MAP - Justus-Liebig-Universität Gießen

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Mittwoch, 28.09.2011
Lebensmittelhygiene: Schwerpunkt: Paratuberkulose und Morbus Crohn
Morbus Crohn und Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP)
Morbus Crohn gehört neben der Colitis ulcerosa zu den wichtigsten Entitäten der
chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Diese Erkrankungen betreffen in
Deutschland ca. 350.000 Patienten und manifestieren sich vornehmlich im
jugendlichen Alter und machen eine langfristige, manchmal sogar lebenslange
medikamentöse Therapie erforderlich. Sowohl betreffend der Inzidenz als auch der
Prävalenz der Erkrankung ist in den letzten Jahrzehnten ein kontinuierlicher Anstieg
zu verzeichnen. Die Krankheiten zeichnen sich durch akute und chronische, in
Schüben verlaufende destruierende Entzündungen der intestinalen Schleimhaut aus.
Trotz intensiver Untersuchungen sind die ätiologischen und immunpathologischen
Hintergründe der CED nicht vollständig geklärt. Aufgrund der unklaren
Ätiopathogenese ist ein kausaler Therapieansatz bisher nicht möglich gewesen und
die etablierte anti-entzündliche und immunsuppressive Therapie ist eher empirisch
begründet worden. Zahlreiche Studien der letzten Jahre belegen, dass ätiologisch
neben genetischen Einflüssen und exogenen Umweltfaktoren (bakterielle Antigene),
vor allem eine unkontrollierte Aktivierung des mukosalen Immunsystems eine
entscheidende Rolle spielt. In diesem Zusammenhang wurde hinsichtlich der
Ätiopathogenese des M. Crohn wiederholt eine Beteiligung von Mycobacterium
avium subsp. paratuberculosis (MAP) als Auslöser des mukosalen
Entzündungsprozesses postuliert. Letztlich ist bei der derzeitigen Studienlage aber
eine eindeutige Bewertung eines kausalen Zusammenhanges zwischen MAP und
der Pathogenese des Morbus Crohn nicht abschließend möglich.
Prof. Dr. med. Raja Atreya
Professur für Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen
Leiter der Arbeitsgruppe Patientenorientierte Forschung und innovative
Therapiestategien bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Medizinische Klinik 1
Ulmenweg 18
91054 Erlangen
Email: [email protected]
Mycobacterium paratuberculosis:
Exposition über Milch und Milchprodukte - Minimierungsoptionen
Philipp Hammer
Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel,
Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch, Hermann-Weigmann-Str. 1,
24103 Kiel, E-Mail: [email protected]
In Bezug auf eine Beteiligung von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis
(MAP) an der Crohnschen Erkrankung des Menschen, und damit auch auf die
Bedeutung als möglicher Zoonoseerreger, gibt es nach wie vor widersprüchliche
Auffassungen. Es besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen dem
Vorkommen des Erregers bei Menschen und der Erkrankung Morbus Crohn, wobei
die Diskussion bezüglich Koinzidenz oder Kausalität aber nach wie vor offen ist. Vor
diesem Hintergrund ist es im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes
notwendig, Eintragswege für MAP in die Nahrungskette aufzuzeigen und
Maßnahmen zur Minimierung oder Verhinderung dieses Eintrages zu treffen.
Erkrankte Rinder können MAP in Keimzahlen bis zu 10 8-9 pro g Kot ausscheiden. Die
vom Rind produzierten Kotmengen und die Tatsache, dass MAP sich nur in einem
Wirt vermehren kann, lassen vermuten, dass das Rind (und andere erkrankte Tiere)
eine der Haupteintragsquellen für Nahrungsmittel und Umwelt sein dürften. Aus
hygienischer Sicht zu beachten ist dabei, dass eine Vermehrung von MAP nur im
Wirt erfolgen kann, das Geschehen in Umwelt und Nahrungskette daher von stetiger
Verminderung der Keimzahlen gekennzeichnet ist. Dies geschieht einerseits durch
Absterben, andererseits durch Verdünnung z.B. bei der Milchsammlung. Ein
wichtiges Problem in der Lebensmittelverarbeitung, dass Erreger in die Betriebe
einwandern, haften und sich dort vermehren, was dann eine Rekontaminationsgefahr
für die Produkte darstellt, ist bei MAP durch die fehlende Vermehrungsfähigkeit
praktisch auszuschließen.
