Hepatitis A Hepatitis (v. griech. παρ „Leber“) bezeichnet eine Entzündung der Leber. Die Entzündung kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden: Die häufigsten Fälle sind virusbedingt, andere beruhen auf einer Autoimmunreaktion (=krankhafte Reaktion des Immunsystems gegenüber körpereigenem Gewebe). Auch durch Alkoholmissbrauch kann eine Hepatitis (Alkohol-Hepatitis) ausgelöst werden. Die Hepatitisviren werden von A bis G bezeichnet. Hepatitis A Erreger Das Hepatitis A-Virus (HAV) ist ein unbehülltes Einzel(+)-Strang RNA-Virus zu den Hepatoviren in der Familie der Picornaviren gehörig. Es ist die häufigste Ursache der akuten viralen Hepatitis weltweit. Dieses Virus ist in Ländern mit hohen hygienischen Standards selten anzutreffen. Das Virus ist sehr resistent gegen hohe Temperaturen, Säuren und Laugen (beispielsweise Seifen und andere Reinigungsmittel). Es verbreitet sich als Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion. (Eine Schmierinfektion (oder auch Kontaktinfektion) ist ein Begriff aus der Hygiene und bezeichnet eine Übertragung von Krankheitserregern durch Berührung eines Objektes oder Lebewesens. Dabei unterscheidet man die direkte Kontaktinfektion, etwa bei Berührung eines infizierten Menschen oder eines Tieres, und die indirekte Kontaktinfektion bei der Berührung von mit Krankheitserregern kontaminierten Gegenständen.) Vorkommen Dieses Virus kommt in Südostasien, Russland, im vorderen Orient, Mittelmeerraum, in gesamt Afrika, Mittel- und Südamerika vor und wird häufig von Reisen aus diesen Ländern mitgebracht. Erst vor wenigen Jahren wurde im Nürnberger Raum ein Fall bekannt, in dem ein Metzger ohne Impfung nach einem Mallorca-Urlaub eine Hepatitis A-Epidemie ausgelöst hatte. Übertragung Die Übertragung der Hepatitis A-Viren erfolgt fäkal-oral (beispielsweise Kot/Urin - Hand - Mund) durch eine Kontaktinfektion oder Schmierinfektion. Das bedeutet, dass sowohl durch engen Personenkontakt als auch durch verunreinigtes Trinkwasser, Säfte oder ungenügend gegarte Nahrungsmittel die Viren übertragen werden können. Ein erhöhtes Risiko stellen fäkaliengedüngtes Gemüse (z. B. Salate) oder auch Meeresfrüchte (z. B. Muscheln) dar. Verlauf Die Inkubationszeit dieses Virus beträgt 15 bis 50 Tage. Die Hepatitis A kann akut über mehrere Wochen bis Monate verlaufen. Verglichen mit anderen Hepatitiden ist diese Erkrankung aber relativ milde. Besonders bei Kindern verläuft sie in der Regel harmlos, oft ganz asymptomatisch. Sie wird niemals chronisch und führt deshalb auch nicht zu einer dauerhaften Schädigung der Leber. Die Zeit der höchsten Infektiösität liegt etwa ein bis zwei Wochen vor dem Ausbruch. Die Patienten sind jedoch bis eine Woche nach Ausbruch infektiös. Obwohl die meisten Erkrankten sich wieder gut erholen, muss doch jeder Zehnte im Krankenhaus behandelt werden. Die Ausheilung geschieht in der Regel in 4 bis 8 Wochen (selten bis zu 18 Monaten). Symptome Nach einer Zeit von circa 28 Tagen entwickeln sich Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber, Durchfall, Abgeschlagenheit, häufig anikterisch (ohne Gelbsucht), selten schwer ikterisch (schwere Gelbsucht) mit dunklem Urin und möglichem Gallestau. Vorbeugung Eine Impfung ist möglich und wird bei Reisen in Risikogebiete (z. B. Südeuropa) empfohlen. Es ist eine passive und neuerdings auch aktive Immunisierung möglich. Der Impfstoff wird dreimal intramuskulär injiziert (in Muskelgewebe gespritzt), das zweite Mal nach etwa zwei Wochen, das dritte Mal nach etwa einem halben Jahr. Eine zweite Möglichkeit der Grundimmunisierung besteht darin, bei der ersten Teilimpfung die doppelte Dosis zu injizieren und die zweite und letzte Teilimpfung nach einem Jahr mit der einfachen Dosis fortzusetzen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer zweimaligen Impfung im Abstand von 4 bis 6 Monaten, wobei die erste Impfung bei einer geplanten Reise schon Schutz bietet. Kinder können ab 12 Monaten geimpft werden. Dr. Martens Hepatitis B Mit etwa 350 Millionen chronisch infizierter Menschen