Situation und Möglichkeit der Sanierung von Paratuberkulose in Deutschland Martin Ganter Einleitung Herden durch enorme Leistungseinbußen Die Paratuberkulose, auch „Johne´sche der Tiere und Tierverluste. Windsor (2014) Krankheit“ genannt, ist eine unheilbare, schätzt chronisch-entzündlich Schafherden in Australien auf 20% pro Darmerkrankung verlaufende der Wildwiederkäuer, Haus- und hervorgerufen durch Verluste in einigen Jahr. Tierseuchenrecht Mycobaterium avium ssp. paratuberculosis (MAP). MAP kommt weltweit vor. In die Deutschland Deutschland ist die Erkrankung endemisch In verbreitet und meldepflichtig. meldepflichtig. In der Paratuberkulose- Mycobaterium avium ssp. paratuberculosis Leitlinie der BMEL werden Empfehlungen ist für ein gram-positives, anaerobes, fakultativ säurefestes Stäbchenbakterium mit sehr hoher Deutschland die ist die Bekämpfung Erkrankung der Krankheit ausgesprochen. Dabei sollen vor allem hygienische Maßnahmen eingesetzt Tenazität. Infizierte Tiere scheiden große werden. Erregermengen mit dem Kot aus und Österreich kontaminieren Umgebung In Österreich gilt MAP als anzeigepflichtige Kontaminierte Weiden bleiben bis zu Tierseuche. Bereits der klinische Verdacht einem Jahr infektiös und in der Gülle kann ist anzeigepflichtig und es existiert ein der Erreger zwischen 3 und 9 Monaten Überwachungsprogramm. überleben. gegen Paratuberkulose ist verboten. Beim Menschen wird eine Beteiligung von Schweiz MAP bei der chronischen Darmkrankheit In der Schweiz gilt MAP ebenfalls als zu Morbus bekämpfende damit Crohn die und dem Krankheitskomplex „human inflammatory (=Anzeigepflicht). bowel disease“ diskutiert. Somit muss Klinische Symptome MAP Die als potentieller Zoonoseerreger Paratuberkulose Die Impfung Tierseuche ist bei kleinen angesehen werden. Wiederkäuern vor allem durch chronische Die Paratuberkulose sorgt weltweit für Abmagerung gekennzeichnet. Rückgang große wirtschaftliche Verluste in infizierten der Milchleistung und Produktivität, struppigem Fell/Vlies und Ödeme durch Rindergesundheitsdienstes Hypoproteinämie Pfalz). kommen in fortgeschrittenenen Stadien hinzu. Erst im Terminalstadium kann ungeformter Kot und evtl. Durchfall auftreten. Die Tiere Rheinland- Mögliche diagnostische Verfahren: 1. direkter Erregernachweis: Anzucht (Goldstandard, Kulturelle aber infizieren sich in der Regel als Jungtiere schwierig über Genomnachweis (PCR, qPCR), Direkt- die Milch/ das Kolostrum, und sehr kotverschmutzes Futter oder Wasser oder PCR auch intrauterin. Zwischen der Infektion im Untersuchung Jungtieralter und den ersten klinischen Immunfluoreszenz Anzeichen können Jahre vergehen. aus langwierig), Kotproben, mikroskopische (Ziehl-Neelsen-Färbung), 2. indirekter Erregernachweis: Jedoch können Erreger bereits während Serologische Tests (z.B. ELISA, INTγ- der symptomlosen Latenzphase über den Test) Kot oder die Milch ausgeschieden werden. 3. Pathologisch-anatomische Im Darm führen die Bakterien zu einer Untersuchungen chronischen histo-pathologischer Bestätigung Darmentzündung granulomatösen und regionalen mit nachfolgernder Sowohl der indirekte als auch der direkte Schwellung der Darmlymphknoten, z.T. Erregernachweis mit Verkalkung. Im Endstadium verenden eingeschränkte Sensitivität auf. Vor allem die Tiere auf Grund einer vollständigen bei Jungtieren ist die Diagnostik mit diesen Abmagerung Methoden nur unzureichend möglich. Des Diagnostik Weiteren bereitet die Diagnostik latent Die Diagnostik der Paratuberkulose ist oder subklinisch infizierter Tiere, die von schwierig. Als Referenzmethode gilt der den