Deister- und Weserzeitung Montag, 4. Juli 2016 Nr. 154 • 169. Jahrgang • 1,20 € TERROR IN BAGDAD Autobombe reißt 110 Menschen in den Tod IS-Miliz trifft mit Anschlag Zivilisten Halbfinale gegen Frankreich SAINT-DENIS. Frankreich als Gastgeber und Weltmeister Deutschland stehen im EMHalbfinale! Am Donnerstag kommt es zum Showdown, nachdem bereits am Mittwoch Portugal und Wales im ersten Halbfinale aufeinandertreffen. Auf dem Weg zum Halbfinale besiegte Frankreich am Abend mit Island den „Meister der Herzen“ klar und deutlich mit 5:2. Deutschland hatte sich am Samstagabend mit Italien einen Blutdruck steigernden Fußballkrimi geliefert und am Ende mit 7:6 nach Elfmeterschießen gewonnen. In der Nacht nach dem Elfmeterschießen mit der Rekordzahl von 18 Schützen gab es keine Siegesparty, sondern einen Schwur: Nach dem Drama von Bordeaux wollen die ElfmeterGlücksritter trotz schwerwiegender Ausfälle nun mit aller Macht den EM-Titel. Für Stürmer Mario Gomez ist die EM wegen einer Verletzung vorzeitig beendet, der Einsatz von Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger im Halbfinale ‰‰ SPORT ist fraglich. ‰‰ NACHRICHTEN | 4 Hannover plant Einschränkungen wegen Abgasbelastung HANNOVER. Zehntausenden Dieselfahrzeugen droht in Hannover und anderen deutschen Großstädten ein Fahrverbot. Grund sind die Stickoxidwerte, die trotz Umweltzonen nach wie vor in vielen Städten zu hoch liegen. Die EU hat ein Vertragsverletzungsverfahren auf den Weg gebracht, das die Kommunen zu drastischen Maßnahmen zwingt. Die Stadt Hannover hat bereits die Planungen aufgenommen und hält es für vorstellbar, die bestehende Umweltzone auszuweiten. Die Verwaltung erwäge die Einführung der blauen Plakette, weil die EU „konsequente Maßnahmen“ zur Luftreinhaltung vorschreibe, sagte Rathaussprecher Alexis Demos. Dies sei keine „Hoheitsentschei- dung“ der Verwaltung, betonte er. Voraussetzung sei ein Beschluss des Rates. In der Stadt dürften dann nur noch Fahrzeuge unterwegs sein, die mit der Euro-6-Norm zugelassen sind und einen besonders geringen Stickoxid-Ausstoß haben. Diese Norm wird erst seit dem vergangenen September vergeben – davor gekaufte Diesel-Autos wären nicht mehr für Fahrten in die Stadt zugelassen. Der ADAC rechnet damit, dass allein in Hannover und Umgebung rund 130 000 Dieselfahrzeuge betroffen wären – darunter sind neben Autos von Pendlern laut Deutscher Umwelthilfe auch zahlreiche Handwerker-Lieferwagen, Taxis und Busse. Insgesamt erwägen nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ 29 Städte in Deutschland DieselFahrverbote. „Ich kann nicht ausschließen, dass es auch in Niedersachsen Fahrverbote geben wird“, sagt der Geschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages, Heiger Scholz. Der Deutsche Städtetag und Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) machen die Autohersteller für die Lage verantwortlich, weil de- Autoabgase belasten die Luft vor allem in Städten. FOTO: DPA ren Fahrzeuge nur auf dem Prüfstand, nicht aber im Straßenverkehr die vorgeschriebenen Schadstoffgrenzen einhalten können. Nach Angaben des Städtetages hat die Zahl der Diesel-Pkw in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. „Die von den Herstellern für diese Autos angegebenen geringeren Emissionen waren aber nur auf dem Prüfstand möglich, nicht im richtigen Leben“, kritisiert Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. Das sieht Umweltminister Wenzel genauso: „Hauptursache für die Belastung ist offensichtlich die Tatsache, dass Kraftfahrzeuge deutlich mehr Stickoxide emittieren, als bei der Typzulassung vermutet wurde.