Symposium 2012 8. Stendaler Symposium Diagnostik und Bekämpfung von Tierseuchen und anderen bedeutenden Infektionskrankheiten bei Rindern vom 9. bis 11. Mai 2012 in Stendal Zusammenfassungen Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich 4 Veterinärmedizin Stendal in Zusammenarbeit mit der Tierärztekammer Sachsen- Anhalt Herausgeber: Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt Fachbereich 4 Veterinärmedizin, Haferbreiter Weg 132-135, 39576 Stendal 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 -2- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Grußwort der Tierärztekammer Sachsen- Anhalt Liebe Kolleginnen und Kollegen, in der Altmark, mitten in dem traditionsreichen Rinderzuchtgebiet von Sachsen-Anhalt, findet nach kurzer Pause wiederum das Stendaler Symposium zur Diagnostik und Bekämpfung von Tierseuchen und anderer Infektionskrankheiten des Rindes statt. Die Tierärzteschaft Sachsen-Anhalt verdankt den Stendaler Symposien eine Wissensvermittlung, mit der sie zur erfolgreichen Bekämpfung von Infektionskrankheiten des Rindes, wie die BHV1 und BVD, befähigt wurde. Eine Reihe von Erkenntnissen zur Tierseuchendiagnostik und Bekämpfung beim Rind kommen aus dieser Region und neue fließen ihr wieder zu. Darüber hinaus erhielten Tierärztinnen und Tierärzte aus zahlreichen Bundesländern Anregungen für ihre Arbeit, die von diesen Symposien ausgingen. Für 2012 hat der Fachbereich Veterinärmedizin des Landesamtes für Verbraucherschutz mit einem interessanten wissenschaftlichen Programm, in das aktuelle Infektionserkrankungen aufgenommen wurden, eingeladen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Stendal und wünschen dem 8. Symposium einen guten Verlauf. Ich wünsche Ihnen darüber hinaus anregende Stunden in dieser schönen Stadt. Dr. Stefan Krippner Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt -3- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 -4- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Grußwort des Fachbereiches Veterinärmedizin Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, Sehr geehrte Damen und Herren, im Namen der Organisatoren des Fachbereiches Veterinärmedizin des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt und der Tierärztekammer Sachsen-Anhalts begrüße ich die Teilnehmer, Referenten, Industrieaussteller und Gäste aus allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland und aus benachbarten europäischen Staaten herzlich zum 8. Stendaler Symposium mit dem Themenschwerpunkt Bekämpfung bedeutsamer Infektionskrankheiten des Rindes. Abweichend vom gewohnten Tagungsintervall haben sich die Organisatoren des 8. Stendaler Symposiums für einen dreijährigen Abstand zum letzten Symposium entschieden. Hauptgrund dafür war das Inkrafttreten der BVD Bundesverordnung zum 01.01.2011. Die sich daraus ergebende Zeitspanne zum geplanten Termin des Symposiums im März 2011 war zu kurz um fundiert über Erfahrungen und Probleme die sich bei der Umsetzung dieser Verordnung ergaben zu diskutieren. Dass wir dann auch noch den Termin vom März auf den Mai verschoben haben, liegt primär in der Einführung eines neuen LIMS im Landesamt für Verbraucherschutz begründet. Dass wir Sie dadurch bedingt in einer schöneren Jahreszeit in der Altmarkmetropole Stendal begrüßen dürfen, ist dabei ein angenehmer Nebeneffekt. Vielleicht motiviert das den einen oder anderen, das sich an die Tagung anschließende Wochenende für touristische Aktivitäten zu nutzen. Der Blick in das Tagungsprogramm zeigt, dass wir dieses sowohl in der Strukturierung als auch im Themenspektrum aus gegebener Veranlassung modifiziert haben. Aus dem traditionellen Mittwochnachmittag-Workshop als Auftaktveranstaltung für speziell interessierte Labordiagnostiker ist eine Vortragsveranstaltung zu speziellen Problemen bzw. Methoden der Labordiagnostik geworden. Das Themenspektrum wurde aus aktuellem Anlass natürlich um die Schmallenbergvirus-Infektion erweitert. Neu ist auch, dass wir dem Freitag Raum für aus unserer Sicht interessante Beiträge zu bakteriellen Erkrankungen gegeben haben, und sind auch hoch erfreut darüber, mit einem Beitrag daran erinnern zu können, dass auch parasitäre Erreger als Gefährdungspotential in den Rinderbeständen bedacht werden müssen. Der Zuspruch zu unserer Veranstaltung ist nach Aussage vieler Teilnehmer deshalb so groß, weil die thematische Schwerpunktsetzung einen unmittelbaren praktischen Bezug im Auge hat, gewissermaßen die Problempalette der täglichen Arbeit aller Felder veterinärmedizinischer Tätigkeit, d.h. Praxis, Labordiagnostik, Veterinärverwaltung widerspiegelt. Das Echo auf unsere Einladung war wiederum groß, dies nicht nur hinsichtlich der Zahl der angemeldeten Tagungsteilnehmer, sondern auch hinsichtlich der eingereichten Vortragsanmeldungen. Dennoch haben wir unser in der Vergangenheit mehrfach gebrochenes Versprechen, die Zahl der Vorträge zu reduzieren diesmal eingehalten. -5- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Eine Veranstaltung in der Größenordnung und dem Rahmen wie diese wäre ohne finanzielle Unterstützung nicht auszurichten. Für freundliche Unterstützung des 8. Stendaler Symposiums bedanken wir uns bei den in den Tagungsunterlagen namentlich aufgeführten Firmen. Ein Großteil der genannten Firmen informiert in den Vorräumen des „Schwarzen Adler“ über die Produktpalette. Wir empfehlen, von diesem Angebot in den Tagungspausen Gebrauch zu machen. Ich wünsche dem Symposium einen guten Verlauf. Dr. Karl-Friedrich Reckling Leiter des Fachbereiches Veterinärmedizin des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt -6- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Programm Stendaler Symposium 2012 Mittwoch, 09.05.: Themenkomplex „Diagnostik“ Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Nr. Referent Institut/ Ort Thema Begrüßung durch den Fachbereichsleiter Dr. Reckling 1. Wernike FLI/ Riems Innovative Tierseuchenüberwachung beim Rind mittels Multiplex-Realtime-RT-PCR 2. Reisberg LAV/ Stendal Multiplex Real-Time PCR in der Diagnostik von Pneumonie- und Abortursachen bei Rindern und kleinen Wiederkäuern 3. Mitterhuemer AGES/ Linz Erfahrungen mit der Milchserologie und der risikobasierten Überwachung von Rinderbeständen 4. Christian LGL/ Erlangen BVDV - Kann man Blutproben zwischen dem 8. und 40. Lebenstag poolen? 5. Fröhlich FLI/ Wusterhausen „Schlechte Diagnostik“ doch ganz brauchbar? Schätzungen von Sensitivität und Spezifität aus Validierungsproben mit unsicherer Klassifikation 40 min Kaffeepause 6. 7. 8. Donat TSK Thüringen/ Jena Paratuberkulose – Vergleich von Serologie und Kotkultur Münster Georg-AugustUniverstität/ Göttingen Langzeit-Studie zum Nachweis von Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis in ausgewählten Probenmatrizes zweier Fleckviehbullen AGES/ Linz Molekulare Typisierung von Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) Isolaten aus dem Österreichischen Paratuberkulosebekämpfungsprogramm Dünser 9. Soschinka FLI/ Jena Zusammenhang zwischen Immunprofil und histopathologischen Veränderungen bei experimenteller Infektion von Ziegen mit Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis 10. Klingenstein Qiagen/ Hilden Parallel processing of various sample types for detection of RNA ans DNA pathogens in veterinary diagnostics Uhrzeit 13.00 13.15 15.00 – 15.40 Ende des ersten Tages 17.00 zwangloses Abendessen im großen Saal des Restaurants Speisen und Getränke auf eigene Rechnung ab 19.00 -7- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Donnerstag, 10.05.: Themenkomplex BHV-1 Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Nr. Referent Institut/ Ort Thema Uhrzeit Begrüßung durch einen Vertreter des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt 11. HörethBöntgen FLI/ Wusterhausen Aktueller Stand der BHV-1-Bekämpfung aus nationaler Sicht – Eine vergleichende Datenauswertung von 2005 - 2011 12. Tyrpe MLU/ Magdeburg BHV-1 – Sachsen-Anhalt auf dem Weg zum Artikel-10-Status 13. Elschner TMSFG/ Erfurt BHV-1-Bekämpfung – Hat Thüringen die Zielgerade erreicht? 14. Wienecke StMELF/ München Einsatzmöglichkeiten der HIT-Datenbank bei der Tierseuchenüberwachung (BHV-1) 15. Goetz IDEXX/ Ludwigsburg IBR-Programme in Europa 30 min Kaffeepause 16. Mars Animal Health Service/ Deventer An overview of the results of IBR programmmes in the Netherlands 17. König FLI/ Riems Aktuelles aus dem NRL für BHV-1 18. Böttcher TGD/ Poing BoHV-2 neutralisierende Ak erhöhen das Risiko für BoHV-1-Einzelreagenten in Milchviehbeständen des Alpenraums – Konsequenzen für die Überwachung 19. Tavella IZSVenezie/ Bozen Herpesmammillitis-Ausbruch in der Autonomen Provinz Bozen/ Italien – PCR-Nachweis von Bovinem Herpesvirus 2 20. Brackmann LUFA Nord-West/ Oldenburg BHV-1 Tankmilchserologie: Aktuelle Untersuchungsergebnisse, Probleme und Lösungsansätze 21. Horner TLLV/ Bad Langensalza BHV-1 gE Untersuchung in der Poolmilch – was ist möglich? 22. Steppin Pfizer/ Berlin Aktuelle Impfempfehlungen für Rispoval® IBR Marker 100 min Mittagspause – Poster- und Industrieschau 8.30 8.45 10.40 – 11.10 13.00 – 14.20 Mittagessen wird im Restaurant, im großen Saal und in der Cocktailbar serviert. Es stehen verschiedene Speisen zur Auswahl, für die man sich bis spätestens 11.00 Uhr die entsprechende Essensmarke kaufen kann. -8- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Poster 1. A. Schwarzmaier, C. Sauter-Louis, G. Seemann, E. Schwedinger, A. Friedrich, K. Cußler Bovine neonatale Panzytopenie (BNP) – Vorkommen in BadenWürttemberg und Beziehung zu BVD-Bestandsimpfungen 2. J. Küpper, H. Brandt, K. Donat, U. Schau, G. Erhardt Paratuberkulose: Erblichkeit und Einfluss auf Milchleistungsparameter bei Dt. Holsteinkühen 3. N. Kasnitz, H. Köhler, P. Möbius Einfluss von Kulturmedien und Tierpassage auf die Stabilität spezifischer Genommarker von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis 4. B. Fischer, A. Schliephake, A. Schult Zum Einfluss von Säurezusätzen in der Tränkmilch auf den Keimgehalt des Kotes, die Durchfallhäufigkeit und das Wachstum von Deutschen-Holstein Kälbern während der ersten 14 Lebenstage 5. K. Kerner, G. Walter, C. Menge, H. Köhler Nachweis reaktiver T-Zellen bei experimenteller Infektion von Ziegen mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) 6. I. Fritsch, J. Kolb, H. Köhler, D. Hillemann, M. Dünser, M. M. Wittenbrink, P. Möbius Untersuchungen zur Langzeitepidemiologie von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis Stämmen aus Mitteleuropa 7. W. Murmann, K. Danner, A. Maas Erfahrungen aus der Paratuberkulosediagnostik am CVUA Freiburg – Auswertung von Laborergebnissen von 1994 bis 2011 8. S. Schillinger, P. S. Bridger, T. Seeger, M. Fischer, C. Menge, R. Bauerfeind Erregerspezifische Antikörper als Indikatoren der MAPInfektion bei Kälbern und Jungrindern 9. M. Schmidt, K. Eulenberger, R. Pützschel Erste Ergebnisse des Paratuberkuloseprogramms der Sächsischen Tierseuchenkasse K. Hüttner, MAP-Arbeitsgruppe Sanierungsempfehlungen und MAP-Maßnahmekatalog – Hinweise für Milchviehhalter 10. M-V 11. W.–I. Bock Serologische und molekularbiologische Untersuchungen zum Vorkommen des Bluetongue Virus (BTV) und von Pestiviren in der Wildwiederkäuerpopulation im Freistaat Thüringen (2007 – 2011) 12. S. Bilk, C. Schulze, M. Fischer, M. Beer, A. Hlinak, B. Hoffmann Organverteilung von Schmallenberg Virus RNA in missgebildeten Neugeborenen Posterschau mit Anwesenheit der Autoren: Do., 10.05., 19.30 – 20.00 Uhr -9- 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Donnerstag, 10.05.: Themenkomplex BVD Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Nr. Referent Institut/ Ort Thema: 23. Gethmann FLI/ Wusterhausen Stand der BVD-Bekämpfung in Deutschland 24. Linder LAV/ Stendal Virus, Verordnung und Vertrauen – Stand der BVD-Bekämpfung in Sachsen-Anhalt und Fallbericht einer eindrucksvollen Neuinfektion 25. Di Labio BVET/ Bern BVD: Der Wechsel von der Bekämpfung mittels Antigennachweis zur serologischen Überwachung – Erfahrungen aus der Schweiz 26. Hopp Veterinärdienst/ Kreis Soest Zur Weiterverbreitung des BVD-Virus in rinderhaltenden Betrieben trotz Merzen der persistent virämischen Tiere 27. Klopries LALLF/ Rostock BVD-Impfvirusnachweis aus Ohrstanzproben 28. Weikel AGES/ Innsbruck Ungewöhnlicher Verlauf einer Infektion mit Pestiviren in einem bisher nicht infizierten Rinderbestand 29. Lüllmann Löningen BVD – eine unterschätzte Krankheit in der Kälbermast? 40 min Kaffeepause 30. Amelung LUFA Nord-West/ Oldenburg Ein Jahr BVDV-Ohrstanzendiagnostik Ergebnisse aus 16 Landkreisen Niedersachsens 31. Bange TLLV/ Bad Langensalza BVD – Ein Jahr Pflichtbekämpfung in Thüringen: Erfahrungen, Probleme und Perspektiven 32. Haberl TGD / Poing Besonderheiten aus einem Jahr BVDPflichtbekämpung in Bayern 33. Seeger TSK/ Aulendorf BVD-Bekämpfung in Baden-Württemberg – Aktueller Stand aus Sicht des Diagnostikzentrums und des Rindergesundheitsdienstes Virbac/ Bad Oldesloe Epidemiologische Bedeutung des aktiven und passiven Impfschutzes in BVD-unverdächtig werdenden Herden: Ergebnisse zur transienten Infektion mit Virusausscheidung nach Challenge von Kälbern mit maternalen Impfantikörpern aus Bovidec-geimpften Muttertieren 34. Teich Uhrzeit 14.20 16.10 – 16.50 Ende des zweiten Tages ca. 18.10 Posterausstellung mit Autoren 19.30 – 20.00 Abendessen im Festsaal ab 20.00 - 10 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Freitag, 11.05.: Themenkomplex verschiedenes und Paratuberkulose Veranstaltungsort: Hotel Schwarzer Adler, großer Festsaal; Kornmarkt 5, 39576 Stendal Nr. Referent Institut/ Ort Thema: Poster und Industrieausstellung 35. Probst FLI/ Wusterhausen Zehn Jahre BSE – eine Abschätzung der entstandenen Kosten 36. Gethmann FLI/ Wusterhausen Blauzungenkrankheit in Deutschland – Ein (Rück-) Blick – Teil 1: Epidemiologie und finanzielle Auswirkungen 37. Hoffmann FLI/ Riems Blauzungenkrankheit in Deutschland – Ein (Rück-) Blick – Teil 2: Diagnostik und Patrhogenese 38. Holsteg TGD/ Bonn Untersuchung zum Vorkommen von Antikörpern gegen BTV-8 bei Rotwild, Rehwild, Damwild und Muffelwild in den Jahren 2008 - 2012 für das Bundesland Nordrhein-Westfalen 39. Holsteg TGD/ Bonn Das Schmallenberg-Virus – Erfolg für das Tierseuchenfrühwarnsystem in NRW 40. Beer FLI/ Riems Aktuelle Informationen zum Infektionsgeschehen mit dem Schmallenberg-Virus 41. Klewer ID-Vet Erste Validierungsdaten für den ID Screen® Schmallenberg Virus Indirect ELISA 42. Conraths FLI/ Wusterhausen Epidemiologische Untersuchungen zur Verbreitung von Fasciola hepatica- und Dictyocaulus viviparus-Infektionen bei Milchrindern in Deutschland 43. Klindworth RinderGD/ Bremervörde Clostridium perfringens Typ A als Verursacher schwerster Puerperalstörungen bei der Milchkuh? – ein Fallbericht 30 min Kaffeepause 44. Van der Grinten LAV/ Stendal Akute Pasteurellose bei Rindern, Wildwiederkäuern und Schweinen 45. Domogalla LGL/ Oberschleißheim Molekularer Nachweis von Mycobacterium spp. bei Rind und Rotwild in Bayern 46. Menge FLI/ Jena Zelluläre Immunreaktionen gegen Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis beim Kalb – Vergleich zwischen experimenteller Infektion und Exposition unter Feldbedingungen 47. Komorowski Bad Doberan Praktikabilität und Aufwand der Map-Sanierung in großen Milchbetrieben – Ergebnisse einer Langzeitstudie in M-V 48. SöllnerDonat TSK/ Jena Paratuberkulose: Thüringer Bekämpfungsprogramm – eine Fünf-Jahres-Bilanz 49. Pearse IDEXX/ Westbrooke A voluntary programme for the risk-based management of paratuberculosis in UK dairy herds Ende der Tagung - 11 - Uhrzeit ab 8.00 8.30 11.00 – 11.30 ca. 13.30 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Innovative Tierseuchenüberwachung beim Rind mittels Multiplex-Real-time-RT-PCR Kerstin Wernike, Bernd Hoffmann, Martin Beer Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Institut für Virusdiagnostik, Südufer 10, 17493 Greifswald - Insel Riems Verschiedenste Krankheitserreger können sehr ähnliche klinische Bilder hervorrufen. Die zur Differentialdiagnostik eingesetzten, molekularbiologischen Testverfahren werden derzeit meist in Einzeltestungen durchgeführt, was einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand verursacht. Diesem Fakt Rechnung tragend wurde eine Real-time-RT-PCR (RT-qPCR) zum simultanen Genomnachweis des Virus der Blauzungenkrankheit (BTV) und der Bovinen Virusdiarrhoe/Mucosal Disease (BVDV), kombiniert mit einer Extraktions- und Amplifikationskontrolle basierend auf dem beta-Aktin-Gen, entwickelt. Klinische Erscheinungen, die eine BTV- oder BVDV-Infektion vermuten lassen, sich aber molekulardiagnostisch nicht bestätigen, sollten differentialdiagnostisch weiter abgeklärt werden. Die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche (EHD), das Rift-Valley-Fieber (RVF) und die Maul- und Klauenseuche (MKS) wurden bisher in Deutschland noch nicht bzw. für längere Zeit nicht nachgewiesen. Untersuchungen auf solch selten bzw. gar nicht vorkommende Erreger werden zurzeit nur in sehr begrenztem Maße durchgeführt. Eine mögliche Folge ist der verzögerte diagnostische Nachweis dieser Tierseuchen, was große wirtschaftliche Verluste zur Folge haben kann. Um eine Einschleppung von MKSV, EHDV oder RVFV frühzeitig zu erkennen, wurde ein „Frühwarnsystem“ für diese Erreger in die neu entwickelte Multiplex RT-qPCR integriert. Die Nachweissysteme für BTV und BVDV wurden mit RT-qPCR Assays für EHDV, RVFV und MKSV kombiniert, wobei die Genomdetektion dieser Viren im identischen Farbkanal erfolgt. Somit kann jedes real-time Gerät verwendet werden, das die parallele Messung in vier Farbkanälen ermöglicht. Die neu entwickelte Multiplex RT-qPCR gibt einen Hinweis auf das Auftreten von MKSV, EHDV oder RVFV ohne zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand verglichen mit der alleinigen Testung auf BTV und BVDV. Wird ein positives Signal generiert, muss in einer sich anschließenden, zweiten RT-qPCR die weitere Differenzierung erfolgen. Mittels log10 Verdünnungsreihen entsprechender Standard RNA wurde für jedes System im Multiplex-Ansatz eine analytische Sensitivität von mindestens 100 Genomkopien pro Reaktion ermittelt. Die diagnostische Sensitivität und Spezifität wurde anhand definierten Materials validiert. Die zahlreichen getesteten Referenzproben wurden im Multiplex-Ansatz korrekt detektiert, und dies mit hoher Übereinstimmung hinsichtlich quantification cycle (Cq-)Werten zu den entsprechenden Assays im Einzelansatz. Bei der Testung von negativem Probenmaterial wurden keinerlei unspezifische Reaktionen beobachtet. Die RT-qPCR Systeme zum Nachweis von EHDV, RVFV und MKSV wurden durch die zeitgleiche Amplifikation hoher BTV- und BVDV-Genomlasten kaum beeinflusst. Folglich erlaubt die neu entwickelte Multiplex RT-qPCR die zuverlässige Detektion dieser Erreger in erkrankten Tieren, selbst wenn eine zusätzliche Infektion mit BTV und/oder BVDV vorliegt. - 12 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 13 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Multiplex Real-Time PCR in der Diagnostik von Pneumonie- und Abortursachen bei Rindern und kleinen Wiederkäuern Kerstin Reisberg, Abdelfattah Monged Selim, Wolfgang Gaede Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich Veterinärmedizin, Haferbreiter Weg 132, 39576 Stendal Die Diagnostik von mit klassischen Methoden schwer oder aufwändig nachweisbaren Erregern basierte in unserem Hause bisher fast ausschließlich auf Einzelparameteruntersuchungen mittels PCR. Um diese Untersuchungen kostengünstiger und vor allem zeitsparender durchzuführen, entwickeln wir verschiedene Real-time Multiplex PCR-Ansätze für jeweils drei Erreger plus eine Interne Kontrolle. Dazu werden umfassend validierte und veröffentlichte PCR-Protokolle zu einer gemeinsamen PCR zusammengeführt. Aborterregerdiagnostik beim Rind Vertreter der Familie Chlamydiaceae sowie Coxiella burnetii und Neospora caninum zählen in Deutschland zu den häufigsten infektiösen Ursachen von Aborten und anderen Reproduktionsstörungen bei Wiederkäuern. Folgende veröffentlichte PCR-Protokolle wurden zusammengeführt: Chlamydiaceae: FLI- Protokoll, s. auch Ehricht et al. (2006) Coxiella burnetii: Klee et al. (2006): Neospora caninum: Großmann, pers. Mitteilung 2005, s. auch Sörgel et al. (2009) Pneumonieerregerdiagnostik beim Rind Zum Routinespektrum in der Pneumoniediagnostik beim Rind gehört die Untersuchung auf Chlamydiaceae, Mycoplasma bovis und Bovines Herpesvirus 1 (BHV-1). Wobei in SachsenAnhalt in der BHV-1 Diagnostik lediglich die Untersuchung auf gB erfolgt. Für die Pneumoniediagnostik wurden folgende veröffentlichte PCR-Protokolle zusammengeführt: Chlamydiaceae: FLI- Protokoll, s. auch Ehricht et al. (2006) BHV-1: FLI-Protokoll, B. Hoffmann (2006) Mycoplasma bovis: Sachse et al. (2010) Ein Primer-Sondenpaar für das ß-Actin Gen (Toussaint et al., 2007 modifiziert nach Hoffmann, FLI) wurde bei beiden Multiplex-PCR Reaktionen integriert, um die erfolgreiche DNA-Extraktion aus dem Probenmaterial sowie insbesondere bei Tupfern eine korrekte Beprobung zu bestätigen. Für die PCR-Reaktionen wurde der Quantitect Multiplex-PCR Kit (no ROX) von Qiagen verwendet. Die Real-time Multiplex-PCR wurde auf einem MX3005 der Fa. Stratagene durchgeführt. Die analytische Sensitivität wurde durch Titration von spezifischen Plasmiden (Aborterreger) bzw. bekannten Proben (Pneumonieerreger) untersucht. Die Plasmide für die oben genannten Erreger wurden von der Firma GeneExpress in Auftragssynthese hergestellt. Falsch-negative Ergebnisse infolge kompetitiven Quenchings konnten in weiteren Versuchen ausgeschlossen werden. Anhand der Titration von schwach-positiven Feldproben wurde die gleichwertige Sensitivität der Real-Time Multiplex-PCR im Vergleich zu den bisherigen im eigenen Labor verwendeten Prüfverfahren festgestellt [Chlamydien: real-time PCR lt. FLIProtokoll, s. auch Ehricht et al. (2006); Coxiella burnetii: konventionelle PCR nach Edingloh - 14 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 et al. (1999); Neospora caninum: semi-nested PCR nach Baszler et al. (1999); Mycoplasma bovis: Sachse et al. (2010); BHV-1: Hoffmann (2007, pers. Mitteilung)]. Die Inklusivität der verschiedenen Spezies, Subtypen etc. wurde im Wesentlichen als durch die Publikationen gesichert angesehen. Bei der exemplarischen Prüfung der analytischen Spezifität (Exklusivität) wurden gegen tierartspezifische Matrizes sowie wesentliche differentialdiagnostisch relevante Erreger keine Kreuzreaktionen festgestellt. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der simultane Nachweis von Chlamydiaceae, Coxiella burnetii und Neospora caninum mittels Real-Time Multiplex-PCR zur Diagnostik von Reproduktionsstörungen sowie von Chlamydiaceae, Mycoplasma bovis und BHV-1 zur Diagnostik von Pneumonien bei Wiederkäuern geeignet ist und sowohl die Zeit als auch die Kosten für den Nachweis dieser Erreger erheblich senken kann. - 15 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Erfahrungen mit der Milchserologie und der risikobasierten Überwachung von Rinderbeständen Simone Mitterhuemer und Michael Dünser Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Linz, AGES, Kudlichstraße 27, 4021 Linz, Österreich Einleitung Die Aufrechterhaltung der Brucellose, Leukose und BHV-1 Freiheit in Österreich erfordert eine regelmäßige Untersuchung der Rinderbestände. Bis zum Jahr 2008 erfolgte die Überwachung ausschließlich über die serologische Untersuchung von Blutproben, wobei jährlich 20% der Bestände auf Rinderbrucellose sowie Enzootische Rinderleukose beprobt wurden. Die Sicherstellung der BHV-1 Freiheit wurde gemäß den Bestimmungen des Artikels 10 der RL64/432/EWG in der Fassung der RL97/12/EG durchgeführt. Die Zielsetzungen für eine Neuausrichtung des Überwachungsprogrammes bestanden darin, eine kostengünstige und zugleich effiziente Überwachung der Rinderbestände zu erreichen. Material und Methoden Der österreichische Rinderbestand umfasst ca. 2 Millionen Rinder, die in etwa 71.000 Betrieben gehalten werden. Die Überwachung der milchliefernden Betriebe wurde im Zuge der Neuausrichtung des Programmes auf die Untersuchung von Bestandsmilchproben umgestellt, wobei die Probenahme im Rahmen der Milchqualitätskontrolluntersuchungen durchgeführt wird. Die übrigen Betriebe werden nach einem jährlich ausgearbeiteten risikobasierten Kontrollplan über Blutprobenentnahmen untersucht. Zur labordiagnostischen Untersuchungen der Milch- und Blutproben kommen kommerzielle ELISA-Testsysteme zur Anwendung. Aufgrund interner Validierungsstudien wurde die Anzahl an laktierenden Rindern wurde mit maximal 50 Tieren pro Tankmilchprobe festgelegt. Ergebnisse Bedingt durch die in Österreich verhältnismäßig geringen Bestandsgrößen lassen sich ca. 95% der Milchkühe und 99% der milchliefernden Betriebe mit einer Sammelmilchprobe untersuchen. Der Anteil an nicht-negativen Tankmilchproben lag im Zeitraum 2008-2010 bei 0,17-0,23%, wodurch jährlich etwa ca. 4.000-5.000 Rinder eine blutserologischen Abklärungsuntersuchung unterzogen werden mussten. Während die Untersuchungen auf Brucellose und Leukose ausschließlich negative Ergebnisse erbracht haben, konnten im betreffenden Zeitraum 2008-2010 insgesamt 3 Tiere mit BHV-1 Impfantikörpern ermittelt werden. Diskussion Durch die Einführung der kombinierten jährlichen Tankmilchuntersuchung der milchliefernden Betriebe und die risikobasierten Untersuchung der nichtmilchliefernden Betriebe konnten die Kosten des Überwachungsprogrammes bei gleichzeitiger Steigerung der Untersuchungsfrequenz erheblich reduziert werden. Die Nutzung der Probenlogistik über die Milchkontrolllaboratorien der Molkereien stellt eine kostengünstige und effiziente Möglichkeit zur flächendeckenden Überwachung aller milchliefernden Betriebe dar. Durch die Berücksichtigung epidemiologisch bedeutsamer Faktoren wie Zukauf aus Drittstaaten bzw. innergemeinschaftlicher Handel sowie Weidhaltung werden gezielt Risikobetriebe ausgewählt, um etwaige Infektionsherde frühzeitig erfassen zu können. - 16 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Sämtliche Untersuchungsdaten werden elektronisch an das Verbrauchergesundheitsinformationssystem (VIS) übermittelt, um den Veterinärbehörden eine rasche und effiziente Auswertung der Untersuchungsergebnisse zu ermöglichen. - 17 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BVDV- Kann man Blutproben zwischen dem 8. und 40. Lebenstag poolen? Jürgen Christian, Anne Kupča und Karl-Heinz Bogner Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Eggenreuther Weg 43, 91058 Erlangen Einleitung: Laut Amtlicher Methodensammlung ist ein Poolen von Blutproben zur BVDV-Diagnostik in der PCR mit Probenahme im Zeitraum vom 8. bis zum 40. Lebenstag nicht zulässig. Diese Einschränkung beruht auf Untersuchungen (Beer und Hoffmann, 2004; Wolf, 2004; Fux 2007), die zeigten, dass in diesem Zeitraum die Viruslast häufig deutlich absinkt, so dass einzelne PI-Tiere in Pooluntersuchungen ggf. falsch negative Ergebnisse liefern würden. Da diese Einschätzung vorrangig auf Untersuchungen von Leukozyten beruht, sollte an einer Reihe von PI-Tieren mit einer Real-time BVD-PCR-Methode (Hoffmann et al., 2006; Fux, 2007) an Serum- und EDTA-Blutproben eruiert werden, ob auch hier ein derartiger Effekt auftritt. Material und Methode: Verwendet wurden Blutproben von Kälbern, deren Ohrgewebe-Untersuchung auf BVDV positiv verlief. Der Landwirt wurde nach Vorliegen des positiven Erstergebnisses um sein Einverständnis für weitere Untersuchungen gebeten. Die Blutproben wurden nachfolgend bis zum endgültigen Nachuntersuchungstermin jeweils einmal pro Kalenderwoche durch den jeweiligen Hoftierarzt entnommen. Dabei wurden EDTA- und Serumproben angefordert und vergleichend in der PCR untersucht, um mögliche durch die Probenart bedingte Schwankungen auszuschließen. Zunächst wurden die Blutproben einzeln nach Aufreinigung (QIAamp® Viral RNA Mini Kit, Fa. Qiagen) in der PCR untersucht. Zusätzlich wurden Blutpools aus je 10 Proben untersucht, die sich jeweils aus einer Probe eines positiven Kalbes und neun negativen Proben bzw. neun Teilen derselben negativen Probe zusammensetzten. Insgesamt wurden 13 Kälber über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen bis zur endgültigen Nachuntersuchung (42 Tage nach der initialen Beprobung mittels Ohrstanze) wöchentlich beprobt. Ergebnisse: Alle untersuchten Blutproben zeigten sowohl in der Einzel- als auch in der Pool-PCR jederzeit ein BVDV-positives Ergebnis, wobei sich jedes untersuchte Tier letztendlich als PITier erwies. Es traten jedoch bei mehreren Tieren Ct-Wert-Schwankungen auf, insbesondere innerhalb der ersten drei Lebenswochen wurden vergleichsweise höhere Werte gemessen als in der initialen Ohrstanzprobe oder in nachfolgenden Blutproben. Dabei lagen die Werte der Einzelblut-Untersuchungen aber immer unter einem Ct-Wert von 35, so dass bei einer Einzel-PCR keine Gefahr bestand, ein PI-Tier zu "übersehen". Hierbei ergaben sich für die parallele Untersuchung der zeitgleich entnommenen EDTA- und Serum-Proben eines Tieres nahezu identische Werte, weswegen für die nachfolgende Pool-Untersuchung jeweils nur eine Probenart (i. d. R. Serum-Proben) verwendet wurde. In der Pool-PCR spiegelten sich die Schwankungen der Ct-Werte aus der Einzel-PCR wieder. Die Ct-Werte fielen hier erwartungsgemäß durch den Verdünnungsfaktor bedingt schwächer aus (im Mittel um 4,1 Ct-Werte höher als in der Einzel-PCR). Bei vier Tieren wurden dabei auch einzelne Ct-Werte nahe der Nachweisgrenze gemessen (bis hin zu 41,4 bei einer Probe). Eine Inhibition der PCR-Reaktion als Ursache für diese schwachen Ct-Werte konnte aufgrund der internen - 18 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Kontrollen ausgeschlossen werden. Die Werte nahe der Nachweisgrenze wurden insbesondere bei einem Probenahme-Alter von bis zu 29 Tagen gemessen. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass Proben nur in etwa wöchentlichen Abständen genommen werden konnten, eine idealerweise täglich durchzuführende Untersuchung war nicht möglich. Hierdurch entstanden z. T. relativ große Zeiträume zwischen den Probenahmen, insbesondere auch zwischen der initialen Ohrstanzprobe und der ersten Blutuntersuchung (zwischen 6 und 14 Tagen). Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass ggf. an einem anderen Probenahmetag der BVDV-Nachweis in der Pool-PCR tatsächlich negativ ausgefallen wäre. Tier B Untersuchung von gepoolten Proben 40 45 35 40 30 EDTA 25 Serum 20 Ohrstanze 15 10 1 12 19 27 35 Ct-Wert BVDV Ct-Wert B VDV Tier B Untersuchung von Einzelproben 35 30 Serum-P o ol 25 20 15 10 49 1 Probenahme (Lebenstag) 12 19 27 35 49 Probenahme (Lebenstag) Abbildung Beispielhafte Darstellung der wöchentlichen Blutuntersuchungen eines BVDV-positiven Kalbes, bei dem Schwankungen der Ct-Werte im BVDV-Nachweis sowohl in der Einzel- als auch in der PoolUntersuchung beobachtet wurden, wobei bei der Pooluntersuchung einzelne Werte nahe der Nachweisgrenze lagen. Erläuterungen siehe Text. Schlussfolgerung: Legt man größere Pools zugrunde, die nach der Methodensammlung (für ältere Tiere) möglich wären, so wäre schon bei unseren wenigen PI-Tieren mindestens eines unentdeckt geblieben. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Freigabe von zwischen dem 8. bis 40. Lebenstag entnommenen Blutproben für eine Pooluntersuchung für fragwürdig bis gewagt. Eine mögliche Verkürzung des momentan gültigen Zeitraums, in dem eine Pool-PCR aus Blutproben auf BVDV nicht durchgeführt werden darf, ist aus unserer Sicht aufgrund des vorliegenden Versuches ebenfalls nicht sinnvoll, da hier bei Probenahmen bis zum 29. Lebenstag schwache Ct-Werte aufgetreten sind und die Einbeziehung eines zusätzlichen Zeitpuffers von 10 Tagen die Sicherheit weiter erhöht. Über Blutuntersuchungen in der PoolPCR mit Probenahme in den ersten Lebenstagen kann mit diesem Versuch keine Aussage getroffen werden, da organisatorisch bedingt die Blutproben i. d. R. erst nach dem 10. Lebenstag entnommen wurden. Literatur: Beer M., Hoffmann B., 2004. BVDV real-time RT-PCR: Diagnostische Möglichkeiten und Standardisierung. Präsentation, AVID-Tagung, Banz, 15.–17.09.2004. Fux R. G., 2007. Entwicklung und Prüfung von Verfahren zum Nachweis des Virus der Bovinen Virusdiarrhoe in getrockneten Ohrgewebeproben mittels Antigen-ELISA und real time RT-PCR. [Dissertation] Veterinärmedizinische Fakultät der LMU München. - 19 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Hoffmann B., Depner K., Schirrmeier H., Beer M., 2006. A universal heterologous internal control system for duplex real-time RT-PCR assays used in a detection system for pestiviruses. J Virol Methods, 136: 200-209. Wolf G., 2004. Diagnostik von BVDV-PI-Kälbern in der kolostralen Phase: quantitative Virusisolierung, Erns und NS2/3-ELISAs, NS2/3-IFT (FACS) und RT-PCR aus Blutproben. Präsentation, AVID-Tagung, Banz, 15.-17.09.2004. - 20 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 21 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 "Schlechte Diagnostik" doch ganz brauchbar? Schätzungen von Sensitivität und Spezifität aus Validierungsproben mit unsicherer Klassifikation Andreas Fröhlich Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie, Seestraße 55, 16868 Wusterhausen Einleitung: Epidemiologische Parameter werden in aller Regel mit Hilfe stochastischer Modelle ermittelt. Hierbei wird stets unterstellt, dass die in die Modelle einfließenden Messergebnisse den tatsächlichen Gegebenheiten exakt entsprechen. In der Praxis lässt sich diese strikte Forderung im Allgemeinen nicht einhalten, insbesondere dann, wenn, wie für die Epidemiologie oft zwingend erforderlich, komplizierte diagnostische Messmethoden angewendet werden und mit diesen große Mengen an Messwerten produziert werden. In dieser Situation lassen sich naturgemäß Messfehler nicht ausschließen, die durch eine Vielzahl nicht näher beschreibbarer Unsicherheiten, die den komplexen diagnostischen Messmethoden innewohnen, verursacht werden. Für korrekte Aussagen, die auf vorliegenden Messergebnissen basieren, ist es innerhalb eines vorgegebenen Kontextes unerlässlich, die Fehlerhäufigkeit dieser Messmethoden zu kennen und zu quantifizieren. Damit ist gleichzeitig die Leistungsfähigkeit einer diagnostischen Messmethode hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes ihrer Messergebnisse eindeutig charakterisiert. Die bekannten Größen Sensitivität und Spezifität stellen als Wahrscheinlichkeitswerte die allgemein geforderte notwendige theoretisch Charakterisierung dar. Grundsätzlich sind beide Größen voneinander unabhängig, da sie auf den disjunkten Mengen der Infizierten bzw. der Nicht-Infizierten definiert sind. Weiterhin nehmen beide Größen einen gewissen unveränderlichen Wert an. Andererseits ist eine praktische Bestimmung von Sensitivität und Spezifität einer diagnostischen Messmethode nur mit Hilfe von Stichproben möglich, wodurch die so ermittelten Werte zwangsläufig mit Unsicherheiten behaftet sind, die sich in der Tatsache widerspiegeln, dass die praktisch ermittelten Werte von den tatsächlichen Werten mehr oder minder abweichen können. Ein weiteres, sehr viel schwerwiegenderes Problem bei der praktischen Bestimmung von Sensitivität und Spezifität, lässt sich folgendermaßen beschreiben: Problembeschreibung und Konsequenzen: Unter dem Postulat einer binären Logik (infiziert, nicht-infiziert) ist eine Bestimmung von Sensitivität und Spezifität einer diagnostischen Messmethode durchzuführen. Hierfür werden jeweils entsprechende Evaluierungsstichproben benötigt, die die Kenntnis der Zugehörigkeit der Evaluierungsstichprobenelemente entweder zu der Menge der Infizierten (zur Bestimmung der Sensitivität) oder zu der Menge der nicht Infizierten (zur Bestimmung der Spezifität) voraussetzt. Für gewisse Erkrankungen existiert aus verschiedensten Gründen diese notwendige Vorkenntnis nicht sicher, was Folgendes zur Konsequenz hat: Die Bestimmungen (Schätzungen) von Sensitivität und Spezifität stehen hinsichtlich der fixen Beobachtung aus dem getesteten Evaluierungsprobensatz im funktionalen Zusammenhang. Allgemein stellt sich zunächst die Frage nach der konkreten Anhängigkeit bei der Bestimmung (Schätzung) der Parameter unter den beschriebenen Bedingungen. Weiterhin folgt, dass sich die Vertrauensbereiche bei der Bestimmung der Parameter wesentlich von denjenigen unterscheidet, für die in gewissem Umfang Zusatzwissen über - 22 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 den Wahrheitsgehalt der Klassifikation der Evaluierungsproben existiert und dieses als gesicherte Erkenntnis in eine Schätzung einfließen kann. Vortragsinhalt - Darstellung: Anhand konkreter Daten wird ein aus der Praxis entlehntes Beispiel vorgestellt, wobei folgende Sachverhalte erläutert und dargestellt werden: 1. Vertrauensbereiche bei Schätzungen von Sensitivität und Spezifität 2. Es wird der Frage nachgegangen, in wie fern sich die Unsicherheit bei der Klassifikation von Evaluierungsproben auf die Vertrauensbereiche der zu schätzenden Parameter Sensitivität und Spezifität auswirkt und welche Bedeutung zusätzlicher Kenntnis hierbei zukommt. 