BULLETIN DE LA COMMISSION GEOLOGIQUE DE LA FINLANDE N:o I CANCRIN ITSYEN IT UND EINIGE VERWANDTE GESTEINE AUS KUOLAJÄRVI VON "\VILHELM: RAr.ISA Y UND E. T. NYHOLM HELSINGFORS MAI. 1895 Cancrini tsyenit und einige verwandte Gesteine aus Kuolajärvi. Yon Wilhelm Ramsay und E . T. Nyholm. Im Som mer 189 I untern ahmen P hil. Cand. IT. J. S tjern\\'all und der ein e von un s (Nyholm ) ein e praktisch-geologische U ntersuchun g des südöstlichen Theiles des Kirchspieles Kuolajär vi im finnischen L app land 1). B ei der genaueren P rüfun g des ein gesammelten !lIateriales ergab es sich, dass einige lIa ndstück e, die schon im Felde von den gewöhnlichen G-ebirgsarten der (-regend, (-rneiss, Ci-neissgran it u nd ältere n S chiefern, abwich en, aus Cancrinitsyenit 2) und anderen Gliedern aus der Gefolgschaft der Nephelinsyenite b esta nden. D ie w eit zerstreuten F undorte der zu beschreibenden IIandstück e deuten darauf hin, dass ein interessantes E ruptivgebiet (yerhültnissmässig spüten geologisch en Alters) auf b eiden S eiten der Grenze zwischen dem Kirchspiel Kuolajür vi in Finland und dem O ulankabezirk in Russi. ch-Karelien sich ausbreitet. 1. Ca n c rinit sye nit. Dieses Gestein ist im P) '!/(l J:1l nt anstehend, einer engen Thalschlucht, w elche zwischen W änden v on grau em G neissgranite in der Richtun g E - W sich erstreckt. Nach den etwas zu kurz abgefassten R eiseaufzeichnungen bildet der Cancrinitsyenit hier ein e niedrige stark verklüftete Kuppe auf der :t\ordseite des Thales. E r ist feinkörnig, von 1) II. J. S tj c r n v a J J: N ordüstra Kuusamo och sydiistra K uoJaj;ir\' i. Vetensk. l\I ccJ· deI. a f Geogr. Fö rcn . i F inl an d. 1. 1893 . S. 2 1l. 2) "\\'i r anwcnden dic Bcnennun g Cancrini ts)'cn it ans talt der Hingeren Cancrinitaegi ri n. syenit (T ürneboh ms) , in Ucbercillstimmung mi t dcn Namen Nephe linsyenit, odalith sycnit, LCllcits)'cni t, dic oh ne R iick,icht au f dcn fa r bi~clI Gcmcngthcil cll gemacht sind. I l 2 Bullelin de la Commission geologique de la Fi'g. I~inlancle. N:o 1. I. Cancrinitsyenit von Pyhäkuru. Vergrösscrnng: 23 Xl . Gezeichnet mit Camera lucida. OrthoMas ist ohne besondere Bezeichuung: die Zwillingsgrenl.en sind mil reinen abgebrochenen Linien eingezeichnet. Nephelin: mit feinen Strichen bezeichnet. CaJlcyz"nit: rein punktirt. Aegirin: dicke Contouren und Striche parallel mit elcn Spallrich lungen. Pyrit: schwarz. Titanit: T. Rams(ty HUri Nyholm, Cancl'inilsyenit ans Kuolajiil'vi. 3 graugrüner Farbe und \'011 der Ven,'itterung wenig berührt. :i\Iakroskopisch sichtbar sind schwarze Aegirinnadeln und helle Feldspathkörner. Unter dem Mikroskop trifft man folgende Bestandtheile an (Fig. I), we:sentliche: Aegirin, Orthoklas, Cancrinit und Nephelin, accessorisch: Apatit, Titanit und einzelne Pyritpartien. Acgiri/l. Er bildet stengelige und kurzprismatische Individuen, welche verhältnissmässig selten gute automorphe Begrenzung der Prismellzone (100 und I ro) aufweisen. Die grössten unter ihnen erreichen eine Länge \'on 1.5-2 mm, welche bei den kleineren zu 0 ,02 mm herabsinkt. Ihre Auslöschungsschiefe ist klein: 01/ °. ," (1 -.:> ~. 