Die umfangreichsten Untersuchungen zum Vorkommen von MAP in Lebensmitteln
sind bisher an Milch und Milchprodukten durchgeführt worden. Bei erhitzter Milch
wurden dabei in einigen Studien ca. 1-2 % kontaminierte Packungen gefunden. Auch
in Käse und in Babynahrungspulver wurde zumindest Erbmaterial von MAP
nachgewiesen.
In Bezug auf eine Minimierung lag bei Trinkmilch der Schwerpunkt der Forschung
naturgemäß auf dem Feld der Hitzeinaktivierung. Die Literaturdaten sind hier
uneinheitlich. Zusammenfassend zeigt sich, dass bei den gängigen Verfahren der
Dauererhitzung,
Kurzzeiterhitzung,
Hocherhitzung
und
Ultrahocherhitzung
wenigstens eine Reduktion um 4 log10 Stufen erreichbar ist. Weitere Optionen zur
Reduktion von MAP bei der Milchbearbeitung wie Reinigungszentrifugation,
Bactofugation und Mikrofiltration führen zur Reduktion um 50 %, 90 % bzw. 99 %.
Die Reduktion bei der Käseherstellung wird bestimmt durch die Summe der Effekte
die Milcherhitzung, Salzgehalt, pH-Wert und Reifungskultur bewirken.
Untersuchungen hierzu gibt es für die Herstellung von Cheddar, Emmentaler,
Frischkäse, Gouda, Rotschmierekäse und Tilsiter.
Insgesamt ist eine Exposition des Menschen gegenüber MAP über Milch und
Milchprodukte möglich. Da MAP sich nur im Wirt vermehren kann, nach dem Eintritt
in die Nahrungskette praktisch unmittelbar Verdünnungseffekte wirksam werden und
weitere Reduzierungen bei der Be- und Verarbeitung erreicht werden können, ist bei
der Exposition aber vermutlich von sehr geringen Keimzahlen auszugehen.
Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde
Professur für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde
Justus-Liebig-Universität Gießen
Vergleich zweier Schnellnachweismethoden und der kulturellen Anzucht zum
Nachweis lebensfähiger Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis
(MAP) -Zellen in Milch
Weirich, S., Akineden, Ö., Abdulmawjood, A., Failing, K. und M. Bülte
Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (MAP) ist der Erreger der
Paratuberkulose, einer chronischen, nicht heilbaren Darmentzündung der
Wiederkäuer. Seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wird in der Fachliteratur ein
möglicher kausaler Zusammenhang zwischen Paratuberkulose bei Wiederkäuern
und Morbus Crohn beim Menschen, kontrovers diskutiert. Da eine geringe Anzahl an
MAP-Zellen die Pasteurisation überleben kann, besteht vor dem möglichen
Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn, eine besondere
milchhygienische Relevanz. Diese ist umso bedeutsamer, da die Isolation von MAP
aus der Matrix Milch einige Schwierigkeiten bereitet, insbesondere, wenn kulturelle
Nachweisverfahren (gold standard) eingesetzt werden.
Um den Anteil lebender MAP-Zellen in Milch schnell und zuverlässig bestimmen zu
können, wurde bei dieser Versuchsreihe ein fluoreszenzmikroskopisches Verfahren
entwickelt, das gleichzeitig die Möglichkeit bietet, die Gesamtzahl der Mykobakterien
zu erfassen. Dazu wurde eine kombinierte Färbung aus Auramine Orange (AO)- und
CTC (5-cyano-2,3-ditolyl-tetrazoliumchlorid) durchgeführt. AO färbt die Gesamtzahl
der säurefesten Bakterien an, durch Bindung an die Mycolsäureschicht der Zellwand,
wohingegen der Redox-Farbstoff CTC ein aktives Elektronentransportsystem (ETS)
in der Zelle nachweist und somit spezifisch die lebenden Zellen anfärbt. Als
Alternativ-Methode zur langwierigen kulturellen Anzucht wurde überdies ein PhagenAssay in Kombination mit der Real-Time PCR-Methode zum Schnellnachweis
lebender MAP-Zellen in Milch eingesetzt.
Der statistische Vergleich aller Methoden, die lebende MAP-Zellen nachweisen,
zeigte eine signifikant positive Korrelation (logarithmierte Daten der
Korrelationsanalyse).
