REGION KULTUR Konzertstudio Chur lädt zu Flötenkonzert Heute Abend konzertiert die junge Flötistin Alexa Deplazes im Churer Loësaal – am Klavier begleitet von Elena Bürkli. Chur. – Kompositionen der Romantik und der frühen Moderne stehen im Mittel des Konzerts, dasAlexa Deplazes (Flöte) und Elena Bürkli (Klavier) heute Abend im Loësaal in Chur geben – auf Einladung des Konzertstudios Chur. Neben einer Ballade von Carl Reinecke erklingen Werke von Francis Poulenc und Paul Juon. Alexa Deplazes Letzterer zielte in seiner Flötensonate von 1923 auf starke Klangfarben und asymmetrische Rhythmen ab. Poulencs Sonate von 1927 ist voller Lebensfreude und Leichtigkeit und zählt zu den meistgespielten Werken des Komponisten. Ergänzt wird das Programm durch ein Solostück für Piccoloflöte des Zürcher Komponisten Matthias Müller (*1966) sowie ein Solo für Traversflöte von Joseph Bodin de Boismortier (1689–1755). Eingespieltes Musikerinnen-Duo Deplazes hat in Zürich und Luzern studiert. 2009 erhielt sie den Förderungspreis des Kantons Graubünden. Sie unterrichtet an der Musikschule Bonaduz und bei der Jugendmusik Chur. Bürkli absolvierte ihr Studium an der Musikakademie Sofia in den Fächern Musiktheorie, Klavier, Orgel und Gesang. In Graubünden ist sie durch ihre zahlreichen Auftritte als Pianistin und Sängerin bekannt. (so) Konzert: Heute Freitag, 25. März, 20 Uhr, Loësaal, Chur. Das Trio Robin Mark tauft seine erste CD Frische Klänge: Florian Mächler, Robin Mark und Pirmin Huber (von links) laden zum Konzert. Bild Tabea Hüberli Schwyzerörgeli in anderem Kontext: Das Trio Robin Mark sucht nach neuen Wegen – und findet sie. Morgen tauft das Trio in Chur seine CD «Folkorn». Chur. – Das Trio um den Rhäzünser Musiker Robin Mark lädt für morgen zum Konzert in das Churer Hotel «Drei Könige». Gemeinsam mit Florian Mächler (Gitarre), Pirmin Huber (Kontrabass) und Gastmusiker Lukas von Flüe (Schlagzeug) hat Schwyzerörgelispieler Mark im Winter das Album «Folkorn» eingespielt, das im Rahmen des Konzerts getauft wird. Mark, der aus einer Musikerfamilie stammt, hat schon früh begonnen, Schwyzerörgeli zu spielen. Zunächst pflegte er die traditionelleVolksmusik in verschiedenen Besetzungen. Bereits als Jugendlicher gründete er seine eigene Formation, mit der er unter anderem zum Ländlerkapellentreffen nach Landquart eingeladen wurde. Neben Folk und Folk-Pop lässt Mark heute Jazz und Improvisationen in seine Musik miteinfliessen – neue, frische Musik, die auch jenseits der LändlermusikszeneAnklang finden soll. (cmi) Konzert: Morgen Samstag, 26. März, 20.30 Uhr, Hotel «Drei Könige», Reichgasse, Chur. DIE SÜDOSTSCHWEIZ | FREITAG, 25. MÄRZ 2011 9 Cajacob verwandelt das Nichts in Leichtigkeit und Licht Vor sieben Jahren hatte Evelina Cajacob ihre letzte Einzelausstellung in der Galerie Luciano Fasciati in Chur. Nun zeigt die Malanser Künstlerin ebendort ihre neuesten Zeichnungen – unter dem Ausstellungstitel «Zwischenzeit». Von Anne Schellhorn Chur. – Einst glichen ihre Zeichnungen einem endlosen Wellengang tanzender Seide, verwehter Haarfülle. Bereits im Jahr 2004 zog Evelina Cajacob in Luciano Fasciatis Galerieräumen an der Churer