Unikurs in Zürich Grundlagen Akupunktur – TCM Vitale Substanzen Dr. med. H.-E. Truffer Postfach 2003 • 8021 Zürich • Tel. 0844 200 200 Fax 031 332 41 12 • [email protected] • www.sacam.ch Was es zu wissen gilt: Qi: Was ist Qi? Welche Formen von Qi gibt es und wo entstehen diese? Wo im Körper befindet sich Qi? Welche Funktionen hat Qi? Xue: Was ist Xue? Woraus entsteht es und welche Organe sind daran beteiligt? Welche Funktion hat es? Jing: Was ist Jing? Woher kommt es und wo kommt es vor? Wozu braucht es Jing? Jin-Ye: Was sind „Säfte“? Wo und wie entstehen sie? Wie grenzen sie sich von Xue und Jing ab? Shen: Was ist Shen? Ist es eine vitale SUBSTANZ? Welche menschlichen Funktionen sind davon beeinflusst? Wo kann gesehen werden, ob jemand „Shen“ hat und warum ist das wichtig? Was sind die 3 Kostbarkeiten und wie hängen diese zusammen? Vitale Substanzen Sie sind die Basis der Lebensprozesse, d.h. Substanz und Grundlage aller physiologischen, metabolischen und biochemischen Prozesse eines Lebewesens. Dazu gehören aber auch die intellektuellen und spirituellen Aspekte des Lebens; kurz, eben alle Funktionen eines lebenden Wesens. Mittels dieser „Substanzen“ versucht man auch die Entstehung und die Grundlagen des Lebens zu erklären. Alle Funktionen und Veränderungen im menschlichen Körper im Verlaufe eines Lebens, von der Geburt bis zum Tod, sind Resultat des Zusammenspiels der Vitalen Substanzen Qi, Xue, Jin-Ye, Jing und Shen. Wir lernen diese „Substanzen“ kennen, weil sie die Grundlage für das Verständnis der Physiologie der TCM bilden. Woher kommen diese „Substanzen“? Welche Funktionen haben sie? Was passiert, wenn sie nicht oder nicht genügend da sind, zuviel oder sogar am falschen Ort? Die Kenntnis von Qi, Xue, Jin-Ye, Jing und Shen und das Verständnis ihrer Funktionen weisen den Weg zum Erkennen der pathologischen Vorgänge. Die Vitalen Substanzen sind bei allen Prozessen des Lebens mit beteiligt und deren Veränderungen finden sich deshalb auch in den verschiedenen Krankheitsbildern wieder. In den differentialdiagnostischen Systemen (Differentialdiagnose: Bian Zheng) wie den 8 Leitkriterien (ba gang bian zheng), den 6 Meridianpaaren (liu jing bian zheng), den Leitbahnen (jing luo bian zheng), den vitalen Subtanzen selbst (qi xue yin ye bian zheng), den Funktionskreisen (zangfu bian zheng), den 4 Schichten (si fen bian zheng) und dem 3-Erwämer (san jiao bian zheng). sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 2 Qi Die TCM vergleicht Qi mit dem von einem kochenden Reistopf aufsteigenden Dampf. Dabei ist nicht das Wasser das Qi, sondern die Energie, die den Dampf nach oben bringt. Das chinesische Schriftzeichen beinhaltet das Zeichen für Reis (struktiv, Yin-Aspekt) und für Gas (Yang-Aspekt). Auf den menschlichen Organismus bezogen können wir die Lebensenergie Qi als Ausdruck aller Lebensvorgänge (Yin und Yang) ansehen. Eine Rolle spielt auch die Form und Verfügbarkeit der Energie, es reicht nicht, sie zu haben, wir müssen sie auch verwenden können. Viele Faktoren sind an diesem Prozess beteiligt, denken Sie z.B. an die elektrische Energie. Vom Bergbach bis zur Steckdose sind viele Stationen, die perfekt funktionieren müssen, damit unser PC