Mittwoch, 28.09.2011 Lebensmittelhygiene: Schwerpunkt: Paratuberkulose und Morbus Crohn Morbus Crohn und Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) Morbus Crohn gehört neben der Colitis ulcerosa zu den wichtigsten Entitäten der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Diese Erkrankungen betreffen in Deutschland ca. 350.000 Patienten und manifestieren sich vornehmlich im jugendlichen Alter und machen eine langfristige, manchmal sogar lebenslange medikamentöse Therapie erforderlich. Sowohl betreffend der Inzidenz als auch der Prävalenz der Erkrankung ist in den letzten Jahrzehnten ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Krankheiten zeichnen sich durch akute und chronische, in Schüben verlaufende destruierende Entzündungen der intestinalen Schleimhaut aus. Trotz intensiver Untersuchungen sind die ätiologischen und immunpathologischen Hintergründe der CED nicht vollständig geklärt. Aufgrund der unklaren Ätiopathogenese ist ein kausaler Therapieansatz bisher nicht möglich gewesen und die etablierte anti-entzündliche und immunsuppressive Therapie ist eher empirisch begründet worden. Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegen, dass ätiologisch neben genetischen Einflüssen und exogenen Umweltfaktoren (bakterielle Antigene), vor allem eine unkontrollierte Aktivierung des mukosalen Immunsystems eine entscheidende Rolle spielt. In diesem Zusammenhang wurde hinsichtlich der Ätiopathogenese des M. Crohn wiederholt eine Beteiligung von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) als Auslöser des mukosalen Entzündungsprozesses postuliert. Letztlich ist bei der derzeitigen Studienlage aber eine eindeutige Bewertung eines kausalen Zusammenhanges zwischen MAP und der Pathogenese des Morbus Crohn nicht abschließend möglich. Prof. Dr. med. Raja Atreya Professur für Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen Leiter der Arbeitsgruppe Patientenorientierte Forschung und innovative Therapiestategien bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Medizinische Klinik 1 Ulmenweg 18 91054 Erlangen Email: [email protected] Mycobacterium paratuberculosis: Exposition über Milch und Milchprodukte - Minimierungsoptionen Philipp Hammer Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch, Hermann-Weigmann-Str. 1, 24103 Kiel, E-Mail: [email protected] In Bezug auf eine Beteiligung von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) an der Crohnschen Erkrankung des Menschen, und damit auch auf die Bedeutung als möglicher Zoonoseerreger, gibt es nach wie vor widersprüchliche Auffassungen. Es besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen des Erregers bei Menschen und der Erkrankung Morbus Crohn, wobei die Diskussion bezüglich Koinzidenz oder Kausalität aber nach wie vor offen ist. Vor diesem Hintergrund ist es im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes notwendig, Eintragswege für MAP in die Nahrungskette aufzuzeigen und Maßnahmen zur Minimierung oder Verhinderung dieses Eintrages zu treffen. Erkrankte Rinder können MAP in Keimzahlen bis zu 10 8-9 pro g Kot ausscheiden. Die vom Rind produzierten Kotmengen und die Tatsache, dass MAP sich nur in einem Wirt vermehren kann, lassen vermuten, dass das Rind (und andere erkrankte Tiere) eine der Haupteintragsquellen für Nahrungsmittel und Umwelt sein dürften. Aus hygienischer Sicht zu beachten ist dabei, dass eine Vermehrung von MAP nur im Wirt erfolgen kann, das Geschehen in Umwelt und Nahrungskette daher von stetiger Verminderung der Keimzahlen gekennzeichnet ist. Dies geschieht einerseits durch Absterben, andererseits durch Verdünnung z.B. bei der Milchsammlung. Ein wichtiges Problem in der Lebensmittelverarbeitung, dass