Der Sternenhimmel im September

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Der Sternenhimmel im September
Der Verfasser
Ralf Kannenberg
Diplomierter Mathematiker, in der Computerbranche tätig.
Schon als kleiner Junge hat Ralf Kannenberg mit Begeisterung den Apollo-Astronauten auf ihren
Ausflügen im Mond-Auto zugeschaut, wann immer sie im Fernsehen übertragen wurden. Er interessierte sich stets für populärwissenschaftliche Astronomie und begann 1978 aktiv mit dem Beobachten, indem er sich autodidaktisch die Sternbilder angeeignet hat.
Ralf bevorzugt Beobachtungen ohne optische Hilfsmittel und ist sehr gut mit den Problematiken und
Tücken der Beobachtungen des Sternhimmels vertraut; er weiß aus eigener Erfahrung recht genau,
wo man als Laie etwas sieht und wo man nichts sieht; insbesondere hat er gelernt, dass man sich
von Fehlschlägen nicht entmutigen lassen sollte.
Es ist Ralf ein Anliegen, jungen Menschen die faszinierende Welt des Sternenhimmels nahe zu
bringen und dabei auch von seinen eigenen langjährigen Erfahrungen zu berichten. Aus diesem
Grunde steht er auch bei individuellen Fragen gerne per E-Mail (an kontakt(at)jugendforummithila.de) zur Verfügung.
1. Allgemeines im aktuellen Monat
Diese Rubrik ist ein allgemeiner Überblick über den abendlichen Sternenhimmel im aktuellen Monat
sowie den Stand der hellen Planeten. Eine erste einfache Einführung, wie man die wichtigsten Sterne
finden kann, findet sich in der dritten Rubrik.
Im Sommer bleibt der Sternenhimmel ziemlich konstant, auch im September sieht man im Wesentlichen denselben Himmel wie im Vormonat, nur dass die Sterne alle noch ein bisschen weiter gezogen
sind. Da es nun schon merklich früher dunkel wird, fällt das aber kaum auf. Der helle Riesenplanet
Jupiter im Südwesten ist bereits weit zum Horizont gezogen, auch Arktur hat sich bereits tief in den
Westen abgesenkt. Hoch über uns kann man schön das Sommerdreieck mit der Wega in der Leier,
Deneb im Schwan und Atair im Adler bewundern, während im Osten die ersten Herbststerne deutlich
zu erkennen sind und tief im Nordosten steigen auch der Perseus und die helle Capella über den Horizont.
Der Große Wagen senkt sich westwärts herab, während die Cassiopeia im Nordwesten immer höher
steigt und wie ein schiefes "W" hoch über dem Nordost-Horizont steht.
Die Venus sieht man weiterhin morgens vor Sonnenaufgang.
1. Monatsbeitrag: Einfache Tipps zum Auffinden der Planeten
Viele von Euch werden sich bestimmt fragen, wie man eigentlich die hellen Planeten Merkur, Venus,
Mars, Jupiter und Saturn erkennen kann. Tatsächlich gibt es einige einfache Tricks, die man in den
meisten Fällen anwenden kann.
So gilt ganz allgemein, dass diese Planeten sehr hell sind, d.h. wenn überhaupt sind nur ganz wenige
Fixsterne heller als diese Planeten. Fangen wir mit Venus und Jupiter an: Diese beiden Planeten sind
viel heller als alle anderen Sterne, d.h. wenn man einen so hellen Stern sieht, so ist das immer die
Venus, der Jupiter oder - aber nur alle zwei Jahre - der für kurze Zeit in Opposition stehende Mars.
In Opposition bedeutet, dass Sonne - Erde - Planet eine
Linie bilden; beispielsweise steht der Mond bei Vollmond in
Opposition. Doch welcher ist dann welcher? Auch hier gibt
es zwei einfache Regeln:
Wenn der Mars in Opposition steht, ist er so hell, dass er
deutlich orange gefärbt erscheint, während Jupiter und
Venus von bloßem Auge stets weiß erscheinen. Zudem
umkreist die Venus die Sonne innerhalb der Erdbahn, d.h.
von der Erde aus betrachtet befindet sich die Venus ebenso wie der Merkur stets in Nähe der Sonne. Somit steht sie
also abends im Westen und morgens im Osten.
Ein sehr heller weißer Planet, der abends im Osten oder
morgens im Westen steht, kann also nur der Planet Jupiter
sein. Ein sehr heller oranger Planet kann nur der Planet
Mars sein.
Wenn man zwei sehr helle weiße Planeten nebeneinander sieht, dann ist der hellere die Venus und der andere
der Jupiter.
Ein so hell strahlender Planet am Morgenoder Abendhimmel ist die Venus. Auf diesem Bild mit der Sichel des zunehmenden
In unseren Breiten ist nur der Sirius heller als der Planet
Mondes. (Pixelquelle)
Merkur; dennoch sind Beobachtungen des Merkur sehr
schwierig, weil man ihn aufgrund seiner großen Sonnennähe nur in der Horizontdämmerung sehen
kann und dort hat man keine Vergleichssterne, d.h. man kann ihn dort mit einem weniger günstig stehenden Mars oder mit dem Saturn verwechseln. Eine Merkur-Beobachtung sollte man stets mit einem
Feldstecher absichern, mit dem man auch in Horizontnähe die hellsten Fixsterne erkennen kann.
Verbleibt noch der Planet Saturn; tatsächlich ist er ebenso wie ein ungünstig stehender Mars nicht auf
Anhieb zu erkennen, d.h. hier muss man wissen, wo er steht, dann sind beide auffallende Sterne erster Größe, die man gut zusammen mit den anderen Sternen erster Größe, die ich hier beschreibe,
beobachten kann.
3. Kleine Einführung in die wichtigsten Sterne
Auch im September ist der Große Wagen Ausgangspunkt unserer Sternenwanderung; verlängert man
die Deichsel, so kommt man zum hellen Stern Arktur im Bärenhüter. Arktur bedeutet "Jäger, der die
(Große) Bärin im Auge behält" und ist mit 35 Lichtjahren der nächst gelegene Rote Riese.
Auch Arktur ist Ausgangspunkt einer allerdings größeren Deichsel, deren äußerer Stern Gemma
heißt; das ist der Hauptstern der Nördlichen Krone. Gemma bedeutet "Edelstein" und ist ein weißlicher Stern 2. Größe im Abstand von 80 Lichtjahren; wie die meisten Sterne des Großen Wagen (mit
Ausnahme des vorderen Deichselsternes und des oberen hinten Kastensternes) gehört sie auch zum
Bären-Strom, einer Gruppe von Sternen, die gemeinsam an unserer Sonne vorbei durch unsere
Milchstraße ziehen, auch der Sirius gehört diesem Bärenstrom an. - Diese größere Deichsel von Arktur über die Gemma weist auf einen Stern 2. Größe namens Ras Alhague im Schlangenträger, der
nun hoch im Westen steht. Spiegelt man im Sommerdreieck den Stern Deneb an der Achse Wega Atair, so gelangt man ebenfalls zu Ras Alhague. Ras Alhague bedeutet "Kopf des Schlangenträgers"
und ist ein gelblich-weißer Stern im Abstand von etwa 60 Lichtjahren.
Ausschnitt des Sternenhimmels im September nach Eindunklen gegen Süden. Der Ausschnitt geht über
den Zenit (oranges Kreuz) hinaus und umfasst über die Hälfte des an diesem Zeitpunkt sichtbaren Sternenhimmels. Aufgrund der sphärischen Darstellung krümmt sich der Horizont scheinbar nach oben.