“ Welche Maßnahmen nun ergriffen werden müssten, um die Messwerte zu senken, darüber sei das Ministerium im Gespräch mit den Kommunen. Beim Jupiter! Die Nasa-Sonde „Juno“ erreicht morgen den Gasplaneten – und kommt ihm so nah wie noch nie VON CHRISTINA HORSTEN WASHINGTON. Auf Jupiter könnte Leben existieren. Oder genauer: über Jupiter. In der von gewaltigen Stürmen gepeitschten Atmosphäre des Planeten sind bakterielle Lebensformen denkbar, die ohne feste Oberfläche auskommen. Nachsehen will jetzt „Juno“ – in den vergangenen fünf Jahren hat die Raumsonde satte 2800 Millionen Kilometer zurückgelegt, morgen soll sie ihr Ziel erreichen. „Juno“ wird sich dem Gasriesen bis auf 4667 Kilometer nähern, so nah wie kein anderes Raumfahrzeug zuvor. Unter Hochspannung wird das Das Raumfahrzeug Juno erFOTO: NASA reicht den Jupiter. „Juno“-Team zu diesem Zeitpunkt im Kontrollzentrum im kalifornischen Pasadena sitzen und auf das erlösende Signal warten: einen drei Sekunden langen Radiofrequenzton. „Ich kann Ihnen sagen, wenn der erklungen ist, dann werden Sie eine riesige Party erleben“, sagte Nasa-Manager Rick Nybakken der „New York Times“. „Denn das heißt, wir sind in der Umlaufbahn um Jupiter und das wird richtig cool.“ Wenn dagegen etwas schiefgeht, können die Experten nichts mehr ändern. Gelingt das Einschwenken in eine Umlaufbahn, wird die hauptsächlich solarbetriebene Sonde den Planeten bis Februar 2018 insgesamt 37 Mal umkreisen. Mit ihren zahlreichen wissenschaftlichen Instrumenten will sie ihn genau untersuchen, bevor sie in der Atmosphäre verglühen und dabei bis zur letzten Sekunde Daten lie- MORGEN 21° 13° 21° 11° DER TAG HEUTE Diesel-Autos droht Fahrverbot in 29 Städten VON MATHIAS KLEIN UND HEIKO RANDERMANN HEUTE fern soll. Von der rund eine Milliarde Euro teuren Mission erhoffen sich die Nasa-Forscher Erkenntnisse über die Entstehung des Gasriesen – und damit auch über die Entstehung des gesamten Sonnensystems. Klar ist, dass Jupiter mit einem Durchmesser von etwa 143 000 Kilometern der größte Planet des Systems ist. Er hat auch am meisten Masse, mehr als doppelt so viel wie alle anderen sieben Planeten zusammen. Und er ist der erste Planet, der sich nach der Entstehung der Sonne formte, das heißt, er verleibte sich den größten verbliebenen Teil an Staub und Gasen im frühen Sonnensystem ein. Aber wie genau ist Jupiter entstanden? Hat der Planet einen festen Kern? Wie viel Wasser oder Sauerstoff enthält er? Und gibt es Lebensformen? Einfach wird die Forschung am Jupiter nicht. Während der Zeit in der Nähe des Planeten wird die Sonde so viel Strahlung ausgesetzt sein, wie mehr als 100 Millionen Röntgenbilder beim Zahnarzt verursachen. „Juno“ hat deshalb eine Titan-Hülle und drei Glücksbringer an Bord: den römischen Gott Jupiter, seine Frau Juno und den Astronomen Galileo Galilei, der einst die Monde des Jupiter entdeckte – als Lego-Figuren. Q Welcher Balkan-Staat darf in die EU? In Paris beginnt der „3. Westbalkan-Gipfel“ von Balkan- und EU-Staaten. Teilnehmer sind Albanien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro und Serbien sowie Frankreich, Deutschland, Österreich, Kroatien, Italien, Slowenien und die EU. Q Der geplante Zusammenschluss der Börsen von Frankfurt und London steht nach dem Nein der Briten zur EU auf der Kippe. Dass London wie vorgesehen rechtlicher Hauptsitz der neuen europäischen Superbörse wird, wird immer unwahrscheinlicher. In London findet dazu die außerordentliche Hauptversammlung der London Stock Exchange statt. Q 18 Monate nach dem Unfalltod des Fußballers Junior Malanda vom VfL Wolfsburg arbeitet das Amtsgericht Minden den Fall auf. Auf der Anklagebank sitzt ein heute 21jähriger Freund des aus Belgien stammenden Profis. Dem 21jährigen Angeklagten wird fahrlässige Tötung vorgeworfen, er soll den Autounfall Anfang 2015 verursacht haben. Q Nordrhein-Westfalen kauft Kunst: Das Land will die millionenschwere Kunstsammlung der einstigen Westdeutschen Landesbank sichern. Diese Entscheidung soll in Düsseldorf besiegelt werden. GLÜCKSSACHE Lotto: 4 - 6 - 8 - 15 - 26 - 30, Superzahl: 9 Spiel 77: 2 7 7 0 4 2 6 Super 6: 3 7 8 9 3 7 13er-Wette: Lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. 6 aus 45: Lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Eurojackpot: 5 aus 50: 29 - 37 - 38 - 47 - 50. 2 aus 10: 2, 4. (Ohne Gewähr) LESER-SERVICE Redaktion: (0 51 51) 200-420 Anzeigen: (0 51 51) 200-666 Abo-Service: (0 51 51) 200-777 Zentrale: (0 51 51) 200-0 Internet: www.dewezet.de