MBA SPECIAL_Karriere Executive MBA für Ingenieure – ein starkes zweites Standbein entwickeln zVg In einer immer globaleren Welt verändern sich die Anforderungen an ambitionierte Berufsleute ständig. Wer heute noch rein als Ingenieur tätig war, leitet morgen schon ein Projektteam und wird übermorgen zum Linienvorgesetzten. Um die zusätzlichen Herausforderungen ebenso souverän anpacken zu können wie die angestammte technische Aufgabe, bietet sich eine passende Weiterbildung an. Eine gute Alternative für Ingenieure bietet der Executive Master of Business Administration (EMBA). Dieser Beitrag zeigt an einem Beispiel auf, was ein EMBA bringen kann, und nennt die wichtigsten Kriterien für die Wahl. Auf die Arbeit folgt der Lohn: Graduation-Feier des Rochester-Bern Executive Programs. Fabian Voser studierte Maschinenbau an der ETH Zürich. Nach einem sechsmonatigen Trainee-Programm bei ABB in Finnland begann er Ende 2003 seine Karriere bei Alstom Schweiz als Ingenieur. Hier entwickelte er Rekonditionierungsverfahren für die Gasturbinenbeschaufelung und betreute die Produktion sowie die Kunden weltweit. Im Jahr 2006 wurde er Gruppenleiter in seinem Team, 2008 wechselte er zu Alstom Power O&M als Contract Manager. In seiner neuen Rolle agierte er als Projektleiter für die Mobilisierung und Abwicklung von Betriebs- und Wartungsverträgen für Gaskombikraftwerke mit Schwerpunkt Nord- und Westafrika. Nach zwei Jahren in der neuen Rolle begann sich der Wunsch nach fundierterem Wissen zu Themen des Managements zu regen: «Ich realisierte, dass ich 38 SWISS ENGINEERING NOVEMBER 2015 immer mehr als Manager und immer weniger als Ingenieur agierte», sagt Voser. «Um nicht ständig aus dem Bauch heraus managen zu müssen, suchte ich nach einer passenden Weiterbildung.» Diese Weiterbildung musste kompatibel sein mit seiner privaten und beruflichen Situation (= kein Karriereunterbruch), sie musste den Qualitätsstandards entsprechen, die er von der ETH Zürich her gewohnt war, und sie musste ihm den Austausch mit Berufsleuten aus anderen Branchen und Ländern sowie einen internationalen Abschluss ermöglichen. Vosers Wahl fiel auf das Rochester-Bern Executive MBA. Welches EMBA eignet sich für Ingenieure? Das Angebot an EMBA-Programmen in der Schweiz ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Wer sich umschaut, findet Programme an Universitäten, Fachhochschulen und bei privaten Anbietern; neben dem traditionellen MBA in «General Management» gibt es zudem spezifische Programme, zum Beispiel für Logistik oder Marketing. Und natürlich hat jeder Anbieter seine Stärken, so hat das IMD in Lausanne zum Beispiel eine gute Reputation in «Leadership» oder RochesterBern Executive Programs (RoBe) in Bern in «Finance». Neben den Programmen in der Schweiz gibt es natürlich auch noch zahlreiche Programme im Ausland; bekannt ist zum Beispiel das EMBA-Programm von Insead in Fontainebleau oder das Trium-Programm der New York University zusammen mit der HEC Paris und der London School of Economics. Auf der Suche nach dem passenden EMBA muss man sich zunächst einmal fragen, welche Kriterien die Weiterbildung erfüllen sollte (siehe Box). Die Entscheidung für das eine oder andere Programm hängt stark vom eigenen Erfahrungs- und Ausbildungshintergrund ab, aber auch vom Arbeitgeber und den persönlichen Karrierezielen. In Gesprächen mit Ingenieuren zeigt sich oft, dass sie Managementthemen gerne mit dem gleichen Selbstvertrauen angehen würden wie technische Fragen. Als typische Lücken, die es zu schliessen gilt, werden in der Regel Finanz und Führung genannt; daneben möchte man Kenntnisse zu den anderen Funktionsbereichen der Organisation erwerben, um besser mitreden zu können. Dies war auch bei Fabian Voser der Fall. Was bringt ein Executive MBA? «Um mich in meiner neuen Rolle als Manager wohlzufühlen, wollte ich sowohl die gängigen Instrumente des Managements kennenlernen als auch die Denkweise erfolgreicher Führungskräfte», sagt Voser. Ausserdem habe er auf Augenhöhe mit den Spezialisten aus den anderen Bereichen seines Unternehmens (z. B. Finanz, Marketing oder Human Ressources) diskutieren und sein Team zu Höchstleistungen motivieren wollen. Alle diese Ziele habe das EMBA erfüllt: «Heute fälle ich meine Entscheidungen nicht mehr aus dem Bauch heraus, sondern vor dem Hintergrund allgemeiner ökonomischer, finanzieller und gesellschaftlicher Überlegungen.» In persönlicher Hinsicht habe er vor allem vom Austausch mit den Klassenkameraden aus verschiedensten Branchen und den Professoren aus aller Welt profitiert. Ausserdem habe er gelernt, wie belastbar er sei: «Ein EMBA-Studium bestreitet man neben dem vollen Pensum im Beruf und allen privaten Verpflichtungen. Unter diesen Konditionen lernt man sich selbst gut kennen und merkt, wie wichtig es ist, Prioritäten zu setzen.» Heute