Astromedizin Steht Krankheit in den Sternen ? T E X T: H E L M U T M Ü L L E R philoSCIENCE G roße Ärzte der Vergangenheit wie Hippokrates, Avicenna, Paracelsus oder Agrippa von Nettesheim waren Astrologen. Bis in die heutige Zeit beschäftigen sich innovative Therapeuten, wie z.B. C.G. Jung oder der Psychoanalytiker Fritz Riemann intensiv mit Astrologie. Vom berühmtesten Arzt der Antike und Begründer der Elemente(n)lehre, Hippokrates, stammt der Satz: „Ein Mann, der unbekannt mit der Astrologie ist, verdient eher den Namen eines Toren als den eines Arztes.“ Welche Beziehung aber besteht zwischen den Sternen und der Gesundheit? Und wie kann man auch heute noch als Betroffener oder als Therapeut von astrologischem Wissen profitieren? Man kann in den Sternen wie in einem Buch lesen, wer dies unterlässt, ist ein falscher Arzt. Theophrastus Philippus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus Ein Medicus, der in der Sternkunst unerfahren ist, gleicht einem Auge, das keine Kraft hat zu sehen. Weltanschauung, der je vom menschlichen Geist gewagt wurde.“ Ernst Cassirer Folgende Paradigmen kennzeichnen das astrologische Weltbild: 1. Das Irdische ist nichts anderes als verstofflichter Himmel, Form gewordene Idee. 2. Die sichtbare Welt, unser Leben, ist nur Gleichnis für die dahinter liegende Wirklichkeit. 3. Um das Gleichnis der Welt zu verstehen und so eine Rückverbindung her zustellen, können wir mit Hilfe des analogen Denkens von der Form auf den Inhalt schließen. 4. Die Zeit besitzt neben dem quantitativen auch einen qualitativen Aspekt. Je der Zeitpunkt, also auch der einer Geburt, ist Träger von bestimmten Urideen. 5. Das Horoskop zeigt einen Entwicklungsplan, einen Lehrplan des Lebens, bestehend aus bestimmten Urideen oder Themen, an. 6. Freiheit heißt, dass der Mensch bewusst und aus freien Stücken das tun und lernen kann, was das Schicksal von ihm fordert. 7. Krankheit und Leid stehen in Verbindung mit diesen Lebens- und Entwicklungsthemen. Sie zeigen neu zu Lernendes oder das Ergebnis eines „Ausweichens“ vor der Veränderung an. Hippokrates Krankheit, Krise, Heilung Das Weltbild der Astrologie „Die Astrologie ist einer der großartigsten Versuche systematisch - konstruktiver A b e n t e u e r P h i l o s o p h i e 3 / 2 0 0 6 Da ist's denn wieder, wie die Sterne wollten: Bedingung und Gesetz, und aller Wille ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten, und vor dem Willen 39 schweigt die Willkür stille; Das Liebste wird vom Herzen weggescholten, dem harten Muß bequemt sich Will und Grille. So sind wir, scheinfrei, denn nach manchen Jahren nur enger dran, als wir am Anfang waren.“ Johann Wolfgang von Goethe Was hat Heilung jetzt mit Astrologie zu tun? Dazu müssen wir uns die Frage stellen: Was ist Krankheit? Krankheit ist oft eine Aufforderung zur Wandlung bzw. Veränderung. Sie kommt daher nie zufällig, sondern fällt einem gesetzmäßig zu, meist dann, wenn Wandlungen im Leben anstehen, aber nicht von allein bewältigt werden können. Krankheit eilt dem Menschen dann zur Hilfe, wenn er die Notwendigkeit von Kurskorrekturen nicht selbst erspürt und damit auch nicht durch Verhaltensänderungen im Leben umsetzen kann. Krankheit mahnt den Kranken, sich zu wandeln und durch Änderungen im Verhalten die Krankheit unnötig zu machen. Der Sinn der Krankheit liegt oft darin, dem Menschen zu helfen, sich selbst zu finden und authentisch zu leben, also so zu werden, wie er tief in seinem Inneren gemeint ist. In diesem Sinne bedeutet Heilung Selbsterkenntnis. Die Astrologie ist neben der Philosophie die Königsdisziplin der Selbsterkenntnis. Sie hilft dem Menschen dabei, herauszufinden, wie er tief im Inneren angelegt ist. Sie kann dem Menschen seinen Mythos, seinen ureigensten Weg in diese Welt beschreiben. Astrologie kann uns zeigen, wie wir in unserer Ganzheit leben, echt sein und unser