Tiergesundheit So wird jede Impfung ein Erfolg Bei kurzen Arbeitspausen sollten Sie das komplette Impfbesteck inklusive Spritze im Kühlschrank aufbewahren. Was sollte man beim Impfen von Schweinen beachten? Zehn Tipps von Dr. Josef Schulte-Wülwer, Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. 4. Kühl und dunkel lagern 1. Impfen Sie nur gesunde Tiere 3. Impfen nach Plan Impfen Sie möglichst nur gesunde Tiere. Denn nur wenn sich der Organismus nicht mit anderen Erregern auseinandersetzen muss, kann er mit einer ausreichenden Immunantwort reagieren. Beim Impfen von Tiergruppen kann man nicht immer auf jedes einzelne Tier Rücksicht nehmen. Hier ist der Gesundheitszustand der ganzen Gruppe aus­ schlaggebend. Bahnt sich eine Erkrankung an, oder sind mehrere Tiere der Gruppe erkrankt, sollte die Impfung besser verschoben werden. Impfungen wirken zudem am besten, wenn die Tiere an den Folgetagen wenig Stress aus­ gesetzt sind. Also impfen Sie Ihre Ferkel bes­ ser fünf Tage vor als direkt beim Absetzen! Nach einigen Monaten lässt der Impfschutz nach. Deshalb sind insbesondere für Sauen und Zuchteber nach vier bis sechs Monaten Wie­ derholungsimpfungen fällig. Sie können repro­ duktionsbezogen erfolgen, also in einem bestimmten Trächtigkeitsstadium der Sau, oder als Bestandsimpfung. Diese haben den Vorteil, dass seltener einzelne Sauen oder Eber vergessen werden. Wichtig ist, dass Sie immer die vom Herstel­ ler vorgegebene volle Dosis impfen und die Impfstoffe nur dann mischen, wenn sie dafür vorgesehen sind! Fotos: Heil 2. Möglichst früh impfen? S 20 top agrar 9/2013 Wärmen Sie die Vakzine vor dem Impfen in der Hosentasche an. Das verbessert die Verträglichkeit. Die Biestmilchversorgung bestimmt den Impftermin Gute Kolostrumversorgung Säugephase Ferkelaufzucht Maternale Antikörper 1 Grafik: Rommel Nach dem Impfen dauert es zwei bis vier Wochen, bis ein belastbarer Impfschutz auf­ gebaut ist. Deshalb sollten Sie Ihre Tiere im Idealfall drei bis vier Wochen vor dem erwarteten Infektionszeitpunkt impfen. Da man den allerdings selten kennt, werden die Tiere so früh wie möglich geimpft. Bei der Ferkelimpfung können die mater­ nalen Antikörper stören, die die Ferkel mit der Muttermilch aufnehmen. Je besser die Kolostrumversorgung, desto später daher der optimale Zeitpunkt für die Ferkelimpfung, z. B. die Mykoplasmenimpfung in der dritten oder vierten Lebenswoche. Eigentlich müssten Ferkel mit unge­ nügender Kolostrumversorgung früher geimpft werden. Das ist in der Praxis aber kaum machbar. Deshalb bieten sich im Zweifelsfall Two-Shot-Impfungen an, z. B. in der ersten und vierten Lebenswoche. Lagern Sie die Impfstoffe bei 2 bis 8 °C und dunkel, am besten in einem Kühlschrank. Bei kurzen Impfpausen bewahren Sie einfach das gesamte Impfbesteck samt Flasche und Spritze im Kühlschrank auf. Brauchen Sie angebrochene Impfstoffflaschen möglichst schnell auf. Besonders empfindlich sind Lebend­impfstoffe. Sie weisen bereits weni­ ge Stunden nach dem Anmischen einen Wirkungsverlust auf. Aber auch Totimpfstoffe sollten nach dem Anbrechen der Flasche höchstens eine Woche im Kühlschrank aufbewahrt werden. 2 3 4 Optimaler Impfzeitpunkt 5 6 Woche Mäßige Kolostrumversorgung Säugephase Ferkelaufzucht Maternale Antikörper 2 3 1 Optimaler Impfzeitpunkt 4 5 6 Woche Quelle: J. Schulte-Wülwer, 2012 Je besser die Biestmilchversorgung, desto intensiver die passive Immunisierung. Dadurch verschiebt sich der optimale Impftermin nach hinten. 