Es gibt viele Ursachen für Halsschmerzen. In den meisten Fällen ist die Erkrankung harmlos. Halsschmerzen Wenn es kratzt und brennt und juckt im Hals Die kalte Jahreszeit hat zur Folge, dass viele Menschen unter Halsschmerzen leiden. Tut der Hals weh, steckt häufig eine Erkältung oder Grippe dahinter. Es gibt aber auch andere Erkrankungen, Allergien oder Umweltprobleme, die zu einer Entzündung des Halses führen können. Was Halsschmerzen auslöst und was dagegen hilft. Wer kennt das nicht? Es kratzt plötzlich im Hals, man fühlt sich schlapp und ahnt: Erkältung im Anmarsch. Tatsächlich sind Atemwegsinfekte mit Halsentzündungen weitaus die häufigste Ursache von Halsschmerzen – bei Kindern wie Erwachsenen. 14 samariter 01/2016 Das heisst auch: Halsschmerzen sind überwiegend harmlos. Bei Kindern sind acht bis zehn Mal im Jahr Halsweh, Husten und Schnupfen völlig normal. Mehrheitlich sind Viren die Ursachen, allen voran Erkältungsviren, und das bevor- zugt in der kalten Jahreszeit. Seltener sind Infektionen mit anderen Virusarten im Spiel. Sie verursachen erkältungsähnliche Krankheitsbilder, Grippe, Mandelentzündungen und teilweise sogenannte Kinderkrankheiten wie Masern oder Mumps. Aber auch Wissen Infektionen mit Bakterien sind häufig eine Ursache, darunter bestimmte Streptokokken, die Rachen- und/oder Mandelentzündungen auslösen können, zudem Scharlach. Halsentzündungen kommen akut, wiederkehrend (rezidivierend) und chronisch vor. Es können eine oder beide Seiten im Hals betroffen sein. Durch die Infektion entzündet sich die Schleimhaut im Hals. Nach dem klinischen Befund unterscheiden Ärzte bestimmte Untergruppen, etwa Entzündungen mit Geschwüren. Steckbrief Halsentzündung Rachenentzündung: Ganz überwiegend sind dafür Erkältungsviren, seltener andere Viren, Bakterien, spezielle Erreger oder Reizstoffe aus der Umwelt verantwortlich. Die Mandeln sind hier nicht entzündet. Symptome: Anfangs Halskratzen oder Halsschmerzen, Brennen in der Nase, Niesreiz, Schnupfen, eventuell gefolgt von Kopfschmerzen und Fieber sowie Husten. Die Halsschmerzen sind normalerweise nach zwei bis drei Tagen vorbei, die übrigen Erkältungssymptome nach einer Woche. Mandelentzündung: Es sind vor allem die Gaumenmandeln betroffen. Je nach Entzündungsart gibt es verschiedene Unterformen. Auslöser sind häufiger Bakterien und Viren. Symptome: Starke Halsschmerzen, die länger als zwei Tage dauern und in die Ohren ausstrahlen können («Angina-Halsschmerzen»), Schluckbeschwerden, Beläge auf den Mandeln, Mundgeruch, klossige Sprache, geschwollene und beim Abtasten schmerzhafte Lymphknoten am Hals, Fieber, ausserdem häufig Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, bei Kindern auch Bauchschmerzen und Erbrechen. Kehlkopfentzündung: Bei einer Erkältung breitet sich mitunter die Schleimhautentzündung «rachenabwärts» aus. In der Folge können die Schleimhaut und Stimmbänder im Kehlkopf anschwellen, häufig lagert sich auch Schleim auf. Mitunter sind Bakterien für eine Kehlkopfentzündung verantwortlich. Symptome: Heiserkeit oder Wegbleiben der Stimme über zwei bis drei Tage, Husten, Halsschmerzen und weitere Erkältungssymptome, etwa Fieber. Die Stimme kann der Besserung der anderen Beschwerden manchmal noch etwas hinterherhinken. Selten ist die Entzündung im Kehlkopf so stark, dass es durch die damit verbundene Schwellung zu Atemnot