läuft. So ist das auch beim Qi, wenn es denn da ist, muss es auch richtig laufen und seinen Zweck erfüllen. Tut es das nicht, werden wir krank. Dazu kommen wir später, sehen wir uns zuerst das Qi aus Sicht der TCM an. Es gibt eine ganze Anzahl verschiedener Arten von Qi; ich werde versuchen, Ihnen die wichtigsten Formen zu erklären. Beginnen wir am Ende: Das gesamte Qi eines Individuums nennt man ZHENG-QI (Zhen-Qi) = Aufrechtes (Wahres) Qi Lebensenergie, für alle Funktionen zur Verfügung stehendes Qi Orthopathie (= Geradläufigkeit = gesund) Entstehung und Aufbau von Qi Die TCM kennt 4 Quellen des Zheng-Qi: 1. YUAN-QI = Ursprungs-Qi Das ist das vorgeburtliche Qi, es stammt von den Eltern und entsteht bei der Empfängnis. YuanQi wird in den Nieren gespeichert. Es wird auch Erbenergie genannt. Das wäre das Potential der Genetik, also nicht die Gene sondern die damit implizierten potentiellen Eigenschaften. 2. GU-QI = Nahrungs-Qi Gu-Qi entsteht im mittleren 3E (mittleren San Jiao) bei Umwandlungsprozessen aus der Nahrung. Mit Gu-Qi ist nicht das gemeint, was wir essen, sondern die daraus aufbereitete Energie. Zurück zum Qi: Wir haben nun also den Brennstoff Gu-Qi, die Zündung Yuan-Qi und brauchen nun noch 3. DA-QI = Grosses Qi (Luft, Sauerstoff) damit es brennt. Hier treffen sich TCM und Schulmedizin, beide sind der Meinung, dass der Sauerstoff in der Lunge der Luft entzogen wird. Nun würde also das Auto laufen, es wird aber gleich etwas schwieriger: Sie werden mir alle verzeihen, wenn’s technisch nicht ganz perfekt ist: Irgendwas ist doch noch verantwortlich für die Geschwindigkeit, Tourenzahl, etc.. sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 3 4. ZONG-Qi = Ahnen-Qi Das ist verantwortlich für den Herzschlag und die Atmung, es bringt den Rhythmus. Wie der Name sagt, bekommen wir dieses Qi vererbt, es entsteht bei der Geburt, beim ersten Schrei. Das gesunde Qi, das Zheng-Qi (Zhen-Qi) ist gerichtet, sowohl hoch und nach aussen aufsteigend wie auch nach innen und unten absteigend. Jedes Organ hat dabei seine eigene Gerichtetheit des Qi. Von besonderem Interesse ist das Qi der Mitte (Zhong-Qi) und das Qi in den Leitbahnen (Ying-Qi) und dasjenige unmittelbar unter der Haut (Wei-Qi): ZHONG-QI = Mitten-Qi, Qi von Milz und Magen Warum ist dieses Qi so wichtig? Wir haben vorher gesagt, dass ohne Essen gar nichts geht. Das Essen gelangt in den Magen, der Magen übergibt danach das Gu-Qi der Milz, diese bringt es nach oben zur Lunge, die es weiter verteilt. Die Funktionen Schlucken, “Verdauen“, die Übergabe der daraus entstehenden Energie an die Milz und die Weitergabe nach oben sind vom Zhong-Qi (Magen-Qi und Milz-Qi) abhängig. Nahrung Lunge Qi Milz Magen Qi Das Magen-Qi geht nach unten (auch noch in Richtung Dünn- und Dickdarm), das Milz-Qi nach oben (in Richtung Lunge und Herz), beide üben einen sich gegenseitig stabilisierenden Einfluss aus. YING QI = Bauenergie Die Bauenergie fliesst in den Meridianen zum Verbrauchsort im Körper; sie ist zu verstehen als Basis zum Aufbau und Erhalten von Gewebe und deren Funktionen. WEI QI = Abwehr-Qi Das Abwehr-Qi ist die Kraft in unserem System, die uns vor dem Eindringen von Pathologischen Energien schützt. Unter „Pathologische Energien“ verstehen wir die äusseren pathogenen Faktoren. Das sind z.B. Wind, Kälte, Feuchtigkeit… Wei-Qi fliesst in der Körperoberfläche, in den TMM (Tendino-Muskuläre-Meridianen). Was kann geschehen, wenn wir der Kälte ausgesetzt sind? Die Kälte dringt langsam immer tiefer in den Körper ein. Reagieren wir nicht und der Körper auch nicht genug, kann das zum Tod durch Erfrieren führen. Wir brauchen also ein starkes, wärmendes Wei-Qi, das gegen den Eindringling kämpft. sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 4 Physiologie der Energieentstehung Da-Qi Gu-Qi Zong-Qi Yuan-Qi Zheng-Qi Ying-Qi Wei-Qi Qi Funktionen 1. Qi ist die Quelle aller Bewegungen (Transport). Damit gemeint sind alle Lebensfunktionen; also Bewegung im eigentlichen Sinn, Körperfunktionen, Denken und auch „Bewegung“ als Emotion. 2. Qi hat Schutzfunktion (Wei-Qi). 3. Qi ist Quelle aller Transformation, d.h. bei der Entstehung resp. Umwandlung von verschiedenen Qi ineinander, aber auch bei Umwandlung von Qi zu Blut, Tränen, Schweiss etc. 4. Qi hat Haltefunktion von Substanzen und Organen, es hält z.B. das Blut in den Gefässen; ist das Qi schwach, sinken Organe (Prolaps). 5. Qi wärmt den Körper. 6. Qi nährt den Körper. Wir haben nun eine Ahnung davon, was Qi sein könnte; wir wissen wo und wie es entsteht, wo es sich sammelt, wer es verteilt und wozu das alles nötig ist. Anfangs ist das etwas verwirrend und auch sehr undurchsichtig. Mit der Zeit lernt man aber die Gedankengänge zu verstehen und kann dann mit dem Qi-Begriff gut arbeiten. sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 5 XUE Blut Der westliche „Blut“-Begriff kann für die TCM nicht 1:1 so aus der schulmedizinischen Betrachtung übernommen werden. Blut definiert sich in der TCM auch aus der Funktion, nicht nur als Aspekt der Materie, obwohl es gerade auch die materielle Form des Qi genannt wird. Es hat Yin Aspekt. Bildung des Xue Aus dem Ying Qi (Bau-Energie) der Nahrung und Körperflüssigkeiten wird unter Mithilfe von Magen und Milz (Säfte) sowie dem Einfluss von Herz und Lunge das Blut aufgebaut und in die Leitbahnzirkulation eingebracht. Man nennt Magen und Milz die Quelle der Entstehung von Blut (und Qi!). Auch Jing (Essenz) aus der Niere (s.u.) kann sich in Blut umwandeln und beschränkt auch umgekehrt. In der Leber wird das Blut gespeichert, sie gilt als „Meer des Xue“. HERZ/LUNGE Ying Qi Säfte MAGEN/MILZ HERZ → → →LEBER regiert verteilt speichert Jing NIERE Funktion des Xue Fortwährende Zirkulation in den Gefässen, wodurch Befeuchtung und Ernährung des Körpers gewährleistet werden. Da keine strenge Differenzierung der „Gefässe“ erfolgt, ist auch nicht von Bedeutung wo das Blut zirkuliert; die Funktion ist wichtiger, als die anatomische Präzision. Es ernährt und befeuchtet also den Körper; namentlich: - Geist-Shen (Herz) - Gesicht und Lippen - Sinnesorgane - Muskeln, Sehnen, Nägel - Haut - Kopfhaar - Menstruation, Fötus, Muttermilch Regulation des Xue Herz, Lunge und Leber sind die zentralen Organe für die Bewegung des Blutes, also die Zirkulation. Grundlage für Produktion liefern Milz und Magen. Die Leber hat ausserdem Speicherfunktion. Die Milz ist ebenso zuständig für die Gefässe, sie hält das