verfügbaren serologischen Tests oft direkte kulturelle Erregernachweis in Kot- nicht oder Organproben. Dieser ist gerade bei Schwierigkeiten. Der Antikörpernachweis den kleinen Wiederkäuern sehr langwierig. in Ein negativer Befund kann bis zu 9 Einzeltierbasis weist je nach verwendeten Monate auf sich warten lassen. Deshalb Tests Sensitivitäten von 36% bis 85% und erfolgt die Diagnose häufiger indirekt Spezifitäten von 98% bis 100%. Das heißt, durch den Nachweis von Antikörpern in dass ein positiver Befund praktisch immer Serum oder Milch. Zur Erhebung des richtig ist, während ein negativer Befund Bestandsstatus ist die Serologie jedoch eine Infektion nicht ausschließt. Eine geeignet, ebenso wie Umgebungsproben Einzeltierdiagnose ist nur bedingt möglich (z.B. z.B. und ist sehr vom verwendeten Test des abhängig. Die Erregerausscheidung mit Sockentupfer, Sockentupferprogramm siehe sicher Blut- oder weisen erfasst eine werden, Milchproben auf dem Kot und der Milch kann zudem intermittierend sein eine international beschritten wurden, sind sich Serokonversion setzt oft erst lange nach alle Autoren darin einig, dass klinisch der Erregerausscheidung mit dem Kot ein. auffällige Tiere und deren Nachzucht Somit gemerzt sind und die diagnostischen werden müssen. Möglichkeiten am lebenden Tier begrenzt. Untersuchungen bzw. die Kombination aus dem Merzen klinisch Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Die auffälliger Tiere, der Einführung strikter sicherste Nachweismethode einer MAP- Hygiene- Infektion ist die pathologisch-anatomische (insbesondere der mutterlosen Aufzucht) Untersuchung inklusive und der Impfung mit Gudair® die beste und und erfolgversprechendste Strategie im Nachweismethoden Kampf gegen die Paratuberkulose bei erst sicher nutzbar, post histologischer wenn mortem Bestätigung weiterführenden zeigen, Neueste und dass die Managementstrategien (Immunhistochemie, Kultur, PCR). kleinen Wiederkäuern darstellen. Gudair® Vorkommen ist in Deutschland nicht zugelassen, kann Stau et al. (2012) haben in einer aber mit Ausnahmegenehmigung Landesbehörde der Seroprävalenzstudie zum Vorkommen und zuständigen der Verbreitung der Paratuberkulose in werden. Da mit Gudair® geimpfte Tiere deutschen Schaf- und Ziegenherden 1609 bei der Untersuchung auf Tuberkulose Schafe und Ziegen aus 167 Herden positiv reagieren, könnte der Einsatz der serologisch (ELISA) auf Paratuberkulose Impfung beschränkt werden. untersucht. Pro Herde wurden maximal die Zu Beginn jedes Sanierungsverfahrens 10 magersten Tiere untersucht. Von den sollte 1609 Tieren wurden 240 (15%) positiv auf serologische MAP getestet. In 65% der Schaf- und 71% ausreichend großen Stichprobe stehen, der Ziegenherden wurde mindestens ein um die Prävalenz innerhalb der Herde MAP-positives Tier gefunden. abschätzen zu können. Erst auf Basis Bekämpfung und Kontrolle dieser Die Kontrolle der Paratuberkulose stellt betriebsindividuelle Landwirte und Tierärzte vor eine große Bekämpfungsverfahren Herausforderung. Auf Grund der wenig werden. meines Erachtens eingesetzt jeweils Untersuchung Befunde sollte über eine einer das entschieden sensitiven Tests und der Schwierigkeiten in der Früherkennung von MAPAnschrift: sind Prof. Dr. M. Ganter Strategien Klinik für kleine Klauentiere und auf der Basis von Reagentenmerzung gerade bei kleinen forensische Medizin und Ambulatorische Wiederkäuern Klinik, Stiftung Tierärztliche Hochschule allein unzulänglich und erfordern einen sehr „langen Atem“. Bei den verschiedenen Ansätzen, die Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover