Histaminintoleranz ( H I T 06.05.2016 Histaminintoleranz ) 1 Histaminintoleranz (HIT) • Von einer Histaminintoleranz (Histaminunverträglichkeit, Histaminose) spricht man, wenn über die Nahrung aufgenommenes Histamin zu gesundheitlichen Beschwerden führt. Im Grunde bezeichnet die Histaminintoleranz jedoch ganz allgemein ein Missverhältnis zwischen anfallendem Histamin und dessen Abbau. 06.05.2016 Histaminintoleranz 2 Histaminintoleranz • Histamin ist das biogene Amin der Aminosäure Histidin. Aminosäuren sind die kleinste Bausteine der Eiweiße. Histamin entsteht somit aus einer natürlichen Aminosäure, deren Säuregruppe abgespalten wurde. O N Decarboxylase C CH2 C CH CH NH2 OH CO2 Histidin 06.05.2016 CH2 C CH2 CH NH2 HC HC N H N N H Histamin Histaminintoleranz 3 Histaminintoleranz • Histamin ist ein wichtiges Gewebshormon, das vor allem an der Entstehung von allergischen Reaktionen und Entzündungsreaktionen beteiligt ist. • Typische Reaktionen auf eine Histaminausschüttung bzw. auf eine Histaminaufnahme von ca. 75 mg pro Tag sind: 06.05.2016 Histaminintoleranz 4 Histaminintoleranz Der Histaminspiegel des Körpers kann durch unterschiedliche Faktoren erhöht werden. a) Histaminfreisetzung aus Mastzellen durch allergische Reaktionen oder durch Histaminliberatoren b) Enterale Histaminaufnahme aus Lebensmitteln oder aus bakteriellem Abbau c) Verminderter Histaminabbau durch Blockade des abbauenden Enzyms. 06.05.2016 Histaminintoleranz 5 Histaminintoleranz • Histaminliberatoren ermöglichen die nicht-immunologische Exozytose der Mastzellen. Über die Anbindung an bislang nicht genau identifizierte Rezeptoren, ermöglichen sie den Calciumeinstrom in die Mastzellen. • Erhöhte intrazelluläre Calciumkonzentrationen lösen dann die exozytotische Degranulation der Mastzellen aus. • Die wichtigsten Mediatoren der Mastzellen sind Histamin, Proteoglycane wie Heparin, Prostaglandine, Prostazykline, Leukotriene, Zytokine, etc. 06.05.2016 Histaminintoleranz 6 Histaminintoleranz 06.05.2016 Histaminintoleranz 7 Histaminintoleranz • Typische Histaminliberatoren sind: • • • • • • • • • • • Schokolade und Kakao Zitrusfrüchte (Orangen, Grapefrucht) Nüsse (insbesondere Walnüsse) Erdbeeren Bananen Tomaten Meeresfrüchte Ananas Kiwi Alkohol ! weitere siehe Liste 06.05.2016 • Stress !! • Zusatzstoffe: Farbstoffe, Konservierungstoffe, Glutamat, etc. • Medikamente: Entzündungshemmende Medikamente, Schmerzmittel, etc. • Andere biogene Amine wie Tyramin, Phenylethylamin, etc. Histaminintoleranz 8 Histaminintoleranz • Histaminreiche LM • Histamin ist ein Gärungs-, Reifungs- oder Verderbnisprodukt, das in den meisten Lebensmitteln in stark unterschiedlicher Konzentration enthalten ist. Besonders die leicht verderblichen Produkte sind im frischen Zustand nahezu histaminfrei, können aber mit zunehmender Lagerdauer Histamin anreichern. • Hohe Histaminkonzentrationen kommen üblicherweise in Fisch, Fischkonserven, Wurstwaren, Trockenfleisch, lang gereiften Käsesorten, Wein, Sekt, Bier, Essig, Sauerkraut und anderen Gärungsprodukten vor. Siehe Liste! • Auch die Darmflora produziert Histamin, besonders dann, wenn es zu einer Fehlbesiedlung des Darms (Dysbiose) mit pathogenen Mikroorganismen kommt. 06.05.2016 Histaminintoleranz 9 Histaminintoleranz • Der Histaminabbau erfolgt relativ schnell. Üblicherweise erreicht die Serumhistaminkonzentration nach 5 Minuten sein Maximum und pendelt sich nach ca. 30 Minuten wieder bei seinen Normalwerten ein. • Der Histaminabbau erfolgt dabei durch das Enzym Diaminoxidase. 06.05.2016 Histaminintoleranz 10 Histaminintoleranz • Diaminoxidase (DAO) Blockade • Der Histaminabbau in unserem Körper erfolgt durch das Enzym DAO (Diaminoxidase), welches durch zahlreiche Einflussfaktoren blockiert werden kann und somit zu einem Histaminanstieg beiträgt • DAO Hemmer: • Medikamente • Zusatzstoffe • Alkohol • Hormonelle Veränderungen • Darmerkrankungen 06.05.2016 Histaminintoleranz 11 Histaminintoleranz • Therapeutische Ansätze: • Diätetisch: Histaminarme Kost, Meidung aller Histaminliberatoren • Medikamentös: Histaminrezeptor-Blocker = Antihistaminika (H1-Antagonisten) 06.05.2016 Histaminintoleranz 12 Histaminintoleranz • Der Histamin-H1-Rezeptor vermittelt die wichtigsten der bekannten allergieartigen Wirkungen des Histamins. Dazu zählen Juckreiz und Schmerz, Entzündungen, Muskelkontraktion in Bronchien und großen Blutgefäßen sowie Erweiterung kleinerer Blutgefäße, Blutdruck, Regulation der Körpertemperatur. • H2-Rezeptoren verstärken die Magensäureproduktion, beschleunigen die Transportbewegungen des Darms (Durchfall) und den Herzschlag. • Über den H3-Rezeptor wird besonders in Nervenzellen die Freisetzung von weiterem Histamin gehemmt und die Ausschüttung weiterer Neurotransmitter wird reguliert. • Über den H4-Rezeptor wird die zielgerichtete Wanderung von Immunzellen hin zur Quelle von Histamin gesteuert. So werden Abwehrzellen zum Entzündungsherd gelockt. 06.05.2016 Histaminintoleranz 13 Histaminintoleranz • Therapeutische Ansätze • Mastzellenstabilisatoren = Chromoglycinsäure Daosin = Enzym DAO wird oral verabreicht, um eine Histaminspaltung im Darm zu beschleunigen • Komplementärmedizinisch Darmsanierung durch Probiotika, Immunstimulanzien, etc. • Psychosomatisch Stressreduktion durch Entspannungstraining, etc. 06.05.2016 Histaminintoleranz 14 Alles klar ? 06.05.2016 Histaminintoleranz 15