individuelles menschliches Potential voll entfalten können. Eine astrologische Beratung hilft oft, vor allem in Umbruch- und Krisenzeiten, wieder unserer Intuition zu vertrauen, die eigene innere Stimme ernst zu nehmen und dem als stimmig empfundenen Weg 40 philoSCIENCE zu folgen. So wird Krankheit als Korrektur gar nicht mehr notwendig, da man sich nicht auf „Abwege“ vom Schicksal begeben hat und es keine „Not zu wenden“ gibt. So angewendet ist Astrologie, ebenso wie richtig verstandene Philosophie, die effektivste und beste Krankheitsvorbeugung. Sie hilft dem Menschen, sich freiwillig vor seinem Schicksal zu verbeugen, so dass er nicht mehr vom Schicksal gebeugt werden muss. Astrologie beugt Krankheiten und Krisen vor, bevor diese den Menschen zum Zweck der Einkehr auf sich selbst zurückwerfen. wicklungs- und damit auch Krankheitspotential sitzt. Nehmen wir z.B. den Fall einer Klientin, deren Mond im 5. Haus steht, was u.a. auf einen starken Kinderwunsch hindeutet. Der Mond hat nun aber eine Konjunktion mit Uranos, dem Planeten der Reinheit bzw. der Befreiung von der Dualität. Es ergibt sich damit das Bild des „Seelenvogels“. Man möchte seelisch unberührbar sein, lehnt als Frau die eigene Weiblichkeit und damit auch das Mutterprinzip ab. Man Astromedizin So wichtig und unmittelbar die oben beschriebene Anwendung der Astrologie als Lebenshilfe und Krankheitsvorbeugung ist, versteht man doch unter Astromedizin im engeren Sinne die Hilfe bei bereits bestehenden Krankheiten in der Hand von Psychotherapeuten, Ärzten etc.. Der geübte Astrologe kann im Horoskop Krankheitsdispositionen erkennen und auch Krankheiten von Körper, Seele und Geist insbesondere anhand astrologischer Spannungsaspekte „diagnostizieren“. Mithilfe der Kombination der Quadranten und Planetenaspekte steht uns ein sehr differenziertes Diagnoseinstrument zur Verfügung. Dazu ein kurzer Exkurs: Die vier astrologischen Quadranten stehen für die Lebensbereiche Körper/physische Existenz, Gefühle/Emotionen, Begegnung/Ideen und Gesellschaft/Überpersönliches. Jeder der vier Quadranten kann nochmals dreimal unterteilt werden, wodurch der Tierkreis bzw. der Häuserkreis mit den zwölf astrologischen Archetypen entsteht. Die Stellung der Planeten innerhalb dieses Häuserkreises und ihre Beziehung zueinander, insbesondere die so genannten Spannungsaspekte, zeigen an, wo Ent- flieht die Dualität, verarbeitet Eindrücke schwer, ist übernervös bzw. manisch, was sich auch in Nerven- und Magenproblemen äußert. Im konkreten Fall konnte die Klientin nicht schwanger werden. Sämtliche medizinische Maßnahmen waren erfolglos geblieben. In der astrologischen Beratung wurde ein (unbewusster) Mutterhass und die damit verbundene Ablehnung der Weiblichkeit aufgedeckt, wodurch ein tiefgehender Erkenntnisprozess eingeleitet wurde. Drei Monate später wurde die Klientin ohne weitere medizinische Behandlung schwanger. In einem anderen Praxisfall war die Klientin plötzlich an einer schweren Schilddrüsenüberfunktion erkrankt. Behandlungen bei Spezialisten waren erfolglos. Es kam zu einer Gewichtsabnahme von über zwölf Kilogramm. Ein Operationstermin war bereits angesetzt, als die astrologische Beratung stattfand. Das Geschehen konnte astrologisch sehr schnell als Konjunktion der Planeten Uranos Pluto im 6. Haus identifiziert werden. Übersetzt bedeutet das eine innere Unruhe bzw. Bedrohungsangst, die zwar oft durch fixe Vorstellungen verdrängt wird, aber dann „ausbrechen“ und zu den beschriebenen Symptomen führen kann. Astrologisch konnte der Zeitpunkt der Auslösung dieses Planetenaspektes genau mit dem Ausbruch der Krankheit berechnet werden. Eine einmalige Gabe in hoher Potenz des homöopathischen Mittels Agaricus muscarius (Fliegenpilz), welches genau dem beschriebenen astrologischen Aspekt entspricht, brachte innerhalb von drei Tagen die vollständige Heilung