0~ Der P leochroismus zeigt (1 grün > D gelbgrün > c braun gelb Zonare Structur kommt nicht vor. Einschlüsse und U mwandlungsprodukte sind nicht beobachtet worden. Or//toldas. Die IIauptmasse des Gesteines besteht aus Feldspath mit ausgeprägter Xeigung zu tafelförmiger Entwickelung nach (oro). Diese Tafeln, deren ein Theil einfach, andere nach dem Carlsbadergesetze verz\\"illingt sind, besitzen die normalen optischen Eigenschaften des Orthokla:ses. Ihre Dimensionen yariiren sehr. 1\Ian kann nämlich eine ältere Generation "Von Feldspath unterscheiden, bei welchen die leistenförmigen Durchschnitte 0,5-3,5 mm lang und 0,0+-0,8 mm breit sind, während die :später auskrystallisirttll Individuen bedeutend kleiner sind. Unter den er:steren befinden sich auch einige kurze nach dem 13avenoer Gesetze aufgebaute, von (001) und (oro) begrenzte Prismen. Der Feldspath ist durch Zersetzungsprodukte sowie durch Gasporen etwas getrübt. Sonst sind Krystalle yon Aegirin und Apatit, vor Allem aber in reichlicher Menge Cancrinitsäulchen eingeschlossen. Callcrilld tritt äusserst reichlich auf. Er be:sitzt selten deutliche Krystallform, da er als feink:örnige l\lassen die letzte J\ usfüllung zwischen den Feldspathen bildet, aber zeigt doch stets Neigung zu selbständiger Entwickelung in der Prismenrichtung, eine Länge von bis zu 1,3 mm erreichend. Sehr häufig sind jedoch wohlbegrenzte hexagonale Individuen. Dies gilt besonders von den in den grossen Feldspathtafeln massenhaft eingeschlossenen Cancrinitsiiulen, die bis zu 0,3 mm lang ,,'erden können und die Formen (1010), (101 I) und (0001) zeigen. Sein V orkommen als idiomorphe Einschlüsse im F eldspath sowohl als sein sdb::;tändiges ~\..uftretell neben dem vollkommen frischen Nephelin und Bulletin dc la Commission geologiqnc dc la l;'inlande. N:o 1. Orthoklas beweisen mehr als deutlich, das der Cancrinit hier ein frilllcll'rr Bestandthol ist. Sein niedriges Lichtbrechungs"ermögen und bedeutende negative Doppelbrechung sowie die Spaltung nach (1010) sch1iessen jede Verwechsc111ng mit anderen farblosen Mineralien aus. l\Iit Thoulet'scher Lösung wurde eine Portion separirt, und deren specifisches Gewicht gleich 2,+5 I gefunden. Mit HCl behandelt gab sie CO 2 ab, besonders beim Er\Värmen. In .\_nbetracht der bedeutenden Cancrinitmenge wurde eine CO 2-Bestimmung I) gemacht. Aus dem gewonnenen Resultate wurde die Cancrinitmenge berechnet unter Voraussetzung dass Cancrinit 6,3 % CO 2 (nach der Formel bei Dana 2) enthält. Zum Verglcich \Verden ~lhnliche Bestimmungen für den Cancrinit-aegirinsyenit (S~Lrnait) vom Siksjöberg~) angeführt: 1.83 0/0 Cancrinit 29. 0 4 Ofo 1.6-1 Ofo 26.03 CO 2 Cancrinitsyenit, Pyhäkuru Särnait, Siksjöberg . 0/0 Es dürfen \\'oh1 diese die cancrinitreichstell bekannten Gesteine sein. Denn \"enn man von einigen localen Anhüufungen absicht, die z. B. im Nephelinsyenit von A1nö in ge\\'issen Pr~lparaten bis 50 0/ 0 ausmachen 4), bildet dieses l\Iineral sonst nur einen geringen Theil der l\Iasse der cancrinitführenden Nephelinsyenite, z. ß. 111 Nephelinsyenit von Alnö 5) Litchfieldit 6) 7 0/0 I.99 0/0 jllcpltclill. Dieser Bestandthei1 tritt der Menge nach vor dem Feldspath und dem Cancrinit sehr zurück. Er kommt in isometrischen Körnern vor, die bisweilen hexagonale und tetragonale mrisse erkennen lassen und dem Orthoklas gegenüber idiomorph erscheinen. Kleine :Mengen von unbestimmten Interpositionen treten auf, sowie Einschlüsse von Aegirin und Apatit. Tdanit. Körnige Aggregate und einzelne Säulen rothen Titanites sind durch das ganze Gestein hin spürlieh vertheilt. 