Endoparasitenbehandlung im Wildgehege Dr. Udo Moog Schafgesundheitsdienst der Thüringer Tierseuchenkasse unter Verwendung von Daten von Podstatzky u. Deutz, Gumpenstein; Murer, Herzogenbuchsee; Schmäschke, Leipzig; TLLV Fotos: Moog, Schmäschke, Deutz, Mitgliederversammlung des LLWTH und Fachtagung Landwirtschaftliche Wildhaltung 23.10.2010 in Stadtroda Inhalt • Blauzungenkrankheit • Paratuberkulose • Endoparasiten – Allgemeines – Maßnahmen zur Prophylaxe – Möglichkeiten zur Diagnostik – Behandlungsmöglichkeiten • Fragebogen Übersicht • Wildtiere, einschließlich des Gehegewildes, sind aufgrund ihrer Konstitution sowie ihrer Lebensweise sehr widerstandsfähige Tierarten und relativ resistent gegen Krankheiten. Das ist eine gute Voraussetzung für eine wirtschaftliche Wildhaltung. aber • In den Gehegen besteht durch die im Vergleich zur Wildtierpopulation wesentlich höhere Bestandsdichte ein vermehrter Krankheitsdruck durch Infektionserreger und Parasiten. Übersicht • Eine selektive Nahrungsaufnahme wird durch die starke Einschränkung des Lebensraumes unmöglich, dadurch werden natürliche Schutzmechanismen ausgeschaltet. • Durch unsachgemäße Fütterung können Stoffwechselkrankheiten (Pansenazidose) und andere ernährungsbedingte Erkrankungen (z.B. Fremdkörper) verursacht werden. • Durch die Einschränkung des Lebensraumes kommt es zu Verletzungen der Tiere untereinander (z.B. Forkelverletzungen, Verletzungen an Gehegeeinrichtungen). • Einzeltierbehandlungen erkrankter Tiere sind schwierig durchzuführen Inhalt • Blauzungenkrankheit • Paratuberkulose • Endoparasiten – Allgemeines – Maßnahmen zur Prophylaxe – Möglichkeiten zur Diagnostik – Behandlungsmöglichkeiten • Fragebogen Deutschland 2006 885 Fälle davon 13 x Gehegewild Quelle: FLI Deutschland 2007 20.623 Fälle davon 82 x Gehegewild Deutschland 2008 5.125Fälle davon 16 x Gehegewild 851 BT-Untersuchungen bei Wild in Thüringen 2009/2010 Antikörpernachweise Blut gesamt positiv verdächtig negativ n. a. Damwild 639 4 1 632 2 Reh Rot Muffel 35 101 76 0 1 1 0 0 1 35 100 73 0 0 1 Summe 851 6 2 840 3 Quelle: FLI BT in Deutschland 2006 - 2010 885 20.623 5125 142 0 BT Situation 3.6.2010 Paratuberkulose Weltweit verbreitete, ansteckende, chronische Darmerkrankung besonders der Wiederkäuer • Wirte: Haus- und Wildwiederkäuer; vereinzelt Pferd, Hund, Schwein, Esel, Geflügel, Kameliden, Affen und Kaninchen; Wildkaninchen, Füchse, Marder, Rabenvögel, Ratten, Mäuse, Hasen, Dachse; Mensch?? •Tenazität: im Kot auf der Weide: bis > 1Jahr Paratuberkulose in der Steiermark (Deutz 2009) Paratuberkulose in der Steiermark (Deutz 2009) Paratuberkulose in der Steiermark (Deutz 2009) Paratuberkulose „Paratuberkulose ist die Krankheit der Zukunft“ (TOURNUT, 1974) „Paratuberkulose wird billig gekauft und teuer bezahlt“ (BENEDICTUS, 1985) Inhalt • Blauzungenkrankheit • Paratuberkulose • Endoparasiten – Allgemeines – Maßnahmen zur Prophylaxe – Möglichkeiten zur Diagnostik – Behandlungsmöglichkeiten • Fragebogen Symptome • • • • Durchfall Abmagerung Struppiges Fell Todesfälle bei Jungtieren besonders im