FLASH Infektionskrankheiten – Dez. 2016 - Nr. 12 Spezifische Hinweise auf Infektionskrankheiten in Belgien, in Europa und in der Welt Belgien HIV – Veröffentlichung des Jahresberichts mit den Angaben zu 2015 Die Angaben zu den neuen Fällen von HIV und AIDS, die in Belgien diagnostiziert wurden, werden seit 1985 durch das WIV-ISP erfasst. Das Institut bündelt, interpretiert diese und veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht, in dem die Entwicklung von HIV in Belgien dokumentiert wird. 2015 wurden 1.001 neue Fälle gemeldet: Im Vergleich zum Vorjahr wird zwar ein allgemeiner Rückgang um 4,7 % beobachtet, dennoch bleibt diese Zahl in Belgien hoch und entspricht durchschnittlich 2,7 Diagnosen von HIV pro Tag. Überdies betrifft der beobachtete Rückgang nur eine der zwei wichtigsten Risikogruppen in der Bevölkerung, und zwar Personen, die durch heterosexuelle Kontakte angesteckt wurden, insbesondere jene, die ursprünglich aus Subsahara-Afrika stammen. Männer, die sexuelle Beziehungen mit Männern haben, sind erneut die Risikogruppe in der Bevölkerung, die am stärksten durch die Epidemie betroffen ist. Die Ansteckung beim intravenösen Drogenkonsum bleibt ein Randphänomen (2 % der Diagnosen des Jahres 2015). Ferner ist festzustellen, dass die Anzahl der Patienten, die eine angepasste medizinische Behandlung erhalten, hoch bleibt (mehr als 15.000 Personen in Behandlung). Die Wirksamkeit der antiretroviralen Therapie macht ihre Viruslast (fast) nicht erfassbar, was zu einer beträchtlichen Senkung des Risikos für ihre(n) Partner beiträgt. Nähere Informationen finden Sie im Bericht sowie in der Pressemitteilung. Keuchhusten – Impfung Zur Beurteilung der Impfquote gegen Keuchhusten und des Grippeimpfstoffes während der Schwangerschaft sowie der Kenntnisse und Haltung der Mitarbeiter des Gesundheitswesens in Bezug auf die Strategien zur Impfung werdender Mütter in Flandern wurde zwischen Oktober 2014 und Mai 2015 eine multizentrische quantitative Studie bei Frauen post partum (N = 823) und Mitarbeitern des Gesundheitswesens (N = 261) durchgeführt. Daraus ging hervor, dass die Impfquote gegen Keuchhusten während der Schwangerschaft 64,0 % betrug. Die meisten Frauen waren durch ihren Hausarzt (HA) geimpft worden (82,4 %), am häufigsten (74,0 %) im dritten Trimester der Schwangerschaft. Die gesamte Impfquote gegen Grippe betrug 45,0 %, wobei diese Impfung auch zum Großteil (67,6 %) durch die HA im Laufe des zweiten oder dritten Trimesters der Schwangerschaft verabreicht wurde. Ein höheres Bildungsniveau der Mütter war signifikant mit einer höheren Impfquote für beide Pathologien verbunden. Überdies war die Impfquote gegen Grippe höher, wenn das Geburtsland der Großeltern des Neugeborenen Belgien oder ein anderes europäisches Land war. Insgesamt empfehlen 78,4 % der befragten Gynäkologen und HA die Impfung gegen Keuchhusten und Grippe der Mütter, während das bei den Hebammen nur 23,7 % sind. Die Ergebnisse in Bezug auf das Impfverhalten während der Schwangerschaft in Flandern sind sehr ermutigend. Der in der Zeitschrift „Vaccine“ veröffentlichte Artikel ist hier zugänglich. Europa Influenza – Epidemie hoch pathogener Vogelgrippe A(H5N8) in Europa. Im November 2016 wurde in Österreich, Kroatien, Dänemark, Deutschland, Ungarn, den Niederlanden, Polen, der Schweiz und Russland das hoch pathogene Vogelgrippevirus A(H5N8) bei Vögeln festgestellt, wonach Ausbrüche einer Epidemie in der Geflügelzucht