1) Von Hcrrn A . Zilliacu s. Zwci vcrschicd cnc Bcstimmungen crgabcn 1,82 0/0 und 1,8--1 %; Millcl 1,83 0/0' 2) Dana: A System o[ l\Iincralo;:y. London 18<):!. S. 427. 3) A. E. Törncbohm: Om dcn 5. k _ fonolitcn fnln Elfdalcn. Gcol. Fören.iStockholm Förh. VI. ,883. S. 383 . Kotc S. 39;. 4) A. G. 1I ög bo m: Dcbcr das X ephelinsycnilgebiet auf der Insel Alnö. Geo!. Förcn . Förh. XVII. 1895. S. 100. S_ 138. 5) A. G. IIögbom: a. O. Tafel 1. Nephelin sycnillypw; n und Ur. ö) \V. S. Baylcy: Elaeolite Syenile of Litchlicld, Mainc, etc. Bulletin cf the geo!. Society 01" Amcrica. Vol. 3. 18<)2. S. 23l. Ramsay und ;'~1jholm: Cancrinilsyenit aus Kuolajtirvi. Ajalt't. Man findet. nicht selten kleine .L\ patitindividuen. Ihr hohes Relief unterscheidet die Schnitte quer zur c-Axe von gleichen Schnitten von Cancrinit, und in anders orientirten Lagen macht sich der grosse Unterschied der Doppelbrechung der beiden Mineralien sofort bemerkbar. Er::.c kommen fast gar nicht vor. i\ur einzelne opake Partien mit gelbem nIetallglanz auf der Schliffläche wurden hier und da beobachtet. Sie bestehen vielleicht aus Pyrit. Die Struktur des Gesteines ist hypidiomorph halbporphyrisch, in dem der Feldspath in zwei Generationen auftritt, und auch der Aegirin und der Cancrinit sowohl vor als nach der Krystallisation der grossen Orthoklastafeln sich entwickelt zu haben scheinen (Fig. I). Der N ephelin ist durchschnittlich älter als der Feldspath. Eine subparalle1c Anordnung der Orthoklas tafeln verleiht der Struktur stellel1\,'eise einen trachytoiden Charakter, ähnlich demjenigen der Lujavrite und Foyaite (Brögger). Von mechanischer Einwirkung zeigt die Struktur keine Spur. Das Gestein muss folglich jünger sein als die umgebenden, in hohem Grade dislocirten krystallinischen Bildungen. Unter früher bekannten cancrinitreichen Syeniten zeigt der von Törnebohm beschriebene Cancrinitaegirinsyenit vom Siksjöberg bei Särna, chweden, 1) die aller grösste Ähnlichkeit mit unserem Gestein. Die mineralogische Zusammensetzung ist beinahe dieselbe: Aegirin, Caltcriud als 'iflescntZieltcr, primärer Bcstalldtltci!, Nephelin, Feldspath, Titanit und Apatit. Xur kommt im Kuolajärvigestein ausschliesslich Orthoklas vor, während Törnebohm im Särnait daneben Albit und Anorthoklas bestimmt hat. Die Ausbildung der Mineralien, vor Allem die des Cancrinites, und ihre Krystallisationsfolge sind einander ähnlich in den beiden Gesteinen. Die halbporphyrische Struktur des Cancrinitsyenit von Pyhäkuru nähert ihm auch an dem porphyrischen Särnait. Doch liegt aber hier auch ein Unterschied. Der Cancrinitaegirinsyenit vom Siksjöberg hat einen ausgeprägt porphyrischen Charakter, und es war nur sein geologishes Alter, das Törnebohm abhielt ihn mit den Phonolithen zusammenzustellen, wozu die Structur des Kuolajärvigesteines aber keine Veranlassung geben würde. 2. Ein porphyrisches Melilithgestein. Ungefär 2 bis 3 km WNW vom See \Vuorijärvi auf dem "Wege nach Aapajärvi wurde ein faustgrosser loscr Stcz'7t von stark zersetztem 1) A. E. Törnebohm: a. a. O. Bulletin de Ja Commission geoJogiq uc dc Ja finlandc. 