5. Wärmen Sie den Impfstoff an Erwärmen Sie die Vakzine vor dem Verimpfen auf 25 bis 30 °C. Das erleichtert die Anwendung und verbessert die Verträglichkeit. Meist genügt schon eine kurze Aufbewahrung in der sauberen Hosentasche. Totimpfstoffe müssen Sie vor Impfbeginn kräftig schütteln. Lebendimpfstoffe werden dagegen meist als gefriergetrockneter Kuchen angeliefert. So sind sie länger haltbar. Das Lösungsmittel wird erst unmittelbar vor dem Impfen zugegeben. Achten Sie dabei unbedingt auf die richtige Reihenfolge: Erst mit der Trans­ fernadel die Flasche mit dem Lösungsmittel anstechen und dann beides auf die Impfstoffflasche aufsetzen. top agrar 9/2013 S 21 Tiergesundheit 6. Das richtige Impfverfahren Setzen Sie Impfstoffe immer entsprechend den Angaben des Herstellers bzw. der Zulassung ein. Die meisten Impf­ stoffe werden intramuskulär (i.m.) verabreicht, da hier die Immunantwort besser ist als beim subkutanen Impfen (s.c.) unter die Haut. Wenn Sie die Nadel im 90°-Winkel hinter dem Ohrgrund einstechen, landet der Impfstoff im gut durchbluteten Nackenmuskel. Beim subkutanen Imp­ fen (s.c.) bietet sich die Kniefalte an. Seit einiger Zeit gibt es zudem die Möglichkeit, Impf­ stoffe nadellos direkt in die Haut (intradermal = i.d.) zu verabreichen. Ein Beispiel dafür ist das IDAL-System. Diese Art der Impfung ist für das Tier schonender. Und da sich in der Haut viele für den Aufbau der Immunreaktion verantwortlichen Zellen befinden, ist auch hier eine gute Antikörperbildung zu erwarten. Passende Kanülen 7. Nadellänge muss passen Für die Verabreichung in den Mus­ kel müssen Sie je nach Alter und Gewicht der Tiere die dafür pas­ sende Nadellänge wählen (siehe Übersicht). Für die Verabreichung unter die Haut (subkutan = s.c.) muss die Kanüle entsprechend kürzer sein. Oder Sie spritzen den Impfstoff in die Kniefalte. Körpergewicht, kg Kanülenlänge, mm Durchmesser, mm bis 10 12 – 20 0,8 – 1,4 10 – 25 25 0,8 – 1,4 25 – 50 30 0,8 – 1,4 50 – 100 35 0,8 – 1,4 > 100 40 bis 2,0 Für die intramuskuläre Impfung werden je nach Gewicht unterschiedliche Kanülen empfohlen. 8. Verwenden Sie saubere Kanülen Fotos: Heil Stechen Sie die Impfstoffflasche immer nur mit einer sterilen Nadel an, wenn Sie mit einer Revolverspritze arbeiten. Verwenden Sie dafür auf keinen Fall die Nadel, mit der Sie zuvor bereits Schweine geimpft haben! Stattdessen ist es besser, die sauber eingestochene Nadel bis zum nächsten Befüllen der Spritze in der Impfstoffflasche zu belassen. S 22 top agrar 9/2013 9. Pro Wurf eine Kanüle Damit Sie mit der Impfkanüle keine Infektionserreger übertragen, sollten Sie für jeden Wurf eine neue, sterile Kanüle verwenden. In Aufzucht und Mast werden die Nadeln nach jeder Tiergruppe bzw. Bucht gewechselt. In Großgruppen oder bei Sauen-Bestandsimpfungen emp­ fehlen Experten spätestens nach 20 Impfungen einen Nadelwechsel. 10. Nach dem Impfen reinigen Nach jedem Impfen sollten Sie das Impfbesteck gründlich reinigen und desinfizieren. Schrauben Sie dazu die bewegli­ chen Teile auseinander und spülen Sie alles gründlich mit kaltem Wasser, um Blutbestandteile zu entfernen. Anschlie­ ßend erfolgt eine gründliche Reinigung unter heißem Was­ ser und eine mindestens 20-minütige Sterilisation in kochendem Wasser. Nach dem Trocknen bewahren Sie das Spritzbesteck bis zum nächsten Einsatz in einem sauberen, trockenen Behälter auf.