3. „schlechte diagnostische Methoden“ – was diese ihrer Charakteristik entsprechend eingesetzt leisten können. Zusammenfassung: Praktische Evaluierungen von Sensitivität und Spezifität mit echten Teilpopulationen ergeben mit oder ohne zusätzliches Wissen grundsätzlich Vertrauensbereiche, so dass der jeweils andere Parameter innerhalb eines gewissen Intervalls variiert werden kann, wenn ein Parameter fixiert wird. Häufig kommen jedoch Punktschätzwerte in Anwendung, die insbesondere dann hinsichtlich ihrer Aussagekraft kritisch hinterfragt werden sollten, wenn hiernach perfekte diagnostische Methoden deklariert werden. Dennoch können unter gewissen Bedingungen angeblich „schlechte diagnostische Methoden“ sehr effektiv eingesetzt werden und zur angestrebten Erkenntnis beitragen. - 23 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Paratuberkulose – Vergleich von Serologie und Kotkultur Karsten Donat1, Ute Schau1, Heike Köhler2 1 Thüringer Tierseuchenkasse, Victor-Goerttler-Straße 4, 07745 Jena 2 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für molekulare Pathogenese, Naumburger Straße 96 a, 07743 Jena Einleitung Die Paratuberkulose wird durch den Erreger Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) verursacht und führt nach einer Periode der Latenz und einer langen subklinischen Erkrankungsphase zu wässrigen, unstillbaren Durchfällen, Ödembildung und dem Abmagern der Tiere. Die Bildung von Antikörpern gegen MAP hängt vom Infektionsstadium ab und ist im Stadium der klinischen Erkrankung häufiger als im Zeitraum der Latenz. Diese Besonderheiten der Antikörperbildung bedingen eine im Vergleich zu anderen Infektionskrankheiten begrenzte Sensitivität der serologischen Nachweismethoden. Die Literaturangaben zur Nachweisrate serologischer Tests bei klinisch inapparent infizierten Rindern unterscheiden sich erheblich und sind auf Grund voneinander abweichender Referenzmethoden, der sich in unterschiedlichen Erkrankungsstadien befindlichen untersuchten Tiere und der Unterschiede im Anteil klinisch erkrankter Rinder in der Referenzpopulation kaum vergleichbar. Ziel dieser Untersuchung war es, die diagnostische Sensitivität und Spezifität der in Deutschland verfügbaren serologischen Tests anhand von Feldproben aus der Thüringer Rinderpopulation relativ zur Kotkultur auf Festnährböden zu bestimmen. Material und Methoden Aus 23 Beständen, die am „Programm zur Bekämpfung der Paratuberkulose in den Rinderbeständen in Thüringen“ teilnahmen und die Kühe ihres Bestandes einmal jährlich kulturell untersuchten, wurden insgesamt 804 Tiere ausgewählt. Dabei stammten 344 kulturell negativ getestete Rinder aus sieben „historisch freien“ Herden (kein MAP-Nachweis seit Beginn der Untersuchungen), wobei jeweils ca. 50 Rinder für die serologische Untersuchung herangezogen wurden. Aus 16 positiven Herden wurden Blutproben von 460 Rindern, von denen jeweils ein positives Kulturergebnis vorlag, für den Antikörper-Nachweis entnommen. Die kulturelle Untersuchung der Einzeltierkotproben erfolgte entsprechend der in der amtlichen Methodensammlung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Stand April 2010, veröffentlichten Methode des kulturellen Nachweises. Die Bestimmung der MAP-Antikörper fand mit vier verschiedenen kommerziellen ELISATestkits statt, die zum Zeitpunkt unserer serologischen Untersuchungen in Deutschland zugelassen waren. Es handelte sich dabei um die Testsysteme − CATTLETYPE® MAP Ab (LDL – Labordiagnostik GmbH Leipzig, Leipzig, D), − POURQUIER® ELISA Paratuberculosis serum and milk (Institut Pourquier SAS, Montpellier, F), − ID Screen® Paratuberculosis Indirect ELISA kit (ID Vet, Montpellier, F) − PARACHEK® 2 (Prionics Deutschland GmbH, Planegg-Martinsried, D). Die Probenbearbeitung und Testauswertung erfolgte entsprechend den Anwendungsvorschriften der Testhersteller. Für die Berechnungen der Validierungsparameter standen die Programme WIN EPISCOPE 2.0 und SPSS 11.5 für Windows zur Verfügung. Die diagnostischen Sensitivitäten und Spezifitäten der einzelnen Testkits einschließlich der jeweiligen 95%igen Konfidenzintervalle (CI) wurden relativ zu den Ergebnissen der kulturellen Untersuchung der Einzeltierkotproben ermittelt. Rinder, die nach - 24 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 den Herstellerangaben als verdächtig einzustufen waren, wurden für die Spezifitätsberechnung als positiv und für die Sensitivitätsberechnung als negativ betrachtet. Für die Kalkulation der Stichprobengrößen zum Nachweis der Freiheit eines Bestandes von der MAP-Infektion wurde die Software Freecalc 2.0 genutzt, wobei eine erwartete Einzeltierprävalenz innerhalb der Herde von 10 % MAP-Ausscheidern mit einer Mindestsicherheitswahrscheinlichkeit von p < 0,05 detektiert werden sollte. Die Testsensitivitäten und –spezifitäten gingen jeweils mit den unteren Grenzen ihrer 95%igen CI in die Berechnung ein. Ergebnisse und Diskussion Die Häufigkeiten der positiven, verdächtigen und negativen Antikörpernachweise mithilfe der ELISA-Systeme A bis D in Bezug zum Ergebnis der Kotkultur, getrennt nach Beständen mit positivem und negativem Status sind in Tabelle 1 angegeben. Tabelle 1: Ergebnishäufigkeiten von vier verschiedenen ELISA-Testsystemen Kultureller MAP-Status positiv negativ untersuchte Rinder (n) ELISA Ergebnis A negativ verdächtig positiv B negativ verdächtig positiv C negativ verdächtig positiv D negativ positiv 460 n 342 11 107 307 5 148 312 5 143 321 139 344 % 74,3 2,4 23,3 66,7 1,1 32,2 67,8 1,1 31,1 69,8 30,2 n 335 – 9 339 0 5 336 2 6 333 11 % 97,4 – 2,6 98,5 0,0 1,5 97,7 0,6 1,7 96,8 3,2 Die relativ zu den Ergebnissen der Kotkultur ermittelten Testeigenschaften bei Einsatz zur Einzeltierdiagnostik sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Tabelle 2: Diagnostische Sensitivität und Spezifität der ELISA-Testsysteme Test Sensitivität % Spezifität % Mittelwert 95 % CI Mittelwert 95 % CI A 23,3 19,4–27,1 97,4 95,7–99,1 B 32,2 27,9–36,4 98,6 97,3–99,9 C 31,1 26,9–35,3 97,7 96,1–99,3 D 30,2 26,0–34,4 96,8 94,9–98,7 Die hier berechneten Sensitivitäten von 32,2 % für Test B und 30,2 % für Test D entsprechen in etwa denen, die Collins et al. (2005) für die ELISA-Testsysteme B und D und Clark et al. (2008) für Testkit D relativ zur Kotkultur erzielen konnten. Höhere Sensitivitäten für Kit B mit 53,6 % und C mit 58,2 % bestimmten Köhler et al. (2008a); bei separater Betrachtung - 25 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 klinisch inapparent infizierter und MAP ausscheidender Rinder errechneten die Autoren eine Sensitivität von 33,9 % (CI: 22,1–45,7 %) für Test B beziehungsweise 41,9 % (CI: 29,7–54,3 %) für Test C. In den meisten bisher veröffentlichten Studien lagen die Spezifitäten für die hier untersuchten ELISA’s über 99,0 %. Lediglich Clark et al. (2008) ermittelten für Kit D eine Spezifität von 97,8 %, die mit der hier für diesen Test berechneten vergleichbar ist. Die unter Berücksichtigung der Testeigenschaften mindestens notwendige Stichprobengröße zum Nachweis der Freiheit eines Bestandes von Paratuberkulose mit serologischen Untersuchungen ist für die ELISA-Tests B und C in Tabelle 3 angeben, für Test A und D war unter den gegebenen Voraussetzungen eine Kalkulation einer Stichprobengröße nicht möglich. Tabelle 3: Mindestens notwendige Stichprobengröße zum Nachweis der ParatuberkuloseFreiheit eines Bestandes mittels ELISA Stichprobenmögliche falsch positive HerdenELISA-Test größe/Herde Rinder (n) größe (n) (n) Test B 700 610 23 Test C 1000 935 46 Schlussfolgerungen Die diagnostischen Eigenschaften der ELISA-Testsysteme sind untereinander vergleichbar, weisen jedoch im Vergleich zur Kotkultur eine deutlich verminderte Sensitivität und Spezifität auf. Im Ergebnis ist festzustellen, dass die zurzeit zugelassenen serologischen Testsysteme für die Feststellung des MAP-Status von sehr großen Rinderherden bedingt geeignet sind. Beschränkungen ergeben sich aus der notwendigen Stichprobengröße und aus der Bewertung der positiven Testergebnisse. Für die Beurteilung von kleineren Herden sind die diagnostischen Sensitivitäten und Spezifitäten der ELISA-Tests nicht ausreichend. (Literatur bei den Verfassern) - 26 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 27 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Langzeit-Studie zum Nachweis von Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis in ausgewählten Probenmatrizes zweier Fleckviehbullen Pia Münster, Inger Völkel, Wilhelm Wemheuer, Simone Urstadt, Daniel Schwarz, Claus-Peter Czerny Department für Nutztierwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen Burckhardtweg 2, 37077 Göttingen ZUSAMMENFASSUNG Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) ist der Erreger der Paratuberkulose, auch Johne’sche Krankheit genannt, die überwiegend adulte Haus- und Wildwiederkäuer befällt. Zum besseren Verständnis des Ausscheidungsverhaltens von MAP in Sperma, Blut und Kot wurden zwei subklinisch natürlich mit MAP infizierte Fleckviehbullen (Bos primigenius taurus) in einer Langzeitstudie untersucht. Insgesamt wurden 101 Beprobungstage über einen Zeitraum von 4 Jahren (Juni 2007 – November 2011) ausgewählt. Mittels qualitativer IS900 semi-nested PCR konnte der Erreger in allen untersuchten Matrices intermittierend mit MAP freien Intervallen von 5 bis 18 Wochen nachgewiesen werden. Auch wenn kein signifikanter Unterschied zwischen dem Verteilungsmuster von MAP im Kot und Blut festgestellt wurde, konnte eine Signifikanz zwischen dem Nachweis von MAP in Sperma und Blut gezeigt werden (r = 0,57; p < 0,001; n = 65). Mittels quantitativer IS900 real-time PCR wurden 102-106 MAP/g Kot und 102-105 MAP/ml Sperma bzw. Blut ermittelt. Diese Studie trägt zu einem besseren Verständnis der MAP-Verteilung in Kot, Sperma und Blut bei und verdeutlicht den Bedarf an erweiterten Überwachungs- und Hygienemaßnahmen zur Prävention der Infektion mittels Sperma. Aufgrund der potentiellen venerischen Übertragung von MAP sind weitere Untersuchungen zur vertikalen Infektion empfehlenswert. EINLEITUNG Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) ist der Erreger der Paratuberkulose (Johne’sche Krankheit), einer chronischen progressiven, mit Auszehrung einhergehenden Enteritis, die überwiegend adulte Haus- und Wildwiederkäuer befällt. Die Paratuberkulose tritt weltweit auf. Wegen zum Teil gravierender wirtschaftlicher Verluste in der Milch- und Fleischindustrie, wird ihr immer mehr Beachtung geschenkt. Der vielfach diskutierte ätiologische Zusammenhang mit Morbus Crohn des Menschen ist nach wie vor ungeklärt. Die Infektion des Erregers erfolgt vor allem auf neugeborene Kälber horizontal durch fäkalorale Übertragung des Erregers mit dem Kolostrum oder über kotverschmierte Zitzen. Besonders bei klinisch erkrankten Müttern wurde zudem von einer vertikalen Übertragung auf das Kalb berichtet (Whittington and Windsor, 2009). Auch wurde der MAP-Erreger bereits im Sperma von Bullen nachgewiesen (Edmondson et al., 1948; Khol et al., 2010; Ayele et al., 2004), wobei Bakterien mit dem Ejakulat ausgeschieden werden und eine mögliche Übertragung auf weibliche Rinder besteht. Gegenwärtig ist jedoch noch nicht geklärt, ob infizierte Besamungsbullen mitverantwortlich für die Verbreitung von MAP in der Population sind. Obwohl bereits diskutiert wurde, dass der Erreger im Sperma ausgeschieden wird und den Prozess der Flüssigkonservierung von Sperma überleben kann, wurden keine weiteren Studien bezüglich des Ausscheidungsverhalten bzw. Überlebensfähigkeit von MAP-Erregern in Sperma nachgegangen. Daher war Ziel dieser Studie, die Klärung des Ausscheidungsmusters in einer Langzeitstudie von MAP in Kot, Sperma und Blut zweier subklinisch mit MAP infizierter Fleckviehbullen (Bos primigenius taurus). - 28 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 MATERIAL UND METHODEN Zwei subklinisch mit MAP infizierte Fleckviehbullen (Bos primigenius taurus), welche im Großtier-Isolierstall des Departments für Nutztierwissenschaften gehalten wurden, wurden in einer Langzeitstudie auf MAP in Kot, Sperma und Blut untersucht. DNA Extraktion. Die DNA der verschiedenen Matrizes (Kot, Sperma und Blut) wurden mit Hilfe des QIAamp Blood Kit (Quiagen, Hilden, Germany) extrahiert. Polymerase Ketten Reaktion. Zum Nachweis und zur Quantifizierung wurde eine bereits entwickelte IS900 semi-nested PCR (snPCR) und quantitative real-time PCR (rtPCR) verwendet (Münster et al., 2011). Sequenzierung. Die IS900-spezifischen PCR-Amplifikate wurden zur Sequenzierung in den Vektor pCR2.1-TOPO (Invitrogen) kloniert. Die für die Amplifikate ermittelten DNASequenzen wurden anschließend mit dem MAP-K10-Referenzstamm verglichen. Enzyme-linked immunosorbent assay. Im Jahre 2007 und 2008 wurden jeweils 35 Seren mittels Idexx-ELISA (IDEXX GmbH, Woerrstadt, Germany) getestet. Seit 2009, war der Idexx-ELISA nicht mehr verfügbar und wurde mit dem Pourquier-ELISA (Institut Pourquier SAS, Montpellier, France) ersetzt. Insgesamt wurden jeweils 66 Seren im Jahre 2009, 2010 und 2011 mit diesem ELISA untersucht. Statistische Analyse. Zur Beschreibung des Zusammenhangs zwischen dem MAPNachweis in Kot, Sperma und Blut wurde der Spearmans Rangkorrelationskoeffizient (r) berechnet. Alle Analysen wurden mittels Microsoft Office Excel 2003 und Minitab Version 15.0 (Minitab Inc., State College, PA, USA) durchgeführt. ERGEBNISSE Während der gesamten Langzeitstudie befanden sich beide Bullen in einer guten körperlichen Verfassung. Klinisch deuteten keine Symptome auf eine MAP-Infektion hin, allerdings fiel ein reduziertes Wachstumsverhalten bei beiden Bullen auf. Insgesamt wurden 101 Beprobungstage über einen Zeitraum von 4 Jahren (Juni 2007 – November 2011) ausgewählt. Bereits im Alter von 10 und 18 Monaten konnte MAP im Kot sowie Sperma der beiden Bullen nachgewiesen werden. Mittels snPCR wurde der Erreger in allen untersuchten Matrices intermittierend mit MAP freien Intervallen von 5 bis 18 Wochen detektiert. Die Anzahl der positiv getesteten Sperma- und Kotproben war im Durchschnitt höher als die Anzahl der positiv getesteten Blutproben. Auch wenn kein signifikanter Unterschied zwischen dem Verteilungsmuster von MAP im Kot und Blut festgestellt wurde, konnte eine Signifikanz zwischen dem Ausscheidungsverhaltens von MAP in Sperma und Blut gezeigt werden (r = 0,57; p < 0,001; n = 65). Beim ersten Bullen wurde an siebzehn Tagen MAP gleichzeitig in Kot und Sperma nachgewiesen, wobei MAP elfmal ausschließlich in Sperma und neunmal ausschließlich in Kot detektiert wurde. Beim zweiten Bullen wurde MAP lediglich einmal synchron in Sperma und Kot und sechsmal zugleich in Blut und Sperma detektiert. Mittels quantitativer rtPCR wurden 102-106 MAP/g Kot und 102-105 MAP/ml Sperma bzw. Blut ermittelt. Obgleich MAP in Sperma nachgewiesen wurde, konnte für beide Fleckviehbullen eine gute Spermaqualität mit Volumen von 3 bis 10,5 ml dokumentiert werden. Morphologisch normale Spermien variierten von 85 bis 92%, Dichte von 0,4 bis 1,6 Millionen/μl, und Beweglichkeit von 65 bis 70%. Serologische Untersuchungen wurden 2007 und 2008 mit dem Idexx-ELISA und 2009, 2010 und 2011 mit dem Pourquier-ELISA durchgeführt. Mittels Idexx-ELISA wurde in 11/35 (32%) Serumproben Antikörper gegen MAP nachgewiesen werden. Der Pourquier-ELISA belegte hingegen während der drei Jahre bei keinen der beiden Bullen eine Immunantwort. Die Antikörperspiegel im Serum der Bullen verliefen über Monate auf konstantem Niveau. Zusätzlich wurden IS900-spezifische PCR-Amplifikate zur Sequenzierung kloniert und mit DNA-Sequenzen von MAP-Referenzstämmen verglichen. Die IS900-Sequenzen der Amplifikate stimmten mit der publizierten MAP K-10 Sequenz (GenBank: AE16958) zu 100% überein. - 29 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 DISKUSSION Paratuberkulose ist eine weltweit auftretende Erkrankung von Wiederkäuern, welche zu gravierenden wirtschaftlichen Verlusten in der Landwirtschaft führt. Die künstliche Besamung von Kühen mit flüssigkonserviertem Sperma hat weitestgehend den Natursprung abgelöst und damit eine effiziente Rinderproduktion ermöglicht. Es wurde jedoch bereits berichtet, dass MAP den Prozess der Flüssigkonservierung überlebt (Larsen et al., 1981). Daher ist es nicht auszuschließen, dass MAP über Sperma übertragen wird und eine mögliche Rolle bei der Verbreitung von MAP in der Population spielt. Für zukünftige Sanierungsprogramme, welche Besamungsstationen in Hygienemaßnahmen einbeziehen, sind Erkenntnisse über MAP in Sperma notwendig. Ziel dieser Arbeit war es den Status der quantitativen und qualitativen Erregersituation im Sperma anhand zweier repräsentativer subklinisch an MAP infizierter Bullen zu ermitteln. Über den gesamten Zeitraum dieser Studie wurde der Erreger bei beiden Bullen intermittierend mit langen MAP-freien Perioden detektiert. MAP wurde auch im Blut nachgewiesen, was darauf schließen lässt, dass sich lebensfähige Erreger über die Blutlaufbahn im Körper verteilen. Diese Theorie wird zusätzlich durch eine statistisch signifikante Korrelation zwischen MAP-Nachweis in Sperma und Blut unterstützt. Auch wenn die eingesetzten PCR-Techniken zum direkten DNA-Nachweis keine endgültige Differenzierung zwischen toten und lebenden Erregern erlauben, könnten 103-105 MAP/ml Sperma ein potentielles Risiko für eine vertikale Übertragung darstellen. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass infizierte Tiere für mindestens zwei Jahre eine subklinische Phase durchlaufen, ohne den Erreger auszuscheiden. Unsere Ergebnisse belegen, dass im Kot sowie Sperma der beiden Bullen bereits im Alter von 18 Monaten MAP mittels PCR nachweisbar ist. Dies mag für den heutigen Wissensstand ein ungewöhnliches Ereignis sein, jedoch konnten in einer kürzlich publizierten Studie Rinder vor dem zweiten Lebensjahr als MAP-Ausscheider identifiziert werden (Weber et al., 2010). Die Theorie, dass Rinder in jungen Jahren nicht infektiös sind, sollte neu überdacht werden. In dieser Studie wurden Erkenntnisse über das MAP-Ausscheidungsverhalten in Kot, Sperma und Blut von Bullen erarbeitet. Diese Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf an erweiterten Überwachungs- und Hygienemaßnahmen und sollten bei der Prävention von Infektionserkrankungen mittels Sperma berücksichtigt werden. Aufgrund der potentiellen venerischen Übertragung von MAP sind weitere Untersuchungen zur vertikalen Infektion empfehlenswert. Zudem sollte eine Resistenzprüfung von MAP im Sperma erfolgen, um die Wirksamkeit der aktuell verwendeten Antibiotikum-Zusätze beurteilen zu können. LITERATURANGABEN Ayele WY, Bartos M, Svastova P, Pavlik I: Distribution of Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis in organs of a naturally infected bull-calves and breeding bulls. Vet. Microbiol. 2004. 103 (3-4), 209-217. Edmonson JE, Tallmonn KL, Herman HA: A study of the types of bacteria in bovine semen and their effect up on motility. J. Dairy Sci. 1948. 31, 681. Khol JL, Kralik P, Slana I, Beran V, Aurich C, Baumgartner W, Pavlik I: Consecutive excretion of Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis in semen of a breeding bull compared to the distribution in feces, tissue and blood by IS900 anf F57 quantitative real-time PCR and culture examinations. J. Vet. Med. Sci. 2010. 72 (10), 1283-1288. Larsen AB, Stalheim OH, Hughes DE, Appell LH, Richards WD, Himes EM: Mycobacterium paratuberculosis in the semen and genital organs of a semen-donor bull. J AM Vet Med Assoc 1981. 179, 169-171 Münster P, Völkel I, Wemheuer W, Schwarz D, Döring S, Czerny CP: A longitudinal study to characterize the distribution patterns of Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis in semen, blood and feces of a naturally infected bull by IS900 semi-nested and quantitative real-time PCR. 2012. Transbound. Emerg. Dis. (under Review). Weber MF, Kogut J, de Bree J, van Schaik G, Nielen M: Age at which dairy cattle become Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis faecal culture positive. Prev. Vet. Med. 2010. 97 (1), 29-36. Whittington RJ, Windsor PA: In utero infection of cattle with Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis: a critical review and meta-analysis. Vet. J. 2009. 179, 60-69. - 30 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 31 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Molekulare Typisierung von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) Isolaten aus dem Österreichischen Paratuberkulosebekämpfungsprogramm M. Dünser1, M. Altmann1, E. Sodoma1, P. Möbius2 1 Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Linz, AGES, Kudlichstraße 27, 4021 Linz, Österreich 2 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für molekulare Pathogenese, Naumburger Straße 96 a, 07743 Jena, Deutschland Einleitung Seit 2006 wird in Österreich ein Programm zur Bekämpfung der Klinischen Paratuberkulose bei Rindern, Schafen, Ziegen und Wildwiederkäuern in Gatterhaltung per Verordnung durchgeführt. Es besteht Anzeigepflicht für Wiederkäuer, die aufgrund der klinischen Symptomatik als Paratuberkulose verdächtig eingestuft werden. Die labordiagnostische Abklärung der klinischen Verdachtsfälle erfolgt zentral am AGES-Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Linz, zugleich Nationales Referenzlabor für Paratuberkulose. Erstmalig wurden MAP-Isolate aus dem gesamten Bundesgebiet einer molekularbiologischen Typisierung unterzogen, um Informationen über das Auftreten und die Verbreitung verschiedener Stämme zu erhalten. Material und Methode 165 MAP-Feldstämme, die im Zeitraum 2006 bis 2011 von 164 klinisch an Paratuberkulose erkrankten Wiederkäuern isoliert wurden, sind in die Typisierung einbezogen worden. Die molekularbiologische Typisierung aller Isolate erfolgte mittels IS900 RFLP unter Verwendung zweier Restriktionsenzyme (BstEII, PstI) sowie mittels MIRU-VNTR von 8 verschiedenen genomischen Loci (MIRU 292, X3; VNTR 25, 47, 3, 7,10, 32) in Anlehnung an MÖBIUS et al. (2008) und THIBAULT et al. (2007). Insgesamt gelangten 141 Rinderisolate aus 73 Betrieben und unterschiedlichen Rassen (Angus, Aquitaine Blonde, Braunvieh, Fleckvieh, Tiroler Grauvieh, Holstein Schwarzbunte, Jersey, Limousin, Murbodner, Piemonteser, Holstein Rotbunte, Dänische Melkrasse) sowie 19 Ziegenisolate aus einem Betrieb und 4 Isolate vom Rotwild zur Untersuchung. Ergebnisse Aufgrund der Kombination von RFLP und MIRU-VNTR konnten die 165 MAP Feldstämme in insgesamt 18 verschiedenen Typen unterschieden werden, die als AT1 bis AT18 klassifiziert wurden. Die Ergebnisse der Typisierungen sowie die Anzahl der Tiere bzw. Herden sind in Tabelle 1 dargestellt. Das Vorkommen der MAP-Typen in den einzelnen Rinderrassen sowie bei Ziegen und Wildwiederkäuern ist in Tabelle 2 dargestellt. - 32 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Tab.1: Molekulare Typisierung der 165 MAP-Feldstämme von Rindern, Ziegen (Z) und Rotwild (RW) AT 1 RFLP Profile C1-P1 INMV* Typen 1 2 C1-P1 2 3 3 C18PnewIII C1-P1 C18PnewII C1-PnewV C1-P7 C1-P1 C18PnewIII C1-P1 CnewIPnewIII C18-P1 C28PnewI C18-PI C1PnewIV C1-P1 CnewIIIPnewIV C14PnewIII 2 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 MIRU 292 X3 4 2 25 3 47 3 VNTR 3 7 2 2 2 3 3 2 2 2 8 58 3 2 3 3 2 2 2 8 18 Herden 8 1RW 31 3RW 6 17 2 3 3 1 2 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 8 8 8 4 6 3 2 1 5 1 3 4 2 2 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 8 8 4 2 3 3 2 2 2 8 9 1 2 15 5 1 2 9 new 2 2 3 2 2 5 3 2 3 2 2 2 2 2 2 6 8 1 1 1 1 17 1 3 4 1 2 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 8 8 1 1 1 1 2 2 3 3 2 2 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 8 8 5 1 2 1 12 2 2 3 2 2 5 3 2 3 2 2 2 2 2 2 8 8 3 19 1 1Z 2 3 2 3 3 2 2 2 8 1 1 *INMV: INRA-Nouzilly MIRU-VNTR - 33 - Σ 10 2 32 8 Tiere 16 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Tab.2: Das Vorkommen der MAP Typen AT1-18 bei verschiedenen Rinderrassen, Ziegen und Rotwild aus freier Wildbahn Rasse Tierart Angus Aquitaine Blonde Braunvieh Fleckvieh Grauvih Holstein Schwarzbunte Jersey Limousin Murbodner Piemonteser Holstein Rotbunte Dänische Melkrasse Ziegen Rotwild 1 2 3 4 5 6 2 3 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 3 1 2 2 1 3 10 9 5 3 25 1 1 5 1 1 3 12 1 2 3 3 1 3 1 15 1 1 5 1 1 4 2 1 1 1 1 1 19 1 3 Diskussion Obwohl 18 verschiedene MAP-Typen in einer relativ großen Anzahl untersuchter Isolate verschiedener Provenienz ermittelt werden konnten, wurde der MAP Typ AT2 (RFLP C1P1, INMV 2) in 42% der Herden nachgewiesen. Der MAP Typ AT2 konnten in 8 von 12 der betroffenen Rinderrassen sowie bei 3 von 4 untersuchten Rotwildisolaten nachgewiesen werden und stellt somit den vorherrschenden MAP-Typ in Österreich dar. 9 RFLP Profile sowie 1 INMV Profil konnten erstmalig beschrieben werden. Einzelnen MAP-Typen sind ausschließlich bei bestimmten Rinderrassen gefunden worden, ebenso wie die von Ziegen untersuchten Isolate. Die molekularbiologische Typisierung von Isolaten im Rahmen eines Paratuberkulose Bekämpfungsprogrammes kann in Verbindung mit der Auswertung von Tierbewegungen (Zu-/Verkäufe) zusätzliche Informationen über die Verbreitung dieser Infektionskrankheit geben. Literatur MÖBIUS, P., LUYVEN, G., HOTZEL, H., KÖHLER, H. (2008): High Genetic Diversity among Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis Strains from German Cattle Herds Shown by Combination of IS900 Restriction Fragment Length Polymorphism Analysis and Mycobacterial Interspersed Repetitive Unit Variable Number Tandem Repeat Typing. J. Clin. Microbiology, 46, 972-980 THIBAULT, V., GRAYON, M., BOSCHIROLI, M. L., HUBBANS, C., OVERDUIN, P., STEVENSON, K., GUTIERREZ, M.C., SUPPLY, P., BIET, F. (2007): New Variable Number Tandem Repeat Markers for Typing Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis and M. avium Strains: Comparison with IS900 and IS1245 Restriction Fragment Length Polymorphism Typing. J. Clin. Microbiology, 45, 2404-2410 - 34 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 35 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Zusammenhang zwischen Immunprofil und histopathologischen Veränderungen bei experimenteller Infektion von Ziegen mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis Anneka Soschinka, Michaela Meyer, Elisabeth M. Liebler-Tenorio, Heike Köhler Institut für molekulare Pathogenese, Friedrich-Loeffler-Institut, Naumburger Straße 96a, 07743 Jena Einleitung Die Paratuberkulose ist eine entzündliche Erkrankung des Magen-Darmtraktes der Wiederkäuer, die in Deutschland hohe wirtschaftliche Verluste hervorruft. Während Tiere in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien mittels Kultivierung des Erregers Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) aus dem Kot bzw. durch den Antikörpernachweis im Blutserum identifizierbar sind, ist die Diagnostik in der latenten Erkrankungsphase schwierig. Dies liegt u. a. an der erst spät im Erkrankungsverlauf einsetzenden Erregerausscheidung und Antikörperbildung. Aktuelle Ansätze zur Verbesserung der Diagnostik zielen auf eine Erhöhung der Sensitivität und Spezifität in frühen Infektionsstadien. Hierbei konzentriert man sich aufgrund der Immunbiologie der Mykobakterieninfektionen auf den Nachweis der zellulären Immunantwort. Eine frühe proinflammatorische Immunreaktion (Th1-Antwort) erleichtert bei der Paratuberkulose dem Wirt die Kontrolle der Erregervermehrung im Gewebe. Es ist bislang nicht bekannt, ob diese adaptive Immunantwort auch zu einer vollständigen Eliminierung von MAP aus dem Wirt führen könnte. Interferon-gamma (IFN-γ) stellt einen spezifischen Marker der Th1-Antwort dar, der sowohl in Vollblut als auch in Kulturüberständen isolierter Blutzellen (PBMC) nach einer Stimulation mit Johnin messbar ist. Zwar gilt der IFN-γ-Assay als viel versprechender Test zur Verbesserung der Frühdiagnostik der Paratuberkulose, es ist jedoch kein valides Testsystem erhältlich. Dies liegt daran, dass a) die derzeit zur Zellstimulation eingesetzten Antigene nicht spezifisch genug sind, um falsch-positive Reaktionen auszuschließen und b) unbekannt ist, ob exponierte, aber nicht (mehr) infizierte Tiere eine IFN-γReaktion ausbilden. Damit ist unklar, welche Informationen bezüglich des Infektionsstatus aus den Testergebnissen abzuleiten sind. Um letzteres Problem zu untersuchen, war das Ziel der vorliegenden Studie herauszufinden, ob eine frühe IFN-γ-Reaktion nicht nur mit einer MAP-Infektion, sondern auch mit einer Erregereliminierung korreliert. Da die Eliminierung schwer nachweisbar ist, sollten ergänzend zur Kotkultur der kulturelle MAP-Nachweis im Gewebe und die histologische Beurteilung von Gewebeveränderungen zur Bewertung des Infektionsstatus herangezogen werden. Material und Methoden Siebenundzwanzig Thüringer Wald Ziegen wurden in vier Versuchsgruppen (A – D, n = 6 bis 7) eingeteilt. Je eine Gruppe wurde ab dem dritten bzw. 42. Lebenstag zehn Mal im Abstand von zwei bis drei Tagen (d) mit 2 x oder 4 x 109 KbE/Tier/d oral inokuliert. Altersgleiche Kontrollgruppen (n = 6) wurden scheininokuliert. Anschließend erfolgte monatlich eine Blut- und Kotprobenentnahme. Aus dem Vollblut isolierte PBMC wurden spezifisch mit Johnin restimuliert und mittels in-house-ELISA die IFN-γ- sowie Interleukin-10Konzentration (IL-10) in den Zellkulturüberständen gemessen. Für die qualitative und quantitative Bestimmung der Antikörperreaktion gegen MAP kam ein kommerziell erhältlicher ELISA-Tests (Fa. ID-Vet) zum Einsatz. Die Anzüchtung des Erregers aus dem Kot erfolgte auf Festmedium. Die Beurteilung der Kulturen fand in 14-tägigem Abstand statt. Erfasst - 36 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 wurden der Zeitpunkt des Auftretens erster positiver Befunde und die Kolonieanzahl (semiquantitativ). Anschließend fand eine Subspeziesdifferenzierung mittels IS900- und IS1245-PCR statt. Zweiundfünfzig Wochen post inoculationem (p. i.) wurden die Ziegen euthanasiert und eine Sektion durchgeführt. Neben der makroskopischen Beurteilung vorhandener Veränderungen erfolgte die Entnahme zahlreicher Organproben aus dem Magen-Darmtrakt und den zugehörigen Lymphknoten für die kulturelle Erregeranzüchtung und histologische sowie immunhistochemische Untersuchungen. Veränderungen wurden in HE-gefärbten Paraffinschnitten beurteilt. Das Vorhandensein von MAP wurde immunhistochemisch unter Verwendung eines mykobakterienspezifischen Antikörpers nachgewiesen (siehe Dissertation Meyer, 2011). Für die Korrelation mit dem Immunprofil erfolgte eine Klassifizierung der Tiere zum einen aufgrund der Befunde am Darm und zum anderen aufgrund der Befunde an den Darmlymphknoten (Tabelle 1). Hierbei wurde im Darm die Verteilung der granulomatösen Veränderungen entlang des Darms und in der Darmwand, sowie die Menge der nachgewiesenen Erreger in den Läsionen einbezogen. In den Darmlymphknoten wurde zwischen dem Vorliegen granulomatöser Infiltrate und Granulomen mit ausgedehnten Nekrosen unterschieden. Tabelle 1: Klassifizierung der Tiere aufgrund der Befunde im Darm und an den Darmlymphknoten Score Befund n Darm 0 alle Lokalisationen ohne besonderen Befund 7 Veränderungen an den Peyerschen Platten im Jejunum und maximal zwei 1 weiteren Lokalisationen, vorwiegend fokal bis multifokal und pauzibazillär 13 Veränderungen an den Peyerschen Platten im Jejunum und mehr als zwei 2 weiteren Lokalisationen, vorwiegend multifokal bis diffus und multibazillär 7 Darmlymphknoten 0 1 2 alle beprobten Lymphknoten ohne besonderen Befund 4 ausschließlich granulomatöse Veränderungen, pauzibazillär 1 Granulom(e) mit ausgedehnten Nekrosen, pauzi- oder multibazillär 22 Da Unterschiede infolge der Inokulationsdosis und des Inokulationszeitpunktes statistisch ausgeschlossen werden konnten, wurden die Tiere entsprechend dieser Klassifizierung neu gruppiert und Unterschiede in der IFN-γ-, IL-10- und Antikörperreaktion mit dem U-Test nach Mann und Whitney ermittelt. Ergebnisse Die IFN-γ-Reaktion der Versuchsgruppen war ab der 12. Woche p. i. im Vergleich zu den Kontrollgruppen signifikant erhöht. Sie erreichte 28 Wochen p. i. ihren Höhepunkt, fiel anschließend ab, um 48 Wochen p. i. erneut anzusteigen. Unabhängig von der Inokulation war eine frühe IL-10-Reaktion bis zu einem Alter der Tiere von etwa 24 Wochen nachweisbar. Positive Antikörperreaktionen waren in den Versuchsgruppen ab der 16. Woche p. i. messbar, wobei der Reaktionsverlauf dem der IFN-γ-Reaktion entsprach. Drei Versuchstiere zeigten keine positive Antikörperreaktion. - 37 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Eine Erregerausscheidung mit dem Kot zu mehr als zwei Beprobungszeitpunkten ab der 8. Woche p. i. wurde für 89 % der Versuchstiere nachgewiesen. Zum Sektionszeitpunkt wiesen neun von 27 Versuchstieren ein positives Kulturergebnis im Kot, 20 im Darm und 23 in Lymphknoten auf. Bei vier inokulierten Tieren konnte in den untersuchten Gewebeproben MAP kulturell nicht nachgewiesen werden, es traten jedoch deutliche Lymphknotenveränderungen (Score 2) auf. Wenn die Tiere entsprechend der Befunde im Lymphknoten gruppiert wurden, variierten die IFN-γ-Reaktionen quantitativ weniger stark als nach Gruppierung der Tiere entsprechend ihrer Darmveränderungen. Ziegen, die zum Zeitpunkt der Sektion keine Veränderungen in den Lymphknoten aufwiesen, zeigten im Vergleich zu Tieren mit stärker ausgeprägten Läsionen das Maximum der IFN-γ-Reaktion deutlich früher (16. bis 20. Woche p. i. versus 28. Woche p. i.). Bei drei dieser vier Tiere war der Erreger kulturell im Lymphknoten nachweisbar, eines dieser Tiere wies eine geringe Ausscheidung mit dem Kot auf. Bei der vierten Ziege war MAP weder aus dem Kot noch aus Lymphknoten oder Darm isolierbar. Das Auftreten starker Läsionen sowohl im Lymphknoten als auch im Darm schien mit einer stärkeren IFN-γ-Sekretion der PBMC in der zweiten Versuchshälfte assoziiert zu sein. Die Antikörperreaktion von Lämmern die zum Versuchsende ausgeprägte Lymphknotenbzw. Darmläsionen aufwiesen, lag bereits ab 20 Wochen p. i. über der von Tieren ohne bzw. mit geringen Gewebeveränderungen. Schlussfolgerungen Die frühe Antikörperreaktion entspricht nicht dem etablierten Modell der Immunantwort gegenüber MAP. In dem hier verwendeten Modell einer experimentellen Infektion von Ziegen ist sie möglicherweise auf die hohen Inokulationsdosen zurückzuführen. Die Korrelation einer späten IFN-γ-Reaktion mit starken histologischen Veränderungen zeigt, dass sich diese Tiere zum Zeitpunkt der Sektion noch in der Phase der aktiven Auseinandersetzung mit dem Erreger befanden. Die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass eine frühe IFN-γ-Reaktion zu einer effektiven Kontrolle, jedoch nicht zur Elimination von MAP führt. Positive Tiere im IFN-γ-Test wären demnach als infiziert anzusehen. In diesem Fall würde sich der IFN-γ-Assay zur Einzeltierdiagnostik auch innerhalb von Bekämpfungsprogrammen eignen. Bei einem Tier war jedoch eine Infektion nicht nachweisbar. Es konnte retrospektiv nicht festgestellt werden, ob dieses Tier nicht infiziert war oder MAP eliminieren konnte. Unter der Annahme, dass eine Erregerelimination stattfindet, wären Test-positive Tiere nicht zwingend infiziert. In diesem Fall würde der Einsatz zur Einzeltierdiagnostik im Rahmen von Sanierungsprogrammen ggf. zur Merzung der Tiere führen, die in der Lage sind, eine sterile Immunität zu entwickeln. Dennoch wäre der Test für die Herdendiagnostik geeignet, da er auch exponierte Tiere erkennt. Insbesondere in niedrig prävalenten Beständen und für solche, in die die Paratuberkulose erst kürzlich eingetragen wurde, könnte sich dies als Vorteil erweisen. Michaela Meyer: Klinische und pathologische Befunde nach experimenteller Infektion von Ziegenlämmern mit Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis. Diss. Stiftung TIHO, 2011. http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/meyerm_ws11.pdf Teilweise gefördert durch die Tierseuchenkassen Thüringen, Hessen, MecklenburgVorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. - 38 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 39 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Parallel processing of various sample types for detection of RNA and DNA pathogens in veterinary diagnostics Ralf Klingenstein, Lillian Roth, Denis Flügge, Sandy Leifholz QIAGEN GmbH, QIAGEN Straße 1, 40724 Hilden Veterinary pathogen detection by real-time PCR and RT-PCR is widely replacing classical culture based methods due to higher sensitivity and speed. A key factor for successful amplification and detection of pathogen nucleic acids is an effective and robust sample preparation method providing reliable purification and maximum recovery of DNA and RNA. This applies particularly for many animal derived sample materials typically used for veterinary pathogen detection due to complex and variable matrix characteristics which can pose high demands on sample preparation. For most sample types, dedicated solutions for nucleic acid isolation are available. But sequential analysis of varying sample types using specialized methods costs hands-on time, and handling differences between different protocols increase the risk of errors. Veterinary pathogen detection workflows can be streamlined by parallel processing of different samples which vary in regard to pathogen type and sample material. Localization of pathogens or workflow demands may require pathogen nucleic acid isolation from whole blood samples. The composition of animal whole blood can lead to clogging of silica membranes in current spin column based sample preparation kits. This can result in lower purification efficiency and carry-over of inhibitory substances into the eluate, leading to impaired downstream performance of the samples. The new QIAamp cador Pathogen Mini Kit uses proven silica membrane based spin-column nucleic acid amplification and allows for co-purification of RNA and DNA pathogens from a broad range of veterinary sample types. Furthermore, undiluted animal whole blood can be processed with greatly reduced risk of silica membrane clogging. Viral RNA and DNA and bacterial DNA are efficiently extracted from whole blood samples. Efficiency and reliability of pathogen detection can be further increased by automation of sample preparation and PCR set-up, and by use of universal real-time PCR cycling protocols. We demonstrate how the QIAamp cador Pathogen Mini Kit can be applied for parallel processing of various sample types and for reliable processing of animal whole blood samples. We describe an automated workflow for efficient nucleic acid isolation and detection from animal samples. - 40 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 41 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Aktueller Stand der BHV1 Bekämpfung aus nationaler Sicht Eine vergleichende Datenauswertung von 2005 – 2011 Detlef Höreth-Böntgen und Doris Kämer Friedrich-Loeffler Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Institut für Epidemiologie, Seestraße 55, D-16868 Wusterhausen / Dosse Mit der Anpassungsentscheidung der EU Kommission zu 2004/558/EG vom 12. Oktober 2011, die Freiheit von Infektiöser Boviner Rhinotracheitis (IBR) in bestimmten Verwaltungsgebieten Deutschlands betreffend, sind die langjährigen Bemühungen (seit 1998) des Bundeslandes Bayerns zur Erlangung des „Artikel 10 Freiheit Status“ bestätigt und durch entsprechende Änderung im „Annex II“ der Richtlinie 64/432/EWG bekannt gemacht worden. Die Gesamtkosten des Bekämpfungsprogramms beliefen sich nach bayerischen Angaben auf ca. 37 Mio. €. Für alle übrigen Bundesländer gilt weiterhin der Status nach „Artikel 9“. Mit Ausnahme von Bayern bleibt Deutschland entsprechend im „Annex I“ der Richtlinie gelistet. Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der BHV-1-Bekämpfung und beleuchtet den Entwicklungsverlauf seit der letzten Novellierung der nationalen BHV1Verordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Dezember 2005, veröffentlicht im Bundesgesetzblatt 2005 am 23. Dezember (BGBL. I S. 3520). Die BHV-1-Situation und -Bekämpfung in anderen europäischen Mitgliedsstaaten wird dargestellt und in den Kontext mit der deutschen Situation, auf der Basis der für Deutschland gesammelten Daten aus den Jahresmeldungen von 2005 bis 2011, gestellt. Dieser Zeitraum wurde wegen der bereits erwähnten Novellierung der nationalen BHV1-Verordnung gewählt, da ab diesem Zeitpunkt, durch die damit einhergehende Einführung begleitender Unterstützungsmaßnahmen der Tierseuchenkassen der Länder, deutlich erkennbare Fortschritte zu verzeichnen sind. Rechnet man die Gesamtfreiheit von Bayern im Jahr 2011 mit ein, so hat der Anteil ungeimpfter BHV1-freier Zucht-Bestände in Deutschland inzwischen fast die 90% Marke erreicht, gegenüber den 76 Prozent im Jahre 2005. Für die übrigen Bundesländer wird der erreichte Bekämpfungsstand vom 31. Dezember 2011 im Einzelnen ausführlich dargelegt. Nicht nur für den Zuchtbereich, sondern auch für den Mastbereich wird der aktuell erreichte Zustand dargestellt. Der Vortrag beleuchtet die Schwankungsbreite freier ungeimpfter Zuchtbestände bei Flächenländern und bei den 3 Stadtstaaten, sowie auch die vergleichbaren Schwankungen bei den ungeimpften Zuchttieren. Es werden die aktuellen Zahlen mit Ablauf des Jahres 2011 in die Betrachtung miteinbezogen. Die Bekämpfung der Bovinen Herpesvirus Infektionen vom Typ 1 (BHV1) oder IBR in den Rinderbeständen in Deutschland ist nicht einheitlich verlaufen. Dies liegt zum Einen an der unterschiedlichen Landwirtschaftsstruktur der verschiedenen Bundesländer, auch an historischen Entwicklungen und Erfahrungen bei der Anwendung unterschiedlicher Bekämpfungsstrategien und an den verschieden Betriebsformen (Mast, Zucht oder deren Kombinationsformen). Bedeutend in diesem Zusammenhang sind die verschiedenen angewandten Bekämpfungsverfahren, wie z. B. Gesamtbestandsimpfung, Reagentenimpfung oder Reagenten Selektion mit zeitnaher Entfernung aus dem Bestand ohne Impfung. - 42 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Bereits bestehende innerdeutsche Handelsbeschränkungen zwischen BHV1-freien und nicht freien Regionen und damit verbundene Quarantänemaßnahmen und Statuszertifizierungen haben sich durch den „Artikel 10 Status“ von Bayern weiter verschärft und führen zu neuen Problemen im Tierverkehr mit benachbarten Bundesländern. - 43 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BHV 1 - Sachsen-Anhalt auf dem Weg zum Artikel-10-Status Andreas Tyrpe Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Leipziger Straße 58, 39112 Magdeburg Das verpflichtende BHV 1-Tilgungsverfahren in Sachsen-Anhalt geht bereits in das 17. Jahr. Eine epidemiologische Auswertung der Daten des Verfahrens ab 1996 hat ergeben, dass der Verlauf der Tilgung zunächst als nahezu ideal zu bezeichnen war. Jedoch muss selbstkritisch konstatiert werden, dass die zeitliche Stagnation des Verfahrens, wenn auch auf hohem Niveau, nicht zufriedenstellend ist. Um die Tilgung der BHV 1 in Sachsen-Anhalts Rinderbeständen in absehbarer Zeit zu erreichen und damit auch den Status eines anerkannt freien Gebietes nach Artikel 10 der Richtlinie 64/432/EWG, mussten und müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden. Zu den Rahmenbedingungen für eine Artikel 10-Anerkennung eines Gebietes mit ehemals flächendeckender BHV 1-Markerimpfung wurde bereits auf dem sechsten Stendaler Symposium berichtet. Bereits umgesetzte und noch vorgesehene Maßnahmen und Aktivitäten zur Erreichung des vorgenannten Zieles sollen nachfolgend stichpunktartig aufgeführt werden: - Regelung zum Umgang mit vereinzelt reaktiven Befunden in BHV 1-freien Betrieben, Regelung zur beschleunigten Reagentenselektion in den restlichen Tilgungsbeständen, Umsetzung eines flächendeckenden Impfverbotes ab 1. April 2012, aktive Mitwirkung in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Anpassung der BHV 1Verordnung mit dem Ziel, Regelungen für Regionen, die sich in der Endphase des Tilgungsverfahrens befinden, aufzunehmen (Impfausstieg, Überwachung, Umgang mit Mastrinderbeständen). Insbesondere durch den flächendeckenden Impfausstieg in diesem Jahr soll der Startpunkt für den Beginn der Dreijahresfrist ohne Impfung gesetzt werden, die nach dem O.I.E. Standard Voraussetzung für ein BHV 1-freies Gebiet und letztlich auch für eine Anerkennung nach Artikel 10 der bereits zitierten Richtlinie ist. Parallel dazu ergibt sich die Möglichkeit, die Überwachungsdiagnostik auf einen VollantigenELISA umzustellen und damit noch sicherer zu machen. Am Ende wird auch entscheidend sein, ob es gelingt, die Tilgungsanstrengungen in den anderen Bundesländern in einem annähernd gleichen Zeitraum zum Abschluss zu bringen. Nur so können handelsbedingte Risiken und Handelshemmnisse bezüglich der BHV 1Infektion weiter minimiert werden. - 44 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 45 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BHV1-Bekämpfung – Hat Thüringen die Zielgerade erreicht? Michael Elschner Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit Werner-Seelenbinder-Straße 6, 99096 Erfurt Der Stand der Bovinen Herpesvirus1 (BHV1)-Bekämpfung in Thüringen und deren Sanierungsfortschritt unter besonderer Betrachtung der Jahre 2009 bis 2011 werden dargestellt. Das Ziel der BHV-1-Bekämpfung ist das Erreichen und die Anerkennung als BHV1-freie Region gemäß Artikel 10 der Richtlinie 64/432/EWG. Thüringen hat in den letzten drei Jahren deutliche Fortschritte bei der Sanierung der Rinderbestände vom BHV1 erzielt. Bis Ende des ersten Quartals 2012 erreichten 93 % der Rinder haltenden Betriebe, in denen 76 % der Rinder gehalten werden, den Status „BHV1frei“. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr nur einen sehr geringen Zuwachs um + 0,6 % bei den Betrieben (Vorjahr: 5,3%) und 3,6 % bei den Tieren (Vorjahr: 10,1%). Aktuell gibt es noch 39 Betriebe, in denen insgesamt noch 1.200 BHV1-infizierte Tiere stehen. Diese grundsätzlich guten Sanierungserfolge sind das Ergebnis des engagierten, erfolgreichen Zusammenwirkens von Landwirten, Tierärzten und Veterinärbehörden. Der konsequenten Entfernung der BHV1-positiven Tiere (Reagenten) aus den Beständen muss oberste Priorität eingeräumt werden, um die kontinuierliche Zunahme BHV1-freier Bestände sowie den Schutz bereits freier Bestände vor Neuinfektionen zu sichern. Landwirtschaftliche Verbände, Veterinärbehörden und Tierseuchenkasse erklären als Ziel, dass spätestens bis zum 31.12.2012 alle Reagenten entfernt/geschlachtet werden sollen. Alle Rinder haltenden Betriebe in Thüringen sollten den Eintritt in das Anerkennungsverfahren anstreben und somit den Status der BHV1-Freiheit möglichst zeitnah erlangen. Derzeit wird versucht, den kontrollierten Impfausstieg in Beständen mit BHV1-freiem Status zu forcieren. Dabei wird zuerst die Impfung bei den nachwachsenden Kälbern beendet und mit der frühzeitigen serologischen Kontrolle der freien Nachzucht abgesichert. Ein generelles Treibe- und Weideverbot für BHV1-positive Rinder ab Mitte 2012 sowie grundsätzliches Impfverbot ab 2013 mit Ausnahmen in begründeten Fällen sollen die Bekämpfungsaktivitäten verstärken. In der Endphase der BHV1-Sanierung wird es zunehmend schwieriger, den in der Vergangenheit erreichten Fortschritt kontinuierlich fortzuführen. Das wird zum Beispiel daran erkennbar, dass im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr 2010 ein deutlich geringerer Bekämpfungsfortschritt erreicht wurde. Auch Neu- bzw. Reinfektionen wurden in Betrieben beobachtet, die bereits „BHV1-frei“ waren. Die Ursachen dafür sollten durch Veterinäramt, Hoftierarzt und Tiergesundheitsdienst gemeinsam mit dem Landwirt analysiert und bestandsspezifische Maßnahmen zur Verhinderung zukünftiger Rückfälle getroffen werden. Für jeden Betrieb, der noch Reagenten in der Herde hat, ist aus wirtschaftlichen Gründen eine erfolgreiche BHV1-Sanierung unumgänglich. Nicht ausgesonderte Reagenten stellen für die übrigen Tiere der Herde regelrechte „Zeitbomben“ dar. Neben dem beeinträchtigten Gesundheitsstatus der Herde führen Handelsbeschränkungen, aufwändigere Blutprobenentnahmen und höhere Tierseuchenkassenbeiträge für nicht anerkannt BHV1freie Haltungen zu erheblichen zusätzlichen Kosten. Die Aktivitäten der beteiligten Landwirte, Tierärzte und Veterinärbehörden müssen in dieser schwierigen Endphase der Sanierung – sozusagen auf der Zielgeraden der BHV1– Sanierung in Thüringen - gemeinsam bis zur erfolgreichen Tilgung dieser Tierseuche konsequent fortgeführt werden. - 46 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 47 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Einsatzmöglichkeiten der HIT-Datenbank bei der Tierseuchenüberwachung (BHV-1) Andrea Wienecke HIT/ ZID-Datenbank im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ludwigstraße 2, 80539 München Das Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HIT) hat sich zu einer zentralen Plattform für die Erfassung von Einzeltier bezogenen Gesundheitsdaten im Rahmen der Seuchenbekämpfung entwickelt. Seit 2005 besteht die Möglichkeit für die Labore und Veterinärämter BHV1-Befunde in HIT zu dokumentieren. Die Erfassungsmöglichkeit für weitere Tierseuchen wie Leukose, Brucellose und BVD folgte. Mit Ausbruch der Blauzungenkrankheit wurde die Datenbank im Jahr 2007 um die Eingabemöglichkeit von Impfungen erweitert. BHV1-Einzeltierstatus Um eine hohe Datenqualität zu gewährleisten, erfolgen bei der Übermittlung der Untersuchungsdaten umfangreiche Plausibilitätsprüfungen auf Seiten der Datenbank. Auf Basis der gespeicherten Untersuchungsergebnisse und Impfdaten erfolgt in HIT unmittelbar nach deren Meldung die automatische Berechnung eines aktuellen BHV-1-Status für jedes Rind. Bei widersprüchlichen BHV-1- Gesundheitsdaten erhalten die Tiere einen speziellen Status, der auf diesen Sachverhalt hinweist. Bei der Erstellung von Untersuchungsanträgen in HIT kann unter anderem der BHV1-Status als Selektionskriterium angegeben werden; so sind betroffene Rinder für eine abklärende Untersuchung in HIT schnell auswählbar. Um sich einen Überblick über die Gesundheitsdaten zu verschaffen oder im laufenden Sanierungsverfahren Bestände mit BHV-1 Reagenten zu ermitteln, stehen in der Datenbank spezielle Abfrage- und Auswertungsmöglichkeiten und Statistiken zur Verfügung. Darüber hinaus liefert das „Bestandsregister mit Gesundheitsdaten“ wichtige Informationen zum jeweiligen Betrieb. BHV-1 Betriebsstatus Auf Grundlage der Erfahrungen bei der Umsetzung der Berechnung des BVD-Betriebsstatus wird nun auch die Berechnung des BHV1-Betriebsstatus in HIT umgesetzt. Basierend auf den rechtlichen Vorgaben der BHV1-VO wurde hierfür zusammen mit Fachvertretern der Länder ein Konzept entwickelt. Für die Ermittlung des BHV1-Betriebsstatus erfolgt zunächst die Berechnung des Bestandsregisters für die zur Berechnung ausgewählten Betriebe ab einem frei wählbaren Zeitpunkt bis heute. Auf der Grundlage dieses Bestandsregisters werden die Altersgruppen und der Kuhanteil für jeden einzelnen Tag ermittelt. Fehlende Informationen in der HIT, wie die, ob es sich um einen Milchvieh-, Mutterkuh oder Mastbetrieb handelt, die aufgrund des Verordnungstextes für die Einstufung des Betriebes erforderlich sind, können vom Veterinäramt geliefert werden. Stehen solche Zusatzangaben zum Zeitpunkt der Statusberechnung nicht zur Verfügung, greift immer das strengste Berechnungsregime. Die - 48 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Berechnung des BHV1-Betriebsstatus erfolgt für die in Abschnitt I der Verordnung vorgegebene Basisuntersuchung und die Kontrolluntersuchungen nach Abschnitt II. Für BHV1-freie Betriebe, die bereits in der Phase der Aufrechterhaltung sind, besteht die Möglichkeit, nur die Bedingungen der Kontrolluntersuchungen überprüfen zu lassen. Mit dem errechneten Betriebsstatus erhält die Veterinärverwaltung ein effizientes Instrument bei den täglichen Überwachungsaufgaben in der Tierseuchenbekämpfung! - 49 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 IBR-Programme in Europa Christoph Goetz1, Christoph Egli2, Werner Biermayer1, Hannah Pearse3 1 2 IDEXX GmbH Deutschland, Mörikestrasse 28/3, 71636 Ludwigsburg IDEXX Switzerland AG, Stationsstrasse 12, 3097 Liebefeld-Bern, Schweiz 3 IDEXX, Grange House, Sandbeck Way, Wetherby, United Kingdom Einleitung Die IBR ist eine virusbedingte Infektionskrankheit, die durch das weltweit vorkommende Bovine Herpesvirus 1 (BHV-1) ausgelöst wird und hohe wirtschaftliche Verluste bei Rindern verursacht. Die klinischen Symptome sind unter anderem Inappetenz, Milchrückgang, hohes Fieber (42 °C), Nasen- und Tränenfluss sowie starkes Speicheln. Husten, aber auch starke Dyspnoe können vorkommen. IBR-bedingte Aborte erfolgen meist im letzten Drittel der Trächtigkeit, zum Teil einige Wochen bis Monate nach klinischer IBR. Da die klinischen Symptome nicht pathognomonisch sind, und das Virus im infizierten Rind nur schwer detektierbar ist, bietet sich die IBR Antikörper Diagnostik als ideales Werkzeug zum Nachweis einer IBR-Infektion beim Einzeltier oder in einer Herde an. Aufgrund der hohen wirtschaftlichen Verluste, die durch die IBR verursacht werden, haben viele Länder zum Teil seit mehreren Jahren Kontroll- und Eradikationsprogramme etabliert. Dabei nimmt die Diagnostik einen äusserst wichtigen Platz ein. Dieser Vortrag gibt eine Übersicht zu IBR-Programmen in Europa. Situation in Europa Einige Länder in Europa wie die Schweiz, Österreich und die skandinavischen Länder1) haben die IBR bereits erfolgreich bekämpft. Die IBR-Freiheit wird mittels jährlichen Stichproben-untersuchungen überwacht. Dabei werden Tankmilch- und Einzelblutproben untersucht. Diese Länder besitzen den Status „BHV-1 frei“ entsprechend des Artikels 10 der EU-Richtlinie 64/432/EWG. Seit dem 25. November 1997 wird die Bekämpfung der IBR auch in Deutschland in Form der BHV-1-Verordnung gesetzlich geregelt. Die IBR wurde in der Bundesrepublik damit zu einer der anzeigepflichtigen Tierseuchen. Wichtige Bekämpfungserfolge wurden seither erzielt. Ganz Bayern ist zum Beispiel seit September 2011 IBR-freies Gebiet nach Artikel 10. In Spanien gibt es freiwillige lokale Programme, vor allem im Norden des Landes. Dabei werden auch gE-Markerimpfstoffe eingesetzt. Frankreich klassifiziert Rinderherden, indem Serumpools von bis zu 10 Seren untersucht werden. Positive Pools werden aufgelöst und die Einzelproben untersucht. Die Tankmilchdiagnostik nimmt einen eher kleinen Platz ein. Es wird kaum geimpft. In Holland gibt es ein freiwilliges IBR-Programm. Betriebe können über Tank- oder Blutuntersuchungen ein IBR-Freiheitszertifikat bekommen. In Grossbritannien und Irland kommt die IBR in Rinderherden endemisch vor. Schätzungsweise 50% der Herden sind infiziert. Es werden konventionelle Impfstoffe aber auch Markerimpfstoffe eingesetzt. In Irland werden nur Markerimpfstoffe verwendet. Es gibt keine nationalen oder offiziellen Kontrollprogramme. Einzig in Bullenstationen wird die IBR kontrolliert, um Import- und Exportregelungen zu erfüllen. Einige Labore bieten freiwillige, sogenannte CHECS (Cattle Health Certification Standards) IBR Programme an. In Italien hat einzig das Südtirol ein obligatorisches IBR Programm. In einigen anderen Provinzen gibt es Herdenqualifikationsprogramme. In den übrigen Regionen gibt es freiwillige Programme. In Belgien wurde 2011 ein IBR Eradikationsprogramm gestartet. - 50 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Diskussion Verschiedene Programme werden näher beschrieben (Probenarten, Testfrequenz, Tests, Organisation der Probensammlung und der Auswertung). Die Anwendung des gEMarkerkonzepts, welches die Differenzierung von gesunden, geimpften Rindern von infizierten Rindern mittels gE-Antikörper ELISA ermöglicht wird anhand der verschiedenen länderspezifischen Programme gezeigt. Referenzen 1. Åkerstedt J, Tarpai A, Mørk T. The surveillance and control programme for infectious bovine rhinotracheitis (IBR) and infectious pustular vulvovaginitis (IPV) in Norway. In: Sviland S, Hellberg H (editors). Surveillance and control programmes for terrestrial and aquatic animals in Norway. Annual report 2010. Oslo: Norwegian Veterinary Institute; 2011. ISSN 1503-1454. - 51 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 An overview of the results of IBR programmes in the Netherlands MH Mars and JJ Hage Animal Health Service, Arnsbergstr 7, Postbox 9, 7400 AA Deventer, the Netherlands In the Netherlands, IBR programmes have been implemented since 1998. After an initial obligatory programme, which lasted one year, only voluntary programmes have been used. Vaccination is not a part of official programmes, but DIVA vaccines are used in the Netherlands. The use laboratory tests, epidemiology, and risk analysis will be presented. Results of the programmes, and characteristics of participating herds will be presented. - 52 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 53 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Aktuelles aus dem NRL für BHV-1 Patricia König, Birgit Goerl, Martin Beer Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Virusdiagnostik, Südufer 10, 17493 Greifswald-Insel Riems Ringtest 2012 Im Mittelpunkt des Vortrages steht die Auswertung der Ergebnisse des BHV-1Ringvergleiches, der im März dieses Jahres vom NRL verschickt wurde. Es wurde ein Panel von 10 Serumproben zusammengestellt, das von den Teilnehmern mit allen zur Verfügung stehenden Testsystemen untersucht werden sollte. 34 diagnostische Laboratorien aus Deutschland haben teilgenommen. Erfreulicherweise war auch ein reges Interesse aus dem Ausland zu verzeichnen. 18 Untersuchungseinrichtungen aus anderen europäischen Ländern haben sich beteiligt. Dies erlaubt uns nicht nur, einen internationalen Vergleich der Qualität der Diagnostik zu ziehen, sondern ermöglicht zudem auch Einblicke in die Leistungsfähigkeit von Diagnostika, die in Deutschland bisher nicht eingesetzt wurden. BHV-1 gE-Diagnostik Die Einführung des von Idexx neu entwickelten Probenpuffers der 3. Generation scheint eine deutliche Entspannung der diagnostischen Problematik im Bereich der gE-Markerdiagnostik bewirkt zu haben. Die Erfahrungen des NRL mit dem neuen Testsystem werden kurz skizziert. Das Forum soll jedoch an dieser Stelle insbesondere für einen multilateralen Erfahrungsaustausch genutzt werden. Hierbei erscheinen uns speziell die Entwicklungen der Ergebnisse aus Beständen relevant, die in der Vergangenheit immer wieder durch unplausible gE-Ergebnisse aufgefallen waren. Konventionelle BHV-1-Diagnostik In der Endphase der BHV-1 Sanierung wird mit steigendem Anteil ungeimpfter, BHV-1-freier Bestände ein Auftreten unplausibler Ergebnisse bei Einzeltieren auffällig. Unspezifische Reaktionen oder mögliche Kreuzreaktionen mit anderen Wiederkäuerherpesviren können zu den sogenannten „Pseudoimpflingen“ führen. Die Interpretation solcher Ergebnisse ist meist schwierig und die zunehmende BHV-1-Freiheit führt zudem aufgrund des veränderten prädiktiven Wertes zu einer erhöhten Zahl falsch positiver Testergebnisse. In vielen Fällen kann dabei dennoch durch die Kombination von verschiedenen Testverfahren sowie durch die Überprüfung der epidemiologischen Plausibilität eine klare Entscheidung erreicht werden. Am NRL wurden zur Unterstützung von Lösungsansätzen Hyperimmunseren in Rindern nach Verabreichung inaktivierter ruminanter Herpesviren generiert. Spezifische Reaktionsmuster wurden in Kreuzneutralisationstesten und in unterschiedlichen PrototypELISA Testsystemen ermittelt. Neuentwicklungen auf dem diagnostischen Sektor Abschließend werden Neuzulassungen und Neuentwicklungen auf dem Gebiet der BHV-1 Diagnostik vorgestellt. - 54 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 55 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BoHV2-neutralisierende Antikörper erhöhen das Risiko für BoHV1Einzelreagenten in Milchviehbeständen des Alpenraums – Konsequenzen für die Überwachung Jens Böttcher1, Jennifer Boje2, Britta Janowetz1, Michaela Alex1, Patricia König3, Maria Hagg1, Franz Götz2, Konrad Renner2, Christian Otterbein2, Johann Mages2, Nobert Meier1, Gerhard Wittkowski1 1 2 Tiergesundheitsdienst Bayern e.V., Senator-Gerauer-Str. 23, 85586 Poing Veterinäramt in 87700 Memmingen, 87616 Marktoberdorf, 82362 Weilheim/Obb, 83043 Bad Aibling, und 87527 Sonthofen 3 Friedrich-Loeffler-Institut, Südufer 10, 17493 Greifswald-Insel Riems Bayern wurde am 12.10.2011 nach Artikel 10 64/432/EEC als BoHV1-frei anerkannt. Die Überwachung freier Herden erfolgt derzeit noch mittels einer vierteljährlichen Tankmilchuntersuchung. Nicht-negative Tankmilchproben werden über die Blutuntersuchung abgeklärt. Im Südwesten Bayerns wurde eine erhöhte Rate an Beständen mit nichtnegativem Tankmilchergebnis vorgefunden. Die Blutuntersuchung ergab epidemiologisch ungeklärte BoHV1-Einzelreagenten. Neunzehn Fallbestände (734 Tiere) mit Einzelreagenten, die mindestens zwei Jahre nach der Anerkennung der BoHV1-Freiheit geboren wurden, 23 BoHV1-negative Bestände aus der gleichen Region (NCI: 321 Tiere), 11 Bestände (NCII: 423 Tiere) aus einer BoHV1-freien Region (Oberfranken) und zwei BoHV1-infizierte Bestände (264 Tiere) wurden im BoHV1-, BoHV2- und FeHV1-Neutralisationstest (NT), dem CHEKIT Trachitest 2nd Gen. für Milch bzw. Serum, dem Herdchek gB- und –gE-ELISA untersucht. Der Anteil BoHV2-positiver Tiere war in den Fall-Beständen im Vergleich zu NCI/II signifikant erhöht. Die Reaktion als auch das Risiko einer positiven Reaktion im Herdchek gB-ELISA und im CHEKIT Trachitest 2nd Gen. war für Tiere mit BoHV2-neutralisierenden Antikörpern im Vergleich zu BoHV2-negativen Tieren signifikant erhöht. Einzelreagenten waren im gE-ELISA stets negativ, die S/N-Werte lagen über 0.95. Es konnte anhand von BoHV2-negativen Seren jeweils aus BoHV1-infizierten bzw. negativen Beständen gezeigt werden, dass der gE- und der gB-ELISA bei diesem Grenzwert eine vergleichbare Sensitivität haben. Der gE-Test mit einem Grenzwert von 0.95 wird in Bayern als modifizierter gE-Test bezeichnet. Die Bestandsmilchuntersuchung ist auf den Nachweis eines schwach-positiven Einzeltieres in einem Kuhbestand ausgerichtet. Damit werden Bestände mit Einzelreagenten bewusst vorselektiert. Ca. 0.7% der Tankmilchproben reagieren nicht-negativ. Bestände mit nichtnegativem Bestandsmilchergebnis, die sich im Blut nicht bestätigen oder im mod. gE-Test negativ sind, können nicht mehr über die Tankmilch kontrolliert werden, sie müssen jährlich blutserologisch untersucht werden. Die Zunahme der blutserologisch kontrollierten Bestände verteuert – trotz Artikel 10-Freiheit! - die BHV1-Kontrolle. Mit der Artikel-10-Anerkennung Bayerns bedarf die Freiheitskontrolle einer neuen Ausrichtung: Es sollten infizierte Bestände mit hoher Sicherheit aufgespürt werden, während Bestände mit BoHV2-induzierten Einzelreagenten irrelevant sind, da Tierimporte nach Bayern durch die Artikel 10-Garantien abgesichert werden. Der Eintrag von nicht latentem BHV1 in eine freie Herde führt zu einer hohen Seroprävalenz. Die Milchkontrolle sollte auf die frühzeitige Erkennung derartiger Ausbruchsbestände ausgerichtet werden. Vergleichende Titrationen von Einzelmilchproben BoHV1-infizierter Tiere und von BoHV2-induzierten Einzelreagenten in negativer Milch ergaben deutlich unterschiedliche Titrationskurven für beide Gruppen. Dieser Unterschied wird durch eine höhere Prävalenz von BoHV1-Reagenten in Ausbruchsbeständen (70-80%) - 56 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 zusätzlich verstärkt. Ein höherer Cut-off (z.B. Verdopplung der Grenzwerte) für die Bestandsmilchuntersuchung gewährleistet daher die Erkennung von Ausbruchsbeständen und reduziert die derzeitigen Kosten - bei einer viermaligen Bestandsmilchuntersuchung um 75%. Diese Vorgehensweise ist daher aus ökonomischer Sicht günstiger als der Wechsel von der viertel- auf eine halbjährliche Beprobung bei Beibehaltung der derzeitigen Grenzwerte. Unabhängig bleibt die Möglichkeit, das Zeitintervall der Beprobung zu verlängern, erhalten. Außerdem bietet sich der Vorteil, die Bestandsobergrenze von derzeit 50 laktierenden Kühen auf 100 oder 200 Kühen zu erweitern. Danksagung: Diese Arbeit wurde durch den Freistaat Bayern und die Bayerische Tierseuchenkasse finanziell gefördert. - 57 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Herpesmammillitis-Ausbruch in der Autonomen Provinz Bozen/Italien - PCR Nachweis von Bovinem Herpesvirus 2 Alexander Tavella1, Letizia Ceglie2, Franz Gögele3, Eva Robatscher1 1 Istituto Zooprofilattico Sperimentale delle Venezie, SCT-6, Bozen Istituto Zooprofilattico Sperimentale delle Venezie, SC5, Legnaro 3 Betrieblicher Tierärztlicher Dienst, Gesundheitsbezirk Meran (in Ruhestand) 2 Einleitung: Die Herpesmammillitis ist eine sporadisch auftretende ulcerative Erkrankung der Zitzen- und der Euterhaut, die durch das bovine Herpesvirus 2 (BHV-2) verursacht wird. Die Übertragung des Virus erfolgt mit dem Melkzeug (Winter, 2009); die Verschleppung des Erregers über Stechfliegen wird vermutet (Grunert et al., 1996; Gründer, 2002; Imai et al., 2005). Diese Infektionskrankheit tritt vor allem bei erstlaktierenden Kühen auf, wobei die Morbidität zwischen 20 und 90% liegen kann (Grunert et al., 1996; Gründer, 2002; Torres et al., 2009). Stresssituationen (Geburt, Futterwechsel, Transport) gelten als Auslöser des klinischen Ausbruches einer latenten Infektion. Kurzbericht: In diesem Kurzbeitrag wird über den Ausbruch von boviner Herpesmammilitis Ende August bis Mitte Oktober 2010 in fünf Rinder haltenden Betrieben in Südtirol (Italien) berichtet. In den erwähnten Betrieben waren vor allem jene Kühe betroffen, die während des Sommers auf Almweiden gehalten wurden und engen Kontakt mit Tieren aus fremden Betrieben hatten. Die klinischen Symptome traten zunächst bei einzelnen Tieren auf, breiteten sich jedoch innerhalb kürzester Zeit auf die anderen Rinder im Stall aus. Die Morbidität erreichte in den betroffenen Betrieben 80%. Nicht nur erstlaktierende, sondern auch ältere Kühe waren betroffen. Die Übertragung des Erregers mit dem Melkzeug wurde angenommen. Symptomatik: Die Tierhalter berichteten zunächst über eine schmerzhafte Ödemisierung der Zitzen und des Euters mit bläulicher Verfärbung der Haut und Bläschenbildung. Die Vesikeln platzten in der Regel bereits nach 24 Stunden auf und es entwickelten sich rasch feuerrote ulzerierende Läsionen, die schwarze Krusten bildeten. Die Hautläsionen wurden vorwiegend an den Zitzen und an der Euterhaut festgestellt, in den meisten Fällen erstreckten sich die Hautveränderungen aber auch auf den Euterspiegel und auf das Perineum aus. Bei einem einzigen Rind waren außer Zitzen- und Euterhaut auch die Haut an Rumpf, Gliedmaßen, Hals und Kopf von zahlreichen Läsionen betroffen. Die generalisierte Form der Infektion durch BHV-2 wird auch als „Pseudo-Lumpy skin disease“ beschrieben und tritt vorwiegend in wärmeren Zonen auf (Gründer, 2002). Labordiagnostik: Material: In den betroffenen Betrieben wurde von den zuständigen Tierärzten Krustenmaterial für die Laboruntersuchung entnommen. In drei Betrieben wurden weiters Blutproben für die Untersuchung auf Virus-DNA (PCR) gezogen. - 58 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 PCR: 23 Serumproben sowie 15 Proben aus Krustenmaterial wurden mittels konventioneller PCR und nachfolgender Restriktionsanalyse, wie von De-Giuli et al. (2002) beschrieben, untersucht. Die DNA-Extraktion erfolgte unter Verwendung des kommerziellen High Pure PCR Template Preparation Kits (Roche Diagnostics)). Der Nachweis des DNA Polymerase Gens (UL30) erfolgte mithilfe eines für BHV2 und BHV4 spezifischen forward primers und einem degenerierten reverse primer. Das Amplifikat wurde anschließend unter Verwendung des Restriktionsenzyms DdeI gespalten. Für die Auftrennung der PCR-Produkte wurde ein 7% Polyacrylamid-Gel (silver stain) verwendet. Zur Bestätigung der Ergebnisse wurden einige ausgewählte PCR-Produkte durch Sequenzierung zusätzlich abgesichert. Virusisolierung: Für die Virusisolierung wurde das Krustenmaterial 1:5 verdünnt und auf REB-Zellsuspension (primary bovine kidney embryonic cells) in einem CO2-Brutschrank bei 37°C inokuliert. Nachdem nach 7 Tagen noch kein zytopathischer Effekt auftrat, erfolgte nach zwei GefrierAuftau-Zyklen eine weitere Inokulation auf REB-Zellen. Elektronenmikroskopie: Fünf Krustenmaterialproben wurden auch mittels Elektronenmikroskopie untersucht, es konnte jedoch kein Virus nachgewiesen werden. Es sei jedoch erwähnt, dass nur oberflächliche Krustenanteile entnommen wurden. Ergebnisse: Eine von insgesamt 23 Serumproben und 8 von 15 Krusten ergaben das für BHV-2 erwartete Amplifikationsprodukt von 278bp. Die anschließende Verdauung durch das Restriktionsenzym DdeI ließ DNA-Banden von 142bp und 124bp erkennen. Somit konnten die Proben als BHV-2 identifiziert werden. Die anschließende Sequenzierung des Amplifikationsproduktes bestätigte das Ergebnis, indem es die erhaltene Sequenz eindeutig dem BHV-2 DNA Polymerase Gen zuwies (GenBank accession nr. AF181249). Die Isolierung des BHV-2 Virus gelang nicht, dies könnte vermutlich auf das mehrmaligen Einfrieren und Auftauen der Proben zurückzuführen sein. Weiters ist die Tatsache zu berücksichtigen, dass in vielen Fällen die Virusisolierung nicht möglich ist, da die Hautläsionen oft erst nach der erfolgten Serokonversion erscheinen und die Antikörper die Isolierung des Virus hemmen können. Literatur: De-Giuli L., Magnino S., Vigo PG, Labalestra I., Fabbi M. (2002): Development of a polymerase chain reaction and restriction typing assay for the diagnosis of bovine herpesvirus 1, bovine herpes virus 2 and bovine herpesvirus 4 infections. J Vet Diagn Invest 14, 353-356. Gründer H.