Erreger in die Betriebe einwandern, haften und sich dort vermehren, was dann eine Rekontaminationsgefahr für die Produkte darstellt, ist bei MAP durch die fehlende Vermehrungsfähigkeit praktisch auszuschließen. Die umfangreichsten Untersuchungen zum Vorkommen von MAP in Lebensmitteln sind bisher an Milch und Milchprodukten durchgeführt worden. Bei erhitzter Milch wurden dabei in einigen Studien ca. 1-2 % kontaminierte Packungen gefunden. Auch in Käse und in Babynahrungspulver wurde zumindest Erbmaterial von MAP nachgewiesen. In Bezug auf eine Minimierung lag bei Trinkmilch der Schwerpunkt der Forschung naturgemäß auf dem Feld der Hitzeinaktivierung. Die Literaturdaten sind hier uneinheitlich. Zusammenfassend zeigt sich, dass bei den gängigen Verfahren der Dauererhitzung, Kurzzeiterhitzung, Hocherhitzung und Ultrahocherhitzung wenigstens eine Reduktion um 4 log10 Stufen erreichbar ist. Weitere Optionen zur Reduktion von MAP bei der Milchbearbeitung wie Reinigungszentrifugation, Bactofugation und Mikrofiltration führen zur Reduktion um 50 %, 90 % bzw. 99 %. Die Reduktion bei der Käseherstellung wird bestimmt durch die Summe der Effekte die Milcherhitzung, Salzgehalt, pH-Wert und Reifungskultur bewirken. Untersuchungen hierzu gibt es für die Herstellung von Cheddar, Emmentaler, Frischkäse, Gouda, Rotschmierekäse und Tilsiter. Insgesamt ist eine Exposition des Menschen gegenüber MAP über Milch und Milchprodukte möglich. Da MAP sich nur im Wirt vermehren kann, nach dem Eintritt in die Nahrungskette praktisch unmittelbar Verdünnungseffekte wirksam werden und weitere Reduzierungen bei der Be- und Verarbeitung erreicht werden können, ist bei der Exposition aber vermutlich von sehr geringen Keimzahlen auszugehen. Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde Professur für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde Justus-Liebig-Universität Gießen Vergleich zweier Schnellnachweismethoden und der kulturellen Anzucht zum Nachweis lebensfähiger Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) -Zellen in Milch Weirich, S., Akineden, Ö., Abdulmawjood, A., Failing, K. und M. Bülte Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) ist der Erreger der Paratuberkulose, einer chronischen, nicht heilbaren Darmentzündung der Wiederkäuer. Seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wird in der Fachliteratur ein möglicher kausaler Zusammenhang zwischen Paratuberkulose bei Wiederkäuern und Morbus Crohn beim Menschen, kontrovers diskutiert. Da eine geringe Anzahl an MAP-Zellen die Pasteurisation überleben kann, besteht vor dem möglichen Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn, eine besondere milchhygienische Relevanz. Diese ist umso bedeutsamer, da die Isolation von MAP aus der Matrix Milch einige Schwierigkeiten bereitet, insbesondere, wenn kulturelle Nachweisverfahren (gold standard) eingesetzt werden. Um den Anteil lebender MAP-Zellen in Milch schnell und zuverlässig bestimmen zu können, wurde bei dieser Versuchsreihe ein fluoreszenzmikroskopisches Verfahren entwickelt, das gleichzeitig die Möglichkeit bietet, die Gesamtzahl der Mykobakterien zu erfassen. Dazu wurde eine kombinierte Färbung aus Auramine Orange (AO)- und CTC (5-cyano-2,3-ditolyl-tetrazoliumchlorid) durchgeführt. AO färbt die Gesamtzahl der säurefesten Bakterien an, durch Bindung an die Mycolsäureschicht der Zellwand, wohingegen der Redox-Farbstoff CTC ein aktives Elektronentransportsystem (ETS) in der Zelle nachweist und somit spezifisch die lebenden Zellen anfärbt. Als Alternativ-Methode zur langwierigen kulturellen Anzucht wurde überdies ein PhagenAssay in Kombination mit der Real-Time PCR-Methode zum Schnellnachweis lebender