Unikurs in Zürich Grundlagen Akupunktur – TCM Vitale Substanzen Dr. med. Verena Meier-Jetzer, Jona Postfach 2003 • 8021 Zürich • Tel. 0844 200 200 Fax 031 332 41 12 • [email protected] • www.sacam.ch Was man wissen muss: Qi: Was ist Qi Welche Formen von Qi gibt es und wo entstehen diese Wo im Körper finden wir es Welche Funktionen hat Qi Xue: Was ist Xue Woraus entsteht es und welche Organe sind beteiligt Welche Funktion hat es Jing: Was ist Jing Woher kommt es und wo kommt es vor Wozu brauchen wir Jing Jin-Ye: Was sind „Säfte“ Wo und wie entstehen sie Wie grenzen sie sich von Xue und Jing ab Shen: Was ist Shen, ist es eine vitale SUBSTANZ? Woher bekommen wir Shen, welche Funktionen sind beeinflusst davon Wo sehen wir, ob jemand „Shen“ hat und warum ist das wichtig Was sind die 3 Kostbarkeiten und wie hängen sie zusammen sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 1 Vitale Substanzen: Sie sind die Basis der Lebensprozesse, d.h. Substanz und Grundlage aller physiologischen, metabolischen und biochemischen Prozesse eines Lebewesens. Dazu gehören aber auch die intellektuellen und spirituellen Aspekte des Lebens; kurz eben alle Funktionen eines lebenden Wesens. Mittels dieser „Substanzen“ versucht man auch die Entstehung und die Grundlagen des Lebens zu erklären. Alle Funktionen und Veränderungen im menschlichen Körper im Verlaufe eines Lebens von der Geburt bis zum Tod sind Resultat des Zusammenspiels von Qi, Xue, Jing, JinYe und Shen. Wir lernen diese „Substanzen“ kennen, weil sie die Grundlage bilden, für das Verständnis der Physiologie der TCM. Woher kommen die Substanzen (der Einfachheit halber nennen wir alles Substanzen), welche Funktionen haben sie und was passiert, wenn sie nicht oder nicht genügend da sind, zuviel oder sogar am falschen Ort? Die Kenntnis von Qi, Xue, Jin-Ye, Shen und Jing und das Verständnis ihrer Funktionen werden uns den Weg zum Erkennen der pathologischen Vorgänge weisen. Wir brauchen also ein Kriterium um die Vitalen Substanzen zu beurteilen. Darüber hinaus gibt es aber ein klares System von Krankheiten, die man auf Grund der Beurteilung der Substanzen differenziert: Bian Zheng (Differentialdiagnose). Es gibt eine Reihe von Diagnose-Kriterien oder Diagnose-Methoden, z.B. 8 diagnostische Leitkriterien (ba gang bian zheng) 6 Meridianpaar-Syndrom (Liu Jing bian zheng) Funktionskreise (Zang Fu bian zheng) 4 Energieschichten Vitale Substanzen Leitbahnen 3 Erwärmer-Theorie (Si Fen bian zheng) (Qi-Xue, Jin-Ye bian z). (Jing Luo bian zheng) (San Jiao bian zheng) 5 Wandlungsphasen (Wu Xing bian zheng) [Yin-Yang,Aussen-Innen, Fülle-Leere, Hitze-Kälte] [Tai Yang, Shao Yang ;Yang Ming….] [Organsyndrom, z.B.Le,Ni, Ma] [Wei,Qi,Ying,Xue] [TMM, Hauptmeridiane A.O.Meridiane, etc] [oberer-mittlerer-unterer 3E] [Holz-Feuer-Erde-MetallWasser] etc… sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 2 Qi Die TCM vergleicht Qi mit dem von einem kochenden Reistopf aufsteigenden Dampf. Dabei ist nicht das Wasser das Qi, sondern die immaterielle Energie, die den Dampf nach oben bringt. Auf den menschlichen Organismus bezogen können wir die Lebensenergie Qi als Ausdruck aller Lebensvorgänge ansehen. Obwohl wir das nicht so genau definieren können, sprechen wir dauernd von Energie aller Art, bringen aber nicht nur uns selbst damit in Zusammenhang, sondern auch einiges um uns herum: - Wir sind energielos oder strotzen vor Energie Da gibt es Sonnenenergie, Windenergie, Fossile Energie etc. Energiekrise….. Eine Rolle spielt auch die Form und Verfügbarkeit der Energie, es reicht nicht, sie zu haben, wir müssen sie auch