MEDIZIN Neue Perspektiven in der personalisierten Brustkrebstherapie Genetische Signaturen Genexpressionsanalysen sind wichtige Werkzeuge der personalisierten Onkologie, weil sie die Diagnostik um die molekularen Eigenschaften des Tumors bereichern. Sie ergänzen so die histologische Einteilung in Krebsstadien, geben prognostische Hinweise und helfen bei der Entscheidung für oder wider Chemotherapie. Die Entdeckung der Überexpression Genprofile bei Brustkrebs hormonelle Therapie häufig ausreichend. von Her2/neu und ihrer therapeutischen Bei der St. Gallen-Brustkrebskonferenz Nebenwirkungen und Behandlungskosten Blockade durch Herceptin war eines der von 2009 bejahten 71 Prozent der Exper- einer zusätzlichen Chemotherapie könnten ersten Erfolgsmodelle, bei denen mit- ten die Frage, ob genomic grading die deutlich reduziert werden. tels molekularpathologischer Diagnostik histologische Einteilung nach Stadium Zu diesem Zweck stehen mittlerweile zielgerichtete Krebstherapien Eingang und Schweregrad ergänzen soll. Ein vali- drei validierte Multigentests (MammaPrint/ in die klinische Behandlung fanden. diertes Genprofil, so die dort verabschie- Agendia, Niederlande), Oncotype DX/ Inzwischen kann man aus den Expres- dete Leitlinie, könne als Zusatz zu einer Genomic Health, USA und EndoPredict/ sionsprofilen zahlreicher Gene einen Hoch-Qualitäts-Phänotypisierung von Sividon, Deutschland) zur Verfügung, die regelrechten „Fingerabdruck“ des indi- Brustkrebsfällen eingesetzt werden, bei im Folgenden vorgestellt werden.1 viduellen Tumors erstellen, der – immer denen die Nützlichkeit des Einsatzes ei- MammaPrint analysiert die Genexpres- in Ergänzung zur klassischen klinischen ner adjuvanten Chemotherapie fraglich ist. sion im Microarray-Verfahren. Dieser Test und histologischen Stadieneinteilung – Speziell für die größte Mammakarzi- ist mit frischem oder mit formalin-fixiertem auch komplexere Fragen beantwortet, nom-Patientengruppe mit Hormonre- Tumorgewebe möglich. Letzteres muss je- insbesondere solche wie „Chemothe- zeptor-positiven, Her2/neu-negativen doch sofort nach der Operation in einem rapie – ja oder nein?“ und „wenn ja, in Tumoren, die ca. 60 Prozent aller Mamma- speziellen mRNA-Konservierungsmittel welchen Kombinationen?“. karzinome repräsentieren, wäre eine anti- aufbewahrt und anschließend in das Labor EndoPredict®: Erster Test vor Ort EndoPredict® ist ein RNA-basierter Multigen-Test für hormonrezeptorpositiven, Her2/neu-negativen Brustkrebs von der Firma Sividon Diagnostics GmbH. Es ist der erste Test seiner Art, der dezentral von örtlichen Pathologie-Zentren durchgeführt werden kann. EndoPredict® identifiziert bei Brustkrebspatientinnen eine Niedrigrisikogruppe, bei der eine alleinige antihormonelle Behandlung mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit ausreichend ist. Auf diese Weise können belastende und kostenintensive Übertherapien vermieden werden. EndoPredict® analysiert mittels quantitativer Real-Time-PCR die Expression von zwölf Genen. In mehreren Klinischen Studien (Filipits et al. Clinical Cancer Research 2011, Denkert et al. Virchows Arch 2012, Müller et al. Epub 2012) konnte die hohe prognostische Aussagekraft dieses genetischen Fingerabdrucks über den individuellen Krankheitsverlauf ebenso wie die sehr gute Sensitivität und Stabilität von EndoPredict belegt werden. Über Sividon Die Sividon Diagnostics GmbH wurde im Juli 2010 als Management Buy-Out der Firma Siemens Healthcare Diagnostics Products am Standort Köln gegründet. Das Sividon-Team besteht aus erfahrenen Wissenschaftlern und Managern. Neben langjährigen professionellen Erfahrungen in der Molekularen Diagnostik zeichnen das Unternehmen umfassende Schutzrechte und –anmeldungen sowie die bis in das Jahr 2004 zurückreichenden Vorarbeiten aus. Unter http://www.sividon.com/anbieter.html sind die Brustzentren, Institute und Pathologie-Zentren zu finden, die EndoPredict® bereits anbieten. Kontaktinformation Dr. Georg Kox • Sividon Diagnostics GmbH • Tel. 0221/669 561 02 • [email protected] • www.sividon.com 24 trilliumreport 