1'\:0 1 . •\ ussehen eingesammelt. Die einige mm dicke Verwitterungskruste umschliesst einen etwas bes er beibehaltenen Kern von graubrauner Farbe. ~Iakroskopisch sichtbar sind Einsprenglinge von dunklem Glimmer, Pyroxen und einem weissen, verwitterten Mineral, das sich als ~Ielilith enviesen hat. Unter dem ~[ikroskop entdeckt man. \ugit, Aegirinaugit, Aegirin, Hiotit, :'Ielilith, Labrador, Apatit, Titanit, l\Iagnetit, Hämatit, Calcit und Zeolithe verschiedener Art. .PjII'OXclle. Die verschiedenen Pyroxenvarietäten treten in zonarer Verwachsung auf als kurz prismatische oder dick tafelförmige Individuen, die von (I lO), (100), (I I I) und bisweilen (00 I) begrenzt werden (Fig. 2). Die äusseren Contouren sind bisweilen uneben und zackig. Zwillinge nach (lOO) kommen vor. Die Dimensionen schwanken in weiten Grenzen. Die grössten Einsprenglinge messen 1.75 mm in der Länge, die kleinen I yroxene 0.0 I bis 0.005 mm. In den grössten Individuen findet man einen Kern von farblosen A ug/t. Um diesen herum folgt eine breite Schicht von hellgrünem Aeg/riuaugit, welcher die Hauptmasse der Krystalle ausmacht und in den kleineren unter ihnen auch die centralen Theile bildet. Äusserst umhüllt eine dünne Zone von tiefgrünem Acgirill das Gebilde, welche Hülle an den Enden der Krystalle besonders dick entwickelt ist. Der zonare Bau tritt im polarisirten Lichte sehr deutlich hervor durch die von Schicht zu Schicht wechselnde Auslöschungsschiefe. Die Grenzen der Hüllen sind meistens parallel zu den Krystallflächen. Sanduhrstruktur kommt nicht vor. Die grösste Auslöschungsschiefe besitzt der AuFig. 2. gitkern: Zonar gebauter Ae- bri rinaugit und Acgl~ rin in Verwachsung. Vergr.: 40 X I. Die iiusserste Hülle ist Aegirin . T= ein geschlossener Titanit. In den Schichten von Aegirinaugit variirt SIe, von h b I d nen nac aussen a ne 1men : 1l1- c: a = 36° bis In der. \..egirinhülle wurde gemessen: c: a = 4° Hierbei findet man, dass die Auslöschungsrichtung ades Aegirin nach derselben Seite von der c-Axe abweicht, wie diese Richtung im Augit, Ramsay wul ~YlJholm : Can erinilsyenit au s Ku olaj ä rvi. 7 also im stumpfen vVinkel /J. D er ..:\ ugit ist ohne P leochroismus. D er • \ egirin au git zeigt einen nicht unbedeutenden ~ \bsorptionsunter schied: a sattgrün > u hellgrün > C g rün gelb 1m . \ egirin sieht man: a tiefgrün > Ü heller g rün > c g elb. Die D oppelbrechung ist viel stärker im Aegirin (Interferenzfarben III Ordnung; Dick e der Dünnschliffe 0.03 mm), als in den inneren Pyrox entheilen (Farben II Ordnun g"). An einigen Stellen haben sich zahlreiche Individuen v on A egirinaugit in Knauern angesammelt. D a nn tritt die A egirinhülle nicht um jeden einzelnen Krystall herum auf, sondern umgiebt das g anze Aggregat (Fig . 3) in paralleler Orientirung mit der ang renzenden Aug itpartie. Diese zonar aufgeb auten Aegirinaug ite zeigen Ähnlichkeit mit denen in manchen N ephelinsyeniten, Tinguaiten 1) und Phonolithen, sowie mit denj enigen in gleichzeitig CaO- und N azOreichen Gesteinen, die N ephelinsyenite b egleiten, z. B. in Ij olithen 2). Fi g '3 In allen diesen F ällen w erden die äusse- Kn auer yon A~g; ':inaugit, randren Schichten Na-reicher. lieh yon A egirin umhüllt. . . V ergrösserung : 40 X I. B iotit. Iakroskoplsch entdeckt man e111- D er Acrri ri n ist mit dichteren zeIne 5 -6 mm breite und 1 - 2 mm dick e S trich:;, bezcich net als der Aegirin augi t. grünlich-schwarze Glimmer -individuen mit hexagonalen Umrissen. Sie sind optisch zw eiaxig . Eine mit Mikrometer ocular ausgeführte Bestimmung des Axenwinkels in der Luft erg ab < 2E = 25 °. Die optische Axeneb ene ist mit (010) parallel. I-Tier liegt also ein Biotit vor. In den Dünnschliffen ist dieser B estandtheil sp ärlich vorhanden. 