Wann impfen Sie?

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Impf-Repetitorium
im Blockpraktikum Allgemeinmedizin
Impfen – Anforderungen an Hausärzte?
→ Beratung: Welche Komplikationen können auftreten? In welchem
Verhältnis stehen diese zum Nutzen1? Wann darf nicht geimpft
werden? Was sind Impfreaktionen mit Krankheitsbedeutung?
→ Durchführung2: Vorbereitung, Impfung, Dokumentation (inbes. im
Impfpass), Nachbetreuung
→ Erinnerung: z.B. mit Recall-System (für Erinnerung schriftliche
Einverständnis-Erklärung des Patienten zuvor einholen), mindestens
aber regelhafte Ansprache der Zielgruppe (direkt, Poster, Flyer im
Wartezimmer)
1 siehe
auch Meyer et al.: Impfgegener und Impfskeptiker. Quelle: http://www.rki.de/DE/Content/
Infekt/Impfen/Bedeutung/Impfgegner_Impfskeptiker.pdf?__blob=publicationFile
2 immer erst nach dokumentierter Aufklärung. Eine schriftliche Aufklärung ist nicht nötig. Bei
minderjährigen Impflingen sind die Eltern/ Sorgeberechtigten aufzuklären. Ab dem 16. Lj besteht
i.d.R. Einsicht- und Entscheidungsfähigkeit (Epidemiologisches Bulletin 34 v. 26.08.2013, S. 336)
Impfberatung – verlässliche Information
Für Patienten: www.bzga.de
Für Ärzte: www.rki.de
u.a., wie www.forum-impfen.de
Siehe auch: European Center for Disease Prevention and Control
http://vaccine-schedule.ecdc.europa.eu/Pages/Scheduler.aspx
Beratung – Ziel der Impfung
1) Infektionskrankheiten mit relevanten Komplikationen eliminieren
- Gelungen für die Pocken (weltweit seit 1980; nach Diskussion seit 1797 !!!)
- Poliomyelitis dank Polio-(Schluck)-Impfung keine Bedrohung mehr
- Masern sollen bis 2015 eliminiert sein1
2) Schwerwiegende Komplikationen einer Infektion zu reduzieren
- Gebärmutterhalskrebs (Anal-CA) durch HPV-Virus
- Rötelnembryopathie bei Infektion im ersten Trimenon (90%2)
1
WHO-Ziel, das vor der erhöhter Gesamtmortalität (3:1000) und der subsklerosierenden
Panencephalitis mit einer Inzidenz von 1-1.700 bis 1 : 3.300 schützen soll; für Röteln 1:1.000.000
www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/843114/sspe-nach-masern-fuenf-todesfaelle-jahr-zuviel.html
in Deutschland wir das WHO-Ziel nicht erreicht werden; siehe Ärztezeitung v. 21.6.13
www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/impfen/article/816379/deutschland-verfehlt-masern-ziel.html
2
Stiftung Warentest: Themenpaket Impfen. test 3/2012, s.a. http://www.rki.de/DE/Content/
Infekt/Impfen/Bedeutung/Impfgegner_Impfskeptiker.pdf?__blob=publicationFile
Beratung – Wann darf geimpft werden?
nicht impffähig
Impffähig***
- akute Behandlungsbedürftigkeit*
- Allergien gegen Adjunvanzien
- Immundefekte**
- Schwangere für Lebendimpfstoff
- 3 (Tod-) und 14 Tage (Lebend-impfstoff)
vor selektiver OP
- banale Infekte (auch subfebrile Temp.)
- möglicher Kontakt mit Personen, die
ansteckende Krankheiten haben
- Krampfanfälle in der Familie oder
Fieberkrämpfe in der Anamnese
- Ekzeme, Dermatosen, lok. Infektion
- Behandlung mit Antibiotika, niedrige
Dosen oder lokale Kortikosteroide
- Frühgeburtlichkeit
- Chronische Krankheiten
* z.B. systemische Kortisontherapie
> 10mg Prednisolonäquivalent/ d
** Impfung in Absprache mit
Immunologen möglich
*** Epidemiolog. Bulletin 30/2012
Beratung – unerwünschte Impffolgen
Impfreaktion: Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit an der
Injektionsstelle; Allgemeinreaktionen: Fieber<39,5°C, KopfGliederschmerzen, Unwohlsein, Magen-Darm-Beschwerden1
Impfkomplikation2: Erkrankungen mit ursächlichem
Zusammenhang, der als gesichert oder überwiegend
wahrscheinlich angesehen wird.