kommt. In einem solchen Fall alarmieren Sie die Sanität 144. Weitere Ursachen von Halsschmerzen Reizstoffe in der Umwelt, vor allem Tabakrauch, aber auch andere Chemikalien wie Lösungsmittel und Staub, stehen bei den Halswehursachen mit auf der Liste. Häufig macht trockene Raumluft dem Hals zu schaffen, besonders in der Heizperiode. Allergien. Viele Menschen sind etwa von Heuschnupfen betroffen. Neben Fliessschnupfen und Augenbrennen plagen anfallartige Reizungen mit schmerzhaftem «Jucken» im Hals die Leidtragenden. Neben sogenannten Aeroallergien, also solchen, die durch Allergene in der Luft wie Pollen, Hausstaub oder Bestandteile von Schimmelpilzen ausgelöst werden, spielen auch Nahrungsmittelallergien bei Halsschmerzen eine Rolle. Die Rückflusskrankheit wird als Ursache für Halsschmerzen allgemein eher unterschätzt, ist jedoch vergleichsweise häufig der Grund. Saurer Mageninhalt nimmt hier die falsche Richtung im Verdauungstrakt, indem er in die obere Speiseröhre fliesst. Dies kann, muss aber nicht, die Speiseröhre erheblich reizen, sodass sie sich entzündet. Bei ungewöhnlichen Halsschmerzen: Auch an einen Herzinfarkt denken! Alarmsignale eines Herzinfarktes sind starke Schmerzen oder ein Brennen in der Herzgegend oder im Brustkorb, die mindestens fünf Minuten andauern. Sie strahlen häufig in die Arme, in den Rücken – zwischen die Schulterblätter, in den Hals, Kiefer oder oberen Bauchraum aus. Häufig kommen das Gefühl starker Beklemmung in der Brust, Angst und kalter Schweiss dazu. In einem solchen Fall alarmieren Sie die Sanität 144. Bei einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung (chronische Sinusitis) sind die Symptome unterschiedlich ausgeprägt. Häufig läuft nicht nur die Nase, sondern entzündliches Sekret fliesst auch den Rachen hinab. Das kann häufiges Räuspern, Influenzaviren (links) oder Streptokokken sind häufig die Ursache für Halsentzündungen. samariter 01/2016 15 Wissen Heiserkeit, unter Umständen Halsschmerzen und Husten provozieren. Immunbedingte Abwehrreaktion gegen ein Medikament: Manche Arzneistoffe können bei entsprechend veranlagten Menschen eine vorübergehende Immunstörung auslösen. Dabei entwickelt sich eine schwere, teils geschwürartige Mundentzündung, Mandelentzündung mit Halsschmerzen, Fieber, eventuell auch Schüttelfrost und eine Blutvergiftung können die Folge sein. Eine Abwehrschwäche erhöht die Neigung zu Infektionen und damit zu Entzündungen der Mundschleimhaut und im Hals. Eine bekannte Immunschwächekrankheit ist zum Beispiel Aids. Sie beruht auf einer HIVInfektion. Das HI-Virus attackiert zentrale Abwehrzellen des Immunsystems. Halsentzündungen gehören zu den frühen Symptomen, können aber auch im weiteren Verlauf auftreten. Andere chronische Erkrankungen erhöhen das Risiko für Infektionen ebenfalls. Dazu gehören Diabetes mellitus oder Auto­immunerkrankungen. Behandlung mit Kortison in bestimmten Anwen­ dungen und Dosierungen über eine bestimmte Zeit, erhöhter Stress, Spitzen­ belastungen im Leistungssport, chronische Übermüdung, Unter- oder Mangelernährung schwächen die Abwehrkraft ebenfalls. Gut zu wissen Selbsthilfe bei unkomplizierten Halsschmerzen Die meisten Patientinnen und Patienten empfinden Hausmittel als lindernd und wohltuend, etwa Gurgeln mit Salzwasser, Lutschen von Eiswürfeln und Halswickel mit Quark oder Kartoffeln. Viele Betroffene