verwenden können. Viele Faktoren sind an diesem Prozess beteiligt, denken Sie z.B. an die elektrische Energie. Vom Bergbach bis zur Steckdose sind viele Stationen, die perfekt funktionieren müssen, damit unser PC läuft. So ist das auch beim Qi, wenn es denn da ist, muss es auch richtig laufen und seinen Zweck erfüllen. Tut es das nicht, werden wir krank. Dazu kommen wir später, sehen wir uns zuerst das Qi aus Sicht der TCM an. Es gibt eine ganze Anzahl verschiedener Arten von Qi; ich werde versuchen, Ihnen die wichtigsten Formen zu erklären. Beginnen wir am Ende: Das gesamte Qi eines Individuums nennt man ZHENG QI (Zhen Qi) = Wahres Qi, Lebensenergie, für alle Funktionen zur Verfügung stehendes Qi, Orthopathie Entstehung und Aufbau von Qi Woher kommt diese Energie, wie setzt sie sich zusammen, wo und woraus entstehen die einzelnen Teile des Zheng Qi? Die TCM kennt 4 Quellen des Zheng Qi: 1. YUAN QI = Ursprungs Qi Das ist das vorgeburtliche Qi, es stammt von den Eltern und entsteht bei der Empfängnis. Yuan Qi wird in den Nieren gespeichert. Es wird auch Erbenergie genannt. Das wäre das Potential der Genetik, also nicht die Gene sondern die damit implizierten Eigenschaften. 2. GU QI = Nahrungs Qi Gu Qi entsteht im mittleren 3E bei Umwandlungsprozessen aus der Nahrung(Jing Qi). Mit Gu Qi ist nicht das gemeint, was wir essen, sondern die daraus aufbereitete Energie. Was wir essen ist Jing Qi: Das ist die Grundlage für alle Lebensaktivitäten. Das wissen wir alle, denn ohne Essen geht nichts! sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 3 Zurück zum Qi: Wir haben nun also den Brennstoff Gu Qi, die Zündung Yuan Qi und brauchen nun noch 3. DA QI = Sauerstoff damit es brennt. Hier treffen sich TCM und Schulmedizin, beide sind der Meinung, dass der Sauerstoff in der Lunge der Luft entzogen wird. Nun würde also das Auto laufen, es wird aber gleich etwas schwieriger: Sie werden mir alle verzeihen, wenn’s technisch nicht ganz perfekt ist: Irgendwas ist doch noch verantwortlich für die Geschwindigkeit, Tourenzahl, etc.. 4. ZONG Qi = Ahnen Qi Das ist verantwortlich für den Herzschlag und die Atmung, es bringt den Rhythmus. Wie der Name sagt, bekommen wir dieses Qi vererbt, es entsteht bei der Geburt, beim ersten Schrei. Nun läuft alles, der Karren fährt! Aber es ist noch etwas komplizierter: ZHONG QI = Qi der Mitte, Qi von Milz und Magen Warum ist dieses Qi so wichtig? Wir haben vorher gesagt, dass ohne Essen gar nichts geht. Das Essen gelangt in den Magen, wir brauchen einen normalen Schluckakt und normale Motilität der Speiseröhre, dafür ist das Zheng Qi verantwortlich. Der Magen übergibt danach das Gu Qi der Milz, sie bringt es nach oben zur Lunge, die es weiter verteilt. Wir werden diese Prozesse später noch ansehen. Die Funktionen Schlucken, “Verdauen“, die Übergabe der daraus entstehenden Energie an die Milz und die Weitergabe nach oben sind vom Zhong Qi abhängig. ZHONG QI = Qi der Mitte Nahrung Lunge Qi Milz Magen Qi Qi des Magens geht nach unten Qi der Milz geht nach oben sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 4 Das gesunde Qi hat also auch eine Richtung, die für alle Organe klar definiert ist. Qi Verlauf : Heben -Senken Oben aussen Unten innen Milz Qi sollte nach oben gehen, Magen Qi nach unten, Lu Qi nach unten etc… Daraus leiten sich auch die Pathologien ab, wir werfen nachher generell einen Blick auf das Prinzip. Details lernen Sie später kennen. Wir haben also die 4 Qi, die zur Entstehung des Zheng Qi beitragen kennen gelernt: Yuan Qi, Gu Qi, Da Qi und Zong Qi. Wozu benutzen wir nun die eben aufgebaute