Fakultät für Mathematik Heinrich Heine-Universität Düsseldorf PD Dr. Markus Perling Sommersemester 2014 Lineare Algebra 1 Neunte Woche, 4.6.2014 §5 Vektorräume (Ende) Satz: Es sei V ein Vektorraum und U ⊂ V ein Untervektorraum. Dann gilt: (i) V /U ist ein K-Vektorraum. (ii) Die Projektionsabbildung π : V −→ V /U , v 7→ [v] ist linear. Korollar: Es sei f : V −→ W eine lineare Abbildung. Dann sind V / Kern(f ) und W/ Bild(f ) K-Vektorräume. Definition: Man bezeichnet W/ Bild(f ) auch als Kokern von f . Faßt man die Inklusion Kern(f ) ⊂ V als Abbildung auf (eine übliche Schreibweise ist: Kern(f ) ,→ V ), dann kann man das Verhältnis von Kern zu Kokern auf symmetrische Weise wie folgt darstellen: f Kern(f ) ,→ V −→ W Kokern(f ) (wobei man mit eine surjektive Abbildung kenntlich macht). Satz (Homomorphiesatz für Vektorräume): Es seien V, W K-Vektorräume und f : V −→ W eine lineare Abbildung. Dann gibt es genau eine bijektive lineare Abbildung g : V / Kern(f ) −→ Bild(f ), so daß f = g ◦ π. In Diagrammform haben wir also wieder: V π f ∃! g / Bild(f )⊂W 6 V / Kern(f ) Satz: Es sei V ein Vektorraum und U ⊂ V eine beliebige Teilmenge. Dann sind äquivalent: (i) U ist ein Untervektorraum. (ii) Für alle λ ∈ K und u, v ∈ U gilt: u − v ∈ U und λu ∈ U . (iii) Für alle λ, µ ∈ K und u, v ∈ U gilt: λu + µv ∈ U . §6 Erzeugendensysteme, Basen und Dimension Auch in diesem Abschnitt sei K stets ein Körper. Definition: Es sei V ein K-Vektorraum. (i) Es sei (vi )i∈I eine Familie von Elementen in V . Dann heißt v ∈ V eine endliche Linearkombination von Elementen dieser Familie, wenn es eine endliche Teilmenge J ⊂ I gibt und eine Familie (λj )j∈J von Elementen in K, so daß gilt: X v= λj vj . j∈J Ist insbesondere I = {1, . . . , n} mit n ∈ N, dann ist v eine Linearkombination von v1 , . . . , vn , wenn es λ1 , . . . , λn ∈ K gibt, so daß v= n X λi vi . i=1 (ii) Es sei M ⊂ V eine beliebige Teilmenge und wir bezeichnen M := {U ⊂ V | U ist Untervektorraum von V und M ⊂ U }. Dann setzen wir: \ hM i := U. U ∈M Für eine Familie (vi )i∈I schreiben wir auch: hvi | i ∈ Ii := h{vi }i∈I i. Für I = {1, . . . , n} schreiben wir auch hv1 , . . . , vn i. Satz: Es sei V ein Vektorraum und M ⊂ V . (i) hM i ist ein Untervektorraum von V . (ii) hM i besteht aus endlichen Linearkombinationen von Elementen in M . Definition: Es seien M und V wie zuvor. (i) hM i heißt der von M erzeugte Untervektorraum (bzw. die lineare Hülle von M in V ). (ii) Es sei U ⊂ V ein Untervektorraum. Falls gilt U = hM i, dann heißt M Erzeugendensystem von U . (iii) Wenn gilt hM i = V , dann heißt M Erzeugendensystem von V . (iv) V heißt endlich erzeugt, wenn es ein endlichens Erzeugendensystem besitzt. Definition: Eine Familie von Vektoren (vi )i∈I heißt linear abhängig, wenn es eine endliche P Teilmenge J ⊂ I und eine Familie (λj )j∈J von Elementen in K gibt, so daß j∈J λj vj = 0 und λj 6= 0 für mindestens ein j ∈ J. Andernfalls heißt (vi )i∈I linear unabhänging. Ist insbesondere I = {1, . . . n}, Pdann sind Vektoren v1 , . . . , vn linear abhänging, wenn es λ1 , . . . , λn ∈ K gibt, so daß ni=1 λi vi = 0 und λi 6= 0 für mindestens ein i. Bemerkung: (i) (vi )i∈I ist genau dann linear unabhänging, wenn fürP alle endlichen Teilmengen J ⊂ I und Familien (λj )j∈J von Elementen in K mit j∈J λj vj = 0 gilt, daß λj = 0 für alle j ∈ J. (ii) ∅ ist linear unabhänging. (iii) {0} ist linear abhängig. (iv) Ist (vi )i∈I linear unabhängig, dann ist