-D. (2002): Krankheiten von Haarkleid, Haut, Unterhaut und Hörnern. In: Innere Medizin und Chirurgie des Rindes, 4., vollständig neu bearbeitete Auflage. Parey Buchverlag, 53 Grunert E., Hoedemaker M., Weigt U. (1996): Euterkrankheiten. In: Buiatrik Band I, Euterkrankheiten, Geburtshilfe und Gynäkologie, Andrologie und Besamung. Verlag M. & H. Schaper, 28 - 59 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Imai K., Ishihara R., Nishimori T. (2005): First demonstration of Bovine Herpesvirus 2 infection among cattle by neutralization test in Japan. J Vet Med Sci 67, 317-320 Kemp R., Holliman A., Nettleton P.F. (2008): Atypical bovine herpes mammillitis affecting cows and calves. Vet Rec 163, 119-121 Torres F.D., Almeida S.R., Silva M.S., Weiblen R., Flores E.F. (2009): Distribution of latent bovine herpesvirus 2 DNA in tissues of experimentally infected sheep. Res Vet Sci 87, 161166 Winter P. (2009): Klinik der Zitzenerkrankungen, Infektiöse Ursachen. In: Praktischer Leitfaden Mastitis, Vorgehen beim Einzeltier und im Bestand. Parey Verlag, 113 Adresse des korrespondierenden Autors: Dr. Alexander Tavella Istituto Zooprofilattico Sperimentale delle Venezie Institut für Tierseuchenbekämpfung Via Laura Conti Weg, 4 I-39100 Bozen – Italien [email protected] - 60 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 61 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BHV-1 Tankmilchserologie: Aktuelle Untersuchungsergebnisse, Probleme und Lösungsansätze Jens Brackmann LUFA Nord-West, Ammerländer Heerstrasse 123, 26129 Oldenburg, [email protected] Einleitung Die Untersuchung von Tankmilchproben auf BHV-1-Antikörper ist ein wichtiger Bestandteil der Überwachung der BHV-1-Freiheit in niedersächsischen Rinderbeständen. Im Jahr 2011 wurden in unserem Institut ca. 21.000 Tankmilcheinsendungen aus ca. 7.000 niedersächsischen Betrieben auf BHV-1-Antikörper untersucht. Der größte Teil der Proben wurde im Rahmen der Milchkontrolle genommen, ein geringerer Teil von den Hoftierärzten. Es kommen Tankmilchproben zur Untersuchung, die Gemelke von maximal 50 Tieren enthalten. Die Proben werden im Chekit BHV1-Tank Milk ELISA der Fa. IDEXX untersucht und nach dem vorgegebenen Schema in Abhängigkeit von der Anzahl der gemolkenen Tiere ausgewertet. Dieses Verfahren ist sehr sensitiv, da es gewährleisten soll, dass ein Neuausbruch sowie das Einbringen geimpfter Tiere in ungeimpft negative Bestände frühzeitig erkannt wird. Ein gewisser Anteil an unspezifischen Reaktionen wird dabei in Kauf genommen. Um die Qualität der Tankmilchdiagnostik in unserem Labor konstant zu halten wird jede Charge des Testes einer Chargenprüfung unterzogen und auf jeder Platte eine BHV-1 positive Tankmilchprobe in einer schwach positiven Verdünnungsstufe mitgeführt. Im vergangenen Jahr war im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg des Anteils an fraglichen und positiven Untersuchungsergebnissen zu beobachten. Immer wieder traten Fälle auf, in denen Tankmilchproben wiederholt fraglich wurden, durch eine Blutuntersuchung jedoch kein BHV-1 positives Tier im Bestand nachzuweisen war. Die Feststellung des tatsächlichen Anteils an falsch fraglichen und positiven TankmilchUntersuchungsergebnissen durch Matrixeffekte ist mitunter schwierig. Nachuntersuchungen werden in Abhängigkeit vom verantwortlichen Landkreis oder vom Tierhalter nicht einheitlich durchgeführt und sind daher für uns teilweise schwer nachvollziehbar. Ewas aufschlussreicher ist die Auswertung von positiven Einzelmilchproben, die im Rahmen von Abklärungsuntersuchungen anfallen und im gleichen ELISA-Test untersucht werden. Für 60 in der Einzelmilch auffällige Tiere konnten wir ein Blutuntersuchungsergebnis im BHV-1-gBELISA ermitteln. Von diesen 60 Tieren wurden nur 17 BHV-1 positiv bestätigt, die Blutproben der restlichen 43 Tiere waren negativ. Im Vortrag werden detaillierte Auswertungen der in unserem Institut durchgeführten Untersuchungen dargestellt, um Rückschlüsse auf die tatsächliche Spezifität der BHV-1Tankmilchdiagnostik in unserem Hause zu ermöglichen. Außerdem soll geprüft werden, ob wir von Laborseite das Auftreten unspezifischer Reaktionen ohne Sensitivitätsverlust minimieren bzw. fragliche und positive Tankmilchergebnisse mit der Tankmilchprobe weiter abklären können. Lösungsansätze: • Durch eine Vorbehandlung von Tankmilchproben wurde versucht unspezifische MatrixEffekte zu beseitigen. • Es wurde geprüft, ob zwei gB-ELISAs (Herdcheck IBR gB (IDEXX) und Cattletype BHV-1 gB (LDL)) die in Deutschland nur für die Untersuchung von Einzelmilchproben zugelassen sind, durch eine Konzentrierung der Antikörper in der Tankmilchprobe auf - 62 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Milchpools und Tankmilchproben anwendbar sind. Die Konzentrierung wurde mit Hilfe des Cattletype Milk Prep Kit (LDL) durchgeführt. Zur Untersuchung kamen unter anderem Verdünnungsreihen von stark und schwach positiven Einzelmilchproben in negativer Milch. • In Zusammenarbeit mit ausgewählten Landkreisen wird, versucht den tatsächlichen Anteil an unspezifischen Reaktionen zu ermitteln. Ergebnisse: Erste Auswertungen haben ergeben, dass der Anteil an fraglichen und positiven Untersuchungsergebnissen nicht in allen Landkreisen gleichermaßen gestiegen ist. Die Ursache für das vermehrte Auftreten fraglicher und positiver Untersuchungsergebnisse ist also nicht nur in der Diagnostik zu suchen. Möglicherweise sind in einigen Landkreisen häufiger Bestände mit Impftieren eingesendet worden bzw. Impftiere in bisher negative Bestände gelangt. Da uns aber zahlreiche Fälle ohne nachgewiesene Impftiere oder BHV-1Reagenten vorlagen, wurden verschiedene Versuche im Labor durchgeführt. Als erster und für das Labor leicht umzusetzender Lösungsansatz wurden zunächst 166 auffällige Tankmilchproben mit Labferment versetzt und durch eine Inkubation bei 37°C und anschließender Zentrifugation das Milchserum gewonnen. Das Milchserum wurde direkt im Chekit BHV-1 Tank Milk ELISA eingesetzt. Durch das Auslaben der Proben konnten unspezifische Matrixeffekte allerdings nicht beseitigt werden. Im nächsten Ansatz wurden negative und auffällige Tankmilchproben aus bekannten Beständen ohne BHV-1-Impftiere unter Verwendung des Cattletype Milk Prep Kit aufkonzentriert und die Eluate im Chekit BHV1-Tank Milk ELISA untersucht. Die aufkonzentrierten Tankmilchproben waren in unseren Händen nicht für eine Untersuchung in diesem ELISA geeignet, da es immer zu unspezifischen Reaktionen kam. Im nächsten Schritt wurden Verdünnungsreihen von BHV-1 positiven Milchproben in negativer Milch erstellt, mit dem Cattletype Milk Prep Kit aufkonzentriert und in den genannten BHV-1-gB-ELISAs untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Sensitivität der verwendeten BHV-1-gB-ELISAs durch die Anreicherung der Antikörper aus Milchpools mit dem Cattletype Milk Prep Kit deutlich erhöht werden kann und dass eine Abklärung von fraglichen und positiven Tankmilchproben mit diesem Verfahren möglich erscheint. Bei diesen Versuchen wies der gB-ELISA der Fa. LDL gegenüber dem gB-ELISA der Fa. IDEXX eine etwas höhere Sensitivität auf. Die Ergebnisse zur Bestimmung der Sensitivität der Kombination Cattletype-gB und Cattletype Milk Prep Kit im Vergleich zur Untersuchung nativer Tankmilchproben im Chekit BHV1-Tank Milk ELISA werden im Vortrag dargestellt und Möglichkeiten zur Einbindungen dieses Verfahrens in die Routine-Untersuchung diskutiert. Für die Anwendung eines solchen Abklärungsverfahrens sind möglicherweise Modifikationen wie z.B. Verringerung der Gemelke in einer Tankmilchprobe oder Veränderungen des Cut-off-Wertes des ELISA erforderlich. Die Vorbehandlung der Proben stellt im Vergleich zur Untersuchung von nativen Tankmilchproben ohne Vorbehandlung einen erheblichen Mehraufwand für das Labor dar, der allerdings gerechtfertigt erscheint, wenn dadurch aufwändige Nachuntersuchungen von Einzelblut- oder Einzelmilchproben in einigen Fällen entfallen können. Außerdem würde es die Akzeptanz des Verfahrens bei den Landwirten fördern. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn die Spezifität des verfügbaren Tankmilch-ELISAs noch weiter optimiert werden könnte. - 63 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BHV1 gE-Untersuchung in der Pool-Milch – was ist möglich? Steffen Horner Thüringer Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz, Abteilung Veterinäruntersuchung, 99947 Bad Langensalza, Tennstedter Str. 8/9 In Deutschland werden im Wesentlichen 2 Strategien bei der BHV1 Bekämpfung unterschieden. Strategie 1 arbeitet ohne BHV1 Impfung und Strategie 2 setzt eine BHV1 Markervakzine in den Beständen ein. Für die Diagnostik bedeutet dies, dass derzeit in Deutschland bei geimpften Beständen nur ein BHV1gE Elisa Testsystem eingesetzt werden kann. Aufgrund der geringeren Sensitivität wird dieses Testsystem in Deutschland bisher nicht für Poolmilchuntersuchungen verwendet. Dieser Umstand ist für geimpft freie Betriebe ein großer wirtschaftlicher Nachteil. Durch Anwendung entsprechender Konzentrierungsverfahren ist es möglich, die Sensitivität des BHV1 gE Elisa für Poolmilchuntersuchungen erheblich zu verbessern. Ziel der hier vorgestellten Studie war es, zu prüfen, ob der kommerziell erhältliche Aufkonzentrierungskit CATTLETYPE Milk Prep der Firma Labordiagnostk GmbH Leipzig (LDL) generell im Routinelabor einsetzbar ist und ob dieser Kit in Kombination mit dem Herdcheck IBR gE Elisa der Firma IDEXX Laboratories, Inc. (IDEXX) geeignet ist, bei geimpft freien Betrieben die BHV1gE Blutuntersuchung zu ersetzen. Für die Untersuchung wurden zwei BHV1 geimpft freie Betriebe, ein Betrieb im Anerkennungsverfahren und ein Betrieb mit ca. 5 % Reagenten ausgewählt. Als Kontrolluntersuchung dienten die jährlichen BHV1 Bestandblutuntersuchungen. Von November 2009 bis Oktober 2010 wurden von diesen Betrieben monatlich ca. 1200 Milchproben gepoolt. Die Milchpoole wurden mit dem Aufkonzentrierungskit CATTLETYPE Milk Prep (LDL) bearbeitet und anschließend der Herdcheck IBR gE Elisa (IDEXX) nach Herstellerangaben durchgeführt. Vergleichsuntersuchungen mit unterschiedlichen Poolgrößen und zwischen Milchpoolen mit Aufkonzentrierung und ohne wurden jeweils bei einem Teil der Proben durchgeführt. Die Milchpoole der geimpft freien Herden wurden in allen Monaten und Poolgrößen negativ getestet. Der Betrieb im Anerkennungsverfahren wurde in den ersten Untersuchungen negativ getestet, in der zweiten Hälfte der Studie konnten durch die Milchuntersuchung neue Reagenten noch vor der Blutuntersuchung identifiziert werden. Im 4. Betrieb wurde bis zum Ausscheiden des letzten Reagenten in jedem Monat mindestens ein positiver Milchpool ermittelt. Bei den Vergleichsuntersuchungen mit und ohne Aufkonzentrierung konnte die Steigerung der Sensitivität des verwendeten BHV1 gE Elisa durch die vorangestellte Durchführung des Konzentrierungsverfahrens unter den Bedingungen eines Routinelabors bestätigt werden. Zusammenfassend können wir feststellen, dass das vorgestellte Aufkonzentrierungsverfahren im Routinelabor leicht anwendbar und bei größeren Probenzahlen automatisierbar ist. Das Gesamtverfahren bestehend aus Aufkonzentrierung und BHV1 gE Elisa ist als Ersatz für die Blutuntersuchung bei geimpft freien Beständen geeignet. Durch die mindestens halbjährliche Milchuntersuchung wird die Überwachung dieser Bestände intensiviert. BHV1 Reinfektionen in den geimpft freien Beständen werden früher erkannt. Die BHV1 gE Milchpooluntersuchung bietet zudem ökonomische Vorteile für die Tierhalter (keine Blutentnahme, kein temporärer Milchrückgang) und die Untersuchungseinrichtungen (weniger Verbrauchsmaterial). - 64 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 65 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Aktuelle Impfempfehlungen für Rispoval® IBR Marker Torsten Steppin Pfizer GmbH, Linkstraße 10, 10785 Berlin Die Impfung als integraler Bestandteil der BHV1 Bekämpfung in Deutschland Seit den ersten Anfängen der BHV1-Bekämpfung in Deutschland spielen Impfungen eine wesentliche Rolle in den Sanierungsprogrammen. Dabei wurden und werden sowohl Lebendimpfstoffe als auch inaktivierte Vakzinen eingesetzt. Durch die Impfung sollen die klinischen Symptome der Krankheit reduziert werden, die Virusreaktivierung und – ausscheidung vermindert werden und das Ansteckungsrisiko für BHV1 freie Rinder gesenkt werden. Die Zulassung und der Einsatz gE deletierter Markerimpfstoffe seit 1995 bot durch die entsprechenden Testsysteme die Möglichkeit, geimpfte Rinder von BHV1-infizierten Tieren zu unterscheiden. Verschiedene Impfstrategien kamen in Deutschland zum Einsatz. In einigen Bundesländern wurden überwiegend Impfungen der gesamten Bestände durchgeführt, in anderen Bundesländern wurden überwiegend nur die BHV1-Reagenten geimpft. Für diese Teilbestandsimpfungen wurden meistens inaktivierte Vakzinen eingesetzt. Unterschiedliche Impfprotokolle kamen je nach Zulassung des eingesetzten Impfstoffes zum Einsatz. Dabei wurde sowohl nur ein Impfstoff verwendet als auch ein Wechsel der Impfstoffart integriert. Je nach Alter und Antikörperstatus kann die Grundimmunisierung mit einer einmaligen Dosis erfolgen oder es ist eine Doppelimpfung nötig. Regelmäßige Wiederholungsimpfungen schließen sich an. Durch die Anforderungen der BHV1-Verordnung und die damit verbundenen Konsequenzen für die reagentenhaltenden Betriebe sind auch die Anforderungen an die gE deletierten Impfstoffe und die dazu passenden Diagnostiksysteme gestiegen. Von den Anwendern wird von den Impfstoffen ein nahezu vollständiger Infektionsschutz sowie eine sichere Unterdrückung der Virusreaktivierung und Ausscheidung erwartet. Ein Anspruch, der sich von den Zulassungskriterien unterscheidet. Neben der Impfung der BHV1-Reagenten oder aller Tiere des Bestandes sind schnellstmögliches Entfernen der Reagenten sowie Herdentrennung zwischen BHV1positiven und negativen Rindern und weitere Betriebsmanagementmaßnahmen notwendig, um die BHV1-Sanierung erfolgreich fortsetzen zu können. ® Neue Empfehlungen zum Einsatz von Rispoval IBR Marker vivum Bei Impfung von Kälbern von 2 Wochen bis 3 Monate Lebensalter gilt generell die Empfehlung einer einmaligen intranasalen Impfung und einer zweiten intramuskulären Impfung im Alter von 3 Monaten. Für die Grundimmunisierung von Rindern älter 3 Monate wird eine intramuskuläre Impfung verabreicht. Zur Vermeidung BHV1 assoziierter Aborte benötigen weibliche Rinder eine Grundimmunisierung mit 2 intramuskulären Dosen. Zusätzliche Impfempfehlungen bestehen für Tiere mit maternalen Antikörpern und Rinder, die einem hohen Infektionsdruck ausgesetzt sind. ® ® Wiederholungsimpfungen können mit Rispoval IBR Marker vivum oder Rispoval IBR Marker inactivatum durchgeführt werden. Dabei sind unterschiedliche Impfintervalle möglich. Zusammenfassung Die BHV1-Impfung mit markierten Impfstoffen hat auch bei der bereits vorangeschrittenen Sanierung in Deutschland weiterhin eine große Bedeutung. - 66 - weit 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 In reagentenhaltenden Betrieben stellt sie oft einen wesentlichen Bestandteil der Bekämpfungsmaßnahmen dar. Bei hohem Infektionsdruck bzw. unmittelbar einem IBRRisiko ausgesetzten Rindern sollte eine Grundimmunisierung aus zwei Impfungen bestehen, um den bestmöglichen Erfolg zu gewährleisten. In Impfbetrieben sollten die Impfungen bis zur BHV1-freien Anerkennung fortgesetzt werden um keine zusätzlichen Risiken im Anerkennungsverfahren einzugehen. - 67 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Stand der BVD-Bekämpfung in Deutschland Jörn Gethmann1, Horst Schirrmeier2, Martin Beer2, Franz J. Conraths1 1 2 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, Seestr. 55, 16868 Wusterhausen / Dosse Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Virusdiagnostik, Südufer 10, 17493 Greifswald - Insel Riems Mit der inzwischen mehrfach geänderten „Verordnung zum Schutz der Rinder vor einer Infektion mit dem Bovinen Virusdiarrhoe-Virus (BVDV-Verordnung)“ vom 11.12.2008 wurde ein bundeseinheitliches Bekämpfungsprogramm gegen die BVD etabliert. Kernpunkte der Verordnung sind das Entdecken und Entfernen aller persistent infizierten Tiere (PI-Tiere). Dazu müssen (1) alle neugeborenen Kälber bis zu ihrem 6. Lebensmonat, (2) alle Rinder vor dem Verbringen in andere Bestände und (3) alle Rinder, bei denen klinische Anzeichen vorliegen, die darauf schließen lassen, dass sie an Mucosal Disease erkrankt sind, seit dem 01.01.2011 auf BVD untersucht werden. Ausnahmen von der Untersuchungspflicht gelten für Kühe, deren Kalb mit negativem Ergebnis auf BVDV untersucht wurde. Diese Kühe erhalten den Status eines unverdächtigen Rindes (abgeleiteter Status). Eine weitere wesentliche Säule der BVD-Bekämpfung sind Handelsrestriktionen. So dürfen nur noch Tiere verbracht werden, die als BVD-unverdächtig gelten. Ausnahmen von dieser Regelung gelten beispielsweise für Schlachttiere. Die Impfung gegen BVD zum Schutz von trächtigen Tieren vor einer BVDV-Infektion ist grundsätzlich möglich. Die Untersuchungsergebnisse und die Impfungen werden im Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HI-Tier) erfasst, in dem auch der Status eines Tieres ermittelt wird. Von Januar bis Dezember 2011 wurden 17.410 Rinder als PI-Tiere klassifiziert. Das entspricht einem Anteil von 0,14% der Rinderpopulation oder 0,36% der in 2011 geborenen Rinder. Berücksichtigt man auch die Jahre davor, in denen die BVD-Bekämpfung auf Länderebene geregelt war, wurden bis Dezember 2011 für ca. 16,8 Millionen Tiere Status ermittelt. Insgesamt wurden dabei ca. 55.000 persistent infizierte Tiere entdeckt, das entspricht einem Anteil von ca. 0,44% der untersuchten Tiere. Etwa 16,6 Mio. Rinder haben den Status „BVDV unverdächtiges Rind“ erhalten, davon ca. 4,8 Mio. in Form des abgeleiteten Status. Im Jahre 2011 wurden in TSN wurden 8.337 Ausbrüche von BVD gemeldet (Stand: 06.03.2012). In der Mehrzahl der Bundesländer vollzieht sich die BVD-Bekämpfung als Kombination von PI-Elimination und Schutz vor Neuinfektionen durch Impfung. So wurden gemäß den in HITier hinterlegten Daten im Jahr 2011 ca. 170.000 Tiere geimpft. Die Entdeckung von etwa 55 000 PI-Tieren seit Beginn der BVD.Bekämpfung und etwa 17.500 PI-Tieren in 2011 in Deutschland ist als Erfolg des Programms zu werten und entspricht dem ausgewiesenen Ziel der BVDV-Verordnung, der Reduzierung der kursierenden Virusmenge und damit der Senkung der Gefahr von Neuinfektionen. Auf der anderen Seite erhöht sich in einer naiven Population das Risiko, dass durch einen Neueintrag viele frühträchtige Tiere infiziert und auch vermehrt PI-Kälber geboren werden. Dies sollte im weiteren Verlauf der Eradikation der BVD und bei der Entscheidung zu impfen berücksichtigt werden. - 68 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 69 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Virus, Verordnung und Vertrauen: Stand der BVD-Bekämpfung in Sachsen-Anhalt und Fallbericht einer eindrucksvollen Neuinfektion Miriam Linder1, Wolfgang Gaede1, Friedrich-Wilhelm Oßwald2 1 Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich Veterinärmedizin, Haferbreiter Weg 132, 39576 Stendal 2 Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Altmarkkreises Salzwedel, Karl-Marx-Str. 32, 29410 Salzwedel Stand der BVD-Tilgung in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt führte auf der Basis der Landesverordnung vom 20.2.2004 als erstes deutsches Bundesland ein staatliches BVD-Tilgungsprogramm durch. BVDV-infizierte Rinder wurden durch anfängliche virologische Untersuchungen aller Zuchtrinder eines Bestandes und nachfolgend fortgesetzte virologische Untersuchungen der weiblichen Zutreter zwischen dem 3. und 9. Lebensmonat identifiziert. Auf dieser Grundlage waren Ende 2010 bereits 97,8% der Rinderbestände mit 93,7% der unter das Tilgungsprogramm fallenden Rinder amtlich als BVDV-unverdächtig anerkannt. Die Bilanz nach einem Jahr Bundes-VO fällt gemischt aus. Zwar ist die Zahl der amtlich anerkannten BVDV-unverdächtigen Bestände um 15,5% auf 2883 gestiegen, durch die Ausweitung der Bekämpfungspflicht auf alle Rinderbestände ist der Anteil unverdächtiger Bestände aber mit 94,5% leicht rückläufig. Dieser statische Rückgang ist in erster Linie auf die mit 102 (=3,3%) vervielfachte Zahl von Beständen mit unbekanntem Status zurückzuführen. Daneben wurden in 26 Beständen BVD-Virämiker festgestellt. Von diesen Beständen wurde nur in 11 Beständen die Infektion mit BVDV in 2010 und/ oder den Vorjahren festgestellt. In 13 Beständen wurde das Virus vorher noch nie nachgewiesen, obwohl regelmäßige Untersuchungen teilweise seit 2002 nachweisbar sind. Ein besonders drastischer Fall einer Neuinfektion wird im zweiten Teil des Vortrags beschrieben. Untersuchungsmethodik beim Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) Für die Ohrstanzdiagnostik als neues Standardverfahren zum Nachweis von BVDV-PI werden in Abhängigkeit vom BVD-Bestandsstatus alternative Untersuchungsmethoden eingesetzt. Proben aus unverdächtigen Beständen werden zu 96 Gewebeproben je Pool in der Pool-PCR angesetzt. Proben aus nicht unverdächtigen Betrieben werden grundsätzlich gleich einzeln mit dem Ag-ELISA untersucht. Die Abklärung verdächtiger oder schwach positiver Reaktionen sowie die Bestätigung für Neu- und Neuinfektionen erfolgt mit Dummy-Ohrmarken und dem alternativen Testsystem und/ oder mit Blutproben für die PCR. Die Kosten Ohrstanzendiagnostik werden von der Tierseuchenkasse direkt an das LAV erstattet. Fallbeispiel: Betriebscharakteristik: Ein Mutterkuhbetrieb mit ca. 1500 Rindern (Stand 2011) führt in der Weidesaison ca. 30 Herden mit je max. 50 Tieren. In der Stallsaison sind die Tiere in Ställen zu je ca. 200 Tieren untergebracht. Der Betrieb ist seit 2003 amtlich BVD-unverdächtig, seitdem werden zusätzlich regelmäßig (amtlich angeordnete) serologische Jungtierfenster-Untersuchungen durchgeführt. Die - 70 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Remontierung erfolgt aus eigener Nachzucht. Lediglich Deckbullen werden regelmäßig zugekauft. Bei Zukäufen achtet der Betrieb streng auf die amtlichen attestierte BHV-1Freiheit und BVD-Unverdächtigkeit des Herkunftsbetriebs und verlangt vor dem Kauf eine Einzeltieruntersuchung noch im Herkunftsbetrieb. Der Fall: Im Herbst 2010 wurden dem Betrieb telefonisch fünf Jungbullen aus einem reinen Zuchtbetrieb angeboten. Auf Nachfrage versicherte der Viehhändler, dass der Herkunftsbetrieb den gleichen Seuchenstatus habe wie der eigene Betrieb. Von der Arbeitsintensität des Weideabtriebs abgelenkt, wurde der Kauf beschlossen, ohne auf die Einzeltieruntersuchung auf BHV-1 und BVDV zu bestehen. Man vertraute dem Viehhändler, mit dem seit Jahren ein gutes geschäftliches Verhältnis bestand, und verließ sich auf das Attest des zuständigen Veterinäramts, das dem Herkunftsbetrieb die BHV-1Freiheit und BVD-Unverdächtigkeit bescheinigte. Letztere stützte sich auf die BVD-Leitlinien des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (26. Januar 1998). Im Gegensatz zu der bis Ende 2010 gültigen Landes-VO Sachsen-Anhalts (s.o.) wird nach diesen Leitlinien die BVDV-Unverdächtigkeit aufrecht erhalten, wenn zweimal jährlich eine repräsentative Stichprobe von ungeimpften Tieren je Stallabteil negativ auf BVD-Antikörper getestet wird (Jungtierfenster). Nach einer Quarantänephase von vier Wochen kamen die Jungbullen in eine Bucht am Rande eines Stalls, der mit 200 überwiegend frühtragenden Kühen belegt war. Die Blutuntersuchungen und andere tierärztliche Maßnahmen werden in dem Betrieb immer im Januar durchgeführt. Im Januar 2011 wurden die fünf Jungbullen mitbeprobt, um nachträglich den BVD-Einzeltierstatus zu ermitteln. Einer der zugekauften Bullen erwies sich als persistierender Virämiker (PI-Tier). Es folgten erste Gespräche mit dem zuständigen Amtstierarzt und entsprechende amtliche Auflagen (Impfanordnung, Aberkennung des Status „BVD-unverdächtig“, unverzügliche Entfernung virologisch positiver Neugeborener). Bilanz: In der Abkalbesaison 2011 waren von den ca. 180 neugeborenen Kälbern, die von Kühen stammten, die den Winter über gemeinsam mit dem PI-Tier im Stall verbracht hatten, 120 Kälber BVDV-positiv. In den anderen Ställen wurden keine BVDV-positiven Tiere geboren. Wirtschaftliche Verluste entstanden durch fehlende Absatzerträge, fehlende Tiere für die Nachzucht, Impfkosten, deutlich erhöhter Arbeitsaufwand und einen erhöhten Beitragssatz bei der Tierseuchenkasse. Der Betrieb schätzt den Gesamtverlust durch die BVDNeuinfektion auf 80.000 bis 100.000 €. Nach betriebseigenen Angaben war die Ohrstanzdiagnostik, also die frühe Erkennung der BVDV-positiven Tiere, sehr vorteilhaft, denn ansonsten hätten sich mit großer Wahrscheinlichkeit in der nächsten Stallperiode noch weitere Herden des Betriebs infiziert und der Schaden wäre noch größer geworden. Fazit und Schlussfolgerungen • Die schnelle Erkennung von Virämikern durch die Ohrstanzdiagnostik in den ersten Lebenstagen eines Kalbes schützt nicht nur andere Betriebe vor der Einschleppung des Virus, sondern ist auch gut geeignet zur Verhinderung der Verbreitung innerhalb der eigenen Herde. • Je weiter die BVD-Tilgung in Deutschland fortschreitet, desto wachsamer müssen Rinder haltende Betriebe und Überwachungsbehörden bei Tierhandel und Zukäufen sein. • Selbst wenn das Einzeltier den Status „BVD-unverdächtig“ hat, so sind doch Handel und Zukauf von Tieren die größten Risikofaktoren für die Einschleppung des Erregers in Bestände. • In diesem Zusammenhang ist die Erkennung von Trojanern und transient infizierten Rindern als Quelle für Neuinfektionen nicht hinreichend gelöst. - 71 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BVD: Der Wechsel von der Bekämpfung mittels Antigennachweis zur serologischen Überwachung – Erfahrungen aus der Schweiz Elena Di Labio, Heinz P. Schwermer, Lukas Perler Bundesamt für Veterinärwesen BVET, Schwarzenburgstrasse 155, CH-3003 Bern Seit Oktober 2008 läuft in der Schweiz ein obligatorisches nationales Ausrottungsprogramm gegen die Bovine Virus Diarrhoe (BVD). Das Programm basiert auf der Identifikation und Elimination von persistent-infizierten (PI-)Tieren mittels Antigen-Testen aller Rinder und neugeborenen Kälbern, einem Impfverbot gegen die BVD und Sperren im Tierverkehr. Das Programm verläuft sehr erfolgreich. In nur 3 Jahren konnte die PI-Prävalenz bei den neugeborenen Kälbern von knapp 1.4% auf weniger als 0.06% reduziert werden. Über 99% der Schweizer Rindviehhaltungen sind mittlerweile BVD-frei. Der bisher erreichte Erfolg in der Bekämpfung der BVD soll zukünftig mit einer hochwertigen Überwachung gefestigt und gesichert werden. 2012 erfolgt ein Systemwechsel, bei dem von der flächendeckenden Untersuchung aller neugeborenen Kälber auf das BVD-Virus auf eine langfristige Überwachung mittels der Untersuchung von Tankmilch und Blut weniger junger Rinder (Rindergruppe) auf Antikörper übergegangen wird. Die serologische Überwachung der BVD wird risikobasiert durchgeführt. Betriebe mit höherem Risiko für das Auftreten von PI-Tieren werden intensiv, unauffällige Betriebe kostengünstig überwacht. Es wird zwischen milchliefernden und nicht-milchliefernden Betrieben unterschieden. In beiden Betriebstypen ist zudem entscheidend, ob in den zurückliegenden 24 Monaten bereits ein PI-Tier auf dem Betrieb entdeckt wurde. Betriebe mit einem PI-Tier in diesem Zeitraum haben ein größeres Risiko für weitere PI-Tiere und werden enger überwacht. Rindviehhaltungen, bei denen aufgrund eines zu kleinen Rinderbestandes bzw. einer speziellen Betriebsstruktur eine aussagekräftige serologische Untersuchung nicht möglich ist, werden weiterhin mittels der virologischen Untersuchung alle neugeborenen Kälber überwacht. Tab. 1 zeigt das festgelegte Untersuchungsschema für die Überwachung der fünf Betriebsgruppen. Milchliefernde Betriebe ohne PI-Tier mit PI-Tier seit 24 Mt. seit 24 Mt. TankmilchRindergruppe untersuchung (jährlich) (halbjährlich) Nicht-milchliefernde Betriebe ohne PI-Tier mit PI-Tier seit seit 24 Mt. 24 Mt. Stichprobe der Rindergruppe (jährlich) Betriebe: Rindergruppe (jährlich) 1. Nachuntersuchung Rindergruppe virologische Bestandesuntersuchung 2. Nachuntersuchung virologische Bestandesuntersuchung Auftreten von PI-Tieren Kontrolluntersuchung virologische Bestandesuntersuchung Betriebe mit ≤ 10 Rd. bzw. spez. Betriebsstruktur virologische Untersuchung aller neugeborenen Kälbern (kontinuierlich) virologische Bestandesuntersuchung Tabelle 1: Untersuchungsschema für die Überwachung von BVD-freien Betrieben in der Schweiz. Rindergruppe: serologische Untersuchung von 10% der Rinder eines Bestandes, mindestens aber 5 Rindern im Alter von 6 bis 24 Monaten, die sich ausschliesslich im Bestand aufgehalten oder diesen nur zur Sömmerung verlassen haben. - 72 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Die Probennahmen und -untersuchungen für das serologische BVDUntersuchungsprogramm haben im Februar 2012 begonnen. Aufgrund bestehender Unsicherheiten bei der Umstellung auf ein serologisches Untersuchungsprogramm – diskutiert wurden hier etwa die möglicherweise mangelnde Sensitivität und die Nichteignung des Systems für bestimmte Betriebstypen - wurde entschieden, mit der flächendeckenden virologischen Untersuchung aller neugeborenen Kälbern (Kälberbeprobung) bis Ende 2012 weiterzufahren. Zudem konnte bis zum Zeitpunkt dieser Entscheidung nicht gezeigt werden, dass schon ein Rückgang in der Antikörper-Prävalenz in der Kuhpopulation eingesetzt hatte. Parallel zur Kälberbeprobung werden 2012 die Komponenten des serologischen Untersuchungsprogramms aufgebaut und auf ihre Praxistauglichkeit in der Schweiz getestet. Die vorläufigen Ergebnisse aus dem serologischen BVD-Untersuchungsprogramm und die gemachten Erfahrungen bei der Umstellung auf das neue BVD-Überwachungssystem in der Schweiz werden präsentiert. - 73 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Zur Weiterverbreitung des BVD-Virus in Rinder haltenden Betrieben trotz Merzen der persistent virämischen Tiere Wilfried Hopp1 und Tobias Kirschner2 1 2 Veterinärdienst des Kreises Soest, Hoher Weg 1-3, 59494 Soest Fachbereich Gesundheit und Verbraucherschutz, Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Kreises Unna, Platanenallee 16, 59425 Unna Zur Vorbereitung auf das Inkrafttreten der BVDV-Verordnung am 1. Januar 2011 wurden in Nordrhein-Westfalen Leitlinien des Landes für den Schutz der Rinder vor einer Infektion mit dem Bovinen Virusdiarrhoe-Virus konzipiert. Diese Leitlinien traten am 01.10.2009 in Kraft, um den Rinderhaltern in NRW eine frühzeitige BVD-Sanierung ihres Rinderbestandes zu ermöglichen. Ziel der Leitlinien war die Identifizierung und Merzung der im Bestand möglicherweise vorhandenen persistent infizierten (PI)- Tiere und die Schaffung eines BVDunverdächtigen Rinderbestandes noch vor dem Inkrafttreten der Verordnung. Der Tierhalter trat dem Verfahren durch Unterschreiben einer Verpflichtungserklärung bei und versicherte damit, die Bedingungen des Verfahrens korrekt einzuhalten. Zu Beginn der Sanierung wurde der Gesamtbestand mittels Blutproben auf das Vorhandensein von BVDVirus untersucht. In dem sich anschließenden 12-monatigen Beobachtungszeitraum wurden alle neu in dem Bestand geborenen Kälber mittels einfacher Ohrstanzprobe oder auch mittels Blutprobe untersucht. Nach Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen wurden die Rinderbestände als BVDV-unverdächtig eingestuft. Die HI-Tier-Datenbank diente sowohl zur Erstellung der Untersuchungsanträge als auch zur Dokumentation von Untersuchungsergebnissen und durchgeführten Impfungen. Durch die verpflichtende Nutzung der Datenbank ist es gelungen, eine nahezu lückenlose Untersuchung der in NRW gehaltenen Rinder zu gewährleisten. Dabei konnten vorhandene PI-Tiere schnellstmöglich erkannt und gemerzt werden. Die Tierseuchenkasse NRW gewährte eine Beihilfe für die entfernten Virämiker. Nach Entfernung von PI-Tieren sollten zur Verhinderung neuerlicher fetaler Infektionen die weiblichen Tiere der betroffenen Betriebe geimpft werden. Die Leitlinie enthielt jedoch keine Impfverpflichtung. Diesem Verfahren schlossen sich über 90% der in Nordrhein- Westfalen ansässigen Rinder haltenden Zuchtbetriebe an. Derart flächendeckende Untersuchungen auf das BVD-Virus hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Die nachgewiesene Prävalenz der Infektion lag deutlich unter 1 % und damit in einem vergleichsweise niedrigen Bereich. Selten lagen klinische Erscheinungen bei den PI-Tieren vor. In einzelnen Fällen wurde vermindertes Wachstum und Kümmern als einziges auffälliges Merkmal nachgewiesen. Trotz Impfempfehlung wurde auch nach dem Auftreten von PI-Tieren in den Betrieben in der Regel nicht geimpft, da eine Notwendigkeit aufgrund fehlender klinischer Erscheinungen und fehlender Bestandsprobleme für den Betriebsleiter nicht einsehbar war. Aufgrund der länger währenden, mittlerweile über 2½ Jahren dauernden laufenden Untersuchung der Bestände, die ab dem 1.1.2011 nach den Vorgaben der BVDVVerordnung erfolgte, wurde in einzelnen Beständen das Auftreten mehrerer Virämiker in regelmäßigen zeitlichen Abständen und unterschiedlicher Häufigkeit festgestellt. Es ließ sich ein Abstand von 5 – 8 Monaten zwischen dem Auftreten von PI-Tieren ermitteln, wobei deutlich wurde, dass die Anwesenheit eines PI-Tieres im Bestand selbst bei nur kurzer Verweildauer bereits eine weitere Ansteckung niedertragender Tiere verursachen kann. - 74 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 In der vorliegenden Arbeit werden die Zusammenhänge zwischen der Verweildauer von PITieren im Bestand und dem erneuten Auftreten von Virämikern durch die Auswertung mehrerer BVD-infizierter Betriebe dargestellt. Dabei werden die Betriebsstrukturen und evtl. durchgeführte Impfmaßnahmen berücksichtigt. - 75 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BVD-Impfvirusnachweis aus Ohrstanzproben Marlis Klopries Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Thierfelderstraße 18, 18059 Rostock Im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) M-V werden Untersuchungen nach der BVD-VO an Blut- und Ohrstanzproben durchgeführt. Routinemäßig wird für beide Probenmaterialien die Pool-PCR eingesetzt. Die Poolgröße beträgt 50 bei Blutproben und 10 bei Ohrstanzproben. Der BVD-Antigen-ELISA wird nur vereinzelt für Nachproben bzw. spezielle Fragestellungen eingesetzt. Bei positiven Ohrstanzproben wird anhand des ct-Wertes abgeschätzt, ob es sich vermutlich um ein PI- oder NPI-Tier handelt. Dies wird dem zuständigen Veterinäramt und dem TGD mitgeteilt. Der Anteil an vermutlichen NPI-Tieren lag im Jahr 2011 bei etwa 50%. In einem Betrieb wurde im Juli 2011 ein Virämiker über eine Ohrstanzprobe entdeckt. Im Laufe des Jahres traten in diesem Bestand ausschließlich Ohrstanzproben mit hohen ctWerten auf, ohne dass ein weiterer Virämiker nachgewiesen wurde. In diesem Bestand wurden nach Auftreten des einen Virämikers alle Tiere unabhängig vom Trächtigkeitsstatus mit BVD-Lebendimpfstoff geimpft. Dieses Verfahren scheint sich in der Praxis bewährt zu haben, der Impfstoff besitzt aber hierfür keine Zulassung. Proben dieses Betriebes (Virämiker und weitere Proben) wurden zur Sequenzierung an das Referenzlabor am FLI, Insel Riems versandt. Dort konnte - neben Feldvirus in der Probe des Virämikers - aus Proben mit hohen ct-Werten Impfvirus nachgewiesen werden. Nachuntersuchungen dieser Tiere im ELISA verliefen negativ. Proben weiterer Betriebe, in denen tragende Tiere mit Lebendimpfstoff geimpft wurden, wurden zur Sequenzierung versandt. Die Untersuchungen dauern noch an. - 76 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 77 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Ungewöhnlicher Verlauf einer Infektion mit Pestiviren in einem bisher nicht infizierten Rinderbestand in Tirol Joachim Weikel AGES Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen, Technikerstraße 70, 6020 Innsbruck, Österrreich Fallbeschreibung Im August 2011 wurde in der Ohrstanze eines neugeborenen Kalbes mittels IDEXX-BVDAntigen-ELISA ein positives Ergebnis erzielt. Da der Herkunftsbestand bis zu diesem Zeitpunkt als BVD-frei galt, wurden vom Kalb und von der Mutter Blutproben für eine Abklärungsuntersuchung entnommen. Im Antigen-ELISA gab es wieder eine positive Reaktion aus dem Blut des Kalbes, in der RT-qPCR wurde der Befund mit einem Ct-Wert von 22 bestätigt und daraus der Schluss gezogen, dass das Kalb persistent virämisch ist. Im Blut der Mutter waren weder Antikörper noch Antigen von BVD-Virus nachweisbar, auch das Kalb war serologisch negativ. Da die Geburt eines PI-Tieres durch ein Muttertier, das keine Antikörper gebildet hatte, zunächst nicht plausibel erschien, eine Verwechslung der Proben jedoch sicher ausgeschlossen werden konnte, wurde das Blut des Kalbes zur Sequenzierung an das nationale Referenzlabor nach Mödling weitergeleitet. Dort wurde das Genom als zum Border Disease Virus (BDV) gehörend identifiziert. Sechs Wochen nach der Geburt des Kalbes wurden, nachdem die restlichen Tiere vom sommerlichen Almaufenthalt wieder zurück im Stall waren, von allen 26 Rindern des Bestandes Blutproben auf Antigen und Antikörper gegen Pestiviren untersucht. Bei 13 Tieren, darunter die Mutter des zwischenzeitlich getöteten Kalbes, wurden Antikörper gegen Pestiviren mit dem IDEXX-BVD-Antikörper-ELISA nachgewiesen. Der Antigennachweis mittels ELISA war bei allen Rindern negativ. Besprechung Der BVD Antigen-ELISA der Firma IDEXX, der das Hüllprotein Erns von BVD-Viren nachweist, ist für beim Rind vorkommende Pestiviren geeignet, zu denen sowohl das Virus der bovinen Virusdiarrhoe als auch das Border Disease Virus gehören. Letzteres ist