1) Beispielsweise in K ephelin syen it und in Tingu ait vom Ump tek nach H ackman ; .,iehe X ote 2). 2) \ V . R amsay und V . H ac k man : D as Kephelinsyeni tgebiet auf der H albinsel K ola. 1. Fennia II ; n:o 2 . H elsingfo rs 1894. S. 140, 161, 179 u . 182 . \\' . R amsay und H. Berg h e li : D as Gestein vom Iiwaara in F innland . Gco log. Förcn . Förh. X III. 189 1. S. 300. 8 Bulletin de Ja Commission geologiquc de la F'inlande. 1'\:0 1. Er bildet kleine unregelmässige Einschlüsse im Aegirinaugit, die folgende Absorption zeigen a hellgelb < 6= C gelbbraun llldil/til. Die makroskopisch sichtbaren weissen Einsprenglinge sind im Dünnschliffe farblos oder seIm' ach gelblich durchsichtig, ,,"enn sie nicht durch die ,,"eit gegangene Zersetzung getrübt sind. Gewisse Schnitte sind ausgezogen rektangulär mit einer Länge yon bis zu 3 mm, andere quadratisch mit abgerundeten Ecken oder oktogonal. Die letzteren sind in den frischen Partieen isotrop, die ersteren sch,,'ach doppelbrechend. Alle diese Eigenschaften weisen auf Melilith hin. Quer zur Längsrichtung der rektangulären Schnitte, d. h. parallel zur Hauptaxe, ist der optische Charakter negativ, folg lich übereinstimmend mit dem in Melilith vom Vesuv und Hochbohl und dem Verhältniss in Melilith yon Ramm 1) und Alnö entgegengesetzt nach Benyerth 2). Die U m"'andlung des Melilith, welche an den langen Seiten der rektangulären Schnitte begonnen hat, ist senkrecht zu denselben fortgeschritten und scheint in erster Linie dicht an einander liegenden Canälen einer früheren »Pflockstruktur» gefolgt zu haben. In den basalen Schnitten bilden die verwitterten Partien zahlreiche kleine isolirte Flecken. Ein grosser Theil der Zersetzungsprodukte zeigen die hohen Interferenzfarben des Calcit und brausen für Säuren. Daneben findet sich ein farbloses Mineralaggregat, das in der Richtung der c-Axe des Melilith blättrig ist, optisch positiven Charakter in derselben Richtung zeigt, stärker doppelbrechend als der Melilith (Gelb I Ordnung; Dicke des Präparates 0.02-0.03 mm) ist und schief auslöscht. Es besteht wahrscheinlich aus einem monoklinen Zeolith. Seine Bildung ist vor der des Calcit stattgefunden. "Vo die Umwandlung vollständig ist, nimmt eine Kalkspathpseudomorphose den früheren Raum des Melilith ein. Unter primären Einschlüssen bemerkt man Aegirinaugit und Apatit. Apottl-prismen von ebenso grossen Dimensionen wie die Pyroxene treten in sehr grosser Menge als Einsprenglinge auf. Sie sind vollkommen frisch und besitzen gute Krystallbegrenzung. Titami tritt auch in gut begrenzten }) brietcouvertähnlichen », oft verzwillingten, dünn zerstreuten Einsprenglingen unbedeutender Dimensionen auf. 1) F. Be ck c: Optischer Charakter des l\Ielililh als Gesteinsgemengtheil. Tscherm. Petr. Mitlh. XII. 1894. S. 444. 