Kurstag 10

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Kurstag 10
Aminosäuren und Kohlenhydrate
Stichworte zur Vorbereitung
Biogene Aminosäuren, Peptidbindung, Säure/Base-Eigenschaften von Aminosäuren,
Stereochemie der Aminosäuren.
Sesselform der Zucker, Halbacetale, Vollacetale, reduzierende Eigenschaften von
Zuckern.
Ziel des Versuchstags
Einführung in die grundsätzlichen Reaktionsmöglichkeiten der Kohlenhydrate und
Amiosäuren, zweier wichtiger biologischer Stoffklassen.
Kurstag 10: Aminosäuren und Kohlenhydrate
Theorie
Aminosäuren
Aminosäuren sind als Bausteine der Proteine von grundlegender biochemischer
Bedeutung.
Struktur der Aminosäuren
Aminosäuren enthalten, wie der Name schon sagt, eine saure Carboxylgruppe und
eine Aminogruppe. Die Aminogruppe kann im Prinzip beliebig weit entfernt von der
Carboxylgruppe sitzen:
α–Aminobuttersäure
β-Aminobuttersäure
γ-Aminobuttersäure
Unter allen denkbaren Aminocarbonsäuren haben jedoch die α-Aminocarbonsäuren
die weitaus größte Bedeutung, weil in der Natur nahezu ausschließlich αAminocarbonsäuren vorkommen:
Der eingerahmte Teil des Moleküls ist allen Aminosäuren gemeinsam, die insgesamt
20 in der Natur vorkommenden biogenen Aminosäuren unterscheiden sich lediglich
im Rest R.
Stereochemie der Aminosäuren
Mit Ausnahme von Glycin (R =H) ist das α-C-Atom aller biogenen Aminosäuren
chiral, es trägt vier verschiedene Substituenten. Es existieren daher für jede
Aminosäure 2 zueinander spiegelbildliche Formen, die man mit D- bzw. L-Form
bezeichnet. In der Natur findet man jedoch praktisch ausschließlich die L-Form:
D-Form
L-Form
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Kurstag 10: Aminosäuren und Kohlenhydrate
D- bzw. L-Form haben völlig gleiche chemische Eigenschaften, unterscheiden sich
jedoch in einigen physikalischen Eigenschaften:
Sie drehen z.B. die Ebene von polarisiertem Licht in verschiedene Richtungen. Ein
Gemisch der D- und L- Form im Verhältnis 1:1 bezeichnet man als Racemat.
Zwitterion
Aminosäuren
enthalten
im
gleichen
Molekül eine
saure Gruppierung,
die
Carboxylgruppe und eine basische Aminogruppe. In wässriger neutraler Lösung gibt
die saure Carboxylgruppe ein H+-Ion ab. Dieses wird von der basischen
Aminogruppe übernommen:
ungeladene Form
Zwitterion
Das Gleichgewicht liegt in neutraler wässriger Lösung praktisch ausschließlich auf
der Seite des so genannten Zwitterions. Gibt man zu dieser Zwitterionenform H+Ionen (starke Säure), so nimmt das Zwitterion ein H+-Ion auf:
In saurer Lösung liegt die Aminosäure als am Stickstoff einfach positiv geladenes Ion
vor. Versetzt man das Zwitterion jedoch mit NaOH, dann gibt das Zwitterion ein H+Ion ab:
In alkalischer Lösung liegt die Aminosäure in der an der Carboxylgruppe einfach
negativ geladenen Form vor. Versetzt man die saure Form der Aminosäure mit
NaOH, gibt sie schrittweise 2 H+-Ionen ab:
sauer
neutral
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alkalisch
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Eine Aminosäure in saurer Form verhält sich also wie eine schwache zweiprotonige
Säure. Versetzt man die saure Form der Aminosäure schrittweise mit NaOH, erhält
man ein Titrationsdiagramm, das dem Titrationsdiagramm einer schwachen
zweiprotonigen Säure entspricht:
2 Äquivalenzpunkte, 2 pK-Werte, 2 Pufferbereiche
A = pKCOOH = 2,4
B = pKNH2 = 9,8
Das obige Titrationsdiagramm ist etwas idealisiert gezeichnet. Tatsächlich erhält man
nur den ersten Teil der Kurve der Theorie entsprechend, während der 2. Teil der
Kurve gegen Ende etwas abflacht.
