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Informationsblätter für
Tropenreisende
Nr.6
AIDS
und andere sexuell übertragbare Krankheiten
Die Erreger vieler sexuell übertragbarer Krankheiten sind im Allgemeinen in
tropischen Ländern stärker verbreitet als bei uns. Dies ist bei allen Kontakten mit
Gelegenheitspartnerinnen und - Partnern zu bedenken.
1. AIDS
AIDS ist die Folge einer Infektion durch das HIV-Virus, welche unter Umständen erst
einige Jahre nach der Ansteckung zu einer schweren Beeinträchtigung der
körpereigenen Infektabwehr mit lebensgefährlichen Konsequenzen führt. - Ein
Angesteckter kann - ohne seine Lage zu erkennen - weitere Personen infizieren.
Für den Tropenreisenden stellen Sexualkontakte mit Gelegenheitspartnern beiderlei
Geschlechts die weitaus grösste Gefährdung dar.
Es gibt heute Medikamente, welche den Krankheitsverlauf verzögern können, aber
noch kein Mittel, um die HIV-Infektion sicher zu heilen. Da die Kombination von
neueren Medikamenten bei frühzeitiger Anwendung - bevor Krankheitssymptome
auftreten - die Weiterentwicklung der Infektion mit guten Erfolgsaussichten stoppen
kann, ist nach allfälligen Risikosituationen die Durchführung von HIV-Tests sinnvoll.
Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Arzt beraten !
Vorbeugende Massnahmen: Die immer noch wirkungsvollste Schutzmassnahme
besteht - abgesehen von sexueller Abstinenz gegenüber allfälligen Virusträgern - in
der konsequenten Verwendung von Präservativen (Kondomen) für jeglichen
Geschlechtsverkehr.
2. Gonorrhoe (Tripper)
Eine Infektion mit den verursachenden Bakterien (Gonokokken) führt beim Mann
nach 2-7 Tagen meist zu einem Ausfluss aus der Harnröhre und zu Brennen beim
Wasserlösen. Bei der Frau sind solche Symptome oft diskret oder fehlen und können
leicht übersehen werden.
Je nach Sexualpraktiken kann sich die Infektion (- wie auch alle nachfolgend
erwähnten Geschlechtskrankheiten-) auch an anderen Stellen lokalisieren.
Gonokokken sind heute in vielen Gegenden der Welt gegen Penicillin unempfindlich
(resistent); andere Antibiotika können aber die Infektion - bei korrekter Anwendung heilen.
Eine aerztliche Behandlung und Nachkontrolle ist dringend zu empfehlen. Von
Selbstbehandlungen (- Antibiotika sind in vielen Entwicklungsländern rezeptfrei
erhältlich -) wird entschieden abgeraten !
Ebenso sind vorbeugende Antibiotika-Einnahmen abzulehnen. Die Verwendung von
Präservativen stellt - wie bei allen sexuell übertragbaren Krankheiten - eine gute
prophylaktische Massnahme dar.
6.2
3. NGU (Nicht-Gonokokken-Urethritis)
Sexuell übertragene Harnröhrenentzündungen mit anderen Erregern als
Gonokokken führen grundsätzlich zu den gleichen Beschwerden, die aber oft milder
sind.
Nicht selten bestehen Doppelinfekte mit Gonokokken. Da die Behandlung einer NGU
z.T. andere Antibiotika verlangt, können neuerliche Beschwerden im Anschluss an
eine behandelte Gonorrhoe einen Hinweis auf eine solche Infektion darstellen.
4. Syphilis (Lues)
10 - 90 Tage nach der Ansteckung manifestiert sich die Infektion als
vorübergehendes schmerzhaftes Geschwür an der Infektionsstelle, welches auch
ohne Behandlung in 3-6 Wochen wieder zu verschwinden pflegt. Dieser sogenannte
Primäraffekt kann u.U. übersehen werden. - Unbehandelt kann die Infektion sodann
in verschiedenen Phasen über Jahre verlaufen. Zeitweise ist sie nur durch spezielle
Blutuntersuchungen feststellbar, zeitweise verursacht sie verschiedenartige
Hautausschläge. Ausser in sehr späten Stadien kann die Erkrankung mit Penicillin
zuverlässig geheilt werden.
Mittels Laboruntersuchungen von Blut kann eine Infektion frühestens 4 Wochen nach
der Ansteckung festgestellt werden. Besteht ein Verdacht auf Ansteckung, sollen
solche Tests nach frühestens einem Monat durchgeführt (oder wiederholt) werden.
Vorbeugende Schutzmassnahmen: wie 1. und 2.
5. Weicher Schanker (Ulcus molle)
3-7 Tage nach der Ansteckung kommt es an der Infektionsstelle zur Bildung flacher,
schmerzhafter Geschwüre, gefolgt von schmerzhaften Drüsenschwellungen. - Diese
bakterielle Infektion kann mit Antibiotika geheilt werden.
6. Lymphogranuloma venereum
Diese Infektion manifestiert sich 5-21 Tagen nach Ansteckung erstmals. Die
Infektzeichen können unterschiedlich sein: kleine Geschwüre, Bläschen, Knötchen
oder Harnröhrenentzündungen. Etwas später treten Lymphknotenschwellungen auf.
- Antibiotika während mindestens 2 Wochen stellen eine wirksame Behandlung dar.
7. Granuloma inguinale (Donovanose)
Aehnliche Infektzeichen wie bei 6), aber oft erst nach längerer Zeit erkennbar,
schmerzlos und ohne Lymphdrüsenschwellungen. - Behandlung mit Antibiotika.
8. Herpes
Eine in der Regel ungefährliche, aber sehr lästige Virusinfektion, die zur Bildung
schmerzhafter kleiner Bläschen führt, welche periodisch wiederkehrend aufzutreten
pflegen und durch keine Behandlung zuverlässig definitiv geheilt werden kann.
Einige Medikamente können den Verlauf von Rückfällen möglicherweise abkürzen,
aber nicht verhindern.
6.3
9. Trichomonaden
Trichomonaden sind einzellige, mikroskopisch kleine Parasiten, welche bei der Frau
zu einem Ausfluss führen (- ähnlich wie Pilze und verschiedene Bakterien). Beim
Mann rufen sie eine meistens milde Harnröhrenentzündung hervor. Die harmlose
Infektion ist leicht heilbar. Wie bei anderen sexuell übertragenen Krankheiten sollte
gleichzeitig eine Behandlung des Partners, bzw. der Partnerin erfolgen.
Abschliessend sei noch einmal auf die beängstigende Häufigkeit von AIDSVirusträgerinnen und -Trägern in praktisch allen tropischen Ländern
hingewiesen.
Eine falsche Hemmung, sich rechtzeitig Kondome zu beschaffen, könnte fatale
Folgen haben !
Dr.med.Kurt Markwalder
Facharzt FMH für Innere Medizin
Tropen- und Reisemedizin FMH
Rämistr.3
8001 Zürich
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