2) Fr. Berwerlh: Ueber Alnöil YOll Alnö. Annalen des k. k. Nat. hist. Museums in ·Wien. VIII. 1893. S. 440. Bamsall lmd Nyholm: Callcrinilsyenit aus Kuolajärvi. Labrador. In der Grunc1masse sieht man zahlreiche kreuz und quer liegende, bis zu 0.06 mm lange, leistenförmige Durchschnitte eines tafeligen Minerals mit der Licht- und Doppelbrechung der Fc1dspathe. Zwischen gekreutzten Nicols erweisen sich die Schnitte meistens in z\,"ei Zwillinge parallel ihrer Länge vertheilt. In derselben Richtung sind sie optisch negativ. Auf Grunde dieser Eigenschaften haben wir das Mineral für Plagioklas gehalten; die verhä1tnissmässig grossen Auslöschungschiefen, :Maximum c. 25 0 in der Makrozone, deuten auf Labrador hin. Feldspath (Plagioklas) in einem Melilithgestein ist vorher nur von Adams 1) im A1nöit von A1nö beobachtet worden. ZcolIflLc und Cakd Neben dem beschriebenen Plagioklas besteht die Grundmasse des (i-esteines in ihrem jetzigen Zustande zum aller grössten Theil aus einem Mineral, de sen Interferenzfarbe, weiss I Ordnung, auf eine bedeutendere Doppelbrechung als die des Melilith, aber eine geringere als die des aus diesem entstandenen Zeolith hinweist. Die einzelnen Individuen greifen mit lappigen Grenzen in einander hine111. Sehr oft zeigen sie undulirende Aus1öschung, welche wahrscheinlich von einem lamellären ..i \ufbau au nicht völlig parallelen Partieen herrührt. In anderen Fällen ist die Auslöschung einer undeutlichen Blättrigkeit des ?lIincrales parallel, welches in dieser Richtung optisch positiv ist. Mit Säuren behandelt gelatinirt das Mineral, welches ohne Zweifel ein Zeolith ist. Von den grossen ).Iassell von Calcit, die durch dessen Zersetzung entstanden zu sein scheinen, könnte man auf einen ursprüngliche hohen CaO-Geha1t sch1iessen. Die Struktur ist ausgeprägt porphyrisch ohne Fluctuationserscheinungen und ohne jede Spur von mechanischer Deformation. Das Gestein ist okut"lIli'ci und weicht in dieser Hinsicht von allen bisher bekannten massigen Melilithge teinen ab. Sonst zeigt es ell11ge Ahn1ichkeiten mit den Alniiiten, aber enthält z. B. yicl weniger Glimmer, der übrigens Biotit anstatt Anomit ist, und eine ganz andere Art von Pyroxen. Doch ,,·ie die Alnöite von Alnö und S-tc l\nnc de Bellevue (Montreal) nach den Angaben von Törnebohm, Högbom und Adams 2) unz,,·eifelhaft mit Nephc1insyenit geologisch nahe verbunden sind, scheint uns auch das porphyrische Melilithgestein von Kuolajärvi, obgleich nur in losem Block gefunden, mit dem dort anstehenden Can1) F. D. Adams: On a l\fclililc-bcaring Rock (AllloilC) frol1l S-lc Annc dc Bcllcvuc near l\Ionlrcal (Callada). Alllcrican Journ. of Scicncc. Vol. XLlIl. 1892. S. 269. s. 2 i9 über Plagioklas. Dicsc ]3cobachlun!-: isl durch dic ncucn Untcrsuchungcn yon JIögbom nichl bC,läligt wordcn. Geol. Fiircn. Fürh. XVII. 1895. S. 234. 2) A. E. Törucbohlll: l\Iclililbasall frrlll Alnö. Gcol. Förcll. Förh. VI. 1883. S. 2-10. F. D. Adams: a. a. O. A. G. lIö!-:bom: Gcol. Förcll, Förh. XVII. 1895. S. 100. 10 Bullelin cle la Comrnissioll geologique cle la Finlancle. N:o 1. crinitsyenit zusammengehörig zu sein. Beide diese Gesteine haben Strukturen, welche beweisen, dass sie postarchäisch sind, und die natronreichen Pyroxene des Melilithgesteines, Aegirinaugit und Aegirin, müssen von einer chemischen Zusammensetzung des IVIagmas bedingt sein, die sich dem der Nephelinsyenite nähert. 