Isoelektrischer Punkt
Als isoelektrischer Punkt IP einer Aminosäure oder eines Proteins wird derjenige pHWert bezeichnet, bei dem die Aminosäure bzw. das Protein nach außen hin
ungeladen erscheint, also zu 100% als Zwitterion vorliegt. An diesem Punkt ist die
Löslichkeit einer Aminosäure bzw. des Proteins in Wasser am geringsten (Warum?).
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alkalisch
IP
sauer
Der IP ist eine für jede Aminosäure charakteristische Konstante, die von den pKWerten der funktionellen Gruppen abhängt. Er liegt für die neutralen Aminosäuren
zwischen pH 6 und 7, für saure Aminosäuren (Glu, Asp) im schwach Sauren, für
basische Aminosäuren (Arg, Lys) im Alkalischen. Der IP lässt sich für neutrale
Aminosäuren aus dem arithmetischen Mittel der beiden pK-Werte ermitteln:
Glycin:
pK1= 2,4
pK2 = 9,8
IP = 6,1
Dünnschichtchromatographische Trennung von Aminosäuren
Auf das Prinzip der Trennung wurde bereits an Kurstag 7 ausführlich eingegangen.
In diesem Fall wird Butanol als mobile Phase verwendet und nimmt die Aminosäuren
entsprechend ihrer Löslichkeit mit. Gut butanollösliche (hydrophobe) Aminosäuren
werden weiter wandern als gut wasserlösliche (hydrophile) Aminosäuren. Die
Wasserlöslichkeit nimmt in der Reihenfolge Lysin-HCl, Glycin, Valin, Leucin ab, die
Butanollöslichkeit zu. Leucin wandert daher am weitesten, gefolgt von Valin, Glycin
und Lysin-HCl. Lysin-HCl ist infolge seiner doppelten Salzstruktur am besten
wasserlöslich:
Lysin·HCl
Glycin
Valin
Leucin
Ninhydrinreaktion
Ninhydrin (2,2-Dihydroxy-indan-1,3-dion) reagiert in einer sehr komplizierten und
sehr empfindlichen Reaktion mit Aminogruppen zu einem rotvioletten Farbstoff:
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Im ersten Reaktionsschritt kondensiert Nihydrin mit der Aminosäure unter Abspaltung
von 2 Mol Wasser zur so genannten Schiff’schen Base:
Die
Schiff‘sche
Base
spaltet
CO2
ab,
anschließend
bildet
sich
ein
Tautomeriegleichgewicht aus:
Letztere Verbindung stellt eine Schiff‘sche Base eines Aldehyds dar, der daraus
durch Hydrolyse neben 2-Amino-indan-1‚3-dion entsteht:
2-Amino-indan-1,3-dion
Aldehyd
Anschließend reagiert das 2-Amino-indan-1,3-dion mit einem weiteren Molekül
Ninhydrin zum Farbstoff:
Peptidbindung
Zwei Aminosäuren lassen sich zu einem Dipeptid verknüpfen, indem die
Carboxylgruppe der einen Aminosäure mit der Aminogruppe der zweiten Aminosäure
unter Wasserabspaltung reagiert. Die dabei entstehende Säureamidgruppierung
-CO-NH- bezeichnet man als Peptidbindung.
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Dipeptid
Wie bei anderen Säureamiden ist durch die elektronenanziehende Wirkung der
benachbarten Carbonylgruppe die Basizität des Amid-N sehr stark vermindert. Dies
lässt sich durch folgende mesomere Grenzstruktur leicht erklären:
Durch weitere Kondensation von Aminosäuren entstehen zunächst Peptide, dann
Polypeptide und schließlich Proteine.
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate sind Polyhydroxycarbonylverbindungen. Sie werden in Pflanzen durch
Photosynthese aus CO2 und H2O unter Freisetzung von O2 aufgebaut. Für diese
enzymatische Synthese wird Lichtenergie benötigt, die durch das Chlorophyll
(Strukturformel siehe Kurstag 7) absorbiert wird. Kohlenhydrate werden in Form von
Polysacchariden wie z.B. Stärke (Pflanze) und Glykogen (Tier) gespeichert. Durch
den Abbau der Glucose bei der Atmung wird Energie, CO2 und H2O frei.
Photosynthese
6 CO2 + 6 H2O + Energie
6 (CH2O)6 + 6 O2
Atmung
Einteilung der Kohlenhydrate
Kohlenhydrate enthalten neben mehreren Hydroxylgruppen eine Aldehyd- oder
Ketofunktion und werden entsprechend als Aldosen oder Ketosen bezeichnet. Die
Aldehydgruppe sitzt am C1, die Ketogruppe häufig am C2 (Fructose).