und machte eine Operation überflüssig. Der symbolkundige Astrologe bzw. Therapeut kann also die Krankheit in ihrem Gesamtzusammenhang beschreiben und dann dem Ratsuchenden konkrete Empfehlungen geben, wie er die entsprechenden Themen leben und erfüllen kann. Mit Hilfe der Horoskopie ist es also möglich, in den Krankheitssymptomen die verborgenen Seelenthemen bewusst zu machen und dem Klienten gleichzeitig Therapieformen anzubieten, die auf seine Persönlichkeit abgestimmt sind. Dabei gibt es auch aus astrologischer Sicht den allopathischen und den homöopathischen Ansatz. Die Allopathie arbeitet mit Gegensätzen und versucht damit, ein aus dem Gleichgewicht geratenes Gefüge wieder zu harmonisieren. A b e n t e u e r P h i l o s o p h i e 3 / 2 0 0 6 philoSCIENCE So würde man z.B. bei „feurigen“ Krankheiten bzw. cholerischen Menschentypen (Dominanz der Zeichen Widder, Löwe, Schütze) entspannende und beruhigende Therapieformen empfehlen. Aus homöopathischer Sicht würde man Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen versuchen und energiereiche, aktive Therapieformen verwenden. Oder man könnte gar eine indianische Schwitzhütte empfehlen, wo seit Urzeiten mit dem Element Feuer geheilt wird. Der richtige Zeitpunkt Das Besondere der astrologischen Methode ist, dass der erfahrenen Berater anhand verschiedener Anhaltspunkte im Horoskop erkennen kann, wann eher allopatische Methoden und wann homöopathische Methoden angebracht sind. Erinnern wir uns dabei an den alten Bibelgrundsatz: „Ein Jegliches hat seine Zeit, und jedes Vornehmen unter der Sonne hat seine Stunde!“ Jeder Arzt oder Heilpraktiker kennt das Phänomen, dass eine Therapieform oder ein Medikament beim gleichen Patienten manchmal wirkungslos ist, zu einem anderen Zeitpunkt verabreicht aber eine Heilung bewirkt. Mit der Astrologie hat man ein Hilfsmittel zur Hand, um diese Phänomene besser zu verstehen und heilbringend einzusetzen. Als qualitatives Messinstrument der Zeit kann die Astrologie Zeitpunkte ermitteln, in denen bestimmte therapeutische Interventionen besonders geeignet sind. So können für operative Eingriffe, Behandlungsmethoden, das Einnehmen von Arzneien bis hin zur Ernte der Heilpflanzen optimale Zeitpunkte ermittelt werden. Hilfreich ist die Astrologie auch, um zu bestimmen, welche Körperregionen des Patienten besonders sensibel reagieren und damit auf die gesetzten Heilungsreize ansprechen. So erreicht man einen Patienten, bei dem das astrologische Zwillingsprinzip dominant ist, besonders gut im Arm- und Schulterbereich. Therapien, die diesen Zugang zum Wesen des Patienten benutzen, wirken sanfter, tiefer und harmonischer. Ein Hydrotherapeut wird bei diesem Patienten z.B. an ansteigende Armbäder denken, während ein „skorpionischer“ Patient Sitzbäder braucht und ein „Fische“-betonter Patient ideal auf Fußbäder reagiert. Signaturen des Lebens Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Antoine de Saint-Exupéry Vergessen wir aber bei all diesen speziellen Anwendungsbereichen der Astromedizin nie, worauf es bei der Astrologie wirklich ankommt: Die Natur im Allge- Sommercamp Abenteuer Philosophie Mut tut gut Ort: Abtsee nähe Freilassing Zeit: 18. - 27. August 2006 Programm unter: www.sommercamp-abenteuerphilosophie.de Neue Akropolis e.V. Schwanthalerstr. 