Sowohl der Phagen-Assay als auch die kombinierte CTC- und AO-Färbung bieten
eine erhebliche Zeitersparnis verglichen mit der kulturellen Anzucht, die mehrere
Wochen zum Nachweis lebender MAP-Zellen in Anspruch nimmt. In diesem Beitrag
werden die Validierungsergebnisse vorgestellt und mit Hinblick auf die
Nachweisgrenzen die Einsatzmöglichkeiten der beiden
Schnellnachweis lebensfähiger MAP-Zellen in Milch dargestellt.
Methoden
zum
Anschrift der Verfasser: Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde,
Professur für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde
Frankfurter Str. 92, 35392 Giessen
Tel.: 0641-99 38264, Fax: 0641-99 38259
Email: [email protected]
Die Untersuchungen werden durch das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) gefördert (Förderkennzeichen: 01KI1003E).
Die Dissertation wird durch ein Graduiertenstipendium der Justus-LiebigUniversität Gießen unterstützt.
Inaktivierung von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis während des
Bratens von „Hamburger Patties“
Philipp Hammer, Hans-Georg Walte, Christian Kiesner
Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel,
Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und Fisch, Hermann-Weigmann-Str. 1,
24103 Kiel, E-Mail: [email protected]
Im Rahmen des EU-Forschungsprojektes ParaTBTools wurden Bratversuche mit
Hackfleisch (Hamburger Patties) durchgeführt, das mit drei verschiedenen Stämmen
von Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis (MAP) kontaminiert worden war.
Ziel dieser Untersuchung war es, Inaktivierungskinetiken zu erhalten und so einen
Beitrag zur Expositionsabschätzung für den Menschen zu gewinnen. Dies vor dem
Hintergrund, dass die mögliche Bedeutung von MAP als Zoonoseerreger, die
Exposition des Menschen über Lebensmittel und die Tatsache, dass eine
Verbindung mit dem Morbus Crohn des Menschen bisher weder widerlegt noch
bestätigt werden konnte, dringend der Klärung bedürfen.
Es wurden Versuche mit Patties von 70 und 50 g Gewicht, einem Durchmesser von 9
cm und Dicken von 1 bzw. 0,7 cm bei Bratzeiten von 6, 5, 4, 3 und 2 min
durchgeführt. Das Hackfleisch war vorher durch Bestrahlung sterilisiert worden, so
dass für den bakteriologischen Nachweis überlebender MAP auf eine
Dekontamination der Proben verzichtet werden konnte. Für die Keimzahlbestimmung
wurde direkt auf Herrolds Eggyolk Medium (HEYM) ausgestrichen und eine MPNBestimmung sowie Anreicherung und Resuszitation in modifiziertem Dubos Medium
durchgeführt.
Der Temperaturverlauf während des Bratvorganges wurde mit sieben sehr schnell
reagierenden Fühlern aufgezeichnet, die in unterschiedlicher Positionierung und
Tiefe in dem Bratgut verteilt waren. Entsprechend den Gepflogenheiten in der Praxis
war die Temperatur der Pfannenoberfläche auf 177 °C eingestellt. Die Patties von
70 g Gewicht waren nach 6 und 5 min gut durchgebraten, nach 4 und 3 min medium
sowie nach 2 min halbdurch; Patties von 50 g waren nach 6-3 min gut durch, nach 2
min medium gebraten.
Für die Inaktivierung von MAP wurde in den gut durchgebratenen Patties eine
Reduktion um ca. 4 log-Stufen erreicht. Zu beachten ist allerdings, dass die
Temperaturverteilung während des Bratvorganges sehr ungleichmäßig war und dies
praktisch einen „Summenwert“ darstellt, da für den bakteriologischen Nachweis der
überlebenden MAP jeweils ein ganzes Patty homogenisiert wurde. Die quantitativen
Untersuchungen ergaben einen „mittleren D-Wert“ von 0,93 min für die Patties von
70 g Gewicht. Bei den Patties von 50 g war die Inaktivierung naturgemäß effektiver,
so dass kaum quantitative Ergebnisse erzielt wurden.
Das Projekt wurde zu 100 % von der EU gefördert (ParaTBTools, Kontrakt Nr.:
023106 (Food))
Identifizierung von mit Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis infizierten
Milchviehbeständen mit Hilfe von Umgebungskotproben
Paratuberkulose führt zu wirtschaftlichen Schäden in Rinderbeständen durch
Reduktion der Milchleistung und vorzeitige Tierabgänge. Der erste Schritt zur
Einleitung von Bekämpfungsmaßnahmen ist die Identifizierung betroffener Bestände.
