Pressetext - Berlin Bühnen

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Presse-Information
15. Februar 2016
DI R EKTI O N W O EL F FE R
DER GHETTO SWINGER
Aus dem Leben des Jazzmusikers Coco Schumann
Von Kai Ivo Baulitz
Regie: Gil Mehmert, Ausstattung: Beatrice von Bomhard
Komposition, Arrangements: Jens Fischer Rodrian
Musikalische Abendspielleitung: Karsten Schnack
Mit Robin Brosch/Peter Imig, Christoph Kähler, Konstantin Moreth, Karsten Schnack,
Helen Schneider, Christoph Tomanek, Jonathan Wolters
Eine Produktion der Hamburger Kammerspiele in Zusammenarbeit mit dem Theater am
Kurfürstendamm
Premiere am 13. April 2016
bis 29. Mai 2016
im Theater am Kurfürstendamm
„Ich bin Musiker. Ein Musiker, der im KZ gesessen hat, kein KZler,
der Musik macht. Ich habe viel zu sagen. Die Richtung ist klar:
Back to the roots, in jene Welt, in der meine Seele zu Hause ist, in
den Swing. Wer den Swing in sich hat, ob er im Saal steht oder auf
der Bühne, kann nicht mehr im Gleichschritt marschieren.“ Coco
Schumann
Was für eine Geschichte: Der Berliner Coco Schumann, 1924 geboren,
Gitarrist und KZ-Überlebender, entschied sich nach fast 50 Jahren
Schweigen doch noch über sein Leben zu schreiben. Er zögerte so
lange, weil er nicht auf die Rolle des Holocaust-Überlebenden reduziert
werden wollte: „Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat. Kein KZler,
der Musik macht“, darauf besteht er. 1997 erschien seine Biographie
„Der Ghetto Swinger“, die Vorlage für das Theaterstück von Kai Ivo
Baulitz.
Die Uraufführung fand 2012 an den Hamburger Kammerspielen statt.
Nun kommt die Inszenierung nach Berlin, in die Heimat Coco
Schumanns und nimmt uns mit auf eine Zeitreise in das Berlin der 30erJahre. In den Kneipen rund um die Kantstraße wird Swing und Jazz
Theater und Komödie am Kurfürstendamm, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Brigitta Valentin
Kurfürstendamm 206/209, 10719 Berlin
Tel. 030/885911-35, Fax –63, E-Mail: [email protected]
gespielt. Der junge Coco, Sohn einer jüdischen Mutter, ist fasziniert von
der Musik. Schon früh gerät er in die Szene der verbotenen „SwingKids“, Jugendliche, die den Jazz als anarchische Ausdrucksform gegen
die Unkultur der Nazis stellten. 1943 wird Coco Schumann nach
Theresienstadt deportiert, wo er Mitglied der „Ghetto Swingers“ wird. In
Auschwitz spielt er zur Unterhaltung der Lagerältesten und SS um sein
Leben, in Dachau begleitet er mit letzter Kraft den Abgesang auf das
Regime. Er überlebt durch die Musik.
Chuzpe, Glück, Zufälle, die Musik oder ein Schutzengel? Vielleicht hatte
Coco Schumann von allem etwas. Als er zum Kriegsende wieder in Berlin
landet, steht er plötzlich in einem improvisierten Lokal im Kreis der
alten Kollegen, die längst wieder Musik machen. Er nimmt ein
Instrument und beginnt ebenfalls zu spielen …
Die Darsteller
Die Sängerin und Schauspielerin Helen Schneider spielt die Erzählerin,
Cocos Mutter und Cherie, eine junge Französin, die Coco, der eigentlich
Heinz Jakob hieß, seinen Spitznamen verpasste, denn ihr gelang nur ein
„einz“. Sensibel erzählt Schneider von dem Berliner Swing-Kid, das in
Auschwitz „La Paloma“ spielen muss, während Frauen und Kinder ins
Gas geschickt werden, und illustriert dessen Geschichte mit Songs wie
Friedrich Hollaenders „An allem sind die Juden schuld“ oder Willi Kollos
„Es gibt nur ein Berlin“. Ihr zur Seite steht ein sechsköpfiges Ensemble,
das auch musikalisch überzeugt. Der Bassist Robin Brosch gibt Cocos
Vater und spielt Kurt Gerron, der von der SS gezwungen wurde, den Film
„Theresienstadt“ zu drehen, der später unter dem Titel „Der Führer
schenkt den Juden eine Stadt“ bekannt wurde. Konstantin Moreth ist
Coco, der mit großen Augen um sein Leben spielt. In weiteren Rollen
sind Christoph Kähler, Karsten Schnack, Christoph Tomanek und
Jonathan Wolters zu sehen.
