“Molekularbiologischer und kultureller Nachweis von Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) aus Rinderkot” Korinna Bulander, Bulander, H. Schö Schönenbrü nenbrücher, cher, A. Abdulmawjood und M. Bülte Institut für Tierä Tierärztliche Nahrungsmittelkunde, Nahrungsmittelkunde, JustusJustus-LiebigLiebig-Universitä Universität Gieß Gießen, Frankfurter Straß Straße 92, 35392 Gieß Gießen Zusammenfassung Ergebnisse Um Paratuberkulose-Prävalenzdaten zu erhalten, ist die Entwicklung eines schnellen und zuverlässigen molekularbasierten Nachweisverfahrens für Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) nötig. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Validierung eines im Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde entwickelten Real-Time PCR-Verfahrens (SCHÖNENBRÜCHER et al., 2006) zum Nachweis von MAP aus Rinderkot. Die molekularbiologische und kulturelle Untersuchung von 50 Rinderkotproben zeigte, dass die entwickelte TaqMan® RealTime PCR, kombiniert mit einem modifizierten und weiterentwickelten DNA-Extraktionsverfahren einen zuverlässigen Erregernachweis aus der Matrix Rinderkot ermöglicht. Von den 50 Rinderkotproben erwiesen sich 29 Proben mikroskopisch, kulturell und molekularbiologisch als negativ. Unter den 21 kulturell positiven Kotproben konnten 18 Proben auch mit der Real-Time PCR bestätigt werden. In dem Kollektiv befanden sich 5 Tiere, die den Erreger nur in geringen Konzentrationen ausschieden. Davon konnten erst nach Modifizierung des DNA-Extraktionsverfahren zwei der Tiere auch molekularbiologisch positiv detektiert werden. Bei einem der drei übrigen Tiere, stellte sich in der Sektion heraus, dass das Tier nicht an der Paratuberkulose erkrankt war, sondern den Erreger offensichtlich nur passagiert hatte. Die mikroskopische Untersuchung ergab bei 12 von 21 positiven Proben ebenfalls ein positives Ergebnis. Entsprechende Ergebnisse sind bildlich in einem Säulendiagramm (Abb. 9) dargestellt. Von 20 Tupferproben aus Jauchegruben und Dunglagerplätzen verschiedener hessischer Milchrinderbeständen erwiesen sich 15 Proben mikroskopisch, kulturell und molekularbiologisch als negativ und 5 Proben entsprechend als positiv. Abb.1: Rind mit klinischer Paratuberkulose Abb. 2: Ziehl-NeelsenFärbung von infiziertem Darmgewebe Klinik und Pathologie der Paratuberkulose Abb. 3: hirnwindungsartig verdickte Darmwand Abb. 4: verdickte Darmschlingen Einleitung Die Paratuberkulose ist eine weltweit verbreitete, bislang unheilbare Erkrankung bei Wiederkäuern, die immer tödlich verläuft und insbesondere in Milchrinderbeständen, zu erheblichen finanziellen Verlusten führt. Der finanzielle Schaden ist dabei auf die reduzierte Milchleistung (70-700 kg/Jahr), eine verminderte Fertilität, erhöhte Anfälligkeit gegenüber anderen Erkrankungen, sowie damit verbundenen tierärztlichen Behandlungskosten zurückzuführen. Bislang existiert kein methodisch ausgereiftes Überwachungssystem für MAP in Milchrinderbeständen. Der derzeit als “golden standard” geltende kulturelle Nachweis des Erregers ist aufgrund der langen Anzuchtdauer bei gleichzeitig hohen Kosten und der Kontaminationsgefahr der Medien problematisch. www.shafran.net/crohn/MAP200Wis.jpg; ©Prof. Mike Collins an der „Microbiology School of Veterinary Medicine“ University of Wisconsin Diskussion Abb. 5: elektronenmikroskopisches Bild von MAP Abb. 6: Ziehl-NeelsenFärbung von infiziertem Rinderkot Ziehl-Neelsen-Färbung von Rinderdarmgewege kulturelle Diagnostik Abb. 7: kulturelle Anzucht von MAP auf HEYM Abb. 8: Schimmelpilzbefall auf HEYM Material und Methoden Probenmaterial: In eigenen Untersuchungen wurden 50 Rinderkotproben sowohl mikroskopisch, als auch molekularbiologisch mit dem im Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde entwickelten TaqMan® Real-Time PCR-Verfahren für die spezifischen Marker F57 und ISMav2 untersucht. Im Anschluß wurden die Ergebnisse der Untersuchungen mit denen der kulturellen Anzucht verglichen. Die 50 Rinderkotproben stammen von klinisch verdächtigen und/oder milch- bzw. blutserologisch voruntersuchten Milchrindern verschiedener hessischer Betriebe und wurden freundlicherweise von der Klinik für Wiederkäuer und Schweine der Justus-Liebig-Universität in Gießen und von dem Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) in Gießen zur Verfügung gestellt. Weiterhin wurden 20 Tupferproben aus Jauchegruben und Dunglagerplätzen aus 20 verschiedenen hessischen Milchrinderbeständen mit bekanntem Paratuberkulosestatus entnommen und ebenfalls molekularbiologisch sowie kulturell untersucht. Auch die Tupferproben wurden über das LHL bezogen. Mikroskopische Untersuchung: Ein erbsengroßes Stück Kot wurde direkt auf einem Objektträger dünn ausgestrichen und mittels Ziehl-Neelsen-Färbung auf das Vorkommen von säurefesten Stäbchen untersucht. Kulturelle Anzucht: Die kulturelle Anzucht von MAP erfolgte auf Herrold’s Egg Yolk-Schrägnährmedium (HEYM, Fa. Becton Dickinson®) mit dem Zusatz von Mycobactin J (NIELSEN et al., 2004). Um eine kulturelle Anzucht für einen Zeitraum von 12-16 Wochen zu ermöglichen, wurden die Kotproben mit 0,75%iger HPCLösung (Hexadecylpyridiniumchlorid) dekontaminiert, da sonst die Gefahr einer Kontamination der Medien durch Begleitkeime bestand. Molekularbiologischer Nachweis des Erregers: Für den DNA-Nachweis des Erregers wurde das im Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde entwickelte TaqMan® Real-Time PCR-Verfahren (SCHÖNENBRÜCHER et al., 2006) für die spezifischen Marker F57 und ISMav2 von MAP verwendet. Die DNA-Isolation erfolgte über zwei modifizierte Extraktionsverfahren basierend auf dem QIAamp® DNA Stool Mini Kit der Firma Qiagen. Die Untersuchungen werden durch das Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Mensch-Ernährung-Umwelt“ gefördert. 35 30 Anzahl der Tiere 29 29 29 kulturelle Anzucht Real-Time PCR Ziehl-Neelsen-Färbung 25 21 20 18 15 12 10 9 5 3 0 0 0 0 0 negative Tiere positive Tiere falsch negative Tiere falsch positive Tiere Abb. 9: Ergebnis-Diagramm der 50 untersuchten Rinderkotproben; zu beachten ist, dass ein molekularbiologisch falsch negativ detektiertes Rind den Erreger nur passagiert hatte. Abb. 10: Real-Time Cycler Schwellenwert PCR-Diagnostik Abb. 11: Real-Time PCR-Lauf positiver Rinderkotproben Da eine Beteiligung von MAP am Krankheitsgeschehen des Morbus Crohn nicht auszuschließen ist (CHIODINI, 1998; BULL et al., 2003; NASER et al., 2004, BÜLTE et al., 2005), dieser Erreger in Tierbeständen weit verbreitet ist und insbesondere Lebensmittel tierischen Ursprungs (HAMMER und KNAPPSTEIN, 1998) als Vektoren in Verdacht stehen, ist die Etablierung eines zuverlässigen und schnellen Verfahrens zum frühzeitigen Nachweis des Erregers in Milchrinderbeständen von entscheidender Bedeutung. Sensitivität und Sezifität eines PCR-Verfahrens sind bezogen auf die Matrix Rinderkot in großem Maße von einem geeigneten DNA-Extraktionsverfahren abhängig. Dieses sollte nicht nur eine optimierte DNA-Isolation gewährleisten, sondern auch in der Lage sein, die Vielzahl an PCR-Inhibitoren, die in der