3. Dichte basaltoide Geste in e. Bei der Stromschnelle L aurinkoski des Flusses Tuntsajoki wurden lose Blöcke von einem dichten schwarzen basaltähnlichen Gestein eingesammelt. Ein anderes dunkles Gestein durchschneidet als Gang'den Gneissgranit am Ufer des genannten Flusses c. 10 km von der Grenze des Kirchspieles Kuolajärvi entfernt im russisch-karelischen Dorfbezirk Tuntsa. a. Die Blöcke von Laurinkoski. Sie enthalten Augit, Olivin und vulkanisches Glas als wesentliche Bestandtheile, Biotit und Magnetit accessorisch, Serpentin und Carbonate als Umwandlungsprodukte. Die Struktur ist makroskopisch porphyrisch. Augit bildet zahlreiche grosse Einsprenglinge und die Hauptmenge der Grundmasse. Die ersteren sind dicke Säulen mit den Formen des basaltischen Augit, (110), (100), (010), (111) regelmässig entwickelt, häufig nach (100) verzwillingt. Die Krystalle sind 2-4.5 mm lang. Im auffallenden Lichte schwarzgrün, erscheinen sie farblos oder schwach gelblich im Dünnschliffe. Ihre Doppelbrechung ist nicht g r oss « 0.02 I); Zwischen gekreutzten Nicols offenbart sich zonarer Bau mit schwankender Auslöschungsschiefe: c : C = 380 bis ...J 3 0. Sanduhrstruktllr kommt nicht vor. U nregelmüssige Einschlüsse von Grundmasse sind nicht selten. In Folge von Bewegungen des Magmas sind mehrere Augiteinsprellglinge zerbrochen, wobei (i-rundmasse in die Spalten eingedrungen ist (Fig. 4), oder die Bruchstücke häufig weit von einander fortgerissen sind. Die Augitindividuen der zweiten Generation haben eine mikrolitische A usbildung und dieselben optischen Eigenschaften als die Einsprenglinge. Olt"Z'ilt bildet gros se Einsprenglinge, scheint aber in der Grundmasse nicht aufzutreten. Er kommt : .... . in b edeutend geringerer Menge vor als der Augit und ist nicht so frisch wie dieser. Denn längs den Flg. 4· k 11 Rändern und den Spalten ist eine von CarbonatbilZC lli ssencr Augit 'ysta '" . . . V ergrösserung: 25 x I. dung oft begleItete SerpcntmlsInmg elt1getreten. Der Rmnsav ttnd Nyholrn: Cancrinils yeniL au s Kuolajärvi. 11 Olivin hat regclmässige Krystalle gebildet, die auch dUfch De\\'egungen des Magm as zertrümmert w orden sind. V1tlka1l1sc!/cs Glas. Eine farblose oder schwach gelbliche amorphe Basis stellt den letzten Erstarrun gsprodukt intersertal zwischen den Augitmikrolithen dar. B io/tl 1tlld jl[a/f""rttl. Zahlreiche Diotitschüppchen und Magnetitk örnchen liegen in der (i-rundm asse. Die chon makrosk opisch w ahrnehmbare p orphyrisch e S iruktur tritt unter dem Mikrosk op noch deutlicher hervor durch den g r osse n U nterschied zwi ehen den A ug iten der ersten Generation und denen der zweiten . Eine ftuidale An ordnung der letzteren steht in eb ereinstimmung mit der Zertrümmerun g der ersteren, w elche a uf Bewegungen des Magma hinwies. S ecundäre Structurerscheinungen fehlen gänzlich. b. D as Ges t e in vo n Tunt sa. Es enthält A ug it, Olivin, der gewöhnlich in S erpentin und Carbonate zersetzt ist, vulka nisch es Glas und accessorisch Biotit, lVlagn etit und Ilümatit. Die S truktur ist makroskopisch dicht. Augit. Dieser Bestandth eil bildet zahlr iche von 0.5 mm la nge bis zu mikrosk opisch klein e Nadeln undeutlicher Begrenzun g mit un gefähr denselben optischen E igenschafte n " 'ie der ob en b eschriebene Au g it. Olt7'/II. ,Vohl b gr enzt e Olivin durchschnitte von rhombischer S ymm etrie, c. I mm la ng und 0.5 mm dick, liegen in g r osser l\1enge in der Gesteinsmasse. . ie sind indessen nur selten frisch, sondern in S erp entin und noch mehr in Carbonat umgew a ndelt. Vulkall/sclu's Glas. Es ist im Tuntsagestein farblos und reichlicher vorhand n als in den ob en b eschrieb enen Blöck en. Bioltl, Jlfag"lI dtl und I-Iälltaltl