen ist es sinnvoller, Eigengewebe zu verwenden. Die Operation dauert zwar länger und es entsteht eine zusätzliche Narbe, aber die Brustform stimmt dann auch. Beim Implantat sind oftmals Folgeoperationen nötig. Nicht weil es kaputt wäre, sondern weil es weh tut, die Position nicht ideal ist oder weil sich Kapseln bilden. Prim. Univ. Doz. Dr. Rupert Koller ■ Kann die Rekonstruktion direkt nach der Krebsoperation vorgenommen werden? Eigentlich kann man fast immer eine Sofortrekonstruktion machen, sie bringt in der Regel auch ein besseres ästhetisches Ergebnis,weil der ursprüngliche Hautmantel erhalten werden kann. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, wo dies nicht möglich ist. Viele Frauen möchten eine Sofortrekonstruktion, damit ihnen die Erfahrung erspart bleibt, keine Brust zu haben. Doch wir wissen aus Erfahrung, dass Frauen nach einer Sofortrekonstruktion oft weniger zufrieden sind. Die andere, gesunde Brustseite wird als Vergleich herangezogen. Aber in Wahrheit ist die Alternative ja, gar keine Brust zu haben. Frauen, welche die Erfahrung gemacht haben, brustlos zu sein, sind üblicherweise zufriedener mit der Rekonstruktion. ■ Wie läuft die Kommunikation zwischen plastischem Chirurgen und Patientin ab? Es kommt darauf an, wie weit der Krebs fortgeschritten ist und wie dringend die Brust entfernt werden muss. Manche Patientinnen kommen gut informiert und wissen, was sie wollen. Für andere ist es ein Schock. Ich überlege immer, was ich einer Verwandten raten würde: Wovon bin ich überzeugt, welche Erfahrungen habe ich gemacht? Man sollte den Betroffenen Zeit geben. Viele sind jedoch auch dankbar dafür, schnell von der Option einer Rekonstruktion zu erfahren. In Österreich sind wir in der guten Situation, dass solche Operationen von den Krankenkassen bezahlt werden. Glücklicherweise hat unsere Gesellschaft erkannt, dass die Integrität des Körpers ein wertvolles Gut ist. Abteilungsvorstand Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie im Wilhelminenspital SPORTLICH UND AKTIV Bianca Schuster verbringt am liebsten Zeit mit ihren Kindern. FOTOS: © ANDREA STREIT DIAGNOSE Doz. Dr. F. Winkelbauer ZENTRUM Univ.Univ. Doz. Dr. B. Partik BRIGITTENAU Brustkrebs Früherkennung Sectra Die Durchführung Ihrer Früherkennungs- Mammographie ist bei uns ohne Voranmeldung möglich - sobald Ihre E-Card freigeschaltet ist. Rufen Sie uns an, damit wir die Freischaltung für Sie überprüfen bzw. Sie anmelden können. Volldigitale Mammographie mit geringstmöglicher Strahlendosis (microdose). Bei Bedarf sofortiger Ultraschall durchführbar. Unmittelbare Befundausgabe. „Jede 10. Frau in Österreich ist von Brustkrebs betroffen, daher ist die Früherkennung so wichtig“, sagt Univ. Doz. Dr. Winkelbauer vom Diagnosezentrum Brigittenau. Pasettistrasse 71 - 75, 1200 Wien Mo - Fr: 8 - 18 Uhr Ordination: Di 7 - 20 Uhr ALLE KASSEN und Privat Tel.: 01/350 26 26 www.dzb.at U6: Dresdnerstraße Linie 2: Dresdnerstraße/U6 5A, 37A: Lorenz-Böhler UKH 11A: Allerheiligengasse S-Bahn: Traisengasse JESSICA HOFREITER [email protected] 10 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT PROSTATAKREBS INFO PROSTATAKREBS In der Männerwelt nach wie vor ein Tabuthema. FOTO: ISTOCKPHOTO / PESKYMONKEY FRÜHERKENNUNG Umso früher die Diagnose, desto personalisierter ist die Behandlung. FOTO: ISTOCKPHOTO / LOGOFF Prostatakrebs: Früherkennung und Diagnose Bei der Früherkennung, bei Kontrollen oder bei einem Verdacht auf Prostatakrebs werden verschiedene Mittel zur Diagnosestellung eingesetzt, darunter der PSA-Test, das Abtasten der Prostata, Biopsien oder bildgebende Verfahren. PROSTATAKARZINOM: FRÜHERKENNUNG IST ENTSCHEIDEND Jeder fünfte Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs. Gemeinsam mit Prävention und einer Früherkennung stellt die minimale Therapie die moderne Form des Umgangs mit dem Prostatakarzinom dar, so Univ.-Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität Wien. ■ Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Gibt es dafür eine Erklärung? Das Prostatakarzinom stellt heute regelrecht eine Epidemie dar. In Studien haben wir junge Männer zwischen ihrem 20. und 30. Lebensjahr untersucht, die bei Autounfällen verstorben sind: Bei einem Viertel bis einem Fünftel von ihnen konnten wir schon veränderte Zellen in sehr frühen Stadien feststellen. Diese brauchen natürlich sehr lange, bis sie klinisch relevant werden. In Zukunft werden Karzinome die Hauptursache für den Tod sein, denn durch die Fortschritte im kardiovaskulären Bereich leben wir immer länger – und bekommen häufiger Krebs. ■ Was passiert bei einer Krebserkrankung genau, beispielsweise beim Prostatakarzinom? Prostatakrebs ist eine Entartung von Zellen der Vorsteherdrüse. Diese Zellen verlieren die Kontrolle und wachsen rapide. Dadurch zerstören sie die Zellen in ihrer Nachbarschaft oder in anderen Organen. Gründe für die Zellveränderung liegen entweder in den genetischen oder Univ.-Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat Leiter der Universitätsklinik für Urologie an der Medizinischen Universität Wien epigenetischen Faktoren. Im letzteren Fall sind das Veränderungen, die unser Erbgut im Laufe des Lebens verzeichnet. Krebszellen sind sehr unterschiedlich, obwohl sie alle unter dem Mikroskop ganz einfach als solche erkannt werden können. Doch die Realität ist komplexer: Wir müssen uns fragen, welche Fähigkeiten die Zellen haben, ob sie das Potential haben zu streuen und wie sie andere Zellen vernichten. Es gibt deshalb auch nicht nur das eine Prostatakarzinom, sondern eine unheimlich große Bandbreite an Prostatakrebs. Das gibt uns auch die Möglichkeiten, die Therapie individuell auf den Patienten abzustimmen. ■ Wie wird Prostatakrebs therapiert? Die ideale Medizin der Zukunft ist eine individualisierte Therapie, die nicht nur das Karzinom in Be- tracht zieht, sondern auch auf die Interessen und Wünsche der Patienten eingeht. Es ist wichtig zu verstehen, dass