Je nach Zahl der C-Atome in der Kette werden Aldosen und Ketosen als Triosen,
Tetrosen, Pentosen und Hexosen bezeichnet. Die Aldose Glucose C6O6H12 ist also
eine Hexose (genauer eine Aldohexose), die Ketose Fructose C6O6H12 ist ebenfalls
eine Hexose, speziell eine Ketohexose. Die kleinste Aldose ist der D-Glycerinaldehyd
und die kleinste Ketose 1,3-Dihydroxyaceton.
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Memotechnische Hilfe für Glucose: die Stellung der OH-Gruppen in FischerProjektion ist von oben nach unten durch tatütata einprägbar, wobei ta = rechts, tü =
links.
Die Zugehörigkeit zur D- bzw. L-Reihe gibt die OH-Gruppe (an einem chiralen C) an,
die am weitesten von der Carbonylgruppe entfernt ist (OH rechts = D-Zucker, OH
links = L-Zucker).
Aldo-Triose
Aldo-Hexose
D-(+)-Glycerinaldehyd D-(+)-Glucose
Keto-Hexose
D-Fructose
Keto-Triose
1,3-Dihydroxyaceton
D-Zucker
Weitere wichtige Hexosen sind die D-Mannose und die D-Galactose. Sie
unterscheiden sich von D-Glucose in der Konfiguration an einem C-Atom. Zucker, die
sich nur durch die Konfiguration an einem C-Atom unterscheiden, bezeichnet man
als epimere Zucker.
D-Mannose
D-Galactose
Einteilung der Kohlenhydrate nach Zahl der Bausteine
Monosaccharide: freie
Aldosen
und
Ketosen,
z.B.
Glucose
und
Fructose
Oligosaccharide: 2-10 Zuckerbausteine, z.B. Saccharose, Maltose
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Polysacchride:
Kohlenhydratkette
mit
10
bis
zu
mehreren
Tausend
Zuckerbausteinen; z.B. Cellulose, Stärke, Inulin
Reaktionen von Kohlenhydraten
Monosaccharide
sind
durch
die
vielen
Hydroxylgruppen
im
Molekül
gut
wasserlöslich. Aldosen sind an der Aldehydgruppe oxidierbar. Diese Reaktion führt
bei Glucose zu Gluconsäure. Die wichtigsten Nachweisreaktionen für Aldosen sind
die Fehling-Reaktion und das Tollens-Reagens (Silberspiegelreaktion).
Fehling-Reaktion
Glucose kann nur in alkalischer Lösung oxidiert werden. Unter diesen Bedingungen
fällt aber das Oxidationsmittel Cu2+ als Cu(OH)2 aus, was man durch Zugabe des
Komplexbildners K-Na-Tartrat verhindert. Das Reagens wird aus den zwei Lösungen
Fehling I (7g CuSO4 in 100ml Wasser) und Fehling II (34,5g K-Na-Tartrat und 12g
NaOH in 100ml Wasser) vor Gebrauch gemischt.
Reaktionsgleichung:
2 Cu2+ + R – CHO + 4 OHCu2O↓ + R – COOH + 2 H2O
Dabei fällt Cu2O als roter Niederschlag aus der Lösung aus.
Tollens-Reaktion
Analog verläuft die Reaktion mit Ag+-Ionen.
2 Ag+ + R – CHO + H2O
Ag↓ + R – COOH + 2 H+
Die reduzierende Wirkung von Glucose auf Silberionen wird zur Verspiegelung von
Glasoberflächen eingesetzt.
Anmerkung
Aldosen, die am C1 oxidiert sind, heißen Onsäuren (aus Glucose entsteht
Gluconsäure); Aldosen, welche unter Erhalt der Carbonylgruppe an C1, an C6
oxidiert sind heißen Uronsäuren (z.B. Glucuronsäure, wichtig im Zellstoffwechsel zur
Entgiftung). Liegen sowohl C1 als auch C6 oxidiert vor, so entstehen Aldarsäuren
(Glucarsäure).
