29 Die sieben Brennöfen der Seele und die Chakren Homöokinetik und die alchimische Tradition im 21. Jahrhundert Wolfgang Karl Fischer „ Himmel oben, Himmel unten. Sterne oben, Sterne unten. Alles, was oben, dies ist auch unten. Erfasse es und freue dich“ (alter Alchimistenspruch) Seit langer Zeit hilft die Homöopathie Menschen, Krankheitssymptome loszulassen und zurück zur Einheit von Körper, Seele und Geist zu finden. Diesen Prozess nannte Samuel Hahnemann Heilung. Als Natursubstanzen dienen in diesem Sinne vor allem Mineralien, Pflanzen Tiere und ferner menschliche Krankheitsprodukte, die Nosoden. Fokussiere ich mich aber auf die biographische Entwicklung des Menschen oder beziehe mich auf die menschliche Evolution oder überhaupt die Evolution allen Lebens und aller Lebensvorgänge, reichen alle diese Mittel nicht mehr aus. Hier geht es weniger um die Substanzen als solche, sondern vielmehr um den Prozess, aus dem sie hervorgegangen sind. Alles im Leben oder auch alles im menschlichen Geiste ist beweglich und unterliegt nicht zuletzt den Gesetzen der Weiterentwicklung und der Evolution. In diesem Kontext kommt den Metallen eine ganz besondere Rolle zu. Das gilt vor allem für die sogenannten sieben klassischen „ Planetenmetalle“ Silber mit Mond, Quecksilber mit Merkur, Kupfer mit Venus, Gold mit Sonne, Eisen mit Mars, Zinn mit Jupiter sowie Blei mit Saturn. Diese Zuordnungen sind uralt und waren schon in der ägyptischen oder griechischrömischen Antike bekannt. Die Metalle und Planeten entsprechen auch den griechischen oder römischen Gottheiten oder auch den geistigen Wesenheiten (Hierarchien). Ferner wurden schon immer die Sternbilder in entsprechender Weise zugeordnet: Planet oder Kraftgebiet Metall (lat.) Gott (griechisch) Gott (römisch) Sternbilder Fixsternhimmel Tierkreis Saturn Edelsteine Plumbum (Pb) Kronos Saturnus Jupiter Mars Sonne Venus Merkur Mond Erde Stannum (Sn) Ferrum (Fe) Aurum (Au) Cuprum (Cu) Hydragyrum (Hg) Argentum (Ag) Antimon (Sb) Zeus Ares Helios Aphrodite Hermes Selene Gaia Jupiter Mars Sol Venus Merkur Luna Demeter Steinbock, Wassermann Schütze, Fische Widder, Skorpion Löwe Stier, Waage Zwillinge, Jungfrau Krebs Metalle und Planeten finden aber nicht nur makrokosmisch eine entsprechende Zuordnung, sondern die Lehre der Alchimie zeigt ebenfalls viele mikrokosmische Zuordungen auf. Auch der Mensch ist eng mit dem Metall verwandt. In der Alchimie zieht sich diese magisch-mythische Lehre vom ägyptischen Gott und Weisheitslehrer Hermes Trismegistos bis ins späte Mittelalter hindurch. Sie war das westliche System der Wandlungsphasen, wie sie im Osten auch im Taoismus bekannt sind. Interessanterweise wurde auch im östlichen China lange mit sieben Elementen © IAK Geistige Wesenheiten oder Hierarchien Seraphim Cerubim Thone Kyriotetes Dynamis Exusiai Archai Archangeloi Angeloi Mensch gearbeitet (Erde, Metall, Wasser, Holz, irdisches Feuer, ätherisches Feuer und Luft), bevor die Traditionelle Chinesische Medizin bereits vor Christ Geburt dazu überging, mit 5 Elementen zu arbeiten (Erde, Metall, Wasser, Holz und Feuer). Kosmologische Dimensionen im Bezug auf den Fluss der Lebenszusammenhänge wurden somit von allen Kulturen der Welt berücksichtigt. Folgende mikrokosmischen Zuordnungen der Metalle im Bezug auf die Organe und die Drüsen des Menschen sind in der Alchimie bekannt: IAK Kongress 2012 30 Planet Saturn Metall Blei Jupiter Zinn Mars Eisen Sonne Gold Venus Merkur Kupfer Merkur Mond Silber Organ Nerven-Sinnessystem, Milz, Skelettsystem, Zähne Gelenke, Sehnen, Bindegewebe, Leber Kehlkopf, Schilddrüse, Gallenblase, Muskulatur, Arterien Herz und Kreislauf, Thymus Drüse Epiphyse Flüssigkeit Liquor Hypothalamus Gewebeflüssigkeit Schilddrüse und Nebenschilddrüsen Thymus Blut (arteriell) Niere, Nebenniere, Venen Lunge, Schleimhäute, Lymphund Drüsengewebe Gehirn, Geschlechts- und Harnorgane Pankreas Nebennieren Die Metalle verbinden so nach Rudolf Steiner („ Eine okkulte Physiologie“, GA 128, 1911) die inneren Organe mit den kosmischen Planetenkräften in dreifaPlanet Metall