viele Karzinome heute wesentlich früher entdeckt werden, etwa durch den PSA-Test. PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen, ein Eiweißstoff, der in der Prostata gebildet wird und mittels dessen wir Hinweise auf ein Karzinom gewinnen können. Doch es ist wichtig, dass der PSA-Test intelligent eingesetzt wird. Nicht jeder, der früh mit einem Karzinom diagnostiziert wird, braucht zwingend eine Behandlung. Vielleicht reicht auch eine aktive Überwachung aus (die sog. Active Surveillance) – erst wenn das Karzinom sein Verhalten verändert, greifen wir ein. Diese Art des Umgangs mit Krebs wird zu wenig eingesetzt.Wir haben im Augenblick eher die Problematik, dass viele Männer übertherapiert werden. FACTS ■ Die Prostatadrüse ist eine kastaniengroße Drüse und gehört zu den männlichen Geschlechtsorganen. Sie produziert eine zähe Flüssigkeit, die zusammen mit den Samenfäden beim Samenerguss ausgestoßen wird. ■ Prostatakrebs entwickelt sich oft langsam, bleibt lange auf die Prostata beschränkt und verursacht kaum Beschwerden. ■ Jeder fünfte Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs, welches nach wie vor die häufigste Krebserkrankung der österreichischen Männer darstellt. ■ Fast alle Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnose über 50, knapp 50 Prozent sind 70 Jahre oder älter. ■ Rund 25 Prozent von ihnen sterben infolge dieser Krebserkrankung. ■ Das kumulierte Sterberisiko bis zum 75. Lebensjahr sank in den vergangenen zehn Jahren von 1,2 Prozent auf 0,8 Prozent. ■ Dank vermehrter PSA-Screenings kommt es zu einer frühen Diagnosestellung, mehr als 60 Prozent aller Neudiagnosen wurden bei lokalisiertem Tumorstadium gestellt. Bei Männern, welche eine Therapie brauchen, sind die Chancen auf Heilung groß. Chirurgie und Bestrahlung mit verschiedener Methodik, oder eine Kombination dieser, können zur Heilung führen. Das wichtigste ist, dass die Therapie von einem qualifizierten Chirurgen oder Strahlentherapeuten durchgeführt wird, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Einige Institute registrieren ihre Therapieresultate und teilen ihr Wissen und Erkenntnisse mit anderen Spezialisten, das ist von Vorteil und in Österreich nicht selbstverständlich. Nach wie vor eine wichtige Rolle spielt hier auch die Forschung, ohne die keine Fortschritte in der Krebsmedizin denkbar sind. ■ Kann man selbst präventiv einem Karzinom entgegenwirken? Es gibt immer Faktoren, die Karzinome begünstigen. Vom Rauchen wissen wir beispielsweise, dass es zwar kein Karzinom herbeiführen kann, aber dessen Wachstum und Therapieresistenz negativ beeinflusst. Wichtig ist die Prävention durch Früherkennung, zusammen mit einer weniger aggressiven, minimalen Therapie. Darin sehe ich die Kunst des medizinischen Managements der Karzinome. ■ Ein Tumor entsteht häufig im äußeren Bereich der Prostata und kann vom Arzt mit dem Finger vom Darm aus als verhärtete Stelle ertastet werden. Doch längst nicht alle Tumore sind ertastbar, weshalb zwingend immer weitere Untersuchungen nötig sind. ■ Besteht ein Krebsverdacht, werden weitere Abklärungen unternommen. Für eine klare Diagnose wird eine Biopsie (Gewebeprobe) der Prostata gemacht. Hierzu wird eine transrektale Ultraschalluntersuchung durchgeführt, die zusätzlich die visuelle Kontrolle bei der Entnahme der Gewebeproben sicherstellt. Aus den Gewebeproben ist ersichtlich, wie stark die Krebszellen von normalen Prostatazellen abweichen. Dadurch lässt sich erkennen, wie langsam oder wie aggressiv der Tumor voraussichtlich wächst. Diese Abweichung wird mit dem sogenannten „Gleason Score“ ausgedrückt. ■ Bildgebende Verfahren geben Aufschluss über allfällige Ableger des Prostatakrebses und können einen bestimmten Befund präzisieren. Metastasen in den Knochen können mit einer Skelettszintigraphie nachgewiesen werden. Auch mit der Computertomographie (CT) oder der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) kann man Metastasen aufspüren. JESSICA HOFREITER JESSICA HOFREITER Quellen:.www.statistik.at, www.krebsliga.ch ■ Das PSA (Prostataspezifisches Antigen) ist ein Eiweiß, das ausschließlich in der Prostata gebildet wird und im Blut nachweisbar ist. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf einen Tumor hinweisen und muss deshalb überwacht bzw. untersucht werden. Auch nach einer ProstatakrebsBehandlung gilt der PSA-Wert als Tumormarker zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs. [email protected] [email protected] 11 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT IMMUN-ONKOLOGIE Entgeltliche Einschaltung im Auftrag von Bristol-Myers Squibb GmbH, ONCAT15NP01444 (03/2015) Neues Bündnis im Kampf gegen Krebs Die drei Säulen in der Therapie von Krebs sind die operative Entfernung, die Chemo – und Strahlentherapie, welche je nach Art und Stadium der Erkrankung kombiniert werden. Trotz verbesserter Behandlungserfolge können dabei nicht immer alle Tumorzellen und Metastasen dauerhaft vernichtet werden. Seit Jahren wird daher an neuen Methoden zur weiteren Behandlung geforscht. Die Immun-Onkologie („I/O“) könnte ein vielversprechender Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen Krebs sein. Die I/O etabliert sich zunehmend als wichtige Methode in der Krebsbehandlung, wobei das körpereigene Immunsystem als Verbündeter in der Therapie genützt wird. Das Ziel des therapeutischen Ansatzes ist es, das Immunsystem so zu beeinflussen, dass der natürliche Abwehrprozess gegen Krebszellen aktiviert wird. Altes Bündnis – Neu geschmiedet Der deutsche Immunologe Paul Ehrlich entwickelte die Theorie, dass das Immunsystem selbst Tumorzellen bekämpfen kann. Für seine Forschung auf diesem Gebiet erhielt er 1908 den Nobelpreis für Medizin. Zu dieser Zeit konnte diese Hypothese allerdings nicht bewiesen werden, da die molekularen und zellulären Komponenten des Immunsystems nicht bekannt waren. Proteinstrukturen, die von den BLymphozyten gebildet werden. Sie reagieren sensibel auf Antigene und können sich mit Hilfe eines passenden Schlüssels an sie binden. Die Tumorantigene werden von Krebszellen produziert und sind wichtige Zielstrukturen in der I/O. Diese Antigene werden durch die Bindung an die Antikörper für das Immunsystem sichtbar und führen so zur Zerstörung der krankhaften Zellen. FOTO: ISTOCKPHOTO / DRA_SCHWARTZ Hierzu wurde 1957 ein Durchbruch mit der ersten Beschreibung des Proteins Interferon erzielt, das eine wichtige Rolle in der Immunregulation spielt. 