Planung und Errichtung von Photovoltaikanlagen 7 - VH

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Planung und Errichtung von Photovoltaikanlagen
1.4
7
Ermittlung der Dachflächeneigenschaften
Für die weitere Planung werden die Gebäudeabmessungen
und Details der nach Süden ausgerichteten Dachfläche
des Wohnhauses benötigt.
Bild 9:
Skizze der Gebäudeumgebung
Sollte der Gebäudeeigentümer keine Gebäudepläne zur
Verfügung stellen können, dann kann die geografische
Ausrichtung mit einem Kompass und der Dachneigungswinkel mit einem Winkelmesser ermittelt werden. Die
Gebäude- und Dachabmessungen können relativ schnell
mit einem Bandmaß ermittelt werden.
Bild 7: Gebäudegrundriss des Wohnhauses
Hinweis
Aufgabe 4:
Ermitteln Sie anhand des Gebäudegrundrisses und
der in Aufgabe 3, → S. 6 ermittelten Dachneigung
die zur Verfügung stehende Dachfläche.
Beachten Sie, dass durch die Dachneigung die – in
der Draufsicht dargestellten – Grundflächen nicht der
tatsächlichen Dachbreite entsprechen. Ergänzen Sie
das Ortsbegehungsprotokoll (Bild 8) entsprechend.
Ihr Meister erklärt Ihnen, das insbesondere aus der Dachfläche herausstehende Objekte, wie Schornsteine, Antennen oder Lüftungsrohre, aufzunehmen sind, da diese die
Solarmodule verschatten können und somit den Ertrag
erheblich beeinflussen. Aus dem gleichen Grund sind umstehende Objekte wie Bäume, Freileitungsmasten oder
Nachbargebäude in einem Radius von 50 m im Protokoll
einzuzeichnen.
Die Dachflächenbreite oder die Breite von Objekten
auf der Dachfläche lassen sich unter Zuhilfenahme von
Kupa-Rohren von der Traufenkante aus ermitteln.
Schieben Sie hierzu einfach das zusammengesteckte
Rohr bis an die Giebelspitze, markieren das Ende und
messen am Boden die Rohrlänge aus.
Der Zustand und die Statik der Dachfläche sollten durch
einen Zimmermann oder Statiker dahingehend überprüft
werden, dass die zusätzliche Belastung durch die PVModule von der Dachkonstruktion getragen werden kann
und die Restlebensdauer der Dacheindeckung mindestens
der angesetzten Betriebszeit der Photovoltaikanlage entspricht.
Aufgabe 5:
Ihr Meister erklärt Ihnen, dass auch eine Nutzung von
Flachdächern möglich ist. Die fehlende Dachneigung wird
durch Montagegestelle, mit einem Modulanstellwinkel
von ungefähr 30°, ausgeglichen.
Skizzieren Sie das Wohngebäude im Ortsbegehungsprotokoll (Bild 9) und vervollständigen Sie die Angaben zu Objekten, die zur Verschattung führen
können.
Diese Gestelle sind aufgrund der Windfläche entsprechend mit Ballast zu beschweren oder mit der Dachfläche
dauerhaft zu verbinden (Bild 10, → S. 8).
Aufmaß
Gebäude:
Länge:
Breite:
Dachhöhe:
Dachfläche:
Länge:
Breite:
Traufenhöhe:
Dachneigung:
Dachsparrenabstand:
Dachform:
Generatorfläche:
Länge:
Bild 8: Aufmaß im Ortsbegehungsprotokoll
Breite:
… Auständerung erforderlich
8
Planung und Errichtung von Photovoltaikanlagen
erhältlichen Produkte bekommen, wird der Meister Sie in
den weiteren Planungsablauf einbeziehen.
2.1
Planung des Solargenerators
Der Meister erklärt Ihnen, dass als erstes der Modultyp und
die maximal mögliche Anzahl an Modulen unter Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Dachfläche ermittelt
werden muss. Er erklärt Ihnen die unterschiedlichen Arten
der Solarzellen.