Dazu werden kostengünstige Untersuchungsverfahren benötigt. Es wurde geprüft,
inwieweit die Untersuchung von Umgebungskotproben zur Detektion infizierter
Rinderbestände führt. Als Kontrolle dienten nachweislich nicht infizierte Herden.
Für diese Studie standen 46 Milchviehherden mit Laufstallhaltung zur Verfügung,
deren
Bestandsstatus
bezüglich
Paratuberkulose
durch
zweimalige
Bestandsuntersuchungen der Kühe in der Kotkultur gut charakterisiert war. Von
diesen Betrieben wurden im Mittel der Jahre 2009 und 2010 insgesamt 34.877
Einzeltierkotproben kulturell untersucht. Es handelte sich um 15 nicht infizierte
Herden und um 31 MAP-infizierte Herden, von denen 8 eine sehr niedrige (> 0–2 %),
14 eine niedrige (> 2–5 %), vier eine mittlere (> 5–10 %) und 5 eine hohe (> 10 %)
Einzeltierprävalenz (P) hatten. Zur Prüfung des Verfahrens der kulturellen
Untersuchung
von
Umgebungskotproben
wurden
im
Mittel
neun
Umgebungskotproben je Bestand aus dem Laufbereich der laktierenden Kühe, dem
Melkbereich, dem Krankenbereich, dem Kalbebereich und den Übergängen zum
Kälberbereich entnommen. Die Kultivierung erfolgte über zwölf Wochen auf HEYMFestmedium mit Speziesdifferenzierung durch Anzüchtung ohne Mycobactinzusatz
oder PCR.
Alle nicht infizierten Bestände wurden als negativ und 22 (71 %) der infizierten
Bestände mittels Umgebungskotproben als positiv bewertet. In neun nicht
detektierten infizierten Beständen lag P bei 0,04-4,04 %, in sechs davon unter 2 %.
Für Milchviehherden mit P > 2 % lag die Herdensensitivität dieses Verfahrens im
Vergleich zur Bestandsuntersuchung von Einzeltierkotproben bei 87 %. Der Anteil
positiver Umgebungskotproben war von P signifikant abhängig. Am häufigsten wurde
MAP in Proben aus dem Laufbereich (53,3 %) und dem Melkbereich (45,2 %) isoliert.
In Beständen mit P > 5 % genügte die Untersuchung dieser beiden Bereiche zur
positiven Bestandsdiagnose, in niedrigprävalenten Beständen war die Beprobung
weiterer Bereiche notwendig.
Mit dem Erreger der Paratuberkulose infizierte Bestände mit P > 5 % ließen sich mit
Hilfe von Umgebungskotproben sicher identifizieren, Bestände mit P > 2 % mit
zufriedenstellender Sicherheit. Pillars et al. (2009) stellten in ihrer in sieben
kanadischen Herden durchgeführten Studie ebenfalls eine gute Eignung dieses
Verfahrens für Bestände mit P > 2 % fest.
Das von uns erprobte Verfahren ermöglicht die Einschätzung des Herdenstatus von
Milchviehherden mit Laufstallhaltung bezüglich Paratuberkulose mit vertretbarem
Aufwand und in gleicher Weise die effektive Durchführung einer Prävalenzstudie.
Literatur:
Pillars RB, Grooms DL, Woltanski JA, Blair E. Prevalence of Michigan dairy herds
infected with Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis as determined by
environmental sampling. Can Vet J 2009; 50: 1039–1046.
Dr. Karsten Donat
Thüringer Tierseuchenkasse, AdöR, Jena
Victor-Goerttler-Str. 4
07745 Jena
Untersuchung zur Verbreitung und Diagnostik von Para-Tbc bei kleinen
Wiederkäuern
Ganter, M.1, A. Stau1, C. Schroeder2, D. Walter3, A. Kuks1, B. Seelig3
1) Klinik für kleine Klauentiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
2) Labor Diagnostik GmbH Leipzig
3) Praxis Dr. B. Seelig, Heidenrod-Laufenselden
In 165 deutschen Schaf- und Ziegenherden wurden Blutproben zur serologischen
Untersuchung auf Antikörper gegen Mycobacterium aviumssp. paratuberculosis
(MAP) entnommen und mittels CATTLETYPE® MAP Elisa untersucht. Pro Herde
wurden in der Regel die zehn magersten Tiere beprobt. Neben dem
Ernährungszustand wurden bei den Tieren noch das Alter und die Farbe der
Schleimhäute nach dem FAMACHA Score erfasst. Insgesamt gelangten 1612
Serumproben zur Untersuchung.