1965 wurde schließlich das Protein Interleukin-2 entdeckt, welches für das Wachstum von T-Zellen zuständig ist. Diese werden in der Thymusdrüse gebildet und sind eine bestimmte Gruppe der weißen Blutkörperchen – den Leukozyten – und als Wächter im Immunssystem die Schlüsselfiguren. Durch diese Erkenntnisse über wichtige Komponenten und Regulationsmechanismen des Immunsystems konnte die Theorie der Immunüberwachung bei Krebserkrankung in den 70er-Jahren von Burnet erstmals beschrieben werden, jedoch konnte dies erst 2001 durch eine Forscherkolloquium rund um Vijay Shankaran und 2002 durch Robert D. Schneider eindeutig experimentell bewiesen werden. Getarnt durch die Kontrolle Krebszellen gelingt es, sich durch geschickte Tarnung und Täuschung durch die Kontrollmechanismen in unserem Körper zu schmuggeln. Tumore entstehen aus körpereigenen Zellen, die durch Mutation zu bösartigen Bausteinen des Organismus werden. Obwohl sie zunehmend die gesunden Zellen zerstören, weisen sich die malignen Zellen als körpereigene Stoffe aus und können so dem wachsamen Immunsystem entkommen. Das Immunsystem trennt gesunde von krankhaften Zellen und sortiert sie aus. In dieser Eliminierung der Krebszellen nehmen die T-Zellen eine besonders wichtige Position ein. Krebszellen können jedoch durch ein entsprechendes Molekül – PD-L1 – das sich auf ihrer Zelloberfläche befindet, bestimmte Störsignale senden, um dem Kontrollmechanismus der T-Zellen zu entgehen. In der I/O wird versucht, mit speziellen Medikamenten und Verfahren die Aufmerksamkeit des Immunsystems auf die Tumorzellen zu lenken und negative Signale der Krebszellen abzuschalten, um die krankhaften Zellen zu attackieren und zu entfernen. Aktiv versus Passiv In der Onkologie wird zwischen der aktiven und passiven Immunisierung unterschieden. Bei der aktiven Immunisierung werden dem Patienten bestimmte Substanzen verabreicht, welche im Immunsystem eine entsprechende Reaktion auslösen sollen. Diese Immunantwort führt idealerweise zur Vernichtung der Tumorzellen oder zumindest zu einem verzögerten Tumorwachstum im Organismus. Bei der passiven Immunisierung werden Antikörper oder Bestandteile injiziert, die selektiv an Tumorzellen andocken können. Die Antikörper sind körpereigene Eine Antwort auf die Frage wie Krebs bekämpft werden kann? Während die sichtbaren Erfolge bei der Chemo -oder Strahlentherapie schnell eintreffen, kann die Immunantwort bei der I/O-Therapie zeitverzögert erfolgen. Die Chemotherapie zerstört eine große Zellanzahl, unterscheidet jedoch nicht zwischen bestimmten gesunden und erkrankten Zellen. Bei der I/O- Therapie hängt es vom Medikament ab, welche Nebenwirkungen hervorgerufen werden. So kann es je nach Wirkstoff beispielsweise zu entzündlichen Hautreaktionen oder Durchfall kommen. Auch nicht alle Krebsarten reagieren auf die derzeitigen Forschungsansätze der I/O- Therapie, jedoch werden in der Praxis bereits sehr gute Langzeiterfolge zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs, sowie in klinischen Studien bei Lungen-, Blasen-und Lymphdrüsenkrebs erzielt. Wir entwickeln Medikamente, die unser Immunsystem dabei unterstützen, Krebs erfolgreich zu bekämpfen. Bristol-Myers Squibb ist bestrebt, die Forschung im Bereich der Immun-Onkologie durch die Entwicklung verschiedener Wirkstoffe voranzutreiben. Das eigene Immunsystem wird unterstützt, damit es Krebszellen aufspüren und bekämpfen kann. Erfahren Sie mehr über die Immun-Onkologie, die Forschungsarbeit von Bristol-Myers Squibb, und was der Fortschritt in diesem Bereich für Betroffene und Angehörige bedeuten kann unter www.immunonkologie.at. DER SCHLÜSSEL LIEGT IN UNSEREM IMMUNSYSTEM. © 2014 Bristol-Myers Squibb Company. All rights reserved. ONCAT15NP00816-08 02/2015 KARIN SCHNECK [email protected] 12 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT KOMPLEMENTÄRMEDIZIN TIPPS Ernährung und Krebs Die Ernährung spiele laut Experten bei der Entstehung von Krebs eine große Rolle, immerhin ließe sich ein Drittel der Erkrankungen auf sie zurückführen. Die gute Nachricht: Das lebenslange Beibehalten eines normalen Körpergewichts könne demnach eine der wichtigsten Maßnahmen sein, um sich vor Krebs zu schützen. Die schlechte: Es gibt keine spezielle Ernährung für Krebskranke. Man weiß jedoch, dass Über- und Untergewicht die Immunabwehr schwächen. Sowohl vorbeugend als auch therapeutisch komme es vor allem darauf an, dem Körper Nahrung zuzuführen, die antioxidatives Potential habe, um Freie Radikale, die eine Ursache für Krebs sind,in Schach zu halten. ORAC - Werte Auskunft über das antioxidantische Potential einzelner Lebensmittel gibt der sogenannte ORAC-Wert. Hohe Oxygen Radical Absorbance Capacity haben laut Listen, die man zuhauf im Internet findet, beispielsweise Traubenkernmehl, Moringablätter, Açai-Pulver, Aroniabeeren, Blaubeeren, Cranberries, Artischocken, Kirschen und Äpfel. Wie man an den Beispielen sieht, handelt es sich vor allem um Obst, Gemüse und sogenannte Superfoods (Nahrungsmittel mit hohem Nährwert). Dinge, welche man in eine gesunde und ausgewogene Ernährung einbinden sollte. Ganz gleich, ob man gesund werden oder bleiben will. DOREEN BRUMME [email protected] ERGÄNZUNG ZUR SCHULMEDIZIN Möglichkeit einer komplementären Therapie für das Wohlbefinden in Betracht ziehen. FOTO: ISTOCKPHOTO / BOTAMOCHI KOMPLEMENTÄRMEDIZIN: ERGÄNZENDE THERAPIE GEGEN KREBS Wenn komplementäre Therapie die Schulmedizin