registriert wurden. Außerhalb Europas waren auch Indien und Israel betroffen. Ermittlungen zur Identifikation der Ansteckungsart der Vögel, Schlachtungen, die Einrichtung von Schutz- und Überwachungszonen sind einige der Maßnahmen, die durch die betroffenen Länder ergriffen wurden. Dieses Virus wurde bei Wildvögeln in Asien festgestellt, wo es zu mehreren Ausbrüchen in der kommerziellen Geflügelzucht in Südkorea, Japan und China führte. Während es zum ersten Mal in Europa erfasst wurde, war es noch nicht möglich herauszufinden, wie das Virus gleichzeitig in geschlossene Betriebe in weit voneinander entfernten europäischen Regionen und in verschiedene Sektoren der Geflügelproduktion eingeschleppt wurde. In Belgien, wie in den EU-Ländern, werden Wildvögel und Hausgeflügel regelmäßig untersucht, wodurch die Überwachung und die rechtzeitige Erfassung des Virus möglich ist. Bisher wurde weltweit keine einzige menschliche Infektion gemeldet, das Risiko einer zoonotischen Übertragung auf die breite Bevölkerung wird daher als extrem gering betrachtet. Nähere Informationen finden Sie im Risk Assessment des ECDC sowie auf der Website der FASNK. Mycobacterium chimaera – Kardiovaskuläre Infektion im Zusammenhang mit den in der Herzchirurgie eingesetzten Hypothermiegeräten 3T. 2014 wurde in der Schweiz ein dringender Sicherheitshinweis zu Fällen einer Ansteckung mit Mycobacterium chimaera während operativer Eingriffe am Herzen veröffentlicht. Nach einer Untersuchung wurden 52 Fälle invasiver kardiovaskulärer Infektionen mit M. chimaera seit 2011 bei Patienten nachgewiesen, die sich in sieben Ländern Europas (Frankreich, Deutschland, Irland, Niederlande, Spanien, Vereinigtes Königreich und Schweiz) einer offenen Herzoperation unterzogen hatten. Fälle wurden auch in den Vereinigten Staaten, in Kanada, Australien und Hongkong gemeldet. Diese Bakterie, im Prinzip harmlos und allgegenwärtig in der Natur und somit im Trinkwasser, kann jedoch, unter bestimmten Bedingungen, zu einer schweren Infektion führen. Die Isolierung von M. chimaera in den Hypothermiegeräten, die während der offenen Herzoperation zur Regelung der Temperatur eingesetzt werden, lässt darauf schließen, dass die Aerosolbildung aus dem Wasser des Operationssaales durch diese Hypothermiegeräte die wahrscheinlichste Quelle der Infektion ist. Die Kontamination im Herstellungsort (Deutschland) des Hypothermiegerätes 3T Heater-Cooler von Sorin® wird als plausibel betrachtet. Aber auch andere Modelle könnten betroffen sein. Das ECDC empfiehlt in seinem Risk Assessment: a) Ersatz der vor September 2014 hergestellten Hypothermiegeräte 3T; b) strikte Einhaltung der Gebrauchsanweisung des Herstellers für die Zentren, die die Hypothermiegeräte 3T verwenden, insbesondere die Anweisungen zu Reinigung und Desinfektion; c) Erstellung eines Prozesses zur Qualitätskontrolle mit schriftlichen Verfahren, darunter die Rückverfolgbarkeit des Hypothermiegeräts, das bei jeder Operation eingesetzt wurde. Schließlich müssen Ärzte, die Patienten nach einer offenen Herzoperation oder einer anderen Operation betreuen, bei der eine Herz-Lungen-Maschine eingesetzt wurde (Herz- oder Lungentransplantation), aufmerksam sein und auch an Mycobacterium chimaera denken, wenn das klinische Bild einer Endokarditis oder einer disseminierten Infektion unbekannter Ursache vorliegt. Ansprechpartner: Carole Schirvel ([email protected]) und Javiera Rebolledo ([email protected])