MAP-Zellen in Milch eingesetzt. Der statistische Vergleich aller Methoden, die lebende MAP-Zellen nachweisen, zeigte eine signifikant positive Korrelation (logarithmierte Daten der Korrelationsanalyse). Sowohl der Phagen-Assay als auch die kombinierte CTC- und AO-Färbung bieten eine erhebliche Zeitersparnis verglichen mit der kulturellen Anzucht, die mehrere Wochen zum Nachweis lebender MAP-Zellen in Anspruch nimmt. In diesem Beitrag werden die Validierungsergebnisse vorgestellt und mit Hinblick auf die Nachweisgrenzen die Einsatzmöglichkeiten der beiden Schnellnachweis lebensfähiger MAP-Zellen in Milch dargestellt. Methoden zum Anschrift der Verfasser: Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde, Professur für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde Frankfurter Str. 92, 35392 Giessen Tel.: 0641-99 38264, Fax: 0641-99 38259 Email: [email protected] Die Untersuchungen werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (Förderkennzeichen: 01KI1003E). Die Dissertation wird durch ein Graduiertenstipendium der Justus-LiebigUniversität Gießen unterstützt. Inaktivierung von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis während des Bratens von „Hamburger Patties“ Philipp Hammer, Hans-Georg Walte, Christian Kiesner Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch, Hermann-Weigmann-Str. 1, 24103 Kiel, E-Mail: [email protected] Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes ParaTBTools wurden Bratversuche mit Hackfleisch (Hamburger Patties) durchgeführt, das mit drei verschiedenen Stämmen von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) kontaminiert worden war. Ziel dieser Untersuchung war es, Inaktivierungskinetiken zu erhalten und so einen Beitrag zur Expositionsabschätzung für den Menschen zu gewinnen. Dies vor dem Hintergrund, dass die mögliche Bedeutung von MAP als Zoonoseerreger, die Exposition des Menschen über Lebensmittel und die Tatsache, dass eine Verbindung mit dem Morbus Crohn des Menschen bisher weder widerlegt noch bestätigt werden konnte, dringend der Klärung bedürfen. Es wurden Versuche mit Patties von 70 und 50 g Gewicht, einem Durchmesser von 9 cm und Dicken von 1 bzw. 0,7 cm bei Bratzeiten von 6, 5, 4, 3 und 2 min durchgeführt. Das Hackfleisch war vorher durch Bestrahlung sterilisiert worden, so dass für den bakteriologischen Nachweis überlebender MAP auf eine Dekontamination der Proben verzichtet werden konnte. Für die Keimzahlbestimmung wurde direkt auf Herrolds Eggyolk Medium (HEYM) ausgestrichen und eine MPNBestimmung sowie Anreicherung und Resuszitation in modifiziertem Dubos Medium durchgeführt. Der Temperaturverlauf während des Bratvorganges wurde mit sieben sehr schnell reagierenden Fühlern aufgezeichnet, die in unterschiedlicher Positionierung und Tiefe in dem Bratgut verteilt waren. Entsprechend den Gepflogenheiten in der Praxis war die Temperatur der Pfannenoberfläche auf 177 °C eingestellt. Die Patties von 70 g Gewicht waren nach 6 und 5 min gut durchgebraten, nach 4 und 3 min medium sowie nach 2 min halbdurch; Patties von 50 g waren nach 6-3 min gut durch, nach 2 min medium gebraten. Für die Inaktivierung von MAP wurde in den gut durchgebratenen Patties eine Reduktion um ca. 4 log-Stufen erreicht. Zu beachten ist allerdings, dass die Temperaturverteilung während des Bratvorganges sehr ungleichmäßig war und dies praktisch einen „Summenwert“ darstellt, da für den bakteriologischen Nachweis der überlebenden MAP jeweils ein ganzes Patty homogenisiert wurde. Die quantitativen Untersuchungen ergaben einen „mittleren D-Wert“ von 0,93 min für die Patties von 70 g Gewicht. Bei den Patties von 50 g war die Inaktivierung naturgemäß effektiver, so dass kaum