ergänzt, kommen KrebspatientInnen in den Genuss des gesamten medizinischen Wissens, das bis heute angehäuft wurde. Der Herausforderung, den Krebs mit allen Mitteln zu besiegen, stellen sich bereits vielerorts Schul- und Komplementärmediziner Seite an Seite. Wenn dein Arzt dir sagt, dass du Krebs hast, sitzt der Tod plötzlich mit im Sprechzimmer. Ich weiß, wovon ich hier schreibe.Ich bekam eine Krebsdiagnose mit Ende 20. Meinem Arzt vertraute ich schon damals, im Jahr 2000 und befolgte deshalb seine Behandlungsempfehlung. Ich fühle mich bei ihm bis heute in guten Händen. Selbstverständlich erwarte ich, dass er um jedes Mittel weiß, das mir hilft. Ganz gleich, ob es aus einem Lehrbuch der klassischen Schulmedizin stammt oder aus einem Heilkräuterbuch. Ich erwarte auch, dass mein Arzt mich im Zweifel zu jemandem schickt, der Bescheid weiß. Was er übrigens getan hat.Heute gelte ich als geheilt. Man möge mir den persönlichen Bezug verzeihen, aber ich bin eben buchstäblich betroffen. Deswegen möchte ich hier auch allen Betroffenen raten,vom Recht auf alle der Medizin zur Verfügung stehenden Mittel Gebrauch zu machen. Leider wird die komplementäre Medizin bis heute von vielen als Alternativmedizin abgetan. Vor allem, weil wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit ihrer Methodik bei Krebs häufig fehlen. Doch auch hier tut sich was. Immer öfter wagt die Schulmedizin den Schulterschluss mit der Komplementärmedizin. So geht es für Krebspatienten wie mich nicht um ersetzende Alternativen, sondern um einander ergänzende Behandlungen. Welche komplementären Therapien gibt es heute? Eine ganze Reihe von Krebspatienten, mal ist die Rede von der Hälfte, mal von mehr, ergänzen ihre schulmedizinische Therapie heute schon mit komplementären Behandlungen wie Homöopathie, Hypnose, Akupunktur und Anti-Stress-Therapien (MBSR, Mindfulness-Based Stress Reduction). Sie sollen helfen, Ängste, Schmerzen, Depressionen und Stress zu mindern. Dinge, die infolge der Krebserkrankung oder der Krebstherapie auftreten. Auch Strategien für einen nachhaltig gesunden Lebenswandel werden als komplementäre Methoden angewandt, zum Beispiel Sport wie Yoga, Qigong oder Tai-Chi, der sowohl Körper als auch Geist stärken soll, oder Ernährungsstrategien, die für eine optimale Versorgung des von Krebs befallenen Körpers sorgen sollen. Hinzu kommen Wirkstoffe, die die Beschwerden infolge von Krebs oder -therapie lindern können. Es gibt sie als Nahrungsergänzung, zum Beispiel aus Soja abgeleitete Phytoöstrogene /Isoflavonoide, Leinsamen, Traubensilberkerze, Johanniskraut, Mistel, Kava-Kava, Rotkleeblätter, Dong Quai Wurzel, Ginsengwurzel oder Bromelain plus Papain plus Selen plus Lektin. Die Mistel in der Krebstherapie Im deutschsprachigen Raum zählen Mistelpräparate und wässrige Extrakte der Mistelpflanze, die meist unter die Haut (subkutan), seltener intravenös oder gar in den Tumor gespritzt werden, zu den meist angewandten Krebsmitteln , heißt es im Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Gleichwohl deren Wirkung kaum erforscht und deswegen umstritten sei, sollen demnach sogar Kritiker der Misteltherapie zugestehen, dass sie BrustkrebspatientInnen parallel zur Chemotherapie zu einer verbesserten Lebensqualität verhelfen könne. Unterstützung durch Spurenelemente Das existenzielle Spurenelement Selen gilt als Mittel gegen zellzerstörende Freie Radikale, die auch Verursacher von Krebs sein können. Es mildere laut Studien zudem die Erschöpfung (Fatigue), die viele Krebspatienten beklagen. DOREEN BRUMME [email protected] INFO Mistel während Chemotherapie? Komplementäre Therapien zur Behandlung von Nebenwirkungen: Verschiedene Therapiemöglichkeiten können bei Nebenwirkungen während und nach einer Krebstherapie helfen. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt, welche ergänzende Behandlungen für Sie geeignet wären. ■ Chinesische Kräutermedizin zur Behandlung durch Chemotherapie bedingter Nebenwirkungen ■ Homöopatische Medizin gegen therapiebedingte Nebenwirkungen ■ Akupunktur mindert Fatigue,Übelkeit,kognitive Dysfunktion,Schmerzen ■ MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) Verbesserung der Lebensqualität ■ Körperliches Training (Yoga, Qigong, Tai-Chi) verbessert die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit ■ Hypnose Verbesserung von Fatigue und Muskelanspannungen ■ Ernährung Pflanzliche Produkte wie Vitaminhaltige Lebensmittel,Ingwer,Sojaprodukte,Leinsamen,Rotklee-Blätter,Ginseng,Johanniskrautprodukte etc.,ergänzen eine ausgewogene und fettarme Ernährung für Ihr Wohlbefinden. QUELLE: WWW.AGO-ONLINE.DE ; FOTO: ISTOCKPHOTO / SYNERGEE Die Misteltherapie mit standardisierten Gesamtextrakten ist mittlerweile gut belegter Bestandteil der begleitenden Tumortherapie. Sie wird im Gegensatz zur Alternativmedizin zusätzlich zu den schulmedizinischen Verfahren eingesetzt. Diskutiert wird jedoch oft, ob man sie schon während einer Chemotherapie, oder erst danach durchführen soll. Es liegen bis dato zahlreiche klinische Studien zu dem Thema vor. Mistelgesamtextrakte können in allen Phasen einer Krebserkrankung eingesetzt werden, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern, insbesondere auch durch Reduktion von Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Letztere kann durch die gleichzeitige Gabe der Misteltherapie sogar höher dosiert werden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des National Naval Medical Center in Bethesda, Maryland (USA). MR Dr. Jutta Hellan Allgemeinmedizinerin und Onkologin Die Ergebnisse der Untersuchung mit einem Präparat aus Tannenmistel sprechen klar für die Misteltherapie. Sie hat keinen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit und Sicherheit eines häufig eingesetzten Zytostatikums (Gemcitabin) bei PatientInnen mit fortgeschrittenen soliden Tumoren. Ganz im Gegenteil: Durch die Kombination mit Mistel war eine um 30 % höhere Dosierung des Zytostatikums