Die Untersuchung ergab eine Seroprävalenz von 14,4 % und eine Herdenprävalenz
von 67,9 %. Hierbei ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen Schafund Ziegenherden. Die durchschnittliche Intra-Herdenprävalenz in den positiven
Herden betrug 22 %. Die Intra-Herdenprävalenz nahm mit der Anzahl der Muttertiere
in der Herde zu, wobei bei Herden über 1000 Mutterschafen wieder eine Abnahme
der Intra-Herdenprävalenzen zu verzeichnen war. Rechnerisch ergaben sich keine
Korrelationen zwischen dem MAP Serostatus der Einzeltiere, dem
Ernährungszustand und dem FAMACHA-Score.
In der Schaf- und Ziegenherde mit der jeweils höchsten Prävalenz wurden
anschließend alle Tiere ab dem Alter von einem Jahr beprobt. In der Ziegenherde
waren 61 von 288 (21,2 %) Ziegen serologisch MAP fraglich bzw. positiv. In der
Schafherde mit 117 Muttertieren reagierten 43,6 % der Schafe serologisch MAP
fraglich bzw. positiv. In beiden Herden waren bereits seit einigen Jahren Probleme
mit Abmagerung bei älteren Tieren aufgetreten. Insbesondere in der Schafherde fiel
der hohe Anteil MAP positiver Zutreter von 30,8 % auf.
In den beiden vollständig untersuchten Herden wurden anschließend auch Kot-,
Kolostrum- und Milchproben mittels PCR untersucht. Dabei zeigte sich, dass
Kotproben sowohl bei der Entnahme als auch bei der Weiterbearbeitung im Labor für
die PCR weniger geeignet sind als Milchproben. Allerdings ergaben sich nur
unbefriedigende Übereinstimmungen zwischen dem MAP Nachweis mittels PCR und
dem serologischen Befund. Die Nachweisrate von MAP mittels PCR nahm von den
Kotproben über die Milch- zu den Biestmilchproben deutlich zu.
Erfahrungen mit der Bekämpfung der Paratuberkulose
in der Steiermark / Österreich
Armin Deutz und Jörg Hiesel
Paratuberkulose (Johne´sche Krankheit) ist eine durch Mycobacterium avium subsp.
paratuberculosis (M. paratuberculosis, Map) hervorgerufene, weltweit verbreitete,
ansteckende,
chronische
Darmerkrankung besonders der Wiederkäuer.
Hauptsymptome sind nach einer langen präklinischen Phase Kachexie und bei
einigen Spezies Diarrhoe. Paratuberkulose scheint in vielen Ländern zuzunehmen.
Das Wirtsspektrum der Paratuberkulose umfasst außer Haus- und Wildwiederkäuern
auch Pferd, Hund, Schwein, Esel, Geflügel, Primaten, Fuchs, Dachs, Großes und
Kleines Wiesel, Hasen, Kaninchen Krähen, Rabenvögeln, Ratten und Waldmäuse,
die jedoch i. d. R. nicht klinisch erkranken, sondern vor allem als asymptomatische
Ausscheider auftreten.
Paratuberkulose bei Rindern stellt seit den 1990er Jahren im Untersuchungsgebiet
ein zunehmendes Problem in der Rinderhaltung dar. Ab dem Jahr 2002 kam es
zudem zu einer Häufung von Paratuberkulosefällen bei Wildtieren. Seit 2006 ist
Paratuberkulose eine in Österreich anzeigepflichtige Tierseuche bei Rindern,
Schafen, Ziegen und Farmwild. Nach der Paratuberkulose-Verordnung werden
erkrankte Tiere getötet und der Landwirt entschädigt. Aufgrund dieser Maßnahme ist
zu hoffen, dass zumindest der Infektionsdruck in den nächsten Jahren nicht noch
weiter ansteigt. Erfahrungen mit der Umsetzung der Paratuberkulose-Verordnung
sowie mit einem aktuellen Wildtiersurvey werden erläutert.