ersten Winter Allgemeines Im gesamten Bestand ist die Verwurmung meist geringer als erwartet. adulte Tiere entwickeln gute Abwehr gegen Parasiten Aber Parasitenbefall = häufigste Todesursache bei Spießern und Schmaltieren Allgemeines Risikogruppe: Tiere zw. 6-18 Monaten • Warum: Abwehr gegen Würmer noch nicht ausgebildet • Rangniedere Tiere erhalten weniger (Kraft)futter • Stress im Winter (Kälte, Futterbeschaffung,..etc.) • Erhalten wenig oder gar kein Entwurmungsfutter! Magen-Darm-Würmer Wurmbürde: Freie Wildbahn - Gatter Wurmbürde in Abhängigkeit von der Besatzdichte Altersabhängigkeit der Wurmbürde Große Unterschiede zwischen den Gehegen Große Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter Ausscheidung und Infektion Lungenwürmer Lungenwürmer Lungenwurmbefall beim Wild regelmäßig • beim Rotwild höherer Befall, als beim Damwild Klinik • Großer Lungenwurm: Husten • Husten, forcierte Atmung • Abmagerung • Kleiner Lungenwurm • meist symptomlos Diagnostik: Sektion oder Kotuntersuchung • größere Mengen frischen Kotes für Nachweis notwendig (ca. 20 g) Lungenwürmer Besatzabhängigkeit der Lungenwurmbürde Alters- und Besatzabhängigkeit der Lungenwurmbürde Ausscheidung und Infektion Übersicht Diagnostik Gehegewild Thüringen (TLLV) Einsendung Damwild Tierkörper Rotwild Muffel 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 9 5 11 1 10 12 4 4 Kot 4 2 5 1 1 2 4 1 Tierkörper 6 1 0 1 1 2 1 3 Kot 3 1 2 1 1 1 2 7 2 4 3 9 1 2 1 Tierkörper Kot Diagnostik in der Schweiz Elektronische Tierkennzeichnung Diagnostik • Kotproben • auf Grund des Preises (10€ je Probe) sind Sammelkotproben zu empfehlen • Getrennt nach Jungtieren und Adulten • Kot muss frisch sein • Sektionen bei Todesfällen • Fleischbeschau nutzen! den Tierarzt dabei fordern Prophylaxe • Besatzdichte • Hygiene bei der Fütterung – Lenkung des Wildes im Winter auf trockene und sonnige Standorte – Lenkung des Wildes im Frühjahr weg von den stark kontaminierten Futtereinständen – Eventuell Fütterungsstellen befestigen • Schwache und kranke Stücke frühzeitig aus dem Bestand Prophylaxe • Qualitativ gutes Grundfutter als Grundlage • Wenn möglich 1 x Mahd zur Heu/Silagegewinnung auf Gehegeflächen • Kalkstickstoff 400-500kg/ha zur Reduktion der Larvenpopulation • Optimale Mineralstoffversorgung (in loser Form) • Tränkehygiene! (Biotope der Zwischenwirte) Richtiges Weidemanagement • Weidebestand „richtig führen“ (Besatzstärke, Besatzdauer, Pflege, Düngung…) • Tierbetreuungseinrichtungen (Fangstände, Raufen….) und Weidezaunsystemwahl • „Einstand“ unbedingt erforderlich (Sicht- und Witterungsschutz) • Den Frühling nicht verschlafen! (Pflanzenreste werden abgefressen, langsame Futterumstellung, gleichmäßige Überweidung) • Ständige Kontrolle der Weiden Behandlung Da immer weniger geeignetes Präparate zur Verfügung stehen, stehen Managementmaßnahmen im Vordergrund! Anerkennung von Gehegen als …„frei lebendes Wild“… • Die Anerkennung eines Geheges setzt in jedem Fall eine Vor-Ort-Überprüfung und die Prüfung der ordnungsgemäßen Buchführung nach Anhang I Teil A Abschnitt III Nr. 8 der Verordnung (EG) Nr. 852/2004 voraus. Prüfungskriterien: • Gehegegröße • Gehegestrukturierung • Anwendung von Tierarzneimitteln • Fütterung • Weitere Voraussetzungen für die Anerkennung Anwendung von Tierarzneimitteln ..