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Reduzierende Wirkung von Fructose
Fructose wirkt im Alkalischen ebenfalls reduzierend, obwohl sie keine Aldehydgruppe
enthält. Die Erklärung liegt darin, dass Fructose im Alkalischen mit Glucose über ein
Endiol im Gleichgewicht steht (Keto-Enol-Tautomerie):
D-Fructose
Endiol
D-Glucose
Fructosebestimmung nach Seliwanow
Die meisten Farbreaktionen der Kohlenhydrate haben nur noch historische
Bedeutung. Die Reaktion nach Seliwanow eignet sich jedoch zu einem sehr
spezifischen Nachweis für Fructose. Die Reaktion beruht auf der Tatsache, dass
Pentosen und Hexosen beim Erhitzen mit konz. HCl Wasser abspalten und
substituierte Furane bilden. Das aus Fructose entstehende Furanderivat reagiert mit
Phenolen (Resorcin = 1,3-Dihydroxybenzol) sehr spezifisch zu einem nicht genau
definierten roten Farbstoff:
Bildung cyclischer Halbacetale
Aldehyde und Ketone bilden bekanntlich mit Alkoholen Halbacetale bzw. Halbketale
(siehe Kurstag 9). Bei Glucose kann nun die OH-Gruppe am C5 intramolekular mit
der Carbonylgruppe am C1 reagieren. Es bildet sich ein cyclisches Halbacetal. Der
entstandene 6-Ring besitzt das Grundgerüst des Tetrahydropyrans. Solche
Saccharide werden daher als Pyranosen bezeichnet. Die Bildung eines cyclischen
Halbacetals bedeutet ein Gewinn an freier Energie gegenüber der offenkettigen
Form. Daher liegt Glucose in wässriger Lösung nur zu ca. 0,003% in der freien
Aldehydform vor. Durch die Halbacetal- bzw. Halbketalbildung entsteht ein neues
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Chiralitätszentrum. Liegt in der Haworth-Formel eine neue OH-Gruppe oberhalb der
Ringebene und zeigt in die gleiche Richtung wie das CH2OH-Gruppe am C5, so liegt
die β-Form vor, zeigt die OH-Gruppe nach unten, liegt die α-Form vor.
Aus der offenkettigen D-Glucose bildet sich in wässriger Lösung α-D- und β-DGlucopyranose. Die beiden Formen stehen dabei miteinander im Gleichgewicht (α:β
36% liegen in α-Form vor, 64%liegen in β-Form vor). Man bezeichnet die beiden
Formen als anomere Zucker.
α-D-Glucopyranose
D-Glucose
β-D-Glucopyranose
Haworth-Schreibweise
α-D-Glucopyranose
offenkettig
β-D-Glucopyranose
Auch die Ketohexose Fructose liegt in Lösung als Furanose (Ringschluss an C2 und
C5) und zum Teil auch als Pyranose (Ringschluss an C2 und C6) vor.
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Fischer-Projektion
α-D-Fructopyranose
D-Fructose
β-D-Fructopyranose
Haworth-Schreibweise
Sesselform der Pyranose
Besser als die Haworth-Formeln, welche die Pyranosen nur unvollständig
beschreiben, da sie nur Konstitution und Konfiguration zeigen, kann die
Sesselformschreibweise die räumliche Anordnung (Konformation) der Substituenten
angeben:
α-D-Glucopyranose
β-D-Glucopyranose
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Bei β-D-Glucopyranose stehen allen Substituenten äquatorial (e), im α-Anomeren
steht die OH-Gruppe am C1 axial (a). Bei β-D-Glucopyranosen stehen jeweils
benachbarte Substituenten trans zueinander (beachte: e,e-Anordnung = trans).
Glucose ist daher das energieärmste Modell der Aldohexosen (Verbreitung in der
Natur!). Der Pyranosering wird so gezeichnet, dass der Ringsauerstoff rechts hinten
steht und C4 oben und C1 unten steht. Die Konformation wird auch als 4C1Konformation bezeichnet.
Glycoside
Werden die Halbacetal- bzw. Halbketal-Funktionen von Pyranosen und Furanosen
mit Alkoholen umgesetzt, so erhält man die entsprechenden Vollacetale bzw.
Vollketale. Acetale und Ketale von Monosacchariden werden als Glycoside (exakt OGlykoside) bezeichnet. Eine glykosidische Bindung ist also eine Bindung, die durch
Reaktion einer halbacetalischen OH-Gruppe am anomeren C-Atom mit einem
Alkohol unter Wasserabspaltung entstanden ist.
Anmerkung: Die Glykoside haben große biochemische Bedeutung und kommen in
verschiedenen Naturstoffen (z.B. Amygdalin) vor. Den zuckerfremden Anteil des
Glycosids bezeichnet man als Aglycon.
bzw.
Methyl-α-D-Glucopyranosid (SmT 166°C, [ αD] = +158°)
bzw.