Im Sommerdreieck bedeutet die Wega in der Leier "herabstoßender Adler"; sie ist ein weißlicher
Stern im Abstand von nur 25 Lichtjahren; Deneb im Schwan heißt "Schwanz (des Schwanes)"; er ist
3000 Lichtjahre von uns entfernt und trotzdem ein Stern erster Größe; dieser blauweißliche Stern ist
also einer der hellsten Sterne unserer Milchstraße überhaupt. Und Atair im Adler ist ein sonnennaher
Stern, der nur 17 Lichtjahre entfernt ist; er bedeutet "fliegender Adler" und ist wie die Wega ein weißlicher Stern. Im Altertum haben die Menschen also in der Wega und in Atair zwei fliegende Adler gesehen.
Im Osten kann man bereits die ersten Herbststerne aufgehen sehen; so gelangt man zum hellsten
Stern des Pegasus, Enif, wenn man im Sommerdreieck die Wega an der Achse Deneb - Atair spiegelt. Enif ist ein Stern 2. Größe und heißt "Nase (des Pegasus)"; er ist ein Roter Riese im Abstand
von fast 700 Lichtjahren. Etwas östlich von Enif kann man bei guter Horizontsicht auch bereits das
Herbstviereck über dem Osthorizont aufgehen sehen; es sieht nun wie eine übergroße Vorfahrtstafel
aus und sein oberster Stern, Scheat - ebenfalls ein Stern 2. Größe - ist bereits gut sichtbar. Auch
Scheat ist ein Roter Riese, er ist gut 200 Lichtjahren von uns entfernt. Scheat heißt "Schulter (des
Pferdes Pegasus)" und steht in einem kleinen fast gleichseitigen Dreieck an der linken unteren Ecke;
dieses Dreieck hat links neben der rechten unteren Ecke einen weiteren gut erkennbaren Stern, so
dass man dieses typische Dreieck leicht am Himmel wiederfinden und sich gut orientieren kann. Im
Herbstviereck links unterhalb von Scheat können wir bereits gut die Sirrah erkennen; bei ihr zweigt
die Andromeda-Kette ab. Sirrah bedeutet "Nabel (der Andromeda)" und ist ein weißlicher Stern im
Abstand von 100 Lichtjahren.
Sommerdreieck (orange) mit Achsenspielgelung (hellblau) zu Enif im Pegasus und zu Ras Alhauge im Schlangenträger
Wenn man vom mittleren Stern des Cassiopeia-W eine Linie durch den vierten, also nächsten linken
Stern des W zieht und diese verlängert, so kann man bei guter Horizontsicht bereits den Hauptstern
des Perseus, Mirfak erkennen, links unter ihm funkelt bereits die helle Capella im Fuhrmann. Die
Capella kann man auch finden, indem man vom mittleren Stern des Cassiopeia-W zwischen dem
vierten und fünften Stern des W hindurch verlängert. Mirfak bedeutet "Ellbogen" und ist ein gelbweißlicher Stern im Abstand von 100 Lichtjahren. Capella heißt "Zicklein" und auf alten SternbildDarstellungen kann man sehen, dass der Fuhrmann auf seiner Schulter ein kleines Zicklein trägt; das
ist der Ort des Hauptsternes Capella. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Vierfach-Sternsystem im
Abstand von gut 40 Lichtjahren, bei dem beide Hauptsterne wie unsere Sonne gelbe Sterne sind.
zum Verzeichnis der Sternnamen ->
4. Aktuell: Neue Planetendefinition
Nach der Entdeckung
Die oberen drei
über 1000 km großer
Himmelskörper
Planetoiden jenseits
wurden als Planeten
der Neptunbahn in
vorgeschlagen.
den Jahren 2002
Schließlich hätten
(Quaoar), 2004 (Sedmindestens die fünf
na) und letztes Jahr (in
Kupier-Gürtelfrüheren Beiträgen "10.
Planetoiden mit
Planet", auch Xena)
aufgenommen
wurde es deutlich,
werden müssen.
dass der Planet Pluto
Diese Bilder sind
keineswegs ein normakünstlerische Interler Planet wie die anpretationen.
deren Planeten unseres Sonnensystems ist.