“frei lebendes Wild“.. erlaubt sind: • eine aus Tierschutzgründen gebotene Behandlung einzelner erkrankter Tiere….. verboten ist: • eine regelmäßige Behandlung mit Antiparasitika Anwendung von Tierarzneimitteln ..“frei lebendes Wild“.. erlaubt sind: • eine aus Tierschutzgründen gebotene Behandlung einzelner erkrankter Tiere….. verboten ist: • eine regelmäßige Behandlung mit Antiparasitika Parasitenbefall ist durch verbesserte Lebensbedingungen und Reduzierung der Besatzdichte zu regulieren. Ist dies nicht möglich, so liegen keine ähnlichen Bedingungen wie für frei lebendes Wild vor. Anthelminthika sind deshalb nur nach Diagnosestellung durch einen Tierarzt einzusetzen. Infra and supra populationen Infrapopulation empfindliche Würmer Suprapopulation resistente Würmer nach Fiona Kenyon Konventionelle Behandlung alle Tiere Anthelmintic Treatment empfindliche Würmer resistente Würmer nach Fiona Kenyon Targeted selective treatments (TSTs) (gezielte Behandlung) • TSTs steht für die partielle Behandlung der Herde • behandelt werden nur kranke Tiere (struppig, mager, blutarm, verkotet...) Institute Seminar, May 2008 Nutzen des Refugiums Anthelmintic Treatment empfindliche Würmer resistente Würmer nach Fiona Kenyon Leave the best and treat der rest Behandlung • Zur Injektion: Ivomec, Qualimec und Dectomax • Zum Eingeben: Albendazol 10%, Valbazen, Panacur, u.a. • Aufgießen: Ivomec Pour on (Zulassung für Rotwild; 22 Tage Wartezeit), Eprinex • Pellets: Rintal • Granulat: Panacur Granulat Behandlung Alle anderen Medikamente müssen • Zur Injektion: Ivomec, Qualimec und umgewidmet Dectomax werden und dürfen darum vom Tierarzt verabreicht werden! • Zum nur Eingeben: Albendazol 10%, Verdopplung der angegebenen Wartezeit! • Pour on: Ivomec Pour on (Zulassung für Rotwild; 22 Tage Wartezeit) • Pellets: Rintal • Granulat: Panacur Granulat Wildart D S R M A N Z A H L Gehe Wurmkur im wie oft geletzen Jahr pro Jahr größe Eingeben Panacur in ha Ja/Nein Albendazol bei Ja Cydectin Monat anere 34 D 35 ja 29 x 1 1R 14 nein 6x2 3S 2M 6 DR 2 DS 1RDS 49 2x Panacur Womit? Spritzen Ivomec Qualimec Dectomax Aufgießen Ivomec Cydectin Eprinex 1x 2x Dectomax Ivomec mit Futter Pellets Rintal Concurat 25 23 Rintal 2 Panacur alle Wie schätzen Sie Ihr Wissen nach Kot- nach zu Würmern probe Gewichtsein? kontrolle gut mittel unbefriedigend nur Jungtiere Tiere des Bestandes Alle 37 7 2 12 gut 30 mittel 1 ungenügend Messerdesinfektion beim Schlachten: Neuerervorschlag von Peter Kieser Zusammenfassung - Wenn Diagnostik, dann richtig… - Wenn Behandlung, dann richtig… - Kein Prinzip „Gießkanne…“ - Einzeltierbehandlung - über 90% der tiergesundheitlichen Aufwendungen müssen in die Jungtiere fließen - Beachtung der gesetzlichen Bestimmung - Überprüfung des Behandlungserfolges Nicht mit den direkten und den indirekten Verlusten Abfinden!