Süsswinkelgasse ihre Linien. Ganzflächig bedeckte sie damals die Wände mit ihren sparsamen Mitteln, dem Zeichenstift und der Linie. Dem Bleistift blieb die Künstlerin zwischenzeitlich treu, wie die aktuelle Ausstellung «Zwischenzeit» in der Galerie Fasciati zeigt. Der Linie in gewisserWeise auch. Und doch sind ihre Zeichnungen anders. Die Linie wurde zum Strich. Kurz ist er. Dicht steht er neben Tausenden seiner Artgenossen. Schafft mit ihnen zusammen Formen, die floral wirken. Und ja, die Gebilde, die Cajacob schraffierend auf elf ihrer neuen Papierarbeiten brachte, haben tatsächlich einen blumigen Hintergrund. Einen eisblumigen, um genau zu sein. Linie zu Fläche zu Form Die frostigen Kristalle sind jedoch eigentlich ein Nichts, definiert nur durch ihre schraffierte Umgebung, durch ihre Abgrenzung zum Rhythmus der dicht gesetzten Striche, die mal fellartig struppig, mal tänzelnd beschwingt wirken. Die Räume zwischen den feinen Strichstrukturen erscheinen bald als kristalline Gefüge, bald als flächiges lichtvolles Papier. Zwischenräume für Bewegungspausen, Zwischenzeiten für Erinnerungen. Die Strichstrukturen von helleren oder auch dunklerem Grau sind jedoch nie nur Hintergrund. Je nach Platz, Distanz und Fokus des Betrachters ziehen sie den Blick auf sich, lassen die Leerstellen pausierem. Spielen mit unserer Wahrnehmung. Lassen unseren Blick springen zwischen Gesamtbild und Detail, zwischen Umriss und Handlungsspur, Es lohnt sich, gleich zweimal hinzuschauen: Grosse und kleine Besucherinnen und Besucher der Churer Galerie Luciano Fasciati inspizieren ein Werk der Künstlerin Evelina Cajacob. Bild Nadja Simmen zwischen Schraffur und Gegenstand, zwischen einzelner Linie und Fläche. Spuren innerer Bewegung Cajacobs Striche formieren sich unermüdlich neu. Strichstärke und -lage variieren von Bild zu Bild. Die Künstlerin verändert die optischenWirkungen einer Zeichnung stets aufs Neue, wie auch in der grossen Zweierkonstellation «Doppelzeichnung in Blaugrau»: Trotz gleicher fotografischer Vorlage wirkt das eine Bild unruhig, im anderen formieren sich die Schraffuren ausgeglichen und entspannt um die weissen Zwischenräume. Cajacob nutzt die Linie zur Umschreibung bestimmter Formen. Gleichzeitig zersetzt die Malanserin jedoch auch ihre Motive und verweist dabei auf deren Vergänglichkeit. Ihre Striche sind gleichermassen Spuren der Bewegung – einer äusseren wie auch einer inneren. Im Kabinett der Galerieräume wird Cajacobs mühevolle Arbeit vielleicht am deutlichsten: «Filling» heisst die grossformatige Zeichnung, die aus fünf Einzelblättern besteht. Konzentriert, akribisch, geradezu besessen setzte die Künstlerin mit Jahrgang 1961 auch hier Tausende von Strichen, die oben mit einer klaren Kontur in Wellenform abschliessen. Dem Vakuum entgegen DieWelle fliesst über fünf hochformatige Blätter, formiert sich aus kurzen Strichen. Ihre Bewegung – anfangs sanft, stetig bewegter bis zum vierten Blatt. Beruhigung auf Blatt fünf. Wir sehen Gesteinsschichten, fliessendes Wasser. Die körperliche Anstrengung desArbeitsprozesses ist spürbar.Aber auch Schwerelosigkeit ist zu fühlen. Und dann wieder nichts. Zwischen