quantitative Ergebnisse erzielt wurden. Das Projekt wurde zu 100 % von der EU gefördert (ParaTBTools, Kontrakt Nr.: 023106 (Food)) Identifizierung von mit Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis infizierten Milchviehbeständen mit Hilfe von Umgebungskotproben Paratuberkulose führt zu wirtschaftlichen Schäden in Rinderbeständen durch Reduktion der Milchleistung und vorzeitige Tierabgänge. Der erste Schritt zur Einleitung von Bekämpfungsmaßnahmen ist die Identifizierung betroffener Bestände. Dazu werden kostengünstige Untersuchungsverfahren benötigt. Es wurde geprüft, inwieweit die Untersuchung von Umgebungskotproben zur Detektion infizierter Rinderbestände führt. Als Kontrolle dienten nachweislich nicht infizierte Herden. Für diese Studie standen 46 Milchviehherden mit Laufstallhaltung zur Verfügung, deren Bestandsstatus bezüglich Paratuberkulose durch zweimalige Bestandsuntersuchungen der Kühe in der Kotkultur gut charakterisiert war. Von diesen Betrieben wurden im Mittel der Jahre 2009 und 2010 insgesamt 34.877 Einzeltierkotproben kulturell untersucht. Es handelte sich um 15 nicht infizierte Herden und um 31 MAP-infizierte Herden, von denen 8 eine sehr niedrige (> 0–2 %), 14 eine niedrige (> 2–5 %), vier eine mittlere (> 5–10 %) und 5 eine hohe (> 10 %) Einzeltierprävalenz (P) hatten. Zur Prüfung des Verfahrens der kulturellen Untersuchung von Umgebungskotproben wurden im Mittel neun Umgebungskotproben je Bestand aus dem Laufbereich der laktierenden Kühe, dem Melkbereich, dem Krankenbereich, dem Kalbebereich und den Übergängen zum Kälberbereich entnommen. Die Kultivierung erfolgte über zwölf Wochen auf HEYMFestmedium mit Speziesdifferenzierung durch Anzüchtung ohne Mycobactinzusatz oder PCR. Alle nicht infizierten Bestände wurden als negativ und 22 (71 %) der infizierten Bestände mittels Umgebungskotproben als positiv bewertet. In neun nicht detektierten infizierten Beständen lag P bei 0,04-4,04 %, in sechs davon unter 2 %. Für Milchviehherden mit P > 2 % lag die Herdensensitivität dieses Verfahrens im Vergleich zur Bestandsuntersuchung von Einzeltierkotproben bei 87 %. Der Anteil positiver Umgebungskotproben war von P signifikant abhängig. Am häufigsten wurde MAP in Proben aus dem Laufbereich (53,3 %) und dem Melkbereich (45,2 %) isoliert. In Beständen mit P > 5 % genügte die Untersuchung dieser beiden Bereiche zur positiven Bestandsdiagnose, in niedrigprävalenten Beständen war die Beprobung weiterer Bereiche notwendig. Mit dem Erreger der Paratuberkulose infizierte Bestände mit P > 5 % ließen sich mit Hilfe von Umgebungskotproben sicher identifizieren, Bestände mit P > 2 % mit zufriedenstellender Sicherheit. Pillars et al. (2009) stellten in ihrer in sieben kanadischen Herden durchgeführten Studie ebenfalls eine gute Eignung dieses Verfahrens für Bestände mit P > 2 % fest. Das von uns erprobte Verfahren ermöglicht die Einschätzung des Herdenstatus von Milchviehherden mit Laufstallhaltung bezüglich Paratuberkulose mit vertretbarem Aufwand und in gleicher Weise die effektive Durchführung einer Prävalenzstudie. Literatur: Pillars RB, Grooms DL, Woltanski JA, Blair E. Prevalence of Michigan dairy herds infected with Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis as determined by environmental sampling. Can Vet J 2009; 50: 1039–1046. Dr. Karsten Donat Thüringer Tierseuchenkasse, AdöR, Jena Victor-Goerttler-Str. 4 07745 Jena Untersuchung zur Verbreitung und Diagnostik von Para-Tbc bei kleinen Wiederkäuern Ganter, M.1, A. Stau1, C. Schroeder2, D. Walter3, A. Kuks1, B. Seelig3 1) Klinik für kleine Klauentiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover 2) Labor Diagnostik GmbH Leipzig 3) Praxis