Xue in den Gefässen. sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 6 Jin-Ye Körperflüssigkeiten Jin-Ye sind alle Körperflüssigkeiten (Säfte) ausser Blut: Sekrete und Exkrete, interstitielle Flüssigkeit. Man unterscheidet: Jin = klare Flüssigkeiten: Sie gelangen zu Haut, Muskeln, Körperöffnungen und in die Gefässe. Ye = trübe Flüssigkeiten: Sie gelangen zu den Gelenken, Geweben und zu Hirn und Mark. Bildung der Jin-Ye Sie entstehen aus der aufgenommenen Nahrung (→Ying Qi, Bauenergie) und werden unter Mithilfe vom Qi einiger Organe (Lu, Mi, Ni, Dü, Di) getrennt und aufgebaut. Blut (Xue) und Säfte (Jin-Ye) sind ähnlich, unterscheiden sich unter anderem durch Nährgehalt und Funktion. Blut entsteht aus den klarsten Anteilen der Säfte. Funktion der Jin-Ye Jin: Zirkulieren mit dem Abwehr-Qi (Wei Qi), sind also an der Oberfläche, ernähren und befeuchten Haut und Muskulatur, bilden Tränen, Speichel, Schweiss, Schleim. Ye: Zirkulieren im Körperinneren, sind dickflüssig oder trüb, befeuchten Organe, Gelenke, Mark und Sinnesorgane; sie bilden z.B. Verdauungssäfte, Gelenkflüssigkeit, Liquor. Pathologie der Jin-Ye: - Mangel-Verbrauch-Verlust von Jin-Ye führt zu Trockenheit. Ursachen sind: Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen, Blutung, Hitze anhaltender Yin Mangel (vor allem von Magen und Nieren) verminderte Flüssigkeitsaufnahme Folgen davon: Mundtrockenheit, Speichelmangel, trockene Schleimhäute und Lippen trockene Haut, spröde Haare, trockener Husten geringe Urinmenge, trockener Stuhl, Obstipation - Retention führt zu Ansammlungen im Körper. Ursachen: Invasion äusserer pathogener Feuchtigkeit meist Qi Mangel der Milz (Umwandlung / Transport vermindert) Folgen davon: Schleim (Tan): Feuchte (Yin): Wind-Schleim → Schwindel, Schlaganfall, Epilepsie Hitze-Schleim → dickes, gelbes Sputum Kälte-Schleim → klares Sputum Feuchtigkeits-Schleim → viel weisses Sputum, Übelkeit Trockenheits-Schleim → wenig zäher Schleim hier wird nach Körperregion unterschieden, z.B. Brust-Magen: Spannung, Völlegefühl, klares Sputum Extremitäten: Schmerz, Schweregefühl, Oedeme Schleim kann in sichtbar-schleimiger (sog. substanzhafter) Form oder aber auch in schleimignicht-sichtbarer (sog. substanzloser) Form vorliegen: subkutane Knoten (inkl. Lymphknotenschwellung), Taubheitsgefühl (Meridianbefall), Steinbildungen (Niere, Gallenblase), Gelenke (Knochendeformationen), Syndrom des „Schleim benebelt den Geist“ (psychiatrische Störungen, Epilepsie, Apoplexie). Bei Ödemen der westlichen Medizin unterscheidet die TCM zwischen Tan und Yin. Tan ist hierbei zäher, schwerer und neigt zu Ansammlungen und Blockaden. Meist entsteht er aus Feuchtigkeit durch Einwirkung von Hitze, die Viskosität wird dadurch höher. Hierher gehören auch Tumore! Ödeme werden in der TCM nach Ursache und Lokalisation unterschieden, daraus lassen sich dann auch Diagnose und Therapie ableiten: Ödeme durch Lungen-Qi-Mangel (insbes. Thorax-Bereich), Milz-Yang-Mangel (insbes. Bauchregion), Nieren-Yang-Mangel (insbes. Beine). sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 7 Jing Essenz Jing ist die verfeinerte „Substanz“, die Essenz, die allem organischen Leben zu Grunde liegt. Jing ist aber nicht als