Methyl-β-D-Glucopyranosid (SmT 107°C, [ αD] = -33°)
Eine glykosidische Bindung liegt auch bei Di- bzw. Polypeptiden vor. Glykosidische
Bindungen zeigen formal Ähnlichkeit mit einer Etherbindung, chemisch sind sie
jedoch stark verschieden. Glykosidische Bindungen werden im Gegensatz zur
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Etherbindung in wässrig saurem Medium leicht gespalten. Glycoside zeigen keine
reduzierenden Eigenschaften.
Disaccharide
Monosaccharide
können
mit
einem
weiteren
Monosaccharidmolekül
unter
Abspaltung von Wasser ein Disaccharid bilden. Dabei ergeben sich zwei
Möglichkeiten:
1. Die glykosidische Bindung entsteht durch Reaktion der halbacetalischen OHGruppe an C1 (anomeres C-Atom) des ersten Monosaccharids mit einer
alkoholischen OH-Gruppe (z.B. C4) des zweiten Monosaccharids. Es entsteht z.B.
eine 1,4-Verknüpfung. Die reduzierenden Eigenschaften bleiben durch die
Halbacetalform des zweiten Zuckermoleküls erhalten.
Typ I (reduzierend): Maltose, Cellobiose, Lactose
2. Beide Monosaccharide reagieren mit den halbacetalischen OH-Gruppen an C1
miteinander. Beide Moleküle werden zu Acetalen. Das Disaccharid zeigt keine
reduzierenden
Eigenschaften
mehr.
Die
Bindung
kann
jedoch
wieder
säuerkatalytisch gespalten werden, eine nachfolgende Reduktionsprobe verläuft
dann positiv.
Typ II (nicht reduzierend): Maltose, Cellobiose, Lactose
Reduzierende Disaccharide:
Maltose
2 D-Glucose
Malzzucker: Baustein in Stärke und Glykogen, reduzierend, 1,4-α-glykosidische
Bindung.
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Die Pyranosesessel bilden einen Winkel, den die α-glykosidische Bindung
verursacht.
Cellobiose
2 D-Glucose
Aus Cellulose, reduzierend, 1,4-β-glykosidische Bindung.
Die Pyranosesessel liegen in einer Ebene. Das Molekül ist gestreckt gebaut.
Lactose
D-Galactose + D-Glucose
Milchzucker: reduzierend, 1,4-β-glykosidische Bindung.
Nichtreduzierende Disaccharide:
Trehalose
2 D-Glucose
Insektenzucker, auch aus Mikroorganismen, nicht reduzierend, 1,1-α-glykosidische
Bindung.
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Saccharose
D-Fructose + D-Glucose
Rohrzucker, Rübenzucker, nicht reduzierend, 1,2-β-glykosidische Bindung.
Saccharose in Fischer-Projektion
Aus den Formeln ist ersichtlich, dass bei der Saccharose die beiden reduzierenden
Gruppen (in D-Glucose am C1 und in der D-Fructose am C2) glykosidisch verknüpft
sind. Daher fehlen bei der Saccharose die reduzierenden Eigenschaften.
Polysaccharide
Die wichtigsten Polysaccharide sind Stärke, Glykogen und Cellulose, die sich alle
aus D-Glucosemolekülen aufbauen. Es findet stets eine Verknüpfung der
Hydroxylgruppe an C1 der einen mit der alkoholischen Hydroxylgruppe an C4 des
nächstfolgenden Glucosemoleküls unter Wasserabspaltung statt. Dabei kommt es
zur Ausbildung von Makromolekülen. Diese hochpolymeren Zucker zeigen daher
andere physikalische und chemische Eigenschaften als Mono- oder Disaccharide
zumal die glykosidische Bindung in gerader Kette oder verzweigt erfolgen kann.
Polysaccharide sind in Wasser meist schlecht löslich.
Stärke
Stärke ist das Assimilationsprodukt der grünen Pflanzenzellen. Stärkekörner
bestehen meist zu ca. 80% aus Amylopektin (Hüllsubstanz) und zu 20% aus
Amylose (im Korn).
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Amylose besteht aus unverzweigten Ketten von Glucosemolekülen, die α-(1,4)glykosidisch miteinander verknüpft sind. Amylose bildet schraubenförmige Ketten mit
etwa 100-1000 Glucoseeinheiten pro Kette.
Amylopektin besteht aus D-Glucoseketten, die nach je 20-25 Glucosemolekülen über
eine α-(1,6)-glykosidische Bindung miteinander vernetzt sind.