als Krankheitserreger von kleinen Wiederkäuern bekannt, kann aber auch auf Rinder übertragen werden und bei Infektion in einem bestimmten Zeitraum der Trächtigkeit wie BVDV zur Geburt von persistent virämischen Nachkommen führen. Auffallend bei der Infektion des Rindes mit Border Disease Virus ist, dass die Bildung von Antikörpern sehr stark verzögert sein kann. Geht man von einer Virusaufnahme des Muttertieres im späten ersten Drittel der Trächtigkeit aus, erfolgte die Serokonversion im hier vorgestellten Fall erst mehr als 200 Tage nach der Infektion. In dem Bestand wurde bis jetzt kein weiteres PI-Kalb geboren, der Betriebsstatus blieb auf „BVD-frei“. Ungeklärt blieb, woher das Border Disease Virus stammte. Der Betrieb selbst hält keine kleinen Wiederkäuer, der Kontakt zu dem BDV muss jedoch noch vor dem Almauftrieb erfolgt sein. Ansonsten käme auch eine Übertragung des Virus beim Kontakt mit Wildwiederkäuern in Betracht. So ist zumindest für Südtirol die Infektion von Rindern durch Gämsen, die mit BDV infiziert waren, beschrieben worden. Nach unserem Kenntnisstand und eigenen Untersuchungen wurde jedoch bisher kein Border Disease Virus in der Gamspopulation in den Tiroler Alpen nachgewiesen. - 78 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 79 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BVD - Eine unterschätzte Krankheit in der Kälbermast? Stefan Lüllmann Tierarztpraxis Stefan Lüllmann, Allensteiner Straße 449624 Löningen Vorbericht In einen Fresseraufzuchtbestand wurden ca. 240 Braunviehkälber aufgestallt, die von 2 Händlern über einen Markt in Süddeutschland bezogen wurden. Die Tiere hatten bei Ankunft im Bestand einen guten Gesundheitszustand und wurden in einen gereinigten und desinfizierten Stall eingestallt. Zwei Tage nach Aufstallung wurden die Kälber mit Rispoval® RS+PI3 IntraNasal geimpft. Gegen die umstallungsbedingten Krankheiten (Diarrhoe, respiratorische Erkrankungen) wurden Antibiotika eingesetzt. Etwa 3-4 Wochen nach Einstallung der Kälber wurde eine zunehmende respiratorische Klinik diagnostiziert, die sich durch den gesamten Stall ausbreitete. Die Kälber zeigten wässrigen Nasenausfluss, trockenen Husten und schwere Atmung. Es wurden Nasentupfer genommen und zum Untersuchungsamt eingeschickt. Behandlungsversuche mit hochwirksamen Antibiotika brachten keinen Erfolg. Erst eine Notimpfung mit Rispoval® RS+PI3 IntraNasal brachte eine deutliche Besserung des Geschehens. Im Verlauf der Erkrankung verendeten 2 Tiere und 2 weitere schwerst erkrankte Kälber wurden euthanasiert und zur pathologischen Untersuchung gebracht. Diagnostische Ergebnisse In den Nasentupfern wurden BRSV und Mycoplasma bovis nachgewiesen, andere Viren, wie PI3, BVDV und BHV1 waren in der PCR negativ. Im Sektionsgut war ebenfalls M. bovis nachweisbar. Können diese Erreger für dieses Krankheitsgeschehen allein ursächlich sein? Nach den Erfahrungen der Tierarztpraxis schützt die intranasale Impfung mehrere Wochen gut vor klinischen BRSV-Erkrankungen. M. bovis-Infektionen sind mit Makrolidantibiotika oder Fluorchinolonen in der Regel gut therapierbar. Die Kälber kamen aus einer BHV1-freien Region, so dass auch diese Krankheit ausgeschlossen werden kann. Da seit dem 01.01.2011 alle in den Handel kommenden Rinder mit negativem Ergebnis auf BVDV untersucht sein müssen, sollte auch diese Krankheitsursache ausgeschlossen sein. Da die Kälber bereits 3-4 Monate alt waren, entschloss sich die Tierarztpraxis ca. 4 Wochen nach Beginn der klinischen Symptome Blutproben erkrankter Kälber serologisch auf Antikörper gegen verschiedene Erreger untersuchen zu lassen. Die maternalen Antikörper sollten in diesem Alter nur zu geringen Nachweisen führen, wogegen aktiv in Folge einer Infektion erworbene Antikörper zu einer deutlichen Reaktion führen sollten. In 6 von 10 eingesandten Blutproben wurden sehr hohe Antikörpertiter gegen BVDV ermittelt. Alle zugekauften Tiere hatten laut HIT Recherche den Status N10 (mit negativem Ergebnis auf BVDV untersucht). Über den genauen Zeitpunkt der Infektion können keine Aussagen getroffen werden, eine transiente BVDV Infektion ist wahrscheinlich. Alle Kälber wurden mit negativem Ergebnis auf BHV1 – Antikörper getestet. - 80 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Diskussion Mögliche Ursachen und Zeitpunkte der BVDV-Infektion sowie weitere prädisponierende Faktoren der respiratorischen Krankheit werden im Vortrag diskutiert. Trotz Anforderungen der BVDV-VO werden weiterhin Tiere ohne Untersuchungsergebnis verbracht, was durch die Zahl der notwendigen Nachuntersuchungen nach dem Verbringen bestätigt wird. Bei diagnostischen Untersuchungen gefundene Hinweise auf BVDVInfektionen (Virusnachweise (transiente oder persistente Infektionen), hohe Antikörpertiter) stehen oft in Zusammenhang mit schwer therapierbaren Krankheiten in Kälberbeständen. Die immunsuppressiven Effekte einer BVDV-Infektion haben dabei als prädisponierende Faktoren für andere Erkrankungen oder unzureichende Impferfolge wahrscheinlich eine besondere Bedeutung. Es werden Empfehlungen gegeben, wie sich zukaufende Betriebe bestmöglich gegen klinische Folgen einer eventuellen BVDV-Infektion schützen können und welche Faktoren im Rahmen epidemiologischer Untersuchungen nach BVDV-Nachweisen beachtet werden sollten. - 81 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Ein Jahr BVDV-Ohrstanzendiagnostik Ergebnisse aus 16 Landkreisen Niedersachsens Silke Amelung¹, Jens Brackmann¹, Ludwig Haas², Lothar Kreienbrock³ ¹ LUFA Nord-West, Institut für Tiergesundheit, Ammerländer Heerstrasse 123, 26129 Oldenburg ² Institut für Virologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 17, 30559 Hannover ³ Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 2, 30559 Hannover Seit dem 01.01.2011 gilt in Deutschland die neue BVD-VO. In Niedersachsen ist bereits seit dem 01.06.2010 die landesweite Nds.BVD-VO gültig. Diese besagt, dass alle Kälber innerhalb von sieben Tagen nach der Geburt in einer von der zuständigen Behörde bestimmten Untersuchungseinrichtung auf eine Infektion mit dem Bovinen VirusdiarrhoeVirus untersucht werden müssen. Dieses geschieht zum größten Teil über die Untersuchung von Ohrstanzproben. In Niedersachsen sind ca. 2,6 Mio. Rinder gemeldet (TSK: Stand 11.2011). Das hohe Probenaufkommen wird in Niedersachsen von insgesamt vier Instituten bearbeitet. Im Institut für Tiergesundheit der LUFA Nord-West werden werktäglich zwischen 1.000 und 2.000 Kälberohrstanzproben aus 16 Landkreisen untersucht (ca.1,1 Mio. Rinder gemeldet). Die Untersuchungen werden mittels ERNS Antigen-ELISA (Herdcheck-IDEXX) durchgeführt. Für Abklärungsuntersuchungen wird das Adiavet-BVD Realtime PCR-Kit (AES) und das CADOR BVD RT-PCR Kit (Qiagen) verwendet. Diese werden durchgeführt, wenn die Untersuchung im BVD-Antigen-ELISA zu keinem eindeutigen Ergebnis führt und machen ca. 0,03% des gesamten Probenaufkommens aus. Im Zeitraum vom 01.06.2010 bis zum 31.12.2011 wurden 389.008 Ohrstanzproben eingesendet. Davon wurden 2.206 Proben positiv befundet (PI-Tiere). Die Prävalenz liegt somit insgesamt bei 0,57 %. Diese PI-Tiere stammen aus 691 Betrieben. Das entspricht ca. 9% der einsendenden Betriebe. Im Durchschnitt wurden 3,2 positive Kälber pro positiven Betrieb nachgewiesen. Dabei treten starke regionale Schwankungen auf. In den rinderdichten Gebieten im Westen Niedersachsens (LK Aurich, Emden, Leer, Emsland, Cloppenburg, Grafschaft Bentheim) mit einem sehr hohen Viehbesatz befinden sich mit durchschnittlich 12,5% die meisten positiven Betriebe mit den höchsten Einzeltierprävalenzen von 0,68% (mit monatlichen Schwankungen von 0,2% bis 1,51%). Demgegenüber stehen im östlichen Niedersachsen (LK Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Gifhorn und Hannover) in Landkreisen mit nur geringer Viehdichte 4,5 % positive Betrieben und Einzeltierprävalenzen von 0,28%. Aus der „Mitte“ Niedersachsens (LK Diepholz, Harburg, Heidekreis, Celle und Osterholz) wurden 0,44% der eingesandten Ohrstanzproben positiv untersucht. Diese stammen aus 6,5% der Betriebe. Im April 2012 soll mit Unterstützung der TSK Hannover und der VIT Verden eine Befragungsaktion der einsendenden Landwirte beginnen, um mehr epidemiologische Informationen für die zu erwartenden Fortschritten (Senkung der Prävalenzen) zu generieren. - 82 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 83 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BVD - Ein Jahr Pflichtbekämpfung in Thüringen, Erfahrungen, Probleme und Perspektiven Ulrike Bange1, Anja Höfig2, Stefan Schulze1, Wulf-Iwo Bock1 1 Thüringer Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (TLLV), Tennstedter Str. 8/9, 99947 Bad Langensalza 2 Landratsamt des Unstrut-Hainich-Kreises, Lindenbühl 28/29, 99974 Mühlhausen Aufbauend auf einem freiwilligen BVD-Bekämpfungsprogramm der Thüringer Tierseuchenkasse ab Mitte der 90er Jahre und einem Landesprogramm in den Jahren 2009 und 2010, begann die Pflichtbekämpfung mit In-Kraft-Treten der Verordnung zum 01. Januar 2011. Seit diesem Zeitpunkt werden alle Kälber in der ersten Lebenswoche mittels Ohrstanze (ggf. Blutprobe) beprobt und am Thüringer Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz ausschließlich mittels qRT-PCR untersucht. Bei positivem Ergebnis erfolgt im Falle der nicht sofortigen Merzung eine Zweituntersuchung (Blut) nach längstens 60 Tagen. Es werden jedem Einzeltier zwei Ohrstanzgewebe-Ohrmarken der Firma Allflex eingezogen und beide Gewebeproben im antragslosen Verfahren zur Untersuchung in das TLLV eingesandt. Die Zweitproben werden bei fehlenden oder leeren Erstproben, zu wenig Material in der Erstprobe, defekten Gefäßen bzw. Stanzen oder zur Absicherung der Untersuchungsergebnisse herangezogen. Die Untersuchungsergebnisse werden innerhalb von max. 5 Werktagen durch das TLLV einzeltierbezogen an die Datenbank der HI-Tier übermittelt. Im Rahmen des Vortrags wird der Stand der Untersuchungen anhand konkreter Untersuchungszahlen zum Ende des I. Quartals 2012, sowie die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen hinsichtlich Prävalenz und Sanierungsstand dargelegt. Wenn BVDV-positive Tiere diagnostiziert werden, erfolgt die Information der Veterinärämter vorrangig durch HI-Tier-Veterinär-Vorgänge. Die gemäß Verordnung notwendigen epidemiologischen Ermittlungen werden durch die zuständigen Veterinärämter in Zusammenarbeit mit dem Rindergesundheitsdienst der Thüringer Tierseuchenkasse durchgeführt. Die Einbindung der betroffenen Tierhalter erfolgt durch ein „Programm zur Bekämpfung der Infektion mit dem Virus der BVD“ der Tierseuchenkasse, mittels betrieblicher Maßnahmenpläne. Die in Thüringen von einer BVDV-Infektion betroffenen Bestände sind zum Großteil Milchviehbetriebe und deren zugehörigen Aufzuchtsbetriebe, zum geringeren Teil auch Mutterkuhhaltungen. Nach derzeitiger Einschätzung erweisen sich besonders Großbetriebe mit i.d.R. mehr als einem Standort als problematisch bei der Sanierung. Im Vortrag wird beispielhaft auf epidemiologische Erkenntnisse im Rahmen eines BVD- Ausbruchs in einem Thüringer Milchviehbetrieb mit eigener Jungrinderaufzucht in den Niederlanden eingegangen. Anhand dieses Fallbeispiels werden konkrete Probleme, die sich u.a. aus der gemäß Verordnung möglichen Verbringung von Tieren in andere Mitgliedsstaaten ergeben können, dargelegt. - 84 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 85 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Besonderheiten aus einem Jahr BVD-Pflichtbekämpfung in Bayern Stephanie Haberl, Michaela Alex, Armin Gangl, Corinna Pfahler, Jens Böttcher, Norbert Meier, Gerhard Wittkowski Tiergesundheitsdienst Bayern e. V., Senator-Gerauer-Straße 23, 85586 Poing In Bayern wurde für die Umsetzung der BVD-Pflichtbekämpfung die „Arbeitsgemeinschaft BVD-Virusdauerausscheider freies Bayern“ (ARGE BVD) gegründet, die auf einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Tiergesundheitsdienst (TGD) Bayern e. V., dem Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung (LKV) und dem Milchprüfring (MPR) beruht. Hierdurch konnte u. a. eine individuelle Logistikschiene (Probentransport über die Milchsammelwagenfahrer) etabliert werden. Seit 01.01.2011 wurden mehr als 1 Mio. Proben aus über 40.000 Beständen untersucht. Der überwiegende Anteil der Untersuchungen (ca. 85 % der Proben) wurde mittels ERNS-ELISA (HerdCheck BVDV Ag/Serum Plus, IDEXX) durchgeführt. Für etwa 15 % der Proben und Abklärungsuntersuchungen bei fraglichen Ergebnissen wurde die Real Time RT-PCR (Virotype® BVDV, LDL) eingesetzt. In 6,7 % der Bestände konnte mindestens ein BVDVReagent gefunden werden. Die BVDV-Herdeninzidenz betrug 6,0 %. Hinsichtlich der Prävalenz primär positiver BVDV-Reagenten konnte unabhängig von der Testmethode sowohl auf Einzeltier-, als auch auf Bestandsebene ein Rückgang verzeichnet werden. Bei der Untersuchung mittels Ag-ELISA sank die Prävalenz auf Einzeltier- bzw. Bestandsebene von 0,7 % auf 0,4 % bzw. von 1,6 % auf 0,9 %. Eine im Verlauf ähnliche Tendenz konnte bei der Untersuchung mittels PCR beobachtet werden. Die Prävalenz sank von 1, 5 % auf 0,7 % bzw. von 1,9 % auf 1,1 %. Aufgrund der hohen Probenzahlen konnten für den Erfolg des Verfahrens relevante Besonderheiten in der Routinediagnostik festgestellt werden: Abweichende Virusstämme und PCR-Eignung In zwei Beständen aus den Regierungsbezirken Oberpfalz und Niederbayern wurde BVDVirusgenom mit der routinemäßig angewandten PCR nur unzureichend detektiert. Nach erfolgreicher Virusanzucht wurden die Virusisolate an das NRL für BVD/MD am Friedrich-Loeffler-Institut versandt. Bisher wurde ein Virusisolat (BVDV-1 MA7111) sequenziert. Hierbei wurde eine Mutation im Bindungsbereich der Sonde festgestellt. Wiederholt grenzbereichswertige ELISA-Proben mit hoher Genomlast In einigen Beständen konnte beobachtet werden, dass sowohl die erste Ohrgewebeprobe als auch die zur Abklärung eingesandte Wiederholungsprobe im ELISA reproduzierbare grenzbereichswertige Resultate ergaben. In diesen Fällen wurden Blutproben in der PCR nachuntersucht. Die hierbei ermittelten Ct-Werte sprachen in allen Fällen mit hoher Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer persistenten Infektion. Wiederholt „hochnegative“ ELISA-Proben mit hoher Genomlast 131 Proben, die wiederholt „hochnegativ“ im ELISA reagierten, wurden zusätzlich mittels PCR untersucht. In 43 Fällen wurden niedrige Ct-Werte ermittelt, die Hinweis auf das Vorliegen persistent infizierter Tiere geben. - 86 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Schlussfolgerung Die Untersuchungen von über 1 Mio. Proben innerhalb eines Jahres zeigten, dass beide Testsysteme geeignet sind, ein Tierseuchenbekämpfungsverfahren auch im Hochdurchsatz durchzuführen. Die Beobachtungen zeigen, dass sich nur durch eine Kombination beider Methoden und unter Einbeziehung einer Zweitprobe die individuelle, sofortige Abklärung nicht eindeutiger Ergebnisse erzielen lässt. - 87 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 BVD-Bekämpfung in Baden-Württemberg Aktueller Stand aus Sicht des Diagnostikzentrums und des Rindergesundheitsdienstes Hans-Jürgen Seeger1, Albrecht Schwarzmaier2, Thomas Miller3 1 Rindergesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Baden-Württ., Talstr. 17, 88326 Aulendorf Rindergesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Baden-Württ., Am Moosweiher 2, 79108 Freiburg 3 Staatl. Tierärztl. Untersuchungsamt – Diagnostikzentrum, Löwenbreitestr. 18/20, 88326 Aulendorf 2 Bekämpfungsverfahren in Baden-Württemberg Der Start in die verpflichtende BVD-Bekämpfung ist in Baden-Württemberg weitgehend reibungslos gelungen. Die frühzeitige landesweite Einführung der Ohrstanzmarken ab April 2010 durch den Landeskontrollverband, die weitgehende Übernahme der Untersuchungskosten durch das Land und die Gewährung einer Merzungsbeihilfe durch die Tierseuchenkasse haben ganz wesentlich zur hohen Akzeptanz des Bekämpfungverfahrens beigetragen. Von April 2010 bis Januar 2011 war ein linearer Anstieg der Ohrstanzproben zu verzeichnen. Insgesamt wurden bisher ca. 525.000 Ohrstanzproben am Staatlichen Untersuchungsamt Aulendorf – Diagnostikzentrum untersucht. Über 99 % der Proben enthielten untersuchungsfähiges Material. In weniger als 1 % mussten Nachproben angefordert werden. Ergebnisse Von April 2010 bis Dezember 2011 wurden mit Hilfe der Ohrstanzproben 2.407 BVDV positive Kälber in 743 Beständen diagnostiziert. Das entspricht einer Inzidenz der persistent infizierten Kälber (PI-Kälber) von 0,49 %, die sich auf 4,9 % aller Bestände verteilen. Innerhalb von Baden-Württemberg gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Der Anteil der PI-Kälber schwankt je nach Landkreis zwischen 0 und 1,2 %. Viehdichte Regionen und insbesondere Regionen in denen Gemeinschaftsweiden verbreitet sind haben die höchste Inzidenz. Bei positiven Kälbern ist die Beprobung der Mutter von großer Bedeutung, da 6 bis 7 % der PI-Kälber bereits von einer persistent infizierten Mutter abstammen. Dabei handelt es sich bei nahezu drei Vierteln um erstkalbende Muttertiere. Eine Auswertung in 50 betroffenen Beständen ergab, dass - bezogen auf die Anzahl Geburten pro Jahr - in diesen Beständen durchschnittlich 18 % PI-Kälber geboren wurden. Dabei sind PI-Tiere, die durch Beprobung der noch statuslosen Jungrinder detektiert wurden, miteinberechnet. Merzung Die BVD-Verordnung gibt vor, dass nur noch Tiere mit negativem BVD-Status gehandelt werden dürfen und dass PI-Tiere unverzüglich zu töten sind. Die Tierseuchenkasse BadenWürttemberg gewährt für BVDV positive Kälber eine Merzungsbeihilfe in Höhe von max. 120 €. Seit Ende 2010 wird diese Beihilfe bereits nach einem positiven BVDV-Ergebnis gewährt, da sich nur in 2 % der Nachuntersuchungen negative Ergebnisse ergaben und damit der Anteil von transient infizierten Tieren bei erstpositiven Ohrstanzproben sehr gering ist. Das Verschleppungsrisiko hat seit Beginn der Pflichtbekämpfung stark abgenommen. Erste Bekämpfungserfolge sind bereits sichtbar. Im letzten Quartal des Jahres 2011 konnte ein Rückgang der Inzidenz der PI-Kälber auf 0,31 % registriert werden. - 88 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Ganz entscheidend für eine erfolgreiche BVD-Bekämpfung ist die schnelle Merzung der PITiere. Einer Auswertung der HIT-Daten zufolge haben im Jahr 2011 15 % der diagnostizierten PI-Tiere den Bestand nicht innerhalb von 14 Tagen verlassen. Doch selbst bei frühzeitiger Merzung der BVDV positiven Kälber kann eine BVD-Ausbreitung innerhalb des Bestandes keinesfalls ausgeschlossen werden. Insbesondere in Beständen mit geringer Durchseuchung besteht somit die Gefahr, dass durch jedes neue PI-Kalb weitere frühträchtige Muttertiere infiziert und damit weitere PI-Kälber geboren werden. Seit der Pflichtbekämpfung wird daher nicht selten eine Durchseuchung auf Raten beobachtet. Mit Hilfe von Impfmaßnahmen kann dieses Risiko minimiert werden. Impfprophylaxe Seit einiger Zeit kontaktiert der Rindergesundheitsdienst der Tierseuchenkasse BadenWürttemberg in Absprache mit den zuständigen Veterinärämtern alle Betriebe, in denen das erste BVDV-positive Kalb diagnostiziert wurde. Neben allgemeinen Informationen zu BVD und der Empfehlung zur umgehenden Merzung des positiven Kalbes, wird diesen Beständen auch die Feststellung der Bestandsdurchseuchung mittels serologischer Kontrolle einer repräsentativen Stichprobe angeboten. Ergibt sich dabei eine Bestandsdurchseuchung von unter 75 % erhält der Bestand eine Impfempfehlung. Liegt eine Impfempfehlung vor, übernimmt die Tierseuchenkasse die Impfstoffkosten für die Grundimmunisierung. - 89 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Untersuchungen zum Vorkommen von Pestiviren bei Schalenwild Wolfgang Gaede, Bernd Gehrmann, Susanne Kenklies, Nicolai Denzin Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich Veterinärmedizin Haferbreiter Weg 132 – 135, 39576 Stendal Seit 2004 existiert in Sachsen-Anhalt ein verbindliches Programm zur Bekämpfung der BVDInfektion. Mittlerweile sind über 96 % der sachsen-anhaltinischen Rinderherden BVDunverdächtig. Nicht ganz geklärt ist ein möglicher Eintragsweg von BVDV über Wildwiederkäuer. Um diesen Aspekt näher zu beleuchten, konnten 1485 Seren von Wildwiederkäuern (Rehe, Rothirsche, Damhirsche, Mufflons) aus dem BTV-Monitoring von 2007 bis 2010 genutzt und mit einem BVD-Antikörper-ELISA (IDEXX) untersucht werden. Die Verteilung der ELISA-positiven Ergebnisse variierte je nach Tierart und Herkunftsort. Die räumliche Häufung von ELISA-positiven Wildtieren in der Harz-Region und im westlichen Teil Sachsen-Anhalts korrelierte nicht mit der räumlichen Verteilung der PI-Tiere in den Rinderbeständen, welche öfter im östlichen Teil Sachsen-Anhalts auftraten. Dieses Ergebnis deutet nicht auf einen Zusammenhang von PI-Rindern und möglichen Pestivirus-Infektionen bei Wildwiederkäuern hin. Um die Ergebnisse des ELISAs zu bestätigen und eventuell einen Hinweis auf die Identität des unter den Wildwiederkäuern kursierenden Pestivirus’ zu finden, wurden einige der Proben im Virusneutralisationstest untersucht. Nach Rücksprache mit dem FLI wurden zunächst zwei verschiedene Border-Disease-Viren (BDV-2 und BDV-3) als Testvirus verwendet. Nachdem gegen diese Viren keine Antikörper gefunden werden konnten, wurden BVD NADL und zwei aktuelle BVD-Isolate aus SachsenAnhalt getestet. - 90 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 91 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Epidemiologische Bedeutung des aktiven und passiven Impfschutzes in BVD-unverdächtig werdenden Herden: Ergebnisse zur transienten Infektion mit Virusausscheidung nach Challenge von Kälbern mit maternalen Impfantikörpern aus Bovidec-geimpften Muttertieren. Klaus Teich1, Judith Johanna Friedrich1, Joe Brownlie2 1 Virbac Tierarzneimittel GmbH, Bad Oldesloe (DE) 2 The Royal Veterinary College, London (UK) Die PI-Tier-Diagnostik an Ohrstanzproben hat sich als sicher und effektiv in der Früherkennung von BVDV-Dauerausscheidern erwiesen. Dennoch werden bis zur PI-KalbEliminierung, auch wenn keine Bestätigungsuntersuchung nach 28 Tagen erfolgt, neue transiente Infektionen bei den Stallgefährten unter den Saugkälbern gesetzt. Neben wirtschaftlichen Schäden durch die immunsuppressiven Eigenschaften des BVDV bei infizierten Tieren (Respiratorische und Magendarm-Erkrankungen), kommt es zur Amplifizierung und Ausscheidung des BVDV durch die transient infizierten Stallgefährten. Die zeitlich begrenzte Ausscheidung und die geringen Ag-Mengen lassen betroffene Tiergruppen nicht einheitlich durchseuchen. Es kommt zu einer schrittweisen aber kontinuierlichen Weitergabe des Virus von Tier zu Tier, wodurch gerade in den größer werdenden Einheiten, unabhängig vom Vorhandensein eines PI-Tieres, BVDV über lange Zeit in den Betrieben vagabundieren kann. Je nach Aufstallungsform kann es dabei auch zur Rückübertragung in den Kuhbestand kommen. Die Gefahr der Rückübertragung für den eigenen Bestand wächst, "je freier" ein Bestand wird, d.h. mit Abstand zur letzten PITiermerzung. Je nach Remontierungsrate wächst mangels erneuten Ag-Kontakts eine BVDnaive Tierpopulation nach, die ohne die natürlich erworbenen Antikörper die Weitergabe transienter Infektionen begünstigt. Da die gezielte Cut-Off-Anhebung der Ohrstanzdiagnostik bewusst das Erkennen transienter Infektionen verhindert, können Betriebe per definitionem lange Zeit BVD-unverdächtig bleiben und doch transiente BVDV-Infektionen im Bestand zirkulieren. Neben dem Risiko erneuter PI-Entstehung und wirtschaftlicher Verluste durch Immunsuppressionen, wird ein solcher Betrieb nicht BVD-frei werden. Transient infizierte Tiere stellen durch den Tierkontakt innerhalb des Bestandes, aber epidemiologisch viel bedeutsamer, auch zwischen den Beständen ein stetes Risiko für eine Ansteckung und Übertragung dar. BVD-Impfmaßnahmen sollen einen fetalen Schutz vermitteln, d.h. im Falle der akzidentellen Infektion eines tragenden Muttertieres die vertikale intrauterine Infektion des Fetus verhindern. Daneben gewinnt die generelle Herabsetzung der Empfänglichkeit der Herden für transiente Infektionen im Verlauf des BVD-Bekämpfungsprogrammes zunehmend an Bedeutung (s.o.). Bovidec (Fa. Virbac) ist der einzige BVD-Inaktivat-Impfstoff der bereits eine frühe Impfung der Jungtiere ab dem 3. Lebensmonat zu diesem Zwecke erlaubt. Vakzinationen vor der 12. Lebenswoche interferieren mit möglichen maternalen Antikörpern und bauen daher nicht immer verlässlich eine Grundimmunität auf, die sich später durch einfache Jahresimpfungen boostern lässt. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese maternalen Antikörper qualitativ wie quantitativ in der Lage sind, Kälbern aus Bovidec-geimpften Kühen auch einen passiven Schutz vor einer Belastungsinfektion zu vermitteln und damit die Weitergabe von transienten Infektionen aus epidemiologischem Gesichtpunkt heraus einzudämmen vermag. - 92 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 In der vorliegenden Studie wurden dazu zwei Gruppen von BVDV-seronegativen tragenden Färsen gebildet. Während die Impfgruppe 8 und 5 Wochen vor der Abkalbung mit der 4 ml Standarddosis Bovidec (Virbac) s.c. geimpft wurde, verblieb die 2. Färsengruppe ungeimpft (Kontrolle). Die Kälber beider Gruppe erhielten die Möglichkeit innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Geburt Kollostrum ihrer eigenen Mutter aufzunehmen. Spätestens am 32. Lebenstag wurden alle Kälber mit einem zum Impfstoff heterologen Challenge-BVDV intranasal belastungsinfiziert. Alle Kälber wurden klinisch, hämatologisch, serologisch und virologisch in einem Beobachtungszeitraum von bis zu 28 Tage beobachtet und untersucht. Es werden die Titerverläufe bei Müttern und Kälbern gezeigt und in Bezug auf die anderen Parameter diskutiert. Die Immunsuppression (Leukopenie) und Fieber waren bei den Kontrollkälbern im Vergleich zur Bovidec-Gruppe sehr viel deutlicher ausgeprägt. Die Virämie und die BVDV-Ausscheidung über die Nasenschleimhaut waren signifikant kürzer und geringgradiger ausgeprägt bei Kälbern Bovidec-geimpfter Mütter als in der Kontrollgruppe. Das Virusausscheidungspotenzial (Anzahl Ausscheider x Ausscheidungstage) wurde durch die Bovidec-Mutterschutzimpfung in der Hochträchtigkeit um mehr als 80 % reduziert. - 93 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Zehn Jahre BSE – eine Abschätzung der entstandenen Kosten Carolina Probst1, Jörn Gethmann1, Rolf Heuser2, Harald Niemann3, Franz J. Conraths1 1 2 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, 16868 Wusterhausen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 53123 Bonn 3 Servicegesellschaft Tierische Nebenprodukte mbH, 53113 Bonn In Deutschland wurde der erste Fall von Boviner Spongiformer Enzephalopathie (BSE) bei einem im Inland geborenen und aufgezogenen Rind am 26.11.2000 festgestellt. Seitdem sind in Deutschland 413 BSE-Fälle aufgetreten. Insbesondere die Sorge, dass der BSEErreger auch die neue Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit verursacht, führte zur Etablierung einer Reihe von präventiven Maßnahmen in nationalen und EU-weiten Rechtsvorschriften. Diese reichten von der Einführung der Untersuchungspflicht und des Systems zur Kennzeichnung und Registrierung von Rindern bis hin zur Unterbrechung eines seit Jahrzehnten praktizierten Nährstoffkreislaufs. Ziel dieser Studie ist die Abschätzung der Kosten, die in Deutschland zwischen November 2000 bis Dezember 2010 durch die Maßnahmen zur BSE-Bekämpfung und -Vorbeugung entstanden sind. Im Vortrag wird insbesondere auf die durch folgende Maßnahmen verursachten Kosten eingegangen: • die aktive BSE-Überwachung von Schlachtrindern und Risikotieren mittels Schnelltest sowie • die Maßnahmen im Schlachthof und im Herkunftsbetrieb nach Bestätigung eines BSE Falles (Vernichtung potentiell kontaminierter Schlachtkörper derselben Schlachtlinie; Epidemiologische Untersuchungen sowie Tötung und Entsorgung von Kohortentieren). Ersten Abschätzungen zufolge beliefen sich die Kosten für die aktive BSE-Überwachung auf ungefähr 600 Millionen Euro. Für die Tötung und Entschädigung der 17.265 Rinder, die im Rahmen der BSE-Tilgung gekeult wurden, hatten die Tierseuchenkassen Ausgaben von insgesamt rund 22 Millionen Euro. Die Kosten für die Vernichtung von Schlachtkörpern der betroffenen Schlachtcharge betrugen ca. 3 Millionen Euro und der Aufwand für die epidemiologischen Untersuchungen in den Herkunftsbetrieben etwa 1 Million Euro. Weitere BSE bedingte Kosten ergaben sich durch das Verbot der Verfütterung von tierischen Proteinen (und bis Juli 2009 auch von Fetten) an zur Lebensmittelerzeugung gehaltene Tiere, die obligatorische Entfernung des Spezifizierten Risikomaterials von für den menschlichen Verzehr geschlachteten Rindern, die unschädliche Entsorgung von Kategorie 1 Material, die Einführung der obligatorischen Etikettierung von Rindfleisch, die Anpassung und Überwachung der Einhaltung von BSE bedingten Rechtsvorschriften, die Förderung der BSE-Forschung und nicht zuletzt die in den Jahren 2001/2002 durchgeführte Aufkaufaktion von Rindern im Alter über 30 Monate. - 94 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 95 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Blauzungenkrankheit in Deutschland – Ein (Rück-) Blick – Teil 1: Epidemiologie und finanzielle Auswirkungen Jörn Gethmann1, Bernd Hoffmann2, Carolina Probst1, Martin Beer2, Franz J. Conraths1 1 2 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, Seestr. 55, 16868 Wusterhausen / Dosse Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Virusdiagnostik, Südufer 10, 17493 Greifswald - Insel Riems Am 21. August 2006 wurde in Deutschland der erste Fall von Blauzungenkrankheit amtlich festgestellt. Der Ausbruch wurde durch ein BTV vom Serotyp 8 (BTV-8) verursacht. Bis Ende des Jahres 2006 wurden 890 Ausbrüche gemeldet. Die Bekämpfungsmaßnahmen konzentrierten sich dabei auf die Einrichtung von Restriktionsgebieten in Verbindung mit Verbringungsbeschränkungen und den Schutz von Rindern und Schafen vor den Vektoren. Trotz umfangreicher Untersuchungen, konnte die Einschleppungsursache bisher nicht ermittelt werden. Im Mai 2007 trat die Krankheit wieder auf und breitete sich bis Ende des Jahres mit insgesamt 20.811 in TSN gemeldeten Ausbrüchen über fast ganz Deutschland aus. Besonders bei Schafen führte die Blauzungenkrankheit zu hohen Verlusten. So wurden laut Auskunft der Tierseuchenkassen der Länder für das Jahr 2007 Entschädigungsanträge für etwa 10 240 Rinder und 33 323 Schafe gestellt. Wegen der hohen Anzahl an erkrankten und gestorbenen Tieren sowie den dadurch verursachten wirtschaftlichen Schäden wurde Anfang 2008 auf europäischer Ebene beschlossen, gegen BTV-8 zu impfen. Nachdem eine in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführte Studie die Sicherheit und Wirksamkeit der inaktivierten Impfstoffe gezeigt hatte, wurde ab Mai 2008 verpflichtend geimpft. Dabei mussten grundsätzlich alle Rinder, Schafe und Ziegen gegen BTV-8 immunisiert werden. Insgesamt breitete sich die Blauzungenkrankheit im Jahr 2008 langsamer aus als 2007, dennoch wurden von Mai bis Dezember 3.067 BTV-8 Ausbrüche bei Rindern, Schafen und Ziegen gemeldet. Im Jahr 2009 ging die Anzahl der in TSN gemeldeten Ausbrüche weiter zurück; so wurden von Januar bis April 2009 133 Ausbrüche festgestellt und von Mai bis Dezember nur noch zwölf. Der letzte Ausbruch von BTV-8 wurde am 17. November 2009 gemeldet. In den Jahren 2009 und 2010 mehrten sich Berichte über Impfschäden durch die Blauzungenkrankheit, wie Fertilitätsprobleme, Milchrückgang und weiteren Symptomen, die an eine Infektion mit der Blauzungenkrankheit erinnern. In einer Studie konnte jedoch nicht nachgewiesen werden, dass sich diese Symptome auf die Impfungen zurückführen lassen. Ab 2010 wurde die Pflichtimpfung auf eine freiwillige Impfung umgestellt. Dies führte zu einer deutlichen Reduzierung der Anzahl von geimpften Tieren. Da die serologischen und virologischen Monitoring-Untersuchungen in den Jahren 2010 und 2011 weder bei Haus- noch bei Wildwiederkäuern einen Hinweis auf eine Viruszirkulation ergaben, erklärte sich Deutschland in Übereinstimmung mit Artikel 6 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 1266/2007 mit Wirkung vom 15. Februar 2012 als frei von Blauzungenkrankheit. Die Restriktionszone für BTV-8 wurde mit gleichem Datum aufgehoben. Insgesamt hat die Blauzungenkrankheit Bekämpfungskosten von mehr als 200 Millionen Euro verursacht. Dabei waren die beiden größten Kostenfaktoren die durch die Infektion verursachten Schäden sowie die Aufwendungen im Zusammenhang mit der Impfung. - 96 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 97 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Blauzungenkrankheit in Deutschland – Ein (Rück-) Blick Teil 2: Diagnostik und Pathogenese Bernd Hoffmann1, Jörn Gethmann2, Michael Eschbaumer1, Franz J. Conraths2, Martin Beer1 1 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Virusdiagnostik, Südufer 10, 17493 Greifswald - Insel Riems 2 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, Seestr. 55, 16868 Wusterhausen / Dosse Zur sicheren Labordiagnostik der Blauzungenkrankheit stehen geeignete serologische und molekulare Untersuchungsverfahren zur Verfügung. Nach Einführung der verpflichtenden BTV-8-Impfung im Jahre 2008 wurden serologische Nachweisverfahren in der Routinediagnostik nur noch begrenzt eingesetzt, obwohl sich diese durch hervorragende Sensitivitäts- und Spezifitätswerte auszeichnen. Es wurden kompetitive und Doppel-AntigenELISA zum Nachweis von BTV-AK im Serum und Plasma sowie ein indirekter BTV-ELISA zum Nachweis von entsprechenden AK in der Milch zugelassen. Durch die Verminderung des Anteils von feldinfizierten- und geimpften Tieren in der Gesamtpopulation wird die serologische BTV-Untersuchung in den kommenden Jahren wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Im Gegensatz dazu wurden die molekulargenetischen BTV-Untersuchungstechniken besonders in der Zeit der aktiven BTV-Ausbrüche angewendet, da aufgrund der langen Virämiephase von bis zu 200 Tagen eine akute Infektion mittels PCR detektierbar ist. Das NRL-BT hat verschiedene real-time RT-PCR-Systeme (RT-qPCR) und RT-PCR-Verfahren zur Erkennung und Charakterisierung aller 26 Serotypen von BTV entwickelt bzw. etabliert. Den regionalen Untersuchungsämtern stehen zugelassene RT-qPCR kits zur Verfügung, die alle etablierten BTV-Serotypen sehr sensitiv und spezifisch erkennen. Nach Ausbruch der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 8 in Europa wurden umfangreiche Forschungsergebnisse generiert, die zusammen mit den BTV-Erfahrungen weltweit neue Erkenntnisse und Einblicke auf dem Gebiet der Orbiviren erbracht haben. Dies beinhaltet insbesondere Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit von inaktivierten BTV-Vakzinen und Methoden zur Identifizierung und Charakterisierung von Orbiviren und deren Antikörper. Darüber hinaus wurden die in Europa zur Verbreitung von BTV verantwortlichen Vektoren erfasst, mögliche Überwinterungsstrategien des Blauzungenvirus in Europa identifiziert und neue Erkenntnisse zur Pathogenese der Erkrankung gewonnen. Die Forschungsergebnisse des FLI und anderer Institutionen werden vorgestellt und diskutiert. - 98 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 99 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Untersuchung zum Vorkommen von Antikörpern gegen BTV-8 bei Rotwild, Rehwild, Damwild und Muffelwild in den Jahren 2008 – 2012 für das Bundesland Nordrhein-Westfalen Mark Holsteg1, Walburga Lutz2, Ralf Jungblut3, Birgit Jahn4, Arno Piontkowski5 1 Tiergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW, Siebengebirgsstraße 200, 53229 Bonn 2 Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung, Pützchens Chaussee 228, 53229 Bonn 3 Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg, Zur Taubeneiche 10 -12, 59821 Arnsberg 4 5 Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW, Leibnizstr. 10, 45659 Recklinghausen Ministerium für Klima-, Umwelt, Landwirtschaft und Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, Schwannstr. 