rein materiell anzusehen, sondern trägt auch den Aspekt des Entwicklungspotentials des gesamten Menschen in sich. „Vor-Himmels-Jing“ (xian tian jing) ist die angeborene Essenz und entsteht aus der Vereinigung von Eizelle und Spermium. Es bestimmt Wachstum und Entwicklung (Genetik), kann nicht aufgebaut und erneuert werden, sondern nimmt im Laufe des Lebens sukzessive ab. Ein Teil des Jing, das „Nach-Himmels-Jing“ (hou tian jing), kann über die Nahrung aufgebaut werden. Jing wird in der Niere gespeichert. Funktionen des Jing Jing hat einen Yin Aspekt und wird Niere zugeordnet. Jing stellt die materielle Grundlage für den Aufbau von Mark, Gehirn, Knochen, Blut und Sperma dar. Es ernährt und befeuchtet diese und ist die Basis für Wachstum, Entwicklung (7- bzw. 8-Jahreszyklen) und Fortpflanzung. Es ist die stoffliche Grundlage für das Nieren Yang und die Quelle des Mingmen. Entwicklungszyklen: Frauen 7 14 21 28 35 42 49 Männer Die Nierenenergie ist in voller Entwicklung, Milchzähne fallen aus, Haare werden länger. Menarche tritt ein, Menstruation wird regelmässig. Du Mai (LG) und Ren Mai (KG) öffnen sich, Chong Mai (Breite Bahn) ist gefüllt. Tian Gui (Tau des Himmels = Fruchtbarkeitsessenz) und Jing sind reif, Fortpflanzung wird möglich. Nierenenergie erreicht ihren Höhepunkt, Weisheitszähne brechen durch, Muskeln und Knochen werden kräftig. Körper ist in Blüte, Sehnen und Knochen sind gefestigt. Haut und Haare sind voll entwickelt. Yang Ming (Di-/Ma- Leitbahnpaar) Energie nimmt ab, das Gesicht wird welk, die Haare beginnen auszufallen. Die Energie der obere 3 Yang Meridiane werden schwach, das Gesicht trocken, die Haare grau. Ren Mai und Chong Mai werden schwach, Tian Gui verschwindet, Menstruation bleibt aus. Menopause/Andropause. Zunehmende Schwäche. 8 16 24 32 40 48 56 Jing Pathologie Aus dem oben gesagten lässt sich erkennen, was geschieht wenn zu wenig Jing da ist. Achten muss man dabei aber auf das Alter, in welchem die Störung auftritt. Die Zusammenhänge von Jing und Niere (Yin und Yang Aspekte) müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Mingmen Mingmen gehört nicht zu den vitalen Substanzen. Es ist das so genannte „Feuer des Lebens“ oder „Tor der Vitalität“. Es hat Yang Aspekt und wird dem Nieren Yang zugeordnet. Mingmen gilt als Wärmequelle des Körpers, das die Funktion der Organe und Fortpflanzung ermöglicht. Gleichzeitig wird es aber von eben diesen Organen ernährt und aufgebaut. Schwäche oder Mangel führen zu Störungen der Organfunktionen wie beispielsweise Ödemen, Verdauungsstörungen, Depressionen, Müdigkeit etc. führen. Erlöschen des Mingmen führt zum Tod. sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 8 Shen Von den „vitalen Substanzen“ am schwierigsten zu erfassen ist Shen. Man kann es umschreiben mit Psyche, Geist, Vitalität oder Bewusstsein, eben das, was den Ausdruck und die Individualtiät des Menschen ausmacht. (Shen ist dem Herz-Yang zugeordnet, hat demnach eigentlich mit Substanz nichts zu tun, ist also immateriell. Es gehört aber zu den Grundlagen des Lebens generell und wird deshalb hier miteinbezogen) Funktion des Shen: Shen kontrolliert das Bewusstsein, Denken, Gedächtnis und Schlaf. Das Herz beherbergt