Die Südostschweiz, Graubünden, 25.3.2011

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REGION KULTUR
Konzertstudio Chur
lädt zu Flötenkonzert
Heute Abend konzertiert die
junge Flötistin Alexa Deplazes
im Churer Loësaal – am Klavier
begleitet von Elena Bürkli.
Chur. – Kompositionen der Romantik
und der frühen Moderne stehen im
Mittel des Konzerts, dasAlexa Deplazes (Flöte) und Elena Bürkli (Klavier)
heute Abend im
Loësaal in Chur
geben – auf Einladung des Konzertstudios Chur.
Neben einer Ballade von Carl
Reinecke erklingen Werke von
Francis Poulenc
und Paul Juon.
Alexa Deplazes
Letzterer zielte
in seiner Flötensonate von 1923 auf
starke Klangfarben und asymmetrische Rhythmen ab. Poulencs Sonate
von 1927 ist voller Lebensfreude und
Leichtigkeit und zählt zu den meistgespielten Werken des Komponisten.
Ergänzt wird das Programm durch
ein Solostück für Piccoloflöte des Zürcher Komponisten Matthias Müller
(*1966) sowie ein Solo für Traversflöte von Joseph Bodin de Boismortier
(1689–1755).
Eingespieltes Musikerinnen-Duo
Deplazes hat in Zürich und Luzern
studiert. 2009 erhielt sie den Förderungspreis des Kantons Graubünden.
Sie unterrichtet an der Musikschule
Bonaduz und bei der Jugendmusik
Chur. Bürkli absolvierte ihr Studium
an der Musikakademie Sofia in den
Fächern Musiktheorie, Klavier, Orgel
und Gesang. In Graubünden ist sie
durch ihre zahlreichen Auftritte als
Pianistin und Sängerin bekannt. (so)
Konzert: Heute Freitag, 25. März, 20 Uhr,
Loësaal, Chur.
Das Trio Robin Mark
tauft seine erste CD
Frische Klänge: Florian Mächler, Robin
Mark und Pirmin Huber (von links)
laden zum Konzert.
Bild Tabea Hüberli
Schwyzerörgeli in anderem
Kontext: Das Trio Robin Mark
sucht nach neuen Wegen – und
findet sie. Morgen tauft das Trio
in Chur seine CD «Folkorn».
Chur. – Das Trio um den Rhäzünser
Musiker Robin Mark lädt für morgen
zum Konzert in das Churer Hotel
«Drei Könige». Gemeinsam mit Florian Mächler (Gitarre), Pirmin Huber
(Kontrabass) und Gastmusiker Lukas
von Flüe (Schlagzeug) hat Schwyzerörgelispieler Mark im Winter das Album «Folkorn» eingespielt, das im
Rahmen des Konzerts getauft wird.
Mark, der aus einer Musikerfamilie
stammt, hat schon früh begonnen,
Schwyzerörgeli zu spielen. Zunächst
pflegte er die traditionelleVolksmusik
in verschiedenen Besetzungen. Bereits als Jugendlicher gründete er seine
eigene Formation, mit der er unter anderem zum Ländlerkapellentreffen
nach Landquart eingeladen wurde.
Neben Folk und Folk-Pop lässt Mark
heute Jazz und Improvisationen in seine Musik miteinfliessen – neue, frische
Musik, die auch jenseits der LändlermusikszeneAnklang finden soll. (cmi)
Konzert: Morgen Samstag, 26. März, 20.30
Uhr, Hotel «Drei Könige», Reichgasse, Chur.
DIE SÜDOSTSCHWEIZ | FREITAG, 25. MÄRZ 2011
9
Cajacob verwandelt das Nichts
in Leichtigkeit und Licht
Vor sieben Jahren hatte Evelina
Cajacob ihre letzte Einzelausstellung in der Galerie Luciano
Fasciati in Chur. Nun zeigt die
Malanser Künstlerin ebendort
ihre neuesten Zeichnungen –
unter dem Ausstellungstitel
«Zwischenzeit».
Von Anne Schellhorn
Chur. – Einst glichen ihre Zeichnungen einem endlosen Wellengang tanzender Seide, verwehter Haarfülle.
