Verordnung über ein Überwachungsprogramm zur Bekämpfung der klinischen Paratuberkulose Dr. Mario Winkler Paratuberkulose (Johne‘sche Krankheit) Erreger: Mykobacterium avium ssp. Paratuberculosis Epidemiologie: weltweit verbreitet bei Rindern (Jersey, Limousin, Holstein), Schafen, Ziegen und Wildwiederkäuern; Kälber, Jungrinder und Lämmer sind besonders empfänglich, ältere Tiere weitgehend resistent Pferd, Hund, Schwein, Esel, Geflügel, Kaninchen erkranken i.d.R. nicht klinisch, treten aber als asymptomatische Ausscheider auf Hauptinfektionsquelle: Kolostrum/Milch bzw. mit erregerhaltigen Kotpartikeln kontaminiertes Futter, Ausscheidung des Erregers von infizierten Kühen, die klinisch gesund sind Mehrjährige IKZ (2-10 Jahre) Manifestation/Symptome: Dünndarm (spez. Enteritis) - chronisch, unstillbarer Durchfall + Abmagerung bei erhaltener Fresslust Subklinischer Verlauf: kein Durchfall, kein LM-Verlust, aber Ausscheidung von M.p. Hgr. Abmagerung, z.T. mit Durchfall Enteritis beim Rind Bsp.: 2 Kalbinnen, gleich alt, re Abmagerung bei erhaltener Fresslust 4 Stadien bei infizierten Tieren eines Bestandes Stadium Charakteristik Epidemiolog. Reaktion in Tests Bedeutung I Stumme Infektion bei Kälbern und Gering Kaum erfassbar Jungrindern II Subklinische Erkrankung Mäßig Unregelmäßig positiv III Klinische Erkrankung Erheblich Fast regelmäßig positiv bei Kot-BU und serolog. Tests IV Fortgeschrittene klinische Hgr. Ausscheidung regelmäßig positiv bei Kot- Erkrankung von Erregern BU und serolog. Tests (Ansatz Maßnahmenpaket) Weltweite Situation OIE: keine Empfehlung für eine weltweit akkordierte, international gültige und wissenschaftlich anerkannte Überwachung und Bekämpfung EU: keine Verpflichtungen in Hinblick auf Überwachung oder Bekämpfung von ParaTbc Ein Zusammenhang ParaTbc beim Tier und „Morbus Crohn“ beim Menschen wird vermutet, ist bisher aber nicht gesichert nachgewiesen worden NL: Einteilung der Betriebe in 4 Statusklassen Leitlinie zum Umgang mit ParaTbc in Deutschland Wirtschaftliche Bedeutung (1) direkte Schäden durch LM-Verluste und Tod der infizierten Tiere indirekte Einbußen durch Rückgang der Milchleistung, Fertilitätsproblemen Widerstandskraft ↓ gegen allgemeine Infektionen Damit verbunden hohe TA-Kosten (Behandlung und Diagnostik), verminderte Schlachterlöse Wirtschaftliche Bedeutung (2) Bsp. NL: Der Schaden für einen Betrieb mit 100 MK kann über einen Zeitraum von 20 Jahren ca. € 6800/Jahr betragen In Betrieben mit klinisch kranken Tieren wird der Schaden auf € 900/klinisch krankes Tier geschätzt Bsp. USA: Verluste je Kuh in infizierten Herden betragen ca. 100 US$ Bsp: USA: ParaTbc bedingte Schäden für die Rinderhaltung werden mit 1 Milliarde US$ beziffert Weitere Folgen Tierhandel, v.a. für den Viehexport: immer mehr Länder, die Tiere importieren, fragen nach ParaTbc-freien Zuchttieren Veterinärzertifikate Russland: der Absenderstaat muss bei Milch, Molkereiprodukten und Fleisch deren Ursprung aus klinisch ParaTbcfreien Beständen bestätigen ParaTbc in der Milch – Zusammenhang mit Morbus Crohn: Zoonosepotenz durch Überleben des Erregers in der Milch bei der Pasteurisierung? Aktivierung des Erregers bei der Pasteurisierung? Situation in Österreich 1997/98: insgesamt 11.028 Rinder von 2.757 Betrieben aus ganz Österreich. Statistische Auswertungen ergaben in Österreich eine Prävalenz von 2% AK-positiver Tiere aus 7% der Betriebe 2003: Seroprävalenz ca. 20% (signifikanter Anstieg) 2004: ParaTbc auch bei Wildtieren weit verbreitet [wechselseitige Infektion von Haus(Mutterkuhbetriebe)- und Wildtieren, Zsh. wird vermutet]: Stmk → 414 Wildtiere untersucht – 94 positiv Vergleich: CH: ca. 50% D: teilweise (regionale Schwankungen) bis zu 70% USA: 20-40% VO über ein Überwachungsprogramm zur klinischen ParaTbc bei Wiederkäuern Anzeigepflicht bei klinischem Verdacht Feststellung von klinischen Fällen Ausmerzung (Schlachtung) bestätigter Fälle Entschädigung für den Tierhalter Desinfektion nach der Entfernung des betroffenen Tieres Managementmaßnahmen (Herde + Hygiene) §.....§ der VO (1) §1 Anwendungsbereich alle landwirtschaftl. Betriebe die (Wild)Wiederkäuer halten §2 Anzeigepflicht bei klinischem Verdacht Leistungsminderung, hgr. Abmagerung Unstillbarer, therapieresistenter Durchfall §3 Überwachungsprogramm ATA, SFU §4 Behördliche Kontrolle bei Verdacht Anzeige bei Verdacht → BH → LaborUS §.....§ der VO (2) §5 Sperre verdächtiger Tiere Getrennte Aufstallung, kein In-Verkehr-bringen §6 Feststellung von klinisch oder pathologisch-anatomisch positiven Fällen PCR bzw. ELISA §7 Vorgehen bei positiven Fällen Tötung des Tieres und Durchführung von Hygiene- und Managementmaßnahmen §8 Entschädigungen Ausmerzbeilhife gem. Anhang D §9 Personenbezogene Bezeichnungen §10 In-Kraft-treten: 3. April 2006 Anhang A-D der VO Anzeigepflicht bei Verdacht auf klinische Paratuberkulose – (Leit)Symptome (A) Labormethoden – PCR (Kot), ELISA (Blut) (B) Beispiele für Hygienemaßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung von Paratuberkulose in Rinderbetrieben – Quelle II. Med. VMU Wien (C) Geburtshygiene Maßnahmen in der Aufzucht Weitere Maßnahmen Entschädigung (D) Danke für die Aufmerksamkeit!