PERONOSPORA-RESISTENTE BASILIKUM-SORTEN IM ÖKOLOGISCHEN INDUSTRIEANBAU - Ergebnisse des Sortenvergleichs 2016 Im ökologischen Anbau von Industrie-Basilikum ist der Falsche Mehltau (Peronospora sp.) ein begrenzender Faktor. In den letzten zwei Jahren kamen einzelne Sorten mit einer ausgewiesenen intermediären Resistenz (IR) auf den Markt. In diesem Versuch wurden die Pflanzen-Gesundheit sowie die Anbaueignung der neuen Sorten mit den Standardsorten verglichen. Die salatblättrige Sorte Napoletana war von den fünf geprüften Sorten die gesündeste und hatte den höchsten Blattertrag. Die Sorten mit den intermediären Resistenzen konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Versuchsbeschreibung und Rahmenbedingungen Aussaat: 25.05.2016, 11 kg/ha (ca. 450 Pflanzen/m²), Praxisbetrieb Reihenabstand: 25 cm Ernte: 19.07.2016, 55 Tage Kulturzeit Boden: sL, nFk hoch, AZ 60-80 Versuchsanlage: Feldversuch (Praxisversuch). Pro Sorte ein halbes Beet in ca. 200 m Länge. Auswertung an 4 verschiedenen Stellen (unechte Wiederholungen) Tabelle 1: Sortenübersicht im Versuch Leitbetriebe Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz 02/2017 1/7 Der Witterungsverlauf 2016 begünstigte das Auftreten von Falschem Mehltau. Abbildung 1: Witterungsverlauf während der Kulturzeit Kritisch zum Versuch ist anzumerken, dass ein Einfluss der Saatgutgesundheit auf den Krankheitsbefall kann nicht ausgeschlossen werden kann. Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse und die Anbaueignung, insbesondere die Verschmutzung, sind in weiteren Versuchen zu prüfen. Übersicht über die Sorten und deren Eigenschaften im Versuch Dolly (Enza): Typischer Genoveser-Typ mit großem, löffelndem Blatt, schneller Höhenzuwachs, sehr uniforme Pflanzenhöhe, späte Blüte aber sehr viel Falscher Mehltau, sehr viele Brennflecken. Genoveser (Enza): Typischer Genoveser-Typ, löffelndes Blatt etwas kleiner als Dolly, schneller Höhenzuwachs, späte Blüte aber heterogene Pflanzenhöhe, sehr viel Falscher Mehltau, viele Brennflecken. Eleonora (Enza): Glattblättriger Typ, etwas schmäleres Blatt als Dolly und Genoveser, schneller Höhenzuwachs, wenig Brennflecken, weniger Falscher Mehltau aber schnellere Blüte und heterogene Pflanzenhöhe, vereinzelt braune Blattadern. Refus F1 (Hermina): Glattblättriger Typ, kleineres dunkles Blatt, sehr schneller Höhenzuwachs (ca. 5 Tage schneller als Dolly) aber viel Falscher Mehltau, viele Brennflecken, heterogene Pflanzenhöhe, schnellere Blüte, hoher Stielanteil. Napoletana (Hermina): Salatblättriger Typ mit gelb-grünem, sehr großem gekräuseltem Blatt, relativ wenig Falscher Mehltau und wenig Brennflecken, sehr hoher Blattertrag, sehr uniforme Pflanzenhöhe, späte Blüte, sehr kompakt (ca. 1 Woche langsamer als Dolly), starke Blattverschmutzung. 2/7 Die Sorte Napoletana schnitt im Versuch wider Erwarten sehr gut ab. Die Versuchsergebnisse im Detail Der Befallsdruck mit Falschem Mehltau war witterungsbedingt hoch. Die salatblättrige Sorte Napoletana zeigte zur Ernte den geringsten Befall (Abbildung 2). Eleonora hatte eine mittelstarke Infektion. Refus blieb hinter den Erwartungen zurück und war nur etwas besser als die stark erkrankten Sorten Dolly und Genoveser. Aufgrund der anfänglich feuchten, etwas kühleren Witterung traten auch Brennflecken (Colletotrichum gloeosporioides) auf. Bis Erntebeginn blieb die Sorte Eleonora am gesündesten, gefolgt von der Sorte Napoletana. Am stärksten betroffen war die Sorte Dolly (Abbildung 2). Abbildung 2: Befall mit Falschem Mehltau und Brennflecken zur Ernte am 19.7. Den höchsten Blattertrag brachte das große Laub der Sorte Napoletana mit ca. 7 g/Pflanze. Die anderen Sorten mit kleinerem Laub kamen auf ca. 4 g/Pflanze und hatten einen deutlich höheren Stielabfall (Abbildung 3 und 4). Abbildung 3: Blatt- und Stielgewicht je Pflanze eine Woche vor und zur Ernte (Stichprobe 20/40 Pflanzen) 3/7 Abbildung 4: Blattgröße nach Länge und Breite zur Ernte Den schnellsten Zuwachs in der Pflanzenhöhe und damit optisch die früheste Schnittreife hatte die Sorte Refus. Am langsamsten und sehr kompakt wuchs die Sorte Napoletana (Abbildung 5). Abbildung 5: Entwicklung der Pflanzenhöhe von der Aussaat bis zur Ernte. 4/7 Keine Sorte war zu Erntebeginn aufgeblüht. Allerdings fielen die Sorten Eleonora und Refus mit größeren Blütenknospen auf, während die übrigen Sorten nur Knospenansätze zeigten (Abbildung 6). Die häufigen, starken Niederschläge führten zu einer starken Erdverschmutzung der Blätter. Die großlaubige, krause und kompakte Sorte Napoletana war davon stärker betroffen. Der Schmutz ließ sich im Wasserbad jedoch ähnlich gut wie beim gelöffelten Genoveser-Blatt entfernen. Die helle, gelbgrüne Blattfarbe der Sorte Napoletana fiel besonders stark im Feld auf (Abbildung 6), relativierte sich aber nach der Frostung zu den anderen Sorten. Bei keiner Sorte konnte ein untypisches Aroma festgestellt werden. Abbildung 6: Blüte, Blattfarbe und Uniformität zur Ernte Verglichen mit Dolly liefen die Sorten Refus und Genoveser mit 2025% mehr Pflanzen auf, die Sorten Eleonora und Napoletana mit etwa 12% weniger (Abbildung 7). Zwischen Bestandsdichte und Merkmalsausprägung konnte kein starker Zusammenhang festgestellt werden. Abbildung 7: Schnittgewichte zur Ernte und Aufgang 11 Tage nach der Aussaat 5/7 Bilder zu den einzelnen Sorten und Auffälligkeiten bei Entwicklung und Schadbildern 6/7 Text und Bilder: Kerstin Mahler, DLR Rheinpfalz ([email protected], Tel. 06321/ 671 272) 7/7