möglich, was auch dessen Erfolgschancen erhöht. Nur bei Auftreten von entzündlichen Veränderungen und/oder Fieber unter der Chemotherapie sollte eine begleitende Misteltherapie unterbrochen werden, bis die Symptome völlig abgeklungen sind. Nähere Informationen zur Misteltherapie und eine Liste von mehr als 200 mistelerfahrenen Ärzten finden Sie unter: 13 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT NEBENWIRKUNGEN Fatigue Wenn der Körper an Krebs leidet, bilden sich bösartige Gewächse, Tumore genannt. Um dieses ungewollt wuchernde Gewebe in seinem Wachstum zu stoppen oder zumindest deutlich zu hemmen, werden in zahlreichen Fällen Zytostatika eingesetzt. Darunter versteht man natürliche oder synthetische Substanzen, die das Zellwachstum beziehungsweise die Zellteilung hemmen sollen. Verabreicht werden sie im Rahmen einer Chemotherapie. Der Großteil dieser Zytostatika ist aber nicht krebsspezifisch wirksam, sondern richtet seine Aktivität gegen alle schnell wachsenden Gewebe im gesamten Körper. Dadurch wird auch gesundes Gewebe angegriffen. Mehr oder weniger starke Nebenwirkungen sind abhängig von Krebs- und Behandlungsart oft die Folge. In vielen Fällen kommt es während und nach einer Krebstherapie zum sogenannten Fatigue - Syndrom. Typische Merkmale dieses Phänomens sind eine lange anhaltende, bleierne Müdigkeit und Abgeschlagenheit trotz ausreichender Schlaf- und Ruhephasen. Auch fühlen sich davon Betroffene bereits bei geringer Belastung unwohl und überfordert, was zu einer deutlichen Abnahme privater und beruflicher Aktivitäten führt. Fatigue wird durch die Erkrankung selbst oder im Zusammenhang mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung ausgelöst, hält meist auch über den Behandlungszeitraum hinaus Wochen oder Monate an und vermindert die Lebensqualität der Betroffenen stark. Frauen sind tendenziell eher davon betroffen. Ein körperliches Ausdauertraining im Rahmen einer Onkologischen Rehabilitation kann helfen, das Fatigue-Syndrom in den Griff zu bekommen. Die üblichen Verdächtigen Die bekannteste und am häufigsten auftretende Nebenwirkung von Chemotherapien ist der Haarausfall. Weil für jeden sichtbar, ist der plötzliche Haarverlust für zahlreiche Patienten ein großes psychisches Problem. Besonders Frauen leiden häufig sehr darunter. Höher dosierte Chemotherapien greifen auch die Schleimhäute im Mund, im Verdauungstrakt und im Genitalbereich an und sorgen dort für Entzündungen und Wunden. Auch Scheidentrockenheit tritt häufig auf. Diese Symptome und Nebenwirkungen gehen nach dem Ende einer Chemotherapie aber meist schnell zurück. Haare wachsen wieder nach, wunde und entzündete Schleimhäute heilen rasch und vollständig ab. Als besonders unangenehme und weithin bekannte Nebenwirkung von Zytostatika gilt starke Übelkeit, häufiges Erbrechen und ausgedehnte Durchfallerkrankungen. Die Intensität dieser Reaktionen und der Zeitpunkt des Auftretens hängen von der jeweiligen Substanz ab, lassen sich aber meist gut in den Griff bekommen. Zytostatika und das Blut Ein weiteres Begleitphänomen von Krebsbehandlungen ist häufig eine Blutarmut, die sogenannte Anämie. Dabei nimmt die Zahl der roten Blutkörperchen stark ab, der ganze Körper wird dadurch schlechter Sind Spätfolgen zu erwarten? ZUSÄTZLICHE BELASTUNGEN Das Immunsystem wird durch die Therapien geschwächt. FOTO: ISTOCKPHOTO / BOWDENIMAGES ERST KREBS UND DANN DAS! Als ob die Diagnose Krebs für jeden Einzelnen nicht schon schlimm genug wäre, leiden viele Krebspatienten, deren Krankheit mit Zytostatika oder einer Strahlentherapie behandelt wird, auch noch unter mehr oder weniger starken Nebenwirkungen. Doch das muss nicht immer sein. mit Sauerstoff versorgt. Da der Sauerstoffbedarf des Körpers trotz der verminderten Sauerstofftransportkapazität des Blutes aber weiterhin gedeckt werden muss, können eine beschleunigte Atmung und ein erhöhter Herzschlag auftreten. Auch Kopfschmerzen und Schwindel als Folge der Sauerstoffunterversorgung des Gehirns sind nicht selten Teil einer solchen Anämie. Aber auch ein Mangel an weißen Blutkörperchen, den Leukozyten, kann auftreten. Dieses Phänomen ist besonders häufig bei der Behandlung von Leukämie zu beobachten. Betroffene Patienten erkranken häufiger und oft an ungewöhnlichen Infektionen, da ein wichtiger Teil des körpereigenen Immunsys- tems nur noch eingeschränkt funktioniert. Wird die Immunfunktion zu stark eingeschränkt, muss in Extremfällen sogar die Chemotherapie unterbrochen werden. Mit einem geschwächten Immunsystem können auch schmerzhafte und schlecht heilende Wunden an der Mundschleimhaut oder am Zahnfleisch einhergehen. Fortimel Compact 2.4 Nährstoffe in kompakter Form. Gewichtsverlust entgegenwirken und wieder zu Kräften kommen. Gewichtsverlust ist eine häufige Begleiterscheinung von Krebs und Krebstherapie. Gewichtsverlust zu reduzieren oder zu stoppen ist jedoch entscheidend, um die Ansprechraten der Chemotherapie zu verbessern. Die frühzeitige Gabe von medizinischer Trinknahrung mit hohem Gehalt an Energie und Nährstoffen hat sich seit langem bewährt. nur 125 ml Kleines Trinkvolumen – kompakte Nährstoffversorgung mit 125 ml (2,4 kcal/ml) Überlegen im Geschmack – für mehr Abwechslung in 7 Geschmackssorten und einer neutralen Variante, besonders geeignet zur Anreicherung von Speisen BZ – 03.15 - A Niedrige Viskosität – für ein noch angenehmeres Trinkgefühl Wir beraten Sie gerne: Careline 00800 68874242 www.fortimel.at Nutricia GmbH Technologiestraße 10 A-1120 Wien In den meisten Fällen hinterlassen Chemotherapien oder Bestrahlungen keine Langzeitfolgen, die meisten Nebenwirkungen klingen wenige Wochen nach Abschluss der Behandlung wieder ab. Bei Zytostatika spielen besonders die Dosis und die Behandlungsdauer eine große Rolle, ob mit Langzeitschäden zu rechnen ist oder nicht. Einige Behandlungen können aber sehr wohl langfristige Gewebeschäden hervorrufen. Auch das Risiko von Nervenschäden steht