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Eigenschaften:
Stärke
bildet
mit
Iod-Iodkali-Lösung
eine
intensiv
blaue
Einschlussverbindung. Diese Iod-Stärke-Reaktion ist sehr empfindlich. In der Wärme
verschwindet die Färbung wieder.
Cellulose
Cellulose bildet die Gerüstsubstanz der pflanzlichen Zellwände und ist das am
häufigsten vorkommende Kohlenhydrat. Im Vergleich zu Stärke ist Cellulose aus β(1,4)-glykosidisch verknüpften Glucoseeinheiten aufgebaut. Der Polymerisationsgrad
ist wesentlich höher als der der Stärke (ca. 10000 Glucoseeinheiten). Cellulose ist in
Wasser unlöslich.
Glykogen
Glykogen ist im Gegensatz zu Stärke, die ausschließlich von Pflanzen erzeugt wird,
das Reservekohlenhydrat des tierischen Organismus. Es wird nach Umformen eines
Teils der Kohlenhydratnahrung besonders in der Leber sowie in den Muskeln
gespeichert. In seinem chemischen Aufbau ähnelt Glykogen dem Amylopektin, nur
sind die Ketten noch stärker verzweigt. Der Polymerisationsgrad liegt bei 500-50000
Glucoseeinheiten.
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Inulin
Inulin, eine Polyfructose, ist ein in Wasser relativ gut lösliches Reservepolysaccharid
vieler Pflanzen. Es besteht aus Ketten von ca. 30 Fruktofuranoseresten mit β-(1,2)Verknüpfung.
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Vorfragen
1. Warum sind Aminosäuren, wenn sie als Zwitterionen vorliegen, nicht oder nur
schwer löslich?
2. Welche Form der Isomerie liegt bei Fructose und Glucose vor?
3. Zeigen Polysaccharide reduzierende Eigenschaften?
4. Warum verschwindet beim Erhitzen von Iod-Stärke-Lösung die blaue
Färbung?
5. Warum reagiert Fructose in alkalischer Lösung reduzierend?
6. Nennen Sie die beiden wichtigsten Sekundärstrukturen von Polypeptidketten.
7. Was sind Anomere?
Übungsaufgaben
1. Formulieren Sie die Reaktion von Valin mit Leucin.
2. Zeichnen Sie α-, β-, γ-Aminobuttersäure. Welche Form der Isomerie liegt vor?
3. Formulieren Sie die Decarboxylierung von Histidin. Welches Produkt entsteht,
in welchem Zusammenhang spielt dieser Stoff eine Rolle?
4. Formulieren Sie die Reaktion von D-Glucose mit Ethanol. Was entsteht?
5. Zeichen Sie ein beliebiges 1,4-verknüpftes und ein beliebiges 1,2-verknüpftes
Disaccharid. Besitzen beide Disaccharide reduzierende Eigenschaften?
Begründen Sie ihre Aussage.
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Durchführung
1. Aufgabe
Amphoteres Verhalten, isoelektrischer Punkt
Bei schwerlöslichen Aminosäuren (Tyrosin) kann das amphotere Verhalten an der
pH-Abhängigkeit der Löslichkeit demonstriert werden: Tyrosin ist in Wasser kaum
löslich, löst sich jedoch im Alkalischen und im Sauren. Beim Neutralpunkt fällt es
wieder aus (isoelektrischer Punkt IP). Das Zwitterion ist demnach schwer löslich.
Eine linsengroße Probe von Tyrosin wird in ca. 2 ml Wasser suspendiert. Unter
Umschütteln gibt man langsam tropfenweise 2 N NaOH zu, bis eine klare Lösung
entstanden ist. Diese wird wieder unter Umschütteln langsam tropfenweise mit 2 N
HC1 versetzt. Zunächst fällt Tyrosin aus (IP), das sich bei weiterer Zugabe wieder
löst. Erklären Sie das Verhalten anhand von Reaktionsgleichungen.
2. Aufgabe
Aufnahme eines Titrationsdiagramms von Glycinhydrochlorid, Bestimmung der pKWerte von Glycin (Gruppenversuch)
Aufgrund des amphoteren Verhaltens nimmt die Zwitterion-Form der Aminosäure in
saurer Lösung ein H+-Ion auf und gibt in alkalischer Lösung ein Proton ab (siehe
theoretische Erläuterungen). Die saure Form einer Aminosäure gibt daher beim
Versetzen mit NaOH schrittweise zwei H+-Ionen ab, verhält sich also wie eine
schwache zweiprotonige Säure. Bei Titration der sauren Form der Aminosäure erhält
man
analog
zur
Titration
einer
schwachen
zweiprotonigen
Säure
ein
Titrationsdiagramm mit zwei Äquivalenzpunkten und zwei Pufferbereichen. Aus dem
Diagramm lassen sich die pK-Werte der Carboxylgruppe und der Aminogruppe
ermitteln.