Energie? Zheng Qi wird aufgeteilt in 2 Formen: Ying Qi und Wei Qi, welche beide durch die Lunge verteilt werden. YING QI = Bauenergie Die Bauenergie fliesst in den Meridianen zum Verbrauchsort im Körper; sie ist zu verstehen als Basis zum Aufbau und Erhalten unserer Gewebe und deren Funktionen. WEI QI = Abwehrenergie Die Abwehrenergie ist die Kraft in unserem System, die uns vor dem Eindringen von Pathologischen Energien schützt. Unter „Pathologische Energien“ verstehen wir die äusseren Krankheitsfaktoren. Das sind z.B. Wind, Kälte, Feuchtigkeit… Wei Qi fliesst in der Körperoberfläche, in den TMM. (Tendino-Muskuläre-Meridiane) Was kann geschehen, wenn wir der Kälte ausgesetzt sind? Die Kälte dringt langsam immer tiefer in den Körper ein. Reagieren wir nicht und der Körper auch nicht genug, kann das zum Tod durch Erfrieren führen. Wir brauchen also ein starkes Wei Qi, das gegen den Eindringling kämpft. sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 5 Physiologie der Energieentstehung Da Qi Gu Qi Zong Qi Yuan Qi Zheng Qi Wei Qi Ying Qi Qi Funktionen 1. Qi ist die Quelle aller Bewegungen (Transport). Damit gemeint sind alle Lebensfunktionen; also Bewegung im eigentlichen Sinn, Körperfunktionen, Denken und auch „Bewegung“ als Emotion. 2. Qi hat Schutzfunktion 3. Qi ist Quelle aller Transformation, d.h. bei der Entstehung resp. Umwandlung von verschiedenen Qi ineinander, aber auch bei Umwandlung von Qi zu Blut, Tränen, Schweiss etc. 4. Qi hat Haltefunktion von Substanzen und Organen, es hält z.B. das Blut in den Gefässen; ist das Qi schwach, sinken Organe (Prolaps) 5. Qi wärmt den Körper 6. Qi nährt den Körper Wir haben nun eine Ahnung davon, was Qi sein könnte; wir wissen wo und wie es entsteht, wo es sich sammelt, wer es verteilt und wozu das alles nötig ist. Anfangs ist das etwas verwirrend und auch sehr undurchsichtig. Mit der Zeit lernt man aber die Gedankengänge zu verstehen und kann dann mit der Qi-Vorstellung gut arbeiten. sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 6 XUE Blut Was Blut ist, wissen wir alle, können es aber nicht 1:1 aus der schulmedizinischen Betrachtung übernehmen. Denn in der TCM ist alles etwas anders! Blut definiert sich hier auch aus der Funktion, nicht nur als Aspekt der Materie, obwohl es gerade auch die materielle Form des Qi genannt wird. Es hat Yin Aspekt. Bildung des Xue: Aus dem Ying Qi (Bau-Energie) der Nahrung und Körperflüssigkeiten wird unter Mithilfe von Magen, Milz und Herz das Blut aufgebaut. Man nennt Magen und Milz die Quelle der Entstehung von Blut (und Qi!). Ist genügend Jing (siehe später) vorhanden, kann sich genügend Blut aufbauen; Jing kann sich auch in Blut umwandeln und umgekehrt. (Also auch die Niere ist beteiligt an der Blutproduktion). Gu Qi gelangt in die Milz, wo es zu klarer Essenz aufgebaut wird, zur Lunge aufsteigt und dabei mit Hilfe von Flüssigkeiten in Blut verwandelt wird. LUNGE Ying Qi MAGEN/MILZ Säfte HERZ regiert → → →LEBER verteilt speichert Jing NIERE Funktion des Xue: Fortwährende Zirkulation in den Gefässen, wodurch Befeuchtung und Ernährung des Körpers gewährleistet werden. Da keine strenge Differenzierung der „Gefässe“ erfolgt, ist auch nicht von Bedeutung wo das Blut zirkuliert; die Funktion ist wichtiger, als die anatomische Präzision. Es ernährt und befeuchtet also den Körper; namentlich: - Geist-Shen (Herz) - Gesicht und Lippen - Sinnesorgane - Muskeln, Sehnen, Nägel - Haut - Kopfhaar - Menstruation, Fötus, Muttermilch sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 7 Aus diesen Funktionen können wir klar die Symptome der Blutkrankheiten