achten auch auf eine ausreichende Trinkmenge, besonders bei Fieber, und bevorzugen eine weiche, nicht reizende Kost in der Akutphase. Sie schonen sich ein oder zwei Tage, sorgen für eine gut befeuchtete Luft in der Wohnung und rauchen nicht. In der Apotheke werden rezeptfreie pflanzliche Mittel in Form von Tees, Gurgellösungen, Tropfen, Saft und Pastillen angeboten. Enthaltene Wirkstoffe stammen unter anderem aus Arnika, Isländischem Moos, Kamillenblüten, Kapland-Pelargonie, Lindenblüten, Salbeiblättern, Thymian. Sie können die Genesung unterstützen. Auch gibt es Lutschtabletten mit einem entzündungshemmenden Effekt und Rachensprays oder Mundspüllösungen mit örtlich betäubender beziehungsweise schmerzlindernder Wirkung (Rachentherapeutika). Sogenannte Immunstimulanzien finden in der Selbstmedikation ebenfalls Verwendung. Beliebt sind auch homöopathische Mittel. Kurzfristig kann bei Bedarf ein Schmerzmittel wie Paracetamol oder ein entzündungshemmendes Schmerzmittel, zum Beispiel Ibuprofen oder ein anderes, nicht steroidales Antirheumatikum, helfen. Dazu sollte man sich jedoch vom Arzt oder Apotheker beraten lassen. Bei Kindern und Jugendlichen oder in der Schwangerschaft gelten besondere Vorsichtsmassnahmen, über die man sich ebenfalls informieren sollte. meisten klingen nach zwei bis drei Tagen bereits wieder ab. Die grosse Mehrheit der Patientinnen und Patienten ist in der Regel nach fünf Tagen beschwerdefrei. Daher erübrigt sich in diesen leichten Unzureichende Mundhygiene und schlecht Fällen meist eine ärztliche Therapie. Ohnesitzende Prothesen begünstigen Entzündun- hin sind Antibiotika bei reinen Virusinfekten gen des Zahnfleisches und der Mundschleim- wirkungslos. Aber auch im Falle einer haut. Dies gilt zum Beispiel auch für leichten, durch Bakterien ausgelösten Halsübermässigen Tabakkonsum. entzündung ist ein Antibiotikum bei Menschen mit normaler Immunabwehr und ohne frühere medizinische Besonderheiten nicht Halsschmerzen: Wann zum Arzt? Die Erfahrungen in Klinik und Praxis routinemässig notwendig. Der Arzt wird die belegen: Halsschmerzen sind mehrheitlich Therapiemöglichkeiten kritisch abwägen durch einen Virusinfekt bedingt und die und die Vor- und Nachteile erklären. Bei Hinweisen auf einen schwereren Ver­ lauf sollte man dagegen umgehend ärztlichen Rat einholen. Das gilt zum Beispiel bei den folgenden Begleitsymptomen: •A u s g e p r ä g t e s Krankheitsoder Schwächegefühl •Brustschmerzen • Länger als drei Tage anhaltendes Fieber oder sehr hohes Fieber (über 39 °C), das länger als Bei Halsschmerzen erfüllen oft einfache Hausmittel ihren Zweck. 16 samariter 01/2016 einen Tag dauert, oder Fieber, das nach wenigen Tagen wieder ansteigt •Starke, zunehmende oder wiederkehrende Halsschmerzen • Heftiger Husten • Klossgefühl im Hals • Zunehmende oder wiederkehrende Beschwerden beim Schlucken •Atemnot, ziehende, pfeifende Atmung, blaue Lippen •Schüttelfrost • Schwierigkeiten beim Mundöffnen (Kiefer­sperre) • Geschwüre im Mund, starker Mundgeruch • Übelkeit, Erbrechen •Bauchschmerzen • Starke Kopfschmerzen •Hautausschlag •Vergrösserte, schmerzhafte Lymphknoten am Hals oder im Nacken •Benommenheit • Abwehrschwäche aufgrund anderer Grund­ erkrankungen und/oder einer speziellen Therapie Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Text: www.apotheken-umschau.de Bilder: Shutterstock •