EINDEUTIGKEIT DEE ZERLEGUNG IN PRIMZAHLFAKTOEEN IN QUADRATISCHEN ZAHLKÖRPERN V O N G. RABINOVITCH. Ich betrachte im Folgenden quadratische Zahlkörper mit der Diskriminante der Form D = 1 - 4m. Um Missverständnisse zu vermeiden will ich gleich ausdrücklich bemerken, dass ich keine Ideale eingeführt denke und also nur mit Zahlen operiere. Es gilt in diesem Falle der Grundsatz der Zahlentheorie nicht in jedem der betrachteten Zahlkörper, und wenn ein solcher Körper gegeben ist, so kann man sich also fragen, ob jede Zahl dieses Körpers nur auf eine Weise in Primzahlen zerlegt werden kann. Mit dieser Frage beschäftige ich mich im Folgenden. Diese Frage kann auch so formuliert werden : ist die Klassenzahl eines gegebenen Körpers gleich 1 oder grösser ? Dabei wende ich folgende Bezeichnungen an. Lateinische Buchstaben bezeichnen ganze rationale Zahlen, griechische—ganze (im allgemeinen) irrationale, ä bezeichnet die zu oc konjugierte Zahl. Jede Zahl £ des Körpers kann in der Form dargestellt werden, wo ist, und umgekehrt ist jede Zahl dieser Form eine ganze Zahl des Körpers. Norm der Zahl £ ist N% = x2 -f xy + my2. Die In einer Strassburger Dissertation zeigt Herr Jacob Schatunowsky, dass der Euklidsche Algorithmus in solchen Körpern, wenn m > 3 ist, im allgemeinen nicht anwendbar ist. Ich versuchte nun diesen Algorithmus zu verallgemeinern. Ein Schritt dieses Algorithmus besteht bekanntlich in der Bildung der Zahl a — ßrj, welche kleiner als die gegebenen Zahlen a und ß ist. Ich habe statt dessen den Ausdruck aC-ßy betrachtet. Dabei wurde ich zum folgenden Satze geführt. ZERLEGUNG IN PRIMZAHLFAKTOREN IN QUADRATISCHEN ZAHLKÖRPERN 419 Ist es möglich, sobald zwei Zahlen a und ß eines Zahlkörpers gegeben sind, von denen keine durch die andere teilbar ist, zwei Zahlen £ und r) desselben Körpers zu finden, welche der Ungleichung 0 < N(aC~ßv)<Nß (1) genügen, so ist die Klassenzahl des betreffenden Zahlkörpers gleich 1. Um das zu beweisen, machen wir die Voraussetzung dass in einem Körper die Ungleichung (1) immer lösbar ist. Wäre die Zerlegung einer Zahl in Primzahlen nicht eindeutig, so müsste es, wie es leicht zu zeigen ist, im betreffenden Körper Zahlen geben, die durch eine Primzahl IT teilbar sind, die aber als ein Produkt von zwei Zahlen dargestellt werden können, von denen keine durch ir teilbar ist. Betrachten wir die Normen aller Zahlen, die in bezug auf eine Primzahl TT diese Eigenschaft haben, so muss es unter diesen Normen eine geben, welche nicht grösser ist, als jede der andern. Es sei dies die Norm der Zahl \ A . Nach unserer Voraussetzung müssen zwei Zahlen £ und TJ existieren von der Eigenschaft, dass die Zahl \ju — irr — 7}\ (2) den Ungleichungen genügt. 0<Nfi<N7r (3) 0<Nfi<N\ (4) Multiplizieren wir (2) mit A, so bekommen wir yuA = £TTA - vXA. Der rechte Teil ist durch TT teilbar, also muss es auch //A sein. Die Zahl /JL ist wegen (3) durch ir nicht teilbar, A auch nicht, also gehört die Zahl fjuA zu den betrachteten. Es ist aber wegen (4) A^A)<i\T(\A); das widerspricht der Annahme, dass die Norm der Zahl \A nicht grösser ist, als die Normen aller anderen solchen Zahlen, also ist die Zerlegung in Primzahlfaktoren eindeutig, die Klassenzahl des betreffenden Körpers ist 1. Die Umkehrung dieses Satzes ist auch richtig, ich werde sie aber nicht benutzen. Den eben bewiesenen Satz können wir auch in der folgenden Form aussagen : Ist die Klassenzahl eines Körpers grösser als 1, so gibt es in diesem Körper zwei solche Zahlen a und ß, .von denen keine durch die andere teilbar ist, dass die Ungleichung 0<N(aC-ßr))<Nß (1) keine Lösungen besitzt. Ich teile nun beide Teile durch Nß (wie es Schatunowsky in einem ähnlichen Falle tut) und bekomme 0<jv(|f-„)<l Ich kann jetzt auch so sagen. (5). In einem Zahlkörper, wo die Klassenzahl > 1 ist, musss es störende Brüche geben; dabei nenne ich einen e Bruch -= störend, wenn es unmöglich ist, die Ungleichung (5) zu befriedigen. 