Dr. B. Seelig, Heidenrod-Laufenselden In 165 deutschen Schaf- und Ziegenherden wurden Blutproben zur serologischen Untersuchung auf Antikörper gegen Mycobacterium aviumssp. paratuberculosis (MAP) entnommen und mittels CATTLETYPE® MAP Elisa untersucht. Pro Herde wurden in der Regel die zehn magersten Tiere beprobt. Neben dem Ernährungszustand wurden bei den Tieren noch das Alter und die Farbe der Schleimhäute nach dem FAMACHA Score erfasst. Insgesamt gelangten 1612 Serumproben zur Untersuchung. Die Untersuchung ergab eine Seroprävalenz von 14,4 % und eine Herdenprävalenz von 67,9 %. Hierbei ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen Schafund Ziegenherden. Die durchschnittliche Intra-Herdenprävalenz in den positiven Herden betrug 22 %. Die Intra-Herdenprävalenz nahm mit der Anzahl der Muttertiere in der Herde zu, wobei bei Herden über 1000 Mutterschafen wieder eine Abnahme der Intra-Herdenprävalenzen zu verzeichnen war. Rechnerisch ergaben sich keine Korrelationen zwischen dem MAP Serostatus der Einzeltiere, dem Ernährungszustand und dem FAMACHA-Score. In der Schaf- und Ziegenherde mit der jeweils höchsten Prävalenz wurden anschließend alle Tiere ab dem Alter von einem Jahr beprobt. In der Ziegenherde waren 61 von 288 (21,2 %) Ziegen serologisch MAP fraglich bzw. positiv. In der Schafherde mit 117 Muttertieren reagierten 43,6 % der Schafe serologisch MAP fraglich bzw. positiv. In beiden Herden waren bereits seit einigen Jahren Probleme mit Abmagerung bei älteren Tieren aufgetreten. Insbesondere in der Schafherde fiel der hohe Anteil MAP positiver Zutreter von 30,8 % auf. In den beiden vollständig untersuchten Herden wurden anschließend auch Kot-, Kolostrum- und Milchproben mittels PCR untersucht. Dabei zeigte sich, dass Kotproben sowohl bei der Entnahme als auch bei der Weiterbearbeitung im Labor für die PCR weniger geeignet sind als Milchproben. Allerdings ergaben sich nur unbefriedigende Übereinstimmungen zwischen dem MAP Nachweis mittels PCR und dem serologischen Befund. Die Nachweisrate von MAP mittels PCR nahm von den Kotproben über die Milch- zu den Biestmilchproben deutlich zu. Erfahrungen mit der Bekämpfung der Paratuberkulose in der Steiermark / Österreich Armin Deutz und Jörg Hiesel Paratuberkulose (Johne´sche Krankheit) ist eine durch Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (M. paratuberculosis, Map) hervorgerufene, weltweit verbreitete, ansteckende, chronische Darmerkrankung besonders der Wiederkäuer. Hauptsymptome sind nach einer langen präklinischen Phase Kachexie und bei einigen Spezies Diarrhoe. Paratuberkulose scheint in vielen Ländern zuzunehmen. Das Wirtsspektrum der Paratuberkulose umfasst außer Haus- und Wildwiederkäuern auch Pferd, Hund, Schwein, Esel, Geflügel, Primaten, Fuchs, Dachs, Großes und Kleines Wiesel, Hasen, Kaninchen Krähen, Rabenvögeln, Ratten und Waldmäuse, die jedoch i. d. R. nicht klinisch erkranken, sondern vor allem als asymptomatische Ausscheider auftreten. Paratuberkulose bei Rindern stellt seit den 1990er Jahren im Untersuchungsgebiet ein zunehmendes Problem in der Rinderhaltung dar. Ab dem Jahr 2002 kam es zudem zu einer Häufung von Paratuberkulosefällen bei Wildtieren. Seit 2006 ist Paratuberkulose eine in Österreich anzeigepflichtige Tierseuche bei Rindern, Schafen, Ziegen und Farmwild. Nach der Paratuberkulose-Verordnung werden erkrankte Tiere getötet und der Landwirt entschädigt. Aufgrund dieser Maßnahme ist zu hoffen, dass zumindest der Infektionsdruck in den nächsten Jahren nicht noch weiter ansteigt. Erfahrungen mit der Umsetzung der Paratuberkulose-Verordnung sowie mit einem aktuellen Wildtiersurvey werden erläutert. Seit 2002 konnten bislang von insgesamt 851 Wildtieren (erlegt oder Fallwild) Proben zur Untersuchung auf Map entnommen werden wovon in 187 Fällen Map mittels PCR und teilweise kulturell nachgewiesen werden konnte. Als Proben wurden Mesenterial-, Ileocaecal- und Portallymphknoten und bei pathomorphologischen Veränderungen oder anamnestischen Verdachtsmomenten auch Organproben (Leber, Lunge, Unterhautgranulome) bzw. Feten gezogen. Positive Proben stammten von Rot-, Reh-, Gams-, Muffel-, Dam- und Steinwild sowie von Fuchs, Schneehase, Murmeltier, Gelbhalsmaus und Auerhahn. Weiters gelangen der Nachweis der intrauterinen Übertragung von Map bei Rot- und Gamswild sowie der Nachweis des Erregers aus Leber-, Lungen- und Unterhautgranulomen. In den Jahren 2004 und 2005 wurden von insgesamt 338 verendeten Rindern, die zum Tierseuchenausschluss in einer Tierkörperverwertungsanlage seziert wurden, Mesenteriallymphknoten entnommen und wie die Wildtierproben mittels PCR und teilweise kulturell auf Map untersucht. Von den insgesamt 338 Mesenteriallymphknoten von Rindern aus 303 Beständen waren 80 Proben aus 77 Beständen Paratuberkulose-positiv. Da es eine geografische Häufung („Cluster“) der bei Rindern und Wildtieren isolierten 3 distinkten RAPD-Profile gibt, kann von einer Übertragung des Erregers zwischen Rindern und Wildtieren ausgegangen werden. Im Beitrag wird näher auf die Klinik der Paratuberkulose bei Rindern und Wildtieren, auf mögliche Ursachen der Zunahme dieser Krankheit sowie kritisch auf Bekämpfungsmaßnahmen eingegangen. Anschrift der Verfasser: OVR Univ. Doz. Dr. Armin Bezirkshauptmannschaft Murau, [email protected] Deutz, Dipl ECVPH, Veterinärreferat der Bahnhofviertel 7, A-8050 Murau, E-mail: Mag. Jörg Hiesel, Fachabteilung 8C – Veterinärwesen, Friedrichgasse 9, A-8010 Graz Paratuberkulose – gezielt, nachhaltig und wirtschaftlich bekämpfen! Wittkowski, G., N. Meier, A. Gangl und J. Böttcher Tiergesundheitsdienst Bayern e.V., Grub, Senator- Gerauer- Str. 23, 85586 Poing, Deutschland M. avium spp. Paratuberculosis (Map) wird vor allem mit dem Rinderhandel verbreitet. Ungünstige Haltung und unzureichendes Management begünstigen innerbetriebliche Infektionen. Leistungsminderungen und wirtschaftliche Schäden treten nur bei 2 – 10 % der infizierten Kühe nach der 2. Laktation auf, so dass Rinderhalter der Infektion wenig Bedeutung beimessen. Das Infektionsrisiko einer Rinderhaltung lässt sich international vergleichbar beurteilen. Innerbetrieblich liegt 40 – 50 % des Infektionsrisikos im Abkalbe- und 15 – 25 % im Milchkälberbereich. Es wird vor allem durch die orale Aufnahme von Kuhkot durch Kälber verursacht. Stallbau und Management können gezielt die Infektionskette unterbrechen. Derartige Maßnahmen umfassen - getrennte Abkalbebereiche möglichst in Rein- Raus- Belegung, die nicht als Kranken- und Besamungsabteile missbraucht werden, saubere Abkalbekühe und Geburtshilfe, Fütterung auf feste Kotkonsistenz (Ballen) in der Trockenstehperiode; unverzügliche Markierung der Kälber, Absetzen vor dem ersten Stehversuch, ausschließliches Tränken mit dem Kolostrum der Mutter getrennte Kälber- und Färsenaufzucht und ausreichende bestandseigene Nachzucht. Kontaminierte Rinderhaltungen sind durch den Map- Nachweis in Umfeldkotproben zu diagnostizieren. Eine Alternative wäre der Map- Nachweis in Lnn. Inguinales an Schlachtkühen. Für die rationelle Umsetzung dieses labordiagnostischen Goldstandards in der Praxis sind die Voraussetzungen derzeit noch nicht gegeben. In Herden mit einer Paratuberkulose- Vorgeschichte sollten Kühe jeweils nach dem 6. Trächtigkeitsmonat untersucht werden. Damit können rechtzeitig Risikokühe erkannt, gezielte Hygienemaßnahmen für die bevorstehende Abkalbung getroffen, und die Kühe