10 ml der ausstehenden 0,1 N Glycin-hydrochloridlösung werden in einem 100 ml
Becherglas mit soviel Wasser verdünnt, dass das Diaphragma der Glaselektrode
gerade in die Lösung eintaucht. Dann wird unter Rühren mit dem Magnetrührer am
pH-Meter in 1 ml Portionen (zwischen 8 ml und 12 ml Zugabe in 0,5 ml Portionen) mit
0,1 N NaOH titriert bis ungefähr pH 12 erreicht ist. Die jeweils nach Zugabe von 1
bzw. 0,5 ml 0,1 N NaOH gemessenen pH-Werte und der NaOH-Verbrauch werden in
einer Tabelle notiert und anschließend in ein Diagramm eingetragen (pH-Wert gegen
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NaOH-Verbrauch). Aus dem Diagramm werden die pK-Werte, die beiden
Pufferbereiche und der isoelektrische Punkt von Glycin bestimmt.
3. Aufgabe
Bestimmung der Empfindlichkeit der Ninhydrinreaktion
Aminosäuren reagieren mit ihrer Aminogruppe mit Ninhydrin zu einem violetten
Farbstoff. Diese Farbreaktion der Aminosäuren ist sehr empfindlich und lässt sich
unter anderem zur Sichtbarmachung von Aminosäuren auf einem Chromatogramm
ausnutzen (siehe Aufgabe 5).
Auf einem der ausliegenden Streifen (Alufolie beschichtet mit SiO2) werden
nacheinander in möglichst gleichen Volumina mit Hilfe einer Kapillare aufgetragen:
1. ausstehende 0,5%ige Glycinlösung (w/v)
2. diese Lösung 1: 10 mit Wasser verdünnt
3. diese Lösung 1:100 mit Wasser verdünnt
4. diese Lösung 1:1000 mit Wasser verdünnt
Der
Streifen
wird
getrocknet,
mit
Ninhydrin
besprüht
(Abzug!
Dann
im
Trockenschrank 5-10 min bei 100°C trocknen lassen.) und die Konzentration an
Glycin bestimmt, die gerade noch als violetter Fleck sichtbar ist. Aus dem
Auftragsvolumen (ca. 5 µl) und der Konzentration der Glycinlösung wird die Menge
Glycin in mg bzw. µg bestimmt, die eben noch mit der Ninhydrinreaktion nachweisbar
ist.
4. Aufgabe
Trennung
eines
Aminosäuregemisches,
Identifizierung
einer
unbekannten
Aminosäure mittels Dünnschichtchromatographie (Gruppenversuch)
Auf eine der ausliegenden DC-Platten (Alufolie beschichtet mit SiO2) werden
nebeneinander mit Hilfe einer Kapillare möglichst gleiche Volumina der Lösungen
von Lysin-Hydrochlorid, Glycin, Valin, Leucin, eines Gemisches und der Analyse
aufgetragen (genaues Vorgehen und Theorie siehe Kurstag 7).
Anschließend wird das Chromatogramm in ein 250ml Becherglas gestellt, in das
zuvor 10ml Laufmittel (Butanol : Eisessig : Wasser = 4 : 1 : 1) eingefüllt wurde, und
das Becherglas mit Alufolie bedeckt. Das Laufmittel wandert nun im Laufe von ca. 30
Minuten über das Chromatogramm und nimmt die verschiedenen Aminosäuren
verschieden weit mit. Hat die Laufmittelfront das obere Ende des Chromatogramms
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erreicht, wird es aus dem Becherglas entnommen, getrocknet (Abzug!), mit
Ninhydrinlösung besprüht und wieder getrocknet (Abzug! Dann im Trockenschrank 510 min bei 100°C trocknen lassen.). Die Aminosäuren werden als blauviolette
Flecken sichtbar.
5. Aufgabe
Reduzierende Wirkung von Glucose auf Cu2+-Ionen
Je 2ml Fehling I und Fehling II werden gemischt. Dazu gibt man 1ml verdünnte
Glucoselösung (0,5% in Wasser) und kocht kurz im Wasserbad auf. Was passiert?
6. Aufgabe
Reduzierende Wirkung von Glucose auf Ag+-Ionen (Tollens Reagens)
3ml 10%ige Silbernitratlösung werden in ein sauberes (!) Reagenzglas gegeben.