Coco Schumann
Heinz Jakob „Coco“ Schumann, geboren am 14. Mai 1924 in Berlin, ist
ein deutscher Jazzmusiker, Gitarrist, Schlagzeuger, Bandleader und
Komponist. Seine Mutter Hedwig Schumann entstammte einer großen
jüdischen Familie, deren Mitglieder in Berlin Friseursalons besaßen. Der
Vater, Alfred Schumann, stammte aus einer christlichen Familie und war
Dekorateur und Polsterer. Bei der Hochzeit mit Schumanns Mutter trat
er der jüdischen Gemeinschaft bei.
Coco Schumann wuchs im Berliner Scheunenviertel auf und schon als
Vierjähriger wollte er Musiker werden. Prägenden Einfluss hatte sein
Onkel Arthur Rothholz. Anfang 1936 kam es zur ersten Begegnung mit
den Anhängern der Swingjugend, woraus sich ein regelmäßiger Kontakt
und die Begeisterung für den damals bereits geächteten Jazz
entwickelten. Nach seinem Schulabschluss 1939 wurde Schumann zur
Arbeit als Klempner verpflichtet und verbrachte die Nächte in
Musikkneipen, in denen der verbotene Jazz und Swing gespielt wurde.
Zu dieser Zeit entsteht auch der Spitz- und Künstlername „Coco“, da
eine französische Freundin den Namen „Heinz“ nicht aussprechen
konnte. Im Dezember 1939 erhielt er sein erstes musikalisches
Engagement als Schlagzeuger in der Bar Hasenschaukel und wirkte ab
dem folgenden Frühjahr in verschiedenen Kapellen mit. Er spielte unter
anderem in Arndts Bierbar am Olivaer Platz, in der Rosendiele und in der
Rosita-Bar mit Tullio Mobiglia, dem schönsten Saxofonisten der Welt.
Im März 1943 wurde Schumann wegen des Spielens verbotener Musik,
der Weigerung den Judenstern zu tragen und der angeblichen
Verführung „arischer“ Frauen verhaftet. Nachdem Alfred Schumann
hatte verhindern können, dass sein Sohn, wie ursprünglich durch die
Behörde vorgesehen, ins KZ Auschwitz deportiert wurde, kam er
stattdessen ins Ghetto Theresienstadt, wo er bis zum 28. September
1944 inhaftiert war. Während dieser Zeit spielte er bei der Jazzformation
„Ghetto-Swingers“ unter der Leitung von Martin Roman mit. Er war
zunächst der Ersatz des nach Auschwitz deportierten Schlagzeugers
und wurde später der Gitarrist der Kapelle, die im 1944 erschienenen
Propagandafilm „Theresienstadt - Ein Dokumentarfilm aus dem
jüdischen Siedlungsgebiet“ mitwirken musste. Nach seiner
Überstellung ins KZ Auschwitz-Birkenau im September 1944 wurde
Schumann Mitglied der dortigen Lagerkapelle. Im Januar 1945 wurde er
nach Kaufering, ein Nebenlager des KZ Dachau, gebracht. Dort bekam er
von Jirka Taussig, dem ehemaligen Posaunisten der „Ghetto-Swingers“,
eine Gitarre, mit der er Küchenkonzerte gegen Lebensmittel als Gage
gab. Am 30. April 1945 gelangte Schumann nach einem „Todesmarsch“
Richtung Innsbruck, auf dem er sich mit Flecktyphus infizierte, nach
Wolfratshausen, wo er von amerikanischen Soldaten befreit wurde.
Nach der Befreiung und seiner Genesung fuhr er im Juli 1945 mit dem
Zug nach Berlin, wo er seine Familie wiedertraf. Am 22. August 1945
lernte er seine zukünftige Ehefrau Gertraud Goldschmidt kennen, die
1943 nach Theresienstadt gekommen und ein Jahr später nach Wulkow
weiterdeportiert worden war. Mit dem berühmten Geiger Helmut
Zacharias verband Coco Schumann seit 1945 eine sehr enge, über
Jahrzehnte andauernde Verbindung. Er war unter anderem Bandmitglied
bei Helmut Zacharias und seine Solisten und beim Helmut Zacharias
Quartett.