3, 40476 Düsseldorf Einleitung: Die Blauzungenkrankheit hat in den Nutztierbeständen in NRW im Jahre 2006/2007 zu erheblichen Leiden geführt und in den betroffenen Betrieben große wirtschaftliche Schäden verursacht. Aus diesem Grund ist im Jahr 2008 eine flächendeckende Impfung der Hauswiederkäuer durchgeführt worden. Durch die Impfung wurde die Möglichkeit der Überwachung von BTV-8 über eine serologische Untersuchung der Nutztierbestände stark eingeschränkt. Um trotzdem eine Aussage über die Verbreitung und das Vorkommen von BTV-8 machen zu können, wurde vom FLI ein Wildtiermonitoring empfohlen. In NRW werden seit dem Jagdjahr 2008/09 Blutproben von Wildwiederkäuern untersucht. Die Probenentnahme erfolgte auf den Drückjagden direkt beim Aufbrechen der Tiere durch Förster des Landesbetriebes Wald und Holz NRW. Die Untersuchung der Blutproben erfolgte durch das staatliche Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg. Die im Rahmen dieser Untersuchung erhobenen Ergebnisse zum Vorkommen von BTV-8 bei Wildwiederkäuer haben auch dazu beigetragen, dass Deutschland seit dem 15.02.2012 wieder BTV-8 frei ist. Material und Methoden: Im Zeitraum der Jagdjahre 2008-2012 wurden insgesamt 759 EDTA-Proben aus den fünf Regierungsbezirken von Nordrhein Westfalen eingeschickt und auf Antikörper gegen BTV-8 untersucht. Im Jagdjahr 2012 wurden insgesamt 230 EDTA-Blutproben eingeschickt. Die Untersuchung der Proben erfolgte am staatlichen Veterinär Untersuchungsamt Arnsberg. Die Feststellung der BTV-8-Antikörper (AK) erfolgte mittels ELISA (VMRD). Ergebnisse: BTV-8 Jagdjahre 2008-2012: Das Vorkommen von BTV-8 Antikörpern unter den in NRW vorkommenden Wildwiederkäuern ist inhomogen. Während das Rehwild mit zwei AK-positiven Tieren von 313 getesteten Proben nur sehr selten eine Serokonversion zeigt, ist das Rotwild als mit 16% seropositiven Tieren im Jahr 2008/09 deutlich empfänglicher. Die Seroprävalenz beim Rotwild ist seit Beginn der Untersuchung kontinuierlich zurückgegangen und liegt aktuell bei 3% der Gesamtstrecke aus dem Jagdjahr 2011/12. Die Wildarten Muffelwild und Damwild sind aufgrund der geringen Streckenzahlen nicht sehr aussagekräftig. Aber der Anteil seropositiver Tiere ist ähnlich dem von Rotwild (siehe Tabelle). Die höchste Seroprävalenz - 100 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 von 55% in einer Altersgruppe trat beim Rotwild im Jahr 2008/09 bei den Tieren auf, die zum Zeitpunkt der Erlegung zwei Jahre oder älter waren. Diskussion: Die Ergebnisse des Monitorings auf BTV-8 zeigen, dass die Anzahl seropositiver Tiere kontinuierlich abnimmt. Das Auftreten von Antikörpern bei Kälbern und Lämmern ist wahrscheinlich auf den Nachweis von Kolostralen-AK zurück zuführen. Die Neuinfektionsrate kann anhand der Seroprävalenz bei den einjährigen Stücken am sichersten abgelesen werden. Hier zeigt sich, dass nur Tiere aus dem Geburtsjahrgang 2007 Antikörper gegen BTV-8 aufwiesen. In den Folgejahren war diese Altersgruppe negativ. Betrachtet man die Seroprävalenz beim Rehwild, zeigt sich, dass Rehwild für ein BTV-8 Monitoring ungeeignet ist. Dies könnte mit der heimlichen Lebensweise des Rehwildes in kleinen Gruppen und der Vorliebe der Gnitzen für bestimmte Tierarten (Bartsch et al., 2009) zusammen hängen. Eine Zunahme der Todesfälle beim Rehwild durch eine BTV-8 Infektion, wie aus der Praxis immer wieder berichtet wurde, kann anhand der unveränderten Anzahl geschossener und verendet aufgefundener Rehe in den Jagdjahren 2005/06 bis 2008/09 nicht bestätigt werden (NRW Fallwildberichte 2005 -2009). Fazit: Die Ergebnisse des BTV-8 Wildwiederkäuermonitorings zeigen, dass der Anteil seropositiver Tiere kontinuierlich abnimmt. Dies kann auch auf die verpflichtende Impfung der Hauswiederkäuer ab dem Jahr 2008 zurückgeführt werden. Die im Rahmen dieser Untersuchung erhobenen Ergebnisse zum Vorkommen von BTV-8 bei Wildwiederkäuern haben dazu beigetragen, dass Deutschland seit dem 15.02.2012 wieder BTV-8 frei ist. Dr. Mark Holsteg Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Referat 34 - Tiergesundheitsdienst Siebengebirgsstraße 200 53229 Bonn E-Mail: [email protected] www.landwirtschaftskammer.de Literatur beim Verfasser - 101 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Das Schmallenberg-Virus Erfolg für das Tierseuchenfrühwarnsystem in NRW Mark Holsteg, Cordula Köß, Peter Heimberg Tiergesundheitsdienst, Landwirtschaftskammer Nordrhein Westfalen, Siebengebirgsstraße 200, 53229 Bonn Einleitung: Im Herbst 2011 häuften sich beim Rindergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zahlreiche Anfragen und Hinweise durch Milchviehhalter und Tierärzte aus den Kreisen Wesel und Kleve in Nordrhein-Westfalen auf eine Erkrankung bei Milchkühen, die mit starkem Milchverlust und Fieber einhergeht. Gleichzeitig wurden ähnliche Beobachtungen in den Niederlanden gemacht, wobei dort eine wässrige Diarrhöe im Vordergrund stand. Im Rahmen des TSK-finanzierten Tierseuchen-Frühwarnsystems in NRW wurden Betriebe mit akuter Symptomatik durch den Rindergesundheitsdienst besucht und Blutproben von betroffenen Tieren entnommen. Durch das Friedrich-Loeffler-Institut konnten Infektionen mit Pestiviren, Blauzungen-Virus, Bovines Herspes Virus Typ 1, Maulund Klauenseuche, Enzootische Hämorrhagie der Hirsche, Rifttal-Fieber und bovinem Ephemaral Fieber ausgeschlossen werden. Im weiteren Verlauf wurde durch das FLI ein Orthobunyavirus aus dem Blut erkrankter Kühe isoliert (Hoffmann et al., 2011) und nach Herkunft des Probenmaterials vorläufig Schmallenberg-Virus (SBV) genannt. Klinik bei erwachsenen Rindern Es wurden im betreffenden Zeitraum 5 Herden besucht und insgesamt 20 Blutproben gezogen. Durch das FLI konnte bei 7 Tieren aus 4 Herden das Schmallenberg-Virus mittels PCR nachgewiesen werden. Leitsymptome in diesen Herden waren starker Milchleistungseinbruch um 50-80% und Fieber bei Einzeltieren bis zu 41°C über 3-5 Tage. Die Herden waren inaktiv und einzelne Tiere stark abgeschlagen. Die Futteraufnahme der gesamten Herde war unverändert. Diarrhöe konnte nur bei Einzeltieren festgestellt werden. Die Kühe waren laut Besitzer nach 3-5 Tage wieder „fit“. Anhand der Milchleistungsdaten aus zwei Betreiben mit AMS lässt sich eine Milchleistungsdepression von 12 – 17 Tagen feststellen. Aufgefallene Tiere zeigen auch nach der Genesung eine verminderte Milchleistung bzw. wurden vorzeitig trockengestellt. Erste serologische Tests zeigen, dass in zwei der betroffenen Herden die Durchseuchung ca. 80% beträgt. Klinik bei Kälbern Hydranenzephalie (HA), Silly calve, dummy calve Für Viren aus dem AKABANE-Komplex ist bekannt, dass bei einer Infektion zwischen dem ca. 100 und 180. Trächtigkeitstag vermehrt Kälber mit Missbildungen des Gehirns oder Verhaltensauffälligkeiten geboren werden. Am Niederrhein wurden von Dezember bis Ende Februar nur vereinzelt Fälle von Verhaltensauffälligkeiten dem TGD gemeldet. Bei zwei von zwölf untersuchten Tieren konnte SBV nachgewiesen werden. Arthrogrypose (AG), Curly calves Bei einer Infektion zwischen dem 70 – 100. Tag werden für AKABANE Arthrogryposen und Hirnmissbildungen beschrieben. Die Geburt des ersten Kalbes mit AG war am 14.12.2011; der totgeborene Zwilling zu diesem Kalb wurde im Bauchhöhlenpunktat positiv auf SBV getestet. Danach wurden erst wieder Mitte Februar weitere Kälber mit AG geboren, wovon bis zum 8. März 40% positiv getestet wurden. Die Variationen der Missbildungen sind sehr vielfältig und mit denen des Schafes vergleichbar (sieh dort). - 102 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Klinik bei Schafen Seit Mitte Dezember 2011 wurde in NRW vermehrt über die Geburt von missgebildeten Lämmern berichtet. Etwa 20 – 40 % der geborenen Lämmer in betroffenen Betrieben zeigten verschiedene Ausprägungen des Arthrogrypose-Hydranenzephalie-Syndroms, d.h. Versteifungen einzelner Gelenke an Vorder- und Hintergliedmaßen, Verkürzungen und Deformationen der Gliedmaßen und der Wirbelsäule, Torticollis, Schädelverformungen, Missbildungen am Hirn mit Hydrocephalus internus und evtl. Augenmißbildungen. Die Tiere waren zum größten Teil bei der Geburt vollständig entwickelt, aber tot. Einige lebten, zeigten jedoch Veränderungen an einzelnen Gelenken und neurologische Störungen wie ataktischen Gang, Koordinationsstörungen und Orientierungslosigkeit. Solche Tiere verendeten selbst bei intensiver Pflege nach spätestens sechs Wochen. Bei den Müttern der Tiere waren keine oder nur milde Symptome wie unspezifische Mattigkeit oder Durchfall während der akuten Infektionen im Herbst sichtbar. Bei der Geburt hatten die Mütter solcher Tiere jedoch Probleme, die Lämmer zur Welt zu bringen, mitunter kam es zu gravierenden uterinen und vaginalen Verletzungen bis hin zu Uterusperforationen, die in der Folge zum Exitus führten. U.U. war es notwendig, Fetotomien oder Sectiones caesareae durchzuführen. - 103 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Aktuelle Informationen zum Infektionsgeschehen mit dem Schmallenberg-Virus Martin Beer1, Horst Schirrmeier1, Dirk Hoeper1, Kerstin Wernike1, Mark Holsteg2, Ralf Jungblut3, Michael Eschbaumer1, Franz J. Conraths4, Bernd Hoffmann1 1 Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Südufer 10, 17493 Greifswald-Insel Riems 2 Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Siebengebirgsstraße 200, 53229 Bonn 3 Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Arnsberg, Zur Taubeneiche 10 -12, 59821 Arnsberg 4 Institut für Epidemiologie, Friedrich-Loeffler-Institut, Seestraße 55, 16868 Wusterhausen Im Sommer und Herbst 2011 wurden vermehrt Proben von Milchkühen an das Institut für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Insel Riems, gesandt. Hoftierärzte und betroffene Landwirte vermuteten die Rückkehr der Blauzungenkrankheit. Nachdem eine ganze Reihe von Erregern ausgeschlossen werden konnte, gelang der Nachweis eines neuen Virus aus der Familie der Bunyaviridae aus Blutproben von drei Milchkühen aus einem Bestand nahe der Stadt Schmallenberg. Der als „Schmallenberg-Virus“ benannte Erreger gehört zur sogenannten Simbu-Serogruppe innerhalb des Genus Orthobunyavirus. Seine Verwandtschaft zu dieser Serogruppe, zu der neben mehr als 20 anderen Viren auch das ausgeprägt teratogen wirkende Akabane-Virus gehört, ließ befürchten, dass die eigentliche Auswirkung der Infektionswelle des Sommers und Herbstes 2011 erst noch bevorsteht. Seit Dezember 2011 werden auch missgebildete Lämmer und Kälber beobachtet, die meist die typischen Veränderungen des Arthrogrypose-Hydranencephalie-Syndroms zeigen. Solche Fälle wurden auch aus Holland, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien und Luxemburg gemeldet. Seit März 2012 ist die Erkrankung in Deutschland meldepflichtig, und bisher wurden bereits mehr als 1200 Fälle erfasst. Die Übertragung des SchmallenbergVirus erfolgt durch Insekten-Vektoren, wobei Gnitzen eine besondere Rolle zukommt. In den bisherigen Untersuchungen des Erregers am Friedrich-Loeffler-Institut wurden beispielsweise die Gesamtgenomsequenz erstellt und mit anderen Sequenzen verwandter Viren verglichen, erste Infektionsversuche an Rindern durchgeführt, Gnitzen aus dem Jahr 2011 analysiert und serologische Untersuchungen zur Prävalenz der Infektion durchgeführt. Ergebnisse daraus sollen ebenso wie die bisherigen Erkenntnisse zur Verbreitung und Klinik zusammenfassend vorgestellt und diskutiert werden. - 104 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 105 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Erste Validierungsdaten für den ID Screen® Schmallenberg Virus Indirect ELISA Loic Comtet1, Kristine Klewer1, Horst Schirrmeier2, Martin Beer2, Philippe Pourquier1 1 2 IDvet, 167 rue Mehdi Ben Barka, 34070 Montpellier, France Friedrich-Loeffler Institut, Inst. f. Virusdiagnostik, Am Südufer 10, 17493 Greifswald - Insel Riems Einleitung Schmallenberg Virus (SBV) ist der vorläufige Name eines neuen Vektor-übertragenen Orthobunyavirus, das im November 2011 erstmals vom Friedrich-Loeffler-Institut identifiziert wurde. Dieses Virus verursacht zunächst eine relativ milde Klinik (Durchfälle, Fieber, Rückgang der Milchleistung, kann aber bei trächtigen Tieren zu erheblichen kongenitalen Missbildungen, Frühgeburten und Störungen im Fruchtbarkeitsgeschehen führen. Betroffen sind vor allem Wiederkäuer. Das Virus wurde seitdem in mehreren europäischen Ländern festgestellt (Niederlande, Belgien, Frankreich, England, Luxemburg, Italien, Spanien, ...) und scheint sich rasant ausgebreitet zu haben. Serologische Tests sind von grosser Bedeutung, um die Ausbreitung dieser neuen Krankheit untersuchen und kontrollieren zu können. Spezifische Antikörper gegen das SBV können mittels Serumneutralisationstests (SNT) und indirekter Immunofluoreszenz (IF) nachgewiesen werden, aber diese Methoden sind zeitaufwendig und schwer standardisierbar. Material und Methoden ID Vet bietet seit März 2012 den ersten SBV Antikörper ELISA an, den ID Screen® Schmallenberg virus Indirect ELISA. Dieser Test erlaubt den Nachweis von Antikörpern in Serum und Plasma von Wiederkäuern und ermöglicht mit Hilfe der Automatisierung die Untersuchung einer grossen Probenanzahl. Ergebnisse In ersten Validierungsuntersuchungen zeigte der ELISA ein exzellente Spezifät und eine sehr gute Korrelation mit SNT und IF. Folgenden Daten werden vorgestellt : • • • Daten zur Korrelation mit anderen serologischen Methoden Daten zur Spezifität an Proben, die vor 2010 genommen wurden Daten zur Serokonversion an experimentell infizierten Tieren - 106 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 107 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Epidemiologische Untersuchungen zur Verbreitung von Fasciola hepatica- und Dictyocaulus viviparus-Infektionen bei Milchrindern in Deutschland B. Kürpick1, A.-M. Schunn1, C. Strube1, T. Schnieder1, C. Staubach2, F. J. Conraths2 1 Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Parasitologie, Bünteweg 17, 30559 Hannover 2 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Epidemiologie, Seestr. 55, 16868 Wusterhausen Im Jahre 2008 wurden 19944 Tankmilchproben von Rindern aus verschiedenen Regionen Deutschlands auf Antikörper gegen Fasciola hepatica und Dictyocaulus viviparus untersucht. Die Ergebnisse wurden genutzt, um die Betriebe, aus denen die Proben stammten, als infiziert oder nicht einzustufen. Die Betriebe selbst blieben anonym, lediglich die Postleitzahl des Betriebssitzes stand für geografische Analysen zur Verfügung. Im Rahmen der epidemiologischen Analyse der Daten wurde die Seroprävalenz basierend auf den Ergebnissen der Tankmilchuntersuchungen für die Postleitzahlenbezirke geschätzt, aus denen Untersuchungsergebnisse vorlagen. Mögliche Einflüsse von Landnutzung (Anteil von Grün- und Ackerland, Wald und Wasserflächen je Postleitzahlenbezirk), Witterung (Temperatur, Niederschlag) und Rinderdichte sowie die Wechselwirkung der beiden Parasiten wurden zunächst durch bivariates Testen und dann durch schrittweises Eliminieren von Variablen in einem Generalized Linear Mixed Model statistisch analysiert. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass sowohl F. hepatica- als auch D. viviparusInfektionen bei Milchrindern in Deutschland weit verbreitet sind. Besonders stark betroffen sind der Nordwesten Niedersachsens und Schleswig Holstein. F. hepatica-positive Betriebe fanden sich beispielsweise auch in Gebieten, die in der ehemaligen DDR als saniert galten. Als statistisch signifikante Einflussfaktoren auf die F. hepatica- und D. viviparusSeropositivität in der Tankmilch erwiesen sich in dem endgültigen Generalized Linear Mixed Modell die Variablen Grünland- und Wasseranteil an der Fläche des Postleitzahlenbezirks. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass F. hepatica- und D. viviparus-Infektionen bei Milchrindern im Untersuchungsgebiet, das große Teile Deutschland umfasste, nahezu überall vorkamen, wenn auch in sehr unterschiedlicher Prävalenz. Maßnahmen zum Schutz der Tiere vor Infektionen wurden offenbar nicht mehr ergriffen oder zeigten keine hinreichende Wirkung. - 108 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 109 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Clostridium perfringens Typ A als Verursacher schwerster Puerperalstörungen bei der Milchkuh? – ein Fallbericht Hans-Peter Klindworth Rindergesundheitsdienst Niedersachsen, Bezirksstelle Bremervörde, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Albrecht-Thaer-Str. 6a, 27432 Bremervörde Die Beteiligung von Clostridium perfringens Typ A an verschiedenen Infektionsgeschehen wird schon seit längerem diskutiert (Rose u. Edgar, 1936; Macrae et al., 1943; Niilo, 1980; Ferrarezi et al., 2008). Im Vordergrund stehen dabei Gasödem- bzw. gangränbildung, Lebensmittelvergiftungen beim Menschen und gastrointestinale Erkrankungen. Seit der Erstbeschreibung von Anderson (1991) haben sich Berichte über das Vorkommen einer speziellen Darmerkrankung, dem „Hemorrhagic bowel syndrom“, gehäuft (Rademacher et al., 2002; Abutarbush u. Radostis, 2005; Forsberg u. Wang, 2006; Hacker u. Schwagerick, 2009). Laut Ceci et al (2006) sind an der Entstehung der Erkrankung maßgeblich Cl. perf. Typ A, β2-positiv, und der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus beteiligt. Bislang liegen, soweit den Autoren bekannt, keine Berichte über die eindeutige Beteiligung von Cl. perf. Typ A bei Genitalinfektionen des Rindes vor. Recht wenige postulieren überhaupt eine Beteiligung von nicht näher typisierten Cl. perf. So beschrieben Alessandreşcu et al. (2009) Cl. perf. und E. coli als Verursacher letaler septischer Schocks nach stümperhaft induzierten Aborten beim Menschen; eine emphysematöse Pyometra mit befundeten Cl. perf. bei einem Hund wurden durch Hernandez et al. (2003) erwähnt. Als einzige Autoren haben Drillich et al. (2001) beim Rind den Fund von Cl. perf. bei toxischen Endometritiden beschrieben. Aus der Gießener Klinik für Geburtshilfe (Direktor Prof. H. Bostedt) liegt die erstmalige Beschreibung einer Vestibulovaginitis mit Myometritis beim graviden Schaf vor (Klein et al. 2007). Die Autoren geben als Hauptverursacher Cl. perfringens Typ A, β2-negativ, an. Der hier beschriebene Betrieb wird seit über 10 Jahren durch den RGD Niedersachsen bestandsbetreut. Vor dem Auftreten der spezifischen Krankheitserscheinungen zeichnete sich der Betrieb durch überdurchschnittliche Leistungskennziffern aus. Haltung und Fütterung waren zu keiner Zeit wesentlich zu beanstanden. Ab dem 11.2.2010 zeigten jedoch plötzlich alle Tiere nach der Abkalbung einen recht einheitlichen und typischen Krankheitsverlauf. Nach zunächst unauffälliger Geburt und i. d. R. unproblematischem Abgang der Eihäute fielen etwa 2-3 Tage p.p. plötzlich Milchleistung und Fresslust rapide ab. Ausnahmslos alle Kalbinnen wiesen gleichzeitig eine hochgradige jauchig-stinkige Lochiometra mit toxämisch gestörtem Allgemeinbefinden auf, die therapeutisch nur schwer zu beeinflussen war. Lediglich durch wiederholte hochdosierte Gaben (20-40 g) von Tetracyclinstäben und intrauteriner Spülungen mit Streptomycin/Penicillin (100 ml Mastipen comp.) gelang eine den Umständen entsprechende zufriedenstellende Stabilisierung. Nach dem Einsatz einer stallspezifischen Vakzine traten, zumindest bei den Mehrkalbskühen, deutlich geringer ausgeprägte Symptome auf. Die Färsen wurden daher zusätzlich, unmittelbar nach stattgefundener Kalbung, 4-5 Tage unter allgemeiner Antibiose (Amoxicillin) gehalten, so daß auch hier nur noch abgeschwächte Symptomatik zu sehen war. Vom Haustierarzt wurden zudem bei einigen Tieren gastrointestinale Störungen mit Aufgasungen im Darmbereich diagnostiziert. Es traten mehrere perakute Todesfälle auf, zahlreiche Tiere wurden eingeschläfert. Von fünf erkrankten Tieren sind sowohl Einzelkot- als auch Cervixtupferproben im RIPAC-Labor, Potsdam, untersucht worden. In allen fünf Kotproben gelang der Nachweis von Cl. perf. Typ A, β2-negativ, sowie von nicht weiter differenzierten - 110 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Schimmelpilzen. Zudem wurden in jeweils drei Proben pathogene E. coli-Stämme und A. pyogenes nachgewiesen. Aus der Cervix gelang bei jeweils drei Tieren der Nachweis der gleichen Clostridien wie aus den Kotproben und von A. pyogenes. Desweiteren wurde eine uneinheitliche Mischflora gefunden (v. a. Clostridium sporogenes, Bacillus spp., Strepto/Mikrokokken), die zum Teil auch in der Cervix nachgewiesen wurden. Ebenfalls auffällig waren Durchfallerkrankungen am 2-3 Lebenstag im Kälberbereich mit einer hohen Mortalitäts- und Letalitätsrate. Dem Krankheitsgeschehen vorgeschaltet gewesen war ein etwa ein Jahr andauernder subtiler Abfall der Milchleistung und ein Anstieg der Zellzahlen. Im weiteren Laktationsverlauf ist eine ungewöhnlich starke Häufung eitriger Arthritiden, insbesondere an den Sprunggelenken, aber auch vermehrte Gewebeabszeßbildung aufgefallen. Clostridium perfringens Typ A ist als (Mit-) Verursacher schwerster Gebärmutterentzündungen und Puerperalstörungen zu berücksichtigen. Ein Infektionsgeschehen mit diesem Erreger kann in landwirtschaflichen Betrieben schnell existenzbedrohende Ausmaße erreichen. Autor: Dr. Hans-Peter Klindworth, RGD der LWK Niedersachsen, Email: [email protected] Literatur: Anonymus, 1994, Clostridium perfringens, Internet: http://www.dvg.net/avid/methoden/clostridium%20perfringens-iii-1994.pdf (Stand: 03/2011) Abutarbush, SM und Radostits, OM, 2005, Jejunal hemorrhage syndrome in dairy and beef cattle: 11 cases (2001 to 2003). Can Vet J 46, 711–715 Alessandrescu, D zitiert von Biris, M, Moldovan, M, Pascut, D und Motoc, A, 2009, Uteroadnexal damage in septic abortion. Histopathological study on 91 cases. Rom J Morph Embr 50, 657–662 Anderson, BC, 1991, 'Point source' haemorrhages in cows. Vet Rec 128, 619-620 Ceci, L, Paradies, P, Sasanelli, M, De Caprariis, D, Guarda, F, Capucchio, MT und Carelli, G, 2006, Haemorrhagic bowel syndrome in dairy cattle: Possible role of Clostridium perfringens type A in the disease complex. J Vet Med (A) 53, 518-523 Drillich, M, Beetz, O, Pfützner, A, Sabin, M, Sabin, H-J, Kutzer, P, Nattermann, H und Heuwieser, W, 2001, Evaluation of a systemic antibiotic treatment of toxic puerperal metritis in dairy cows. J Dairy Sci 84, 2010–2017 Ferrarezi, MC, Cardoso, TC und Dutra, IS, 2008, Genotyping of Clostridium perfringens isolated from calves with neonatal diarrhea. Anaerobe 14, 328–331 Forsberg, NE und Wang, Y, 2006, Nutrition and immunity in dairy cattle: Implications to hemorrhagic bowel syndrome. Internet: http://omnigenresearch.com/pdf/mid_south_conference_paper.pdf (Stand: 03/2011) Hacker, U und Schwagerick, B, 2009, Clostridienenterotoxämie bei Milchkühen als Herdenerkrankung mit erheblichen Verlusten. RGD-Treffen Bad Waldsee, Tagungs-CD. Hernandez, JL, Besso, JG, Rault, DN, Cohen, AH, Guionnet, A, Begon, D und Ruel, Y, 2003, Emphysematous pyometra in a dog. Vet Radiol Ultrasound 44, 196-198 Klein C, Wehrend, A, Weiss, R und Bostedt, H, 2007, Eitrig-ulzerierende Vestibulovaginitis und Myometritis bei hochgraviden Schafen, verursacht durch Clostridium perfringens Typ A. Tierärztl Prax, 35 (G), 192-196 Macrae, DR, Murray, EG und Grant, JG, 1943, Enterotoxemia in young suckled calves. Vet Rec 55, 203-204 Niilo, L, 1980, Clostridium perfringens in animal disease: A review of current knowledge. Can Vet J 21, 141-148 - 111 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Rademacher, G, Lorenz, I und Hänichen, T, 2002, Jejunumanschoppung mit koaguliertem Blut infolge blutender Darmulzera bei Kühen. Tierärztl Umschau 57, 399-411 Rose, AL und Edgar, G, 1936, Enterotoxemic jaundice of sheep and cattle. Aust Vet J 12, 212-220 - 112 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 113 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Akute Pasteurellose bei Rindern, Wildwiederkäuern und Schweinen Elisabeth van der Grinten Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich Veterinärmedizin, Haferbreiter Weg 132, 39576 Stendal Im Sommer 2010 kam es in Sachsen-Anhalt und Brandenburg zu einer Serie von zeitlich und räumlich eng beieinander liegenden, perakuten Todesfällen bei Damwild, Rindern und Schweinen. Es handelte sich in allen Fällen um eine akute Pasteurellose, hervorgerufen durch Pasteurella multocida vom Kapseltyp B, dem Erreger der hämorrhagischen Septikämie. Diese Krankheit war jahrzehntelang nicht mehr in Deutschland aufgetreten und ist heute überwiegend in tropischen Gebieten endemisch. Das klinische und pathologische Bild variierte zwischen den Spezies, wurde aber in den meisten Fällen von fehlender Symptomatik mit Ausbildung einer hämorrhagischen Diathese geprägt. Unter den Rindern waren Jungrinder in extensiver Haltung betroffen, die Kontakt zu infiziertem Damwild hatten. Epidemiologische Betrachtungen auf Basis der Untersuchungsergebnisse von verendeten Tieren und Tupferproben klinisch gesunder Rinder und Wildwiederkäuer im Krankheitsgebiet und darüber hinaus, ergaben schlussfolgernd, dass Carriertiere innerhalb der Dam- und Rehwildpopulation als Erregerreservoir in Frage kommen und der Ausbruch u. a. durch anhaltend trockene Hitze des Sommers ausgelöst wurde. Die Krankheit wurde erfolgreich durch antibiotische Therapie bekämpft. Der Vortrag stellt den Verlauf der Krankheit unter Berücksichtigung epidemiologischer Überlegungen dar. - 114 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 115 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Molekularer Nachweis von Mycobacterium spp. bei Rind und Rotwild in Bayern J. Domogalla, E. M. Gerstmair, F. Sedlmaier, S. Gellert, M. Müller, R. Straubinger, M. Büttner Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Veterinärstr. 2, 85764 Oberschleißheim Der molekularbiologische Nachweis von DNA Präsenz der Erreger aus dem Mycobakterien Tuberculosis Komplex (MTC) im Gewebe in Form einer real-time PCR ist die einzig schnelle Diagnostikmöglichkeit bei der amtlichen Fleischuntersuchung, da ein MycobakterienIsolierungsversuch in Kultur erst nach 8 Wochen als negativ abgeschlossen werden darf. Allerdings bleibt die Kultivierung weiterhin der aktuell sensitivste Nachweis in der Tuberkulosediagnostik. Die empfohlene quantitative real-time PCR des Nationalen Referenzzentrums detektiert alle MTC Spezies durch dualen Nachweis der hypothetischen Helikase (Heli) und des Insertionselements (IS 1081). Ein Vergleich dieser PCR mit einem kommerziellen real-time PCR Kit (artus M. tuberculosis TM PCR Kit, Qiagen) wurde nach einem Lymphknoten Spike-Experiment durchgeführt. Es wurden keine Unterschiede in der DNA Nachweisbarkeit festgestellt. Die Mykobakterien-Kultur bestätigte die Ergebnisse weitgehend. Darüber hinaus wurde eine konventionelle PCR eingesetzt, die die Präsenz des Gyrase (gyrB)-Gens spezifisch für den MTC nachweist und ein 1020bp langes PCR Fragment für die Sequenzierung liefert. Das Hauptproblem in der Tuberkulosediagnostik ist die heterogene Verteilung der Mycobakterien im Gewebe und damit die Trefferwahrscheinlichkeit bei der Entnahme geringer Gewebemengen für die DNA-Extraktion. Um die Wahrscheinlichkeit des Nachweises zu erhöhen, muss möglichst viel Probenmaterial für die Anzucht und DNAExtraktion verwendet werden. Zur optimalen Homogenisierung größerer Gewebestücke, z.B. ganzer Lymphknoten, wurde ein ULTRA-TURRAX® (IKA) erprobt. Nach unseren Erfahrungen ist bezüglich der Tuberkuloseinfektionen der Rinder mit M. bovis oder M. caprae ein deutliches Nord-Süd-Gefälle zu erkennen. Im Süden Deutschlands überwiegen die durch M. caprae hervorgerufenen Fälle nicht nur beim Rind sondern auch beim Rotwild. In einer 2009 bis 2010 durchgeführten Studie am LGL wurden insgesamt 332 Rothirsche aus zwei Jagdsaisonen von Oktober 2009 bis Dezember 2010 in den Landkreisen Oberallgäu, Ostallgäu und Bad Tölz-Wolfratshausen untersucht. Bei zwei Tieren aus dem Landkreis Oberallgäu und bei einem aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen konnte M. caprae nachgewiesen werden. Interessant war, dass auch aus makroskopisch völlig unverändertem Gewebe (non visible lesion, NVL) bei einem Tier M. caprae DNA nachgewiesen wurde und ein Isolat aus der Kultur gewonnen werden konnte. Die Differenzierung der Mycobakterien-Spezies in der Routinediagnostik wird am LGL aus Flüssigkulturmaterial mit dem GenoType MTBC Assay (Hain Lifescience) durchgeführt. Im Rahmen eines EU-Projekts (http://tb-alpine-wildlife.org) wird seit Mai 2011 zusammen mit den Alpenländern Österreich, Italien und Schweiz am LGL die Verbreitung der Tuberkulose, u. a. bei Rotwild, in der Alpenregion weiter untersucht. Bisher isolierte M. caprae Stämme wurden durch Spoligotyping (Prof. Prodinger, Innsbruck) in einen Karwendel-, einen Allgäu- und einen Lechtal-Typ (Tirol) gruppiert. Begonnene Sequenzierarbeiten am Genzentrum der LMU sollen weiteren Aufschluss zur Identität und Epidemiologie der bayerischen M. caprae Isolate geben. - 116 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 117 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Zelluläre Immunreaktionen gegen Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis beim Kalb – Vergleich zwischen experimenteller Infektion und Exposition unter Feldbedingungen Christian Menge1,2, Philip S. Bridger1, Hakan Bulun1, Simone Schillinger1, Rolf Bauerfeind1 1 2 Institut für Hygiene & Infektionskrankheiten der Tiere, Frankfurter Str. 85-89, 35392 Gießen Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für molekulare Pathogenese, Naumburger Str. 96a, 07743 Jena Einleitung Die Erkennung von Rindern, die mit Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) infiziert sind, ist in der frühen Phase der Infektion bislang schwierig. Aufgrund der Pathobiologie der MAP-Infektion kann man vermuten, dass der Nachweis zellulärer Immunreaktionen eine frühere Diagnosestellung ermöglicht als andere Verfahren der direkten oder indirekten Infektionsdiagnostik. Als fakultativ intrazellulärer Erreger induziert MAP zunächst vor allem eine zellvermittelte Immunreaktion, die durch die Expansion von eine Zunahme an MAP-spezifischen T-Zellen gekennzeichnet ist. Erreger-spezifische CD4+ T-Zellen sezernieren bei erneutem Antigenkontakt (z. B. in vitro) Interferon-gamma (IFN-γ). Der Nachweis von IFN-γ im Überstand von in vitro-stimulierten Blutproben (Interferon-γ release assay; INRA) ist prinzipiell dazu geeignet, positive Tiere ab dem 2. Lebensjahr zu identifizieren. Die Spezifität dieses Tests wird aber bei Jungtieren durch starke individuelle Unterschiede und die unspezifische Bildung von IFN-γ durch andere Immunzellen erheblich eingeschränkt. Der Nachweis der IFN-γ-Bildung auf Einzelzellebene verbunden mit einer Typisierung der reagierenden Zellen lässt daher eine Steigerung der Spezifität und Sensitivität erwarten. Alternativ könnten MAP-spezifische T-Zellen auch an oberflächlichen Aktivierungsmarkern (z. B. CD25) zu erkennen sein. In einem vom BMELV geförderten Forschungsverbund (Förderkennzeichen 28-1-32.006-06) wurden neue Verfahren erprobt, die eine sensitive und spezifische Diagnostik von MAPInfektionen möglichst schon im Kälberalter ermöglichen sollten. Dabei wurden drei auf der Durchflusszytometrie (DFZM) basierende Tests zum Nachweis MAP-spezifischer T-Zellen entwickelt und auf ihre Eignung geprüft: • DFZM-IFN-γ-Test zur Detektion MAP-spezifischer IFN-γ-bildender CD4+ T-Zellen • DFZM-CD25-Test zur Detektion MAP-spezifischer CD4+/CD45RO+ T-Gedächtniszellen • Kombinierter DFZM-IFN-γ/CD25-Test zur Detektion MAP-spezifischer CD4+ T-Zellen Studiendesign Zunächst erfolgte die Validierung der Methoden an experimentell mit MAP infizierten Kälbern (Longitudinalstudien). Hierzu wurden 20 Holstein-Friesen-Kälber aus vier MAP-unverdächtigen Herden bezogen. In diesen waren zuvor alle weiblichen Rinder im Alter über 24 Monate serologisch und bakteriologisch (PCR und Kultur) mit negativem Ergebnis getestet worden. Sieben Kälber dienten als Kontrolltiere, 13 Kälber wurden zu zwei Infektionsgruppen zusammengestellt. Die Versuche wurden konsekutiv, beginnend mit der Kontrollgruppe (Longitudinalstudie 1, LS 1), durchgeführt. Am 10., 12. und 14. Lebenstag wurden die Kälber der Infektionsgruppen (LS 2 und LS 3) mit insgesamt 1 x 109 KbE/Tier des MAP-Stammes K10 oral inokuliert. Die Kälber der Kontrollgruppe wurden scheininokuliert. Positive Befunde bei den regelmäßig durchgeführten PCR-Tests und kulturellen Untersuchungen von intra vitam gewonnenen Bioptaten aus ileozaekalen und jejunalen Lymphknoten bestätigten, dass die Inokulationen zu Infektionen geführt hatten. Zur Analyse der zellulären Immunreaktion wurden Blutproben in 4- bis 8-wöchigen Abständen gewonnen. Schließlich wurden die neuen - 118 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Tests in Form einer Querschnittstudie (QS) im Feld getestet. Dazu wurden 32 Kälber in 8 MAP-positiven und 15 Kälber in 3 MAP-negativen Betrieben am 100. ± 10 Lebenstag und am 200. ± 30 Lebenstag beprobt. Aus den Blutproben wurden mononukleäre Leukozyten (PBMC) isoliert und in vitro über sechs Tage mit Ganzzelllysaten aus MAP bzw. M. phlei (MP) restimuliert. Danach wurden die intrazelluläre IFN-γ-Produktion in CD4+ T-Zellen oder die Expression von CD25 auf der Oberfläche von CD4+/CD45RO+, CD8+/CD45RO+, γδ-TZellen und NK-Zellen quantifiziert. Antigenspezifische Reaktionstiter wurden auf die mit MP induzierten Reaktionstiter der Probe normalisiert. Cut-Off-Werte für die Unterscheidung zwischen negativ und fraglich sowie zwischen fraglich und positiv wurden anhand des 95 %igen bzw. 99 %igen Quantils aus den Werten der Kontrolltiere (LS 1) berechnet. Vollblutproben wurden regelmäßig auch im INRA (BOVIGAM®-Test) gemäß den Vorgaben des Herstellers untersucht. Bei der Auswertung wurde jedoch die Reaktion auf M. bovis-PPD als Kalibrator benutzt. Einsatz der Methodik bei experimentell infizierten Kälbern DFZM-IFN-γ-Test In der Kontrollgruppe (LS 1) reagierte ein Kalb in fünf Proben (12., 16., 20., 28. und 52. Woche post infectionem [W. p. i.]) falsch-positiv bzw. falsch-fraglich. In der ersten Infektionsgruppe (LS 2) erzielten insgesamt 74,6 % aller Proben ab der 16. W.p.i. positive oder fragliche Ergebnisse. In der 28., 32., 40. und 52. W. p. i. reagierten alle infizierten Tiere positiv oder fraglich. In der zweiten Infektionsgruppe (LS 3) reagierten nur in der 16. W. p. i. alle sechs infizierten Kälber positiv oder fraglich, damit aber 12 Wochen früher als in LS 2. Insgesamt wurden 46,7 % aller Proben ab der 16. W. p. i. als positiv oder fraglich erkannt. Im INRA reagierten 72,2 % aller Proben der LS 2 und 58,3 % aller Proben der LS 3 ab der 16. W.p.i. positiv oder fraglich. Allerdings wurden in demselben Zeitraum auch 25,4 % aller Proben der Kälber aus der LS 1 falsch-positiv oder falsch-fraglich getestet. Im DFZM-IFN-γTest war dies bei weniger als 5,0 % (entspricht dem 95 %igem Quantil) der Proben der Fall. DFZM-CD25-Test Anhand der CD25-Expression auf CD4+/CD45RO+ T-Zellen wurden in LS 2 ab der 16. W. p. i. 97 % der Blutproben als positiv oder fraglich erkannt. Bereits ab der 12. W. p. i. reagierten drei von fünf Kälbern positiv. Die Reaktionstiter fielen zum Ende der Untersuchungsperiode ab, dennoch blieb die Mehrzahl der Werte im positiven Bereich. In der LS 3 wurden 61,7 % aller Proben ab der 16. W. p. i. positiv getestet. In der 12., 16., 20., 28. und 52. W. p. i. war die Nachweisquote am höchsten (jeweils 5/6 infizierten Kälbern). Kombinierter DFZM-IFN-γ/CD25-Test In der LS 3 reagierten 60,0 % bzw. 61,7 % aller Proben ab der 16. W. p. i. bezüglich der IFNγ-Bildung bzw. der CD25-Expression bei CD4+ Zellen positiv oder fraglich. In der 12., 16., 20., 32. und 48. W. p. i. reagierten Proben von jeweils 5/6 Kälbern positiv oder fraglich. - 119 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Einsatz der Methodik im Feld (Querschnittstudie) In der Querschnittstudie wurden der DFZM-CD25-Test und der kombinierte DFZM-IFNγ/CD25-Test evaluiert. Bei der Untersuchung der Kälber in MAP-positiven Betrieben mit dem DFZM-CD25-Test reagierten in der 1. Beprobung (ca. 100. Lebenstag) alle Kälber negativ und in der 2. Beprobung (ca. 200. Lebenstag) drei Tiere (10 %) fraglich. Die Tiere aus den MAP-negativen Betrieben waren zu beiden Zeitpunkten testnegativ. MAP-spezifische Immunantworten waren auch nicht in den MAP-positiven Betrieben nachweisbar, wenn die Kälber zum 100. Lebenstag auf IFN-γ-bildende CD4+ T-Zellen untersucht wurden. In der zweiten Probe reagierten drei von diesen Tieren (10 %) positiv bzw. fraglich, aber auch ein Jungrind (6,6 %) in den MAP-negativen Betrieben. Wurde die CD25-Expression auf CD4+ Zellen als Marker herangezogen, reagierten in der ersten Probe ein Tier der MAP-positiven Betriebe positiv sowie jeweils ein Kalb in den MAP-negativen Betrieben positiv und fraglich. In der zweiten Probe hatten ein Tier (3,3 %) der MAP-positiven Betriebe einen positiven und alle Tiere der MAP-negativen Betriebe negative Befunde. Im INRA reagierten bei der 1. Beprobung nur ein Tier aus den MAP-positiven Betrieben positiv und alle Kälber aus den MAP-negativen Betrieben negativ. Bei der zweiten Beprobung wurden neun testpositive Kälber (30 %) in den MAP-positiven Betrieben festgestellt. Ein Kalb (6,6 %) in einem MAPunverdächtigen Betrieb reagierte ebenfalls positiv. Schlussfolgerungen Die Untersuchungen bestätigen, dass die immunologische Auseinandersetzung des Rindes mit oral aufgenommenen MAP-Bakterien selbst mit modernsten Methoden erst Monate nach der Infizierung messbar wird. Im Gegensatz zur Serologie, die erst ab 24 Lebensmonaten zufriedenstellende Ergebnisse erbringt, lassen sich, zumindest unter experimentellen Bedingungen, mit DFZM-basierten Methoden MAP-spezifische T-Zellen sensitiv und spezifisch bereits 16 Wochen nach der Infektion nachweisen. Der Nachweis zellulärer Immunreaktionen mit dem technisch weniger aufwändigen DFZM-CD25-Test war sensitiver als der Nachweis der IFN-γ-Bildung auf Einzelzellebene. Beide Tests waren dabei spezifischer als der INRA. Unter Feldbedingungen konnten mit den DFZM-basierten Methoden nur wenige Reagenten detektiert werden. Dies galt besonders für die Beprobung am 100. Lebenstag. Am 200. Lebenstag präsentierte sich der INRA zwar als sensitivster Test, doch belegen die Ergebnisse der experimentellen MAP-Infektion und auch die publizierten Daten anderer Autoren seine unbefriedigende Spezifität. Dagegen ermöglichen es die DFZM-basierten Methoden, MAP-Infektionen auch bei Tieren unter 24 Monaten spezifisch zu detektieren. Weitere Entwicklungsarbeit ist allerdings erforderlich, um ihre Sensitivität dieser Methoden zu verbessern. Die Kombination der bereits vorhandenen MAPDiagnostik mit den neuen DFZM-basierten Tests könnte zukünftig die Grundlage für ein effizienteres Diagnoseschema zur Bekämpfung der bovinen Paratuberkulose sein. - 120 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 121 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Praktikabilität und Aufwand der Map-Sanierung in großen Milchbetrieben – Ergebnisse einer Langzeitstudie in M-V Christine Komorowski1, Klim Hüttner2, Frank Rehbock4, Ulrike Hacker3, Heidemarie Heyne5, Kerstin Müller6 1 Landkreis Rostock, Regionalstandort Bad Doberan, VLA, August-Bebel-Str. 3, 18209 Bad Doberan. 