Shen, es kommt zum Ausdruck in den Augen. Der Glanz der Augen weist auf die Intaktheit der Orthopathie (Geradläufikgeit = Zheng Qi = Gesundheit) hin. Damit das Herz Shen (Yang) beherbergen kann, muss es genügend Yin und Blut zur Verfügung haben. Fehlt Yin oder Blut, kann das Shen nicht festgehalten werden, es kommt zum „umherschweifenden Shen“, das bedeutet Unruhe, Konzentrationsstörung, Schlaflosigkeit, Träume, Bewusstseinsstörung. Die drei Kostbarkeiten: Sie bilden die Grundlage des Lebens Shen: Geist-Herz-Augen-Sehen (Kosmos) SHEN QI JING Qi: Energie-Milz-Magen-MundSprechen-Transformation (Xue..) (Körper) Jing: Essenz-Niere-Ohr HörenKonstitution-Reproduktion (Genetik) Jing-Qi-Shen gelten als die drei Kostbarkeiten/Schätze (san bao) des Menschen. Im menschlichen Leben geschieht die Umwandlung von Jing in Qi und von Qi in Shen. Verbraucht Shen zuviel Qi (mentale, emotionale und behaviorale Verausgabungen), erschöpft sich Jing vorzeitiges Altern und Tod sind die Folge. sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 9 Beziehungen von Blut, Qi und Jin-Ye untereinander Beziehungen zwischen Qi und Blut (Xue) Qi produziert Xue: Xue kann ohne Qi nicht entstehen. Milz und Magen sind der Ursprung aller Bestandteile (Zhong-Qi). Qi-Mangel führt also letztendlich auch zu Xue-Mangel. Qi bewegt Xue: Xue kann nur fliessen, wenn es durch Qi bewegt wird. Wo kein Qi ist, entsteht Stagnation. Qi hält Xue in Gefässen: Das Milz-Qi ist zuständig für die Haltefunktion. Ein schwaches Qi kann das Blut nicht in den Gefässen halten, es kommt zu Blutungen. Xue ist die Mutter des Qi: Xue trägt das Qi und ernährt das Qi. Xue hat Yin-Aspekt, Qi hat Yang-Aspekt. Der Yin-Aspekt des Xue verhindert eineß übermässige Yang-Aktivität des Qi und dessen Zerstreuung. Beziehungen zwischen Qi und Körperflüssigkeiten (Jin-Ye) Qi produziert Jin-Ye: Gleich wie beim Xue ist die Produktion der Jin-Ye von Magen und Milz abhängig, die nur gut funktionieren, wenn das Qi kräftig ist und regelrecht läuft. Qi bewegt Jin-Ye: Auch hier ist es wie beim Xue, die Flüssigkeiten müssen von Qi bewegt werden, sonst entstehen Ansammlungen. Qi ist auch wichtig bei der Trennung von trüben und klaren Flüssigkeiten (Zhong-Qi) und bei der Umwandlung in der Niere. Qi hält Jin-Ye: Fehlt Qi, kommt es zu Flüssigkeitsstörungen wie spontan Schwitzen, Polyurie, Enuresis etc. Beziehung zwischen Blut (Xue) und Körperflüssigkeiten (Jin-Ye) Beide haben dieselbe Quelle und sind abhängig vom Qi von Magen und Milz (Zhong Qi) und der Ernährung. Blut besteht aus Flüssigkeiten und (Ying) Qi. Sie sind voneinander abhängig, denn sie entstehen auf dieselbe Art und Weise; Verlust von Blut führt auch zu Mangel an Flüssigkeiten. Mangel an Flüssigkeiten wiederum führt zu Konzentration des Blutes und damit zu Störungen der Zirkulation. Spezialfall Jing: Jing ist die Basis des Lebens, ist an allen Prozessen beteiligt und kann sich in Blut umwandeln, wie auch aus Blut im beschränkten Mass Jing (hou tian jing) entstehen kann. Quellen: Prof. Liu, BUCM University Textbooks of TCM, Chai Kefu Leitfaden Chinesische Medizin, C. Focks, N. Hillenbrand Grundlagen der TCM, S.Suwanda, Tian Li sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015 10