Bild 10: Montagegestelle auf einem Flachdach
1.5
Elektroanschluss
Bei der anschließenden Begehung des Wohngebäudes
stellt sich heraus, dass der im Keller vorhandene Zählerund Verteilerschrank keine Einbaumöglichkeit für den
zusätzlichen Einspeisezähler bietet. Man verständigt sich
darauf, in unmittelbarer Nähe einen zusätzlichen Zählerschrank und den Wechselrichter (WR) zu installieren. Für
die Leitungsführung von den PV-Modulen zum Wechselrichter sollen verzinkte Leitungsführungskanäle vom
Dachgeschoss durch den Treppenaufgang in den Keller
montiert werden.
Hinweis
Bei der Wahl des Montageortes für den/die Wechselrichter ist die zu erwartende Umgebungstemperatur
zu berücksichtigen. Eine hohe Temperatur, wie sie im
Sommer im Dachbodenbereich zu erwarten ist, wirkt
sich ungünstig auf den Wirkungsgrad des Wechselrichters aus. Die Verluste durch die langen Leitungswege
sind entsprechend zu berücksichtigen.
1.6
Abschlussgespräch
Solarzellen
Am verbreitetesten sind Solarzellen auf Siliziumbasis, da
der Grundstoff Silizium in der Natur in hohen Maßen im
Quarzsand enthalten ist und somit dieser Rohstoff nahezu
unbegrenzt zur Verfügung steht. Die Solarzellen aus Silizium werden aufgrund ihrer Eigenschaften in:
– monokristalline,
– poly- oder multikristalline sowie
– amorphe Siliziumzellen unterschieden.
Für die Nutzung als Halbleiterelement in Solarzellen wird
das stark verunreinigte Rohsilizium im Lichtbogenofen
und anschließenden Siemens-Prozess zu einem hochreinen
kristallinen Silizium (Reinheitsgrad 99,9999 %) weiterverarbeitet.
Monokristalline Solarzellen erhalten durch einen weiteren
Prozess eine regelmäßige Kristallstruktur und eine homogene Oberfläche, die meist eine schwarze bis blaue Farbe
aufweist (Bild 11).
Bei polykristallinen Solarzellen entfällt der aufwendige
Herstellungsprozess der monokristallinen Zelle. Bei der
Herstellung entstehen Grenzflächen, die eine unverwechselbare, bläuliche „eisblumenartige Oberfläche“ bilden
(Bild 12, → S. 9).
Herr Baumann und Ihr Meister Herr Meyer vereinbaren,
dass innerhalb von 14 Tagen ein schriftliches Angebot und
eine Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellt und Herrn
Baumann zugesandt werden. Die Inbetriebnahme der
Anlage ist für Juli geplant.
2.
Planung der Photovoltaikanlage
In der Firma angekommen, bespricht der Meister mit Ihnen
das weitere Vorgehen und erklärt die wichtigsten Komponenten einer Photovoltaikanlage. Die PV-Module, die das
Sonnenlicht in eine Gleichspannung umwandeln, werden
zu einem Strang (engl. String) zusammengeschaltet und
bilden in der Summe den sog. Solargenerator. Der Wechselrichter wandelt die Gleichspannung in eine netzkonforme
Wechselspannung um und speist somit die erzeugte Energie in das Versorgungsnetz ein. Damit Sie einen Überblick
über die Leistungsmerkmale, Funktionen und am Markt
Bild 11:
Monokristalline Solarzelle (schwarz)
Amorphe Siliziumzellen werden in Dünnschichtmodulen
eingesetzt. Das Silizium wird auf Trägermaterialien, wie
z. B. Glasplatten, aufgedampft, sodass wesentlich weniger
Silizium erforderlich ist.
