Landesbetrieb Hessisches Landeslabor Die Hasenpest (Tularämie) – auch eine Gefahr in Hessen Der Erreger: Die Tularämie ist eine gelegentlich auftretende Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht wird (s. Abb. 3). Die Erkrankung betrifft vorwiegend Hasenartige (insbesondere Feldhasen (Abb. 1), Wildkaninchen) und Nagetiere (Feldmäuse, Hamster), aber auch eine Vielzahl anderer Wild- und Haustiere (z.B. Reh, Fuchs, Igel, Schaf, Hund, Katze, Vogel). Eine Übertragung auf den Menschen ist möglich (Zoonose). Wasser- und Bisamratte und große Wühlmaus werden zwar infiziert, erkranken jedoch nicht und sind somit wichtige Überträger. Möwen und Raubvögel können den Erreger © Ibefisch @ pixelio.de über weitere Strecken verschleppen. In Deutschland tritt der Abb. 1: Nagetiere und Hasenartige wie dieser Feldhase sind Erreger der Tularämie vorwiegend in sonnenexponierten besonders empfänglich für die Tularämie Gebieten mit Flusslandschaften ohne flächenhaften Waldbestand bis 500 m ü. NN auf (bspw. Rhein, Main, Die Symptome: Tauber). Infizierte Hasen sterben häufig an akuter Blutvergiftung (Sepsis) nach unspezifischen Symptomen wie Verlust des Fluchtverhaltens, schwankendem Gang, gesträubtem Fell und schneller Atmung. Nur in Ausnahmefällen sind chronische Fälle zu beobachten. Nach der Eröffnung des Tierkörpers sind verstreute, gelblich-graue knotige Veränderungen (Abszesse, Nekrosen) insbesondere in Leber, Milz und Lymphknoten (aber auch in Lunge und Niere) sowie eine deutliche Milzvergrößerung (s. Abb. 2) und Lymphknotenschwellungen hinweisend auf eine Tularämie. Aber: Es müssen nicht immer sichtbare Veränderungen am Tierkörper auftreten! Beim Menschen treten etwa zwei bis 14 Tage nach Kontakt neben schlecht heilenden Hautwunden ebenfalls schwere Allgemeininfektionen auf, die v. a. durch Abb. 2: Eröffnete Leibeshöhle eines Feldhasen mit deutlicher grippeähnliche Symptome wie Fieber, schmerzhafte Milzschwellung Lymphknotenschwellungen, Erbrechen, Atemnot und Durchfall gekennzeichnet sind. Abb. 3: Reinkultur des Tularämie-Erregers auf einem Spezial-Nährboden Der Krankheitsverlauf ist abhängig von der krankmachenden Wirkung (Virulenz) des Bakterienstammes, der aufgenommenen Erregermenge sowie der Eintrittspforte in den Körper. Beim Auftreten von Symptomen nach Kontakt mit Hasen oder anderen empfänglichen Kleinsäugern sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht und über den Kontakt informiert werden. In Hessen konnte seit 2000 bei acht im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) untersuchten Hasen und Kaninchen Tularämie diagnostiziert werden (s. Abb. 5). Man unterscheidet mehrere Unterarten des Erregers, von denen die gefährlichste in Nordamerika auftritt. Die in Nordeuropa verbreitete Unterart stellt dennoch eine ernstzunehmende, auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheit dar, vor der man sich schützen sollte. Landesbetrieb Hessisches Landeslabor Die Infektion: Als Übertragungswege für Haus- und Wildtiere sowie Menschen kommen Haut- und Schleimhautkontakt mit infektiösem Tiermaterial, Verzehr von nicht ausreichend erhitztem, kontaminiertem Fleisch (Hasen) oder Wasser, Stiche durch infizierte blutsaugende Insekten oder Zecken sowie kontaminierte Stäube und Aerosole in Frage. Der Erreger bleibt auch tiefgekühlt über Monate infektionsfähig und ist gegenüber äußeren Umwelteinflüssen sehr widerstandsfähig. Krankheit und Nachweis des Erregers der Tularämie sind nach Infektionsschutzgesetz und Tierseuchenrecht meldepflichtig. Abb. 4: Im LHL werden Tiere mit Tularämie-Verdacht unter besonderen Sicherheitskautelen obduziert. Danach erfolgt der Nachweis der Infektion durch direkte Anzucht der Bakterien sowie mittels molekularbiologischer Tests (PCR) aus den Organen Was ist mit krank oder tot gefundenen Hasen zu tun? Auch ohne äußerlich sichtbare Veränderungen ist der infizierte Tierkörper in der Regel massenhaft mit TularämieErregern kontaminiert! Der Jagdausübungsberechtigte sollte das Tier nach dem Auffinden nicht aufbrechen und nur mit flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen anfassen. Spaziergängern wird empfohlen, krank oder tot gefundenes Wild nicht anzufassen, sondern es zu melden. Der Tierkörper sollte unverzüglich auslaufsicher in zwei Plastiksäcken verpackt und in Kenntnis und Auftrag des jeweils zuständigen Veterinäramtes unter Angabe der Kontaktperson und des Fundortes zur Untersuchung eingesandt werden an: Abb. 5: Übersicht der in Hessen seit 2000 nachgewiesenen Tularämiefälle bei sieben Feldhasen und einem Wildkaninchen. Bei Menschen traten bundesweit durchschnittlich 3 Erkrankungen pro Jahr auf, wobei laut Robert-Koch-Institut von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) Schubertstraße 60 / Haus 13 oder Druseltalstraße 67 35392 Gießen 34131 Kassel Tel.: 0641/4800 – 555 oder Tel.: 0561/3101 – 0 Jäger sind aufgrund des direkten Kontaktes zu erlegten Tieren besonders gefährdet. So erkrankten im Herbst 2005 im südhessischen Kreis DarmstadtDieburg sieben Jäger durch nachweislichen Kontakt mit Feldhasen an Tularämie. Bei einem der Jäger führte die Infektion sogar zum Tode. Deshalb sollte auch beim Zerlegen von scheinbar gesund erlegten Hasen und anderen empfänglichen Kleinsäugern sorgsam (möglichst mit Mundschutz und Handschuhen) und hygienisch einwandfrei gearbeitet werden. Die Untersuchung auf Tularämie kann auch aus einzelnen Organen (insbesondere Leber und Milz) erfolgen. Das Fleisch sollte nur durchgebraten verzehrt werden. Weitere Informationen zur Tularämie finden sich auch auf den Internetseiten des Friedrich-Loeffler- (www.fli.bund.de) und des Robert-Koch-Institutes (www.rki.bund.de).