bei einigen Substanzen im Raum. In vereinzelten Fällen führen bestimmte Zytostatika zu Problemen mit dem Tast- und Geschmackssinn. Auch Störungen der Feinmotorik bei Nervenschäden in den Händen oder Gangunsicherheit bei Schädigung der Bein-Nerven können vereinzelt vorkommen. Grundsätzlich kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass einige Zytostatika die Leistungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen, zu diesem Thema liegen aber keine abschließenden Erfahrungswerte vor. LUKAS WIERINGER [email protected] 14 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT GASTKOMMENTAR Jedes Jahr erkranken in Österreich rund 40.000 Menschen neu an Krebs, über 300.000 Menschen sind in unserem Land von Krebs betroffen. Die Fortschritte der modernen Medizin führen durch verbesserte Früherkennung und wirksamere Behandlungen zu einer kontinuierlichen Zunahme der Lebenserwartung. TIPPS Nach dem Krebs zurück ins Leben Ist der Krebs überstanden, gilt es, wieder zurück in ein erfülltes, neues Leben zu finden.Hier einige Tipps zum besseren Gelingen. Vom Überleben zum Leben Primarius Univ.-Prof.Dr. Alexander Gaiger Präsident der österreichischen Akademie für onkologische Rehabilitation und Psychoonkologie (ÖARP) „Gemeinsam gegen Krebs - onkologische Rehabilitation als Teil eines onkologischen Gesamtkonzepts.“ Durch die immer größer werdende Zahl an Menschen, die von Krebs geheilt oder mit einer chronischen Krebserkrankung leben, stellen sich nun weitere Herausforderungen: Ist das Überleben gesichert, rückt das Leben nach oder mit einer Krebserkrankung ins Zentrum der Aufmerksamkeit. von den Betroffenen bemerkt wird, deutlich verbessert. Bemerkenswert sind aber die Stu-dienergebnisse, die zeigen, dass onkologische Rehabilitation sowohl zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens, als auch zu einer Verminderung des Tumorrezidivrisikos bei zahlreichen Krebsarten führt. Individuelle Anpassung Ergänzende Behandlungskonzepte Hier ist der Ansatzpunkt der onkologischen Rehabilitation, die allen PatientInnen nach Abschluss ihrer primären Tumorbehandlung offen steht. Ziel ist es, Betroffenen auf ihrem Weg vom Überleben zurück zu einem – durch die Erfahrung von Krankheit und Therapie geänderten – Lebensalltag zu unterstützen. Jeder Mensch, jede Familie reagiert auf eigene Art und Weise auf diese Krankheit, dementsprechend werden die Rehabilitationsmaßnahmen nach wissenschaftlichen Grundlagen den Bedürfnissen der PatientInnen individuell angepasst. Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die onkologische Rehabilitation (insbesondere Kraft und Ausdauertraining) nicht nur zu einer Verbesserung der Lebensqualität und einer körperlichen Aktivierung führt, sondern auch den chronischen Erschöpfungszustand, der oft nach Abschluss der Tumorbehandlung Ergänzt wird dieses Behandlungskonzept durch Trainingsprogramme, die spezielle Herausforderungen nach Krebserkrankungen gezielt angehen, wie Beckenbodentrainings zur Behandlung von Inkontinenz, Stromanwendungen und ergotherapeutische Maßnahmen zur Behandlung von Polyneuropathien (Taubheitsgefühl und Missempfindungen an Händen und Füßen, die nach der Chemotherapie auftreten können), psychoonkologische Unterstützung und Psychotherapie bei der Bewältigung der Krankheit und möglicher Veränderung des Körperbildes. Allgemeine Informationsprogramme helfen, die Nachsorge und mögliche weitere Erhaltungs- und Hormonbehandlungen besser verstehen und durchführen zu können, gesundheitsfördernde Lebensstilfaktoren werden durch sportmedizinische und Ernährungsberatung unterstützt. Aufklärung Ein wesentlicher Bestandteil der Rehabilitation sind auch Informationsprogramme, die helfen sollen, die Krankheit zu enttabuisieren. Niemand ist selbst schuld an der Krankheit, Krebs ist keine Erkrankung der Seele und wird nicht durch Stress verursacht. Viel beeindruckender und auch eine viel wichtigere Ressource ist das Ausmaß an Kraft und Lebenswillen (und Gesundheit), das bei der Bewältigung der Erkrankung seitens der Betroffenen (Patienten, deren Partner, Kinder und Freunde) mobilisiert wird. Ein wichtiges Ziel der Rehabilitation ist es, gemeinsam mit Angehörigen, zuweisenden Ärzten, Krebszentren, der Krebshilfe und Krebssportgruppen die Nachhaltigkeit des Erreichten durch regelmäßiges körperliches Training, z.B Wandern, Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen zu sichern, um so ein ganzheitliches Behandlungskonzept umzusetzen, das dem neuesten Stand medizinischer Forschung entspricht, das Überleben nach einer Krebserkrankung verbessert und im übrigen nicht viel kostet. ■ Ein wichtiger Faktor, um wieder so richtig fit zu werden, ist ausreichende Bewegung an der frischen Luft. Egal ob Nordic Walking, Radfahren oder Wandern, ein sanftes Ausdauertraining stärkt die Gesundheit genauso wie die Abwehrkräfte und vermittelt neues Vertrauen in den Körper. ■ Ebenso wichtig ist eine ausgewogene Ernährung. Denn Krebserkrankung und Therapie haben den Körper stark geschwächt. Jetzt müssen neue Reserven aufgebaut werden. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, wenig rotem Fleisch, wenig Salz und keinem Alkohol gibt dem Körper alles, was er für die Wiederaufbauphase benötigt. ■ Eine Krebserkrankung ist nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren Angehörige psychisch sehr belastend. Da gibt die gemeinsame Zeit mit der Familie neue Kraft und Zuversicht für die Zukunft.Wie wäre es mit einem Urlaub mit der ganzen Familie? ■ Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, das eigene Schicksal besser annehmen zu können und neuen Lebensmut zu schöpfen. Denn das Gefühl, mit der Erkrankung und den eigenen Sorgen nicht alleine zu sein, ist eine erhebliche Erleichterung. LUKAS WIERINGER PRIMARIUS UNIV.PROF.DR. [email protected] ALEXANDER GAIGER Das Leben spüren. Doris Musill‘s www.lebensmed-baderlach.at ONKOLOGISCHE REHABILITATION IM LEBENS.MED ZENTRUM BAD ERLACH =(+$%,.,6$6,10nach der primären Krebsbehandlung (Bsp.: Chemo- oder Strahlentherapie) =7)(06+$.65'$7(4 3 Wochen =#,(.