find en sich accessorisch in der Grundmasse. Die makrosk opi eh dichte Simklur zeigt sich unter dem 1Iikrosk op e deutlich p orphy risch durch die Ausbildung der Olivin einspreng linge. Die Aug itnadeln sch ein en aus einer später en Krystallisationsperiode herzustammen. Spuren von Gebirgsdruck k ommen hier eb enso\\-enig wie in den a nderen Gestein en vor. Die Stellun g dieser dichten b asaltoiden Gestein e in den p etrographis ehen S ystemen ist nicht leicht zu b estimmen. W enn ma n nur auf den individualisirten Mineralien Rücksicht nimmt, hab en wir o li v inführ e nd e n A u g itit und Limbur g it. Die Präparate von Limburg it (\'on Limburg), w elche wir zum Ver gleich genommen hab en, zeigen auch g ewisse Ä hnlichkeiten, b esonders mit dem unter a b eschrieb enen 12 i I I · I I Bull clin dc la Co mmiss ion geolog iqu c de la Finla lld e . N:o 1. Gesteine. D och sind die Au g ite anders g efärbt. Es giebt auch e1l1e a ndere Gruppe p orphyrischer Eruptivgesteine, die nur farbigen Mineralien und Glas enthalte n, n a mlich die 1\I o n c hiquit e. 1) Obgleich in unseren Gestein en Biotit und Amphibol allerdin gs nicht v orkommen, scheint un s eine U eb ereinstimmun g mit den Monchiquiten in der reichlichen Glasbasis und den a usschliesslich lamprophyrischen Einsprenglingen vorzulieg en. E s lage n uns nicht Präparate vom brasilianischen Monchiquit zum Y ergleich v or. D agegen hab en \\'ir ein von lIackman 2) als Monchiquit b ezeiehnetes Gestein vom U mptek mit den unserigen verglichen und eine recht grosse Ähnlichkeit mit dem unter a b eschriebenen Typus g efund en. Auch sind ge wisse Prüparate von dichte n »b asaltischen » Ci-anggestein en ,'on S erra de J\1onchique 3), w elche v on H ackman eingesammelt 4) worden sind, unsere n Gest ein en nicht un ühnlich. Die Frage nach der p etrographische n Stellung dieser Gesteine k a nn natürlich nur durch chemisch e An alyse und eingehende U ntersuchungen im F elde e ntschiede n w erden. E s lässt sich g eg enwärtig nicht mit Bestimmtheit b eh aupten, dass sie sich dem Cancrinitgestein in Kuolajürvi so nahe a nschliessen, wie die I\Ionchiquite an N" ephelinsyeniten. 'Venig tens spricht indessen ihre Struktur dafür, dass sie gleich wie der Cancrinitsycnit und das 1\ rclilithgestein y erhältnissmässig Jun g sind. Min eralogisches Institut der U niversität. I-Ielsin g fors Mürz 1895. 1) 1\1. Hunl e r und n. R osc n b u sc h : Ucbcr 1\Jonchi quil, ein camptoni liscbes Ganggestein aus der Gefolgsch aft der N epbelin s)'cnilc. T schcnnaks 1\ [in . und P etr. l\Iillb . XI. 1890. S. 445. 2) JI ac km a n : :c. a . O . S. li 5. 3) L. vo n " 'c l"\' c k e : Beit rag ~ ur K en ntni ss <lc r Lilllburgitc . Neues J abrb. für Mincralogie . r 8i 9. S. 481. Limburgit von der F o)'a. S. 486. Ueber den N cphelin sye nil der Serra dc 1\Iollcbique in südli chen P ortuga l und di e denselben dnrch sc tzenden Gestein e. N . Jabrb. 1880. H. S. 14I. . Basalte. > S. l i9. 4) Au f einer ~ u salll lll c n mi t K. von K ra:c t z- K osc h l a u untern omm cnen R eise. K. \'. Kraat z-K oschl :\U : dcr geo logisch e Bau cler Se rra de 1\fo nchique in der P rovin z Alga l"l"e. V erb and!. des nato hist.-mcd. V erein s zu JIei<! elberg. N. F . V . TI<!. 3 1 [eft. J894. Prix: Mk. 0.50. Kuopio 1895' Gedruckt bei O. \V. 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