39 80336 München Tel. 089/542 85 85 A b e n t e u e r P h i l o s o p h i e 3 / 2 0 0 6 41 Ausbildung, Gespräche, Spaß, Teamtraining, Ferien, Freundschaft 42 philoSCIENCE meinen und die Menschen im Besonderen tief zu verstehen. Die Astrologie kann uns - auch oder gerade ohne Blick auf das Horoskop - wahrhaft sehen lehren. So haben große Heilkundige, seit den Zeiten der Druiden und Schamanen bis hin zu Paracelsus, Hahnemann oder Bach, in den Menschen gesehen, was ihnen zur Heilung fehlt; und in der Natur sahen sie die jeweils passenden Heilkräfte. Paracelsus sprach dabei von der Signaturenlehre. Man entdeckt an den Formen und Farben der Pflanzen die astrologischen Urprinzipien. Die Brennnessel mit ihren zackigen brennenden Blättern wird man so dem Marsprinzip zuordnen, den Frauenmantel mit seinen wunderschönen Blattkelchen, an denen sich Tautropfen sammeln, dem Venusprinzip. Das Gleiche gilt auch für die Krankheiten: Auch diese bilden „Signaturen“ oder Zeichen, in denen der Geübte auch ohne die Hilfe von Horoskopen astrologische Prinzipien erkennen kann. So kann z.B. die mit der oben beschriebenen Methode als Marspflanze identifizierte Brennnessel geschwächten, blassen Menschen starke, anregende Heilungsreize geben. Eisen (das Metall des Marsprinzips) ist hoch konzentriert in der Brennnessel enthalten. Auch auf das Blut (eine Marsentsprechung) wirkt die Brennnessel sehr intensiv und wird daher besonders im Frühjahr, im Marsmonat März, als Blutreinigungskur eingesetzt. Diesen aufmerksamen und ganzheitlichen Blick auf das Wesentliche in Natur, Leben, Mensch und Krankheit lehrt uns die Astrologie. Die Mütter und Väter der Heilkunde haben das astrologische Wissen entwickelt und gepflegt. Forscher, Heiler und Pflanzenfrauen haben über Jahrtausende immer neue lebendige Anwendungen der astrologischen Wesensschau auf die Kunst des Heilens entwickelt. Mögen auch die Heilkundigen des 21. Jahrhunderts wieder von der Königsdisziplin unter den alten Wissenschaften inspiriert werden, denn ein ganzheitliches Verständnis von Schicksal, Krankheit und Heilung tut in unserer Epoche der „Zivilisationskrankheiten“ mehr denn Q je Not. A b e n t e u e r P h i l o s o p h i e 3 / 2 0 0 6 philoSCIENCE Zuordnungen von Organen und Krankheiten zu den Tierkreiszeichen Widder Kopf, Gehirn und die Augen. Bei negativen Aspekten der Geburtssonne besteht eine Anfälligkeit für Migräne, Kopfschmerzen sowie für verschiedene Erkrankungen des Gehirns. Stier Nacken, Kehle, Mandeln und die Ohren. Negative Aspekte auf die Geburtssonne begünstigen Kehlkopferkrankungen, Mandelentzündungen und Diphtherie. Zwilling Arme, Hände sowie die Lungen. Negative Aspekte der Geburtssonne machen anfällig für Lungenerkrankungen und Bronchialleiden, auch Asthma. Krebs Magen, Speiseröhre, Brüste und Milchdrüsen. Bei einer negativ aspektierten Geburtssonne können Probleme mit dem Magen und der Galle auftreten. Außerdem besteht eine Anfälligkeit für Brustleiden und Verdauungsschwäche. Löwe Herz, Rücken. Bei negativen Aspekten zur Geburtssonne können Rückenleiden, Herzbeschwerden sowie Arterienprobleme auftreten. Außerdem besteht eine Anfälligkeit für Kreislaufstörungen. Jungfrau Bauchgegend und Därme. Bei negativen Aspekten auf die Geburtssonne können Blinddarmentzündung und Bauchfellentzündung auftreten. Es besteht eine Anfälligkeit für Verdauungsstörungen. Waage Nieren und Haut. Negative Aspekte auf die Geburtssonne machen anfällig für Nierenleiden und Hauterkrankungen, aber auch für Harnwegsinfektionen. Skorpion Sexualorgane und Harnwege. Bei negativen Aspekten kann es verstärkt zu Krankheiten der Gebärmutter und der übrigen Fortpflanzungsorgane kommen. Es besteht eine Anfälligkeit für Geschlechtskrankheiten, für Nierensteine und Harngrieß. Schütze Hüften, Schenkel sowie Venen und Nerven im Hüftbereich. Bei negativen Aspekten auf die Geburtssonne können Brüche auftreten, aber auch Rheuma und Ischiasleiden. Steinbock Haut und Knie. Negative Aspekte der Sonne bezeichnen eine Anfälligkeit für Hautkrankheiten, aber auch für Knieprobleme und Rheumatismus. Wassermann Beine. Bei Spannungsaspekten der Geburtssonne können Venenleiden, Krampfadern oder auch Geschwüre an den Beinen auftreten. Fisch Füße und Zehen. Bei negativen Aspekten auf die Geburtssonne können schwache Füße und kalte Füße zum Problem werden. Außerdem besteht eine Anfälligkeit für Darmleiden. A b e n t e u e r P h i l o s o p h i e 3 / 2 0 0 6 43