Saturn Blei Lebensprozess nach R. Steiner und primäre Metall-Wirkrichtung Begrenzen (Ersterben) Jupiter Zinn Bewahren Mars Eisen Atmen Sonne Gold Venus Kupfer Ausgleichen (Zirkulation) Ernähren (Stoffwechsel) Merkur Quecksilber Bewegen Mond Silber Aufbauen, Erneuern Erde Antimon Unterstützung und Formung des Erneuerns Bewegens und Ernährens Die Sonne verbindet alle Polaritäten von der Peripherie zum Zentrum und retour. Gold harmonisiert und gleicht aus über die integrativen Ebenen unserer individuellen Seelen- und Herzensebene der IchOrganisation. Rhythmische Prozesse und die Zeitgestaltung sind die Voraussetzungen für gesundes Leben. Mond und Saturn sind Spiegel, Geburt und Tod vereint. Auf der Ebene der physischen Organisation schirmt Blei ab und mineralisiert, während Silber spiegelt und die Aufbauprozesse koordiniert. Beispielsweise stehen in der Verdauung die unbewussten Abbauprozesse des Bleis (Abbau von Fremdeiweiß) der Wirkung des Silbers zur Grundlegenden Erneuerung gegenüber. Merkur und Jupiter sind Spiegel, Bewegen und Bewahren vereint. Auf der Ebene der Flüssigkeitsorganisation (Lebensorganisation) strukturiert Zinn den Flüssigkeitsorganismus und plastiziert die äußere Leibgestaltung Gonaden Mesenchymale Flüssigkeit Blut (venös) Chylus und Lymphe Sperma, Sekrete der Geschlechtsorgane chen Polaritäten und unterstützen eine individuelle Grenzbildung zwischen Welt und Selbst. Ihnen liegen ebenfalls grundlegende Lebensprozesse zugrunde: Richtung der Wirkung des Metalls Ebene der Organisation Mineralisierung, Formgebung, Abgrenzung Plastische Gestaltung, Strukturierung des Flüssigen Zielgerichtetes Handeln auf Basis des eigenen Leibes Vermittlung zwischen Peripherie (Kapillaren) und Zentrum (Herz) Individualisierung und Beseelung belebter Substanz, Energiegewinnung Gesunde Grenzbildung, Integration belebter Substanz, Immunfunktion Zellneubildung, Fortpflanzung, Spiegel im ZNS Gestaltung des Leibes als Ganzes zwischen Substanzverwandlung und Formgebung Physische Organisation LebensOrganisation SeelenOrganisation IchOrganisation SeelenOrganisation LebensOrganisation Physische Organisation IchOrganisation (Schädel, CSF), Quecksilber hingegen stabilisiert die inneren Schleimhautgrenzen und die Immunfunktionen. Venus und Mars sind Spiegel, Ernähren und Atmen sind vereint. Auf der seelischen Ebene aktiviert Eisen und ermöglicht aufgrund der atmenden Prozesse des Leibes die bewusste Umgestaltung der Welt. Kupfer entspannt, entkrampft, nährt und durchwärmt. Die Erde ist die Grundlage der individuellen und differenzierten Leibausformung und wird repräsentiert durch das Antimon (Stibium). Antimon strukturiert die gesamte Gesamtgestaltung des Menschen als Grundlage unserer Individualität (Ich-Organisation). Die Metallwirkung hat ebenso eine zeitlich dynamische Komponente. Die sieben Metalle werden nach Rudolf Steiner dem gesamten Lebenszyklus von Geburt bis zum Tod zugeordnet: IAK Kongress 2012 © IAK 31 Lebensphase, Alter Planet Metall Vergeistigung 77-84 Vergeistigung 70-77 Vergeistigung 63-70 Lebensabend 56 bis 63 Tierkreis Ebene der Organisation Weitere Wirkung Edelsteine Organisationsebene im Lebenslauf nach R. Steiner Gnade Tierkreis Edelsteine Gnade Antimon Tierkreis Edelsteine Gnade Saturn Blei Höhere physische Organisation „ Wechseljahre“: Klimakterium und Eintritt ins Seniorenalter 49-56 Jahre Midlifecrisis bis reife Erwachsenenzeit, 42-49 Jahre Erwachsenenalter 35-42 Jahre Jupiter Zinn Höhere LebensOrganisation Mars Eisen Höhere SeelenOrganisation Sonne Gold IchOrganisation Erwachsenenalter 28-35 Jahre Sonne Gold IchOrganisation Frühe Erwachsenenzeit 21-28 Jahre Sonne Gold IchOrganisation Jugend 14-21 Jahre Schulzeit / Pubertät 7-14 Jahre Geburt bis frühe Kindheit 0-7 Jahre Empfängnis bis Geburt Venus Kupfer Merkur Quecksilber Mond Silber SeelenOrganisation LebensOrganisation Physische Organisation Veranlagung von Geistselbst (Manas), umgestaltete Seelenorganisation Ausbildung der Bewusstseinsseele, Transformation der physischen Organisation Ausbildung der Verstandesund