Bereits im Jahr 2004 zog Evelina Cajacob in Luciano Fasciatis Galerieräumen an der Churer Süsswinkelgasse
ihre Linien. Ganzflächig bedeckte sie
damals die Wände mit ihren sparsamen Mitteln, dem Zeichenstift und
der Linie.
Dem Bleistift blieb die Künstlerin
zwischenzeitlich treu, wie die aktuelle Ausstellung «Zwischenzeit» in der
Galerie Fasciati zeigt. Der Linie in gewisserWeise auch. Und doch sind ihre
Zeichnungen anders. Die Linie wurde
zum Strich. Kurz ist er. Dicht steht er
neben Tausenden seiner Artgenossen.
Schafft mit ihnen zusammen Formen,
die floral wirken. Und ja, die Gebilde,
die Cajacob schraffierend auf elf ihrer
neuen Papierarbeiten brachte, haben
tatsächlich einen blumigen Hintergrund. Einen eisblumigen, um genau
zu sein.
Linie zu Fläche zu Form
Die frostigen Kristalle sind jedoch eigentlich ein Nichts, definiert nur
durch ihre schraffierte Umgebung,
durch ihre Abgrenzung zum Rhythmus der dicht gesetzten Striche, die
mal fellartig struppig, mal tänzelnd
beschwingt wirken. Die Räume zwischen den feinen Strichstrukturen erscheinen bald als kristalline Gefüge,
bald als flächiges lichtvolles Papier.
Zwischenräume für Bewegungspausen, Zwischenzeiten für Erinnerungen. Die Strichstrukturen von helleren oder auch dunklerem Grau sind
jedoch nie nur Hintergrund.
Je nach Platz, Distanz und Fokus
des Betrachters ziehen sie den Blick
auf sich, lassen die Leerstellen pausierem. Spielen mit unserer Wahrnehmung. Lassen unseren Blick springen
zwischen Gesamtbild und Detail,
zwischen Umriss und Handlungsspur,
Es lohnt sich, gleich zweimal hinzuschauen: Grosse und kleine Besucherinnen und Besucher der Churer Galerie Luciano
Fasciati inspizieren ein Werk der Künstlerin Evelina Cajacob.
Bild Nadja Simmen
zwischen Schraffur und Gegenstand,
zwischen einzelner Linie und Fläche.
Spuren innerer Bewegung
Cajacobs Striche formieren sich unermüdlich neu. Strichstärke und -lage
variieren von Bild zu Bild. Die Künstlerin verändert die optischenWirkungen einer Zeichnung stets aufs Neue,
wie auch in der grossen Zweierkonstellation «Doppelzeichnung in Blaugrau»: Trotz gleicher fotografischer
Vorlage wirkt das eine Bild unruhig,
im anderen formieren sich die Schraffuren ausgeglichen und entspannt um
die weissen Zwischenräume. Cajacob
nutzt die Linie zur Umschreibung bestimmter Formen. Gleichzeitig zersetzt die Malanserin jedoch auch ihre
Motive und verweist dabei auf deren
Vergänglichkeit. Ihre Striche sind gleichermassen Spuren der Bewegung –
einer äusseren wie auch einer inneren.
Im Kabinett der Galerieräume wird
Cajacobs mühevolle Arbeit vielleicht
am deutlichsten: «Filling» heisst die
grossformatige Zeichnung, die aus
fünf Einzelblättern besteht. Konzentriert, akribisch, geradezu besessen
setzte die Künstlerin mit Jahrgang
1961 auch hier Tausende von Strichen, die oben mit einer klaren Kontur in Wellenform abschliessen.
Dem Vakuum entgegen
DieWelle fliesst über fünf hochformatige Blätter, formiert sich aus kurzen
Strichen. Ihre Bewegung – anfangs
sanft, stetig bewegter bis zum vierten
Blatt. Beruhigung auf Blatt fünf. Wir
sehen Gesteinsschichten, fliessendes
Wasser. Die körperliche Anstrengung
desArbeitsprozesses ist spürbar.Aber
auch Schwerelosigkeit ist zu fühlen.