gehört es neben der Tuberkulose und der HIV-Infektion zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Welt. Vorkommen Dieses Virus kommt endemisch in Südostasien und im tropischen Afrika vor. Dank der seit einigen Jahren durchgeführten Impfkampagnen ist das Vorkommen in Nord- und Westeuropa, USA, Kanada, Mexiko und südlichen Regionen Südamerikas auf unter 0,1 % der chronischen Virusträger gefallen. Übertragung Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten eines anderen infizierten Menschen. Eine Übertragung ist deshalb durch Blut, bluthaltigen Speichel, Samenflüssigkeit und Scheidensekret möglich. Jede Berührung mit einer virushaltigen Flüssigkeit kann den Erreger übertragen. Die Eintrittspforten sind kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut. Als Risikofaktoren sind zu nennen: ungeschützter Geschlechtsverkehr, intravenöser Drogenkonsum, berufliche Tätigkeit im Gesundheitswesen, Erhalt von Blutprodukten ohne vorherigen HBV-Testung, weiterhin zahnärztliche und invasive medizinische oder kosmetische Maßnahmen (Tätowierung, Piercing). Unter Kleinkindern kann die Infektion etwa durch Kratzen oder Beißen weitergegeben werden. Aber auch die Gegenstände des täglichen Lebens, wie zum Beispiel Rasierapparate oder Nagelscheren, mit denen man sich häufig geringfügig verletzt, können Auslöser der Infektion sein. Häufigster Übertragungsweg ist aber der Geschlechtsverkehr und die vertikale Infektion unter der Geburt von der zumeist chronisch infizierten Mutter auf ihr Kind. Jedes Spenderblut wird in der Regel auf Hepatitisviren getestet, deshalb sind Ansteckungen durch Transfusionen nahezu ausgeschlossen. Verlauf Die Inkubationszeit beträgt beim HBV-Virus 40 bis 160 Tage. Der Verlauf wird vor allem von der Immunantwort des jeweiligen betroffenen menschlichen Organismus bestimmt. Definitionsgemäß spricht man von einer chronischen Hepatitis B, wenn die Symptome einer durch HBV verursachten Leberentzündung sowie entsprechende viralen Marker länger als 6 Monate bestehen. Chronisch verläuft diese Erkrankung in 5 bis 10 % der Fälle und sie kann sich entweder im Anschluss an eine akute Hepatitis B entwickeln oder auch primär chronisch verlaufen. Mit sinkendem Alter nimmt die Chronifizierungsrate stetig zu und ist bei Neugeborenen am höchsten. Diese werden bei einer Infektion wie oben beschrieben in über 90 % der Fälle zu chronischen Virusträgern. Noch bei vierjährigen Patienten verläuft die Hälfte aller Infektionen chronisch. Bei etwa einem Viertel aller chronischen Hepatitis-BErkrankungen ist ein sich im Schweregrad steigernder Krankheitsverlauf zu beobachten, der dann häufig zu erheblichen Folgeschäden wie beispielsweise Leberkarzinom oder Leberzirrhose führt. Spätestens bei Auftreten von Bewusstseinsveränderungen (so genannte Enzephalopathie) ist die Verlegung in ein Zentrum für Lebererkrankungen angebracht. Bis zu 25 % der Erkrankten sterben an den Folgekrankheiten des HBV (Leberzirrhose, Leberkarzinom). Etwa 5 % der HBV-Infizierten sind zusätzlich an Hepatitis D erkrankt. Impfung Eine Impfung (aktive Immunisierung) ist möglich, wird bei allen Kindern und Jugendlichen empfohlen und ist als Bestandteil in den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (StIKo) der Bundesrepublik Deutschland im Impfkalender enthalten. Vor allem Personen in Heil- und Pflegeberufen, Dialysepatienten, Promiskuitive (mit häufig wechselnden Partnern), Drogenabhängige, nach HBV-Exposition (Stichverletzung) und Reisende in Risikogebiete sollten nicht auf den Impfschutz verzichten. Zur Vorbeugung der beschriebenen Infektionsmöglichkeit unter der Geburt besteht noch innerhalb von 12 Stunden nach der Geburt die Möglichkeit einer gleichzeitigen Verabreichung von Hepatitis-B-Immunglobulin und einer ersten kindgemäßen Dosis von Hepatitis-B-Impfstoff. Dieser Impfschutz muss einen Monat nach der 1. Impfung durch eine 2. und abschließend 6 Monate nach 1. Impfung durch eine 3. Impfung mit dem Hepatitis-B-Impfstoff wiederum in kindgemäßer Dosierung vervollständigt werden Dr. Martens