Impfschaden: Erkrankungen, die zu dauerhaften und
schadenersatzpflichtiger Beeinträchtigung führen
Pockenimpfnarbe
Kategorie 1 der unerwünschten Wirkungen einer Impfung, die als „Ausdruck der normalen Auseinandersetzung des
Organismus mit dem Impfstoff“ anzusehen sind; 2 Kategorie 2 (gesicherter Zusammenhang, für den eine Aufklärungspflicht
besteht) und 3 (weder gesichert, noch widerlegt; für Rückfragen des vorinformierten Patienten wichtig), nicht aber Kategorie
4 (widerlegt, wie MMR-Impfung und Autismus/ M. Crohn; Hib-Impfung und DM1, HepB-Impfung und Multiple Sklerose;
Kenntnis entscheidend für Erreichen der Zielquote 95%); Häufigkeiten: >1/10 = sehr häufig; 1/100-1/10 = häufig; 1/1000 –
1/100 = gelegentlich; 1/10.000 – 1/1.000 = selten; <1/10.000 = sehr selten; Siehe Epidemiologisches Bulletin 25/2007
1
Beratung – Art der Impfstoffe
Lebendimpfstoffe*
Totimpfstoffe
- Sehr abgeschwächte Erreger,
die sich im Körper vermehren
- Enthalten relativ wenig Antigen
- Sie werden meist nur 1 -2 x
gegeben und müssen nur selten
aufgefrischt werden
- Sie lösen keine oder nur eine
sehr schwache Krankheit aus
- Können in Kombination gleichzeitig gegeben werden oder mit
Abstand von 28 Tagen
- Abgetötete Erreger oder
Erregerteile
- Enthalten relativ viel Antigen
- Sie werden meist mehrfach
gegeben und müssen regelmäßig aufgefrischt werden
- Sie können die Krankheit nicht
auslösen
- Können in beliebiger Zahl zu
jeder Zeit verabreicht werden
(dito Tot-/Lebend-Kombination)
* Mumps, Masern, Röteln, Varizellen, Rotavirus, Gelbfieber;
ohne Zulassung in D: Polio (OPV)/ Pocken/ Tbc (BCG)/ Typhus (oral)
Durchführung - Wie impfen Sie?
Wann impfen Sie?
- Unter Berücksichtigung der Mindestabstände (die nicht unterschritten werden sollten) möglichst mit gleichem Trägerprotein.
- Sofort bei fehlenden Impfungen. Jede Impfung zählt!
- Nachholimpfungen bis 18. Lebensjahr, außer gegen
Rotavirus ab der 32. Lebenswoche
Pneumokokken ab dem 2. Geburtstag (gilt nicht bei Indikation)
Haemophilus influenza ab dem 5. Geburtstag (gilt nicht im Falle
einer funktionellen oder anatomische Asplenie)
- Ab dem Alter von 5 Jahren ist Impfstoff mit reduziertem
Antigen-Gehalt für Diphtherie (d statt D) und PertussisImpfungen (ap statt aP) zu verwenden.
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 (26.08.2013)
- Möglichst frühzeitig mit Kombinationsimpfstoffen
Was prüfen Sie?
- Lagerung des Impfstoffs im Kühlschrank bei 2-8°C.
Impfstoffe, die falsch gelagert oder eingefroren wurden, sind zu verwerfen.
- Verfallsdatum kontrollieren; geöffnete Ampulle am gleichen
Tag (Tot-) oder sofort (Lebendimpfstoff) verbrauchen.
- Durchstechstopfen müssen trocken sein.
- Impfstoff wärmen/ nicht mit Desinfektionsmittel vermengen.
- Impfstoffe sollten die Nadel nicht außen benetzen.
Injektion dadurch schmerzhaft und kann zu Entzündungen führen.
- Impfstelle desinfizieren.
bei der Injektion sollte die Haut wieder trocken sein; nicht erneut berühren
Wie dokumentieren Sie?
1) Aufklärung & Gabe in Patientenakte des Arztes
2) Gabe in Impfausweis:
1. Chargen Nummer
2. Bezeichnung Impfstoff (Handelsname)
3. Impfdatum
4. Krankheit gegen die geimpft wurde
5. Stempel
6. Unterschrift
Fehlende Dokumentationsmöglichkeit/ kein Impfpass:
Trotzdem Impfen (da von zusätzlichen Impfungen geringes Risiko ausgeht)
Serologische Überprüfung: Bei Patienten mit Immunsuppression, ansonsten nur bei
Anti-HBs bei Risikopersonen (Titer > 100 IE/ l), Röteln (>1/32), Varizellen bei Kinderwunsch, HepA (bei Personen vor 1950 geboren)
Erinnerung – Rolle des Hausarztes
 „für einen ausreichenden Impfschutz der von ihnen betreuten
Personen lebenslang zu sorgen“
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission der deutschen Ärzteschaft (StIKo),
Epidemiologisches Bulletin 30/2008, S.1
 „gesundheitspolitischen Verantwortung, ihre Patienten auf
erforderliche Impfungen hinzuweisen oder selber zu impfen“
Impfen um jeden Preis? Impfmüdigkeit in Deutschland? Ein Positionspapier der Deutschen
Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM):
http://www.degam.de/dokumente/aktuell_2009/ZFA%203-2009%20S.00008-00010.pdf
Wie organisieren Sie, dass diejenigen, die eine Impfung
benötigen, angesprochen werden?