2012 10(1):24 von Agendia in die Niederlande gesendet Der molekulare EP-Score kombiniert im werden, da deutsche Brustzentren den EPclin-Score (auf einer Skala von 1-8) die Test derzeit noch nicht vor Ort durchfüh- Faktoren Tumorgröße mit dem Befall von ren können. Lymphknoten, dem Nodalstatus. EPclin- Die Genexpressionsanalysen von On- Score 3,3 bedeutet „niedriges Rezidiv- cotype DX und EndoPredict beruhen auf risiko“ (<10 Prozent in zehn Jahren). Eine Multiplex-PCR-Verfahren. Beide Tests be- adjuvante Chemotherapie wird bei diesem nötigen formalinfixiertes und in Paraffin Testergebnis nicht empfohlen. Ein EPclin- eingebettetes Tumorgewebe (FFPE). Wäh- Score >3,3 weist hingegen auf ein „hohes rend für die Bearbeitung von Oncotype DX Rezidivrisiko“ (>10 Prozent in zehn Jah- das Tumorgewebe im Paraffinblock in das ren) hin, weshalb in der Regel eine Che- Labor von Genomic Health in die USA motherapie anzuraten ist. geschickt wird, kann EndoPredict von Pathologen oder Molekularpathologen in Kostenübernahme Kooperation mit klinischen Brustzentren Stets aktuelle Informationen zur Kos- in Deutschland eingesetzt werden (siehe tenerstattung erhält man auf den Internet- Kasten). Mit einem Testergebnis ist bei seiten der Anbieter: MammaPrint und Oncotype DX nach ein · www.mammaprint.de, bis zwei Wochen, bei EndoPredict nach · www.oncotypedx.com/de-de etwa zwei Tagen zu rechnen. · www.sividon.com/endopredict Zurzeit (Stand Januar 2012) überneh- Tests bewerten Rückfallrisiko MammaPrint im Einzelfall und auf Antrag. von 70 Genen, die im Zusammenhang mit Auf der Seite von Oncotype DX heißt es: der Prognose und Therapierbarkeit des „Im Moment wird Oncotype DX noch nicht Mammakarzinoms stehen. Das Ergebnis generell durch die Krankenversicherungen „geringes Risiko“ bedeutet eine nur zehn- erstattet.“ Bei EndoPredict entsprechen prozentige Wahrscheinlichkeit dafür, dass Methodik und Leistungserbringer den Er- der Tumor ohne Zusatzbehandlung wie fordernissen der Gebührenordnungen, und Hormon- oder Chemotherapie innerhalb zwar sowohl für die gesetzlichen als auch von zehn Jahren erneut auftreten kann. Bei die privaten Krankenversicherungen. „hohem Risiko“ erhöht sich diese Wahrscheinlichkeit auf knapp 30 Prozent. Oncotype DX untersucht die Expression einer Gruppe von 21 Genen – 16 Krebsund 5 Kontrollgene. Die Ergebnisse ergeben den sogenannten Recurrence-Score. Dieser numerische Wert – zwischen 0 und Prof. Dr. med. Christopher Poremba, 100 – korreliert mit dem individuellen Ri- Prof. Dr. med.Veit Krenn siko eines Rückfalls und erlaubt so eine Prof. Dr. med. Hans Bojar Einschätzung, ob die Patientin von einer Zentrum für Molekulare Onkologie und zusätzlich zur Hormontherapie durchge- Molekularpathologie (ZMOMP) Düsseldorf führten Chemotherapie profitiert. Aktivität von 8 Genen – 3 zellteilungsassoziierte und 5 hormonrezeptorassoziierte. Weniger und besser men einige Krankenkassen die Kosten für MammaPrint analysiert die Expression EndoPredict testet die Ausprägung und La nouvelle Pathologie VENTANA Digitale Pathologie (VDP) bietet Ihnen eine hoch automatisierte Komplettlösung – vom Scannen über die Auswertung des Gewebeschnitts bis hin zur Erstellung digitaler Patientenberichte. VDP liefert Ihnen: Q Befundsicherheit: objektive Zweitmeinung mittels FDA- und CE-IVD-zertifizierter Bildanalyse Q Vereinfachte Lehre: digitalisierte Aufnahmen am Bildschirm diskutieren – auch via Internet Q Telepathologie: Fernbedienung des Scanners ermöglicht weltweite Konsultationen in Echtzeit Das Resultat: mit weniger Aufwand erstellte hochwertige Diagnosen, die zu einer besseren Patientenversorgung führen. Medizinisch-technischer Fortschritt hilft Leben retten. Geben Sie VDP die Chance dazu! www.zmomp.de 1 Alle Daten und Ausführungen basieren auf Angaben der Firmen (Internet, Infobroschüren) und Publikationen in Fachzeitschriften. Roche Diagnostics Deutschland GmbH Sandhofer Straße 116 68305 Mannheim www.ventanadigitalpathology.com trilliumreport 2012 10(1):25 VENTANA ist eine Marke von Roche. © 2012 Roche Diagnostics. Alle Rechte vorbehalten.