Seit 2002 konnten bislang von insgesamt 851 Wildtieren (erlegt oder Fallwild) Proben
zur Untersuchung auf Map entnommen werden wovon in 187 Fällen Map mittels
PCR und teilweise kulturell nachgewiesen werden konnte. Als Proben wurden
Mesenterial-, Ileocaecal- und Portallymphknoten und bei pathomorphologischen
Veränderungen oder anamnestischen Verdachtsmomenten auch Organproben
(Leber, Lunge, Unterhautgranulome) bzw. Feten gezogen. Positive Proben stammten
von Rot-, Reh-, Gams-, Muffel-, Dam- und Steinwild sowie von Fuchs, Schneehase,
Murmeltier, Gelbhalsmaus und Auerhahn. Weiters gelangen der Nachweis der
intrauterinen Übertragung von Map bei Rot- und Gamswild sowie der Nachweis des
Erregers aus Leber-, Lungen- und Unterhautgranulomen.
In den Jahren 2004 und 2005 wurden von insgesamt 338 verendeten Rindern, die
zum Tierseuchenausschluss in einer Tierkörperverwertungsanlage seziert wurden,
Mesenteriallymphknoten entnommen und wie die Wildtierproben mittels PCR und
teilweise
kulturell
auf
Map
untersucht.
Von
den
insgesamt
338
Mesenteriallymphknoten von Rindern aus 303 Beständen waren 80 Proben aus 77
Beständen Paratuberkulose-positiv. Da es eine geografische Häufung („Cluster“) der
bei Rindern und Wildtieren isolierten 3 distinkten RAPD-Profile gibt, kann von einer
Übertragung des Erregers zwischen Rindern und Wildtieren ausgegangen werden.
Im Beitrag wird näher auf die Klinik der Paratuberkulose bei Rindern und Wildtieren,
auf mögliche Ursachen der Zunahme dieser Krankheit sowie kritisch auf
Bekämpfungsmaßnahmen eingegangen.
Anschrift der Verfasser:
OVR Univ. Doz. Dr. Armin
Bezirkshauptmannschaft Murau,
[email protected]
Deutz, Dipl ECVPH, Veterinärreferat der
Bahnhofviertel 7, A-8050 Murau, E-mail:
Mag. Jörg Hiesel, Fachabteilung 8C – Veterinärwesen, Friedrichgasse 9, A-8010
Graz
Paratuberkulose – gezielt, nachhaltig und wirtschaftlich bekämpfen!
Wittkowski, G., N. Meier, A. Gangl und J. Böttcher
Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.,
Grub, Senator- Gerauer- Str. 23, 85586 Poing, Deutschland
M. avium spp. Paratuberculosis (Map) wird vor allem mit dem Rinderhandel
verbreitet. Ungünstige Haltung und unzureichendes Management begünstigen
innerbetriebliche Infektionen. Leistungsminderungen und wirtschaftliche Schäden
treten nur bei 2 – 10 % der infizierten Kühe nach der 2. Laktation auf, so dass
Rinderhalter der Infektion wenig Bedeutung beimessen.
Das Infektionsrisiko einer Rinderhaltung lässt sich international vergleichbar
beurteilen. Innerbetrieblich liegt 40 – 50 % des Infektionsrisikos im Abkalbe- und 15 –
25 % im Milchkälberbereich. Es wird vor allem durch die orale Aufnahme von Kuhkot
durch Kälber verursacht. Stallbau und Management können gezielt die
Infektionskette unterbrechen. Derartige Maßnahmen umfassen
-
getrennte Abkalbebereiche möglichst in Rein- Raus- Belegung, die nicht
als Kranken- und Besamungsabteile missbraucht werden,
saubere Abkalbekühe und Geburtshilfe,
Fütterung auf feste Kotkonsistenz (Ballen) in der Trockenstehperiode;
unverzügliche Markierung der Kälber, Absetzen vor dem ersten
Stehversuch, ausschließliches Tränken mit dem Kolostrum der Mutter
getrennte Kälber- und Färsenaufzucht und
ausreichende bestandseigene Nachzucht.
Kontaminierte Rinderhaltungen sind durch den Map- Nachweis in Umfeldkotproben
zu diagnostizieren. Eine Alternative wäre der Map- Nachweis in Lnn. Inguinales an
Schlachtkühen. Für die rationelle Umsetzung dieses labordiagnostischen
Goldstandards in der Praxis sind die Voraussetzungen derzeit noch nicht gegeben.
