Pharmazeutische Chemie - Nivolumab Nivolumab (Opvido®) In 2011 wurde mit Ipilimumab (YERVOY®) (s. Neue Arzneistoffe 2011), ein monoklonaler Antikörper gerichtet gegen das CTLA-4-Protein (= humanes zytotoxisches T-Lymphozyten-Antigen 4) auf der Oberfläche von T-Zellen, der erste sogenannte Checkpoint-Inhibitor zugelassen. Ipilimumab wirkt nicht direkt zytotoxisch, sondern indirekt über eine verstärkte T-Zell-vermittelte Immunantwort gegen den Tumor durch Blockade von CTLA-4 (Fachinformation YERVOY® 2015, Mansh et al. 2011). Nach Ipilimumab sind nun weitere Immuntherapeutika als Checkpoint-Inhibitoren zur Melanom-Behandlung zugelassen worden. In den USA ist im September 2014 der humanisierte Antikörper Pembrolizumab (Keytruda®) zugelassen worden, in Deutschland steht nun seit Juni 2015 das auch schon in den USA verfügbare Nivolumab (Opvido®), ein humaner monoklonaler Antikörper, zur Verfügung. Das Target beider Antikörper ist der Programmed Death Receptor-1 (PD-1), ein Rezeptor, der auf der Oberfläche von T-Zellen exprimiert wird. PD-1 wirkt als ein sogenannter Checkpoint für das Immunsystem und nimmt die Funktion eines negativen Regulators der T-Zellaktivität ein. Der Rezeptor bindet zwei physiologische Liganden, PD-L1 und PD-L2, die von Antigen-präsentierenden Zellen und von Tumorzellen der Umgebung exprimiert werden können. Die Bindung von PD-L1 bzw. PD-L2 an PD-1 auf den T-Zellen führt zur Hemmung der T-Zellaktivierung, zur Hemmung der T-ZellProliferation und zu einer verminderten Zytokinausschüttung. Somit besitzt PD-1 quasi die Eigenschaften eines „physiologischen Immunsuppressivums“ (Fachinformation Opvido® 2015, Homet Moreno und Ribas 2015, Luke und Ott 2015). Der nun in Deutschland zugelassene Antikörper Nivolumab ist ein anti-PD-1Antikörper (genauso wie Pembrolizumab) und bindet mit hoher Affinität an PD-1. Dadurch können die physiologischen Liganden PD-L1 und PD-L2 nicht mehr an PD1 binden. Die Hemmung der Immunreaktion unterbleibt, vielmehr kommt es zur einer Potenzierung der T-Zellreaktion einschließlich der Tumorabwehrreaktion (Fachinformation Opvido® 2015, Brahmer et al. 2015). Nivolumab (Opvido®) ist genauso wie Ipilimumab (YERVOY®) indiziert zur Monotherapie des fortgeschrittenen (nicht resezierbaren oder fortgeschrittenen) Melanoms. Nivolumab ist ein vollständig humaner monoklonaler IgG4-Antikörper, der rekombinat aus Ovarialzellen des chinesischen Hamsters gewonnen wird, das Fertigarzneimittel Opvido®ist ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Die Infusion wird in einer Konzentration von 3mg/kg Körpergewicht alle zwei Wochen über einen Zeitraum von 60 Minuten verabreicht. Bedingt durch den Wirkmechanismus sind immunvermittelte Nebenwirkungen zu erwarten, die Patienten müssen engmaschig vor, während und nach der Therapie mit Nivolumab überwacht werden ((Fachinformation Opvido® 2015). Nivolumab ist seit Frühjahr 2015 in den USA auch zur Therapie des nichtkleinzelligen Plattenepithel-Lungenkarzinoms zugelassen. Literatur: Brahmer, J.R. et al. Furture Oncol 2015, 11, 1307 Fachinformation Opvido® 2015, Bristol-Myers Squibb Pharma EEIG Fachinformation YERVOY® 2015, Bristol-Myers Squibb Pharma EEIG Homet Moreno, B. und Ribas, A. Br J Cancer 2015, 112, 1421 1 CA 1.7.2015 Pharmazeutische Chemie - Nivolumab Luke, J.J. und Ott, P.A. Oncotarget 2015, 6, 3479 Mansh, M. Yale J Biol Med 2011, 84, 381 2 CA 1.7.2015