erkennen. Es sind alles Symptome, die wir äusserlich erkennen können, die alten Chinesen hatten ja kein Labor! Regulation des Blutes: - Herz, Lunge und Leber sind die zentralen Organe für die Bewegung des Blutes, also die Zirkulation Grundlage für Produktion liefern Milz und Magen Die Leber hat ausserdem Speicherfunktion Die Milz ist zuständig für die Gefässe, sie hat Haltefunktion sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 8 Jin Ye Körperflüssigkeiten Jin Ye sind alle Körperflüssigkeiten ausser Blut: Inkrete, Sekrete und Exkrete, interstitielle Flüssigkeit. Man unterscheidet: Jin, die klaren Flüssigkeiten: sie gelangen zu Haut, Muskeln, Körperöffnungen und in die Gefässe von den Ye, den trüben Flüssigkeiten: sie gelangen zu den Gelenken, Geweben und zu Hirn und Mark Bildung der Jin Ye: Sie entstehen aus der aufgenommenen Nahrung (→Ying Qi) und werden unter Mithilfe vom Qi einiger Organe (Lu, Mi, Ni, Dü, Di) getrennt, und aufgebaut. Blut (Xue) und Säfte (Jin Ye) sind ähnlich, unterscheiden sich unter anderem durch Nährgehalt und Funktion. Blut entsteht aus den klarsten Anteilen der Säfte. Funktion: - Jin: Zirkulieren mit dem Abwehr Qi (Wei Qi), sind also an der Oberfläche, und Ernähren und befeuchten Haut und Muskulatur, bilden Tränen, Speichel, Schweiss, Schleim. - Ye: Zirkulieren im Körperinneren, sind dickflüssig oder trüb, befeuchten Organe, Gelenke, Mark und Sinnesorgane; sie bilden z.B. Verdauungssäfte, Gelenkflüssigkeit, Liquor. Pathologie: - Mangel-Verbrauch-Verlust von Jin Ye führt zu Trockenheit. Ursachen sind: Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen, Blutung, Hitze. Anhaltender Yin Mangel Verminderte Flüssigkeitsaufnahme Folgen davon: - Mundtrockenheit, Speichelmangel, trockene Schleimhäute, Lippen und Durst. - Trockene raue Haut, spröde Haare - Trockener Husten - Geringe Urinmenge - Trockener Stuhl, Obstipation - Retention führt zu Ansammlungen im Körper Ursachen: - Invasion äusserer pathogener Feuchtigkeit Innere Ursache, Qi Mangel, meist Milz Qi. Folgen davon: a) Tan Schleim: Schleim-Wind → Schwindel, Schlaganfall Schleim-Hitze → Dickes, gelber Sputum Schleim-Kälte → Klares, weisses Sputum Schleim-Feuchte → Viel weisses Sputum, Übelkeit Schleim-Trockenheit → Wenig zäher Schleim mit trockenem Mund und Nase sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 9 b) Yin Feuchte: Hier wird nach Körperregion unterschieden, z.B. Brust-Magen: Spannung, Völlegefühl, klares Sputum Muskeln: Schmerz in Extremitäten Schweregefühl, Schwellung Flüssigkeitsansammlungen im Körper kennen wir als Ödeme. Die TCM unterscheidet Tan und Yin. Tan ist zäher, schwerer und neigt zu Ansammlungen und Blockaden. Meist entsteht es aus Feuchtigkeit durch Einwirkung von Hitze, die Viskosität ist höher. Hierher gehören auch Tumore! Ödeme und Schleim werden in der TCM nach Ursache und Lokalisation unterschieden, daraus lassen sich dann auch Diagnose und Therapie ableiten: Ödeme durch Lungen Qi Mangel, Milz Yang Mangel, Nieren Yang Mangel. Schleim: Substanzlos: unter der Haut (Knoten), in Meridianen(Taubheitsgefühl), in Gallenblase/Niere (Stein), in Gelenken (Rheuma), Schleim benebelt den Geist (Shen, Psyche) Substanziell: in Lunge und anderen Organen, als sichtbarer Schleim Bis hier konnten wir uns noch vorstellen, worum es geht. Etwas schwieriger wird’s nun, wenn wir uns Jing und Shen ansehen: sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 10 Jing Essenz Nieren-Essenz Das ist die „Substanz“, die allem organischen Leben zu Grunde liegt. Das chinesische Zeichen dafür besteht aus 2 Teilen: Reis und grün (Reiskorn, Samen!). Es ist aber nicht als rein materiell anzusehen, es ist auch der Aspekt eines Entwicklungspotentials enthalten. „Die Nieren-Essenz Jing ist der nicht-determinierte Aspekt aller Qi-Kräfte und bildet damit die Grundlage für das stoffliche und materielle Potenzial eines Individuums“. Das Jing hat 2 Anteile oder Quellen: Vorhimmels Essenz, Xian Tian: Sie ist determinierte, angeborene Essenz und entsteht aus Eizelle und Spermium bei der Befruchtung. Sie bestimmt das Wachstumsmuster (Genetik). Diese Energie kann nicht aufgebaut oder erneuert werden. Nachhimmels Essenz, Hou Tian: Wird aus der Nahrung aufgebaut, speziell „geläuterte Energie“ mit spezieller Funktion. Diese beiden Anteile bilden also das gesamte Jing, die geheimnisvolle Kraft unserer Entwicklung und des Lebens. Gespeichert wird Jing in der Niere, daraus wird die hervorragende Stellung der Niere ersichtlich. Funktionen des Jing Jing hat einen Yin Aspekt, denn es stellt die Materielle Grundlage für den Aufbau von Mark, Gehirn, Knochen, Blut und Sperma dar. Es ernährt und befeuchtet diese und ist die Basis für Wachstum, Entwicklung und Fortpflanzung. Es ist die stoffliche Grundlage für das Nieren Yang und die Quelle des Mingmen. Entwicklungszyklen: Die himmlischen Zahlen (aus Huang Di Nei Jing, „Die universelle Wahrheit) Frauen 7 14 21 28 35 42 49 Männer Die Nierenenergie ist in voller Entwicklung, Milchzähne fallen aus, Haare werden länger Die Menarche tritt ein, Menstruation wird regelmässig. Du Mai (LG) und Ren Mai (KG) öffnen sich, Chong Mai( Breite Bahn) ist gefüllt. Tian Gui (Tau des Himmels) und Jing sind reif, Fortpflanzung wird möglich. Nierenenergie erreicht ihren Höhepunkt, Weisheitszähne brechen durch, Muskeln und Knochen werden kräftig, Körper ist in Blüte, Sehnen und Knochen sind gefestigt. Haut und Haare sind voll entwickelt. Yang Ming (strahlendes Yang, Magenmeridian) Energie nimmt ab, das Gesicht wird welk, die Haare beginnen auszufallen. Die Energie der obere 3 Yang Meridiane werden schwach, das Gesicht trocken, die Haare grau. Ren Mai und Chong Mai werden schwach, Tian Gui verschwindet, Menstruation bleibt aus. Menopause/Andropause. Zunehmende Schwäche. 8 16 24 32 40 48 56 [Tian Gui ist die „Fruchtbarkeitsessenz“] sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 11 Jing Pathologie: Aus dem oben gesagten lässt sich erkennen, was geschieht wenn zu wenig Jing da ist. Achten muss man dabei aber auf das Alter, in welchem die Störung auftritt. Die Zusammenhänge von Jing und Niere (Yin und Yang Aspekte) müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Was das zu bedeuten hat, wie es sich auf Entwicklung und den Körper während des ganzen Lebens auswirkt, wird dann im Kapitel Zang Fu, Funktionen und Pathologie besprochen. Mingmen Mingmen gehört nicht zu den vitalen Substanzen. Es ist das so genannte „Feuer des Lebens“ oder „Tor der Vitalität“. Es hat Yang Aspekt und wird dem Nieren Yang zugeordnet. Funktion: Es gilt als Wärmequelle des Körpers, das die Funktion der Organe und Fortpflanzung ermöglicht. Gleichzeitig wird es aber von eben diesen Organen ernährt und aufgebaut. Schwäche oder Mangel führen zu Störungen der Organfunktionen wie beispielsweise Ödemen, Verdauungsstörungen, Depressionen, Müdigkeit etc. führen. Erlöschen des Mingmen führt zum Tod. sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 12 Shen Von den „vitalen Substanzen“ am schwierigsten zu erfassen ist das Shen. Man kann es umschreiben mit Psyche, Geist, Vitalität oder Bewusstsein, eben das, was den Ausdruck des Menschen ausmacht. Man sagt auch, es sei das, was den