Herpes simplex Infektionen bei HIV - infizierten Patienten Johannes R. Bogner Uni München 1. Die klinische Präsentation von HSV 1 und HSV 2 Läsionen unterscheidet sich oft von Läsionen bei immunkompetenten Personen • größere Läsionen • Ulceration • Lokalisation • Hämorrhagie 2 3 Umlauf Tausend 4 2. Das Vorliegen von herpetischen Läsionen ist ein permissiver Faktor für die HIV -Übertragung • Höhere HSV Prävalenz bei HIV Infizierten • STDs als unabhängiger Cofaktor für die Übertragungswahrscheinlichkeit 5 Seroprävalenz HSV 2 • HIV – negativ (Wunsch einer informativen HIV – Testung) im Zeitraum von 1997 bis 2000 (San Francisco) Seroprävalenz von 23,5% für HSV-2 [Turner 2003] • Frauen 28,7%, Männer 24,1%. Inzidenz der akuten Serokonversion: 2,6 Fälle pro 100 Personenjahre • An einem italienischen Kollektiv von 380 HIV – Infizierten hingegen lag die HSV-2 Seroprävalenz deutlich höher: 33.2% • Unabhängige Risikofaktoren: Alter, Homosexualität [Suligoi 2002]. 6 HSV 1 und 2 bei homosexuellen Männern in Melburne / Austr. • Untersuchung von 168 HIV- und 132 HIV+ Männern • HSV 1: 73% Ak - Nachweis, n.s. • HSV 2: 20% versus 61% (p<0,0001) • 75.6% der HIV-seronegativen Männer mit HSV 2 Ak hatten keine Anamnese von Genitalherpes • Im Vergleich 66.7% der HIV+ Männer hatten keinen Genitalherpes • Schluss: meist sind sich die Infizierten nicht iherer HSV 2 Infektion bewusst [Russell 2001] 7 MSM ..... Nein, auch Frauen betroffen!!! Frauen mit HIV und HSV 2 • 33% HSV 2 infiziert • Davon nur 1/3 mit pos. Anamnese • 29% der visits Kultur pos. ohne Läsion [Wright 2003] 9 [Wright 2003] 10 Positive Korrelation zwischen HSV DNA und HIV RNA: HSV erhöht HIV Infektiosität und umgekehrt • 200 Frauen HSV-2+ und HIV+ (Kenia) • HSV DNA (type 1 und 2) und HIV-1 RNA im Zervikalsekret • Signifikante Korrelation von HSV DNA und HIV-1 RNA Quantität (r = 0.24, P = 0.05). • 10-fache Erhöhung der HSV DNA Quantität assoziiert mit 1.35-facher Zunahme der HIV-1RNA (95% CI 1.00-1.81; P = 0.05) [McClelland 2002] 11 CD4 - Wert prädiktiv für HSV-2 shedding [Schacker 2001] 12 Innerhalb der ersten 6 Monate nach Infektion mit HSV ist das Risiko der HIV Acquisition am höchsten N = 2736, Pune, Indien [Reynolds 2003] 13 Mucosale / Lymphatische Interaktion Ob symptomatisch oder asymptomatisch: Eine HSV Infektion im Genitalbereich führt zur Anhäufung von aktivierten CD4 Zellen. Diese Zellen sind besonders leicht mit HIV infizierbar [Wald & Corey CID2003] 14 3. HSV und HIV interagieren auf virologischer Ebene und haben Einfluss auf den natürlichen Verlauf • Vor HAART - Ära: AZT plus Aciclovir besser als AZT alleine [MACS] • HSV kann in vitro HIV Replikation stimulieren • Molekulare Basis für Interaktion bekannt 15 Molekulare Interaktion • Transaktivierung des HIV-1 long terminal repeat kann durch Proteine HSV-1 infizierter Zellen bewirkt werden – – – – ICP0 ICP4 ICP27 US11 • Zytokin - Freisetzung und Präsentation HSV - infizierter Zellen kann die HIV- 1 Expression stimulieren • Pseudotyping von HIV-1 core Partikeln mit HSV-1 envelope Glycoproteinen könnte den HIV Tropismus auf andere Zellen ausdehnen [Review Palu 2001; Ostrove 1987, Mosca 1987] 16 17 4. Therapie von HSV bei HIV: häufiger Akuttherapie und eher Prophylaxe 18 Akutbehandlung: keine Studien in der HAART Ära! • Virusshedding 2 Tage vs. 13 Tage bei i.v. Aciclovir für 5d versus Placebo [Corey 1983] • 5 x 400mg bis zur Verkrustung [Drew 1999; kein Trial] • ggf. länger als 5 - 10 Tage Therapie erforderlich [Aoki 2001, Rev.] • Vergleich von Famciclovir mit Aciclovir: Äquivalenz [Romanowski 2000] 19 [Schacker 2001] 20 Rezidive und Dauersuppresssionsbehandlung • Rezidive: Gleichwertigkeit von Aciclovir 5x200 mit Valaciclovir 2x1000 [Conant 2002] • Rezidive: Famciclovir 2 x500mg gleichwertig mit 5x 400mg Aciclovir [Romanowski 200] • Rezidivprophylaxe: Aciclovir 2x 400mg vs Valaciclovir 2x 500mg oder 1x 100mg gleichwertig bezüglich Zeit bis zum ersten Rezidiv [Conant 2002] 21 Dosis - Response Relation bei Suppressionsbehandlung Systemic acyclovir exposure (time above IC50 value for HSV inhibition): Response relationship for valacyclovir and acyclovir suppressive therapy regimens Patel 1998 22 Hypothese • Nichts ausser Kondomen und Enthalsamkeit hilft so gut gegen HIV Übertragung wie eine Kontrolle der HSV Infektion 23 1. Die klinische Präsentation von HSV 1 und HSV 2 Läsionen unterscheidet sich oft von Läsionen bei immun-kompetenten Personen 2. Das Vorliegen von herpetischen Läsionen ist ein permissiver Faktor für die HIV Übertragung 3. HSV und HIV interagieren auf virologischer Ebene und haben Einfluss auf den natürlichen Verlauf 4. Therapie von HSV bei HIV: häufiger Akuttherapie und eher Prophylaxe 24 Vielen Dank für Ihr Interesse! Diskussion 25 Patel 2002 26 27