1947 trat Coco Schumann als Teil des Melody-Trio mit Marlene Dietrich
und dem Zauberer Marno im Titania Palast in Berlin auf. Im Jahr 1950
wanderte Schumann mit seiner Frau nach Australien aus. Die Familie
fühlte sich dort jedoch nie wirklich Zuhause und kehrte 1954 nach
Deutschland zurück. In Deutschland setzte Schumann sein
musikalisches Schaffen fort und spielte erneut in verschiedenen Tanz-,
Radio- und Fernsehbands. Unter eigenem Namen spielte Schumann Jazz
und Tanzmusik, unter dem Pseudonym Sam Petraco komponierte er
lateinamerikanisch inspirierte Unterhaltungsmusik. In den 1990er
Jahren gründete Schumann das Coco Schumann Quartett. 1989 wurde er
für seine Verdienste um die Musik, für sein großes aufklärerisches
Engagement als Zeitzeuge und nicht zuletzt für seine Autobiografie „Der
Ghetto-Swinger – Eine Jazzlegende erzählt“ mit dem
Bundesverdienstkreuz Erster Klasse geehrt. 2008 erhielt er den
Verdienstorden des Landes Berlin. Coco Schumann lebt in Berlin.
Helen Schneider
Erzählerin (Gesang), Rosa, Mutter, Chérie, Großmutter
Helen Schneider, 1952 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren, erhält
früh klassischen Klavierunterricht und singt als Solistin in einem
Jugendchor mit den New York Symphonikern. Nachdem sie mit einer
Blues-Band durch die USA tourt, erscheint 1976 ihr erstes Album „So
Close“. Bis heute hat Helen Schneider insgesamt 22 Alben
veröffentlicht, darunter ist auch „Rock n‘ Roll Gypsy“, eine Platte für die
sie eine Goldene Schallplatte bekam.
Die Sängerin lässt sich auf kein Genre festlegen. Pop, Theater, Oper,
Jazz: Sie kann alles.
Von Berlin bis zum Broadway, hat sie die Grandes Dames des Musicals
auf der Bühne gespielt: u. a. Eva Peron in „Evita“, Norma Desmond in
„Sunset Boulevard“, Sally Bowles in „Cabaret“, Reno Sweeney in
„Anything Goes“, Victor/Victoria im gleichnamigen Musical oder Hayyah
in „Ghetto“.
Sie spielte außerdem in dem amerikanischen Kultfilm „Eddie and the
Cruisers“, dem deutschen Film „Mauritius-Los“, der Serie „Der
Havelkaiser“, dem Fernsehfilm „Liebe macht sexy“ und hatte
Gastauftritte in den Krimiserien „Siska“, „Tatort“ und „Das Duo“.
Gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin und Kollegin, Linda
Uruburu, schrieb Helen zwei Kinderbücher: „Maximilian Schnecks
wunderbarer Regentag“ und „Tiergeschichte für Kinder“, die beide vom
Baumhaus Verlag herausgebracht wurden.
2006 wurde sie mit dem renommierten DIVA – Deutscher Entertainment
Preis – Hall of Fame – World Award ausgezeichnet.
In Berlin war sie zuletzt am Renaissance Theater in „Hello I´m Johnny
Cash“ zu sehen. An den Hamburger Kammerspielen trat sie zuletzt in
„Die Reifeprüfung“ als Mrs. Robinson auf.
Regie
Gil Mehmert
… begann zunächst ein Musikstudium in Köln und absolvierte
anschließend den Regiestudiengang bei August Everding an der
Musikhochschule in München. Seine Inszenierungen, die alle Genres
von zeitgenössischer Oper bis Musical im Musiktheater und alle
Variationen von Drama zur Komödie im Schauspiel umspannen,
entstanden an zahlreichen renommierten Bühnen u. a. in Berlin,
Bochum, Hamburg, München, Zürich und Wien. Seit 2003 lehrt Gil
Mehmert als Professor an der Folkwang-Universität Essen, ist als Lehrer
und Regisseur weiter der Bayerischen Theaterakademie verbunden und
arbeitet auch als Filmregisseur. Im Kultur-Hauptstadtjahr 2010
konzipierte und inszenierte der Regisseur die jeweils von ZDF bzw. WDR
live übertragene Eröffnungsshow und das Finale der RUHR.2010.
Eine Besonderheit seiner Arbeit ist die musikalisch-choreographische
Erzählweise, für die er bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet
wurde. Schon lange faszinierte ihn die Autobiographie Coco
Schumanns. Mit einem hochmusikalischen Ensemble um Helen
Schneider und Konstantin Moreth hat er sich auf eine musikalische,
emotionale und historische Reise begeben.
DER GHETTO SWINGER
Aus dem Leben des Jazzmusikers Coco Schumann
Premiere am 13. April 2016
en suite bis 29. Mai 2016
Theater am Kurfürstendamm
Kartenpreise 36/25/13 €
und Fr/Sa/So 39/28/17 €
Karten im Vorverkauf (bis 2 Stunden vor Vorstellungsbeginn) sind 3 €
günstiger
Premiere 47/36/24 €
Karten 030/88 59 11 88 und unter www.komoedie-berlin.de
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