Menschen vom Tier unterscheide. Shen stammt wie Jing von beiden Eltern, wird aber nachgeburtlich immer weiter aufgebaut. (Shen ist dem Herz-Yang zugeordnet, hätte demnach eigentlich mit Substanz nichts zu tun. Es gehört aber zu den Grundlagen des Lebens generell wird deshalb hier miteinbezogen. Qi wäre eigentlich auch eher dem Yang zuzuordnen als dem, was wir unter Substanz verstehen.) Funktion: Shen kontrolliert das Bewusstsein, Denken, Gedächtnis und Schlaf. Das Herz beherbergt das Shen, es kommt zum Ausdruck in den Augen. Damit das Herz Shen (Yang) beherbergen kann, muss es genügend Yin und Blut zur Verfügung haben. Fehlt Yin oder Blut, kann das Shen nicht festgehalten werden, es kommt zum „umherschweifenden Shen“, das bedeutet Unruhe, Konzentrationsstörung, Schlaflosigkeit, Träume, Bewusstseinsstörung. Die drei Kostbarkeiten: Sie bilden die Grundlage des Lebens Shen: Geist-Herz-Augen-Sehen Kosmos SHEN QI JING Qi: Energie-Milz-Magen-MundSprechen-Transformation(Xue..) (Körper) Jing: Essenz-Niere-Ohr HörenKonstitution-Reproduktion (Genetik) Das erste Gebot des Taoismus lautet: „ Verschwende Dein Jing nicht umsonst“ (Das heisst für uns: üben wir uns in Enthaltsamkeit!) Denn Jing ist die Basis für einen gesunden Körper und der wiederum für den gesunden Geist: MENS SANA IN CORPORE SANO sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 13 Beziehungen von Blut, Qi und Jin-Ye untereinander Beziehungen zwischen Qi und Blut (Xue) Qi produziert Blut: Qi bewegt Blut: Qi hält Blut in Gefässen: Das heisst, es entsteht kein Blut ohne Qi. Milz und Magen sind der Ursprung aller Bestandteile (Zhong). Qi Mangel führt also letztendlich auch zu Blutmangel. Blut kann nur fliessen, wenn es durch Qi bewegt wird. Wo kein Qi ist, entsteht Stagnation Das Milz Qi ist zuständig für die Haltefunktion; das heisst: Ohne Qi sind die Gefässe nicht dicht, es kommt zu Blutungen. Blut ist die Mutter des Qi: Das heisst, Blut trägt das Qi und ernährt das Qi. Blut hat YinAspekt, Qi hat Yang-Aspekt. Yang ist, wie wir wissen, nach oben gerichtet und hat die Tendenz sich zu verflüchtigen. Um es zu halten brauchen wir also eine gute Yin-Basis. Beziehungen zwischen Qi und Körperflüssigkeiten (Jin-Ye) Qi produziert Jin-Ye: Gleich wie beim Blut ist die Produktion von Magen und Milz abhängig, die nur gut funktionieren, wenn das Qi kräftig ist und richtig läuft. Qi bewegt Jin-Ye: Auch hier ist es wie beim Blut, die Flüssigkeiten müssen von Qi bewegt werden, sonst entstehen Ansammlungen (Ödeme). Qi ist auch wichtig bei der Trennung von trüben und klaren Flüssigkeiten und bei der Umwandlung in der Niere. Qi enthält Jin-Ye und diese transportieren Qi: Fehlt Qi, kommt es zu Flüssigkeitsstörungen Wie spontan Schwitzen, Polyurie, Enuresis etc. Beziehung zwischen Blut und Körperflüssigkeiten Beide haben dieselbe Quelle und sind abhängig vom Qi von Magen und Milz (Zhong Qi) und der Ernährung. Blut besteht aus Flüssigkeiten und (Ying) Qi. Sie sind voneinander abhängig, denn sie entstehen auf dieselbe Art und Weise; Verlust von Blut führt auch zu Mangel an Flüssigkeiten. Mangel an Flüssigkeiten wiederum führt zu Konzentration des Blutes und damit zu Störungen der Zirkulation. Spezialfall Jing: Jing ist die Basis des Lebens, an allen Prozessen beteiligt und es kann sich in Blut umwandeln, wie auch aus Blut Jing entstehen kann. sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 14 Quellen: Prof. Liu, BUCM University Textbooks of TCM, Chai Kefu Leitfaden Chinesische Medizin, C. Focks, N. Hillenbrand Grundlagen der TCM, S.Suwanda, Tian Li sacam, © Dr. med. Verena Meier, 2013 15