In Herden mit einer Paratuberkulose- Vorgeschichte sollten Kühe jeweils nach dem
6. Trächtigkeitsmonat untersucht werden. Damit können rechtzeitig Risikokühe
erkannt, gezielte Hygienemaßnahmen für die bevorstehende Abkalbung getroffen,
und die Kühe nach der folgenden Laktationsspitze mit ihren letztgeborenen
Nachkommen zum wirtschaftlich günstigsten Zeitpunkt verwertet werden. Damit wird
die Prävalenz in diesen Herden rasch im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen gesenkt.
Die namentliche Meldepflicht der Paratuberkulose in Verbindung mit der Unsicherheit
zukünftiger gesetzlicher Regelungen behindert die Akzeptanz für eine freiwillige
Bekämpfung.
Danksagung: Die Arbeit wurde aus Projektmitteln des Freistaates Bayern und der
Bayerischen Tierseuchenkasse gefördert.
Kontakt e-mail: [email protected]
Risikobewertung hinsichtlich Mycobacterium avium subspecies
paratuberculosis in Konsummilch
Juliane Bräunig
Das Bakterium Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis (MAP) ist als
Erreger der Johneschen Krankheit beim Rind mindestens seit 1894 bekannt. Die
Diskussion über eine lebensmittelhygienische Bedeutung von MAP entstand durch
Hinweise von humanmedizinischer Seite, dass dieser Erreger eventuell eine Rolle
bei der sog. Crohnschen Erkrankung (Morbus Crohn) des Menschen spielen könnte.
MAP kann bei den Tieren über die Milchdrüse ausgeschieden werden oder durch
eine fäkale Kontamination in die Milch gelangen. Die gängigen Temperatur-ZeitVerläufe bei der Pasteurisierung bewirken eine Keimreduktion um mehrere logStufen, aber keine vollständige Abtötung der Bakterien.
Das BfR wurde schon im Herbst 2001 um eine Risikobewertung zur der Frage der
Aufnahme der Bakterien mit Konsummilch und einer möglichen gesundheitlichen
Beeinträchtigung des Menschen gebeten. Insbesondere wird ein möglicher
ursächlicher Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn diskutiert. Bis heute
liegt eine solche Risikobewertung nicht vor.
Die Risikobewertung nach den Statuten des Codex Alimentarius gliedert sich in vier
Stufen:
Identifizierung einer Gefahr,
Charakterisierung der Gefahr,
Expositionsabschätzung und
Charakterisierung des Risikos.
Das Risiko kann qualitativ (semiquantitativ) als gering, mittel oder hoch bewertet
werden oder auch quantitativ erfolgen, in dem mit Hilfe von Daten (z.B. zur
Prävalenz, Inzidenz, Konzentration von Erregern) mathematische Modelle erstellt
werden, die ein Risiko detailliert beziffern. Optimaler Weise sollte eine Bewertung
entlang der gesamten Lebensmittelkette erfolgen. Sie kann aber auch einzelne
Module, z. B. die Primärproduktion, den Herstellungsprozess oder den Haushalt des
Verbrauchers, abdecken.
Eine Risikobewertung wird auf einer wissenschaftlichen Grundlage, in einem
systematischen Ansatz, unter Wahrung der Transparenz und unabhängig
durchgeführt. In der Regel erfolgt sie in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Die
Bewertung kann Handlungsoptionen zur Überwindung von gesundheitlichen
Gefahren vorschlagen, aber die Entscheidung darüber obliegt immer dem
Management.
Um eine quantitative Risikobewertung für MAP und den Verzehr, insbesondere von
Konsummilch durchführen zu können, werden ausreichende Informationen für
mathematische Modelle benötigt, die für viele Teilbereiche im Verlauf der
Prozesskette bisher nicht vorliegen. Insbesondere auch die Frage nach dem
ursächlichen Zusammenhang zwischen MAP und Morbus Crohn (Identifizierung der
Gefahr) schränkt die Möglichkeiten für eine Risikobewertung nach dem Codex
Alimentarius ein. Zwar gibt es mittlerweile eine Reihe von Indizien und eine
steigende Evidenz, dass MAP an dem humanen Krankheitsgeschehen beteiligt ist,
jedoch werden die Ursachen immer noch diskutiert.
Anschrift :
Dr. Juliane Bräunig,
Bundesinstitut für Risikobewertung,
Abt. Biologische Sicherheit, FGr. Mikrobielle Toxine
Thielallee 88-92, 14195 Berlin,
E-Mail: [email protected]
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