Vielmehr ist er "nur"
einer der größten Planetoiden des äußeren Planetoidengürtels unseres Sonnensystems, den man
auch Kuipergürtel nennt. Bis heute kennt man 7 Mitglieder
dieses Kuipergürtels, die größer als 1000 km sind, von denen
zwei - Pluto und Xena - sogar größer als 2000 km im Durchmesser sind. Die übrigen fünf sind der Quaoar, die Sedna, der
Orcus, der Santa und der Easterbunny, wobei die Namen "Santa" (2003 EL61), "Easterbunny" (2005 FY9) und "Xena" (2003
UB313; "10. Planet") nur vorläufige Bezeichnungen sind.
Mit der Entdeckung dieser neuen Mitglieder unseres Sonnensystems wollte man eine verbindliche Definition, was ein Planet ist, tätigen. Am 16. August hat nun ein Gremium einen Vorschlag unterbreitet, dass alle direkt um die Sonne wandernden
Mitglieder unseres Sonnensystems, die aufgrund ihrer Gravitation in etwa runde Gestalt aufweisen, grundsätzlich als
Planeten in Frage kommen. Überdies werden neu Monde, die
so massenreich sind, dass der gemeinsame Schwerpunkt
zum Hauptplaneten außerhalb des Hauptplaneten liegt,
ebenfalls als Planeten (Doppel- bzw. Mehrfachplaneten) bezeichnet. In unserem Sonnensystem ist das nur beim großen
Plutomond Charon der Fall.
Aufgrund der neuen Kriterien wurde vorgeschlagen, drei neue
Mitglieder des Sonnensystems als Planeten zu bezeichnen,
nämlich den größten Planetoiden Ceres (zwischen Mars und
Jupiter), den im vergangenen Jahr entdeckten "10. Planeten"
aufgrund seiner Größe sowie den Plutomond Charon. Somit
würde unser Sonnensystem neu aus 12 Planeten bestehen.
Dieser Vorschlag war aber insofern problematisch, weil die
oben genannten prominenten Kuipergürtel-Planetoiden Quaoar
und Sedna ebenso wie die weniger bekannten KuipergürtelPlanetoiden Orcus, Santa und Easterbunny allesamt größer als
Ceres und Charon sind und somit sehr schwer nachvollziehbar
war, warum ihnen ein Planetenstatus vorenthalten bleiben soll.
Das offizielle Gremium der IAU (Internationale Astronomische
Union) hat sich deswegen am 14. August entschlossen, ein
weiteres Kriterium für einen Planeten einzuführen: Ein Planet
muss zusätzlich im Bereich seiner Umlaufbahn der bei weitem größte (genauer: massenreichste) Körper sein. Dies ist
weder im Planetoidengürtel noch im Kuipergürtel der Fall, so
dass nur noch die 8 Planeten bis und mit Neptun als solche
bezeichnet werden, während der bisherige Planet Pluto nach 76
Jahren seinen Planetenstatus wieder verliert und dem sogar
etwas größeren "10. Planeten" Xena kein Planetenstatus verliehen wird. Auch die beiden anderen vorgeschlagenen neuen
Planeten, Ceres und der Plutomond Charon, wurden ebenso
wie die immer wieder genannten Kuipergürtel-Planetoiden
Quaoar und Sedna abgelehnt. Für diese Mitglieder unseres
Sonnensystems will die IAU zu einem späteren Zeitpunkt einen
neuen Begriff erarbeiten.
Die klassischen neun Planeten entsprechend ihrer Größenverhältnisse
dargestellt. Ihre Abstände sind wesentlich größer. Reihenfolge: Sonne,
Merkur, Venus, Erde mit Mond, Mars,
Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto
mit Charon
Die in diesem Beitrag verwendeten Bilder stammen von der NASA, der ESA, ESO, DLR und anderen Raumfahrts- und Astronomie-Organisationen. Das Nutzungsrecht dieser Organisationen besagt, dass ihre Bilder für Zwecke der Bildung frei verwendet werden dürfen.
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