2 Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Epidemiologischer Dienst, Thierfelder Str. 19, 18059 Rostock. 3 Tierseuchenkasse M-V, RGD, Neustrelitzer Straße 120, Block C, 17033 Neubrandenburg 4 Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft & Fischerei, ITP, 18196 Dummerstorf/ Kessin, Kirchweg 3 5 Min. für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V, Tierseuchenreferat, 19048 Schwerin 6 Freie Universität Berlin, FB Veterinärmedizin, Klinik für Klauentiere, Königsweg 65, 14163 Berlin Hintergrund der Map-Langzeitstudie Mit der Aufnahme durch das OIE in die Liste B der Erkrankungen mit sozio-ökonomischer Bedeutung erhielt die Bekämpfung der Paratuberkulose einen neuen Stellenwert. Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis (Map) stellt demnach nicht nur eine Gefahr für Rinder und andere Wiederkäuer dar, sondern kann als Zoonoseerreger nicht sicher ausgeschlossen werden. Die Infektion ist in ihrer Kombination eines anfänglich schwer erkennbaren Krankheitsverlaufes, einer unzureichenden Labordiagnostik und einer fehlenden Therapie am erkrankten Tier einzigartig. Seitens des Landes wurde hinterfragt, inwiefern eine Map-Sanierung in Rinderbeständen ab 20% serologischer Einzeltierprävalenz inkl. des Auftretens klinischer Map-Fälle praktikabel und effektiv ist. In der Konsequenz wurde ein Langzeitversuch im Rahmen einer klinischen Studie in vier großen Milchbetrieben auf den Weg gebracht. In diesem Zusammenhang wurden zwischen Januar 2003 und Dezember 2009 14.222 Kühe aus diesen Betrieben einbezogen. In die Statistik gingen die Untersuchungsergebnisse von Tieren ein, die zwischen dem 01.01.2000 und dem 31.12.2006 geboren wurden. Mehrfachbefunde bildeten die Basis für graduell unterschiedlich definierte Statusvarianten (V1-V4ök), innerhalb derer die Tiere als Map-positiv, fraglich oder negativ klassifiziert wurden. Die Milchbetriebe erfuhren eine spezielle Beratung und wurden regelmäßig besucht, um die Umsetzung eines definierten Maßnahmekataloges (siehe Poster) abzusichern. Die Kosten für den diagnostischen Aufwand wurden durch den Betrieb, die Tierseuchenkasse und das Land zu je einem Drittel übernommen. Wichtige Ergebnisse Prävalenzentwicklung Zu Versuchsbeginn lag der Anteil Map-positiv und Map-fraglich zugeordneter Tiere des Geburtsjahrgangs 2000 zwischen 54% und 74%. Zum Ende des Versuchs liegen diese Anteile für Tiere des Jahrgangs 2006 zwischen 12% und 50%. Je nach Map-Statusvariante bedeutet dies eine Steigerung des Anteils negativer Tiere über den Versuchszeitraum für alle Betriebe von 41,4% (V1) bzw. 23,5% (V3). Map-Nachkommenstatus Die Senkung der Map-Muttertierprävalenz führte über ein definiertes Kolostrummanagement auch bei den Nachkommen zur Verminderung der Anzahl Map-positiver Befunde. Betrug der Anteil, der als Map-positiv eingestuften Nachkommen von positiven Müttern des - 122 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Geburtsjahrgangs 2003 noch 4,7%, so sank dieser Anteil bis zum Geburtsjahrgang 2006 auf 1,4%. Dagegen stieg der Anteil Map-negativer Kälber aus positiven Müttern analog von 7,0% auf 16,6%. In der subjektiven Wahrnehmung der Betriebsleiter sank im selben Zeitraum die Zahl klinisch auffälliger Tiere. Map-Leistungsassoziation In der statistischen Analyse konnte der Nachweis signifikanter Unterschiede zwischen MapBefundstatus und Leistung erbracht werden. Bei Map-negativen Tieren liegen in der stringenten Statusvariante V3 der Laktationswert und der BSK-Wert als standardisierte Milchleistungsparameter höher als die Map-positiver bzw. -fraglicher Tiere. In der univariaten Analyse zeigen Map-negative Tiere verglichen mit positiven bzw. fraglichen Tieren signifikant höhere durchschnittliche Gesamtmilchleistungen in der Statusvariante V3. Altersabhängige Vorteile Map-negativer Tiere zeigen sich analog bei der durchschnittlichen Laktations-, als auch Fett- und Eiweißleistung. Eine Verzerrung von Leistungsdaten erfolgt jedoch dadurch, dass in allen Betrieben Mappositive Tiere häufig bereits bei Verdacht zügig aus dem Bestand verbracht werden. Andererseits werden viele der als Map-positiv eingestuften Tiere nicht klinisch krank bzw. zeigen häufig trotz dieses Status eine hohe Leistung und gute Kondition, was den Haltern die Entscheidung schwer macht, solche Tiere zu merzen. Grundsätzlich werden bei den einzelnen Parametern teils widersprüchliche Ergebnisse deutlich, welche durch die Charakteristik der diagnostischen Methoden und schließlich durch eine generell sehr hohe Datenstreuung geprägt waren. Auch die darauf basierende betriebswirtschaftliche Analyse aller Tiere mit einer abgeschlossenen Lebensleistung erbrachte keine eindeutigen ökonomischen Vorteile Map-negativer gegenüber Map-positiven Tieren. Diese Beobachtung steht auch im Zusammenhang mit der geringen durchschnittlichen Lebensdauer der Kühe von weniger als drei Laktationen, welche durch frühzeitige Merzung aufgrund von Euterentzündungen, Fruchtbarkeitsstörungen und Lahmheiten bedingt ist. Sollten die Bemühungen um eine höhere Nutzungsdauer von Hochleistungsmilchkühen Früchte tragen, ist zu erwarten, dass die Paratuberkulose als Wirtschaftsfaktor zukünftig eine größere Rolle spielen wird, da die Tiere dann ein Alter erreichen, bei dem die Klinik deutlicher in Erscheinung tritt. Fazit Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass der Erfolg von Sanierungsmaßnahmen in hohem Maße davon abhängt, ob der Katalog von Hygiene- und Managementmaßnahmen diszipliniert und fortdauernd erfüllt wurde oder nicht. Nachweisbare Map-Prävalenzsenkungen sind frühestens nach zwei Kuhgenerationen zu erwarten. Aufgrund der hohen Abgangsraten aus anderen Gründen zögerten die Landwirte, klinisch unauffällige Map-infizierte Tiere aus dem Bestand zu entfernen. Darüber hinaus stellt der Preisdruck in der Milchviehhaltung, im Verbindung mit einem durchweg knapp bemessenen Personal in den Betrieben einen begrenzenden Faktor dar. Landesweite Sanierungsprogramme lassen sich effektiv nur umsetzen, wenn in den einzelnen Betrieben eine regelmäßige und qualifizierte Beratung durch geschulte Tierärzte unter Einbindung aller Betriebsmitarbeiter angeboten wird. Der Bericht des Map-Landesprogramms M-V steht in Form einer Dissertation im Internet unter http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000025734 zur Verfügung. Korrespondenz bitte über [email protected]. - 123 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Paratuberkulose: Thüringer Bekämpfungsprogramm – eine Fünf-Jahres-Bilanz Stefanie Söllner-Donat und Karsten Donat Thüringer Tierseuchenkasse, Victor-Goerttler-Straße 4, 07745 Jena Im Frühjahr 2008 wurde mit der mit der Neufassung des „Programms zur Bekämpfung der Paratuberkulose in den Rinderbeständen in Thüringen vom 26. März 2008 (ThürStAnz Nr. 16/2008 S.556)“ eine neue Etappe in der Bekämpfung dieser endemischen und chronisch verlaufenden Rinderkrankheit begonnen. Kernpunkte des Programms sind: • Verhinderung der Infektion von Jungtieren • Senkung des Infektionsdrucks in infizierten Herden • Verbringungsregeln • Statusdefinition Die Etablierung von Hygienemaßnahmen zur Verhinderung der Infektion von Jungtieren ist Schwerpunkt der Beratungstätigkeit der Tierärzte des Rindergesundheitsdienstes. Die Betriebe werden nach einer strukturierten Erfassung des Hygienestatus in ihrem Bestand individuell beraten, um die Hygieneregime und Bekämpfungspläne betriebsspezifisch auszurichten. Dabei liegt das Bestreben darin, gemeinsam mit dem Landwirt und seinem betreuenden Tierarzt solche Maßnahmen festzulegen, die einerseits die hygienische Situation in Bezug auf die Bekämpfung der Paratuberkulose verbessern und andererseits in der Arbeitsroutine des Herdenmanagements eingehalten werden. Schwerpunkte sind: • Abkalbehygiene − saubere Abkalbeplätze für alle Kühe − getrennte Abkalbeplätze für MAP-positive Kühe − schnellstmögliche Trennung von Kuh und Kalb • Tränke- und Fütterungshygiene − Kälber mit sauber gewonnenem Erstkolostrum der eigenen Mutter versorgen, soweit nicht MAP-Ausscheider − Mischmilchen ausreichend erhitzen − kein Grobfutter von beweidetem Dauergrünland an Kälber füttern • Haltungshygiene − bestmögliche räumliche Trennung des Kälberbereiches vom Kuhbereich − hohe Personalhygiene der Kälberbetreuer − gesonderte Arbeitsgeräte im Kälberstall (kein Kuhkot) Wesentliches Element der Bekämpfungsstrategie ist die Senkung des Infektionsdrucks in der Herde insgesamt. Zum einen sinkt damit das Risiko der Erregerübertragung von den Kühen auf die Kälber und zum zweiten ist bei genügend hohem Infektionsdruck auch eine Infektion älterer Tiere möglich. Zur Erkennung der Ausscheider wird in Thüringen von jeder Kuh des Bestandes einmal jährlich eine Kotprobe kulturell auf Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) untersucht. Die Untersuchungszahlen und Befunde der Jahre 2007 bis 2011 sind in Tabelle 1 angegeben. MAP-positive Tiere sind schnellstmöglich zu merzen, in der Regel innerhalb von 4 Wochen nach Zugang des Befundes. Für die meisten der beteiligten Herden ist das zu leisten, lediglich in Herden mit einer hohen Inzidenz - 124 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 MAP-positiver Rinder (>10 %) werden gesonderte Vereinbarungen getroffen, um die Reproduktion des Bestandes nicht zu gefährden (in der Regel Besamungsstopp und Abmelken). Tabelle 1: Anzahl untersuchter Proben auf MAP in den Jahren 2007 bis 2011 Jahr Probenanzahl [n] positiv [n] positiv [%] negativ [n] n. a. [n] 2007 19.203 1.069 5,6 17.623 510 2008 33.359 1.768 5,3 30.729 1.268 2009 28.337 1.247 4,4 25.787 1.303 2010 29.318 1.055 3,6 27.266 997 2011 30.063* 960 3,9 22.817 576 *Gesamtzahl der eingesandten Proben, 5.707 Proben noch in Arbeit Da im Tierhandel eine Untersuchung auf Paratuberkulose wegen der Besonderheiten der Pathogenese (lange Phase der Latenz, zu Beginn der Ausscheidungsphase intermittierende Ausscheidung, Antikörperbildung erst in späteren Krankheitsstadien) am Einzeltier mit den gegenwärtigen Methoden der Diagnostik intra vitam nicht zielführend ist, kann lediglich der Bestandsstatus des Herkunftsbestandes bei zu handelnden Tieren eine gewisse Sicherheit bezüglich des MAP-Infektionsstaud gewährleisten. Daher ist die Identifizierung und Schaffung Paratuberkulose-unverdächtiger Rinderbestände eines der wesentlichen Ziele des Thüringer Bekämpfungsprogramms. Die Anforderungen daran sind: • jährliche kulturelle Untersuchung der Kühe und Zuchtbullen auf MAP • keine MAP-positiven Befunde • Überwachungszeitraum: mindestens 3 Jahre • Einhaltung der Regeln zum Tierverkehr In den letzten fünf Jahren konnten 19 Bestände diesen Status erreichen. Naturgemäß können das nur solche Herden sein, in denen bisher kein MAP-Eintrag stattfand. Ehemals MAP-positive Herden konnten bisher nicht diesen Status erreichen. Die Überwachung der bisher anerkannten Herden erfolgt durch Weiterführung der kulturellen Untersuchung der Kühe und Zuchtbullen auf MAP im Abstand von zwei Jahren. Alternative Verfahren sind gegenwärtig in Erprobung. Im Zuge der Überwachungsuntersuchungen konnte kein Erregereintrag in diese Herden festgestellt werden. Problematisch für die Sanierungsbestände – und in viel stärkerem Maße für die Paratuberkulose-unverdächtigen Bestände – ist die Einhaltung der Regeln zum Tierverkehr. Im Programm ist festgelegt, dass nur Tiere aus Beständen mit gleichem oder höherem Bestandsstatus in den Bestand verbracht werden dürfen, also z. B. in Sanierungsbestände nur MAP-negative Tiere aus Sanierungsbeständen. Für die Paratuberkulose-unverdächtigen Bestände bestehen daher nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zum Tierzukauf. Insbesondere beim Zukauf von Deckbullen für Mutterkuhherden seltenerer Rassen mussten daher Ausnahmen von dieser Regel gemacht werden. Voraussetzung war jedoch, dass diese Bullen zweimal jährlich kulturell untersucht werden. - 125 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Für zahlreiche Rinderhalter kann die Erlangung des Status eines Paratuberkuloseunverdächtigen Bestandes nicht als mittelfristig erreichbares Ziel formuliert werden. Für diese Betriebe geht es darum, die Inzidenz (neu MAP-positive Tiere im Verlauf eines Jahres) im Bestand zu senken und somit die durch Paratuberkulose verursachten Verluste zu minimieren. Von 22 Sanierungsbeständen, die seit 2008 regelmäßig untersuchen, konnte in der überwiegenden Zahl der Bestände eine Senkung der Inzidenz erreicht werden (Tabelle 2). Tabelle 2: Senkung der Inzidenz MAP-positiver Rinder im Verlauf der Jahre 2008 bis 2011 nach Klassen Reduktion der Inzidenz um mehr als 50 % um 25 % bis 50 % um weniger als 25 % Anstieg der Inzidenz Anzahl Bestände 7 7 4 4 Anteil Bestände 31,8 % 31,8 % 18,2 % 18,2 % Damit konnte belegt werden, dass in mehr als der Hälfte der Herden im Verlauf einer Rindergeneration die Neuerkrankungsrate um mehr als 25 % abnahm. Ursachen für die Unterschiede zwischen den Herden werden gegenwärtig untersucht. Schlussfolgerungen Im Verlauf der letzten fünf Jahre war eine gute Akzeptanz des Thüringer Programms zur Bekämpfung der Paratuberkulose erkennbar. Das Programm wird sowohl von den Landwirten als auch den Landwirtschaftsverbänden mitgetragen. Die betriebsspezifische Gestaltung der Hygienekonzeption als auch die Diagnostik auf der Basis der kulturellen Untersuchung haben sich bewährt. Die Definition des Bestandsstatus Paratuberkulose-unverdächtiger Rinderbestand nach dem Thüringer Programm wird akzeptiert und birgt nach erster Einschätzung ausreichende Sicherheit. Es konnten bisher 19 unverdächtige Bestände identifiziert werden. Mit den Bekämpfungsmaßnahmen ist in den meisten Beständen im Verlauf einer Rindergeneration eine Senkung der Neuerkrankungsrate zu erreichen. - 126 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 127 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 A Voluntary Programme for the Risk-Based Management of Paratuberculosis in UK Dairy Herds Hannah L. Pearse IDEXX Inc, One IDEXX Drive, Westbrook, Maine 04092, USA This presentation describes a paratuberculosis engagement and management program in milk recorded herds in the UK dairy industry commencing in 2008. The aim of the programme is to encourage famers to understand their paratuberculosis risks and disease status through completion of a disease risk assessment and to manage these risks to reduce disease prevalence in the herd. Utilising milk samples from routine herd recording and a commercial ELISA test (IDEXX) for the detection of antibodies against Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis (MAP), a paratuberculosis risk-based management programme was developed. Milk samples are tested every three months during routine herd recording and storage of consecutive lab results in the herd recording database along with traffic light scoring of cows allows farmers to prioritise herd management protocols with the aim of reducing disease prevalence. Herd status allows farmers to clearly understand likely future prevalence of paratuberculosis if these risks are not managed effectively. Farmers receive a consistent education program coordinated by DairyCo (farmer levy board and the milk recording organisations, and delivered through industry partners using trained consultant veterinarians. The engagement program has progressed to more effective, veterinary led control plans being applied in the UK. By using routine herd recording samples and regular testing as the basis of the paratuberculosis control programme producers have access to a hassle-free and cost effective system for the management of paratuberculosis leading to significant increase in disease awareness and uptake in paratuberculosis control programmes in the UK dairy industry. - 128 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 - 129 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Posterbeiträge 1. A. Schwarzmaier, C. Sauter-Louis, G. Seemann, E. Schwedinger, A. Friedrich, K. Cußler Bovine neonatale Panzytopenie (BNP) – Vorkommen in Baden-Württemberg und Beziehung zu BVDBestandsimpfungen 2. J. Küpper, H. Brandt, K. Donat, U. Schau, G. Erhardt Paratuberkulose: Erblichkeit und Einfluss auf Milchleistungsparameter bei Dt. Holsteinkühen 3. N. Kasnitz, H. Köhler, P. Möbius Einfluss von Kulturmedien und Tierpassage auf die Stabilität spezifischer Genommarker von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis 4. B. Fischer, A. Schliephake, A. Schult Zum Einfluss von Säurezusätzen in der Tränkmilch auf den Keimgehalt des Kotes, die Durchfallhäufigkeit und das Wachstum von Deutschen-Holstein Kälbern während der ersten 14 Lebenstage 5. K. Kerner, G. Walter, C. Menge, H. Köhler Nachweis reaktiver T-Zellen bei experimenteller Infektion von Ziegen mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) 6. I. Fritsch, J. Kolb, H. Köhler, D. Hillemann, M. Dünser, M. M. Wittenbrink, P. Möbius Untersuchungen zur Langzeitepidemiologie von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis Stämmen aus Mitteleuropa 7. W. Murmann, K. Danner, A. Maas Erfahrungen aus der Paratuberkulosediagnostik am CVUA Freiburg – Auswertung von Laborergebnissen von 1994 bis 2011 8. S. Schillinger, P. S. Bridger, T. Seeger, M. Fischer, C. Menge, R. Bauerfeind Erregerspezifische Antikörper als Indikatoren der MAPInfektion bei Kälbern und Jungrindern 9. M. Schmidt, K. Eulenberger, R. Pützschel Erste Ergebnisse des Paratuberkuloseprogramms der Sächsischen Tierseuchenkasse 10. K. Hüttner, MAP-Arbeitsgruppe Sanierungsempfehlungen und MAP-Maßnahmekatalog – Hinweise für Milchviehhalter M-V 11. W.–I. Bock Serologische und molekularbiologische Untersuchungen zum Vorkommen des Bluetongue Virus (BTV) und von Pestiviren in der Wildwiederkäuerpopulation im Freistaat Thüringen (2007 – 2011) 12. S. Bilk, C. Schulz, M. Fischer, M. Beer, A. Hlinak, B. Hoffmann Organverteilung von Schmallenberg Virus RNA in missgebildeten Neugeborenen Posterschau mit Anwesenheit der Autoren: Do., 10.05., 19.30 – 20.00 Uhr - 130 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Bovine neonatale Panzytopenie (BNP) – Vorkommen in Baden-Württemberg und Beziehung zu BVD-Bestandsimpfungen Albrecht Schwarzmaier1, Carola Sauter-Louis2, Gerd Seemann1 Elke Schwedinger3, Annette Friedrich2, Klaus Cußler3 1 Tierseuchenkasse Baden-Württemberg, Tiergesundheitsdienste, Am Moosweiher 2, 79108 Freiburg und Schaflandstr. 3/3, 70736 Fellbach 2 LMU München, Klinik für Wiederkäuer, Sonnenstr. 16, 85764 Oberschleißheim 3 Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Str. 51-59, 63225 Langen In Baden-Württemberg sind seit 2007 in insgesamt 47 Betrieben BNP-Fälle aufgetreten mit einem Umfang von einem bis zu 18 erkrankten Kälbern im Betrieb. Die regionale Verteilung der betroffenen Betriebe im Land ist sehr ungleichmäßig. In zwei Landkreisen im Nordosten findet sich eine besondere Konzentration der Betriebe. Auch die regionale Verteilung der PregSure®BVD -Impfbetriebe ist sehr unterschiedlich und weist zwei Schwerpunkte auf. Der eine ist auffällig deckungsgleich mit dem BNP-Gebiet im Nordosten, der andere liegt insbesondere in zwei Landkreisen im Südosten. Aus 483 Betrieben, die zwischen 2004 und 2008 den Impfstoff PregSure®BVD eingesetzt haben, sind von 45 Betrieben BNP-Fälle bekannt geworden. In den restlichen 11.535 Milchviehbetrieben des Landes, die ausschließlich andere BVD-Impfstoffe eingesetzt oder gar nicht geimpft hatten, wurden nur aus 2 Betrieben klinische Fälle gemeldet. Dieser Unterschied ist hochsignifikant. Innerhalb der PregSure®BVD-Impfbetriebe haben die von der BNP betroffenen Betriebe im Verhältnis deutlich mehr Impfungen (Grundimmunisierung plus Boosterimpfungen) durchgeführt - gemessen als Verhältnis der eingesetzten Impfdosen in Bezug auf die Zahl der Rinder des Bestandes - als in den Nicht-BNP-Betrieben. Eine Bedeutung der Anzahl der Impfungen bei den Muttertieren für das Auftreten von BNP-Kälbern ergibt sich auch bei der Auswertung der Dauer der Bestandsimpfungen. Die betroffenen PregSure®BVD-Betriebe haben mit durchschnittlich 3,5 Jahren signifikant länger geimpft als die nicht betroffenen mit durchschnittlich 2,5 Jahren. Das geringere Vorkommen der BNP im südlichen Impfgebiet scheint durch die im Mittel geringeren Jahre des Impfstoffeinsatzes im Süden (mit-)bedingt zu sein. - 131 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Paratuberkulose: Erblichkeit und Einfluss auf Milchleistungsparameter bei Dt. Holsteinkühen Julia Küpper1, Horst Brandt1, Karsten Donat2, Ute Schau2, Georg Erhardt1 1 Institut für Tierzucht und Haustiergenetik, Justus-Liebig-Universität, Ludwigstr. 21b, 35390 Gießen 2 Thüringer Tierseuchenkasse, Victor-Goerttler-Straße 4, 07745 Jena Einleitung Paratuberkulose erfolgreich zu bekämpfen erfordert eine komplexe Einflussnahme auf krankheitsauslösende und krankheitsfördernde Faktoren. Neben der Identifizierung und Merzung infizierter Tiere, sowie der Einwirkung auf das Herdenmanagement wird seit längerem auch über die züchterische Beeinflussung der Paratuberkulose diskutiert. Dieses wird jedoch nur dann möglich sein, wenn das Merkmal kostengünstig und möglichst sicher erfassbar wird und vor allem eine Erblichkeit des Merkmals vorliegt. Daher war es das Ziel der Untersuchungen Heritabilitäten für das Auftreten von Paratuberkulose bei Dt. Holsteinkühen auf Basis der Kotkultur zu schätzen. Da die Einbußen in Verbindung mit dieser Erkrankung sehr hoch sein können, bestand ein weiteres Ziel darin, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Paratuberkulose auf Milchleistungsparameter zu quantifizieren. Material und Methoden Es wurden Daten von 11.185 Herdbuchkühen der Rasse Dt. Holstein in Thüringen ausgewertet. Der MAP-Status der Tiere wurde in 2008 und 2009 mithilfe von Kotkulturen im Rahmen des Sanierungsprogrammes der Thüringer Tierseuchenkasse ermittelt. Von diesen 11.185 Tieren wurden 1.218 Tiere als positiv und 10.067 Tiere als negativ getestet. Anhand dieser Daten wurden mit dem Programm ASREML (Gilmour et al. 2009) Heritabilitäten mittels Tiermodell geschätzt. Als fixe Effekte wurden der Betrieb und die Laktationsnummer (1, 2, 3, 4, 5, ≥6) im Modell berücksichtigt. Zusätzlich wurde an einer Stichprobe von 316 positiven Tieren und 554 negativen Vergleichstieren der Einfluss des Paratuberkulosestatus auf die Milchleistungsmerkmale (100 Tage Leistung und Gesamt Laktation 305 Tage) geschätzt. Ergebnisse Die geschätzte Heritabilität des Merkmals des MAP-Status liegt bei 15,7%. Abbildung 1 zeigt die Häufigkeiten der MAP-positiv getesteten Tiere nach Betrieb (1A) bzw. Laktationsnummer (1B). Beide fixen Effekte haben einen statistisch hoch signifikanten Einfluss auf den MAP Status. - 132 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Laktationsnumme r Betrieb (A) (B) Abb. 1 : Frequenz mittels Kotkultur ermittelter MAP positiver Kühe in Abhängigkeit vom Betrieb (A) und Laktationsnummer (B). Die Ergebnisse zu den verschiedenen Milchleistungsparametern und den Kot-positiven, bzw. Kot-negativen Tieren sind in Tabelle 1 dargestellt. Sowohl für die Milchleistung wie auch für die Proteinmenge und die gesamte Fettmenge konnten Signifikanzen gefunden werden. Abbildung 2 zeigt, dass bei allen drei Merkmalen eine statistisch signifikant geringere Leistung bei den positiven Tieren ermittelt wurde. (A) (B) (C) Abb. 2: Einfluss des MAP Status ermittelt durch Kotkultur auf verschiedene Milchleistungsmerkmale der gesamten Laktation in kg (A = Milch, B = Protein, C = Fett) - 133 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Tab. 1: Geschätzten Signifikanzen der untersuchten Effekte auf die verschiedenen Milchleistungsparameter MKG100 MKG Fett kg Fett kg Fett % 100 Prot kg Prot kg Prot % 100 Betrieb *** *** *** *** *** *** *** *** Laktationsnummer *** *** *** *** *** *** *** *** MAP Status (Kotkultur) * ** n.s. * n.s. * ** n.s. *= p≤0,05; ** = p ≤0,01; *** = p≤0,001 Diskussion Die geschätzte Erblichkeit von 0,157 deckt sich mit den Ergebnissen von Gonda et al. (2006), die in einer Studie an Amerikanischen Holsteins eine Heritabilität von 0,153 für die MAP Empfänglichkeit basierend auf Kotuntersuchungen, für die Antikörperantwort gegenüber MAP zwischen 0,091 und 0,159 und basierend auf beiden Tests von 0,102 schätzten. Auf der Basis serologischer Untersuchungen schätzten Hinger et al. (2008) bei Dt. Holsteins mittels verschiedener Modelle Heritabilitäten von 0,052 bis 0,140, während Mortensen et al. (2004) aufgrund von serologischen Milchuntersuchungen bei 11.525 Dänisch Holsteinkühen Heritabilitäten zwischen 0,09 und 0,10 schätzten. Auch wenn die geschätzten Erblichkeiten in den einzelnen Studien aufgrund der unterschiedlichen Schätzmethoden und der Unterschiede in der Merkmalserfassung nicht direkt vergleichbar sind, liegen sie auf vergleichbaren Niveau und weisen auf einen additiven Geneffekt hin. Die signifikanten Unterschiede in der Fett- und Proteinmenge zwischen den Kotkulturpositiven und negativen Tieren sind hauptsächlich auf den Unterschied in der Milchleistung zurückzuführen, denn im Fett- und Proteingehalt gibt es keine signifikanten Unterschiede. Die Ergebnisse zeigen, dass die Erblichkeit gegenüber der Empfänglichkeit von MAP auf Basis von Kotkulturen im mittleren Bereich liegt und somit höher ist als die auf der Basis serologischer Untersuchungen. Damit stellt die Erregerdiagnostik in der Kotkultur ein geeignetes Merkmal für weitergehende tierzüchterische Maßnahmen dar, mit denen die Empfänglichkeit gegenüber Paratuberkulose beeinflusst werden kann. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass es bei Paratuberkulose positiven Tieren zu einer deutlichen Reduzierung der Milchleistung kommt, was wiederum mit wirtschaftlichen Einbußen verbunden ist. Danksagung Die Autoren danken besonders den Mitarbeitern der beteiligten Milchviehbetriebe aus Thüringen für die Hilfe bei den Probenahmen und für die Bereitstellung der Abstammungsdatendaten der untersuchten Kühe, sowie den Mitarbeitern der Thüringer Tierseuchenkasse und des Instituts für Tierzucht und Haustiergenetik für die Unterstützung bei der Gewinnung und Untersuchung des Probenmaterials. Literatur Gilmour, A.R., Gogel, B.J., Cullis, B.R. & Thompson, R (2009): ASReml User Guide Release 3.0. VSN International Ltd., Hemel Hempstead, UK. Gonda, M.G., Chang, Y.M., Shook, G.E., Collins, M.T. & Kirkpatrick, B.W. (2006): Genetic variation of Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis Infection in US Holsteins. J. Dairy Sci. 89: 1804-1812. Hinger, M., Brandt, H. & Erhardt, G. (2008): Heritability Estimates for Antibody Response to Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis in German Holstein Cattle. J. Dairy Sci. 91: 3237-3244. Mortensen, H., Nielsen, S.S. & Berg, P. (2004): Genetic variation and Heritability of the Antibody Response to Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis in Danish Holsteins Cows. J. Dairy Sci. 87: 2108-2113. - 134 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Einfluss von Kulturmedien und Tierpassage auf die Stabilität spezifischer Genommarker von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis Nadine Kasnitz, Heike Köhler, Petra Möbius Friedrich-Loeffler-Institut, NRL für Paratuberkulose, Naumburger Str. 96a, 07743 Jena Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) ist ein phylogenetisch junger Erreger mit geringer genetischer Heterogenität. Nur durch Kombination mehrerer Genotypisierungsmethoden können MAP-Stämme ausreichend charakterisiert und epidemiologisch untersucht werden. Der Bestimmung des Genotyps dient die variierende Anzahl spezifischer Sequenzen (Genommarker) an definierten Genomorten (Short Sequence Repeat [SSR]- und Variable-Number Tandem-Repeat [VNTR]- Sequenzen), sowie bestimmte RFLP-Muster des Insertionssegments IS900 (Restriktionsfragment-Längenpolymorphismus-Analyse). Um Fehlinterpretationen bei epidemiologischen Untersuchungen zu vermeiden, müssen die detektierten Genotypen über eine bestimmte Zeit und innerhalb einer Infektionskette stabil sein. Auch dürfen sie sich bei der kulturellen Anzüchtung nicht verändern. Eine Änderung an den untersuchten Genommarkern der VNTR- oder SSRAnalyse bzw. der IS900-RFLP-Muster würde zu falschen Schlussfolgerungen bezüglich möglicher Übertragungswege führen. Ziel dieser Studie war es, die Stabilität der Genotypen nach Kultivierung in verschiedenen Medien und nach Erreger-Wirt-Interaktion zu untersuchen. Fünfzehn bovine MAP-Typ-II-Stämme (8 Genotypen) wurden zweifach auf Para-LöwensteinJensen- [PLJ], Para-Stonebrink- [PSt], Herrolds-Egg-Yolk- [HEYM], Middlebrook- [MM] bzw. Watson-Reid-Medium [WR] subkultiviert. Dabei wurde die Wachstumsintensität dokumentiert, die DNS bei ausreichendem Bakterienwachstum (geschlossener Zellrasen) isoliert und die Konzentration spektrophotometrisch bestimmt. Außerdem wurde der Inokulationsstamm (JII-1961, MAP-Typ-II, boviner Herkunft) eines Infektionsversuches mit Ziegen aus dem Ileum und regionärem Lymphknoten von drei Tieren reisoliert und einmalig auf PLJ subkultiviert. Die Genotypisierung erfolgte mittels VNTR- und IS900-RFLP-Analyse und für die 15 nur in vitro untersuchten Stämme zusätzlich anhand der SSR-Sequenzen. Die Kultivierungsdauer der MAP-Stämme variierte zwischen den Stämmen und den Medien. Auf HEYM wuchsen die Stämme am einheitlichsten und schnellsten, gefolgt von MM und WR. Auf PSt dauerte die Kultivierung im Durchschnitt am längsten und variierte am meisten auf PLJ. Nach Wachstum in WR konnte im Vergleich zu HEYM, MM und PLJ mehr als doppelt soviel DNS aus den Kulturen isoliert werden. Die Anzahl der Marker an den untersuchten SSR-Loci 8 und 9, sowie den VNTR-Loci 292, X3, 25, 47, 7 blieb für alle Stämme in vitro unverändert. Bei drei Stämmen wurden nach Kultivierung Veränderungen im IS900-RFLP-Muster detektiert. Diese traten bei zwei Stämmen auf allen 5 Medien (Cnew2 zu Cnew und C1, C5 zu Cnew1), bei einem Stamm nur nach Wachstum auf MM (C1 zu C5) auf. Nach der Tierpassage blieben die IS900-RFLPMuster und die VNTR-Marker des Stammes JII-1961 stabil. Für die Kultivierung verschiedener MAP-Typ-II-Stämme ist HEYM am besten geeignet. Eine einmalige Tierpassage – als Modell für eine Infektionsübertragung - zeigte keinen Einfluss auf den Genotyp. Die ausgewählten SSR- und VNTR- Genommarker sind auch unabhängig von den verwendeten Kulturmedien stabil. Um den RFLP-Genotyp von Feldisolaten - 135 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 standardisiert detektieren zu können, ist jedoch die Kultivierung in einem einheitlichen Medium und eine höchstens einmalige Subkultivierung erforderlich. Nur dann sind epidemiologische Schlussfolgerungen auf Grundlage der verwendeten Genotypisierungsmethoden möglich. - 136 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Zum Einfluss von Säurezusätzen in der Tränkmilch auf den Keimgehalt des Kotes, die Durchfallhäufigkeit und das Wachstum von Deutschen-Holstein Kälbern während der ersten 14 Lebenstage Bernd Fischer1, Annette Schliephake2, Annika Schult3 1 Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Zentrum für Tierproduktion und Technik Iden, Lindenstraße 18, 39606 Iden 2 Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Fachbereich Veterinärmedizin, Haferbreiter Weg 132, 39576 Stendal 3 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Tierernährung und Stoffwechselphysiologie, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, Herrmann-Rodewald-Straße 9, 24118 Kiel Einleitung und Zielstellung In der Kälberaufzucht treten in Deutschland seit Jahren Verluste an lebend geborenen Kälbern in Höhe von 6 bis 8 % in den ersten vier Lebenswochen auf. Mehrere Autoren (SPRINGER, 2003; GIRNUS, 2004; KASKE, 2007) führen Diarrhoe als Hauptursache der Verendungen in den ersten zwei Lebenswochen an. Zudem sind aus Sicht der Betriebswirtschaft und des Tierschutzes Bewirtschaftungsmaßnahmen notwendig, die auf eine Verringerung des Verlustgeschehens ausgerichtet sind. Das Ansäuern der Tränkmilch ist eine Möglichkeit, Verdauungsabläufe in Labmagen und Dünndarm zu unterstützen, Diarrhoe durch bakterielle Erreger zu verringern und damit begünstigend auf die Kälbergesundheit zu wirken. (ROY, 1980; SUNDRUM, 1987; HEITING, 2000) Das Ziel der Untersuchung bestand darin, zu prüfen, ob durch den Zusatz von futtermittelrechtlich zugelassenen organischen Säuren Durchfall auslösende Mikroorganismen im Verdauungstrakt der Kälber gehemmt und dadurch Gesundheit und Wachstum verbessert werden können. Material und Methoden Als Säurezusatz wurden in die Vollmilchtränke der Fütterungsgruppe A (Ameisensäure, pHWert der Tränke 4,6-4,8; n=21 Kälber), in die der Fütterungsgruppe E das handelsübliche Säurepulver EUROCID® (Säuregemisch aus kurzkettigen, organischen Säuren; nach Einsatzempfehlung pH-Wert der Tränke 6,0; n=20 Kälber) eingesetzt. Die Referenzgruppe erhielt Vollmilch (n= 21 Kälber) ohne Zusatz. Die Kälber wurden täglich zweimal mit frischer Vollmilch unmittelbar nach dem Melken bis zu einem Tagesvolumen von 6l mit einer Tränktemperatur von 38° C getränkt. Die Säuren sind vor dem Tränken der Vollmilch zugesetzt worden. Der Versuch wurde von September bis November 2009 unter Außenklimabedingungen durchgeführt. Alle Kälber wurden sofort nach der Geburt in ein Iglu verbracht, unter einheitlichen Bedingungen mit Kolostrum versorgt und in der dritten Lebenswoche in die Gruppe umgesetzt. Die Versuchsfütterung umfasste den 2. bis 15. Lebenstag. Die Konsistenz des Kotes wurde täglich jeweils zur Tränkung (0=normal; 1= noch breiig, 2=dünnflüssig, 3=wässrig) bonitiert. Ebenso wurde täglich die Tränkemenge und der Kraftfutterverzehr ab der 2. Lebenswoche individuell erfasst. Ab dem 3. bis zum 15. Lebenstag wurden zweitägig von allen Kälbern rektal Kotproben entnommen. Der Kot wurden im LAV Stendal, Abteilung Morphologische und mikrobiologische Tierseuchendiagnostik, nach den in Klammern stehenden Prüfmethoden untersucht und semiquantitativ bewertet. Nachgewiesen wurden: Kryptosporidien (50-0067-02), Escherichia coli (50-0054-02), Campylobacter (50-0056-02), Clostridien (50-0046-02), Rotaviren, Caliciviren und Parvoviren (50-0035-02). Calci- und Parvoviren wurden nur vereinzelt nachgewiesen, daher wurden sie hier nicht in die Auswertung einbezogen. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Statistikprogrammes SPSS 8.0. Der Versuch wurde mittels der Prozedur GLM – Allgemein mehrfaktoriell ausgewertet. - 137 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Kovariablen wurden im Modell berücksichtigt. Ergebnisse In Tabelle 1 ist die Häufigkeit der Kälber dargestellt, bei denen mindestens einmal der jeweilige Erreger nachgewiesen wurde. Dabei ist bei allen Kälbern während des Versuches mindestens ein Erreger nachgewiesen worden. Am häufigsten, und zwar bei 92,7 % der Kälber, wurden Kryptosporidien nachgewiesen. Tabelle 1:Anteil Kälber in denen der Erreger min. einmal nachgewiesen wurde Erreger Kryptosporidien E.coli Campylobacter Clostridien Rotaviren Nachweis 92,7% 53,6% 5,5% 58,2% 58,2% Ein Trend der reduzierten Ausscheidung von Campylobacter, E.coli und Clostridien ist bei Kälbern, die mit Ameisensäure und EUROCID® zugesetzte Vollmilch erhielten, in Tabelle 2 gegenüber der Referenzgruppe zu erkennen. Möglicherweise ist das auf die antimikrobielle Wirkung der Säuren zurückzuführen. Jedoch ließ sich ein statistischer Nachweis nicht ermitteln. In der Fütterungsgruppe A konnte ein gesteigerter und in der Fütterungsgruppe E ein niedrigerer Anteil positiver Rotavirenbefunde gegenüber der Referenzgruppe ermittelt werden. Von der Fütterungsgruppe unbeeinflusst war die Ausscheidung der Kryptosporidien. Tabelle 2:Verteilung der positiven Befunde zwischen den Fütterungsgruppen und den Geschlechtern in % Fütterungsgruppe Geschlecht Erreger A (AmeisenE Referenz Weiblich Männlich säure) (EUROCID®) (Unbehandelt) auswertbare 18 19 18 21 34 Kälber Kryptosporidien 94,4 89,5 94,4 85,7 97,1 E.coli 50,0 52,6 61,1 71,4 44,1 Campylobacter 0 5,3 11,1 9,5 2,9 Clostridien 44,4 68,4 61,1 66,7 52,9 Rotaviren 72,2 42,1 61,1 66,7 52,9 p=0,063; p=0,002 In der Untersuchung konnte ein signifikanter Einfluss des Geschlechtes des Kalbes auf die Ausscheidung von E.coli und Rotaviren nachgewiesen werden. Von den weiblichen Kälbern waren 71,4 % und von den männlichen Kälbern 44,1% der Proben E.coli positiv. Auch von Rotaviren waren weibliche Kälber stärker betroffen als männliche (Tabelle 2). An den Untersuchungstagen mit Kotprobenentnahme ließen sich signifikante Unterschiede im Verlauf der Ausscheidung von Kryptosporidien, E.coli und Rotaviren nachweisen. Das zeigt die besondere Charakteristik der Erregerinfektionen im Bestand an. Im Verlauf der Kryptosporidienausscheidung waren ein Anstieg nach dem 7. Lebenstag und ein Höhepunkt der Ausscheidung am 13. Lebenstag typisch. In ähnlicher Weise verliefen die Ausscheidung der Rotaviren und die der E.coli-Bakterien. Diese Erreger scheinen gemeinsam eine unheilvolle Allianz zu bilden, die sich in Parallelität und Intensität bei der Infektion bzw. Reinfektion, der Ausscheidung und dem Durchfallgeschehen der Kälber abbildete. Während eindeutige Zusammenhänge des zeitlichen Verlaufs der Infektionen nachgewiesen werden konnten, zeigen die dargestellten Irrtumswahrscheinlichkeiten in den Abbildungen 1 bis 3 an, dass zwischen den Fütterungsgruppen kein Einfluss im Verlauf der Darmpathogene bestand. Der Verlauf der Rotavirenausscheidung kommt zwar einer statistischen Irrtumswahrscheinlichkeit von p=0,05 nahe, dennoch ist nicht davon auszugehen, dass die Futterzusätze eine nachhaltige Wirkung auf den untersuchten Darmkeimbesatz während der ersten 14 Lebenstage ausübten. - 138 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Die Abbildung 4 reflektiert den Verlauf des Durchfallgeschehens. Es kann ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Erregerverlauf (Abb. 1 bis 3) und Durchfallhäufigkeit nachgewiesen werden, der nicht wesentlich von der Fütterungsgruppe beeinflusst war. Weder Ameisensäure noch EUROCID® konnten ihre positive Wirkung auf den Verlauf des Durchfallgeschehens entfalten (Abbildung 4). Die Durchfalltage (Boniturnote ≥ 2) verringerten die Zunahmen der Kälber. Ein Tag mit Durchfall senkte die Zunahme im Versuchszeitraum im Mittel um etwa 0,5 kg. Die mittlere Durchfalldauer betrug in der Fütterungsgruppe A 3,8 Tage, in der Fütterungsgruppe E 5,3 Tage und in der Referenzgruppe 4,0 Tage. Die Irrtumswahrscheinlichkeit des Einflusses der Fütterungsvariante auf die Dauer des Durchfalls war p=0,084. Der 14-tägige Zuwachs kann für alle Fütterungsvarianten als niedrig beurteilt werden. Es konnte kein signifikanter Einfluss (p=0,343) der Fütterungsgruppe auf die täglichen Lebendmassezunahmen der ersten 14 Lebenstage nachgewiesen werden. 254g/d nahm die Referenzgruppe, 180g/d die EUROCID® -Gruppe und 174g/d die Ameisensäure-Fütterungsgruppe zu. In der zweiten Lebenswoche war die Festfutteraufnahme aus einer Trocken-TMR von der Fütterungsgruppe nicht signifikant beeinflusst (p=0,680). Kälber der Fütterungsgruppe A verzehrten 29g/d, Kälber der EUROCID® - und der Referenzgruppe nahmen jeweils 36g/d Futter auf. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Abb.2: Rotaviren Verlauf p=0,065 60 Vollmilch Positive Befunde % Postive Befunde % Abb.1: Kryptosporidien Verlauf p=0,166 Eurocid Ameisensäure Vollmilch 50 Eurocid Ameisensäure 40 30 20 10 0 3 5 7 9 11 13 3 15 5 7 Abb.3: E. coli Verlauf p=0,730 45 11 13 15 Abb.4: Durchfallhäufigkeit Verlauf p=0,221 80 40 70 35 Vollmilch 30 Eurocid 25 Ameisensäure Vollmilch 60 Anteil in % Positive Befunde % 9 Lebenstag Lebenstag 20 15 Ameisensäure 40 30 10 20 5 10 0 Eurocid 50 0 3 5 7 9 11 13 15 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Lebenstag Lebenstag Fazit: In der vorliegenden Untersuchung konnte die positive Wirkung von kurzkettigen, organischen Säuren mit den verwendeten Futterzusätzen bei Vollmilchtränke auf das Vorkommen von Darmpathogenen im Kot, auf die Inzidenz von Durchfällen, auf das Wachstum und auf die Festfutteraufnahme der Kälber in den ersten 14 Tagen der Igluhaltung statistisch nicht nachgewiesen werden. Das Literaturverzeichnis liegt beim Erstautor vor. - 139 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Nachweis reaktiver T-Zellen bei experimenteller Infektion von Ziegen mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) Katharina Kerner, Gudrun Walter, Christian Menge, Heike Köhler Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für molekulare Pathogenese, Naumburger Str. 96a, 07743 Jena Einleitung Die Frühdiagnostik MAP-infizierter Wiederkäuer stellt eine besondere Herausforderung dar. Aufgrund der erst spät einsetzenden Antikörperentwicklung bzw. der MAP-Ausscheidung über den Kot ist eine Bestimmung der latent infizierten Tiere mittels ELISA bzw. Kotkultur (Goldstandard) nicht möglich. Eine zellvermittelte Immunreaktion wird dagegen schon früh während der Infektion hervorgerufen. Der Interferon-γ release assay (INRA) als Maß für die Zahl MAP-spezifischer T-Zellen im peripheren Blut ist prinzipiell geeignet positive Rinder ab dem 2. Lebensjahr zu identifizieren. Die Spezifität dieses Tests wird bei Kälbern aber durch starke individuelle Unterschiede und die unspezifische Bildung von IFN-γ durch andere Immunzellen erheblich eingeschränkt. Eine alternative Möglichkeit, MAP-spezifische T-Zellen zu erkennen, ist der Nachweis von Antigenen auf der Zelloberfläche, die nur von aktivierten Lymphozyten exprimiert werden (Aktivierungsmarker). Dies ist auf Einzelzellebene mit Hilfe der Durchflußzytometrie möglich. Nach experimenteller Inokulation von Kälbern erwies sich die Quantifizierung der Expression der Aktivierungsmarker CD25 und CD26 auf T-Zellen nach in vitro-Restimulation mit MAPAntigen als spezifischerer Indikator einer Infektion als der INRA. Eine sichere Unterscheidung infizierter von nicht-infizierten Kälbern war mit dieser Methode bereits ab der 16. Woche post inoculationem (W. p. i.) möglich. Kleine Wiederkäuer besitzen in der Epidemiologie der Paratuberkulose eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Bislang verfügbare diagnostische Tests sind jedoch meist für die Anwendung an Schafen und Ziegen nicht validiert. Ziegen sind andererseits geeignete Modelltiere für Untersuchungen zur Pathogenese der Paratuberkulose und zur Entwicklung von MAP-Impfstoffen. In dieser Studie sollte deshalb untersucht werden, ob anhand von Blutproben zelluläre Immunreaktionen nach experimenteller Infektion neugeborener Ziegen nachweisbar sind, ab welchem Zeitpunkt post infectionem dies möglich ist und welcher methodische Ansatz dafür am besten geeignet ist. Methodik Thüringer Wald-Ziegen (n = 26) wurden im Alter von 12 Tagen alle 2 - 3 Tage insgesamt 10mal mit 10 mg Bakterienfeuchtmasse des MAP-Stammes JII-1961 (MAP-Typ-II, boviner Herkunft) inokuliert und nach Abschluss der Inokulation über einen Zeitraum von 42 Wochen alle 4 Wochen beprobt. Sechzehn weitere Tiere dienten als nicht-infizierte Kontrolltiere. Ab der 3. W. p. i. wurden zur Durchführung des INRA periphere mononukleäre Zellen (PBMC) gewonnen und in vitro 24 h mit Concanavalin A (ConA; Stimulationskontrolle) oder mit Johnin purified protein derivative (jPPD) inkubiert. IFN-γ wurde mit einem hauseigenen ELISA quantifiziert. Ab der 11. W. p. i. wurden PBMC auch für 6 Tage mit ConA oder jPPD inkubiert. Anschließend wurde die CD25- oder CD26-Expression auf T-Helfer-Zellen (CD4positive Zellen) und zytotoxischen T-Zellen (CD8-positiven T-Zellen) in der Durchflusszytometrie quantifiziert. Eine dreifache Immunmarkierung erlaubte zusätzlich die Eingrenzung der zu untersuchenden Zellen jeweils auf T-Gedächtniszellen anhand des Nachweises der CD45RO-Expression. - 140 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Ergebnisse Im Überstand von jPPD-stimulierten PBMC MAP-infizierter Tiere konnten ab der 3. W. p. i. (entsprechend 9. Lebenswoche) signifikant größere Mengen an IFN-γ nachgewiesen werden als in dem von unstimulierten PBMC dieser Tiere. Die freigesetzte Menge IFN-γ erreichte in der 18. W. p. i. maximale Werte und fiel danach wieder ab. Trotzdem sezernierten PBMC infizierter Tiere nach Restimulation mit jPPD bis zum Ende des Beobachtungszeitraumes (42. W. p. i. entsprechend 48. Lebenswoche) signifikant mehr IFN-γ als die PBMC der Kontrolltiere. Zu den meisten Zeitpunkten war mit dem INRA eine Unterscheidung MAPinfizierter von Kontrolltieren auch auf Einzeltierebene möglich. Ausreichende Blutprobenvolumina für die Zellisolierung zur Durchführung der durchflusszytometrischen Tests konnten erst ab der 11. W. p. i. (entsprechend 17. Lebenswoche) gewonnen werden. Bereits bei der ersten Anwendung dieses Verfahrens löste die Inkubation mit jPPD bei den PBMC von MAP-infizierten Tieren eine stärkere Expression von CD25 auf CD4+ TGedächtniszellen (CD45RO+) aus als bei unstimulierten PBMC. Bei PBMC nicht-infizierter Kontrolltiere war die Stärke der jPPD-induzierten CD25-Expression niedriger, schwankte jedoch stark im Verlauf des Beobachtungszeitraumes. Eine sichere Unterscheidung von infizierten und nicht-infizierten Tieren auf Einzeltierebene war nicht zu jedem Zeitpunkt möglich. Eine verstärkte CD25-Expression nach Inkubation mit jPPD konnte ebenfalls bei den CD8+(CD45RO+) Zellen von MAP-infizierten Tieren ab der 11. W. p. i. beobachtet werden. PBMC der Kontrolltiere reagierten auf Inkubation mit jPPD mit einer nur geringfügig gesteigerten CD25-Expression. Die Unterschiede in der Reaktion der CD8+(CD45RO+) Zellen zwischen infizierten und Kontrolltieren waren in der ersten Hälfte des Beobachtungszeitraumes geringer als die Reaktion der CD4+(CD45RO+) Zellen. In der zweiten Hälfte des Beobachtungszeitraumes waren dagegen deutlichere Unterschiede zwischen den Tiergruppen bei den CD8+(CD45RO+) Zellen nachweisbar. Eine Unterscheidung von Einzeltieren nach Infektionsstatus war nicht zu jedem Zeitpunkt p. i. möglich. Im Gegensatz zur CD25-Expression unterschied sich die jPPD-induzierte Expression von CD26 auf CD4+(CD45RO+) Zellen und auf CD8+(CD45RO+) Zellen zunächst nicht zwischen den Tiergruppen. Erst zu einem späten Zeitpunkt (27. W. p. i., 33. Lebenswoche) traten Unterschiede zwischen beiden Tiergruppen auf. Schlussfolgerung Unter experimentellen Bedingungen sind zelluläre Immunreaktionen bei Ziegen bereits in der Frühphase der Infektion mit verschiedenen Methoden nachweisbar. Der INRA erwies sich als sensitiv und spezifisch. Er ist materiell und zeitlich weniger aufwändig. Aufgrund der geringeren benötigten Blutmenge erlaubt der INRA den Infektionsnachweis schon bei jüngeren Tieren. Der Nachweis MAP-spezifischer Immunzellen mit Hilfe der Durchflusszytometrie ermöglicht dagegen die Zuordnung zellulärer Immunreaktion zu bestimmten T-Zell-Populationen. So zeigen in der Frühphase der Infektion zunächst CD4+(CD45RO+) Zellen eine stärkere Reaktion auf MAP-Antigen, in der späteren Phase CD8+(CD45RO+) Zellen. Während MAPspezifische T-Zellen in der Frühphase durch die Expression von CD25 charakterisiert sind, treten später zunehmend Zellen auf, die CD26 als Indikator einer Aktivierung exprimieren. Für Untersuchungen zur Pathogenese der Paratuberkulose und zur Entwicklung von MAPImpfstoffen ist der Test damit dem INRA in seiner Aussagekraft überlegen. Die mit den verschiedenen Testverfahren quantifizierten zellulären Immunreaktionen unterschieden sich in Stärke und Kinetik. Diese Parameter können sich zwischen experimentellen Studien und der Anwendung bei natürlich infizierten Tieren unterscheiden. - 141 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Erst nach Überprüfung der Verfahren anhand von Feldproben können die Vorteile und Nachteile der Methoden im Hinblick auf eine Anwendung in der Diagnostik bewertet werden. Teilweise gefördert durch die Tierseuchenkassen Thüringen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. - 142 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Untersuchungen zur Langzeitepidemiologie von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis Stämmen aus Mitteleuropa Isabel Fritsch1, Janina Kolb2, Heike Köhler1, Doris Hillemann2, Michael Dünser3, Max M. Wittenbrink4, Petra Möbius1 1 Friedrich-Loeffler-Institut, NRL für Paratuberkulose, Naumburger Str. 96a, 07743 Jena, Deutschland 2 Nationales Referenzzentrum für Mycobakterien, Wissenschaftszentrum Borstel, Parkallee 18, 23845 Borstel, Deutschland 3 Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen Linz, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Kudlichstraße 27, 4021 Linz, Österreich 4 Institut für Veterinärbakteriologie, Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich, Winterthurerstrasse 270, 8057 Zürich, Schweiz Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) - der Erreger der Paratuberkulose - ist phylogenetisch jung und weltweit verbreitet. MAP besitzt eine relativ geringe genetische Heterogenität. Um MAP typisieren zu können, werden verschiedene Methoden und unterschiedliche Zielsequenzen verwendet. Für die Untersuchung von Infektketten innerhalb eines bestimmten Gebietes wird eine hohe Differenzierungskraft der Genotypisierung benötigt, was durch die Kombination der Ergebnisse mehrerer Methoden erreicht werden kann. Dabei wird bei der Variable-Number of Tandem- Repeat (VNTR)- und der ShortSequence-Repeat (SSR)-Analyse die unterschiedliche Anzahl von sich wiederholenden Sequenzabschnitten bzw. Einzelbasen oder Tripletts an bestimmten Orten im MAP-Genom, nicht in Gensequenzen, untersucht. Mit der Restriktionsfragment-Längenpolymorphismus (RFLP)- Analyse werden Bandenmuster, basierend auf der Verteilung des IS900 im Genom, miteinander verglichen. Um die Ähnlichkeit von Isolaten innerhalb der Spezies Mycobacterium avium aus unterschiedlichen Ländern der Welt zu ermitteln, wurde die Multilocus-Sequence-Analyse (MLSA) verwendet. Die MLSA ist eine Nukleotid-basierte Methode, bei der Sequenzvariationen in Form von „small nucleotide polymorphisms“ (SNPs) innerhalb von zehn Genen, die bestimmte Enzyme kodieren, bestimmt werden. Für jedes Isolat wird ein entsprechendes Allelprofil bzw. ein Sequenztyp benannt. Ziel der Studie war es, eine Auswahl von MAP-Stämmen aus Mitteleuropa mit Hilfe der MLSA hinsichtlich ihrer Verwandtschaft zu Stämmen aus Regionen der Welt zu untersuchen, in die domestizierte Wiederkäuer in den letzten Jahrhunderten eingeführt wurden. Sechsunddreißig MAP Isolate vom Rind (n=25), Rotwild (n=2), Schaf (n=4), Ziege (n=3), Mensch (n=1) und Esel (n=1) aus Deutschland wurden für die MLSA ausgewählt. Sie repräsentierten 35 Genotypen, charakterisiert durch die Kombination der Typisierungsergebnisse von IS900-RFLP-, VNTR- und MLSSR-Analyse. Zwei dieser Isolate (vom Schaf) gehörten zum MAP-Typ-III, alle anderen zum MAP-Typ-II, einschließlich des Typstammes ATCC 19698 und des Referenzstammes DSM44135. Zusätzlich wurden neun bovine MAPTyp-II-Isolate aus Österreich und der Schweiz (9 Genotypen, 4 davon nur dort detektiert) untersucht. Die MLSA wurde nach der Methode von Turenne et al. (2008) durchgeführt. Die ermittelten MLSA-Typen wurden mit publizierten Daten für Stämme aus USA, Kanada, Neuseeland, UK, Island, Australien und den Färöer verglichen. - 143 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Mit Hilfe der MLSA wurden vier Sequenztypen (ST) gefunden: ST 30 und ST 32 für die MAPTyp-II- Isolate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und ST 35 and 36 für die MAPTyp-III-Isolate aus Deutschland. In der Arbeit von Turenne et al. wurden drei ST für 13 MAP-Typ-II-Isolate beschrieben, wobei bis auf ein Isolat alle dem ST 30 und 32 entsprachen. Bei den untersuchten Isolaten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konnten jeweils auch diese beiden ST detektiert werden, wobei 31 der 34 untersuchten MAP-Typ-II-Isolate den ST 32 aufwiesen. Dazu gehörten auch die Rotwildisolate, der humane Stamm, der Typ- und der Referenzstamm. Bei Turenne et al. wurden noch weitere vier Sequenztypen für MAP-Typ I/III beschrieben. In der vorliegenden Studie konnten zwei dieser ST bei den zwei untersuchten intermediären (TypIII) Schafstämmen gefunden werden. Für den Schafstamm JIII-386 wurde der ST 35 detektiert, übereinstimmend mit den in der Literatur beschriebenen intermediären Stämmen vom Schaf (86-45) und Schwein (LN20) aus Kanada. Der Schafstamm JIII-1311 besitzt den ST 36, wie der bei Turenne et al. beschriebene intermediäre Schafstamm (P465) aus Island. Damit wurden zwei von drei publizierten Sequenztypen für MAP-Typ-II-Isolate bzw. zwei von insgesamt vier publizierten Sequenztypen für MAP-Typ-I/III-Isolate schon allein in Deutschland gefunden. Die MLSA-Typen der untersuchten Isolate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stimmen mit denen aus historischen Importländern für Rinder und Schafe – und damit der Paratuberkulose – überein. Die Untersuchungsergebnisse sprechen für eine Eignung der MLSA für langzeitepidmiologische Studien bei MAP. Referenz: C.Y.Turenne et al., Journal of Bacteriology (2008) 190: 2479-2487. Diese Arbeit wurde unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, ZooMAP, Förderkennzeichen 01KI 0755. - 144 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Erfahrungen aus der Paratuberkulosediagnostik am CVUA Freiburg Auswertung von Laborergebnissen von 1994 bis 2011 Wybke Murmann, Klaus Danner, Alexander Maas Chemisches- und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg, Am Moosweiher 2, 79108 Freiburg Zusammenfassung Es werden die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen auf Paratuberkulose der vergangenen 18 Jahre vorgestellt und unter Berücksichtigung verschiedener Untersuchungsmethoden ausgewertet. Besondere Beachtung finden hierbei die Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit der Untersuchungsmethoden. Aufgrund der über diesen Zeitraum gewonnenen Erfahrungen empfiehlt es sich aus Sicht unseres Untersuchungsamtes, die Kotproben nach folgendem Schema auf Paratuberkulose zu untersuchen: - Direkt PCR möglichst schnell nach Probeneingang, - Mikroskopische Beurteilung des Ziehl-Neelsen gefärbten Kotausstriches nach Reinigung und Aufkonzentration (s. Avid) - Kulturdoppelansatz auf HEYM Nährböden mit Mycobactin nach Reinigung und Aufkonzentration (s. Avid) - bei Wachstum mykobakterienverdächtiger Kolonien ist eine Differenzierungs PCR durchzuführen, wenn die Direkt PCR negativ verlaufen ist. - Endbeurteilung eines nicht vorhandenen Kulturwachstums frühestens nach 2 Monaten bei wöchentlicher Kontrolle, bei besonderen Fragestellungen erst nach 4 Monaten - 145 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Erregerspezifische Antikörper als Indikatoren der MAP-Infektion bei Kälbern und Jungrindern Simone Schillinger1, Philip.S. Bridger1, Torsten Seeger2, Marta Fischer3, Christian Menge1,4, Rolf Bauerfeind1 1 Institut für Hygiene & Infektionskrankheiten der Tiere, Frankfurter Str. 85-89, 35392 Gießen 2 Klinik für Wiederkäuer und Schweine, Frankfurter Str. 110, 35392 Gießen 3 Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde, Frankfurter Str. 92, 35392 Gießen 4 Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für molekulare Pathogenese, Naumburger Str. 96a, 07743 Jena Bei den in der Routinediagnostik angewendeten serologischen Tests zum Nachweis der Infektion des Rindes mit Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) handelt es sich fast ausschließlich um Enzyme-Linked-Immunosorbent-Assays (ELISAs). Allerdings sind deren Sensitivitäten oder Spezifitäten niedrig (Nielsen und Toft, 2006). Außerdem sind diese Tests erst bei Rindern im Alter von mehr als 24 Monaten hinreichend aussagekräftig. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Eignung eines auf der Durchflusszytometrie basierenden serologischen Verfahrens (DFZM-Ak-Test) zum Nachweis von MAP-Infektionen bei Kälbern und Jungrindern zu prüfen. Dabei sollte auch die Abnahme von MAPspezifischen Antikörpern kolostralen Ursprungs in Kälbern untersucht werden, um denjenigen Zeitpunkt zu bestimmen, ab dem vorhandene Antikörper auf der Eigenproduktion von Immunglobulinen beruhen. Der DFZM-Ak-Test wurde an Kälbern (12 experimentell mit MAP infizierte Kälber sowie 6 Kontrollkälber; monatlicher Beprobungsrhythmus über ein Jahr) sowie an Jungrindern (24 Tiere aus einem Paratuberkulose-Problembetrieb, 10 Tiere aus einem MAP-unverdächtigen Betrieb, 3-monatiger Beprobungsrhythmus über ein Jahr) evaluiert. Zur Bestimmung der Titerdynamik von Antikörpern kolostralen Ursprungs wurden Serumproben von jeweils fünf Kälbern aus Muttertieren, welche im DFZM-Ak-Test positiv bzw. negativ reagiert hatten, untersucht (4- bis 6-wöchiger Beprobungsrhythmus bis zu einem Alter von mindestens 6 Lebensmonaten). Bei zwei von 12 experimentell mit MAP-infizierten Kälbern (16,6 %) konnte im DFZM-Ak-Test ein Titeranstieg des MAP-spezifischen IgG und IgG1 erstmals 43 bzw. 45 Wochen post infectionem (W.p.i.) nachgewiesen werden. Mit dem kommerziell erhältlichen Pourquier®ELISA war eine (schwache) Serokonversion nur bei einem einzigen MAP-infizierten Kalb 50 W.p.i. festzustellen. Von den 24 Jungrindern eines MAP-Problembetriebes reagierten bei Betrachtung des MAP-spezifischen IgG sechs Tiere im Laufe des Beprobungszeitraumes mindestens einmal positiv, drei Tiere wiesen sogar in zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen im Alter von zehn, 14 bzw. 15 Lebensmonaten positive Messwerte auf. Bis auf ein Tier mit fraglichem Testergebnis, reagierten alle Jungrinder im Pourquier®-ELISA negativ. MAP-spezifische Antikörper kolostralen Ursprungs waren in Kälbern aus DFZMpositiven Muttertieren längstens bis zum 121. Lebenstag nachweisbar. Nach diesen Ergebnissen ist der DFZM-Ak-Test bei der serologischen Untersuchung von Jungtieren sensitiver als der Pourquier®-ELISA. Allerdings sind wegen der bei MAPInfektionen nur langsam einsetzenden Immunantwort wiederholte Untersuchungen erforderlich (z.B. alle 2 Monate ab dem 10. Lebensmonat), um MAP-infizierte Tiere auf diese Weise bereits in den ersten zwei Lebensjahren zu entdecken. Nielsen, S. S. and N. Toft (2006). Age-specific characteristics of ELISA and fecal culture for purpose-specific testing for paratuberculosis. J Dairy Sci 89(2): 569-79. - 146 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Erste Ergebnisse des Paratuberkuloseprogramms der Sächsischen Tierseuchenkasse Mandy Schmidt, Karin Eulenberger, René Pützschel Sächsische Tierseuchenkasse, Löwenstr. 7a, 01099 Dresden Die Sächsische Tierseuchenkasse hat bereits 2005 ein Programm zur Paratuberkulose aufgelegt mit dem Ziel, die Verbreitung der Krankheit in Sachsen zu erkennen und in betroffenen Beständen die Krankheit mit Hilfe von Hygiene- und Managementmaßnahmen einzudämmen. Stand in den Jahren 2006 bis 2009 die Serologie im Mittelpunkt der Diagnostik, wurde das Programm ab 2010 um Kotuntersuchungen in ausgewählten Beständen erweitert. Für diesen Zweck schließt der Betrieb mit der TSK ein spezielles betriebliches Programm ab. Besonderes Interesse besteht an Beständen, die aufgrund von serologischen Untersuchungen und der Untersuchung von Kotproben aller Rinder die Voraussetzung für die Einstufung als Paratuberkulose-unverdächtiger Bestand erlangen. Schwerpunkte des Paratuberkulose-Programms - Abklärung klinischer Verdachtsfälle über Blut‐ und Kotprobe, ggf. auch Sektion - serologische Untersuchungen aller Rinder über 24 Monate einmal jährlich als Herdenuntersuchung - ab 2010: zusätzlich in ausgewählten Programmbetrieben einmal jährlich Untersuchung von Kotproben aller Rinder über 24 Monate über einen Zeitraum von 3 Jahren Die labordiagnostischen Untersuchungen werden durch den Rindergesundheitsdienst ergänzt durch die Erfassung von Hygienestatus, Haltungsbedingungen und Managementfaktoren auf Basis einer Checkliste. Umgebungskotproben nach einer abgestimmten Vorgehensweise ergänzen die diagnostischen Maßnahmen. Aktuell beteiligen sich 33 Milchviehbetriebe mit ca. 12 000 Kühen und 6 Mutterkuhhalter mit ca. 1 000 Kühen an den erweiterten Untersuchungen über Kotproben. Ergebnisse Serologische Untersuchungen: Im Jahr 2011 wurden insgesamt 73.433 Blut- und Milchproben auf Antikörper gegen Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis an der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen untersucht (jährliche Herdenuntersuchungen). Die Anzahl der Untersuchungen ist zwischen 2006 und 2011 nahezu konstant. Die Ergebnisse der Serologie sind der Tabelle 1 zu entnehmen. Der Anteil serologisch positiver Proben schwankt nur geringfügig und liegt in diesem Zeitraum unter 5 Prozent. Der Anteil der Bestände, in denen serologisch positive Befunde erhoben wurden, ist demgegenüber mit ca. 40 Prozent als hoch einzuschätzen und gibt Hinweise auf die Verbreitung der Paratuberkulose in Sachsen. Der Anteil positiver Proben pro Bestand und der Grund für die Untersuchung (Abklärung klinischer Verdacht, Stichprobenuntersuchung oder Bestandsuntersuchung) sind in dieser Übersicht unberücksichtigt geblieben. - 147 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Tabelle 1: Anteil serologisch positiver Proben (unabhängig vom Untersuchungsgrund) und Anteil serologisch positiver Bestände (unabhängig von der Anzahl der Proben pro Bestand) 2006 Anteil positiver Proben 3,50% Anteil positiver Bestände 32,00% 2007 4,30% 2008 2,10% 2009 2,95% 2010 3,70% 2011 3,80% 38,00% 39,00% 36,00% 42,00% 40,68% Untersuchung von Kotproben: In den ausgewählten Programmbetrieben wurden 2010 ca. 7700 und 2011 ca. 10100 Kotproben kulturell und mittels PCR untersucht. In ca. 1 Drittel der Bestände konnte der Erreger nachgewiesen werden. Der Anteil kotpositiver Proben insgesamt lag 2011 bei 2,5 %, streut innerhalb der Herden jedoch erheblich. Weiteres Vorgehen Die Prävalenzverläufe für die einzelnen Bestände werden ermittelt und sollen zu den Kriterien der Hygieneanalyse in Beziehung gesetzt werden. Die Spezifik der Krankheit beansprucht lange Auswertungszeiträume, um eine Wichtung der Einflussfaktoren vornehmen zu können. Besondere Beachtung findet die durchschnittliche Verweildauer eines kotpositiven Tieres im Bestand (Tage zwischen Befunderhebung und Merzung des Tieres). Beispielhaft werden einige Prävalenzverläufe dargestellt. - 148 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Sanierungsempfehlungen und Map-Maßnahmekatalog Hinweise für Milchviehhalter Map-Arbeitsgruppe M-V LALLF M-V, Epidemiologischer Dienst, Thierfelder Str. 19, 18059 Rostock (www.LALLF.de) - 149 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Serologische und molekularbiologische Untersuchungen zum Vorkommen des Bluetongue Virus (BTV) und von Pestiviren in der Wildwiederkäuerpopulation im Freistaat Thüringen (2007-2011) Wulf-Iwo Bock Thüringer Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (TLLV), Tennstedter Str. 8/9, 99947 Bad Langensalza Die virologischen Untersuchungen von Wildwiederkäuern beschränkten sich in den Jahren bis 2007 hauptsächlich auf sporadische Untersuchungen von gefallenem (Fallwild) oder erlegtem Wild. Hierbei spielten vor allem klassische Methoden, wie zum Beispiel die Virusanzüchtung, eine wichtige eine Rolle. Mit dem erstmaligen Auftreten des Bluetongue Virus (BTV) in Deutschland und seiner raschen Ausbreitung über das gesamte Bundesgebiet, wurde ab dem Jahr 2008 in Thüringen ein Wildwiederkäuermonitoring zum BTV-Nachweis durchgeführt. Im Rahmen dieses Monitorings wurden hauptsächlich EDTA-Blutproben und Muskelfleischproben eingesandt und molekularbiologisch (qRT-PCR) und serologisch (ELISA) untersucht. Serologisch konnten Antikörper gegen das BTV im Blut und im Fleischsaft, bei Einsendungen aus ganz Thüringen nachgewiesen werden. In keiner der untersuchten Proben konnte BTV-Virusgenom nachgewiesen. Im Vorfeld der ab 2011 in ganz Deutschland durchzuführenden BVD-Pflichtbekämpfung, wurde in Thüringen bereits ein freiwilliges BVD-Bekämpfungsprogramm ab Mitte der 90er Jahre durchgeführt. Immer wieder wurde in diesem Zusammenhang, gerade bei epidemiologisch „unklarem Eintrag“ von Bovine Virus Diarrhoe Virus (BVDV) in die Bestände, das Wild als Virusreservoir für BVDV ins Spiel gebracht. Es ist bekannt, dass Wildwiederkäuer für Pestiviren (BVDV und Border Disease Virus (BDV)) empfänglich sind, dies wurde in Europa und Amerika in verschiedenen Studien, mit direkten und indirekten Verfahren zum Erregernachweis festgestellt. Der Frage, ob die Wildwiederkäuer ein potentes Erregerreservoir für Pestiviren darstellen, sollte mit Untersuchungen der aus dem BTVMonitoring vorliegenden EDTA-Blutproben nachgegangen werden. Bei allen untersuchten Proben konnten keine pestivirusspezifischen Genomsequenzen, mittels qRT-PCR nachgewiesen werden, was den Schluss nahelegt, dass diese Viren momentan in der Wildwiederkäuerpopulation nicht zirkulieren und wenn überhaupt nur sehr selten zu persistenten Infektionen führen. Ein Eintrag von BVDV und BDV durch Wildwiederkäuer in Rinderbestände, erscheint anhand der vorliegenden Daten für Thüringen als sehr unwahrscheinlich. - 150 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Organverteilung von Schmallenberg Virus RNA in missgebildeten Neugeborenen Sabine Bilk1, Christoph Schulze1, Melina Fischer2, Martin Beer2, Andreas Hlinak1, Bernd Hoffmann2 1 2 Landeslabor Berlin Brandenburg, Gerhard-Neumann-Straße 2/3, 15236 Frankfurt (Oder), Institut für Virusdiagnostik, Friedrich-Loeffler-Institut, Südufer 10, 17493 Greifswald-Insel Riems Im Herbst 2011 wurde bei Milchkühen in Deutschland ein neues Orthobunyavirus identifiziert, das in Anlehnung an den Ort des Erstnachweises als Schmallenberg Virus (SBV) bezeichnet wurde. SBV konnte in der darauffolgenden Zeit in Organen von missgebildeten Schaf- und Ziegenlämmern sowie Kälbern in den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Großbritannien, Luxemburg und Spanien nachgewiesen werden. Am Friedrich-Loeffler-Institut wurde zum molekularbiologischen Nachweis von SBV eine RTqPCR entwickelt, die ein 88bp großes Fragment des S-Segmentes erkennt. Diese RT-qPCR wurde den staatlichen veterinärmedizinischen Untersuchungseinrichtungen zur Verfügung gestellt. Ein entscheidendes Kriterium für die richtige Auswahl des Untersuchungsmaterials bei der Infektionserregerdiagnostik ist die Kenntnis über die Lokalisation des Erregers im zu untersuchenden Tier. Hier ist für SBV aufgrund des Fehlens von entsprechenden Studien und experimentellen Daten nur sehr wenig bekannt. Am 19.01.2012 wurde das erste Schaflamm mit SBV-verdächtigen pathomorphologischen Veränderungen (Arthrogrypose, Hydrancephalie, Brachygnathia inferior, Torticollis) an das Landeslabor Berlin Brandenburg (LLBB) gesandt. Zur Sicherstellung einer adäquaten und möglichst kostengünstigen Diagnostik wurden hier verschiedene Organe und Körperflüssigkeiten von 15 Schaflämmern und vier Kälbern mit SBV-verdächtigen pathomorphologischen Veränderungen auf das Vorhandensein von SBV RNA untersucht (Milz, Gehirn, Mekonium, Rückenmark, Knorpel, Nabelschnur, Fruchtwasser aus dem Magen, und externes Fruchtwasser, gewonnen aus dem Fell). Die Proben wurden im Doppelansatz unter Verwendung des TissueLysers homogenisiert, eine Nukleinsäureextraktion mittels des High Pure Viral RNA Kit (Roche) durchgeführt und im Anschluss in der RT-qPCR untersucht. SBV RNA wurde bei allen Tieren im externen Fruchtwasser, bei allen außer einem Lamm in der Nabelschnur und bei allen außer einem Lamm und einem Kalb in Gehirn und Rückenmark nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl externes Fruchtwasser als auch Nabelschnur, neben Gehirn und Rückenmark, geeignetes Material für den Nachweis von SBV RNA darstellen. Dies ermöglicht unter entsprechenden Voraussetzungen die Probenahme direkt im Bestand ohne die Notwendigkeit der Sektion. Im LLBB wurde aufgrund der ermittelten Ergebnisse folgende Untersuchungsstrategie festgelegt: Von Tieren mit SBV-verdächtigen pathomorpholgischen Veränderungen (Feststellung durch erfahrene Veterinärpathologen zur weitgehenden Abgrenzung anderer spontaner oder genetischer Missbildungen) wird zunächst ein Pool aus externem Fruchtwasser und Nabelschnur untersucht. Nur im Falle eines negativen PCR-Ergebnisses bei Vorliegen von SBVverdächtigen pathomorphologischen Veränderungen bzw. bei Tieren ohne typische Missbildungen, bei denen ein SBV-Ausschluss explizit durch den Einsender gefordert wird, werden zusätzlich weitere Organe (Gehirn, Rückenmark) zum Ausschluss eines möglichen, falsch negativen PCR-Ergebnisses untersucht. Mit diesem Verfahren konnte bislang bei allen pathomorphologisch SBV-verdächtigen Schaflämmern und Kälbern auch SBV-RNA im Fruchtwasser/Nabelschnur-Pool nachgewiesen werden. Tiere ohne Missbildungen bzw. Tiere mit nicht SBV-typischen Missbildungen waren in der PCR jeweils negativ. - 151 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Wir danken den Sponsoren (In alphabetischer Reihenfolge) ☺ Albrecht GmbH Biohit –Sartorius GmbH Hamilton Robotics GmbH Hipra Deutschland GmbH IDEXX GmbH IDT-Biologika GmbH ID-Vet Kabe Labortechnik GmbH Labo Diagnostics Ltd. Labor Diagnostik GmbH Leipzig Merial GmbH MSD - Intervet Deutschland GmbH Oxoid Deutschland GmbH Pfizer GmbH Prionics Deutschland GmbH Qiagen GmbH Virbac Tierarzneimittel GmbH - 152 - 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 Lageplan Industrieausstellung 153 8. Stendaler Symposium 9.-11. Mai 2012 154