SEITE 1531/2007 Herausgegeben vom aid infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Land­ wirtschaft e. V. Friedrich-Ebert-Str. 3 53177 Bonn Internet: www.aid.de E-Mail: [email protected] mit Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung, ­Landwirtschaft und Verbraucherschutz Text Dr. Thomas Schneider, Dr. Lutz Geue, Dr. Heike Köhler, Prof. Dr. Gerald-Fr. Gerlach, Dr. Wolfram Klawonn, Sabine Schött, Dr. Bernhard Polten, Dr. Franz-Josef Conraths, Jörg Planer Redaktion Dr. Elisabeth Roesicke, aid Bilder (mit Angabe der Seite) Copyright BLE, Bonn/Dominic Menzler: 30, 32, 34; Dr. Norbert Fiege: 11 oben, Dr. Gerhard Joermann: 9 oben; Klinik für Rinder, Tieräzrtliche Hoch­schule Hanno­ ver: 12, 13, 22 oben, 22 links unten, 25; Dr. Heike Köhler: 7, 11 Mitte, 22 rechts unten, 23 unten; Walter Müller: 23 Mitte rechts; Dr. Elisabeth Roesicke: 4, 5, 6, 11 unten, 23 Mitte links, 28, 29; vet-foto, Tischer: Titelbild; Peter Meyer, aid: alle Übrigen Gestaltung grafik.schirmbeck 53340 Meckenheim Druck Druckerei Lokay e. K. Königsberger Straße 3 64354 Reinheim Nachdruck – auch auszugsweise – sowie Weitergabe mit Zusätzen, Aufdrucken oder Aufklebern nur mit Genehmigung des aid gestattet. 2., überarbeitete Auflage ISBN 978-3-8308-0720-9 Bedeutung der Paratuberkulose 4 Der Erreger 7 Infektion und Verbreitung im Bestand 8 Krankheitsverlauf 10 Bekämpfung der Paratuberkulose im Bestand 14 Nachweis der Paratuberkulose und Beseitigung infizierter Tiere 14 Hygienemaßnahmen im Betrieb 16 Allgemeine Hygienemaßnahmen im Bestand 17 Abkalben 19 Kälberaufzucht 20 Remontierung 24 Weidemanagement 24 Ziel: Paratuberkulose-unverdächtiger Bestand 25 Wirtschaftliche Bedeutung 27 Sanierungsmaßnahmen 28 Anhang 29 Fragebogen zur Feststellung des Hygienestatus eines Milchkuhbetriebes in Hinsicht auf Paratuberkulose (Checkliste) 29 Statusdefinitionen für den Bestand 36 Adressen 38 aid-Medien 40 Bedeutung der Paratuberkulose Paratuberkulose – auch „Johne’sche Krank­ heit“ genannt – ist eine weltweit verbrei­ tete, unheilbare Infektionskrankheit, die vor allem Rinder, Schafe und Ziegen be­ fällt. Obwohl sich der überwiegende Teil der Tiere bereits im Jungtieralter infiziert, kommt es meist erst nach einigen Jahren zum Ausbruch der Krankheit, die immer tödlich endet. In Deutschland gehört die Paratuberkulose zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Neben Hauswiederkäuern können auch Wildwiederkäuer wie Rot­ hirsche und Rehe an Paratuberkulose er­ kranken. Eines der Hauptprobleme bei der Bekämp­ fung der Paratuberkulose liegt darin, dass die Krankheit meist erst sehr spät er­kannt werden kann. Infizierte Tiere zeigen lange Zeit (bis zu zehn Jahre!) keine Krankheits­ symptome und sind daher nur schwer zu ermitteln. Diese Tiere können aber die Krankheitserreger in hohen Konzentra­tio­ nen ausscheiden. Selbst wenn die Krank­heit zum Ausbruch kommt, ist eine eindeutige ­D iag­nose meist noch schwer. Eine direkte Bekämpfung der Krankheit mit Antibiotika ist nicht wirtschaftlich. Auch Schutzimpfun­ gen bie­ten keinen ausreichenden Schutz und haben zudem den nachteiligen Effekt, dass die Krankheit bei geimpften Tieren nicht mehr zuverlässig festgestellt werden kann. Zurzeit ist in Deutschland auch kein Impfstoff zugelassen. 7 Paratuberkulose spielt auch dort eine Rolle, wo sie am wenigsten vermutet wird. Meldepflichtige Tierkrankheiten Die Paratuberkulose zählt in Deutschland zu den meldepflichtigen Krankheiten. Im Gegensatz zu den anzeigepflichtigen Tierkrankheiten werden die meldepflichtigen Krankheiten nicht staatlich bekämpft. Über sie soll aber ein ständiger Überblick gewonnen werden, um die Notwendigkeit staatlicher Maßnahmen prüfen zu können. Zur Meldung verpflicht sind die Leiter der Veterinäruntersuchungsämter, Tiergesundheitsämter und anderer öffentlicher oder privater Untersuchungsstellen sowie Tierärzte, die in Ausübung Ihres Berufs eine meldepflichtige Krankheit feststellen. Die Meldungen sind unverzüglich an die jeweils zuständige Landesbehörde unter Angabe des Datums der Feststellung, der betroffenen Tierart, der Anzahl der betroffenen Bestände und des Kreises bzw. der kreisfreien Stadt weiterzugeben; diese informiert das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wöchentlich. Es hat sich gezeigt, dass die Krankheit nur durch die Einhaltung strikter Hygienemaß­ nahmen und das frühzeitige Ausmerzen in­ fizierter Tiere in den Griff zu bekommen ist. Eine Sanierung des Bestandes dauert etwa fünf bis zehn Jahre. „Paratuberkulose kommt dort vor, wo danach gesucht wird.“ Das Fehlen von Hinweisen auf Paratuberkulose bedeutet in der Regel, dass keine entsprechenden Untersuchungen durchgeführt wurden. Trotz der teils enormen wirtschaftlichen Verluste, die infolge der Krankheit entste­ hen (Tierverluste, verminderte Milch- bzw. Fleischleistung, erhöhte Tierarztkosten etc.) findet die Paratuberkulose noch zu wenig Beachtung unter Rinderhaltern. Man vermutet, dass in Deutschland etwa 10 bis 15 Prozent der Milchkuhbetriebe betrof­ fen sind, wobei schätzungsweise 15 bis 30 Prozent der Tiere in diesen Betrieben infi­ ziert sind. Verlässliche Zahlen über die Ver­ breitung des Erregers sind jedoch nicht mög­lich, da flächendeckende Untersuchun­ gen mit einer repräsentativen Aussage bis­ her fehlen. Neben ihrer Bedeutung als Tierkrankheit, wird die Paratuberkulose seit einiger Zeit auch unter einem anderen Aspekt diskuti­ ert. Der Erreger der Paratuberkulose steht in Verdacht, an der Entstehung des Mor­ bus Crohn, einer Darmerkrankung beim Menschen, ursächlich beteiligt zu sein. Ein Zusammenhang ist nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft jedoch nicht erwie­ sen. 1 Vor Problemen kann man nicht weglaufen. Paratuberkulose ist weit verbreitet und breitet sich immer weiter aus. Erkrankte Rinder können bis zu 5 Billionen Mykobakterien pro Tag mit dem Kot ausscheiden. Paratuberkulose in Stichworten • Erreger: Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis (MAP) • Hohe Ansteckungsgefahr, vor allem durch Kot • Unheilbar • Chronisch (langsam verlaufend) • Infektion vor allem im ersten Lebensjahr • Tiere können die Krankheit übertragen, ohne selber sichtbar daran erkrankt zu sein • Äußerliche Erkrankungen treten meist erst im Alter von 3 bis 6 Jahren auf • Krankheitssymptome sind: anhaltender Durchfall (oft mit Blasen), Gewichtsverlust, ­reduzierte Milchleistung • Endet in den allermeisten Fällen mit dem Tod des Tieres