Planung und Errichtung von Photovoltaikanlagen
Bei dieser Methode sind auch flexible Trägermaterialien
möglich, sodass Solarzellen, z. B. in der Flachdachabdichtungsbahn, integriert werden können. Durch den schlechteren Wirkungsgrad der Zellen gegenüber kristallinen Zellen ergibt sich bei gleicher Leistung des PV-Generators ein
erhöhter Flächenbedarf.
9
Strom bei Nennleistung [A]
5,99
6,13
Leerlaufspannung [V]
26,5
29,9
Kurzschlussstrom [A]
6,53
6,62
47
47
+10/-5
+10/-5
NOCT [°C]
Leistungstoleranz [%]
Temperaturkoeffizient der Leerlaufspannung [V/°C] -1,09 x 10-1 -1,23 x 10-1
Temperaturkoeffizient des Kurzschlussstroms [A/°C] 3,18 x 10-3
Reduktion des Wirkungsgrades (1 000 auf 200 W/m²) [%]
3,18 x 10-3
5,1
7,8
Länge [mm]
1 290
1 425
Breite [mm]
990
990
Höhe/inkl. Anschlussdose [mm]
36/36
36/36
Gewicht [kg]
16,0
18,5
Abmessungen
Bild 12: Polykristalline Solarzelle (blau)
Kabel [mm]
(+) 840/(-) 640 (+) 910/(-) 710
Anschlusstyp
MC-PV3
Anschlussdose [mm]
113.6 x 76 x 9
IP Code
IP65
Allgemeine Daten
Leistungsgarantie 90 %/80 % STC [Jahre]
c
10/20
Gewährleistung [Jahre]
d
2
Zellen
Anzahl per Modul
e
Zelltechnologie
0
5
10
c amorphes Silizium
d polykristallines Silizium
e monokristallines Silizium
15
20
25
30
„ Modulwirkungsgrad in Serienproduktion
„ maximal erreichter Laborwirkungsgrad
2.2
Anzahl und Anordnung der Module
Ihr Meister sucht zwei Standardmodule vom Markenhersteller aus und entscheidet sich, mit dem größeren Modul
(Modultyp 2) zu planen.
Modultyp 1 Modultyp 2
Elektrische Daten bei 1 000 W/m² (STC)
Nennleistung P [W]
175
200
max. Systemspannung [V]
1 000
1 000
Spannung bei Nennleistung UMPP [V]
23,6
26,3
Strom bei Nennleistung IMPP [A]
7,42
7,61
Leerlaufspannung UOC STC [V]
29,2
32,9
Kurzschlussstrom ISC [A]
8,09
8,21
Elektrische Daten bei 800 W/m² (NOCT)
125
142
Spannung bei Nennleistung [V]
20,9
23,2
polykristallin
150 x 155
Zellkontaktierung
3-Busbar
Datenblätter von Photovoltaikmodulen
Anzahl der PV-Module
Die Leistung des PV-Generators soll 4,4 kWp betragen.
Ihr Meister erklärt Ihnen, dass sich die elektrischen Werte
eines Solarmoduls entsprechend der vorherrschenden
Rahmenbedingungen, insbesondere in Abhängigkeit der
Beleuchtungsintensität und Modultemperatur, verändern. In der Photovoltaik wird die Leistung eines Solargenerators bei Standardbedingungen als Peak-Leistung
definiert, sie wird in Watt gemessen und als Wp (Watt
peak = Spitzenleistung) angegeben. Als Standardbedingung (STC) wird eine optimale Sonneneinstrahlung von
1 000 Watt pro Quadratmeter und eine Modultemperatur
von 25 °C angesetzt.
Die Anzahl der erforderlichen Module berechnet Ihr Meister wie folgt:
n=
Nennleistung P [W]
54
Zellgröße (rechteckig) [mm]
Tabelle 1:
Bild 13: Übersicht der Wirkungsgrade
48
PGenerator [kWp] x 1 000 4,4 [kWp] x 1 000
= 22 Module
=
PModul [Wp]
200 [Wp]
Für die gewünschte Generatornennleistung werden
22 Module vom Typ 2 gewählt.
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