Aktueller Impfkalender
* Stiftung-Warentest rät ab.
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 (26.08.2013)
*
Nachholimpfung bei Kindern <12 Monate
Indikationsimpfung bei Asplenie
Indikationsimpfung beachten
Indikationsimpfung beachten
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 (26.08.2013) Quelle: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/
EpidBull/Archiv/2013/Ausgaben/34_13.pdf;jsessionid=006F41282845F6912700EB186E2C4C
D2.2_cid290?__blob=publicationFile
Nachholimpfung bei Kindern 1 bis <5 Jahre
Indikationsimpfung bei Asplenie
Indikationsimpfung beachten
Indikationsimpfung beachten
*
* Stiftung-Warentest rät von einer Impfung ab.
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 (26.08.2013)
Nachholimpfung bei Kindern 5 bis <11 Jahre
Indikationsimpfung beachten
Indikation bei angeborener oder erworbener Immundefizienz bzw. –
suppression und Asplenie und Reisen in Risikoländern
Indikationsimpfung beachten
*
Indikationsimpfung beachten
* Stiftung-Warentest rät von einer Impfung ab, da der Schutz begrenzt und der Verlauf in
höherem Alter schwerer ist. Häufigkeit und Schwere von Herpes zoster sei erhöht.
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 vom 26.08.2013
Nachholimpfung zwischen 11 und 18 Jahren
fraglich: A*
Indikationsimpfung beachten
Indikation bei Immundefizienz bzw. –suppression
sowie Asplenie und Reisen in Risikoländern
Indikationsimpfung beachten
Indikationsimpfung beachten
* Stiftung-Warentest rät zu einer
Auffrischimpfung, da Dauer des
Impfschutzes noch nicht sicher.
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 vom 26.08.2013
Nachholimpfung Erwachsene (ab 18 Jahre)
Indikation für Impfung gilt nur für Kinderwunsch / den Fall einer regionalen
Masern-Epidemie bei fehlender/ nur einer Impfung bzw. unklarem Impfstatus.
Bei einmalige Impfung in Vorgeschichte einmalige
Nachimpfung mit MMR-Impfstoff.
Indikationsimpfung: geplante immun-suppressiver
Therapie, Organtransplantation oder schwerer
Neurodermitis (auch bei Kontaktpersonen zu diesen)
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 vom 26.08.2013
Spezielle Hinweise zur Hepatitis B-Impfung
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 vom 26.08.2013
Spezielle Hinweise zur Tetanus-Impfung
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 vom 26.08.2013
Spezielle Hinweise zur HPV-Impfung
 Empfohlen für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren.
 Impfung mit 3 Dosen sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr
abgeschlossen sein.
 Schützt nicht gegen alle potenziell onkogenen HPV-Typen, sondern
allein gegen die Typen HPV 16 und 18). Früherkennungsmaßnahmen
sollten daher unverändert in Anspruch genommen werden.
 Die Frage der notwendigen Auffrischimpfung ist noch nicht geklärt.
 Für die Wirksamkeit bei Jungen/ Männern liegen noch keine
ausreichenden Daten vor.
Epidemiologisches Bulletin Nr. 34 vom 26.08.2013
Postexpositionelle Simultanprophylaxe
Ziel: Um den Krankheitsausbruch zu verhindern, muss ohne
Immunität nach Exposition ergänzend zum Impfschutz auch ein sofort
einsetzender Schutz erreicht werden. Dazu wird neben der aktiven
Impfung simultan ein Immunglobulin-Präparat verabreicht.
Tetanus: Tetanustoxoidimpfstoff + spezielles AntitetanusImmunglobulin (TIG)
Tollwut: Tollwutimpfstoff + spezielles Antitollwut-Immunglobulin
Hepatitis B: Hepatitis-B-Impfstoff + spezielles Anti-Hepatitis-BImmunglobulin
Hepatitis A:Hepatitis-A-Impfstoff + Normal-Immunglobulin
(deklarierter Anti-Hepatitis-A-Gehalt)
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