auch (vj )j∈J linear unabhängig für alle J ⊂ I. (v) Gibt es i, j ∈ I mit i 6= j und vi = vj , dann ist (vi )i∈I linear abhängig. Beispiel: Es sei V = K n . Dann setzen wir e1 := (1, 0, . . . , 0), e2 = (0, 1, 0, . . . , 0), . . . en = (0, . . . , 0, 1). Dann sind e1 , . . . , en linear unabhängig und es gilt V = he1 , . . . , en i. Satz: Es sei V ein Vektorraum und (vi )i∈I eine Familie von Vektoren in V . Dann ist (vi )i∈I genau dann linear unabhängig, wenn man in hxi | i ∈ Ii jedes Element eindeutig als Linearkombination der vi schreiben kann. Definition: Ein linear unabhängiges Erzeugendensystem heißt Basis. Beispiele: 1) e1 , . . . , en ist Basis von K n . 2) In Matm×n (K) bezeichne eij die Matrix, deren einziger von 0 verschiedener Eintrag sich in der i-ten Zeile und j-ten Spalte befindet und den Wert 1 hat. Dann bilden {eij | 1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ j ≤ n} eine Basis von Matm×n (K). 3) Faßt man K[X] als K-Vektorraum auf, dann bilden die Monome 1, X, X 2 , X 3 , . . . eine Basis. 4) 1 und i bilden eine Basis von C als R-Vektorraum. Jedes z 6= 0 bildet eine Basis von C als C-Vektorraum. Satz: Es sei V ein K-Vektorraum und v1 , . . . , vn ∈ V . Dann sind äquivalent: (i) v1 , . . . , vn sind linear abhängig. (ii) Es gibt ein 1 ≤ k ≤ n und λ1 , . . . , λk−1 , λk+1 , . . . , λn ∈ K, so daß vk = Pn i=1 i6=k λi vi . (iii) Es gibt ein 1 ≤ k ≤ n, so daß hv1 , . . . , vn i = hv1 , . . . , vk−1 , vk+1 , . . . , vn i. Definition: Es sei V ein K-Vektorraum. Wir nennen ein Erzeugendensystem (vi )i∈I von V minimal, wenn für alle j ∈ I gilt: hvi | i ∈ I \ {j}i 6= V . Satz: Jeder endlich erzeugte K-Vektorraum besitzt eine Basis und jede solche Basis ist endlich. Satz: Es sei V ein K-Vektorraum und v1 , . . . , vn ∈ V . Dann sind folgende Aussagen äquivalent: (i) v1 , . . . , vn bilden eine Basis von V . (ii) v1 , . . . , vn sind eine maximale linear unabhängige Teilmenge von V . (iii) v1 , . . . , vn sind ein minimales Erzeugendensystem von V . Satz (Basisergänzungssatz): Es sei V ein K-Vektorraum, v1 , . . . , vr ∈ V linear unabhängig und w1 , . . . , wm ein Erzeugendensystem von V . Wenn hv1 , . . . , vr i = 6 V , Dann gibt es i1 , . . . , is ∈ {1, . . . , m}, so daß v1 , . . . , vn , wi1 , . . . , wis eine Basis von V bilden. Satz (Austauschlemma): Es sei V ein K-Vektorraum, v1 , . . . , vr eine Basis von V und 0 6= w ∈ V . Dann gibt es ein 1 ≤ k ≤ n, so daß v1 , . . . , vk−1 , w, vk+1 , . . . , vn eine Basis von V bilden. Satz (Steinitzscher Austauschsatz): Es sei V ein K-Vektorraum, v1 , . . . , vn eine Basis von V und w1 , . . . , wr eine Linear unabhängige Famile von Vektoren in V . Dann gilt r ≤ n und es gibt i1 , . . . , ir ∈ {1, . . . n}, so daß man nach Austausch von wk gegen vik für 1 ≤ k ≤ r wieder eine Basis erhält. Bemerkung: Nach Umnumerierung kann man annehmen, daß i1 = 1, . . . ir = r gilt, also w1 , . . . , wr , vr+1 , . . . , vn eine Basis bildet. Korollar: Es sei V ein K-Vektorraum und v1 , . . . , vm , w1 , . . . , wn zwei Basen von V . Dann gilt: m = n. Definition: Es sei V ein K-Vektorraum. Besitzt V eine endliche Basis v1 , . . . , vn , dann setzen wir dim V := n, die Dimension von V . Wir nennen V in diesem Fall auch endlichdimensional. Besitzt V keine endliche Basis, dann nennen wir V unendlich-dimensional und setzen dim V := ∞. Literatur-/Lesevorschläge S. Bosch, Lineare Algebra, §1.5 G. Fischer, Lineare Algebra, §1.5