Anschließend fügt man so viel 2M NH3 hinzu, bis sich der gebildete Niederschlag
gerade auflöst (schütteln). Nun fügt man 5ml 0,5%ige Glucoselösung hinzu und
erwärmt im Wasserbad auf 100°C (nicht schütteln!).
7. Aufgabe
Fructosebestimmung nach Seliwanow
2ml einer 0,5%igen Fructoselösung werden mit 1ml konz. Salzsäure (Vorsicht!)
versetzt. Nun werden wenige Tropfen einer Lösung von Resorcin (0,5g/100ml
20%ige HCl) zugefügt und zum Sieden gebracht.
8. Aufgabe
Säurespaltung von Saccharose
1.
Überprüfung auf reduzierende Eigenschaften: Eine Spatelspitze Saccharose
wird in 4ml Wasser gelöst und mit der Fehling Reaktion auf reduzierende
Eigenschaften geprüft.
2.
Eine Spatelspitze Saccharose wird in 4ml 2M HCl gelöst und im Wasserbad 1
Minute zum Sieden gebracht (Was passiert dabei?). 1ml des erkalteten
Hydrolysats wird mit 2M NaOH (1ml) annährend neutralisiert und mit der
Fehling Probe auf reduzierende Eigenschaften überprüft.
3.
2ml des Hydrolysats werden mit 1ml konz. HCl versetzt und mit Seliwanow auf
Fructose untersucht.
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Kurstag 10: Aminosäuren und Kohlenhydrate
9. Aufgabe
Säurespaltung von Inulin
1 Spatelspitze Inulin wird in 4ml 2M HCl suspendiert und 2 Minuten gekocht
(Schutzbrille!). Die erkaltete Lösung wird auf Fructose untersucht.
10. Aufgabe
Iod-Stärke Reaktion
1 Spatelspitze Stärke wird in 3ml Wasser suspendiert und einige Minuten im
Wasserbad gekocht. Die erkaltete Lösung wird filtriert, das Filtrat mit einigen Tropfen
Iod-Iodkali-Lösung versetzt. Was passiert? Erklären Sie die Beobachtung.
11. Aufgabe
Identifizierung eines unbekannten Saccharids (Gruppenanalyse)
Man lasse sich vom Assistenten ein unbekanntes Saccharid geben. Diese Substanz
kann sein: Cellulose, Fructose, Trehalose, Saccharose, Stärke, Inulin, Lactose.
Nachfolgendes
Schema
soll
die
Identifizierung
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erleichtern:
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Kurstag 10: Aminosäuren und Kohlenhydrate
Optional
Der Blue Bottle-Versuch:
Das ist ein typischer „Schauversuch“ und dennoch lässt sich einiges an Chemie
dabei lernen.
In einen 100 ml Erlenmeyerkolben gibt man 30 ml destilliertes Wasser und 5 ml
Natronlauge.
Man löst in dieser Mischung 5 g Glucose. Anschließend gibt man soviel
Methylenblaulösung zu, bis die Lösung deutlich tiefblau gefärbt ist. Man lässt die
Lösung stehen; sie entfärbt sich nach einigen Minuten. Anschließend schüttelt man
die Lösung stark durch (Schutzbrille!). Die Lösung färbt sich wieder tiefblau. Nach
Stehenlassen entfärbt sie sich wieder (usw.). Nur an der Grenzfläche zwischen Luft
und Flüssigkeit bleibt die blaue Farbe erhalten. Wenn man einen Stopfen zum
Verschließen genommen hat: Nach einigen Zyklen stellt man fest, dass sich der
Stopfen des Erlenmeyers nicht mehr einfach öffnen lässt: Der Verbrauch an
Luftsauerstoff hat ein Vakuum zur Folge.
Der Redoxfarbstoff Methylenblau wird durch die alkalische Glucoselösung zu
farblosem Leukomethylenblau reduziert. Als Reduktionsmittel fungiert dabei die
Glucose, welche zu Gluconat oxidiert wird. Beim Schütteln diffundiert der
Luftsauerstoff in die Lösung und reoxidiert das farblose Leukomethylenblau zu
blauem
Methylenblau.
Überschüssige
Glucose
reduziert
dann
erneut
das
Methylenblau etc. Diese reversible Reaktion läuft so lange ab, bis alle GlucoseMoleküle zu Gluconat oxidiert sind oder der Sauerstoff verbraucht ist.
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Kurstag 10: Aminosäuren und Kohlenhydrate
Viel Spass!
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