Gemütsseele, Transformation der Leibesorganisation Ausbildung der Empfindungsseele, Transformation der Seelenorganisation Ausbildung der Seelenorganisation Ausbildung der Lebensorganisation Ausbildung der physischen Organisation Bildung der physischen Organisation In diesem Sinne ist es sehr spannend, zu entdecken, wie intensiv diese sieben Planetenmetalle in die Lebenszusammenhänge des Menschen räumlich und zeitlich in ihrer ganzen Entwicklungsdimension eingreifen. Ein Abbild dieser Zustände hat die Alchimie bereits seit langem beschrieben und spricht vom Zustand des Nigredo (der dunkle Zustand des Menschen), Albedo (der bewusste Herzens-Mensch im Zentrum des Kosmos) und vom Zustand des Rubedo (der erleuchtete Mensch im Einklang mit dem Kosmos) im Bezug auf die sieben Brennöfen der Seele. In © IAK Veranlagung von Geistmensch (Atma), die umgestaltete physische Organisation Veranlagung von Lebensgeist (Buddhi), die umgestaltete Lebensorganisation der vedischen Tradition entspricht das den Entwicklungszuständen der Chakren. Auch hier wird bei den Chakren zunächst von einem unerleuchteten Zustand ausgegangen, die also die Lebensfunktionen aufrecht erhalten. Wird Körper, Seele und Geist des Menschen auf seinem Entwicklungsweg zunehmend reiner und durch die Kraft der Liebe geläutert, steigt in diesem Maße die Kundalini-Energie auf, sodass am Ende ein allumfassender „ erleuchteter“ Zustand existiert – in der Alchimie das Rubedo genannt. IAK Kongress 2012 32 Abbildung 1: Rubedo: Mensch im Zentrum des Kosmos in der Zeitendynamik Das Phantastische an der Sache ist, dass die sieben Metalle entsprechend aufbereitet und potenziert werden können und in unterschiedlichsten Zubereitungen in homöopathischer oder teilweise auch stofflicher Weise zur Unterstützung und Heilung eingesetzt werden können. Die Heilungserfolge sind oft frappierend und tief, in dem alte Muster und emotionale Anhaftungen sowie festgefahrene Köperzustände in Schwingung versetzt werden und gelöst werden. Entsprechende Chakrenzustände können kinesiologisch evaluiert werden und so die richtigen Heilmittel gefunden werden, die den Menschen wieder zurück zur Einheit führen. Beschrieben wird dieser Entwicklungsvorgang ausführlich im Kurs Homöokinetik II des Autors. Das Leben selbst gibt diesen wunderbaren Auftrag, sich stetig zu entwickeln und zu reifen. Die sieben Planetenmetalle sind in diesem Sinne die grundlegenden Taktgeber des Menschen. Zusammenfassung und Resümee Homöokinetik verbindet das ganzheitliche homöopathische Wissen mit der Kinesiologie: Die Konstitution des Menschen sowie seine physischen und geistigen Symptome spiegeln sich auf der körperlichen, seelischen und geistigen Ebene. Darinnen verbergen sich ganz grundsätzliche Zugänge zum Menschen: In der Spagyrik werden sie die „ sieben Brennöfen der Seele“ oder auch die „ sieben Planetensiegel“ genannt. In der vedischen Philosophie entspricht das den Chakren oder Lotusblumen. Die Schlüssel zu diesen mystischen Toren sind in der Alchimie die Metalle, die hier vorgestellt werden. Therapeutisch liegt darinnen eine tiefe Kraft und Stärke, die uns Menschen hilft, wieder ganz zu werden auf allen Ebenen. Wolfgang Karl Fischer, Higher Diploma in Applied Science, Master of Science (University College Cork), Heilpraktiker wurde ursprünglich kinesiologisch vor allem von Richard D. Utt (†) in Tucson, AZ, U.S.A. ausgebildet. Seit zwanzig Jahren forscht und arbeitet er im Bereich der Kinesiologie und Naturheilkunde. In Heppenheim an der Bergstraße führt er eine Praxis und ein Zentrum für integrierte Medizin. Seine Ausbildungskonzepte umfassen energetische Heilweisen (Kinesiologie und Körperarbeit) sowie spagyrischhomöopathische Konzepte sowie die Verbindungen aus beiden Gebieten (Homöokinetik). Ferner beschäftigt er sich mit astrologischer Biographiearbeit und bietet ferner Ausbildungen im Bereich Astromedizin an. Kontakt Wolfgang Karl Fischer Paul-Geheeb-Str. 45 64646 Heppenheim (Bergstraße) Tel.: 0049 (0)6252 966 536 www.integrierte-medizin.com [email protected] IAK Kongress 2012 © IAK