westline Seite 1 von 2 >> Kontakt zu we >> Werben bei we Kontakt zu Ihrer Tageszeitung: Bitte wählen Sie... Lokalnachrichten Recklinghausen Wo die "Unterschicht" einkauft Lokalsport Frank P. hat Glück gehabt. Losglück. In der Hand hält der Mann mit dem dunklen Dreitagebart einen Zettel. Darauf eine Nummer: 23. Die Eintrittskarte in das Warenlager der Recklinghäuser Tafel. Bis vor die Tür hat Frank P. es schon geschafft. Nur noch wenige Minuten, dann darf er endlich rein. Von Alexander Spiess 130 nummerierte Kärtchen teilen die Ehrenamtlichen des Sozialdienstes katholischer Frauen per Losverfahren aus, bevor sie die Pforten an der Westfalenstraße öffnen. Mehr Kunden können sie nicht bedienen. Der Bedarf ist größer. 800 Menschen mit Berechtigungskarten wohnen in der Stadt. Frank P. ist einer von ihnen. Seit sieben Jahren ist der gelernte Metzger arbeitslos. Die vierte Hartz-Reform, rechnet er vor, lässt ihm monatlich 295 Euro zum Leben. Dennoch: Die aktuelle Armutsdebatte lässt Frank P. kalt. "Ich fühle mich nicht zu einer neuen Unterschicht zugehörig", sagt er. Für die soziale Misere der vergangenen Jahre gebe es vor allem zwei Schuldige: die Politiker und den Euro. Hat er noch Hoffnung auf einen neuen Job? Frank P. lacht laut auf. "Ich hätte gerne Hoffnung", sagt er und verschwindet im Ladenlokal der Tafel. Gabriele Gellenbeck hat soeben seine Nummer aufgerufen. Die 61-Jährige arbeitet seit Mai 2005 ehrenamtlich für die Tafel. Auch sie lebt von Arbeitslosengeld 2. Das Angebot der Tafel ist heute groß. Kartoffeln, Brot, Eier, Yoghurt, frisches Gemüse, selbst Babybrei. Alles da. Zu haben für zehn Prozent des Preises, den der günstigste Anbieter vor Ort verlangt. So will es die goldene Regel der Tafeln. Abgelaufene Lebensmittel werden verschenkt. Die Kunden müssen Zeit mitbringen. In kleinen Gruppen warten sie vor dem Ladenlokal an der Westfalenstraße, rauchen, plaudern. Oft auf Russisch. Ein Großteil der Tafel-Klientel stammt aus der ehemaligen Sowjetunion. "Wir können billig, aber nicht schnell", sagt SKF-Sprecher Patrick Bönki. Seine Beobachtung: "Mittlerweile strahlt die Armut bis in die Mitte der Gesellschaft." Auch arbeitslose Akademiker seien schon Tafelkunden. Eng ist es zwischen den voll geladenen Regalen. Man kennt sich. Mitarbeiter und Kunden haben meist die gleichen Sorgen. Das schweißt zusammen. "Für mich ist das hier wie eine Familie", sagt Michael Lessel, ebenfalls ALG2Empfänger. Er wird heute 46. Trotzdem steht er an den beiden Kühlschränken und teilt Eier und Milchtüten aus. "Feiern kann ich auch später." Das letzte Glied in der Tafelkette ist Martina Keller. Bei ihr landen alle Kunden mit ihren Plastiktüten, Körben und Rucksäcken. Mit sächsischem Zungenschlag geht die Kassiererin die Einkäufe durch, reicht den Kunden ihre Konserven und Gläser. 1987 flüchtete Martina Keller mit ihren drei Kindern über Ungarn aus http://www.westline.de/nachrichten/lokal/index_nachricht.php?file_name=210_001_2... 29.10.2006 westline Seite 2 von 2 der DDR in den verheißungsvollen Westen. 19 Jahre später ist auch sie in der tristen Realität von Hartz IV und ALG2 angekommen. "Bei der Tafel habe ich wenigstens etwas zu tun", sagt Martina Keller. Auch Frank P. ist an der Kasse angekommen. Rosenkohl, Tomaten, Brot und Yoghurt hievt er auf die Theke. Routiniert verstaut er seinen Einkauf schließlich in Tüten. Dann geht er. Bis zum nächsten Mal.Nachgefragt 27. Oktober 2006 | Quelle: Anzeige Lexus IS Leasingangebot Erleben Sie den Lexus IS mit vielen serienmäßigen Extras schon ab 239,00 Euro monatlich! Mehr Informationen» • Voll Tanken für 18 Euro! Der Opel Zafira mit Erdgasantrieb - umweltfreundlich und preiswert. • American Express Gold Card: Beitragsfrei im 1. Jahr + 3.000 Bonuspunkte für Ihren Prämienflug! • DIE PREMIUM KOMPLETTLÖSUNG für Ihren Geschäftserfolg: QSC-Complete flat inkl. PAKET-Bonus bis 30.11. - ab 89,95€! http://www.westline.de/nachrichten/lokal/index_nachricht.php?file_name=210_001_2... 29.10.2006