Puromycin - TU Darmstadt Chemie

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Studienprojekt DaMocles
Puromycin
von J. Primozic, A. Röblitz, M. Schorstein, D. Seelinger, Candeniz Simsek
1. Einleitung
Puromycin ist ein Nucleosid-Antibiotikum, das erstmals 1954 aus der Bakterien-Gattung Streptomycin
alboniger isoliert wurde. Das Antibiotikum hemmt die Protein-Biosynthese und ist somit ein Toxin für
eukaroytische und prokaryotische Zellen. Puromycin findet durch die hemmende Wirkung auf die ProteinBiosynthese Anwendung in der Krebsforschung. Hierbei dient es zur Selektion von genetisch veränderten
Zelllinien.
2. Struktur
Strukturell leitet sich Puromycin von Adenosin bzw. N6,N6-Dimethyladenosin ab, welches durch eine
Peptidbindung an p-Aminoethylanisol gebunden ist.
Adenosin
(N-subst.)
Adenin
Amid
β-D-Ribose
(2x N-subst.)
Anisol
Der systematische Name von Puromycin nach IUPAC lautet (S)-3'-((2-Amino- 3-(4-methoxyphenyl)- 1-
oxopropyl)amino)- 3'-desoxy-N,N-dimethyladenosin.
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3. Physikalische Eigenschaften
Puromycin ist ein weißer, pulverförmiger, nicht brennbarer Feststoff, der sich mäßig in Wasser löst.
Summenformel
C22H29N7O5
Molare Masse
471,52 g/mol
Schmelzpunkt
175,5-177°C
Siedepunkt
752,16°C
Dichte
1,51g/cm³
CAS-Nummer
53-79-2
Löslichkeit
50,3g/l bei 25°C in Wasser
4. Historisches
Das Antibiotikum Puromycin wurde im Jahr 1952 von John N. Porter entdeckt. Bei der Untersuchung einer
noch nicht identifizierten Spezies des Streptomycins ist aufgefallen, dass dieses ein Antibiotikum produziert,
das gegen die Protozoen des Genus Trypanosoma, welches eine afrikanische Schlafkrankheit verursacht, aktiv
wird. Da das Streptomycin schwarze Kolonien mit weißen Sporen entwickelte, nannte man es Streptomycin
alboniger. Im Jahre 1954 gelang dann die Isolierung und Synthese des Puromycin und wurde als Patent 1956
von der Firma American Cyanamid & Co angemeldet. Später wurde dann versucht Puromycin als Mittel für
die Chemotherapie auf verschiedene Copolymere als Trägermaterialien in den Körper für medizinische
Zwecke zu schleusen. Da Puromycin aber auch für Eukaryoten toxisch wirkt, wird es heutzutage nur noch für
Forschungszwecke in der Mikrobiologie verwendet.
5. Vorkommen
Puromycin kann aus dem Streptomycin alboniger gewonnen werden, welcher zum Stamm der Actinobacteria
gehört und in Waldböden beheimatet ist. In dem Streptomycin alboniger wird enzymkatalysiert S-adenosylL-methionine (SAM) zu O-dimethylpuromycin (ODMP) synthetisiert. Dieser finale Reaktionsschritt
transferiert Methylgruppen und bildet das Antibiotikum.
6. Wirkung
Rückblick zur Proteinbiosynthese
Die Proteinbiosynthese beginnt mit der Transkription, bei der die RNA Polymerase einen DNA-Strang
kopiert und die zugehörige mRNA erstellt.
Diese mRNA dient nun als Matrize der Translation, dem Aufbau der Polypeptidketten.
Das entsprechende Ribosom wandert die mRNA entlang und bindet die tRNA mit dem passendem Anticodon,
welche an ihrem anderen Ende die Aminosäure enthält, für die das mRNA Stück codiert. Durch verbinden der
Aminosäuren entsteht so beim entlangwandern des Ribosoms an der mRNA eine Polypetidkette, die nach der
Termination der Translation ein Protein bildet.
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Wirkungsweise des Puromycin
Die Strukturformel des Puromycin ähnelt einer tRNA mit dem 3`Ende CCA:
3'-Ende einer tRNA
Puromycin
Durch diese strukturelle Ähnlichkeit ahmt das Molekül das Ende 3‘-Ende einer tRNA nach. Somit kann es an
der Bindungsstelle des Ribosoms eintreten und wird dort kovalent gebunden.
Kommt nun an die Eingangstelle A des Ribosoms das Codon GGU, so kann das Puromycin, statt der
entsprechenden tRNA (CCA), an diese Stelle binden und einen vorzeitigen Kettenabbruch einleiten.
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Die Polypeptidkette ist so gehindert die richtige
Tertiärstruktur des Proteins anzunehmen. Das Protein ist so
nicht funktionsfähig und die Zelle stirbt aufgrund von
Mangelfunktion ihrer Proteine.
Resistenz
Das Enzym Puromycin-N-Acetyltransferase (PAC), für welches das Streptomycin alboniger und einige andere
verwandte Bakterienarten ein Gen besitzen, inaktiviert Puromycin durch Derivatisierung.
PAC
An der wichtigen Aminogruppe, die mit für die Verwechslung mit einer tRNA verantwortlich ist, wird durch
die Puromycin-N-Acetyl-Transferase als Katalysator ein Proton durch eine Carbonylverbindung substituiert,
wodurch das Puromycin inaktiv wird.
7. Verwendung
Puromycin findet durch die hemmende Wirkung auf die Protein-Biosynthese Anwendung in der
Krebsforschung. Hierbei dient es zur Selektion von genetisch veränderten Zelllinien. Der Aufbau einer solchen
Selektion ist in der folgenden Abbildung schematisch aufgezeigt:
4
Anreicherung
Transkription und
Verknüpfung mit
Puromycin
Mit Puromycin
verknüpfte mRNA
Translation
Reverse Transkription
mRNA-Display-Peptid
Zuerst wird eine DNA-Bibliothek mit bis zu ͳͲଵହ verschiedenen Molekülen synthetisiert. Nach der
Umwandlung in RNA und der Verknüpfung mit dem Puromycin werden durch Translation die mRNA
Display Peptide hergestellt. Der verknüpfte RNA-Teil wird nach der Aufreinigung revers transkribiert. Mit
den so hergestellten Molekülen werden die eigentlichen Selektionsschritte durchgeführt. Dazu werden nicht
gebundene Moleküle der Bibliothek entfernt und die gewünschten eluiert. Nach mehrmaligem Durchlaufen
des Selektionszyklus reichern sich die gewünschten Sequenzen an und können anschließend analysiert und
charakterisiert werden.
8. Quellen
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A New Species of Streptomyces, C. W. Hesseltine, J. N. Porter, N. Deduck, Marie Hauck, N. Bohonos
and J. H. Williams, Mycologia, Vol. 46, No. 1 (Jan. - Feb., 1954), pp. 16-23
http://www.scbio.de/datasheet-205821-puromycin.html
http://chem.sis.nlm.nih.gov/chemidplus/rn/53-79-2
http://www.zmbh.uniheidelberg.de/mayer/Grundvorlesung_III_Teil_2_Molekularbiologie/09_Antibiotika.pdf
http://www.zmbh.uniheidelberg.de/mayer/Grundvorlesung_III_Teil_2_Molekularbiologie/09_Antibiotika.pdf
http://www2.estrellamountain.edu/faculty/farabee/BIOBK/biobookprotsyn.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Puromycin
http://www.biospektrum.de/blatt/d_bs_pdf&_id=934179
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