27—2 420 G. RABINOVITCH Es leuchtet unmittelbar ein, dass wenn ein Bruch -= störend ist, auch die ß Brüche ß*C'. ßS' wo £ eine beliebige Zahl bedeutet, störend sein müssen. Indem ich diese Bemerkung anwende, zeige ich leicht, dass wenn in einem Zahlkörper störende Brüche vorhanden sind, notwendig störende Brüche von der Form 2-^ (6), q wo p ^ q ^ m ist, existieren müssen. Unser bisheriges Ergebniss können wir auch so aussprechen. Die Klassenzahl eines Körpers ist grösser oder gleich 1 je nachdem es unter den Brüchen (6) störende gibt oder nicht. Betrachten wir jetzt die Normen der Zähler dieser Brüche, also die m — 1 Zahl p2—p + m (p — 1, ..., m ~ 1) (7), und nehmen zunächst an, dass alle diese Zahlen Primzahlen sind. Ist dann q eine von 1 verschiedene Zahl < m, so sind die Zahlen p2—p + m und q relative Primzahlen und es gibt zwei Zahlen x und y, die der Gleichung (p2 — p + m) x — qy — 1 genügen. Diese Gleichung können wir aber in der Form -— (p - * ) x - y = - p— ' ò . nicht störend ist 9. Es gibt also keine störenden Brüche von der Form (6), also schreiben, und in dieser Form zeigt sie, dass der Bruch a N (- ) = — < 1 ist \qj q2 ist die Klassenzahl des Körpers gleich 1. Ist eine von den Zahlen p2 —p + m (p ~ 1, ..., m - 1) (7) (rational) zusammengesetzt, so kann sie einerseits als Produkt von rationalen Zahlen dargestellt werden, andernseits als Produkt der Zahlen p — ^ und p — Sr. Es ist leicht zu zeigen, dass p — ^ und p — ^ Primzahlen sind. Wir haben also in der Zahl p2 — p + m ein Beispiel einer Zahl, die in zwei verschiedene Reihen von Primfaktoren zerlegt werden kann, die Klassenzahl ist also grösser als 1. Wir haben somit den Satz gewonnen : Die Klassenzahl eines quadratischen Körpers ist grösser oder gleich 1, je nachdem in der Reihe der Zahlen p2 — p + m (p =1, ..., m — 1) zusammengesetzte Zahlen vorkommen oder nicht. An dieses Resultat schliesse ich folgende Bemerkungen an. ZERLEGUNG IN PRIMZAHLFAKTOREN IN QUADRATISCHEN ZAHLKÖRPERN Es ist längst eine Anzahl von Zahlkörpern mit der Klassenzahl 1 bekannt. sind dies die Zahlkörper mit den Diskriminanten 421 Es - 7, - 11, - 19, - 43, - 67, - 163. Es ist aber unbekannt, ob es weitere solche Körper gibt und ob die Zahl solcher Körper endlich ist. Der mitgeteilte Satz führt diese Frage auf die folgende Frage über die Verteilung der Primzahlen zurück. Es gibt einige Primzahlen m, nämlich 2, 3, 5, 11, 17, 41 von der Eigenschaft, dass auch die Zahlen p2 — p + m (p = 1, ... , m - 1) Primzahlen sind. Gibt es noch solche Primzahlen, und gibt es deren eine endliche Anzahl oder eine unendliche ? Diese Frage ist, soweit ich weiss, ungelöst, und wir haben also für die andere Frage keine Antwort bekommen. In den speziellen Fällen lässt sich aber die rationalzahlentheoretische Frage leicht beantworten. Die Zahlen der Reihe (7) können auch in folgender Weise bekommen werden. Die erste ist m, die zweite m + 2, um die dritte zu bekommen addiere ich zur zweiten 4, die vierte bekommt man aus der dritten indem man 6 addiert, dann kommt 8 u.s.f. Als Beispiel wähle ich die Zahl m = 11. 11+2 13+4 17+6 23+8 31 + 10 41 + 12 53 + 14' 67 + 16 83 + 18 101 Diese kleine Rechnung beweist (da die Zahlen 11, 13 u.s.f. Primzahlen sind), dass der Zahlkörper mit der Diskriminante D = l — 4 . 1 1 = — 43 die Klassenzahl 1 hat. Für m = 41 bekommen wir die bekannte Funktion p2-p+ 4>l, welche für die ersten 40 Werte von p Primzahlen ergiebt. Zum Schluss erlaube ich mir eine Vermutung auszusprechen. Die oberflächliche Betrachtung der Reihe (7) erlaubt in einem Falle die Klassenzahl des betreffenden Körpers anzugeben, nämlich wenn diese Zahl gleich 1 ist. Vielleicht wird eine genauere Untersuchung dieser Reihe erlauben die Klassenzahl in allen Fällen zu erkennen.