Und dann wieder nichts. Zwischen
Blatt drei und vier: eine Atempause,
eine Leerstelle, ein Zwischenraum.
Oder auch eine Öffnung. Eine Lücke,
die mit dem Entstehungsprozess der
Arbeiten zu tun hat. «Filling» – das
englische Wort für Füllung – verweist
auf Cajacobs Bedürfnis, einen Zwischenraum zu füllen. Strich für Strich
bedeckte sie die weissen Blätter. Füllte damit auch ein inneres Vakuum.
Füllte eine persönliche Zwischenzeit
mitArbeit, Fleiss und Farbe. Füllt Leere mit Bewegung, Wiederholung, Verdichtung. Und verwandelt das Nichts
in Leichtigkeit und Licht.
«Zwischenzeit»: bis 9. April. Galerie Luciano
Fasciati, Süsswinkelgasse 25, Chur. Weitere
Informationen zum Ausstellungsprogramm
unter www.luciano-fasciati.ch.
Abschied von einem Spätberufenen
Er war Drogist, dann Werbeund Auftragsfotograf und
schliesslich die letzten zwei
Jahrzehnte seines Lebens ein
leidenschaftlicher Maler. Nun
ist der Churer Künstler Theo
Vonow 94-jährig verstorben.
tere Werbe- und Auftragsfotograf die
Malerei und somit seine eigentliche
Berufung erst spät gefunden hatte,
schien Vonow nicht zu stören. Im Gegenteil, er sah darin sogar einen Vorteil. «Ich muss ja nicht von der Malerei leben, und wenn ich einmal ein
Bild verkaufe und dadurch die AHV
etwas aufbessere, ist das ja auch nicht
so schlecht», sagte er vor vier Jahren
mit seinem ansteckenden Lächeln.
Von Franco Brunner
Chur. – Die meisten Leute sind mit 72
Jahren schon längst pensioniert.Theo
Vonow indes hat just in diesem Alter
noch einmal seinen Beruf gewechselt.
Aus dem Auftragsfotografen wurde
ein freischaffender Künstler. Auch
wenn es schliesslich reichlich lange
dauerte: Eigentlich war schon lange
vorher klar gewesen, dass aus Vonow
einmal ein Künstler werden würde.
«Ich war schon als kleiner Knopf an
Kunst interessiert», sagte der damals
91-Jährige vor vier Jahren bei einem
Besuch bei ihm zu Hause in Chur. Ein
Zuhause, das Vonow in den letzten
Jahren nicht nur als Wohnraum, sondern auch als Malatelier nutzte.
Als Kind hatten es ihm vor allem die
Glasfenstermalereien von Augusto
Theo Vonow: 1916–2011
Giacometti in der Churer Martinskirche angetan.An die sonntäglichen Besuche mit seinemVater in der Martinskirche erinnerte sich Vonow auch im
hohen Alter noch lebhaft. Es sei ihm
dabei jedoch überhaupt nicht um das
gegangen, was der Gottesmann da
Bild Nadja Simmen
von der Kanzel herab gepredigt habe,
erklärte er. Die Predigten habe er gar
nicht mitbekommen. Er sei einfach
nur glücklich gewesen, diese wunderbar leuchtenden Fenster bewundern
zu können.
Dass der gelernte Drogist und spä-
Ein erfülltes Leben genossen
So bleibtVonow denn auch in Erinnerung. Als sympathischer, zufriedener,
in sich ruhender Mann, der seinen
Weg bis zum Schluss gegangen ist –
auch den künstlerischen, wie er schon
damals versicherte. «Ich werde malen, bis ich sterbe», sagte er. «Denn
die Malerei bringt in mir alle Gefühle
hervor, die zu einem erfüllten Leben
gehören.»
Theo Vonow ist am vergangenen
Dienstag imAlter von 94 Jahren friedlich und für immer eingeschlafen, wie
seine Familie am Mittwoch mitteilte.
DieAbdankungsfeier findet am Samstag, 2.April, um 11 Uhr auf dem Friedhof Fürstenwald in Chur statt.
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