Matrix Rinderkot enthalten sind, zu neutralisieren. Die Weiterentwicklung eines bereits bestehenden Extraktionsverfahrens basierend auf dem QIAamp® Stool Mini Kit der Firma Qiagen ermöglichte eine verbesserte Detektion von geringradig ausscheidenden Rindern. Die bei den Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage einer nachfolgenden Weiterentwicklung und Perfektionierung der molekularbasierten Methodik, was die Untersuchung weiterer Rinderkotproben erforderlich macht. Derartige Untersuchungen sind in Bearbeitung, aber noch nicht abgeschlossen. Die Untersuchungen der Tupferproben aus Rindergülle sollten eine mögliche Korrelation des Durchseuchungsgrades eines Bestandes mit MAP durch den Ergebnisvergleich mit Einzeltieruntersuchungen aufzeigen und somit zu einer erheblichen Vereinfachung und finanziellen Entlastung der Paratuberkulosediagnostik beitragen. Aufgrund des Ergebnisvergleiches, wäre eine größere Anzahl an MAP-positiven Betrieben zu erwarten gewesen. Die entstandenen Ergebnisdifferenzen sind vermutlich auf den hemmenden Effekt des Rinderurins in der untersuchten Gülle zurück zu führen. Die Überlebenszeit von MAP in Rinderkot kann bis zu 270 Tagen betragen (LARSEN, 1956). Die Autoren stellten jedoch fest, dass in Rindergülle, die zu 90 % aus Rinderurin und zu 10 % aus Rinderkot bestand, die Überlebensdauer von MAP auf 30 Tage reduziert wurde. Zusätzlich gestaltete sich die kulturelle Anzucht der Tupferproben aufgrund einer hohen Anzahl an Schimmelpilzsporen und anderen Begleitkeimen problematisch. Die bislang gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass Untersuchungen weiterer Tupferproben aus Rindergülle erforderlich sind. Literaturverzeichnis: Schwellenwert 1. BÜLTE, M., SCHÖNENBRÜCHER, H., ABDULMAWJOOD, A. (2005): From farm to forkMycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) as zoonotic agent? Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr. 118, 377-385 2. BULL, T. J., MC MINN, E. J., SIDI-BOUMEDINE, K., SKULL, A., DURKIN, D., NEILD, P., RHODES, G., PICKUP, R., HERMON-TAYLOR, J. (2003): Detection and verification of Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis in fresh ileocolonic mucosal biopsy specimens from individuals with and without Crohn’s disease. J. Clin. Microbiol. 41, 2915-2923 3. CHIODINI, R. J. (1989): Crohn’s disease and the mycobacterioses: a review and comparison of two diseases entities. Clin. Microbiol. Rev. 2, 90-117 4. HAMMER, P., KNAPPSTEIN, K. (1998): Mycobacterium paratuberculosis als Zoonoseerreger. Kieler Milchwirtschaftliche Forschungsberichte 50 (3), 235-247 5. LARSEN, A. B., MERKAL, R. S., VARDAMAN, T. H. (1956): Survival time of Mycobacterium paratuberculosis. Am. Vet. Res. 17, 549-551 6. NASER, S. A., GHOBRIAL, G., ROMERO, C., VALENTINE, J. F. (2004): Culture of Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis from the blood of patients with Crohn’s disease. Lancet. 364, 1039-1044 7. NIELSEN, S. S., KOLOMOS, B., CHRISTOFFERSEN, A. B. (2004): Comparison of contamination and growth of Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis. J. Appl. Microbiol. 96, 149-153 8. SCHÖNENBRÜCHER, H., ABDULMAWJOOD, A., BÜLTE, M. (2006): Entwicklung und Validierung eines Real Time-PCR-Verfahrens zum Nachweis von Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis. Fleischwirtsch. 9, 123-125 Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde der Justus-Liebig Universität Giessen Frankfurter Straße 92, 35392 Giessen, Tel: +49 641 9938262, Fax: +49 641 9938259 Email: [email protected]