ist Voser überzeugt, dass es richtig war, in den EMBA zu investieren. «Es ist gut, sowohl die Welt des Ingenieurs als auch die des Managers fundiert zu kennen», sagt er. «Ich geniesse es, neue Ideen ins Unternehmen einzubringen und bestehende Prozesse zu hinterfragen. Vor dem Executive MBA wäre ich auf viele dieser Ideen gar nie gekommen.» Das Studium hat sich auch auf seine Karriere ausgewirkt. Seit Januar 2013 arbeitet Fabian Voser als General Director für die Alstom Group in der Nähe von Ho Chi Minh City. In den letzten zwei Jahren ist dort unter seiner Führung eine neue Fabrik auf grüner Wiese entstanden. Heute führt er ein Team von momentan 70 Leuten und trägt die Verantwortung für alle Geschäftsbereiche. Seine Familie geniesst das Leben in Vietnam. Das Executive-MBA-Studium hat sich für ihn rundum ausgezahlt. Check-Liste für EMBA-Programme Die folgende Liste führt eine Auswahl an Leitfragen für die Wahl des richtigen Executive-MBA-Programms auf und gibt Hinweise, worauf konkret zu achten ist. Idealerweise testen Sie die Programme Ihrer Wahl bei einem Besuch vor Ort und in Gesprächen mit allen Beteiligten. Reputation: Ist das Programm akkreditiert von AACSB, EQUIS oder AMBA? Ist es in den wichtigen Rankings aufgeführt? Die Akkreditierung ist ein Muss, denn hier wird die objektive Qualität der Business School beurteilt. Die Platzierung im Ranking hingegen darf man nicht überbewerten, da Rankings nicht unbedingt das messen, was die Qualität eines Programms für die Teilnehmenden ausmacht. Internationalität: Arbeitet das Programm mit einer renommierten ausländischen Universität zusammen? Erhalten Sie einen internationalen Abschluss? Mit einem internationalen Abschluss machen Sie sich fit für die Zukunft und signalisieren Offenheit für neue Herausforderungen. Dies kann selbst dann nützlich sein, wenn Sie heute noch nicht wissen, ob Sie künftig international tätig sein werden. Inhalte: Möchten Sie sich breites Managementwissen aneignen oder eher spezialisieren? Soll das Programm eher quantitativ oder qualitativ ausgerichtet sein? Die Entscheidung hängt ab von Ihren aktuellen bzw. zukünftigen Aufgaben, aber auch von Vorbildung und Präferenzen. Je nach Karriereziel kann es sinnvoll sein, Schwächen auszubügeln anstatt Stärken auszubauen – auch wenn das auf den ersten Blick anstrengend erscheint. Dozierende: Kommen internationale Dozierende zum Einsatz? Wirken die Dozierenden in Akademie und Praxis? Sind sie didaktisch auf der Höhe? Positiv zu bewerten sind Schulen, deren Dozierende neben der akademischen Ausbildung an einer guten Universität auch praktisch wissen, wovon sie reden. Idealerweise ist das Salär der Dozierenden abhängig von der Bewertung der Studierenden, da dies die Kundenorientierung fördert. Teilnehmende: Stammen die Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern, Branchen, Berufsgattungen? Haben sie Management-Erfahrung? Von Vorteil ist eine ausgewogene Zusammensetzung über Länder, Branchen und Berufe. Auch sollten die Teilnehmenden mehrere Jahre Management-Erfahrung aufweisen. Format: Ist das Format des Programms mit den Bedürfnissen von Führungskräften kompatibel? Passt es zur privaten Situation? In der Praxis finden sich unterschiedliche Modelle (z. B. Block- oder Wochenendkurse). Wichtig ist es, dass sich das Programm mit Familie und Job vereinbaren lässt. Preis: Wie teuer ist das EMBA-Programm? Wie hoch ist der Zeitaufwand? Einen MBA macht man in der Regel nur einmal im Leben. Auch wenn das ideale Programm im Moment viel- Petra Joerg, CEO Rochester-Bern leicht teuer erscheint, wird sich die Investition lohnen, denn (a) wird sich der Payback bald einstellen und (b) Executive Programs ist der Zeitaufwand ebenso hoch wie für ein weniger gutes Programm. www.rochester-bern.ch MAS eine gleichwertige Weiterbildung zum MBA Der Master of Advanced Studies in Business Engineering (MASBEM) richtet sich an Projektleitende und Führungskräfte, welche eine technische Grundausbildung haben und sich betriebswirtschaftlich weiterbilden wollen, um ihren nächsten Karriereschritt zu machen. Das Berufsbegleitende Studium dauert zwei Jahre und wird in unterschiedlichen Zeitmodellen an der Hochschule für Technik FHNW in Brugg-Windisch und in Muttenz angeboten. Die stark praxisorientierte Ausrichtung der Module und die realen Gruppenprojekte von der Industrie werden von den Studierenden sehr geschätzt. Sie werden dabei von engagierten und erfahrenen Dozierenden persönlich betreut und unterstützt und können so die Lerninhalte bereits im Studium vertiefen und erlangen die für ihre Karriere wichtige Handlungskompetenz. Weitere Informationen finden Sie unter www.masbem.ch Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) Hochschule für Technik, 5210 Windisch, Tel. 056 202 99 55, [email protected] SWISS ENGINEERING NOVEMBER 2015 39