('(40-1.1*,5&+(0(+$%,.,6$6,10 ",('(4(,056,(*,0'(0..6$*(4.(,&+6(40 - Lebensqualität verbessern ('7-6,10810:/261/(0',('74&+ ',((+$0'.70*(0656$0'(05,0' (570'+(,670'(,5670*5)>+,*-(,6)?4'(40 Lebens.Med Zentrum Bad Erlach Beste-Gesundheit Platz 1 | 2822 Bad Erlach T: +43 (0) 2627/813 00 | E: [email protected] =Wohlfühl-Ambiente im Haus und in der /*(%70*64>*6;74-1056$06(0!(4 %(55(470*'(5(570'+(,65;756$0'(5%(, =$460(4'(4?56(44(,&+,5&+(0 1;,$.8(45,&+(470*(0 =Antragstellung auf Rehabilitation mit Haus- oder Facharzt Das Gesundheitshotel in Bad Mitterndorf Loslassen und Kraft tanken Erleben Sie einen Ort der Geborgenheit und der Freiheit zugleich. Finden Sie sich und Ihre Ressourcen an einem wunderschönen Kraftplatz im steirischen Bad Mitterndorf. Alles ist gut! Doris Musill ist leidenschaftliche Gastgeberin für Krebsbetroffene, Angehörige und alle Menschen ohne Berührungsängste. =Begleitpersonen5,0'+(4;.,&+9,..-1//(0 Doris Musill‘s Lebensfreude A-8983 Bad Mitterndorf 283, +43 (0) 3623 / 211 01 offi[email protected] www.hotel-lebensfreude.at 15 · MÄRZ 2015 WWW.KREBSRATGEBER.AT GASTKOMMENTAR Palliative Care – wenn „nichts mehr zu machen“ ist, gibt es noch viel zu tun! Was bedeutet Palliative Care? Hilde Kössler, MMSc Vizepräsidentin der Österreichischen Palliativgesellschaft und Koordinatorin des Mobilen Palliativteams Baden „Durch frühzeitig eingesetzte palliative Betreuung kann die Lebensqualität sowie Lebensdauer gesteigert werden.“ Palliative Betreuung dient dazu, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, seinen letzten Lebensabschnitt weitgehend selbstbestimmt und würdevoll zu verbringen. Die Kriterien der WHO (2002) besagen, dass die Lebensqualität von Menschen und deren Angehörigen, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert sind, verbessert werden soll. Dies geschieht durch Prävention und Linderung von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen,Einschätzen und Behandeln von Schmerzen und anderen physischen, psychosozialen und spirituellen Problemen. Mit Hilfe eines multiprofessionellen Teams werden Lebensqualität und Selbstbestimmung des Menschen in seinem letzten Lebensabschnitt – wir reden hier von Wochen,Monaten,manchmal auch Jahren - radikal in den Mittelpunkt der Begleitung gestellt. Was beinhaltet Palliative Care (PC) genau? Palliativstationen oder –konsiliardienste stehen in den meisten Krankenhäusern zur Verfügung, während mobile Palliativteams Patienten und deren Angehörige zu Hause unterstützen. Im Bedarfsfall werden ehrenamtliche Hospizteams in die Betreuung miteinbezogen oder Patienten in stationäre Hospize vermittelt. Körperliches Leiden wird gelindert und Komplikationen vorgebeugt, um Krisensituationen zu vermeiden. Angehörige, Hauskrankenpflege oder auch Hausärzte werden auf spezielle palliative Interventionen wie z.B. Schmerzpumpen eingeschult. Häufig müssen Lösungen für finanzielle und organisatorische Probleme gefunden werden. Psychosoziale und mentale Aspekte treten in den Vordergrund: Ängste des Patienten, die Annahme seines bisherigen Lebens, aber auch der Abschied aus diesem Leben, sodass friedliches Sterben möglich wird. Weshalb ist PC wichtig für den Betroffenen, aber auch für seine Angehörigen? Schwere Krankheit und Sterben sind immer mit schmerzhaften Fragen nach Lebenssinn, Abschied und Trauer verbunden. Wir leben in Beziehungen, und wenn ein Teil der Beziehungen an und über die Grenzen der Belastbarkeit kommt, nehmen existentielle Angst, Gefühle der Hilflosigkeit und des Aus- geliefertseins überhand. Erfahren Menschen Hilfe in der Symptombekämpfung und Krisenvorsorge, werden sie ermächtigt, sich selbst bzw. ihren Lieben zu helfen. Durch die Stabilisierung des Umfelds kann die Sorge vor Würde- und Kontrollverlust nachlassen und Lebensgenuss wieder möglich werden.Auch wenn dieser Lebensabschnitt von großer Trauer geprägt ist, bedeutet ein Begleiten aus dem Leben oft, dass die Angst vor dem eigenen Sterben gemindert wird. Warum wird die Lebensqualität im Endstadium verbessert und das Leben möglicherweise sogar noch verlängert? Studien geben Hinweise darauf, dass neben der Lebensqualität auch die Lebensdauer durch frühzeitig einsetzende palliative Betreuung gesteigert wird. Im Krankheitsverlauf sind immer wieder Entscheidungen über das Ausmaß medizinischer Interventionen zu treffen. Um zu wissen, was dieser Mensch braucht, muss mit ihm geredet, ihm zugehört und versichert werden, dass seine Wünsche respektiert werden. Spezielle Symptomtherapie stärkt den Körper, die Vernetzung aller Versorgungsstruk- turen und das Einbeziehen der Angehörigen geben Sicherheit und die Möglichkeit, Kraft zu schöpfen. Wird ein achtsamer, verstehender Dialog über Prognose, Ängste und Therapieziele mit Erfahrung und Einfühlungsvermögen geführt, entstehen Vertrauen und Sicherheit. Diese wiederum führen zu einem weniger von Symptomen und Angst belasteten Sterbeverlauf. Was kann ich als Patient / Familienmitglied unternehmen? Die Versorgung mit Palliativ- und Hospizeinrichtungen in Österreich ist sehr unterschiedlich. Selbst dort, wo eine Flächendeckung erreicht ist, bedeutet dies keine Bedarfsdeckung. Informieren Sie sich bei den verschiedenen Anlaufstellen in Österreich über sämtliche palliativ-hospizlichen Einrichtungen in Ihrer jeweiligen Region. Auch Patienten und Angehörige selbst haben in jedem Versorgungskontext das Recht, palliative oder hospizliche Betreuung anzuregen. Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.hospiz.at & www.palliativ.at HILDE KÖSSLER, MMSC INFO Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter Therapiezentrum Rosalienhof Am Kurpark 1, 7431 Bad Tatzmannsdorf Tel: (03353) 83 87, Fax: (03353) 83 87-83801 E-Mail: [email protected] Web: www.bva.at/rosalienhof Therapiezentrum Rosalienhof Unser in Bad Tatzmannsdorf gelegenes Therapiezentrum ist eine seit mittlerweile 10 Jahren auf exzellente Anschlussheilbehandlung, Rehabilitation und Prävention onkologischer Erkrankungen spezialisierte Fachklinik und besitzt österreichweit die größte Erfahrung auf dem Gebiet der stationären onkologischen Rehabilitation. Die Indikationen sind nicht auf spezielle Tumorerkrankungen beschränkt, sondern erstrecken sich über alle Arten von malignen Erkrankungen. Außenansicht Der intensive Dialog zwischen Patient, Medizin, Pflege, Psychologie, Physiotherapie, Lymphödemtherapie, Diätologie, Logopädie und Ergotherapie hat zum Ziel, die durch die Erkrankung oder deren Folgen verursachten Einschränkungen der Lebensqualität zu verbessern. Auf wissenschaftlich basierter Grundlage wird die Versorgung der Patienten aufgebaut und stets weiterentwickelt. Patientenzimmer Nach umfangreichen Aufnahmeuntersuchungen stellen wir ein maßgeschneidertes Therapiepaket zusammen. Hauptsäulen der Rehabilitation sind somatische Therapieverfahren, psychoonkologische Betreuung, Informationsvermittlung und soziale Unterstützung. Der Erfolg der Rehabilitation wird im Verlauf des Aufenthaltes mehrmals ärztlicherseits mit den Patientinnen und Patienten und auch in interdisziplinären Teambesprechungen überprüft und bei Bedarf der Therapieplan angepasst. All dies geschieht immer in Zusammenarbeit mit den Patienten, um gemeinsam als aktive Partner den optimalen Behandlungserfolg zu erzielen. Nach dem Prinzip der ganzheitlichen Sicht stellen die Erhaltung der Autonomie und der Weg zurück zur Gesundheit die Hauptziele der Rehabilitation dar, um den Anforderungen des Lebens dauerhaft wieder gerecht werden zu können. Ultraschalldiagnostik Einzel- und Gruppentherapien Häufige Therapien bei einer Rehabilitation PatientInnen erhalten bei einer Onkologischen Rehabilitation verschiedene Therapien und Untersuchungen, welche auf den jeweiligen Patientenstatus genau abgestimmt werden. Einige der bewährten Therapien sind unter anderem: ■ Psychologische Einzel-und Gruppengespräche, bieten Entlastung in Krisensituationen ■ Progressive Muskelentspannung, hilft den Patienten sich leichter körperlich zu entspannen ■ Nordic–Walking, dient zum Wiedereinstieg in ein leichtes Ausdauertraining, um wieder in Form zu kommen ■ Psychotherapeutische Maltherapien: PatientInnen können ihre Ängste oder Probleme bildlich darstellen ■ Beratungen und Schulungen durch DiätologInnen, sind wichtig, um auch nach der Rehabilitation eine ausgewogene Ernährung einzuhalten ■ Verschiedene Massagen, dienen zur Entspannung, sowie der Schmerzlinderung QUELLE: WWW.BVA.AT & WWW.AGO-ONLINE.DE; FOTO: ISTOCKPHOTO / BYRYO 10 JAHRE ASTELLAS PHARMA ÖSTERREICH: Pharmaunternehmen mit japanischen Wurzeln setzt auf Expansion Das seit 2005 in Wien etablierte japanische Unternehmen Astellas Pharma feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Firmenjubiläum. Mit großem Erfolg verbindet Astellas Pharma seine japanischen Wurzeln und die damit verbundenen Werte mit den Ansprüchen moderner Unternehmensstrukturen. Seit Gründung wächst Astellas Pharma kontinuierlich und erweitert laufend seine Therapiebereiche. PROSTATAKREBSTHERAPIE: WISSEN IST MACHT! BEWEGUNG BEI ASTELLAS PHARMA „Wissen ist Macht!“ Dieses bekannte Zitat, das auf den englischen Philosophen Francis Bacon zurückgeht, ist beispielgebend für die Philosophie von Astellas Pharma im Bereich der Prostatakrebstherapie. Das erklärte Ziel des Unternehmens ist es, Männern die Schwellenangst für die Krankheit zu nehmen. Sowohl Männer also auch die Öffentlichkeit soll für die Erkrankung, ihre Risiken und Folgen sensibilisiert und über Möglichkeiten der Behandlungsmethoden, Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen informiert werden. Denn Prostatakrebs ist kein Todesurteil! Moderne Früherkennung und individuelle Therapien versprechen Heilung und wenn dies nicht möglich ist, dann kann eine hohe Lebensverlängerung mit guter Lebensqualität erreicht werden. Astellas Pharma, derzeit noch in der Linzer Straße im 14. Wiener Bezirk ansässig, wird den Bürostandort wechseln. Zu Ostern dieses Jahres werden den knapp 60 Mitarbeitern rund 860 m2 Bürofläche in Österreichs höchstem Gebäude, dem DC Tower in der Wiener Donaucity, zur Verfügung stehen. Mit dem Umzug soll auch der Unternehmensvision „Changing Tomorrow“, die das Potenzial des Unternehmens zur Schaffung einer lebenswerten Zukunft für alle seine Stakeholder zum Ausdruck bringt, intern Rechnung getragen werden. „Das neue Büro im 44. Stockwerk hat einen wunderbaren freien Blick über ganz Wien und wird den MitarbeiterInnen ein optimales Arbeitsumfeld bieten. Somit können wir unsere Stärken in Zukunft noch besser bündeln und die hochmoderne Infrastruktur optimal nützen um den Bedürfnissen von Patienten, Kunden und Partnern noch besser gerecht zu werden“, erklärt Visionär und Geschäftsführer der österreichischen Niederlassung, Dr. med. Miroslaw Jan Lubecki, MBA. Astellas Pharma legt sowohl international, als auch in Österreich speziellen Fokus auf den „Männerkrebs“. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung von innovativen Behandlungsoptionen, um Patienten im fortgeschrittenen ProstatakrebsStadium zusätzliche Therapien zu bieten, die das Leben der Patienten verlängern und ihre Lebensqualität verbessern. Mit Hochdruck forschen Astellas MitarbeiterInnen an zielgerichteten Therapien zur Bekämpfung der zerstörerischen Auswirkungen von Krebs. Darüber hinaus bemüht sich Astellas, Patienten und Angehörige bei der Bewältigung ihres Schicksals bestmöglich zu unterstützen und den Erfahrungsaustausch innerhalb der uro-onkologischen Fachgruppe interdisziplinär zu fördern. So unterstützt Astellas vor allem Ärzte, medizinische Einrichtungen und Patientenselbsthilfegruppen zur Sicherung qualitätsvoller Patientenbetreuung und Forschung. Astellas Pharma Ges.m.b.H., Donau-City-Straße 7, A - 1220 Wien, Tel: +43 1 877 26 68, E-Mail: [email protected] www.astellas.at