nach der folgenden Laktationsspitze mit ihren letztgeborenen Nachkommen zum wirtschaftlich günstigsten Zeitpunkt verwertet werden. Damit wird die Prävalenz in diesen Herden rasch im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen gesenkt. Die namentliche Meldepflicht der Paratuberkulose in Verbindung mit der Unsicherheit zukünftiger gesetzlicher Regelungen behindert die Akzeptanz für eine freiwillige Bekämpfung. Danksagung: Die Arbeit wurde aus Projektmitteln des Freistaates Bayern und der Bayerischen Tierseuchenkasse gefördert. Kontakt e-mail: [email protected] Risikobewertung hinsichtlich Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis in Konsummilch Juliane Bräunig Das Bakterium Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis (MAP) ist als Erreger der Johneschen Krankheit beim Rind mindestens seit 1894 bekannt. Die Diskussion über eine lebensmittelhygienische Bedeutung von MAP entstand durch Hinweise von humanmedizinischer Seite, dass dieser Erreger eventuell eine Rolle bei der sog. Crohnschen Erkrankung (Morbus Crohn) des Menschen spielen könnte. MAP kann bei den Tieren über die Milchdrüse ausgeschieden werden oder durch eine fäkale Kontamination in die Milch gelangen. Die gängigen Temperatur-ZeitVerläufe bei der Pasteurisierung bewirken eine Keimreduktion um mehrere logStufen, aber keine vollständige Abtötung der Bakterien. Das BfR wurde schon im Herbst 2001 um eine Risikobewertung zur der Frage der Aufnahme der Bakterien mit Konsummilch und einer möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigung des Menschen gebeten. Insbesondere wird ein möglicher ursächlicher Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn diskutiert. Bis heute liegt eine solche Risikobewertung nicht vor. Die Risikobewertung nach den Statuten des Codex Alimentarius gliedert sich in vier Stufen: Identifizierung einer Gefahr, Charakterisierung der Gefahr, Expositionsabschätzung und Charakterisierung des Risikos. Das Risiko kann qualitativ (semiquantitativ) als gering, mittel oder hoch bewertet werden oder auch quantitativ erfolgen, in dem mit Hilfe von Daten (z.B. zur Prävalenz, Inzidenz, Konzentration von Erregern) mathematische Modelle erstellt werden, die ein Risiko detailliert beziffern. Optimaler Weise sollte eine Bewertung entlang der gesamten Lebensmittelkette erfolgen. Sie kann aber auch einzelne Module, z. B. die Primärproduktion, den Herstellungsprozess oder den Haushalt des Verbrauchers, abdecken. Eine Risikobewertung wird auf einer wissenschaftlichen Grundlage, in einem systematischen Ansatz, unter Wahrung der Transparenz und unabhängig durchgeführt. In der Regel erfolgt sie in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Die Bewertung kann Handlungsoptionen zur Überwindung von gesundheitlichen Gefahren vorschlagen, aber die Entscheidung darüber obliegt immer dem Management. Um eine quantitative Risikobewertung für MAP und den Verzehr, insbesondere von Konsummilch durchführen zu können, werden ausreichende Informationen für mathematische Modelle benötigt, die für viele Teilbereiche im Verlauf der Prozesskette bisher nicht vorliegen. Insbesondere auch die Frage nach dem ursächlichen Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn (Identifizierung der Gefahr) schränkt die Möglichkeiten für eine Risikobewertung nach dem Codex Alimentarius ein. Zwar gibt es mittlerweile eine Reihe von Indizien und eine steigende Evidenz, dass MAP an dem humanen Krankheitsgeschehen beteiligt ist, jedoch werden die Ursachen immer noch diskutiert. Anschrift : Dr. Juliane Bräunig, Bundesinstitut für Risikobewertung, Abt. Biologische Sicherheit, FGr. Mikrobielle Toxine Thielallee 88-92, 14195 Berlin, E-Mail: [email protected]