Blatt drei und vier: eine Atempause, eine Leerstelle, ein Zwischenraum. Oder auch eine Öffnung. Eine Lücke, die mit dem Entstehungsprozess der Arbeiten zu tun hat. «Filling» – das englische Wort für Füllung – verweist auf Cajacobs Bedürfnis, einen Zwischenraum zu füllen. Strich für Strich bedeckte sie die weissen Blätter. Füllte damit auch ein inneres Vakuum. Füllte eine persönliche Zwischenzeit mitArbeit, Fleiss und Farbe. Füllt Leere mit Bewegung, Wiederholung, Verdichtung. Und verwandelt das Nichts in Leichtigkeit und Licht. «Zwischenzeit»: bis 9. April. Galerie Luciano Fasciati, Süsswinkelgasse 25, Chur. Weitere Informationen zum Ausstellungsprogramm unter www.luciano-fasciati.ch. Abschied von einem Spätberufenen Er war Drogist, dann Werbeund Auftragsfotograf und schliesslich die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens ein leidenschaftlicher Maler. Nun ist der Churer Künstler Theo Vonow 94-jährig verstorben. tere Werbe- und Auftragsfotograf die Malerei und somit seine eigentliche Berufung erst spät gefunden hatte, schien Vonow nicht zu stören. Im Gegenteil, er sah darin sogar einen Vorteil. «Ich muss ja nicht von der Malerei leben, und wenn ich einmal ein Bild verkaufe und dadurch die AHV etwas aufbessere, ist das ja auch nicht so schlecht», sagte er vor vier Jahren mit seinem ansteckenden Lächeln. Von Franco Brunner Chur. – Die meisten Leute sind mit 72 Jahren schon längst pensioniert.Theo Vonow indes hat just in diesem Alter noch einmal seinen Beruf gewechselt. Aus dem Auftragsfotografen wurde ein freischaffender Künstler. Auch wenn es schliesslich reichlich lange dauerte: Eigentlich war schon lange vorher klar gewesen, dass aus Vonow einmal ein Künstler werden würde. «Ich war schon als kleiner Knopf an Kunst interessiert», sagte der damals 91-Jährige vor vier Jahren bei einem Besuch bei ihm zu Hause in Chur. Ein Zuhause, das Vonow in den letzten Jahren nicht nur als Wohnraum, sondern auch als Malatelier nutzte. Als Kind hatten es ihm vor allem die Glasfenstermalereien von Augusto Theo Vonow: 1916–2011 Giacometti in der Churer Martinskirche angetan.An die sonntäglichen Besuche mit seinemVater in der Martinskirche erinnerte sich Vonow auch im hohen Alter noch lebhaft. Es sei ihm dabei jedoch überhaupt nicht um das gegangen, was der Gottesmann da Bild Nadja Simmen von der Kanzel herab gepredigt habe, erklärte er. Die Predigten habe er gar nicht mitbekommen. Er sei einfach nur glücklich gewesen, diese wunderbar leuchtenden Fenster bewundern zu können. Dass der gelernte Drogist und spä- Ein erfülltes Leben genossen So bleibtVonow denn auch in Erinnerung. Als sympathischer, zufriedener, in sich ruhender Mann, der seinen Weg bis zum Schluss gegangen ist – auch den künstlerischen, wie er schon damals versicherte. «Ich werde malen, bis ich sterbe», sagte er. «Denn die Malerei bringt in mir alle Gefühle hervor, die zu einem erfüllten Leben gehören.» Theo Vonow ist am vergangenen Dienstag imAlter von 94 Jahren friedlich und für immer eingeschlafen, wie seine Familie am Mittwoch mitteilte. DieAbdankungsfeier findet am Samstag, 2.April, um 11 Uhr auf dem Friedhof Fürstenwald in Chur statt.