www.evimed.ch Die quadrivalente HPV-Impfung bei Männern ist präventiv wirksam gegen HPV-Infektionen und deren assoziierte anogenitalen Läsionen Frage: Wie effizient ist eine Impfung gegen Humanes Papillomavirus (HPV) bei Männern? Hintergrund: Die Rate an Infektionen mit dem humanen Papillomavirus (HPV) ist bei Männern ähnlich hoch wie bei Frauen und mit einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen im Anogenital- und Oropharynxbereich assoziiert. Die geschätzte Infektionsrate ist für beide Geschlechter gleich, die Immunantwort bei Männern jedoch abgeschwächt. Diese Tatsache könnte die grössere Prävalenz an HPV-Infektionen bei Männern im Vergleich zu der bei Frauen erklären. Der quadrivalente HPV-Impfstoff (gegen HPV-Typen 6, 11, 16, 18) konnte bei Frauen als wirksam zur Vermeidung genitaler Erkrankungen, welche durch diese Viren verursacht werden, bewiesen werden. Einschlusskriterien: • • Heterosexuelle Männer zwischen 16 und 23 Jahren mit bisher 1 bis 5 Sexualpartnern Homosexuelle Männer zwischen 16 und 26 Jahren mit bisher 1 bis 5 Sexualpartnern Ausschlusskriterien: • • Männer mit klinisch anogenitalen Warzen oder anderen genitalen Läsionen verdächtig auf sexuell übertragbare Erkrankungen bei der Screening-Untersuchung Anogenitale Läsionen in der Vorgeschichte Studiendesign und Methode: Randomisierte, placebokontrollierte Doppelblind-Studie. Studienort: 18 verschiedene Länder Intervention • Gruppe 1: Interventionsgruppe: o Impfung mit dem quadrivalenten HPV-Impfstoff am Tag 1, nach 2 Monaten und nach 6 Monaten in den Musculus deltoideus (Impfung stets in denselben Arm) o Impfung mit Gardasil oder Silgard (Merck): beinhaltet virusähnliche (HPV 6, 11, 16, 18) konjugierte Partikel o Gruppe 2: Placebogruppe: Impfung mit einem Placebo-Impfstoff am Tag 1, nach 2 Monaten und nach 6 Monaten in den Musculus deltoideus (Impfung stets in denselben Arm) o Beide Gruppen erhielten an Tag 1, nach 7, 12, 18, 24, 30, und 36 Monaten eine klinische Untersuchung auf äussere anogenitale Läsionen. Im Falle eines positiven Befundes wurden Biopsien entnommen und durch 1.) das zentrale zytologische Labor und 2.) durch ein unabhängiges 4-köpfiges Pathologen-Team beurteilt. Zudem wurden routinemäßig bei jedem Studienteilnehmer Hautproben vom Penis, Dammbereich, perianal und vom Hoden am Tag 1, nach 7, 12, 18, 24, 30 und 36 Monaten entnommen und auf HPV-Viren untersucht. Bei homosexuellen Studienteilnehmern, welche anamnestisch Analverkehr hatten, wurden zusätzlich Abstriche aus dem Enddarm durchgeführt. Outcome: • Primärer Outcome: www.evimed.ch äussere anogenitale Läsionen: Condyloma accuminata, intraepitheliale Neoplasien (PIN) oder Malignome (mittels PCR-Nachweis verursacht durch HPV-6, 11, 16 oder 18, sowie pathologische zytologische Beurteilung) Sekundärer Outcome: o persistierende HPV-Typ 6, 11, 16, oder 18-Infektionen (nachgewiesen durch HPVPersistenz mit demselben Erregertyp bei wiederkehrenden/persistierenden anogenitalen Läsionen während 2 Untersuchungen mit einem Mindestabstand von 6 Monaten) o anogenitale Läsionen assoziiert mit anderen HPV-Typen (PCR-Nachweis) o • Resultat: • • • • • • • Es wurden 4065 gesunde Männer eingeschlossen, 3463 Männer heterosexuell Serokonversion nach Erhalt der 3. Impfdosis bei 97.5% für alle 4 HPV-Typen in der Studiengruppe Reduktion von äusseren anogenitalen Läsionen assoziiert mit HPV-Typ 6, 11, 16, 18 in der Studiengruppe mit einer Effektivität von 90.4% (bei sero-und PCR-negativen Patienten vor der ersten Impfung), 92.4% bei heterosexuellen Männern, 79% bei homosexuellen Männern Reduktion des Auftretens von Condyloma Accuminata um 89.4% (bei sero-und PCR-negativen Patienten vor der ersten Impfung) Reduktion von PIN um 100% (bei seronegativen Patienten vor der ersten Impfung) Reduktion um 85.6% an persistierenden HPV-Infektionen (bei sero-und PCR-negativen Patienten vor der ersten Impfung) In der Studiengruppe traten bei 3 Männern (vorher seronegativ) äussere genitale Läsionen auf Kommentar: • • • Die quadrivalente HPV-Impfung bei Männern ist effizient zur Vorbeugung von HPV-assosziierten äusseren genitalen Läsionen und persisitierenden HPV-Infektionen (verursacht durch eine Infektion mit HPV Typ 6, 11, 16, oder 18) Ob die HPV-Impfung auch zur Vorbeugung von anogenitalen und oropharyngealen Tumoren wirksam ist, muss in weiteren Studien gezeigt werden Studienlimitationen: Kurze Observationszeit, Männer mit weniger als 5 Sexualpartnern während ihrer Lebenszeit wurden eingeschlossen Literatur: Giuliano A.R. et al. Efficacy of Quadrivalent HPV Vaccine against HPV Infection and Disease in Males. N Engl J Med 2011; 364:401-411 Verfasser: Katja Woitzek